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Die Neue Gruppe der Weltdiener - Teil 1

Wir haben oft von der sich zusammenschliessenden Gruppe von Wissenden gesprochen, die jetzt beginnt, auf der Erde zu wirken; diese Menschen sind in lockerer Gruppierung zusammengefasst und werden durch ein inneres, geistiges Band, nicht durch irgendeine äussere Organisation zusammengehalten. Die planetarische Hierarchie hat schon immer bestanden, und seit undenklichen Zeiten und durch alle Epochen hindurch haben jene Menschensöhne, die sich zur Arbeit tauglich machten und sich den Erfordernissen anpassten, ihren Weg in die Reihen jener gefunden, die hinter der Weltevolution stehen und die Geschicke der Kleinen leiten.

Ihre Grade und ihre Arbeit sind theoretisch bekannt, und die Namen von einigen sind den Massen mitgeteilt worden - um welchen Preis und unter welchen persönlichen Opfern, das werden diese Massen nie erfahren. Mit der Hierarchie der Adepten will ich mich nicht befassen. Die Bücher über dieses Thema sind leicht zu erlangen und sollten mit dem nötigen Vorbehalt in bezug auf die symbolische Auslegung und die beschränkende Wirkung der Worte gelesen werden.

Ein Ereignis dringt jedoch jetzt bis auf die Erde durch, das in seiner Art so wesentlich und wichtig ist, wie jene Krise in den Zeiten der Atlantis, als der physische, der Lebens- und der Astralkörper harmonisch einander angeglichen wurden und eine wirksame Einheit zu bilden begannen. Damals wurde der «Yoga der Hingabe» oder «Bhakti Yoga» eingeführt, zur Schulung der Aspiranten jener Zeit. Ein Abbild dazu auf der physischen Ebene (soweit ein solches Abbild damals möglich war) wurde aus jenen Menschen geschaffen, die mit Hingabe arbeiten und mit Hilfe von Zeremonien und Bildern eine methodische Tätigkeit erlernen konnten, wodurch das hierarchische Werk auf der Erde weitergeführt und so ein Schulungsmittel [399] für jene werden würde, welche später in die Reihen der Hierarchie aufgenommen werden sollten. Die Überreste dieser atlantischen Gruppe finden wir bei uns noch in den modernen Freimaurerbewegungen; das Werk der Hierarchie wurde damit in Zeichen und Symbolen fortgesetzt. So wurde im Menschheitsbewusstsein eine bildhafte Darstellung eines bedeutsamen, planetarischen Zustandes erhalten, der sich bei dem Menschengeschlecht in dieser dreifachen Einordnung oder Harmonisierung auswirkte. Aber sie war vorwiegend äusserlich, Form und Symbol, Werkzeug und Gerät, Tempel und Ton, Amt und Äusserlichkeiten waren die hervortretenden Faktoren; sie verhüllten die Wahrheit, und so finden wir die «äussere, sichtbare Form einer inneren geistigen» Wirklichkeit erhalten. In jenen Tagen wurde nur denjenigen erlaubt, an diesen Mysterien und dem Werk teilzunehmen, welche in sich das Verlangen und den Wunsch nach der mystischen Schau spürten, welche das geistige Ideal tief liebten und ihm ergeben waren. Es wurde nicht von ihnen verlangt, dass sie eine aktive Denkfähigkeit besitzen sollten, und ihre intellektuellen Kräfte waren praktisch gleich Null. Sie liebten und brauchten Autorität; sie lernten durch das Zeremoniell; sie waren den Grossen ergeben, deren Namen und Statuen hinter denen standen, die den Dienst in den exoterischen Logen leiteten. Das Denkvermögen war nicht beteiligt, und das darf nicht vergessen werden. Es gab keine Persönlichkeiten.

Heute ist in der Welt eine Krise von weittragender Bedeutung eingetreten. Ich spreche hier nicht von der gegenwärtigen Weltlage, sondern vom menschlichen Bewusstseinszustand. Das Denken hat eine wirksame Macht erlangt, die Persönlichkeiten sind in sich ausgeglichen. Die drei Aspekte des Menschen verschmelzen ineinander; so ist eine andere Gestaltung oder beschleunigte Herbeiführung von der Hierarchie der Adepten her möglich geworden. Es findet sich jetzt auf der physischen Ebene - ohne irgendeine exoterische Organisation, Zeremonie oder äussere Form - in der Stille, beharrlich und kraftvoll eine Gruppe von Männern und Frauen zusammen, welche schliesslich die früheren hierarchischen Bemühungen ablösen wird. Sie werden an die Stelle aller Kirchen, Gruppen und Organisationen treten und schliesslich [400] jene Oligarchie auserwählter Seelen bilden, welche die Welt beherrschen und leiten wird.

Sie werden aus allen Völkern zusammengesucht, aber sie werden nicht durch die beobachtende Hierarchie oder irgendeinen Meister erfasst und erwählt, sondern durch die Kraft ihrer Reaktion gegenüber geistigen Gelegenheiten, Strömungen und Beobachtungen. Sie gehen hervor aus jeder Gruppe, jeder Kirche und Partei, und werden deshalb wahrhafte Repräsentanten sein. Sie lassen sich nicht von ihrem Ehrgeiz und ihren hochfliegenden Plänen antreiben, sondern dienen in äusserster Selbstlosigkeit. Sie finden ihren Weg bis zur höchsten Stufe auf jedem Gebiet menschlichen Wissens, nicht weil sie um ihre eigenen Ideen, Entdeckungen und Theorien Lärm schlagen, sondern weil sie einen so umfassenden Überblick und eine so weit gespannte Auslegung der Wahrheit haben, dass sie die Hand Gottes in allen Ereignissen, seinen Abdruck in allen Formen erkennen und den Laut seiner Stimme vernehmen, der durch jeden Kanal zwischen der subjektiven Wirklichkeit und der objektiven äusseren Form erklingt. Sie kommen aus allen Rassen, sie sprechen alle Sprachen, sie umfassen alle Religionen, alle Wissenschaften und alle Philosophien. Ihre Merkmale sind Synthese, weltweites Zusammengehörigkeitsgefühl, Verstandeskraft und eine hohe gedankliche Entwicklungsstufe. Sie gehören keinem Glaubensbekenntnis an, ausgenommen dem Glauben an die Bruderschaft, die auf dem Einen Leben beruht. Sie anerkennen keine andere Autorität als die ihrer eigenen Seele und keinen Meister ausser der Gruppe, der sie zu dienen suchen; sie anerkennen nur die Menschheit, die sie innig lieben. Sie errichten keine Schranken um sich, sondern lassen sich leiten von einer weitherzigen Toleranz, einer gesunden Denkungsart und einem praktischen Sinn für Wert- und Grössenverhältnisse. Sie schauen mit offenen Augen auf die Welt der Menschen und erkennen jene, die sie emporheben und für welche sie dieselbe Stellung einnehmen können wie die Grossen - erhebend, belehrend und helfend. Sie erkennen die Ebenbürtigen und ihresgleichen, sie kennen einander, wenn sie sich begegnen und Schulter an Schulter mit ihren Gefährten an der Errettung der Menschheit arbeiten. Es ist gleichgültig, ob ihre Ausdrucksweise voneinander abweicht, ob [401] ihre Auslegung der Symbole und Schriften verschieden ist, ob sie wenig oder viele Worte machen. Sie finden ihre Gruppenmitglieder auf allen Gebieten - dem politischen, wissenschaftlichen, religiösen und wirtschaftlichen - und geben ihnen das Erkennungszeichen und die Bruderhand. Sie anerkennen gleichfalls jene, die ihnen auf der Evolutionsleiter vorausgegangen sind, grüssen sie als Lehrer und suchen von ihnen das zu lernen, was jene so gerne weitergeben möchten.

Diese Gruppe ist ein Ergebnis der Vergangenheit, und auf diese Vergangenheit möchte ich kurz eingehen; ich will auch auf die gegenwärtige Weltlage hinweisen und bis zu einem gewissen Grad die allgemeinen Richtlinien voraussagen, nach denen ihr Zusammenschluss und ihre künftige Arbeit vor sich gehen wird. Es stimmt, dass sich eine solche Gruppe bildet, und das ist ein gutes Vorzeichen für die kommenden Jahrzehnte. Sie macht sich schon in ruhiger und feiner Weise bemerkbar, aber es handelt sich jetzt noch hauptsächlich um einen subjektiven Einfluss.

