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Astralenergie und Furcht

Astralenergie und Furcht.

Das [293] Thema, das wir jetzt erörtern wollen, hat eine äusserst praktische Bedeutung, denn es betrifft den Astralkörper, den Körper, in welchem der Mensch vor allem polarisiert ist, und dessen er sich stärker als irgendeines anderen Körpers bewusst ist. Der Ätherkörper liegt ja wirklich unter der Schwelle des Bewusstseins. Die Menschen werden sich der diese Hülle durchströmenden Kräfte nicht bewusst und kommen der Erkenntnis am nächsten, wenn sie von dieser Hülle als von Lebenskraft oder Mangel an Lebenskraft sprechen. 

Der physische Körper macht sich bemerkbar, wenn irgendetwas nicht in Ordnung ist oder wenn irgendeines seiner Gelüste befriedigt wird. Die Situation ist beim Astralkörper jedoch anders, denn dieser ist für die meisten das Werkzeug der Erfahrung, und es gibt nur wenige Menschen, die nicht den grössten Teil ihres bewussten Lebens damit verbringen, die Reaktionen dieses Körpers zu registrieren und zwischen den beiden Polen von Glücklichsein und Trübsal, Befriedigung und Unbefriedigtsein, Sicherheit und Zweifel, Mut und Furcht hin- und herzuschwanken. Dieses bedeutet in Wirklichkeit, dass die innewohnende Kraft und das Leben der emotionalen, empfindenden Hülle die Lebensäusserung bestimmt und die Erfahrung der inkarnierten Seele gestaltet. Deshalb ist es für uns wertvoll, etwas davon zu verstehen, was diese Kräfte sind, woher sie kommen und wie sie auf den Menschen einwirken und reagieren. Hier liegt sein Kampfplatz, und hier liegt auch der Bereich seines Sieges.

Zunächst ist es ratsam, daran zu denken, dass alle astrale Energie ein Teil der Astralenergie des Sonnensystems ist, und dass deshalb folgendes gilt:

1. Der Empfindungskörper eines Menschenwesens ist ein Substanzatom im Empfindungskörper des planetarischen Logos.

2. Der Empfindungskörper (diese Bezeichnung ziehe ich dem Wort «astral» vor und werde sie fernerhin anwenden) des planetarischen Logos ist ein Aspekt, kein Atom, des [294] Empfindungskörpers des Sonnenlogos.

3. Dieser wird seinerseits beeinflusst und durchströmt von Empfindungskräften, die von ungeheuren Energiezentren ausserhalb unseres Sonnensystems ausgehen.

Wenn man das bedenkt, wird es deutlich, dass der Mensch als winziger Bruchteil eines ungeheuren Ganzen, das seinerseits in einem noch viel gewaltigeren Körper enthalten ist, der Treffpunkt von Kräften ist, die grösser und mannigfaltiger sind, als sein Gehirn erkennen kann. Daher die Kompliziertheit seines Problems und die Möglichkeiten, die aus jener Bewusstseinserweiterung erwachsen, die wir Einweihung nennen. Jeder Energiestrom, der durch seinen Körper des Verlangens und empfindenden Reagierens fliesst, ist nur ein Pfad, der ihn zu umfassenderen und immer mehr sich erweiternden Kontakten und Erkenntnissen führt. Darin liegt auch der Schutz für die meisten Menschen: in der Tatsache nämlich, dass sie bis jetzt noch kein Instrument besitzen, das in der Lage wäre, jene unendlichen Möglichkeiten, welche diese Erkenntniswege bieten, wahrzunehmen und festzuhalten. Solange nicht das verstandesmässige Rüstzeug genügend erweckt ist und beherrscht wird, würde es für den Menschen nicht möglich sein, die Mitteilungen, die ihm sein Empfindungskörper übermitteln könnte, aber glücklicherweise noch nicht zuträgt, richtig auszulegen und in der rechten Weise nutzbar zu machen.

Abgesehen von dem ständigen Kreislauf planetarischer, solarer und kosmischer Energien durch seinen Ätherkörper hat jedes Menschenwesen aus dem grösseren Ganzen genug Astralenergie aufgenommen, um damit einen eigenen, individuellen, abgetrennten Astralkörper zu bauen, der auf seine besondere Note anspricht, seine spezielle Qualität aufweist und seinen Besitzer je nach seinem Standort auf der Evolutionsleiter einschränkt oder nicht.

Dieser Körper bildet seinen astralen Wirkungsbereich, bezeichnet die Grenzen seiner emotionalen Reaktionsfähigkeit auf die Lebenserfahrungen, verkörpert in seiner Qualität den Spielraum [295] seines Wunschlebens, ist aber gleichzeitig einer ungeheuren Erweiterung, Entwicklung, Anpassung und Dienstbarkeit fähig, wenn ein Impuls des Mentalkörpers und der Seele an ihn herantritt. Er ist ausserdem der Schwingungstätigkeit unterworfen infolge des Wechselspieles zwischen ihm und der Lebenserfahrung auf der physischen Ebene, und so wird das grosse Lebensrad in Bewegung gesetzt und wird so lange rollen, bis die vier edlen Wahrheiten des Buddha verstanden und verwirklicht sind.

