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ZWEITER ABSCHNITT - DAS ALLGEMEINE WELTBILD - TEIL 7

Ich fordere euch nicht zu einer Gefolgstreue gegenüber einer Organisation auf; ich verlange von euch lediglich, dass ihr eure Mitmenschen liebt, mögen diese nun Deutsche, Amerikaner, Juden, Briten, Franzosen, Neger oder Asiaten sein. Ich möchte euch aus euren unklaren Träumen des Wunschdenkens und unmöglicher Utopien aufrütteln und auffordern, dem jetzigen Leben ins Auge zu sehen und dieses Leben an dem Platz, wo ihr steht, besser zu gestalten. Ich fordere euch zu dem Experiment rechter menschlicher Beziehungen auf. Macht den Anfang mit euren persönlichen Beziehungen zu eurer Familie und zu Freunden und [211] bemüht euch dann, die Menschen, mit denen ihr so einen Kontakt aufgenommen habt, dazu zu bringen, dass auch sie ein gleiches Werk beginnen. Diese Aufgabe besteht darin, rechte Beziehungen zu schaffen zwischen Einzelmenschen und Gruppen, innerhalb einer Gruppe oder Nation und unter den Nationen. Kommt zu der Erkenntnis, dass bei diesem Werk niemand wertlos oder unnütz ist, sondern dass ein jeder für die praktische Arbeit gebraucht wird. Kommt zu der Erkenntnis, dass der gute Wille eine dynamische Energie ist, die fundamentale weltweite Veränderungen bewirken kann und dass sie sich sowohl durch die Tätigkeit des Einzelmenschen als auch durch die geballte Kraft der gemeinsamen Zielsetzung manifestieren kann. Unglaublich gross ist die konzentrierte Macht des guten Willens, die dynamische Wirkung einsichtsvollen wirklichen Verstehens und die Macht einer geschulten und interessierten öffentlichen Meinung, die das grösstmögliche Wohlergehen für die grösstmögliche Anzahl von Menschen wünscht. Diese dynamische Kraft wurde noch niemals angewendet; sie kann jetzt die Welt erretten.

Die Weltkrise in der Sicht der Hierarchie

April/Mai 1940

Wenn ihr diese Mitteilung erhaltet, stehen wir wiederum kurz vor einer Wesak-Feier. Die Eindringlichkeit und die Zweckbestimmtheit dieser bevorstehenden Feier drängen mich wieder, jenen von euch, welche diese Botschaft erhalten, die jetzige günstige Gelegenheit und Die geistige Dringlichkeit dieses Höhepunktes für das Schicksal der Menschheit zu Bewusstsein zu bringen die drei Vollmondperioden im April, Mai und Juni sind höchst bedeutsam und entscheidend; von den Ereignissen in den nächsten Wochen, solange die Sonne noch nordwärts geht, wird viel abhängen.

Mit dieser Mitteilung verfolge ich zwei Absichten. Erstens möchte ich euch eine bessere Vorstellung darüber vermitteln, wie Die geistige Hierarchie unseres Planeten die gegenwärtige Weltkrise sieht, und zweitens möchte ich einige grosse Möglichkeiten andeuten, die von drei Faktoren abhängen:

1. Eine göttliche Intervention ist möglich; sie könnte durch die Aspiration aller rechtlich denkenden Menschen sowie durch die verständnisvolle und ständige Anwendung der Grossen [212] Invokation herbeigeführt werden. Diese Anrufung wird jetzt schon tausendfach von Aspiranten in jedem Land gesprochen.

2. Zwischen den Aktivitäten der Lichtkräfte und denen der Kräfte materialistischer Aggression werden gewisse klare Demarkationslinien sichtbar.

3. Die Weltjünger und Menschen guten Willens sollten erkennen, wie wichtig klares Denken, weises Sprechen und geschicktes Handeln sind.

Ich möchte mich verhältnismässig kurz fassen und klar ausdrücken; meine Ausführungen sind völlig vorurteilslos und unvoreingenommen. Ich spreche im Sinn der einen Menschheit und mache keinen Unterschied hinsichtlich Rasse, Farbe und Nation. Ich habe keine besonderen politischen Ansichten, denn ich weiss, dass alle möglichen Theorien, Ideologien und Regierungsformen vorübergehende Zustände und Bedingungen sind, von denen die verschiedenen Menschengruppen auf ihrem Weg vom menschlichen zum göttlichen Zustand beherrscht werden. Ich bevorzuge keine bestimmte Religion, da ich ja weiss, dass alle Wege zu Gott führen und dass der Sinn für das Göttliche im Menschenherzen so stark und eingeboren ist, dass er niemals und durch nichts unterdrückt werden kann. Das Leben, die Erfahrungen, Schicksalsprüfungen, Schmerzen und das instinktive Hinstreben zum richtigen Weg führen schliesslich alle Menschen zurück in das Licht Gottes. Meine Liebe gilt daher allen Menschen, ungeachtet ihrer Nationalität und ihrer derzeitigen Anschauungen, und ebenso denken und empfinden alle meine Gefährten und Mitarbeiter. Wenn ich das ständig wechselnde Bild der Weltbühne betrachte und in dieser geistigen Schau Zukunft und Vergangenheit einbeziehe (denn das ist das Vorrecht aller geschulten Weltjünger), dann weiss ich, dass die gegenwärtigen Ereignisse nur vorübergehend eine Rolle spielen und zur gegebenen Zeit von anderen Ereignissen abgelöst werden. Sobald einmal in naher Zukunft die menschlichen Werte, die geistigen Ziele, die politischen Systeme, die religiösen Einstellungen und die territorialen Fragen neu geordnet und berichtigt sind, wird die Welt wieder zum Alltagsleben übergehen können. Die derzeitige Gelegenheit und Situation wird sich entweder [213] als dynamisch nützlich oder (was leider auch möglich ist) als nutzlos und wirkungslos erweisen. Ein neuer Zeitabschnitt der Zivilisation, Kultur und Höherentwicklung wird eingeleitet werden, dem entweder noch die alten Eigenschaften selbstsüchtigen Verlangens und aggressiver Gewinnsucht anhaften werden oder der bereits die neueren und schöneren Merkmale glücklicher und befriedigender internationaler Beziehungen, religiösen, verständnisvollen Einvernehmens und der sehr notwendigen wirtschaftlichen Zusammenarbeit aufweisen wird.

Vor dieser zweifachen Möglichkeit stehen wir heute. Die eine ist neu, richtig und geistig orientiert; die andere ist alt, schlimm und unerwünscht. Ob die Menschen den besseren Lebensweg einschlagen oder ob sie zulassen werden, dass die bisherigen Methoden und die Vorherrschaft egoistischer (persönlicher, nationaler und rassischer) Interessen weiter bestehen bleiben, wird erst die Zukunft entscheiden.

Bei der Betrachtung der jetzigen Weltsituation wird indes zweierlei klar: erstens, dass die Abgrenzungen zwischen den beiden Lebensarten und den beiden äusseren grundsätzlichen Einstellungen viel deutlicher zu erkennen sind, als zu irgendeiner früheren Zeit in der Menschheitsgeschichte; zweitens, dass das ungeordnete, verworrene Denken wohlmeinender Massen (von denen viele nicht unmittelbar vom Krieg betroffen sind) weitgehend daran schuld ist, dass die Endkrise und die Entscheidung hinausgeschoben werden.

Seit Jahrzehnten beobachten wir, die Lehrer der Menschheit, wie sich grosse weltweite Tendenzen immer klarer abzeichnen und zu bestimmenden Wirkkräften werden. Dieses Hervortreten der Grundtendenzen war von wesentlicher Bedeutung, um der Menschheit den wirklichen Sachverhalt klar aufzeigen zu können; auf diese Weise war es möglich, die Menschen vor eine grundsätzliche Wahl zu stellen und ihnen gewisse Entscheidungen zu überlassen. Wenn sie die richtige Entscheidung treffen, können sie sich eine neue und bessere Zukunft schaffen. Bisher ist eine solche Darstellung der Sachlage noch niemals möglich gewesen, weil die Menschheit bisher noch nicht die Entwicklungsstufe erreicht hatte, auf der sie die Situation hätte verständnisvoll erfassen können; ausserdem war die Menschheit noch niemals durch die modernen Verkehrs- und Kommunikationsmittel so eng miteinander verbunden. Die notwendigen Entscheidungen können jetzt in gemeinsamer Beratung und mit offenen Augen getroffen werden. Die denkenden Menschen in jedem Land stehen vor einer klaren Entscheidung, von [214] der das Schicksal der weniger intelligenten Massen abhängt. Daraus ergibt sich die jetzige Verantwortung der nationalen Führer, der Volksvertreter in den Regierungen, der Kirchen und der Intelligenzkreise in allen Ländern ohne Ausnahme. Niemand sollte sich vor Verantwortung drücken, was leider sehr oft der Fall ist.

