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VIERTER ABSCHNITT - PERSÖNLICHE UNTERWEISUNGEN FÜR JÜNGER - TEIL 11

In dieser gegenwärtigen Verkörperung hast du die zweite Methode zu handeln gewählt und sie getreulich befolgt. Mit einem zarten und ernstlich geschädigten Körper und einer Gattin, die stets Ursache beständiger Besorgnis ist (obgleich du ihr viel zu verdanken hast), hast du die Aufgabe eines arbeitenden Jüngers verfolgt. Du hast viel Gutes [676] getan und unserer Arbeit ausserordentlich geholfen, und - wie der Meister sagte - die Hierarchie ist niemals undankbar, denn Dankbarkeit ist von einem okkulten und wissenschaftlichen Gesichtspunkt das Kennzeichen einer erleuchteten Seele und ein grundlegendes befreiendes Element. Ich bin dir gegenüber nicht undankbar, mein Bruder; ich hoffe, dich in eine engere Beziehung mit mir zu bringen, vorausgesetzt, dass es dir gelingt, eine etwas schwierige Lage, der du jetzt gegenüberstehst, zu meistern und einen Aspekt deines Wesens zu beherrschen, der unter Kontrolle gebracht werden muss, ehe der Schritt, den ich im Zusammenhang mit dir vorhabe, getan werden kann.

Heute ist es meine Verantwortung zu entscheiden, ob du das, was ich sage, annehmen und dich dann anschicken wirst, gewisse Haltungen zu ändern oder ob du dich weigern wirst, ihr Vorhandensein anzuerkennen und deine eigenen Wege gehen wirst. Dies würde es mir unmöglich machen, dir eine esoterische Möglichkeit anzubieten, welche dich im nächsten Leben auf eine solche Weise orientieren wird, dass dir, wenn du der Einweihung der Entscheidung gegenüberstehst, der Pfad, den du verfolgen musst, klar erscheinen wird.

Ich frage mich, ob du je die Gründe untersucht hast, warum die verschiedenen Mitglieder der Gruppe von neun ihre Arbeit mit mir aufgegeben haben und (während dieser kurzen Periode) nicht an der Arbeit meines Ashrams teilnehmen. Bitte beachte, dass ich nicht den Ausdruck benutze, «an geistiger Arbeit teilnehmen». Viele von ihnen sind noch immer ebenso geistig motiviert. Ein Ashram besteht für Arbeit und nicht in erster Linie dazu, Jünger auszubilden. Diese Ausbildung findet notwendigerweise statt, aber der hauptsächliche Zweck eines Ashrams besteht darin, eine besondere Arbeitsphase zu vollbringen. Dies ist ein Satz, bei dem ich dich bitten möchte anzuhalten, um ihn zu erwägen. Er ist gegenwärtig von hervorragender Bedeutung für dich.

Die Arbeit der Hierarchie ist ein integriertes Ganzes; jeder Ashram innerhalb der Hierarchie ist diesem Ganzen und jenem speziellen Aspekt davon gewidmet, der durch seine Mitglieder aller Grade - die in der Ausbildung für irgendeine Einweihung stehenden Jünger - bestens ausgeführt werden kann. Um sicherzustellen, dass die Arbeit wunschgemäss vorwärts geht, erhält der einzelne Jünger oder Eingeweihte notwendigerweise (wie gesagt) Ausbildung, Gebote, bezüglich der charakterlichen Entwicklung und der Haltung der Persönlichkeit. Ein genaues Studium von «Jüngerschaft im Neuen Zeitalter», Band I, wird dir offenbaren, dass die Jünger [677] in bezug auf diesen Punkt der persönlichen Korrigierung - wenn ich ein so scharfes Wort für die Fingerzeige und Vorschläge, die ich gab oder machte, gebrauchen darf - versagt haben. Trotz Aufrichtigkeit, Hingabe und weiter Kenntnisse und selbst eines subjektiven Erkennens der Richtigkeit dessen, was ich sagte, wollten sie es nicht annehmen; sie lehnten sich dagegen auf; sie rechtfertigten sich mit vernunftmässigen Gründen und gaben vorübergehend - ganz vorübergehend - ihre Tätigkeit auf, obwohl sie weiterhin Jünger an der Peripherie meines Ashrams sind.

Wenn ich nun dir gegenüber gewisse Bemerkungen über deine Haltung während der letzten drei Jahre in bezug auf die Arbeit, die ihren geistigen Brennpunkt in New York hat, ausspreche, riskiere ich es dann, dich nach all diesen Jahren zu verlieren? Willst du den Rest deines Lebens deine eigenen Wege gehen? Ich glaube, dass dies nicht der Fall sein wird.

Wie dir gut bekannt ist, hat meine Arbeit in der äusseren Welt die Form von drei hauptsächlichen Tätigkeiten angenommen. ... Du hast viel getan, um bei dieser Arbeit zu helfen, und die Tür der Gelegenheit steht weit offen für dich, vorausgesetzt, dass die Arbeit im Einklang mit dem ursprünglichen Bild beibehalten wird, das vor dem zweiten Weltkrieg gegeben worden ist. Du bist jedoch geneigt, ein paar Tatsachen zu vergessen:

1. Das Zentrum, von dem die Arbeit des Guten Willens ausgeht, und die Quelle ihrer geistigen Macht ist gegenwärtig in New York lokalisiert, obgleich sie später - wenn es für weise gehalten wird - nach London verlegt werden mag. Ich erwähnte dies vor mehreren Jahren, und ich möchte dich auch daran erinnern, dass diese beiden Städte zu den fünf Brennpunkten geistiger Energie gehören, durch die hierarchische Tätigkeiten in Gang gebracht werden können. Deine Stadt gehört nicht dazu.

2. Die hauptsächliche Aufgabe der Arbeit des Guten Willens ist dreifach:

a. Sie muss den weltumfassenden guten Willen mobilisieren.

b. Sie ist für die Verbreitung der Botschaft des Wiedererscheinens des Christus und für einen grossen Teil der Vorbereitungsarbeit für sein Kommen verantwortlich.

c. Sie muss dazu beitragen, die Aufmerksamkeit der Massen - so weit wie möglich - auf die Probleme der Menschheit zu lenken und dadurch zu helfen, die Gedankenform ihrer Lösung zu schaffen.

F. B. und A. A. B. haben dies bereits erkannt und machen Pläne im Einklang mit dem oben Erwähnten. Bald wird in der ganzen Welt viel von [678] Schülern und anderen erreicht werden (und in verschiedenen Ländern geschieht es schon heute), stets unter der Anweisung von New York, so dass ihre Arbeit sich in das allgemeine Bild und in die Pläne der Arbeiter in New York einfügt.

3. Mein geliebter Bruder, auf drei Dinge möchte ich im Zusammenhang mit deiner Beziehung zur Arbeit deine Aufmerksamkeit lenken:

a. Du hast ein starkes Gefühl, dass alle Arbeit des Guten Willens völlig von dem, was du Okkultismus zu nennen beliebst, getrennt werden sollte. Meinst du Trennung vom geistigen Zentrum, der Hierarchie? Wenn dies getan wird, auf welche Weise wird sich dann die Arbeit des guten Willens, die du zu tun beabsichtigst, von den Tausenden von Bewegungen des guten Willens unterscheiden, die heute so eifrig und aktiv in der Welt arbeiten?

