Navigieren durch die Kaptitel von diesem Buch

Die Hindernisse für okkulte Studien.

Diese Regel gehört zu den schwierigsten in diesem Buch, ist [73] jedoch eine der inhaltsreichsten. Wir werden einige Zeit brauchen, um sie gründlich zu behandeln. In ihr finden wir ein interessantes Beispiel für die Entsprechung und Übereinstimmung des Mikrokosmos mit dem Makrokosmos. In bezug auf das darin erwähnt. Licht kann man sie auf zweierlei Weise erklären.

Es wird erstens auf jenes «grössere Licht» hingewiesen, das die Drei erleuchtet, und zweitens auf jenes «niedere Licht», das nach oben gerichtet wird.

Das «grössere Licht» ist das Licht der Seele, die selbst Licht ist und die sichtbare dreifache Persönlichkeit erleuchtet. Hierin liegt die Entsprechung zu dem Makrokosmos, der sich uns symbolisch in Gott darstellt, dem sich offenbarenden Licht des Sonnensystems. Das Sonnensystem ist Drei in Einem oder Eines in Dreien, und das Licht des Logos erleuchtet das Ganze. Das «niedere Licht» ist jenes, das im Menschenwesen auf der physischen Ebene verborgen liegt. Dieses Licht wird auf einer bestimmten Stufe der menschlichen Erfahrung im ganzen Körper erweckt und verschmilzt schliesslich mit dem «grösseren Licht». Das Licht und Leben Gottes Selbst strömt zwar von der zentralen Geistessonne aus, aber erst wenn das Licht innerhalb des Sonnensystems selbst entfacht und erweckt ist, wird schliesslich jene lodernde Flamme zum Ausbruch kommen, welche die in all ihrer Kraft leuchtende Sonne kennzeichnet. In ähnlicher Weise geht zwar das Licht der Seele von der Monade aus, aber erst wenn das Licht in dem kleinen (von der Seele geleiteten) System hervorgerufen und erweckt wird, kann schliesslich ein Gottessohn in Erscheinung treten.

In diesen Anweisungen [74] befassen wir uns jedoch hauptsächlich mit dem Mikrokosmos und dem ihm innewohnenden Licht; auf die makrokosmischen Entsprechungen werden wir uns nicht einlassen.

Bei Betrachtung dieser zweiten Regel müssen wir beachten, dass zwischen der Seele und ihrem Schatten, dem Menschen auf der physischen Ebene, eine bewusste Verbindung hergestellt worden ist. Beide haben meditiert. Die Studierenden werden gut daran tun, dies zu beachten und daran zu denken, dass es eines der Ziele der täglichen Meditation ist, Gehirn und Denkvermögen dahin zu bringen, in Einklang mit der Seele zu schwingen, wenn sie versucht, sich «in tiefer Meditation» mit ihrem Spiegelbild in Verbindung zu setzen.

Diese Verbundenheit oder zeitlich übereinstimmende Schwingung hat folgende interessante Entsprechung:

Seele   -  der Mensch auf der physischen Ebene

Denkvermögen   -  Gehirn

Zirbeldrüse   -  Hypophyse

Auch die Beziehung zwischen den Zentren und ihre Abstimmung aufeinander ist interessant. In ihr ist sowohl die Entwicklung der Menschheit als auch des Einzelmenschen in der Quintessenz dargestellt:

Kopfzentrum   -  Basis der Wirbelsäule

Herzzentrum   -  Sonnengeflecht (Solarplexus

Kehlzentrum   -  Sakralzentrum.

In dem oben Gesagten liegt ein Wink für den weiter fortgeschrittenen Schüler (und gerade er zögert noch, sich als einen solchen zu betrachten). Ein Symbol dafür finden wir ferner in der Beziehung zwischen der östlichen und westlichen Halbkugel sowie zwischen jenen grossen Verkörperungen der Wahrheit, die wir Religion und Wissenschaft nennen.