In früheren Mitteilungen sprach ich oft von den Lichtkräften und von den Kräften des Materialismus. Damit meinte ich einerseits die Tendenzen zu Brüderlichkeit, rechten menschlichen Beziehungen und selbstlosen Zielen, andererseits die entgegengesetzten niedrigeren Bestrebungen, die bei den Menschen zu egoistischer Gewinnsucht, zur Vorherrschaft materieller Interessen, zu brutaler Angriffslust und Grausamkeit führen. Für den unvoreingenommenen Betrachter sind diese beiden Einstellungen ganz klar.

Zu diesen beiden Gruppen möchte ich eine dritte hinzufügen, die in der heutigen Welt deutlich erkennbar Gestalt annimmt. Sie besteht aus jenen Menschen, die das Gewicht ihres Einflusses und ihrer Aktionen auf keine der beiden Seiten legen; theoretisch mögen sie vielleicht die höheren Bestrebungen befürworten, aber praktisch tun sie nichts, um sie zu fördern. Diese grosse dritte Gruppe besteht intern aus zwei Untergruppen: Erstens aus jenen Leuten, die ihrer Anlage nach weich und daher von Angst und Schrecken erfüllt sind; sie wagen in keiner Weise, gegen die Kräfte der Aggression etwas zu tun. Zweitens aus einer wesentlich stärkeren Gruppe von Leuten, die aus egoistischen materiellen Interessen, aus einem Gefühl der Überheblichkeit (Was geht das mich an?) oder weil sie von falschen Werten beherrscht werden, sich aus der Situation heraushalten und sich vor ihrer offenkundigen Verantwortung als Mitglieder der Menschenfamilie drücken. Zu dieser letzteren Gruppe gehören unter anderem auch mächtige Demokratien und Republiken. Die eine Gruppe wird von Angst, Schrecken und einem Gefühl der Ohnmacht beherrscht. Wer kann sie dafür tadeln? die andere Gruppe wird von Egoismus und vom Geist der Absonderung beherrscht.

Wir haben also in der heutigen Welt drei Völker- und Menschengruppen, welche die drei hauptsächlichen Standpunkte der gesamten Menschheit vertreten; dazu kommen die nicht denkenden Massen, die durch Propaganda beeinflusst, von ihren Regierungen beherrscht [215] und ein Opfer der lautesten Stimmen werden. Es ist wichtig, dass ihr diese Sachlage klar erfasst und behaltet; ich möchte sie noch einmal definieren.

1. Da sind die uralten verschanzten Kräfte der Aggression, materieller Gewinnsucht und reiner Selbstsucht; sie manifestieren sich durch ausgesprochene Grausamkeit, die nach allem die Hand ausstreckt und sich das Gewünschte gewaltsam aneignet, ohne Rücksicht auf die Rechte anderer, auf historische und legale Besitztümer oder auf den Willen des anderen.

2. Die Kräfte, die geistige Ziele anstreben, verkörpert in dem Willen, die Rechte von Nationen und Einzelmenschen zu schützen; der Angriffslust und demzufolge der Angst ein Ende zu machen; das Gewicht ihres vereinten Einflusses auf die Seite der höchsten geistigen Werte zu werfen, für menschliche Freiheit, für das Recht, zu denken und für Menschenfreundlichkeit einzutreten. Ich gebrauche mit Vorbedacht das Wort Freundlichkeit (kindness), weil es die Idee der Blutsverwandtschaft (kin-ship), der Brüderlichkeit und rechter menschlicher Beziehungen zum Ausdruck bringt. Es ist ein in weltweitem Ausmass dokumentierter guter Wille, so, wie der Wille-zum-Guten die Grundlage für einen wirklichen Frieden ist - ein guter Wille, der im jetzigen Zeitpunkt einen vorzeitigen Friedensschluss ablehnt, weil ein solcher die materialistischen Kräfte Zeit gewinnen liesse, ihre erreichten Vorteile zu festigen und neue Angriffe vorzubereiten. Menschenfreundlichkeit, der Wille zum Guten, Friede - das sollten die praktischen Ausdrucksverleihungen und die klar erkennbaren Bestrebungen aller jener sein, die von den Kräften des Lichts bestimmt und beeinflusst werden.

3. Schliesslich haben wir da die Kraft der passiven Massen sowohl bei den von den Aggressoren beherrschten Völkern als auch bei den neutralen; sie alle sind von Angst erfüllt, vom Instinkt der Selbsterhaltung getrieben und von kurzsichtigen egoistischen Interessen geleitet.

Auch wenn die Abgrenzungen immer klarer hervortreten, so ist das Problem dennoch äusserst schwierig, weil die Exponenten dieser drei Gruppen in jedem Land, in jedem Volk, in jeder Kirche und in jedem Heim zu finden sind. Keine einzige Nation oder Gruppe ist von dieser dreifachen Zusammensetzung ausgenommen; diese wurzelt in der menschlichen Geisteshaltung, und eben deswegen ist dieser Kampf nicht bloss ein europäischer Krieg, sondern ein Widerstreit der ganzen Menschheit. In jeder Nation gibt es egoistische, angriffslustige Menschen, die meinen, dass Macht Recht [216] ist und dass die Menschen nach dem Recht des Dschungels beherrscht werden müssen; sie nehmen sich, was sie sich wünschen, ohne Rücksicht auf den Schaden anderer. In jeder Nation gibt es aber auch jene Männer und Frauen, die das Zukunftsbild rechter menschlicher Beziehungen erschauen, die sich bemühen, nach dem Gesetz der Brüderlichkeit zu leben, die für den Einfluss der Lichtkräfte und der geistigen Hierarchie empfänglich sind und den aufrichtigen Wunsch haben, dass das Weltgeschehen und die Politik der Regierungen von Frieden, Freundlichkeit und gutem Willen bestimmt und gestaltet werden mögen. Schliesslich sind in jeder Nation auch neutral eingestellte Leute zu finden, die nicht klar denken können und bestrebt sind, die Schuld allen anderen, nur nicht sich selbst, zuzuschieben; Leute, die Theorien aufstellen, Betrachtungen anstellen, Ratschläge erteilen und Verantwortungen zuweisen, die es aber ablehnen, an der Neugestaltung aktiv mitzuarbeiten, sei es aus Stolz oder weil sie nicht gewillt sind, den Preis zu zahlen. Viele von ihnen sind Kriegsdienstverweigerer einer Gruppe, die einmal aus dem Sieg der Lichtkräfte Nutzen ziehen wird, aber sich weigert, sich am Kampf zu beteiligen; sie reservieren sich für die künftigen Friedensverhandlungen und ersehnen das Ende des Kampfes, aber sie tun nichts dafür. Viele sind wirklich aufrichtig, aber sie müssen ihre Ansichten korrigieren.

Wenn ihr die Realität der obigen Feststellungen richtig begreift, dann werdet ihr auch euren Teil zur gedanklichen Klärung, die in der Welt vor sich geht, beitragen. Diese drei Gruppen sind derzeit wirksam und widerstreiten einander. Die neutrale Gruppe behindert entschieden das Wirken der Lichtkräfte. Diese drei Einstellungen sind tatsächlich sowohl bei allen Nationen als auch bei allen Einzelmenschen festzustellen. Diese Erkenntnis könnte euch befähigen, die Verantwortung, die ein jeder auf sich nehmen sollte, besser zu begreifen. Ihr werdet erkennen, dass ein jeder für sich feststellen muss, wo er steht, und ihr werdet euch weigern, euch von den Ansichten anderer Leute und von der weltweiten Propaganda beeinflussen zu lassen. Ihr werdet richtig einschätzen, auf welcher Seite eure Nation steht und auf welcher Seite ihr als Seelen steht. Wenn ihr aufrichtig seid und klar denkt, dann werdet ihr imstande sein, innerhalb des Ganzen für jene Gruppe zu arbeiten, die euch die höchstmögliche Aktivität und die höchstmöglichen Ziele zu verkörpern scheinen. Ihr werdet die Einstellung vergeblichen Mühens, selbstzufriedener Neutralität oder verwirrter Bestürzung aufgeben - eine Einstellung, die euch vielleicht kennzeichnet.

