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Die Gefangenen des Planeten

Nachdem wir uns mit dem Wirken des Magiers in seinem eigenen, inneren Bewusstsein befasst und die Notwendigkeit aufgezeigt haben, dass er - bei dem Bemühen, die kleinen wie die grossen Zwischenpausen nutzbringend zu verwenden - lernt, wie wichtig es ist, die «Wegmitte» zu ergreifen, kommen wir jetzt zu der Betrachtung des Zieles all seiner Arbeit, vorausgesetzt, dass er ein echter weisser Magier ist. Es wird klar festgestellt, dass dieses Ziel darin besteht, die «Gefangenen des Planeten» zu befreien. Es würde daher für uns von Nutzen sein zu studieren, wer diese Gefangenen sind, und welches die Methode ist, die von dem arbeitenden Jünger zu ihrer Befreiung verwendet werden soll.

Diese Gefangenen des Planeten gliedern sich in zwei Hauptgruppen, die natürlich gewisse Unterteilungen in sich schliessen. Insgesamt stellen sie alle Lebensformen dar, welche wir für gewöhnlich die untermenschlichen Wesen nennen, aber diesen Worten muss eine [522] weitere Deutung gegeben werden als das normalerweise der Fall ist. Man muss sie so erweitern, dass sie alle Lebewesen einschliessen, die in Formen verkörpert sind.

Die beiden Abteilungen sind folgende:

Erstens die Substanz aller Formen, oder die Vielfalt der winzigen atomischen Lebewesen, welche durch die Macht des Gedankens in den Formaspekt hineingezogen werden, durch den sich alle Daseinsformen oder alle Seelen, Minerale, Pflanzen, Tiere und die tierischen Körper des Menschen zum Ausdruck bringen. Das eröffnet einen weiten Horizont und umfasst praktisch das ganze Schöpfungswerk auf der physischen Ebene, so dass wir es nicht einmal kurz berühren können. Nach dem Gesetz der magnetischen Anziehung und infolge der antreibenden Wirksamkeit des Universalen Denkens, das die Absichten des Sonnenlogos oder des planetarischen Logos durchführt, werden diese Bestandteile der Raum-Materie, diese Substanzatome zusammengezogen, in einer rhythmischen Weise behandelt und in der Form zusammengehalten. Durch diese Schöpfungsmethode treten Daseinsformen in Erscheinung, nehmen teil an der Erfahrung ihres besonderen Lebenszyklus - sei dieser nun schnell vergänglich wie das Leben eines Schmetterlings oder verhältnismässig dauerhaft wie das Leben, das eine planetarische Gottheit beseelt - und verschwinden wieder. Die beiden betreffenden Aspekte - Geist und Materie - werden dadurch in enge Verbindung miteinander gebracht und üben zwangsläufig eine Wirkung aufeinander aus. Die sogenannte Materie wird durch ihre Berührung mit dem sogenannten Geist mit Energie erfüllt oder «emporgehoben» im okkulten Sinn dieses Begriffs. Der Geist seinerseits wird instand gesetzt, seine Schwingung mittels seiner Erfahrung in der Materie zu steigern. Dadurch, dass diese beiden göttlichen Aspekte zusammengebracht werden, entsteht ein dritter, den wir die Seele nennen, und mit Hilfe der Seele entwickelt der Geist ein Empfindungsvermögen, ein bewusstes Gewahrsein und die Fähigkeit zu reagieren; diese bleiben sein dauernder Besitz, wenn die Trennung zwischen den beiden schliesslich und nach dem Gesetz der Zyklen erfolgt.

Darüber kann man vieles in der «Abhandlung über kosmisches [523] Feuer» finden, und ich brauche mich hier nicht zu wiederholen.

