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KAPITEL II - Was ist die Einweihung?

KAPITEL II

Was ist die Einweihung?

Die Frage: «Was ist die Einweihung?» zieht immer weitere Kreise. Bevor noch ein paar Jahrhunderte vergangen sind, werden alte Geheimlehren wieder Gültigkeit haben; und es wird eine innere Körperschaft in der Kirche geben - in der Kirche jener kommenden Epoche, deren Keimzelle sich schon jetzt zu bilden beginnt- in welcher die erste Einweihung exoterisch sein wird und zwar in dem Sinn, dass diese erste Einweihung die heiligste Zeremonie dieser Kirche sein wird; exoterisch deshalb, weil sie als ein zu gegebener Zeit gefeiertes, Mysterium von allen Mitgliedern mitbegangen wird. In dem Ritual der Freimaurer wird diese Zeremonie einen ähnlichen Platz einnehmen; öffentlich werden diejenigen, die für die erste Einweihung vorbereitet sind, durch ein Mitglied, das vom grossen Hierophanten selbst dazu ermächtigt ist, zur Loge zugelassen.

Erklärung der vier Worte

Wenn wir von Einweihung sprechen, von Weisheit, von Erkenntnis, vom Pfad der Prüfung - was verstehen wir darunter? Alle diese Worte gehen uns vom Mund, ohne dass wir über ihre tiefere Bedeutung nachdenken. Nehmen wir beispielsweise das erste der oben angeführten Worte: Die Einweihung. Es gibt für dieses Wort viele Definitionen und mannigfach sind die Erläuterungen ihres Zweckes, der vorbereitenden Schritte zu einer Einweihung, der Arbeit, die zwischen zwei Einweihungen geleistet werden muss, ihres Ergebnisses und ihrer Auswirkungen. Eines springt sogar dem oberflächlichsten Studierenden in die Augen: Nämlich, dass man die Grösse dieses Gegenstandes (um sich angemessen damit befassen zu können) nur mit der Feder eines Eingeweihten [10] beschreiben kann. Wenn dies nicht geschieht, so mag das Gesagte leidlich logisch, interessant oder gar gedankenreich sein, aber nicht überzeugend.

Das englische Wort für Einweihung ist «Initiation»; und dieses leitet sich aus zwei lateinischen Worten ab: «In» = hinein und «ire» = gehen. Es bedeutet also: einen Anfang machen mit dem Eintritt in etwas. Es bedeutet in seinem weitesten Sinn (und so, wie wir es bei unserem Studium auffassen), den Eintritt in ein geistiges Leben oder in ein neues Stadium dieses geistigen Lebens. Es ist der erste Schritt und es sind die weiteren Schritte auf dem «Pfad des Heils». Jemand, an dem die erste Einweihung vollzogen ist, hat also, wie das Wort Initiation sagt, den ersten Schritt in das Reich des Geistes getan und er ist aus begrenztem Menschentum in das Übermenschliche hinaufgestiegen. Ebenso, wie er einstmals durch seine Entwicklung zur Individualisierung aus dem Tierreich in das Menschenreich gelangte, so tritt er jetzt in das Leben des Geistes und er hat zum ersten Mal das Recht, in der exakten Bedeutung des Wortes ein «geistiger Mensch» genannt zu werden. Er tritt nun in das fünfte oder letzte Stadium unserer gegenwärtigen fünffältigen Entwicklung ein. Nach langem Umhertappen in der Vorhalle des Nicht-Wissens, sodann zur Schule gegangen in der Halle des Lernens, tritt er jetzt in die Universität, in die Halle der Weisheit ein. Wenn er diese Schule durchlaufen hat, wird er den Grad eines «Meisters des Mitgefühls» erlangen.

Es mag dienlich sein, zunächst die Unterschiede und die Beziehungen zwischen den Begriffen Wissen (Kenntnis), Verstehen (Verständnis) und «Weisheit» zu betrachten. In der täglichen Umgangssprache werden diese Begriffe häufig verwechselt; in unserer Terminologie haben sie jedoch eine ganz bestimmte Bedeutung.

