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3. Die Grossen Annäherungen (Die kommende Neue Weltreligion) - Teil 1

a) Die Seele der Menschheit.

Man sieht nun immer deutlicher, dass die heutige Welt eine schwierige Zwischenperiode durchlebt. Es ist eine Phase, in der die Menschheit etwas Ähnliches durchmacht, wie es im Leben eines einzelnen so häufig der Fall ist. Die Weltseele orientiert sich zunächst über das äussere Geschehen, um sodann die Herrschaft über die Weltsituation zu übernehmen. Im Leben des Aspiranten kommen solche Zwischenstadien häufig vor. Die Persönlichkeit wird sich bewusst, dass Zustände voller Schwierigkeit und Unrast entstanden sind. Sie hatte jedoch in der Vergangenheit auch Momente, in denen sie hohe geistige Erkenntnisse und göttliche Anregungen erhielt sie war sich zeitweise ihres Zieles sicher und wusste, dass die Seele das richtungweisende Element ist. Die Persönlichkeit empfing eine schwache Vorstellung davon, welche Ziele und Zwecke diesen von der Seele gewährten Impulsen zugrunde liegen. Doch im gegenwärtigen Zeitpunkt liegt das alles weit zurück. Es scheint, als ob die Seele sich zurückgezogen habe und die Periode des Kontaktes und der Sicherheit zu Ende sei, und dass nur Schwierigkeiten, ein Gefühl der Ohnmacht und vergeblichen Mühens sowie ein Drang geblieben seien, aus dieser Notlage herauszukommen. Dieses Gefühl ist oft so intensiv, dass alle anderen Interessen ganz nebensächlich erscheinen.

Aber die Seele hat sich nicht zurückgezogen und die inneren geistigen Bedingungen sind nach wie vor die gleichen. Die göttlichen Impulse sind noch immer da. Die Seele sammelt sich nur, um von neuem einen Versuch oder Vorstoss zu machen und sich intensiver und entschlossener mit den Belangen der Persönlichkeit zu beschäftigen, die ihr Schatten und schwacher Widerschein ist.

Was für den einzelnen Aspiranten zutrifft, gilt genauso für die Menschheit, den Weltaspiranten. Im Mai 1936 unternahm die Weltseele [702] einen Vorstoss mit dem Ergebnis, dass eindeutige, nicht mehr rückgängig zu machende Fortschritte erzielt wurden. Dieser Vorstoss wirkte sich in dreifacher Weise aus:

1. Alle wahren Aspiranten und Jünger wurden einem Stimulierungsprozess unterworfen, der nach Wunsch verlief und ganz deutliche Wirkungen hatte.

2. Ebenso fand eine Stimulierung der Massen statt, so dass sie befähigt wurden, leichter und zuverlässiger auf neue Ideen zu reagieren. Auch das war ein einzigartiger Erfolg.

3. Die Hierarchie der Seelen, welche die Freiheit erlangt haben und die man die planetarische Hierarchie nennt, war in der Lage, der Menschheit näher zu kommen und eine klarere Beziehung und einen engeren Kontakt herzustellen, als es seit der mittleren Atlantischen Periode möglich war. Das Ergebnis war weit umfassender, als man erwartet hatte. Es war die dritte «Grosse Annäherung», die von der Hierarchie der Menschheit gegenüber unternommen wurde. Dass solche Annäherungen Erfolg haben, ist zum grossen Teil darauf zurückzuführen, dass in den Weltaspiranten ein intensives seelisches Verlangen lebt und dass diejenigen, die an ihrer Seite stehen, durch Meditation und Dienstleistungen einen «Annäherungsweg» bahnten. Da ihre Zahl viel grösser ist als je zuvor, konnte im Jahre 1936 die Hierarchie einen beispiellosen (fast hätte ich gesagt unerwarteten) Schritt vorwärts tun, wie er bisher noch nicht vorgekommen war. Das war der weltweiten Tätigkeit der Neuen Gruppe der Weltdiener zuzuschreiben.

Ich möchte hier den Leser auf die oben benützte Redewendung: «die Hierarchie der Seelen, welche die Freiheit erlangt haben» aufmerksam machen. Ich gebrauche diese Formulierung nicht in dem üblichen Sinne. Die Aspiranten und Jünger in der Welt benützen diesen Ausdruck, um jene Freiheit und jenes Befreitsein zu kennzeichnen, das [703] sie aus den drei Welten menschlichen Strebens erlöst und zu freien Bürgern des Reiches Gottes macht. Mit dieser Auffassung ist ein jeder vertraut. Aber man wird zugeben, dass dahinter eine ziemlich egoistische Tendenz liegt, die unvermeidlich ist, aber eines Tages verschwinden muss. Im gegenwärtigen Stadium besteht diese Tendenz zweifellos und ist vielleicht ganz erwünscht, da sie ein wirkungsvoller Ansporn für die notwendigen Anstrengungen ist. Die Freiheit, die ich meine, ist die Errungenschaft der Seele, sowohl in den drei Welten als auch auf ihrer eigenen Ebene frei und ungehindert sich zu bewegen, zu betätigen und zu manifestieren. Dieser Punkt wird selten, wenn überhaupt, betont. Die Seele als solche - das Ego - hat ihre eigene Aufgabe zu erfüllen, die vielleicht als das gerade Gegenteil dessen beschrieben werden kann, womit die Persönlichkeit vertraut ist. Die Seele muss erst lernen, in der Welt der Menschen sich zu Hause zu fühlen, erfolgreich zu wirken und hier den Plan durchzuführen. Das ist auch die Aufgabe der Hierarchie, und ich dachte, dass ein Hinweis auf dieses besondere hierarchische Problem und die (damit notgedrungen verbundene) Schwierigkeit, sich frei und uneingeschränkt zu betätigen, interessant und für meine Leser aufschlussreich sein würde.

Von diesem höchsten Standpunkt aus war es der Hierarchie - als Frucht der in den letzten fünfzig Jahren geleisteten Arbeit - möglich, im Jahre 1936 einen deutlichen Schritt vorwärts zu tun. Als dies geschehen war, wurde es notwendig, die neue Position zu festigen, um von dem erreichten Punkt aus zum Wohl der Menschheit Pläne für den nächsten Schritt auszuarbeiten.

So befinden wir uns nun in einer Zwischenperiode, mit der wir alle schmerzlich vertraut sind. So mancher hatte wohl irgendeinen grossen Antrieb und Fortschritt erwartet, eine Art herbstlicher Reifezeit oder einen dramatischen Höhepunkt mit unerhörten Ereignissen. Als nur eine Zeit relativer Stille zu beobachten war, in der sich nichts zu ereignen schien, überkam begreiflicherweise viele Menschen ein Gefühl der Enttäuschung; eine Reaktion trat auf, die in manchen Fällen einem Glaubensverlust gleichkam; es stellte sich ein Gefühl emotioneller Ermüdung und mentaler Ohnmacht ein, die viele auf die härteste Probe stellten. Diese Reaktionen - das darf [704] man nicht vergessen - beeinflussen aber keineswegs den Lauf der Dinge und verzögern auch nicht im geringsten die Ereignisse, obwohl sie die Arbeit der strebenden Helfer schwieriger gestalten und fast unnötigerweise die geistigen Hilfsquellen in Anspruch nehmen.

Diese Zwischen- oder Pausenzeiten, in denen scheinbar Stille, Stagnation und Inaktivität herrschen, sind ein integrierender Teil der grossen Schutz- und Aufbauarbeit der Hierarchie. Solche Perioden kommen im Leben eines Einzelmenschen, einer Gruppe und auch eines Planeten vor. Aspiranten müssen lernen, das Gesetz der Zyklen klug und verständnisvoll anzuwenden. Sie dürfen nicht vergessen, dass sie in einer Scheinwelt leben und in der Wirklichkeitswelt noch keine wahre Freiheit besitzen.

