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ZWEITER ABSCHNITT - PERSÖNLICHE UNTERWEISUNGEN FÜR JÜNGER – Teil 10

Mein Bruder, ich bitte dich, ohne Entmutigung und ohne übermässiges Grübeln über erlangte Resultate standhaft fortzufahren. Du bist nicht in der Lage, deine eigenen Fortschritte richtig abzuschätzen. Fahre fort zu dienen und zu arbeiten und lass Realisierung mit ihren Resultaten und Wirkungen auf natürliche Weise stattfinden, ohne irgendwelchen Druck auf den Vorgang auszuüben. Deine Seele ist tätig und gerade augenblicklich ist ihre Aufmerksamkeit kraftvoll ihrem Werkzeug zugewandt; deine Vibrationsgeschwindigkeit, deine Macht im Dienst können zunehmen und du stehst gegenwärtig vor einer wirklichen Gelegenheit. Das physische Gehirn ist noch nicht in der Lage, in der die inneren Tätigkeiten genau registriert werden können, aber dies deutet nicht darauf hin, dass jene Tätigkeiten nicht bedeutend und richtig sind. Führe meine Vorschläge aus und bleibe wenn möglich in enger Beziehung, mit deinen Gruppenbrüdern, subjektiv und objektiv.

[310]

August 1936

MEIN FREUND AUS FRÜHERER ZEIT!

In den vergangenen sechs Monaten hast du viele neue Anpassungen in deinem Leben vollzogen. Während du deine äusseren Verpflichtungen auf den verschiedenen Gebieten deines Lebensausdrucks erfüllt hast, konntest du dich gleichzeitig von den «dich zurückziehenden Händen» deiner Freunde und von Menschen, mit denen du verkehrst, befreien. Es besteht für dich die dringende Notwendigkeit einer inneren Freiheit, die unversehrt bewahrt wird, aber du lernst sehr rasch die Lehre, dass Freiheit ein Zustand des Denkens, nicht aber ein Zustand des Seins ist. Die Furcht vor einer isolierten Einsamkeit hat dich oft ergriffen, und doch bist du dir gleichzeitig darüber klar gewesen, dass diese Art von Einsamkeit häufig den Jünger umgibt. Die gesteigerte Empfindungsfähigkeit der Körper eines Jüngers bewirkt, dass er sich allmählich der wahren Welt höherer Werte bewusst wird.

Es ist dir gesagt worden, wofür du vorbereitet wirst und du weisst es. Du weisst auch, dass eine tiefere Zuneigung zur Menschheit, die parallel mit einer feineren und ausgesprocheneren und deutlich empfundenen Loslösung vor sich geht, daher für dich ein wichtiges Ziel ist. In diesem letzten Satz habe ich dir dein unmittelbares Problem zusammengefasst und ich sage dir auch zu deiner Ermutigung, dass du wirkliche Fortschritte deinem Ziel entgegen machst.

Über eines musst du dir klarer werden, mein Bruder, nämlich, dass ein Leben volleren Ausdrucks im äusseren Dienst auf der physischen Ebene erforderlich ist und dir weiterhin helfen wird, dein Ziel zu erreichen. Deine Probleme sind mir jedoch bekannt; diese Erweiterung deines äusseren Einflusses (der von einem inneren unter Kontrolle gehaltenen Zentrums ausstrahlt) und die Entwicklung eines weiteren Kontaktbereichs müssen langsam vor sich gehen. Dies muss jedoch und wird auch bestimmt stattfinden, wenn deine Absicht und dein Denken auf dieses Ziel gerichtet sind. Mit zunehmenden Jahren hast du viel zu geben. Die Weisheit, die du notgedrungen in der Feuerprobe des Schmerzes und des Leidens erworben hast, muss zur Verfügung gestellt und gebraucht werden, während sich der Weg des Lichts und der Freude vor dir auftut. Ich mache dir keine Illusionen über eine grossartige Arbeit, die du verrichten musst und für die du von oben ausersehen bist. Die grosse Arbeit, die schliesslich erfolgreich durchgeführt wird und die das Los all derer ist, welche die grossen Einweihungen erlangen, wächst aus einem sich beständig erweiternden Bewusstsein heraus, aus einer stetigen Dezentralisierung, die sich voller Mitleid und Verständnis in einer dauernden Verausgabung für die Bedürfnisse der Kleinen auf dem Weg des Lebens und in einer grösseren Realisierung der Natur des Ganzen zeigt. Lerne deshalb, mehr [311] Menschen in deinen täglichen Gedankenkreis einzubeziehen. Das ist eine gute Übung für den Jünger in Ausbildung. Lass deinen Einfluss, der aus einem gleichbleibenden und strahlenden Zentrum hervorquillt, in einem sich beständig erweiternden Kontaktbereich fühlbar werden. Ergreife jede Gelegenheit zu einem erweiterten Wechselspiel mit anderen Leben und berühre sie, wo es dir nur möglich ist und erlange auf diese Weise jene fliessende Reaktion, die dich auf der Flut eines immer fruchtbareren Dienstes mit sich fortreissen wird.

Du bist an dem Punkt, wo du wenn du willst einen höheren und mächtigeren Rhythmus erreichen kannst. Seine Macht und seine Schwingung müssen ausserhalb des Familienkreises und seiner Kontakte oder deiner Beziehungen mit deinen Gruppenbrüdern fühlbar sein. Es bleibt dir überlassen, allmählich zu entdecken, auf welche Weise sich diese Erweiterung deines Dienstes zeigen muss. Ich deute dir nur eine Möglichkeit an. Eines kann ich dir jedoch sagen, nämlich dass sie durch Vertiefung deines Meditationslebens und nicht durch eine äussere Suche nach solchen Kontakten entstehen wird; sie wird sich durch die Entwicklung eines wahren geistigen Verständnisses bilden, das «den magnetischen Pulsschlag» (wie es esoterisch genannt wird) in deinem Leben so mächtig machen wird, dass keine Notwendigkeit für dich bestehen wird, dich von deinem Wohnsitz zu entfernen, weil diejenigen, denen du helfen kannst, immer mehr zu dir kommen werden. Für dich werden die geweihte Feder, die Stunde der Hingebung, die Gewandtheit, eine Gelegenheit für ein sorgfältig gewähltes Wort zu ergreifen und das Gefühl einer zurückhaltenden Sicherheit, das du andern übermitteln kannst, die hauptsächlichen Methoden darstellen, die du anwenden wirst. Kannst du verstehen, wie wertvoll es für den bekümmerten Aspiranten ist, in einem Bruder jene Fähigkeit zu helfen zu finden, die auf geübter Zurückhaltung und sicherer Kenntnis beruht?

Ich bin geneigt, deine Meditation so zu lassen, wie sie augenblicklich ist und nur das Thema deiner Meditation zu ändern. Ich überlasse es dir, diese Themen selbst zu finden und sie aus diesem persönlichen Wort, das ich dir gegeben habe, zu wählen. Gebrauche die sechs Sätze, die dir am nützlichsten erscheinen und betrachte sie als die Gedanken, um die herum du dein Mental- und Gefühlsleben, während der nächsten sechs Monate, bauen wirst.

Februar 1937

MEIN BRUDER!

Du lernst die Lehre der Loslösung sehr schnell und stehst allmählich befreit von den Händen anderer, die sich an dich klammern [312]. Ebenso, wie die Grosse Entsagung der vierten Einweihung durch viele geringere, bewusst auf sich genommene Entsagungen in vielen Leben möglich gemacht wird, so führen die vielen Akte geistiger Loslösung schliesslich zu dem Abreissen des letzten Fadens, das den Tod aller Persönlichkeits-Bindungen mit sich bringt. Dann verbleiben nur noch jene Beziehungen, die auf den Stufen der Seele bestehen. Es ist deine Aufgabe, zwischen solchen geistigen Loslösungen und jenen erzwungenen Loslösungen, die auf den höheren Stufen der astralen Bewusstheit unternommen werden, unterscheiden zu lernen. Das Problem des Jüngers besteht darin, einen Punkt zu erreichen, an dem er von keinem menschlichen Wesen gehindert oder zurückgehalten wird und sich doch, soweit es seine Haltung betrifft, so verhält, dass er in dem Prozess des Zurückziehens niemand verletzt. Die äusseren Persönlichkeitsansprüche auf Bindung sind oft so mächtig, dass ihr «Geklapper» es verhindert, dass wir uns des goldenen Fadens, der uns mit einer andern Seele verbindet, gewahr werden. Ebenso kann eine Überbewertung eines anderen Menschen als ein eigentliches Hindernis wirken. Die Ketten müssen zerbrechen und nur einen goldenen Faden zwischen jeder Seele übriglassen einen goldenen Faden, der nicht zerreissen kann.