Dieser Astralkörper birgt in sich die Gegenstücke zu den Äther- oder Layazentren, und durch sie strömen die Kräfte und Energien, die wir vorher behandelt haben, in den Ätherkörper ein. Diese Zentren bringen Energien von den sieben Planeten und der Sonne zu jedem Teil des astralen Organismus und setzen so den Menschen in Verbindung mit allen Teilen des Sonnensystems. Dadurch wird das Schicksal eines Menschenlebens für so lange bestimmt, bis der Mensch zu seinem unsterblichen Erbteil erwacht ist und ein Spürvermögen bekommt für Kräfte, die bis jetzt für die grosse Masse noch unbekannt sind. Diese gehen von der Form aus. Das ist der Grund, warum ein Horoskop häufig in seiner Darstellung für einen unentwickelten, unerwachten Menschen ganz genau stimmt, aber ganz unrichtig und irrig ist bei einem hochentwickelten Menschen. Der Mensch ist als Masse das, wozu ihn sein Begierdenkörper macht. Später gilt: «Wie der Mensch denkt, so ist er».

Der Astralkörper mit seinen Begierden, Gelüsten, Stimmungen, Gefühlen und Sehnsüchten formt den physischen Körper durch die ihn durchströmenden Anziehungskräfte und leitet ihn so unfehlbar zur Erfüllung seiner Wünsche. Wenn das Verlangen der Empfindungsnatur vorwiegend tierisch bestimmt ist, dann formt es einen Menschen mit starken Begierden, der sein Leben damit zubringt, sie zu befriedigen. Steht das Verlangen nach Wohlbefinden und Glück, dann haben wir den Menschen mit einer sinnlichen, Schönheit und Vergnügen liebenden Veranlagung, der praktisch völlig von egoistischem Bemühen geleitet wird. So geht es durch alle die vielen Grade von guten, schlechten und gewöhnlichen Begierden hindurch, bis jene Neuorientierung stattfindet, welche die astralen Energien [296] so «umpolt», dass sie sich nach einer anderen Richtung wenden. Verlangen wird zu geistigem Streben. So erreicht man die Befreiung vom Rad der Geburten, und der Mensch wird erlöst von der Notwendigkeit, sich wieder zu inkarnieren. Dann erweist sich das Horoskop, so wie es jetzt verstanden wird, als unwahr, wert und nutzlos, und der Ausdruck «das Horoskop des Egos oder der Seele», der manchmal, aber zu Unrecht, benutzt wird, ist bedeutungslos. Die Seele hat ja kein individuelles Schicksal, sondern ist in dem Einen versunken. Ihr Schicksal ist das Schicksal der Gruppe und des Ganzen; ihr Verlangen geht nach Erfüllung des grossen Planes und ihr Wille ist die Verherrlichung des inkarnierten Logos.

Ich möchte den Studierenden vorschlagen, sich, wenn möglich, «Die Wissenschaft von den Emotionen» von Bhagavan Das zu beschaffen. Es ist eine gute Abhandlung über den Astral- und Empfindungskörper und behandelt die Faktoren, die den Aspiranten besonders nahe angehen, wenn er sich mit dem Problem befasst, seine emotionale Natur zu verstehen und zu beherrschen, die Entwicklungsmethode zu meistern, sie auf eine grössere Erfahrung umzustellen und sie für die Prüfungen und Erweiterungen der zweiten Haupteinweihung, der Taufe, und auf das schliessliche Eintreten in den Strom vorzubereiten. Bildlich gesprochen ist die Erfahrung, die uns auf dem Pfad erwartet, in den folgenden esoterischen Sätzen enthalten:

«Wenn der Strom in den Fluss des Lebens mündet, kann sein Lauf eine kurze Zeitlang verfolgt werden, dann verliert er sich. Wenn die Strömungen des empfindenden Lebens sich dort begegnen, wo der Fluss des Berges breiten Fuss umspült, dann erscheint ein ungeheurer Strom, welcher nordwärts fliesst.»

Diese Symbolsprache ist deutlich und kann auch verwendet werden, um den Lauf der beiden Ströme, Ida und Pingala, und ihre Vereinigung in den Energiefluss, der nach dem Kopf steigt, zu beschreiben. Dort ist der Treffpunkt und dort ist das Opfer, das auf dem Berge Golgatha (der Schädelstätte) dargebracht wird.

Bei [297] der Betrachtung des Empfindungskörpers eines Menschen wird es vielleicht am zweckmässigsten sein, wenn ich mich mit ihm so beschäftige, wie er sich in seinen Stimmungen und gewöhnlichen Äusserungen zeigt; denn nur dadurch, dass der Mensch sich mit dessen Wirkungen befasst und sie zu meistern versucht, kommt er zu einem Wissen über sich selbst und wird so zu einem Meister. Die gewöhnlichsten Auswirkungen astraler Tätigkeit sind:

I. Furcht.

II. Niedergeschlagenheit oder ihr Gegenpol, Heiterkeit.

III. Verlangen nach Befriedigung animalischer Begierden.

IV. Verlangen nach Glück.

V. Verlangen nach Befreiung. Geistiges Streben.

In diesen fünf Äusserungen sind praktisch die meisten Empfindungserfahrungen des Menschen zusammengefasst, und wir wollen eine nach der andern von folgenden Gesichtspunkten aus betrachten:

1. Von der Ursache her.

2. Von der Wirkung her.

3. Von der Lenkungsmethode her.

Ihr werdet bemerken, dass ich von «Lenkungsmethode» und nicht von «Kontrollmethode» spreche. Aspiranten müssen lernen, dass sie mit und in Kräften arbeiten und dass rechte oder falsche Tätigkeit auf der physischen Ebene einfach die Folge einer rechten oder falschen Lenkung der Kräfteströmungen ist, und nicht davon herrührt, dass den Energien selbst etwas Rechtes oder Unrechtes innewohnt.