[217] Ihr werdet euch dann aus dem Blendwerk der Propaganda und der Weltillusion in das klare Licht der eigenen Seele erheben, deren Wesensart Liebe und Selbstlosigkeit sind und deren grösstes Streben darin besteht, Frieden und guten Willen unter die Menschen zu bringen und die Vollendung der Mission Christi zu erleben.

Das wird schliesslich dazu führen, dass die sogenannte Neutralität auf Erden verschwindet - eine Neutralität im Handeln, denn im Denken gibt es keine Neutralität.

Die geistigen Führer der Menschheit waren auch bestrebt, den Menschen die grundsätzliche Dualität in der heutigen Welt klarzumachen, die Dualität selbstsüchtiger, materieller Lebensweise und selbstloser geistiger Ziele. Diese Zweiheit oder Gegensätzlichkeit ist jetzt klar abgegrenzt. Die nächste Aufgabe der geistigen Führer besteht darin, überall die visionäre Schau der Menschen so zu stimulieren, dass sie (voran die Intelligenzkreise) bewusst ihren Standort unter einem der beiden Banner beziehen können; sie wissen dann, was sie tun und warum sie das tun. Die Neutralen schwanken noch in ihrer Stellung und tun - bis jetzt - nichts.

In diesem Zusammenhang möchte ich ein Problem besprechen, das die am wenigsten klar Denkenden unter euch, die ich eine Zeitlang belehrt habe, einigermassen verwirrt hat. Seit Jahren habe ich versucht, in der Welt eine Gruppe von Männern und Frauen heranzubilden, die für geistige Werte eintreten, alle Menschen lieben und den Geist des guten Willens pflegen würden und die beharrlich (soweit es ihnen möglich wäre) zur Menschheit halten würden, so, wie es die Hierarchie des Lichts, Christus und seine Jünger zu tun bestrebt sind. Das wurde von einigen von euch so ausgelegt, als ob ihr es unterlassen solltet, euch dem Übel in eurer Mitte zu widersetzen, Kritik zu üben und Partei zu ergreifen. Ihr scheint unfähig zu sein, standhaft den Missetäter zu lieben und dennoch die Welt vom Ärgernis zu befreien. Die Sachlage könnte klarer werden, wenn ihr euch selbst die folgenden Fragen beantwortet:

Glaube ich, dass die Hierarchie des Lichts unter der Führung Christi auf der Seite der Grausamen, der Angreifer und derer steht, die Wehrlose niedermetzeln?

Glaube ich, dass [218] die Welt gerettet werden kann, wenn ich mich weigere zu denken, wenn ich mich vor persönlicher Verantwortung drücke und so die tatsächliche Situation ignoriere?

Habe ich das Empfinden, dass es da keine entscheidenden Fragen und Prinzipien gibt, die es wert sind, dass man dafür kämpft und nötigenfalls dafür stirbt?

Stehe ich auf der Seite der Lichtkräfte oder auf der Seite der Kräfte des Materialismus?

Was tue ich zur Unterstützung jener Seite, die meine Gefolgstreue, Pflichterfüllung und meinen Idealismus verdient?

Werde ich von einem Gefühl persönlicher Ohnmacht beherrscht, welche Waffe von den Kräften des Materialismus jetzt in so machtvoller Weise dazu benützt wird, um mögliche Gegner hilflos zu machen und lahmzulegen?

Eine klare Ergründung und Prüfung der geistigen Ziele der Menschheit werden euch befähigen, diese Fragen zu beantworten.

Wenn ihr sie nicht mehr zu beantworten braucht, weil euer Standort bereits klar ist, dann könnte das Studium der Fragen dazu gut sein, dass ihr eurer Zeit und Generation geschickter dient und den verwirrten und bestürzten Menschen die Situation mit grösserer Klarheit vor Augen führt.

Abscheu vor dem Krieg und die Sehnsucht nach Frieden sind keine Entschuldigung für träges Denken; sie sind auch kein Alibi und keine Gelegenheit, um sich vor individueller oder nationaler Verantwortung zu drücken. Der seit undenklichen Zeiten bestehende Widerstreit geht weiter. Die entscheidenden Unterschiede zwischen Recht und Unrecht, zwischen Grausamkeit und Güte, zwischen Aggression und Freiheit sind klar ersichtlich. Es ist unverantwortlich, sich wegen früher begangener nationaler Irrtümer und historischer Sünden und Fehler der Verantwortung entziehen zu wollen. Es ist unrecht, sich von einer schuldigen Teilnahme am Kampf zu drücken, weil eine jede Nation bestimmte materialistische Ziele verfolgt; eine Nation ist ja nur die Gesamtsumme ihrer Angehörigen. Es ist nicht zu entschuldigen, wenn ihr euch wegen der allgemeinen Müdigkeit, die auch euch befallen hat, weigert zu denken; das ist der Weltjünger und Aspiranten unwürdig.

Die Hierarchie des Lichts ist bemüht, den Menschen überall die grundsätzlichen Gegensätze in diesem Konflikt zu Bewusstsein zu bringen und den Kern und Sinn der jetzigen Situation, in der sich die Menschheit befindet, klarzumachen. Daher betone ich ständig die Notwendigkeit, sich mit dem Problem vertraut zu machen, klar und verständnisvoll darüber nachzudenken, was um euch herum vorgeht, und richtige Massnahmen für eine Zusammenarbeit zu [219] treffen. Das ganze Weltproblem wird erleichtert werden, und der Konflikt wird rascher zu einem Ende kommen, wenn es nur mehr zwei, nicht drei Parteien gibt. Die klare Erkenntnis dieser grundsätzlichen Dualität ist notwendig, bevor die Menschheit ihre Grundtendenz (Befriedigung materieller Gewinnsucht durch Aggression) ändern und ihr Bewusstsein auf die seelische Ebene emporheben kann. Dieses höhere Seelenbewusstsein ist bemüht, die gegenseitigen Beziehungen zu verbessern, die Interessen der Gruppe wahrzunehmen, die Erfordernisse der Gruppe zu erfüllen und in weltweitem Ausmass ständig mit Gruppen zusammenzuarbeiten. Das gilt für Einzelmenschen, Nationen und Rassen. Dadurch, dass ihr im Alltagsleben eure eigenen Schwierigkeiten meistert, helft ihr auch das Weltproblem zu lösen.

So ist die Lage, wie sie von der Hierarchie heute gesehen wird; sie ruft alle Männer und Frauen guten Willens auf, an dem Konflikt in irgendeiner Weise teilzunehmen und erinnert an die okkulte Bedeutung der oft missverstandenen Worte Christi: «Wer nicht für mich ist, der ist wider mich.»

Ich möchte diesen Bemerkungen über klares Denken noch zwei weitere hinzufügen. Aus dem grundsätzlichen Idealismus, von dem sich viele Leute in verschiedenen Ländern leiten lassen, erwächst eine gewisse Verwirrung. Es handelt sich darum, welche Bedeutung das ziemlich neue Ideal vom Wohl des Staates als Gesamtheit gegenüber dem Ideal vom Wohl des einzelnen und dem der Menschheit hat. Der Staat wird im Bewusstsein des Idealisten fast zu einer göttlichen Entität. Das ist notwendigerweise ein Teil des Evolutionsplanes, aber insoweit es ein Problem darstellt, ist es viel zu gross und gewichtig, als dass es von einem einzelnen allein und ohne Hilfe gelöst werden könnte. Ich kann euch jedoch einer fundamentalen Wahrheit versichern. Wenn die Menschen überall - innerhalb ihres betreffenden Staates, dessen Autorität und Zivilisation sie aufrechterhalten- anfangen, in Begriffen der einen Menschheit zu denken, dann wird die öffentliche Meinung so mächtig und in ihrem Zusammengehörigkeitsgefühl so richtig werden, dass sich die Politik des Staates unweigerlich dem grösseren Ideal anpassen muss. Es wird dann nicht mehr möglich sein, dass sich Einzelmenschen oder Völker für einen bestimmten Staat opfern. Der Teil wird im richtigen Verhältnis zum grösseren Ganzen gesehen und verstanden werden. Das wahre Ziel aller derzeitigen geistigen Bemühungen besteht gerade darin, in der öffentlichen Meinung die Erkenntnis für weltweite Rechte, für alles umfassende menschliche Interessen und für internationale Zusammenarbeit zu wecken.