A. A. B. hat dir dies gesagt, und seitdem hast du niemals mit ihr gesprochen, noch dich von ihr verabschiedet, nicht einmal telefonisch, oder ihr einen Brief geschrieben. Diese Persönlichkeitseinzelheiten machen ihr nichts aus und sind bedeutungslos, abgesehen davon, dass sie eine starke Reaktion deinerseits andeuten, welche auf fast heftige Meinungsverschiedenheit hinausläuft. F. B. und A. A. B. haben getan, was sie konnten, um dich in die Arbeit des neuen Zyklus zu «absorbieren», aber bisher ganz erfolglos.

b. Du neigst dazu, die Arbeit dadurch kraftlos zu machen und sie aller Macht zu berauben, dass du jedes Wort, jeden Satz oder jeden Abschnitt, dem man eine okkulte Bedeutung oder Andeutung zuschreiben könnte, drastisch ausscheiden willst. Jedoch, mein Bruder, in den Jahren 1932-1936 wurde die Literatur des Guten Willens nahezu so veröffentlicht, wie ich sie diktiert hatte, und fand gewaltigen und überwältigenden Erfolg. Sie hatte den Geist und den Rhythmus der Hierarchie hinter sich. Heutzutage ist die Nachfrage nach esoterischen und okkulten Schriften und nach solchen über das Neue Zeitalter noch grösser; und das Einzigartige, das die Arbeit des Guten Willens bieten kann, ist der Plan für die Menschheit, den die Hierarchie durchzuführen sucht.

c. Weiter, mein Mitjünger, bist [679] du seit kurzem zwei Persönlichkeitsfehlern oder -schwächen unterlegen, die deine Arbeit für mich und im Ashram und für die Menschheit ernstlich hindern.

Du bist wieder allen gegenüber, die deine Ansichten nicht teilen, äusserst kritisch - und, wenn ihre Ideen nicht mit deiner Auffassung, wie die Arbeit getan werden sollte, übereinstimmen - weigerst du dich mitzuarbeiten. Ich möchte dich daran erinnern, dass die Mitglieder der Hierarchie höchst individuell, dennoch relativ frei von Persönlichkeitsreaktionen sind. Jeder Ashram muss seine Rolle spielen, um den Plan zu materialisieren, und muss ein Projekt durchführen, welches mit dem Plan verbunden ist. Manchmal wird dies die gemeinsame Zusammenarbeit von zwei oder drei Ashramen erforderlich machen. Nicht alle dafür hinzugezogenen älteren Arbeiter mögen völlig mit dem Meister, der für einen gewissen Aspekt des Plans verantwortlich ist, übereinstimmen, aber wenn sie für eine gemeinsame Aufgabe vereinigt werden, arbeiten sie unter der Leitung des Meisters, der die Verantwortung trägt. Hier liegt ein grosser Teil deiner Schwierigkeit.

Du wünschst, viele tausend Meilen von der Zentrale entfernt, wo ich meine Arbeit eingeführt habe, auf deine eigene Weise zu arbeiten, anstatt die Pläne so, wie sie dir vorgeschlagen worden sind, auszuarbeiten.

Wir kommen daher nicht nur zu dem Bereich der Kritik, wo du gestrandet bist, sondern auch zu jenem latenten Ehrgeiz, der, wie du im Lauf der Jahre oft zugegeben hast, vielleicht deine am tiefsten verwurzelte Schwäche ist. ... Du möchtest gern, dass die Mitglieder der Neuen Saatgruppe die Kontrolle über die organisatorische Situation übernehmen, falls A. A. B. etwas zustossen sollte, vergisst jedoch, dass die Arbeit dieser Gruppe hauptsächlich darin besteht, einen subjektiven Kanal geistiger Liebe, geistigen Lichts und geistiger Macht zu erschaffen - ein Punkt, dem wenige Mitglieder irgendwelche Beachtung geschenkt haben. Du möchtest die Arbeit mit deiner von dir selbst auserwählten Gruppe von Arbeitern leiten. Du arbeitest nicht mit Liebe und gemeinsam mit den Arbeitern der Zentrale. Du vergisst, dass, wenn solch ein Plan, wie die Arbeit des Guten Willens, nicht durch eine Jüngergruppe aufgestellt und in [680] Gang gebracht wird, die unter engstem Rapport miteinander und (im Fall des Weltumfassenden Guten Willens) mit der Hierarchie (über meinen Ashram und die Ashrame der Meister M., K. H. und R.) arbeitet, das Werk nicht wunschgemäss vorwärtsgehen kann.

Mein Bruder, deine Wahl ist klar, und einer von zwei Pfaden steht dir offen. Du kannst in liebender Mitarbeit mit F. B. und anderen Arbeitern des guten Willens arbeiten, damit Einheit in der Annäherung und eine einheitliche Technik besteht, oder sonst - kannst du deine eigene Bewegung des guten Willens gründen, entwickeln und leiten, die zahlenmässig gross werden mag, die jedoch eine armselige kleine Sache sein wird, besonders weil du nicht an deinem rechten Ort bist und nicht die Arbeit in meinem Ashram tust, für die sich deine Seele entschieden hatte. Diese letztere Wahl ist nicht diejenige, von der ich möchte, dass du sie triffst, aber augenblicklich stehst du isoliert und verhältnismässig unbrauchbar zwischen diesen beiden Möglichkeiten.

Wir stehen dem Neuen Zyklus gegenüber, mein Bruder; es ist keine Zeit für Persönlichkeitspläne, für Kritik und für Meinungsverschiedenheiten vorhanden. Ich habe dich gebeten, mit denen mitzuarbeiten, die ich aufgefordert habe, die Aufgabe zu unternehmen, der Welt die Bewegung des Guten Willens zu bringen.

Ein Zeitalter des Unheils ist infolge gewisser planetarischer Einflüsse über die Welt hereingebrochen; infolgedessen hat die Arbeit, die ich zu tun suchte, gelitten. Diese Periode wird nicht andauern. Ich brauche dich in diesem neuen Zyklus und in der neuen, sich erweiternden Arbeit. Heutzutage ist kein Raum für persönlichen Ehrgeiz, persönliche Kritik, harte Gefühle oder - Selbstbedauern vorhanden.

Vertiefe dein geistiges Leben, mein Bruder. Vieles, was dich interessiert, ist nicht konstruktiv. Auch das Reinigen deines Landes durch eifriges Suchen nach Bürgern, die nicht wünschenswert sind, kann gut von anderen als dir ausgeführt werden. Deine Arbeit ist für die Hierarchie und die Förderung ihrer Pläne und muss es sein. Nimm deinen Platz als Vorposten meines Bewusstseins in den Tätigkeiten meiner Organisationen wieder ein. Sei demütig. F. B. braucht dich, aber er weiss, dass die Arbeit des Guten Willens keine amerikanische, sondern eine internationale Bewegung ist; er ist viel gereist und hat das Bedürfnis dafür gesehen. Du kannst dies nicht wirklich kennen, da deine Lebensumstände und dein Karma dich grösstenteils auf einen einzigen, entfernten Ort [681] beschränkt haben. Erweitere deinen Horizont und bringe Europa, Australien und das entfernte Asien hinein, und - wenn deine Vision belebt wird -, wirst du Verständnis erlangen. Füge deine Ideen und Vorschläge dem Reservoir von Plänen in der Zentrale hinzu und lerne es, ausser deinen eigenen Plänen diejenigen von anderen zu erwägen und an ihrer Durchführung teilzunehmen.