Wir wollen mit der Vergangenheit beginnen. Um das Jahr 1400 sah sich die Hierarchie der Meister einer schwierigen Situation gegenüber. Soweit es das Wirken des zweiten Strahls betraf (das mit der Eröffnung geistiger Wahrheit zu tun hatte), musste etwas eintreten, das ich eine vollkommene Veräusserlichung dieser Wahrheit nennen könnte. Die Tätigkeit des ersten Strahls hatte ausserdem eine intensive Differenzierung und Kristallisation unter den Nationen und Regierungen der Welt zustande gebracht. Diese zwei Zustände von verhärteter Orthodoxie und politischer Unterschiedlichkeit dauerten viele Generationen lang an und zeigen sich noch jetzt. Heute haben wir eine ähnliche Lage, sowohl in der Welt der Religion als auch in der Welt der Politik. Das gilt, ob man nun Indien oder Amerika, China oder Deutschland betrachtet, ob man die Geschichte des Buddhismus mit seinen vielen Sekten, den Protestantismus mit seiner Unzahl von sich streitenden Gruppen oder die vielen Schulen der Philosophie in Ost und West studiert. Der Zustand ist weit verbreitet und das öffentliche Bewusstsein ungeheuer verschiedenartig, aber dieses Stadium der Dinge kennzeichnet den Höhepunkt der separatistischen Ära und bedeutet - innerhalb [402] einiger Jahrhunderte - das Ende dieser so starken Unterschiedlichkeit des Denkens.

Nachdem die Älteren Brüder der Menschheit diesen Lauf der Dinge noch ein weiteres Jahrhundert lang beobachtet hatten, beriefen sie um das Jahr 1500 n. Chr. eine geheime Versammlung aller Abteilungen ein. Ihre Absicht war es, einen Entschluss darüber zu fassen, wie der Drang zur Integration (oder Vereinheitlichung) als dem wesentlichen Leitmotiv unserer universellen Ordnung verstärkt werden und welche Schritte man unternehmen könnte, um jene Synthese und Einheitlichkeit in der Welt des Denkens herbeizuführen, die es ermöglichen würde, die Absicht Göttlichen Lebens offenbar werden zu lassen, das alles erschaffen hat. Wenn die Welt der Gedanken einig geworden ist, dann wird auch die äussere Welt zu einer synthetischen Ordnung kommen. Man sollte hier berücksichtigen, dass die Meister in grossen Zeiträumen denken und in längeren Zyklen evolutionären Bemühens wirken. Die winzigen vorübergehenden Zyklen, die kleinen Ebbe- und Flutzeiten der kosmischen Vorgänge nehmen ihre Aufmerksamkeit nicht besonders in Anspruch.

Bei dieser geheimen Versammlung hatten sie dreierlei zu tun:

1. Sie mussten den göttlichen Plan in einem möglichst weiten Rahmen erschauen und ihr Denken an der Schau neu auffrischen.

2. Sie mussten beachten, welche Einflüsse oder Energien für das grosse Bemühen, für welches sie verpflichtet waren, zur Verwendung bereitstanden.

3. Sie mussten Männer und Frauen schulen, welche damals Aspiranten, Chelas und Eingeweihte waren, damit sie zu gegebener Zeit eine den Bedürfnissen genügende Schar von Helfern hätten, auf die sie sich in künftigen Jahrhunderten verlassen konnten.

Im Zusammenhang mit diesen Aspiranten gab es für Sie zwei Probleme:

1. Sie mussten sich damit befassen, dass selbst die am weitesten fortgeschrittenen Jünger nicht fähig waren, die Kontinuität des Bewusstseins beizubehalten - ein Versagen, das sich selbst jetzt noch sogar bei Eingeweihten zeigt.

2. Die Meister [403] merkten, dass das Denkvermögen und Gehirn der Chelas gegenüber höheren Kontakten merkwürdig unempfindlich war, und das ist ebenfalls ein Zustand, der auch heute noch vorherrscht. Die Chelas besassen - damals wie jetzt - geistiges Streben, den Wunsch, der Menschheit zu dienen, Hingabefähigkeit und gelegentlich eine befriedigende Mentalausrüstung, aber jene telepathische Feinfühligkeit, jene instinktive Reaktion auf hierarchische Schwingungen und jenes Freisein von niederem Psychismus, welche Dinge die notwendigen Voraussetzungen für ein intensives, einsichtsvolles Wirken sind, fehlten sonderbarerweise. In dieser Hinsicht sind sie leider noch in der gleichen Verfassung. Telepathische Feinfühligkeit ist entschieden im Zunehmen und zwar als Folge der Weltlage und der Evolutionstendenz, und das ist (für die auf der inneren Ebene Tätigen) ein höchst ermutigendes Zeichen; aber die Vorliebe für psychische Phänomene und das Unvermögen, zwischen den Schwingungen der verschiedenen Grade hierarchischer Wirkender zu unterscheiden, behindert das Werk noch sehr.

Ihr könntet hier mit Recht fragen: Was ist dieser Plan? Wenn ich von dem Plan spreche, so meine ich damit nicht einen so allgemeinen wie den Evolutionsplan oder den Plan für die Menschheit, den wir etwas nichtssagend mit «Seelenentfaltung» bezeichnen. Diese beiden Aspekte des Grundplanes unseres Planeten werden als selbstverständlich angenommen und sind nur Methoden, Wege und Mittel zu einem spezifischen Zwecke. Der Plan - so wie er gegenwärtig erspürt wird und für den die Meister ständig arbeiten - könnte folgendermassen definiert werden: Es soll eine subjektive Synthese in der Menschheit und ein telepathisches Wechselwirken hergestellt werden, wodurch schliesslich die Zeit aufgehoben wird. Es werden damit für jeden Menschen alle früheren Errungenschaften und Kenntnisse verfügbar werden; dem Menschen wird dann die wahre Bedeutung seines Denkvermögens und Gehirns offenbar, er wird ein Meister über dieses Rüstzeug werden und daher allgegenwärtig sein; das wird ihm schliesslich die Tür zur Allwissenheit öffnen. Dieser nächstfolgende Entwicklungsabschnitt des Planes wird im [404] Menschen ein - einsichtsvoll mitwirkendes - Verständnis der göttlichen Absicht herbeiführen, um derentwillen der Eine, in dem wir leben, weben und sind, es als weise und richtig erachtet hat, sich einer Inkarnation zu unterwerfen. Denkt nicht, dass ich von dem Plan erzählen kann, so wie er in Wahrheit ist. Es ist keinem Menschen unter dem Range eines Eingeweihten dritten Grades möglich, einen Schimmer von dem Plan zu erfassen, viel weniger ihn zu verstehen. Die Entwicklung des Mechanismus, durch den ein Jünger mit Jenen in Verbindung stehen kann, die für die Ausarbeitung der Pläne verantwortlich sind, und die Fähigkeit, jenen winzigen Aspekt des Ganzen, welcher der unmittelbar nächste Schritt vorwärts und bei welchem eine Mitwirkung möglich ist, zu erkennen (und nicht nur schwach zu erahnen) - dies kann von allen Jüngern erreicht und sollte allen Aspiranten als das Ziel vorgehalten werden. Mit Ausnahme von Probejüngern, die in ihrem Bemühen noch nicht genügend fest und sicher sind, können deshalb alle danach streben, die Kontinuität des Bewusstseins zu erlangen und das innere Licht zu erwecken; wenn man dieses Licht sieht und einsichtsvoll verwendet, dient es dazu, andere Aspekte des Planes zu enthüllen und zwar besonders den Teil, auf den der erleuchtete Wissende eingehen und dem er nutzbringend dienen kann.

Dieses zu erreichen, war das Ziel aller Schulung während der vergangenen vierhundert Jahre, und aus dieser Tatsache könnt ihr die ausserordentliche Geduld der grossen Wissenden ersehen. Sie arbeiten langsam und mit Überlegung, frei von jedem Gefühl der Eile, auf ihr Ziel hin, aber - und hier liegt das unmittelbar Interessante, das ich mitzuteilen habe - sie müssen begrenzte Zeitspannen einhalten. Das beruht auf dem Gesetz der Zyklen. Es betrifft die Verwertung gewisser Epochen günstiger Gelegenheit, die notwendigerweise ihre festgesetzte Zeitgrenze haben. Während dieser günstigen Zeiten sind vorübergehend gewisse Kräfte, Einflüsse und Energien am Werk, von denen die Meister nützlichen Gebrauch zu machen suchen.