Zweierlei möchte ich dir diesmal mitteilen und dich bitten, daran zu arbeiten, bis die nächste Periode herankommt.

Erstens, vertiefe deine Ausdrucksfähigkeit und fange an, andere durch einen definitiveren äusseren Dienst auszubilden. Du hast stets subjektiv mit andern arbeiten können. Dies ist einer deiner hauptsächlichen Vorzüge in der Gruppenarbeit gewesen. Du bist mental magnetisch und infolge eines beherrschten Astralkörpers übst du keinen störenden Einfluss auf die magnetische Einwirkung aus. Dies ist für dich eine feste Gewohnheit und wird fortdauern; es ist das Resultat von langjähriger gedanklicher Vertiefung und Gedankenkontrolle, wozu (in diesem Leben) noch die akademische Ausbildung hinzukommt. Bemühe dich für den Rest deines Lebens durch das geschriebene Wort, durch Identifizierung mit denjenigen, denen du zu helfen suchst, durch die magnetische Kraft deines Denkens, die durch deine Seele verstärkt und in Form von schriftlicher Hilfe verkörpert wird, magnetisch zu werden. Ich bitte dich, mir dadurch behilflich zu sein, dass du Aspiranten ausbildest, damit sie bewusste Jünger werden. Leiste diese Hilfe und erlange dadurch jene magnetische Brauchbarkeit, die deine Fähigkeit zu dienen ausserordentlich erhöhen wird.

Zweitens, wird dir [313] die folgende okkulte Mitteilung, wenn du die Intuition anwendest, das nächste zu erreichende geistige Ziel, das vor dir liegt, andeuten ein Ziel, das schnell erlangt werden kann, wenn richtiges Verständnis vorhanden ist, das aber auch mit Mühe und Schwierigkeiten erlernt werden kann, wenn ein solches Verständnis fehlt.

«Der Schlüssel ist gefunden; mit dem Druck der Hände im Dienst des Lichts und mit einem Herzen, das voller Liebe schlägt, wird der Schlüssel umgedreht. Die Tür öffnet sich weit».

«Eiligen Schrittes tritt derjenige, der dem Licht entgegeneilt, durch die Tür ein und wartet. Er hält die Tür halb offen für diejenigen, die ihm folgen. In dieser Haltung wartet er».

«Eine Stimme ertönt: Mein Bruder, schliesse die Tür, denn jeder muss den Schlüssel mit eigener Hand umdrehen und jeder muss allein durch die Tür treten».

«Das flammende Licht innerhalb des Tempels des Herrn scheint nicht für alle im gleichen Augenblick oder zur gleichen Stunde oder am gleichen Tage. Jeder kennt seine Stunde. Deine Stunde ist jetzt. Schliesse deshalb die Tür, Bruder. Erinnere dich daran, dass diejenigen, die hinter der Tür stehen, weder wissen, dass sie sich geöffnet, noch dass sie sich geschlossen hat. Sie sehen es nicht. Stütze dich auf diesen Gedanken, mein Bruder, und wenn du durch die Tür schreitest, schliesse sie sorgfältig und tritt in ein anderes Stadium auf dem Weg ein allein und doch nicht allein».

Ich möchte deine Meditation diesmal ändern, denn die Gruppenmeditation soll in der Mehrzahl der Fälle anstelle der individuellen Meditation treten. Ich möchte dir jedoch eine kurze Übung geben, die mithelfen kann, deine magnetische Kraft nach aussen in Erscheinung zu bringen. ... Mache diese Übung jeden Tag und denke dabei langsam und gemessen und habe weder ein Gefühl der Eile, noch schaue dich nach Resultaten um. Die Resultate folgen unfehlbar, wenn die Übung getreulich und richtig durchgeführt wird.

Tritt in eine engere Beziehung zu mir ein, mein Bruder. Es gibt Dinge, die ich dir in den Augenblicken hoher Meditation und zur Zeit der Annäherung während des Vollmonds sagen kann.

Dies ist alles, was ich dir gegenwärtig zu sagen habe.

September 1937

MEIN BRUDER AUS ALTEN ZEITEN!

In meiner Jüngergruppe gibt es gewisse Leute, die in hervorragender Weise dazu berufen sind, das Leben des Sannyasins, das [314] Leben derjenigen, die, nachdem sie die Pflichten des weltlichen Lebens erfüllt haben, zu einer Lebenshaltung und jener Orientierung nach andern Zielen berufen sind, die wir technisch die Ziele des Sannyasins oder des lehrenden Jüngers nennen. In alten Zeiten verliess ein solcher Mann sein Heim und sein Geschäft, ging in die Welt hinaus, folgte dem schimmernden Licht und suchte den Meister, und während er wanderte, lehrte er beständig. Heutzutage bleibt der Ruf derselbe, aber im Leben unserer westlichen Zivilisation und unter dem heraufdämmernden Einfluss des Neuen Zeitalters, geht der Jünger nicht hinaus und lässt alle vertrauten Stätten hinter sich und missachtet seine äusseren Pflichten. Er bleibt dort, wo er ist und fährt mit seiner äusseren und physischen Pflichterfüllung fort; innerlich jedoch findet eine grosse Veränderung und eine definitive Neu-Orientierung statt. Seine Haltung zum Leben und zu den Verhältnissen hat sich grundlegend geändert. Seine ganze innere Lebenstendenz wird die eines geplanten sich Zurückziehens. Er geht durch das Stadium auf dem Weg hindurch, auf das Patanjali sich in den Yoga Sutras mit dem Begriff «rechte Abstraktion» bezieht. Es ist etwas anderes als der Prozess, der «Loslösung» genannt wird, weil dieser Prozess oder diese motivierte Tätigkeit, in erster Linie auf die astrale Gefühlsnatur, auf das Wunschleben, angewandt wird, welcher Art diese Zuneigungen und Wünsche auch immer sein mögen. Dies ist eine mentale Tätigkeit; es ist eine Geisteshaltung, die in erster Linie das ganze Verhalten der Persönlichkeit zum Leben beeinflusst. Sie macht nicht nur die Loslösung der Wunschnatur von dem, was durch langjährige Gewohnheit vertraut, erwünscht und zu eigen gemacht worden ist notwendig, sondern schliesst auch eine vollständige Neuanpassung des ganzen niederen dreifachen Menschen zur Welt der Seele in sich.

Gerade in dieser Beziehung spielen gute Gewohnheiten und eine richtige Haltung im Leben zur Geschäftswelt und zu Familienbeziehungen ihre Rolle und machen es dem Sannyasin möglich, «den aufwärts gerichteten Weg mit losgelöstem und freiem Herzen fortzusetzen» und zwar auf solche Weise, dass er gleichzeitig allen denen gegenüber, mit denen er sein Los teilt, infolge von richtigen Gewohnheiten und rechtem Verlangen richtig handelt. Zu dieser schwierigen Aufgabe ruft dich deine Seele jetzt. Dies bildet dein hauptsächliches Lebensproblem: Inmitten deiner Umgebung frei zu stehen; in der subjektiven Welt zu arbeiten, während du in der Welt der äusseren Angelegenheiten tätig bist eine wahre Loslösung zu erlangen, während du allem, was andern rechtmässig zusteht, gerecht wirst. Ein Verstehen deiner Strahlentypen kann dir in diesem Prozess der Befreiung, des Verzichts und der endgültigen Entsagung ausserordentlich behilflich sein.

[315]

Der Strahl deines Mentalkörpers ist der fünfte; weil dies derselbe Strahl ist wie derjenige deiner Persönlichkeit, wirst du dich sorgfältig vor mentaler Kristallisierung und der übermässigen Beeinflussung einer kritischen Geisteshaltung hüten müssen. Dieser Strahl schenkt dir Geschicklichkeit auf dem Gebiet des Wissens; er muss jedoch durch die Entfaltung der Intuition ausgeglichen werden. Er gibt dir die Fähigkeit, dein erwähltes Wissensgebiet zu meistern, aber diese Fähigkeit muss ausgeglichen werden durch ein gleichzeitiges Meistern der Welt, in der Liebe und Weisheit dominieren.