[220] Man wird erkennen, dass die Verantwortung für das, was eine Regierung tut, tatsächlich auf den Schultern der einzelnen Bürger lastet, die der Regierung die Macht geben. Von dieser Verantwortung ist kein Bürger irgendeiner Nation ausgenommen - und er sollte es auch nicht sein; glücklicherweise wird dies allen rechtlich denkenden Bürgern immer klarer.

Der zweite Punkt, den ich kurz besprechen möchte, ist folgender: Durch die derzeitige Weltlage sind die Bürger aller Nationen in Mitleidenschaft gezogen, und aus dieser Situation können sie nur durch rechtes Handeln und weitblickende Vorausschau herauskommen. Sie müssen ihr Leben eine Zeitlang dieser Weltlage anpassen und ihre Tätigkeiten den Erfordernissen ihrer Nation unterordnen. Für jene, die in diesen Weltkrieg hineingezogen wurden und auf der einen oder anderen Seite der klar geschiedenen Parteien stehen, ist ihr derzeitiges Handeln klar: Teilnahme am nationalen Notstand. Diese geforderte äussere Tätigkeit lässt sich indes durchaus mit innerem rechten und klaren Denken vereinbaren, das im Lauf der Zeit immer mehr zu richtigem Handeln führen wird. Bei denen, die unter den Kräften des Lichtes kämpfen, wird dieses richtige Handeln schliesslich zum Recht und zu einem gerechten Frieden führen. Bei denen, die - verwirrt und bestürzt - für die Kräfte des Materialismus tätig sein müssen, wird das richtige Handeln schliesslich dazu führen, sich gegen das Böse und Unrechte aufzulehnen, denn die Herzen aller Menschen und die Quellen des göttlichen Lebens dürfen nicht dauernd in falsche Bahnen des Tätigseins gelenkt werden. Die Verantwortung für das derzeitige Weltgeschehen und für die gigantischen nationalen Anstrengungen liegt jetzt nicht mehr bei einem Einzelmenschen; die Verantwortung für die Zukunft liegt aber noch immer in seinen Händen. Dieser Übernahme rechter Verantwortung müssen jedoch klares Denken und richtiges Handeln als Bürger vorausgehen.

Das Problem derer, die in neutralen Ländern leben, ist ein anderes, und ich habe bereits angedeutet, nach welchen Grundsätzen sie es lösen sollten.

[221] Bei den Weltjüngern und Aspiranten, zu denen ihr euch zählt, kann das ganze Problem in einem noch umfassenderen Sinn gesehen werden. Durch die gegebene Lage, durch Karma und infolge des freien Entschlusses der Seele seid ihr gezwungen, unter einem der beiden Banner oder in einem neutralen Land zu arbeiten. In allen drei Fällen besteht euer Problem darin, den geistigen Brennpunkt dieser Weltkrise klar zu erkennen und euren objektiven oder subjektiven geistigen, emotionellen oder mentalen Einfluss, den ihr vielleicht habt, zugunsten der Lichtkräfte aufzubieten. Dabei müsst ihr eine verständnisvolle Geisteshaltung unerschütterlicher Liebe (nicht Gefühl oder Sentimentalität) gegenüber allen Menschen beibehalten, ohne innerlich Ausnahmen oder Vorbehalte zu machen. Dass manchmal etwas getan werden muss, das die Formseite des Lebens oder die physischen Formen verwundet oder beschädigt, ist durchaus vereinbar mit einer standhaften Seelenliebe. Das ist für den Jünger eine harte und schwierige Aufgabe, aber dessen ungeachtet ein leitendes Prinzip in der Evolution. Diese Weltkrise und dieser Weltkrieg bringen den Menschen hoffentlich die Erkenntnis, dass die Formseite der Erscheinungswelt mit ihrer aggressiven Selbstsucht, Grausamkeit und separatistischen Tendenz unvermeidlich zu Schmerz, Leid, Krieg, Krankheit und Tod führt und unweigerlich den Keim zu ihrer schliesslichen Beseitigung in sich trägt. Die heutige Situation wurde also von den Menschen selbst geschaffen und ist die Folge ihrer materialistischen Wesensart und mangelnden Seelenherrschaft. Die Seele ist aber ewig. Allesumfassende Liebe ist ihr Wesen. Die derzeitige Krise hat einzig und allein den Zweck, das menschliche Hauptaugenmerk von der Form und dem materiellen Lebensaspekt weg in das Seelenbewusstsein zu verlagern, und zwar ohne Rücksicht auf hinderliche Formen. Gerade dieser Bewusstseinsverlagerung widersetzen sich heute die Kräfte des Materialismus.

Die Menschheit befindet sich daher in einem Strudel von Konflikten. Der Ausgang hängt vom klaren Denken, weisen Sprechen und von den selbstlosen Bestrebungen der Weltjünger ab, die mit allen guten Kräften für das Wohl der heutigen Welt zusammenarbeiten. Die Weltjünger tun ihre Pflicht als Bürger ihres Landes, aber sie kultivieren unaufhörlich und mit eiserner Beharrlichkeit ein Weltbewusstsein.

[222] Ich möchte nun etwas ausführlicher über die Möglichkeit einer göttlichen Intervention sprechen.

Innerhalb der Aura unseres Planeten halten sich jetzt gewisse grosse geistige Kräfte und Wesenheiten auf, die auf die Gelegenheit warten, an der Erlösung, Neugestaltung und am Wiederaufbau der Welt aktiv teilzunehmen. Ihre Anwesenheit wird zu Zeiten von den geistig eingestellten Menschen verspürt, und die Realität dieser Wesenheiten wird von den Mystikern und Okkultisten, die in allen Ländern tätig sind, erkannt. Diese Wahrnehmung wird von den Menschen entsprechend ihrer religiösen und psychologischen Erziehung und ihren mentalen oder emotionellen Tendenzen zum Ausdruck gebracht. Von vielen orthodoxen Christen wird der Advent Christi, sein «Zweites Kommen», begierig erwartet. Sie sehen in diesem Krieg ein Anzeichen für das Ende der Welt und die Vorbereitung für die Wiederkunft Christi, der auf Erden den Frieden bringen wird. Im Orient wiederum erwarten Menschen das Erscheinen eines Avatars, der von Gott die notwendende Weltbotschaft bringen oder die neue Energieart übermitteln wird. Propheten und Astrologen kündigen einen Kommenden an, und ihre verschiedenen Ansichten scheinen alle auf Ihn hinzuweisen. Überall rufen Okkultisten die Kräfte des Lichtes an und erflehen das Erscheinen einer ausserplanetarischen Macht, der sie den Namen «Geist des Friedens» geben. Menschen ohne religiöse oder metaphysische Einstellung vertrauen darauf, dass Notzeiten immer einen grossen Befreier oder eine Gruppe von Männern hervorbringen, die imstande sind, den Lauf der Welt zu ändern und - unter dem Druck der Zeiten - die neue und notwendige Ära der Zivilisation und Kultur einzuleiten. Viele halten sich davon zurück, die Erfordernisse eines solchen Kommenden im einzelnen zu beschreiben, weil seine Aufgabe ungeheuer gross und weltweit ist; aber insgeheim erhoffen sie sein Erscheinen und beten darum. Andere wiederum sehen in einer solchen Idee und Hoffnung einfach eine psychologische Erfüllung, den Ausdruck des Wunschlebens - diesmal der gesamten Menschheit - zum ersten Male in der Geschichte der Menschheit. Diese Leute neigen zu der Ansicht, dass ein solcher Wunsch keinen wahren Bestand oder Platz im Leben der Menschheit habe, dennoch wünschen sie, dass es so wäre. Sie vergessen, dass, wenn von den Menschen in der Welt eine genügend [223] mächtige Gedankenform über eine lange Zeit hin erbaut worden ist, auch ein weiteres und endgültiges Stadium möglich ist. Diese Gedankenform kann so magnetisch werden, dass sie eine grosse Energie heranzieht, welche diese Form mit Leben und wirksamer Kraft erfüllt; sie kann dann ein sehr wichtiges Bindeglied zwischen der subjektiven Welt der Energie und der objektiven Welt der Kräfte werden, ein machtvolles Etwas, das zur Tätigkeit antreibt und sie lenkt; sie ist daher eine Ausdrucksform des grossen Lebens. Diese mit Leben erfüllte Gedankenform wird zu einem vermittelnden Faktor, der wohl von der Menschheit erschaffen, aber von irgendeiner grossen und geistigen Wesenheit mit dem Willen zum Guten beseelt wird. Dass Gedankenformen als Träger des Bösen erschaffen werden können und erschaffen werden, ist ebenfalls wahr, aber damit wollen wir uns jetzt nicht befassen.