Diese zweite Abhandlung will mehr praktisch und allgemein nützlich sein. Sie befasst sich vornehmlich mit der Schulung des Aspiranten, damit er seinerseits als ein bewusster Schöpfer handeln lernt und mit seiner Arbeit den höheren Zielen des grossen Lebens dienen kann, in das er eingebettet ist. So hilft er bei der Verwirklichung der Pläne Gottes. Die Schulung des Aspiranten, die Hinweise auf mögliche Tendenzen und Richtungen der Evolution, und die Erklärung der allem zugrundeliegenden Absicht - das ist alles, was dem Durchschnittsaspiranten auf seiner gegenwärtigen Stufe sinnvollerweise mitgeteilt werden kann. Das ist in diesen Anweisungen versucht worden, und es wurden auch einige neue Lehren über den Emotionalkörper gegeben. Wenn im nächsten Jahrhundert des Menschen Ausrüstung besser entwickelt ist und die Gruppentätigkeit eine wahrere Bedeutung bekommt, wird es möglich sein, mehr Angaben zu machen, aber die Zeit dafür ist noch nicht da. Bis jetzt kann ich nur nach jenen schwachen Worten tasten, die den Gedanken einigermassen einkleiden. Durch dieses Einhüllen begrenzen sie ihn, und ich mache mich schuldig, insofern ich neue Gefangene erschaffe, die schliesslich wieder befreit werden müssen. Alle Bücher sind Ideengefängnisse, und erst wenn Rede und Schrift durch telepathische Mitteilung und durch intuitives Wechselwirken verdrängt sein werden, wird der Plan und die Methode, wie man ihn zum Ausdruck bringt, in einer klareren Form erfasst werden. Ich spreche jetzt in Symbolen; ich gehe geschickt mit Worten um, damit ein gewisser Eindruck entsteht; ich konstruiere eine Gedankenform, die - wenn sie dynamisch genug ist - auf das Gehirn solcher Übermittler, wie ihr es seid, einwirken kann. Aber indem ich das tue, weiss ich nur zu gut, wieviel ungesagt bleiben muss, und wie selten es möglich ist, mehr zu tun als auf eine makrokosmische oder mikrokosmische Kosmologie hinzuweisen, die ausreicht, um wenigstens ein zeitweiliges Bild der göttlichen Wirklichkeit zu vermitteln.

Ich spreche zu euch von Gesetzen, und ich versuche sie intelligent zu formulieren, aber damit behandle ich in Wirklichkeit jene göttlichen Impulse, die von einem kosmischen Schöpfer ausgehen und dadurch zu Gesetzen werden, dass sie in der Materie des Raumes [524] Wirkungen hervorrufen, da sie praktisch keinem Widerstand begegnen. Andere göttliche Impulse, die ebenfalls zyklisch ausströmen, haben bis jetzt noch keine so starke Schwingung mit sich gebracht und sind darum nicht so mächtig gewesen wie die Schwingung der betreffenden vereinigten Substanz. Diese letzteren Schwingungen sind jene Impulse, die wir als «geistig» bezeichnen, und auf deren Einsetzung als Gesetze des neuen Zeitalters wir uns freuen; sie werden dann die gegenwärtigen Gesetze des Universums verdrängen oder mit ihnen verwachsen. Zusammen werden sie die neue synthetische Welt einführen.

Aber wie kann das Ganze von dem Teil begriffen werden? Wie kann der ganze Plan von einer Seele bemerkt werden, die bis jetzt nur einen winzigen Bruchteil des Gefüges sieht? Bewahrt dies ständig in euren Gedanken, wenn ihr diese Unterweisungen studiert und darüber nachdenkt, und vergesst nicht, dass im Licht des zukünftigen Wissens der Menschheit alles, was hier mitgeteilt wird, wie ein Lesebuch der Grundschule ist, verglichen mit den Lehrbüchern, die ein Universitätsprofessor benutzt. Immerhin wird es dazu beitragen, dass der Aspirant aus der Halle des Lernens in die Halle der Weisheit aufsteigt, wenn er die gegebenen Mitteilungen verwendet.

Lernt telepathisch und intuitiv empfänglich zu sein. Dann werden diese Wortformen und diese in Form gekleideten Ideen nicht mehr benötigt. Dann steht ihr der unverhüllten Wahrheit von Angesicht zu Angesicht gegenüber und lebt und wirkt im Bereich der Ideen und nicht in der Welt der Formen.

So verlassen wir die ungeheure Menge von Lebewesen, die unter dem nichtssagenden Ausdruck «atomische Substanz» zusammengefasst werden, und gehen über zu einer zweiten Betrachtung jener Gefangenen des Planeten, mit denen man leichter in Fühlung kommen kann, deren allgemeine Lage in speziellerer Weise verständlich ist und die eine engere Beziehung zum Menschen haben. Die Menschen sind noch nicht dafür gerüstet, um das Wesen jener elektrischen Energieeinheiten zu begreifen, welche das verkörpern, was wir die Seele aller Dinge nennen, und was man als die «Anima Mundi» bezeichnet hat, - das Leben und die Seele dessen, in dem alle verkörperten Daseinsformen leben, weben und sind.

