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Brief 7 - Die Anwendung von Farbe und Ton - Teil 1

Brief 7

Die Anwendung von Farbe und Ton

1. Aufzählung der Farben und Bemerkungen hierzu.

2. Farben und das Gesetz der Entsprechungen.

3. Farbwirkungen.

4. Farbenanwendung und künftiger Gebrauch.
 

Brief 7
Die Anwendung von Farbe und Ton

27. August 1920

Es steht [204] ausser Frage, dass diejenigen, die das Gesetz brechen, durch das Gesetz zugrunde gehen, während jene, die es einhalten, dadurch leben. Das wahre Studium des Okkultismus besteht darin, das Warum und das Wie der Erscheinungen zu ergründen. Es muss die Methode ausfindig gemacht werden, die zu Ergebnissen führt, und dazu gehört eine eingehende Analyse von Gestehnissen und Umständen, um die sie bestimmenden Gesetze zu entdecken. Ich habe mich zu diesen einleitenden Bemerkungen veranlasst gefühlt, weil ich die Fragen im Denken des Lesers klar erkannte. Solche Fragen sind von grossem Wert, sofern sie zur Suche nach der richtigen Antwort anspornen. Das Leben des Jüngers unterliegt ganz bestimmten Gesetzen. Es sind dieselben Gesetze, die alles Leben beherrschen. Der Unterschied - auf seiten des Jüngers - liegt darin, dass er sich wenigstens teilweise über die Absicht jener Gesetze klar wird, über ihren Daseinszweck und ihre bewusste und verständige Anwendung auf die Erfordernisse des täglichen Lebens. Durch Einhalten des Gesetzes findet eine Umwandlung des persönlichen Lebens statt. ... Betrachten wir beispielsweise das Gesetz von der Substanz. Dieses Gesetz setzt den Jünger in die Lage, die Vorratskammer des Universums weise zu benutzen. Es handelt sich um Manipulation von Materie und um deren Anpassung an die aufeinander einwirkenden Kräfte von Angebot und Nachfrage. ... Blinder Glaube ist für den Mystiker angebracht; er ist einer der Schlüssel zur göttlichen Vorratskammer. Aber noch besser ist es, die Methoden zu verstehen, durch die jene Vorratskammer immer wieder aufgefüllt wird und die Mittel zu erkennen, durch die der Überfluss des Allvaters den Bedürfnissen der Kinder zugänglich wird. Einen Hauptgrundsatz in bezug auf Angebot und Nachfrage kann ich an dieser [205] Stelle anführen. Nur in dem Mass, in dem die vorhandenen Vorräte für die Bedürfnisse des Werkes und der daran Mitwirkenden (ich wähle diese Worte mit Bedacht) geschickt benutzt werden, erneuert sich fortlaufend der Bestand. Das Geheimnis heisst: Verbrauch, Nachfrage, Hinnahme. Nur wenn nach dem Gesetz der Nachfrage die Tür aufgeschlossen wird, öffnet sich auch eine andere, höhere Tür, die eine Vorratsergänzung zulässt. Das Gravitationsgesetz birgt das Geheimnis in sich. Das sollte durchdacht werden.

Einige Bemerkungen über Farbe.

Jetzt wollen wir uns ans Werk machen. Das Thema unserer heutigen Betrachtung ist von verschiedenen Gesichtspunkten aus sehr interessant. Dieser, mein siebenter Brief, behandelt die Anwendung von Farbe und Ton in der Meditation.

Wir haben uns bekanntlich schon in unseren früheren Briefen verschiedentlich mit dem Ton oder Laut befasst, sowohl im Zusammenhang mit dem Gebrauch des Heiligen Wortes, als auch bei der Betrachtung von Formeln und Mantrams. Zu sagen, dass Ton Farbe ist und Farbe Ton, wäre ein Gemeinplatz, und doch trifft das zu; was ich indes wirklich betonen möchte, ist nicht so sehr Ton an sich, als vielmehr die Farbwirkungen des Tones. Ich suche in diesem Brief besonders den Farbenaspekt zu unterstreichen und bitte, dabei nicht zu vergessen, dass sich alle Töne in Farben ausdrücken.

Als der Logos das grosse kosmische Schöpfungswort für dieses Sonnensystem aussprach, löste er damit drei grosse Farbtöne aus die fast unmittelbar in weitere vier zerfielen und dadurch die sieben Farbströme lieferten, durch die eine Manifestation möglich wird. Diese Farben sind:

1. Blau -  5. Orangegelb

2. Indigo -  6. Rot

3. Grün -  7. Violett

4. Gelb

Nicht ohne [206] Grund habe ich sie in dieser Reihenfolge genannt aber es bleibt dem Leser überlassen, ihre genaue Bedeutung zu entdecken.

Einen zweiten Gedanken möchte ich betonen: Diese sieben Farbströme waren die Frucht logoischer Meditation. Der Logos meditierte, brütete nach, erfasste gedanklich, schuf eine ideale Welt und erbaute sie aus Gedankenstoff. Dann trat unser objektives Universum blitzartig in Erscheinung, strahlend in den sieben Farben, deren synthetischer Grundton Tiefblau oder Indigo ist. Das gestattet gewisse Annahmen in bezug auf Farbe:

1. Sie hat mit objektiver Meditation, und damit auch mit Form zu tun.

2. Sie ist die Wirkung vom Ton oder Laut im Höhepunkt der Meditation.

3. In diesen sieben Farben und im weisen Verständnis dafür liegt die Fähigkeit des Menschen, es dem Logos gleichzutun und zum Schöpfer zu werden.

4. Farben haben bestimmte Wirkungen auf die verschiedenen Träger und auf die Ebenen, auf denen diese Träger tätig sind. Wenn der Okkultist einmal weiss, welche Farbe zu welcher Ebene gehört und welche Farbe daher der Grundfarbton dieser Ebene ist, dann hat er das wesentliche Geheimnis mikrokosmischer Entwicklung erfasst und kann seinen Manifestationskörper vermittelst derselben Gesetze erbauen, die der Logos beim Aufbau seines objektiven Sonnensystems anwandte. Das ist das Geheimnis, das durch Strahlenmeditation einstens dem weisen Schüler enthüllt werden wird. Diese vier Punkte bilden die Grundlage für alles Folgende.

