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Die Zentren und das Prana

Je mehr wir uns in unseren Gedanken der physischen Ebene [565] nähern, desto grösser werden die Schwierigkeiten, die der weisse Magier erfährt, sei er nun ein Sonnenengel, der mit der magischen Erschaffung der sichtbaren Form beschäftigt ist, oder ein erfahrener Fachmann, der nach einem Plan arbeitet. Das hat zwei Gründe:

1. Die automatische Reaktion der grob-physischen Materie gegenüber der Substanz, wobei man immer bedenken muss, dass Substanz Kraft ist.

2. Die Gefahren, die daraus erwachsen, dass man mit den Feuern oder den Pranas des Universums arbeitet oder auf sie einzuwirken versucht. Eben mit dieser letzten Gefahr befasst sich die vierzehnte Regel.

Man kann diese Regel auf vielerlei Weise auslegen. Wir können die Arbeit des Sonnenengels studieren, wie er sich der grob-physischen Ebene nähert, um in die Inkarnation einzutreten, und wie er also jenen kritischen Punkt in seinem schöpferischen Wirken erreicht, an welchem die dreifache Hülle soweit ist, dass sie unvermeidlich und unausweichlich mit dem Materien-Aspekt in Berührung treten muss. Es ist das Stadium, in dem sie - um die Wahrheit in okkulten Begriffen auszudrücken - tatsächlich aufgerufen wird, «sich zu bekleiden und in das Licht des Tages zu verschwinden!» Der geistige Mensch wird nun in eine mentale (feurige) Hülle eingehüllt. Er wird auch «in einen wässerigen Nebel» gekleidet, was eine altertümliche Ausdrucksweise ist, um auf die grosse Illusion hinzuweisen. Dieser Ausdruck vermittelt nicht nur die Vorstellung vom Besitz eines astralen oder wässerigen Körpers, sondern zeigt dem Denken auch die Wirkung, welche dieser Körper auf [566] den verborgenen Sonnenengel ausüben muss. Letzterer schaut durch das Feuer und durch den Nebel hinaus und sieht Verzerrung und Widerspiegelung. Er sieht das, was irreführen muss.

Ausser der Feuer- und der Nebelhülle hat er sich mit einem äusseren Gewebe von eng ineinander verwobenen Kraftströmen umkleidet. Diese bilden seinen Äther- oder Lebenskörper, der so etwas wie ein Gewebe oder ein Netz von Energie-Nadis ist, die zu Zehntausenden miteinander verwoben sind und an bestimmten Stellen in diesem Energiekörper verschiedenartige Kraft-Brennpunkte bilden, deren wichtigste die sieben Zentren sind. Es gibt jedoch noch viele solcher Brennpunkte.

Wenn der Sonnenengel diese Kleidung angetan hat, ist eine Endstufe erreicht, und es müssen dann das Sonnenfeuer und das Feuer durch Reibung mit «drei sehr alten Feuern» in Berührung gebracht werden. Es sind dies die Feuer der grob-physischen, objektiven Materie oder jener materiellen Energieeinheiten, die wir normalerweise mit den Worten «gasförmig, flüssig und fest» umreissen; bedeutungslose Worte, die nur dadurch, dass sie uns die Differenzierung lehren, für uns von Nutzen sind. Diese drei uralten Feuer sind Aspekte des Feuers durch Reibung.

An diesem Punkt ist für die mutige Seele die Stunde der Gefahr gekommen. Es ist die Stunde, in der die Seele den Ätherkörper und die gasförmige Umhüllung, die der höchste Aspekt der grob-physischen Hülle, das Werkzeug der greifbaren organischen Manifestation ist, eins werden lassen muss.