Zur Vollmondzeit im Mai 1938 trat der (schon öfters erwähnte) Hohe Rat der Hierarchie zusammen und legte die Pläne für die nächste Zukunft fest. Dazu möchte ich eine Einschränkung machen, die leicht vergessen wird. Die Pläne für die Menschheit werden nicht festgelegt, denn die Menschheit bestimmt ihr Schicksal selbst. Die Pläne, die ausgearbeitet wurden, betrafen die Linderung der derzeitigen menschlichen Notlage und die Ermöglichung engerer Beziehungen zwischen der Menschheit und der Hierarchie. Das Problem, vor dem die Hierarchie der Meister steht, besteht (ganz allgemein ausgedrückt) darin, die Wirksamkeit dieser verborgenen Selbstbestimmungskraft zu verstärken. Wenn nun diese Kraft bei den Menschen immer stärker in den Vordergrund tritt, dann können sie die nötigen Reformen in ihrer Zivilisation durchführen. Der Durchschnittsmensch packt alles nach organisatorischen Gesichtspunkten an; hat er eine lichtbringende Idee, so geht er gleich daran, dafür die äussere physische Ausdrucksform zu schaffen. Die Hierarchie des Planeten, die unter der Inspiration der göttlichen Vision wirkt, deren Ausdrucksform der grosse Plan ist, sucht in jedem Menschenherz ein Echo für diesen Plan zu erwecken; sie stärkt und stimuliert diesen Widerhall, um nicht nur ein gedankliches Verstehen, [705] sondern auch ein aspiratives Verlangen zu erwecken. Wenn beide Faktoren zusammenwirken, wird schliesslich der Plan auf Erden sichtbar in Erscheinung treten und alle menschlichen Probleme massgeblich beeinflussen.

Wenn einmal genügend viele Menschen mit ihren Seelen bewussten Kontakt haben, dann wird schon allein ihre Anzahl, die Klarheit ihrer Absichten und die Tatsache, dass sie überall in der Welt tätig sind, mit Naturnotwendigkeit eine Wirkung haben. Sie werden dann Reformen von so weitreichender Bedeutung einführen, dass die Kultur der Zukunft von der unsrigen so weit entfernt sein wird, wie die Kultur der roten Indianer, die Jahrhunderte lang den amerikanischen Kontinent durchstreiften und ihre Besitztümer der weissen Rasse überlassen mussten, von unserer gegenwärtigen Kultur entfernt ist.

Die Aufgabe der wirkenden Menschheitsdiener besteht also darin, in jedem Menschen den Seelenstrahl so zu erwecken, dass dessen Kraft und Wirkung fühlbar wird. Begonnen wird bei denen, deren geistiges Rüstzeug und erlangte Integration die Annahme rechtfertigt, dass sie - wenn sie einmal voll erwacht sind - die neuen, ihnen zur Verfügung stehenden Kräfte mit entsprechender Weisheit und in wohldurchdachter, konstruktiver Absicht benützen werden.

Wir wollen zunächst die folgenden Fragen besprechen: Welche psychologischen Vorteile ergeben sich daraus, dass man das Wesen des egoischen Strahls einigermassen versteht? Welchen sinnvollen Nutzen können Psychologen daraus ziehen, dass sie den Seelenstrahl einer Person erkannt und festgestellt haben?

Am Anfang dieser Abhandlung befassten wir uns mit der grundsätzlichen Frage, welchen Nutzen die Psychologie aus der Kenntnis der Strahlen ziehen könnte. Wir fassten die Möglichkeit ins Auge, dass eine Hypothese über die Existenz der Strahlen wissenschaftlich akzeptiert werden könnte, selbst wenn diese Anerkenntnis nur eine vorläufige wäre. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Zahl der Aspiranten in der ganzen Welt zunimmt. Vielleicht ist es am besten, wenn ich einfach einige Entwicklungen angebe, die in Erscheinung [706] treten werden, wenn die Existenz eines Seelenstrahls zugegeben, anerkannt und wissenschaftlich ausgearbeitet ist. Diese Entwicklungen sind folgende:

1. Der gegenwärtige Weltkonflikt wird gelöst und geregelt werden. Dieser Konflikt scheint im irdisch-materiellen Sinne fast ausweglos zu sein. Welche Folgen der Seelenkontakt eines Menschen hat und wie er sieh im Leben der Persönlichkeit auswirkt, mag wie folgt angegeben werden:

a) Konflikte, Unruhen, Treubrüche, innere Kämpfe und Widerstreit entgegengesetzter Meinungen.

b) Eine Empfänglichkeit für Ideen. Dies bewirkt in den Anfangsstadien eine nachgiebige Einstellung, die fast schon Wankelmut ist, und eine dauernd wechselnde Stellungnahme zu allen Dingen. Dieser Zustand führt schliesslich zu einer Empfänglichkeit für Intuition, die den Menschen befähigt, prompt zwischen dem Unwirklichen und dem Wirklichen zu unterscheiden.

c) Ein Prozess der Loslösung. Das ist ein schwieriger und schmerzlicher Prozess, der die Trennungslinien zwischen der Seele und der Persönlichkeit festlegt. Dieser unvermeidliche Vorgang bewirkt anfangs Isolierung und geteilte Interessen und führt später dazu, dass sich die Interessen der Persönlichkeit den Belangen des Planes unterordnen und dass alle persönlichen Wünsche im Aspekt der Seele verlöschen.

d) Eine Periode schöpferischer Tätigkeit folgt, die aus dem dritten Aspekt der Seele, dem Schöpferaspekt, stammt. Diese Entwicklung bewirkt im Erdenleben des Aspiranten, in seinen Neigungen und Gewohnheiten entscheidende Veränderungen; sie bringt den Jünger dazu, sich ganz bestimmten Beschäftigungen hinzugeben, die in die Worte «künstlerische Laufbahn» zusammengefasst werden können.

Diese vier Auswirkungen von Seelenaktivität, die tatsächlich nur dadurch hervorgerufen wurden, dass durch einen vom Menschen selbst geöffneten Kontaktkanal Seelenkraft eingeströmt war, werden [707] dem Psychologen die vier Hauptursachen der gegenwärtigen Weltschwierigkeiten klarlegen. Jede dieser Ursachen birgt in sich selbst ihre eigene Lösung. Die derzeitigen Gegensätze und Streitigkeiten, das riesige Interesse an den verschiedenartigsten Ideologien, der wirtschaftliche Druck, der zu materieller Ausbeutung führt, ein unverkennbares Aufleben schöpferischer Tätigkeit auf allen Gebieten der Kunst, und ein neuer Wertmassstab, - das alles sind Probleme, denen sich heute die geschulten Denker und Psychologen gegenübergestellt sehen.

2. Das Erscheinen einer Weltregierung. Diese wird infolge dieser «fünf Schwierigkeitsbereiche» und dadurch zustandekommen, dass immer mehr Menschen in der Welt verstehen und erkennen werden:

a) Die Ursachen der Unrast.

b) Die von der Menschheit erreichte Entwicklungsstufe.

c) Die unvermeidlichen Krisen, die sich einstellen, wenn der Mensch, das integrierte menschliche Wesen, dem Menschen, dem Geschöpf der geistigen Wirklichkeit, gegenübersteht.

d) Die sich uns jetzt bietende günstige Gelegenheit. Diese rührt von gewissen astronomischen Ereignissen her, als da sind der Energie-Zustrom aus einem neuen Tierkreiszeichen und die Verschiebung der Erdpole.

3. Die Entwicklung einer neuen Kunst. Sie wird im Ausdruck und Empfinden ein Widerhall auf Ideen sein. Die Kunst der Vergangenheit war zum grossen Teil ein Ausdruck dessen, was der Mensch von der Schönheit der Welt, die Gott erschaffen hat, mit dem Verstand erfasst hatte, mag es sich um die sichtbaren Wunder der Natur oder um die Schönheit der menschlichen Gestalt handeln. Die heutige Kunst versucht in einer fast kindischen Art die Welt der Gefühle, die Skala innerer Stimmungen und solche seelische Gefühlsreaktionen darzustellen, von denen sich der Grossteil der Menschheit leiten lässt. Diese Versuche stehen jedoch zur Welt des Gefühlsausdruckes in einem ähnlichen Verhältnis, wie die Zeichnungen des Höhlenmenschen zu dem Kunstschaffen eines Leonardo da Vinci. Höchst gültig und angemessen drückt sich diese neue Kunst [708] heute auf schriftstellerischem Gebiet aus. Als nächster Kunstzweig wird die Tonkunst folgen, die dem Wahrheitsausdruck näher kommen und diese sichtbar werdenden Ideale und erhabenen Qualitäten besser erkennen und darstellen wird. Die Mal- und Bildhauerkunst wird später nachfolgen. Keiner dieser Kunstzweige drückt jedoch jene Kunst aus, die aus schöpferischen Gedanken stammt, wie sie im Wassermann-Zeitalter zu ruhmvoller Grösse kommen wird.

