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3. Einige psychologische Probleme - Teil 4

Die emotionell veranlagten Menschen, die irgend einer Kirche, Sekte oder sonstigen Glaubensrichtung angehören, sind geneigt, einen Ausweg aus den Nöten und Schwierigkeiten des Lebens in der Weise zu finden, dass sie sich stets von einem Gefühl der Führung und Gegenwart Gottes tragen lassen und sich blind in das ergeben, was man ganz allgemein den «Willen Gottes» nennt. Die Gewohnheit, sich auf die Gegenwart Gottes einzustellen, ist ein höchst wünschenswerter Akt und ein notwendiger Schritt, doch sollte man verstehen, was es bedeutet. Das Empfinden einer Dualität oder Gegensätzlichkeit sollte in ein Gefühl der Identifizierung, des Eins- und Gleichwerdens umgewandelt werden. Der Wille Gottes kann die Form annehmen, dass Lebensumstände und Lebensbedingungen dem Menschen aufgezwungen werden, aus denen es kein Entkommen gibt. Der Mensch, der Gegenstand dieser Auferlegung, nimmt das stillschweigend auf sich und unternimmt nicht das geringste, um seine Lage wirklich zu verbessern und vielleicht Situationen zu vermeiden. Diese Menschen legen sich ihr Schicksal und ihre Lage in der Weise aus, dass sie beschliessen, innerhalb der ihnen auferlegten, nicht überschreitbaren Grenzen ihr Leben in Gelassenheit und Unterwürfigkeit zu verbringen. Sie entwickeln unvermeidlich eine Gesinnung demütiger Unterwerfung und Ergebung und können alles ertragen, weil sie ihre Situation als Gottes Wille ansehen. In einem schon mehr verfeinerten Zustand des Sichfügens (in Gottes Willen) bekundet ein sensitiv veranlagter Mensch seine Unterwerfung in hörbar gesprochenen Worten. Aber er erkennt nicht, dass es seine eigene Stimme und nicht Gottes Stimme ist, wie er glaubt. Für ihn [483] wäre der Weg, zu einem besseren Verständnis zu kommen, der, dass er das grosse Gesetz von Ursache und Wirkung (das sich von einem Leben zum anderen fortsetzt) anerkennt und das Problem als eine zu meisternde Lektion ansieht; das würde ihn von seiner negativen Einstellung und seiner blinden, gedankenlosen Hinnahme freimachen. Das Leben verlangt nicht, dass man sich dreinfügt und ergeben alles hinnimmt. Es verlangt emsiges Tätigsein, die Absonderung der guten und hohen Werte von den unerwünschten, die Pflege jenes Kampfgeistes, der planvoll ordnet und ausgestaltet, der Einsicht und Verstehen entwickelt und schliesslich ein Feld nutzbringender geistiger Tätigkeit aufzeigt.

Menschen, die sich in jenen Denk- oder Glaubensgemeinschaften betätigen, die viele Namen haben, wie z.B. Schulen der Geisteswissenschaft (Mental Science Schools), Neugeist Gruppen (New Thoughts groups), Christliche Wissenschaft (Christian- Science) und ähnliche Körperschaften, haben die gleiche Neigung, sich in einen Zustand der Passivität treiben zu lassen, der auf Autosuggestion beruht. Die ständige Wiederholung der laut ausgesprochenen, aber nicht erkannten tatsächlichen Göttlichkeit wird schliesslich ein Echo in der Persönlichkeit (der Formseite des Lebens) wachrufen, das, selbst wenn es nicht Führung genannt wird, trotzdem die Anerkenntnis einer Art von Führung darstellt, die dem freien Willen keinen Spielraum lässt. Das ist in grossem Umfang ein Kehrbild der oben beschriebenen Einstellung. In dem ersten Fall handelt es sich um die blinde Hinnahme eines nicht begehrenswerten Schicksals, weil es so Gottes Wille ist; daher muss dieser Wille gut und richtig sein. Die zweite Gruppe macht nun den Versuch, den inneren Menschen zur Annahme einer ganz gegensätzlichen Einstellung anzueifern. Man belehrt ihn, dass es überhaupt keine falschen Zustände oder Bedingungen gäbe, ausser denen, die jeder sich selbst schaffe. Man hämmert ihm ein, dass es keinen Schmerz und keine unerwünschten Dinge gäbe. Man nötigt ihn anzuerkennen, dass er göttlicher Natur und Erbe einer grossen Vergangenheit sei, und dass alle falschen Zustände, alle begrenzten Umstände, alles Ungemach und alle unglücklichen Vorfälle die Folgen seiner eigenen schöpferischen Einbildungskraft seien. Es wird ihm versichert, dass all das nicht existiere.

In beiden geistigen Schulen wird Wahrheit gelehrt und betont: in der einen die Wahrheit über das Schicksal, das sich nach dem Gesetz von Ursache und Wirkung erfüllt, und in der anderen die [484] Wahrheit über des Menschen eingeborene Göttlichkeit; aber in beiden Fällen ist der Mensch eine passive, negative Figur, das Opfer entweder eines grausamen Schicksals oder seiner Göttlichkeit. Ich spreche dies mit Absicht und Überlegung aus, weil mir viel daran liegt, dass meine Leser einsehen, dass das Schicksal niemals die Absicht hatte, den Menschen zu einem hilflosen Opfer von Umständen oder einem selbsthypnotisierten Werkzeug einer Göttlichkeit zu machen, die ihm zwar bestätigt ist, die er aber noch nicht entwickelt hat. Bestimmungsgemäss sollte der Mensch der intelligente Herr seines eigenen Schicksals sein, ein bewusster Exponent der ihm eingeborenen Göttlichkeit, des Gottes in seinem Inneren.

Weiter haben wir die Schulen der Esoteriker, Theosophen und Rosenkreuzer, die - besonders in den inneren Zirkeln - diese Illusion der Führung auf ihre eigene Art und Weise erläutern und auslegen; sie ist zwar von anderer Art als die beiden oben genannten Versionen, doch sind die Resultate qualitativ ziemlich die gleichen. Man drängt das Studienmitglied in eine psychische Verfassung hinein, in der es geführt und oftmals durch Stimmen, die nur in der Einbildung existieren, geleitet wird. Häufig behaupten die Organisationsleiter, in direkter Verbindung mit einem Meister oder gar der ganzen Hierarchie der Meister zu stehen, die ihnen Anweisungen geben. Diese Anordnungen werden den gewöhnlichen Mitgliedern der Organisation weitergegeben, und man erwartet von ihnen bedingungslosen Gehorsam. Auf Grund der Schulung, der man den Namen eines esoterischen Entwicklungssystems gibt, wird das Ziel einer ähnlichen Beziehung zu dem Meister oder der Hierarchie als Antrieb vor Augen gehalten, um die Mitglieder zur Arbeit und zur Meditation anzueifern; und eines Tages bringt man den Aspiranten zu dem Glauben, dass er seines Meisters Stimme hören würde, der ihn führt und ihm sagt, was er zu tun habe und an welchen verschiedenen Aufgaben er mitarbeiten könne. Viele psychische Schwierigkeiten, die in esoterischen Gruppen anzutreffen sind, können auf diese Einstellung und verlockenden Hoffnungen zurückgeführt werden, die man dem Neuling vortäuscht. Im Hinblick darauf kann ich die folgenden Tatsachen nicht nachdrücklich genug wiederholen:

1. Das Ziel aller Unterweisung in wirklich esoterischen Schulen [485] besteht darin, den Menschen bewusst mit seiner eigenen Seele, und nicht mit dem Meister in Verbindung zu bringen.

2. Der Meister und die Hierarchie der Meister arbeiten nur auf der Seelenebene, als Seelen mit Seelen.

3. Bewusste Empfänglichkeit für spirituelle Eindrücke und für den Plan der Hierarchie hängt von der sensitiven Reaktion ab, die entwickelt werden und dauernd bestehen kann zwischen des Menschen eigener Seele und seinem Gehirn, wobei das Denkvermögen als Brücke dient.

4. Folgende Punkte sollte man sich fest einprägen

a) Sobald sich ein Mensch seiner selbst als Seele bewusst ist, kann er auch mit anderen Seelen in Verbindung treten.

b) Sobald er bewusst ein Jünger ist, kommt er mit anderen Jüngern in Kontakt und kann mit ihnen verständnisvoll zusammenarbeiten.

c) Ist er ein Eingeweihter, dann werden andere Eingeweihte Tatsachen in seinem Leben und seinem Bewusstsein.

d) Ist er ein Meister, dann gehört ihm die Freiheit des Himmelreiches und er arbeitet bewusst als Seniormitglied der Hierarchie.

