Navigieren durch die Kaptitel von diesem Buch

Die Erweckung der Zentren

Um nun mehr technisch zu sprechen und darum die Anwendung des Wortes Unterweisungen in Verbindung mit dieser Abhandlung für Aspiranten und Jünger zu rechtfertigen: es muss sorgfältig bedacht werden, dass die Hauptaufgabe des Aspiranten in der Handhabung und Lenkung von Energien besteht, die sowohl in ihm selbst als auch in der Welt der physischen Vorgänge und Erscheinungsformen wirken. Dazu gehört folglich auch ein Verständnis für die Zentren und deren Erweckung. Zuerst muss jedoch das Verständnis da sein, dann folgt zu einem späteren Zeitpunkt die Erweckung. Diese Erweckung wird sich in zwei Stadien gliedern.

Erstens gibt es das Stadium, in dem durch ein diszipliniertes Leben und durch Läuterung des Gedankenlebens die sieben Zentren automatisch zu rechtem Rhythmus, rechter Lebenskraft und Schwingungstätigkeit gebracht werden. Dieses Stadium schliesst keine Gefahr in sich, und es ist dem Aspiranten kein zielgerichteter Gedanke im Hinblick auf die Zentren erlaubt. Damit meine ich: es ist ihm weder gestattet, sein Denken auf irgendein Zentrum zu konzentrieren, noch darf er versuchen, sie zu erwecken oder zu beleben. Er muss sich auch weiterhin mit dem Problem beschäftigen, die [588] Körper zu läutern, in denen sich die Zentren befinden; es handelt sich dabei hauptsächlich um den astralen, ätherischen und physischen Körper, wobei man stets berücksichtigen muss, dass das endokrine Drüsensystem und im besonderen die sieben Hauptdrüsen tatsächlich die äusseren Erscheinungsformen der sieben Hauptzentren sind. In diesem Stadium bearbeitet der Aspirant alles rund um die Zentren herum und befasst sich mit dem sie umgebenden Stoff und mit der lebendigen Substanz, die sie völlig einhüllt. Das ist alles, was von der Mehrzahl gefahrlos unternommen werden kann; eben mit diesem Stadium beschäftigt sich heute die grosse Menge der Aspiranten, und das muss noch für lange Zeit so bleiben.

Zweitens gibt es das Stadium, in dem infolge der wirksamen Arbeit im vorigen Stadium die Zentren «innerhalb des Gefängnisses befreit werden» - wie man es esoterisch nennt; sie können jetzt - unter der angemessenen Leitung eines Lehrers - Gegenstand bestimmter Erweckungs- und Aufladungsmethoden werden, wobei die Methoden je nach dem persönlichen und egoischen Strahl des Aspiranten verschieden sind. Das ist der Grund, weshalb die Angelegenheit so schwierig und es unmöglich ist, allgemeine und vollständige Regeln zu geben.

Es ist hier - wenn es auch mit dem Thema der persönlichen Schulung nichts zu tun hat - die Bemerkung interessant, dass diese Methode - bei der am Anfang eine lange Zeit der Läuterung steht, auf die dann erst die wissenschaftliche Energie - Aufladung folgt - diejenige ist, die von der leitenden Hierarchie angewendet wird, welche hinter den Weltereignissen steht. Beharrlich haben die Meister an der Aufgabe gearbeitet, die Weltmaterie zu reinigen und eine Läuterung der Welt in grossem Ausmass herbeizuführen. Dies ist das erste Stadium der Arbeit, und es konnte erst dann allgemein eintreten, als der Mensch während der letzten paar Jahrhunderte auf breiter Basis zu einer Wesenheit wurde, die ein echtes Denken entwickelte. Diese Läuterung geht heute auf allen Gebieten menschlichen Daseins vor sich, denn die Menschheit - oder vielmehr drei Fünftel davon - steht jetzt auf dem Probepfad. Durch Fürsorge, Hilfswerk-Bewegungen und weitverbreitete Gesundheitspflege kommt das Werk auf der physischen Ebene voran; ferner durch [589] politische Aufstände, die Missstände offenbaren; durch wirtschaftliche Unzufriedenheit, die letzten Endes ein Streben nach Änderung alles Unerwünschten ist, damit dem einzelnen Menschen jene Lebensbedingungen gegeben werden können, die zum Denken, und vom Denken zur Seelenherrschaft führen; durch religiöse Propaganda und die Bemühungen so vieler über die ganze Welt verstreuter Organisationen und Gruppen, die dem Denken der Menschen das vorhalten, was ich symbolisch «die Hoffnung auf den Himmel» nennen möchte (wobei ich das Wort «Himmel» als ein Symbol für Vollkommenheit und Reinheit verwende). Durch all das geht die Arbeit auf dieser Stufe beständig weiter. Sie ist so erfolgreich gewesen, dass jetzt der Schmutz und die Unsauberkeiten erkannt und anerkannt werden, welche die Weltseele umgeben und die Menschheit von ihrer wahren Wesensäusserung abhalten; infolgedessen besteht ein ständiger Drang nach Besserung. Es ist alles an die Oberfläche gebracht worden, und das Ergebnis erscheint denen, die nur die Oberfläche sehen, erschreckend und unkontrollierbar. Aber darunter fliesst kraftvoll der tiefe Strom der Reinheit und Wahrheit.