4. Geistiges Verstehen der Krankheiten der Mystiker, oder das Erkennen körperlicher Leiden bei hochentwickelten Menschen der heutigen Welt. Diese Störungen haben meistens einen metaphysischen Hintergrund. Sie mögen unter der Oberfläche des Denk- und Empfindungsvermögens verborgen bleiben oder als physiologisches Symptom auftreten, das unverkennbar eine seelische Ursache hat. Diese Kategorien physischer Erkrankungen sind äusserst schwierig zu behandeln und werden zurzeit wenig verstanden. Was wissen denn die modernen Wissenschaftler und Forscher von dem Unterschied zwischen neurotischen und seelischen Störungen, die auf der Integration der Persönlichkeit oder auf einer überstarken seelischen Stimulierung beruhen und die Folgen einer falschen Polarisation (oder Einstellung) des Betreffenden sind? Wir wollen hier auf dieses Thema nicht näher eingehen, da es zu umfangreich ist. Man kann indes so viel sagen, dass, wenn sich der Seelenstrahl in der Persönlichkeit bemerkbar macht, diese Tatsache sehr häufig zu ganz deutlichen psychologischen Störungen führt. Ebenso möchte ich hier eine Warnung hinzufügen. Wir müssen uns in acht nehmen, dass unsere Sehnsucht nach Seelenkontakt uns jetzt nicht irre führt und uns zu dem Glauben verleitet, dass unsere derzeitigen physischen Schwierigkeiten (falls solche bestehen) die Folge eines Seelenkontaktes seien. Es wäre ganz erstaunlich, wenn dem so wäre. Sie sind wahrscheinlich eher die Folgen astraler Polarisation, der Unwissenheit in medizinischen Fragen, des Experimentierens, und sie sind vielleicht auf die zu rasche Integration der drei Persönlichkeitsaspekte zurückzuführen.

Diese vier Punkte machen wahrscheinlich genügend klar, oder [709] geben wenigstens einen Hinweis dafür, dass vieles, wenn nicht alles, was sich heute auf Erden abspielt, seine Ursache in einer beträchtlich gesteigerten Stimulierung von Seiten der Seele hat; auf diese Stimulierung reagiert die ganze menschliche Familie, selbst wenn die Einzelmenschen noch keinen Seelenkontakt erreicht haben. Diese gesteigerte Stimulierung ist auf zweierlei zurückzuführen:

1. Eine grosse und ständig zunehmende Anzahl von Menschen erlangen einen Kontakt mit ihrer Seele durch intensive Aspiration oder (in manchen Fällen), weil sie wirklich verzweifelt sind.

2. Die Hierarchie der Meister ist heute äusserst tätig, was zwei Umständen zuzuschreiben ist:

a) Das nachdrückliche Verlangen der Menschheit, das während der letzten Jahrzehnte dauernd auf die Hierarchie einstürmte, hat unvermeidlich einen Widerhall erweckt.

b) Die Hierarchie des Planeten ist selbst Gegenstand einer Stimulierung. Viele Mitglieder der Hierarchie kommen dadurch zu einer der höheren Einweihungen. Sie werden daher viel leistungsfähiger, und ihr Einfluss verstärkt sich durch grösseren Magnetismus und grössere Strahlkraft.

Wenn wir die in den letzten Seiten angeführten vier Punkte richtig erfassen und sie sowohl auf den einzelnen als auf die ganze Menschheit anwenden, werden wir auf manche Fragen eine Antwort finden und feststellen, wie stark die Auswirkungen sind.

Ein Studium und richtiges Verstehen des Seelenstrahls gibt uns den Schlüssel zum heutigen Zeitgeschehen. Ich möchte demjenigen, der dieses Studium unternimmt, empfehlen, anfangs wie folgt vorzugehen: Das Leben, die Qualitäten und die charakteristischen Merkmale der Weltaspiranten sollten nach Art der modernen akademischen psychologischen Forschung genau analysiert werden, dabei sollte aber die Tatsache der Seele als hypothetische Möglichkeit akzeptiert werden. Unter dieser Voraussetzung kann dann der [710] Forscher versuchen, die verwickelte und vielschichtige Wesensart der unter Beobachtung stehenden Männer und Frauen zu verstehen.

Untersuchungen über die Psychologie früherer Mystiker (hauptsächlich des Mittelalters) wurden bereits durchgeführt und sie brachten einiges Verständnis über die Erlebnisse, die sie hatten. Die Mystiker der modernen Zeit, mit ihrer besseren geistigen Ausrüstung und ihrer grösseren Weltkenntnis, wurden indessen nur wenig studiert. Praktisch keine einzige wissenschaftliche Arbeit wurde über die Psychologie des Okkultisten verfasst, der ja auch ein Mystiker ist, nur dass er auf einer höheren Ebene - der mentalen - wirkt. Das sind die feinen, glänzenden Persönlichkeiten, die in ihren meisten Lebensäusserungen ganz normal wirken, aber jenes gewisse Etwas besitzen, wodurch sie sich von der Hauptmasse ihrer Zeitgenossen unterscheiden. Sie bringen es stets zu der höchsten Position, ganz gleich, welchen Beruf sie haben. Sie besitzen auf irgendeinem Gebiet gestaltender Kunst hervorragende schöpferische Fähigkeiten. Sie üben auf andere eine phänomenale Anziehung und einen grossen Einfluss aus. Sie scharen Menschen um sich, bringen sie einander näher und schliessen sie zu einer Gruppe zusammen.

Diese Fortgeschrittenen kommen immer mehr unter den Einfluss ihrer Seelen und reagieren auf die seelische Energie. Sie tun dies entweder mit vollem Bewusstsein, durch Aspiration, Meditation und Dienst, oder unbewusst, indem sie einfach ihre erreichte Evolutionsstufe manifestieren und die Arbeit fortsetzen, die sie bereits in früheren Inkarnationen getan haben. Diese Fortgeschrittenen kann man in vielerlei Hinsicht als übernormal ansehen. Man missversteht sie häufig und man kann nur schwer eine Erklärung dafür finden, wer sie sind und was sie tun. Sie sind tonangebend in Dingen des Weltgeschehens, der Kunst und Wissenschaft oder im Geschäftsleben, und sie sind die führenden Persönlichkeiten in der heutigen Welt. Man findet sie tätig in Regierungen und Kirchen. Sie haben einen ausgesprochenen Sinn für Verantwortung, ein Gefühl für Synthese, Begeisterung für den Weltenschöpfer, einen Sinn für Schönheit. Die moderne Psychologie hat die Frage zu beantworten: was [711] ist es, das diese Leute von ihren Mitmenschen unterscheidet? Vererbung, günstige Umstände, Einfluss der Umwelt und ein gutes Drüsensystem - das sind einige der Gründe, die man zur Erklärung anführt. Aber alles das beantwortet nicht die prinzipielle Frage, und sie wird so lange unbeantwortet bleiben, bis man einiges Wissen über die Entfaltung des Ego und über Seelenkontakt gewonnen hat und die sich daraus ergebenden Folgen überschaut: Stimulierung, Integration, Einfliessen von Energie und die Nutzung dieser Energie, entsprechend der Veranlagung des Menschen und seiner Aufgeschlossenheit für Gruppenarbeit.

In dieser Abhandlung über die sieben Strahlen habe ich viele Hinweise gegeben, die zur Klärung des Problems beitragen sollten. Der Seelenstrahl eines Menschen, der Seelenstrahl einer Nation, die Wirkungskraft in Zeit und Raum eines aktiv werdenden oder eines verschwindenden Strahls, - all diese Faktoren geben Hinweise und Aufschlüsse für ein besseres Verstehen des Problems. Sie sollten schliesslich dazu führen, dass der Mensch richtiger beurteilt und seine geistige Ausrüstung besser gehandhabt wird, sowohl von jedem selbst als auch von denen, die ihn behandeln und sich um ihn bemühen.