Das Leben der Meditation nimmt seinen Fortgang, und die Beziehung zwischen der Seele und ihrem dreifachen Instrument wird ständig enger und die daraus entstehende Schwingung immer mächtiger. Wie viele Leben das dauern wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab, die hier ihrer Vielzahl wegen nicht aufgeführt werden können; ihre Betrachtung wird sich jedoch für den Studierenden als nützlich erweisen. Er soll die Faktoren aufzählen, die er seiner Meinung nach berücksichtigen muss, wenn er versucht, seine Entwicklungsstufe zu ermitteln.

Aus dieser Reaktion ergibt sich eine Neuorientierung des nie [75] deren Menschen; es soll eine Synthese der Drei und des Einen vollzogen werden, damit das Werk der Vier weitergehen kann. Hier habt ihr das im Mikrokosmos vollbrachte Spiegelbild dessen, was beim Sonnenlogos am Anfang stand: die «Heilige Vier» des Kosmos; der Mensch wird seinerseits zu einer «Heiligen Vier», das sind der Geist und die drei Glieder der manifestierten Form.

Über vier Worte sollte man hier nachdenken:

1. Herstellung der Verbindung.

2. Empfänglichkeit (Aufgeschlossenheit) dafür.

3. Neuorientierung.

4. Vereinigung.

Der Alte Kommentar drückt das in folgenden Worten aus:

«Wenn die Vereinigung hergestellt ist, dann werden sogleich Worte angewendet, und das mantrische Gesetz nimmt seinen rechtmässigen Platz ein, vorausgesetzt, dass der Eine die Worte mitteilt und die Drei in Schweigen verharren.

Wenn erkennbar wird, dass die Antwort von den Dreien ausgeht, dann hört der Eine schweigend zu. Die Rollen sind vertauscht. Ein dreifaches Wort geht von der dreifachen Form aus. Eine Umkehrung kommt zustande. Die Augen schauen nicht länger auf die Welt der Form; sie wenden sich nach innen, sammeln das Licht und sehen eine innere Welt des Seins offenbart. Mit dieser bringt sich das Manas zur Ruhe, denn Augen und Denken sind eins.

Das Herz schlägt nicht länger in Einklang mit dem niederen Verlangen und verschwendet seine Liebe auch nicht mehr an die Dinge die sich um das Wirkliche herum häufen und es verbergen. Es schlägt in einem neuen Rhythmus; es giesst seine Liebe über das Wirkliche aus, und die Maya verblasst; Kama und Herz stehen in enger Verbindung; Liebe und Verlangen bilden ein Ganzes, das eine bei Nacht gesehen, das andere im Licht des Tages. ...»

«Wenn Feuer und Liebe und Denkvermögen sich unterwerfen und das dreifache Wort ertönen lassen, so kommt eine Antwort. Der Eine verkündet das Wort, das den dreifachen Ton übertönt. Gott spricht. Ein Zittern und Beben in der Form ist die Antwort. Das Neue tritt hervor, ein neugeschaffener Mensch: die Form ist neu erbaut, das Haus bereitet. Die Feuer vereinigen sich und das Licht, das [76] nun leuchtet, ist gewaltig; die drei verschmelzen mit dem Einen, und im auflodernden Sein wird ein vierfaches Feuer erschaut.»

In dieser bildlichen Schreibweise, die ich in modernem Englisch wiederzugeben versuchte, haben die Weisen früherer Zeiten einen Gedanken eingekleidet. Die Entstehungszeit des Alten Kommentars, aus dem diese Worte stammen, lässt sich nicht bestimmen. Wollte ich versuchen, euch sein Alter zu nennen, so hätte ich doch kein Mittel, um die Wahrheit meiner Worte zu beweisen; ich müsste mich also auf die Leichtgläubigkeit verlassen, etwas, das die Aspiranten in ihrer Suche nach dem Wesentlichen und Wirklichen vermeiden müssen. In den oben zitierten wenigen Sätzen habe ich mich bemüht, den Kern dessen Zu geben, was im Alten Kommentar mit Hilfe einiger Symbole und eines dunklen, geheimen Textes ausgedrückt wird. Diese alten Schriften kann man nicht auf die Art lesen, wie moderne Schüler Bücher lesen. Man sieht sie, nimmt Fühlung mit ihnen und erkennt sie klar. Der in ihnen liegende Sinn enthüllt sich blitzartig. Lasst es mich erläutern: Die Worte «Der Eine verkündet das Wort, das den dreifachen Ton übertönt» werden bildlich geschildert als ein Lichtstrahl, der in einem symbolischen Wort in Goldfarbe endet; dieses liegt über drei Symbolen in Schwarz, Rosa und Grün. So werden die Geheimnisse mit Sorgfalt gehütet.