Dein Astralkörper gehört dem sechsten Strahl an, aber ebenso, wie im Fall von I. B. S. ist seine Haupteigenschaft Hingabe und hingebungsvolle Beharrlichkeit und nicht Fanatismus. Diese Energie ist von ungeheurem Wert für dich, weil sie, in dieser speziellen Verkörperung, seltsamerweise deine einzige Beziehung zu dem grossen zweiten Strahl der Liebe ist. Es ist jedoch eine starke und mächtige Verbindung.

Dein physischer Körper wird vom siebenten Strahl beherrscht. also wie du bemerken wirst, ebenfalls auf der Linie 1, 3, 5, 7. Dies ist ein Punkt, den du erwägen und über den du nachdenken solltest, denn deine Strahlentendenzen als Ganzes stellen ein Problem für dich dar und deine sechste Strahlenenergie trägt den einzigen ausgleichenden Faktor bei. Und doch, mein Bruder, bist du in vieler Hinsicht gut ausgeglichen. Einen Fingerzeig möchte ich dir und allen denen, die diese Unterweisungen studieren, in diesem Zusammenhang geben. Der Strahl der Persönlichkeit, in einem früheren Leben, lässt definitive Gedanken- und Tätigkeitsgewohnheiten zurück; er hat gewisse unabänderliche Neigungen in den Lebensrhythmus eingebaut, für die zuweilen grosse Dankbarkeit empfunden werden kann. Dies ist in deinem eigenen Leben der Fall. In einer früheren Verkörperung war deine Persönlichkeit auf dem zweiten Strahl und hinterliess dir somit ein inbrünstig liebevolles und verständnisvolles Wesen und eine Fähigkeit, andere einzubeziehen, was ein grosser Vorzug ist; dies dient dazu, die Neigungen des ersten Strahls, die in diesem speziellen Leben so vorherrschend sind, auszugleichen. Es ist für den Jünger, der das Bild nicht als Ganzes sieht und der nur die Eigenschaft des augenblicklichen Lebens und seine natürlichen Neigungen (infolge von Strahleneinfluss) kennt, schwer, sich selbst richtig zu beurteilen.

Deine Strahlen sind daher:

1. Der egoische Strahl der erste Strahl des Willens und der Macht.

2. Der Persönlichkeitsstrahl der fünfte Strahl des konkreten Wissens.

[316]

3. Der Strahl des Mentalkörpers der fünfte Strahl des konkreten Wissens.

4. Der Strahl des Astralkörpers der sechste Strahl der Hingabe.

5. Der Strahl des physischen Körpers der siebente Strahl der zeremoniellen Magie.

Februar 1938

LANGJÄHRIGER BRUDER!

Diese Gruppe nähert sich der Zeit, wo sie anfangen sollte, regelmässig an dem Problem der Vernichtung der Weltverblendung zu arbeiten. Dies wird sie genau in dem Mass erfolgreich tun, in dem sich die individuellen Mitglieder selbst von ihren persönlichen Verblendungen befreit haben oder im Begriff sind, dies zu tun. In diesen Unterweisungen habe ich betont, dass du einer von denjenigen in der Gruppe bist, der in gewissem Mass freier von diesen blindmachenden Wirkungen der Verblendung ist als die Mehrheit. Ich möchte dich bitten, diesen Zustand aufrechtzuerhalten, um der Gruppe zu helfen und als Gruppendienst. Wenn es möglich wird, diese Weltarbeit zu tun, (die natürlich hinter den Kulissen getan wird) muss die Haltung der Gruppenmitglieder in bezug auf dieses Problem in ihrem eigenen Leben an Stärke zunehmen, denn das Vorhandensein von persönlichen Verblendungen in den Gruppenmitgliedern wird, wenn sie an das Problem herantreten sich mit Weltverblendung zu befassen, die Verblendung hereinlassen, wenn eine solche positive Verstärkung nicht vorhanden ist.

Es ist gefährliche Arbeit, mein Bruder, und ich erwähne dies dir gegenüber an dieser Stelle, weil die Eigenschaft deines Denkaspekts auf dem fünften Strahl einem nützlichen Gruppenzweck dienen kann. Du bist in der Lage, eine schützende Mauer (nicht aber eine trennende Schranke) um die Gruppe als Ganzes herum zu bauen; zu dieser Tätigkeit fordere ich dich heute auf. Du kannst damit anfangen, den Weg für die Gruppenarbeit vorzubereiten. Ich gebe dir daher eine Meditation, die diese Dienstabsicht hat, und möchte dich bitten, sie während der nächsten sechs Monate durchzuführen. Sie wird die Eigenschaft deines fünften Strahls stärken, welcher derjenige des Wissens ist und die, wenn sie vorhanden ist, Erleuchtung hervorrufen kann. Gerade diese Eigenschaft erlaubt es dem Menschen, der sie besitzt, unverwandt im Licht zu stehen, im reinen Sein zu ruhen und ein wahrer Beobachter zu werden. Diese Eigenschaften der Stetigkeit mit der Absicht, Licht zurückzuwerfen, der Zentralisierung des Ich's und der richtigen Beobachtung sind für die Gruppe erforderlich. Sie [317] müssen als Gruppeneigenschaften entwickelt werden, wenn die geplante Arbeit gefahrlos unternommen werden soll. Du kannst bei dem Hervorrufen dieser Gruppenhaltungen ausserordentlich behilflich sein; dadurch, dass du sie in deinem eigenen Leben verstärkst, kannst du ihre Entwicklung in andern fördern. In einem Brief, den ich dir vor etwa einem Jahr geschrieben habe, wirst du noch einen weiteren Grund dafür finden, warum du diesen besonderen Dienst in dieser Richtung leisten musst. Willst du den Brief noch einmal durchlesen?

Eins der Dinge, die ich mich in dieser Jüngergruppe zu tun bemüht habe, besteht darin, ihnen dadurch ein Verständnis für ihre Persönlichkeitsprobleme zu geben, dass ich ihnen sage, mit welchen Strahlen sie vorwiegend arbeiten, um ihnen behilflich zu sein, den niederen Menschen dem geistigen Menschen unterzuordnen. Es wäre von Vorteil für dich, den fünften Strahl zu studieren und dir die Auskunft über diesen Strahl, die in meinen Büchern zu finden ist, soweit es dir möglich ist, anzuzeigen. Es würde von Nutzen sein, wenn Schüler, soweit es ihnen möglich ist, Auskunft über ihre beiden Hauptstrahlen im Hinblick auf praktische Arbeit unter sich selbst sammeln würden. Dies ist für dich ganz besonders wertvoll, denn sowohl dein Persönlichkeitsstrahl als auch der Strahl deines Denkaspekts sind auf der fünften Kraftlinie. Du stehst infolgedessen in bezug auf dich selbst einem wirklichen Problem gegenüber und bist gleichzeitig eine wirkliche Bereicherung im Zusammenhang mit der Gruppe. Du kannst ihnen dabei helfen, die nötige innere Gruppenausgeglichenheit für die zu leistende Arbeit zu erlangen.

Der Alte Kommentar gebraucht die folgenden Ausdrücke, wenn er von der Arbeit derjenigen spricht, deren Dharma es ist, die Weltverblendung zu vernichten:

«Sie kommen und stehen. Inmitten der herumwirbelnden Formen, von denen einige von seltener Schönheit und andere voller Schrecken und Verzweiflung sind, stehen sie fest. Sie schauen weder hierhin noch dorthin, sondern stehen mit dem Gesicht dem Licht zugewandt. Auf diese Weise strömt das reine Licht durch ihr Denken, um die Nebel zu zerstreuen».

«Sie kommen und ruhen. Sie stellen ihre Bemühungen ein und halten inne, um eine andersartige Arbeit zu leisten. In ihrem Herzen herrscht Ruhe. Sie laufen weder hierhin noch dorthin, sondern bilden einen Punkt des Friedens und der Ruhe. Das, was auf der Oberfläche das Wirkliche verschleiert und verbirgt, beginnt zu verschwinden; aus dem ruhigen Herzen bricht ein zerstreuender Kraftstrahl hervor und vermischt sich mit dem glänzenden Licht und dann verschwinden die Nebel die der Mensch hervorgebracht hat».

«Sie kommen und sie beobachten. Ihnen ist das Auge der Vision zu eigen. Sie besitzen gleichfalls das Auge für die richtige Lenkung der benötigten Kraft. Sie sehen die Verblendung [318] der Welt und während sie so schauen, bemerken sie hinter all diesem das Wahre, das Schöne, das Wirkliche. Durch das Auge von Buddhi kommt somit die Fähigkeit, die verhüllenden herumwirbelnden Verblendungen jener verblendeten Welt zu vertreiben».