An dieser Stelle möchte ich diejenigen Leser beruhigen, die sich darüber Gedanken machen, ob die von mir aufgeführten Farben zu den von H. P. B. erwähnten im Widerspruch stehen. Man wird keinen Widerspruch entdecken, aber wir beide benutzen Decknamen, und [207] wer Augen hat, kann sehen, dass wir beide die gleichen Decknamen benutzen. Ein erkannter Deckname ist kein Geheimnis mehr, und ich liefere keinen Schlüssel. Ich kann indes ein oder zwei Winke geben:

Komplementärfarben werden in okkulten Büchern gern im Sinn von auswechselbaren Begriffen verwendet. Rot mag Grün, und Orangegelb Blau heissen. Der Schlüssel zur genauen Auslegung des angewandten Begriffes richtet sich nach dem erreichten Niveau der in Frage kommenden Einheit. Wenn vom Ego die Rede ist, mag die eine Bezeichung zur Anwendung kommen, in bezug auf die Persönlichkeit eine andere; und die Monade oder die höhere aurische Sphäre mag synthetisch oder im Sinn des monadischen Strahls beschrieben werden.

Besprochene Farben des höheren oder des niederen Denkprinzips beziehen sich manchmal auf die Ebene und nicht auf den betreffen den Strahl.

Blau und Indigo, die kosmisch verwandt, aber deshalb nicht einfach analog sind, werden zu Tarnungszwecken oft wechselweise benutzt. Das möchte ich an einem Beispiel erläutern:

Die Herren der Flamme können im Zusammenhang mit ihrem Werk an diesem Planeten mit vier Farben gleichgesetzt werden:

a. Indigo, da sie auf der Linie des Bodhisattva mit dem Liebes- oder Weisheitsstrahl in Verbindung stehen. Der Herr der Welt ist ein direktes Spiegelbild des zweiten Aspekts.

b. Blau, wegen seiner Verwandtschaft mit Indigo und seiner Beziehung zum aurischen Ei; gleich wie der Sonnenlogos als der «Blaue» (genau genommen Indigo) Logos bezeichnet wird, so wird die Farbe des vollendeten Menschen und der aurischen Hülle, durch die er sich manifestiert, vorwiegend Blau sein.

c. Orangefarbe, welche die Komplementärfarbe zu Blau ist und einen direkten Zusammenhang mit dem Menschen [208] als Intelligenzeinheit hat. Er ist der Treuhänder des fünften oder Manasprinzips hinsichtlich dessen Beziehung zur Gesamtpersönlichkeit.

d. Gelb, das die Komplementärfarbe von Indigo und auch die Farbe von Buddhi ist, liegt unmittelbar auf der Linie des zweiten Aspekts.

Obiges Beispiel beleuchtet die sich aus dem Gebrauch von Decknamen ergebenden Komplikationen; aber ich will damit klar machen, dass diejenigen, die das sehende Auge besitzen, sogar die Wahl dieser Decknamen nicht als willkürlich, sondern als durchaus gesetzmässig erkennen.

Daraus erklärt es sich, warum so oft betont wird, dass in esoterischen Dingen das niedere Denken nichts nützt. Nur wer im Begriff ist, die höhere Vision zu entwickeln, darf hoffen, ein gewisses Mass von genauer Unterscheidungsgabe zu erreichen. So wie das Grün der wirksam tätigen Natur die Grundlage für den Liebesaspekt, oder die Indigo-Vibration die Basis dieses Sonnensystems der Liebe bildet, ebenso lässt sich etwas Entsprechendes auf der Mentalebene feststellen. Mehr darf darüber nicht gesagt werden, aber das Gesagte liefert Stoff zum Nachdenken. Orangegelb birgt auch das Geheimnis für die Söhne des Denkprinzips, und das Nachsinnen über die Flamme (die sogar exoterisch alle Farben in sich vereint) führt zur Erleuchtung.

Es fragt sich nun, wie wir unser umfassendes Thema «Farbe und Ton in der Meditation» am besten einteilen sollten. Ich schlage vor, es nach folgender Einteilung zu betrachten:

1. Aufzählung der Farben und Bemerkungen dazu.

2. Farben und das Gesetz der Entsprechungen.

3. Die Wirkungen von Farben:

a. Auf Gruppen und Gruppenwerk.

c. Auf die Umgebung.

4. Die Verwendung von Farbe:

a. In der Meditation. (209)

b. Zu Heilungszwecken in der Meditation.

c. In konstruktiver Arbeit.

5. Die Anwendung von Farbe in der Zukunft.

Unter diesen fünf Überschriften sollte sich alles zusammenfassen lassen, was gegenwärtig zu sagen ist. Vielleicht wird nur wenig von dem, was ich sagen darf, grundsätzlich neu sein, denn ich bringe nichts, was nicht schon in jenem grundlegenden Buch von H. P. B. zu finden ist. In einer neuen Art der Darbietung und in der Zusammenfassung des Materials unter einem Sondertitel mag jedoch Erleichterung und eine weitere, kluge Anpassung von vorhandenem Wissen kommen. Wir werden diese fünf Teile später vornehmen. Heute möchte ich nur noch einige weitere Punkte dem bereits Gesagten hinzufügen.

Farben manifestieren sich auf der physischen Ebene in ihrer gröbsten und grellsten Form. Selbst die zarteste Färbung, wie sie vom physischen Auge gesehen wird, ist hart und grob im Vergleich zu den Tönungen der Emotionalebene, und in dem Mass, in dem man mit der feineren Materie auf anderen Ebenen in Berührung kommt, wächst die Schönheit, die Weichheit und die erlesene Qualität der verschiedenen Schattierungen mit jeder Stufe. Wenn einmal die letzte, die synthetische Farbe erreicht ist, bietet sich eine Schönheit dar, die jede Vorstellung übersteigt.

Farben - wie die, mit denen wir es heute in der Evolution zu tun haben - sind die Farben des Lichts. Gewisse Farben, die Überbleibsel des vorherigen Sonnensystems sind, sind von dem mysteriösen Etwas, das wir (in unserer Unwissenheit) «kosmisches Übel» nennen, als Ausdrucksmittel ergriffen worden. Es sind dies involutionäre Farben und dienen als Media für die Kräfte der Dunklen Bruderschaft. Mit ihnen hat der Aspirant auf dem Pfad des Lichts nichts zu schaffen. Es sind dies Farbtönungen wie Braun, Grau, das widerwärtige Purpurrot und die trüben Schattierungen von Grün, die in den dunklen Stätten der Erde sowie auf der Emotionalebene und in den niederen Regionen der Mentalebene zu finden sind. Sie sind Verneinungen. Ihr Farbton ist niedriger als die Note der [210] Natur. Sie sind - im esoterischen Sinn - die Kinder der Nacht. Sie sind die Basis für Verblendung, Verzagtheit und Korruption und müssen vom Schüler der Grossen durch Zufügen lichtverbundener Farben neutralisiert werden.