Ich habe gedacht, dass es für die Studierenden vielleicht interessant wäre, wenigstens so viel über dieses uralte Lehrbuch der Adepten zu wissen.

Die Betrachtung dieser Regel wird sich in zwei Teile gliedern:

1. Die Beziehung zwischen Seele und Persönlichkeit. Diese wird insbesonders unter Bezugnahme auf die Meditation im täglichen Leben behandelt, weniger von der theoretischen und wissenschaftlichen Seite her.

2. Die Bedeutung der Worte «Das niedere Licht wird nach oben gerichtet». Dies hat mit den Zentren und dem Kundalini-Feuer zu tun.

Ich möchte hier darauf hinweisen, dass es für jeden Schüler ratsam ist, ein Verständnis für seinen Ätherkörper zu gewinnen, und zwar aus bestimmten Gründen.

Erstens ist der Ätherkörper jener Aspekt der Weltsubstanz, der von Forschern und Wissenschaftlern als Nächstes studiert werden muss. Dies wird beschleunigt werden, wenn denkende Menschen vernünftige Ideen über dieses interessante Thema formulieren können. Wir können durch unser klares Denken [77] bei der Enthüllung von Wahrheit behilflich sein, und vom Standpunkt der gegenwärtigen Aussagen über den Äther werden die Wissenschaftler schliesslich zu einem Verständnis ätherischer Formen und Körper gelangen.

Zweitens besteht der Ätherkörper aus Kräfteströmungen und in ihm gibt es Lebenszentren, die durch Kraftlinien miteinander und mit dem Nervensystem des physischen Menschen verbunden sind. Durch diese Kraftlinien ist er auch mit dem Ätherkörper des ihn umgebenden Weltsystems verknüpft. Beachtet bitte, dass dadurch die Grundlage für einen Glauben an die Unsterblichkeit, für das Gesetz der Bruderschaft oder Einheit und für die astrologischen Wahrheiten gegeben ist.

Drittens muss man sich vorstellen und klarmachen, dass der Ätherkörper durch Gedanken belebt und beherrscht wird und (durch das Denken) zu voll wirksamer Tätigkeit gebracht werden kann. Dies geschieht also durch richtiges Denken und nicht dadurch, dass man Atemübungen macht und die Nase zuhält. Wenn man dies begreift, wird man viele gefährliche Praktiken vermeiden, und die Menschen werden eine normale und sichere Kontrolle über dieses ausserordentlich machtvolle Werkzeug, den Lebenskörper, erlangen. Dass dieses Ziel recht schnell erreicht werden möge, ist mein aufrichtiger Wunsch.

Das okkulte Studium ist zutiefst wichtig, und die Menschen, die sich um diese Wissenschaft bemühen, müssen alles, was sie an gedanklichem Fleiss und konzentrierter Aufmerksamkeit aufbringen können, darauf verwenden. Es gehört ausserdem dazu, dass man die erlernten Wahrheiten stetig im praktischen Leben bezeugt und verwirklicht.

Das, was man im Westen unter okkultem Studium versteht, wird zwar intellektuell erforscht, aber nicht praktisch befolgt. Theoretisch mag von dem Menschen, der dem okkulten Pfad zustrebt, ein Lichtschimmer wahrgenommen werden, aber die systematische Befolgung der betreffenden Gesetze hat bis jetzt noch wenig Fortschritte gemacht.

Worin liegt das Hindernis? Es mag wertvoll sein, wenn wir dreierlei studieren:

1. Die [78] im Westen bestehenden Hindernisse für richtiges okkultes Studium.

2. Wie diese Hindernisse überwunden werden können.

3. Bestimmte Dinge, die der Aspirant ohne Schaden unternehmen kann, um sich für das Betreten des okkulten Pfades zu rüsten, denn das ist der, für die Mehrheit sogar einzige Schritt, der gegenwärtig möglich ist.