Wir können diese Regel auch vom Gesichtspunkt des Eingeweihten aus studieren, der damit beschäftigt ist, mit Kräften umzugehen, und der durch die Macht seines Denkens eine Gedankenform geschaffen haben mag. Diese Gedankenform hat er mit einer Astral- oder Begierdenhülle umkleidet; er hat sie wohlerwogen mit seiner Energie belebt und versucht nun, ihr ein objektives Dasein zu geben und sie auszusenden, damit sie seine Absicht und sein Vorhaben ausführe. Der kritische Augenblick allen schöpferischen Wirkens ergibt sich immer in diesem Stadium. Es ist das Stadium, in dem die schwingende, subjektive Form jenes Material an sich ziehen muss, das ihr eine Gestaltung und Ordnung auf der physischen Ebene gibt. Diese Tatsache muss man berücksichtigen, ganz gleich, [567] was der Magier sichtbar machen will. Das gilt in gleicher Weise für eine Organisation, für eine Gruppe oder eine Gesellschaft; es kann für die Beschaffung von Geld oder für die Einkleidung oder Veräusserlichung einer Idee gelten. Der Augenblick der Gefahr für den Magier kommt in diesem Endstadium. Es ist ein Punkt erreicht, wo feine Unterscheidung nötig ist, und der Magier muss jetzt mit Vorsicht weitergehen. Viele durchaus gute Pläne können nicht materielle Gestalt annehmen, und der Grund dafür liegt eben hier. Ein Plan ist demnach eine Idee, die in Zeit und Raum freigelassen wurde, um eine Form zu suchen und ihre Aufgabe zu erfüllen. Viele solcher Pläne werden zunichte, weil ihr Schöpfer oder das schöpferische Denken, von dem sie ausgehen, diese kritische Periode nicht versteht. Es muss hier ein richtiger Ausgleich der Kräfte vorgenommen werden, damit weder zuviel, noch zu wenig Energie bei dem Werk verwendet wird. Wird zuviel Energie durch den Lebenskörper freigelassen, dann lodert ein Feuer auf, wenn die gasförmige Energie der grob-physischen Ebene mit der lebendigen Ätherenergie in Kontakt kommt. Dadurch wird die keimhafte Form zerstört. Wo nicht ausreichend Energie vorhanden oder die Aufmerksamkeit nicht beharrlich genug ist, und wenn der Gedanke des Magiers hin- und herschwankt, dann kommt die Idee zu keinem Ziel, dann wird das Kind totgeboren, und es tritt nichts in die objektive Erscheinung ein. Das hat eine exakte Entsprechung auf der physischen Ebene. Viele Kinder werden eben aus dem Grund tot geboren, weil der Sonnenengel in seinem Vorhaben schwankt und nicht genügend interessiert ist. Viele gute Ideen können sich ebenfalls nicht verkörpern oder haben keine dauerhafte Lebensexistenz «im Licht des Tages», weil nicht genügend Energie vorhanden war, um jenen Funken lebendigen Feuers zu erzeugen, der immer im Mittelpunkt aller Formen brennen muss. Die Gefahr ist daher zweifach:

1. Die Gefahr der Zerstörung durch Feuer, wenn zuviel Energie ausgegeben und eine zu heftige Absicht zum Ausdruck gebracht wurde.

2. Die Gefahr [568] des Todes aus Mangel an Lebenskraft, und weil die «zielgerichtete Aufmerksamkeit» des Magiers nicht stark und ausdauernd genug ist, um die Form ins Dasein zu bringen.