Während dieser geheimen Versammlung, auf die ich hinwies, beobachteten die versammelten Diener der Menschheit vorausschauend den künftigen Anbruch des Wassermann-Zeitalters mit seinen besonderen Energien und seinen erstaunlichen Gelegenheiten. Sie [405] beobachteten diese Dinge und versuchten, den Menschen auf jene Epoche vorzubereiten, die etwa 2500 Jahre dauern würde und die bei richtiger Nutzbarmachung die Einigung der Menschheit in bewusster und einsichtsvoller Weise herbeiführen und so das Erscheinen dessen bewirken würde, was ich «wissenschaftliche Bruderschaft» nennen möchte, im Gegensatz zu der sentimentalen Bedeutung dieses Ausdrucks, wie er heute so viel gebraucht wird.

Es schien ihnen zu jener Zeit, dass zwei Dinge getan werden müssten, ehe die kommenden Wirkkräfte des Wassermannzeitalters nutzbringend angewendet werden könnten. Als erstes müsste das Bewusstsein der Menschheit auf die Mentalebene erhoben werden; es müsste so erweitert werden, dass es nicht nur die Welt der Empfindungen und Gefühle, sondern auch die Welt des Verstandes umfassen würde. Das Denken der Menschen müsste umfassend gemacht und allgemein aktiviert, und das Gesamtniveau der menschlichen Intelligenz gehoben werden. Es war zweitens notwendig, etwas zu tun, um die Schranken des Separatismus, der Absonderung und des Vorurteils niederzureissen, welche die Menschen voneinander getrennt hielten; und dies würde - wie sie voraussahen - noch zunehmen. Zyklus auf Zyklus hüllten sich die Menschen immer mehr in ihr eigenes Selbst ein - in Selbstzufriedenheit, Abgeschlossenheit und Rassenstolz. Das würde unvermeidlich zu weiten Spaltungen führen und zwischen den einzelnen Nationen und Rassen Weltschranken errichten.

Dies veranlasste die Mitglieder der Hierarchie, das Denken der Menschen rascher zu schulen und auf eine mehr synthetische Einheit hinzuwirken; es brachte sie zu einer Entscheidung, welche die Bildung von Gruppeneinheiten bedingte; es traten infolgedessen jene Gruppen arbeitender und denkender Menschen in Erscheinung, die durch ihr Wirken unsere Welt in den vergangenen drei oder vier Jahrhunderten so weitgehend beherrscht und geformt haben. Wir sehen also, wie sich seit jener Versammlung eine ganz deutliche spezifische Gruppenarbeit in klar vorgezeichneter Richtung [406] anbahnte, wobei eine jede Gruppe für eine bestimmte Darlegung der Wahrheit und für einen Aspekt des Wissens um die Wirklichkeit eintrat.

Diese Gruppen gliedern sich allgemein gesehen in vier Hauptabteilungen: die kulturelle, politische, religiöse und wissenschaftliche. Drei andere Gruppen sind erst in neuerer Zeit deutlich aufgetreten: es sind die Philosophen, die Psychologen und die Finanzleute. Philosophen hat es natürlich schon immer gegeben, aber in den meisten Fällen waren es Einzelgänger; sie gründeten Schulen, deren Kennzeichen Parteigängertum und Absonderung waren. Heute gibt es keine solchen hervorragenden Einzelerscheinungen mehr wie in der Vergangenheit, sondern Gruppen, die bestimmte Ideen vertreten. Es ist ausserordentlich wichtig, dass die Arbeit dieser sieben Denkergruppen als ein Teil des hierarchischen Programmes anerkannt wird, und dass sie dazu bestimmt ist, eine gewisse Situation herbeizuführen, gewisse vorbereitende Bedingungen zu schaffen und eine bestimmte Rolle in der Weltevolution - soweit sie die Menschheit betrifft - zu spielen.

Unter dem Einfluss der verschiedenen Strahlen, die in zyklischer Folge ihre Wirksamkeit aufnehmen und wieder einstellen, sind kleine Gruppen von Menschen aufgetaucht, haben ihre Rolle in Gruppenform gespielt und verschwanden wieder, oft ohne etwas von ihrer inneren Verbundenheit oder von ihren Mitarbeitern zu wissen. Und doch kann man, wenn man nur einsichtsvoll in die Geschichte zurückblickt, sehen, dass die Arbeit, die sie für die Menschheit leisteten, und ihr Beitrag zu dem Triumphzug des menschlichen Fortschritts klar hervortreten. Ich habe nicht die Zeit, mich mit dieser Prozession von Gruppen - deren jede Sachwalter eines speziellen Beitrags ist - zu befassen und für euch der Arbeit, die sie leisteten oder den subjektiven Impulsen, unter denen sie wirkten, nachzuspüren. Ich kann nur die Richtung ihres Bemühens aufzeigen und muss es einem erleuchteten Geschichtsforscher überlassen, den goldenen Faden ihres geistigen Wirkens nachzuzeichnen; durch dieses Wirken hoben sie das mentale Niveau der Menschheit, brachten den Menschen in Verbindung mit der Welt, in der er lebte, und öffneten seine Augen - nicht nur für die Beschaffenheit der Materie und der Form, sondern auch für die verborgene Tiefe seines [407] eigenen Wesens. Durch ihre Tätigkeit sehen wir jetzt eine Menschheit, die wohl in enger Verbindung steht, aber uneins ist; - eine Menschheit, für die dreierlei kennzeichnend ist:

1. Ein erstaunliches Mass an Wechselbeziehungen und gegenseitiger Verbindung, deren Diener das Radio, die Presse, die modernen Verkehrsmittel, das Telefon und der Telegraf sind.

2. Es gibt weitverbreitete philanthropische Unternehmungen; das Verantwortungsgefühl für den Bruder nimmt zu, was bis zum Jahre 1500 völlig unbekannt war. Bewegungen wie das Rote Kreuz, pädagogische Gründungen, Krankenhäuser und die gegenwärtigen wirtschaftlichen Hilfsmassnahmen, die man in jedem Lande findet, sind das sichtbare Zeugnis dafür.

3. Die ganze Menschengemeinschaft gliedert sich - bewusst oder unbewusst - in zwei grundlegende Gruppen: erstens in jene, welche die alte Ordnung der Dinge vertreten, die also reaktionär sind und zur Absonderung neigen. Sie repräsentieren den trennenden Nationalismus, Begrenztheit, Knechtschaft und unterwürfigen Gehorsam, sie veranschaulichen religiöses Sektierertum und Abhängigkeit von der Autorität. Sie sind gegen alle modernen Neuerungen und gegen jeden Fortschritt. Zweitens gibt es jene, die eine geeinte Welt erschauen, in der die Liebe zu Gott die Liebe zum Nächsten bedeutet und in der die Motive, die allen religiösen, politischen und pädagogischen Betätigungen zugrunde liegen, einem Weltbewusstsein und dem Streben nach Wohlergehen für die Gesamtheit und nicht bloss für einen Teil entspringen.

Die Einigung, nach der die vorwärtsschauenden Menschen streben, bringt keine Vernachlässigung irgendeines Teiles mit sich, sondern schliesst im Gegenteil die sorgliche Behandlung und Pflege jedes einzelnen Teiles ein, damit er zu dem Wohlergehen des ganzen Organismus beitragen kann. Sie umfasst zum Beispiel die rechte Lenkung und Entwicklung jeder Einzelnation, so dass sie ihre internationalen Pflichten erfüllen und damit einen Teil der Weltbruderschaft bilden kann. Diese Idee setzt nicht unbedingt die Bildung eines Weltstaates voraus, auf alle Fälle aber die Entwicklung eines [408] universalen, öffentlichen Bewusstseins, welches die Einheit des Ganzen erkennt und so den Entschluss reifen lässt, dass einer für alle und alle für einen einstehen müssen, wie man gesagt hat. Nur in dieser Weise kann man zu einer internationalen Synthese kommen, deren Grundzug politische und nationale Selbstlosigkeit ist. Diese universale Geisteshaltung wird nicht unbedingt die Gründung einer Welt- oder Universalreligion herbeiführen. Sie erfordert lediglich die Erkenntnis, dass alle Wahrheits- und Glaubenssätze in Zeit und Raum nur Bruchstücke und vorübergehend den Temperamenten und Bedingungen des Zeitalters und der Rasse angepasst sind. Jene, die irgendeinen speziellen Pfad zur Wahrheit hin bevorzugen, werden trotzdem zur Erkenntnis kommen, dass andere Annäherungsversuche, andere Ausdrucks- und Bezeichnungsweisen und andere Wege, um die Gottheit zu erklären, ebenfalls richtig und selbst Aspekte einer Wahrheit darstellen können, die grösser und umfassender ist, als des Menschen gegenwärtige Ausrüstung erfassen und ausdrücken kann. Sogar die Grossen selbst erahnen nur schwach die Wirklichkeit, und obgleich sie tiefer liegender Absichten gewahr werden als ihre Chelas, sehen doch selbst sie nicht das endgültige Ziel. Auch sie sind gezwungen, solche nichtssagende Ausdrücke und Begriffe in ihren Lehren zu verwenden wie «Absolute Wirklichkeit» und «Endgültige Erkenntnis».