I. Furcht. Sie ist eine der am meisten verbreiteten Auswirkungen astraler Energie und steht deshalb an erster Stelle, weil sie für die grosse Mehrheit den Hüter der Schwelle darstellt und letzten Endes das astrale Grundübel ist. Jedes Menschenwesen kennt die Furcht, und die Skala der Furchtschwingungen erstreckt sich von der instinktiven Furcht des Wilden, die auf Unkenntnis der Gesetze und der Naturkräfte und auf seinem Entsetzen vor dem Dunklen und Unbekannten beruht, bis zu den heute soweit verbreiteten Ängsten vor dem Verlust von Freunden und geliebten Menschen, von Gesundheit, Geld, Beliebtheit und so weiter, bis zu den letzten Befürchtungen des Aspiranten, der Furcht vor dem Misserfolg, der [298] Furcht, die ihre Wurzeln im Zweifel hat, der Furcht vor der endgültigen Verneinung oder Vernichtung, der Furcht vor dem Tod (die er mit der ganzen Menschheit in gleichem Mass teilt), der Furcht vor der grossen Illusion der Astralebene, vor den Vorspiegelungen des Lebens selbst, und ebenso der Furcht vor der Einsamkeit auf dem Pfade, ja sogar bis zu der Furcht vor der Furcht selbst. Diese Liste könnte noch ziemlich erweitert werden, aber sie genügt, um die Verbreitung der Furchtgefühle jeder Art zu zeigen. Sie herrschen in den meisten Situationen und verdunkeln viele glückliche Augenblicke. Sie erniedrigen den Menschen zu einem ängstlichen, schreckhaften Atom empfindenden Lebens, das furchtsam vor der Riesenhaftigkeit der Daseinsprobleme steht; er ist sich dann als Mensch seiner Unzulänglichkeit bewusst, mit allen Situationen fertig zu werden, und unfähig, seine Ängste und Zweifel hinter sich zu lassen und den Schritt vorwärts zu tun, um sein Erbteil der Freiheit und des Lebens anzutreten. Oft wird er so von Furcht geplagt, dass er sogar Angst um seinen Verstand bekommt. Dieses Bild kann gar nicht schwarz genug gemalt werden, denn Furcht ist zur Zeit die herrschende Astralenergie, und die empfindliche Menschheit erliegt ihr nur allzu leicht.

Ihr fragt: was sind die gundlegenden Ursachen der Furcht? Auf diese Frage gibt es, wenn man sie weit genug zurück in die esoterische Geschichte des Sonnensystems verfolgt, keine verständliche Antwort. Nur der fortgeschrittene Eingeweihte kann sie begreifen. Furcht hat ihre Wurzeln in der verderbten Tendenz der Materie selbst und ist ganz ausgesprochen ein Erzeugnis oder eine Wirkung des Denkprinzips und ein Ergebnis gedanklicher Tätigkeit. Die Tatsache, dass Vögel und andere Tiere ebenfalls die Furcht kennen, gibt der ganzen Angelegenheit eine umfassendere Grundlage, als wenn es sich einfach um eine menschliche Schwäche und das Ergebnis der Funktionstätigkeit des menschlichen Denkens handeln würde. Es liegt nicht daran, dass der Mensch ein urteilendes Denkvermögen besitzt; wenn er seine Vernunft in der rechten Weise gebrauchte, könnte er die Furcht bannen. Es liegt in dem, was das Kosmisch-Böse genannt wird, ein hochtönendes Wort, das wenig besagt. Furcht liegt in der Tatsache der Materie selbst und ist dem Spiel der Gegensatzpaare, Seele und Materie, angeboren. Die empfindenden Seelen der Tiere und Menschen nehmen unterbewusst [299] solche Faktoren wahr, wie etwa:

1. Die Unermesslichkeit des Ganzen und daher die spürbare Bedrückung durch es.

2. Den Druck aller anderen Wesen und Daseinsformen.

3. Das Wirken des unerbittlichen Gesetzes.

4. Das Gefühl der Einkerkerung, der Begrenzung und folglich der Unzulänglichkeit.

In diesen Faktoren, die aus dem Entwicklungsprozess selbst erwachsen und im Zeitenlauf andauern und an Stärke zunehmen, findet man die Ursachen aller heutigen Furcht und die Grundlage allen Entsetzens, vor allem jenes, das rein psychologischer Natur und nicht nur die instinktive Furcht des Tieres ist.

Die Angelegenheit noch klarer darzulegen, würde nicht helfen. Welchen Zweck könnte es haben, wenn gesagt würde, dass die Furcht eine Qualität des Bösen (oder der Materie) ist, die grundlegend den Astral- oder Empfindungskörper unseres planetarischen Logos färbt oder charakterisiert? Was habt ihr gewonnen, wenn ich euch die Probleme jenes grossen Lebens beschreiben würde, in dem, wir leben, weben und sind, während er, auf seiner eigenen kosmischen Ebene, Befreiung sucht und seinen eigenen, ihm bestimmten Lasten und Prüfungen gegenübersteht? Wie könnten Worte ausreichen, um einen kosmischen Kampf zwischen Wesen zu schildern, die so unpersönlich und von so erhabenem Bewusstsein sind, dass Worte wie «sein», «er» oder «Prüfungen» einfach lächerlich erscheinen und keinen möglichen Aspekt der Wahrheit oder Wirklichkeit, wie immer er auch sei, wiedergeben? Kosmisch-Böses, kosmischer Fortschritt oder kosmische Probleme können ruhig jener fernen Zeit überlassen werden, in der Aspiranten die dritte Einweihung erlangen und jedes Gefühl des Sonderseins verloren haben und darum, eins geworden mit dem Lebensaspekt und nicht mit der Formseite, bis zu einem gewissen Grad in den Bewusstseinszustand unseres planetarischen Logos eingehen, sein Schicksal erahnen und flüchtig die Wunder der Vollendung erschauen können.