Wissen (Kenntnisse) ist das Ergebnis aus der Halle des Lernens. Man könnte die «Kenntnis» bezeichnen als die Gesamtsumme aus den menschlichen Erfindungen und Erfahrungen, also aus allem dessen, was mit unseren fünf Sinnen aufgenommen werden, was vom Intellekt in Beziehung [11] gebracht, diagnostiziert und definiert werden kann. Es ist alles das, was wir verstandesmässig als sichere Tatsache akzeptieren und was wir durch Experimente belegen können. Es ist das Handbuch von Kunst und Wissenschaft. Es bezieht sich auf alles, was mit dem Aufbau und der Form der Dinge zu tun hat. Daher betrifft es die materielle Seite des Entwicklungsgeschehens, die Materie des solaren Systems auf unserem Planeten in den drei Welten menschlicher Entfaltung und in der Körperlichkeit des Menschen.

Weisheit ist das Ergebnis der Halle der Weisheit. Weisheit bezieht sich auf die Entwicklung des Lebens innerhalb der Form, auf den geistigen Fortschritt innerhalb der immer wechselnden Hüllen und auf die von Leben zu Leben weiter werdenden Bewusstseinszustände. Die Weisheit befasst sich mit der Seite des Lebens, die mit der Entwicklung zu tun hat. Da sie nur Bezug auf das Wesentliche der Dinge hat, nicht auf die Dinge selbst, so ist sie intuitives Erfassen der Wahrheit, unabhängig vom verstandesmässigen Urteilen. Sie ist das innerliche Aufnehmen, das zwischen Unechtem und Echtem, zwischen Wirklichem und Unwirklichem zu unterscheiden vermag. Ja, mehr als das, denn sie ist die sich steigernde Fähigkeit des Denkers, sich immer mehr in die Absichten des Logos zu versetzen und das wahrhaft «Innerste» des ganzen Geschehens im Weltall zu erfassen. Mit anderen Worten: Die Vision des Planes zu haben. Denn Weisheit ist die Fähigkeit, sich immer mehr dem höheren Massstab anzugleichen. Für den jetzt und hier in Frage stehenden Zweck (also das Studium der verschiedenen Stadien des Pfades zur Vollkommenheit) kann die Weisheit bezeichnet werden als das Erlebnis des Reiches Gottes in uns (im Zentrum) und das Erfassen des Reiches Gottes ausser uns (im Radius), im solaren System. Vielleicht kann man sich auch so ausdrücken, dass es die allmähliche Zusammenführung der Wege der Mystiker und der Wege der Okkultisten ist, die Erbauung des Tempels der Weisheit auf den Grundmauern der Erkenntnisse.

Weisheit ist die Wissenschaft vom Geist, das Wissen ist die Wissenschaft von der Materie. Wissen ist analytisch separativ, stellt objektivierend gegenüber, Weisheit ist synthetisch, bringt subjektivierend in Einklang. Wissen trennt, Weisheit vereinigt. Wissen unterscheidet, Weisheit [12] ] verbindet. Was bedeutet «Verstehen»?

Das Verstehen könnte definiert werden als die Fähigkeit des in zeitlichen Begriffen Denkenden, der einzusehen vermag, dass Erkenntnis die Grundlage der Weisheit ist; als Fähigkeit, die Dinge der Form dem Leben des Geistes anzupassen; als Fähigkeit, die inspirierten Erleuchtungen, die ihm aus der Halle der Weisheit zukommen, aufzunehmen und sie mit den Tatsachen aus der Halle des Lernens zu verbinden. Dies könnte auch folgendermassen ausgedrückt werden:

Weisheit betrifft das eine Selbst, Erkenntnis befasst sich mit dem Nicht-Selbst, während Verstehen der Standpunkt des Ego ist, des Denkers und seine bezugnehmende Verhaltensweise zu oder zwischen beiden.

In der Vorhalle des Un-Wissens ist die Form bestimmend, und die materielle Seite der Dinge dominiert. Der Mensch ist hier in der Persönlichkeit des niederen Selbst polarisiert. In der Halle des Lernens bestrebt sich das Höhere Selbst oder das Ego, auf die Form so beherrschend einzuwirken, dass jener ausgeglichene Zustand erreicht wird, wo der Mensch keiner Führung eines anderen mehr bedarf. Später erweitert sich dann die Herrschaft des Ego zunehmend, bis es in der Halle der Weisheit die Herrschaft in den drei niederen Welten antritt; und in wachsendem Mass übernimmt dann die innewohnende Göttlichkeit die Führung.