Aber alle diese Unterschiede beziehen sich auf den Grad der Arbeit, nicht auf den Rang von Personen; das ist sehr wichtig. Die Unterscheidungen kennzeichnen den Grad seelischer Entfaltung, haben aber nichts mit Persönlichkeiten und ihren graduellen Kontakten zu tun. Je nach dem Grad erkannter und verwirklichter Seelenentfaltung auf der physischen Ebene ist auch die Empfänglichkeit für die Welt der Seelen, deren Herz und Kopf die okkulte Hierarchie ist.

Die Führung, auf welche die Anhänger vieler esoterischer Schulen so oft reagieren, geht nicht von der Hierarchie aus, sondern von dem astralen Spiegelbild der Hierarchie. Sie reagieren daher auf ein illusorisches, von Menschen geschaffenes Zerrbild einer spirituellen Tatsache. Sie könnten, wenn sie es wollten, auch für die wirkliche Hierarchie empfänglich sein.

Abgesehen von den üblichen okkulten und esoterischen Schulen [486] der heutigen Welt gibt es sowohl Gruppen als auch Einzelmenschen, die verschiedene Formen von Meditationen und Yogaübungen anwenden. Das ist bei Aspiranten des Ostens wie des Westens der Fall. Einzelne gehen mit wirklichen Kenntnissen an diese Arbeit heran und bleiben daher vor Schaden bewahrt. Andere wieder sind völlig unwissend, nicht nur hinsichtlich der Ausführungsarten und Methoden, sondern auch in Bezug auf die Resultate, die sie sich von ihren Bemühungen erwarten. Resultate stellen sich unweigerlich ein. Das Hauptergebnis besteht darin, das Bewusstsein nach innen zu wenden, die Kraft der Innenschau zu entwickeln und das Streben des Übenden auf die inneren subjektiven Welten und auf die subtilen Seinsbereiche hinzulenken. Gewöhnlich landen sie in den astralen Gefilden und selten in der wahren geistigen Welt der Seelen. Die Denkkraft wird nur selten eingesetzt. So kommt es, dass die Gehirnzellen durch diese Art von Übungen reaktionslos und passiv werden; das Denkvermögen bleibt untätig und ist oft gar nicht wach. Der einzige Bewusstseinsbereich, der sichtbar bleibt, ist daher der astrale. Die Welt physischer und greifbarer Werte ist vollkommen ausgeschaltet, ebenso die mentale Welt. Ich bitte den Leser, diese Feststellung zu überdenken.

Auch die Oxford Gruppenbewegung (jetzt: Moralische Aufrüstung) hat gleichfalls die Notwendigkeit einer Führung nachdrücklich betont; sie scheint jedoch kein richtiges Verständnis für das Thema entwickelt oder nicht genügend Aufmerksamkeit darauf gerichtet zu haben, andere Möglichkeiten, wie Gottes Stimme vernommen werden kann, vollständig zu erforschen. Mystiker aller Kategorien, die eine natürliche Veranlagung für ein nach innen gerichtetes, negatives Leben haben, hören heute Stimmen, erhalten Führung und gehorchen Impulsen, von denen sie behaupten, dass sie von Gott kommen. Überall beschäftigen sich Gruppen mit der Aufgabe, Menschen dem geistigen Leben zuzuführen, oder Gottes grossen Plan zu ermitteln, oder mit diesem Plan in irgendeiner Weise zusammenzuarbeiten. Manche dieser Gruppen arbeiten mit klugem [487] Verständnis und sind auch manchmal mit ihren Vermutungen und Bemühungen auf dem rechten Wege. Die meisten befinden sich jedoch im Irrtum, da sie noch überwiegend astral eingestellt sind.

Das Ergebnis all dessen ist zweifach. Erstens entfaltet sich eine grosse Zuversicht unter den spirituellen Arbeitern in der Welt, da sie beobachten, wie schnell sich die Menschheit der Welt sinnvoller Absichten, wahrer geistiger Werte und esoterischer Phänomene zuwendet. Sie erkennen, dass das menschliche Bewusstsein heute trotz Irrtümern und Fehlern «nach innen strebt, zum Zentrum geistigen Lebens und Friedens.» Das zweite Ergebnis ist die Wahrnehmung und Erkenntnis, dass während dieser Umstellung und Neuanpassung an wertvollere Ziele Perioden voller wirklicher Gefahren auftreten. Sofern nicht baldigst ein Verständnis für den psychologischen Hintergrund und für die gegebenen Möglichkeiten aufkommt, und wenn nicht die Denkweise der Menschen dahingehend beeinflusst wird, dass einsichtsvolles Verstehen und gesunder Menschenverstand die Oberhand gewinnen, werden wir noch vor Ablauf dieses Jahrhunderts eine Zeit tiefgreifender psychologischer Unruhen durchmachen. So haben heute z.B. zwei Faktoren eine starke psychologische Wirkung auf die Menschheit:

1. Ungewissheit, Furcht und Besorgnis herrschen überall in der Welt und beeinflussen in höchst ungünstiger Weise die grosse Masse der Menschen, reizen und steigern ihre Gefühlswallungen und mindern ihre physische Vitalität.

2. Der starke Einfluss, den die höheren spirituellen Kräfte auf solche Menschen ausüben, die mehr Intelligenz besitzen und mystisch eingestellt sind, ruft ernste und weit verbreitete Störungen hervor, da die schützenden ätherischen Gewebs-Isolierungen durchbrochen und die Tore zur Astralebene weit geöffnet werden. Das sind einige der Gefahren, die spirituelle Anreize mit sich bringen.

Es hat daher für uns einen grossen Wert, die Quellen zu erforschen, aus denen die sogenannte «Führung» stammen mag. Um es klar und einprägsam zu machen, mochte ich diese Quellen ganz kurz und ohne weiteren Kommentar angeben. Der ernste und intelligente [488] Untersucher wird daraus entnehmen, dass das ganze Thema viel umfangreicher und wichtiger ist, als er vermutet hat; es könnte ihn zu einer genaueren Analyse der «Arten von Führung» veranlassen und ihm ein Verstehen dessen vermitteln, welche lenkenden Kräfte sich hier möglicherweise betätigen, denen der arme und unwissende Neuling zum Opfer fallen kann.

1. Führung oder Unterweisung kann von einem Mann oder einer Frau auf der physischen Ebene ausgehen, von dem oder der die geführte Person, gewöhnlich unbewusst, Hilfe erwartet. Hier handelt es sich grösstenteils um einen Gehirnkontakt auf elektrischer Grundlage, der dann zustande kommt, wenn Menschen bewusst in der äusseren Welt miteinander in Verbindung treten. Dieser Kontakt wird dadurch besonders gefördert, dass der Novize ganz genau weiss, was sein Ratgeber ihm im gegebenen Fall sagen würde.

2. Die nach innen gekehrte Geisteshaltung des Novizen oder Mystikers bringt sein ganzes unterbewusstes «Wunschleben» an die Oberfläche. Da er mystisch veranlagt ist und vermutlich in normalen Grenzen nach Tugend und einem Leben im Geiste strebt, nimmt dieses Wunschleben die Form gewisser Neigungen für religiöse Betätigung und Ausübung an, wie sie heranreifenden Menschen eigen sind. Er deutet dies jedoch als eine unverkennbare «Führung von aussen» und stellt es so dar, dass es für ihn zur Stimme Gottes wird.

3. Alte geistige Bestrebungen und Neigungen, die aus einem oder mehren früheren Leben stammen, können wieder aufleben. Sie sind tief im Menschen verborgen, können aber durch die von einer Gruppe ausgehenden Stimulierungen an die Oberfläche gebracht werden. Auf diese Weise gewinnt er geistige Einstellungen und Impulse wieder zurück, die sich in diesem Leben noch nicht gezeigt haben. Sie scheinen ihm jedoch völlig neu und grossartig zu sein und er hält sie für göttliche Eingebungen und [489] Anordnungen. Sie waren indessen stets, wenn auch latent, vorhanden als Folge des uralten Strebens nach Göttlichkeit, das jedem Menschen angeboren ist. Es ist die Geschichte des verlorenen Sohnes, der zu sich selbst spricht und sagt: «Ich will mich aufmachen und gehen» - ein Motiv, das Christus in seinem Gleichnis so schön und wunderbar klar zum Ausdruck bringt.