Wir kommen nun zu der bedeutsamen Tatsache, die ich in diesem Zusammenhang mitzuteilen habe.

Auf unserem Planeten und innerhalb der planetarischen Aura nimmt eine grosse und lebensstarke Gedankenform Gestalt an. Sie entsteht durch die Macht des Lautes, durch die magnetische Anziehungskraft der Invokation, die schliesslich zur Evokation führt, und durch die Kraft der Wunschsubstanz, die durch die Denkkraft belebt wird. Sie entsteht durch die vereinten Anstrengungen der Hierarchie, der Weltjünger und Aspiranten, der Menschen guten Willens in allen Ländern sowie aus dem sehnsuchtsvollen Verlangen, das überall, in allen Glaubensbekenntnissen, politischen Ansichten und in der loyalen Einstellung von Gruppen erkennbar wird. Diese Gedankenform ist auf der physischen Ebene fest verankert und hat auf der Astralebene ungeheure Ausmasse, aber es mangelt ihr an Lebenskraft auf der Mentalebene. Hier, im Bereich der Denksubstanz, wird die Schwäche dieser Gedankenform offenbar. In geistiger Hinsicht ist sie bereits kraftvoll, weil die okkulte Hierarchie und ihre geschulten Helfer daran in wissenschaftlicher Weise gearbeitet haben. Dieser geistige Lebenskern ist das Bindeglied zwischen der Gedankenform und den wartenden ausserplanetarischen Kräften, und sie kann deren Werk ermöglichen und wirksam machen. Die Gedankenform ist physisch und emotionell mächtig durch das Wirken der Philanthropen, infolge der wohlmeinenden Bemühungen der emotionell eingestellten Menschen sowie aufgrund der quälenden Sehnsucht der Massen, die [224] den Krieg hassen, ungestörte Ruhe wünschen und nach Frieden und guten Lebensbedingungen verlangen.

Auf der Mentalebene besteht indes eine Lücke, denn das Denkvermögen der Menschen wirkt nicht in der richtigen Weise. Selbst viele Jünger und Weltaspiranten denken nicht klar, und sie arbeiten auch nicht einheitlich miteinander. Sie weichen den entscheidenden Fragen aus, ja manche denken separatistisch, national oder fanatisch; sie sind von der Wirkkraft der Invokation oder des Gebetes nicht überzeugt. Sie können nicht einsehen, dass es möglich ist, mit Feuereifer für jene Bedingungen zu arbeiten, die zum Frieden führen werden, aber gleichzeitig auch so zu kämpfen, dass diese Voraussetzungen tatsächlich erfüllt werden. Sie sind nicht imstande, alle Menschen ohne jede Ausnahme zu lieben, weil sie von dem starken Wunsch erfüllt sind, den Triumph ihrer eigenen Loyalität zu erleben; sie arbeiten zweifelnd, erhoffen das Beste, glauben aber an das Schlimmste. Sie beten und sprechen die Invokation, weil diese Methoden in der Vergangenheit anscheinend erfolgreich waren und weil ihnen gesagt wurde, dass «der Glaube Berge versetzen kann». Innerlich sind sie ohne Inspiration und Hoffnung, und sie sind sich überhaupt nicht sicher, was Glaube eigentlich und wirklich ist; sie sehen ein, dass eine geeinte Front und ein Geist froher Gewissheit psychologische Werte sind und eine geradezu unüberwindliche Kraft haben, aber sie fühlen sich ausserstande, in sich selbst auch nur den geringsten Enthusiasmus zu erwecken.

Diese negative und laue Geisteshaltung, diese mentale Unsicherheit und das Unvermögen, die geistige und die physische Welt miteinander in eine positive Verbindung zu bringen, das sind Hindernisse für die Kräfte des Lichts und für die tatsächliche Anwesenheit des Friedensgeistes; dadurch wird eine mögliche göttliche Intervention erschwert oder unwirksam gemacht. Das ist der Prüfstein für Gruppenarbeit. Der Glaube vieler Einzelmenschen ist echt und tief, aber sie stehen allein. Das Wissen, das die wenigen über die Wesensart der wartenden Interventionskräfte besitzen, wird unwirksam gemacht, weil die Jünger und Aspiranten in der Welt nicht genug Zuversicht haben; sie sind niedergedrückt durch das Weltkarma, durch physische Ermüdung, durch den Abscheu vor der gegenwärtigen Lage sowie durch die schwierigen persönlichen Umstände.

Man kann das Problem sehr einfach darstellen. Entweder existiert Die geistige Hierarchie mit all ihrer Kraftfülle an Liebe, Weisheit und Geschicklichkeit im Handeln, oder die Menschheit leidet seit jeher an Halluzinationen. Entweder sind Christus und [225] seine Gruppe von Meistern, Eingeweihten und Jüngern Tatsachen im natürlichen Entwicklungsprozess, die geschichtlich bewiesen und infolge der geistigen Aktivität dieser Gruppe seit undenklichen Zeiten bekannt sind, oder aber sind die Menschen ganze Zeitalter hindurch Opfer eines gigantischen Betrugs gewesen. Wovon und woher sollte dieser Betrug ausgehen? Entweder sind die geistigen Anstrengungen der Hierarchie in ihrer folgerichtigen Darstellung der Beweis für eine grosse Wirklichkeit, oder es hat die Menschheit eine Mentalität entwickelt, die nicht bestehende Tatsachen erdichtet; das aber wäre an sich genauso widersinnig wie wenn man eine logisch sich ergebende Schlussfolgerung für eine Lüge halten würde. Entweder können die geistigen Welten mit den drei Welten menschlichen Strebens in Verbindung gebracht werden, oder es ist nichts dran an früheren Glaubensbekenntnissen, an den uralten Berichten über die sich offenbarende Gottnatur und an den ständig wiederkehrenden Zeiten göttlicher Intervention.

Ich möchte euch diese Alternativen vor Augen halten und euch bitten, dass ihr euren eigenen Standpunkt in dieser Sache sorgfältig erwägt. Enthält die biblische Erzählung vom Ostergeschehen und vom lebendigen Christus keine Wahrheit? Ist es nicht möglich, dass der auferstandene Christus seine Macht auf Erden durch erwählte Werkzeuge manifestiert? Ist denn der Mythos von der alljährlichen Wiederkehr Buddhas ohne jede Grundlage? Hält er nicht das Tor zwischen Shamballa und der Hierarchie offen, so dass durch dieses offene Tor im Notfall eine Intervention erfolgen könnte? Ist es nur ein törichter Traum, ein Wahngebilde, dass zur Zeit des Juni-Vollmondes Christus - in engstem Zusammenwirken mit Buddha die Hierarchie mit der Menschheit verbindet? Ist denn der Gedanke ganz unmöglich, dass ein gewaltiges Erscheinen unmittelbar bevorstehen und plötzlich erfolgen könnte, sobald der Menschheit dieses Mittleramt zu Bewusstsein kommt und ihr klar wird, dass ihr eine direkte Verbindung aufwärts und abwärts zur Verfügung steht, weil durch Buddha und Christus die Tore offengehalten werden? Wäre es nicht möglich, dass durch die emporsteigenden Aspirationen und geistigen Wünsche der Menschen einerseits und durch das Herabsteigen der wartenden Mächte andererseits gewisse grosse Veränderungen eintreten könnten? die ganze Vergangenheit war ja nur eine Vorbereitung für diese Veränderungen, die sich nun im Wassermann-Zeitalter der Brüderlichkeit und verständnisvollen Einsicht kraft dieser grossen Mächte bemerkbar machen können.

Die beiden Vollmonde im Mai und Juni bieten euch wiederum [226] die Gelegenheit, euch an der Freilassung planetarischen Lebens aus der Knechtschaft der materialistischen Kräfte zu beteiligen. Wenn ihr bereit seid, euren Teil zu diesem Erlösungswerk beizutragen, dann sind dafür bestimmte Geisteshaltungen und Tätigkeiten notwendig, die ich kurz besprechen möchte. Ich überlasse es euch, die richtigen und geeigneten Massnahmen zu treffen und gemeinsam mit allen anderen Jüngern und Aspiranten die angegebene Stufenfolge einzuhalten:

1. Studiert sorgfältig und beantwortet aufrichtig und innerlich überzeugt die Fragen, die ich euch zehn Seiten vorher vorgelegt habe. Ihr werdet dann wissen, wo ihr persönlich steht.

