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ABSCHNITT C - DER ÄTHERISCHE KÖRPER und PRANA - Teil 3

Die Fussnoten des Buches sind auf dieser Seite direkt unter dem entsprechenden Text.  Siehe (*C058, 59).

Im zweiten Stadium beginnen sich die pranischen Strömungen mit dem Feuer an der Basis der Wirbelsäule zu vermischen und dieses Feuer langsam aufwärts zu treiben, wobei es seine Hitze aus den Zentren unterhalb des Sonnengeflechts (plexus solaris) in die drei höheren Zentren - das Herz-, Kehl- und Kopfzentrum überträgt. Das ist ein langwieriger Vorgang, sofern er der Kraft der Natur allein überlassen bleibt, aber gerade hier ist (in einigen wenigen Fällen) eine Beschleunigung erlaubt, um Mitarbeiter im Dienst an der Menschheit auszurüsten. Das ist das Ziel aller okkulten Schulung. Auf diesen Gesichtspunkt werden wir später näher eingehen, wenn wir zu unserem nächsten Abschnitt «Kundalini und die Wirbelsäule» kommen.

Im dritten Stadium vermischt sich aktive Strahlungsmaterie oder Prana immer vollkommener mit dem in der Materie latenten Feuer; das führt (wie wir später sehen werden) zu gewissen Wirkungen.

Dadurch kommt es zu einer Beschleunigung der normalen Schwingung des physischen Körpers, so dass er leichter auf die höhere Note des Egos reagiert, und zum stetigen Emporsteigen der sich vereinigenden Feuer durch den dreifachen Kanal in der Wirbelsäule. Im zweiten Stadium erreicht dieses belebende vereinte Feuer ein Zentrum zwischen dem unteren Teile der Schulterblätter, an welchem Punkt sich das Feuer von der Basis der Wirbelsäule mit dem um das pranische Dreieck kreisende Feuer vereinigt und völlig vermischt. Wie erinnerlich, hat ein Teil dieses Dreiecks dort seinen [124] Ursprung. Wenn das dreifache basale Feuer und das dreifache pranische Feuer sich treffen und vermischen, dann geht die Evolution in erheblich beschleunigtem Tempo weiter. Das ereignet sich bestimmt bei der ersten Einweihung, wenn die Polarisierung in einem der drei höheren Zentren verankert wird; welches Zentrum das ist, hängt vom Strahl des betreffenden Menschen ab.

Diese Vermischung verursacht eine Änderung in der Funktionsweise der Zentren. Sie werden zu «Rädern, die sich um sich selbst drehen», und während es sich dabei bisher um blosse Rotation handelte, betätigen sie sich jetzt in vierdimensionaler Weise und treten als wirbelnde Strahlenzentren lebendigen Feuers in Erscheinung.

Die drei hauptsächlichen Kopfzentren treten der Reihe nach (die Reihenfolge ist je nach dem Strahl verschieden) in Tätigkeit, und zwischen ihnen ereignet sich etwas Ähnliches wie vorher beim pranischen Dreieck. Während es sich bis dahin um drei Zentren handelte, von denen jedes einzelne nur schwach auf die Schwingungsbewegung der beiden anderen reagierte (wobei jedes die Wärme und den Rhythmus der anderen spürte, aber dennoch getrennt blieb), springt jetzt das Feuer von einem Zentrum zum anderen über; und jedes wirbelnde Rad wird durch eine Feuerkette mit dem anderen verbunden, bis ein feuriges Dreieck entsteht, durch das die Kundalini und das pranische Feuer hin und her strahlen. Ausserdem fangen sie zu kreisen an. Das Kundalinifeuer verursacht die Hitze und den intensiven Strahlenglanz des Zentrums, während das ausströmende Pranafeuer immer stärkere Aktivität und Rotation bewirkt.