Manchmal stelle ich mir selbst die Frage: Kann man von diesen Lehren praktischen Gebrauch machen? Sind diese reichhaltigen Informationen wirklich hilfreich? Wenn Wissen vermittelt wird, muss man es verwerten. Es muss im täglichen Leben seine praktische Anwendung finden. Auf allen, die diese Worte lesen, die aus der Tiefe meines Herzens und Denkens kommen, ruht die Verpflichtung, drei Aufgaben zu erfüllen, die ich in der Reihenfolge ihrer Bedeutung aufzähle:

1. Ein jeder forme sein tägliches Leben im Sinne dieser übermittelten Lehren, falls er diese als grundsätzlich wahr anerkennt. Vielleicht sind sie für ihn lediglich interessant, eine Art faszinierender Nebenbeschäftigung. Vielleicht gefällt ihm das Thema seiner Neuigkeit wegen und weil es von dem üblichen Lehrkurs etwas abweicht. Vielleicht gefallen ihm die Unterweisungen deshalb, weil er sie früher zu Gesicht bekommt als die übrige Menschheit. All diese Reaktionen haben nur wenig Bedeutung, da sie aus der Persönlichkeit (dem niederen Selbst) [712] kommen. Höchstwahrscheinlich wird die Mehrzahl der Menschen in dieser Weise reagieren. Wer in seinem Inneren keinen tieferen Widerhall empfindet, als es eben geschildert wurde, für den sind die hier gegebenen Lehren nicht bestimmt, da sie dem Betreffenden eine viel zu grosse Verantwortung auferlegen. Wer jedoch bereit ist, die hier gegebenen Wahrheitslehren - so wie er sie sieht - in seinem eigenen Leben anzuwenden, und sei es auch nur in bescheidenem Masse, für den sind sie bestimmt.

2. Ein jeder baue die Gedankenform auf, welche diese Lehre verkörpert. Ein jeder kann (wenn er den Wunsch dazu hat) mithelfen, die Gedankenform der Lehre des Neuen Zeitalters aufzubauen; das kann er vor allem durch die Kraft seines Denkens, dann dadurch, dass er eine Wahrheit, die er begriffen haben mag, in seinem persönlichen Leben praktisch anwendet, koste es, was es wolle, und schliesslich durch Opfer und Dienstleistungen für die Mitmenschen sowie durch ständige Weitergabe des Wissens, das ihm zur Verfügung steht.

3. Ein jeder verbreite die Lehre eine lange Zeit hindurch. Haben meine Leser diesbezüglich schon etwas getan und somit eine Verantwortung übernommen ?

b) Die drohende Krise.

Die von der Hierarchie aufgestellten Pläne betreffen in erster Linie zwei Dinge. Erstens die Pläne, welche die Weltstabilisierung bringen sollen. Eine solche Stabilisierung ist wesentlich. Der Mensch kann dann genügend Zeit finden, um sein Bewusstsein zu entfalten und zu erkennen, dass er eine Seele hat. Diese beiden letzten Erfordernisse umfassen das ganze hierarchische Wirken, so weit es die Menschheit betrifft. Zweitens befassen sich die Pläne mit dem Programm für die unmittelbare Zukunft, nämlich die irdischen Fragen endgültig zu regeln und eventuell den Vorschlag für eine weltweite Zusammenarbeit zu machen. Warum sage ich «eventuell»? Wir gebrauchen diesen Ausdruck, weil (wie ich schon oft betont habe) selbst [713] die fortgeschrittenen Mitglieder der Hierarchie nicht mit Bestimmtheit wissen, wie die Menschheit am Ende reagieren und in welcher Art oder inwieweit sie schliesslich das Ziel erreichen wird.

Ich war auf den vorangegangenen Seiten bemüht, in abgewogenen einfachen Worten darzulegen, welche momentanen Absichten hinter den Bemühungen der Hierarchie standen, als diese in der Ratsversammlung Zukunftspläne ausarbeitete. Ist es uns wohl möglich, die Bedeutung des Wortes «Zukunftspläne» zu erfassen? Die Vergangenheit ist unwiderruflich vorbei. Der flüchtige Augenblick, den wir Gegenwart nennen, ist massgeblich von der Vergangenheit bestimmt und wird im Bruchteil einer Sekunde ein Teil dieser Vergangenheit. Eben die Vorbereitung für die Zukunft und das Festlegen der Pläne für das Schicksal der Menschheit während der nächsten zehn Jahre war für die versammelten Meister besonders wichtig und beanspruchte ihre ganze Aufmerksamkeit. Diese Fragen waren auch für alle Studenten der zeitlosen Weisheit und für die Jünger der Grossen von grundlegendem Interesse.

Nur das hat für uns Bedeutung, was einen Antrieb zum Handeln bewirkt und was dem tätigen Weltjünger auch ein genügend klares Zukunftsbild und einen entsprechenden Ansporn gibt, um mit Aufrichtigkeit und Verständnis zu wirken. Das wird oft vergessen. So vieles wird heute gesagt und geschrieben, was den Eindruck erwecken soll, als ob es aus dem Munde der Grossen stamme und ihren Willen und ihre Absicht enthalte. Solche Reden und Schriften beruhen auf astralen Eindrücken und auf der Empfänglichkeit für die vielen Gedankenformen, die auf der Astralebene vorkommen. Darunter befinden sich auch viele Gedankenformen der Grossen, Gedankenformen, die tatsächlich existieren, und die von Weltaspiranten in begeisterter Hingabe und aus selbstsüchtigem, geistigem Streben geschaffen wurden. Diese Gedankenformen stammen nicht von Weltjüngern, weil niemand in den Rang eines akzeptierten Jüngers aufgenommen wird, solange er nicht wenigstens die schlimmsten Merkmale persönlichen Ehrgeizes überwunden hat. Dieses Freisein von allen ehrgeizigen Bestrebungen zeigt und äussert sich in persönlicher Zurückhaltung sowie darin, dass der oder die Betreffende sich jeder Propaganda für die eigene Person enthält und auch keinerlei Angaben über Beziehungen zu einem Meister [714] oder über die eigene geistige Rangstufe macht. Es scheint wohl angebracht, hierüber nachzudenken.

Wenn man die von den Mitgliedern des Hierarchischen Rates erwogenen Vorbereitungen und Pläne als Arbeitsbereiche der dafür bestimmten Meister und jener Menschen ansieht, die eine Zusammenarbeit im Sinn haben, könnte man diese Pläne folgendermassen spezifizieren:

1. Der Druck, der auf der Menschheit lastet, soll dadurch verringert werden, dass die in der Welt umlaufenden Gedanken immer mehr ins Gleichgewicht gebracht und stabilisiert werden. Es sind die Furchtkomplexe der heutigen Zeit - Gedankenformen, die dann häufig durch Aktionen verstärkt werden -, welche die Menschen zu Krieg und zerstörerischer Tätigkeit aller Art führen, aus denen es kein Zurück gibt. Die Sehnsucht der Menschen nach Verbesserung ihrer Lage sowie das Herabfluten spiritueller Seelen-Energie rufen diesen Druck und diese innere Spannung hervor. Diese Doppeltätigkeit hoher und niederer Kräfte bewirkt die Krise. Wenn diese beiden Aspekte zusammentreffen, so entsteht natürlich noch kein Konflikt; es stellt sich aber ein Gefühl intensiver Spannung, ein fast unerträglicher Druck ein, und es zeigt sich eine Sackgasse, aus der es anscheinend kein Entrinnen gibt. Diese Wahrheit mag schwer zu begreifen sein, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass die gegenwärtige Weltkrise hauptsächlich durch das Zusammentreffen dieser beiden Energiearten entstand. Mit diesem Problem mühen sich jetzt die Meister ab. Das Höherstreben des Menschen und das Ringen um eine Verbesserung der Lage bringt eine Zeit, in der sich der geistige Drang der Massen auf dreierlei Weise äussert:

a) Als Drang nach Verbesserung der Lage, wie bereits erwähnt.

b) Als planmässige Schulung der Denkkräfte, sodass neue Ideen aufgegriffen und erfasst werden können.

c) Als Erkenntnis der geistig eingestellten Menschen, dass die Gegenwart die Zeit der einmaligen grossen Chance ist. Die [715] Formulierung «die Zeit der einmaligen grossen Chance» sollte ein zusätzlicher Ansporn zu neuen Anstrengungen sein. Die jetzige Zeit ist von ungeheuerer zyklischer Bedeutung.