4. Das, was als «Führung» verspürt wird, kann auch bloss eine Empfänglichkeit für Stimmen, Ermahnungen und wohlgemeinte Ratschläge sein, die von guten Seelen ausgehen, die sich auf der Rückkehr ins körperhafte Dasein befinden. Die geistige Notlage der heutigen Menschen veranlasst viele fortgeschrittene Seelen, schnell ins Erdendasein zurückzukehren. Während sie im Grenzland auf ihre Wiedergeburt warten, kommen sie oft innerlich und unbewusst mit inkarnierten Menschen in Berührung, besonders in der Nacht, wenn das Bewusstsein den physischen Körper verlassen hat. Was sie sagen und anraten (oft etwas Gutes, meist aber Belangloses und manchmal ganz Dummes) kommt im Wachbewusstsein wieder zum Vorschein, und der Neuling deutet es als die Stimme Gottes, die ihn führt.

5. Die Führung kann auch astral-emotioneller Art sein und ist dann die Folge von Kontakten, die der Aspirant (dessen Streben fest, dessen mentale Grundlage aber schwach ist) auf der Astralebene gehabt hat. Hier gibt es so viele Möglichkeiten, dass es mir ganz unmöglich ist, darauf näher einzugehen. Alle diese Kontakte sind durch Trugbilder gefärbt, und viele wohlmeinende Gruppenführer und Organisationsleiter beziehen ihre Inspiration aus diesen Quellen, aus denen aber eine wahre und dauernde göttliche Führung nicht kommen kann. Was aus solchen Quellen stammt, mag völlig harmlos, angenehm, gütig und wohlgemeint sein, es mag die Gefühlsnatur anregen, zu hysterischen Zuständen oder zu höherem Streben führen, es mag ehrgeizige Pläne in dem Opfer schüren und es auf die Nebenwege der Illusion bringen. Aber all dies ist nicht die [490] Stimme Gottes oder irgend eines Mitglieds der Hierarchie. Es ist nichts spezifisch Göttliches darin zu finden, jedenfalls nicht mehr, als jedes gewöhnlichen Lehrers Stimme auf Erden an sich göttlich ist.

6. Wahrgenommene Führung kann auch daher rühren, dass sich der Betreffende auf telepathischem Wege in das Denken eines Menschen oder einer Gruppe einschaltet Das kommt häufig bei intelligenten und solchen Menschen vor, die sich geistig konzentrieren können. Es ist eine Art direkter, wenn auch unbewusster Telepathie. Die Führung kommt daher aus der Gedankenwelt anderer Denker oder aus dem konzentrierten Denkvermögen einer Schar von Geistesarbeitern, mit denen der Betreffende in einer Wesensverwandtschaft steht, mag er es wissen oder nicht. Eine Führung kann auf diese Weise bewusst oder unbewusst vermittelt werden, und sie kann gut, schlecht oder nichtssagend sein

7. Die Mental- und die Astralwelt sind beide mit Gedankenformen angefüllt, mit denen der Mensch in Berührung kommen kann, und die er als Übermittler von Anleitungen auslegt. Diese Gedankenformen können zu Zeiten von den Führern der Menschheit herangezogen werden, um der Menschheit zu helfen und den Weg zu weisen. Auch unerwünschte Wesen und Kräfte können sich ihrer bedienen. Solche Gedankenformen können daher sehr nützlich sein, aber wenn jemand sie als Inbegriff göttlicher Führung und als unfehlbare Anleitung ansieht (was blinde, unbedingte Annahme verlangt und wachruft), dann bedrohen sie die freie Betätigung der Seele und haben keinen wahren Wert.

8. Führungen, die von «sehr gut» bis zu «sehr schlecht» zu bewerten sind, können demnach von allerlei Sorten und Arten von Menschen, in und ausser Inkarnation, herrühren. Dazu kann auch die Hilfe gehören, die von echten Eingeweihten und Adepten angeboten wird sie bedienen sich dabei ihrer tätigen [491] Jünger und Aspiranten, die den normal-intelligenten Männern und Frauen - und auch den emotionell und selbstsüchtig eingestellten Personen - für ihre mentalen und astralen Tätigkeiten ihre Hilfe anbieten. Man muss sich hierbei vor Augen halten, dass ein wirklicher Eingeweihter oder Jünger niemals versuchen wird, irgend jemand zu beherrschen oder ihm einen strikten Befehl zu erteilen, irgend eine Aktion durchzuführen. Aber zahlreiche Menschen «schalten» sich auf Instruktionen «ein», die Jüngern von geschulten Denkern gegeben werden, oder sie empfangen auf telepathischem Wege machtvolle Gedankenformen, die von weltbekannten Denkern oder Mitgliedern der Hierarchie geschaffen wurden. Hieraus erklären sich die vielen missverstandenen Deutungen und die sogenannten empfangenen Führungen. Menschen eignen sich manchmal ein Geistesgut an, das für eine Gruppe bestimmt ist, oder benutzen einen Hinweis, den ein Meister einem Jünger gibt, für sich.

9. Führung kann auch von des Menschen eigener, kraftvoll integrierter Persönlichkeit ausgehen, und er wird häufig nicht erkennen, dass dies die Quelle ist. Ehrgeiz, persönliche Wünsche und stolze Pläne einer Persönlichkeit mögen einen Ausweg aus dem Mentalkörper suchen und das Gehirn beeindrucken; dennoch mag dieser Mensch in seinem Gehirnbewusstsein diese Impressionen so auffassen, als kämen sie von einer fremden Quelle, die ausserhalb seiner Person liegt. In Wirklichkeit aber reagiert der physische Mensch stets nur auf die Befehle und Impulse seiner eigenen Persönlichkeit. Das ist oft der Fall bei drei Menschentypen:

a) Bei jenen, deren Ego oder Persönlichkeit dem sechsten Strahl zugehört.

b) Bei denen, die durch Überreizung ihres Sonnengeflechts den Trugbildern der Astralebene Zugang gestattet haben.

c) Bei denen, die aus irgend einem Grunde für die schwindende Energie des Fischezeitalters empfänglich sind.

10. Führung kann, wie allgemein bekannt, von des Menschen eigener Seele kommen. Durch Meditation, Disziplin und Dienstleistungen kommt ein Kontakt zustande, und infolgedessen [492] besteht ein direkter Verbindungsweg von der Seele über das Denkvermögen zum Gehirn. Wenn diese Verbindung frei von Hindernissen ist und aus direkter Quelle kommt, ist dies wahre göttliche Führung, die aus der inneren Göttlichkeit stammt. Aber auch diese Führung kann entstellt und falsch aufgenommen werden, wenn die Denkfähigkeit noch nicht entwickelt, der Charakter noch nicht geläutert ist und der Mensch noch allzusehr im Bann seiner Persönlichkeit lebt. Das Denkvermögen muss von der mitgeteilten Wahrheit oder gewährten Führung in der rechten Weise Gebrauch machen. Wenn der Mensch ein wahres und rechtes Verständnis für die innere göttliche Stimme besitzt, dann - und nur dann - hat er eine untrügliche Führung, und die Stimme Gottes im Inneren kann dann klar und deutlich zu ihrem Werkzeug, dem Menschen auf der physischen Ebene, sprechen.

11. Wenn einmal diese letztere Art von Führung verwirklicht und gefestigt ist, wenn sie ständig gefördert und weiter vertieft wird und der Mensch das rechte Verständnis dafür gewonnen hat, dann werden andere Formen geistiger Führung möglich. Der Grund hierfür ist, dass Führungsformen einem gewissen Wertmassstab unterliegen, einem bestimmten Wertniveau angepasst werden müssen, das in der Seele selbst begründet ist. Das Bewusstsein der Seele ist ein Teil des Gesamtbewusstseins. Der Mensch in der physischen Welt erkennt dieses Seelenbewusstsein nur allmählich und stufenweise fortschreitend. Die Gehirnzellen müssen nach und nach geweckt und die Empfänglichkeit für eine fehlerfreie Deutung entwickelt werden. Wenn ein Mensch z.B. des Planes Gottes inne wurde, so mag er das etwa so werten, dass dieser Plan ihm durch einen Meister oder ein Mitglied der Hierarchie übermittelt worden sei. Er mag vielleicht denken, dass ihm dieses Wissen durch einen unmittelbaren Kontakt mit einer Gedankenform des Planes zuteil wurde. Wenn er dieses Wissen in der richtigen Weise erlangt und auslegt, dann ist es notgedrungen nur das Erkennen dessen, was seine Seele ohnedies weiss; denn seine Seele ist ja ein Aspekt der Allseele und ein integrierender Teil der planetarischen Hierarchie.