6. Die Synthese aller Farben ist, wie gesagt, der synthetische Strahl des Indigo. Er ist der Grundton von allen und nimmt sie alle in sich auf. In den drei Welten der menschlichen Evolution aber wird alles vom Orangegelb der Flamme durchstrahlt. Dieses Orange strahlt aus der fünften Ebene, ist die Grundlage des fünften Prinzips und die Wirkung, die hervorgerufen wird, wenn die okkulten Worte «Unser Gott ist ein verzehrendes Feuer» esoterisch angestimmt werden. Diese Worte beziehen sich auf das Manasprinzip, auf jenes Feuer der Intelligenz oder Vernunft, das die Herren der Flamme entzündeten und welches das Leben der aktiven Persönlichkeit anfacht und leitet. Es ist das Licht der Vernunft, das dem Menschen als Wegweiser durch die Halle des Lernens bis hinein in die Halle der Weisheit dient. In letzterer werden seine Grenzen erkannt, und jenes Gebilde, das vom Wissen errichtet wurde (der Kausalkörper oder der Salomonische Tempel), wird seinerseits vom verzehrenden Feuer zerstört. Dieses Feuer verzehrt das glitzernde Gefängnis, das vom Menschen im Lauf vieler Inkarnationen erbaut wurde, und erlöst das innere Licht der Göttlichkeit. Dann vereinigen sich die beiden Feuer, steigen empor und verlieren sich im Licht der Triade.

Einige Farben gehören ausschliesslicher zur menschlichen und andere mehr zur Deva-Hierarchie. Am Ende verschmelzen und vermischen sie sich, und daraus entfaltet sich die Vollendung.

29. August 1920

Aufzählung der Farben.

Heute setzen wir unsere Betrachtung über Farben fort und kommen damit zum ersten Punkt.

In diesem Zusammenhang werde ich gewisse Bemerkungen machen und bestimmte Tatsachen mitteilen, wobei ich jedoch wiederum betone, dass ich exoterische Ausdrücke benutze und dass die [211] Diskussion nur den Zweck der Anregung verfolgt. Schon der Gebrauch des Wortes «Farbe» beweist diese Absicht, denn bekanntlich vermittelt schon die Definition dieses Wortes den Gedanken an eine Verheimlichung. Farbe ist also «das, was verhüllt». Sie ist einfach das objektive Mittel, durch das sich die innere Kraft überträgt; sie ist das sich in der Materie widerspiegelnde Abbild eines Einflusses der vom Logos herstammt und bis in den dichtesten Teil seines Sonnensystems vorgedrungen ist. Wir erkennen ihn als Farbe. Der Adept kennt diesen Einfluss als abgesonderte Kraft, und der Eingeweihte höherer Grade kennt ihn als letztes Licht, ungesondert und ungeteilt.

Gestern zählten wir diese Farben auf, und zwar in einer gewissen Reihenfolge. Ich möchte sie wiederum so aufzählen, aber diesmal den Leser daran erinnern, dass der eine Strahl, von dem alle anderen nur Unterstrahlen sind, als ein Kreis aus siebenfachem Licht angesehen werden könnte. Das mag den Schüler leicht dazu verleiten, sich sieben Streifen vorzustellen, die quer durch die fünf niederen Ebenen hinunterleuchten und von der dichten Materie aufgesogen werden. Das ist aber nicht der Fall. Man könnte sich die sieben Farben als ein siebenfarbiges Band vorstellen, das in ständigem Wechsel durch die Ebenen hindurch und von dort wieder zur Quelle seines Ursprungs hin und her kreist. ... Diese sieben Farbstreifen entstammen dem synthetischen Strahl. Der indigofarbene Unterstrahl des Indigostrahles ist der Weg des geringsten Widerstandes aus dem Innern der dichtesten Materie wieder zur Quelle zurück. Die Farbstreifen bilden einen kreisenden Ring, der in Schwingungen mit verschiedener Schwingungszahl durch alle Ebenen hindurch geht, wobei er abwärts und dann wieder aufwärts kreist. Was ich hier im besonderen feststellen möchte ist die Tatsache, dass sich diese sieben Streifen nicht alle mit der gleichen Geschwindigkeit bewegen, und darin liegt der Schlüssel zur Kompliziertheit der Sache. Einige [212] bewegen sich mit höherer Vibrationsgeschwindigkeit als andere. Daraus - da sie ihre entsprechenden Monaden mit sich führen - ergibt sich die Antwort auf die Frage, warum manche Egos schneller Fortschritte zu machen scheinen als einige andere.

Diese farbigen Ringe folgen keinem geraden, ununterbrochenen Kurs, sondern verflechten sich in höchst eigenartiger Weise, verschmelzen ineinander, saugen einander in festgesetzten Zeitabschnitten auf und schliessen sich zu Gruppen von je dreien oder fünfen zusammen, ohne sich dabei jemals in ihrer Vorwärtsbewegung aufhalten zu lassen. Dies ist die wahre Grundlage für das rautenförmige Muster auf dem Rücken der Schlange der Weisheit. Das Fachwerkmuster auf der Schlangenhaut sollte mit drei grösseren Farblinien dargestellt werden, in die vier weitere Farben verwoben sind. Ein Schüler der Göttlichen Weisheit, der sich besonders mit Farben befasst, sollte in Zukunft einmal eine grosse Übersicht über die sieben Ebenen graphisch darstellen und dann über diese Ebenen die siebenfarbige Weisheitsschlange legen. Wenn die Massverhältnisse genau eingehalten werden, dann werden sich interessante geometrische Muster ergeben, wenn die Windungen die Ebenen durchschneiden, und man wird sich dann von der Vielfältigkeit der Materie der sieben Strahlen ein gewisses Bild machen können. ...

Gewisse kurze Feststellungen scheinen hier am Platz:

Das wahre Indigo ist das Blaue des Himmelsgewölbes in einer mondlosen Nacht. Es ist der Höhepunkt der Entwicklung, und wenn alles die Synthese erreicht hat, dann folgt die Sonnennacht. Daher entspricht diese Farbe dem, was der Himmel nächtlich verkündet. Indigo nimmt in sich auf.

Grün ist die Grundlage aller Tätigkeit der Natur. Es war die synthetische Farbe des Systems 1 und bildet die Grundlage für das gegenwärtige manifestierte System. Die charakteristische Note der Natur ist Grün, und jedesmal, wenn ein Mensch das Kleid betrachtet, das die Natur trägt, so berührt ihn etwas von der Kraft, die ihren Höhepunkt im System 1 erreichte. Grün regt belebend an und heilt.