Während der Zeitspanne zwischen der ersten und der vierten Einweihung wird der dreifache Kanal in der Wirbelsäule und der gesamte ätherische Körper durch die Tätigkeit des Feuers immer mehr geläutert und gereinigt, bis alle «Schlacken» (wie es im Alten Testament heisst) weggebrannt sind und nichts übrig bleibt, was den Fortschritt dieser Flamme verhindern könnte.

In dem Mass, in dem das Kundalini- und das Pranafeuer in ihrem Wirken fortschreiten und der Kanal mehr und mehr geklärt, der Körper reiner und die Zentren aktiver werden, kommt die Flamme [125] des Geistes oder das vom Ego herrührende Feuer immer wirksamer herab, bis eine wirklich strahlende Flamme aus dem Kopfscheitel hervorbricht. Diese Flamme schwingt sich durch die Träger hindurch zu ihrer Quelle, dem Kausalkörper, empor.

Gleichzeitig mit der Aktivität dieser Feuer der Materie und des Geistes brennen die Feuer des Denkens oder des Manas mit erhöhter Heftigkeit. Es sind dies die dem Menschen zur Zeit seiner Individualisierung verliehenen Feuer; sie werden ständig vom Feuer der Materie genährt, und ihre Hitze erhöht sich durch das ausströmende Sonnenfeuer, das auf den kosmischen Mentalebenen seinen Ursprung hat. Es ist der Aspekt des Manas-Feuers, der sich in Form von Instinkt, tierischem Gedächtnis und rein funktionsmässiger Erinnerung entwickelt, die im primitiven Menschen so stark in Erscheinung treten. Im Lauf der Zeit erglüht das Feuer des Denkens immer heller, bis es schliesslich durch das ätherische Gewebe hindurch zu brennen beginnt - jenen Teil des Gewebes, der das oberste Kopfzentrum schützt - und dem Niederströmen des Geistes Zutritt gewährt. Dadurch werden gewisse Erscheinungen ermöglicht:

Das Kundalinifeuer wird durch das Denkvermögen oder den Willensaspekt von der Mentalebene aus bewusst gelenkt und beherrscht. Durch die Kraft des menschlichen Denkvermögens werden die beiden Feuer der Materie zuerst miteinander, und sodann mit dem Feuer des Denkens vereinigt.

Das Gesamtresultat dieser Vermischung ist die (regel- und ordnungsmässige) Zerstörung des ätherischen Gewebes; und die Folge davon ist, dass der Mensch Kontinuität des Bewusstseins erlangt und dass das «Leben in grösserer Fülle» (Joh. 10, 11) oder das dritte Feuer des Geistes in seinem persönlichen Leben Eingang findet.

Das Niederrauschen des Geistes und der (durch bewusste Betätigung des Denkfeuers geregelte und gelenkte) Aufstieg der inneren Feuer der Materie führen auf den gleichen Stufen der Astral- und der Mentalebene zu analogen Resultaten, so dass eine parallele Begegnung erfolgt und das Befreiungswerk ordnungsgemäss fortschreitet.

Die ersten drei Einweihungen bringen die Vollendung dieser Ergebnisse und führen zur vierten, bei der die Intensität der vereinten Feuer die vollkommene Verbrennung aller Schranken [126] bewirkt und dazu führt, dass der Geist durch bewusst gelenkte Anstrengung aus seiner dreifachen, niederen Hülle befreit wird. Der Mensch muss die Befreiung bewusst zuwege bringen. Diese Ergebnisse werden vom Menschen selbst und dadurch herbeigeführt, dass er sich von den drei Welten freigemacht und selbst das Rad der Wiedergeburt gebrochen hat, anstatt sich auf ihm zerbrechen zu lassen.

Aus dieser Erläuterung dürfte klar hervorgehen, wie ausserordentlich wichtig der ätherische Träger als Isolator der Feuer ist; ausserdem ist uns klar geworden, welche Gefahren dem Menschen drohen, der aus Unverstand, Torheit oder Mutwillen etwa mit diesen Feuern spielt.

