VOM INTELLEKT ZUR INTUITION

Die gegenwärtigen Weltereignisse legen nahe, dass das Leben der Menschheit einen bedeutenden Krisenpunkt erreicht hat. Die Intensität des politischen Durcheinanders in Amerika und Europa, die langwierigen und brutalen Konflikte im Mittleren Osten, in Bereichen von Afrika und anderswo, die Gefahr eines weiteren Kollapses des Finanzsystems, die sich abzeichnende langfristige Gefahr eines Klimawandels – all dieses bewirkt, dass die Menschen Guten Willens Verwirrung und sogar Verzweiflung erfahren. Es mag erscheinen, dass die Illusion der Getrenntheit rachsüchtig wieder Oberhand gewonnen hat; und dass all der hart erarbeitete Erfolg der vergangenen Jahrzehnte – in Bezug auf Entwicklung, Menschenrechte, die Etablierung guter internationaler Beziehungen, das Errichten einer vernünftigen umweltorientierten Verwaltung aufs Spiel gesetzt ist, … ja sogar verloren geht.

Dennoch, um genau die Weltsituation zu bewerten, ist es wesentlich, einen losgelösten Blickwinkel einzunehmen und die Dinge im Kontext eines größeren Zeitfensters zu betrachten. Eine Untersuchung der menschlichen Evolution zeigt, dass Gesellschaften – im großen und kleinen Maßstab –  zyklisch von Krisen, Spannungen und hervor-tretenden Ereignissen bedingt werden, und dass es durch die Zeiträume von Krisen und Spannungen zu Anpassungen kommt, welche das Bewusstsein entwickeln und den Guten Willen mit gewichtigerer Äußerung hervortreten lassen. Während es schwierig ist, nicht von der Unmittelbarkeit der Weltereignisse verstrickt zu werden und nicht Enttäuschung angesichts der augenscheinlichen Rückschläge zu empfinden, stellen diese oft Perioden dar, wo wichtige Lektionen gelernt werden: Lektionen, die uns – während wir in die Entstehungsphase des Zyklus eintreten – zeigen werden, wie das menschliche Bewusstsein sich zum größeren Ausdruck eines Guten Willens hin entfaltet. Wir müssen auch die Geschwindigkeit der Veränderungen berücksichtigen, die derzeit überall auf der Welt geschehen und auch, wie rasant Bewusstsein sich entfaltet. Aus diesem Grund können wir annehmen, dass ein Guter Wille sich auf neue Art und Weise mobilisieren wird; und als Folge davon wird es wahrscheinlich überhaupt nicht lange dauern, bis – in einer Reaktion auf die gegenwärtige zugespitzte Weltkrise – die rechten Anpassungen vollzogen sind; und die Menschheit wird daraus abgeklärter hervorgehen und mit einem stärkeren Willen denn je, sich auf die Einheit zubewegen.

Wenn da eine Sache ist, die – unter Berücksichtigung all des zuvor Gesagten – in dieser beunruhigenden Zeit von den Menschen Guten Willens ersucht wird, dann ist es die, sich tiefer auf jene Wirklichkeit auszurichten, wo das Leben als gut und wahr erkannt wird. Nur dann wird es möglich sein, die Großartigkeit des entfaltenden Plans zu erkennen, der von den Göttlichen Energien, welche unseren Planeten lenken, ausgeht. Nur von der Perspektive der Seele aus, so wie sie sich in uns voller Lebendigkeit ausdrückt, können wir zu sehen beginnen, wie das Bewusstsein dadurch, dass die Menschheit mit dem größeren Ganzen in Berührung kommt, alchemistisch transformiert wird. Der Wille zur Schaffung von Beziehungen der Teilhabe, der Gerechtigkeit und der Achtung für alles Leben sowie eine dauerhafte Ausrichtung auf das Eins-Sein entwickelt sich still und leise unter den einzelnen Menschen und Gruppen. Während die Ereignisse der letzten Monate das nicht zu verändern vermögen, rufen sie dennoch dazu auf, den Willen zum Guten zu vertiefen, … jene Qualität des geistigen Willens, der den Willen zu sein, den Willen zu lieben und den Willen zu Dienen umfasst.

Um zu einer Vertiefung dieses Willens beizutragen und um die notwendige Klarheit von Denkvermögen und Herz zu fördern, hat der Weltweite Gute Wille in den vergangenen Monaten ein Licht darauf geworfen, welche Rolle die Intuition zur Regeneration der Welt und zur Umgestaltung unseres geistigen Lebens spielen könnte. Für solche, die mit den wesentlichen Bereichen von Politik, Wirtschaft, internationalen Beziehungen, Ethnizität und Bevölkerungsgruppen tiefer befasst sind, mag die Beziehung von Intellekt und Intuition irrelevant erscheinen. Dennoch hängt ein Fortschritt in jedem dieser Bereiche von dieser erlangten Beziehung ab.

Um das Denken schärfer auf die Funktion der Intuition einzustellen, hat der Weltweite Gute Wille eine Broschüre herausgegeben, die auf größtmögliche Verteilung abzielt: EIN LICHTSTRAHL STRAHLT AUF UNSEREM WEG: Reflektionen über die Intuition. Diese Broschüre enthält Gedanken von Wissenschaftlern, Philosophen, Künstlern und Dichtern. Bitte verwenden sie das Bestellformular, welches diesem Rundbrief beigefügt ist, um Exemplare für die Verteilung an geeigneten Orten, Events und Versammlungen zu bestellen; bitte teilen sie auch die Links dieser digitalen Kopie mit anderen über die Sozialen Medien und durch Emails. Ende Oktober hat der Weltweite Gute Wille weiterhin diesen Schwerpunkt auf Seminaren in London, Genf, New York behandelt; einschließlich auch auf einer speziellen Zusammenkunft bei den Vereinten Nationen in Genf, wo die Intuition mit `Ethischer Verantwortung´ und der `Nachhaltigkeit von Entwicklungszielen´ in Beziehung gebracht wurde. Mehr als nur fachzusimpeln, wurden bei den Seminaren auch Stille, Meditation und Visualisierung als zentrale Bestandteile dieses Programms und als Schlüsselweg implementiert, um einem Erwachen der Intuition dienlich zu sein. Videos für alle Gespräche sowie Kopien zu den Meditationsformeln sind nun im Internet verfügbar. Hier.

Die Ausgabe dieses Rundschreibens fährt – mittels einer Auswahl editierter Niederschriften von Abschnitten aus Seminargesprächen – fort, den Fokus auf die Beziehung zwischen Intellekt und Intuition zu legen und auch darauf, welche Rolle diese in dieser wichtigen Zeit der Geschichte spielt. Sie beinhaltet Kommentare, die sich darauf beziehen, was für eine Auffassung die Zeitlose Weisheit von der Intuition hat. Daneben bezieht sie sich auf eine facettenreiche Fülle von bereichernden Beiträgen, die die Funktion der Intuition dahin-gehend untersuchen, wie sie eine Parteipolitik, das Geld- und Wirtschaftswesen und die Bereiche von Wissenschaft, Erziehung, Umwelt, Heilung, Musik und Kunst transformieren kann.

Ein Lichtstrahl: Reflektionen über die Intuition     www.worldgoodwill.org/intuition_booklet
Vom Intellekt zur Intuition: Seminar Videos und mehr    www.worldgoodwill.org/seminar16
 

In das Göttliche Vorstellungsvermögen eindringen


Laurence Newey

Obwohl einige immer noch das Vorstellungsvermögen als ein Mittel zur Realitätsflucht BETRACHTEN, als eine Öffnung in die Einbildungs- und Fantasiewelt, ist seine wahre Funktion das Gegenteil davon; es offenbart die Wirklichkeit der inneren Welten – die der subjektiven Ebenen – durch ein Nach-Außen-Verlagern von Kraft. Das Vorstellungsvermögen ist eine `bilderzeugende Fähigkeit´ und als solche arbeitet sie mit dem Intellekt, um zugrundeliegende (“subjektive”) Energien in gegenständlichen (“objektiven”) Formen zu konkretisieren. Das Vorstellungsvermögen ist offenbar grundlegend für die Kreativität in der Welt der Kunst, der Kultur und Wissenschaft, welche zusammengenommen auf diese Weise das menschliche Seelenleben bereichern.

Aufgrund dessen, dass man gewöhnlicherweise `Vorstellungsvermögen´ mit einem traumähnlichen Zustand assoziiert, mag das anfänglich eine beunruhigende Vorstellung sein; aber es ist die Qualität und die Dynamik der Energie, mit welcher wir die Einbildungskraft zu fokussieren wählen, welche unser Wahrnehmen von Realität bestimmt. Wie Carl Jung geschrieben hat: “Ich bin in der Tat davon überzeugt, dass das kreative Vorstellungsvermögen das einzige ursprüngliche Phänomen ist, welches uns zugänglich ist, der wahre Grund der Psyche, die einzige unmittelbare Realität.” 1 In diesem Sinne ist jedes menschliche Wesen ein kristallisierter Strahl des Göttlichen Vorstellungs-vermögens, das sich ein wenig blind durch den evolutionären Prozess hindurchgemüht hat, um das zu werden, was es ist. Als solches ist er oder sie eine sich entfaltende Geschichte; und um in dieser Geschichte den nächsten Schritt vorwärts zu tun, ist Kooperation erforderlich. Das kreative menschliche Vorstellungsvermögen muss in Kooperation mit dem Göttlichen Vorstellungsvermögen betätigt werden. Und es ist die Intuition, die die Brücke zwischen den beiden darstellt. Die Intuition ergibt sich aus der Verschmelzung und Verbindung des menschlichen und Göttlichen Vorstellungsvermögens.

Wenn diese Brücke der Intuition gebildet wurde, hat das Bewusstsein Zugang zu der göttlichen Ebene der Ideen – zu den Urbildern, die von dem Göttlichen Vorstellungsvermögen geschaffen wurden und dafür vorgesehen sind, sich selbst innerhalb der manifestierten Welt als Bestandteil des evolutionären Prozesses herauszuarbeiten. Das intelligente, kreative Vorstellungsvermögen wird dann dazu verwendet, eine Idee nach Außen zu verlagern, indem es ein Bild davon gestaltet, was angemessen und verständlich für das gegenwärtige Stadium der Evolution und Einsicht des Menschen ist.

Auf dieser Tatsache beruht die großartige Wahrheit, dass jedes menschliche Wesen dafür vorgesehen ist, ein Ko-Schöpfer innerhalb des göttlichen Entwurfs der Dinge zu werden. Aber wo soll man beginnen? Wie wir von all den großen Weltreligionen wissen, ist die grundlegende Qualität des Göttlichen die Liebe. Offensichtlich ist es dann ein guter Start, in der Meditation mit der Energie des Guten Willens zu arbeiten und den Guten Willen in allem, was wir tun, auszudrücken. Eine andere herausragende Qualität des Göttlichen ist Licht. Und dies legt nahe, dass – wenn wir dabei sind, unsere innere Vision zu entwickeln und in das Göttliche Vorstellungsvermögen hineinzublicken – wir klar Liebe und Licht sehen müssen: denn das ist die Grundlage der Intuition. Liebe ist die Qualität, welche bewirkt, dass die Vision exakt ist. Ohne Liebe verbiegt und verzerrt das selbstsüchtige Bewusstsein das Licht und erhält dadurch falsche Eindrücke. Verblendung und Illusion erscheinen oft entlang der Linie von Fanatismus.

Alice Bailey hat geschrieben: “Intuition ist Licht an sich, und wenn sie rege ist, erscheint die Welt als Licht, und die Lichtkörper in allen Formen werden allmählich offenbar. Das bringt auch die Fähigkeit mit sich, mit dem Lichtzentrum in allen Formen Fühlung zu nehmen, und somit wird wiederum eine wesentliche Beziehung hergestellt.”

Die drei Qualitäten, die die Intuition verleiht, sind: Erleuchtung; Verstehen; Liebe. In einem der anderen Bücher von Alice Bailey lesen wir, dass das Ziel des Göttlichen Experiments auf Erden darin besteht, “einen psychologischen Zustand herbeizuführen, den man am besten als «Göttliche Klarheit» bezeichnen kann. Die Tätigkeit der Psyche und das Ziel der wahren Psychologie besteht darin, das Leben klar zu erkennen, so, wie es ist und mit allem, was damit verbunden ist. Damit ist nicht ein Zustand oder ein äußeres Lebensmilieu gemeint, sondern das Leben als Urkraft. Dieser Prozess begann im Tierreich und wird im Menschenreich seine Vollendung finden … Das erste schwache Anzeichen dieser Ausrichtung auf Klarheit und Helligkeit sieht man in der Fähigkeit der Pflanzen, sich der Sonne zuzuwenden.”

Das ist ein einfaches und wunderschönes Symbol. Die Pflanze, die sich der Sonne zuwendet und die in diesem Licht die Schönheit ihrer Blüte entfaltet. Dies ist genau das, was das menschliche Wesen tun muss, um das innere Licht zu entdecken und sich darauf auszurichten. Auf seiner eigenen Umdrehung der Spirale führt der geistige Sucher auch göttliche Experimente durch. ‘Klarheit’ beinhaltet ein tiefes und schöpferisches Denken über die Natur unserer Beziehung zueinander, mit unserer Familie, mit Freunden, mit der Gemeinde, mit Nationen. In dieser Tätigkeit kann die Vorstellungsfähigkeit in ergiebiger Weise als Werkzeug für ein Experimentieren benutzt werden und die Strahlspuren, um das Licht zu leben – etwas, was uns tief in das Herz seelischer Beziehungen führt –, können entdeckt werden. Dadurch, dass wir lernen, wie das Licht zu fokussieren und zu konzentrieren ist, bündeln wir in der Tat die wirkliche Essenz unseres Seins in einen `Speer´ der Einsicht: einer Einsicht, die das gesamte Feld der Beziehungen in den höheren und niederen Welten erleuchtet. Der Beobachter schaut nach Innen in das geistige Licht und auch auswärts erblickt er dieses selbe verklärende Licht.

Ein Fortschritt in Richtung dieses hohen Ideals bedarf einer Vision, die frei von nationaler, kultureller und ideologischer Voreingenommenheit ist. Immer feinere Ebenen von Sachlichkeit, Unterscheidungsvermögen und Loslösung sind von allen gefordert, die der Menschheit dienen und sich nach den Zeichen sehnen, dass der Plan von Licht und Liebe auf Erden äußerlich sichtbar wird. Die verfeinerte emotionale Natur des spirituellen Suchers kann so sehr auf die äußeren Eindrücke und auf das Auf und Ab des menschlichen Schicksals eingestellt sein, dass die menschliche Einsicht infolge von Verzweiflung und irriger Hoffnung getrübt ist. Der Geist erhebt sich mit den hoffnungsvollen Zeichen einer wachsenden Synthese, ... nur, um wieder von den dunklen Kräften des Separatismus, welche immer noch vorherrschen, zerschlagen zu werden. Der stroboskopische Effekt dieser veränderlichen Siege zwischen den lichten und dunklen Kräften hinterlässt den Sucher in einem Zustand der Verwirrung angesichts dessen, wo die Welt im Hinblick auf den Göttlichen Plan steht.