Daher ist in den letzten drei Jahrhunderten Gruppe auf Gruppe erschienen und hat eine Rolle gespielt, und heute ziehen wir den Nutzen aus dem, was sie erreicht haben. In der kulturellen Gruppe zum Beispiel finden wir die Dichter des Elisabethanischen Zeitalters und die Musiker Deutschlands und der Viktorianischen Zeit. Ebenso finden wir die Gruppen von Künstlern, die uns die berühmten Schulen schenkten, welche die Zierde Europas sind. Zwei berühmte Gruppen - die eine auf kulturellem, die andere auf politischem Gebiet - spielten ebenfalls eine Rolle; die eine schuf die Renaissance, die andere führte die französische Revolution herbei. Die Auswirkungen [409] ihrer Tätigkeit sind heute noch spürbar. So geht etwa die moderne, humanistische Bewegung mit ihrer Betonung der Vergangenheit, die sich in der Gegenwart vollendet, und mit ihrer Suche nach dem Ursprung der menschlichen Bildung in den früheren Strömungen, auf die Renaissance zurück. Die Revolution und die Entschlossenheit, für die göttlichen Rechte des Menschen zu kämpfen, gewinnen ihren ersten auslösenden Einfluss und Anstoss in der französischen Revolution. Aufruhr, die Bildung politischer Parteien, der Klassenkampf, der heute so überhand nimmt, und die Zersplitterung jedes Landes in sich bekämpfende politische Gruppen haben, auch wenn sie immer nur vereinzelt auftraten, in den letzten zweihundert Jahren überall um sich gegriffen. All dies ist Folge der Gruppentätigkeit, die von den Meistern begonnen wurde. Die Menschen sind dadurch gewachsen und haben gelernt, wie man denken soll, und wenn sie auch vielleicht noch falsch denken und unheilvolle Versuche anstellen, so stellt sich das Gute zuletzt doch unvermeidlich und unausweichlich ein. Zeitweilige Missstände, vorübergehende Depressionen, Krieg und Blutvergiessen, Armut und Laster können wohl die Gedankenlosen in die Tiefen des Pessimismus führen. Aber jene, die wissen und die innere, leitende Hand der Hierarchie spüren, merken und erkennen, dass das Herz der Menschheit gesund ist und dass aus dem gegenwärtigen Chaos - und vielleicht gerade deshalb - jene Menschen hervorgehen werden, die fähig sind, die Lage zu meistern, und die der Aufgabe der Einigung und Synthese gewachsen sind. Diese Epoche ist okkult «das Zeitalter der Wiederherstellung dessen, was durch den Fall zerbrochen ist», genannt worden. Die Zeit ist jetzt gekommen, da alles Getrennte wieder vereint werden und das Ganze in seiner ursprünglichen Vollkommenheit wieder erstehen kann.

Von den religiösen Gruppen hat es gleichfalls eine grosse Anzahl gegeben - ja es waren so viele, dass es hoffnungslos wäre, sie alle aufzählen zu wollen. Da sind die Gruppen der katholischen Mystiker, Zierde und Ruhm des Westens, die protestantischen Lutheraner, die Calvinisten und Methodisten, die Pilgerväter - jene strengen und ernsten Männer -, die Hugenotten und mährischen Märtyrer (Herrnhuter) und die Tausende moderner Sekten in jeder Gruppe. Sie alle haben ihren Zweck erfüllt und haben den Menschen bis zu jenem Punkt der Auflehnung geführt, wo er sich nicht mehr einer Autorität fügen will. Durch die Kraft [410] ihres einzigartigen Beispiels haben sie den Menschen so weit gebracht, dass er selbständig denkt. Sie sind für Freiheit und für das individuelle Anrecht auf Wissen eingetreten.

Diese letzteren Gruppen haben grösstenteils unter dem Einfluss des sechsten und zweiten Strahls gewirkt. Die kulturelle Gruppe trat unter dem Einfluss des vierten Strahls auf, während der erste Strahl die politischen Aktionen angeregt hat, die so grosse Wandlungen in den Völkern herbeigeführt haben. Unter den Impulsen des fünften und dritten Strahls sind wissenschaftliche Forschergruppen erstanden, die mit Kräften und Energien arbeiten, aus denen das göttliche Leben besteht; sie beschäftigen sich mit dem äusseren Gewand Gottes, forschen von aussen nach innen und zeigen dem Menschen seine wesensmässige Einheit mit allem Erschaffenen und seine innere, lebensnotwendige Verwandtschaft mit allen Lebensformen auf. Die Namen der Einzelnen in jeder Gruppe sind Legion und verhältnismässig unwichtig. Nur die Gruppe und ihr Wechselwirken zählt. Es ist interessant, dass die innere Einheit in der wissenschaftlichen Gruppe besonders stark hervortritt, denn ihre Mitglieder sind von Sektierertum und egoistischem Konkurrenzstreben völlig frei. Das kann von den religiösen und politischen Gruppen nicht behauptet werden.

Im Verhältnis zu den vielen Nationen und der Unzahl von Menschen auf Erden sind diese formenden Gruppen auf den verschiedenen Gebieten zahlenmässig klein. Die Persönlichkeiten dieser Gruppen, ihr Beitrag zu dem Wachstum menschlicher Wesensäusserung und ihr Platz in dem Plan lassen sich ziemlich leicht feststellen. Betont werden muss, dass sie alle ihre Inspirationen von der inneren, subjektiven Seite des Lebens bekommen haben; sie traten unter einem göttlichen Drang hervor, um eine spezielle Aufgabe zu erfüllen; im Anfangsstadium waren es durchwegs Jünger und Eingeweihte der niederen Grade; sie sind subjektiv Schritt für Schritt von ihren eigenen Seelen geleitet worden, die ihrerseits bewusst mit der Hierarchie der Wissenden zusammengearbeitet haben. Dies war auch dann der Fall, wenn [411] der individuelle Mensch sich seines Platzes in der Gruppe und der göttlichen Mission dieser Gruppe gar nicht bewusst war. Wir wollen auch nicht vergessen, dass es nicht einen einzigen Fehlschlag gegeben hat, obgleich sehr oft der Einzelne von seinem Erfolg nichts gewusst hat. Das Kennzeichen dieser Pioniere ist, dass sie für die Nachwelt arbeiten. Dass ihre Nachfolger versagt haben und dass diejenigen, bei denen dieses Werk einen Widerhall fand, dem Ideal nicht treu geblieben sind, ist leider wahr, aber die Anfangsgruppe hat einheitlich ihre Aufgabe erfüllt. Das widerlegt sicherlich den Pessimismus und beweist die überlegene Kraft der subjektiven Tätigkeit.

Die drei Gruppen, die ich vorher erwähnte, bedürfen eines Wortes der Erläuterung. Ihre Arbeit unterscheidet sich in besonderer Weise von jener der anderen Gruppen, und ihre Reihen werden von Menschen aus allen Strahlgruppen aufgefüllt, obgleich sich die Mitglieder der dritten Gruppe (die der Finanzleute) vor allem auf dem siebenten Strahl befinden. In der Reihenfolge ihres Hervortretens sind es die Gruppen der Philosophen, der Psychologen und der Geschäftsleute.