Verschiedene Aspekte der Einweihung

Die Einweihung oder der Vorgang der Bewusstseins-Erweiterung ist ein Teil des normalen Evolutionsvorganges; man muss diesen Vorgang allerdings aus einem grösseren Gesichtswinkel betrachten als vom Standpunkt des einzelnen Individuums. Wenn der Vorgang vom individuellen Standpunkt aus gesehen wird, beschränkt er sich auf jenen Sachverhalt, wo dem einzelnen aus seiner Einzelentwicklung lediglich klar wird (aus eigenem Bemühen und durch die Hinweise und Ratschläge der überwachenden Lehrer der Menschheit), dass er ein Stadium erreicht hat, in dem sich ihm ein gewisses Gebiet von Erkenntnissen [13] subjektiver Natur, gesehen von der physischen Ebene, aufgeschlossen hat. Denselben Vorgang haben wir, wenn ein Schüler plötzlich gewahr wird, dass er seine Aufgabe bewältigt hat, indem er bei der Erklärung des Gegenstandes und bei der Methode seines Beweisverfahrens seinen Verstand zur Anwendung gebracht hat. Diese Augenblickszustände des intellektuellen Erfassens sind Begleiterscheinungen der sich entwickelnden Monade auf ihrer langen Pilgerschaft. Was beim Studium dieser Art von Erfassen missverstanden wird, ist der Umstand, dass in den verschiedenen Perioden die grösste Wichtigkeit den verschiedenen Graden der Bewusstseinserweiterung beigelegt worden ist. Die Hierarchie ist immer bestrebt, das Menschengeschlecht zu jenem Punkte zu bringen, auf dem die einzelnen eine Vorstellung des nächsten vorzunehmenden Schrittes bekommen.

Jede Einweihung markiert wie ein Meilenstein den Weg des Schülers, den er in der Halle der Weisheit zu einer höheren Einstufung geht. Jede Einweihung verzeichnet wie auf einer Skala das hellere Leuchten des inneren Feuers und die Überführung von einem niederen Polarisationspunkt in einen anderen, höheren; jede Einweihung birgt in sich das wachsende Gewahrwerden der Einheit mit allem Lebenden und das letztliche Eins-Sein des Selbsts mit jedem anderen Selbst. Jede Einweihung leitet zu einem sich immer mehr erweiternden Horizont, der schliesslich die Sphäre der Schöpfung umfasst; jede Einweihung ist die wachsende Fähigkeit, zu sehen und zu hören auf allen Ebenen; das wachsende Bewusstwerden dessen, was Gott in seinem Ratschluss für die Welt bestimmt; die sich steigernde Fähigkeit, an den Plänen Gottes teilzunehmen und sie voranzubringen. Die Einweihung ist die Aufgabe, im abstrakten Sinn eine Prüfung zu bestehen. Sie ist die Ehrenklasse in der Meisterschule; und sie ist erreichbar den Seelen, deren Karma es erlaubt und deren Kräfte stark genug sind, die geforderten Bedingungen zu erfüllen.

Die Einweihung führt zu dem Berg der Schau des «Ewigen Jetzt», in dem Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft als eines existiert; sie gewährt den Blick auf das grosse Spiel der Menschenrassen, jenes Spiel, dessen goldener Faden der gemeinsamen Abstammung sich durch die vielen Gattungen zieht; sie gibt die Schau der goldenen Sphäre, die in Einklang hält alle Entwicklungsphasen unseres Systems, die Devas, die Menschen, das Tier, die Pflanze, das Mineral, den Urstoff; durch sie wird der stetige ruhige Herzschlag des pulsierenden Lebens in ganzer Klarheit erblickt. Es ist [14] die Schau der logoischen Denkform in Urbildern, eine Schau, die von Einweihung zu Einweihung weiter und grösser wird, bis sie das ganze solare System umfasst.

Die Einweihung leitet zu dem Strom, dessen Fluten denjenigen, der in das Wasser steigt, hintragen «Zu den Füssen des Herrn der Welt», zu den Füssen des «Himmlischen Vaters, zu den Füssen des dreifachen Logos».

Die Einweihung führt zur Kammer, in deren Wänden «die Paare der Gegensätze» erkannt werden und in der das Geheimnis von Gut und Böse enthüllt wird. Sie führt zum Kreuz und zum letzten Opfer, das mit Blut und Schweiss gebracht werden muss, ehe die letzte Erlösung erreicht wird, sie führt dorthin, wo der Eingeweihte frei von aller Erdenfessel dasteht, von nichts gehalten in den drei Welten. Sie führt durch die Halle der Weisheit, und sie gibt dem Menschen den Schlüssel zu allen Ordnungen im Kosmos, von Stufe zu Stufe. Sie entschleiert das Geheimnis, das tief im Herzen des solaren Systems verborgen liegt. Sie führt von einem Bewusstseinszustand in den anderen. Mit jedem neuen Bewusstseinszustand erweitert sich der Horizont, die Sicht wird weiter, das Begreifen umfasst mehr und mehr, bis das Selbst alle Selbst umfasst, das «Bewegte und das Unbewegte» inbegriffen, wie es in einer alten Schrift heisst.

