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KAPITEL XI - Die Mitwirkenden bei den Mysterien

KAPITEL XI

Die Mitwirkenden bei den Mysterien

Die Mitwirkenden bei den Mysterien sind im allgemeinen bekannt; es wird weder aus ihren Persönlichkeiten noch aus dem ganzen Vorgang selbst ein Geheimnis gemacht. Wir wollen hier lediglich versuchen, den bereits besprochenen Tatsachen den Sinn einer tieferen Wirklichkeit zu geben, indem wir ausführlicher auf die Rollen eingehen, die von den einzelnen Mitwirkenden gespielt werden. Der Studierende wird gut daran tun, sich drei Dinge vor Augen zu halten, ehe er sich in die Mysterien der Einweihung vertieft:

Es muss das hier Niedergelegte auf geistige Weise und nicht dem Buchstaben nach verstanden werden. Wir befassen uns hier mit dem subjektiven oder Bewusstseins-Aspekt der Manifestationen, also mit demjenigen, was hinter der gegenständlichen Formenwelt liegt. Dies voraussetzend, wird - wenn sich der Studierende das vor Augen hält - er sich beim weiteren Studium manche Verwirrung ersparen können.

In unsere Betrachtung fallen nur die Tatsachen, die auf der mentalen Ebene «wirklich» sind - der Ebene, auf der alle grösseren Einweihungen stattfinden; wir befassen uns also mit Dingen, die sich weder auf der physischen Ebene äussern noch Erscheinungen der physischen Ebene sind. Das Verbindungsglied zwischen den beiden genannten Ebenen ist das kontinuierliche Bewusstsein, das der Eingeweihte bereits entwickelt hat und das es ihm ermöglicht, Erlebnisse und Geschehnisse auf der subjektiven Ebene des Lebens bis in seinen physischen Denkapparat herab zu bringen.

Die Bestätigung der Einweihungen

Die Bestätigung dieser Ereignisse und der Beweis für die Richtigkeit des so übermittelten Wissens wird sich wie folgt bekunden:

[101]

In den ätherischen Zentren und durch sie. Diese Zentren werden ungemein angeregt werden; sie werden durch die gesteigerte innere Energie den Eingeweihten instand setzen, auf dem Pfad des Dienens mehr zu leisten, als er in seinen kühnsten Träumen für möglich gehalten hätte. Seine Träume und seine Ideale werden nicht mehr blosse Möglichkeiten, sondern wirkliche und wahrhaftige Tatsachen werden.

Die physischen Zentren, zum Beispiel die Zirbeldrüse und der Hirnanhang, werden sich rasch entwickeln; der Eingeweihte wird sich des Erwachens der «Siddhis», der Seelenkräfte, bewusst werden und zwar in der höheren Bedeutung dieses Wortes. Er wird den Vorgang einer bewussten Beherrschung und einer selbstbewirkten Steuerung der obengenannten Kräfte in sich gewahr werden. Er wird die Methode des Ego-Kontaktes und die Methode der richtigen Lenkung der Kraft erkennen.

Das Nervensystem, durch das der Empfindungskörper oder die astrale Natur wirkt, wird äusserst sensitiv und trotzdem stark werden. Das Gehirn wird die inneren Impulse immer schneller vermitteln. Diese Tatsache ist von ausserordentlicher Wichtigkeit; sie wird eine Revolution hervorrufen, wenn ihre Bedeutung Allgemeingut geworden ist; Ärzte, Erzieher und viele andere Berufe werden nun andere Einstellungen bekommen in bezug auf die Entwicklung des Nervensystems und um die Heilung nervöser Störungen.

«Okkultes Erinnern». Der Eingeweihte wird sich in wachsendem Mass seines inneren Gedächtnisses oder des «okkulten Erinnerns» bewusst. Er weiss um das Wirken der Hierarchie, er weiss besonders um seine eigene Rolle in dem allgemeinen Plan. Findet ein Eingeweihter, der sich in seinem Wachbewusstsein an eine zeremonielle Tatsache auf okkulte Weise «erinnert», alle diese Kundwerdungen gesteigerten Wachstums und bewussten Erkennens in sich (in seinem Inneren) wieder, dann ist für ihn die Wahrheit der inneren Gewissheit erwiesen.