An dieser Stelle möchte ich darauf aufmerksam machen, dass es noch nicht gestattet ist, die esoterische Bedeutung dieser Farben bekanntzugeben oder nähere Angaben über deren Reihenfolge und [213] Anwendung zu machen. Das wäre zu gefährlich, denn wer die Farbengesetze richtig versteht und (beispielsweise) weiss, welche Farbe einem bestimmten Strahl entspricht, der besitzt die Macht, die ein Adept handhabt.

Bemerkungen zu den Farben.

Gewisse Farben sind bekannt, und es scheint angebracht, sie hier aufzuzählen. Der synthetische Strahl ist Indigo oder ein tiefes Blau. Es ist der Strahl der Liebe und Weisheit, der grosse fundamentale Strahl des gegenwärtigen Sonnensystems, und er ist einer der kosmischen Strahlen. Zu Manifestationszwecken teilt sich dieser kosmische Strahl in folgende sieben Unterstrahlen.

1. Indigo - und eine nicht bekanntgegebene Farbe.

2. Indigo-Indigo - Der zweite Unterstrahl der Liebe und Weisheit. Er gelangt zu höchstem Ausdruck auf der zweiten monadischen Ebene, und er manifestiert sich in der Hauptsache in den Monaden der Liebe.

3. Indigo-Grün - Der dritte Unterstrahl, der dritte Hauptstrahl der Aktivität oder Anpassungsfähigkeit. Er ist der Grundstrahl des zweiten Systems. Er ist der grosse Strahl für die Deva-Evolution.

4. Indigo-Gelb -  Der Harmoniestrahl.

5. Indigo-Orangegelb -  Der Strahl konkreten Wissens.

6. Indigo und eine nicht bekanntgegebene Farbe. -  Der Strahl der Ergebenheit.

7. Indigo-Violett -  Der Strahl der Zeremoniellen Ordnung.

Dem Leser wird es auffallen, dass ich zwei Farben ungenannt lasse, Indigo-Rot und Indigo-Blau, und sie auch nicht mit bestimmten [214] Strahlen oder Ebenen in Beziehung bringe. Das geschieht nicht deshalb, weil ich sie etwa nicht nennen kann, aber das Rätsel liegt in der Geheimhaltung dieser Information. Im Zusammenhang mit diesen Farben muss man folgendes im Auge behalten:

Dass ich deren exoterische Namen und Anwendungen angegeben habe und dass darunter nur zwei sind - Indigo und Grün - die mit der esoterischen Anwendung übereinstimmen. Der synthetische Strahl und der Aktivitätsstrahl sind in diesem Stadium die einzigen, deren man absolut sicher sein kann. Der eine bedeutet das angestrebte Ziel, der andere die Grundfarbe der Natur.

Dass die anderen fünf Farben, mit denen es unsere fünffache Evolution zu tun hat, wechseln, sich vermischen und ineinander übergehen und dass sie esoterisch nicht im gleichen Sinn aufzufassen sind, wie man das aus den Bezeichnungen rot, gelb, orangefarben, blau und violett annehmen sollte. Esoterisch gesehen ähneln sie diesen Benennungen kaum, und die Namen selbst beabsichtigen Tarnung und Irreführung.

Dass jede dieser drei Farben und die beiden anderen bisher nur durch vier ihrer geringeren Unterstrahlen verständlich sind. Dies ist die vierte Erdenrunde, und erst vier Unterstrahlen dieser Farben sind bisher sichtbar geworden. Wenn man diese drei Punkte im Auge behält, wird man scheinbaren Informationen keinen ungebührenden Wert beilegen, und der kluge Schüler wird sich seine Meinung vorbehalten.

Gelb ist eine weitere Farbe, die wir vom System 1 übernommen haben. Die Mischung von Blau und Gelb in jenem System war in hohem Mass für die Verursachung von Aktivität verantwortlich. Gelb schafft Harmonie und bedeutet Vollendung und Erfüllung. Alljährlich, wenn die Vorgänge der Natur ihren Werdegang beendet und den Kreislauf abgeschlossen haben, verbreitet sich das herbstliche Gelb über die Landschaft. Ebenso lässt sich das Gelb der Ernte beobachten, wenn die Sonne ungehindert niedergestrahlt hat. Genau so ist es im Leben des Geistes. Wenn die vierte, die Buddhi-Ebene der [215] Harmonie erreicht ist, so bedeutet das Vollendung. Wenn das Werk der Persönlichkeit beendet ist, und wenn die Sonne des Mikrokosmos, das Ego, ungehindert ins persönliche Leben hineinstrahlt, dann kommt die Reife und die Ernte. Die Einswerdung oder die Harmonie ist vollbracht, und das Ziel ist erreicht. Blau und Gelb vermischt ergeben Grün, und das synthetische Blau oder Indigo (der Liebe- und Weisheitsaspekt) herrscht vor, sobald die Ebene der Harmonie erreicht ist. Der Weg steht dann offen zur dritten Ebene des Atma, wo das Grün der Aktivität vorherrscht. ...

31. August 1920

Ehe wir mit unserem Studium der Farbe in der Meditation und mit dem besonderen Thema dieses Abschnitts fortfahren, möchte ich - zu Ihrer (A. A. B.) Ermutigung - darauf hinweisen, dass Ihre Rolle lediglich im Empfang und in der Veröffentlichung dieser Briefe und der darin enthaltenen Mitteilungen liegt, während ich die Verantwortung für diese Mitteilungen trage. Selbst wenn Sie sie nicht verstehen und wenn es Ihnen so scheint, als ob sich manche Angaben widersprechen, so sollten Sie dabei in Erwägung ziehen, dass die Hälfte des Geheimnisses in der esoterischen Auslegung liegt und die andere Hälfte durch die Tatsache verborgen ist, dass jede Auslegung vom Standpunkt des Auslegers und von der Ebene abhängt, auf der sein Bewusstsein tätig ist. Der Wert der Mitteilungen liegt jetzt darin: dass das Studium der Farben (das nur ein Teil des Studiums der Vibration ist) zur Fähigkeit führt, persönliche Vibration zu verstehen, diese Vibration auf die egoische abzustimmen und sie später der des Meisters anzupassen. Eine der Hauptmethoden, diese Anpassung zu erwirken, ist die Meditation. Wenn die Intelligenz die hier gebotenen wissenschaftlichen Tatsachen erfasst so folgt dann die Nutzanwendung dieser Tatsachen zur Beschleunigung der Vibration und die weise Entwicklung der benötigten Farben.

In meinem [216] letzten Brief sprachen wir von den vier Farben - Blau, Indigo, Grün und Gelb -, und diese grundlegende Zusammenfassung verdient besonderes Interesse. Jetzt kommen wir zu einer anderen Gruppe von Farben, die natürlich zusammengehören:

Orangegelb, Rot und Violett.