Wir wollen deshalb unsere Aufmerksamkeit auf Menschen und [300] ganz besonders auf den Durchschnittsmenschen beschränken und sehen, woher die Wogen der Furcht kommen, die ihn so beständig umwerfen.

1. Die Todesfurcht beruht auf folgendem:

a. Dem Grauen vor dem endgültigen Losreissungsprozess im Todesakt selbst.

b. Dem Entsetzen vor dem Unbekannten und Unerklärlichen.

c. Dem Zweifel an der schliesslichen Unsterblichkeit.

d. Der Trauer, die Lieben zurücklassen zu müssen oder zurückgelassen zu werden.

e. Aus alten Zeiten stammenden Reaktionen auf vergangene, gewaltsame Tode, alte Erinnerungen, die tief im Unterbewusstsein liegen.

f. Einem Anklammern an das Formleben, weil der Mensch sich im Bewusstsein vorwiegend mit diesem identifiziert.

g. Alten Irrlehren über Himmel und Hölle, beides unerfreuliche Aussichten für gewisse Typen.

Ich spreche über den Tod als einer, der die Sache von beiden Seiten, von der äusseren Welterfahrung und der inneren Lebensäusserung her kennt: Es gibt keinen Tod. Es gibt, wie ihr wisst, den Eintritt in ein reicheres Leben. Es gibt Befreiung von den Beeinträchtigungen der fleischlichen Hülle. Den Losreissungsprozess, der so sehr gefürchtet wird, gibt es nicht, ausgenommen in Fällen gewaltsamen und plötzlichen Todes, und dann sind die einzig wirklichen Unannehmlichkeiten ein augenblicklanges, überwältigendes Gefühl drohender Gefahr und Vernichtung und etwas, was einem elektrischen Schock sehr nahe kommt. Nichts weiter. Für den Unentwickelten ist der Tod tatsächlich Schlaf und Vergessen, denn das Denkvermögen ist noch nicht genügend erweckt, um reagieren zu können, und der Speicher der Erinnerungen ist praktisch noch leer. Für den guten Durchschnittsbürger ist der Tod eine Fortsetzung des Lebensprozesses im Bewusstsein und die Beibehaltung der Interessen und Tendenzen des Lebens. Sein Bewusstsein und sein Wahrnehmungssinn bleiben unverändert dieselben. Er spürt keinen grossen Unterschied, wird wohl betreut und ist sich oft gar nicht [301] bewusst, das Todesereignis durchgemacht zu haben. Für den schlechten, äusserst egoistischen Menschen, für den Verbrecher und jene wenigen Menschen, die nur für die materielle Seite leben, ergibt sich jener Zustand, den wir «erdgebunden» nennen. Die Ketten, mit denen sie sich an die Erde geschmiedet haben, und die erdwärts gerichtete Neigung aller ihrer Begierden zwingen sie, nahe bei der Erde und in der Nähe ihres letzten Aufenthalts in der Erdenumgebung zu bleiben. Sie suchen verzweifelt und mit allen Mitteln, den Kontakt mit ihr wiederherzustellen und zurückzukommen. In einigen wenigen Fällen hält grosse persönliche Liebe zu den Zurückgelassenen oder das Versäumnis einer erkannten, dringenden Pflicht die Guten und Schönen in einem ähnlichen Zustand fest. Für den Aspiranten ist der Tod ein unmittelbarer Eingang in eine Sphäre des Dienstes und der Wesensäusserung, an die er gut gewöhnt ist und die er sofort als altvertraut erkennt. In den Stunden des Schlafes hat er ein Betätigungsfeld des Dienens und Lernens entwickelt. Dort wirkt er jetzt die ganzen vierundzwanzig Stunden hindurch (um in Zeitbegriffen der physischen Ebene zu sprechen) anstelle der gewohnten wenigen Stunden seines irdischen Schlafes. Mit dem Fortschreiten der Zeit und noch vor dem Ende des nächsten Jahrhunderts wird man endgültig erkennen, dass es den Tod in dem Sinn, wie man ihn heute versteht, nicht gibt. Die Kontinuität des Bewusstseins wird so allgemein entwickelt sein, und so viele der höchsten Menschentypen werden in den beiden Welten gleichzeitig wirken, dass die alte Furcht vergehen wird; der Verkehr zwischen der astralen und physischen Ebene wird so sehr gefestigt und wissenschaftlich kontrolliert sein, dass die Arbeit der Trance-Medien zu Recht und glücklicherweise zu Ende gehen wird. Die übliche Tätigkeit als Trance-Medium und die Materialisationen unter Kontrollen und indischen Führern sind genau solche Verirrungen des Verkehrs zwischen den beiden Ebenen, wie es die sexuellen Perversionen und die Verzerrungen der wahren Beziehungen und des Verkehrs zwischen den Geschlechtern sind. Ich meine hier nicht das Wirken von Hellsehern, gleichgültig wie armselig es sein mag, noch die Inbesitznahme des Körpers durch Wesenheiten hohen Ranges, sondern die unerfreulichen Phänomene der Materialisations-Séancen, [302] des Ektoplasmas, und die blinde, unintelligente Tätigkeit alter atlantischer, degenerierter und erdgebundener Seelen, wie es die durchschnittlichen indischen Vorsteher und Anführer sind. Es gibt nichts, was man von ihnen lernen könnte, und vieles, was man meiden sollte. Die Herrschaft der Todesfurcht ist beinahe zu Ende und wir werden bald in eine Zeit des Wissens und der Gewissheit eintreten, welche all unserer Furcht den Boden entziehen wird. In bezug auf die Furcht vor dem Tod kann wenig getan werden, ausser dass man den ganzen Gegenstand auf eine wissenschaftlichere Ebene erhebt und, in diesem wissenschaftlichen Sinn, die Menschen sterben lehrt. Es gibt eine Methode des Sterbens, ebenso wie es eine des Lebens gibt, aber sie ist im Westen zum grössten Teil verloren gegangen und auch im Osten beinahe ganz dahin, ausser in einigen wenigen Zentren, wo Wissende leben. Später können wir uns vielleicht mehr damit befassen, aber die Studierenden, welche dieses lesen, können in ihren Gedanken festhalten, mit welcher Einstellung sie an dieses Thema heranzugehen haben; und vielleicht werden sie beim Studium, Lesen und Denken auf interessantes Material stossen, das nach und nach gesammelt und veröffentlicht werden könnte.