Ein Beweis für den Erfolg der Weltbewegung nach reinem Leben und der Zerstörung von Hindernissen liegt darin, dass das zweite Stadium jetzt eingeleitet wird. Zum ersten Mal in der Weltgeschichte kann die Hierarchie jetzt direkt an den Zentren im Menschheitskörper arbeiten. So sehen wir jetzt die Bildung der neuen Gruppe der Weltdiener, die in ihrer Gesamtheit in der ganzen Welt das Herzzentrum und das «Zentrum zwischen den Augenbrauen» im Ätherkörper der Menschheit darstellt. Durch das eine kann jetzt geistiges Leben einströmen und alle Zentren beleben, und durch das andere wird man das geistige Bild erschauen und die inneren Welten erspüren und erkennen können.

Ich möchte hier noch auf zwei andere Dinge hinweisen, um so die ganze Situation zu klären. Es gibt viel Verwirrung und viele falsche Lehren über die Zentren, wodurch viele Studierende in die Irre geführt und viele Missverständnisse hervorgerufen werden. Zuerst möchte [590] ich erklären, dass niemals eine Bemühung zur Erweckung der Zentren unternommen werden sollte, solange sich der Aspirant unverkennbarer Unreinheiten in seinem Leben bewusst ist, oder wenn der physische Körper in schlechtem Zustand oder krank ist. Ferner sollte diese Bemühung auch in dem Fall unterbleiben, wenn der Druck äusserer Umstände so stark ist, dass es keinen geeigneten Ort oder keine Gelegenheit für eine ruhige und ungestörte Arbeit gibt. Es ist wesentlich, dass man sich für die unmittelbare, konzentrierte Arbeit an den Zentren Stunden schafft, in denen man möglichst für sich allein und ungestört bleiben kann. Das kann ich nicht nachdrücklich genug betonen, und ich tue es, um dem eifrigen Schüler zu zeigen, dass es in dieser Epoche unserer Geschichte nur wenige Menschen gibt, deren Leben diese Zurückgezogenheit erlaubt. Das ist jedoch ein ausserordentlich günstiger und kein beklagenswerter Umstand. Nur einer unter tausend Aspiranten steht auf der Stufe, auf der er beginnen sollte, mit der Energie seiner Zentren zu wirken, und vielleicht ist selbst diese Schätzung zu optimistisch. Viel besser ist es, wenn der Aspirant dient, liebt und arbeitet, sich in Zucht hält und es seinen Zentren überlässt, sich langsamer und darum sicherer zu entwickeln und zu entfalten. Entfalten werden sie sich unvermeidlich, und die langsamere und sichere Methode ist (in den allermeisten Fällen) auch die schnellere. Eine vorzeitige Entfaltung bringt viel Zeitverlust und oft die Keime längerer Beschwerden mit sich.

Eine der Folgen, die sich aus der durch einen Willensakt vollzogenen Verschmelzung der Feuer ergeben, die im menschlichen Körper kreisen, ist notwendigerweise eine Überreizung der Gehirnzellen. Eine solche Überreizung kann zu Geisteskrankheit und zum Zusammenbruch des Zellgewebes im Gehirn führen, und durch die Überaktivität des Zellenlebens kann es auch zu jener inneren Reibung zwischen den Zellen kommen, die sich dann in Abszessen und Gehirntumoren äussert. Dies kann nicht eindringlich genug wiederholt werden.