Orange. Diese Farbe ist für andere Zwecke die Farbe der Mentalebene, die Farbe, die mit Verbrennung zusammenhängt; sie ist das Symbol der Flamme und merkwürdigerweise auch die Farbe, die Trennung bedeutet. Ich möchte aber darauf hinweisen, dass das okkulte Orange nicht genau der Farbe entspricht, die man allgemein darunter versteht. Exoterisch ist Orangegelb eine Mischung von Gelb und Rot; esoterisches Orangegelb ist ein reines Gelb, in dem Rot kaum zu sehen ist. Dieses Orangegelb erreicht uns als eine Schwingung, die von einem kosmischen Strahl herrührt, denn man darf nicht vergessen, dass dieser fünfte Strahl (genau so wie die fünfte Ebene und das fünfte Prinzip) mit dem kosmischen Strahl der Intelligenz oder mit dem Aktivitätsaspekt, der im ersten Sonnensystem in hohem Mass zum Ausdruck kam, eng verbunden ist. Zu jener Zeit war Grün der synthetische Strahl und neigte zu enger Verbindung mit dem Strahl des Orangegelb, des Denkens oder der Intelligenz, die sich durch eine Form ausdrückt. Im jetzigen Sonnensystem findet man etwas Entsprechendes in der engen Beziehung zwischen dem synthetischen Strahl der Liebe und Weisheit und dem vierten Strahl der Harmonie. Ihre gegenseitige Einwirkung lässt sich in einem Dreieck folgendermassen darstellen:

 [217]

ERSTES SONNENSYSTEM
Grüner Strahl
Dritter Aspekt
Aktivität oder Intelligenz

   Dritter Unterstrahl                Fünfter Unterstrahl
     Aktivität                                Manas, Denkprinzip
Grün-Grün                           Grün-Orangegelb

ZWEITES SONNENSYSTEM

Indigo-Strahl
Zweiter Aspekt
Liebe und Weisheit

             Zweiter Unterstrahl                Vierter Unterstrahl
Liebe und Weisheit                Harmonie
    Indigo-Indigo                         Indigo-Gelb

Im Aktivitätssystem finden wir, wie sich der dritte Aspekt des [218] Universellen Denkens oder der Aktivität durch das Orangegelb des konkreten (fünften) Unterstrahles ausdrückt. ...

Anpassungsfähigkeit durch Form - eine Form, die jene latente Aktivität vollkommen zum Ausdruck bringt. In gleicher Weise finden wir im zweiten System der Liebe, wie sich der Liebeaspekt durch das Gelb des Strahls der Harmonie oder Schönheit auswirkt - Liebe, die sich durch Einheit, Harmonie oder Schönheit vollkommen ausdrückt. Zu bemerken ist hier wiederum die Tatsache, dass ich Ausdrücke benutze, deren Korrektheit von ihrer exoterischen oder esoterischen Auslegung abhängt.

Um nun auf das vorher Gesagte zurückzukommen: Dieses Orangegelb erreicht uns als eine Vibration, die vom damaligen kosmischen Aktivitätsstrahl des vorangegangenen Sonnensystems herrührt; die Kraft des Orangegelb (das wissenschaftliche Fassungskraft durch die Intelligenz bedeutet) strömt uns zu, um die Verbindung zwischen Geist und Form, zwischen dem Leben und den Trägern, durch die es Ausdruck sucht, zu vervollkommnen.

Die hauptsächlichen Grundfarben lassen sich etwa in folgender Weise auf die verschiedenen Bezeichnungen verteilen, mit denen wir die Gesamtheit des manifestierten Universums auszudrücken pflegen:

1. Lebensaspekt   -    2. Formaspekt   -    3. Intelligenzaspekt

Geist   -   Materie   -   Denken

Bewusstsein   -   Träger   -   Lebenskraft

Selbst   -   Nicht-Selbst   -   Beziehung zwischen beiden

Strahl   -   Strahl    -   Strahl

2. Liebe und Weisheit  -    1. Macht oder Wille   -   3. Aktivität oder Anpassungsfähigkeit.

4. Harmonie  -    7. Zeremonialgesetz   -   5. Konkretes Wissen

6. Hingabe  -    5. Konkretes Wissen

Es ist [219] dies nur eine unter verschiedenen Möglichkeiten, die Strahlen zu gruppieren und als Einflüsse zu betrachten, die eine direkte Wirkung auf das sich entwickelnde Leben oder auf die Formen ausüben, innerhalb deren es sich mit Hilfe des dritten Faktors, der Intelligenz, entfaltet. Diese drei Unterteilungen bilden die drei Punkte eines kosmischen Dreiecks:

Intelligenz
Leben
Form

und der makrokosmische Strom der zwischen diesen Dreien kreisenden Strahlen findet seine mikrokosmische Entsprechung in dem (durch Meditation erweckten) Kundalinifeuer, das in genauer geometrischer Form zwischen den drei Hauptzentren kreist:

Kopf
Herz
Kehle

Alle sieben Strahlen beeinflussen wechselseitig das Leben, die¨Form und das innere Denkprinzip und sind ihrem Wesen nach selbst jene Drei. Sie sind Leben, sie sind Form, sie sind Intelligenz, und ihre Gesamtheit ist das manifestierte Weltall. Alle sieben sind [220] zu verschiedenen Zeiten auf verschiedenen Aspekten wirksam. Die wichtigste Wechselwirkung besteht zwischen:

a. dem Liebe-Weisheits-Strahl und dem Harmoniestrahl in gleicher Weise wie zwischen der monadischen und der buddhischen Ebene;

b. dem Machtstrahl und dem Strahl des Zeremoniegesetzes, ebenso wie zwischen der ersten und der siebenten Ebene;

c. dem Strahl der Aktivität oder Anpassungsfähigkeit und dem der Wissenschaft oder des Konkreten Wissens genau so wie zwischen der dritten, atmischen und der fünften, mentalen Ebene. Grün und Orangegelb waren im ersten Sonnensystem verbunden, und sie setzen diese Verbindung im gegenwärtigen System fort. Damit habe ich für alle wahren Schüler weite Gedankenperspektiven eröffnet.

In der Verwandtschaft zwischen Indigo, Blau und Gelb liegt ein Geheimnis verborgen.

In der Verwandtschaft zwischen Grün, Orangegelb und Rot enthüllt sich ein anderes.

In der Verwandtschaft zwischen Blau, Rot und Violett verbirgt sich noch ein weiteres Mysterium.