2. Furcht vor der Zukunft. Dies ist eine Furcht, die jetzt noch eine Tendenz zur Weiterentfaltung zeigt und viel Unheil in der Welt verursachen wird, ehe sie ausgetilgt sein wird. Sie erwächst aus drei menschlichen Eigenschaften:

a. Aus instinkthaften, psychologischen Denkgewohnheiten, welche ihre Wurzeln tief in der tierischen Natur haben und auf den Urinstinkt der Selbsterhaltung zurückgehen. Wilde Rassen haben jedoch wenig davon. Diese vorwärtsschauende, vorgreifende Geistesverfassung ist vor allem eine menschliche Eigenschaft und der Keim der imaginären Fähigkeit, die mit den Mentalvorgängen verbunden ist und schliesslich in jener intuitiven Meditation aufgehen wird, die, zusammen mit der bildlichen Vorstellungsgabe, die wahre Grundlage aller schöpferischen Arbeit ist. Gegenwärtig aber ist sie eine Gefahr und ein Hindernis. Leiden aus alten Zeiten, schreckliche Erinnerungen, quälende Nöte, die tief [303] im Unterbewusstsein liegen, kommen häufig an die Oberfläche und verursachen einen Angst und Beklemmungszustand, der sich auch mit noch so viel Vernunft nicht beruhigen lässt. Die Leichtigkeit der Nachrichtenübermittlung bringt oft auch den Unbedeutendsten in Verbindung mit Tragödien, Schmerzen und Leiden eines Bruders, der Tausende von Meilen entfernt ist. Die Wirtschaftskatastrophe der Gegenwart hat einen Zustand der Massenfurcht hervorgebracht, und je empfindlicher ein Mensch ist, desto mehr wird er auf diese mentale Einstellung reagieren. Angst vor der Zukunft besteht deshalb aus einer betrüblichen Mischung von instinkthafter Erinnerung mit voraussehender Einbildungskraft, und es gibt nur wenige, welche dieser Bedrohung entgehen können. Kummer und Sorgen sind das Los jedes Menschen und können und werden von keinem geringeren Faktor beseitigt und überwunden als von der Seele selbst.

b. Aus Blitzen der Voraussicht, die von der Seele ausgehen, welche im Bewusstsein des Ewigen Jetzt lebt. Wenn der Kontakt mit der Seele fest hergestellt und das Bewusstsein des Wissenden im Gehirn fest verankert ist, dann wird die Vorausschau keinen Schrecken mit sich bringen. Das Bild wird dann als ein Ganzes erschaut und nicht in einem vorüberhuschenden, bruchstückhaften Blick, wie es jetzt der Fall ist. Wieder bleibt das Heilmittel dasselbe: die Herstellung einer so engen Verbindung zwischen Seele und Gehirn über das geschulte und beherrschte Denkvermögen, dass Ursache und Wirkung als eins gesehen und die rechten Schritte unternommen werden können, um die Situationen richtig und mit grösstmöglichem Nutzen zu meistern. Die Vorausschau wird selten ein kommendes Glück verkünden und der Grund ist nicht weit zu suchen. Die Menschheit ist an dem Punkt angekommen, wo der verlorene Sohn sich der geistigen Leere und Nichtigkeit seines irdischen Lebens bewusst geworden ist. Er ist für eine sorgfältige Betrachtung der Botschaft Buddhas aufgeschlossen und er ist dazu bereit, weil er seit Jahrhunderten durch Krieg und Hunger, Begierde und wirtschaftlichen Kampf erschöpft ist. Die Aussicht, die er vor sich hat, erscheint ihm schwarz und abschreckend und voll sindflutartigen Unheils.

Wenn jedoch die Menschen den Gedanken der Bruderschaft mit all seinen Folgerungen hineintrügen in das tägliche Leben und die tägliche Arbeit, in jeden Verkehr, sei es zwischen Kapitalist und [304] Arbeiter, zwischen Politiker und Volk, zwischen Nation und Nation oder zwischen Rasse und Rasse, dann würde daraus jener Friede auf Erden hervorgehen, den nichts stören oder umstürzen könnte. Eine solch einfache Regel, und doch für die meisten Menschen völlig jenseits der Grenzen gedanklichen Begreifens!