Es gibt noch andere Quellen von Führung, Inspiration [493] und Enthüllung, doch dürften die obigen Angaben für die psychologischen Zwecke unserer vorliegenden Abhandlung genügen.

Wir wollen uns nun mit dem Thema der Träume befassen, das in dem Denken gewisser prominenter Psychologen und in manchen Psychologieschulen einen wichtigen Platz einnimmt. Es liegt nicht in meiner Absicht, Kritik zu üben oder ihre Theorien irgendwie anzugreifen. Die Forscher sind bei einer sehr wichtigen und aufschlussreichen Tatsache angelangt - der Tatsache, dass die Menschen ein innerliches, subjektives Leben besitzen, das auf uralten Erinnerungen, auf gegenwärtigen Lehrmeinungen und auf Kontakten verschiedenster Art basiert. Wenn man das Traumleben der Menschheit richtig versteht, so treten drei Tatsachen zutage:

1. Die Tatsache der Reinkarnation (Wiederverkörperung).

2. Die Tatsache, dass während des Schlafes oder der Ausschaltung des Tagesbewusstseins irgendeine Tätigkeit zu verzeichnen ist.

3. Die Tatsache, dass es eine Seele gibt, die fortbesteht und fortdauert.

Diese drei Tatsachen schaffen einen klar erkennbaren Zugang zu den Problemen, die wir hier betrachten, und sie würden, wenn man sie zum Gegenstand einer Analyse machen würde, die Stellungnahme der Esoteriker bestätigen.

Der Ursprung des Wortes «Traum» ist an sich umstritten und es ist nichts bekannt, was wirklich überzeugend und beweiskräftig ist. Doch sind die bisher bekannten Folgerungen und Vermutungen an sich schon wirklich bedeutsam. Das grosse Webster Lexikon (ein Standardwerk) gibt zwei Erklärungen dieses Wortes an. Die eine führt das Wort auf eine Sanskritwurzel zurück, die «etwas Nachteiliges zufügen oder wehe tun» bedeutet. Die andere führt es auf eine alte angelsächsische Wurzel «Freude oder Wonne» zurück. Sollte da nicht eine Wahrscheinlichkeit bestehen, dass beide Ableitungen ein Körnchen Wahrheit enthalten und dass, wenn wir beide bis zu ihrem uralten Ursprung und Stamm zurückverfolgen, wir den wirklichen Sinn entdecken? In jedem Fall treten bei einer verständnisvollen Untersuchung der beiden Ableitungen zwei Gedanken hervor.

[494] Der erste ist der, dass Träume ursprünglich als unerwünscht betrachtet wurden, vermutlich, weil sie in den meisten Fällen das astrale Leben des Träumenden enthüllten oder andeuteten. In den Zeiten von Atlantis, als des Menschen Bewusstsein in der Hauptsache astraler Natur war, wurde sein äusseres, physisches Bewusstsein weitgehend durch Träume gesteuert. In jenen Tagen beruhte die Führung des täglichen Lebens, des religiösen Lebens und des Seelenlebens (so, wie es damals existierte) auf einer verlorengegangenen Wissenschaft der Träume. Diese verlorene Wissenschaft ist es, die der moderne Psychologe - so wenig ihm wahrscheinlich diese Feststellung behagt - rasch wieder zu finden und zu interpretieren versucht. Viele Menschen (wenn auch begreiflicherweise nicht alle), die der Betreuung und Beratung eines Psychotherapeuten bedürfen, besitzen ein atlantisches Bewusstsein und eben dieser Tatsache ist es zuzuschreiben, dass der moderne Psychoanalytiker unbewusst dazu neigt, so viel Gewicht auf Träume und Traumdeutungen zu legen.

Ich möchte noch einmal darauf hinweisen, dass die echte Psychologie erst dann erscheinen wird und richtige Methoden erst dann in Gebrauch kommen werden, wenn die Psychologen daran gehen, (als erste und notwendige Massnahme) die Strahlenformel, die astrologischen Folgerungen und die Art des Bewusstseins (ob arisch oder atlantisch) bei ihren Patienten festzustellen.

Im Lauf der Zeit wurden die Träume der intelligenten Menschen immer freudenvoller und idealistischer. Als diese Träume ins Oberbewusstsein kamen und in der Rückerinnerung festgehalten wurden, begannen sie im Gehirn des Menschen derart vorzuherrschen, dass der angelsächsische Nachdruck auf Wonne und Freude schliesslich eine ganz richtige Beschreibung vieler sogenannter Träume wurde. Es kommen dann Utopien, Phantasien, idealistische Zukunftsbilder von Schönheit und Freude zum Vorschein, die das Gedankenleben der höherentwickelten Menschen kennzeichnen; diese (bis jetzt unerfüllten) Utopien finden ihren Ausdruck in solchen Werken, wie Platos «Republika, Miltons «Wiedergewonnenes Paradies», und in den besten utopischen, idealistischen Schöpfungen unserer Dichter [495] und Schriftsteller des Westens. So schenken uns Okzident und Orient eine Theorie von Träumen - aus der niederen Astral- oder höheren Intuitionssphäre - die ein vollkommenes Bild vom Wunschleben der Menschheit geben. Diese Träume verteilen sich auf weite Bereiche, angefangen von moralisch tiefstehenden Ideen und bestialischem Schmutz, wie sie zeitweilig von Psychotherapeuten ihren Patienten entlockt werden (was auf ein Wunschleben und Astralbewusstsein von sehr niedriger Ordnung schliessen lässt) bis zu den idealistischen Evolutionsplänen und den sorgfältig ausgedachten paradiesischen Gefilden und kosmischen Ordnungen, von denen die höheren Aspiranten innerlich erfüllt sind. Alles das gehört in das Reich der Träume. Daran ändert sich nichts, ob solche Träume aus vereitelten Sexualwünschen stammen oder sich auf unerfüllte Ideale beziehen. Sie alle sind Zeichen eines Dranges, eines machtvollen Dranges, entweder um selbstsüchtige Wünsche zu befriedigen oder um die Lage und das Wohl einer Gruppe zu verbessern.

Diese Träume können entweder uralte astrale Illusionen und Trugbilder verkörpern, die wegen ihres sehr alten Ursprungs und als Ausdruck sehnsuchtsvollen Wünschens der ganzen Menschheit stark und machtvoll sind, oder sie können eine gefühlsmässige Reaktion der fortgeschrittenen Menschheit auf kommende Systeme und Daseinsformen sein, die im Grenzland der Erscheinungswelt schweben und dort warten, bis sie in der Zukunft «herabgeholt» und sichtbar zutage treten werden.

Daraus ergibt sich, wie umfangreich dieses Thema ist, denn es enthält nicht nur die früheren Astralgewohnheiten der Menschheit, die darauf aus sind, wieder zur Geltung zu kommen (sobald sich gewisse pathologische Zustände einstellen oder wenn sie durch aufreibende Enttäuschungen aufs neue genährt werden), sondern es umfasst auch die Fähigkeit des geistig eingestellten Aspiranten in der heutigen Welt, mit den entworfenen Plänen für die Menschheit in Berührung zu kommen und sie daher als erwünschte Möglichkeiten anzusehen.

Nach dieser Andeutung über den Umfang unseres Themas möchte ich wegen des begrenzten Raumes, der mir zur Verfügung steht, nur zwei Punkte behandeln:

1. Ich will kurz die Bedingungen besprechen, welche die Traumbildung und Träume fördern.

2. Ich will die Quellen aufzeigen, aus denen Träume stammen können, und wodurch sie entstehen.

Ich erwarte nicht, dass [496] der Durchschnitts-Psychologe meine Theorien akzeptiert, aber es könnte irgendwo Denker geben, die genügend vorurteilslos und aufgeschlossen sind, um einige meiner Vorschläge gelten zu lassen, was nur zu ihrem eigenen Vorteil und gewiss zum Nutzen ihrer Patienten sein würde.