2. Die Neue Gruppe der Weltdiener soll aufs neue organisiert werden. Wie weit haben wir die Aufgabe dieser Gruppe oder die Bedeutung ihrer Mitgliederzahl wirklich erfasst? Es handelt sich um eine Gruppe von Männern und Frauen, die sich auf dem Jünger- oder auf dem Bewährungspfad befinden und die in zwei Hauptgruppen geteilt sind:

a) Eine Gruppe von Jüngern, die bewusst mit dem Plan zusammenarbeiten, und jener Mitarbeiter, die von ihnen geschult wurden und bewusst und aus freien Stücken an deren Arbeit teilnehmen. Zu dieser letzten Kategorie kann der Leser selbst gehören, wenn es sein Wunsch und er gewillt ist, die nötigen Opfer zu bringen.

b) Eine Gruppe von Aspiranten und solchen Männern und Frauen, die ein Weltempfinden besitzen, die, ohne es zu wissen, unter der Führung der planetarischen Hierarchie arbeiten und wirken. Es gibt deren heute viele, die - vornehmlich an führenden Stellen - als Zerstörer alter oder Erbauer neuer Formen fungieren. Sie wissen nichts von einem inneren, nach Synthese strebenden Plan, doch helfen sie in selbstloser Weise und nach besten Kräften mit, die Notlage zu erleichtern, indem sie im Drama der Nationen das ihrige tun oder sich mit Ausdauer auf dem Gebiet der Erziehung betätigen. Die erste Gruppe ist mit der Hierarchie des Planeten in Berührung und arbeitet sozusagen unter hierarchischer Inspiration. Die zweite Gruppe steht mit der grossen Masse in engerer Verbindung und lässt sich in ihrem Wirken mehr von Ideen-Inspiration leiten.

Die erste Gruppe befasst sich mit dem Plan, soweit ihre Mitglieder davon das Wesentliche erschauen und erfassen [716] können. Die zweite Gruppe beschäftigt sich deutlich mehr mit den Ideen, die heute im Bewusstsein der besser aufnahmefähigen Mitglieder der menschlichen Familie langsam aufdämmern. Diese Ideen werden von der Hierarchie und den älteren Mitgliedern der ersten Gruppe nach und nach der Menschheit eingeflösst. Die erste Gruppe ist ziemlich klein. Als über die Neue Gruppe der Weltdiener zum ersten Male eine Mitteilung herausgegeben wurde (die später in die Broschüre «Die nächsten drei Jahre» aufgenommen wurde), betrug die Anzahl bewusster Jünger weniger als zweihundert. Seither hat sich diese Zahl wesentlich erhöht, und zwar aus zwei Gründen: Erstens gelangten gewisse Männer und Frauen zu geistiger Reife, so dass sie zu der Erkenntnis kamen, dass sie einen hierarchischen Rang als Jünger einnehmen. Zweitens entfalten sich andere Menschen in geistiger Hinsicht infolge der Stimulierung und der ziemlich erfolgreichen Arbeit der letzten drei Jahre.

Die Anzahl der bewussten Jünger in der Welt beträgt heute (1939) ungefähr tausend. Wir berücksichtigen dabei nur jene Jünger, die unverkennbar in den Gruppen jener Meister wirken, die sich zum gegenwärtigen Experiment verpflichtet haben. An dieser Stelle möchte ich bemerken, dass sich in der gegenwärtigen Krise nicht alle Mitglieder der planetarischen Hierarchie mit Menschheits-Problemen befassen, obwohl sie alle die augenblicklichen Bemühungen kennen und auch an den Beratungen der Ratsversammlung teilnehmen. Es sind aus Gründen der Zweckmässigkeit noch viele andere Aufgaben zu erfüllen und andere Arbeiten zu leisten, die im evolutionären Geschehen mit den gegenwärtigen Bemühungen Hand in Hand gehen müssen. Die Arbeiten für andere Naturreiche (unterhalb und oberhalb des Menschen) und die Vorbereitung für die Zeit nach der gegenwärtigen [717] Krise müssen in der üblichen Weise fortgesetzt werden. In den höheren Schichten der Neuen Gruppe der Weltdiener sind die vielen Abteilungen hierarchischer Bestrebungen alle vertreten; dennoch gibt es heute eine grosse Anzahl von Jüngern in der Welt, die in keiner Weise mit den gegenwärtigen Plänen etwas zu tun haben. Das muss man wohl im Auge behalten.

3. Die Gebildeten aller Länder sollen zu der Erkenntnis der einen Menschheit erweckt werden, um damit das Fundament für die brüderliche Gemeinschaft zu legen. Viele erkennen bereits an, dass die menschliche Familie eine Einheit bildet. Bevor jedoch diese Einheit in zweckentsprechender Weise zustandekommen kann, ist es wesentlich, dass immer mehr denkende Männer und Frauen daran gehen sollten, überall in der Welt die gedanklichen Schranken, die zwischen Rassen, Nationen und Klassen existieren, abzubauen; die Neue Gruppe der Weltdiener sollte in der äusseren Welt jene Art von Tätigkeit wiederholen, welche die Hierarchie entfaltete, als sie diese Neue Gruppe schuf und ausbaute. Durch Aufzeigen der grossen Ideen müssen die Menschen dazu gebracht werden, die grundlegenden Ideale zu erkennen, die für das Neue Zeitalter bestimmend sein werden. Das ist die Hauptaufgabe der Neuen Gruppe der Weltdiener.

In der Ratsversammlung im Mai 1937 wurde auch darüber beraten, welche Methode angewandt werden sollte, um diese neuen Ideen in den Mitgliedern der Neuen Gruppe der Weltdiener tiefer zu verankern. Es wurde beschlossen, die Stimulierung des geistigen Lebens der Gruppenmitglieder fortzusetzen und ihre Empfänglichkeit für den Plan zu steigern. Sie werden dann nicht nur bewusst mit den Planungen in Fühlung sein, sondern im okkulten Sinne davon völlig erfüllt werden. So wird die Strahlkraft und der Einfluss der Gruppe beträchtlich zunehmen. Das wird der Gruppe nach aussen hin eine bedeutende Gruppenposition verschaffen. Eine solche ist [718] lebenswichtig und notwendig, damit in den nächsten Jahren die neuen Ideen die Ideale der denkenden Menschheit werden. Sollte sich diese Hoffnung nicht erfüllen, dann muss die so dringliche Rettungsaktion für die Menschheit auf eine spätere Zeit verschoben werden; dann würde eine weitere Leidenszeit mit allgemeiner Disziplinierung folgen und ganz unvermeidlich sein. Diese kritische Situation ist es, die ich auf diesen Seiten klarlege; und mit dieser jetzigen Notlage und schwerwiegenden Krise hatte sich die Hierarchie in ihrer Ratsversammlung im Mai 1937 zu befassen.

4. Der letzte Aspekt der Weltsituation, mit der sich die betreffenden Meister beschäftigten, betrifft in der Tat das bedrohliche Näherkommen einer gefährlichen Krise. Das Eintreten dieser Krise ist unvermeidlich, und daher müssen deren Auswirkungen vorausgesehen und Schritte unternommen werden, um den katastrophalen Folgen entgegenzuwirken und ihrer Bedeutung für das innere Leben voll Rechnung zu tragen.

Nachdem ich die vier Hauptpunkte (die in der Ratssitzung im Mai 1937 vorgebracht wurden, und die sich alle um die drohende Weltkrise drehen) angeführt habe, ist es notwendig, auf zwei Punkte besonders hinzuweisen:

1. Diese Krise steht unmittelbar bevor und hat epochale Auswirkungen, aus zwei Gründen:

a) Die während der letzten fünf Jahre auf geistigem Gebiet geleistete Arbeit war entschieden erfolgreich. Sie war das Resultat des Unternehmungsgeistes und der Leistungen der ersten Abteilung der Neuen Gruppe der Weltdiener, und sie verursachte überall ein elementares geistiges Erwachen.

b) Auch die Anstrengungen und Bemühungen der zweiten Abteilung der Neuen Gruppe der Weltdiener hatten Erfolg. Diese Menschen sind weit mehr Werkzeuge göttlichen Wirkens als bewusste Mitarbeiter am Plan.