Eines der Haupthindernisse für eine richtige Auffassung der Gesetze des Okkultismus und deren praktische Anwendung liegt in dem Umstand, dass sie für den Westen verhältnismässig neu sind sowie in den raschen Veränderungen, welche das hervorstechende, charakteristische Merkmal der europäischen und amerikanischen Zivilisation waren. Die Geschichte Europas datiert dürftige dreitausend Jahre zurück und die Amerikas, wie wir wissen, kaum einige Jahrhunderte. Der Okkultismus gedeiht in einer vorbereiteten Atmosphäre, in einer stark magnetisierten Umwelt und unter beständigen Verhältnissen, die das Ergebnis Jahrtausende langer Arbeit auf der Mentalebene sind.

Das ist ein Grund, warum Indien eine solche angemessene Schulungsstätte für geistiges Streben abgibt. Dort reicht das Wissen vom Okkultismus über Zehntausende von Jahren zurück, und die Zeit hat sogar der physischen Natur dieses Volkes ihren Stempel aufgedrückt und es mit Körpern versehen, die nicht jenen Widerstand leisten, den die westlichen Körper so oft zeigen. Die Umwelt ist seit langem durchdrungen von den starken Schwingungen der Grossen, Die in diesem Raume wohnen und durch Ihr Hin- und Hergehen und Ihre Nähe den umgebenden Äther ständig magnetisieren. Dies an sich gibt schon eine andere Linie des geringsten Widerstandes ab, denn diese ätherische Magnetisierung wirkt auf die Ätherkörper der berührten Bevölkerung ein. Diese beiden Umstände der Zeit und der hohen Schwingung haben jenen stabilen Rhythmus bewirkt, der eine okkulte Arbeit erleichtert; sie bieten einen ruhigen Bereich für mantrische und rituelle Handlungen.

Diese Bedingungen sind im Westen nicht zu finden, wo ständiger Wechsel in jedem Lebenszweig und häufige, schnelle Verschiebung des Schauplatzes der Handlungen weite Unruhezonen schaffen, die [79] jedes Werk magischer Art stören. Der Kraftaufwand, der nötig ist, um bestimmte Ergebnisse hervorzubringen, entspricht nicht dem Nutzen, den diese bringen, und man hat viel Zeit verstreichen lassen in dem Bemühen, eine ausgleichende Wirkung herbeizuführen.

Der Höhepunkt der Störung ist überschritten, und allmählich wird eine gefestigtere Situation herbeigeführt werden; dadurch kann es dann möglich werden, dass ein ausgesprochen okkultes Wirken mit Erfolg unternommen wird. An diesem Problem arbeitet der Meister R. und ebenso der Meister der englischen Rasse, nicht der Meister, Der Sich mit der Arbeiterbewegung und der Verbesserung der sozialen Bedingungen befasst. Ihnen hilft ein Jünger von seltener Befähigung in Schweden und ein Eingeweihter im Süden Russlands, der viel auf den mentalen Ebenen wirkt. Sie sind bestrebt, die von den Nirmanakayas aufgespeicherten Kraftquellen so zu erschliessen, dass der Strom, der aus ihnen herabkommt, die Materie niederen Grades hinausspült und damit einer höheren Schwingung freien Spielraum gewährt.

Ein weiteres Hindernis kann man in der Entwicklung des niederen Denkvermögens finden. Ich möchte euch hier eindringlich darauf hinweisen, dass diese Entwicklung an sich keinesfalls als Nachteil betrachtet werden darf. Alles hat in der Evolution seinen richtigen Lauf genommen und, wenn später einmal der Orient und der Okzident einander besser verstehen und sich gegenseitig beeinflussen, dann wird diese Wechselwirkung beiden Seiten Nutzen bringen; der Osten wird von dem gedanklichen Antrieb profitieren, der durch die starke mentale Schwingung seines Bruders zustandekam, während der westliche Mensch aus den abstrakten Gedankengängen des östlichen viel Vorteil ziehen wird; der westliche Bruder wird durch die Bemühung, das zu erfassen, was die erste arische Unterrasse so leicht aufnahm, mit seinem höheren Denkvermögen in Kontakt kommen und dadurch mit grösserer Leichtigkeit eine Brücke zwischen dem höheren und dem niederen Denkvermögen aufbauen können. Beide Gruppen, der östliche und der westliche Typ, brauchen einander, und die Wirkung, die sie aufeinander ausüben, strebt schliesslich der Synthese zu.