«Sie stehen, sie ruhen und sie beobachten. Derart ist ihr Leben und derart der Dienst, den sie der Welt der Menschen leisten. «

Ich möchte dir empfehlen, diese Zeilen sorgfältig zu erwägen. Sie deuten dir nicht nur deinen Dienstbereich, sondern auch die erwünschte Haltung deines persönlichen Lebens an. Die meisten Menschen haben viele Verblendungen in ihrem Leben und verbinden sich mit Leichtigkeit mit der Weltverblendung. Du hast nur eine wirkliche Verblendung in deinem Leben und du stellst dich nicht leicht auf Verblendung ein. Könntest du den einen schwachen Punkt in deinem astralen Leben, der auf Hingebung und idealistischer Auslegung begründet ist, klar erkennen, dann würdest du mit grösserer Macht und Freiheit arbeiten.

Fahre mit deiner Meditationsarbeit fort wie bisher; wenn du jedoch die Arbeit des Bauens der Symbole beendet und das OM dreimal angestimmt hast, dann nimm die folgenden Themen, die unten angedeutet sind, als deine Saatgedanken und meditiere darüber:

1. Die Fähigkeit im Licht zu stehen, die zur richtigen Zurückstrahlung des Lichts führt.

2. Die Fähigkeit im geistigen Leben zu ruhen, damit die Seele ihren Brennpunkt innerhalb des erwählten Dienstgebiets findet.

3. Die Fähigkeit, ein richtiges Beobachtungsvermögen zu erlangen, um dasjenige, was getan werden soll, genau zu erkennen.

Mache diese Meditation während du das Bewusstsein in deinem Denkaspekt auf dem fünften Strahl konzentrierst, wende jedoch deine Aufmerksamkeit der astralen Welt zu, in der deine Gruppe zu arbeiten plant. Dies mag zuerst eine Verstärkung deines eigenen Verblendungspunkts hervorrufen; um dich davor zu schützen, musst du Wachsamkeit entwickeln. Viel Gutes wird zutage treten, wenn du eine definitive und endgültige Geste oder einen Befreiungsakt von deiner Verblendung vornimmst (wenn du weisst, worin sie besteht und ihr mit Genauigkeit entgegentrittst) und in ein paar Wochen mag sich dir die Gelegenheit bieten, dies zu tun. Ich frage mich, ob du sie erkennen wirst, mein Bruder, und ob du die geistige Unabhängigkeit haben wirst, sie zu ergreifen.

[319]

Ich bitte um deinen Beistand in dieser vorbereitenden Arbeit und möchte dich bitten, mit L. U. T. Fühlung zu nehmen, der ebenfalls für mich arbeitet, jedoch in einer anderen Richtung. Zum Abschluss möchte ich darauf hinweisen, dass

1. Deine Seelenenergie ihren Ausdruck normalerweise durch deinen Denkaspekt auf dem fünften Strahl findet, und dass es weise für dich ist, dies mit meinen früheren Bemerkungen in dieser Angelegenheit zu verbinden.

2. Deine Persönlichkeitskraft ihren Brennpunkt in deinem Gehirn auf dem siebenten Strahl findet.

September 1938

MEIN BRUDER AUS ALTEN ZEITEN!

Du bist nun in deine eigene Gruppe zurückgekommen und zwar in diejenige, der du ursprünglich zugeteilt worden bist, und ich bin froh darüber, obgleich ich, gemeinsam mit euch allen, den Grund dafür bedaure. Die Verblendung, in die R. V. B. verwickelt ist, ist dicht und augenblicklich undurchdringlich, aber der Hauptgrund dafür, dass er alle seine Verantwortung ignoriert und seine Gruppenbrüder und seinen Posten im Stich gelassen hat, ist die Notwendigkeit gewesen, gewisse Persönlichkeitsanpassungen durchzuführen und einen ernstlichen Fehler, den er vor zwei Leben gemacht hat, wiedergutzumachen. Wenn er sein Karma durchgearbeitet und Erlösung von einer gewissen Knechtschaft erlangt hat, wird er seinen Weg wieder weiter verfolgen. Inzwischen werden seine Mitjünger mit schweigender Treue hinter ihm stehen und ihn gänzlich frei gewähren lassen und doch dazu bereit sein, sowohl die äussere als auch die innere Beziehung dann wieder anzuerkennen, wenn die wahre Freiheit erlangt worden ist.

Du hast wenig zu tun, um die Fäden der Gruppenarbeit aufzunehmen, denn du hast dich eine Zeitlang für telepathische Arbeit interessiert und du beginnst die Arbeit mit der Gruppe an einem Zeitpunkt, wo sie anfängt, ein neues Unternehmen in die Wege zu leiten. Du brauchst keine alte Technik zu meistern, sondern nur, gemeinsam mit ihr, eine neue zu erlernen.

YDu selbst hast eine Strahlenverbindung, die derjenigen von R. S. U. sehr ähnlich ist, aber infolge deines Astralkörpers auf dem sechsten Strahl, wird die Persönlichkeitssituation gesichert. Wie du weisst, besteht ein Übergewicht von Wille - Denkaspekt Tätigkeit bei dir, aber ein mächtiger und gut entwickelter Astralkörper hat es dir ermöglicht, die Liebesnatur, die du in einem früheren Leben zu einem ziemlich hohen Entwicklungspunkt gebracht hast, zum Ausdruck zu bringen. Dieses Leben hat für dich einen ausgleichenden Charakter und wenn du wiederkommst, [320] sollte dies mit einer Persönlich keit auf dem zweiten Strahl geschehen, weil der Wechsel dieses Lebensausdrucks in Verbindung mit dem letzten Leben, eine Persönlichkeit auf dem zweiten Strahl, die auf intelligente Weise ins Gleichgewicht gebracht worden ist, hervorrufen sollte.

Ich möchte dich jedoch auf das Problem aufmerksam machen, das entsteht, wenn eine direkte Kontaktlinie zwischen der Seele auf dem ersten Strahl, der Persönlichkeit auf dem fünften Strahl und einem Gehirn auf dem siebenten Strahl besteht. Dies führt zu hochgradiger intelligenter Arbeit in deinem erwählten Beruf, macht jedoch das freie Spiel der Intuition unwirksam. Dies letztere wird jedoch dadurch gefördert, dass deine Seele auf dem ersten Strahl augenblicklich ihren Brennpunkt in den Astralkörper verlegt hat, und dadurch ausserordentlich behilflich ist, ihn zum Ausdruck zu bringen, dir Gefühlskraft zu geben (wenn dir daran liegt sie zu gebrauchen) und es dir ermöglicht, viele magnetische Kraft freizulassen, wiederum wenn du dies wünschest, was selten der Fall ist. Der Grund hierfür ist, dass du infolge definitiven Seelenkontakts dazu neigst, die hervorstechende Eigenschaft des ersten Strahls auszudrücken, die Einsamkeit, Isolierung, (nicht das Gefühl der Absonderung in deinem Fall, mein Bruder, denn das ist nicht dein Fehler) und die Fähigkeit ist, allein und unbewegt zu stehen. Deine Persönlichkeit findet, wie du wahrscheinlich erraten hast, den Brennpunkt ihres Ausdrucks im Mentalkörper. Hier besteht eine leichte Verschmelzungslinie.

Den Rest deines Lebens lang sollte dein Bemühen darin bestehen, den Brennpunkt der Persönlichkeit in den Astralkörper zu verlegen, um dadurch das Überfluten deines Lebensausdrucks mit Liebe, die mächtig und intelligent ausgedrückt wird, hervorzurufen. Dies wird auch eine engere Verschmelzung zwischen deiner Seele und deiner Persönlichkeit hervorrufen.

Die einzige Meditationsübung, die ich dir jetzt geben will, wird diese Verschmelzung fördern und die magnetische Eigenschaft in deinem Leben freisetzen. Du wirst genug damit zu tun haben, dein Streben, deinen Lebensinhalt und dein intelligentes Bewusstsein mit deiner Gruppe zu vereinigen sowie die Technik der neuen Arbeit zu meistern, welche die Gruppe ebenfalls lernt. Mache diese kurze Übung im Bewusstsein und in der bildlichen Vorstellung vor der Gruppenarbeit und Meditation.