Was kann ich dir sonst noch sagen, mein Bruder? Wir sind alte Arbeitsgenossen, und diejenigen, mit denen du in New York verbunden bist, sind deine wahren Mitarbeiter, viel mehr als jene wohlmeinenden Aspiranten, die du in deiner Umgebung zu beherrschen suchst. Arbeite eng mit deinen Mitjüngern und mit den Mitgliedern des Ashrams zusammen. Sie alle lieben dich und wünschen deine Mitarbeit. A. A. B. möchte, dass gewisse Dinge in der relativ kurzen Zeit, die ihr verbleibt, vollbracht werden. Willst du helfen? F. B. wird dich und viele wie dich brauchen, wenn die Arbeit sich im neuen Zyklus erweitert. Willst du ihm, meiner Arbeit und mir beistehen?

Meine Liebe schlägt dir entgegen. Vieles in deiner augenblicklichen Situation und deinem geistigen Dilemma erinnert mich an mich selbst, als ich für die dritte Einweihung vorbereitet wurde; daher verstehe ich, und mit diesem Gedanken verlasse ich dich und werde dich nicht im Stich lassen.

Januar 1940

An D. I. J.

Für dich, mein Bruder, habe ich ziemlich dieselbe Botschaft wie ich sie S. C. P. gegeben habe. Befreie dich von der Verblendung ererbter Ideen, nationaler Begriffe und Vorurteile. Das Weltbild ist klarer und schöner als du weisst, da du es heute durch die Fenster von Vorurteil, Schmerz und Begrenzung siehst. Wenn es hart klingt, wenn ich dies sage, so ist der Grund dafür einfach, dass ich, der Meister D. K., das schätze, was du tun und sein kannst, wenn du dich von der Verblendung des Vorurteils befreit hast. Du hast wirkliche Fortschritte in diesem Zustand gemacht, aber viel bleibt noch zu tun übrig, und dein liebendes Herz kann dies zustande bringen, wenn du die wahre Natur deiner Verblendung erst einmal klar und verständnisvoll erkennst. Es gibt viele Gesichtspunkte, [682] die von den vielen Menschentypen, den vielen Rassen und den vielen Nationen und Klassen von Menschenwesen kommen. Wer bist du, mein Bruder, um zu entscheiden, was recht ist und welcher Gesichtspunkt richtig ist? Die Hierarchie erkennt die Schönheit in allen von ihnen. Denke darüber nach und versuche, sie ebenfalls zu erkennen.

August 1940

MEIN BRUDER!

A. A. B. hat mir von deiner Bemerkung über die Art meiner Mitteilungen an die Gruppe erzählt, dass du die Notwendigkeit für einen grösseren Ausdruck von Liebe empfändest. Es war nicht nötig, dass sie es mir sagte, da ich die Gruppe «eingeschaltet und ihr zugehört habe» (wie ihr es in der Sprache des Rundfunks nennt) und deinen Gedanken sah; aber sie wollte mich bitten, mich mit dieser Angelegenheit zu befassen, weil es von Nutzen für die Gruppe sein wird. Sie fühlte auch dein ernstliches Verlangen.

Ich frage mich, ob du dir darüber klar bist, mein Bruder, dass die Grundlage deines Gefühls in der Reaktion auf die kurze Unterweisung liegt, die ich dir am Anfang dieses Jahres gegeben habe? Dir gefiel sie nicht, noch stimmtest du dem, was ich sagte, wirklich bei, auch hast du dich nicht wirklich von den Vorurteilen, auf die ich hinwies, befreit, und zwar aus zwei Gründen:

1. Dein Urteil ist durch deinen Ärger über das, was du - vielleicht natürlicherweise - als Kritik ansiehst, getrübt.

2. Deine Empfindungsfähigkeit und deine Reaktion auf Verblendung schalten dich sehr häufig auf ein gewisses Gebiet der öffentlichen Meinung ein, und wenn dies geschieht (wie es der Fall ist), bist du nicht mehr frei.

Der Gedanke, welcher meiner Unterweisung zugrunde lag, war, dich auf die Tatsache hinzuweisen, dass deine Gefühle und Loyalitäten auf einer Klassenidee und auf Klassengroll und nicht auf einem klaren Durchdenken der Tatsachen beruhen, welche alle Loyalitäten und Parteinahmen beeinflussen sollte. Ich befasse mich nicht mit den Zielen oder Entscheidungen dieser Loyalitäten. Diese sind gänzlich deine eigene Angelegenheit und haben im Licht der Ewigkeit keine wirkliche Bedeutung. Ich bemühe mich jedoch, dich auf den Zustand deiner emotionellen Reaktionen und die Eigenschaft, die dich motiviert hat, aufmerksam zu machen; nicht klares [683] Denken, sondern Vorurteil, Groll und Furcht führten zu einer Entscheidung.

Aber heute will ich mich nicht hiermit befassen. Du weisst genug, um die Sache selbst zu handhaben oder um dir wenigstens über die Wahrheit meiner Kritik deiner Haltung, aber nicht deiner Entscheidung klar zu werden. Mit dem, was sich auf der physischen Ebene als Ausdruck auswirkt, befassen sich die Mitglieder der Hierarchie nicht. Sie befassen sich mit den Motiven und Prädispositionen, und diese habe ich behandelt.

Bruder von altersher, wir haben einige Zeit - einige Jahre lang - zusammen gearbeitet. Ich habe dich zur Unterweisung und dazu ausgewählt, ein Teil meiner Jüngergruppe zu sein, und diese Wahl, die du angenommen und auf welche du reagiert hast, deutet Beziehung, Tätigkeit und eine Treue an, der du viele Leben lang gegenüberstehen wirst. Habe ich es je versäumt, seit unsere Beziehung in diesem Leben begann, deinem Bedürfnis zu entsprechen, sofern dieses Bedürfnis geistiger Natur war, den Charakter bestimmte und die Zukunft beeinflusste? Ist ein Widerhall meinerseits nicht ein Ausdruck wahrer Liebe? Liebe besteht nicht darin, dem Objekt der Liebe oberflächlich behagliche Gefühle zu verschaffen. Wenn ich diese Reaktion in dir hervorrufen würde, dann verdiente ich weder dein Vertrauen, noch würde ich auf die Dauer deinen Respekt behalten. Liebe ist weitsehende Weisheit, die im Objekt dieser Liebe jene Empfindungsfähigkeiten wachzuhalten sucht, die sicheren Fortschritt garantieren. Liebe behütet, stimuliert und beschützt daher. Aber sie ist keine persönliche Angelegenheit. Sie ist ein positiver Schutz, führt jedoch nicht zu einer negativen Haltung, beschützt werden zu wollen, in demjenigen, der Empfänger der Liebe und des Schutzes ist. Ich suche die stimulierende Macht göttlicher Liebe auf dich und auf alle, denen ich als Meister und Lehrer diene, auszuströmen. Dies wird dich dazu führen, dich selbst weise vor Verblendung, Illusion und Persönlichkeitsreaktionen, auch vor Irrtümern und Vorurteilen zu bewahren, um sowohl der Menschheit als auch der Hierarchie besser zu dienen. Denke darüber nach.