Aber in der Art und Weise, wie der Beobachter lernt, wie vom Licht des Seelenstrahls aus in die Erscheinungswelt zu blicken ist, treten die Energien der kausalen Ebene hervor, und ein direktes Verstehen stellt sich unversehens ein. Es besteht dann nicht länger mehr die Notwendigkeit zum Grübeln, Schlussfolgern und Interpretieren: Bewusstsein und klare Vision sind ein und dieselbe Sache geworden, und der Übergang vom Intellekt zur Intuition wurde vollzogen. Um es in den Worten von Meditation und Saatgedanken auszudrücken: “Die Entfaltung der Intuition wird … eine weltweite Erkenntnis des Plans herbeiführen. … Alles Leben und alle Formen werden dann in ihrer wahren Perspektive erkannt” 4 und die Synthese der Welt-evolution wird verwirklicht sein.

Laurence Newey ist Vizpresident von Lucis Trust.

1. Carl Jung, Letters, Vol.1, p. 60

2. Verblendung, ein Weltproblem, S. 3 engl.

3. Esoterische Psychologie, Bd. 1, S. 427 engl.

4. Jüngerschaft im Neuen Zeitalter, S. 25 engl.
 

Gott war hier – und ich habe es nicht gewusst.


Bayo Akomolafe

Sie mögen MIT MIR darin übereinstimmen, dass in dieser sehr modernen Zeit, wo alles gehetzt erscheint; wo jedes Gesicht von dem gedämpften verführerischen Aufflimmern eines Handgeräts matt beleuchtet erscheint; und wo wir fortlaufend von Informationen bombardiert werden, die von Pixels, Reklametafeln, Fernsehbildschirmen und lautstarken Schlagzeilen verströmt werden, der Drang verlockend ist, nach einer heiligen Schutzzone zu verlangen oder sich nach Wurzeln in einem nährenden Wasser zu sehnen. Aber wo soll man Zuflucht finden? Wo ist das `Zuhause´? Ich denke, diese Fragen sind implizit in der Art und Weise enthalten, wie wir über das `Denken´ denken; und ganz sicherlich sind sie relevant für die Idee von einer Verschiebung, die vom ‘Intellekt’ zur ‘Intuition’ führt. Es ist fast, wie wenn wir nach den gefährdeten Überresten des Heiligen greifen würden, das kaum mehr noch lebendig in einer zunehmend globalen Gesellschaft ist, die jeglicher Verzauberung gegenüber feindlich eingestellt zu sein scheint. Warum sonst würden wir uns vom Intellekt zur Intuition hinbewegen wollen? Was geschieht, um diese Verschiebung zu veranlassen?

In einem sehr akuten Sinne (und ebenfalls auch in einem rhetorischen Sinn) befinden wir uns in einem Zeitalter des ‘Entweichens’ und des Überschreitens von Grenzen: Von der Ölkatastrophe am Golf von Mexiko durch das BP-Unternehmen bis hin zu den Aufständen durch syrische Flüchtlinge; von den überraschenden Enthüllungen, dass die Amerikaner mit Hilfe der NSA jeden ausspionieren bis hin zu einem beschämenden Zusammenbruch der ‘diensteifrigen Politik’ infolge der entwichenen ‘Aufnahmen aus einem Umkleideraum’ oder durch den Journalismus von Wikileaks. Es scheint, dass Dinge überall auseinanderfallen und zentrale Punkte der Macht belagert und heimgesucht werden. In einer gegenwärtigen Welt, wo viele Dinge `entweichen´, sind wir dazu aufgefordert, unsere Konzepte von Reinheit, statischen Grenzen und von einem im Voraus festgesetzten Eigentum zu hinterfragen. Wir neigen dazu, an die Welt in binärer Art zu denken: `wir´ gegen `sie´, Licht gegen Dunkelheit. Alles, was lebendig und heilig ist, scheint in einem sehr kleinen Raum eingezäunt zu sein – möglicherweise ist der Raum von einem Heiligenschein bedeckt. Aber ist das der Fall? Befindet sich die Welt außerhalb eines toten und trägen Heiligenscheins, oder `entweicht´ der Heiligenschein etwa auch?

Der französische Philosoph René Descartes des 17. Jahrhunderts wird als derjenige gewürdigt, der den nun inzwischen berühmten Ausspruch, formulierte: Ich denke, also bin ich. Ein alarmierendes Manifest für die Leblosigkeit und Redundanz der Welt. Für Descartes war es wichtig, die Wissenschaft auf etwas zu gründen, das nicht widerlegt werden könnte – eine Gewissheit. Und so fuhr er fort, in einem Gedankenexperiment die Existenz von allem zu hinterfragen. Er fand heraus, dass er kurzerhand auf die Existenz von Adlern, von Flüssen, von Regenwolken, von Sandwichs aus London, von Feuer, tatsächlich auf die ganze Welt verzichten könnte. Aber die eine Sache, die Descartes nicht bezweifeln konnte, war die, dass er zweifelte. Er kam daher zu der Schlussfolgerung, dass Zweifel evident im Denken ist und dass das Denken grundlegend getrennt von der materiellen Welt ist; dass das Denken von – wenn Sie so wollen – einem feineren, weniger erkennbaren Material ist. In der Art spaltete er die Welt solcherweise, dass das auch heute noch dahingehend nachhallt, wie wir der Welt begegnen: als eine Ressource, als ein stummes Werkzeug oder als ein Hintergrund für den ruhmvollen Vordergrund menschlicher Aktivitäten.

Diese cartesianische Lehrmeinung verortet das Denken auf Distanz zur Materie. Die wissenschaftliche Methode gründet sich auf der folgenden Annahme: um sachgerecht zu wissen, was eine Sache `ist´, müssen Sie sich davon entfernen – in gewissem Sinne die Distanz zwischen Subjekt und Objekt bewahren. Man könnte fast darin die kleinbürgerliche Gebärde von Ablehnung sehen. Letztlich haben die cartesianischen Parameter dazu geführt, Gedanken, Gefühle, vermittelnde Schnitt-stellen und all die mysteriösen psychologischen Ereignisse, mit denen wir vertraut sind, im Gehirn zu lokalisieren. Und so hat Descartes – mit breiten Pinselstrichen – das Portrait einer Welt gemalt, wo Verzauberung und Entzücken Mangelware sind. Wir wohnen einer Welt inne, die keine Seele hat, außer wenn sie von unserer phallischen Anwesenheit berührt wird. Die Seele ist etwas Zusammen-geschrumpftes, eingesperrt im Endlichen … in Unzulänglichkeit. Die Handlung verdichtet sich, und die Dynamik eines lang ersehnten Entweichens wird aktiviert.

Heutzutage sind unsere zahlreichen Systeme des Daseins und der Institutionen mit diesen cartesianischen Vorschriften verschlüsselt. Wenn wir einen Baum umkippen und das Regime von Teer und Asphalt ausdehnen und über den Klimawandel reden, als ob dieser einfach nur ein Anliegen des menschlichen Fortbestands wäre; oder darauf pochen, dass die Ozeane und deren unaus-sprechlichen Reichtümer tatsächlich Billionen von Dollar kosten, inszenieren wir dadurch einen `toten Winkel´ – eine Verleugnung der Bedeutung und der vermittelnden Kräfte einer Welt, die sich angeblich um uns `herum´ befindet. Glücklicherweise sind unsere cartesianischen Koordinaten von beunruhigenden und destabilisierenden Einflüssen begleitet, die diesen Modus des Seins widerlegen. Neue Berichte werden uns mitgeteilt, die uns erröten lassen würden. Was wäre, wenn die Welt lebendig ist? Was, wenn eine Verzauberung, Denken, Schönheit und vermittelnde Kräfte sogar in den Dingen sind, die sich tot oder bloß wie ein Gerät anfühlen? Ich denke, also bin ich! – wie unverschämt! Eine perverse Liebelei zwischen Materie und Denken ist im Gange. Und die unangenehme Immanenz des Heiligen im Gewöhnlichen setzt ihren unheiligen Kreuzzug fort.

In einer Zeit, wo die Welt der Wissenschaft von der Frage nach der Beschaffenheit der Natur gefangen genommen war – und ganz speziell nach der von der Natur des Lichtes, sprich, ob es eine Welle sei (Interferenzmuster zeigend) oder ein Partikel (sich in kleinen Stücken verorten lassend), dachte sich ein in London geborener Physiker des 18. Jahrhunderts, Thomas Young, ein Experiment aus, welches so konzipiert war, dass es diese Frage ein für alle Mal klären sollte. Er entwarf einen Apparat, der zeigte, dass das Licht – sich nach überallhin zerstreuend – sich wie eine Welle verhielt; das war eine Sicht, die der jahrhundertalten Überzeugung Issac Newtons, dass Licht ein Partikel sei, gegenüberstand.

Viele Jahre später nach Young, hat Niels Bohr, ein dänischer Physiker, ein Mitbegründer der Quantenmechanik und ein Zeitgenosse von Einstein, darauf bestanden, dass Licht nicht grundsätzlich eine Welle oder ein Partikel darstellt; es war beides und keines von beiden. Einstein, sein harter Rivale, versuchte dessen Behauptungen für nichtig zu erklären, darauf beharrend, dass die Implikationen von Bohrs Denken Folgende wären: dass nichts als gegeben existiert; dass die Dinge nicht als `bereits gemacht´ entstehen. Einstein wollte glauben, dass die Welt aus geordneten, eleganten und messbaren stofflichen Gesetzmäßigkeiten besteht, die darüber verfügen, wie die Dinge zueinander in Beziehung stehen. Aber hier war Bohrs Aussage grundsätzlich die, dass die Dinge ihrerseits nicht ihre `Dingheit´ von etwas Innerem abgeleitet haben. Und, dass die Eigenschaft einer Sache, die Identität von etwas, ihre Ontologie, das, was ein menschliches Wesen, ein Gefäß mit Tee, oder ein Sandwich zu dem macht, was es ist, davon abhängt, wie es gemessen und erfasst wird. Bohr wies darauf hin, dass die Welt aus Beziehungen gemacht ist, nicht aus Dingen. Es ist innerhalb des Kontextes von Beziehungen, wo die Dinge ihre `Dingheit´ ableiten.

Wenn die Welt ein kontinuierliches Beziehungsverhältnis ist, wenn es keine Dinge an sich gibt, keine festen Grenzen, die nicht bereits eine flüssige Gerinnung innerhalb der Strömung des `Mehr-als-Mensch-Werdens´ darstellen, und wenn wir Begriffserklärungen nur innerhalb des Kontextes von diesem fortlaufenden Wandel ableiten, dann müssen wir alles überdenken – sogar das Denken. Zumindest geschieht hier etwas Interessantes, das es verdienen sollte, dass man einen weiteren Blick auf unsere Ideen von der Welt wirft: auf unser kürbisgroßes Wissen. Wir sprechen auch hier von einem Überschreiten von Grenzen! Von höchstem Überschreiten und undichten Stellen, denen nicht abgeholfen werden kann.

Karen Barad, eine theoretische Physikerin und Feministin, deren Werk in großartiger Weise meine Arbeit mit der Welt bereichert hat, formulierte das Konzept der Intraaktion (im Gegensatz zu `Interaktion´), um zu beschreiben, wie Dinge kontinuierlich ineinander verschmelzen, und dass es nichts ursächlich Gegebenes gibt. Donna Haraway spricht hier von einem `infektiösen ökologischen System´ 1 und schlägt vor, dass die Welt aus einem `Miteinander-Werden´ entstanden ist: aus einer Sympoiesis 2, einem Zusammenbewegen. John Shotter, indem er diese dramatische Verschiebung `reflektiert´, erklärt, dass all dieses “bedeutet, dass für uns keine `Dinge´ als feste und permanente `Dinge in sich selbst´ – sprich, nicht getrennt von ihren Umgebungen – existieren. Alle `Dinge´ existieren als `Taten´, als agentielle Verfügungen, als zentrale Dinge, die aus dem Inneren von einem größeren unaufhörlichen Entfalten, von einem grenzenlosen fließenden Vorgang begleitet sind. Daher, als Lebewesen innerhalb einer Welt, die immer in einem Prozess des Werdens ist – d. h. die etwas Anderes wird, als was sie zuvor war –, müssen wir sozusagen lernen zu denken, `während wir in Bewegung´ sind; wir müssen lernen, das von uns Gedachte als zeitweise Resultate innerhalb eines immer noch kontinuierlichen Prozesses des Werdens zu betrachten.”

Das, worauf all dieses verweisen soll, ist: dass man sich die Dinge, die wir als `Gedanken´ bezeichnen, besser als intraaktive Prozesse, die insgesamt in der Welt geschehen, vorstellt. Gedanken sind nicht örtlich auf das menschliche Gehirn festgelegt. Wir sind nicht etwas Besonderes. Orkas sind dafür bekannt geworden, dass sie Experimente mit den Menschen durchgeführt haben, die sie untersucht haben und die von sich gedacht haben, dass sie ausschließlich die Experimente durchführen. Doch es sind nicht nur Hunde, Wale und Tiere, die weitgehend uns ähnlich sind; es ist, dass wir nicht mit irgendeiner Gewissheit bejahen können, dass wir in der Welt leben, die von Descartes beschrieben wurde: nicht in einer Welt von isolierten Selbsten und verarmten anderen Wesen. Wir sind zurzeit dabei, überall ein Entweichen und Überschreiten von Grenzen `mitzuerleben´ und das phallische Binärprogramm zwischen Mensch und Nicht-Mensch, Mann und Frau, diesem und jenem, hier und dort, bricht zusammen.

Denken wird zu Materie und die Materie hat nicht länger mehr das Erscheinungsbild von reduktionistischer, zusammengedrückter Beschaffenheit, von der wir gedacht haben, dass wir sie vollständig begriffen hätten. Es ist in diesem räumlichen Bezug, dass viele von einem `Intra-Denken´ oder von der Idee sprechen, dass das Denken `jenseits der Körperlichkeit´ ist, was die Grenzen zwischen Innen und Außen durcheinanderbringt bzw. was unserem Bemühen, uns schnell in etwas niederlassen zu wollen, das fern von der `Umgebung ´ ist, einen Denkzettel verpasst. Die Annahme, dass wir Seelen `haben´ – Seelen, die für all unser Verhalten verantwortlich sind –, wird schnell und kurzerhand durcheinandergebracht, wenn wir uns eifrig auf die Prozesse des Wandels einlassen, die zwischen `Denken´ und `Materie´ vorkommen. Ich ziehe es vor zu sagen, dass die Seele sich nicht länger mehr innen oder außen befindet: sie besteht bloß im `mit´. Es ist in dem Zwischenraum, in der Beziehung, in den unzivilisierten Gebieten jenseits unserer Umzäunungen und innerhalb der Umgrenzungen, dass die Seele gedeiht – und daher, in einem gewissen Sinne, haben wir die Seele noch nicht angetroffen.

