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Brief 10 - Die Läuterung der Träger

Brief 10

Die Läuterung der Träger

1. Der physische Körper.

2. Der Gefühlskörper.

3. Der Mentalkörper.

Brief 10

Die Läuterung der Träger

7. November 1920

Erprobte Werkzeuge [333] sind das Bedürfnis dieser Tage. Wenn diejenigen, welche die menschliche Evolution dieser Periode lenken, nach solchen Werkzeugen innerhalb der Menschenrasse ausschauen. sehen sie jetzt nur wenige, die zu solchem Dienst reif sind. Immerhin sehen sie einige, die nach einer gewissen Ausbildung den Anforderungen einigermassen entsprechen könnten.

Im Verlauf der Evolution wechselt die Polarisierung der Rasse. Die heutigen Menschen sind hauptsächlich in ihren Gefühlskörpern polarisiert - sie lassen sich von Gefühlen und Wünschen und von den Belangen der Persönlichkeit beeinflussen. Der Gefühlskörper ist der Brennpunkt für die Persönlichkeit. Er ist die Hauptzentrale für alles, was sie angeht und der Treffpunkt zwischen dem Niederen und dem Höheren. Er lässt sich mit einem geschäftigen Güterbahnhof vergleichen, der Ladungen aus allen Richtungen in Empfang nimmt und sie dann in die Grossstadt des persönlichen Lebens auf der physischen Ebene ausleert. Im Verlauf des Fortschritts verlagert sich die Szene nach oben hin, und der Mentalkörper wird zum Brennpunkt. Später wird der Kausalkörper zur wichtigsten Einheit, und noch später wird auch er als letztes und höchstes Opfer dargebracht, bis der Mensch frei von all dem, was auf die Schwingungen der drei Welten reagiert dasteht, bis alles vorbei ist, was das persönliche Leben angeht - bis nichts übrig bleibt als das Leben des Geistes und die willige Hingabe dieses Lebens zum Wohl der Welt.

Die Beschleunigung der Evolution macht gewisse Leistungen notwendig, durch die der Mensch, gleich wie gehärteter Stahl, zum zuverlässigen Werkzeug im Dienst der Welt geschmiedet wird. Man vergesse nicht, dass ein Mensch in der Regel (nach solchen Prüfungen [334] und Erprobungen) zum besten Werkzeug wird, weil er das Rassenbewusstsein vollends versteht und weil er mit den Problemen des Tages viel gründlicher vertraut ist als ein Ego aus einer früheren Zeitperiode. Deshalb wollen die Meister die in der Jetztzeit lebenden Menschen dazu benutzen, um die Wunden der jetzigen, leidenden Generation zu heilen. Was muss nun in diesem Sinn geschehen? Meine Antwort enthält nichts Aussergewöhnliches, sie verdient aber nachdenkliche Beachtung von seiten derer, die gern helfen möchten. ... Wenn die Lenker der Rasse eine Seele zum Dienst vorbereiten, müssen sie sich mit jedem einzelnen Körper befassen:

Die Ausbildung des physischen Körpers.

Sie bedingt folgende, ganz bestimmte Anforderungen:

Materie der höheren Unterebenen muss herangeholt (oder eingebaut) und die niedere und gröbere Materie ausgeschieden werden. Das ist notwendig, weil man mit groben Trägern unmöglich hohe Schwingungen aufnehmen kann. Das Ego ist nicht in der Lage, höheres Wissen und Weisungen durch einen groben physischen Körper zu vermitteln. Erhabenere Gedankenströme können ein nur wenig entwickeltes physisches Gehirn nicht beeindrucken. Deshalb ist Verfeinerung des physischen Körpers wesentlich; sie wird durch verschiedene Massnahmen erwirkt, die alle vernünftig und nützlich sind.

Durch reine Nahrung. Dazu gehört eine mit klugem Vorbedacht ausgewählte vegetarische Diät; sie erfordert nur solche Gemüse und Früchte, die Lebenskraft spenden. Sorgfältiges Urteil in der Auswahl seiner Nahrung, weise Enthaltung von zu schwerer Kost und etwas reine, gute und vollkommen verdaute Nahrung ist alles, was der Jünger braucht. Welcherlei Nahrung, wird man fragen? Milch, Honig, grobgemahlenes Weizenbrot, alle Gemüsearten, die [335] an der Sonne wachsen, Apfelsinen (vor allem Apfelsinen), Bananen, Rosinen, Nüsse, etwas Kartoffeln, unpolierter Reis und, wie ich nochmals betonen möchte, von allem gerade nur so viel, als für eine wirksame Tätigkeit nötig ist.

Durch Reinlichkeit. Viel Wasser, äusserlich und innerlich, ist äusserst wichtig.