Dies sind Tage ungeheuren Drucks und höchster Anspannung, die viel stärker und weitreichender sind, als du erraten oder begreifen kannst. Wir, die auf der inneren Seite des Lebens arbeiten, uns mit den Massenbewegungen und Reaktionen der Menschheit befassen und das Licht voller Glanz weiterscheinen lassen, wie [684] dunkel auch immer die Nacht der menschlichen Angelegenheiten sein mag, müssen uns selbst auf die verständnisvolle Selbstlosigkeit unserer Jünger verlassen. Wir haben (im Licht grösserer Bedürfnisse) weder die Zeit noch die Neigung dazu, unsere Zeit mit zwecklosen Gesten oder liebevollen Phrasen zu verschenken, noch auf so taktvoll ausgedrückte Weise zu lehren, dass viel von der Bedeutung verloren gehen könnte, und unsere Jünger ihrer persönlichen Beziehung zu uns bewusst zu machen. Es besteht eine persönliche Beziehung, sonst würdet ihr nicht in meiner Gruppe sein, aber sie ist nicht so wichtig wie die Gruppenwechselbeziehungen und die Gruppentätigkeit. Es besteht keine Notwendigkeit, dies zu erklären, aber es schien mir ratsam, ein für alle Mal klar zu machen, dass die Tatsache, dass ich keinem von euch Liebe in Worten ausdrücke und auch meine zum Ausdruck gebrachte Absicht, keine Zeit damit zu vergeuden, Charakterschwächen oder Gebiete des Versagens in bezug auf Leistungen anzudeuten, eurerseits nicht als Härte, Mangel an Verständnis oder als eine so kalte Loslösung ausgelegt werden sollte, dass gerade meine Unpersönlichkeit ihre eigenen Zwecke zunichte machen würde. Was ihr alle klarer begreifen müsst - sowohl als einzelne als auch in der Gruppe - sind die gegenwärtigen Bedürfnisse der Menschheit und das Gesetz der Zyklen. Die Dringlichkeit der Zeit und die Einzigartigkeit der Gelegenheit scheint von den meisten von euch wenig verstanden zu werden.

Weiter, mein Bruder, bist du dir darüber klar geworden, dass ich dich, wenn ich eine Persönlichkeitshingabe von dir hervorrufen würde, hindern und dir keineswegs jene Seelenliebe demonstrieren würde, die alle meine Reaktionen auf jeden einzelnen von euch beeinflusst? Deine Persönlichkeit auf dem sechsten Strahl würde auf eine solche Haltung meinerseits reagieren, und was würde das dann in dir nähren und entwickeln? Reine Selbstzufriedenheit und ein Verlassen auf die Tatsache einer Beziehung und nicht auf die Tatsache der Seele. Es würde eine Zunahme der Verblendung, für die du empfänglich bist, hervorrufen. In vergangenen Leben bist du von einer Hingabe zur anderen, von einer Stellung verpflichteter Treue zur anderen geschritten. In diesem Leben stehst du der Gelegenheit gegenüber, dich von solchen Persönlichkeitsreaktionen und -Beziehungen zu befreien und dich im Seelenverhalten zu festigen. Hierbei helfe ich dir. Jünger täten gut daran, das Problem des Meisters ein wenig anzuerkennen. Er muss die Wirkung aller Energie, die von ihm zu seinen Jüngern fliesst, beobachten und verhüten, dass ihre Persönlichkeiten übermässig stimuliert werden und auf diese Weise Neigungen zu Persönlichkeitsreaktionen hervorgerufen [685] werden.

Willst du dich daher auf Tatsachen und erlebte Erfahrung verlassen und keine Zeit mit Wünschen und emotionellen Reaktionen verschwenden? Du hast in diesem Leben viele Fortschritte gemacht, mein Bruder. Du bist nicht jung, aber das braucht dich in deinem Fall nicht abzuhalten, weiterhin Befreiung zu suchen, die auf einem geplanten Verzicht beruht. Aspiranten auf dem sechsten Strahl haben am Ende des Zeitalters der Fische, infolge des Ausdrucks des sechsten Strahls des christlichen Zeitalters eine besonders schwere Aufgabe. Heute verdichten sich die Energien und arbeiten durch das, was alt und ehrenwert ist, durch das, was «von Gold beeinflusst wird» (wie das Sprichwort lautet), und durch das, was einem zu Ende gehenden Zeitalter angehört, - einem Zeitalter, das zu Ende gehen sollte. Dieses beeinflusst auch deine Persönlichkeit auf dem sechsten Strahl, und infolgedessen sind deine Treue und Loyalitäten von vielen Gesichtspunkten her vom sechsten Strahl motiviert und beruhen auf Persönlichkeitsentscheidungen, nicht auf der erleuchteten Vision der Seele. Die Tatsache jedoch, dass du, was Theologie anbetrifft, die Orthodoxie aufgegeben hast, deutet (uns, welche beobachten) ein grosses Mass von Emanzipation und zum Vorschein kommender Seelenkontrolle an. Wenn deine Intuition dynamischer wird und dein Astralkörper auf dem ersten Strahl, dem Strahl der Regierung und Politik, dich nicht übermässig beeinflusst, wirst du finden, dass deine Gedanken immer mehr befreit werden.

In diesem Zusammenhang und um dein Gesichtsfeld zu erweitern, möchte ich hinzufügen, dass die Christliche Wissenschaft ein Gedankenausdruck des fünften Strahls ist und eine der Wirkungen des hereinkommenden Lebens des fünften Strahls war. Eine grosse Anzahl ihrer Anhänger sind entweder Egos auf dem fünften oder sechsten Strahl, denn diese besondere Gedankenrichtung war eines der Mittel, durch welches der fanatische, emotionelle Idealismus (der durch die Macht des Einflusses des sechsten Strahls, der so viele Jahrhunderte lang vorherrschend war, hervorgerufen ist) unschädlich gemacht und das mentale Begreifen der Wahrheit und des Lebens sorgfältig gepflegt werden konnte. Unter ihrem Einfluss wurde der Weg gebahnt, auf dem viele Mystiker anfangen konnten, ihren Mentalkörper zu organisieren und zu entdecken, dass sie Denkaspekte besassen, die gebraucht werden konnten, sie für den okkulten Weg vorzubereiten. In ihrer allgemeinen Wirkung ist sie ein männlicher oder positiver Einfluss, aber ihre Positivität steht in Beziehung zur Persönlichkeit - dem Denkaspekt als Faktor, der den menschlichen Ausdruck beherrscht. Er [686] kann - und wird es schliesslich - negativ zur Seele werden und den höheren Denkaspekt offenbaren. Es ist interessant, bei Betrachtung der Gegenpole (der negativen und positiven Faktoren) die folgenden Gruppierungen zu studieren:

Geist - positiv

I. Seele  - ausgleichend

Persönlichkeit - negativ

Höherer Denkaspekt  - positiv

II. Seele - der Gleichgewichtspunkt

Niederer Denkaspekt - negativ

Niederer Denkaspekt - positiv

III. Emotionelle Natur - Ausgleichsgebiet

Gehirn      -     negativ

In den obigen Gruppierungen findest du drei grosse Reflexionsgebiete. Diese Gruppierungen können auch auf viele Weisen ausgearbeitet werden. Man muss berücksichtigen, dass (worauf H. P. B. hinweist) alle solche Gruppierungen, wie die sieben Prinzipien, je nach dem Entwicklungspunkt des Forschenden variieren werden.

Ich will dir jetzt eine persönliche Meditation geben, von der ich hoffe, dass sie dazu dienen wird, das Leben des Astralkörpers aus dem Sonnengeflecht heraus in das Herzzentrum hinein emporzuheben, um auf diese Weise einige der Begrenzungen zu beseitigen, die verschwinden werden, wenn der Astralkörper und die astrale Kraft des sechsten Strahls umgewandelt werden und die Liebe zum Ganzen an die Stelle der Liebe zum Teil tritt.

1. Nimm mental die Stelle des Beobachters ein. Dein Denkaspekt auf dem vierten Strahl sollte dich dazu befähigen, den Konflikt zwischen der Persönlichkeit und der Seele losgelöst zu beobachten.

2. Dann, wenn du das schwache Licht der Persönlichkeit und die helle Strahlung der Seele bemerkst, wende dich der Beobachtung einer anderen Dualität zu, nämlich derjenigen des hellen und mächtigen Lichts oder Einflusses des Sonnengeflechts und des unsteten, fluktuierenden Lichts des Herzzentrums.