Die Philosophengruppen der neueren Richtung wirken sehr stark formend auf das Denken ein, während die alten asiatischen Philosophenschulen gerade erst beginnen, die westlichen Ideen zu beeinflussen. Durch Analyse, Herstellung von Wechselbeziehungen und Synthese entwickelt sich die Denkkraft des Menschen, und so kann das abstrakte Denkvermögen mit dem konkreten vereinigt werden. Durch ihr Wirken wird daher jene interessante Empfindungsfähigkeit mit ihren drei hervorstehenden Merkmalen des Instinktes, des Intellekts und der Intuition in eine vernünftige Übereinstimmung gebracht. Instinkt verbindet den Menschen mit der Tierwelt, der Verstand mit seinen Mitmenschen, während die Intuition ihm das Leben der Göttlichkeit offenbart. Diese drei Dinge sind alle Gegenstand philosophischer Forschung, denn das Thema der Philosophen heisst: Das Wesen der Wirklichkeit und die Mittel zur Erkenntnis.

Die beiden modernsten Gruppen sind die Psychologen - die im Sinn des Delphischen Gebotes «Mensch, erkenne dich selbst» arbeiten - und sodann [412] die Finanzleute, die Treuhänder der Mittel, mit deren Hilfe der Mensch in der physischen Welt leben kann. Diese beiden Gruppen bilden notwendigerweise und trotz scheinbarer Abweichungen und Unterschiede in ihren Grundzügen eine viel stärkere Synthese als irgendeine der anderen. Die eine Gruppe befasst sich mit der Menschheit, mit den verschiedenen Menschentypen, mit dem Instrument, das verwendet wird, mit den menschlichen Trieben und Charaktereigenschaften sowie mit dem - offensichtlichen oder verborgenen - Zweck seines Daseins. Die andere Gruppe beherrscht und regelt die Mittel, die der Mensch zum Leben braucht, denn sie beaufsichtigt und kontrolliert alles, was in Energie umgewandelt werden kann; sie übt eine Diktatur aus über alle Arten des Verkehrs, des Handels und des Austauschs. Sie beherrscht die vielerlei Dinge, die der moderne Mensch für seine Lebensweise als notwendig erachtet, Geld ist, wie ich schon früher sagte, nur kristallisierte Energie oder Lebenskraft - was der östliche Schüler Prana-Energie nennt. Es ist materialisierte ätherische Kraft. Somit ist es also in äussere Erscheinung getretene Lebensenergie, und diese Energieform steht unter der Leitung der Finanzgruppe. Sie ist die zeitlich letzte Gruppe, und ihre Arbeit wird (das sollte nicht vergessen werden) ganz klar von der Hierarchie geplant. Daher sind auch ihre Wirkungen auf der Erde sehr weitreichend.

Jetzt, da seit der Versammlung im sechzehnten Jahrhundert Jahrhunderte vergangen sind, haben diese Gruppen ihre Schuldigkeit getan und höchst bemerkenswerte Dienste geleistet. Die erzielten Ergebnisse sind in ein solches Stadium eingetreten, dass sie international wirksam sind; ihr Einfluss ist nicht mehr nur auf eine Nation oder Rasse beschränkt. Die Hierarchie steht jetzt vor einer neuen Situation, die sorgfältige Behandlung erfordert. Sie muss die verschiedenen Ströme beeinflussender Energien und die mannigfachen Tendenzen der Gedankenkraft, welche durch das Wirken der Gruppen seit dem fünfzehnten Jahrhundert erzeugt worden sind, sammeln und vereinigen. Sie muss jetzt ausserdem einige Wirkungen [413] ausgleichen, die nach einer weiteren Differenzierung streben. Das muss ja unvermeidlich eintreten, wenn eine Kraft mit der materiellen Welt in Kontakt gebracht wird. Anfangsimpulse haben in sich die Kraft sowohl zum Guten wie zum Bösen. Solange die Form von untergeordneter Bedeutung und verhältnismässig nebensächlich bleibt, nennen wir das gut. Dann herrscht die Idee und nicht ihre Ausdrucksform. Wenn nun im Lauf der Zeit Gedankenenergie stärker auf die Materie einwirkt, und geringere Geister sich dieser besonderen Energieart bemächtigen und von ihr belebt werden, dann beginnt das Böse sich bemerkbar zu machen. Dieses erweist sich schliesslich als Selbstsucht, Absonderung, Stolz und jene Merkmale, die so viel Unheil in der Welt verursacht haben.

Vor ungefähr siebzehn Jahren versammelten sich die Meister und kamen zu einer wichtigen Entscheidung. Genau so wie man bei der früheren Versammlung entschieden hatte, aus den ungebildeten Menschenmassen Gruppen von tatkräftigen Persönlichkeiten herauszuholen und ihnen die Aufgabe zu stellen, die Menschheit emporzuheben und das menschliche Bewusstsein zu erweitern, so wurde es jetzt als weise erachtet, aus den vielen Gruppen eine neue Gruppe zu bilden, welche (wie die Hierarchie selbst) Menschen aller Rassen, aller Typen und Neigungen in sich vereinigen sollte. Diese Gruppe hat eine besondere Mission, und einige Tatsachen könnten hier wie folgt angeführt werden:

Es handelt sich vor allem einmal um den Versuch, die Hierarchie auf der physischen Ebene in Erscheinung treten zu lassen oder ein kleines, wirksames Abbild dieser dem Wesen nach subjektiven Körperschaft herzustellen. Die Mitglieder befinden sich alle in physischen Körpern, müssen aber gänzlich subjektiv wirken, also den inneren Empfindungsapparat und die Intuition verwenden. Die Gruppe besteht aus Männern und Frauen aller Nationen und jeder Altersstufe, aber jeder einzelne muss geistig orientiert sein, alle müssen bewusste Diener, mental polarisiert und wachsam sein, und alle müssen ein weltweites Zusammengehörigkeitsgefühl besitzen.

Eine der wesentlichen Bedingungen, die den Mitgliedern der Gruppe auferlegt wird, ist die, dass sie bereit sein müssen, ohne Anerkennung auf den subjektiven Ebenen zu arbeiten. Sie müssen hinter [414] den Kulissen wirken, wie es die Grossen tun. Ihre Mitglieder müssen deshalb frei sein von jedem Makel des Ehrgeizes, von allem Stolz auf ihre Rasse oder ihre Erfolge. Sie müssen sich auch feinfühlend ihrer Mitmenschen, deren Gedanken und der sie bestimmenden Umwelt bewusst sein.

Es ist eine Gruppe, die keine exoterische Organisation irgendwelcher Art, kein Hauptbüro, keine öffentliche Beachtung und keinen Gruppennamen hat. Es ist eine Schar gehorsam arbeitender und dem WORT dienender Menschen - gehorsam ihren eigenen Seelen und den Gruppenerfordernissen nachkommend. Alle wahren Diener in der Welt gehören daher zu dieser Gruppe, ob ihr Dienst nun auf kulturellem, politischem, wissenschaftlichem, religiösem, philosophischem, psychologischem oder finanziellem Gebiet liegt. Sie bilden einen Teil der inneren Gruppe der Menschheitsdiener und der Weltmystiker, ob sie es nun wissen oder nicht. Sie werden als solche von ihren Mitbrüdern in der Gruppe erkannt, wenn sie zufällig im weltlichen Verkehr miteinander in Kontakt kommen.

Diese Gruppe misst dem Wort «geistig» eine weitgreifende Bedeutung zu; sie glaubt, dass damit ein weltweites Bemühen gemeint ist, um die Lage der Menschheit zu verbessern, sie emporzuheben und das gegenseitige Verstehen zu fördern; dazu gehören auch die Begriffe der Toleranz, der internationalen, synthetischen Gemeinschaft, der religiösen, inklusiven Denkweise und all der Gedankenrichtungen, die mit der esoterischen Entwicklung des Menschenwesens zu tun haben.

Es ist also eine Gruppe ohne eine spezielle Ausdrucksweise oder Bibel irgendwelcher Art; sie hat weder ein Glaubensbekenntnis noch irgendwelche dogmatische Wahrheitssätze. Der bewegende Impuls für all und jedes ist die Liebe zu Gott, die sich in der Liebe zum Mitmenschen äussert. Diese Menschen kennen die wahre Bedeutung der Bruderschaft, ohne Rassenunterschiede zu machen. Ihr Leben ist ein Leben bereitwilligen Dienstes, der mit äusserster Selbstlosigkeit und rückhaltlos geleistet wird.