c. Eine grosse Menge individueller Bedrängnis und Angst kann von einem Menschen übernommen werden, und braucht doch absolut nichts mit ihm zu tun zu haben. Es ist sehr leicht möglich, dass ein Mensch sich auf die Ängste und Befürchtungen anderer einschaltet, während er selbst für sich überhaupt nichts zu fürchten braucht. Er kann sich mit ihren Vorahnungen künftigen Unglücks so stark identifizieren, dass er diese als eigene kommende Erfahrungen auslegt. Er kann sich nicht von den Reaktionen anderer Menschen losmachen und nimmt von dem Gift ihrer emotionalen und mentalen Auren so viel auf, dass er in einen wahren Wirbel von Entsetzen und Furcht hineingerissen wird. Und doch - wenn er es nur wüsste - hält die Zukunft für ihn keine verborgenen Katastrophen bereit. Er wird einfach getäuscht, aber dennoch ist die Wirkung auf seinen Astralkörper und sein Sonnengeflecht genau dieselbe. Das ist schmerzlicherweise heute der Fall, wo es so viele Tausende feinfühliger Menschen gibt, die keine Erfahrung in der Behandlung des Weltkarmas haben, die für die Leiden anderer sehr empfänglich und unfähig sind, zwischen ihrem eigenen Schicksal in der unmittelbaren Zukunft und dem Schicksal anderer Menschen in ihrer Umwelt zu unterscheiden.

Es ist dem weiter vorgeschrittenen Aspiranten und dem Menschen auf dem Pfad der Jüngerschaft auch möglich, mit uralten Schwingungen des Bösen und des Elends in Kontakt zu kommen, mit Bösem, das längst vergangen und vorbei ist; sie sind imstande, ein winziges Bruchstück der Akasha-Chronik zu lesen, das mit kommendem Unglück für einen Einzelnen oder eine Gruppe zu tun hat, das sie selbst vielleicht niemals erleben werden; und trotzdem übertragen sie die empfangenen Mitteilungen auf sich selbst und leiden infolgedessen.

3. Furcht vor physischem Schmerz. Bei manchen Leuten ist diese Furcht die Ursache, die all ihren Besorgnissen zugrundeliegt, so [305] wenig sie es vielleicht erkennen mögen. Sie ist tatsächlich ein Ergebnis der anderen drei Arten von Furcht, der Anstrengung, die sie dem Astralkörper auferlegen, und der Spannung, die durch die Anwendung der imaginativen Fähigkeit hervorgerufen wird sowie der durch das Verstandesdenken verursachten Spannung im physischen Nervensystem. Dieses System wird übermässig empfindlich und deshalb für die heftigsten physischen Leiden anfällig. Krankheiten und Schmerzen, die dem gewöhnlichen, phlegmatischeren Typ völlig unerheblich erscheinen würden, verschlimmern sich zu einem Zustand wirklicher Qual. Das sollte von denen erkannt werden, die Kranke pflegen; man sollte versuchen, den physischen Zustand durch die Anwendung von Beruhigungs- und Betäubungsmitteln zu lindern, damit das ohnehin überanstrengte Nervensystem nicht unnötig noch mehr belastet wird.

Ihr fragt mich, ob ich den Gebrauch von Äther und Chloroform und beruhigenden Drogen bei Operationen befürworte: Grundsätzlich nicht, aber ganz sicherlich zeitweilig. Wenn ein Mensch den Kontakt mit seiner Seele fest hergestellt und die Fähigkeit entwickelt hat, nach seinem Willen in seinen physischen Körper einzutreten und ihn auch zu verlassen, dann braucht er diese Hilfsmittel nicht mehr. In der Zwischenzeit mögen sie als Notmassnahmen betrachtet werden, die durch das Weltkarma und die Entwicklungsstufe der Menschheit bedingt sind. Natürlich bezieht sich das nicht auf den Gebrauch von Narkotika und Drogen bei hysterischen und unausgeglichenen Menschen, sondern auf die verständige Anwendung von schmerzlindernden Mitteln unter der fürsorglichen Leitung des Arztes.

4. Angst vor einem Versagen. Diese ergreift viele Leute in vieler Hinsicht. Die Angst, dass es uns nicht gelingt, unser Wort zu halten, die Angst, dass wir die Liebe und Bewunderung derer, die wir lieben, nicht erringen könnten, die Angst, dass andere uns verachten oder auf uns herabsehen könnten, die Angst, dass wir vielleicht eine günstige Gelegenheit nicht sehen und ergreifen, dies alles sind Aspekte des Furchtkomplexes, der das Leben so vieler wertvoller Menschen beeinflusst. Das kann seinen Grund in einer unsympathischen, verständnislosen Umwelt haben oder in der geistigen Ausrüstung, die ihrer Aufgabe nicht gewachsen scheint, und in vielen Fällen liegen die Wurzeln in der Tatsache, dass ein Mensch [306] ein Jünger oder eine wirklich grosse Seele ist, die bereit ist, den Probepfad zu beschreiten.

Er hat den Schimmer eines Seelenkontaktes erhascht, er hat das geistige Bild und die Möglichkeit erschaut; er sieht auf seine Persönlichkeit hin und stellt sie neben die Arbeit, die getan werden muss, und vergleicht sie mit der Qualität jener Menschen, mit denen er dadurch in Fühlung gekommen ist. Die Folge davon ist ein Minderwertigkeitskomplex stärkster Art, da dieser von echten Kraftströmen von oben genährt wird. Wie wir wissen, folgt dem Gedanken Energie, und diese wird durch die Qualität dieser Gedanken beeinflusst. Der Mensch sieht mit kritischem Auge und voll Widerwillen auf seine Persönlichkeit und nährt damit gerade die Dinge, die er beklagt; so macht er sich noch unzulänglicher für die Aufgabe. Es ist ein circulus vitiosus der Bemühung, der beseitigt werden muss durch eine vollkommene Erkenntnis der Wahrheit, die in den Worten enthalten ist: «Wie ein Mensch denkt, so ist er». Wenn er sich auf das Wesen seiner allwissenden Seele einstellt, so wird er wie diese Seele. Sein Denken konzentriert sich im Seelenbewusstsein und er wird zu dieser Seele, die sich dann durch seine Persönlichkeit offenbart.