Sollte jemand durch Willenskraft oder durch Überentwicklung der mentalen Seite seines Charakters die Fähigkeit erwerben, diese Feuer der Materie zu vereinigen und vorwärts zu treiben, dann droht ihm die Gefahr der Besessenheit, des Irrsinns, physischen Todes oder schwerer Erkrankung in irgendeinem Teil seines Körpers; er setzt sich überdies der Gefahr aus, den Geschlechtstrieb übermässig zu stimulieren, und zwar dadurch, dass er die Kraft in unausgeglichener Weise nach oben treibt oder ihre Strahlung in unerwünschte Zentren hineinzwingt. Der Grund dafür ist erstens, dass die Materie seines Körpers nicht genügend geläutert ist, um die Vereinigung der Flammen aushalten zu können; zweitens, dass der entlang der Wirbelsäule aufsteigende Kanal noch verstopft und versperrt ist und deshalb eine Schranke bildet, welche die Flamme nach unten zurückwendet; und drittens, dass die (allein durch die Kraft des Denkens, aber ohne die Mitwirkung eines gleichzeitigen Herabströmens von der geistigen Ebene vereinte) Flamme infolge Verbrennung des Äthergewebes unerwünschten und fremden Kräften, Strömungen und sogar Wesen Einlass gewährt. Diese zerstören, zerreissen und vernichten alles, was vom ätherischen Träger, vom Hirngewebe und sogar vom physischen Körper selbst übriggeblieben ist.

Der unvorsichtige Mensch, der nichts von seinem Strahl und deshalb auch nichts von der richtigen geometrischen Dreiecksform weiss, die allein die ordnungsgemässe Zirkulationsmethode von einem Zentrum zum anderen darstellt, wird das Feuer in gesetzwidriger Reihenfolge vorwärtstreiben und dadurch Gewebe [127] verbrennen; dadurch wird er (wenn nicht noch ernstere Folgen eintreten) die Uhr seines Fortschritts um mehrere Leben zurückstellen, denn er wird viel Zeit verwenden müssen, um das von ihm Zerstörte wieder aufzubauen und alle zu leistenden Aufgaben nach rechten Richtlinien zu rekapitulieren.

Wenn ein Mensch hartnäckig, Leben um Leben, eine derartige Betätigung fortsetzt, wenn er seine geistige Entwicklung vernachlässigt und sich auf intellektuelles Bemühen konzentriert, das auf die Manipulation von Materie zu selbstsüchtigen Zwecken eingestellt ist, wenn er darauf trotz der Eingebungen seines inneren Selbst besteht, und trotz der Warnungen, die ihm von denen, die ihn beobachten, zugehen mögen, und wenn er das lange genug betreibt, dann kann dies zu seiner für dieses Manvantara oder diesen Zyklus endgültigen Zerstörung führen. Es könnte ihm durch Vereinigung der beiden Feuer der Materie und des zweifachen Ausdrucks des mentalen Feuers gelingen, das physische permanente Atom gänzlich zu zerstören und dadurch auf Äonen hinaus seine Verbindung mit dem höheren Selbst zu unterbrechen. H. P. B. hat dieses Thema durch ihre Erwähnung von «verlorenen Seelen» gestreift [*C58, 59]. Wir müssen an dieser Stelle die wirkliche Gefahr solch eines grässlichen Schicksals betonen und alle diejenigen warnen, die sich an die Feuer der Materie samt den ihnen innewohnenden Gefahren heranwagen. Die Vermischung dieser Feuer muss sich als Folge von vergeistigtem Wissen ergeben und einzig und allein vom Licht des Geistes gelenkt werden, der durch Liebe wirkt und selbst Liebe ist, und der diese Vereinigung und völlige Verschmelzung nicht im Hinblick auf sinnliche oder materielle Befriedigung anstrebt, sondern weil Befreiung und Läuterung im Sinn der höheren Einswerdung mit dem Logos erwünscht sind. Diese Einswerdung muss angestrebt werden, nicht aus selbstsüchtigen Zwecken, sondern weil Gruppenvollendung das Ziel ist und weil ein grösserer Wirkungsbereich geschaffen werden muss, um der Menschheit besser dienen zu können.