Wir wollen nicht vergessen, dass dieser Beweis einzig und allein für den Eingeweihten und sonst niemanden von Wert ist. Er hat der Aussenwelt diesen Beweis zu geben durch seine Lebensführung und die geleistete Arbeit; dadurch wird er bei allen Gleichgesinnten eine Anerkennung finden, die sich äussert in heiligem [102] Eifer und angestrengten Bemühungen, es ihm gleich zu tun, d.h. den gleichen Pfad aus den gleichen Beweggründen zu gehen, nämlich: Dienen und Bruder sein, fern von Selbsterhöhung und persönlichem Vorteil. Man bedenke: wenn das eben Gesagte in Hinsicht auf das Werk wahr ist, dann ist es in noch viel höherem Mass wahr in Hinsicht auf den Eingeweihten selbst. Die Einweihung ist eine rein persönliche Angelegenheit mit einer universalen Auswirkung. Sie ist auf innerlich erreichte Ergebnisse begründet. Der Eingeweihte wird selbst wissen, wann der Augenblick dafür gekommen ist und niemand braucht ihm dies zu sagen. Die Bewusstseinserweiterung, «Einweihung» genannt, muss das physische Gehirn mit umfassen, sonst ist sie wertlos. Wie bei den geringeren Ausweitungen des Bewusstseins, also jenen, die wir gemeinhin täglich als «Lernen» erleben und die sich auf das - durch das physische Gehirn vermittelte - blosse Erfassen von mitgeteilten Tatsachen oder begriffenen Umständen beziehen, verhält es sich ebenso mit den grösseren Ausweitungen, die letztlich das Ergebnis der vielen kleineren sind.

Übrigens ist es sehr wohl möglich, dass Menschen, die auf der physischen Ebene und im Dienst an der Welt tätig sind, sich nicht erinnern können, die Einweihung empfangen zu haben, die aber in einem früheren Leben die erste und zweite Einweihung durchgemacht haben. Grund für diese Nichterinnerung ist dann die mangelnde «Überbrückung» von einem Leben zum anderen; oder aber es mag auch die Auswirkung eines Entschlusses des Ego sein. Ein Mensch mag ein gewisses Karma besser abtragen und eine bestimmte Arbeit für die Loge ausführen, wenn er zur Zeit seines (eines solchen) Erdenlebens frei ist von okkulter Betätigung und mystischer Innenschau. Es gibt heute viele solche unter den Menschensöhnen, die früher die erste und (einige von ihnen) auch die zweite Einweihung genommen haben, ohne aber sich dessen irgendwie bewusst zu sein; aber ihre Zentren und ihr Nervensystem verraten dies jenen, welche die «innere Schau» haben. Wird die [103] Einweihung zum ersten Mal in irgend einem Leben vollzogen so bleibt die Erinnerung daran im physischen Gehirn bestehen.

Neugierde oder gar ein normal-gut geführtes Leben haben noch niemanden an die Pforte der Einweihung gebracht. Die Neugier erzeugt eine starke Schwingung in der niederen Natur des Menschen und bewirkt dadurch, ihn vom Ziel abzuhalten, anstatt ihn diesem näher zu bringen. Das herkömmliche Leben eines guten Menschen, wenn es nicht ein Leben äusserster Aufopferung für andere ist, ein Leben der Verschwiegenheit, der Demut und seltener Uneigennützigkeit, mag wohl dazu dienen, gute Körper für eine andere Inkarnation zu erbauen, aber es wird weder vermögen, jene inneren und äusseren Barrieren aus dem Weg zu räumen, noch die entgegenwirkenden Kräfte und Energien zu überwinden, die zwischen einem «guten» Menschen und dem Zeremoniell der Einweihung stehen.