Die Hauptursache eines quälenden Traumlebens ist in jedem Fall ein vereiteltes Bemühen oder ein Unvermögen der Seele, ihre Wünsche und Absichten ihrem Werkzeug, dem Menschen, beizubringen und verständlich zu machen. Diese Vereitelungen zerfallen in drei Kategorien:

1. Enttäuschungen auf dem Gebiet des Sexuallebens. Diese Art von Blockierung führt in vielen Fällen, insbesondere beim Durchschnittsmenschen, zu einer übertriebenen Betonung des Sexualphänomens, zu einem ungezügelten sexuellen Gedankenleben, zu Eifersucht auf sexueller Basis (die oft als solche nicht erkannt wird) und zu physischer Unterentwicklung.

2. Zunichtegemachter Ehrgeiz. Dies dämmt die Kraftquellen des Lebens zurück, verursacht ständige innere Zermürbung, führt zu Neid, Hass, Verbitterung, starker Antipathie gegen alle erfolgreichen Personen, und ist die Ursache vieler Abnormitäten.

3. Vergebliche Liebe. Diese Enttäuschung könnte von einem Durchschnittspsychologen vielleicht unter die Rubrik «vereiteltes Sexualleben» eingereiht werden; der Esoteriker sieht es jedoch anders an. Es kann völlige sexuelle Befriedigung oder selbst völliges Freisein von sexuellen Gelüsten bestehen, und doch kann die ausströmende magnetische Liebeskraft dieses Menschen vergeblich und wirkungslos sein, da die nötige Resonanz ausbleibt.

Wo diese drei Arten von Vereitelung vorkommen, dort findet man häufig ein lebhaftes, ungesundes Traumleben, mancherlei physische Mängel und Schwächen sowie ein ständig sich vertiefendes Gefühl, unglücklich zu sein.

All diese enttäuschten Hoffnungen sind, wie zu erwarten ist, einfach Auswirkungen vereitelter Wünsche; und gerade dieses besondere Arbeitsfeld (das noch mit dem atlantischen Bewusstsein zusammenhängt) ist notwendigerweise und in erster Linie der Wirkungsbereich [497] des modernen Psychologen und Seelenarztes. Der Psychoanalytiker ist bemüht, beim Patienten Verständnis für seine Schwierigkeiten zu wecken, und unter Ausnützung eines Weges, der den geringsten Widerstand bietet, dessen Lage dadurch zu erleichtern, dass er ihn anleitet, vergessene Episoden und seine Träume wachzurufen und ins Oberbewusstsein zu bringen. Hierbei werden manchmal zwei wichtige Tatsachen vergessen, die sehr oft die Ursache für das Ausbleiben therapeutischer Erleichterung sind. Erstens bringt der Patient, wenn er in die Tiefen seines Traumlebens herabsteigt, nicht nur jene Erlebnisse an die Oberfläche, die in seinem gegenwärtigen, von ihm noch nicht durchschauten «Wunschleben» höchst unerwünscht sind, sondern er stöbert auch Dinge auf, die aus seinen früheren Inkarnationen stammen. Er dringt in eine uralte astrale Vergangenheit ein. Aber das ist es nicht allein: er kann auch durch das offene Tor seines eigenen astralen Lebens das Astralleben der Menschheit anzapfen oder sich darauf einstimmen. Er ist dann imstande, Rassenübel hervorzuholen, mit denen er persönlich gar nichts zu tun haben mag. Das ist gewiss eine gefährliche Angelegenheit, denn diese Kräfte mögen sich stärker erweisen als des Menschen gegenwärtige Fähigkeit, sie zu meistern.

Zweitens wird der Patient in dem Bestreben, seine innere Störung loszuwerden, dem Arzt es recht zu machen (eine Tendenz, die manche Therapeuten unter dem Namen «Übertragungsmethode» unterstützen) und all das hervorzuholen, was nach seiner Ansicht der Arzt aus ihm herausholen möchte, häufig seine persönliche oder die kollektive Einbildungskraft heranziehen, oder er schaltet sich telepathisch in das Gedankenbild desjenigen ein, der es unternimmt, ihn zu behandeln und ihm zu helfen. Daher produziert er Darstellungen, die im Grunde falsch und irreführend sind. Diese beiden Punkte erfordern sorgfältige Beachtung. Man muss den Patienten vor sich selbst schützen, vor dem Gedankenleben der Umwelt und auch vor dem Arzt, der ihm zu helfen sucht. Wahrlich keine leichte Aufgabe, nicht wahr?

[498] An dieser Stelle möchte ich eine Feststellung einschieben, die nach meinem Empfinden notwendig und aufschlussreich ist. Es gibt drei Hauptwege, wie man einem Menschen, der psychischen Beistand sucht, helfen kann; das trifft für alle Menschentypen und Störungsfälle zu. Zunächst ist die Methode zu nennen, über die wir soeben gesprochen haben. Diese Methode ergründet des Patienten Vergangenheit, sie sucht die grundlegenden Zustände und Ursachen aufzudecken, die in den Erlebnissen des Jugend- und Kindesalters verborgen liegen. Man nimmt an, dass es diese ans Licht gebrachten Geschehnisse waren, die der Wunsch- oder Gedankenwelt eine falsche Richtung oder Wendung gaben. Sie schufen die Grundlage für die Prädisposition zu Komplexen und sind daher die Quelle all dieser Schwierigkeiten. Diese Methode kann, selbst wenn der Arzt das nicht erkennt, in vergangene Inkarnationen zurückgreifen und Tore öffnen, die man besser so lange verschlossen hält, bis man sie ohne Gefahr öffnen kann.

Die zweite Methode, die manchmal mit der ersten kombiniert wird, besteht darin, den Patienten zu veranlassen, seine Zeit mit aufbauender schöpferischer Arbeit auszufüllen und dadurch die unerwünschten Elemente des derzeitigen Lebens durch die dynamische Kraft neuer und höherstehender Interessen zu ersetzen, die ihn voll in Anspruch nehmen und seine störenden Ideen vertreiben. Ich möchte hier betonen, dass diese Methode gefahrloser und nützlicher ist, wenn man das subjektive Traumleben und die Tiefenstörungen unbehandelt lässt, - wenigstens eine Zeitlang. Diese Methode ist für den gewöhnlichen Durchschnittsmenschen, dessen Bewusstsein noch rein atlantisch ist und der eben erst beginnt, sich mental zu entwickeln, in der Regel ein zuverlässiger und sicherer Weg, vorausgesetzt, dass der Psychologe die verständnisvolle Mitarbeit des Betreffenden erwirken kann.

Die dritte Methode, die von der Hierarchie gutgeheissen und von ihren Mitgliedern bei ihrem Werk angewendet wird, besteht darin, die Kraft der Seele bewusst zu Hilfe zu rufen. Diese Kraft ergiesst sich dann ins Leben der Persönlichkeit, in die Körperhüllen und in das Bewusstsein, wodurch sämtliche Aspekte der niederen Natur [499] gereinigt und geläutert werden. Es ist ohne weiteres klar, dass diese Methode nur bei denen angebracht ist, die in ihrer Entwicklung den Punkt erreicht haben, wo das Denkvermögen beeindruckt und geschult werden kann und wo die Seele infolgedessen das Gehirn (über das Denkvermögen) inspirieren kann. Solche Menschen gibt es heute viele.

Wer diese drei Methoden durchstudiert hat, kann die drei Systeme verstehen lernen, die von den Psychotherapeuten ausgearbeitet und weiterentwickelt werden könnten, um die drei heutigen Bewusstseinstypen zu behandeln: den lemurischen Typ, derzeit der niedrigste auf unserem Planeten, den atlantischen, heute der übliche Typ, der überall zu finden ist, und der arische, der sich sehr schnell entwickelt und ausbreitet. Zurzeit benützen die Psychologen die niedrigste Art der Hilfeleistung gleichermassen für alle Gruppen und Bewusstseinsstadien. Das scheint mir nicht klug und verständig zu sein.