Dies ist nur eine kurze Aufzählung der hauptsächlichen Befürchtungen, welche die Menschheit befallen, und sie dient nur dazu, das Thema einzuleiten und Gelegenheit zu einigen praktischen Vorschlägen zu geben.

II. Niedergeschlagenheit (Depression) oder ihr Gegenpol, Fröhlichkeit. Wenn wir das Thema Depression berühren, so befassen wir uns mit etwas, das so weit verbreitet ist, dass nur wenige nicht davon befallen werden. Sie ist wie ein Ansteckungsstoff, ein Nebel, der den Menschen umgibt und es ihm unmöglich macht, klar zu sehen, sicher zu gehen und die Wirklichkeit zu erkennen. Sie ist ein Teil der grossen astralen Illusion, und wenn man das begreift, dann wird es klar, warum es Niedergeschlagenheit gibt, denn ihre Ursache ist entweder astraler oder physischer Natur und hat mit einer Weltlage oder persönlichen Situation zu tun. Wir können deshalb die Depression bei Einzelmenschen studieren und nach ihren Ursachen forschen. Sie wird hervorgerufen durch:

1. Die Weltverblendung. Diese [307] zieht ein isoliertes Einzelwesen, das sonst frei wäre von persönlichen, zu Depression führenden Verhältnissen, in die Tiefen einer Weltreaktion hinein. Dieser Weltenwahn mit seinen schwächenden und niederdrückenden Folgen hat seine Wurzel in verschiedenen Faktoren, auf die wir aus Zeitgründen nur kurz hinweisen können:

a. Astrologische Faktoren, die entweder auf den Planetenstand und damit auf den Einzelmenschen oder hauptsächlich auf die Menschheit einwirken. Diese beiden Faktoren werden oft übersehen.

b. Der Weg der Sonne am Himmel. Der südliche Weg neigt zu einem verringerten Schwingungseinfluss, und Aspiranten sollten das während des Herbstes und in den ersten Wintermonaten beachten.

c. Die dunkle Hälfte des Mondes, der Zeitraum gegen Ende des abnehmenden Mondes und der frühe Neumond. Wie ihr gut wisst, wirkt sich das auf die Meditationsarbeit aus.

d. Psychologische Faktoren und Massenhemmungen, die zweifellos durch ausserplanetarische Kräfte und durch Pläne zustandekommen, deren Zielsetzung der gewöhnlichen Menschheit verborgen ist. Diese Kräfte, die auf die Menschheit einwirken, beeinflussen die Empfindlichsten; diese wirken wiederum auf ihre Umwelt ein, und allmählich ist eine Triebkraft hergestellt, die eine gewisse Zeitspanne oder einen Zyklus von Jahren lang durch eine Rasse oder ein Volk dahinbraust und Zustände tiefster Depression und gegenseitigen Misstrauens erzeugt. Dies bringt eine traurige Selbstabsorption mit sich, und das nennen wir eine Panik- oder eine Unruhewelle. Die Tatsache, dass die Auswirkung militärischer, wirtschaftlicher, sozialer oder politischer Natur sein kann, dass sie die Form eines Krieges, einer religiösen Inquisition, einer finanziellen Krise oder internationalen Misstrauens annehmen kann, ist eine Folge davon. Die Ursachen liegen im Generalplan des Evolutionsprozesses und werden, wenn man dies auch noch nicht erkennt, von dem guten Gesetz beherrscht.

2. Astrale Polarisation. Solange sich ein Mensch mit seinem Emotionalkörper [308] identifiziert, solange er das Leben im Sinn seiner Stimmungen und Gefühle auslegt, solange er auf Begierden reagiert, genau so lange wird er Stunden der Hoffnungslosigkeit, der Dunkelheit, der Zweifel, der schrecklichen Pein und der Depression haben. Sie sind die Folge von Illusion, von Trugbildern der Astralebene, die verzerrt, verdreht und täuscht. Wir brauchen darüber nicht viel zu reden. Wenn es einen Faktor gibt, den die Aspiranten erkennen müssen, dann ist es der, sich von der Grossen Illusion zu befreien. Arjuna wusste dies und erlag doch der Verzweiflung. Aber in der Stunde der Not verliess Krishna ihn nicht, sondern legte in der Gita die einfachen Regeln nieder, wie man Depression und Zweifel überwinden kann. Sie können kurz wie folgt aufgezählt werden:

a. Erkenne dich als unsterbliches Wesen.

b. Beherrsche dein Denken, denn durch dieses Denken kann das Unsterbliche erkannt werden.

c. Lerne verstehen, dass die Form nur der Schleier ist, der den Glanz der Göttlichkeit verhüllt.

d. Erkenne, dass das Eine Leben alle Formen durchdringt, dass es also keinen Tod, kein Elend, keine Trennung gibt.

e. Löse dich deshalb von der Formseite und komm zu mir, und verweile an dem Ort, wo Licht und Leben ist. So endet die Illusion.