Der Pfad der Jüngerschaft ist voller Mühsal und der Pfad der Einweihung ist noch schwieriger zu gehen. Ein Eingeweihter ist ein mit Narben bedeckter Krieger, ein Sieger zwar, aber erst nach mancher hart gewonnenen Schlacht. Er spricht nicht von dem, was er erreicht hat. Er ist zu sehr in Anspruch genommen von seiner grossen Aufgabe. Er weist weder auf sich selbst hin noch auf all das, was er vollbracht hat, es sei denn, dass er dessen Geringfügigkeit aufzeigen will. Dennoch ist er in der Welt ein Mensch von Einfluss, ein Verwalter geistiger Kräfte, die Verkörperung von Idealen, im Dienst der Menschheit stehend und ein Mensch, dessen Wirken Ergebnisse zeitigt, die erst von folgenden Generationen erkannt werden. Er ist einer, der trotz aller seiner Leistungen von seiner Zeit selten verstanden wird. Häufig sogar ist er die Zielscheibe menschlichen Spottes und oft wird all sein Tun falsch gedeutet. Er legt alles, was er besitzt an Zeit, Geld und Einfluss, an Ruf und all dem, was in der Welt als wichtig erscheint, auf den Altar der Selbstlosigkeit und gibt sogar sein Leben als letzte Gabe hin. Und all das nur, um zu erleben, dass diejenigen, denen er gedient hat, seine Gabe zurückweisen, seinen Verzicht verhöhnen und ihn selbst mit schimpflichen Namen belegen. Den Eingeweihten ficht dies nicht an. Er hat den Vorzug, in das Zukünftige [104] schauen zu dürfen und er erkennt daher, dass die von ihm erzeugte Kraft den Plan, wenn die Zeit erfüllet ist, in die Tat umsetzen wird. Er weiss auch, dass sein Name und sein Mühen in den Archiven der Loge eingetragen sind und dass der «Schweigende Wächter» über die Angelegenheiten der Menschen davon weiss.

Planetarische Wesenheiten

Wenn wir die Persönlichkeiten einer Betrachtung unterziehen, die an den Einweihungszeremonien beteiligt sind, so müssen wir uns zunächst einmal mit den sogenannten planetarischen Wesenheiten befassen. Planetarische Wesenheiten sind jene grossen Wesenheiten, die während des Zeitablaufes einer planetarischen Manifestation die Menschheit entweder überschatten oder unter den Menschen weilen. Es sind ihrer nicht viele, denn die Mehrzahl der «Grossen» geht mehr und mehr zu grösseren und höheren Aufgaben über, indem ihre Plätze und Funktionen von Mitgliedern unserer Erd-Evolution übernommen werden können, von Devas sowohl als auch von Menschen.

Aus der Zahl derjenigen, die in unmittelbarer Verbindung mit der Loge der Meister und deren verschiedenen Abteilungen auf Erden stehen, wollen wir folgende nennen:

Der «Schweigende Wächter», jene grosse Entität, das «innewohnende Leben» des Planeten, steht zum «Herrn der Welt», Sanat-Kumara, im gleichen Verhältnis, wie das Ego zum niederen Selbst des Menschen. Man kann sich von dem hohen Entwicklungsstadium dieser grossen Wesenheit vielleicht eine Vorstellung machen, wenn man die Entwicklungsstufe eines menschlichen Wesens mit der eines vollkommenen Adepten vergleicht. Von unserem planetarischen System aus betrachtet, gibt es nichts Grösseres als dieses grosse Leben; und er ist - insoweit das uns angeht gleichzusetzen dem persönlichen Gott des Christentums. Er wirkt durch seinen Repräsentanten auf der physischen Ebene, Sanat-Kumara, welcher der Brennpunkt seines Lebens und seiner Energie ist. Er hält die Welt in seiner Aura.