Das konkrete Denkvermögen an [80] sich bietet zwar die Gelegenheit zu einer sehr langen Abhandlung, aber hier werden einige kurze Angaben genügen um zu zeigen, auf welche Art und Weise es jene Rassen behindert, die seine hauptsächlichen Repräsentanten sind.

a. Es behindert durch seine intensive Wirksamkeit und sein angeregtes Tätigsein das Herabströmen der höheren Inspiration. Es wirkt als ein dunkler Vorhang, der die höhere Erleuchtung ausschliesst. Nur durch Beständigkeit und gefestigte Ruhe kann diese Erleuchtung über die höheren Körperhüllen zu dem physischen Gehirn durchsickern und so für den praktischen Dienst verfügbar werden.

b. Die Weisheit der Triade ist zum Nutzen der Persönlichkeit da, sie wird aber durch die kritischen Untersuchungen des niederen Denkvermögens abgeriegelt. Wenn das Feuer des Denkvermögens zu heftig brennt, erzeugt es eine Strömung, die dem Zustrom aus den höheren Bereichen entgegenwirkt, und zwingt das niedere Feuer, sich zurückzuziehen und abzuschliessen. Erst wenn sich die drei Feuer durch die Regulierung des mittleren Feuers des Denkens begegnen, kann ein volles Licht erreicht und der ganze Körper mit Licht erfüllt werden; das Feuer von oben (das Licht der Triade), das Feuer des niederen Selbstes (Kundalini) und das Feuer des Denkens (das kosmische Manas) müssen sich auf dem Altar begegnen. Durch deren Vereinigung wird alles ausgebrannt, was hinderlich ist, und dadurch kommt es zur vollständigen Befreiung.

c. Durch die Urteilskraft, eine Fähigkeit des konkreten Mentalkörpers, werden die niederen Körper in der Kunst geschult, die Illusion von dem Zentrum der Wirklichkeit, das Wirkliche vom Unwirklichen, das Selbst vom Nichtselbst zu unterscheiden. Darauf muss der Mensch einen Zeitraum überstehen, in dem die Aufmerksamkeit des Ego sich notwendigerweise auf das niedere Selbst und dessen Körperhüllen konzentriert, und währenddessen die Schwingungen der Triade, die Gesetze, die mit der makrokosmischen Evolution zu tun haben, und die Unterwerfung des Feuers zum Gebrauch für das Göttliche zeitweise hintangestellt werden. Wenn [81] der Mensch rasch die Wahrheit in allem erkennt, womit er in Berührung kommt, und automatisch die Wahrheit oder das Wirkliche wählt, dann lernt er als nächstes, freudig zu handeln, und es tut sich vor ihm der Pfad der Glückseligkeit auf. Hat er dies erreicht, dann wird es ihm möglich, den Pfad des Okkultismus zu betreten, denn das konkrete Denkvermögen hat seinen Zweck erfüllt und ist zu seinem Werkzeug geworden und nicht zu seinem Herrn, zu seinem Dolmetscher und nicht zu einem Hindernis für ihn.