Das aller Laya-Yoga-Arbeit (oder der Arbeit an den Zentren) zugrundeliegende Ziel beruht [591] auf der Tatsache, dass die Energie der Zellen, aus denen der Körper oder der Materieaspekt besteht, (sie wird in der «Geheimlehre» und in der «Abhandlung über kosmisches Feuer» als das «Feuer durch Reibung» bezeichnet), mit dem Feuer des Bewusstseins verschmolzen werden muss. Dieses letztere ist jene Energie, die zwar in der Materie anwesend ist, sich jedoch von dem Feuer der Materie selbst unterscheidet; sie liegt dem ganzen Nervensystem zugrunde, und eben deshalb bringt sie Empfindungsfähigkeit und Bewusstheit hervor. Sie ist die Ursache für die Reaktion auf einen Kontakt und verleiht - wie ihr wohl wisst - die Fähigkeit, Eindrücke zu registrieren und aufzuzeichnen. Dieses Feuer wird technisch das «Sonnenfeuer» genannt, und wenn es sich mit dem Feuer der Materie und mit dem «elektrischen Feuer» des höchsten göttlichen Aspektes vereinigt, kommt das Wesen des Menschen zu vollster Manifestation, und dann ist das grosse Werk vollendet. Aber es ist ein höchst gefährliches Unterfangen, wenn man diese Vereinigung herbeiführt, ehe der Mechanismus dafür bereit ist.

Diese dreifache Verschmelzung kann nur von dem hoch organisierten und abgerundeten Menschen gefahrlos unternommen werden, von dem, der die Fähigkeit errungen hat, seine Aufmerksamkeit im Kopf zu konzentrieren und von diesem hohen Punkt aus den ganzen Verschmelzungsprozess zu leiten. Dazu gehört die Fähigkeit, das Bewusstsein tatsächlich in den Ätherkörper zurückzuziehen, und doch gleichzeitig - in voller Bewusstheit - eine «Kontaktstelle» im Kopf beizubehalten und von diesem Punkt aus den Automaten, den physischen Körper, zu lenken. Wenn das erfolgreich verlaufen soll, dann setzt es im Körper bestimmte ätherische Gegebenheiten voraus. Eine davon ist das Durchbrennen oder die (teilweise oder ganze) Zerstörung aller Hindernisse längs der Wirbelsäule, die das freie Aufsteigen des Feuers an der Basis der Wirbelsäule, das für gewöhnlich das Kundalinifeuer genannt wird, aufhalten könnten; dieses Feuer ruht still, verborgen und entwicklungsbereit im niedersten Zentrum. Es ist «die schlafende Schlange, welche emporsteigen und sich aufrollen muss».

Ein jedes Zentrum an der Wirbelsäule ist von [592] dem darüber- und darunterliegenden durch ein verflochtenes Schutzgewebe getrennt, das aus einer eigenartigen Mischung von ätherischer und gasförmiger Substanz besteht. Dieses muss hinweggebrannt und zerstreut werden, bevor ein freies Spiel der Feuer des Körpers möglich ist. Ein vollständiges Netz von Nadis und Zentren liegt dem Nervensystem und dem endokrinen Drüsensystem zugrunde und ist dessen feinstoffliches Gegenstück. Ein wenig klares Nachdenken wird deshalb beweisen, welch ausserordentliche Sorgfalt nötig ist, denn offensichtlich ergibt sich damit eine direkte Wirkung auf den äusseren Apparat, und dieser wird wiederum ganz entschieden auf das einwirken, was die Psychologen das «Verhalten» nennen. Es gibt vier dieser geflochtenen, kreisförmigen «Gewebe», die zwischen den fünf Zentren an der Wirbelsäule folgendermassen angeordnet sind: 0 / 0 / 0 / 0 / 0; drei weitere befinden sich im Kopf. Diese drei teilen den Kopf in zwei Teile und bilden wie folgt eine Reihe von Kreuzen: [*D6]

Dies ähnelt sehr dem Kreuz auf dem Union Jack (der Flagge Grossbritanniens), was für den Schüler immer eine esoterische Bedeutung hatte und einen bestimmten Punkt in der Menschheitsevolution anzeigt. Dieses Kreuz im Kopf trennt das Ajnazentrum das Zentrum zwischen den Augenbrauen) vom Kopfzentrum, denn es liegt hinter diesem Zentrum in der Stirne und bildet gleichzeitig einen Schutzschild zwischen dem Ajna- und dem Kehlzentrum.