In unserem täglichen Durchsegeln der Welt sind solche Dinge, die wir nur scheinbar wissen – auch wenn wir sie nicht durch Wege stützen können, die die Öffentlichkeit befriedigen werden –, genauso wichtig, wie die Wissensbereiche, die intellektuell verankert sind. Aber ich gebe einem falschen Schwarz-Weiß-Denken Fortdauer, wenn ich auf diese Weise spreche. Es scheitert hier an der Grammatik. Intellekt und Intuition sind nicht zwei Seiten einer Münze. Sie sind nicht getrennt, und ihre Bedeutungen stehen immer noch auf dem Spiel. Beides sind welterzeugende Prozesse. Wenn wir herkömmliche Übereinkünfte übernehmen und Intuition als ein vorbewusstes neuronales Netzwerk auffassen, das durch Praxis und Verhalten geformt ist, dann bedeutet es, dass der Intellekt – oder der vermehrt bewusste rationale Prozess, der in unserer kognitiven Ausübung inbegriffen ist – ein Teil dieser Formgebung ist. Beide sind mitgestaltend; in derselben Weise wie der Ozean, der Ufer und Strandlinie ausmacht, den Ozean charakterisiert. Was mag geschehen, wenn wir damit beginnen würden, unseren Körpern, unseren Gefühlen zu vertrauen, hinsichtlich dessen, was sich in der Welt tut?

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass diese feministische posthumane Neubeschreibung der Welt sich mit dem deckt, was meine Leute von Nigeria zu wissen scheinen: dass die Welt lebendig ist und dass wir lernen können zu lauschen; dass Materie Bedeutung hat, etwas auslöst, Experimente durchführt, sich nach etwas sehnt, etwas erhofft, zuhört, sich wundert, stört und erschafft. Plötzlich ist eine `magersüchtige Welt´ von vier Koordinaten – vorwärts, rückwärts, aufwärts, abwärts – unterbrochen (oder sollte ich eher sagen: `intra-brochen´) von einer widersinnigen neuen Richtcharakteristik: anderwärts.

Wir sind Bestandteile einer Welt, die durch und durch von einem Faden der Lebendigkeit durchzogen ist – einer Welt, die in den mystischen Ursprungsgeschichten, die wir erzählen, nicht vollendet war; einer Welt, die immer noch dabei ist, sich selbst zu verstehen und ihre eigenen Parameter ungeschehen zu machen; die immer noch daran arbeitet, ihre Bedeutung ausfindig zu machen. Kurz: wir sind Bestandteile einer Welt, die immer auf dem Spiel steht.

Vielleicht können wir es dem biblischen Jakob – der in jüdisch-christlicher Zuneigung als der alte Schwindler bezeichnet wird – gleichtun; vielleicht können wir wie er, als er einst im Exil schlief, dort seinen besorgten Kopf auf einen Stein niederlegte und seine ruhelose Lebensweise und die Tatsache verfluchte, dass er wieder vor seinem, ihm nach dem Leben trachtenden Bruder flüchtete, vom Traum der `cartesianischen Zerrissenheit´ erwachen und einen `besseren´ Blick auf die Welt werfen, vor der wir andauernd flüchten wollen, um – wie dieser –  auszurufen: “Gott war hier, das Heilige war die ganze Zeit über hier gewesen, genau hier ... und ich habe es nur nicht gewusst.”

Bayo Akomolafe ist ein weltrenommierter Autor und Redner, bekannt für seine “poetische, unkonventionelle, bodenständige und nicht immer eingängige Einstellung gegenüber der globalen Krise, dem Bürger-engagement und gesellschaftlichen Wandel”. Er ist Geschäftsführer des `Emergence Network´.

Das Schlüsselwort in der Demokratie ist Beziehung


Mark Gerzon

Zu meinen Lebzeiten hat eine außerordentliche Erhöhung des menschlichen Bewusstseins stattgefunden, eine Art von Weisheit ist hervorgetreten. Sie können das in der zunehmenden Kraft der Menschen sehen, sich durch Konflikte hindurch zu bemühen und eine gemeinsame Grundlage zu finden; oder in den Dingen wie das Verstehen der emotionalen Intelligenz. Sie können es auch in dem kraftvollen Anwachsen von Achtsamkeit und Gewahrsein gegenüber der spirituellen Dimension des Lebens sehen. Bilder von der Welt, die vom Weltraum aus gemacht wurden, erschienen während meiner Lebenszeit, und Millionen von Menschen wurden sich der wechselseitigen Beziehung und der Tatsache bewusst, dass die Erde ein lebendes System ist.

Dennoch ist das, was heutzutage wirklich auffallend ist, der Kontrast zwischen dieser hervortretenden Weisheit und der extremen `trennenden´ Parteipolitik der aktuellen Zeit. Es scheint, dass da ein steiler Niedergang in der öffentlichen Diskussion und in der demokratischen Fähigkeit, Konversation zu pflegen, eingetreten ist. Die große Philosophin und Journalistin Hannah Arendt sagt, dass Demokratie eines Platzes bedarf, um sich niederzusetzen; und es sieht so aus, dass die Demokratie so einen Platz verloren hat.

In meinen dreißiger und vierziger Jahren fing ich damit an, mit Hilfe einer finanziellen Förderung durch die Rockefeller-Stiftung, liberale und konservative Gruppierungen in einer gemeinsamen Unternehmung zusammenzubringen. Das war so erfolgreich, dass ich vom Komitee des US-Kongresses beauftragt wurde, Klausurtagungen zu gestalten und aufzuziehen. Alle Teilnehmer, die unterschiedlicher hätten nicht sein können, stimmten darin überein, dass das Beziehungsverhältnis zwischen den Mitgliedern des Kongresses `den Bach runter ging´ und einer dringenden Neubelebung bedurfte. Sie brachten zahlreiche Vorschläge vor. Aber als sie in den Kongress zurückkehrten, stellten die Parteiführer sicher, dass keiner der Vorschläge entsprechend in die Handlung umgesetzt wurde. Alles, was sich infolge der Klausurtagung ergab, würde – so die Befürchtung – die Macht der Parteiführer mindern.

Hierdurch erkannte ich, dass eine kooperative Führerschaft im politischen Leben des Landes fehlte. Es wurde mir schlagartig bewusst, dass das, was in den Vereinigten Staaten geschah, dem roten Licht ähnelte, das in Ihrem Auto angeht, um darauf zu verweisen, dass es Öl braucht. Wenn Sie, nachdem das Licht angegangen ist, das Auto nicht mit Öl aufgefüllt haben, sind Sie ja offensichtlich auch nicht überrascht, wenn das Auto aufhören würde, zu funktionieren. Das ist es, was in unserem Land (und anderswo auf der Welt) geschehen ist: Wir haben nicht auf das Warnlicht reagiert. Wir haben es unterlassen, Öl aufzufüllen; wir haben darin versagt, eine kooperative Führerschaft in unserer Politik großzuziehen. Wir haben es sichtlich versäumt, die Erkenntnis im Land zu pflegen, dass wir alle wechselseitig in Beziehung stehen und miteinander verbunden sind.

Mit dieser Erkenntnis kehrte ich daher zur Planungsphase zurück und zu dem Denken eines Neueinsteigers und fing an, neu nachzudenken. Ich wurde von einer grundlegenden Wahrheit über meinen Körper erfasst: Wenn ich in einen Raum komme, laufe ich auf einem linken und auf einem rechten Fuß. Wenn ich mit dem linken Fuß führe, drücke ich mich mit dem rechten Fuß ab und umgekehrt. Mein Fuß weiß, dass links und rechts die Teile eines Ganzen sind. Es ist das gleiche mit den Augen. Wenn ich Sie anschaue, so betrachte ich Sie mit zwei Augen. Wenn wir Dinge tun, benutzen wir zwei Hände. Unsere linke und rechte Hand kämpfen nicht gegeneinander, sie arbeiten zusammen, um z.B. einen Schuh zu binden, Essen zu machen oder ein Baby zu halten.

Auf unserer Körperebene – das ist somit offenbar – sind wir überparteiliche Wesen. Das Problem ist unser Denkvermögen, das von Natur aus polarisiert ist. Die Statistik zeigt, dass die politischen Einstellungen der meisten Menschen in Amerika eine Kombination von ‘rot’ (pro republikanisch) und ‘blau’ (pro demokratisch) darstellt, aber wir müssen so tun, dass wir entweder das eine oder das andere sind. Wenn wir eine schwangere Frau sehen, dann ist es nicht so, dass wir uns um die Frau Gedanken machen und nicht um das Baby; oder umgekehrt, uns um das Baby sorgen und nicht um die Frau. Wir denken unmittelbar, was für ein wunderschöner Anblick das ist. Das Leben trägt Früchte, und es ist wunderschön. Wir sehen es in unserem Denken als eine Ganzheit an.  Aber sobald es politisch wird, denken wir in den Begriffen von ‘rot’ und ‘blau’: an das Recht der Frau zu wählen oder an das Recht des Kindes zu leben. Dieses sind die parteilichen Wahlmöglichkeiten, die uns gegeben sind, selbst wenn wir dazu neigen sollten, beide – den konservativen und liberalen Standpunkt – in der Art und Weise einzubeziehen, angesichts dessen, wie wir über diese Angelegenheit denken mögen.

Um dieses zu verstehen, möchte ich ein wenig tiefer in die Struktur des menschlichen Bewusstseins eintauchen, insoweit es das Leben des Bürgers beeinflusst. Und um das zu tun, möchte ich die Ausdrucksweise verwenden, derer man sich bei der Computersoftware bedient. Wenn Microsoft `Windows 12´ herausbringt und ich habe `Windows 10´, dann denke ich nicht, “Ich habe 10, und daher bekomme ich nicht 12”. Stattdessen frage ich mich, ob die Version 12 besser ist als die, welche ich momentan habe. Ich werde sie wahrscheinlich nicht erwerben, aber ich bin neugierig. Es ist in diesem `nicht-verurteilendem´ Geiste, dass ich die unterschiedlichen Lebensbahnen erkunden möchte, die ein Bürger durchlaufen kann.

Bürger 1.0, die Sicht der Welt beruht auf dem eigenen Selbst. Eigeninteresse ist eine sehr ehrenwerte Sache. Es ist das, was uns dazu antreibt, einen guten Job zu bekommen, ein Dach über dem Kopf zu haben, und einen fairen Anteil davon zu bekommen, was uns vermeintlich zusteht. Wenn wir uns nicht, zumindest ein wenig, in dieser ich-basierten Herangehensweise betätigen, haben wir nichts zu essen und überleben nicht.


Bürger 2.0, die Sicht der Welt gründet sich auf der eigenen Gruppe. Nelson Mandela hat dargelegt, wie er – als er selber ein Kind war – sich nur im Wald vergnügen, glücklich sein und mit Freunden spielen wollte. Als er älter wurde, begann er sich Gedanken um die dunkelhäutige südafrikanische Bevölkerung zu machen. Ich wollte, dass die dunkelhäutigen Südafrikaner einen besseren Anteil am Leben in unserem Land habe würden. Er identifizierte sich mit seiner Gruppe und wir sind alle froh, dass er das tat. Wir haben nun eine ganze Welt von Menschen, die ihr Wir-Gefühl in den Blickpunkt rücken und es betonen: Schiiten, Sunniten, Christen; und die Britten, die von der EU getrennt sein wollen: sie alle halten Ausschau nach dem `Wir´, wer und was auch immer damit gemeint ist. Das ist ein Schritt vorwärts, der uns aus dem egozentrischen Weltbild heraustreten lässt, und es ist eine ehrenhafte Weise, um derart als Bürger zu leben.

Bürger 3.0, das Weltbild stützt sich auf die eigene Nation. Wir kommen nun zu der Stelle, wo wir sagen: Ich bin Amerikaner, ich bin Kenianer; oder: ich bin Franzose oder ein Bürger von Großbritannien. Es bedeutet, dass wir uns mit etwas größerem als unserer eigenen Gruppe identifizieren und das ist ein Schritt vorwärts im Bewusstsein. Es ist wirklich ein großer Schritt; weil da beispielsweise viele Amerikaner sind, die denken, dass sie Amerika lieben, aber in Wirklichkeit andere Amerikaner hassen und sie mit schrecklichen Namen beschimpfen. Bürger 3.0 zu sein bedeutet daher, gewillt zu sein, sich mit etwas Übergeordneterem als der eigenen Gruppe zu identifizieren. Es kann auch verstanden werden als: sich mit der Seele der Nation zu identifizieren. Bürger 3.0 jedoch kann auch anderen Nationen feindlich gegenüberstehen. Es gibt eine Art von Amerikanismus, d. h. eine Haltung Amerika zu favorisieren, die nur die eigene Nation sieht und sich z. B. sorglos gegenüber Japan und Afrika verhält. Man nähert sich hier z. B. einem Handelsübereinkommen nur unter der Bedingung, “den besten Deal für die eigene Nation zu erhalten”

Bürger 4.0, Die Weltanschauung stützt sich auf vielfache Kulturen. Mehr und mehr Menschen verbringen nun Zeit in anderen Ländern als denen, wo sie geboren wurden, lernen eine Fremdsprache oder verlieben sich in jemanden aus einem anderen Land. Als Folge davon identifiziert sich eine wachsende Zahl von Menschen mit mehr als einem Land. Nachdem Mandela erkannte, dass er um das Wohlergehen seiner Gruppe, der dunkelhäutigen südafrikanischen Bevölkerung besorgt war, verstand er, dass die schwarze Bevölkerung solange nicht frei sein würde, bis die weiße südafrikanische Bevölkerung sich selbst von der Apartheid befreit hat. Er wuchs daran, dass er sich Gedanken um das ganze Land machte. Und im Gefängnis begann er zu erkennen, dass es keine Veränderung geben würde, außer wenn andere Länder damit aufhören würden, die Apartheid zu befürworten. Letztlich gelangte er zu dem Punkt, wo er sich mit dem Streben um Freiheit überall auf der Welt identifizierte, inklusive der Freiheit aller lebenden Wesen.