[*C58] : Verlorene Seelen. Siehe Isis Unveiled, Bd. II, S. 368; ausserdem G.L. I, 255 und G.L. III 493, 513-516, 521, 525, 527.

[*C59] : Siehe G.L. III, 523-529.
 

V. Tod und der ätherische Körper

Es ist nicht [128] unsere Absicht, Tatsachen zu vermitteln, damit sie von der Wissenschaft nachgeprüft werden, oder auch nur den nächsten Schritt für wissenschaftliche Forscher anzudeuten; wenn wir es vielleicht dennoch tun, dann nur beiläufig und ganz nebenher. In der Hauptsache beabsichtigen wir Hinweise auf die Entfaltung und Entsprechung des dreifachen Ganzen zu geben, welches das Sonnensystem zu dem macht, was es ist - nämlich zum Träger, durch welchen eine kosmische Wesenheit, der Sonnenlogos, aktive Intelligenz bekundet, um dadurch den Liebesaspekt seines Wesens vollendet zum Ausdruck zu bringen. Allerdings liegen diesen Vorhaben noch weitere und mehr esoterische Absichten zugrunde, die im Willensbewusstsein des Höchsten Wesens verborgen liegen und nach Erreichung des gegenwärtigen Zieles klar zu erkennen sein werden. Der dualistische Wechsel zwischen objektiver Manifestation und subjektiver Verdunkelung, das periodische Ausatmen und das darauf folgende Einatmen von allem, was durch Evolution vorwärtsgebracht wurde, verkörpert im System eine der grundlegenden kosmischen Schwingungen und bildet den Grundton jener kosmischen Wesenheit, deren Körper wir sind. Die Herzschläge des Logos (wenn diese unzulängliche Bezeichnung gestattet ist) sind der Ursprung aller zyklischen Evolution, und daraus erhellt sich die Bedeutung des sogenannten «Herzens» oder «Liebe-Aspekts», und das allgemeine Interesse für Rhythmus. Das gilt nicht nur im kosmischen Sinn, sondern auch für das Studium der menschlichen Einheit. Allen physischen Bedeutungen von Rhythmus, Schwingung, Zyklen und Herzschlägen liegen deren subjektive Analogien zugrunde - Liebe, Empfindung, Gefühl, Wünschen, Harmonie, Synthese und geordnete Reihenfolge; und diese Analogien wiederum haben einen noch tieferen gemeinsamen Ursprung, nämlich die Identität jenes Höchsten Wesens, das sich auf diese Weise zum Ausdruck bringt.

Beim Studium des Pralaya oder der Zurückziehung des Lebens aus dem ätherischen Träger bleibt es sich deshalb gleich, ob man die Zurückziehung des menschlich-ätherischen Doppelgängers, [129] die Zurückziehung des planetarisch-ätherischen Doppelgängers oder die Zurückziehung des Doppelgängers des Sonnensystems betrachtet. Das Ergebnis ist das gleiche und die Folgen ähneln sich.

Was ist die Folge dieser Zurückziehung, oder vielmehr was verursacht jene Erscheinung, die wir Tod oder Pralaya nennen? Da wir uns in dieser Abhandlung streng an den Stil eines Lehrbuches halten, wollen wir bei unserer tabellarischen Darstellungsmethode bleiben. Die Zurückziehung des ätherischen Doppelgängers eines Menschen, eines Planeten und eines Systems kommt durch folgende Ursachen zustande:

a. Durch Aufhören des Verlangens. Das sollte das Ergebnis jedes Evolutionsvorganges sein. Ein wahrer Tod wird dem Gesetz zufolge durch Erreichen des Zieles und demzufolge durch Aufhören aller weiteren Bestrebungen (Aspiration) verursacht. Wenn der vollendete Zyklus seinem Ende naht, gilt das für das einzelne Menschenwesen, den Himmlischen Menschen und den Logos selbst.