Diese ätherischen Gewebe sind in Wirklichkeit Scheiben, die sich mit einer ganz bestimmten Geschwindigkeit drehen, die für die verschiedenen Zentren jeweils verschieden ist und der Entwicklungsstufe des betreffenden Zentrums entspricht. Erst wenn diese Gewebe durch die auf- und absteigenden Feuer verbrannt worden sind, kann man die wahren Zentren wirklich sehen. Viele Hellseher verwechseln die Zentren und deren schützende Hüllen miteinander, denn letztere haben eine eigene Strahlung und ihr eigenes Licht.

Wenn das Leben durch Läuterung und Zucht eine immer höhere Schwingung erreicht, veranlasst das Feuer der Seele, das tatsächlich das Feuer des Denkers ist, auch die Zentren dazu, ihre Schwingung zu erhöhen, und diese verstärkte Tätigkeit stellt einen Kontakt mit den Schutzgeweben oder den Scheiben aus pranischer Energie her, die sich auf jeder Seite der Zentren befinden. So werden [593] sie durch dieses Wechselwirken allmählich abgetragen und abgenutzt, so dass sie im Lauf der Zeit durchlöchert werden, wenn ich einen so unzulänglichen Ausdruck verwenden darf. Viele Aspiranten sind davon überzeugt, dass sie das Kundalinifeuer an der Basis der Wirbelsäule erweckt und emporgehoben haben und infolgedessen rasche Fortschritte machen, während sie lediglich erreicht haben, dass das Gewebe an der einen oder anderen Stelle längs der Wirbelsäule verbrannt oder «durchgerieben» ist. Ein Gefühl des Brennens oder des Schmerzes in irgendeinem Teil der Wirbelsäule ist in den meisten Fällen - wenn es nicht physiologische Ursachen hat - darauf zurückzuführen, dass das eine oder andere Gewebe infolge der Tätigkeit des mit ihm verbundenen Zentrums durchbohrt wurde. Dies geschieht bei Frauen häufig in bezug auf das Solarplexuszentrum, bei Männern in bezug auf das Sakralzentrum. Diese beiden Zentren sind - als Folge evolutionärer Entwicklung - ausserordentlich aktiv und hoch organisiert, denn sie sind Ausdruck der physisch-schöpferischen Natur sowie des Emotionalkörpers. Deshalb weist ein Gefühl des Brennens oder Schmerzes im Rücken gewöhnlich auf eine übermässige Tätigkeit in einem Zentrum hin, was auf den Schutzapparat zerstörende Wirkungen ausübt; es ist also kein echtes Anzeichen geistiger Entfaltung und Überlegenheit. Es könnte auf letzteres hindeuten, doch sollte man bedenken, dass dort, wo ein echtes geistiges Wachstum besteht, Schmerz und Gefahr in diesem Zusammenhang praktisch ausgeschaltet sind.

Es hat schon viel unnützes Gerede über das Hochziehen des Kundalinifeuers und viele Missverständnisse in dieser Angelegenheit gegeben. Ich möchte euch versichern, dass es sehr schwer emporzuheben ist, und dass dies nur durch einen bestimmten Willensakt und durch die intensive gedankliche Sammlung und konzentrierte Aufmerksamkeit des Menschen geschehen kann, der auf dem Thron des Bewusstseins im Kopf sitzt. Die Freimaurertradition hat die Lehre in ihrem schönen Ritual der Erhebung des grossen Meistermaurers klar erhalten. Erst wenn eine geeinte Anstrengung fünffacher Art besteht, und erst nach oftmaligem Misserfolg strömt das erfrischende [594] Leben durch den ganzen Körper und erweckt den wahren Menschen zum Dasein.