Es ist sehr leicht, ein 4-Ebenen- Modell planmäßig zu umreißen. Aber die Reise selbst zu unternehmen ist durchaus voller Herausforderungen. Ich glaube, dass all diese Ebenen in jedem von uns die ganze Zeit über parallel existieren. Wir sind – innerhalb von uns selbst – ein dynamischer Zusammenfluss von all diesen Ebenen des Bewusstseins. Das Entscheidende ist, sich dieser Sache bewusst zu sein; es erzeugt einen gewissen Grad von Mitgefühl. Letztlich empfinde ich, dass ein globaler Bürger jemand ist, der sich für eine umweltbewusste Weltanschauung einsetzt; jemand, der erkennt, dass eine Weltsicht – wie die Ihrige – nicht die einzige ist. Es braucht Weisheit und Demut, all diese Ebenen der Bürgerschaft im Herzen zu halten, und einen Willen, andere über die Grenzen hinaus zu führen, die die Menschheit trennen.

Das ist es, wo die Intuition ins Spiel kommt. Wenn wir ganz sind und einen innewohnenden Sinn von unserem eigenen Ganzsein und der Ganzheit der Schöpfung verkörpert haben, werden wir besser fähig sein, eine friedliche, gerechte und nachhaltige Welt hervorzubringen. Es bedarf der Fähigkeit, in die tiefste Wahrheit dessen einzusinken, wer wir in diesem Moment sind; der Fähigkeit, voller Dankbarkeit jemand zu sein, der eine `rechte´, `linke´ und `zentrale´ Positionierung in seinem Wesen vereint hat und zusammenhält. Wenn wir uns weigern, diese innere Einsicht von Kraft und Wahrheit zu verlassen, können wir all das, was um uns herum geschieht, von diesem tief fundierten Ort des Ganzseins und Einsseins aus betrachten.

Das Schlüsselwort in der Demokratie ist Beziehung. Wenn ich mich weigere, jemanden, der anderer Ansicht ist wie ich, als Feind anzusehen, und wenn ich ganz engagiert an einem Beziehungsverhältnis mit dieser Person interessiert bin, werde ich fähig sein, mich um eine respektvolle gegnerische Position zu bemühen. Nehmen Sie zum Beispiel die verschiedenen Ansichten zum Handelsabkommen. Diskussionen müssen im Spannungsgefälle von Gegenspielern ablaufen, damit wir – mithilfe von Lernen und Beziehungen – unsere Weisheit tatsächlich zu vertiefen vermögen: hier, wo wir verschiedener Meinungen sind. Ich habe das auf jeder Ebene meines Lebens erfahren, warum können wir das somit nicht auch als Nation erfahren? Ich glaube, dass wir uns im Spannungsgefälle von Gegnerschaft für etwas einsetzen können, während wir gleichzeitig einen festen Halt in diesem inneren Gespür von Ganzheit einnehmen.

Wir müssen jene, die eine verschiede Sichtweise wie wir vertreten, als jene begreifen, die – trotz Gegnerschaft – unsere Ansichten ergänzen. Wenn ich sage “lasst uns Geld ausgeben, um dieses Problem zu lösen”, bedarf ich auch einer komplementären Position, die in einer gegnerischen Haltung verkündet, “Wir stecken tief in Schulden – es gibt kein Geld mehr.” Und wenn ich die Einstellung habe, dass wir in Schulden stecken und daher kein Geld für Kinder ausgeben können, die hungrig sind, so benötige ich eine komplementäre Sichtweise, die sagen wird: “Aber wir sind doch eine anständige und mitfühlende Nation; und wir können uns gegenseitig umeinander kümmern”. Dies ist es, was ich meine, wenn ich von der Notwendigkeit spreche, `gegnerische komplementäre Aspekte´ wertzuschätzen; wir erkennen hier, dass diese dazugehören, um das Ganze zu gewahren. Ich denke, das ist die Herausforderung, der wir gegenüberstehen und was heutzutage in unserer Kultur fehlt.

Ich habe meine eigene Reise hinter mir, habe mich von einem Republikaner in der Jugendzeit zu einem Demokraten in meiner Hochschullaufbahn umpositioniert, habe mich vom Argumentieren und Befürworten fortbewegt hin zu einer Mediator-Tätigkeit und Arbeit mit dem US Kongress. Ich glaube, dass die Seelen von Nationen sich auch auf einer Reise befinden. Und ich bin davon überzeugt, dass eine tiefe Verbindung zwischen meiner Seele und Ihrer Seele und der Seele der Nation besteht. Das größte Geschenk von Loyalität und Treue zu Amerika, meinem Land, ist es, die Fülle meiner Seele diesem Land darzureichen. Denn die Reise der Seele ist eng mit der Seele der Nation und der Seele der Menschheit verknüpft.

Letztlich, möchte ich Ihnen Einsteins Herausforderung ins Gedächtnis rufen: Probleme können nicht auf derselben Ebene des Bewusstseins gelöst werden, wie der, die sie geschaffen hat. Um dieses auf die Seelenebene zu beziehen: Sie können nicht die Probleme auf der Ebene des Intellekts lösen, welcher all die Probleme geschaffen hat. Sie müssen sich in das fallen lassen, was einige als das `Herz´ bezeichnen würden, andere Intuition nennen und wieder andere als Ganzheit benennen mögen. Aber ganz gleich, wie auch immer wir es nennen mögen, wir müssen uns auf eine höhere Ebene des Bewusstseins ausrichten, um den Herausforderungen zu begegnen, denen wir gegenüberstehen.

Mark Gerzon, Gründer und Präsident der `Mediators Foundation´ hat Kooperative-Führerschaft-Fähigkeiten (“Collaborative Leadership skills”) in den Vereinten Nationen, dem Kongress der Vereinigten Staaten und überall auf der Welt angeregt und gefördert.  Er ist Autor von zahlreichen Büchern über `globale Bürgerschaft´. Sein neuester Titel ist: Die wiedervereinten Staaten von Amerika: Wie wir die parteiische Teilung überbrücken können. (“The Reunited States of America: How We Can Bridge the Partisan Divide.”) Mark schloss seine Rede mit einer Zusammenstellung von 3 konkreten Handlungsschritten ab, welche die Menschen in den Vereinigten Staaten durchführen können, um beim Aufbau einer überparteilichen politischen Kultur mitzuhelfen.

Nachdenken über das Denken, Musik & Intuition


John Dalton

‘Vom Intellekt zur INTUITION’ ist eine fesselnde Thematik, die uns einlädt, über das Denken nachzudenken. Wir leben in einem Zeitalter, in dem Wissenschaftler, die ein Vermögen dafür ausgeben nach immer kleineren Teilchen zu suchen, auf ihre Computer und Gerätschaften schauen und scheinbar der Ansicht sind, dass ihre eigenen Denkprozesse in gewisser Weise weniger wirklich wären. Einige New Age Lehrer und Gurus sagen uns sogar, “Denken ist das Problem“, und sprechen vom ‘Affenverstand’, der einer ‘wahren Erkenntnis’ im Weg steht.

Heutzutage sind viele der Meinung, dass Denken etwas sei, das in der privaten Zurückgezogenheit unseres Kopfes vor sich geht. Alan Watts, Philosoph und Autor, der über Zen schreibt, sagt: „Der Verstand lässt Gedanken wachsen, wie der Rasenplatz Gras wachsen lässt. Kann der menschliche Körper wirklich Gedanken erzeugen?

Es gibt noch eine andere Herangehensweise an die Sicht dieser Dinge. Kann nicht die Welt, von der wir ein Teil sind, Denken in uns erzeugen, gerade so wie sie es mit den Farben und Düften in den Blumen, den Klängen in der Natur, dem Geschmack in den Früchten und den schöpferischen Wundern, die wir überall um uns herum wahrnehmen können, tut? Kann Denken denn subjektiv sein, wenn wir doch tatsächlich über uns selbst so objektiv wie nur irgend möglich nachdenken können? Die heutige Wissenschaft ist in der Lage, kleinste Änderungen ausfindig zu machen, die im Gehirn auftreten und manche sind der Meinung, dass diese die Ursache des Denkens darstellen. Wie auch immer, wenn wir Fußspuren im Sand sähen, würden wir dann annehmen, dass die dem Sand innewohnenden Kräfte diese verursacht hätten? 

Wenn wir auf die Welt mit ihren zahllosen Phänomenen blicken, dann wäre dieses ganze Panorama des Erblickten und der Klänge und Geräusche, der Strukturen und Farben ganz und gar verwirrend, wenn wir nicht in der Lage wären, über diese nachdenken, und somit unterscheiden zu können, was wir sehen, hören und berühren. Denken ist in Wirklichkeit eine Form von Sehen und ist jener Sinn, durch welchen wir etwas `sehen´ können, was unsichtbar und somit jenseits dessen ist, was die physischen Sinne wahrnehmen. Denken ist tatsächlich eine Form des Hellsehens, und der Reichtum unseres inneren Lebens hängt davon ab, wie gut wir lernen, unsere denkende-spirituelle Empfänglichkeit zu entwickeln und zu fokussieren. Die Neugier, die wir in uns aufsteigen fühlen (manchmal oder auch oft, abhängig von unserem Charakter), betrifft eigentlich den unsichtbaren konzeptionellen Aspekt von dem, was wir äußerlich wahrnehmen. Hier können wir unterscheiden zwischen dem Intellekt, der die Fähigkeit verleiht, etwas trennen, auseinanderhalten und Dinge einordnen zu können, die wir wahrnehmen, und der Macht der Vernunft, durch die wir die Konzepte, die der Intellekt zerlegt hat, wieder zu einer Ganzheit zu vereinen vermögen. Beides ist nötig. Das Erstere erfordert die Fähigkeit, Phänomene zu differenzieren und zu separieren, das Letztere erfordert die Fähig-keit, das zu sehen, was immer schon da war: Einheit.

Die Fähigkeit, die Essenz von etwas zu sehen bzw. zu denken, nennt man Intuition. Alle Objekte enthalten Gedanken in ihren Formen, und wir können lernen, diese `herauszulesen´ und zu deuten. Wenn alle Dinge ihre innere Natur den physischen Sinnen sofort enthüllten, würde keine Notwendigkeit bestehen, überhaupt zu denken (noch würden wir der Wissenschaften bedürfen). Dies ist jedoch nicht der Fall: Vielmehr als ein Supercomputer ist der Verstand ein Wahrnehmungsorgan. Und wir können erkennen, dass es grundlegend zwei verschiedene Arten des Denkens gibt: diejenige, die in Übereinstimmung mit der Wirklichkeit ist und diejenige, die dies nicht ist – das Letztere sind Fantasien und Fiktionen aller Art. Beide haben ihre Berechtigung. Was jedoch wichtig ist: man muss im Stande sein, sie mit Hilfe der Intuition auseinander zu halten und auch den Unterschied zwischen lebendigen, beabsichtigten Gedanken und passiven Gedanken zu erkennen, die hauptsächlich von Worten herrühren; von Worten, die sehr logisch erscheinen können, jedoch nur sehr wenig mit der Wirklichkeit zu tun haben.

Wenn es uns möglich wird zu erkennen, dass das Denken nicht nur ein Produkt unseres Gehirns, sondern ein lebendiger Aspekt der Wirklichkeit ist, der uns in unserem Innern zu Bewusstsein kommt, werden wir uns der Intuition – der Wahrnehmung des spirituellen Gehaltes um uns herum – immer mehr öffnen. Denn um tiefgreifender wahrzunehmen, “durch die Augen und nicht mit ihnen“, wie Blake sagte, dafür ist Liebe sehr hilfreich.

Wie ist dann Intuition mit Freiheit verbunden? Nun, ein Mensch der aus dem Instinkt heraus handelt, ist nicht frei; auch nicht der, welcher sich durch Gefühle leiten lässt, wie etwa Treue, Pflichterfüllung, Stolz usw.; selbst der nicht, welcher sich von Lektionen, die er durch frühere Erfahrungen gelernt hat, oder sich von moralischen Prinzipien leiten lässt, die er von außenstehenden Autoritäten vermittelt bekommen oder studiert und verstanden hat. Diese können alle eine Rolle spielen und tun dies meistens auch. Wenn wir uns jedoch fähig zeigen, aus der Intuition heraus zu handeln und durch Liebe erkennen, welches Tun in den jeweiligen Situationen richtig ist (die mit den oben Erwähnten übereinstimmen können oder auch nicht), können wir uns frei betätigen. “Nichts ist seltener in einem Menschen anzutreffen, als eine ihm eigene Handlung“, sagt Ralph Waldo Emerson.

Die Handlungen der meisten Menschen sind zwangsläufig aus den oben angeführten Gründen von Vorstellungen über das persönliche Wohlergehen, von moralischen Ansprüchen, oder heutzutage auch von Gedanken aus der Computerwelt beeinflusst. Wenn jemand den `PC Code´ knackt, werden Tausende von Menschen automatenhaft protestieren. Viele Dinge im Umfeld des `New Age´ sind genauso vorschriftsgebunden und seine Anhänger sind genauso uniformiert, wie das auch schon in den durch Kontrolle regulierten Gesellschaften der Vergangenheit der Fall war. Über all dieses hinaus haben wir jedoch die Möglichkeit, frei zu handeln, wenn wir unserer Liebe für die Zielsetzung folgen: unserer moralischen Intuition. Sicherlich können wir es begreifen, dass wir frei sind, wenn wir es uns nur erlauben würden, aus einer ganz und gar ursprünglichen, intuitiven Entscheidung heraus zu handeln. Dies steht eng mit künstlerischem Schaffen in Zusammenhang.

Das Erschaffen von Kunst beinhaltet ein kreatives Spiel verschiedenster Art und – jenseits des Bereichs der Unterhaltungs- und Werbekunst – gibt es das Streben nach der Enthüllung tieferer Wahrheiten. Es ist auch das, was die Wissenschaften verfolgen. Sie tun dies jedoch mittels Aufzeigung von Konzepten, der Generierung von Ideen und den Ausführungen von Erklärungen, wohingegen der Künstler die Wahrheit durch Kunstwerke zu enthüllen sucht, die zum Zuschauer oder Zuhörer direkt auf einer intuitiven Ebene `sprechen´. Die Musik ist dafür ein gutes Beispiel, da sie eine Kunstform ist, die zu jedermann sprechen kann, zu Kindern, Erwachsenen, Menschen verschiedenster Kulturen und sogar zu Babys, die sich noch im Mutterleib befinden.

Wenn wir darüber nachdenken, was wir alles in der Welt hören, können wir drei Arten des Gehörten unterscheiden. Erstens sind da Geräusche, die von jeder materiellen Substanz erzeugt werden, und die uns etwas über das Material mitteilen; über seine Dichte, Weichheit oder Sprödheit und so fort. Wenn wir diese Geräusche hören, werden wir aus uns heraus und in die innere Natur der Substanz geführt.