d. Das konkrete Denkvermögen behindert den Menschen noch auf eine andere, weniger übliche Art. Diese wird vom Studierenden zuerst nicht erkannt, wenn er versucht, den dornigen Pfad der okkulten Entwicklung zu beschreiten. Wenn das konkrete Denken überhand nimmt und die gesamte Persönlichkeit beherrscht, dann kann der Aspirant so lange nicht mit den anderen Wesen und den verschiedenen Evolutionen zusammenarbeiten, bis die Liebe über das konkrete Denkvermögen die Oberhand gewinnt (selbst wenn er vielleicht theoretisch die Gesetze begreift, welche die Evolution des Planes des Logos und die Entwicklung der anderen solaren Wesenheiten neben seiner eigenen Hierarchie beherrschen). Das Denkvermögen trennt, die Liebe zieht heran. Der Verstand richtet eine Schranke auf zwischen einem Menschen und jedem sich bittend nahenden Deva. Liebe bricht jede Schranke und verschmilzt getrennte Gruppen zu einer Einheit. Das Denkvermögen treibt durch eine machtvolle, starke Schwingung zurück, es stösst alles ab, was mit ihm in Berührung kommt, so wie ein Rad alles wegschleudert, was seine herumwirbelnde Peripherie behindern will. Liebe sammelt alles um sich, trägt alles mit sich vorwärts und schweisst abgesonderte Einheiten zu einem einzigen, einheitlichen Ganzen zusammen. Der Verstand stösst zurück durch seine eigene überströmende Hitze, die alles versengt und verbrennt, was in die Nähe kommt. Liebe besänftigt und heilt durch die Ähnlichkeit ihrer Wärme mit derjenigen, mit der sie in Berührung kommt; sie vereinigt ihre Wärme und Flamme mit der Wärme und Flamme anderer sich entwickelnder Wesen. Und schliesslich: der Verstand trennt und zerstört, während die Liebe Zusammenhalt gibt und heilt.

Jede Veränderung [82] im menschlichen Leben ist unwandelbaren Gesetzen unterworfen, wenn eine solche paradoxe Aussage erlaubt ist. Bei dem Versuch, diese Gesetze zu entdecken, um sich nach ihnen richten zu können, beginnt der Okkultist, Karma abzutragen und färbt so das Astrallicht nicht weiter. Die einzige Methode, nach welcher die Gesetze bis jetzt von den vielen, die daran interessiert sind, begriffen werden können, ist das genaue Studium der Wechselfälle des täglichen Daseins über eine lange Reihe von Jahren hin. Ein Studierender kann zum Beispiel durch den Vergleich der markanten Merkmale eines Zyklus von zehn Jahren mit der vorhergehenden oder der folgenden Zeitspanne einigermassen bestimmen, welche Richtung seine Angelegenheiten einschlagen, und sich darnach richten. Wenn der Schüler einmal die Evolutionsstufe erreicht hat, auf der er vorhergehende Leben miteinander vergleichen und eine Kenntnis von der Grundfarbe seines vorigen Lebenszyklus gewinnen kann, dann wird er in dem Bemühen, sein Leben dem Gesetz anzupassen, rasche Fortschritte machen. Wenn der Studierende die folgenden Leben ebenso erfassen und dessen Eigenart erschauen und erkennen kann, dann hört das Karma (wie man es in den drei Welten nennt) auf, und der Adept steht als Meister über alle Ursachen und Wirkungen da, soweit diese seinen niederen Körper bestimmen und regulieren.

Er strebt dem okkulten Pfad zu und betrachtet Veränderungen und Ereignisse im Licht alles vorhergehenden Geschehens; und je länger seine Erinnerung zurückreicht und je genauer sein Gedächtnis ist, desto mehr kann er alle möglichen Situationen beherrschen.

So wird man feststellen, dass zwei Hindernisse in dem folgenden bestehen:

a. In der verhältnismässigen Neuheit und Veränderungstendenz, die für den Westen bezeichnend ist.

b. In der Entwicklung des konkreten Denkvermögens.

Unser drittes Hindernis erwächst aus dem vorhergehenden. Es besteht darin, dass im Westen die materielle Seite der Dinge hervorgehoben worden ist. Daraus hat sich dreierlei ergeben: Erstens wird die Welt des Geistes oder die abstrakte, formfreie Welt des subjektiven Bewusstseins nicht im wissenschaftlichen Sinn anerkannt. Sie wird innerlich [83] von denen erkannt, die zur Mystik hinneigen, und von jenen, die in der Lage sind, die subjektive Geschichte von Menschen und Rassen zu studieren; die Wissenschaft erkennt jedoch diesen Manifestationsaspekt nicht an und die Wissenschaftler glauben in ihrer Gesamtheit auch nicht an eine Welt, deren Bestrebungen über das Physische hinausgehen. All dem, was bei den früheren Rassen an oberster Stelle im Denken und Leben der Menschen stand, nähert man sich jetzt nur skeptisch, und vor den Erörterungen steht ein Fragezeichen. Aber es sind Fortschritte gemacht worden, und durch den Krieg hat sich viel Neues ergeben. Die Fragestellung zum Beispiel wechselt rasch von der Formel «Gibt es ein Leben nach dem Tod»? hinüber zu der Erkundigung: «Von welcher Art ist das künftige Leben?» und das ist ein sehr ermutigendes Vorzeichen.