Eben seine astrale Polarisation macht den Menschen für seine vielen emotionalen Reaktionen und für Wellen von Massengefühlen aller Art empfänglich. Sie ist die Ursache, dass er in jenen Strudel unkontrollierter Energien und irregeleiteter emotionaler Kräfte geschleudert wird, die sich schliesslich in einem Weltkrieg, in einer finanziellen Panik, einer religiösen Erneuerungsbewegung oder einer Lynchjustiz auswirken. Sie ist auch das, was ihn auf die höchste Stufe von Fröhlichkeit und unechtem Glück erhebt, auf der das «täuschende Licht» der Astralebene ihm falsche Quellen des Vergnügens aufdeckt, oder wo Massenheiterkeit ihn - infolge seiner Empfindlichkeit - in jenen hysterischen Zustand versetzt, der sich [309] in zügelloser Lustigkeit Luft macht, was der Gegenpol zu hemmungslosem Weinen ist. Ich meine hier nicht den wahren Frohsinn, noch den richtigen Sinn für Humor, sondern jene hysterischen Ausbrüche von Lustigkeit, welche in der menschlichen Gemeinschaft so allgemein verbreitet sind und zur Ermüdung und Ernüchterung führen.

3. Ein Schwächezustand des physischen Körpers. Das hat verschiedene Ursachen, wie etwa:

a. Ein erschöpfter Äther- oder Lebenskörper.

b. Physische Krankheit, die entweder ererbt oder aus einem früheren Leben übernommen ist, von einem Unfall oder von falschen emotionellen Reaktionen herrührt, oder als Folge eines Gruppenkarmas in Form einer Epidemie auftritt.

c. Atmosphärische Gründe. Das wird manchmal übersehen, aber der Zustand der Atmosphäre, die Beschaffenheit des Klimas, die Dichte, Feuchtigkeit oder Trockenheit, die Hitze oder Kälte haben eine bestimmte Wirkung auf das psychologische Erscheinungsbild.

Wenn ihr das studiert, werdet ihr darauf kommen, dass auch alle sonstigen und vorübergehenden Ursachen der Depression und ihres Gegenpols in eine dieser drei Rubriken eingereiht werden können, und wenn man die Ursache gefunden hat, wird auch das Heilmittel offenbar.

Ich habe die beiden ersten Erscheinungsformen astraler Kraft: Furcht, Furcht vor dem Tod, der Zukunft, dem Leiden, dem Versagen, und die vielen kleineren Ängste, denen die Menschheit ausgesetzt ist sowie Depression etwas ausführlicher behandelt, weil diese beiden Furchtzustände für den Menschen in diesem Zeitalter und Zyklus den Hüter der Schwelle darstellen. Beide weisen auf Empfindungsreaktionen gegenüber psychologischen Faktoren hin und können nicht durch die Anwendung einer anderen Wirkungskraft, wie etwa des Mutes, behandelt werden. Man muss ihnen mit der Allwissenheit der Seele, die durch das Denkvermögen wirkt, begegnen, und nicht mit ihrer Allmacht. Hierin liegt ein okkulter Hinweis. Ich werde mich mit den anderen angeführten Faktoren wie: Verlangen nach Glück, nach Befriedigung animalischer Begierden und [310] nach Befreiung nicht befassen, denn sie bedeuten für die meisten Menschen kein solches Problem wie die ersten beiden. Man könnte ausführlich über die Erscheinungsform und die Ursachen all dieser Dinge schreiben, aber wenn Furcht und Depression überwunden sind, wird die Menschheit ihr Erbteil an Glück, an wahrer Befriedigung (für welche die oben angeführten Begierden nur Symbole sind) und an Befreiung erlangen. Wir wollen die grundlegenden Übel zuerst behandeln. Wenn sie einmal überwunden sind, dann ist nur noch rechte Orientierung und Polarisierung in der Seele herzustellen.

Als nächstes wollen wir die Überwindung falscher Schwingungen im Astralkörper und die Verwendung astraler Energie in der rechten Richtung besprechen.

Wir haben uns hinlänglich mit dem Astral- oder Empfindungskörper beschäftigt und die vielen falschen Arten, wie er sich bemerkbar macht, erörtert. Die Menschheit schwingt vornehmlich in der einen oder anderen Art und Weise, und der Empfindungskörper eines durchschnittlichen Menschenwesens ist kaum jemals frei von irgendeiner Stimmung, Furcht oder Erregung. Das hat einen Zustand geschaffen, durch den das Solarplexus-Zentrum anormal entwickelt wurde. In der grossen Masse der Menschen beherrschen der Solarplexus und das Sakralzentrum das Leben, und deshalb ist das Verlangen nach materiellem Leben und nach dem Sexualleben so eng verbunden. Beim Tier ist das Sonnengeflecht das Gehirn und es beherrscht alle instinkthaften Reaktionen, ist aber nicht so eng mit der rein sexuellen Äusserung verbunden, wie das beim Menschen der Fall ist Wenn das Gehirn für das erwachende Denkvermögen sensitiv wird und nicht mehr so völlig mit dem Mechanismus beschäftigt ist, der die Sinneseindrücke registriert, dann ergibt sich die richtige Einstellung, die schliesslich das Bewusstsein in jene Zentren emporhebt, die oberhalb des Zwerchfells liegen. Das Sonnengeflecht wird dann wieder auf seine alte Funktion als Leitorgan des rein instinkthaft-tierischen Lebens verwiesen werden. Für den fortgeschrittenen Schüler in der Welt ist das Sonnengeflecht hauptsächlich das Organ psychischer Feinfühligkeit und wird es so lange bleiben, bis [311] die höheren psychischen Kräfte die niederen verdrängen und der Mensch als Seele wirkt. Dann wird das Empfindungs- oder Sinnenleben unter die Schwelle des Bewusstseins sinken.