Zweitens sind da Äußerungen: die Stimmen anderer Menschen, die Geräusche und Klänge der Tiere, Vögel und der lebenden Dinge. Wenn wir Stimmen hören, auch wenn wir die Worte nicht verstehen, können wir etwas von der Seelennatur, den Empfindungen des anderen, nachempfinden, und wieder werden wir aus uns heraus, in das Wesen des anderen hineingeführt.

Drittens sind da musikalische Klänge. Wenn wir musikalische Töne und ihre Abfolgen hören, so sprechen diese etwas in uns an, steigen in uns in der gleichen Weise auf, so wie die Intuition – der spirituelle Gehalt von Etwas – in unserem Denken aufsteigen kann. Wenn wir Musik hören, wissen wir intuitiv, dass diese nicht durch die Kräfte der Natur oder von Tieren erzeugt wurde. Nein, während die materielle Welt Geräusche erzeugen kann und beseelte Wesen Stimmen verschiedenster Art haben, sind es spirituelle Wesen, die Musik hervorbringen und sie lieben können. (Die Musiker der Natur sind wahrlich die Vögel, jene Lebewesen die es lieben, sich selbst über die Erde zu erheben.)

Musik, die sich aus Tönen, Klängen und manchmal auch aus Stimmen zusammensetzt, kann zu uns auf spirituelle Art und Weise sprechen: aus unserem Innersten heraus und auch zu unseren Seelen und Körpern. In diesem liegt das Geheimnis der Musiktherapie verborgen. In den drei Bereichen der Musik (Melodie, Harmonie und Rhythmus) können wir intuitiv die Verbindungen entsprechend mit den geistigen, seelischen und materiellen Welten erkennen; ebenso können wir auch diese Verbindungen mit unseren eigenen Kräften des Fühlens, Wollens und Denkens (eine Melodie ist wie ein Vorübergleiten von Gedanken) erkennen. Dies findet ihre Analogie auch in den drei Arten von Musikinstrumenten: den Saiten-, Wind- und Perkussionsinstrumenten. Wenn wir Musik hören, können wir intuitiv spüren, dass wir nicht mit den Ohren alleine hören, obwohl man ihnen allein gewöhnlich diesen Verdienst zuschreibt. Nein, wir `hören´ oder `empfinden´ die verschiedenen Instrumente und Klänge überall und in uns selbst: manche in unseren Knochen, manche auf unserer Haut, andere wiederum in unserer Atmung und unserem Herzschlag, und wieder andere hoch über uns; unser ganzes Wesen kann mit musikalischen Motiven angefüllt werden.

Sobald wir uns intellektuell mit Musik auseinanderzusetzen suchen, verlieren wir sie und die Musik entschwindet. Wenn wir mit ungeteilter Aufmerk-samkeit hören, kann sie zu uns in den tiefsten Tiefen unseres Seins sprechen und wir können die Intuition erfahren, die von Mozart erwähnt wurde: “Die Musik“, so sagte er, “liegt nicht in ihren Tönen, sondern in der Stille zwischen ihnen.“

John Dalton ist ein preisgekrönter Harfenspieler, der regelmäßig über die Geheimnisse der Musik spricht und seine Vorträge musikalisch mit der Harfe begleitet. Er ist ein ehemaliger Manager der Rudolf Steiner Press in Grossbritannien, Gründer des `New View Magazine´ und ehemaliger Redakteur des `Avalon Magazine´.

Intuition, Geld und Dienst


John Bloom

Über INTUITION zu sprechen, bedeutet über unser spirituelles Leben zu sprechen; jenes das nicht physisch, aber dennoch recht maßgeblich ist für die ganze Menschheit. Es gibt zahlreiche Kosmologien, die von diesem intuitiven Selbst berichten. Grundsätzlich handelt es sich jedoch um das, was einzigartig für uns ist, unsere Individualität, unser essentielles Selbst: das `Ich bin´ von dem, was wir sind. Ich kann meine Intuition teilen und an der kollektiven Intuition teilhaben, aber ohne dieses erste, im eigenen Innern erfahrene Erleben dieses Selbstes, kann dieses Teilhaben nicht hervortreten.

Das spirituelle Leben muss frei fließen. Wenn es nicht frei ist, kommt möglicherweise irgendeiner daher und erzählt mir, wer ich sei, und dies fühlt sich nicht gut an. Manchmal tun wir das einander an. Innere Freiheit, spirituelle Freiheit, muss unbedingt respektiert werden. Dies ist ein grundsätzliches spirituelles Gesetz. Es ist unsere vertikale Ausrichtung, unsere Aufrichtigkeit.

Und so oder so müssen wir uns durch die Welt bewegen, in dem Wissen, dass jede Person ihre eigene Individualität besitzt. Wir müssen zueinander das Gespräch suchen und Wege des Zusammenlebens finden. So schaffen wir Vereinbarungen, die unser soziales Leben stützen.

Geld ist eine Vereinbarung. Alle diese Zahlungsmittel, mit denen wir arbeiten, stellen nichts anderes dar als Vereinbarungen. Wir haben alle Arten der verschiedensten Währungen erschaffen, um Wechselgeschäfte auf der Basis einer Reihe von Vereinbarungen zu tätigen. Staatliche Währungen sind die allgemein anerkannte Modalität von Zahlungsmitteln. Sie sind recht bequem zu handhaben, da wir die Geldnoten mit uns herumtragen und Geld von Automaten beziehen können, wenn wir auf Reisen sind. Wir leben jedoch mit den verschiedensten Währungen, durch welche wir Wechselgeschäfte tätigen, inklusive der Währungen Liebe, Beziehungen und Ansehen. Sie sind die ganze Zeit über in Bewegung; die Art und Weise unserer Vereinbarung ermöglicht es ihnen in Bewegung zu bleiben und Transaktionen durchzuführen.

Keine Transaktion kann ohne ein Minimum an Vereinbarung getätigt werden, und diese Vereinbarungen werden, bewusst oder unbewusst, vom Prinzip der Gleichheit beherrscht. Im Grunde können Sie keine Regel oder Vereinbarung über den Kopf eines anderen hinweg aufstellen. Dennoch versuchen wir die ganze Zeit über einseitige Vereinbarungen aufzustellen, die jedoch nie Bestand haben können. Keine Vereinbarung ist für Einzelne, Organisationen oder Nationen nachhaltig, als bis man sich nicht zusammensetzt, sich als Ebenbürtige begegnet und zu einer Vereinbarung kommt, die beide Seiten anerkennen. In einer Vereinbarung zwischen Gleichgestellten ist keiner mächtiger als der andere. Das ist es, was ich `wie wir Macht miteinander haben, anstatt sie über jemanden zu haben´, nennen möchte. Dies beinhaltet einen Paradigmenwechsel in Bezug auf das Wesen der Macht. Und das Wichtige daran ist, dass dies in die Vereinbarungen, die wir eingehen, eingebaut werden kann. Das ist es, was Geld idealerweise darstellt.

Aber Geld ist Energie, und ich möchte außerdem vorschlagen, dass es eine Maßeinheit, einen Wertvorrat darstellt, der es uns erlaubt, uns in unserem wirtschaftlichen Leben und innerhalb dieses Rahmens von Vereinbarungen rund um diesen Wertebereich zu bewegen. Es ist also keine einmalige Sache, da Geld es uns ermöglicht, viele Dinge zu tun. Wir können Dinge erwerben, wir können Geld an andere Leute ausleihen, wir können Geld spenden und verschenken. Und der innere Beweggrund dieser verschiedenen Arten von Transaktionen ist dabei immer wieder ein anderer. Wir sind darauf konditioniert zu denken, dass Geld nur dazu da ist, Transaktionen auszuführen. Sie gehen zur Bank oder zum Bankomaten und bekommen Ihr Geld: das ist eine Transaktion. Sie müssen noch nicht einmal mit jemandem sprechen. Sie würden aber kaum jemandem Geld leihen ohne ein Gespräch zu führen oder eine gewisse Vereinbarung zu treffen. Da gibt es eine innewohnende gegenseitige und zeitgebundene Beziehung in der Ausleihfunktion rund ums Geld, die recht verschieden ist von, nennen wir es mal, einer Anschaffung oder dem Gang zum Bankomaten.

Des Weiteren gibt es da noch die ganze Frage über Geldschenkungen und wie und was diese in Bewegung setzt. Nach meiner Meinung ist das der Ort, wo Intuition in diesem weiten Feld der Vereinbarungen hervortreten kann, da wir hier intuitiv erkennen können, wer den größtmöglichen Nutzen von Geld, das ich nicht benötige, davontragen könnte. Dies ist es, was das Geschenk ausmacht. Es impliziert auch eine Vorstellung davon, dass es dadurch möglich wird, den Schicksalsweg derer zu erfüllen, die von solch einer Schenkung profitieren und dass man das in Gang setzt, was diese zu verwirklichen suchen. In diesem Geben jedoch erfülle auch ich etwas von meinem Schicksalsweg, da ich diesen in einem anderen wiedererkenne. Hier zeigt sich die Intuition in Beziehung zu Geldgeschenken, die es diesen erlauben, in Bewegung zu bleiben. Eine Vereinbarung fährt fort zu bestehen, selbst dann, wenn der Geber sagt, dass keine Bedingungen daran geknüpft sind. Es ist die Vereinbarung, die die Transaktion ermöglicht, doch hierbei gibt es keine zeitlichen Begrenzungen.

“Zeit ist Geld.” Dieser Ausspruch führt zur Frage des Dienens, die in Fragen wirtschaftlicher Gegebenheiten für mich ein Konzept von großer Wichtigkeit darstellt. Dienste zu leisten bedeutet, dass wir eine innere Aufnahmefähigkeit besitzen, die Bedürfnisse anderer zu erkennen. Warum würden Sie denn jemandem dienen wollen, wenn Sie nicht dessen Bedürfnisse erkennen? Jemand hat ein Bedürfnis, das eine gewisse uneigennützige Kraft in uns anspricht, die nicht wirklich unserer Individualität entspringt, obwohl sie von ihr beeinflusst ist. Ich brauche keine Vereinbarung, um die Bedürfnisse eines anderen zu erkennen. Ich kann es einfach tun. Es ist ein Mechanismus des Wachseins für mitfühlende Wechselbeziehungen, wie ich es nennen würde. Es ist ein Erwachen zum Anerkennen der Tatsache, dass wir in Wirklichkeit voneinander abhängig sind und, dass wenn wir nicht aufeinander achtgeben, wir niemals den Bedürfnissen anderer Beachtung schenken würden. Ohne mitfühlende Wechselbeziehungen würden wir uns auf eine sehr unsoziale Ordnung zubewegen, in der Geld und Macht nur dazu benützt würden, dass jeder sich nur noch um sich selbst kümmert. Dies würde bedeuten, aus dem energetischen System auszutreten. Eigeninteresse ist ein Mythos, da wir doch tatsächlich absolut abhängig von anderen sind, um das zu bewerkstelligen, was wir tun müssen. Es ist eine große Lüge zu behaupten, dass Sie nur auf sich selbst schauen und nur für sich selbst arbeiten. Wenn das wahr wäre, würde niemand hier in diesem Konferenzsaal sitzen, keine Stühle wären vorhanden, um sich hinzusetzten, es gäbe keine Mäntel und Jacken anzuziehen und kein Flugzeug für mich, um hierher zu fliegen. Wir haben diesen Mythos bis jetzt nur noch nicht entlarvt, weil Geld und Wirtschaft noch durch Akkumulationsfaktoren anstatt durch Zirkulationsfaktoren gemessen werden. Es ist die Zirkulation, die die Wechselbeziehungen aufzeigt.

Es gibt hier drei Gebiete: Intuition, die spirituell und das Werk jedes Einzelnen ist; Geld, das Vereinbarung ist; und die ganze Welt des Dienens, in der es darum geht, dass wir uns der Bedürfnisse anderer bewusst sind. Hoffentlich gibt es einen Weg für mich, auf die Bedürfnisse anderer eingehen zu können, und wo meine Bedürfnisse von anderen ebenso anerkannt werden, damit wir in einer zirkulierenden und gegenseitigen Beziehung zueinander stehen. Dies zeigt ein dreifältiges Bild, wie wir uns durch die Welt bewegen. Die Herausforderung dabei ist: Wie kann ich gewisse Vereinbarungen mit meinem freien spirituellen Selbst und meinem selbstlosen, im Herzen zentrierten Bewusstsein für die Bedürfnisse anderer in Einklang bringen? Die Schwierigkeit erwächst daraus, dass wir dazu neigen, diese drei Bereiche als voneinander getrennte Einheiten zu betrachten. Nehmen wir zum Beispiel den Bereich des Geldes. Oft erfahren wir eine visionäre Qualität, wenn wir die Dinge erwägen, die in einer profitorientierten oder nichtprofitorientierten Welt erreicht werden könnten. Wenn wir jedoch über das Geld nachdenken, das darin involviert ist, wird diese Fülle oft durch Mangel ersetzt, durch die entgegenwirkende Kraft, die da heißt, `es ist niemals genug vorhanden´. Wie können wir eine andere Beziehung zu Geld aufbauen, ...eine, die sowohl den Dienst als auch die Intuition freisetzt? Die drei Gebiete stehen in Beziehung zueinander und sie sind Teile eines Ganzen. Sie vermitteln untereinander. In vielerlei Art und Weise ist Freiheit der Vermittler zwischen dem Erkennen der Bedürfnisse anderer und unserer Zustimmung. Wir sind immer frei, eine Vereinbarung erneut zu verhandeln, wir sind jedoch nicht frei zu tun und zu lassen, was wir wollen, wenn einmal eine Vereinbarung beschlossen wurde.

Hoffentlich werden diese Gedanken ein tieferes Bewusstsein für das Ganze – insbesondere, wie es sich in Bezug auf Intuition, Geld und Dienst verhält – anregen und in uns die Erkenntnis erwecken, dass diese Dinge nicht voneinander getrennt zu sehen sind. Während sich die Grundlagen in jedem Gebiet verändern, sind wir alle immer noch Menschen und wir möchten das Beste von uns in jedes dieser Gebiete hineintragen. Ständig erarbeiten wir neue Vereinbarungen, und das nicht, weil ich spiritueller bin als Sie, sondern weil wir als menschliche Wesen gleich erschaffen sind und wir uns in einer Welt des Dienens bewegen. Die wahre Aufgabe besteht darin, die Bedürfnisse in der Welt, die tatsächlich anstehen, zu erkennen und zu verstehen, wie mein Dienst diesen gerecht werden kann. So steht die Intuition in einem gewissen Sinne im Dienste des Geldes; Geld im Dienste des Dienens und Dienen im Dienste der Intuition: sie stehen zueinander in einem wechselseitigen Informationsaustausch und sind die Teile eines ganzheitlichen Systems.