Mit dieser grossen Wesenheit stehen in unmittelbarer Beziehung [105] lediglich solche Adepten, welche die fünfte Einweihung empfangen haben und auf dem Weg sind, auch noch die beiden anderen, die sechste und siebente, zu empfangen. Einmal im Jahr, beim Wesak-Fest, überflutet der Lord Buddha im Auftrag des «Herrn der Welt» die gesamte Menschheit mit einem zweiarmigen Kraftstrom, der vom «Schweigenden Wächter» ausgeht und von der noch mehr konzentrierten Energie des Herrn der Welt verstärkt wird; die zweifache Kraft giesst er segnend über die Menschen aus, die sich zu der Zeremonie im Himalaya versammeln. Und von diesen wiederum fliesst die Kraft zu allen Völkern und Rassen. Es ist vielleicht nicht allgemein bekannt, dass bei einer gewissen Krise zur Zeit des ersten Weltkrieges die Hierarchie es für notwendig erachtete, die Hilfe des «Schweigenden Wächters» anzurufen. Sie benutzte dazu das grosse Mantram, mit dem Buddha erreicht werden kann, erbat seine Aufmerksamkeit und ersuchte um seine Vermittlung beim planetarischen Logos. In einer Beratung zwischen dem planetarischen Logos, dem «Herrn der Welt», einem der Buddhas der Aktivität, dem Mahachohan und dem Manu (die Namen sind in der entsprechenden Reihenfolge ihres Entwicklungsstadiums genannt) wurde beschlossen, den Verlauf der Dinge noch etwas länger zu verfolgen, ehe man eingreifen würde, da das Karma des Planeten bei einem zu frühen Ende der Auseinandersetzung verzögert worden wäre. Ihr Vertrauen in das Vermögen der Menschen, die Dinge zu einem guten Ende zu führen, wurde gerechtfertigt, ihr Eingreifen erwies sich als unnötig. Diese Beratung fand in Shamballa statt. Wir erwähnen diese Beratung nur, um zu zeigen, mit welch besonderer Aufmerksamkeit die verschiedenen planetarischen Wesenheiten alles verfolgen, was die Menschen betrifft. Das Wort «Es fällt kein Sperling . . .» kann im okkulten Sinn wörtlich genommen werden.

Vielleicht wird die Frage aufgeworfen: Warum war der Bodhisattva bei der Beratung nicht zugegen? Der Grund war, dass für den Krieg die Abteilung des Manu zuständig ist und dass sich die Mitglieder der Hierarchie nur mit dem befassen, was ihre spezifische Aufgabe ist. Der Mahachohan, die Verkörperung des intelligenten [106] oder manasischen Prinzips, nimmt an allen Zusammenkünften teil. Bei der nächsten grossen Auseinandersetzung wird die Abteilung der Religionen mit verwickelt sein; und sie wird den Bodhisattva sehr nahe angehen. Sein Bruder, der Manu, wird dann verhältnismässig wenig betroffen werden und so seine Angelegenheiten ungestört fortführen können. Dennoch herrscht engste Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Abteilungen und es geht keine Kraft verloren. Dank der Einheit des Bewusstseins aller derer, die sich von den drei niederen Ebenen frei gemacht haben, ist alles, was in den einzelnen Abteilungen vor sich geht, allen bekannt.

Da der planetarische Logos nur an den zwei letzten Einweihungen beteiligt ist, die nicht wie die ersten fünf obligatorisch sind, so brauchen wir uns mit seinen Aufgaben nicht weiter zu beschäftigen. Diese Einweihungen werden auf der buddhischen und der atmischen Ebene vollzogen, die ersten fünf hingegen auf der mentalen Ebene.

Der Herr der Welt, der Eine Initiator, der in der Bibel der «Alte der Tage» heisst und in den Hinduschriften der Erste Kumara - er, Sanat-Kumara, ist es, der thronend in Shamballa in der Wüste Gobi, der Loge der Meister vorsteht. In seinen Händen liegen die Zügel der Regierung über alle drei Abteilungen. In manchen Schriften wird er das Grosse Opfer genannt. Er hat die Aufgabe erwählt, über die Entwicklung der Menschheit und der Devas zu wachen, bis sie alle im okkulten Sinn «erlöst» worden sind. Er entscheidet über die «Beförderungen» in den verschiedenen Abteilungen und darüber, wer die freien Posten einnimmt. Er ist es auch, der viermal im Jahr mit allen Chohans und allen Meistern sich zu einer Beratung trifft und dann entscheidet, was geschehen soll, um die Evolution dem Ziele näher zu bringen.