Die Mitglieder dieser Gruppe sind nur den Älteren Brüdern der Menschheit bekannt; und es gibt auch kein Namenverzeichnis; nur drei Hauptsachen sind erforderlich:

1. Es ist wesentlich, dass die Seele und ihr Instrument bis zu einem gewissen Grad eins [415] sind und dass jene innere Dreiheit von Seele, Denkvermögen und Gehirn, die sich für gewöhnlich bei den meisten Menschen noch im Schlafzustand befindet, in Einklang gebracht und tätig ist.

2. Das Gehirn muss nach Belieben in zwei Richtungen telepathisch empfindungsfähig sein. Es muss sich der Seelenwelt und auch der Welt der Menschen bewusst sein.

3. Es muss ausserdem eine Fähigkeit zu abstraktem oder synthetischem Denken bestehen. Diese ermöglicht dem Menschen den Sprung über rassische oder religiöse Schranken. Wenn sie vorhanden ist, dann gibt es auch einen sicheren Glauben an die Fortdauer des Lebens und dessen Wechselbeziehung zu dem Leben nach dem Tod.

Will man die Lage kurz zusammenfassen, so muss bemerkt werden, dass die Gruppen der Vergangenheit bestimmte Aspekte der Wahrheit repräsentierten und bestimmte Strahlmerkmale vor Augen führten. Die neue Gruppe wird alle Aspekte zum Ausdruck bringen und Mitglieder auf allen Strahlen haben. Die meisten Pioniere in den vielen Gruppen haben gewisse Einzelheiten des Planes gefördert und ihren Energieanteil zu dem Vorwärtsdrang der Menschheit beigetragen, aber sie haben das meistens getan, ohne irgendein echtes Verständnis für das, was sie erreichten, und ohne einen wirklichen Begriff von jener Körper-Seelen-Beziehung zu haben, die zu wahrhaft einsichtsvollem Wirken führt; Ausnahmen bilden einige hervorragende Mystiker wie z.B. Meister Eckehart. Es waren hauptsächlich Gruppen von Persönlichkeiten, die jenen zusätzlichen Hauch des Genius besassen, der einen gewissen Kontakt mit der Seele anzeigt. Die Gruppe, die sich jetzt bildet, besteht aus jenen, die sich der tatsächlichen Existenz der Seele bewusst sind und sich eine Seelenverbindung hergestellt haben, welche real und dauerhaft ist; sie betrachten Denkvermögen, Empfindungen und Körpernatur einfach als eine Ausrüstung, mit deren Hilfe Kontakte unter Menschen hergestellt werden können; sie bringen ihre Aufgabe - wie sie diese sehen - vermittels dieser Ausrüstung und unter der Leitung der Seele voran. Sie sind also lebendige Seelen, die durch Persönlichkeiten wirken, und nicht Persönlichkeiten, die durch gelegentliche Seelenimpulse zur Tätigkeit angeregt werden. Die Mitglieder der vielen Gruppen waren alle etwas einseitig, und [416] ihre Begabungen gingen jeweils in irgendeine spezielle Richtung. Sie bewiesen eine Fähigkeit zum Schreiben wie z.B. Shakespeare, zum Malen wie ein Leonardo da Vinci, musikalische Meisterwerke zu schaffen wie ein Beethoven, oder Weltveränderungen zu bewirken wie Napoleon. Aber der neue Typ des Gruppenarbeiters ist eine abgerundete Individualität mit der Fähigkeit, beinahe alles tun zu können, was sie in die Hand nimmt; jedoch besteht grundsätzlich der Impuls, mehr auf Gedankenebenen als auf der physischen Ebene zu wirken. Ein solcher Mensch ist daher für die Hierarchie von Nutzen; da er in vielfältiger Weise verwendet werden kann, denn seine Beweglichkeit und Erfahrung und die Beständigkeit seines Kontaktes - alles das kann den Gruppenerfordernissen untergeordnet werden.

Es wird natürlich noch manche Jahrzehnte dauern, bis der wahre Repräsentant dieses neuen Gruppentypus erscheint. Er wird ein wahrer «Wassermann» sein mit einem Zug zur Universalität, einer intensiven Feinfühligkeit, einem hoch organisierten Gedankenapparat, einer astralen Ausrüstung, die vornehmlich auf die höheren, geistigen Schwingungen anspricht, einem starken und beherrschten Energiekörper und einem gesunden physischen Leib - der allerdings nicht im üblichen Sinn «robust» ist.

Welches ist nun die gegenwärtige Situation hinsichtlich dieser sich zusammenschliessenden Gruppe von Mystikern? Ich möchte dies etwas erläutern.

In jedem europäischen Land, in den Vereinigten Staaten von Amerika und in Teilen von Asien und Südafrika finden sich bestimmte Jünger - gewöhnlich von der Welt nicht erkannt -, welche Wahrheit denken. Ich möchte eure Aufmerksamkeit auf diesen Ausdruck lenken. Die wichtigsten Mitarbeiter in dieser neuen Gruppe, die den Grossen am nächsten stehen, sind jene, deren tägliches Gedankenleben nach diesem neuen Ideal hin ausgerichtet ist. Ihr Gedankenleben mag sich zwar in bestimmter exoterischer Tätigkeit auswirken, aber sie sind zuallererst und immer diejenigen, die «an der hohen und geheimen Stätte» wohnen und von dort aus wirken. Sie üben ihren Einfluss in der Stille und ruhig aus und legen keinen Wert auf ihre Persönlichkeit, auf eigene Ansichten und Ideen oder [417] auf ihre Methoden zur Förderung des Werkes. Sie besitzen eine volle Erkenntnis ihrer eigenen Begrenzungen, werden aber dadurch nicht gehemmt, sondern fahren fort, jenen Aspekt der geistigen Schau, den sie zum Leben in der Form erwecken sollen, so durchzudenken, dass er in objektive Erscheinung tritt. Sie sind notwendigerweise gebildet und umfassend belesen, denn in diesen schwierigen Übergangszeiten müssen sie ein Verständnis für die Weltzustände pflegen und eine allgemeine Vorstellung von allem Geschehen in den verschiedenen Ländern haben. Sie besitzen in Wahrheit kein Nationalgefühl in dem Sinn, dass sie ihr Land und ihre politische Zugehörigkeit als ganz besonders wichtig erachten würden. Sie besitzen das geistige Rüstzeug, um langsam und beharrlich jene öffentliche Meinung zu gestalten, welche schliesslich den Menschen von religiösem Sektierertum, nationaler Abgeschlossenheit und rassischen Vorurteilen abbringen wird.

Einer nach dem andern wird da und dort auserlesen, und sie sammeln jene um sich, die von den Begrenzungen vergangener politischer, religiöser und kultureller Theorien frei sind. Sie, die Mitglieder der einen Gruppe, fassen diese vorwärtsschauenden Seelen zu Gruppen zusammen, welche dazu bestimmt sind, die neue Ära des Friedens und des guten Willens einzuleiten. Diese letzteren, die von den Gruppenmitgliedern beeinflusst werden, sind bisher nur einige Tausende unter den Millionen Menschen, und von den vierhundert angenommenen Jüngern, die heute in der Welt arbeiten, sind nur ungefähr hundertundsechsundfünfzig durch ihre Gedankentätigkeit dafür gerüstet, ein Teil dieser sich langsam bildenden Gruppe zu werden. Diese bilden den Kern dessen, was eines Tages eine beherrschende Kraft sein wird. In den nächsten fünfundzwanzig Jahren (etwa bis 1958) wird ihr Einfluss stark genug werden, um die politische Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, vorausgesetzt, dass jene von euch, welche die Vision einer machtvollen, subjektiven Körperschaft denkender Seelen erschaut haben, die nötigen Worte sprechen und jene Ideen skizzieren können, welche die Integration beschleunigen und die Einzelmenschen in dieser Gruppe miteinander in Berührung bringen werden. Setzt euer Äusserstes daran, [418] damit dies geschieht, und macht es zur Botschaft und zum Leitmotiv des Werkes, das ihr alle vollbringt, wo immer ihr auch seid.

Was sollte also die Aufgabe der unmittelbaren Gegenwart sein? Ich möchte das Programm skizzieren, so weit ich es kann.