Nun erhebt sich die Frage: aus welcher Quelle stammen die Träume. Genau so, wie bei den Quellen der Führung will ich auch jetzt lediglich die verschiedenen Ursprünge aufzählen und es dem Studenten der Psychologie überlassen, von den hier gegebenen Hinweisen und Mitteilungen entsprechend Gebrauch zu machen, wenn er sich mit einem Traumproblem befassen muss. Es gibt da etwa zehn Quellen, die man folgendermassen aufzählen könnte:

1. Träume, die auf Gehirntätigkeit beruhen. In diesen Fällen hat der Betreffende einen zu leichten Schlaf. Er verlässt seinen Körper niemals richtig und daher ist der Faden des Bewusstseins nicht völlig zurückgezogen, wie es während des Tiefschlafes oder im Zustand ohne Bewusstheit der Fall ist. Er bleibt daher mit seinem Körper eng verbunden; und da der Bewusstseinsfaden nur teilweise zurückgezogen ist, gleicht sein Zustand mehr einem betäubten, gelähmten Selbst-Erkennen (oder Selbstwahrnehmen) als einem wirklichen Schlaf. Dieser Zustand kann die ganze Nacht (oder Schlafperiode) hindurch andauern, aber meistens besteht er nur während der ersten zwei Schlafstunden und etwa eine Stunde lang vor der Rückkehr zum vollen Wachbewusstsein. Die Probleme, Sorgen, Vergnügungen und Interessen des Wachlebens rumoren noch in den Gehirnzellen [500] herum, aber der Mensch erkennt und interpretiert diese vagen oder herumflatternden Eindrücke nur unklar und verworren. Daher braucht man derartigen Träumen keine wie immer geartete Bedeutung beizumessen. Sie sind ein Anzeichen für erregbare Nerven und geringe Schlafintensität, haben aber keine psychologische oder spirituelle Bedeutung. Diese Träume sind infolge des vorherrschenden atlantischen Bewusstseins und infolge der Spannung, unter der die heutigen Menschen leben, an der Tagesordnung. Es ist leicht, den wilden und dummen oder kunterbunten Phantasiegebilden eines ruhelosen Gehirns ungebührliche Beachtung zu schenken, aber die ganze Störung besteht einzig und allein darin, dass dieser Mensch nicht fest genug schläft.

Es ist nicht gut, Menschen absichtlich träumen zu lassen und sie dann zu schulen, sich ihrer Träume zu erinnern, wenn es sich um normale, gesunde Schläfer handelt, die leicht in einen tiefen, traumlosen Schlaf verfallen. Die Wiedererweckung des Traumlebens, wie sie von gewissen Schulen der Psychologie methodisch ausgeführt wird, sollte gewaltsam (wenn man diesen Ausdruck hier gebrauchen darf) erst in den späteren Stadien der evolutionären Entwicklung durch einen Willensentschluss erfolgen. Versucht man es früher, dann tritt häufig eine Art ununterbrochenen Doppelbewusstseins auf, das den Schwierigkeiten des täglichen Erdenlebens auch noch die Verwicklungen der Astralebene hinzufügt. Nur wenige Menschen sind erfahren genug, um mit beiden Gebieten fertig zu werden. Wenn man hartnäckig bestrebt ist, das Traumleben ständig wachzurufen, können die Gehirnzellen nicht ausruhen und es stellt sich leicht Schlaflosigkeit in mannigfachen Formen ein. Die Natur will es so, dass alle Lebensformen zu gewisser Zeit «schlafen» sollen.

Wir kommen nun zu zwei Arten von Träumen, die mit der Astral- oder Gefühlsnatur zusammenhängen und die sehr häufig vorkommen.

2. Träume, die auf Erinnerung beruhen. Das sind Träume, in denen Szenen und Stimmen wieder aufleben, die während der Stunden des Schlafes auf der Astralebene gesehen und gehört wurden. Das ist die Ebene, die der Mensch gewöhnlich aufsucht, wenn sich [501] sein Bewusstseinsfaden vom Körper trennt. In diesem Fall nimmt der Betreffende entweder an gewissen Geschehnissen aktiv teil, oder er ist daran als Zuschauer beteiligt, der tatsächliche Szenen, Vorführungen, Menschen und vieles andere sieht, nicht anders, als wenn jemand in einer Strasse einer grossen Stadt promeniert oder aus einem Fenster auf das Leben und Treiben der Umgebung blickt. Diese Szenerie mit ihren Geräuschen und Lauten hängt oft von den Wünschen und Vorlieben des Träumenden ab, von seinen Neigungen und Abneigungen, von seinen Begierden und von all dem, was ihn erkanntermassen anzieht. Er wird diejenigen suchen und auch oft finden, an denen sein Herz hängt. Er wird manchmal auch denen nachspüren und sie ausfindig machen, denen er einen Schaden zufügen möchte, und er wird sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, solche, die er hasst, zu verletzen. Er wird seine Wünsche zu erfüllen suchen, was auf der Astralebene mit Hilfe der Einbildungskraft stets möglich ist. Solche Wünsche können sich erstrecken vom Verlangen nach Sexualbefriedigung bis zu der Sehnsucht eines geistig eingestellten Aspiranten, den Meister, Christus oder Buddha zu sehen. Gedankenformen, die von der grossen Menge durch ähnliche Wunsch-Impulse geschaffen wurden, werden sein Verlangen befriedigen, und wenn er am Morgen in seinen Körper zurückkehrt, bringt er die Rückerinnerung der gehabten Befriedigung in Form eines Traumes mit sich. Diese Träume, die mit astraler Wunschbefriedigung zusammenhängen, tragen alle das Merkmal der Verblendung oder Illusion an sich. Der Mensch ruft sie selber herbei und bezieht sie nur auf sich selbst. Sie sind jedoch wirklich erlebt, auch wenn sie sich nur auf der Astralebene abspielen. Sie können dem interessierten Psychologen insofern etwas nützen, als er daraus die Charakterzüge seines Patienten entnehmen kann. Hier besteht jedoch eine Schwierigkeit. Die Gedankenformen, auf die dieser Mensch reagierte und die ihm eine Befriedigung vortäuschten, stellen die Quintessenz des Wunschlebens einer ganzen Menschheit dar und können daher von jedermann auf der Astralebene wahrgenommen werden. Viele Menschen sind imstande, diese Gedankenformen tatsächlich zu sehen und mit ihnen in Kontakt zu kommen, und sie können sich - nach der Rückkehr ins Wachbewusstsein - mit ihnen identifizieren und an ihnen regsten Anteil nehmen. In [502] Wirklichkeit haben sie jedoch weiter nichts getan, als diese Gedankenformen zu registrieren, in derselben Weise, wie wenn jemand beim Vorbeigehen den Eindruck eines Schaufensters aufnimmt. Wenn z.B. jemand im Traum etwas Grauenvolles oder Abscheuliches miterlebte, das ihn erschreckte und entsetzte, so kann das, ohne dass er persönlich darin verwickelt war, bewirken, dass er von dem Traum als einem persönlichen Erlebnis spricht, auch wenn es in Wirklichkeit nur eine festgehaltene Erinnerung an eine Situation ist, deren Zeuge er in den Stunden des Schlafes war, und die mit ihm selbst nicht das geringste zu tun hat. Er berichtet nun über dieses Erlebnis mit Bestürzung und Widerwillen; von Gefühlen übermannt, erzählt er das Traumbild dem Traum-Analytiker, von dem er häufig eine Auslegung erhält. Diese zeigt ihm teuflische Tiefen auf, für die seine, ihm selbst gar nicht bewussten Wünsche und Begierden scheinbar Zeugnis ablegen. Durch den Arzt werden nun diese verborgenen Wünsche «an die Oberfläche» gebracht. Dieser sagt dem Patienten, dass ihn diese unbewussten Sehnsüchte in Ruhe lassen werden, wenn er ihnen mit wachen Sinnen die Stirne bietet, und dass dann das Gespenst seiner mentalen und seelischen Neurose gebannt sei. Wenn der Psychoanalytiker nicht genug Wissen und Einsicht besitzt, wird so der ihm anvertraute Kranke mit der Bürde eines Erlebnisses belastet, in das er niemals selbst verwickelt, sondern von dem er im Traum lediglich Zeuge war. Ich gebe dies als Beispiel, weil das sehr häufig vorkommt und viel Schaden anrichten kann. Solange die Psychologen nicht zur Einsicht kommen, dass das Bewusstsein des Menschen während der Nacht von seinem physischen Körper tatsächlich getrennt ist, werden solche Irrtümer noch weiter zunehmen. Die Konsequenzen sind klar.

3. Träume, die Erinnerungen an wirkliche Tätigkeit sind. Diese Träume sind registrierte Darstellungen wirklicher Aktivitäten. Sie werden nicht, wie die anderen, von dem Träumenden einfach bezeugt, wahrgenommen und nacherzählt. Sobald ein Mensch so weit ist, dass er

a) seinen Astralkörper, seinen Vital- oder Ätherkörper und seinen physischen Körper wirklich integriert hat, dann funktionieren diese drei Aspekte harmonisch miteinander;

b) während der Nacht oder in Stunden des Schlafes eine geordnete Tätigkeit auszuüben vermag, kann er seinem physischen Gehirn die Eindrücke von diesen Aktivitäten übermitteln; und wenn er wieder ins Wachbewusstsein zurückkehrt, kann [503] er diese Eindrücke für eine physische Aktivität praktisch verwerten.