Gelegentlich setzt er sich auch mit Initiierten geringeren Grades in Verbindung. Dies geschieht aber nur in Zeiten grosser Krisen, wenn zum Beispiel einer Individualität Gelegenheit gegeben werden soll, Frieden aus dem Krieg zu bringen oder wenn ein Feuer entzündet werden soll, durch welches zu schnell erstarrende Form zerstört und das eingekerkerte Leben befreit werden soll.

Zu feststehenden Zeitabschnitten tritt die Loge zusammen, und [107] beim Wesak-Fest vereinigen sich die Mitglieder unter seinem Vorsitz zu dreierlei Zwecken:

1. Um durch Vermittlung des Buddha planetarischer Kraft teilhaftig zu werden,

2. um die Grundzüge der vierteljährlichen Konferenzen festzulegen,

3. um die Zulassung derer zur Zeremonie der Einweihung zu regeln, die in allen Graden bereit sind.

Es finden während des Jahres noch drei andere Einweihungszeremonien statt:

I. Die geringeren Einweihungen, die der Bodhisattva vollzieht, also alle diejenigen, die in das Gebiet des Mahachohan fallen und zu dem einen oder anderen der vier geringeren Strahlen gehören, den Strahlen der Attribute.

II. Die grösseren Einweihungen, auf dem einen oder anderen der drei Hauptstrahlen, den Strahlen des Aspekts; diese Einweihungen nimmt ebenfalls der Bodhisattva vor; es sind die beiden ersten Einweihungen.

III. Die drei höheren Einweihungen, bei denen Sanat-Kumara den Stab führt.

Bei allen Einweihungen ist der «Herr der Welt» zugegen, aber bei den beiden ersten nimmt er eine ähnliche Stellung ein wie der «Schweigende Wächter» bei der dritten, vierten und fünften Einweihung, bei denen Sanat-Kumara den Eid abnimmt. Es ist seine Kraft, die strömt; und das Aufleuchten des Sterns vor dem Eingeweihten ist das Zeichen, dass die Einweihung seine Genehmigung gefunden hat. Der Eingeweihte indessen sieht ihn nicht von Angesicht zu Angesicht vor der dritten Einweihung.

Die Mitwirkung der drei Kumaras oder der drei Buddhas der Aktivität bei den Einweihungen ist bemerkenswert. Sie repräsentieren drei Aspekte des einen Aspektes und sind die Schüler von Sanat-Kumara. Wenn ihre Aufgaben auch vielseitig und vor allem auf die Naturkräfte und die aufbauenden Energien gerichtet [108] sind, so haben sie doch eine lebendige Verbindung mit dem Einzuweihenden. Jeder dieser drei verkörpert die Kraft oder Energie einer der drei höheren Unterebenen der mentalen Ebene. Deshalb übermittelt bei der dritten Einweihung einer dieser Kumaras dem Kausalkörper des Einzuweihenden jene Energie, welche die Materie der dritten Unterebene zerstört und dadurch eine teilweise Zerstörung des Kausalkörpers mit sich bringt. Bei der vierten Einweihung übermittelt ein anderer Buddha Kräfte aus der zweiten Ebene; bei der fünften Einweihung wird Kraft von der ersten Unterebene auf ähnliche Weise in übrig gebliebene Atome des (Kausal-)Körpers überführt und verursacht die endgültige Befreiung. Die Arbeit, die von dem zweiten Kumara mit der Kraft der zweiten Unterebene geleistet wird, ist in unserem solaren System die wichtigste, soweit sie den Körper des Ego betrifft und führt dessen völlige Auflösung herbei, während eine letzte Anwendung dieser Kräfte endlich das Verschwinden der Atome selber verursacht, die den Körper einst bildeten.

