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EINLEITUNG

„Dem Gott, der im FEUER ist und der im Wasser ist;

Dem Gott, der die ganze Welt durchdrungen hat;

Dem Gott, der in den Sommerpflanzen und in den Herren des Waldes ist;

Diesem Gott sei Anbetung, Anbetung."

—Sh'vet Upanishad, II.17.

EINLEITUNG

Das Buch «Die unvollendete Autobiographie» von Alice A. Bailey enthält den Bericht, wie es zur langjährigen telepathischen Zusammenarbeit zwischen dem Tibeter und ihr kam. Dieser Bericht schildert die Umstände, unter denen Frau Bailey in Kalifornien zum erstenmal im November 1919 mit ihm in Kontakt kam. Eine dreissigjährige Zusammenarbeit wurde geplant. Dreissig Tage nach Beendigung dieser Arbeit erlangte Frau Bailey die Befreiung von den Begrenzungen ihres physischen Körpers.

Die «Autobiographie» enthält gewisse Feststellungen des Tibeters über sein Werk und auch darüber, warum es unternommen wurde. In den Anfangsstadien mussten die äusseren (physischen) Bedingungen sorgfältig beachtet werden, um die telepathische Zusammenarbeit möglichst erfolgreich zu gestalten. In den späteren Jahren aber wurde die Methode so vervollkommnet, und der ätherische Mechanismus der Frau Bailey war so gut umgestellt und angepasst, dass der ganze Vorgang praktisch ohne jede Anstrengung stattfand. So wurde die praktische Brauchbarkeit des telepathischen Verkehrs in einzigartiger Weise bewiesen.

Abstrakte Ideen und bisher völlig unbekannte Begriffe von geistigen Realitäten mussten in vielen Fällen rein verstandesmässig ausgedrückt werden, wobei die Beschränkungen der englischen Sprache oft unüberwindlich schienen. Die Leser dieser Bücher wurden und werden immer wieder darauf aufmerksam gemacht, dass eine solche Begrenzung oder Einengung der Wahrheit unvermeidlich ist; aber das wird leider oft vergessen. Dieser Hinweis wird in den kommenden Jahren immer wieder betont werden, um zu vermeiden, dass die Lehre erstarrt oder sektiererisch wird.

Der vorliegende Band «Eine Abhandlung über Kosmisches Feuer» war das dritte Buch, das in gemeinsamer Arbeit zustande kam. Seinem inneren Wert nach bleibt es das wichtigste und am weitesten in die Zukunft reichende Werk, das in den dreissig Jahren geschaffen wurde, obwohl auch die anderen Bände tiefgründig und von grösstem Nutzen sind.

Im Verlauf der langen Zusammenarbeit stellten sich die Denkinstrumente des Tibeters und der Frau Bailey so genau aufeinander ein, dass sie - bei der Abfassung der Lehren - einen einzigen Projektionsmechanismus bildeten. Oft (sogar bis zum Ende) drückte A. A. B. ihr Erstaunen darüber aus, dass ihr durch den Kontakt mit dem Tibeter flüchtige Einblicke in grenzenlose geistige Wahrheiten gewährt wurden, die sie auf andere Weise niemals bekommen hätte. Diese Einblicke in geistige Bereiche waren oft von einer Qualität, die sie mit Worten gar nicht ausdrücken konnte. Diese erlebte Tatsache war auch der Grund für ihre oft geäusserte, aber meistens nur wenig verstandene Behauptung, dass alle die Lehren, die durch ihre Mithilfe veröffentlicht werden, nur die Anfangsgründe des esoterischen Wissens seien, und dass sie von ihrer Behauptung gern abgehen würde, wenn eine bessere und tiefere esoterische Lehre zur Verfügung stünde. Obwohl die in diesen Büchern veröffentlichte Lehre klar und tief ist, so sind die mitgeteilten Wahrheiten dennoch nur Teilwahrheiten, die einer späteren Enthüllung und Erweiterung bedürfen. Diese Tatsache, an die wir uns immer wieder erinnern sollten, ist ein weiterer und höchst notwendiger Schutz vor dem Verstandesdenken, das ständig darauf aus ist, sektiererische Gedanken zu erschaffen.