Durch Schlaf. Die Ruhestunden sollten stets zwischen zehn Uhr abends und fünf Uhr morgens liegen, und man sollte so viel wie möglich im Freien schlafen.

Durch Sonnenschein. Viel Berührung mit der Sonne ist wünschenswert, wegen der damit verbundenen Belebung. Die Sonne tötet alle Keime und befreit von Krankheit.

Wenn diesen vier Anforderungen gebührend entsprochen wird, dann kommt es zu einem definitiven Ausscheidungsprozess; und im Lauf einiger weniger Jahre verlagert der gesamte physische Körper seine Polarisierung allmählich nach oben, bis er am Ende nur noch Materie der atomischen Unterebene enthält. ... Das mag einige Inkarnationen beanspruchen, aber man muss bedenken, dass bei jeder neuen Inkarnation ein Körper in Gebrauch genommen wird, der (wenn ich so sagen darf) genau die gleiche Qualität besitzt wie der beim letzten Sterben abgelegte Körper. Daher ist die für den Bau (der Körper) aufgewendete Zeit niemals verloren. Mit der Zeit werden zwei andere Methoden zur Verfügung stehen, durch die eine beschleunigte Verfeinerung erreicht werden kann:

Die Anwendung farbigen Lichts. Durch die Einwirkung von farbigem Licht auf den Körper des Jüngers wird ein Abschütteln und zugleich eine Stimulierung der Atome erzielt. Das ist jedoch jetzt noch nicht möglich, sondern erst, wenn über die Strahlen mehr bekannt sein wird; sobald man den Strahl eines Menschen kennt, wird eine Stimulierung durch Anwendung seiner eigenen Farbe stattfinden; die Komplementärfarbe wird den Einbau neuer, und eine entgegengesetzte Farbe die Auflösung unerwünschter Materie bewirken. Dieses Wissen wird später den grossen Körperschaften vermittelt werden, die Treuhänder der Mysterien sind, nämlich der [336] Kirche und der Freimaurerei. Die Zeit dafür ist noch nicht gekommen. Sobald die Mysterien wieder hergestellt sind, werden die beiden Körperschaften einiges darüber wissen.

Musikalische Stimulierung. Gewisse Töne zerschmettern und zerbrechen. Bestimmte andere Töne stimulieren und ziehen an. Wenn der musikalische Schlüssel eines Menschen bekannt ist und man den Ton kennt, auf den er anspricht, dann wird die Nutzbarmachung von Schall zum Zweck der Verfeinerung möglich sein. Für den Augenblick können diejenigen, die zu dienen suchen, nur die genannten wesentlichen Bedingungen einhalten und danach trachten, mit hohen Schwingungen in Berührung zu kommen.

Einen weiteren Hinweis möchte ich noch geben, nämlich dass im Gebrauch von Elektrizität viel verborgen liegt, was die Belebung der Träger betrifft, und jetzt besonders des ätherischen Körpers. Der Hauptnutzen der Sonnenbestrahlung besteht in der Belebung des Ätherkörpers. Die Hitze der Sonne ist elektrische Kraft, die dem Durchschnittsbedürfnis der Mehrzahl in allen Naturreichen entspricht. Im Verlauf des Fortschritts wird es in Einzelfällen möglich sein, die Intensität dieser Kraft zu erhöhen. Darin liegt eines der Einweihungsgeheimnisse. Einstmals diente der Einweihungsstab tatsächlich als Zuleiter dieser Kraft zu den Zentren des Eingeweihten; die Konstruktion des Stabes entsprach diesem Zweck. Jetzt, auf einer höheren Spiralebene, wird dasselbe Erfordernis und der gleiche Zweck erfüllt, obwohl das Verfahren der Auflegung notwendigerweise ein anderes ist, da die Polarisierung der Rasse eine andere ist. Heute ist die Polarisierung nicht mehr physisch, sondern entweder emotional oder mental. Das Anwendungsverfahren ist in allen drei Fällen verschieden, und deshalb muss das Geheimnis gewahrt bleiben. Es birgt das Mysterium.

Verfeinerung des Ätherkörpers.

Sie stimmt mit [337 der des physischen Körpers überein. Die Methode besteht hauptsächlich darin, im Sonnenlicht zu leben, sich vor Kälte zu schützen und bestimmte Kombinationen von Vitaminen einzunehmen, die in absehbarer Zeit den Menschen bekannt werden.