Während der Einweihungszeremonie bilden diese drei grossen Wesenheiten, solange der Einzuweihende vor dem «Herrn der Welt» steht, ein Triangel, in dessen Kraftfeld sich der Einzuweihende befindet. Bei den zwei ersten Einweihungen - der Bodhisattva wirkt hier als Hierophant - vollziehen der Mahachohan, der Manu und ein zeitweise die zweite Abteilung stellvertretender Chohan eine ähnliche Handlung. Bei den zwei höchsten Einweihungen bilden die drei Kumaras - die «esoterischen Kumaras» das Triangel, in dem der Einzuweihende dem planetarischen Logos gegenübersteht.

Diese Tatsachen werden hier wiedergegeben, um zweierlei zu lehren: erstens, dass die Methode einheitlich ist und zweitens, dass die Wahrheit «wie oben, so unten» ein okkultes Faktum ist.

An den letzten zwei Einweihungen nehmen viele Mitglieder der Hierarchie teil, die, wenn man es so nennen will, «ausserplanetarisch» sind und ausserhalb des festen physischen und ätherischen Globus unseres Planeten wirken. Eine genauere Aufzählung ist unnötig.

Sanat-Kumara ist auch hierbei der Hierophant; aber im rein [109] esoterischen Sinn ist es der planetarische Logos selbst, der amtiert. Sie sind zu dieser Zeit in eine Identität verschmolzen, manifestieren aber verschiedene Aspekte.

Abschliessend sei zu dieser kurzen Feststellung noch erwähnt, dass das Heranwachsen eines Eingeweihten ein Prozess von zweifacher Auswirkung ist: einerseits wird ein Adept oder Initiierter stetig weiter hinangeführt zu höheren Graden oder anderen Aufgaben - andererseits kommt ein menschliches Wesen, das auf dem Pfad dem Ziel zustrebt, unter das Gesetz herein. Es ist daher ein Vorgang von höchster Bedeutung und mit Gruppen-Aktivität,-Loyalität und gemeinsamem Streben verbunden und verwoben. Vieles mag von der Weisheit abhängen, durch die einem Menschen ein hohes Amt und ein Sitz in der Ratsversammlung der Hierarchie verliehen wird.

Die Oberhäupter der drei Abteilungen

Der Manu

Der Bodhisattva

Der Mahachohan.

Wie bereits betont, repräsentieren diese drei grossen Wesenheiten die Dreiheit alles Seins. Man kann sie auch folgendermassen einteilen, wobei allerdings zu bedenken ist, dass all das Gesagte subjektiv ist, das heisst, mit der Evolution des Bewusstseins, vor allem des Selbstbewusstseins im Menschen zu tun hat:

Bewusstsein

Der Manu                                                              Der Bodhisattva                                         Der Mahachohan

Aspekt der Materie                                              Aspekt des Geistes                                    Aspekt der Intelligenz

Form                                                                       Leben                                                          Denkvermögen

Das Nicht-Selbst                                                   Das Selbst                                                   Die Verbindung

zwischen beiden

Körper                                                                    Geist                                                            Seele

[110]

oder, ausgedrückt in den Begriffen unserer Bewusstseins-Vorstellung:

Politik                                                                     Glaube                                                        Wissenschaft

Regierung                                                              Bekenntnis                                                Zivilisation

Volk (Rasse)                                                            Religion                                                     Erziehung

Alle Menschen gehören zu der einen oder anderen dieser drei Gruppen und alle sind von gleicher Bedeutung, denn Geist und Materie sind eins. Alle sind sie daher voneinander abhängig, da sie alle Ausdruck eines Lebens sind. Es muss deswegen auch gesagt werden, dass der Versuch, die drei Unterteilungen tabellarisch darzustellen, möglicherweise zu Irrtümern führen kann.