IDie Einweihung bedingt eine Zeremonie. Jedoch ist von den Menschen zuviel Wesens davon gemacht worden und das hat vielleicht sogar zum Verlust der wahren Bedeutung geführt. In erster Linie bedingt die Einweihung den Besitz der Fähigkeit zu sehen, zu hören und zu begreifen, Synthesen und Wechselbeziehungen (Korrelationen) zu finden. Sie setzt nicht unbedingt eine Ausbildung psychischer Fähigkeiten voraus, dafür aber ein inneres Erfassenkönnen, das den tieferen Wert der Erscheinungsform und den übertragenden Sinn erkennt; diese Fähigkeit ist unumgänglich notwendig. Es ist die Fähigkeit, aus Geschehnissen die Lehre zu ziehen und [15] dadurch von Stunde zu Stunde, von Woche zu Woche, von Jahr zu Jahr reifer zu werden.

Dieser Vorgang der stufenweisen Erweiterung - die nur der Schüler selbst durch das unermüdliche Bestrebtsein, rechtlich zu denken und rechtlich zu leben, erreicht, nicht durch den Ritus, den irgendein okkulter Lehrer mit ihm vornimmt - führt zu dem, was wir als eine Krisis (Wendepunkt) bezeichnen. An diesem kritischen Punkt, den wir nur mit Hilfe eines Meisters überwinden können, wird ein bestimmter Akt der Einweihung vollzogen, der (ein besonderes Zentrum treffend) eine Wirkung auf einen bestimmten Körper hervorruft.

Er stimmt die Atome auf eine bestimmte Schwingung (Tonhöhe) ab und ermöglicht das Einsetzen eines neuen Rhythmus. Diese Zeremonie der Einweihung zeigt nur den nunmehr erreichten Punkt an; sie ist kein Ende, wie das häufig falsch angenommen wird. Sie ist lediglich das Kennzeichen für die beobachtenden Lehrer der Menschheit, dass der Schüler einen gewissen Punkt in seiner Entwicklung erreicht hat und zeigt zwei Dinge an:

1. Eine Bewusstseinserweiterung, welche die Persönlichkeit einführt in die Weisheit des Egos, bei höheren Einweihungen in das Bewusstsein der Monade,

2. eine kurze Periode der Erleuchtung, in welcher der Eingeweihte einen Teil des vor ihm liegenden, zu betretenden Pfades sieht und in welcher er bewusst an dem grossen Plan der Entwicklung teil hat.

Nach der Einweihung besteht die zu leistende Arbeit weitgehend darin, die Bewusstseinserweiterung im Leben anzuwenden und fortzufahren in der Bemühung, den noch nicht überwundenen Teil des Pfades zu meistern.