Dazu ist [525] es nötig, dass man einigermassen versteht, welche Rolle das vierte Naturreich in bezug auf das Ganze spielt, und weshalb es jene Anhäufung von Formen gibt, die wir das Menschengeschlecht nennen. Wir müssen das vom Standpunkt der Beziehung des vierten Naturreiches zum Ganzen hin studieren, und nicht vom Standpunkt der menschlichen, individuellen Entfaltung; und wir müssen untersuchen, welche Rolle der Mensch als Einzelwesen innerhalb des Einflussbereiches des Menschengeschlechtes spielt. Wir wollen das Wort Menschheit verwenden und von ihrer Mission und Aufgabe in dem grossen Evolutionsablauf und bei der Ausführung des Planes sprechen. Wir wollen eine Menschheit annehmen, die aus allen Menschensöhnen besteht. Sie schliesst auf der einen Seite die Hierarchie der Adepten ein, die sich mit Vorbedacht auf der physischen Ebene inkarniert haben, um innerhalb der Begrenzungen des Menschenreiches zu wirken, und auf der anderen Seite finden wir die unentwickelten Typen, die noch mehr tierisch als menschlich sind. Zwischen diesen beiden Extremen finden wir die vielen verschiedenen Typen, die entwickelten und unentwickelten, die intelligenten und die unverständigen - alle, auf die das Wort «Mensch» angewendet wird.

Die Menschheit stellt innerhalb des Kosmos ein Energiezentrum dar und ist zu drei Tätigkeiten fähig.

I. Vor allem anderen ist die Menschheit für das Einströmen geistiger Energie empfänglich. Diese ergiesst sich aus dem Kosmos in sie hinein, und symbolisch gesprochen gibt es grundsätzlich drei dieser Energien:

1. Geistige Energie, wie wir sie ganz unzulänglich bezeichnen. Diese geht von Gott dem Vater aus und erreicht die Menschheit von der Stufe her, welche technisch die monadische Ebene genannt wird, von der Sphäre der Urbilder als der höchsten Quelle, deren sich ein Mensch bewusst werden kann. Es gibt nur wenige, die so ausgerüstet sind, dass sie auf diese Energieart reagieren können. Sie ist für die meisten Menschen praktisch nicht vorhanden. Ich verwende die Worte «Gott der Vater» im Sinn des Einen, aus Sich Selbst existierenden Lebens, oder des Absoluten Wesens.

2. Empfindungsenergie - die Energie, die einen Menschen zu [526] einer Seele macht. Sie ist das Gewahrseinsprinzip, die Bewusstseinsfähigkeit, jenes der Materie innewohnende Etwas (wenn diese mit dem Geist in Verbindung gebracht worden ist), das Reaktionsfähigkeit gegenüber einem äusseren, weitreichenden Kontaktfeld erweckt. Sie ist das, was schliesslich im Menschen eine Erkenntnis des Ganzen, des Selbstes, hervorbringt, und was ihn zur Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung leitet. Wenn diese entwickelt sind, - was in den untermenschlichen Reichen nicht geschieht -, kann ein Mensch der oben erwähnten ersten Energieart gewahr werden. Diese Energie empfindenden Bewusstseins kommt von dem zweiten Aspekt der Gottheit, vom Herzen der Sonne, so wie die erste - technisch, jedoch symbolisch gesprochen - von der zentralen Geistessonne ausgeht. Die Parallelen zu diesen beiden Kräftearten in einem Menschenwesen sind die Nervenenergie, die durch das Nervensystem mit der Zentralstelle im Gehirn wirkt sowie die Lebensenergie, die ihren Sitz im Herzen hat.

3. Prana-Energie oder Lebenskraft. Das ist jene Vitalkraft, die der Materie selbst innewohnt, und in die alle Formen eingebettet sind, die ja wirkende Teile der grösseren Form sind. Für diese Kraft sind alle Formen empfänglich. Dieser Energietyp kommt von der physischen Sonne und wirkt aktiv auf den Lebenskörper jeder Form in der natürlichen Welt ein, die physische Erscheinungsform der Menschheit selbst inbegriffen.