2. Während der ganzen Woche vor Eintritt des Mai-Vollmondes und des Juni-Vollmondes bemüht euch folgendes zu tun:

a. Verbindet euch mit Hilfe der schöpferischen Vorstellungskraft mit allen Jüngern, Aspiranten und Menschen guten Willens in allen Ländern.

b. Verdrängt aus eurem Bewusstsein alle negativen Gedanken; seht euch klar an der Seite der Lichtkräfte. Ihr seid also in Gedanken nicht neutral. Wenn ihr in dem Konflikt gegen die materialistischen Kräfte die richtigen Schritte unternehmt, dann achtet darauf, dass ihr allen Menschen gegenüber, die in den Strudel dieser Kräfte geraten sind, einen Geist der Liebe bewahrt.

c. Wenn ihr meditiert und die Kräfte des Lichts anruft, dann bemüht euch, alle persönlichen Schwierigkeiten, Tragödien und Probleme zu vergessen. Jünger müssen lernen, ihre Arbeit für die Menschheit trotz persönlicher Belastungen, Spannungen und beschränkender Umstände fortzusetzen.

d. Bereitet euch auf diese Weise für die Zeit der beiden Vollmonde vor. Behaltet euer Ziel klar im Auge und unterzieht euch eine Zeitlang einer angemessenen Disziplinierung.

3. Zwei Tage vor dem Vollmondtag, an diesem Tag selbst und zwei Tage nachher (also fünf Tage lang), bemüht euch, bei Sonnenaufgang, mittags, nachmittags um fünf Uhr, bei Sonnenuntergang und im genauen Zeitpunkt des Vollmondes in eurem Land die Grosse Invokation zu sprechen, mit dem [227] festen zielstrebigen Willen, die wartenden grossen Mächte anzurufen, herabzubringen und in der sichtbaren Welt zu verankern. Wenn irgend möglich sprecht die Invokation laut und mit einer Gruppe. Diese konzentrierte Kraft eures von Emotionen freien Denkens wird die derzeit bestehende Kluft überbrücken und die beiden Welten geistiger und menschlicher Aktivität enger miteinander verbinden.

4. Leistet diesen Dienst drei Tage lang jeden Monat am Vollmondtag, den Tag vorher und nachher. Ihr könnt eure Dienstleistung noch dadurch vergrössern, dass ihr euch schon drei Tage lang vor den genannten drei Tagen darauf vorbereitet.

Viele Menschen in der Welt sind seit Jahren dafür geschult worden, zwei Erkenntnisse zu gewinnen. Erstens, dass die Wesak-Feier zum Mai-Vollmond eine grosse Bedeutung hat. Diese Feier stellt nicht nur die äussere Verbindung zwischen den grossen Religionen des Ostens und des Westens her, sondern öffnet auch das Tor zwischen Shamballa und der Hierarchie, zwischen der Absicht Gottes (die vom Menschen jetzt noch nicht erkannt werden kann, da dies infolge seiner relativ niedrigen Entwicklungsstufe über sein Fassungsvermögen hinausgeht) und der Methode Gottes, die Liebe ist. Ausserdem kommen noch zwei weitere Verbindungen zustande, nämlich einerseits die zwischen dem Buddha (der während der kurzen Zeit seines Erscheinens Wille-Weisheit verkörpert) und Christus (der Liebe-Weisheit verkörpert) und andererseits zwischen der Menschheit (deren Bewusstseinsrepräsentant Christus ist) und der Hierarchie (deren Bewusstsein durch Buddha repräsentiert wird). In Anbetracht der Spannungen und Belastungen, denen die heutige Menschheit ausgesetzt ist, und in Anbetracht dessen, dass diese menschliche Notlage bei der Hierarchie eine sofortige Hilfsbereitschaft ausgelöst hat, könnten sich diese beiden Reaktionen auf die Weltkrise als genügend stark erweisen, um von aussen her Hilfe heranzuholen. Diese Hilfeleistung könnte den Konflikt in der richtigen Weise beenden und den Menschen nicht nur Entspannung und Erleichterung, sondern auch Aufklärung und Erleuchtung bringen. Ich möchte indes betonen (und dies sage ich euch, einer repräsentativen Gruppe von Aspiranten und Jüngern), dass die Kraft des Anrufs noch nicht stark genug ist, um diese ausserplanetarische Hilfe garantieren zu können. Dennoch könnte die Hilfe möglich werden, wenn ihr euch bemüht, Selbstdisziplin zu [228] üben, in der Meditation, in Gesprächen mit andern und im allgemeinen Verhalten gegenüber der Umwelt negative und mehr oder minder egoistische Reaktionen auszuschalten, und wenn ihr (zum Wohl der Menschheit) wenigstens eine Zeitlang versuchen würdet, ein Leben höchstmöglicher geistiger Aspiration zu führen.

Zweitens seid ihr in der Überzeugung geschult worden, dass alle meine Mitteilungen über Buddha und Christus, über die Hierarchie, die Menschheit und Shamballa und über deren Beziehungen zueinander einen Teil der kommenden neuen Weltreligion bilden werden und dass das Thema der Grossen Annäherungen die Grundlage der zukünftigen geistigen Lehre sein wird. Das sollt ihr nicht vergessen, denn die Arbeit, die ihr während der beiden kommenden Vollmondzeiten (und später auch an den weniger wichtigen Vollmondtagen des Jahres) leisten sollt, hängt nicht nur mit der gegenwärtigen Notlage zusammen, sondern hat auch eine konstruktive Beziehung zum zukünftigen Glauben der Menschheit. Auch daran sollt ihr denken.

Meine Ausführungen betreffen, wie ihr seht, eure mentale Einstellung und eure emotionellen Reaktionen auf das derzeitige Weltgeschehen. Meine Mitteilungen betreffen auch eure seelischen Spannungen und die Bereitschaft, diese Spannungen zu ertragen sowie euer Vermögen, als Glied in der grossen Kette all der Vermittler standzuhalten, die in der jetzigen Stunde der Bedrängnis zum Dienst an der Menschheit aufgerufen werden. Ihr sollt - als integrierte Persönlichkeit - eure Beziehung zur eigenen Seele und zur Menschheit in Ordnung bringen; und ihr sollt die Arbeit, die ihr aufgrund der erreichten Integration leisten könnt, bejahen und anerkennen. Denkt über das, was ich hier gesagt habe, gründlich nach, denn es zeigt euch die Möglichkeiten zur Erfüllung eurer Aufgabe.

Ich fordere euch auf, klar zu denken. Ich habe nicht die Absicht, eure politische Einstellung zu beeinflussen, aber ich möchte euch helfen, die Menschheit und ihr Wohlergehen nicht nur vom Standpunkt eurer eigenen Nation oder politischen Gruppe, sondern vom Standpunkt der Gesamtheit zu sehen, so, wie wir, die Lehrer auf der inneren Seite, die Gesamtsituation sehen müssen. Ich möchte, dass ihr euch von den propagandistischen Beeinflussungen politischer, nationaler oder religiöser Art freihaltet und selbst entscheidet, wo ihr als Seelen stehen müsst und auf welcher Seite ihr euren etwaigen Einfluss geltend machen wollt. Bedenket wohl, [229] wohin euch eure höchsten Ideale führen werden, und gebt acht, dass die Beweggründe, die eure Lebensweise und Geisteshaltung entscheiden, wirklich lauter und rein sind.

Ich möchte eure Aufmerksamkeit ablenken von den vielen nebensächlichen Fragen und Dingen, dem lauten Geschrei und der weitverbreiteten Angewohnheit, unwürdige oder ungerechtfertigte Vorkommnisse der Vergangenheit aufzurühren und die unerwünschten Eigenschaften einer jeden Nation (ohne Ausnahme) herauszustellen. Ich möchte, dass ihr ganz klar den grundsätzlichen Dualismus seht, der dem derzeitigen Weltkonflikt zugrunde liegt: Macht gegen Recht, Materialismus gegen die höheren Werte, Freiheit gegen Einkerkerung, Grausamkeit gegen anständige Handlungsweise, Freiheit und Sicherheit gegen Angst und Aggression. Wenn ihr diese Gegensatzpaare in eurem Bewusstsein gegeneinander abgewogen habt, entscheidet euch, auf welcher Seite eure Treuepflicht und Anteilnahme liegen und für welche Seite ihr Dienste leisten könnt. Dann geht voran, um die Ziele einer von den beiden Gruppen um jeden Preis zu fördern, aber ihr müsst wissen, wo ihr steht und warum ihr dort steht.