Der zweite Punkt, den ich berühren möchte, ist der, dass dieses ganze, zutiefst esoterische Tun nur unter der Leitung eines erfahrenen Lehrers vor sich gehen darf; als eine Binsenwahrheit wird dem Aspiranten gesagt: «Wenn der Schüler bereit ist, erscheint der Meister». Dann setzt er sich bequem hin und wartet, oder er konzentriert seine Aufmerksamkeit auf den Versuch, die Beachtung eines Meisters zu finden, da er in seinen Gedanken anscheinend überzeugt ist, dass er bereit oder gut genug sei. Er nimmt natürlich von Zeit zu Zeit einen geistigen Anlauf und widmet sich krampfhaft der Selbstzucht und Läuterung. Aber eine stetige, andauernde, unbeirrte Bemühung von seiten der Aspiranten ist in der Tat selten.

Es stimmt tatsächlich, dass im rechten Augenblick der Meister erscheinen wird, aber der rechte Augenblick hängt von bestimmten, selbst-veranlassten Bedingungen ab. Wenn der Läuterungsprozess zu einer das ganze Leben begleitenden Gewohnheit geworden ist, wenn der Aspirant sein Bewusstsein nach Belieben im Kopf konzentrieren kann, wenn das Licht im Kopf erstrahlt und die Zentren tätig sind, dann wird der Meister den Menschen an die Hand nehmen. In der Zwischenzeit erschaut er vielleicht ein geistiges Bild des Meisters, oder er mag eine Gedankenform des Meisters sehen und kann viel wirklich Gutes und manche Inspiration aus der Berührung mit der widergespiegelten Wirklichkeit gewinnen, aber das ist nicht der Meister, und es zeigt nicht die Stufe der angenommenen Jüngerschaft an. Mit Hilfe des Lichts der Seele kann man die Seele erfahren und erkennen. Sucht darum das Licht eurer eigenen Seele und erkennt in dieser Seele euren Führer. Wenn der Kontakt mit der Seele hergestellt ist, wird eure eigene Seele euch, wenn ich es so ausdrücken darf, eurem Meister vorstellen. Mit allem schuldigen Respekt möchte ich noch hinzufügen, dass der Meister nicht eifrig darauf wartet, eure Bekanntschaft zu machen. In der Seelenwelt ist seine Seele mit der euren verbunden; dort kennen beide die wesensmässige Einheit. Aber in der Welt menschlicher Angelegenheiten und im Fortgang des grossen Werkes sollte man daran denken, dass, wenn ein Meister einen Aspiranten in die Gruppe seiner Jünger [595] aufnimmt, dieser Aspirant für lange Zeit eine Verantwortung und oft sogar ein Hindernis ist. Die Schüler überschätzen sich sehr oft, auch wenn sie einen solchen Gedanken zurückweisen; subjektiv haben sie eine wirkliche Neigung zu sich selbst und machen sich häufig Kopfzerbrechen darüber, warum die Grossen ihnen kein Zeichen geben, noch ihnen zeigen, dass sie mit Sorgfalt über ihnen wachen. Sie tun es nicht und brauchen es solange nicht zu tun, bis der Aspirant vollen Gebrauch von dem Wissen gemacht hat, das er von geringeren Lehrern, aus Büchern und den gedruckten Schriften der Welt gewonnen hat. Die Schüler müssen sich ihren unmittelbaren Pflichten widmen und ihren Mechanismus für den Dienst in der Welt vorbereiten; sie sollten davon ablassen, ihre Zeit damit zu vergeuden, nach einem Meister auszuschauen; sie sollten dort nach Meisterschaft streben, wo sie jetzt versagt haben; dann erreichen sie vielleicht in einem Leben des Dienens und Ringens die Stufe so vollständigen Selbstvergessens, dass der Meister für seine Annäherung an sie kein Hindernis mehr findet.