b. Durch Verlangsamung und allmähliche Beendigung des zyklischen Rhythmus wird die angemessene Schwingung erreicht, und das Werk ist vollbracht. Wenn die Note oder Schwingung in vollkommener Weise verspürt oder angestimmt wird, verursacht sie (auf dem Punkt der Synthese mit anderen Schwingungen) die gänzliche Zerstörung der Formen.

Bewegung zeichnet sich bekanntlich durch drei Eigenschaften aus:

1. Trägheit,

2. Beweglichkeit,

3. Rhythmus.

Diese drei werden in obiger Reihenfolge erlebt und setzen also eine Periode langsamer Betätigung voraus, auf die eine Periode von äusserster Bewegung folgt. Die mittlere Periode führt nebenbei bemerkt (während der Suche nach richtiger Note und Schwingungszahl) zu Zyklen der Unordnung, der Experimentierung, der Erfahrung und des Verstehens. Auf diese beiden Grade der Bewegung (die für das Atom, den Menschen, den Himmlischen Menschen oder die Himmlische Gruppe, und den Logos oder die logoische Gesamtheit in gleicher Weise bezeichnend sind) folgt eine Periode des [130] Rhythmus oder der Stabilisierung, in welchem der Gleichgewichtspunkt erreicht wird. Durch Ausgleichen der Gegensatzpaare und durch das so erlangte Gleichgewicht wird Pralaya zur unvermeidlichen Konsequenz.

c. Durch Trennung des physischen vom subtileren Körper auf den inneren Ebenen, durch Zerstörung des Gewebes. Das hat dreierlei Wirkung:

Erstens. Das Leben, das die physische (dichte sowohl als auch ätherische) Form beseelt hatte, das vom permanenten Atom ausgegangen war und von dort aus (in Gott, im Himmlischen Menschen und im menschlichen Wesen sowie im Atom der Materie) «die Bewegung und die Unbeweglichkeit durchdrungen» hatte, wird auf der Ebene der Zurückziehung oder Abstraktion vollständig in das Atom zurückgebracht. Diese «Abstraktionsebene» ist verschieden je nach der in Frage kommenden Wesenheit:

1. Für das physische permanente Atom ist es die atomische Ebene;

2. für den Menschen ist es der Kausalträger;

3. für den Himmlischen Menschen ist es die zweite Ebene des monadischen Lebens, wo er beheimatet ist;

d. für den Logos ist es die Adi-Ebene.

Das sind die Orte, an denen die betreffende Einheit ins Pralaya verschwindet. Dabei ist zu beachten, dass es sich nur von unten aus gesehen jeweils um Pralaya handelt. Für die höhere Vision, die zu sehen vermag, wie das Dichte, wenn es sich nicht in objektiver Manifestation befindet, immer noch von etwas Subtilerem überschattet wird, ist Pralaya nichts anderes als Subjektivität, und nicht etwas, «was nicht ist», sondern lediglich etwas Esoterisches.

Zweitens. Wenn der ätherische Doppelgänger eines Menschen, eines planetarischen Logos und eines Sonnenlogos zersprengt wird, verliert er seine Polarisierung in bezug auf seinen Bewohner und erlaubt ihm deshalb, zu entweichen. Er ist (um es anders auszudrücken) keine Quelle der Anziehung und kein magnetischer Brennpunkt mehr. Er wird nichtmagnetisch, und das grosse Gesetz der Anziehung hat keine Macht mehr über ihn; infolgedessen [131] kommt die Form in den Zustand der Auflösung. Das Ego wird nicht mehr von seiner Form auf der physischen Ebene angezogen und geht dazu über, sein Leben durch Einatmen aus der Hülle zurückzuziehen. Der Zyklus naht seinem Ende, das Experiment ist vorüber, das (von Leben zu Leben und von Inkarnation zu Inkarnation relativ verschiedene) Ziel ist erreicht, und es bleibt nichts mehr zu wünschen übrig; das Ego (oder die denkende Wesenheit) verliert deshalb sein Interesse an der Form und kehrt seine Aufmerksamkeit nach innen. Seine Polarisierung verändert sich, und das Physische wird am Ende fallen gelassen.