Es bestätigt sich das okkulte Gesetz, dass dem Gedanken Energie folgt. Wir könnten diese Regel vom Standpunkt des Aspiranten aus studieren, sofern er lernt, mit Energie und mit den Naturkräften zu arbeiten, wenn er die Bedeutung und den Zweck des Lebenskörpers erfasst und in der Beherrschung des Lebensfeuers oder der Pranas seines eigenen kleinen Systems Macht gewinnt. Es scheint mir, dass es für unseren besonderen Zweck am nützlichsten wäre, wenn wir von dieser Seite her an die Sache herangingen. Diese Unterweisungen sind für diejenigen bestimmt, die entschieden an der Methode der Befreiung von der Form interessiert sind und die danach trachten, sich für ein Zusammenwirken mit der grossen Weissen Loge vorzubereiten. Sie lernen die ersten Schritte in dem magischen Werk kennen, und darum ist es für sie ganz besonders wichtig, ein Verständnis für die Feuer und die Energien zu gewinnen, mit denen sie arbeiten müssen. Wir wollen deshalb unsere Aufmerksamkeit auf diesen Abschnitt des grossen Werkes beschränken, und wollen weder die Arbeit der Seele, wenn sie in die Inkarnation tritt und sich objektiv durch eine Form offenbart, betrachten, noch das Wirken der Eingeweihten, wenn sie als schöpferische Magier auf einen Gruppenimpuls hin und mit einsichtsvollem Verständnis für den Evolutionsplan handeln. Diese Anweisungen wollen praktisch sein und die nötigen Lehren denjenigen Schülern übermitteln, die zwischen den Zeilen lesen können und die Fähigkeit entwickeln, hinter den äusseren Hüllen und exoterischen Formen die esoterische Bedeutung zu sehen. Wir wollen jetzt die Pranas besprechen, und ich möchte hier einige Sätze aus dem Buch «Der Yoga-Pfad» zitieren, die eine Beschreibung dieser Pranas geben. Wir finden im Buch II, Sutra 39, dass es fünf Aspekte des Pranas gibt, die durch den Äther- oder Lebenskörper [569] wirken und ihn somit in seiner Gesamtheit darstellen.

«Das Prana manifestiert sich fünffach und stimmt also mit den fünf Stufen des Denkens, mit dem fünften Prinzip und den fünf Modifikationen des Denkprinzips überein. Prana wirkt sich im Sonnensystem als die fünf grossen Energiezustände aus, die wir Ebenen nennen, Mittler des Bewusstseins. ... Die fünf verschiedenen Erscheinungsformen des Prana im menschlichen Körper sind:

1. Prana, das sich von der Nase zum Herzen erstreckt und spezielle Beziehungen zu Mund und Sprache, zum Herzen und zu den Lungen hat.

2. Samana, erstreckt sich vom Herzen zum Sonnengeflecht; es hat mit der Nahrung und der Ernährung des Körpers durch Speise und Trank zu tun und hat eine spezielle Beziehung zum Magen.

3. Apana beherrscht das Gebiet vom Sonnengeflecht bis zu den Fusssohlen; es betrifft die Organe der Ausscheidung und der Geburt, und hat somit eine spezielle Beziehung zu den Organen der Zeugung und Ausscheidung.

4. Upana befindet sich zwischen der Nase und dem Scheitel des Kopfes; es hat eine spezielle Beziehung zum Gehirn, zur Nase und den Augen, und wenn man es richtig beherrscht, bewirkt es das harmonische Einordnen der Lebenslüfte und deren richtiges Funktionieren.

5. Vyana ist die Bezeichnung, die für die Gesamtheit pranischer Energie verwendet wird, die gleichmässig durch den ganzen Körper hin verteilt ist. Seine Werkzeuge sind Tausende von Nadis oder Nerven im Körper, und es steht in einem besonderen, bestimmten Zusammenhang mit den Blutkanälen, den Venen und Arterien.»

«Der Ätherkörper ist der Kraft- oder Lebenskörper, und er durchdringt jeden Teil der dichten Hülle. Er ist der Hintergrund, die wahre Substanz des physischen Körpers. Je nach der Beschaffenheit der Kraft, die den Ätherkörper beseelt, je nach der Tätigkeit dieser Kraft im Ätherkörper, je nach der Lebhaftigkeit oder Trägheit der wichtigsten Teile des Ätherkörpers (der Zentren entlang der Wirbelsäule) ist dementsprechend die Tätigkeit des physischen Körpers. In ähnlicher, symbolischer Weise ist je nach der Ganzheit und Unversehrtheit des Atemapparates und entsprechend der Fähigkeit dieses Apparates, das Blut mit Sauerstoff aufzuladen und es zu reinigen, auch die Gesundheit und das Wohlbefinden des grob-physischen Körpers.» 