Diese Kombination von Vitaminen wird nach einer bestimmten Formel in Tablettenform hergestellt werden und auf den ätherischen Körper einen direkten Einfluss haben. Das wird aber erst dann der Fall sein, wenn der ätherische Träger wissenschaftlich anerkannt und im Lehrprogramm medizinischer Fakultäten endgültig inbegriffen sein wird. Das Studium ätherischer Krankheiten - wie Stauung und Schwund - wird demnächst als wichtig erkannt werden und zu bestimmten Heilverfahren und Arzneivorschriften führen. Alles was man im Augenblick tun kann, um die beiden physischen Träger sensitiver zu machen, besteht darin, die obigen Regeln zu beachten und die weitere Entwicklung der Zeit zu überlassen.

Verfeinerung des Gefühlskörpers.

Hier kommt eine andere Methode zur Anwendung. Der Gefühlskörper ist einfach ein grosser Reflektor. Er nimmt die Färbung und Bewegung seiner Umwelt an. Er wird von jedem flüchtigen Wunsch beeindruckt. Er fühlt jede Laune und jedes Gefallen innerhalb seiner Umgebung; jede Welle setzt ihn in Bewegung; jeder Ton lässt ihn vibrieren, es sei denn, dass der Aspirant solch einen Zustand verhindert und den Gefühlskörper so trainiert, dass er lediglich jene Eindrücke aufnimmt, die von der Ebene der Intuition über das höhere Selbst und daher über die atomische Unterebene kommen. Der Aspirant sollte es sich zur Aufgabe machen, seinen Gefühlskörper so zu erziehen, dass er vollkommen still und klar wird wie ein Spiegel, damit er ein makelloser Reflektor wird. Des Aspiranten Streben sollte es sein, dass der Gefühlskörper nur den Kausalkörper widerspiegelt, nur im Einklang mit dem grossen Gesetz Färbung annimmt und sich nur gemäss bestimmter Weisung bewegt, nicht aber nach den Windrichtungen des Denkens oder den [338] wechselnden Gezeiten des Begehrens. Mit welchen Worten liesse sich der Gefühlskörper beschreiben? Still, gelassen, unbewegt, ruhig, friedlich, hell und klar, von spiegelgleicher Qualität und glatter Oberfläche, ein durchsichtiger Reflektor - der genau das Verlangen, die Wünsche und die Bestrebungen des Egos und nicht die der Persönlichkeit vermittelt. Wie lässt sich dieses Ziel erreichen? Auf verschiedene Weise, teils durch den Aspiranten, teils nach Weisung des Meisters.

a. Dadurch, dass man jederzeit alles Verlangen, alle Motive und Wünsche überwacht, die täglich den Horizont kreuzen und dass man daraufhin alle diejenigen betont, die erhabenen Charakters sind und die niederen nicht beachtet.

b. Durch ununterbrochenes tägliches Bestreben, mit dem höheren Selbst in Verbindung zu kommen und dessen Wünschen auch im Leben Ausdruck zu verleihen. Anfangs werden Fehler vorkommen, doch allmählich schreitet der Einbauprozess fort, und die Polarisierung innerhalb des Gefühlskörpers verschiebt sich aufwärts von einer Unterebene zur anderen, bis die atomische erreicht ist.

c. Durch Festsetzung bestimmter Stunden jeden Tag, die der Beruhigung des Gefühlskörpers zu widmen sind. In der Meditation wird auf die Beruhigung des Denkens viel Gewicht gelegt, aber dabei darf man nicht vergessen, dass die Beruhigung der Gefühlsnatur derjenigen des Denkens vorausgehen muss; eins kommt nach dem anderen, und es empfiehlt sich, auf der untersten Sprosse der Leiter anzufangen. Jeder Aspirant muss selber herausbekommen, welchen heftigen Schwingungen er am leichtesten nachgibt, wie z.B. solchen der Furcht, Sorgen, persönlichen Wünschen, persönlicher Liebe zu einer Person oder Sache, Entmutigung, Überempfindlichkeit für öffentliche Meinung; dann muss er diese Schwingung überwinden, indem er ihr einen neuen Rhythmus auferlegt, der eindeutig ausscheidet und wieder aufbaut.

d. Durch nächtliche [339] Bearbeitung des Gefühlskörpers unter Aufsicht von weiter fortgeschrittenen Egos, die ihrerseits unter Leitung eines Meisters stehen. Durch Anwendung bestimmter Farben und Töne kann eine Schwingung angeregt oder abgeschwächt werden. Im Augenblick verwendet man zwei Farben zur Behandlung vieler Menschen, nämlich Violett und Gold, um ihrem Kehl- und Vorderkopfzentrum eine höhere Schwingung zu verleihen.

Man vergesse nicht, dass das Werk stufenweise vor sich geht, und wenn die Polarisierung nach oben verlegt wird, finden beim Übergang von einer Unterebene auf die andere bestimmte nächtliche Prüfungen statt - man könnte sie auch eine Reihe von kleinen Einweihungen nennen - die schliesslich ihren Höhepunkt in der zweiten grossen Einweihung finden, welche die vollendete Beherrschung des Gefühlskörpers bedeutet.