Ort und Wirkung der Einweihung   

Die Zeremonie der Einweihung findet auf den drei höheren Unterebenen der mentalen Ebene statt. Oder, wenn es sich um die höheren Einweihungen von Fortgeschritteneren handelt: auf den drei höheren Ebenen. Bei der Einweihung auf der mentalen Ebene leuchtet der fünfzackige Stern über dem Haupt des Initiaten auf. [16] Dies geschieht bei den ersten Einweihungen, die im Kausalkörper des zu Initiierenden vollzogen werden. Es ist behauptet worden, dass die beiden ersten Einweihungen auf der astralen Ebene stattfinden; aber das stimmt nicht und diese Behauptung hat zu Missverständnissen geführt. Die Einweihungen werden intensiv sowohl im astralen als auch im physischen und im niederen mentalen Körper erlebt und alle drei werden durch sie beeinflusst. Da die Hauptwirkung in allen drei Körpern gespürt wird, kann der Initiierte annehmen, dass die Einweihungen auf den betreffenden Ebenen stattgefunden haben, besonders da die belebende und anregende Wirkung der zwei ersten Einweihungen sich vorzüglich im astralen Körper bemerkbar machen. Aber man darf nicht vergessen, dass sich die höheren Einweihungen im kausalen Körper vollziehen oder - gesondert von diesem Körper - in der Buddhi-Sphäre oder der Atman-Ebene. Mit den zwei letzten Einweihungen, durch die der Initiat von den drei Welten endgültig freigemacht und ihm die Befähigung verliehen wird, fernerhin im Vitalkörper des Logos zu wirken, wie auch dessen Lebenskraft zu gebrauchen, wird er selbst der fünfzackige Stern und zwar dadurch, dass sich dieser Stern auf ihn herniedersenkt und sich mit ihm vereint. Und der Initiat wird erblickt in der Mitte des Sternes. Das Niederfahren des Sternes wird durch den Initiator selbst herbeigeführt mit dem Stab der Kraft. Und der Mensch kommt in Berührung mit dem Zentrum im Körper des planetarischen Logos, dessen Teil er ist. Und dieses Geschehen ist ihm bewusst. Die beiden Einweihungen, welche die sechste und die siebente genannt werden, finden auf der Buddhi- und Atman-Ebene statt; der fünfzackige Stern «Flammend in sich selbst» (wie es in der esoterischen Sprache heisst), wird zum siebenzackigen Stern. Er senkt sich auf den Menschen und der Mensch begibt sich in die Flamme.

Es sei betont: Die vier vor der Einführung in das Adeptentum stattfindenden Einweihungen markieren die Erreichung bestimmter Mengenverhältnisse von Atomsubstanz im Körper; zum Beispiel bei der ersten Einweihung ist der vierte Teil Atomsubstanz, bei der zweiten die Hälfte, bei der dritten Einweihung dreiviertel Atomsubstanz usw. bis zur Vollendung. Da «Buddhi» das einigende Prinzip ist (oder das alles Zusammenschweissende), lässt der Adept bei der fünften Einweihung die niederen Vehikel - die Hüllen [17] des physischen Körpers - fallen und steht da in seiner Buddhi-Körperhülle. Und fortan erschafft er sich seinen Erscheinungskörper (Manifestation) selbst.

Jede neue Einweihung verleiht grössere Kräfte auf den Strahlen (wenn man sich so ausdrücken darf, wenngleich es dem vorgestellten Gedanken nicht ganz entspricht). Worte sind unzureichend. Bei der fünften Einweihung, wenn der Adept als Meister in den drei Welten dasteht, kontrolliert er (entsprechend dem Grad seiner Entwicklung) mehr oder weniger die fünf Strahlen, die sich besonders zu der Zeit gerade dieser Einweihung manifestieren. Bei der sechsten Einweihung, wenn er den höheren Grad erwirbt, erhält er die Herrschaft auf einem weiteren Strahl und bei der siebenten Einweihung hat er sie auf allen Strahlen erlangt. Die sechste Einweihung kennzeichnet den Punkt der Erreichung des Christus und befähigt ihn, die Kräfte des synthetischen (allesvereinigenden) Strahles des Systems zu lenken.

Es braucht nicht noch einmal daran erinnert zu werden, dass die Einweihung dem Initiaten nur die Macht auf den Strahlen, nicht aber (was ein grundlegender Unterschied ist) über die Strahlen gibt. Jeder Initiat hat selbstverständlich einen der drei Hauptstrahlen als seinen eigenen Grundstrahl oder seinen geistigen Strahl, und der Strahl seiner Monade ist derjenige, auf dem er schliesslich seine Macht erhält. Der Strahl der Liebe oder der synthetische Strahl ist der letzte, der erreicht werden kann. Diejenigen, die nach der fünften Einweihung von der Erde scheiden oder diejenigen, die nicht in leiblicher Inkarnation Meister werden, empfangen ihre weiteren Einweihungen an irgend einem anderen Ort in unserem System. Alle sind sie im Bewusstsein des Logos. Eine wichtige Tatsache, die man bedenken muss, ist die, dass die Einweihungen, die auf unserem Planeten sowohl als auch in unserem solaren System stattfinden, nur vorbereitende Einweihungen für den Zutritt in die grössere Loge des Sirius sind. Ungefähr kommt dies auch in der Symbolik des Freimaurertums zum Ausdruck; wenn wir die Methoden des Freimaurertums mit dem, was uns über «Die Stufen auf dem Weg des Heils» gesagt worden ist, vereinen, bekommen wir ein annäherndes Bild. Wir wollen jedoch noch etwas ausführlicher werden:

Die ersten vier Einweihungen, die im solaren System vollzogen werden, entsprechen den vier «Einweihungen auf der Schwelle» vor der ersten kosmischen Einweihung. Die fünfte Einweihung [18] entspricht der. ersten kosmischen Einweihung, der des «Eingeführten Lehrlings» in der Freimaurerei. Ein Meister wird also in der Loge des Sirius ein eingeführter Lehrling. Die sechste Einweihung ist gleichbedeutend mit dem zweiten Grad in der Freimaurerei, während die siebente den Adepten zum «Grossmeister der Bruderschaft» auf dem Sirius macht.