Wir finden [570] auch die Feststellung, dass die Kräfte, aus denen der Lebenskörper besteht, oder die verschiedenen Pranas, aus welchen er zusammengesetzt ist, von folgenden Quellen ausgehen:

a. Von der planetarischen Aura. In diesem Fall handelt es sich um planetarisches Prana, und es betrifft daher vor allem die Milz und die Gesundheit des physischen Körpers.

b. Von der Astralwelt über den Astralkörper. Dies ist reine Kama- oder Begierdenkraft, und sie wirkt vor allem auf die Zentren unter dem Zwerchfell ein.

c. Von dem Universalen Denken oder der Manaskraft. Diese ist meistenteils Gedankenkraft und strömt zum Kehlzentrum.

d. Von dem Ego selbst, wobei vor allem das Kopf- und das Herzzentrum angeregt werden. 

Wir lesen auch, dass «die meisten Menschen nur von der physischen und der astralen Ebene her Kraft empfangen; Jünger jedoch empfangen Kraft auch von den mentalen und egoischen Ebenen her». Schliesslich lesen wir:

«Es könnte dem Studierenden helfen, wenn er sich klar macht, dass die rechte Beherrschung des Prana die Erkenntnis bedingt, dass die Gesamtheit des Daseins und der Erscheinungswelt Energie ist, und dass die drei niederen Körper Energiekörper sind; jeder von ihnen ist ein Träger für eine höhere Energieart und ist selbst Übermittler von Energie. Die Energien des niederen Menschen sind Energien des dritten Aspektes, des Heiligen Geistes oder des Brahma-Aspektes. Die Energie des geistigen Menschen ist die des zweiten Aspektes, der Christuskraft oder des Buddhi. Das Ziel der Evolution in der Menschheit besteht darin, diese Christuskraft, das Prinzip des Buddhi, zu voller Manifestation auf der physischen Ebene zu bringen, und zwar durch die nützliche Verwendung der dreifachen niederen Hülle.» 

Dies gibt uns ein allgemeines Bild von dem Thema unserer Betrachtung; es gibt uns die elementaren Tatsachen, auf denen alle unsere Gedanken aufbauen müssen. Wenn wir das oben Gesagte studieren, wird es darum deutlich, dass der Aspirant dreierlei tun muss:

Erstens muss er das Wesen der Energie oder der Pranas kennen lernen, die seine magische Schöpfung, den physischen Körper, in [571] sichtbare Erscheinung gebracht haben und in einem solchen Zustand halten, dass er das geistige Ziel seiner Seele schnell oder langsam erreichen kann. Zu dieser Lektion gehört folgendes:

a. Er muss eine Kenntnis jener Kräfte erlangen, die in seinem Leben besonders machtvoll sind und seine Handlungen zu leiten scheinen. Dies wird ihm das Wissen darüber bringen, welche Zentren seines Ätherkörpers erweckt sind und welche noch schlafen. Das müssen alle Aspiranten begriffen haben, ehe sie sich wirklich der Schulung zur Jüngerschaft zuwenden können.

b. Er muss die Beziehung verstehen lernen zwischen jenen Naturkräften, die er sich zu seinem eigenen Gebrauch angeeignet hat und welche die Gesamtheit seiner persönlichen, mentalen, empfindenden und belebenden Energien bilden, - und diesen selben Kräften, die sich ja in der natürlichen Welt vorfinden und die Erscheinungsform des Makrokosmos beherrschen.

c. Er muss mit diesen Energien in einsichtsvoller Weise arbeiten lernen, um drei Ergebnisse herbeizuführen:

Eine harmonische Zusammenarbeit mit seinem eigenen Sonnenengel, damit die Sonnenkraft ihren Rhythmus den lunaren Kräften auferlegen kann.