Diese Träume sind also in Wirklichkeit nicht mehr und nicht weniger als ein Bericht über die Tagesarbeit, die auf der Astralebene fortgesetzt wurde. Sie sind einfach im physischen Gehirn festgehaltene Eindrücke oder Berichte über sein Tun und Treiben, über seine Empfindungen, seine Ziele und Absichten sowie über jene Erlebnisse, die in ihm haften geblieben sind. Diese Träume sind genau so wirklich und echt wie irgendwelche andere, die vom Gehirn im Wachbewusstsein festgehalten werden. Sie stellen jedoch in den meisten Fällen nur einen Teil der Erinnerungen dar. Es sind vermischte Bilder und Eindrücke, da die Trugbilder, Illusionen und Wahrnehmungen über das Tun und Treiben anderer (wie in der zweiten Kategorie von Träumen beschrieben) noch immer eine gewisse Wirkung ausüben. Ein solcher Zustand vermischter Erinnerungen, irrtümlicher Identifikationen und ähnliches mehr bringt manche Schwierigkeit mit sich. Der Psychologe muss daher folgende Punkte in Betracht ziehen:

a) Das Alter oder die Seelen-Erfahrung des Patienten. Er muss feststellen, ob der berichtete Traum in die Kategorie eines eingebildeten Beteiligtseins (Miterlebens) oder einer wahrgenommenen, gedanklich festgehaltenen Tätigkeit gehört, oder ob dem Traum ein wirkliches und wahres Erlebnis zugrunde liegt, das sich während der Schlafstunden zugetragen hat.

b) Ob der Betreffende die Fähigkeit besitzt, die gemachte Traumerfahrung erlebnisgetreu wiederzugeben. Diese Fähigkeit hängt von einer bereits vorhandenen Bewusstseins-Kontinuität ab, so dass beim Erwachen das Gehirn des Schläfers von dem, was er als wahrer essentieller Mensch während der Zeit seines Losgelöstseins vom Körper erlebt und erfahren hat, leicht beeindruckt werden kann.

c) Ob der Patient völlig frei ist von dem Wunsch, auf seinen Arzt einen Eindruck zu machen, ob ihm Wahrheitsliebe angeboren ist, ob er seine Einbildungskraft zügeln kann und ob er die Fähigkeit besitzt, sich in Worten auszudrücken.

[504] Wenn es sich um fortgeschrittene Aspiranten und Jünger handelt, so liegt der Fall etwas anders. Die vorhandene Integration umfasst bereits die Denkkraft und ist dabei, auch die Seele mit einzubeziehen. Die Aktivität, die registriert, gedanklich festgehalten und berichtet wird, betrifft die Diensttätigkeit auf der Astralebene. Die Aktivitäten, die einen Dienstbeflissenen interessieren, der für das Wohl der Welt arbeitet, sind daher von ganz anderer Art als diejenigen, die er früher einmal erlebt und berichtet hat. Diese Aktivitäten betreffen Leistungen, die mit den Mitmenschen, mit der Erfüllung von Pflichten anderen gegenüber, mit der Unterweisung von Gruppen (seltener von Einzelmenschen) zu tun haben und was derartige Aufgaben mehr sind. Der Psychologe der Zukunft (der notgedrungen auch ein Esoteriker sein wird) wird durch ein sorgfältiges Studium diese Verschiedenheiten verstehen lernen, und er wird sie sehr aufschlussreich finden, da sie in einer interessanten Weise des Patienten spirituellen Rang und seine Beziehungen zur Hierarchie anzeigen.

4. Träume mentaler Art. Diese haben ihren Ursprung auf der Mentalebene und setzen ein Bewusstsein voraus, das zum mindesten auf dem Wege ist, in einer mehr mentalen Art und Weise empfänglich zu sein. Jedenfalls werden solche Träume erst dann im Wachbewusstsein festgehalten, wenn das Gedankenleben einigermassen beherrscht wird. Ich möchte an dieser Stelle eine Hauptschwierigkeit erwähnen, mit welcher der Psychotherapeut zu kämpfen hat, wenn er das Traumleben seines Patienten zu deuten versucht. Diese Schwierigkeit beruht nicht nur auf dem eigenen Unvermögen, seinen Patienten hinsichtlich dessen Strahltyp, Entwicklungsstufe, Sternzeichen und angeborenen Charaktereigenschaften esoterisch «einzuordnen», sondern auch darauf, dass er mit des Patienten Unfähigkeit, seine Träume in richtiger Weise zu schildern, zu rechnen hat. Was dem Arzt geschildert und vorgebracht wird, ist grösstenteils eine verworrene und erfindungsreiche Beschreibung von Gehirnreaktionen und astralen Phänomenen, und falls der Patient etwas intellektuelles Gleichgewicht besitzt, sind auch einige mentale Konzepte darunter. Aber es fehlt die Fähigkeit, dies alles auseinanderzuhalten. Die Ursache dieser Konfusion ist mangelnde Harmonie oder Angleichung, es besteht keine wirkliche mentale Verbindung zwischen [505] Denkvermögen und Gehirn. Der Fall ist dann oft so, dass der Blinde den Blinden führt».

Träume mentalen Ursprungs sind grundsätzlich von dreierlei Art:

a) Jene Träume, die auf einem Kontakt mit der Welt der Gedankenformen beruhen. Diese Welt umfasst einen ungeheuren Bereich uralter und neuzeitlicher Gedankenformen, aber auch solche, die noch nebelhaft sind und gerade erst auftauchen. Sie alle stammen von Menschen und sind ganz klar ein Teil der Grossen Illusion. Die Hauptmasse dieser Gedankenformen ist das Ergebnis menschlichen Bemühens seit undenklichen Zeiten, das Leben und dessen Sinn und Zweck zu deuten. Sie vermischen sich mit der Essenz der Scheinwirklichkeit, die astraler Natur ist. Es ist daher verständlich, dass diese Gedankenformen alle möglichen Themen umfassen. Sie verkörpern nicht das Wunschleben der Menschheit, sondern die menschlichen Ideen und Ideale, die seit undenklichen Zeiten das Leben der Menschen beherrscht haben und daher die Grundlage aller historischen Ereignisse sind.

b) Jene Träume, die aus geometrischen Figuren bestehen. Der Träumende nimmt jene Urbilder, Urformen und Symbole wahr, welche die Grundrisse der Archetypen sind, die den Evolutionsprozess bestimmen und die mit der Zeit Gottes Plan verwirklichen. Sie sind auch die grossen Symbole für das sich entfaltende Bewusstsein des Menschen. So ist z. B, das geistige Verstehen eines Punktes, einer Linie, eines Dreiecks, eines Vierecks, des Kreuzes, des Fünfecks und ähnlicher Symbole einfach das Erkennen von Zusammenhängen und Grundlagen gewisser Kraftbahnen, die bis heute den Evolutionsprozess bestimmt haben. Es gibt sieben solcher Grundformen, die (506) in jeder Hauptrasse entwickelt und von den Menschen dieser Rasse erkannt wurden und werden. Als Sinnbilder unserer heutigen Absichten und Ziele bestehen also einundzwanzig Grundsymbole, die in geometrischer Form die Grundideen verkörpern, die für die lemurische, atlantische und arische Zivilisation bestimmend waren und sind. Es ist interessant zu wissen, dass vierzehn weitere Symbole noch ausstehen. Die bereits entwickelten Symbole haben sich tief ins menschliche Bewusstsein eingegraben. Die ständige Verwendung des Kreuzsymbols in seinen verschiedenen Formen ist z.B. eine Folge davon. Zwei Symbole nehmen gegenwärtig Form an, um als Fundament der kommenden Zivilisation zu dienen: die Lotosblume und die flammende Fackel. Daher erscheinen sie so häufig in der Meditation und in den Träumen der Weltaspiranten.

c) Jene Träume, die symbolische Mitteilungen von Unterweisungen sind, die den Aspiranten und Jüngern während des Schlafes in der Halle der Belehrung (auf dem höchsten Niveau der Astralebene) und in der Halle der Weisheit (auf der Mentalebene) erteilt werden. In der ersten Halle wurde der Menschheit das beste Wissen vermittelt, das sie sich durch die Erfahrung in Atlantis und in der Welt der Scheinwirklichkeit verschafft hat. Auf Grund dessen kann sich ein weises Wahlvermögen entwickeln. Die Halle der Weisheit birgt die Lehren, welche die beiden künftigen Rassen entwickeln und fördern werden. Hier werden also Jünger und Eingeweihte geschult.