3. Dann konzentriere [687] dein Bewusstsein durch die Vorstellungskraft in der strahlenden Seele und halte es dort beständig aufrecht, während du, wieder durch Gedankenkraft, die Seele mit dem Kopfzentrum verbindest.

4. Dann lass das OM dreimal ertönen, wobei du die Seelenenergie in die dreifache Persönlichkeit ausatmest und diese Energie (wie in einem Kraftreservoir) im Ajnazentrum ruhen lässt. Behalte sie dort und verstärke das Licht der Persönlichkeit durch den Glanz der Seele.

5. Darauf sprich:

«Das Licht der Seele löscht das schwache Licht der Persönlichkeit ebenso aus, wie die Sonne die Flamme eines kleinen Feuers auslöscht. Seelenglanz tritt an die Stelle des Persönlichkeitslichts. Der Mond wird durch die Sonne ersetzt».

6. Dann wirf das Licht und die Energie der Seele endgültig ins Herzzentrum und glaube - durch die Macht der schöpferischen Vorstellungskraft -, dass es eine so mächtige Schwingungstätigkeit hervorruft, dass es in Beziehung zum Sonnengeflecht wie ein Magnet wirkt. Die Energie des Sonnengeflechts wird ins Herzzentrum emporgehoben oder emporgezogen und dort in Seelenenergie umgewandelt.

7. Dann erkenne, noch immer als Beobachter, die Umkehr des früheren Vorgangs. Das Sonnengeflecht ist geschwächt. Die Strahlung des Herzens ist an seine Stelle getreten. Das Licht der Seele bleibt unverändert, aber das Licht der Persönlichkeit leuchtet viel heller.

8. Dann lass das OM wiederum als Seele, gemeinsam mit der Persönlichkeit, siebenmal ertönen, während du es in deine Umgebung ausatmest.

Dies ist mehr eine Visualisationsübung als eine Meditation, mein Bruder, aber ihre Wirkung hängt von deiner Fähigkeit ab, als geistiger Beobachter mentale Kontinuität zu bewahren, während du sie durchführst. Energie folgt dem Gedanken, und dies ist die Grundlage aller okkulten Praxis und in dieser Übung von hauptsächlicher Bedeutung. Du wirst entdecken, dass Veränderungen bleibender Art in deinem Bewusstsein herbeigeführt werden und auch das Gruppenlicht stärker werden wird, wenn du diese Übung [688] regelmässig und ohne jegliche voreingenommene Idee in bezug auf Ergebnisse durchführst.

1. Viel hast du gelernt, mein Bruder, auf dem Weg, und du stehst dem Zentrum allen Lebens näher. Lass Wissen sich nun als erleuchtete Weisheit und sanfte, liebevolle Gelassenheit zeigen.

2. Lass Sanftmut wie einen Strom heilender Kraft in Erscheinung treten. Erwäge die Beziehung zwischen Sanftmut und Kraft, wenn sie frei von selbstsüchtigem Interesse und von unbeherrschter Hingabe ist.

3. Hüte den Diener der Seele, den physischen Körper, gut und verkürze die Dienstzeit nicht. Du hast viel zu tun.

4. Bereite dich für Veränderungen vor und heisse jede Abweichung vom normalen Weg willkommen. Kultiviere eine Flüssigkeit des Lebens, wenn sich die Notwendigkeit dafür ergibt.

5. Auf dem Weg nach innen sind zwei, die du im Herzen tragen und zu erreichen suchen musst. C. D. P. ist der eine; der andere ist leichter erreichbar.

6. Jeden Donnerstagabend, wenn Schlaf dich übermannt, suche mich und wisse, dass ich bei dir bin.

September 1943

MEIN BRUDER!

Die Jahre eilen dahin, nicht wahr? Und jedes Jahr bringt Veränderungen, und so sollte es auch sein. In meiner letzten Reihe von Anordnungen, wenn ich sie so nennen darf, die ich vor einem Jahr gab, forderte ich dich auf, dich für Veränderungen vorzubereiten. Ich habe eine Idee, mein Bruder, dass du das im Sinn von physischen Veränderungen in deinem Leben ausgelegt hast - Veränderungen, welche Umgebung und Umstände einem Menschen auferlegen und die nicht vermieden werden können. Aber ich meinte nicht eine solche Art von Veränderungen. Lass mich versuchen, dir das, was ich anzudeuten beabsichtige, etwas klarer zu machen.

Es gibt gewisse Veränderungen, welche Jünger selbst in die Wege leiten müssen; diese mögen die umgebenden äusseren Umstände nicht berühren, sondern innere Entwicklungen, Haltungen und [689] mentale Vorgänge betreffen. Diese selbst in die Wege geleiteten Entscheidungen können zu grundlegenden inneren Entwurzelungen führen und tun es auch. Diese inneren Störungen sind notwendig und bereiten grosse innere Krisen vor. Diese inneren Krisen führen zu Spannungspunkten, was dir gut bekannt ist, und von einem Spannungspunkt aus kann die verschmelzende Seele-Persönlichkeit dann vorwärts in grösseres Licht und in eine überzeugter wahrgenommene Liebe hinschreiten.

Du bist die ganzen Jahre voller Hingabe gewesen und bist standhaft geblieben. Ich bin mir dessen bewusst und bin glücklich über alles, was du vollbracht hast. Die Frage, die ich dir jetzt stelle, mein Bruder, und die ich in fortlaufenden Sätzen formuliere, um deine Aufmerksamkeit zu fesseln, lautet: «Wohin gehst du von hier? Was ist dein nächster Schritt? Kannst du in diesem Leben noch einen weiteren Schritt tun?» Kannst du deinen Finger auf etwas in deinem Bewusstsein legen, - was vielleicht subtil ist und was andere nicht bemerken, abgesehen von denjenigen, die eine wirklich wahrnehmende Aufmerksamkeit besitzen - das, wenn es verändert oder entwickelt, abgelegt oder verstärkt werden würde, eine grosse und überraschende Entfaltung herbeiführen würde, - eine Entfaltung, die sehr wünschenswert ist, ehe du in eine neue Verkörperung eintrittst?

Wahrscheinlich vermutest du jetzt, dass ich mich auf Fehler, Hindernisse oder Begrenzungen beziehe. Vielleicht tue ich es. Ich möchte jedoch die Notwendigkeit andeuten, irgendeine göttliche Eigenschaft zu fördern, irgendeine latente geistige Eigenschaft in einen hervorragenderen Platz in deinem Leben zu bringen, oder vorschlagen, dass du irgendeinen geistigen Beitrag verstärkst, den du leistest oder leisten könntest. Du selbst musst es am geheimen Ort in deinem eigenen Herzen entdecken. Du weisst jedenfalls, mein Bruder und erprobter Freund, dass, bis die letzte Einweihung empfangen worden ist, jeglicher Fortschritt in einer Reihe von Freisetzungen besteht, und dass wir von einem Stadium der Befreiung zum andern ins Licht fortschreiten.