Eine einsichtsvolle Reaktion gegenüber der Gruppe der Weltdiener und einen Anschluss an diese Gruppe, die zu irgendeiner Zeit die Aufgabe übernommen hat, durch die Macht ihrer Gedanken die Naturkräfte zu lenken und so die ganze Fülle der Schöpfung im Sinn der göttlichen Absicht vorwärts zu leiten. Die Heranbildung einer Persönlichkeit auf der physischen Ebene, die ihrer schöpferischen Aufgabe gewachsen und für alle solche Tätigkeiten fähig ist, die vom Denken ausgehen, so dass er dadurch das Wirken der lenkenden Kräfte zu [572] fördern vermag.

Zweitens muss er lernen, als Seele zu leben, also sich freizumachen von der Vorstellung, er und seine Körpernatur seien eins. Das bringt dreierlei mit sich:

a. Die Fähigkeit, sich in das Kopfbewusstsein zurückzuziehen und von jener hohen Stätte aus das Leben des persönlichen Selbstes zu lenken.

b. Das Vermögen, durch die verschiedenen Zentren im Körper jene universellen Kräfte und Energien hindurchströmen zu lassen, die für die Weltarbeit nötig sind. Das muss bewusst getan werden, in vollem Erkennen der Quelle, aus der sie kommen, der Art ihrer Tätigkeit und des Zweckes, zu dem sie verwendet werden müssen. Dazu gehört auch das Verständnis, welche Kraft jeweils mit einem Zentrum verbunden ist; und daraus folgt dann die Notwendigkeit, die Zentren zu entwickeln, sie kraftvoll wirksam zu machen und sie harmonisch in einen gemeinsamen Rhythmus zu bringen.

c. Daraus ergibt sich die Fähigkeit, nach Belieben durch irgendein spezielles Zentrum zu wirken. Dies ist erst dann möglich, wenn die Seele als der Herrscher auf dem «Thron zwischen den Augenbrauen» wohnen kann, und wenn das Kundalinifeuer emporgehoben wurde, wie man es okkult nennt. Dieses Feuer muss längs der Wirbelsäule nach oben gehen und sich den Weg durch das Gewebe brennen, das jeweils ein Zentrum vom anderen auf dem «Goldenen Stab der Macht» trennt.

Drittens muss er lernen, die Reaktionen zu studieren, die er bei anderen durch jede beliebige Energie, die er durch seine Persönlichkeit zum Ausdruck bringen mag, hervorruft, oder die er - wenn er etwa ein Eingeweihter und daher ein bewusster Mitarbeiter am Plan ist -, anzuwenden oder zu übermitteln berechtigt sein mag.

Durch ein [573] genaues Studium seiner persönlichen «Wirkung» auf seine Mitmenschen, sofern er unter ihnen lebt, denkt, spricht und handelt, lernt er das Wesen jener Kraftart kennen, die etwa durch ihn strömt. Er kann dadurch zu einem Verständnis ihrer Art, ihrer Qualität, ihrer Stärke und ihrer Geschwindigkeit kommen. Diese vier Worte verdienen eine Betrachtung und Erläuterung.

A. Die Art der Kraft, die von einem Aspiranten verwendet wird, wird ihm die Quelle zeigen, aus der sie herkommt, und wenn er sie studiert, wird sie ihm die Wesenheit anzudeuten beginnen, von der sie ausging. Eine Kenntnis der Kraftart beantwortet die Frage: In welcher Energierichtung und auf welchem Strahl befindet sich diese Kraft? Eine genaue Achtsamkeit auf diesen Aspekt des Werkes wird dem Aspiranten bald anzeigen:

1. Auf welcher Ebene er selbst arbeitet.

2. Die Art seines Strahls - sowohl des egoischen als auch des Persönlichkeits-Strahls. Nur der Eingeweihte dritten Grades kann den Strahl seiner Monade feststellen.