1. Lass das OM als Persönlichkeit ertönen. Tue dies auf dem höchsten mentalen Punkt und erhebe dein Streben gleichzeitig mit dem Denken zur Seele.

2. Lass das OM als Seele ertönen, indem du es als Wille, alle Wesen zu lieben, ausatmest und seinen Abstieg in den Astralkörper hemmst. Tue dies durch einen Willensakt und den Gebrauch [321] der schöpferischen Vorstellungskraft.

3. Nachdem du den Astralkörper auf diese Weise belebt und dir eingebildet hast, dass Seele, Persönlichkeit und astrale Kraft miteinander verschmolzen sind, lenke diesen dreifachen Energiestrom zum Herzzentrum, indem du ihn schnell dorthintreibst, wenn ich es so ausdrücken darf.

Wenn du dies getreulich und auf intelligente Art täglich tust und dabei die Kraft deines Denkens einsetzest, dann wirst du sehr bald Resultate sehen, und die mit dir Verbundenen werden es bestimmt wahrnehmen.

Mein unerschütterliches Verständnis und meine Liebe gehören dir, mein Bruder.

ANMERKUNG: Dieser Jünger arbeitet weiterhin tatkräftig mit dem Tibeter zusammen.

An S. C. P.

November 1931

MEIN BRUDER!

Ich möchte dir in verhüllter Form sagen: Erforsche die Bedeutung der Flamme und des Dochtes und werde dir klar darüber, dass ein Docht vorhanden sein muss, damit die Flamme sich bilden kann. Mache deine Meditation definitiv und verankere dich dann auf der Erde durch gewisse spezifische Betätigungen und bringe diese zum Abschluss. Dein Dienst sollte Gruppendienst sein und nicht in soviel individueller Arbeit bestehen wie bisher; sei dessen eingedenk, dass die Gabe der Meditationskraft, und die Fähigkeit, die Lebensenergie, welche Dinge ins Dasein ruft, zu übertragen, (was du tun kannst) eine zunehmende Loslösung von den Wirklichkeiten der physischen Ebene hervorruft. Dies kann auch die Abtrennung von niederen Kontakten herbeiführen, wenn die Energie nicht bis auf die Ebene irdischer Ereignisse übertragen wird und sich nicht in einer entsprechenden Tätigkeit auswirkt. Im letzten Frühling hast du angefangen, diese Fähigkeit des «Hindurchbringens oder Übertragens» zu demonstrieren. Dies sollte weiterhin geschehen.

Führe deine Gedanken in der Meditation zum Kehlzentrum hinten am Hals und belebe dieses Zentrum jeden Tag, damit die schöpferische Arbeit durch dich fortgesetzt wird und du weiterhin bewirkst, dass Dinge ins Dasein gerufen werden. Die Lehre des Seins ist augenblicklich nicht deine Aufgabe; es muss die Lehre selbstlosen Handelns auf der physischen Ebene sein. Fahre mit gewöhnlichen Routinearbeiten so fort, wie ich sie für diese Mitglieder [322] meines Ashrams umrissen habe und lass dein geistiges Tagebuch für dich anstelle des Sprechens treten. Stärke den physischen Körper und lerne es zu vermeiden, solche Verpflichtungen zu übernehmen, die andere ebensogut ausführen können.

In deiner Meditationsarbeit hast du die Frage gestellt: «Was verhindert, dass geopfert werden kann», nicht wahr, mein Bruder?

Ich antwortete: «Übertriebene Analyse der Reaktionen anderer auf das, was du sagst und tust und ein übermässiges Einstellen deiner Aufmerksamkeit auf die Resultate dessen, was du sagst. Dein Dienstgebiet ist dir bekannt; diene deshalb. Du kennst deine Gruppenbeziehungen für dieses Leben; sorge dafür, dass du in Beziehung stehst!»

Du bist dir nicht klar über die Hindernisse, die in deiner Persönlichkeit existieren. Dies ist teilweise der Fall, weil deine Kenntnis der Mechanik dieser Persönlichkeit geringer ist als es bei der Mehrzahl meiner Jünger der Fall ist, weil du weniger akademisches Wissen besitzest. Vermeide die Verblendung, die durch Vergegenwärtigen, eines reinen Motivs entsteht und die besitzest du. Dein Gehirn und deine Seele stehen in enger Verbindung. Ein Astralkörper hohen Grades bewirkt oft eine Verdrehung der Tatsachen, soweit es sich um die Vision des Charakters handelt. Was die Arbeit des Meisters und deinen eigenen Dienstbereich anbelangt, so siehst du klar und richtig. Über dich selbst ist die Vision nicht so klar, doch die Methode einer genauen Selbstanalyse würde dich krank machen. Erkenne dich deshalb in völligem Selbstvergessen und diene. Hülle dich deiner Persönlichkeit gegenüber in Schweigen. Erwäge diese verhüllten Worte oder diese geheimnisvolle Ausdrucksweise, denn sie enthält für dich die Wahrheit.

Juni 1933

Ich möchte dir sagen, mein Bruder, dass die Unterweisungen, die ich dir das letzte Mal gegeben habe, noch immer die für dich notwendige Lehre enthalten, die, wenn sie befolgt wird, zur Verwirklichung führen wird. Ich habe heute nur wenig hinzuzufügen. Willst du das, was ich darin gesagt habe, noch einmal und mit erleuchtetem Herzen durchlesen? Dein Fortschritt auf dem Weg und deine Fähigkeit, das Himmelreich zu erstürmen, sind sehr echt und die Schlüssel zum Eintritt liegen greifbar nahe für dich. Aber diese Fähigkeit bringt selbst ihr eigenes Problem und ihre eigene Loslösung mit sich. Nur eine lebenswichtige Tatsache steht einem Leben von äusserster Nützlichkeit entgegen, und das ist die Eigenschaft des sechsten Strahls deiner Persönlichkeit. Wie du [323] weisst, ist es der Strahl der Hingabe, eines fanatischen Idealismus, der übertriebenen Betonung und dieser Strahl ist, wenn er die Persönlichkeit beeinflusst imstande, viele Störungen zu verursachen. Das geringere Licht dieses kleineren Strahls (der an sich göttlich ist) kann die kräftige Ausstrahlung deiner Seele ausschliessen. Studiere alles, was du über das Wesen des sechsten Strahls finden kannst. Dein Evolutionspunkt verlangt eine dominierende Persönlichkeit, die du verstehen musst, wenn deine unumschränkte Brauchbarkeit in meiner Arbeit erreicht werden soll. Befolge die Weisungen, mein Bruder; du kannst gebraucht werden, und wenn das kleinere Licht abgeblendet worden ist, wird die Eigenschaft deiner Seele auf dem ersten Strahl immer mehr der Arbeit des erleuchteten Bauens mit Hilfe von anderen Seelen zugewendet werden. Vieles muss erreicht werden, wenn die Arbeit der Hierarchie wunschgemäss vorwärtsgehen soll. ...

Sprich die folgenden Worte täglich, so oft wie du den inneren Drang dazu verspürst und wann du willst:

«Die Kraft, mit der ich in Berührung stehe und die ich bin, diese Kraft gebe ich. Das Licht im innersten Mittelpunkt, das ich so oft erreiche, lasse ich durch den erleuchteten Weg zu denen hindurchfliessen, die dieses Licht benötigen. Ich versuche als Licht und Liebe und Macht die Wege der Menschen zu gehen. Meine Stärke und Macht kommen von dem geheimen Ort und ich weiss viel. Ich lebe für andere und muss lernen, mich in ihnen zu verlieren».

Juni 1934

MEIN BRUDER!

Für dich kommen jetzt einige Monate der inneren Festigung. Du hast deine Schwingung erhöht, seit ich dich zuletzt unterwies und hast viel von dem, was der innere Pfad der Wirklichkeit zu bedeuten hat, erlernt und klar erkannt. Solchen Zyklen der Realisierung müssen unfehlbar Perioden ruhigen leidenschaftslosen Wachstums und der Assimilierung folgen. Während dieser Monate mögen die hohen Augenblicke vielleicht aufhören und die Arbeit wird ohne empfundene Spannungen und infolgedessen ohne Augenblicke von aufsehenerregender Bedeutung weitergehen. Dies ist glücklicherweise [324] der Fall. Eine beständige Folge von geistigen Erleuchtungen und ein unvermindertes Anfeuern zu hohen Kontakten würde schliesslich das Instrument abstumpfen, so dass wahre Erkenntnisse verschwinden würden. Denke hierüber nach, mein Bruder, und sei dankbar für die Tage künftiger Pflichten, ruhigen Lebens, unverwandter Orientierung zum Licht, stiller Verbindung mit deiner Seele, des Studiums und des Denkens. Sie sind von ebenso wirklichem Wert und ebenso wahrer Nützlichkeit wie selbst jene Stunden, in denen die Technik der Gegenwart in dein Bewusstsein trat. Sie bahnen den Weg zu der Zeit, wenn die Gegenwart anstelle der Technik tritt.