Du bist nicht jung. Du hast einen etwas zarten Körper. Du leidest unter den Einwirkungen des Lebens und empfängst sie widerwillig und du bemühst dich stets, der gebotenen Gelegenheit getreulich und aufrichtig gerecht zu werden. Du bist zu denken geneigt, dass das Leben für dich jetzt hauptsächlich ein Prozess des Wartens sein muss; dass du nur noch wenig mehr tun kannst. Hier irrst du dich. Du kannst ganz entschieden mehr lieben - mit weniger Zuneigung zu den Wenigen und einer ausserordentlich vergrösserten Einschliessung und Tiefe für die Vielen. Du kannst dich von gewissen Gedankenformen befreien, welche dein Denken in vieler Hinsicht beeinflussen. Du kannst die Lektion leichter [690] erlernen, dass ein wahrer Jünger das wünscht, was für die ganze Menschheit am besten ist und nicht das, was du vom Standpunkt irgendeiner Gruppe, Gedankenrichtung oder historischen oder politischen Ordnung für am besten hältst. Du musst lernen, in einem grösseren Massstab als demjenigen irgendeiner nationalen Gruppe oder Gruppe von Nationen zu denken. Das bedeutet ein intensiveres Studium des Plans und das bedeutet ruhige, innere Erwägung, nicht das Lesen von Büchern oder der Verfolgung einer tieferen Meditation; es bedeutet das Überwinden alter Vorurteile und voreingenommener Ideen, damit das, was neu und gänzlich anders ist als das, was du vermutest oder gedacht hast, in dein Denken eintreten und deine Zukunft beeinflussen kann.

Wenn du dies nicht tun kannst (und es fällt dir nicht leicht, dich von Tradition und Hintergrund freizumachen), besteht die Tendenz, dass Kristallisierung eintritt, und ich weiss, dass dieses etwas ist, das du befürchtest und was nicht zu geschehen braucht. Das grosse Schutzmittel gegen irgendeine anwachsende Härte oder Starrheit des Wahrnehmungsvermögens ist Liebe, und die grosse Lektion für alle Jünger ist, bis zum jüngsten Tag immer mehr zu lieben.

Ich drücke mich dir gegenüber nicht sehr definitiv und spezifisch aus, mein Bruder. Du hast es nicht nötig, denn du bist ein erfahrener und erprobter Kämpfer und bist ungewöhnlich frei von Verblendung, obwohl du für alteingesessene und mächtige Gedankenformen zugänglich bist. Diese letzteren können stets durch Liebe - die entwickelt und bewusst ausgedrückt wird - zerstreut werden, aber bei Verblendung ist dies nicht der Fall. Dies ist eine viel schwerere Aufgabe, was dir gut bekannt ist, da du das Ringen von L. T. S.-K. so viele Jahre lang voller Sympathie und Verständnis beobachtet hast. Du hast ihm gegenüber mehr Verständnis gezeigt als sonst irgendjemand in der Gruppe und innerhalb seines unmittelbaren Kreises von Mitjüngern. Dies konntest du tun, weil Verblendung dich nicht lockt.

Was deine Meditation anbetrifft, so gebe ich dir nur gewisse Worte, die du der allgemeinen Meditation an irgendeinem Punkt, der dir passend erscheint, einverleiben kannst. Ich möchte dich bitten, wenigstens fünf Minuten einer dynamischen Konzentration über diese Worte zu widmen. Studiere sie - soweit du dies kannst - vom Gesichtspunkt der Welt der Bedeutung und in Beziehung zu deiner Haltung zur Menschheit als Ganzes. Betrachte sie nicht vom Standpunkt deiner persönlichen Beziehungen oder der Umstände, welche dich persönlich umgeben. Alles, was ich gesagt habe, deutet auf die Notwendigkeit hin, dass du diese Ideen mit [691] universalen Begriffen verbindest; das ist für dich der nächste praktische Schritt. Ich gebe dir sechs Worte oder Sätze, und du kannst dich daher während des kommenden Jahres zweimal mit ihnen befassen:

Erster Monat       -  Die Menschheit. Der Rahmen der Erfahrung.

Zweiter Monat     -  Flüssigkeit. Reaktion auf neue Beeindruckung.

Dritter Monat      -  Der Ashram. Das Zentrum der ausstrahlenden Liebe.

Vierter Monat      -  Geld. Das Mittel liebevoller Verteilung.

Fünfter Monat     -  Erkenntnis. Die Art und Weise göttlicher Beziehungen.

Sechster Monat   -  Identifizierung. Der Schlüssel zum Verständnis.

Diese Worte sind wahrscheinlich nicht das, was du erwarten magst, aber sie werden dir eine Gruppen- und mentale Annäherung zur Verwirklichung eröffnen, und dies ist der Weg, den du verfolgen musst. Dein scharfer analytischer Denkaspekt wird wissen, wie er diese Themen behandeln sollte. Ich möchte vorschlagen, dass du es so einrichtest, in jedem neuen Monat an einen anderen Satz mit drei Fragen heranzutreten. Lass mich dir, was ich meine, dadurch erläutern, dass ich zwei von den sechs Worten als Beispiel vornehme:

Die Menschheit           -            Was bedeutet die Menschheit in Wahrheit für mich?

Welchen neuen Entwicklungen steht die menschliche Familie gegenüber?

Kann ich durch mein Denken zu dieser neuen Entfaltung beitragen?

Erkenntnis               -         Was bedeutet Erkenntnis für mich?

Vor welchen Erkenntnissen stehen alle neuen Jünger?

Wie kann ich die Fähigkeit entwickeln, das Neue, das Göttliche und die Realität, die bereits hier ist, zu erkennen?

Auf Grund dieser Vorschläge kannst du für jedes verbleibende Wort drei Fragen ausarbeiten.

Es wird dir einleuchten, mein geliebter Bruder, dass ich dich in Wahrheit für einen besonderen Dienst ausbilde - den Dienst des Bauens von Gedankenformen im Neuen Zeitalter. Du kannst dies tun, wenn du dich frei von Vorurteilen und Kritik gewisser Leute [692] machen willst. Diesen Dienst kannst du in der Stille deines Heimes und ohne übermässige Anstrengung leisten, und du wirst es lernen, dies zu tun, weil du liebst und immer mehr lieben wirst.

Ich umfasse dich daher mit meiner Aura, und von diesem Punkt der Sicherheit aus bitte ich dich, an die Arbeit des Ashrams heranzugehen.

November 1944

MEIN BRUDER UND MEIN FREUND!

Ich möchte diese Unterweisung mit einem Wort des Lobes beginnen. Der hereinströmende Fluss der Liebe ist jetzt viel mächtiger als früher. Vor Jahren und sogar vor einigen Monaten war dieses nicht der Fall. Heute sind die charakteristischen Eigenschaften des zweiten Strahls in deiner Ausrüstung viel vorherrschender als früher. Bist du dir darüber klar gewesen, wie übermächtig dein Astralkörper auf dem ersten Strahl war? Er beeinflusste dich ungebührlich und hinderte dich, das vollständige Bild deiner Beziehung zur Menschheit zu erkennen. Er zwang dich, fast fanatisch an gewissen Ideen und Begriffen festzuhalten, die emotionell erweckt worden waren und hauptsächlich mit den Menschen und Verwandten, mit denen du verbunden bist, in Beziehung standen. Es gelang dir häufig nicht, das Leben vom Gesichtspunkt des gewöhnlichen Mannes und von der Wirkung, die Karma im Leben des Durchschnittsbürgers hervorgerufen hat, zu sehen. Du dachtest im Sinn einer Gruppe. Das lernst du jetzt zu verneinen. Die Einsamkeit deines gegenwärtigen Lebens hat das sich Zurückziehen von der astralen Konzentration auf eine Gruppengedankenform ausserordentlich gefördert.