Möge es dem Willen Shamballas ermöglicht werden, sich durch die Liebe und durch die Meditation der Hierarchie, die durch alle Jünger, Aspiranten und Menschen guten Willens wirkt, zu manifestieren. Das ist das ernste und dringende Gebet eures Kameraden und Mitarbeiters.

Die heutige Weltkrise

30. Juni 1940

In der heutigen Zeit, in der die Menschheit Aktionen unternimmt oder unterlässt (das letztere ist für das Wohl oder Wehe genauso bestimmend wie das erstere), überstürzen sich die Ereignisse und verändern sich die Situationen derart rasch, dass ich es wieder für notwendig finde, über die Weltkrise zu schreiben und damit mein Thema vom Herbst letzten Jahres fortzusetzen. Ich schreibe als einer, der jetzt auf der inneren Seite des Lebens wirkt, der Dinge sieht und wahrnimmt, die vielen von euch verborgen bleiben. Der Ablauf des äusseren Weltgeschehens ist euch allen bekannt, weshalb ich mich mit dessen Einzelheiten nicht zu befassen brauche. Ihr seid auch darüber im Bild, welche Aktionen von den kriegführenden Mächten unternommen wurden und welcher Mass nahmen sich die neutralen Nationen enthalten haben. Die Folgen solcher Handlungen können nur von jenen Menschen voll erkannt [230] und richtig eingeschätzt werden, die im Sinn der Gesamtmenschheit, nicht einer bestimmten Nation denken, wie etwa Deutschlands Wohl oder Amerikas Schicksal. Es gibt derzeit nur wenige Jünger, die in diesem Sinne denken und das Gesamtbild erschauen können, das sich jetzt zu der Wirklichkeit verdichtet, die einmal für die gesamte Menschheit bestimmend sein wird. Es gibt viele, die sich der Notwendigkeit bewusst werden, so zu denken; sie sind bestrebt, diese neue Einstellung zu gewinnen, stossen dabei aber auf viele Probleme, die sie verwirrt und bestürzt machen. Gerade für diese überraschten und verlegenen Jünger schreibe ich. Den Leuten mit provinzlerischen und spiessbürgerlichen Ansichten habe ich kaum etwas zu sagen, denn ihre innere Schaukraft ist beschränkt; nur durch schreckliche Ereignisse und bittere Not können sie über die kleinlichen Spitzfindigkeiten ihres verstandesmässigen Denkens hinauswachsen, das sich an die Vergangenheit klammert und Angst hat, vertrauensvoll einen Schritt in die Zukunft zu wagen.

Es hat mich interessiert, welchen Widerhall mein Artikel vom April 1940 gefunden hat. Die meisten Leser, die ich zu erreichen suchte und mit denen ich schon viele Jahre lang in Verbindung stand, haben zwar meine Prämissen angenommen, ohne viel Fragen zu stellen oder Zweifel zu äussern, aber sie haben es unterlassen, positive Schritte zu unternehmen oder ihren Einfluss geltend zu machen. Einige wenige wiesen die Einteilung in Kräfte des Lichts (die durch die alliierten Nationen vertreten werden) und Kräfte der Aggression (deren Repräsentant Deutschland ist) zurück; sie treten für eine zwar richtige, aber falsch interpretierte Idee von der menschlichen Einheit ein. Sie können nicht einsehen, dass mit dem Beginn des Neuen Zeitalters unweigerlich ein Tag des Gerichts (symbolisch gesprochen) kommen muss und dass die Trennungslinie zwischen dem Neuen und dem Alten sichtbar werden wird. Man wird den deutlichen Unterschied erkennen zwischen äusserem Geschehen und esoterischer Geisteshaltung, zwischen den Menschen, die eine neue Weltordnung erschauen, die durch das wirksame Eingreifen der Lichtkräfte, durch Zusammenarbeit, Koordinierung und gegenseitiges Verstehen zustande kommt, und einer Weltordnung, in der Terror und Gewalt herrschen, in der Freiheit des Gewissens unterdrückt wird und eine Rasse an der Macht ist, die gegen geistige Werte und menschenfreundliche Gesinnung feindlich eingestellt ist. Dieser Tag des Gerichts ist jetzt [231] über die Menschheit gekommen. Zu einem endgültigen Urteil werden jene Menschen kommen, deren normale Neigungen und natürliche Tendenzen auf Gesetz und Ordnung, deren Wille zum Guten auf rechte menschliche Beziehungen und auf das wahre Wohl der Menschheit gerichtet sind. Diese aufgeklärten Menschen werden ihre Stellungnahme mit dem entschlossenen Willen bekräftigen, eine Ära einzuleiten, in der diese Werte vorherrschen werden; sie sind auch gewillt, die notwendigen Schritte zu unternehmen, um diese Werte zu ermöglichen und zu fördern.

Ich möchte frei und offen über die Probleme sprechen, die sich euch aufdrängen angesichts einer Welt, wie sie heute ist, und einer möglichen Welt von morgen, deren Schicksal ganz ungewiss ist. Ich möchte die Möglichkeiten aufzeigen, die sich aufgrund der Reaktionen Grossbritanniens, Frankreichs und Hollands praktisch verwirklichen liessen, und ich möchte andeuten, wie die USA voraussichtlich reagieren werden. Ich schreibe als Repräsentant der Hierarchie, deren Mitglied (auf einer bestimmten Rangstufe) ich bin, als einer, der Tag und Nacht für den Erfolg jener Nationen in der Welt arbeitet, die - bedrängt von Missverständnissen, Verleumdungen und Abneigungen - sich in unermüdlichen Anstrengungen Deutschland und seinem Satelliten Italien entgegenstellen. Ich spreche von jener Gruppe verbündeter Mächte, die - von den Ereignissen getrieben - jetzt mit fester Entschlossenheit zu Grossbritannien stehen. Ich tue dies, weil auf dem Sieg der alliierten Mächte die Hoffnung auf rechte menschliche Beziehungen, auf wahren Frieden, auf Gewissensfreiheit und auf ein freieres und glücklicheres Leben beruht. Diese alliierte Gruppe ist derzeit das Ziel stärkster Angriffe seitens der Kräfte des Bösen. Es ist jetzt auch unmöglich, die Seele des deutschen Volkes in diesem unglücklichen Land zu erreichen, denn die Verblendung, unter der es leidet, ist zu gross. Einmal wird der Tag kommen, da man die Seele des deutschen Volkes wieder ansprechen kann; diese verantwortungsvolle Aufgabe liegt bei jenen Deutschen, die ausserhalb Deutschlands frei von Verblendung leben. Dieser Tag wird kommen, sobald die Kräfte, die durch eine Gruppe übelgesinnter Männer wirken, beseitigt sind. Dann werden auch üble Propaganda, lügnerische Nachrichten, entstellte Anschuldigungen und Darstellungen verschwinden, mit denen die grossen Massen - sogar in neutralen Ländern - überschüttet wurden.

Sollte ich [232] es unterlassen, in dieser planetarischen Krisenzeit zu euch offen zu sprechen und euch, die ihr meine Worte lest, die Wahrheit vorenthalten? die Wahrheit ist bereits für alle jene klar erkennbar, die unparteiisch und vorurteilsfrei über die Zeichen der Zeit nachdenken und die Menschheit wahrhaft lieben. Diese Qualität, wahre Menschenliebe, ist ein grundsätzlicher Prüfstein für falsches und rechtes Handeln und bringt, auf die kämpfenden Parteien bezogen, unzweifelhafte Klarheit. Sollte ich mich mit angenehmen Plattheiten über eine zukünftige glückliche Welt befassen, wenn gerade die Möglichkeit einer solchen Welt auf des Messers Schneide steht? Sollte ich die Geisteshaltung der Hierarchie so hinstellen, als ob sie eine sanfte Schar von Zuschauern wäre, die bereit sind, der Welt nach dem Krieg zu helfen, sich aber jetzt von allen Aktionen fernhalten? - die einfach warten, bis sich der Lärm und der Staub des Krieges gelegt haben, um dann im Denken der Menschen das Zukunftsbild einer neuen Weltordnung zu erwecken, in der es jedem Menschen gut geht, in der es weder Arbeitslosigkeit noch Angst oder Schrecken gibt, in der jedermann glücklich, gut genährt und halbwegs intelligent sein wird? Sollte ich ein Bild entwerfen, das die vielen Jünger, Eingeweihten und Aspiranten als eine grosse Schar von Pazifisten darstellt, welche die Formseite des Lebens schätzen, sich vor dem Tod fürchten und angesichts des tödlichen Ringens um menschliche Freiheit, Leben, Gewissen und Denken passiv bleiben?