Die eigentliche Einweihung ist der Höhepunkt von vier kleinen Einweihungen. Sie finden auf der Gefühlsebene statt, heissen im einzelnen Einweihung der Erde, des Feuers, des Wassers und der Luft und gipfeln in der zweiten Einweihung. Die erste Einweihung bedeutet, dass das gleiche Ziel auf der physischen Ebene erreicht wurde. Jede Einweihung ist ein Zeichen dafür, dass ein bestimmter Anteil atomischer Materie in den Körpern erreicht wurde. Die vier Einweihungen, die der eines Adepten vorausgehen, bedeuten, dass ein bestimmtes Verhältnis erreicht wurde, wie z.B.: bei der ersten Einweihung besteht ein Viertel, bei der zweiten die Hälfte aus atomischer Materie und so fort bis zur Vollendung. Da die Intuition (oder Buddhi) das vereinte Prinzip darstellt, das alles verschmilzt, verschwinden bei der vierten Einweihung die niederen Träger, der Adept steht in seinem Intuitionskörper da und erschafft fortab seinen Manifestationskörper selbst.

Verfeinerung des Mentalkörpers.

Sie ist [340] das Resultat von harter Arbeit und von kritischem Unterscheidungsvermögen. Dreierlei ist notwendig, ehe die Ebene der mentalen Einheit und das Kausalbewusstsein (das volle Bewusstsein des höheren Selbst) erreicht wird:

Klares Denken, nicht nur auf Gebieten, die irgendwie von Interesse sind, sondern in allem, was die Menschenrasse betrifft. Dazu gehört die Formulierung von Gedankenstoff und die Fähigkeit zu definieren. Das bedeutet die Fähigkeit, aus Gedankenstoff Gedankenformen zu bilden und diese zum allgemeinen Wohl zu machen, Wer nicht klar denkt und noch keinen fertigen Mentalkörper besitzt, der lebt im Nebel, und ein im Nebel befangener Mensch ist nur blinder Führer von Blinden.

Die Fähigkeit, den Mentalkörper zu beruhigen, so dass die Gedanken aus abstrakten und Intuitionsebenen ein aufnahmefähiges Blatt vorfinden, auf dem sie sich eintragen können. Dieser Gedanke ist in vielen Büchern über Konzentration und Meditation klargelegt worden, so dass ich ihn nicht weiter zu erläutern brauche. Diese Fähigkeit ist das Ergebnis harter und langjähriger Übung.

Ein ganz bestimmter Vorgang, den der Meister mit Zustimmung des Jüngers bewirkt, durch den all das, was in vielen Jahren mühevoll errungen wurde, in eine dauernde Form verschmolzen wird.

Bei jeder Einweihung hat die angewandte elektrische oder magnetische Kraft eine stabilisierende Wirkung. Sie sichert die Fortdauer der vom Jünger erreichten Resultate. Gleich wie ein Töpfer den Ton formt und gestaltet, um ihn dann durch Feuer zu härten, so gestaltet, formt und baut auch der Aspirant und bereitet sich auf das härtende Feuer vor. Eine Einweihung bedeutet eine dauernde Errungenschaft und den Anfang einer neuen Periode des Bemühens.

Vor allem sollte zweierlei betont werden:

1. Eine stete, unbeirrbare Beharrlichkeit, die unbesorgt um Zeit [341] oder Hindernis einfach ihren Weg weitergeht. Diese Fähigkeit des Beharrens erklärt, warum der unbedeutende Mensch so häufig vor dem Genie und vor anderen, die mehr Aufmerksamkeit erregen, das Ziel der Einweihung erreicht. Die Fähigkeit zu langsamem aber unverdrossenem Fortschritt ist äusserst wünschenswert.

2. Ein Fortschritt, der ohne übermässige Selbstanalyse stattfindet. Man soll sich nicht an seinen Wurzeln herausziehen, um festzustellen, ob man wächst. Das beansprucht kostbare Zeit. Man vergesse den eigenen Fortschritt, indem man sich an die Regeln hält und anderen Menschen hilft. Dann mag dem Jünger plötzlich die Erleuchtung und die klare Erkenntnis kommen, dass nun jene Stufe erreicht wurde, da der Hierophant seine Anwesenheit verlangen und ihm die Einweihung auferlegen kann. Durch harte Arbeit und stetes Bemühen, dem Gesetz zu entsprechen und alles zu lieben, hat er dann in seine Träger das Material eingebaut, das ihm erlaubt, in seiner Gegenwart zu stehen. Das grosse Gesetz der Anziehung zieht ihn zu ihm, und nichts kann dem Gesetz widerstehen.