Ich habe dir früher gesagt, dass du ausgebildet wirst, um mit der Schaffung von Gedankenformen zu arbeiten. Dieses ist ein weiterer Grund für die langen einsamen Stunden, die dein heutiges Leben charakterisieren und den Lebensausdruck deiner Tage für den Rest deines Lebens darstellen werden. Mit diesem Wunsch deiner Seele musst du dich freudig abfinden. Infolge dieser geplanten Ausbildung - mit der Einwilligung deiner Seele und von mir, deinem Meister - bist du bereits besonders empfänglich für Gruppengedankenformen. Du musst es immer mehr lernen, unter dem Einfluss des Gesetzes der Abstraktion zu arbeiten.

Dies ist ein Gesetz, das [693] in Beziehung zu den Vorgängen des Todes überall in der Welt gilt. Der Aspekt seiner Bedeutung im Zusammenhang mit dem physischen Tod wird im Vergleich mit seiner Betonung im Zusammenhang mit der Gedankenwelt als von geringer Bedeutung erachtet. Die Ausbildung, die einem Jünger gegeben wird, wenn er die Peripherie eines Ashrams betritt, legt eine nachdrückliche Betonung auf die Notwendigkeit, das Bewusstsein von einer Gedankenphase zur anderen zu abstrahieren. Die Lehre der Loslösung in bezug auf mögliche emotionelle Bindungen ist schwer zu erlernen, aber ein Jünger muss einen grossen Teil derselben gemeistert haben, ehe er in den Ashram eintritt. Wenn er dies tut, wird angenommen, dass Loslösung nun einer seiner festgelegten Vorgänge ist. Jedoch der Vorgang, den Denkaspekt von allen auferlegten Gedankenformen zu abstrahieren - die vom Hintergrund, den Traditionen und der sozialen Gruppe eines Jüngers auferlegt sind -, ist ein sehr schweres und subtiles Unterfangen. Es muss definitiv erlernt werden, ehe die Wissenschaft des Bauens von Gedankenformen gemeistert wird. Der Jünger muss frei von mentaler Beeindruckung und mentalen Begriffen sein, ehe er erfolgreich unter der Leitung des Ashrams erschaffen kann.

Wenn du das Gesetz der Abstraktion bewusst vom Inneren des Ashrams aus handhabst, wirst du entdecken, dass es verschiedene Bedeutungen und Grundsätze hat (was anzunehmen war), die auf den verschiedenen Bewusstseinsebenen funktionieren, beispielsweise:

1. Tod oder die Wirkung des Gesetzes der Abstraktion auf der physischen Ebene. Dies kann sich auf die Abstraktion des Lebensprinzips vom physischen Körper als Reaktion auf die Forderung der Seele beziehen. Es kann sich auf den Tod einer alten Beziehung auf der physischen Ebene beziehen. Es kann sich auch auf einen Zyklus von Umständen und Bedingungen auf der physischen Ebene, auf den Abschluss einer Beziehung zu einer Gruppe auf der physischen Ebene oder auf die Abstraktion eines Interesses beziehen, das bisher als grundlegend betrachtet wurde.

2. Der Abschluss auf der Astralebene einer ausgehenden Zuneigung gegenüber einem Menschen oder einer Gruppe von Menschen. Dies kann eine entschiedene emotionelle Krise präzipitieren, die das Zurückziehen von Hingabe zu Menschen und Unternehmungen herbeiführt. Diese Erklärung schliesst die Intensität der Emotion ein, die in vielen und verschiedenartigen [694] Richtungen ausgedrückt wird. Emotionelle Abstraktion ist die schwerste Lehre, welche ein Jünger meistern muss.

3. Das Lösen einer Verbindung mit bestimmten Gedankenrichtungen. Dies mag sich auf die im voraus erkannte Notwendigkeit beziehen, die dem Jünger immer mehr zum Bewusstsein kommen mag, wenn er sich dem Ashram, dem er zugewiesen worden ist, nähert. Es mag und wird ihn dazu führen, Verbindungen mit Gedankenrichtungen zu sozialen, politischen, religiösen und zu den sich aus seinen Umständen ergebenden Gedankenformen zu lösen (wobei ich das Wort «Umstände» gebrauche, um die mentale Beeinflussung, welche durch Umstände herbeigeführt worden ist, auszudrücken), ehe er in irgendeine ashramische Gedankenform eintaucht.

Diese bestimmten Abstraktionen erlernst du schnellstens. Du solltest daher unendlich viel befreiter in dein nächstes Leben eintreten, als du es jetzt bist, und du solltest freier für den Dienst funktionieren. Deine gegenwärtigen Lebensumstände sind sehr günstig für deinen Fortschritt in dieser Richtung, und ich denke, du weisst das, obwohl es dir nicht gefällt, die Wahrheit zu erkennen.

Das Ganze ist ein Abstraktionsprozess, der Schmerz mit sich bringt. Es besteht eine enge Beziehung zwischen Schmerz und dem Gesetz, das ich behandle. Das Gesetz der Abstraktion hebt den Jünger aus den drei Welten menschlichen Bemühens heraus; dasselbe Gesetz führt den Trieb nach oben, den alle Lebenseinheiten ausdrücken, und die Suche von ihnen allen nach Identifizierung mit dem EINEN herbei. Mit diesem Gesetz musst du ebenso wie alle Jünger zu arbeiten lernen.

Ich möchte dir die folgenden Worte für meditative Erwägung geben:

1. Abstraktion 5. -  Entsagung

2. Loslösung 6. - Zurückziehung

3. Befreiung 7. - Verneinung

4. Verzicht 8. - Zurückweisung

9. Das OM

Alle diese Worte verkörpern gewisse grössere, vorbereitende Lehren. Du wirst bemerken, wie ich mit zunehmender Entwicklung dieser besonderen Gruppe immer mehr damit aufgehört habe, [695] Verse und symbolische Sätze zu geben, und mich bemühte, eure Aufmerksamkeit auf Worte zu konzentrieren. Ich möchte, dass du diese Worte vom rein physischen Gesichtspunkt, vom Gesichtspunkt der Beschaffenheit und auch vom der Zielsetzung als auch demjenigen göttlicher Identifizierung behandelst. Bitte verwende den Vorgang, der im Yoga-Pfad (Patanjalis Lehrsprüche Buch I:17) für Jünger umrissen worden ist. In diesen Worten findest du hinreichend Arbeit für den Rest deines Lebens. Tritt an sie heran, indem du sie vom Gesichtspunkt der Loslösung der Persönlichkeit und vom Gesichtspunkt der Loslösung der Seele betrachtest, besonders dann, wenn die Antahkarana bewusst gebraucht werden kann. Auf diese Weise können grosse göttliche Kräfte gebraucht werden; und wenn eine Abstraktion nach der anderen gemeistert wird, wirst du eine zunehmende Befreiung empfinden. Mache ausführliche Notizen und sammle alle diese monatlichen Notizen und schreibe nach einem Jahr (wenn du willst) eine Abhandlung über das Gesetz der Abstraktion, wie es seine Gegenwart im Denkaspekt eines typischen Jüngers bemerkbar macht. Das wird dir selbst und auch deinen Gruppenbrüdern von Nutzen sein.

Strebe danach, einen frohen Sinn zu pflegen. Lass dich durch das Leben, Einsamkeit oder durch irgendwelche Umstände nicht allzusehr niederdrücken. Denke nicht zuviel über die Greuel der Welt nach, sondern strebe - wenn du meditierst - danach, den Weltführern Kraft und Weisheit zu übermitteln bei ihrem Bemühen, Ordnung aus Chaos zu schaffen. Ich möchte, dass du deine Arbeit in der Lehrgruppe wieder aufnimmst. Du hast dazu Zeit, mein Bruder, und ein bestimmter Dienst, den du leisten musst, würde gut für dich sein. Deine Hilfe wird gebraucht.