Das kann ich wahrlich nicht tun, und die Hierarchie ist alles andere als das. Ein Pazifismus, wie ihr ihn auslegt, hat bei ihr kein Daseinsrecht. Für jene, die wissen, dass die Wiedergeburt ein Grundgesetz der Natur ist und dass es keinen Tod gibt, ist die Vernichtung des physischen Körpers im Kampf (wovor so viele von euch sich fürchten) von geringer Bedeutung. Die Kräfte des Todes wirken heute in der Welt, aber es ist der Tod der Freiheit, der Tod der freien Rede und des freien Handelns, der Tod der Wahrheit und der höheren geistigen Werte. Das aber sind die wesentlichen Faktoren im Leben der Menschheit; im Verhältnis zu diesen ist der Tod der physischen Form ein nebensächlicher Umstand, der durch Wiedergeburt und neue Gelegenheit leicht wieder in Ordnung gebracht werden kann.

Allen jenen, die angesichts des menschlichen Unglücks und Leidens eine passive Haltung predigen und für den Pazifismus [233] (der kein Risiko und keine Verantwortung übernimmt) eintreten, möchte ich folgendes sagen: Womit wollt ihr die Kräfte der Aggression, der Hinterlist, des Übels und der Zerstörung bekämpfen, die heute über unseren Planeten stürmen? Welche Waffen habt ihr für diesen Kampf? Wie wollt ihr die heftigen Angriffe verhindern und den Ansturm aufhalten? Wollt ihr für den Frieden nur beten und dann geduldig darauf warten, dass die Kräfte des Guten für euch kämpfen und dass Gott seine Arbeit tut? Ich sage euch, dass ohne rechtes und kraftvolles Handeln eure Gebete und eure Wünsche vergeblich sind. Eure Gebete und Bitten mögen vielleicht (symbolisch gesprochen) den Thron Gottes erreichen, aber dann kommt die Antwort: die Kräfte des Lichts werden nur dann eure Waffen stärken und das Schicksal zu euren Gunsten wenden, wenn ihr euch erhebt und für das kämpft, was ihr ersehnt. Wer will den Ansturm eines aggressiven Egoismus aufhalten, wenn die Männer und Frauen guten Willens sich nur auf ihren Idealismus verlassen und nichts Praktisches unternehmen, um ihre Hoffnungen zu rechtfertigen und an der Verwirklichung des ersehnten Ideals mitzuhelfen?

Es gibt in der heutigen Welt die Menschen, die jetzt (trotz früherer nationaler Selbstsucht und Ungerechtigkeit) furchtlos und mit wahrer Einsicht den Kampf der Menschheit kämpfen. Auf ihrer Seite steht die Hierarchie, die ja seit jeher auf der Seite der Freiheit, des rechten Verstehens und des korrekten Verhaltens in menschlichen Angelegenheiten steht. Allen denen, die «Frieden, Frieden» schreien, obwohl es doch keinen Frieden gibt, möchte ich folgendes sagen: Wenn schliesslich die Kräfte des Lichts triumphieren werden, wollt ihr da durch ihren Tod und ihr Opfer profitieren? Steht ihr auf dem Standpunkt, dass ihr in einer sicheren Welt leben könnt, weil andere dafür ihr Leben hingegeben haben? Seid ihr bereit, die sichere Geborgenheit eures pazifistischen Alibis aufzugeben und dankbar anzuerkennen, was andere Menschen für euch getan haben? Begreift ihr, dass andere euren Anteil am Gewinn teuer erkauft haben? Hört meine Warnung: Lasst euch nicht durch den falschen Gedankengang betören, dass ihr auf Kosten des Lebens anderer und des Niederganges von Nationen zu eurer schwer erarbeiteten Überzeugung stehen müsst. Ihr vergesst dabei ganz, dass ihr dieses Argument nur aus Angst und falschem Stolz für richtig haltet. Sollen die friedlich gesinnten Menschen in der Welt die Wohltaten eines Friedens ernten ohne dafür einen Preis gezahlt zu [234] haben? Gerade die Völker und Menschen, die den Frieden über alles schätzen, sind jetzt bestrebt, mit allen Mitteln der deutschen Angriffslust Einhalt zu gebieten.

Ich möchte euch etwas über den Frieden sagen, für den die Hierarchie arbeitet, und wie sich ihn die geistig eingestellten Menschen sogar während sie kämpfen vorstellen und für den sie bereit sind, sogar den äussersten Preis zu zahlen. Der kommende Friede wird das Endergebnis gerechter Zustände und rechter menschlicher Beziehungen sein. Er ist eine Auswirkung, nicht Ursache; er ist das Ergebnis gewisser subjektiver Geisteshaltungen, die aber noch nicht in genügend grossem Ausmass in der Welt vorhanden sind. Dagegen hat Deutschland nach Jahren wissenschaftlicher und planmässiger Vorbereitung ein ungeheures Kriegspotential geschaffen. Die Alliierten warten jetzt auf die günstige Gelegenheit für den Endkampf mit dieser mächtigen Nation, und sie bereiten sich darauf vor, nach dem Krieg solche Zustände zu schaffen, die den Frieden garantieren werden. Auf diesem Planeten gibt es derzeit nirgends Frieden. Es gibt auch keinen Frieden in den zweifelnden Herzen derer, die am Kampf gegen das Böse nicht aktiv teilnehmen. In keinem Bereich menschlichen Strebens gibt es heute Frieden: Nicht im Bereich der Volkswirtschaft, die sich im Kampf zwischen Kapital und Arbeit und zwischen den grossen wirtschaftlichen Denkrichtungen zersplittert; nicht auf dem Gebiet der Religion, wo der Kampf zwischen der Autorität (des früheren Weltkirchentums) und der praktischen Religion im Gang ist; nicht auf sozialem Gebiet mit all den Rangunterschieden, wo eine Klasse gegen die andere, der Arme gegen den Reichen, Bruder gegen Bruder steht; und erst recht nicht im Bereich der Politik, wo Parteihader die einander bekämpfenden Gruppen blind macht für das grössere Weltbild, so dass ihnen die Nöte der Gesamtmenschheit verborgen bleiben. Der wahre Friede wird auch nicht durch fanatischen Pazifismus oder durch lautstarkes Gerede und wunscherfülltes Denken all derer kommen, die zwar den Krieg hassen, aber gleichzeitig die Lawine der Eroberungen anschwellen lassen und den wahren Sieg dadurch verzögern, dass sie leidenschaftlich für gegenteilige Ansichten eintreten.

Ich sage euch, dass alle Nationen Gegner des Krieges sind und ihn hassen; sogar Deutschland ist - hinter dem Rücken des auferlegten Terrors - entsetzt über das, was heute geschieht. Die gleiche Friedensliebe, die den gewöhnlichen Pazifisten begeistert, [235] erfüllt auch alle jene Menschen, die jetzt kämpfen und Opfer bringen, um den Frieden zu erringen und jene gerechte Ordnung zu schaffen, die Deutschland verhindern will. Dennoch sind viele neutral eingestellte und pazifistische Leute nicht bereit, einen Preis für das zu zahlen, was sie nach eigenem Bekenntnis so sehr schätzen. Eine völlige Weigerung, an der Seite der Alliierten und all derer zu kämpfen, die ganz klar erkennen, was auf dem Spiele steht, würde den materialistischen und aggressiven Kräften Tür und Tor zur Weltherrschaft öffnen. Gerade damit rechnen die bösen Kräfte, wenn sie im Hinblick auf den grössten neutralen Staat - die USA - ihre Lügenpropaganda verbreiten und Agenten in alle Länder schicken; damit wollen sie die friedliche Eroberung einer Bevölkerung vorbereiten, welche die geistigen Werte, die auf dem Spiel stehen, nicht hoch genug einschätzt und nicht bereit ist, dafür einzutreten.