Die feurige Kraft deines Lebens ist jetzt einzig und allein auf dein Ziel hingerichtet. Nichts kann dich veranlassen, beiseite zu treten. Die dynamische Eigenschaft deines Strebens, im Dienst brauchbar zu sein, deutet auf Energien hin, die auf den Wunsch oder den Willen zum Dienen gerichtet worden sind. Kann ich es dir klarmachen, mein Bruder, dass diese Energien jetzt auf andere Art gebraucht werden müssen, und dass dynamischer Wille anstelle von dynamischem Sehnen treten muss? Du verwechselst diese beiden häufig. Der Wille der Seele muss für Gruppenzwecke zur Anwendung gebracht werden und nicht der Wille und das Streben einer geweihten Persönlichkeit von hohem Grad. Erwäge dies, denn wenn du dies anerkennst, und wenn es dir zur Wirklichkeit wird, dann wird sich eine Tür für dich öffnen, die bislang verschlossen geblieben ist.

Januar 1935

MEIN BRUDER AUS ALTEN ZEITEN!

Ich möchte dir diesmal sagen, dass es eins der weisesten und erzieherisch wertvollsten Dinge ist, die du je getan hast, dass du diese Gruppe gebildet hast, die du unterweisest und belehrst. Sei dessen eingedenk, dass deine Funktion als Lehrer keineswegs der Funktion jener gleicht, die sich auf dem zweiten Strahl der Liebe und Weisheit befinden. Nicht der lehrende Aspekt, sondern der erweckende Aspekt ist dir in erster Linie zu eigen. Die Gruppe kommt angeblich zusammen, um belehrt zu werden. Und du gibst den Mitgliedern was sie brauchen, aber deine hauptsächliche Funktion besteht darin, die Gruppe mit dynamischer Energie zu laden. Durch die Macht deiner Seele musst du ihre Seele zu selbstloser Tätigkeit erwecken. Du kannst sie dynamisch berühren und dann wird ihre Orientierung nie wieder rein persönlich sein. Du kannst die Aufgabe übernehmen, Menschen neu zu orientieren. Einige Menschen arbeiten mit Gruppen und weil ihre Aura alles umfasst sowie durch die Macht ihrer Seele, feuern sie eine grosse Anzahl [325] von Menschen zu einer höher strebenden Haltung an und reissen sie in einen tieferen geistigen Strom hinein. Andere haben die Pflicht, die fortgeschrittenen Männer und Frauen der Welt, die einzelnen zu finden, die an der Pforte der Jüngerschaft stehen, aber blind sind und nicht wissen wo sie sind und warum sie dort sind. Durch die dynamische Macht ihrer Seele erwecken sie die eingekerkerte Seele in diesen wartenden Persönlichkeiten zu lebendiger Tätigkeit. Solcherart ist deine Aufgabe: Zu lehren und zu beleben.

Und was soll der Grundton der kommenden Monate für dich sein, mein Bruder? Welches Wort soll ich dir geben, damit es deine Persönlichkeit bis zum kommenden Wesakfest im Mai beherrschen möge? Ich fühle mich dazu getrieben, dir nur zwei Worte von praktischer Bedeutung zu geben. Diese sind freundliche Herzensgüte. Diese Eigenschaften der Freundlichkeit und der Herzensgüte kennzeichnen den oberflächlichen (okkult verstanden) äusseren Ausdruck der Seele und sie sind für einen Menschen auf dem ersten Strahl stets schwierig; das Bedürfnis für sie wird oft nicht erkannt und sie werden auch nicht für notwendig gehalten. Der Mensch auf dem ersten Strahl weiss häufig nicht, dass sie ihm fehlen. Die innere, dynamische und realisierte Güte eines Jüngers auf dem ersten Strahl, kann durch eine hastige und äussere Lebhaftigkeit in Sprache und Haltung, beeinträchtigt werden. Der Mensch auf dem ersten Strahl ist so überzeugt von seiner wesentlichen Freundlichkeit und Liebe (und diese Überzeugung stimmt), dass er in seinem Urteil von sich selbst auf andere Menschen schliesst. Die innere charakterliche Geradheit und innere Liebe sind ihm von grösserer Bedeutung als der äussere Ausdruck. Aber weniger hochstehende Menschen und solche auf anderen Strahlen sind imstande, dies misszuverstehen. Die Macht deiner Arbeit ist so tatsächlich vorhanden und die Gelegenheiten die sich vor dir auftun so gross, dass du, wenn du dieser Macht eine freundliche Haltung voller Herzensgüte hinzufügen würdest, besser eingesetzt werden könntest. Denke hierüber nach, mein Bruder von altersher.

Ich ändere deine Meditation nicht und möchte dich bitten, sie bis zum nächsten Mai zu befolgen. Dies ist für dich eine Zeit der Vorbereitung, in der die Eigenschaften deiner Seele und diejenigen deiner Persönlichkeit miteinander verschmolzen werden müssen. Im Jahr 1936 und besonders 1937 wird die Tür der Gelegenheit weiter offenstehen, falls sich die Pläne wunschgemäss entwickeln und du auf dem Weg vorwärtsschreitest. Diese Worte musst du selbst ausdeuten. Auf symbolische Weise sage ich dir:

«Die Tür vor dir hat zwei Flügel. Einer davon steht jetzt weit offen. Der andere ist angelehnt. Nur Liebe kann denjenigen [326] öffnen. Der andere ist durch Willenskraft geöffnet worden, dieser öffnet sich durch die Anziehungskraft der Liebe. Hinter der Tür steht eine Gegenwart die eine Tür verbirgt, die zu einem neueren Dienstbereich führt».

Zwei Dinge kann ich dir nicht nachdrücklich genug einschärfen, mein Bruder. Erstens: Dass du in Zukunft mit drei Menschen aufs engste in der Arbeit verbunden sein wirst. ... Dies weisst du bereits. Zweitens: Achte sorgsamer auf deine Gesundheit und lade nicht mehr auf deine Schultern als deine Kraft dir zu tragen erlaubt. Ruhe mehr. Die heissen Flammen innerer Liebe und des Strebens glühen häufig zu leidenschaftlich für den physischen Körper. Schreite fort zu grösserer Arbeit und lebe das Leben liebevollen Dienstes voller Freude.

Juli 1935

MEIN BRUDER!

Der Ton meiner Unterweisung kann diesmal am besten durch den starken ausdrücklichen Befehl zusammengefasst werden, jederzeit aufrichtig zu sein. In meiner letzten Unterweisung bestand mein Wort für dich aus der Bitte, deinem äusseren Ausdruck auf der physischen Ebene jene freundliche Herzensgüte beizufügen, die Jünger auf dem ersten Strahl stets entwickeln müssen. Dies hast du mit ausgezeichnetem Erfolg zu tun versucht. Die praktische Ausübung dieser Eigenschaften wird das Gebiet deiner Brauchbarkeit erweitern, denn schliesslich wird in deiner äusseren Einwirkung auf die Menschen nichts mehr vorhanden sein, was sie von dir abstossen könnte. Statt dessen wirst du sie auf magnetische Art zum Zentrum ziehen, in dem die Meister zu finden sind.