Gleich am Anfang der gemeinsamen Arbeit und nach reiflicher Überlegung wurde beiderseits der Beschluss gefasst, dass sie als werktätiger Jünger in der äusseren Welt möglichst viel karmische Verantwortung auf dieser Ebene übernehmen sollte, und dass die Lehren unter ihrem Namen veröffentlicht werden sollten. Das bedingte nicht nur die Bürde einer Führung im esoterischen Bereich, sondern hatte auch zur Folge, dass sie von Personen Organisationen angegriffen und verurteilt wurde, deren Positionen und Aktivitäten autoritär waren und mehr dem Fischezeitalter entsprachen.

Die jetzt publizierte esoterische Lehre wurde durch den vom Tibeter und von Frau Bailey eingenommenen Standpunkt von den Beeinträchtigungen und Torheiten des Geheimnisvollen, der Verblendung und Undurchführbarkeit und von aufgestellten Behauptungen befreit. Der gegen dogmatische Behauptungen eingenommene Standpunkt hat dazu beigetragen, eine neue Ära mentaler Freiheit für die Studierenden einzuleiten, eine Ära freiheitlichen Denkens, das zur schrittweisen Entfaltung und Offenbarung der zeitlosen Weisheit führen wird.

Die uralte Methode, zur Wahrheit dadurch zu kommen, dass man neue Autoritäten akzeptiert und diese mit früheren Doktrinen (die für die Schulung des Denkvermögens zweifellos wertvoll waren) vergleicht, diese Methode wird nun allmählich aufgegeben und durch eine bessere ersetzt werden. An ihre Stelle tritt jetzt sowohl im religiösen als auch im philosophischen Bereich eine neue Aufnahmefähigkeit zutage, die einen mehr wissenschaftlichen Standpunkt einnimmt. Geistige Lehren werden in zunehmendem Mass als Hypothesen verstanden und akzeptiert werden, die weniger durch Spitzfindigkeiten, historische Grundlagen und Autorität erprobt und bewiesen werden, sondern mehr durch ihre Auswirkungen auf das tägliche Leben und ihre Verwendbarkeit zur Lösung der menschlichen Probleme.

Bis jetzt waren höhere esoterische Lehren meistens nur solchen Studierenden zugänglich, welche die Autorität eines Lehrers akzeptierten, ihm mehr oder minder zu Gehorsam verpflichtet waren und Geheimhaltung gelobten. In dem Mass, in dem die neue befreiende Ordnung des Wassermann-Zeitalters Fortschritte macht, werden diese auferlegten Beschränkungen verschwinden. Die persönliche Beziehung des Jüngers zum Meister bleibt auch weiterhin bestehen, aber schon jetzt wurde der Versuch unternommen, angehende Jünger in Gruppen zu schulen. Der Bericht über ein solches Experiment und der Versuch, diese neuzeitliche Methode anzuwenden, wurde in dem Buch «Jüngerschaft im Neuen Zeitalter» veröffentlicht; es enthält direkte persönliche Unterweisungen durch den Tibeter für eine auserwählte Gruppe.

In dem vorliegenden Buch «Eine Abhandlung über Kosmisches Feuer» hat uns der Tibeter das gegeben, was H. P. B. vorausgesagt hatte, nämlich den psychologischen Schlüssel zur kosmischen Schöpfung. H. P. B. hatte behauptet, dass im 20. Jahrhundert ein Jünger auftreten werde, der den psychologischen Schlüssel zu ihrem Monumentalwerk «Die Geheimlehre» geben werde, einem Werk, an dem der Tibeter und sie gearbeitet hatten. A. A. B. setzte in vollkommener Erkenntnis ihrer eigenen Aufgabe dieses Werk fort.

Tunbridge Wells, 1950. FOSTER BAILEY