In der Ausdrucksweise der Ewigen Weisheit werden diese drei Kräfte das elektrische Feuer, das Sonnenfeuer und das Feuer durch Reibung genannt, und ihr Zweck in bezug aufeinander wird in den Worten der «Geheimlehre» folgendermassen zusammengefasst:

«Materie ist das körperliche Mittel für das Offenbarwerden der Seele auf dieser Daseinsebene, und die Seele ist das Instrument auf einer höheren Ebene, damit sich der Geist offenbaren kann; und diese drei sind eine Dreieinigkeit, die durch das grosse Leben, das sie alle durchströmt, zur Einheit verbunden ist.» (Geheimlehre I, S. 80)

Die Menschheit, die der Treffpunkt für [527] alle drei Energiearten ist, stellt deshalb einen «Wegmitte-Punkt» im Bewusstsein des grossen Schöpfers dar. Dieser «Wegmitte-Punkt» muss von dem aktiv-schöpferisch Wirkenden in etwa der gleichen Weise ergriffen werden, wie der Aspirant lernen muss, seine Wegmitte-Punkte zu erfassen in dem winzigen Bisschen magisch-schöpferischer Arbeit, die er voranbringen möchte. Die Menschheit soll das Medium sein, in dem gewisse Aktivitäten in Gang gebracht werden können. Sie ist in Wirklichkeit das Gehirn der planetarischen Gottheit, und ihre vielen Einzelwesen entsprechen den Gehirnzellen im menschlichen Organismus. So wie das menschliche Gehirn, das aus einer unendlichen Anzahl empfindender, empfänglicher Zellen besteht, in geeigneter Weise beeindruckt werden kann, wenn Stille eingetreten ist, und zum Ausdrucksmittel für die Pläne und Absichten der Seele dadurch werden kann, dass letztere ihre Ideen über das Denkvermögen weitergibt, ebenso kann die planetarische Gottheit, die unter der Inspiration des Universalen Denkens wirkt, der Menschheit die Absichten Gottes einprägen, und demzufolge in der Erscheinungswelt bestimmte Wirkungen hervorbringen.

Die Mitglieder der Hierarchie stellen jene dar, die Frieden und Stille erreicht haben und daher beeindruckt werden können; die Aspiranten und Jünger stellen jene Gehirnzellen dar, die allmählich in den grossen göttlichen Rhythmus einschwingen; sie lernen das Wesen der Empfänglichkeit verstehen. Die Menschenmassen sind wie die Millionen unbenutzter Gehirnzellen, welche wir - wie uns die Psychologen und Wissenschaftler erzählen - zwar besitzen, aber nicht verwenden. Diese Entsprechung könnt ihr selbst in den genaueren Einzelheiten weiter ausspinnen; aber selbst oberflächlich gesehen wird euch folgendes deutlich werden: Wenn man diesen Punkt erfasst hat, dann sind der Zweck, zu dem die Menschheit da ist, das Ziel der Gruppe der Weltmystiker und Weltdiener sowie das Ideal, das dem einzelnen Aspiranten hingestellt wird, dieselben wie in der Meditation des Einzelnen, nämlich die Erlangung jener konzentrierten Aufmerksamkeit und gedanklichen Stille, in der man die Wirklichkeit erhaschen, das Wahre und Schöne wahrnehmen und die göttliche Absicht erfassen und festhalten kann; und es wird möglich, an die Erscheinungsform auf der physischen Ebene die nötige Energie weiterzuleiten, mit deren Hilfe die subjektive [528] Erkenntnis verwirklicht werden kann. Der Aspirant vollbringt das in Verbindung mit seiner eigenen Seelenabsicht, wenn sein Bemühen Erfolg hat; der Jünger lernt es in bezug auf die Gruppenabsicht zu tun, und der Eingeweihte wirkt im Einklang mit der planetarischen Absicht. Diese bilden die innere Gruppe kraftvoll-lebendiger Gehirnzellen im planetarischen Gehirn, also in der ganzen Menschheitsgruppe; und es ist einleuchtend, dass die gegenwärtig untätige Masse menschlicher Zellen um so schneller in Tätigkeit versetzt wird, je stärker die vereinte Schwingung und je klarer und reiner das Licht ist, das die lebendigen Gehirnzellen widerspiegeln und weiterleiten. Die okkulte Hierarchie ist für das planetarische Leben das, was das Licht im Kopf für den erwachten Durchschnittsjünger ist, nur in einem so viel umfassenderen Mass und mit einer so vollständigen inneren Übereinstimmung, dass die Schüler, welche diese Unterweisungen lesen, die wahre Bedeutung der Worte nicht verstehen können. Der Kern der Sache ist der, dass durch die Menschheit auf der physischen Ebene das Wesen der Wirklichkeit enthüllt werden wird; das Wahre und Schöne wird offenbar werden; der göttliche Plan wird sich schliesslich auswirken, und es wird auf alle Formen in der Natur jene Energie übertragen werden, welche die innere geistige Wirklichkeit sichtbar werden lässt.