Nun lenke ich deine Aufmerksamkeit auf die Notwendigkeit für jene kristallklare Wahrheitsliebe und jene peinliche Genauigkeit, die dich immer mehr aus dem Gefängnis des niederen Ich's befreien werden. Menschen, die auf den ausgesprochen abstrakten Stufen des Daseins arbeiten, wie du es tun könntest, wird es oftmals schwer, die exakte Wahrheit zum Ausdruck zu bringen. Es fehlt ihnen, wenn ich es so ausdrücken darf, die Fähigkeit, die konkrete Hülle, welche die Idee genau ausdrücken kann, in die Formwelt zu übertragen und sie zu bauen. Dieser Mangel ist auch bei dir ganz ausgeprägt vorhanden; du hast oft gesagt, wie schwer du es findest, die Ideen, mit denen du in Berührung kommst und das Wissensgebiet, in dem du dich in hohen Augenblicken befindest, in Worte zu kleiden, nicht wahr? Diese Unfähigkeit, geistige Ideen mit den rechten Worten auszudrücken, hat notwendigerweise ihr Gegenstück in den Begrenzungen deiner Persönlichkeit. Die Ekstase göttlichen Wissens, die du zuweilen kennst und die des rechten Ausdrucks in Worten ermangelt, findet ihr [327] unvermeidliches Gegenstück in den übertriebenen Einzelheiten des täglichen Lebens die du berichtest. Die Neigung, die Ekstase (mit der du auf abstrakten Stufen vertraut bist) im konkreten Leben auf der physischen Ebene fortzusetzen, ist stets vorhanden. Wenn sie reduziert wird, regt sie andere und niedrigere Aspekte der Natur zu stark an und entfernt sich daher immer weiter von der Wahrheit.

Nimm während des kommenden Jahres, mein langjähriger Bruder, die Aufgabe auf dich, jede Erklärung die du abgibst und jede Haltung die du annimmst, sorgfältig zu beobachten, um jeglicher Neigung einer gefühlsbetonten Verdrehung entgegenzutreten. Lass dich jedoch durch keinerlei Entdeckungen, die du hinsichtlich deiner niederen Natur machen magst, übermannen oder entmutigen. Solltest du einen Mangel an Genauigkeit entdecken, hinsichtlich der Dinge, die den niederen Menschen betreffen, erinnere dich daran, dass diese Ungenauigkeit durch zwei Dinge veranlasst wird: Erstens, durch deine Fähigkeit auf abstrakten Ebenen zu arbeiten, was eine ekstatische Verwirklichung mit sich bringt. Dies wirkt auf den niederen Menschen ein und verleitet ihn dazu, zu starke Betonung auf alle Einzelheiten zu legen und das Gewöhnliche und Alltägliche so zu übertreiben, dass es zum Ungewöhnlichen und Seltsamen wird. Zweitens, wird die Ungenauigkeit durch deine dir angeborene Demut veranlasst, die eine Neigung in dir hervorruft, dich beständig zu vergewissern, dass du auf dem Weg bist und dass alles was du tust, mit der Zielsetzung der Seele im Einklang steht. Dann umfängt dich die Welt der Verblendung, welche die entstellte Widerspiegelung der Welt der Inspiration (der intuitiven buddhischen Ebene) ist und die Wahrheit, mit ihren klaren Konturen und ihrer Genauigkeit in bezug auf Einzelheiten, verschwindet in den Nebeln der Illusion. Dann erscheinen alle Gegenstände und Angelegenheiten zu gross, zu wichtig und zu interessant. Bei der Mehrheit verhält es sich umgekehrt und alles schwindet dahin und wird zu klein in der Rückschau. Daher das Wort «übertrieben» im Zusammenhang mit der Wachsamkeit, von der ich möchte, dass du sie in bezug auf alle Worte und Beschreibungen ausübst.

Diese selbstauferlegte Beachtung einer wahrhaftigen Genauigkeit muss während des nächsten Jahres deine strengste Disziplin sein; wenn Erfolg erzielt wird, wirst du dich in einer klareren Welt befinden und entdecken, dass du deine Fähigkeit zu dienen, gewaltig erhöht haben wirst. Diese Unfähigkeit, ein wahres Bild der Dinge wie sie tatsächlich sind, hervorzurufen und Tatsachen so darzustellen wie sie wirklich existieren, hat deiner Fähigkeit im Weg gestanden demjenigen, was auf der physischen Ebene gewünscht wird, stoffliche Form zu verleihen, und hat dir viel Besorgnis und Seelenkummer verursacht. Dein Verlangen zu helfen ist dringend gewesen und deine Fähigkeit dem Erforderlichen [328] Form zu verleihen, ist dir unzulänglich und oft wirkungslos erschienen. Du hast dieses Unvermögen der Tatsache zugeschrieben, dass du wahrscheinlich Geduld erlernen müsstest. Aber dies ist nicht die Lehre die du nötig hast, mein Bruder. Dein schwacher Punkt ist deine Unfähigkeit gewesen, die Vision genau zu übertragen. Um dies zu tun, musst du lernen, täglich Genauigkeit im Denken und Sprechen zu üben.

Überprüfe deine Fortschritte während des Monats in dieser Hinsicht in jeder Vollmondperiode bevor du, wie du unterwiesen worden bist, mit der Welt der geistigen Wirklichkeit Kontakt aufnimmst; dabei denke daran, dass der anfängliche Erfolg in der Form der Erkenntnis einer bisher unerkannten verbalen Ungenauigkeit zutage treten wird. Du hast (relativ gesprochen) so wenig zu tun um, eine läuternde Flamme zu werden, dass ich dich dringend ersuche zu tun, was erforderlich ist.

Lass deine Meditation immer mehr die Form einer Kontemplation annehmen. Um jedoch die Zeit, die du in Kontemplation verbringst gefahrlos zu verlängern, musst du die Haltung einer sanften unwandelbaren Intensität erlangen und jene mächtige dynamische Intensität, die stets einen Druck auf die Gehirnzellen ausübt, nicht weiter entwickeln. Deine Arbeit muss in zwei Richtungen liegen:

1. Arbeit auf kontemplativen Stufen, indem du als Seele auf ihren eigenen abstrakten Stufen funktionierst.

2. Hindurchbringen der Ideen und Methoden der Arbeit, die auf der physischen Ebene stoffliche Form annehmen müssen, von diesen Stufen der Seele. Daher die Notwendigkeit für dauernd richtige Sprachtechniken und die Kultivierung einer richtigen Wahrnehmung und unbedingten Genauigkeit. Wo die Gewohnheit der Genauigkeit vorhanden ist, wird das Einkleiden von Ideen in passende und wahre Formen auf natürlichere Weise vor sich gehen.

Januar 1936

MEIN BRUDER SEIT LANGEM!

Diesmal habe ich dir nicht viel zu sagen. Nach dem Wesakfest mögen die erforderlichen Änderungen in der Arbeit gemacht werden, wenn du und andere in meiner Jüngergruppe zunehmende geistige Aufmerksamkeit rechtfertigen. Ich möchte dich jedoch wissen lassen, dass deine wirklichen inneren Fortschritte beachtet worden sind. Du bist in ein klareres Licht hineingetreten und infolge dieses Fortschritts kannst du in Zukunft grössere Verantwortung tragen, vorausgesetzt, dass du den gewonnenen Boden [329] halten kannst und nichts von dem, was dir offenbart worden ist, verloren geht. Du hast dir, ebenso, wie alle Jünger heutzutage, keine leichte Aufgabe gestellt. Es bedeutet, dass jeder von euch die Dinge, die er selbst in Gang gesetzt hat, mit Gelassenheit hinnehmen muss; dies macht es erforderlich, sowohl dem Leben als auch der Umgebung, den Charaktereigenschaften und den Verantwortlichkeiten offen und ehrlich die Stirn zu bieten. Es ist ein schwieriges Unternehmen mit dem niederen Ich einsichtig fertig zu werden, das Leben und das Ich wahrheitsgetreu zu erkennen und das kostbare Kleinod der Vision unangetastet zu bewahren. Du zeigst eine zunehmende Fähigkeit, dies zu tun; ich möchte, dass du weisst, dass mir deine Bemühungen und deine zunehmenden Erfolge bekannt sind.

Ich bitte dich ganz entschieden, weiter zu studieren und angespannte mentale Arbeit zu leisten. Es wird dich ausserordentlich bereichern. Wenn du meine Unterweisungen in bezug auf das Studium befolgen willst, so wie ich es in der Arbeit, die ich meiner Gruppe (dir unter den übrigen) zugewiesen habe, wird es hinreichen, dir die nötige mentale Anregung zu geben. Die Äusserung der intuitiven Wahrnehmung auf der physischen Ebene wird sehr gefördert durch das Bemühen zu lesen, zu verstehen und dieses Verständnis dann in Worten zum Ausdruck zu bringen. Dies ist für einen Menschen, der von Natur aus intuitiv ist, wie es bei dir der Fall ist, niemals eine leichte Aufgabe, jedoch sehr lohnend.