John Bloom ist Vizepräsident der Unternehmenskultur bei RSF Social Finance (früher Rudolf Steiner Foundation), einer finanzielle Dienstleistungsgesellschaft, die Investitionsangebote, Kreditge-währung und Dienstleistungen für jene zur Verfügung stellt, die sich in der Verfeinerung der Gesellschaft und der Verbesserung der Umwelt engagieren. Seit 1984 tätigte RSF über $450 Millionen für Darlehen, Zuschüsse und Beteiligungen. John wurde kürzlich zum Generalsekretär der Anthroposophischen Gesellschaft in Amerika berufen.

Engagierte Ökologie: Eine intuitive Methode


Rhonda Fabian

kürzlich stellte ich einige der guten Ideen aus dem Gedankengut meiner Lehrer zu einem Set von sieben Prinzipien und Praktiken zusammen, das ich ‘Engagierte Ökologie’ nannte. Ich wählte den Ausdruck ‘engagiert’, um eine Ökologie auszudrücken, die sich über intellektuelle Konzepte hinausbewegt und sich einer tatsächlichen Transformation und tiefen Praxis zuwendet – zu Wegen des Daseins, Denkens und Handelns, die uns und unsere grundlegenden Beziehungen erneuern. Veränderung, so schlage ich vor, ist ein intuitiver Prozess.

Eine `Engagierte Ökologie´, besteht aus einer Reihe von Werten und Weisungen, von der Natur abgeleitet, die uns zur Harmonie zurückführen und unsere grundlegende Beziehung zur Erde wiederherstellen können. Ich möchte die ersten drei Prinzipien etwas näher ausführen – die drei einfachsten; diejenigen, die dem menschlichen Körper am nächsten sind.

Wir beginnen mit PRINZIP 1:

Die brillante Gestaltung der Natur ist allgegenwärtig.Wir sind, selbstverständlich, Natur. Sie müssen sich nur eingehend Ihre eigenen Augen, Ihre eigene Hand anschauen, um zu der Feststellung zu gelangen, dass Sie ein Wunder der Natur sind, ein Zusammenfluss von Bedingungen und Energien, die es möglich machten, `eine Hand zu haben´ und `Augen zu haben´. Wenn Sie genau genug hinsehen, werden Sie die Sonne, die Flüsse, die Nährstoffe des Bodens, die Ihre grundlegende Existenz gerade bis zum jetzigen Zeitpunkt genährt haben, darin erkennen. Während Milliarden von Jahren hat die Erde Leben erhalten – und wird dies auch weiterhin tun, mit oder ohne uns. So wie wir uns am Morgen erheben und uns des Nachts schlafen legen, genauso erheben sich und fallen Nationen und Reiche – ganze Galaxien und unzählige Welten manifestieren und lösen sich wieder auf. Diese Vorstellung sollte uns nicht ein Gefühl der Belanglosigkeit, sondern eher das eines geheimnisvollen, besonderen Etwas geben. Wir sind hier – im Hier und Jetzt – absolut kostbar und schlichtweg einzigartig: eine anmutige Note in der Symphonie der Wirklichkeit.Unsere Übung besteht also darin, ein Bewusstsein für unser wesentliches Sein zu kultivieren – unserer wahren Natur. Und um dies zu tun, müssen wir erst einmal innehalten. Aufhören, herumzurennen und irgendetwas nachzujagen, aufhören zu planen und sogar die intellektuelle Herangehensweise an die Dinge einzustellen. Bewusstseinsbildung kann nicht stattfinden, ohne innezuhalten. In meiner Methode beginnt das Innehalten mit der Rückkehr der Aufmerksamkeit zum Atem. Unser Atem ist das kostbare Geschenk des Lebens, der uns vom Moment der Geburt an bis zum letzten Atemzug begleitet. Wenn wir unser Bewusstsein auf unser eigenes ruhiges Atmen ausrichten, und jeden Tag, ohne Ablenkung, einfach nur für ein paar Atemzüge dasitzen, ist das ein sicherer Weg, um zu unserem wahren Selbst heimzukehren.Ich bin mir sicher, dass viele von euch einer Meditationspraxis folgen. Ich ermutige euch Atemmeditation hinzuzufügen, sollte dies noch nicht Teil eures täglichen Lebens sein.Wie der Philosoph Sri Aurobindo sagt, “Was … für die Würdigung der tiefsten Wahrheit der Schönheit benötigt wird, ist das Erwachen einer gewissen Vision, einer Erkenntnis und einer intuitive Antwort in der Seele.“ Für einige Augenblicke in der Sonne zu baden, ja sogar ein Glas Wasser zu trinken, kann große Freude bescheren, wenn wir in dieser Weise verfahren. Einfach durch das Innehalten und dem Erkennen der Wunder des Lebens können wir wahrlich die Essenz der Intuition erwecken: `mit unserer Seele sehen´ und mit unserem Herzen hören.

Das 2. PRINZIP: Es besteht darin, dass die Natur sich stets anpasst und selbstreguliert; sich kontinuierlich an veränderte Bedingungen angleicht.

Wie ein Fluss, so müssen auch wir dem Lernen und den Veränderungen gegenüber offen sein. In einer Studie (veranlasst vom `Kosmos Journal´), die ich mit meinem ehemaligen Studienkollegen der Annenberg Schule, Dr. Jen Horner, durchführte, formulierten wir die Idee, dass Gruppenarbeit sich verändert und stärker improvisatorisch wird. Was bedeutet das? Es bedeutet, dass wir den Weg dadurch bereiten, indem wir ihn gehen. In der gleichen Art und Weise, wie der Strom, und das Ufer des Stroms als Akt der Co-Gestaltung untrennbar sind, werden wir als Gruppenarbeiter intuitiver und stellen uns zunehmend auf die Hindernisse und neuen Gegebenheiten ein. Improvisation und Intuition sind eng miteinander verbunden. Jede ist Konversation. Wenn sich etwas ereignen soll, muss man hinhören. Damit die Improvisation sich schön gestaltet, sind Selbstbeherrschung und Selbstkontrolle erforderlich. Denken Sie nur an den virtuosen Jazzmusiker oder an den erfolgreichen Ballett-Tänzer. Diese müssen gut sein in dem, was sie tun. Das Nächste ist die Wahrnehmung der Mitspieler, die uns am nächsten sind und wie wir zusammen in Echtzeit Energie generieren können. Und schließlich muss bei allen Mitgliedern im Gesamten gesehen ein intuitiver Sinn vorhanden sein: für die größere Absicht, auf die wir uns zubewegen. Indem wir in unseren täglichen Ansichten dieses Niveau von Offenheit und Flexibilität praktizieren, ziehen wir Nutzen aus der Weisheit und Kreativität von anderen; achten wir vor allem auch auf die Stimmen der Marginalisierten, der indigenen Bevölkerung, der Schüchternen, der Introvertierten. Obwohl wir noch immer starre Ansichten darüber hegen mögen, wie andere unserer Meinung nach sich verhalten sollten, enthüllt sich uns dennoch eine größere Einsicht und Schönheit durch die Praxis des tiefgehenden Zuhörens, der Selbstkontrolle und der Fähigkeit, sich fließend wie ein Fluss zu geben. Viele Organisationen und Gruppen versagen, weil einige Mitglieder die innere Arbeit der Beherrschung ihres Egos und ihrer starken Emotionen noch nicht getan haben. Sie haben das Gefühl, sie hätten alle Fakten zusammen. Das Ansammeln von Fakten ist nicht Weisheit. Was wir zu wissen meinen, ist ständigen Veränderungen unterworfen und niemand kennt alle Antworten.

PRINZIP 3: Die Natur drückt innewohnendes Potential aus.

Übung: Entwicklung des Einfühlungsvermögens allen Lebensformen gegenüber:
Alle lebenden Gebilde arbeiten daran, ihre innewohnenden Möglichkeiten zu entfalten. Wir geloben, das Potential aller Wesen zu erkennen und anzuregen, von der kleinsten Lebensform, über Menschen bis zu Ökosystemen und der Erde als Ganzem. Wir unterstützen keine Taten in unserem Denken und unseren Handlungen oder unserem Lebensstil, die Leben töten oder zerstören. Wir wollen die Auswirkungen unseres Tuns auf die untermenschlichen Gattungen untersuchen und Anstrengungen unternehmen, deren Leiden zu verringern. Industrielle Landwirtschaft, Tierversuche, der Missbrauch von Tieren zur öffentlichen Unterhaltung und das Jagen von vom Aussterben bedrohter Tiere, ... all dies verursacht großes Leiden. Alles Leben hat einen Wert an sich, und dieser Wert hängt nicht von einer Brauchbarkeit für menschliche Bedürfnisse ab. Wir müssen an der Veränderung der Ansicht, dass der Mensch anderen Lebensformen auf der Erde gegenüber übergeordnet sei, arbeiten und müssen die Vielfalt schützen. Wir können dies verwirklichen, indem wir verantwortungsbewusst auf Lebensmittel, Kleidung und andere Erzeugnisse, die wir konsumieren achten, und indem wir die Wahl treffen, diese nicht zu erwerben oder zu benutzen, wenn sie unnötiges Leiden `enthalten´, das Menschen oder Tieren zugefügt wurde. Wir können uns für lokale und handgearbeitete Erzeugnisse, für Fair-Trade-Produkte und menschenwürdig hergestellte Produkte entscheiden; oder ganz einfach, auch mit etwas weniger leben.Wiederum spielt die Intuition in den Entscheidungen, die wir fällen, eine ausschlaggebende Rolle. Sagen wir mal…, ich versuche Wasser zu sparen, indem ich eine kürzere Dusche nehme. Der Wasserverbrauch eines Haushaltes jedoch ist ein Tropfen auf dem heißen Stein, verglichen mit der verschwenderischen Praxis in Industrie und Landwirtschaft. Viele der `grünen´ Praktiken, die wir anzunehmen gebeten werden, führen in die Irre… sträflicherweise. Nach dieser Lesart ist es nämlich Ihr Fehler, wenn uns das Wasser ausgeht. Dies ist eine Art systemweiter Irreführung der sogenannten `Grünen Ökonomie´. Wir dürfen Handlungen persönlichen Opfers nicht mit politisch organisiertem Aktivismus verwechseln. Menschen sterben, weil ihr Wasser gestohlen, umgeleitet, verdorben und zu Handelsware degradiert wurde. Wenn Sie die Aktionen im Standing Rock Sioux Reservat verfolgt haben, dann wissen Sie, dass gerade jetzt unsere Brüder und Schwestern große Strapazen ertragen, um unsere Gewässer zu schützen. Und die schmerzliche Tatsache dabei ist die, dass, wenn wir alle mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren und Holzöfen benutzen würden, dies nur eine unbedeutende Auswirkung auf die globale Erwärmung und die Umweltverschmutzung haben würde. Warum bemühen wir uns, unser Konsumverhalten zu ändern? Warum nehme ich eine kürzere Dusche? Intuitiv kennen Sie die Antwort. Wir verhalten uns so aus einem Akt andächtiger Solidarität heraus gegenüber jenen, die weniger haben als wir, und aus einer tätigen Respektbezeugung der Erde gegenüber; wir tun das wegen unserer Liebe zur Erde.

David Whyte sagt: “Menschen besitzen ein intuitives Fassungsvermögen und Wissen darüber, dass irgendwo im Zentrum des Lebens etwas unbeschreiblich und unveränderlich Wahres und Gutes existiert.“ 

Dies ist der Geist des Guten Willens – er führt uns, wenn wir ihn hören wollen; ähnlich, wie der Mond uns in der Finsternis den Weg weist. Möge der Geist uns führen, mit anderen eng zusammenzuarbeiten und unablässig die Wege zu suchen, um das Leben von Menschen, Pflanzen, Tieren, Mineralien, Ökosystemen und Wasservorkommen samt deren Einzugsgebieten zu schützen; sogar, wenn es bedeuten mag, Risiken für uns in Kauf zu nehmen.

Rhonda Fabian, Digitalredakteurin des Kosmos Journal, ist Schriftstellerin, Filmemacherin und CEO und Mitbegründerin des bildungserzieherischen Medienunternehmens Fabian Baber Communications. Rhonda ist in die Ordenstradition ihres Lehrers, Zen Meister Thich Nhat Hanh ordiniert.
 

Den Gedanken der Einen Menschheit unterstützen


Domen Kočevar

Die Menschheit ist eine FAMILIE, die aus 7 Milliarden Menschen zusammengesetzt ist. Sieben Milliarden einzelne Personen, für die das Streben nach Glück die Hauptmotivation in ihrem Leben darstellt. Jeder möchte einfach nur glücklich sein. Probleme entstehen, wenn wir etwas haben oder nicht haben, das wir begehren, oder wenn meine Glücksgefühle Ihre Glücksgefühle ausschließen. Diese Problematik bringt Schmerz und all die anderen Versionen unerwünschter Gefühle mit sich.

In den kurzen Yoga Sutras von Patanjali, einem Juwel der Hindu Philosophie, fasste er diese in einer Synthese zusammen, indem er die fünf KLESHAS ("Leidenschaften, die den Geist trüben“) oder die Hindernisse auf dem Weg zur Erfahrung von Einheit beschrieb: “Der Mangel an Realitätsbewusstsein, der Sinn für Egoismus oder `Ichgefühl´, Anziehung und Abstoßung gegenüber gewissen Objekten und das starke Verlangen nach dem Leben in der Materie sind die Ursachen allen Leidens.“ 1 Wenn wir unseren wahren Seins-Zustand erkennen könnten, wenn wir wüssten, wer wir wirklich sind, würden alle unsere Probleme sich in Luft auflösen.

Bewusstsein identifiziert sich mit jenen Angelegenheiten, in die es verstrickt ist. Es steigt in die Materie, auf dem involutionären Pfad, bis zum Punkt der Umkehr hinab. Der evolutionäre Aufstieg der Seele und später dem Geist entgegen, wenn wir diese Ausdrücke verwenden möchten, ist der Pfad der Befreiung von Hindernissen auf dem Weg zur Vereinigung, damit der feste Griff von `avidya´ (Unwissenheit) weniger und weniger wird. Daraus resultiert, dass unsere Identifikation sich ändert. Identifikationen werden subtiler und schwerer auszumachen und zu erkennen.

Die Geschichte des Abstiegs und Aufstiegs des Menschen wurde schon so viele Male und mit so vielen Worten im Laufe der Geschichte beschrieben, dass sie nun im Großen und Ganzen recht klar im Denken derjenigen hervortritt, die den Pfad studieren. Viele Leute wissen so viel. Und größere Verwirklichungen können auch geschehen, wo Erkenntnisse sich in ein Erkennen umwandeln und in ein beharrliches Tun transformiert werden.