Wenn du es möchtest, kannst du in eine klarere und engere Beziehung zu mir und meinem Ashram treten. Du musst jedoch berücksichtigen, dass jeder Schritt vorwärts ins Licht und in engere Beziehung zur Hierarchie unter dem Einfluss des Gesetzes der Abstraktion unternommen wird. Sei deshalb stark und sei dir dessen bewusst, dass die mächtigen Eigenschaften deiner Seele auf dem zweiten Strahl dich mit D. H. B. und J. S. P. in Beziehung bringen. Nimm sie in deine tägliche Meditation auf der Ebene der Seele und erinnere dich daran, dass ihr drei ein inneres Dreieck bildet, das gewisse geistige Tätigkeiten als esoterisches Ziel hat, für das die augenblickliche Verkörperung nur vorbereitend ist.

Mein Gedanke [696] gehört dir, mein Bruder, und ich abstrahiere meine Liebe oder meine aufmerksame Pflege deiner Interessen nicht, noch ziehe ich sie zurück.

August 1946

MEIN BRUDER UND GELIEBTER FREUND!

Als dein Freund und Lehrer A. A. B. das «Buch Jüngerschaft im Neuen Zeitalter» veröffentlichte, machte sie am Ende deiner Unterweisung die Bemerkung, dass du «beharrlich an deinem Bemühen, in dem Ashram des Tibeters zu arbeiten, festhältst und standhaft und zuverlässig bleibst.» A. A. B. wusste, was sie sagte, aber ich frage mich, ob du dir selbst über den esoterischen Wert der Standhaftigkeit und Zuverlässigkeit klar bist. A. A. B. liess dir bewusst ein aussergewöhnliches Kompliment zuteil werden, aber du hast seine Bedeutung wahrscheinlich nicht verstanden. Eine unveränderliche Schwingung ist der Grundton des Universums. Zuverlässigkeit ist das Kennzeichen des Wissenden. Dies sind zwei Eigenschaften, die du in so starkem Mass besitzt, dass du sie zum Ausdruck bringst. Ich möchte, dass du dir darüber klar bist und damit rechnest, dass sie in dem Ashram, den du so liebst, registriert werden.

In deinen Stunden der Einsamkeit und wenn du dir darüber klar bist, dass das Leben für dich in der Hauptsache ein Wartevorgang ist, bist du geneigt, diese beiden Tatsachen, auf die ich dich aufmerksam gemacht habe, zu vergessen. Kämpfe nicht gegen Invalidität oder gegen das, was die Welt «Alter» nennt, an. Du bist sehr dazu geneigt, dies zu tun, und das ist eine normale Reaktion. Warum heisst du Übergang nicht willkommen? Lerne es, die Erfahrung, welche die Gabe des weisen Alters ist, wertzuschätzen und freue dich auf das Grosse Erlebnis, dem du gegenüberstehst. In deinen höchsten Augenblicken weisst du bestimmt, dass Übergang Verwirklichung ohne irgendwelche Begrenzungen der physischen Ebene bedeutet.

Mein Bruder, der Strahl deines Astralkörpers ist der erste. Das Versagen, die Schwäche oder Sünde des Astralkörpers ist Täuschung. In deinem Fall ist es die Täuschung des Stolzes - gesellschaftlichen Stolzes, - und du musst dich davon befreien. Es ist keine mentale Qualität, denn wenn das der Fall wäre, würde vernünftiges Denken bald die Nichtigkeit gesellschaftlichen Stolzes zeigen. In den Augen der Meister der Weisheit gibt es nur Menschenwesen in verschiedenen Stadien der Entfaltung, einer sich entwickelnden Selbstsucht oder eines sich entfaltenden Dienstes. Es gibt keine Klassen, wie sie die Welt erkennt, noch gibt es Alter, abgesehen vom Alter der Seele; dies braucht dich nicht zu beunruhigen. Deine Seele ist alt in ihrem Ausdruck auf der physischen [697] Ebene und du weisst, dass dies der Fall ist.

Widme dem physischen Körper keine übertriebene Aufmerksamkeit. Seine Erhaltung ist nicht von Belang und kann - wie in deinem Fall - von ungebührlicher Wichtigkeit werden. Die Zeit deiner Befreiung wird durch karmisches Gesetz geregelt, dies bestimmt stets die Befreiung des wahren Menschen innerhalb des Körpers, aber wenn der physische Körper übertrieben gepflegt und Empfänger übermässiger Sorgfalt wird, kann er den wahren Menschen, dem karmischen Gesetz zum Trotz, in Gefangenschaft halten. Es ist ein trauriger Anblick, dies zu beobachten, denn es bedeutet, dass das physische Elementarwesen die Macht ergreift. Sei vorsichtig in diesem Zusammenhang, denn der Strahl deines physischen Körpers würde diese Situation leicht hervorrufen.

Vor nicht allzu langer Zeit habe ich dir - ich glaube vor zwei Jahren - neun Worte zur reiflichen Erwägung gegeben. Heute will ich dir zwölf Saatgedanken geben, die (für den Rest deines Lebens) deine morgendliche Erwägung beherrschen und einem bestimmten Vorgang der Verbindung mit mir und meinem Ashram folgen sollten. Hier sind die Saatgedanken:

1. In die Zukunft blicken.

2. Hoffnung.

3. Unsterblichkeit.

4. Strahlung.

5. Freiheit von Parteinahme.

6. Voraussicht.

7. Lebenszweck, der stets bestehen bleibt.

8. Freundschaft.

9. Das Dreieck: du, D. H. B., J. S. P.

10. Ewige Beharrlichkeit.

11. Beschaffenheit.

12. Zukünftige Meisterschaft.

Diese Ideen sind Andeutungen und würden sich als fruchtbar erweisen und zu vielem weit-umfassenden Denken führen.

Du bist in meinem Ashram und brauchst auf ewig nichts zu befürchten.

An L. U. T.

August 1942

1. Der Pfad des verpflichteten Jüngers ist ein Pfad beständigen Losreissens. Der Jünger reisst sich selber los. Du hast die Schönheit [698] des Hinnehmens - des Hinnehmens, das befreit - noch nicht erreicht.

2. Projiziere deine Werte auf eine höhere Ebene und sei dir dessen bewusst, dass nichts von Bedeutung ist, was mit der irdischen Lebensrolle verbunden ist, mit Ausnahme des Erlernens von Verständnis. Erlange dies.

3. Drei Seelen können auf verschiedene Art und Weise zur Erlangung deiner Befreiung führen: eine, welche dir nahe steht, weil sie ein lenkendes, verständnisvolles Herz braucht; eine, der du begegnen wirst und die du erretten musst; die andere bin ich selbst. Drei Leben lang habe ich nun versucht, deine Bedürfnisse zu befriedigen. Reagiere auf alle diese drei voller Liebe.

4. Brich durch die doppelte Wolke hindurch, welche die Vision seit so langer Zeit aus deinem Herzen ausgelöscht hat. Du besitzt die Vision, aber sie ist stets vor dir. Wann wird sie die Wolke durchbrechen und sich in deinem Herzen niederlassen?

5. Gesundheit, Kraft und Gelegenheit stehen vor deinen Schritten. Ein neuer Anfang kann heute die Tür zu grösserem, vollerem Leben öffnen. Geh vorwärts.

6. Lass den Strahl deiner Seele den Menschen des täglichen Lebens beherrschen und werde ein strahlendes Zentrum rettender Kraft.

November 1944

MEIN BRUDER, DER KÄMPFER, (oder sollte ich sagen «mit sich selbst kämpfender?»)!