Die drei «Grossen Herren» arbeiten in ihrem Wirken eng zusammen; denn das Werk ist ein Ganzes. Als Vergleich diene der Mensch, der, obwohl er eine Dreiheit bildet, eine persönliche Einheit ist. Das menschliche Wesen ist eine Form, durch die sich ein geistiges Leben oder eine Wesenheit (Entität) kundgibt und Intelligenz entfaltet nach dem Gesetz der Entwicklung.

Deshalb stehen die «Grossen Herren» mit der Einweihung von Menschen in engem Zusammenhang. Grössere Aufgaben und die Gruppenaktivität nehmen sie zu sehr in Anspruch, als dass sie sich um Menschen kümmern könnten, die noch nicht auf dem Probepfad wandeln. Wenn ein Mensch jedoch aus eigener Anstrengung einmal auf dem Pfad der Jüngerschaft angelangt ist, dann berichtet der ihm zugetane Meister einem der Häupter der drei Abteilungen - jeweils abhängig vom Strahl des betreffenden Menschen, - dass er sich der Pforte der Einweihung nähert und in dem und dem Leben reif sein dürfte für den grossen Schritt.

Es wird über jedes Leben berichtet, später über jedes Jahr; bis zum abschliessenden Jahr auf dem «Pfad der Erprobung» werden häufigere und eingehendere Berichte erstattet. Während dieses letzten Jahres wird auch der Name des Aspiranten der Loge eingereicht. Nachdem der eigene Meister über ihn ausgesagt hat, sein Werdegang kurz aufgezeigt worden ist, gelangt sein Name zur Auslosung und Bürgen werden für ihn aufgestellt.

[111]

Die wichtigsten Personen bei der Einweihung sind:

1. Der Einweihende,

2. Die drei Adepten oder Kumaras, die das Kräftedreieck bilden,

3. Die Paten (Bürgen).

Bei den ersten zwei Einweihungen stehen zwei Meister, ein jeder zu Seiten des Aspiranten, innerhalb des Dreiecks. Bei der dritten, vierten und fünften Einweihung üben der Mahachohan und der Bodhisattva das Amt des Paten aus. Bei der sechsten und siebenten Einweihung stehen innerhalb des esoterischen Dreiecks zwei «Grosse Wesenheiten», die ungenannt bleiben müssen. Die Aufgabe der Paten besteht darin, die Kraft oder elektrische Energie, die vom Stab der Einweihung ausströmt, durch ihre eigenen Körper hindurchzuleiten. Diese Kraft kreist durch Ausstrahlung um das ganze Dreieck herum und wird ergänzt durch die Kraft der drei Beschützer. Dann geht sie durch die Zentren der Paten und wird dem Einzuweihenden endlich durch einen Willensakt übermittelt.

Was an anderer Stelle im vorliegenden Buch über die Loge der Meister und ihre Beziehungen zum Bewerber um die Einweihung gesagt worden ist, möge genügen. Auch das, was über die zu leistende Arbeit der Aspiranten niedergeschrieben worden ist, dürfte ausreichend sein. Diese Arbeit ist den Menschenkindern nicht unbekannt, aber als Ziel bleibt sie bis jetzt meist ein Ideal, eine ganz ferne Möglichkeit. Wenn ein Mensch jedoch bestrebt ist, dieses Ideal zu erreichen und es in sich selbst zur sichtbaren Tatsache werden zu lassen, dann wird er entdecken, dass es nicht nur eine Möglichkeit, sondern etwas Erreichbares ist. Er muss nur genügend hart darum kämpfen. Die erste Einweihung ist vielen erreichbar. Aber die meisten scheuen die erforderliche Anstrengung. Es fehlt ihnen der feste Glaube an die vorausliegende Wirklichkeit, verbunden mit dem festen Willen, lieber alles zu opfern als umzukehren. Wenn dieses Buch keinem anderen Zweck dient als einige wenige zu immer neuer glaubensstarker Bemühung anzuspornen, dann ist es nicht umsonst geschrieben.

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