Stehe deinen Mitjüngern in diesem Jahr mit erneuter Kraft und einer inneren Vergegenwärtigung der Quellen der Kraft bei. Ich wende mich an das starke innere Verständnis deines wahren Ich's mit meiner Bitte. Dies ist ein Jahr der Krise, mein Bruder, und daher ein Jahr, das allen Jüngern in der Welt einen intensiven Druck auferlegt. Sie werden alle stärkenden Kräfte, die ihnen erreichbar sind, und das Gefühl eines zuversichtlichen Vertrauens nötig haben, das auf der Kenntnis beruht, dass Menschen vorhanden sind, die unerschütterlich fest stehen, eine starke Liebe besitzen und unermüdlich helfen. Leiste diese Art von Hilfe, denn du hast die Fähigkeit dies zu tun.

Im Stillschweigen und Vertrauen und in einer wachsenden inneren Realisierung muss deine Stärke und die Stärke jeden Mitglieds meiner Jüngergruppe liegen.

Juni 1936

MEIN BRUDER!

Du trittst, ebenso, wie alle in meiner Gruppe, in einen neuen Zyklus ein; hierfür bist du vorbereitet worden und dies hast du verdient. Die Welt selbst tritt am Ende dieses Jahres in einen [330] neuen Zyklus ein, aber sie tut es unbewusst. Jünger treten früher als der Rest der Menschheit in Zyklen ein oder besser, sie registrieren die Wirkungen früher als die übrige Menschheit, weil ihr Denkaspekt einigermassen erwacht ist und subjektive Erkenntnisse früher wahrgenommen werden können. Dies ist ein Punkt, der im Gedächtnis behalten werden sollte und der mit der Wissenschaft der Voraussicht in definitivem Zusammenhang steht.

Es war mein Wunsch, höhere und mehr ausgesprochen esoterische Meditationen zuzuweisen, aber die Zeit dafür ist noch nicht gekommen; dies wird von zwei Dingen abhängig sein:

1. Von der Stärke der Gruppenintegrierung, die diese Schar von Jüngern in meinem Ashram zu erlangen imstande ist.

2. Von der Fähigkeit des individuellen Jüngers, sich zu dezentralisieren.

Diese Dezentralisierung ist für dich eine grössere Aufgabe, ebenso, wie für einen andern meiner Jünger, der an demselben Problem wie du arbeitet, der jedoch von einem gänzlich anderen Gesichtspunkt aus daran herantritt. Es sollte für euch beide von Interesse sein, einander zu helfen und zu erkennen, worin die Unterschiede bestehen, und die gänzlich verschiedenartigen Wirkungen zu beobachten, die dieselbe allgemeine Anschauungsweise auf zwei verschiedenartige Strahlentypen und Persönlichkeiten hat. Ich will sehen, ob ich es dir klarmachen kann, denn diese Sache ist von Wichtigkeit.

Es wäre nicht möglich gewesen, mich früher über diese Angelegenheit zu verbreiten, da du weder die Wahrheit meiner Worte verstanden hättest noch Nutzen aus ihnen hättest ziehen können. Selbst heute kann ich diese Probleme nur eben berühren. Es ist besonders dein Problem und dasjenige von R. S. U. Du hast jedoch so grosse Fortschritte darin gemacht, Hindernisse zu überwinden, dass meine Hilfe gerechtfertigt ist. Mein Bruder, vergiss nicht, dass jeder Jünger irgendeine hervorstechende charakteristische Eigenschaft hat, die eine Umwandlung erfordert. Einige wissen, worin sie besteht und arbeiten daran; die andern zerfallen in zwei Hauptgruppen. Entweder arbeiten sie ungestüm daran, eine allgemeine Veränderung in sich herbeizuführen, und es gelingt ihnen auf diese Weise, ihre Fehler an die Oberfläche zu bringen; sie tun es mit solcher Gewalt, dass sie vorübergehend ihren Dienst hindern, oder sie sind durch die Entdeckung ihrer Schwachheiten niedergeschmettert und bedrückt. Sie ärgern sich darüber, dass sie dadurch gehindert werden und die Energie, die den Prozess der Umwandlung fördern sollte, wird voller Widerwillen, Selbstbedauern oder verletztem Stolz ihrer niederen Natur zugewandt. Dies alles führt [331] zu Zeitverlust und ruft unvermeidlicherweise die Überbetonung der Persönlichkeit hervor. Das Problem, das du und R. S. U. behandeln müssen, und das ihr schliesslich lösen müsst, ist vor allem das Problem der Dezentralisierung. In euch beiden ist eine Überbetonung des «Ich's» im Mittelpunkt des Geschehens vorhanden. Ich sage dir nichts Neues, wenn ich dies ausspreche, denn du hast seit einiger Zeit an dieser Dezentralisierung gearbeitet und wirkliche Fortschritte gemacht. Dies sage ich, dein Freund und Bruder, dir gern. Die Betonung des kleinen Ich's beruht in deinem Fall auf drei Dingen:

1. Auf einem wahrgenommenen Gefühl der Göttlichkeit, der Schönheit des Lebens des Geistes, der Wahrheit und der Macht deines Strahlenlebens. Dies ist auf die Tatsache zurückzuführen, dass du in vergangenen Leben ein gutes Mass von Seelenkontrolle erlangt hast. Beachte meine Worte sorgfältig.

2. Auf einem Verlangen, die Persönlichkeit zu unterdrücken und das niedere Ich zu zwingen im täglichen Leben das zu sein, von dem du weisst, dass du es auf den höchsten Seelenstufen bist. Dies wird noch durch das Verlangen kompliziert, dass diejenigen die du liebst, gleichfalls deine Göttlichkeit, deinen Dienst und deine Macht erkennen sollten.

3. Da du in erster Linie astral-buddhisch bist, was sich durch eine intuitive Entwicklung zeigt, die sich als stark gefühlsbetonte Reaktion auswirkt, ist deine Persönlichkeit emotionell polarisiert, obgleich du als Seele auf dem Strahl der Macht funktionierst. Du hast daher eine sich daraus ergebende Schwäche in der mentalen Polarisation. Ich habe mich voriges Jahr bemüht dies auszugleichen als ich vorschlug, dass du mehr studieren und mentale Arbeit leisten solltest. Hast du dies getan, mein Bruder?

Wie ich oben gesagt habe, hat R. S. U. dasselbe Problem, zu sehr im Zentrum ihres eigenen Lebenskreises zu stehen, aber ihre ganze Haltung und Lebensvorstellung ist genau umgekehrt von der deinen. Du legst deiner Persönlichkeit in Sprache und Verlangen das auf, was du für die Wirkungen der Göttlichkeit hältst, da du dir einer gewissen Göttlichkeit bewusst bist. Du überschätzest die Fähigkeit der Persönlichkeit, darauf zu reagieren. Sie, die dasselbe Mass von Göttlichkeit wahrnimmt, ist sich des Versagens der Persönlichkeit dies auszudrücken so bewusst, dass sie sich in sich selbst zurückzieht und sich dort in dem Gefühl des Versagens «wälzt» (wenn ich einen so ausgesprochen hässlichen Ausdruck gebrauchen darf). Diese Fähigkeit, ein solches Versagen zu erkennen und gleichzeitig die Schönheit der Göttlichkeit zu empfinden, ist auf ihre mentale Polarisation zurückzuführen, die es ihr ermöglicht, das [332] Licht des Denkaspekts in zwei Richtungen zu werfen. Sie ist hauptsächlich ein Ausdruck des höheren oder abstrakten Denkaspekts, der über die Seele vom niederen Denkaspekt Besitz ergreift. Deine Polarisation ist buddhisch oder intuitiver Verstand, der die astral-emotionelle Natur über die Seele anregt. In diesen beiden Erklärungen ist das Problem von dir und R. S. U. klar definiert worden. Das Bauen der Antahkarana mit mehr Überzeugung und definitiver ist die Lösung für euch beide; dazu muss noch ein ausgebildetes und kultiviertes Selbstvergessen hinzugefügt werden. In gewisser Hinsicht ist das Problem von R. S. U. schwieriger als das deine, weil sie sich (durch ihr Minderwertigkeitsgefühl, das durch die zweite der beiden Fähigkeiten des Denkaspekts, der sein klares Licht auf die Persönlichkeit wirft, hervorgerufen wird) auf die Illusion menschlichen Versagens eine gigantische Gedankenform und auch auf ihr rassisches Minderwertigkeitsgefühl einstellt. Ihr Kummer sitzt tief in ihrer Liebesnatur. Der deine ist nicht so tiefgehend, weil er nicht so dominierend von der Mentalebene aus genährt wird.