3. Das besondere Tattva, das dazu gehören mag.

4. Das Zentrum, durch das er die Kraft weitergibt.

Es wird deshalb deutlich sein, dass ein Studium der Energietypen von praktischem Nutzen ist und dazu führen wird, dass keine Seite im Wesen des Aspiranten unberührt bleibt. Denkt eine Minute darüber nach, welche Lektionen von einem Menschen gelernt werden können, der die Energie, die er zum Beispiel beim Sprechen aufwendet, dem inneren Herrscher zur Prüfung vorlegt, und der - nachdem er gesprochen oder sich dem Meinungsaustausch des täglichen Lebens angeschlossen hat - sich die Frage stellt: Was für eine Art von Energie habe ich heute bei meinem Reden benutzt? Welche Kraft habe ich bei den Kontakten mit meinen Mitmenschen ausgegeben? - Ihr fragt mich, ob ich euch das erläutern kann? Nun, so lasst es mich versuchen und somit das zu vereinfachen, was so oft als schwierig und dunkel erscheint. Der Schüler möge sich selber [574] fragen, ob seine gedankliche Haltung und die Worte, die er bei irgend einer Gelegenheit sprach, von dem Wunsch diktiert waren, den Hörern seinen Willen aufzudrängen. Dieses Auferlegen seines Willens könnte richtig oder auch falsch sein. Wenn es zurecht geschah, dann würde es bedeuten, dass er unter dem Impuls seines geistigen Willens handelte; seine Worte stünden dann im Einklang mit dem Vorhaben und der Absicht der Seele, sie wären von Liebe geleitet und deshalb aufbauend, hilfreich und heilend. Seine Einstellung wäre dann neutral und sachlich, und er hätte nicht den Wunsch, das Denken seines Bruders zu knebeln. Wenn aber seine Worte durch Eigensinn und den Wunsch veranlasst wurden, seine Ideen anderen aufzuzwingen und so in ihrer Gegenwart zu glänzen, oder sie zu zwingen, mit seinen Folgerungen übereinzustimmen, - dann wäre seine Methode zerstörerisch, tyrannisch, aggressiv, streitsüchtig, gewalttätig, grob oder aufreizend, je nach den Tendenzen und Neigungen seiner Persönlichkeit. Dies könnte die rechte oder falsche Anwendung der Kraft des ersten Strahls anzeigen.

Sollte die Kraftart, mit der er umgeht, die des zweiten Strahls sein, so kann er sie einer ähnlichen Analyse unterziehen. Er wird dann merken, dass sie auf Gruppenliebe, Dienst und Mitgefühl beruht, oder aber auf einem egoistischen Verlangen, geliebt zu werden, und auf Gefühlsseligkeit und schwärmerischem Anhangen. Seine Worte werden ihm das zeigen, wenn er sie genau studiert. Ähnlich ist es, wenn er die Kraft des dritten Strahls in einer persönlichen Art anwendet: er wird abwegige Vorschläge machen, spitzfindig und in seinen Behauptungen glatt und ausweichend sein, er wird in den Beziehungen zu seinen Mitmenschen Machenschaften anwenden oder sich zudringlich überall einmischen, emsig damit beschäftigt, das Weltgetriebe in Gang zu halten, anderer Leute Leben für sie zu lenken, oder aus Eigennutz die Zügel der Herrschaft so fest zu ergreifen, dass er alles und jedes opfert, um seine eigenen geschäftigen Zwecke zu fördern. Ist er jedoch ein echter Jünger und Aspirant, dann wird er mit dem Plan arbeiten und wird Kraft des dritten Strahls handhaben, um die liebevollen Absichten [575] der geistigen Wirklichkeit auszuführen. Er wird emsig und tätig sein, und sein Wort wird Wahrheit in sich tragen und ihn dazu führen, anderen zu helfen, denn er wird sachlich und wahrhaft sein.