Als erstes müsst ihr zwischen euch und all jenen, die ihr als mögliche mitarbeitende Jünger in der neuen Gruppe erkennt, die Bindungen stärken und einen festen Zusammenhalt herstellen. Macht euch, um dies zu erreichen, mit der Arbeit der Führer von Gruppen in den verschiedenen Ländern der Welt - wie etwa in der Schweiz, in den Vereinigten Staaten, in Holland, Deutschland und Grossbritannien - vertraut. Auf Grund ihrer Reaktion auf die geistige Anschauung, die sie von dieser Art Arbeit im Neuen Zeitalter haben, könnt ihr dann eine zeitweilige Entscheidung treffen. Beobachtet sie bei ihrer Arbeit! Achtet darauf, welchen Wert sie auf Persönlichkeiten legen! Wenn persönlicher Ehrgeiz ihre Handlungen zu leiten scheint, wenn ihre Einstellung dem Entschluss entspringt, in der Gruppe der Mystiker zu arbeiten, weil das etwas Neues ist, weil es ihnen ein gewisses Ansehen gibt, weil es ihre Einbildungskraft erregt oder ihnen freie Bahn gibt, Menschen um sich zu sammeln - dann geht nicht weiter mit, sondern bewahrt Stillschweigen und überlasst es der Zeit und dem Gesetz, ihre Einstellung zu korrigieren.

Zweitens: Seid jenen gegenüber empfänglich, die euch ausfindig machen und nach demselben Grundton zu schwingen scheinen. Wenn ich sage «euch», so meine ich die Gruppe, zu der ihr alle subjektiv gehört. Sie werden kommen, wenn ihr mit Entschlossenheit arbeitet und den Ton der Einheit so klar erklingen lasst, dass sie über eure Beweggründe und eure uneigennützige Tätigkeit nicht im Zweifel bleiben. Einige von den hundertsechsundfünfzig, die den gegenwärtigen Kern bilden, werden euch bekannt werden und im Einklang mit euch arbeiten, vielleicht nicht gerade auf eurem speziellen Tätigkeitsgebiet.

Das Bild, das euch vor Augen stehen soll, ist das eines weltweiten Netzwerkes von Gruppen, die auf den vielen möglichen Gebieten arbeiten, jedoch in ihrem Mittelpunkt oder hinter sich ein oder mehrere Mitglieder der neuen, allmählich entstehenden Gruppe haben, - die in der Stille arbeiten und beharrlich durch Seelenkontakt beeinflussen. Diese Brennpunkte, durch welche [419] die Hierarchie jetzt zu wirken versucht, stehen in telepathischer Verbindung miteinander; sie müssen exoterisch in vollkommenem, gegenseitigem Verstehen arbeiten, immer eine Haltung der Nichteinmischung bewahren und es jedem Anführer frei überlassen, seine Gruppe zu lehren, so wie er es für richtig hält. Es geht niemanden etwas an, welche Begriffe der wirkende Jünger benutzt, welche Methoden er anwendet, welche Menschentypen er erreicht, welche Wahrheiten er lehrt und welche Lebensdisziplin er kundtut.

Die Mitglieder dieser Arbeitsgruppe des Neuen Zeitalters besitzen jedoch bestimmte allgemeine Merkmale. Sie werden niemandem gewaltsam Dogmen irgendwelcher Art aufzwingen und keinen Wert auf irgendeine Doktrin oder auf Autoritäten legen. Sie sind nicht daran interessiert, irgendeine persönliche Autorität geltend zu machen, noch stützen sie sich auf eine traditionelle Autorität - sei es nun eine religiöse, wissenschaftliche, kulturelle oder irgendeine andere Form aufgezwungener Wahrheit. Es werden verschiedene Methoden der Annäherung an die Wirklichkeit anerkannt werden und ein jeder wird die Freiheit haben, seine eigene zu wählen. Keine Disziplin wird von diesen Menschheitsdienern denjenigen auferlegt werden, die mit ihnen zusammenarbeiten wollen. Den Vorstellungen irgendeines Menschen oder Gruppenleiters darüber, wie die Einzelnen in dessen besonderer Tätigkeitssphäre leben und arbeiten, wie sie meditieren oder essen sollten, wird kein besonderer Wert beigemessen. Die Mitglieder dieser Neuen Gruppe arbeiten esoterisch mit Seelen und befassen sich nicht mit den Einzelheiten des Persönlichkeitslebens der Aspiranten, die sie inspirieren möchten.

Dies ist eine grundsätzliche Regel und wird dazu dienen, viele würdige Aspiranten aus dieser Gruppe von Weltdienern, die sich jetzt bilden will, auszuschliessen. Die Neigung, anderen seinen eigenen Gesichtspunkt aufzudrängen, weist auf einen Mangel an Verständnis hin, und wird viele aussondern.

Noch einmal: Die jungen, vielversprechenden Aspiranten müssen herausgesucht werden, und es muss ihnen die Richtung, nach der die neuen Ideale gehen, sorgfältig eingeschärft werden. Man muss sie lehren, nach dem Göttlichen und Guten in allem zu suchen, sowohl in den Menschen als auch in den Umständen. Ein umfassendes [420] geistiges Zukunftsbild muss entfaltet und jener weite Horizont gezeigt werden, wodurch es den Aspiranten möglich sein wird, diese jetzige Übergangszeit zu durchleben, so dass sie, wenn sie die Lebensmitte erreicht haben, als Säulen der Stärke in der neuen Welt dastehen. Zwängt sie nicht ein in die alten Zuchtmassnahmen und lehrt sie nicht, den Nachdruck auf Diät, Ehelosigkeit und genau eingehaltene Zeiten zu legen, damit ihre Aufmerksamkeit nicht von der neuen, geheiligten Kunst des Seins und von dem Wunder, als Seele zu leben, abgelenkt werde.

Vergesst nicht: wenn ein Mensch als Seele lebt und seine ganze Persönlichkeit daher dieser Seele untergeordnet ist, werden sich selbstlose Absicht, Reinheit des Lebens, Übereinstimmung mit dem Gesetz und ein wahres Beispiel geistigen Lebens auf normale Weise und von selbst einstellen. Die Nahrungsaufnahme zum Beispiel ist häufig eine Frage klimatischer Zweckdienlichkeit und des Geschmacks; wünschenswert ist jene Nahrung, die den physischen Körper in einem solchen Zustand erhält, dass er der Menschheit dienen kann. Auch kann ein reiner Gottessohn im Ehestand sicher ebenso frei und wirksam dienen wie in der Ehelosigkeit; er wird jedoch keine Entwürdigung der Körperkräfte zur Befriedigung grober Gelüste dulden, noch wird er gegen bestehende Sitten verstossen oder das Niveau herabdrücken, das die Welt als das höchste und beste eingesetzt hat. Diese Dinge sind oft durcheinander gebracht worden, und man hat den Nachdruck zu oft auf die physischen Taten gelegt und nicht auf das Leben des Handelnden. Wenn die Aufmerksamkeit fest auf die Seele gerichtet ist, wird auch das Leben auf der physischen Ebene richtig geführt werden. Man wird erkennen, dass das Wachstum des Menschen im geistigen Dasein durch eine kritische Einstellung oder durch Selbstgefälligkeit mehr behindert wird als durch den Genuss von Fleisch.

Zwei Regeln für die Lebenstätigkeit müssen dem jungen Aspiranten gelehrt werden:

Man muss ihn lehren, sich auf eine aufbauende Tätigkeit zu konzentrieren und davon abzustehen, die alte Lebensordnung niederzureissen. Er soll sich daran machen, für die Zukunft zu bauen und nach den neuen Grundsätzen zu denken. Man muss ihn davor warnen, seine Zeit damit zu verschwenden, dass er das Unerwünschte bekämpft; er soll vielmehr alle seine Energien dazu verwenden, [421] den neuen Tempel des Herrn zu erschaffen, durch den sich die Herrlichkeit offenbaren kann. Auf diese Weise wird sich die öffentliche Aufmerksamkeit allmählich auf das Neue und Schöne konzentrieren, und die alten, zeitfremden Schöpfungen werden infolge mangelnden Interesses in Verfall geraten und somit verschwinden.

Er muss auch darüber belehrt werden, dass Parteigängertum keineswegs ein Zeichen geistiger Entwicklung ist. Er wird deshalb auch nicht die Worte: gegen dies oder für jenes benutzen. Solche Begriffe erzeugen automatisch Hass und Angriffslust sowie ein Bestreben, sich einem Wechsel zu widersetzen. Sie drängen den, der sie anwendet, in die Defensive. Jede Klasse menschlicher Wesen ist eine Gruppe von Brüdern. Katholiken, Juden, Heiden, westliche und östliche Menschen - sie alle sind Söhne Gottes.