Ich kann hier lediglich die Wesensart dieser drei grundlegenden Erfahrungen andeuten, die über das Denkvermögen ihren Weg in den Traum des Erdenmenschen nehmen. Er verleiht diesen Erfahrungen in der Weise Ausdruck, dass er seine Träume erzählt, schöpferische Arbeit leistet und Ideale aufzeigt, die das menschliche Bewusstsein heranbilden.

5. Träume, die Berichte über geleistete Arbeiten sind. Diese Arbeiten [507] verrichtet der Aspirant während der Nacht, wenn er sich ausserhalb seines Körpers befindet, und zwar:

a) Im Grenzland zwischen der Astral- und irdischen Ebene.

b) Im sogenannten «Sommerland», in welchem sich das ganze Wunschleben der Menschheit abspielt und alle Wünsche und Begierden Gestalt annehmen.

c) In der Welt der Scheinwirklichkeit, die ein Teil der Astralebene ist; diese umfasst die uralte Vergangenheit, befruchtet das Wunschleben der Gegenwart und lässt das Wunschleben der unmittelbaren Zukunft erkennen.

Diese Tätigkeitsphasen und -bereiche sind sehr real und echt. Alle Aspiranten, denen es gelingt, sich mit einem gewissen Mass von Bewusstsein auf der Astralebene zu betätigen, sind auf dem einen oder anderen Niveau mit irgendeiner aufbauenden Tätigkeit oder Arbeit beschäftigt. Dieses Wirken, in selbstsüchtiger Einstellung (denn viele Aspiranten sind selbstsüchtig) oder ohne egoistische Tendenz, liefert viel Stoff für manche sogenannten Träume, wie sie der intelligente Alltagsbürger erzählt. Sie verdienen nicht mehr Beachtung oder geheimnisvolle Deutung oder symbolische Erläuterung wie alle anderen laufenden Beschäftigungen und Ereignisse des täglichen Lebens, die im Wachbewusstsein auf Erden durchgeführt werden. Von diesen Träumen gibt es drei Kategorien:

a) Die Tätigkeit des Patienten selbst, wenn er während des Schlafes vom physischen Körper frei ist.

b) Seine Beobachtung, was andere tun. Er ist leicht geneigt, deren Tätigkeiten ungewollt und irrigerweise auf sich selbst zu beziehen, weil das Denkvermögen des Durchschnittsmenschen so sehr auf sich eingestellt ist.

c) Unterweisungen, die [508] er von denen erhält, die für seine Fortbildung und Schulung verantwortlich sind.

Diese Kategorie von Träumen tritt immer mehr in den Vordergrund, sobald die Gleichschaltung des Astralkörpers mit dem physischen Körper vollzogen ist und die Bewusstseinskontinuität sich langsam entwickelt. Die Art der Tätigkeit umfasst religiöses Wirken, verschiedene Phasen des Sexuallebens (denn nicht alle Phasen sind rein körperlicher Natur, wiewohl alle mit dem Problem der polaren Gegensätze und der prinzipiellen Dualität der Manifestation zusammenhängen), ferner politische Betätigung, schöpferische und künstlerische Arbeiten und viele andere Beschäftigungsarten der Menschen. Sie sind genau so mannigfaltig und verschiedenartig wie alle die Aktivitäten, denen sich der Mensch auf der physischen Ebene hingibt. Sie sind eine Quelle grosser Verwirrung für den Psychologen und müssen sorgfältig bedacht und analysiert werden.

6. Telepathische Träume. Diese Träume sind nichts anderes als im Gehirnbewusstsein «aufgefangene» Berichte von tatsächlichen Ereignissen, die von einem Menschen zum anderen auf telepathischem Wege «gesendet» werden. Ein Freund oder Verwandter mag z.B. etwas Besonderes erlebt haben. Er möchte es seinen Freund wissen lassen oder er denkt im kritischen Augenblick ganz intensiv an ihn. Der Freund registriert diesen Gedanken, erfasst ihn aber oft erst wahrend des Schlafes richtig; am nächsten Morgen kommt diese Mitteilung als eigenes persönliches Erlebnis zum Vorschein. Viele Träume, die erzählt werden, sind Berichte von Erlebnissen anderer, die dem Träumenden zum Bewusstsein kommen und die er sich in aller Aufrichtigkeit selbst zuschreibt.

Wir kommen nun zu einer Gruppe von Träumen, die zu den Erfahrungen derer gehören, die einen deutlichen Seelenkontakt erreicht haben und im Begriffe sind, mit der Welt der Seelen ein enges Band zu knüpfen. Die «Dinge des Reiches Gottes» tun sich vor ihnen auf, und es werden die Phänomene, die Ereignisse, die Ideen sowie das Leben und die Erkenntnisse aus dem Seelenreich vom Denkvermögen [509] immer genauer wahrgenommen. Von letzterem wird dies alles dem Gehirn übertragen, also den Gehirnzellen wirksam eingeprägt. Hier ist diese nächste Gruppe:

7. Träume, die durch die Seele bewirkt werden. Diese Traumart ist eine sinnbildliche, von der Seele in Szene gesetzt, um ihrem Instrument, dem irdischen Menschen, Belehrungen, Warnungen oder Befehle zu geben. Diese dramatischen oder symbolischen Träume werden unter Aspiranten und Jüngern, besonders in den ersten Stadien des Seelenkontaktes, immer häufiger. Sie können sich während des Schlafens und auch während der Meditation einstellen. Nur der betreffende Mensch selbst kann diese Kategorie von Träumen auf Grund der Kenntnisse, die er über sich selber besitzt, richtig auslegen. Es ist verständlich, dass der Strahltyp, dem Seele und Persönlichkeit zugehören, die gewählte symbolische Sprache oder die Art der angewandten Darstellung weitgehend bestimmen. All das muss der Psychologe erst feststellen, bevor er den Traum mit Verständnis deuten und daraus die Nutzanwendung ziehen kann.

8. Träume, die mit Gruppenarbeit zu tun haben. Durch solche Träume schult die Seele den niederen Menschen und bereitet ihr Instrument für die Gruppenarbeit vor. Diese Art von Träumen sind das höhere Gegenstück zu den unter Punkt fünf besprochenen Träumen. Die Gruppenarbeit wird hier jedoch nicht (wie in dem früheren Fall) in den drei Welten menschlicher Betätigung ausgeführt, sondern in der Welt des Seelenlebens und der Seelenerfahrung. Hier spielen Kenntnisse und Absichten der Seele eine Rolle. Auch die Mitarbeit in eines Meisters Gruppe mag als ein Traum wahrgenommen und angesehen werden, trotz der Tatsache, dass es sich dabei um wirkliche Mitarbeit und um tatsächliches Geschehen handelt. Die Wirklichkeiten des Reiches Gottes mögen zeitweise in das Gehirnbewusstsein in Form von Träumen durchsickern. Zahlreiche Erlebnisse während der letzten Jahrhunderte, die in den mystischen Schriften des Westens aufgezeichnet sind, gehören in diese Kategorie. Dieser Punkt verdient sorgfältige Beachtung.

9. Träume, die [510] Berichte von Unterweisungen sind. Diese Träume übermitteln die Instruktionen, die ein Meister seinem angenommenen Jünger erteilt. Mit diesen Träumen will ich mich nicht befassen. Wenn ein Mensch diese Anweisungen bewusst empfangen kann, entweder nachts ausserhalb des Körpers oder während der Meditation, dann muss er lernen, diese Anweisungen genau und richtig vom Denkvermögen zum Gehirn zu leiten und sie dann richtig zu deuten. Es sind Belehrungen, die vom Meister der Seele des Menschen gegeben werden. Die Seele prägt sie dann dem Denkvermögen ein, das ständig im Licht gehalten ist, und das Denkvermögen formuliert sie dann zu Gedankenformen, die nun ins empfangsbereite Gehirn weitergeleitet werden. Entsprechend der mentalen Entwicklung und dem Vorsprung in der Ausbildung ist auch die Reaktion des Jüngers auf die mitgeteilten Belehrungen, und demgemäss fällt die jeweilige Nutzanwendung aus.