So viele Leute sprechen von der einen Menschheit, reden über Einheit und die Verbundenheit von allem. Im letzten Jahr, als ich ernsthaft damit begann, in Erwägung zu ziehen, einen Doktor der Philosophie über diesen Gegenstand abzulegen, sah ich die riesige Anzahl von Menschen dasselbe Herz der Menschheit berühren. Die Wissenschaft enthüllt so viele konkrete Forschungsbeispiele, die die unvermeidliche Tatsache aufzeigen, dass wir eins sind.

Ich glaube, dass die Menschheit nicht allzu weit davon entfernt ist, in kollektiver Weise einen Sprung auf die Ebene zu machen, wo wir mit dem Wesentlichen des Lebens und den Qualitäten der Seele in Berührung kommen. Patanjali´s Sutras umreißen die Schritte, die getan werden müssen, um die Hemmnisse oder KLESHAS auf unserem Weg der Erkenntnis der Einheit zu überwinden. Und Einzelne haben diesen Aufstieg in der Vergangenheit schon beschritten und tun dies noch immer. Jetzt aber hat sich so vieles im kollektiven Bewusstseinsfeld angesammelt, dass es droht überzulaufen; und es wird uns da überraschen, wo wir es nicht erwarten.

Der Weg zu einem bewussten Leben – als die eine große, fürsorgliche Menschenfamilie – kommt mehr und mehr in Übereinstimmung mit der Einen Liebe, dem Einen Denkvermögen und dem Einen Willen. Meine Beobachtungen in der Welt zeigen mir, dass so viele Einzelmenschen sich dem Bemühen annähern, sich hinreichend aufeinander abzustimmen, um nicht länger mehr des gegenseitigen Verletzens fähig zu sein; und dass diese sogar damit beginnen, sich aktiv um andere zu kümmern und sich gegenseitig zu helfen. Es ist wie bei einer Tasse, die ganz mit Wasser gefüllt ist: jeder Tropfen mehr bringt sie zum Überlaufen. Und wenn sie einmal beginnt überzufließen, wird dies zu einem unumkehrbaren Prozess führen. Unser inneres Erkennen von der Gleichheit, von der Einsicht, dass wir die gleichen Träume, Ängste und Leiden teilen, ist so stark. Dennoch ist es ebenso leicht zu erkennen, dass sich gerade das Gegenteil ereignet: dass es da eine unterschwellige Strömung gibt, die versucht den Quantensprung zu verhindern. Ich glaube jedoch, dass die Extreme, die wir in der Welt beobachten können, die Stärke der Unterströmung des Guten ankündigen: die des vereinten GUTEN WILLENS aller Lebewesen.

Zusammen mit Freunden arbeiten Nina Meyerhof und ich an einem Projekt in Auschwitz. Dies ist der Grauen erregendste und am gröbsten verdichtete Ausdruck des Bösen in der Geschichte. Das Projekt ist darauf fokussiert, wie wir von hier aus eine Zukunft gestalten können, in der es unmöglich ist, dass Vorkommnisse wie diese noch einmal geschehen können. Wir wissen, dass vergleichbare Dinge wie in Auschwitz auf der Welt vorkommen. Wie also können wir es schaffen, nie wieder fähig zu sein, uns einander etwas derart Böses anzutun? Dabei ist es nicht wichtig, wer der Unterdrücker und wer das Opfer ist. Für mich stellt sich immer nur die eine Frage: WIE KÖNNEN SOLCH ENTSETZ-LICHE TATEN MÖGLICH SEIN? Dies sollte in jedem Einzelnen von uns nachhallen und sollte uns zu Handlungen führen, von denen wir wissen, dass sie gut und recht für jeden von uns sind. Es ist kühn zu behaupten, dass es nicht wichtig sei, wer nun der Bösewicht und wer das Opfer ist. Können Sie sich die Kraftanstrengung für Vergebung vorstellen, die notwendig ist, um auf so etwas wie Auschwitz schauen zu können, wenn Sie das Opfer sind? Und gleicherweise, wenn Ihnen die Folgen Ihrer Taten zu Bewusstsein kommen, wenn Sie der Täter sind? Das Gefühl der Schuld zerstört viele Menschen.

Wenn ich auf die Gewalt schaue, die momentan in der Welt herrscht, versuche ich mich manchmal mit dem Mann zu identifizieren, der im Panzer sitzt und auf andere Menschen schießt. Wie kann er dies nur tun? (Und ja, es ist meistens ein Er). Ich verstehe den Ablauf der Befehlskette, von Hass, der aus erlittenem Schmerz aufsteigt, von Verteidigungs-mechanismen, und dann den Impuls, die Gelegenheit zu ergreifen. Ich kann leicht erkennen, wie dies möglich ist, wenn die menschliche Natur getrennt ist vom Ganzen.

Aber ich kann auch die einfachen Veränderungen, die auftreten können, sehen, wenn sich jemand mit einem `Anderen´ identifiziert und sich selbst im `Anderen´ erkennt. Er sieht die Mutter des `Anderen´ und sieht sich selbst. Er sieht die Kinder des `Anderen´ und sieht seine Eigenen. Wenn er auch nur das schlichte Lächeln einer Frau sieht, liebt er und erwägt er voller Traurigkeit das Leid, was eine Heimkehr nach Hause zunichte macht. Solch kleinen Verbindungen können das Bewusstsein “infizieren“, die Ganzheit zu erkennen. Und das `Bewusstseinsfeld´ wird so tatsächlich mit Informationen über unsere gegenseitige Vernetzung angefüllt: sowohl durch wissenschaftliche Beiträge wie auch durch das ganz und gar praktische Erkennen um die Einheit und Gleichheit aller. Das Äußere streckt sich dem Inneren entgegen und das Innere versucht umso mehr nach außen in Erscheinung zu treten. Die Berührungspunkte zeigen sich in menschlichen Wesen auf der ganzen Welt.

Das Herz der einen Menschheit zu berühren, bedeutet, um die Wichtigkeit einer jeden Farbnuance in der Welt zu wissen. Es bedeutet, ein Wissen darüber zu besitzen, dass jede Seele einzigartig ist, und dennoch die Einheit von allen zu erkennen. Es lässt uns die Wichtigkeit eines jeden anerkennen, inklusive seiner Gaben und Äußerungen.

Allgemeine Veränderungen treten ein, sobald sich der Standpunkt ändert, in dem man verwurzelt war – alles richtet sich danach aus. Es ist mein fester Glaube, dass die Eine Menschheit, die Bruderschaft und Schwesternschaft aller Wesen näher ist, als wir uns vorstellen können. Die Schale des Erkennens füllt sich schnell mit der Tatsache des Einen Lebens und die Menschen werden dementsprechend reagieren.

Domen Kočevar ist Dozent, Schriftsteller und Repräsentant der Theosophischen Bibliothek von Alma M. Karlin, Celie, Slovenien.

1.  I.K. Taimni, Die Wissenschaft des Yoga: Die Yoga Sutras von Patanjali. Teil II, Sutra 3, S. 130
 

Schulung des Intellekts für Intuition an gegenwärtigen Schulen


Aïsha Guennoun

Alice Bailey hat dies geschrieben: “Wesen und ... wahre[...] Bedeutung der Meditation und ... ihre[...] Anwendung auf breiter Basis auch im Westen ... [werden] schliesslich die gegenwärtigen Methoden der Gedächtnisschulung verdrängen und sich als machtvoller Faktor im modernen Erziehungswesen erweisen ... .“ 1 Wie kann Intuition als Unterrichts-werkzeug an heutigen Schulen genutzt werden? Was können wir tun, um eine Bildung zu fördern, die mehr auf deren Entwicklung in den zukünftigen Schulen ausgerichtet ist? Die Herausforderung besteht nun darin, den Intellekt so auszubilden, dass er empfänglicher für die Intuition wird.

Terminologie

Der Intellekt ist das konkrete Denkvermögen, das Wissen empfängt, sammelt und analysiert, um es in einem gegebenen Zeitpunkt auf einem Gebiet anzuwenden, wie zum Beispiel Zählen oder Kopfrechnen zu lernen, um Einkäufe zu tätigen und das Budget einzuhalten. Je mehr wir in unserer Schulung vorankommen, desto verfeinerter können wir den Intellekt für die tiefergehenden Betrachtungen eines speziellen Gebietes anwenden. Wir berühren die Grenze zum abstrakten Denkvermögen, dem Reich universaler Ideen, wenn wir den Intellekt für Betrachtungen globaler Aspekte oder abstrakter Vorstellungen einsetzen. Es ist jedoch wichtig zu erkennen, dass der Intellekt in unserer Gesellschaft jetzt so hochkultiviert ist, dass er die tätige Intuition gefangen hält.

In `Philosophie Von A bis Z´ wird erklärt, dass “alle Intuition das Merkmal der Entdeckung einer Sache, einer neuen Idee, aufweist“. Wir rufen die “göttliche Natur der Intuition“ hervor. 2  Dies bringt uns dem Verstehen mit dem Herzen näher. In diesem Prozess wird eine `Wahrheit´, die mit unserem inneren Selbst übereinstimmt und harmoniert, bestätigt, damit wir diese voller leben können. Es ist die Verbindung zwischen unserer `wahren´ inneren Welt und dem täglichen Umfeld unserer irdischen Welt, die den Durchgang zwischen der unsichtbaren und der sichtbaren Welt gestattet.

Warum Intuition unterrichten?

Der Lernende ist empfänglicher für die Welt des Wissens, wenn er mit dem Herzen oder durch das Herz lernt. Schöpferisches Visualisieren in der Gruppe ist ein Schulungswerkzeug, welches das Erwachen der Intuition sowohl in jungen Menschen als auch in Erwachsenen anregt. Der Lehrer vermittelt seinen Schülern nicht nur Wissen, sondern führt mit Erfolg ein pädagogisches Projekt in Zusammenarbeit mit ihnen durch. Dadurch lernen die Schüler Verantwortung innerhalb der Klassengemeinschaft zu tragen. Zu visualisieren und sich etwas schöpferisch vorzustellen, bedeutet für die Schüler, neue mentale Substanz in der Welt von heute zu erzeugen. Dabei ist es diese Substanz, dieses Medium des Denkens, das es ihnen erlaubt, zusammen die Welt von morgen aufzubauen.

Die Formel “Ich = Wir“ zu schulen, hilft im Klassenverbund eine schöpferische Atmosphäre herzustellen: die Lernenden fühlen sich während des Unterrichts auf die gleiche Frequenz eingestimmt, so als würden sie auf der gleichen Wellenlänge schwingen. Unterschiede werden nicht länger als Uneinigkeit, sondern im Gegenteil als Bereicherung innerhalb des Klassenverbundes angesehen. In den heutigen neuen Schulen lehren wir Zusammenarbeit, Mitarbeit, kollektives Arbeiten in Gruppenformation. Einige alternative Bildungsbewegungen3 führen diese Methode der schöpferischen Zusammenarbeit ein. Die Steinerpädagogik fördert und realisiert die schöpferische Darstellung: z.B. Spiele mit “unstrukturierten Materialen, um die Vorstellungskraft zu entwickeln.“ 4 Die Montessori-Methode geht mit einem etwas differenzierteren Ansatz an die ganze Sache heran, der auf den Rhythmus des Erwachens und Lernens jedes einzelnen Kindes eingeht.

Das Unterrichten der Intuition, in der Gegenwart

In der frühen Erziehung implizieren die Ausdrücke spirituell und Intuition keine mystische Schulung, aber eine Erziehung in Nicht-Getrenntsein (daher in Gruppenarbeit). Dies wird in den universellen Werten reflektiert, die sich z.B. in der Sozial- und Staatsbürgerkunde im Programm des Erziehungsministeriums in Frankreich findet und dem Hervorrufen grundlegender Kreativität (das Innere wird im Außen ausgedrückt), ohne dem künstlerischen Ausdruck rigide Grenzen aufzuerlegen. Künstlerische Freiheit wird durch eine erneuerte und konstante kreativ-künstlerische Technik gefördert, damit Lernende ihren individuellen Ausdruck verfeinern können.

Das finnische Beispiel

Intuition ist aber ebenso die Kunst des Brückenbaus zwischen der Gegenwart und der Zukunft. In der Schulung der 6- bis 16-Jährigen ist Finnland ein Beispiel für die Synthese traditioneller Erziehung mit jenen der Steiner- und der Montessori-Methode, welche an die Bedürfnisse der jungen Leute angepasst ist. Dadurch, dass Praktisches und Intellektuelles unterrichtet werden, werden Kinder ermutigt, ihrem selbstgewählten Pfad zu folgen.

Altersgruppen

In `Erziehung im neuen Zeitalter´ 5 sehen wir, dass Kinder verschiedener Altersgruppen in dem einen oder anderen Körper polarisiert sind. Während der “ersten zehn Jahre“ werden Kinder geschult “mit Informationen, die über die fünf Sinne das Gehirn erreichen, intelligent umzugehen.“ Dies erfordert eine Schulung der “Reaktionsfähigkeit des Kindes auf schöpferische Impulse, um das Gehörte und Gesehene richtig einzuordnen und wiederzugeben.“ Hier liegt der Schwerpunkt auf den schönen Künsten und dem Kunsthandwerk, dem Zeichnen und der Musik. Dann, ab einem Alter von elf Jahren, übernimmt das Denkvermögen zunehmend die Leitung in den Kindern. Der Teenager lernt seine “emotionalen Wünsche und Begehren unter die Herrschaft seiner Vernunft zu bringen und das Richtige vom Falschen zu unterscheiden“, zum Beispiel im Geschichts- und Sozialkundeunterricht. Solcherart schärft das Kind seinen Sinn für Werte. Alice Bailey schlägt vor, dass das “Studium der Psychologie“ und “der Natur der Seele“ dem Studienplan ab einem Alter von siebzehn Jahren hinzugefügt werden soll. Meditation kann dann ab einem Alter von achtzehn Jahren, als “tiefes Nachdenken“ in Themenbereichen wie etwa der Mathematik, den Naturwissenschaften und dem Leben auf der Erde, unterrichtet werden, da dies das Leistungsvermögen zu “fokussieren und intuitiv zu erkennen“ 6  fördert.

Kunst und Intuition

Gemäß Steiner ist die Schulroutine eine wichtige Angelegenheit, die auf die Entfaltung und den Fortschritt der jungen Lernenden große Auswirkungen hat. Ermüdung sollte durch eine künstlerische Form des Unterrichtens vermieden werden. Im kreativ-künstlerischen Sinn “treffen sich zwischen dem Ich und dem physischen Körper der Astral- und der Ätherkörper.“ Dies kultiviert in den Kindern einen Sinn für Güte, damit sie “das Schöne fühlen, ja erfahren können, im Schulalter nämlich ist es, dass sie auf diesem Gebiet hochgradig empfänglich sind.“ 7  Marie-Laure Viaud schreibt, dass der Mensch auf dem Gebiet kreativ-künstlerischen Schaffens lernt, Materie so zu gestalten, dass sie eine spirituelle Wirklichkeit enthüllen kann. Der junge Schüler muss erst fähig sein, diese Wirklichkeit in seinem Inneren zu erleben, um sie kreativ-künstlerisch ausdrücken zu können. Kreativ-künstlerisches Schaffen kann nicht stattfinden, ohne eine “Vertiefung des inneren Lebens.“ 8  Und tatsächlich, wie Paul Klee es ausdrückt, macht Kunst das Unsichtbare sichtbar.