Auch der planetarische Logos geht in seinem grösseren Zyklus (der Synthese oder Gesamtsumme der winzigen Zyklen der Zellen seines Körpers) den gleichen Weg; er hört auf, nach unten oder nach aussen hin angezogen zu werden, und er richtet seinen Blick nach innen; er zieht die Masse der kleineren Leben innerhalb seines Körpers, des Planeten, wieder in sich hinein und löst die Verbindung. Äussere Anziehung endet, und alles strebt zum Zentrum hin, anstatt sich bis zur Peripherie seines Körpers zu zerstreuen.

Im System befolgt der Sonnenlogos den gleichen Vorgang; von seiner hohen Stätte der Abstraktion aus hört er auf, von seinem Manifestationskörper angezogen zu werden. Er zieht sein Interesse zurück, und die beiden Pole des Gegensatzpaares, nämlich der Geist und die Materie seines Trägers, trennen sich voneinander. Mit dieser Trennung des Sonnensystems hört jener «Sohn der Notwendigkeit» oder des Wünschens zu bestehen auf und zieht sich aus dem objektiven Dasein zurück.

Drittens. Das führt schliesslich zur Zerstreuung der Atome des ätherischen Körpers und zu ihrer Rückkehr in ihren Urzustand. Das subjektive Leben, die Synthese von Wille und Liebe, die aktive Formgestalt angenommen hatte, wird zurückgezogen. Die Gemeinschaft wird aufgelöst. Die Form zerfällt dann; der Magnetismus, der ihren Zusammenhang aufrechterhalten hatte, ist nicht mehr vorhanden und die Folge davon ist vollkommene Zerstreuung. Die Materie bleibt bestehen, aber die Form hört zu bestehen auf.

Das Werk des zweiten Logos ist zu Ende, und die göttliche [132] Inkarnation des Sohnes ist abgeschlossen. Die Befähigung oder innewohnende Qualität der Materie bleibt aber ebenfalls bestehen, und am Ende jeder Manifestationsperiode ist die Materie (obwohl sie in ihren Urzustand zurück verteilt wurde) aktive, intelligente Materie zuzüglich des Gewinnes aus dieser Manifestationsperiode; ausserdem besitzt sie erhöhte ausstrahlende und auch latente Wirksamkeit, die sie sich durch Erfahrung angeeignet hat. Das wollen wir anhand eines Beispieles erläutern: Die Materie des Sonnensystems war vor ihrer Absonderung aktive intelligente Materie, und das ist alles, was sich von ihr aussagen lässt. Diese aktive intelligente Materie war bereits durch eine frühere Erfahrung qualifiziert und durch eine frühere Inkarnation imprägniert worden. Jetzt befindet sich diese Materie in geformtem Zustand, das Sonnensystem ist nicht in Pralaya, sondern im Zustand der Objektivität - einer Objektivität, die darauf hinarbeitet, dem logoischen Inhalt eine weitere Qualität, nämlich die der Liebe und Weisheit, hinzuzufügen. Beim nächsten Sonnen-Pralaya, am Ende der einhundert Brahmajahre, wird also die Materie des Sonnensystems von aktiver Intelligenz und von aktiver Liebe durchtränkt sein.

Das bedeutet wörtlich, dass die solare, atomische Materie in ihrer Gesamtheit am Ende eine andere Schwingungsfrequenz aufweisen wird als beim ersten Morgengrauen der Manifestation.