Was die Zukunft dieser Weltgruppe betrifft, von der wir gesprochen haben, so hängt dabei vieles von zwei Dingen ab.

Erstens ist es notwendig, dass alle jene vereinzelten Jünger, die in jedem Lande der Welt arbeiten, einander wahrnehmen und dann miteinander in telepathische Verbindung treten. Das mag euch als ein zwar wundervolles, aber unausführbares Zukunftsbild erscheinen. Ich versichere euch, dass dies nicht so ist. Es mag in der Tat lange dauern, diese Verbindung herzustellen, aber sie ergibt sich unvermeidlich aus der zunehmenden Feinfühligkeit aller Seelen, die auf dem Felde der Welt arbeiten. Das erste Anzeichen dafür ist jenes instinktive, gegenseitige Erkennen derer, die einen Teil dieser Gruppe bilden, wenn sie sich treffen und im weltlichen Verkehr miteinander zusammenkommen. Es erfolgt dann bei ihnen ein sofortiges Aufblitzen des Lichts, ein augenblicklich einsetzendes, elektrisches Wechselwirken findet statt und sie spüren plötzlich eine Gleichheit der geistigen Anschauung und der Ziele, oder erkennen eine wichtige Gelegenheit zu helfen und miteinander an dem Werk zu arbeiten, an dem offensichtlich alle interessiert sind.

Wenn sich arbeitende Jünger irgendwo in der Welt treffen, wissen sie sofort, dass sie die gleiche Aufgabe der Arbeit haben und werden miteinander beraten, ob vielleicht Zusammenarbeit und [422] ergänzendes Bemühen möglich ist. In etwa dreissig Jahren wird die Wechselbeziehung zwischen den Einzelnen in dieser Gruppe (auch wenn sie über die ganze Welt verstreut sein mögen) so eng sein, dass sie sich täglich zu einer bestimmten Zeit und an dem geheimen Orte treffen werden. Das wird erst dann möglich sein, wenn die Dreiheit von Seele - Denkvermögen - Gehirn im individuellen Menschen harmonisch abgestimmt ist, und wenn jeder einzelne Aspekt mit anderen Gruppenmitgliedern gleichzeitig in Verbindung stehen kann. Gegenwärtig leisten alle Seelen der Mystikergruppen ihre Arbeit im Einklang miteinander; eine Anzahl von ihnen hat es erreicht, die Seele und auch das Denkvermögen in eine enge und feste Beziehung zueinander zu bringen, aber der niederste Aspekt dieses abgestimmten und zusammengehörigen Dreiecks, das physische Gehirn, bleibt noch völlig unempfänglich für die Kraftwellen, die von den höheren Aspekten der Jünger ausgehen, welche auf diese Weise damit beschäftigt sind, den Grundstein für die Zivilisation des Neuen Zeitalters zu legen.

Es handelt sich also weitgehend um die Vervollkommnung des Gehirnmechanismus, so dass er die Seeleneindrücke sowie die Gruppenabsichten und -Erkenntnisse richtig aufnehmen und genau weiterleiten kann. Dazu ist folgendes nötig:

1. Das Zentrum zwischen den Augenbrauen - von dem östlichen Schüler das Ajnazentrum genannt - muss zu bewusster Tätigkeit erweckt werden.

2. Dann muss die Tätigkeit dieses Zentrums der des Kopfzentrums untergeordnet werden, so dass die beiden in Einklang schwingen. Daraus entsteht dreierlei:

a. Direkte, bewusste Angleichung und Abstimmung zwischen Seele, Denkvermögen und Gehirn.

b. Es tritt ein magnetisches Feld in Erscheinung, das beide Kopfzentren umschliesst und so ganz deutlich auf die Zirbeldrüse und die Hypophyse einwirkt.

c. Dieses Feld zweifacher Wirksamkeit wird auf zweierlei Art erkannt: als ein Licht im Kopf, als eine innerlich strahlende Sonne oder als ein dynamisches Energiezentrum, durch das sich der Willens- oder Absichts-Aspekt der Seele [423] bemerkbar machen kann.

3. Es muss eine Gewandtheit entwickelt werden, die den Menschen dazu befähigt:

a. Sein Denkvermögen in jeder gewünschten Richtung zu benutzen, indem er es entweder nach aussen, der Erscheinungswelt zuwendet, oder nach innen auf die Welt geistigen Seins richtet.

b. Bewusst und nach Belieben eine entsprechende Empfänglichkeit im physischen Gehirn zu entwickeln, so dass es genauestens jede Mitteilung registrieren kann, die von der physischen und der emotionalen oder astralen Welt kommt.

c. Einsichtsvoll zwischen all diesen Bereichen empfindender Tätigkeit zu unterscheiden.

Dies alles wird schliesslich behandelt und erfasst werden von einer neuen psychologischen Annäherungsmethode, die aus der alten hervorgehen wird und eine Mischung der mechanistischen Schulen, der introspektiven (der Innenschau anhängenden) und der ausgesprochenen östlichen Stellungnahme darstellen, zu der noch die Folgerungen zweier neuer Schulen treten, welche in kurzem auftauchen werden, aber jetzt noch zu klein sind, um einen Namen zu verdienen. Sie sind erst im Keimstadium vorhanden. Die eine Schule wird sich mit den Energieaspekten des Einzelmenschen und mit seiner Empfänglichkeit für die Energie des Universums befassen, in das er eingebettet ist; die andere wird den Menschen als eine Elektrizitätseinheit betrachten. Beide werden ziemlich einseitig sein, aber die Beiträge der verschiedenen Schulen werden eines Tages zu einer einzigen, synthetischen Darstellung vereint werden.

Das zweite Erfordernis, welches die Beziehung zwischen den arbeitenden Jüngern in dieser Gruppe herstellen wird, ist die Fähigkeit, sich eine beständige und aufeinanderfolgende Rückerinnerung sowohl an das innere wie an das äussere Leben zu bewahren. Wir nennen das die Kontinuität des Bewusstseins und meinen hiermit die Fähigkeit, sich aller Geschehnisse in allen Sphären und Abteilungen des menschlichen Daseins während der ganzen vierundzwanzig Stunden des [424] Tages bewusst zu sein. Bis jetzt sind wir noch weit davon entfernt. Es gibt noch keine wirkliche Existenz-Bewusstheit während der Stunden des Schlafes. Das Traumleben ist - so wie man es berichtet - ebenso voller Illusionen wie irgendeine der ausgesprochen niederen, psychischen Erlebnisse. Das allmählich wachsende Interesse an Träumen vom Gesichtspunkt der Psychologie aus und die Erforschung ihrer möglichen Ursachen sind die ersten, schwachen Versuche, diese Bewusstseinswelt auf einer wirklichen wissenschaftlichen Grundlage aufzubauen. Es gibt bisher keine bewusste Wahrnehmung gedanklicher Tätigkeit zu solchen Zeiten, zum Beispiel, wenn der Emotionalkörper im Mittelpunkt der Bühne steht. Womit beschäftigt sich das Denkvermögen während einer langen Zeit emotioneller Erregung? Es hat, wie wir wissen, sein eigenes Leben und seine Gesetze. Und weiter: was tut die Seele, wenn die Persönlichkeit sich ausschliesslich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmert? Könnt ihr euch nicht eine Zeit vorstellen, in der die Entwicklung des Bewusstseins eine solche Stufe erreicht haben wird, dass eine empfindende Reaktion in allen Teilen des menschlichen Wesens vorhanden ist und dass alles vom Gehirn aufgezeichnet wird? Schon sind sich die Menschen gleichzeitig sowohl der Tätigkeit auf der physischen Ebene als auch der emotionalen Wirksamkeit bewusst. Das ist für die meisten ein allgemeiner, gewöhnlicher Zustand. Wenn zwei Tätigkeiten gleichzeitig registriert werden können, warum dann auch nicht drei oder sogar vier? Das ist die Zukunft, die vor der Menschheit liegt, und die aktiv eingesetzten Jünger werden die ersten sein, welche dieses erweiterte Bewusstsein zum Ausdruck bringen und kundtun können.

So müssen telepathisches Wechselwirken und erweiterte Empfindungsfähigkeit entwickelt und eng miteinander verbunden werden.

Ich habe deshalb auf die unmittelbare, künftige Entwicklung des einzelnen Jüngers hingewiesen. Was steht nun in unmittelbarer Zukunft der Gruppe bevor?