Wenn ein Schüler vermittels seiner Intuition diese drei Mysterien begreift, dann hat er den Schlüssel zum grösseren Zyklus und zur evolutionären Entwicklung gefunden. Man muss deshalb stets daran denken, dass beim Studium des Mikrokosmos das gleiche Verwandtschaftsverhältnis zu finden ist, was dann die Pforte zum «Reich Gottes im Innern» erschliesst.

Rot für sichtbare Zwecke ist eine Farbe, deren geistige Betrachtung recht schwierig ist. Es gilt als unerwünscht. Warum? Weil es als die Farbe des Kama oder bösen Wünschens betrachtet wird und weil es stets die Vision von düsteren, dunkelroten Schattierungen im Gefühlskörper des unentwickelten Menschen ins Gedächtnis ruft. Trotzdem wird - in ferner Zukunft - Rot die Grundlage eines [221] Sonnensystems bilden, und mit der vollendeten Verschmelzung von Rot, Grün und Blau wird der Logos einmal sein Werk beenden und das hohe Ziel reinen weissen Lichts erreichen. Das Aktivitätssystem war grün. Das Liebe-System ist blau. Das Macht-System wird rot sein.

Bekanntlich ergibt die Vermischung von Rot, Blau und Grün am Ende weiss, und der Logos wird dann, esoterisch gesprochen, «Seine Gewänder gewaschen und sie im Blut weiss gemacht» haben, genau so wie das im kleineren Rahmen der Mikrokosmos im Lauf der Evolution tut.

Violett. In eigenartiger Weise wird der violette Strahl des Zeremoniengesetzes und der Ordnung zu einem synthetischen Strahl, sobald er sich in den drei Welten manifestiert. Gleichwie der synthetische Strahl der Liebe und Weisheit die Synthese aller Kräfte des Lebens darstellt, so ist in den drei niederen Welten der siebente Strahl der Inbegriff aller Form. Auf der ersten Ebene erscheint das Leben in seinem reinsten, höchsten und unabgesonderten synthetischen Aspekt; auf der siebenten Ebene finden wir die Form in ihrem dichtesten, gröbsten und in höchstem Mass abgesonderten Aspekt; der eine findet im synthetischen Strahl der Liebe den Höhepunkt, der andere im siebenten sein Betätigungsfeld.

Eine andere Synthese liegt in der Tatsache, dass Violett eine Begegnung zwischen dem Deva- und dem Menschenreich vermitteln kann. Esoterisch gesehen ist Violett Weiss. In der harmonischen Verschmelzung dieser beiden Reiche werden die sieben Himmlischen Menschen ihre Vollendung und Vervollständigung erreichen und esoterisch als weiss gelten, was gleichbedeutend mit Vollendung ist.

Ein weiterer Punkt der Synthese liegt darin, dass es durch die Vorherrschaft dieses siebenten Strahls zu einer Verschmelzung zwischen den dichten physischen und den ätherischen Körpern kommt. Das ist von höchster Bedeutung für den Makrokosmos und für den Schüler der Meditation. Diese Verschmelzung und Gleichschaltung muss bewirkt werden, ehe die Übermittlung der [222] Lehre an das dichte physische Gehirn irgendwie als genau betrachtet werden darf. Die Gleichschaltung der Zentren hängt ebenfalls in hohem Mass davon ab.

Mit obigen Bemerkungen habe ich lediglich versucht, das Denken in Bahnen zu lenken, deren genaue Befolgung zu überraschenden Ergebnissen führen kann. Das Studium der Farben und der Ebenen, das Studium der Farbe, ihrer Einwirkung und Beziehung zum Lebensaspekt und das Studium des Denkens als Aspekt der Form wird dem Schüler der Meditation viel Wertvolles vermitteln, vorausgesetzt, dass er dreierlei beachtet:

1. Dass er die esoterischen Farben zu entdecken sucht und ihre richtige Anwendung auf die Ebenen und Zentren, auf die Träger; durch die er sich manifestiert und auf die Träger, durch die sich der Logos manifestiert (die sieben heiligen Planeten); auf die Erdenrunden und die Rassen und auf die Zyklen seines eigenen, individuellen Lebens. Kann er das, so hält er den Schlüssel zu allem Wissen in seinen Händen.

2. Dass er alle angedeuteten Wahrheiten in seinem persönlichen Leben als Diener in den drei Welten praktisch anzuwenden bestrebt ist und dass er seine Arbeitsmethoden den Methoden anzupassen sucht, die der Logos durch die sieben Strahlen oder Einflüsse bekundet. Damit meine ich, dass er durch Meditation sein Leben systematisch und im Einklang mit okkulten Zyklen jenen sieben grossen Einflüssen unterstellt und auf diese Weise seiner Manifestation des Egos Ordnung und Schönheit verleiht.

3. Dass er stets dessen eingedenk bleibt, dass Vollendung, wie wir sie kennen, nur Stückwerk und nichts Wirkliches ist, dass selbst die Vollendung an sich - wie menschliches Denken sie begreift - nur Illusion ist und dass erst die nächste, logoische Manifestation der Herrlichkeit letztes Ziel enthüllen wird. Solange es gesonderte Farben gibt, solange haben wir es mit Unvollkommenheit zu tun. Man darf nicht vergessen, dass Farbe, wie wir sie kennen, den Eindruck bedeutet, den ein Mensch mit einem Körper der fünften Stammrasse in der vierten Runde der vierten Kette von einer Vibration wahrnimmt, die das menschliche Auge trifft. Was wird nun Farbe für einen Menschen bedeuten, der sie in der siebenten Runde [223] in einem Körper der siebenten Stammrasse erschaut? Selbst dann wird eine ganze Farbskala von wundersamer Schönheit ausserhalb und jenseits seines Begriffsfeldes liegen. Das kommt daher, weil sich erst zwei grosse Aspekte des Logoischen Lebens völlig auswirken; der dritte wird nur teilweise enthüllt werden an jenem noch grösseren «ersehnten Tag», an dem er in vollem Strahlenglanz aufleuchten wird. Das Wort «Strahlenglanz» (oder Strahlungsenergie) hat eine okkulte Bedeutung, die besonderes Nachdenken verdient.