Das Unterrichten der Intuition ist an sich schon eine Kunst. Auf dem Gebiet der Intuition sollte der Schüler angeleitet werden, seine schöpferische Vorstellungskraft anzuwenden: “die Quelle der Kunst ist die schöpferische Vorstellungskraft, die das Spirituelle erfasst und es in die sichtbare Welt aus unsichtbaren Quellen bringt.“ 10  In heutigen Schulen fördern wir das Aneignen von Wissen, lassen aber allzu oft Kunst oder schöpferische Vorstellungskraft außen vor. Dies kann die Entwicklung und den Ausdruck der Intuition verlangsamen oder gar lähmen.

Im 21. Jahrhundert sind junge Leute durch die Verbreitung der ‘Virtualisierung’ von Bildern in besserer Übereinstimmung mit der Fähigkeit zu visualisieren. Dabei geht es um die Generation, die, allgemein gesprochen, vor den Bildschirmen von Fernsehern und Computern, aufgewachsen ist, insbesondere in der westlichen Welt. Während des Heranwachsens arbeiten die jungen Menschen mit diesem mentalen und virtuellen Modell der Darstellung der Welt. Der Lehrer oder Erzieher muss die Intuition durch eine Wiederverbindung des Kindes mit seinen eigenen inneren Bildern, mehr noch als durch die äußeren Bilder der Bildschirme, erwecken.

Schöpferischer Wille und Intuition: eine Bestrebung des Guten Willens

Für den Jugendlichen, der mit dem Fernseher und digitalen Bildern aufgewachsen und davon gesättigt ist, mag die Aufgabe, sich “aus sich selbst heraus“ etwas vorzustellen, einen Willensakt erfordern. Dennoch, eine “Erziehung, die ihren Schwerpunkt darauf legt, Wissen zu vermitteln, unterdrückt andere Bereiche des Lebens der Seele, aufgrund der unpersönlichen Natur der Bilder, die sie vermittelt. Durch den Gebrauch des Willens ist die Seele aus sich selbst heraus aktiv.“ 11  

Welleck definiert dieses Phänomen als Wille durch “Intention“ 12 oder die Lenkung des Denkens. Wenn der Wille benutzt wird, um Bilder zu erschaffen, unternehmen wir eine Anstrengung, uns Formen in mentaler Materie so genau wie irgend möglich vorzustellen, sie dadurch zu stabilisieren, damit sie nicht zerfließen: “Mentale Bilder können mit Vorbedacht, anstatt in einer unkontrollierten Art und Weise gebildet und gelenkt werden.“ 13

Aïsha Guennoun ist Lehrerin in Frankreich und eine Mitarbeiterin im Weltumfassenden Guten Willen und dem Lucis Trust HQ in Genf.

1. Vom Intellekt zur Intuition, Alice A. Bailey, S. 3, engl.
2. La philosophie de A à Z, Hatier, see “intuition”.
3. Montessori, Freinet, Steiner, une école différente pour mon enfant?  by Maire-Laure Viaud, ed. Nathan, Paris 2008
4. ibid.
5. Erziehung im neuen Zeitalter, Alice A. Bailey, S. 9, engl.
6. ibid.
7. In Bases de la pédagogie, éd. Anthroposophiques Romandes, 1988 p.351
8. ibid.
9. Montessori, Freinet, Steiner, p.252
10. ibid., p.30
11. L’enfant endevenir, Ernst-Michael Kranich, ed. Triades, 2000, Belgium, p. 33
12. Die Polarität im Aufbau des Charakters, Berne 1950, work cited in L’enfant endevenir, p. 33
13. ibid., p.34
 

Seelenerziehung für einen sozialen Wandel


Nina Meyerhof

WENN WIR UNSER VERHALTEN dahingehend verändern wollen, damit wir unsere Gleichheit und Verbundenheit anerkennen, dann werden sich unsere Erziehungssysteme ebenfalls verändern müssen. Unsere Systeme müssen dieses grundlegendste Verständnis darüber widerspiegeln, was es bedeutet, Mensch zu sein und in einer Zeit zu leben, wo das Wesentliche einer Globalen Gesellschaft in der Vernetzung sämtlichen zielgerichteten Denkens und Handelns Wirklichkeit geworden ist. Die Notwendigkeit für moralische Erziehung und das wachsende Potential der `erhobenen Stimme´ des Einzelnen befand sich bis anhin in einem Entwicklungsprozess. Um dies tiefer auszuführen, muss angemerkt werden, dass das nächste wichtige erzieherische Modell sich mit der Ausbildung befasst, das höhere Bewusstsein anzuzapfen und das derart Erlebte in konkrete gesellschaftliche Handlungen zu über-tragen: damit im Äußeren eine globale Harmonie sichtbar wird. Wir müssen mit unseren Herzen führen, unseren Verstand gebrauchen, um ein Verständnis davon zu gewinnen, wie unser Universum funktioniert. Dann lernen wir, uns als die eine große Familie von Menschen zu verhalten.

Unsere heutigen Schulen sind durch Regeln und Bestimmungen institutionalisiert und neigen dazu, an einer mechanistischen Sicht festzuhalten, um den gegenwärtigen Zustand zu erhalten. Der Schwerpunkt liegt auf herunterladbarer Information. Langsam werden die Schulen sich jedoch der Notwendigkeit bewusst, ihre Ziele – wenn auch widerwillig – zu verändern; sie sind gezwungen, erfolgreiche Studenten hervorzubringen – Studenten, die in der Welt des Materialismus, den wir entwickelt haben, erfolgreich sind. Auf diese Weise wird der Schwerpunkt auf Erfolg gelegt, der durch finanziellen Erfolg und die Fortdauer des Konkurrenzkampfs zwischen den einzelnen Schülern definiert ist.

Seelenerziehung beinhaltet ein Fließenlassen, eine Hinnahme und gleichzeitig ein wachsendes Verständnis und eine wachsende Anerkennung für die Erfüllung des Selbstes. In diesem Modell ist Geben und Empfangen von grundlegender Wichtigkeit. Die Seele wird zum äußeren Ausdruck und ist sich dessen gewahr, dass sie eine im Individuum manifestierte Absicht enthüllt und anbietet.

Unser höheres Bewusstsein ruft uns auf, sich an den wahren Zweck des Lebens zu erinnern. Unser höheres Bewusstsein will sich nicht länger nur auf einer integrierten persönlichen Ebene betätigen. Unser höheres Bewusstsein ruft uns zu einem größeren Verständnis auf. Wir werden aufgefordert, eine tiefere Wertschätzung für die Vielfalt zu finden, und uns sogar bewusst zu werden, dass durch Erkenntnisfähigkeit und Integrationsfähigkeit die Summe aller Teile ein größeres Ganzes ergibt. Wir sind die Menschenfamilie. Wir sind die Eine Menschheit. Unsere Leben müssen Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit umfassen.

Weltdienst ist die äußere Manifestation des inneren Erkennens, dass wir alle Eins sind. Wenn ich dem Anderen begegne, begegne ich dem Selbst. Wenn ich dem Selbst begegne, bekunde ich die Bereitschaft, anderen etwas zu geben. Wenn ich nicht ausgelaugt bin und mich vor Verarmung fürchte, dann gebe und erhalte ich und bin im Gleichgewicht mit der Tonschwingung der Natur. In diesem Sinne werden wir kollektive Erbauer der neuen Kultur werden…, der Kultur des Friedens.

Während der Dekade der Kultur des Friedens und der Gewaltlosigkeit von 2000-2010, wurde ein Manifest von allen lebenden Nobelpreisträgern und der UNESCO herausgegeben und unterstützt und in einer U.N. Resolution festgehalten. Die Grundsätze sind Folgende: Achte alles Leben. Lehne Gewalt ab. Teile mit anderen. Bewahre den Planeten. Entdecke die Solidarität wieder. Dies sind jedoch nur Worte und nun muss jeder von uns diese Worte in tatkräftige Handlungen übersetzen.

Pädagogen und Erzieher werden sich langsam darüber bewusst, dass Erziehung die Kultur, welche die Menschheit vereint, aufbauen muss. Es ist nicht länger realistisch, das, was vor uns war, nachzuahmen, sondern im Gegenteil wichtig, hervorzutreten und zusammen ein vereintes System der Einen Menschenfamilie auf der Grundlage eines Verständnisses der `Deklaration der Allgemeinen Menschenrechte´ aufzubauen.

Wir als Pädagogen müssen lernen, das Bewusstsein des Studenten zu erreichen – diesen innersten Kern, der unberührt von Schmerz und Vergnügen existiert und in einem Zustand der `Seinsheit´ verharrt. Dieser Kern hat es weder nötig Selbstachtung zu entwickeln, noch braucht er mehr Informationen über Regeln, wie man nach ethischen Grundsätzen lebt. Er weiß aus sich selbst heraus, dass das Leben heilig ist. Er erkennt sein Selbst als vollkommen und vollständig. Dieses entwickelte Selbst, oft als Seele bezeichnet, liebt und teilt und wagt es, ein sinn-erfülltes Leben im Dienst am Nächsten zu leben.

Seelenerziehung besteht aus der Suche nach dem Geist im Selbst, um alles Lernen zu intensivieren. Diese Bewusstseinssuche fördert den intuitiven Scharfsinn und die Selbsterkenntnis. Dieser Sinn, sich eins und vollkommen zu fühlen, erlaubt es jedem Einzelnen, sich mit anderen zu integrieren. Der Prozess eines gänzlichen Durchdrungenseins von persönlicher Weisheit, der bis ins historische Bewusstsein reicht, entspricht unserem Verständnis eines Erlernens von Sinnhaftigkeit.

Seelenerziehung ist ein Prozess der Seelensuche – nach innen zu sehen, um nach außen zu gehen – wo kein Konkurrenzkampf existiert und der Andere wie das eigene Selbst wertgeschätzt werden. Der Einzelne empfindet die Wichtigkeit von allem Lebende. Die Moral und die Werte, die hervortreten, sind die universellen Gesetze des Lebens. Diese universellen Gesetze sind die Gebote, die in jeder Kultur festgeschrieben sind und verdeutlichen uns, dass wir Eine Menschheitsfamilie sind.

Diese universellen Gesetze sind: alle Dinge sind lebendig und besitzen Geist. Geist ist verfügbares Bewusstsein, welches angezapft werden kann. Auf diese Art und Weise ist alles Leben miteinander verbunden. Jede Handlung, die wir tätigen, hinterlässt unendliche Wellen in diesem Netzwerk des Lebens. Das Bewusstsein ist sich im Klaren über dieses Gesetz des Eins-Seins. Liebe ist diese Verbundenheit von allem, was ist, während Furcht ein menschliches Getrenntsein ist, das erlernt wurde. Liebe ist das Gesetz. Geist verbindet. Bildung bringt die Erkenntnis darüber voran.

Auf diese Weise sind die ethischen Normen, als gerechter, mitfühlender, liebender Mensch zu leben, die innewohnenden Ergebnisse dieser inneren Suche. Die Erklärung der Allgemeinen Menschen-rechte führt diese ethischen Grundsätze für die ganze Menschheit auf. Die Fuji-Erklärung trägt dies noch einen Schritt weiter, wenn sie Folgendes unterzeichnet: Bejahung des Lichtes des Bewusstseins, Verpflichtung zu Frieden, Leben und Handeln im Interesse von allen, Befreiung des menschlichen Geistes und Voranbringen einer Harmonischen Menschlichen Zivilisation.

Seelenerziehung in diesem langsam hervortretenden neuen Zeitalter des Friedens erfordert viele neue, hilfreiche Techniken, einschließlich Visualisierungsprozesse, um sich selbst zu fragen “Wer bin ich?“; es erfordert auch des Unterrichtens innerhalb vielfacher Gruppenformationen, welche althergebrachte Altersbarrieren überschreiten und erkennen, dass die Seele kein Alter kennt; dass menschliches Alter nur ein erdachtes Konstrukt ist, das im Rahmen der intellektuellen Entwicklung hervorgegangen ist.

So gibt es da noch ein Konzept, das man `Altruistisches Lernen´ nennt, welches zum Inhalt hat, dass jemand, wenn er einen anderen glücklich macht, seinen eigenen Bedürfnissen wahrhaft dient. Es gibt auch das `Reflexive Lernen´, welches den Lernenden ersucht, die Frage an das Selbst zu richten, anstatt nur das wiederzugeben, was er von einem Lehrer vermittelt bekommen hat. In diesem Lehrmodus ist der Lehrer eher ein Vermittler als ein Instrukteur. `Experimentelles Lernen´ wird einen hohen Stellenwert erhalten, da mit dieser Methode der Schüler die Bedeutung einer Sache oder eines Erlebnisses erfährt, analysiert und verkörpert, um das Selbst aufzubauen und über das Selbst auf seiner eigenen Ebene nachzudenken. Ferner ist es wichtig in Begriffen `Systemischen Lernens´ zu denken, was bedeutet, nicht so sehr auf Einzelheiten fokussiert zu sein, sondern vielmehr das Ganze zu sehen und zu verstehen, wie die Dinge funktionieren. Momentan unterrichten wir so viele isolierte Tatsachen, mit denen der Verstand sich beschäftigen muss, ohne dass die Fakten eine wirkliche persönliche Bedeutung für ihn haben. Wenn wir nun aber in Begriffen der Ganzheit denken würden, da das Leben tatsächlich auf diese Art funktioniert, könnten wir damit beginnen, die einzelnen Teile als Teile eines Ganzen und als ein sich entwickelndes System zu sehen. Menschen können dann einen Sinn für die größere Geschichte des Lebens entwickeln. Schließlich ist `Transpersonales Lernen´ eine Methodik, die vom Einzelnen verlangt, sich zu transformieren und über das hinauszugehen, was den Gesichtspunkt des gegenwärtigen Denkens ausmacht, und in das Potenzial des Lernens einzutreten: in ein `Transzendierendes Lernen´, welches das Ganze aus einer höheren Sicht umfasst.

Dr. Nina Meyerhof ist Präsidentin und Gründerin von `Children of the Earth´, einer non-profit Organisation, die Programme weltweit anbietet, junge Menschen durch persönliche und soziale Transformation zu inspirieren, um dazu beizutragen, eine friedliche und von Nachhaltigkeit geprägte Welt zu erschaffen.

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