II. Die zweite Art von Tätigkeit, zu der ein Mensch fähig ist, ist eine intensiv fortschreitende, spiralenförmige Entwicklung innerhalb des menschlichen Einflussbereiches. Dieser Satz umfasst die Entwicklungsmethode und den ganzen Entfaltungsprozess all der sich entwickelnden Einheiten, die wir Menschen nennen. Damit möchte ich mich hier nicht beschäftigen. Die Geschichte des menschlichen organischen Wachstums, der gesamte Bereich des sich entfaltenden menschlichen Bewusstseins und die Geschichte aller Rassen und Völker, die auf unserem Planeten gelebt haben oder noch leben, kann unter dieser Überschrift behandelt werden. Das hat mit dem Nutzen zu tun, den die Menschheit aus all den Energien gezogen hat, die innerhalb der natürlichen Welt - zu der sie als ein Teil gehört - verfügbar sind, die dem vierten Naturreich selbst innewohnen und den Menschen auch aus der Welt der geistigen Wirklichkeiten [529] zuströmen.

III. Die dritte Art von Tätigkeit, welche die Aufmerksamkeit der Menschen in Anspruch nehmen sollte, und von der man bis jetzt wenig verstanden hat, besteht darin, dass die Menschheit als ein Übergangszentrum geistiger Kräfte wirken sollte; die Menschheit sollte Seelenkraft und geistige Energie - vereint und verbunden - an die Gefangenen des Planeten und an die Lebewesen weiterleiten, die in anderen Naturreichen ein verkörpertes Dasein führen. Die Menschenwesen sind geneigt, sich hauptsächlich mit ihren höheren Gruppenbeziehungen zu beschäftigen - mit ihrer Rückkehr zu des Vaters Haus und mit der Richtung, die wir «aufwärts» nennen und die von der Erscheinungswelt hinweg führt. Sie sind hauptsächlich damit beschäftigt, jenes Zentrum innerhalb des Formaspektes zu finden, das wir die Seele nennen; und wenn sie es gefunden haben, dann arbeiten sie daran, sich mit dieser Seele vertraut zu machen und so den Frieden zu finden. Das ist richtig und steht im Einklang mit der göttlichen Absicht, aber das ist nicht der ganze Plan für den Menschen, und wenn dies das Hauptziel bleibt, ist der Mensch gefährlich nahe daran, in die Falle geistiger Selbstsucht und Absonderung zu gehen.

Wenn ein Mensch seinen Mittelpunkt findet, mit ihm eins wird und mit seiner Seele in Verbindung tritt, dann verändert er automatisch seine Stellung in der Menschheit und erkennt sich - wieder symbolisch gesprochen - als Teil jenes Zentrums von Licht und geistigem Verstehen, das wir exoterisch als die okkulte Hierarchie, die Wolke der Zeugen, die Jünger Christi und mit anderen Namen bezeichnen, je nachdem, in welche Richtung die Überzeugungen des Jüngers gehen. Diese Hierarchie versucht auch in Gestalt der Gruppe der Weltdiener nach aussen in Erscheinung zu treten, und wenn ein Mensch seine Seele gefunden hat und ihm das Prinzip der Einheit in ausreichendem Mass offenbart wurde, dann kommt auch er in diese mehr exoterische Gruppe hinein. Bis jetzt verbinden sich noch nicht alle, die den Mittelpunkt finden, mit der inneren und der äusseren Gruppe. Dann ist er verpflichtet, magisch zu wirken, Seelen zu erlösen und die Gefangenen des Planeten zu befreien. Das ist das Ziel der Gesamtmenschheit, und wenn alle Menschensöhne das Ziel erreicht haben, dann werden diese Gefangenen frei sein; denn dann wird das magische Werk einsichtsvoll und vollkommen [530] vollbracht werden, und die Menschenwesen werden in Gruppenform als Übermittler rein geistiger Energie wirken, die dann jegliche Form in jedem Naturreich belebt.