2. Die Meister [719] sind nicht in erster Linie damit beschäftigt Unheil für den Form-Aspekt der Menschheit zu verhüten, so wünschenswert dies den Menschen erscheinen mag. Die Errettung der äusseren Form ist im grossen Plan nur ein nebensächlicher Punkt. Das Wirken der Hierarchie dreht sich um die Erweckung und Erweiterung des menschlichen Bewusstseins, und dadurch wird dann der Form-Aspekt beeinflusst. Es ist durchaus möglich (und die Meister ziehen es in Betracht), dass der physische Reaktionsapparat des Menschen einer so starken emotionellen und mentalen Anspannung ausgesetzt wird dass er seine Lektionen nicht hinreichend lernen kann, weil die jetzige physische Belastung zu gross ist, als dass er die Bedeutung dessen erfassen und verarbeiten könnte, was um ihn herum vorgeht. Aus diesem Grund hatten die Meister in der Ratsversammlung im Mai 1937 zu erwägen, wie sie diesem angespannten Zustand entgegenwirken könnten. Die Menschheit könnte zu müde werden, um auf alles zu reagieren. Diese Tatsache bildete ein wirkliches Problem, mit dem sich die Hierarchie auseinandersetzen musste.

Wenn wir das bisher Gesagte mit Interesse und Verständnis verfolgt und uns bemüht haben, es mit dem (uns bekannten) Weltgeschehen zu vereinen, dann wird uns klar werden, dass der einberufene Rat drei Probleme auf der Tagesordnung hatte. Mehr als diese drei Probleme kann die Menschheit nicht erfassen, und die anderen Fragen betreffen sie nicht. Es gab natürlich noch viele andere Probleme, aber sie waren von einer solchen Art, dass der Leser sie nicht verstehen würde; es wäre auch nicht möglich, diese Probleme in Worte zu fassen, die uns etwas sagen würden. Die drei für uns in Betracht kommenden Probleme waren folgende:

1. Wie kann die gegenwärtige Krise in der richtigen Weise überwunden werden, so dass das gestörte Gleichgewicht wiederhergestellt werden könnte?

2. Wie kann die Neue Gruppe der Weltdiener so angespornt werden, dass sie imstande wäre

a) die akute Gefahr zu erkennen,

b) den Arbeitsplan klarer zu interpretieren, [720]

c) für innere, subjektive, spirituelle Eindrücke empfänglicher zu werden,

d) bereitwillig die notwendigen Opfer zu bringen, die für das Gelingen des Werkplanes erforderlich sind,

e) mit grösserem Erfolg Licht in die Welt der Menschen zu strahlen.

3. Wie können die Kräfte, die seit 1914 in Bewegung gesetzt sind, innerhalb bestimmter Grenzen gehalten werden?

Von diesen Kräften gibt es viele, und ich möchte die Art oder Beschaffenheit einiger andeuten. Ich tue dies jedoch mehr im Hinblick auf späteres Verstehen und gedankliches Erfassen in der Zukunft, und weniger, weil jemand etwas Besonderes dagegen unternehmen könnte. Ich will sie daher einfach aufzählen. Wenn der Leser mit dem offenen Auge innerer Vision und mir wachsamer Intuition liest, dann mag ihm vielleicht ein gewisses Verständnis aufdämmern, welche Probleme sich vor der Ratsversammlung auftürmten. Es ist mir nicht möglich, über diese Kräfte mehr zu sagen oder sie näher zu erklären. Ich kann lediglich das angeben, was für die Hierarchie Tatsachen sind; für andere mögen diese Mitteilungen nur interessante Vermutungen, Hypothesen oder gar Hirngespinste sein. Hier ist die Aufzählung der Kräfte:

1. Die geballten Kräfte des grossen Fische-Zeitalters - machtvoll, grundlegend und derzeit zerstörerisch. Auf diese Kräfte reagieren die unaufgeklärten Massen, weil sie für diese der Weg des geringsten Widerstandes sind. Wenn ich den Ausdruck «Massen» benütze, so bezieht sich das auf alle diejenigen, die noch nicht wirklich denken können, aber glauben und das annehmen, was ihnen im unteren oder durchschnittlichen Bewusstseinsbereich verständlich ist.

2. Die neu hereinkommenden Kräfte des Wassermann-Zeitalters. Diese haben eine universale Wirkung auf die Ätherregionen, die den Erdball umgeben, auf die gesamte Vegetation, auf die Gewässer des Planeten und auf alle Menschen der Welt, die jetzt denken lernen. Alle, die unter den Einfluss der «neuen Geistesströmungen» kommen, nehmen die Inspiration des [721] Wassermannzeichens wahr. Die Interpretation der erfühlten Ideale mag irrig sein, aber die Fähigkeit, auf diese neuen Kräfte zu reagieren, ist vorhanden, und die Wirkung auf das Denkvermögen und das Gehirn ist echt und dauerhaft. Eine der ersten Auswirkungen ist die Stabilisierung der Gefühle.

3. Einflussreiche und machtvolle Kräfte, die derzeit von den grossen Sternen Beteigeuze und Sirius her einströmen. Auf diese beiden Kraftströme reagieren die Weltjünger des Seniorengrades der Neuen Gruppe der Weltdiener in deutlich erkennbarer Weise: ihr Herzzentrum wird von Beteigeuze und ihr Kopfzentrum von Sirius stimuliert. Eine sekundäre Wirkung haben diese Energien auf das Mineralreich, insbesondere auf dessen Produkt Gold, und das Rätsel Geld.

4. Kräfte grosser Machtfülle, die von der Venus stammen, wirken gleichfalls auf unseren Planeten ein. Bei dieser Gelegenheit möchte ich den Astrologen den Rat geben, auf die Tätigkeit und den Einfluss der Venus mehr zu achten. In den Sternkarten, die man jetzt aufstellt, wurde der Saturn- und Marseinfluss besonders betont. In Zukunft wird man die gleiche Beachtung dem Planeten Venus schenken müssen, da der Einfluss dieses Sterns im Wassermann-Zeitalter den vitalen Mars-Einfluss verdrängen wird.

5. Die Kräfte der planetarischen Wesenheit, die sich aus ihrem langen Schlaf zu rühren beginnt; sie verursacht heute viele Natur-Katastrophen auf der Erde. Damit hat der Leser nichts zu tun, wir nehmen lediglich die Tatsache zur Kenntnis.

6. Die Energie der vereinten Hierarchie des Planeten, die kürzlich eine ihrer «Grossen Annäherungen» an die physische Ebene unternahm. Die zwangsläufige Folge ist die, dass die Kraft der Hierarchie machtvoller, wirkungsvoller und schneller heranströmt und demzufolge die höheren Zentren jener Menschen anregt, die eine solche Evolutionsstufe erreicht [722] haben, dass sie ihrer Seele nahe genug sind, um durch diese Kräfte beeinflusst zu werden. Sie sind dann mental polarisiert und reagieren daher auf diesen Einfluss so stark.

7. Die Energie der Neuen Gruppe der Weltdiener. Bis vor zehn Jahren war sie ein relativ unbedeutender Faktor, obwohl sie schon vorhanden war; aber jetzt wird sie ständig stärker und ist heute eine Kraft, mit der man rechnen muss. In gewisser Hinsicht ist die Energie dieser Gruppe die Hoffnung der Welt, und es ist unsere jetzige Aufgabe, dieses Kraftfeld zu verstärken.