Zweitens leiden die Menschenmassen an Unterdrückung und an den Folgen von Hemmungen. Die Wissenschaft hat gesagt: Es gibt keinen Gott und keinen Geist im Menschen. Die Religion hat gesagt: Es muss einen Gott geben, aber wo mag er zu finden sein? Die Massen sagen: Wir wollen keinen Gott, der von den Gehirnen der Theologen konstruiert worden ist. Daher findet das wahre innere Begreifen keinen Raum zur Ausdehnung, und die Aktivität, die ihren berechtigten Ausdruck in dem höheren Streben finden sollte, wendet sich der Vergötterung von materiellen Dingen zu, von Dingen, die dem Fleisch angehören, die mit Gefühlen verbunden sind oder eine Beziehung zum Verstand haben. Der Krieg hat hier viel zustandegebracht, da er die Dinge auf den ihnen zukommenden Platz verwies; und viele haben durch die Beseitigung ihres Besitzes den Wert der wesentlichen Dinge und die Notwendigkeit, das Überflüssige auszumerzen, erkennen gelernt.

Ein dritter Zustand ergibt sich aus den beiden oben genannten. Es gibt keine rechte Vorstellung von der Zukunft. Wenn man das Leben des Geistes verleugnet, wenn sich das schöpferische Leben auf die sichtbaren und greifbaren Dinge konzentriert, dann verschwindet das wahre Ziel des Daseins, der wahre Ansporn zu richtigem Leben geht verloren, und die sarkastischen Worte des Eingeweihten Paulus: «Lasst uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot», sind für die Gesinnung der meisten Menschen bezeichnend.

Die Menschen ertöten die innere Stimme, die Zeugnis ablegt für [84] das spätere Leben, und sie übertönen die Worte, die in dem Schweigen widerhallen, mit dem Lärm und dem Wirbel von Geschäftigkeit, Vergnügungen und Aufregung.

Das ganze Geheimnis des Erfolges beim Beschreiten des okkulten Pfades beruht auf einer bestimmten Einstellung des Denkens; wenn diese Einstellung die des eindeutigen Materialismus, der Konzentration auf die Form und des Verlangens nach den Dingen des Augenblicks ist, dann kann im Erfassen der höheren esoterischen Wahrheit nur wenig Fortschritt erzielt werden.

Ein viertes Hindernis finden wir im physischen Körper, der mit Hilfe von Fleisch und gegorener Nahrung und Getränken aufgebaut und in einer Umwelt aufgezogen wurde, in der es an frischer Luft und Sonnenlicht mangelt. Ich verallgemeinere hier und spreche für die Menschenmassen und nicht für die, welche ernsthafte okkulte Schüler sein wollen. Lange Jahrhunderte hindurch waren sich zersetzende und daher in Gärung übergehende Speisen die Grundlage der Ernährung für die westlichen Rassen; das Ergebnis davon sind Körper, die für jede Anstrengung, wie sie z.B. der Okkultismus auferlegt, untauglich sind, und welche die klare Ausstrahlung des inneren Lebens behindern. Wenn frische Früchte, Gemüse, klares Wasser, Nüsse und Körner, gekocht und ungekocht, die einzige Diät der sich entwickelnden Menschensöhne bilden, dann entstehen Körper, die als Träger hoch entwickelter Egos tauglich sind. Sie warten geduldig darauf, dass das Rad sich wendet und ein Zyklus kommt, der ihnen erlaubt, ihre Bestimmung zu erfüllen. Die Zeit dafür ist noch nicht da, und die Ausmerzung und Neuordnung ist eine langwierige und mühsame Aufgabe.