3. September 1920

Stete Hingabe an die nächste Pflicht und unbeirrtes Unternehmen des nächsten Schrittes öffnen den Weg zum Meister und führen nebenbei auch zur Beseitigung aller Schwierigkeiten. Durch Formulierung hoher Gedanken und deren Verwirklichung auf der physischen Ebene entwickelt man den Mentalkörper und erschliesst damit Quellen, aus denen das Leben von oben in wachsendem Mass einströmen kann. Durch Festigung der Gefühle und durch Übertragung des Wunschlebens von der emotionalen auf die buddhische Ebene erwirbt man die Fähigkeit, den höheren Standpunkt wahrhaft widerzuspiegeln. Ein disziplinierter, geläuterter physischer Körper ermöglicht die Verwirklichung dessen, was der innere Mensch weiss. Wenn diese drei Bedingungen beachtet werden, kann das Gesetz wirken und die Befreiung beschleunigt werden. Man fragt sich oft, wie wirkt das Gesetz? Was müssen wir an eigenem Handeln dazu beitragen, um das Gesetz im Leben des einzelnen auszulösen? Die Antwort liegt ganz einfach in der oben erwähnten Hingabe an die höchste Pflicht und in der Anordnung des Lebens der Persönlichkeit dergestalt, dass jene Pflicht voll und ganz erfüllt werden kann.

Die Esoterischen und die Exoterischen Farben.

Heute kommen wir zum zweiten Punkt unserer Betrachtung [224] über den Gebrauch von Farben, nämlich zum Gesetz der Entsprechungen und der Farbe. ... Die esoterische Bedeutung der exoterischen Farben ist bis jetzt nur teilweise bekanntgegeben worden, wie ich bereits erwähnte. Einige dieser Bedeutungen wurden von H. P. B. veröffentlicht, ohne jedoch hinreichendes Verständnis zu finden. Einen Hinweis möchte ich hier geben, der weise bedacht werden sollte. Einige der in der Geheimlehre in bezug auf Farbe und Schall gemachten Angaben beziehen sich auf das erste Sonnensystem, während andere einen Teil des zweiten Sonnensystems betreffen. Der Unterschied zwischen beiden ist natürlich nicht verstanden worden; immerhin wird diese Enthüllung als Grundtatsache für das Studium in der neueren Schule von grosser Wichtigkeit sein. Im Rahmen dieser Feststellung über die esoterische Bedeutung der Farben möchte ich die Farben in einer Tabelle gruppieren (obwohl sie bereits in der Geheimlehre zu finden ist), die als Grundlage für das dienen mag, was ich etwa später darüber zu sagen habe.

Exoterisch  -             Esoterisch

Purpur        -             Blau

Gelb            -             Indigo

Hellgelb (crème)  -  Gelb

Weiss  -                     Violett

Nur vier dürfen mitgeteilt werden, aber wer sie richtig versteht, der besitzt den Schlüssel zur gegenwärtigen vierten Runde und ihrer Geschichte. Da dies die vierte Kette und die vierte Runde ist, so lässt sich in der Zahl Vier die Geschichte der Gegenwart erkennen.

Besonders möchte ich denen, die Lehrer und Schüler der nächsten Generation sind, ans Herz legen, über die Bedeutung der Tatsache tief nachzudenken, dass Weiss esoterisch Violett ist. Das ist heute von besonderer, praktischer Bedeutung, weil der violette Strahl im Kommen ist, der siebente Strahl, der in dieser Runde einer der Hauptstrahlen ist; die von ihm ausgehende Macht steht im Verhältnis zu den Vieren, wirkt auf die Vier ein und unterliegt dem Einfluss der Vier.

Die esoterischen Farben, die dem exoterischen Rot, Grün und Orangegelb entsprechen, dürfen der Allgemeinheit noch nicht [225] bekanntgegeben werden, obwohl Schüler und akzeptierte Chelas, deren kritisches Unterscheidungsvermögen verlässlich ist, das nötige Wissen erlangen können, wenn sie sich Mühe geben.

Hier möchte ich einige andere Betrachtungen einschalten, und das geschieht am besten durch einen kurzen Hinweis auf das Gesetz der Analogie und der Entsprechung. Wir wollen also folgende Punkte betrachten:

a. Worin der Mikrokosmos und der Makrokosmos übereinstimmen.

b. Die grundlegenden Entsprechungen.

c. Farbe im Mikrokosmos und im Makrokosmos.

Wir wollen jeden einzelnen Punkt kurz vornehmen, denn im rechten Verständnis für das Gesetz liegt die Fähigkeit, esoterisch zu denken und den äusseren Geschehnissen ihre innere Bedeutung abzuringen.

Mikrokosmische und makrokosmische Entsprechungen.

Die Beziehung zwischen dem Mikrokosmos und dem Makrokosmos ist eine genaue; sie besteht nicht nur im grossen Umriss, sondern auch im einzelnen. Diese Tatsache muss erfasst und ausgearbeitet werden. In dem Mass, in dem das Wissen sich vertieft, Fortschritte gemacht werden und die Fähigkeit, zu meditieren die Empfänglichkeit für Eingebungen von der höheren Triade über die Kausalebene zur Persönlichkeit herbeiführt, werden diese Tatsachen sich immer klarer im einzelnen auswirken und zu vollem Verständnis führen. «Wie oben, so unten» ist ein leichtfertig wiederholter, aber wenig verstandener Ausspruch. Was gibt es nun oben, und was wird sich dementsprechend unten entwickeln? Oben befinden sich Wille, Liebe und Aktivität oder Macht, Weisheit und Intelligenz, wie wir die drei Aspekte göttlicher Manifestation nennen. Unten findet man diese drei im Begriff der Erscheinung vor:

a. Die Persönlichkeit drückt [226] tätige Intelligenz aus.

b. Das Ego bringt Liebe und Weisheit zum Ausdruck.

c. Die Monade drückt Macht oder Wille aus.

In den drei Welten der Persönlichkeit finden wir:

a. Die physische Ebene, die einen Abglanz des Aktivitätsaspekts ausdrückt.

b. Die Astralebene, die einen Abglanz des Liebe- oder Weisheits-Aspekts ausdrückt.

c. Die Mentalebene, die einen Abglanz des Willens- oder Macht-Aspekts ausdrückt.

Was ergibt sich in bezug auf die Farben jener drei Träger, wenn man sie exoterisch beschreibt?

a. Das Violett des Physischen, wie es sich im Ätherischen ausdrückt.

b. Das Rosa oder Rot des Astralen.

c. Das Orangegelb des Mentalen.

Was ergibt sich in der Triade oder der Welt des dreifachen Egos?

a. Das höhere Manas, das den Aktivitäts- oder Intelligenz-Aspekt ausdrückt.

b. Buddhi, als Ausdruck des Liebe- oder Weisheits-Aspektes.

c. Atma, als Ausdruck des Willens- oder Macht-Aspektes.

Was wiederum sind die Farben dieser Körper, wenn man sie exoterisch beschreibt?

a. Das Blau der höheren Manas-Ebenen.

b. Das Gelb der Buddhi-Ebene.

c. Das Grün der Atma-Ebene.