Es wird darum aus dem oben Gesagten deutlich werden, dass ich keine speziellen Anweisungen über die Erweckung der Zentren und die Verbrennung des ätherischen Gewebes, die zur Freimachung von Energie führt, geben kann. Eine solche Mitteilung ist zu gefährlich und zu interessant, als dass man sie in die Hände der allgemeinen Öffentlichkeit geben könnte, die von dem Verlangen nach irgend etwas Neuem getrieben wird, der aber die rechte Ausgeglichenheit und die notwendige gedankliche Entwicklung fehlt. Es ist jedoch die Zeit gekommen, da die Tatsache, dass es einen Energiekörper gibt, der dem Nervensystem zugrunde liegt, von der ganzen Welt anerkannt werden muss, dass das Wesen der sieben Zentren, ihr Aufbau und ihre Lage technisch begriffen und die Gesetze ihrer Entfaltung weithin bekannt werden sollten. Mehr als dies kann jedoch nicht gefahrlos mitgeteilt werden. Diese Wissenschaft von den Zentren ist zu schwierig und zu umfassend, als dass sie allgemein nutzbar gemacht werden könnte. Die Lehren, die gegeben werden müssen, sind in jedem Fall verschieden, und die Methoden, die man anwenden muss, hängen von zu vielen Faktoren ab, als dass sie in allgemeine Regeln und Anweisungen gefasst werden könnten. Strahl und Typus, Geschlecht und Evolutionsstufe müssen in Betracht gezogen werden, und dazu auch das harmonische Verhältnis [596] der Zentren. Damit meine ich die Überlegung, ob im einen Fall eine Überentwicklung, im anderen Fall eine Unterentwicklung besteht, ob die Kraft unterhalb oder oberhalb des Zwerchfells überwiegt, oder ob die Hauptenergie in der zentralen Ausgleichsstelle, im Sonnengeflecht, konzentriert ist. Die Qualität und der Glanz des Lichts im Kopf müssen studiert werden, denn das weist auf das Mass der Seelenherrschaft und auf die verhältnismässige Reinheit der Körperhüllen hin; die verschiedenen ätherischen Gewebe sowie der Schwingungsgrad des Gewebes und der Zentren müssen sorgfältig beachtet werden. Es muss eine zeitliche Übereinstimmung hergestellt werden, und das ist sehr schwer. Das sind nur einige von den Faktoren, die der Lehrer beachten muss, und es wird damit deutlich, dass nur ein Lehrer, der zusammenfassende geistige Schau erreicht hat und den Menschen «ganz» sehen kann - so wie er wirklich ist -, jene Unterweisungen geben kann, die den alten Rhythmus der Zentren umkehren, ohne Schmerz und Gefahr die schützenden Hüllen zerstören und das Kundalinifeuer von der Basis der Wirbelsäule zum Ausgang im Kopf emporheben.

Solche Lehrer findet der Schüler, wenn er sein Lebenswerk unter der Leitung der Seele durchgeführt, die Theorie der Wissenschaft von den Zentren begriffen, die Astralnatur und das ihr entsprechende Zentrum, das Sonnengeflecht, beherrscht und unter Aufsicht gestellt hat. Der Nachdruck, der vom Christentum auf die Herrschaft des Christusprinzips gelegt worden ist, hat eine sichere Grundlage für die Arbeit geschaffen, die noch geleistet werden muss. Diese Wahrheit wird in eigenartigerweise bestätigt, wenn man die Zahl «Acht» im Zusammenhang mit den Zentren studiert; diese Zahl ist - wie uns gesagt wird - die Zahl des Christus. Es gibt acht Zentren, wenn man die Milz mitrechnet, und alle sind ein Vielfaches von Acht, mit Ausnahme des Zentrums an der Basis der Wirbelsäule, das vier Blätter hat, also die Hälfte von Acht. In unserer Zeit und nach der westlichen Schreibweise ist die Zahl Acht das Grundsymbol aller Zentren, denn die Blätter sind wirklich in [597] der Form einer Anzahl von übereinander gelegten Achten angeordnet. Das Wort «Blatt» ist rein bildlich gemeint, und ein Zentrum ist nach diesem Muster gebildet. Zuerst ein Kreis: O; dann zwei Kreise, die einander berühren und damit eine Acht bilden: 8. Wenn die Anzahl der Blätter zunimmt, dann wächst einfach die Zahl dieser Doppelkreise, die in verschiedenen Winkeln aufeinandergelegt sind, bis wir zu dem tausendblättrigen Lotos im Kopf kommen.

Diese Zentren haben im Grund genommen eine zweifache Funktion. Sie führen uns den Formbildungsaspekt der Göttlichkeit vor und bringen durch ihre Tätigkeit die äussere Form ins sichtbare Dasein; gegen Ende des Evolutionszyklus hin bringen sie dann - sowohl im Makro- wie auch im Mikrokosmos - die Seelenkraft und das Seelenleben zum Ausdruck und führen zur Inkarnation eines voll geoffenbarten Gottessohnes mit allen geistigen Kräften und allem Wissen, das in der Göttlichkeit beschlossen liegt.