8. Ausserdem sind noch die Schwingungen zu nennen, deren starker Einfluss von jenen bedeutenden Männern und Frauen ausgeht, die heute im Weltgeschehen aktiv tätig sind. Im Hinblick auf die Verwendung geistiger Energie sieht die Hierarchie diese Männer und Frauen als Schleusen ins menschliche Leben an, da mit ihrer Hilfe die Energie gewisser grosser Weltseelen, Welteinflüsse und Meister sich bekunden kann. Es gibt viele solche Menschen, und die Ratsversammlung steht vor der Aufgabe, diese Kräfte in einer solchen Weise ins Gleichgewicht zu bringen, dass sie das Welt-Gleichgewicht nicht so weit stören, dass es nicht wiederhergestellt werden könnte. Studierende müssen bedenken, dass ein Meister unvermeidlich ein gewisses Risiko und unvorhergesehene Zufälle in Kauf nehmen muss, wenn er einer Seele «okkulte Inspirationen» gibt und einen Menschen zu einer unbewussten Mitarbeit am Plan drängt. Es darf jedoch nicht unerwähnt bleiben, dass keines Menschen Freiheit, auch nicht von Seiten eines Meisters, beeinträchtigt wird. Manchmal handelt ein Jünger oder ein Mitglied der Neuen Gruppe der Weltdiener auf eigene Faust, er «geht durch» (bildlich gesprochen), er richtet Unheil an und macht häufig (vorübergehend) den Teil des Planes zunichte, mit dem er betraut worden war.

9. Endlich haben [723] wir noch jene Kräfte, die wir (aus Unwissenheit und mangelndem Weitblick) üble oder schwarze Kräfte nennen mögen. In weltlicher Sprache könnte man sagen, dass diese Kräfte mit der dunklen Seite der Natur und Energie zu tun haben. Sie werden von grossen, mächtigen Menschenwesen gehandhabt, von denen sich die meisten nicht in physischer Inkarnation befinden. Sie betätigen sich von der Astralebene aus und benützen als Werkzeuge oder Vollbringer hauptsächlich Gruppen. Diese Gruppen bestehen aus ignoranten, unbeständigen, egoistischen und ehrgeizigen Menschen, die ein willfähriges Werkzeug ihrer Einflüsterungen sind. Für diese sogenannte Dunkelarbeit ist der einzelne Gruppenteilnehmer nicht verantwortlich zu machen, obwohl immer solche darunter sind, die mit Vorbedacht und Absicht ehrgeizige und selbstsüchtige Ziele verfolgen. Wenn auch die Bestrafung des einzelnen nur leicht und seine individuelle Verantwortung gering ist, so ist doch diese Methode äusserst wirksam. Die Folge oder Wirkung ist eine Art Gruppenbesessenheit, eine verhältnismässig neue Sachlage, die aber heutzutage immer häufiger in Erscheinung tritt.

Das sind einige der Kräfte, die das Weltproblem herbeiführen und ausmachen, und mit diesen hatte sich die Ratsversammlung zu befassen. All diese Kräfte wirken heute auf die Menschheit ein. Dieser Strudel von Energien treibt die Menschen ganz deutlich in eine Periode chaotischer Zerstörung hinein, falls nicht die Meister der Weisheit vermittels der beiden Abteilungen der Neuen Gruppe der Weltdiener diesem Prozess Einhalt gebieten und in diese zermürbte und gequälte Welt Ordnung bringen können.

Aus diesem Grund war die Ratsversammlung am Vollmondtag im Mai 1937 von grosser Wichtigkeit und von ausserordentlicher Bedeutung. So, wie der Mai-Vollmond des Jahres 1936 Zeuge der Bemühungen der Meister und ihrer Jüngerschar war, sich näherzukommen und eine engere Verbindung herzustellen, so war der Mai-Vollmond des Jahres 1937 Zeuge der Aufstellung gewisser Arbeitsrichtlinien, die, wenn sie richtig erfasst und in der äusseren Welt durchgeführt werden, mit Bestimmtheit die jetzige Weltlage verändern könnten. An diesem Tag wurde auch die Neue Gruppe der [724] Weltdiener neu stimuliert, um ihre Gruppen-Integration zu verstärken, damit die Gruppenmitglieder mit grösserer Selbstlosigkeit, Hingabe und Wirksamkeit der Menschheit dienen können. Am Mai-Vollmond des Jahres 1936 wurde ersichtlich, dass ein inneres, subjektives, geistiges Bemühen vorhanden war, das entschieden erfolgreich war. Am Mai-Vollmond des Jahres 1937 wurde die Erringung und Stabilisierung des äusseren Erfolges sichtbar, der sich ganz natürlich als Folge der vorangegangenen Anstrengungen eingestellt hatte. Dennoch bleibt das Problem immer noch das gleiche: - kann die innere Situation, die geistige, potentielle, idealistische, subjektive und empfundene Situation, so klar formuliert und beurteilt werden, dass deren äussere Verwirklichung in einer konstruktiven und lebendigen Form wirklich durch nichts aufgehalten werden kann? Vermag die innere Integration der Neuen Gruppe der Weltdiener den entsprechenden äusseren Ausdruck zu finden?

Wenn solche bange Fragen längere Zeit hindurch offen bleiben, so tragen sie den Keim einer grossen Krise in sich. Das Anfachen einer glimmenden Asche muss, wenn es lange genug fortgesetzt wird, schliesslich einen Brand erzeugen. Was kann also getan werden, welche Massnahmen sind zu treffen und wie kann ein richtiges Verständnis, (das auf innerer Inspiration beruht) auf Erden geweckt und wachgehalten werden, um diesen Zyklus drohender Gefahren zu beenden und es der Menschheit zu ermöglichen, in einem dauerhaften Zustand der Ruhe und Freiheit zu bleiben?

Die Hierarchie unternimmt alles, was ihr nur möglich ist. Gemäss dem Evolutionsplan für die Arische Rasse muss aber die erforderliche schöpferische Arbeit von Jüngern eingeleitet und geleistet werden, die in der Aussenwelt wirken, und von Jüngerschafts-Aspiranten, welche die Weltnot im Herzen verspüren und ernstlich bemüht sind, mitzuhelfen. Darüber also müssen wir nachdenken und [725] uns auch darüber klar sein, dass wir in der nächsten Zeit verständig und überlegt handeln müssen.

Wenn man mit dem geistigen Auge die Neue Gruppe der Weltdiener und ihre vielen Abteilungen betrachtet, die - zerstreut in der ganzen Welt - die wahren und ernsten Sucher in jeder Nation darstellen, dann erkennt man eine Gemeinschaft von Männern und Frauen, deren Zahl und Einflusssphäre völlig ausreicht, um die erwünschten Veränderungen herbeizuführen, falls ihnen genug daran liegt und sie bereit sind, die notwendigen Opfer zu bringen; sie müssten willens sein, die Meinungsverschiedenheiten innerhalb ihrer Organisationen zu Gunsten der notwendigen Hilfsaktion für die Rettung der Welt aufzugeben, den Menschen einige einfache und grundlegende Richtlinien zu geben und so zusammenzuarbeiten, dass eine geeinte innere Bewegung entstünde, die durch viele äussere Einzelgruppen wirken und arbeiten würde.

Die Hierarchie hielt ihre Ratsversammlung während der Woche des Mai-Vollmondes 1937 ab. Sie legte die Pläne fest, um der Menschheit zu helfen. Es gelang ihr, alle nur erdenklichen Hilfsmittel heranzuholen und jede Art verfügbarer Energie zu mobilisieren, um das Bewusstsein der Menschheit zu stimulieren und ihre Gedanken in die rechte Richtung zu lenken. Sie stellte den Jüngern und Aspiranten eindringlich die Notwendigkeit vor Augen, dass neue und frische Anstrengungen gemacht werden müssen. Doch wie die gefassten Pläne in wirksamer Weise durchgeführt und wie die beabsichtigten Verbesserungen im einzelnen angepackt werden sollen, das müssen die Mitglieder der Neuen Gruppe der Weltdiener und die Menschen guten Willens in der Welt selbst in die Hand nehmen. Die Kräfte der Zerstörung können nur durch die vereinten Anstrengungen der Menschen friedlicher Gesinnung und solcher, die innerlich frei von Hassgefühlen sind, abgewehrt werden. Diese negativen Kräfte waren notwendig und nützlich. Doch jetzt haben sie ihre bestimmungsgemässe Aufgabe erfüllt. Was jetzt nicht mehr erwünscht und notwendig ist, wird zu einer Drohung und zu einer Quelle von Leiden und Unglück.

c) Die Anpassung hierarchischer Methoden an die physische Welt.