Sie sind im Begriff der Umwandlung. Die Farbe der niederen muss in die entsprechende Farbe der höheren Ebene verwandelt werden. Die hier gemachte Mitteilung steht in direktem Zusammenhang mit dem, was ich in einem früheren Brief über die Übertragung der Polarisierung gesagt habe. Es besteht eine direkte Entsprechung zwischen:

a. Dem Violett der ätherischen und dem Blau der höheren Mentalebene.

b. Dem Rosa der astralen und dem Gelb der buddhischen [227] Ebene.

c. Dem Orangegelb der mentalen und dem Grün der atmischen Ebene.

Das Geheimnis all dessen ist durch Anwendung der okkulten Meditationsgesetze zu finden. Man kann die ganze Farbenskala wiederum auf ein höheres Niveau verlegen und in der Monade die Entsprechungen herausfinden:

a. Das Grün des dritten Aspekts.

b. Das synthetische Blau oder Indigo des zweiten Aspekts.

c. Das Rot des ersten Aspekts.

An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass diese Farbenbezeichnungen sehr irreführen, sofern man zum Mittelpunkt systemischer Evolution zurückkehrt. Rot zum Beispiel hat keine Ähnlichkeit mit dem, was man auf der niederen Ebene als Rot bezeichnet. Das Rot, Grün und Indigo dieser hohen Ebenen sind in jeder Beziehung neue Farben von ungeahnter Schönheit und durchscheinender Helligkeit. Wer das richtig auslegt, findet darin einen Hinweis auf die Entsprechung zwischen dem Mikrokosmos und dem Makrokosmos.

Exoterisch gesehen haben die Farben mit der Form oder Gestalt zu tun. Die Kräfte oder Qualitäten, die sich hinter diesen Farben verbergen und verschleiern, beziehen sich auf das Leben, das sich innerhalb jener Formen entwickelt. Durch Meditation wird die Brücke geschlagen, die beides verbindet. Meditation ist der Ausdruck der Intelligenz, die Leben und Form, das Selbst und das Nichtselbst verbindet; und diese Verbindung in Zeit und Raum der drei Welten vollzieht sich auf der Mentalebene, die das Höhere und das Niedere verknüpft. Die Entsprechung erweist sich stets als vollkommen. Durch Meditation lässt sich daher jenes Wissen erlangen, das dreierlei bewirkt:

1. Es ergibt die innere Bedeutung exoterischer Farben.

2. Es verschafft [228] die Qualitäten, die jene Farben verhüllen.

3. Es bewirkt die notwendige Umwandlung der Farben von der Persönlichkeit zur Triade und später von der Triade zur Monade.

Der Kausalkörper dient als Synthese dieser Farben im Leben des sich wiederverkörpernden Egos, genau so wie der synthetische Strahl alle Farben in der logoischen Manifestation in sich verschmilzt. Man muss sich bemühen, stets darüber klar zu sein, ... dass Farben der Ausdruck von Kraft oder von Qualität sind. Sie verhüllen oder verschleiern die abstrakten Qualitäten des Logos, Qualitäten, die sich im Mikrokosmos in den drei Formwelten als Tugenden oder Befähigungen widerspiegeln. Genau so wie also die sieben Farben die Qualitäten im Logos verhüllen, ebenso bekunden sich die Tugenden im Leben der Persönlichkeit und treten durch die Meditationsübung objektiv in Erscheinung; jedes Einzelleben lässt sich solcherart als Ausdruck einer Farbe erkennen. Das sollte man durchdenken.

Die grundlegenden Entsprechungen.

Das Studium dieser Entsprechungen in den verschiedenen Bereichen des manifestierten Universums und die Anwendung dieser Farben in dem ihnen jeweils zukommenden Verhältnis führt am Ende zur Schönheit des synthetischen Ganzen und zur Erleuchtung des mikrokosmischen Lebens. Wir wollen das einmal in grossen Umrissen in einer Tabelle zusammenstellen und dabei die ins einzelne gehende Ausarbeitung dem Schüler der Meditation überlassen. Mehr ist derzeit nicht möglich.

1. Das dreifache Sonnensystem.

Der dreifache Jiva in seiner Evolution.

Die drei Aspekte des Logos.

Die dreifache Monade.

Die geistige Triade, das Ego.

Die dreifache Persönlichkeit.

Die drei Welten menschlicher Evolution.

Die drei Personen der Gottheit.

2. Die vier Lipika-Herren. [229]

Die vier Maharajahs.

Der vierfache niedere Mensch, die Quaterne.

3. Die fünf Ebenen menschlicher Evolution.

Die fünf Sinne.

Der fünffache Bereich des Mahachohan.

Die fünf Naturreiche.

a. Das Mineralreich.

b. Das Pflanzenreich.

c. Das Tierreich.

d. Das Menschenreich.

e. Das geistige oder übermenschliche Reich.

Das fünfte Prinzip des Manas.

4. Die sieben Strahlen der Hierarchien.

Die sieben Farben.

Die sieben Ebenen der Manifestation.

Die sieben Kumaras.

Die sieben Prinzipien des Menschen.

Die sieben Zentren.

Die sieben heiligen Planeten.

Die sieben Ketten.

Die sieben Planetenkugeln.

Die sieben Runden.

Die sieben Stamm- und Zweigrassen.

Die sieben Einweihungen.

Was ich in obiger Tabelle zu betonen suche, ist die Tatsache, dass dem Adepten die Entsprechung all dieser Dinge vollkommen klar ist und dass sie für ihn als ein Begriff des Bewusstseins, der Form und der Intelligenz reale Bedeutung hat. Er versteht diese Entsprechung - wenn ich das so ausdrücken darf - im Sinn von Farbe, wenn er es mit Erscheinungsformen zu tun hat, im Sinn von Ton, [230] wo es sich um das innere Leben handelt und im Sinn von Vitalität, wenn immer Intelligenz oder der Aktivitätsaspekt in Frage kommt. Es lohnt sich, diese Feststellung ernsthaft zu überdenken; es handelt sich um die Feststellung einer okkulten Tatsache. Je nach den drei in unserem vorhergehenden Brief behandelten Annäherungslinien wird der Nutzen der obigen Wortbegriffe verschieden sein.

Farbe im Mikrokosmos und im Makrokosmos.

Bei dieser Betrachtung liegt die Schwierigkeit hauptsächlich darin, dass der Vorgang ständigem Wechsel unterworfen ist. Farbe wird im Mikrokosmos von folgenden Faktoren bedingt:

1. Vom Strahl des Egos.