Meister ist daher, wer die siebente planetarische Einweihung, also die fünfte solare und die erste sirianische oder kosmische Einweihung empfangen hat.

Das Eins-Sein infolge der Einweihung          

Wir müssen begreifen, dass mit jeder Einweihung eine innigere Vereinigung der Persönlichkeit mit dem Ego erfolgt; auf höheren Ebenen erfolgt die Vereinigung mit der Monade. Die ganze Entwicklung des menschlichen Geistes ist eine fortschreitende Eins-Werdung. Im Einswerden (Vereinigung) des Ego mit der Persönlichkeit liegt auch u.a. das Geheimnis der christlichen Lehre von der Busse verborgen. Eine solche Vereinigung findet in dem Augenblick der Individualisation statt, wenn der Mensch ein vernunftbegabtes, bewusstes Wesen wird, in Gegenüberstellung zum Tier.

Mit dem Fortschritt der Evolution werden immer mehr Vereinigungen zum Eins-Sein ersichtlich werden. Auf allen Ebenen, auf der Gefühlsebene, auf der Intuitions-Ebene, auf der geistigen Ebene und der göttlichen wirkt das Eins-Sein bewusst dauernd fort. Dem Eins-Sein geht stets ein Verbrennen durch das innere Feuer, das Abwerfen und Aufopfern alles dessen, was trennend ist, voraus. Vereinigung wird nur erreicht durch die Vernichtung des Niederen und all dessen, was Grenzen setzt. Nehmen wir als Beispiel jenes dünne «Gewebe», das den Ätherkörper vom Gefühlskörper scheidet. Wenn dieses Gewebe vom inneren Feuer verbrannt worden ist, wird die Kommunikation zwischen den Körpern der Persönlichkeit dauernd und vollkommen. Und die drei niederen [19] «Träger» treten als ein einziger in Funktion. Eine analoge Situation ist auf der höheren Ebene zu finden, wenn auch die Parallele nicht bis in die Einzelheiten durchgeführt werden kann. Die Intuition weist Ähnlichkeiten mit dem Gefühlsmässigen auf, und die vier höheren Unterebenen der mentalen Ebene entsprechen dem Ätherischen. In der Zerstörung des Kausalkörpers zur Zeit der vierten Einweihung (die symbolisch «die Kreuzigung» genannt wird), haben wir denselben Vorgang wie bei der Verbrennung des Gewebes, welche zur Vereinigung der Körper der Persönlichkeit führt. Das Aufgehen, das ein Teil der Arhat-Einweihung ist, führt zur Einheit von Ego und Monade. Diese Einheit bringt sich als Dreiheit zum Ausdruck. Es ist das vollendete Eins-Sein.

Die Einweihungen, in ihrer Gesamtheit gesehen, haben den Zweck, den Menschen bewusst eins zu machen, und zwar:

erstens mit sich selbst und mit denen, die gleich ihm auf Erden inkarniert sind;

zweitens mit seinem Höheren Selbst und jedem anderen Selbst;

drittens mit seinem Geist oder dem «Himmlischen Vater» und so mit allen Monaden,

viertens mit dem Logos, den Dreien in Einem und dem Einen in Dreien.

Der Mensch wird ein bewusstes Wesen durch das Mittlertum der «Herren des Feuers», durch ihre dauernde Aufopferung. Der Mensch wird ein bewusstes Ego mit dem Bewusstsein eines Höheren Selbst in der dritten Einweihung durch das Mittlertum der Meister, des Christus und durch deren Opfer, die Fleischwerdung auf sich genommen zu haben, um der Welt zu helfen.

Der Mensch wird eins mit der Monade in der fünften Einweihung durch das Mittlertum des Herrn der Welt, des einsamen Wächters, des grossen Opfers.

Der Mensch wird eins mit dem Logos durch das Mittlertum des Einen, über den nicht ausgesagt werden darf.

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