Eine der ersten [726] Aufgaben, die erfüllt werden sollten, ist die, in der äusseren Welt etwas von dem zu verwirklichen, was die Hierarchie auf der inneren Seite des Lebens errungen und geleistet hat. Jede Abteilung und Unterabteilung der Hierarchie arbeitet als einheitliche Gemeinschaft zusammen. Obwohl sich nicht alle Meister und deren Gruppen - wie schon früher erwähnt - mit den augenblicklichen Problemen der menschlichen Krise befassen, so sind sie doch alle auf der inneren Seite damit beschäftigt, Ordnung in das Chaos zu bringen; sie tun dies als Gemeinschaftswerk, jeder in seinem eigenen Bereich und in engster gedanklicher Verbundenheit, so dass es wirklich keine geteilten Interessen, keine getrennten Gruppen und keine auseinandergehenden Meinungen gibt - ganz gleich, wie verschieden ihre Arbeit und ihre besondere Aufgabe auch sein mag. Dieser Zustand muss, wenn irgend möglich, auch im äusseren physischen Leben herbeigeführt und nachgeahmt werden.

Eine völlige Einmütigkeit und die vollständige Unterordnung der individuellen und Gruppen-Interessen unter das Gesamtheits-Streben nach Weltverständigung und Weltstabilisierung kann vorläufig auf Erden noch nicht erreicht werden, da die egoistischen Bestrebungen der Gruppenführer und die Absonderungssucht der älteren Mitarbeiter in jeder Gruppe, welche die übrigen Mitglieder ungebührlich beeinflussen, das nicht möglich machen. Dennoch ist heute eine gegenseitige Annäherung weit eher möglich als früher, und es könnte bestimmt ein gewisser Fortschritt im gegenseitigen Verstehen gemacht werden, wenn genügend viele Weltaspiranten und Jünger den Wunsch dazu hätten, wenn sie gewillt wären, ein solches Bestreben zu unterstützen, und den Versuch machen würden, solche engere Beziehungen anzubahnen und eine Einheitsbewegung für geistiges Verstehen zu organisieren. Das würde zur Folge haben, dass jeder einzelne Aspirant und Jünger seine Ideale überprüfen und neu festsetzen würde. Eine weitere Folge wäre die, dass sich ein jeder für die unmittelbaren Erfordernisse des Planes einsetzt und Notstände, [727] die ihm zu Ohren kommen, zu lindern sucht. Das würde bedingen, dass jeder einzelne die Ideale, ob er sie nun schwach oder deutlich erschaut hat, im Sinne von Opferbereitschaft auffasst und demzufolge als Dienstleistungen verwirklicht. Diese letzten Sätze deuten die notwendige Einstellung und die sich daraus ergebenden Folgerungen an.

Daher müsste eines der ersten Erfordernisse, um der Hierarchie der Meister (was dasselbe bedeutet, als wenn ich sagen würde: der Menschheit) sofortigen Beistand zu gewähren, in dem Bemühen bestehen, mit jedem Gruppenführer in den verschiedenen Klein- und Grossstädten, Ländern und Kontinenten Kontakt aufzunehmen. Ich meine damit jene Gruppenführer, die für die Idee des guten Willens empfänglich sind und das Ideal der Gruppeneinheit erschauen können, an dem man festhalten kann, ohne dadurch die normale, gewohnte Gemeinschaftsarbeit zu stören. Das wird zur Anerkennung eines Ideals führen, das für alle gilt. Eine weitere Folge wird die Bereitschaft sein, alle Meinungsverschiedenheiten (wenigstens eine Zeit lang) zurückzustellen und die gemeinsamen Berührungspunkte zu betonen. Viele mögen bereit sein, dies für die Dauer der jetzigen Krisenzeit als ein interessantes Experiment durchzuführen und so für eine begrenzte und festgelegte Zeit die gemeinsame Aktion zu unterstützen, guten Willen und ein besseres gegenseitiges Verstehen zu verbreiten, um dem Hass in der Welt ein Ende zu bereiten. Das setzt auch die Bereitwilligkeit voraus, innerhalb eines gegebenen Kontaktbereiches mit allen Gruppen zusammenzuarbeiten, persönlichen Ehrgeiz und individuelle Methoden aufzugeben, um der ernsten Krise entgegenzutreten, vor der die Menschheit steht. Die Grundlage für den möglichen Erfolg eines solchen Beginnens ist die Tatsache, dass in jeder Organisation stets Mitglieder der Neuen Gruppe der Weltdiener anzutreffen sind. Damit können wir rechnen, und wir können uns auch auf die Kraft der inneren Integration verlassen, die durch die «Kontaktpunkte» zustande kam.

Ein weiterer Grund für die Annahme eines Erfolges liegt in der Tatsache, dass ein derartiges Unternehmen ja nur die normale, äussere Verwirklichung dessen sein wird, was die Meister der Weisheit [728] bereits angebahnt und geschaffen haben, wenn auch ihr Arbeitsfeld, ihre Methoden, ihre Strahlformel und der Werdegang ihrer Entwicklung völlig verschieden sind. Dieses äussere Unternehmen wird daher eine Wiederholung oder eine parallel laufende Auswirkung einer inneren subjektiven Tatsache sein. Ein Punkt der Tagesordnung der Ratssitzung betraf die Frage, wie die Hierarchie in einer wirksameren Weise die Neue Gruppe der Weltdiener anspornen könnte, damit sie ihrerseits das visionäre Bild klarer erschauen und mit erneutem Optimismus ans Werk gehen könnten, um auf Erden das Gegenstück zur inneren geistigen Organisation zu schaffen.

Das Problem der Jünger und Aspiranten in der Welt ist jetzt folgendes: wie soll man vorgehen, um an alle Gruppenführer durch einen zweckmässigen und ganz bestimmten «Vorstoss» oder mit organisiertem Vorgehen heranzukommen? Es dürfte sich lohnen, die Mittel und Wege zu besprechen, wie diese führenden Persönlichkeiten zu einer gemeinsamen Aktion bewogen werden könnten, ohne dass sie den Interessen der eigenen Gruppen zuwiderhandeln oder ihre Treuepflicht verletzen würden.

Dieses Vorhaben erfordert behutsames Vorgehen. Damit meine ich: wohldurchdachte Planung, tiefe Einfühlung, folgerichtiges Erschauen des Zukunftsbildes und grosse Opferbereitschaft. Ein Anfang wurde in dieser Richtung bereits gemacht. Dieselbe allgemeingültige Idee kann überall hingetragen und behutsam gefördert werden. Die Integrität, das Zusammengehörigkeitsgefühl und das Festhalten am gesteckten Ziel soll in jeder Gruppe bewahrt bleiben. Aber alle Gruppen müssen zu gemeinsamer Arbeit aufgerufen werden, um die heilende Energie des guten Willens tatkräftig zu verbreiten, die - wie sehr treffend bemerkt wurde - das aktive Prinzip des Friedens ist. Und Friede ist es, der heute vonnöten ist, nicht bloss Pazifismus, dem die Tatkraft fehlt.

Zweitens sollte ein entsprechender Plan ausgearbeitet werden, wie die verschiedenen Friedensorganisationen - wenigstens zeitweilig - zu einer verbündeten Aktion veranlasst werden könnten. Man könnte sich an die leitenden Persönlichkeiten der verschiedenen Friedensgesellschaften mit einem bestimmten, vorläufigen Programm wenden und um ihre Mitarbeit bitten.

[729] Dieses Programm zur Koordinierung der Bestrebungen der mehr fortgeschrittenen Weltorganisationen wird manches Opfer kosten, und sowohl wir als auch die Führer solcher Gruppen werden Zugeständnisse machen müssen, um beide Seiten zufriedenzustellen. Wo jedoch aufrichtige Absicht (die man häufig findet) und die Bereitwilligkeit besteht, die Notwendigkeit anderer Methoden und neuer Begriffs-Formulierungen anzuerkennen, kann man mit einem deutlichen Fortschritt rechnen; und die Reihen der Menschen guten Willens, die sich unter hierarchischem Impuls zusammengefunden haben, können sehr verstärkt werden. Ich brauche die dafür erforderlichen Methoden nicht im einzelnen zu erörtern, weil diejenigen, die auf diesen Aufruf reagieren, die zu befolgenden Methoden kennen werden. Wer die Stichhaltigkeit dieses Aufrufs anerkennt, der soll entweder mitarbeiten und mithelfen oder aber klar wissen, warum er es nicht will.