Das lässt sich im Zusammenhang mit dem planetarischen Logos der menschlichen Einheit weiterverfolgen, denn die Analogie bleibt gültig. Eine Entsprechung im kleinsten Rahmen ergibt sich aus der Tatsache, dass ein Mensch zu Beginn jeder neuen Lebensperiode einen besser entwickelten physischen Körper von erhöhter Empfänglichkeit annimmt, der auf einen höheren Schlüssel abgestimmt ist, eine angemessenere Verfeinerung aufweist und nach einem anderen Rhythmus vibriert. Wenn diese drei Gedanken sorgfältig durchdacht und logisch erweitert werden, bringen sie mancherlei Aufschlüsse.

d. Durch Umwandlung der violetten in die blaue Farbtönung. Darauf können wir nicht weiter eingehen. Wir begnügen uns einfach mit der Feststellung und überlassen alles Weitere denjenigen Lesern, deren Karma es erlaubt und deren Intuition dazu ausreicht.

e. Durch Zurückziehung des Lebens sollte sich die Form allmählich zerstreuen. Hier ergibt sich eine interessante Reflexbewegung, denn die grösseren Bauherren und Devas, die während der [133] Manifestation in der Weise tätig waren, dass sie die Form zusammenhielten und die pranischen Emanationen umwandelten, anwendeten und zum Kreislauf brachten, verlieren nunmehr ebenfalls ihr Interesse an der Materie der Form und wenden ihre Aufmerksamkeit woanders hin. Auf dem Pfad des (menschlichen, planetarischen oder logoischen) Ausatmens werden diese bauenden Devas (auf dem gleichen Strahl wie die nach Manifestation strebende Einheit, oder auf einem Komplementärstrahl) vom Willen oder Wünschen dieser Einheit angezogen und verrichten ihre Bautätigkeit. Auf dem Pfad des (menschlichen, planetarischen oder logoischen) Einatmens fühlen sie sich nicht mehr angezogen, und die Formen geraten in Verfall. Sie ziehen ihr Interesse zurück, und es beginnen die Kräfte (ebenfalls Wesenheiten), die Vollzieher der Zerstörung sind, mit dem notwendigen Abbruch der Form; sie zerstreuen sie - okkult ausgedrückt - «nach den vier Himmelsrichtungen» oder den Gegenden der vier Atemzüge. Es handelt sich also um eine vierfache Trennung und Verteilung, und darin liegt ein beachtenswerter Wink.

Obwohl wir weder Sterbeszenen noch das dramatische Entweichen des Ätherkörpers aus dem Kopfzentrum geschildert haben, wie man das vielleicht hätte erwarten können, so haben wir immerhin einige Regeln und planvolle Absichten angegeben, die dieser Zurückziehung zugrunde liegen. Wir haben gesehen, dass jedes (menschliche, planetarische oder solare) Leben das Ziel haben sollte, eine bestimmte Absicht oder einen Zweck zu erreichen. Dieser Zweck besteht in der Entwicklung einer für den Gebrauch des Geistes geeigneten Form, und wenn dieser Zweck erreicht ist, dann wendet ihr Bewohner seine Aufmerksamkeit woanders hin und die Form zerfällt, nachdem sie seinem Bedürfnis entsprochen hat. Allerdings ist das nicht immer in jedem menschlichen Leben und nicht einmal immer in jedem planetarischen Zyklus der Fall. Das Geheimnis des Mondes ist das Geheimnis eines Fehlschlages. Sobald man es versteht, führt es zu einem würdigen Leben und bietet uns ein Ziel, das unser höchstes Bemühen verdient. Wenn einmal diese Seite der Wahrheit allgemeines Verständnis findet - was nicht ausbleiben kann, sobald die Intelligenz der Rasse dazu ausreicht -, dann wird die Evolution mit Sicherheit ihren Fortgang nehmen und Fehlschläge werden seltener vorkommen.