Wenn man das Problem der Gefangenen des Planeten und ihrer schliesslichen Befreiung erörtert, so muss man berücksichtigen, dass eine der Kräfte, die dem ganzen Evolutionsplan zugrunde liegen, das Prinzip der Begrenzung ist. Das ist der erste Impuls, durch den der Schöpfungsakt zustande kommt, und er ist mit dem Impuls des Willens und seiner niederen Widerspiegelung, dem Begehren, eng verbunden. Wille ist ein Verlangen, das so klar formuliert und so machtvoll auf einen intelligenten Höhepunkt gebracht wird, dass die Art und Weise der Verwirklichung (des Verlangens) so genau erfasst und derart zielbewusst ist, dass sich das Ergebnis unfehlbar einstellt. Aber der reine Wille ist nur einem harmonisch geordneten Denker, einer wahrhaft selbstbewussten Wesenheit fasslich. Das Verlangen ist instinkthaft oder besser, es wohnt allen Formen inne, denn alle Formen und Organismen sind Teile eines uranfänglichen Denkers und werden von der machtvollen Zielstrebigkeit dieser ursprünglichen Kraft beeinflusst.

Das Prinzip der Begrenzung ist also das Ergebnis des absichtsvollen Willens und des formulierten Begehrens irgend eines denkenden Wesens, und es bestimmt daher auch den Prozess der Formannahme bei allen inkarnierten Lebewesen. Dieses Prinzip der Begrenzung bestimmt den Spielraum einer Inkarnation, setzt ihr Zeitmass und ihren Rhythmus fest, bestimmt ihre Einflusssphäre und bringt jene trügerische Erscheinungsform der Wirklichkeit hervor, die wir Manifestation nennen.

Die «Gefangenen des Planeten» gliedern sich in zwei Kategorien:

1. Jene Lebewesen, die unter dem Einfluss einer bewussten Absicht handeln und eine Zeitlang «das Leben, das in ihnen ist», einschränken. Sie nehmen bewusst Form an und kennen von Anbeginn das Ziel und Ende. Diese Wesen gliedern sich ihrerseits in drei [531] Hauptgruppen:

a. Das Wesen, welches das Leben unseres Planeten ist, der Eine, in dem wir leben, weben und sind. Dieses Wesen oder die Gesamtheit aller organisierten Lebewesen wird manchmal der planetarische Logos, der Alte der Tage, manchmal Gott, und manchmal das Eine Leben genannt.

b. Jene Wesen, die das Prinzip der Begrenzung in einem Naturreich darstellen. Das grosse Leben zum Beispiel, das sich durch das Tierreich zum Ausdruck bringt, ist eine eigenbewusste, intelligente Wesenheit, die in voller Erkenntnis von Absicht und Ziel wirkt und ihre Tätigkeitssphäre begrenzt, um für die Unzahl von Lebewesen, die ihr Leben, ihr Dasein und ihre Erhaltung in ihr finden, entsprechende Gelegenheit und Ausdrucksmöglichkeit zu schaffen. Ihr seht, wie das Gesetz des Opfers sich durch die ganze Schöpfung hinzieht.

c. Die Söhne des Denkens, die Menschenseelen, die Sonnenengel, die erhabenen Gottessöhne, die mit vollem Eigen- oder Selbstbewusstsein bestimmte, wohl vorausgesehene Ziele mit Hilfe des Menschengeschlechtes ausarbeiten.

2. Jene Lebewesen, die in einer Form eingeschlossen sind, weil sie nicht eigenbewusst, sondern unbewusste Bestandteile einer grösseren Form sind. Sie haben sich noch nicht bis zu der Stufe entwickelt, wo sie eigenbewusste Wesenheiten werden können.

Man könnte sagen, dass diese zweite Kategorie alle Daseinsformen umschliesst, aber die Grenzlinie zwischen selbstgeschaffener Begrenzung und nicht erkannter Formannahme liegt gänzlich in dem Reich des Bewusstseins. Einige Lebewesen sind Gefangene und wissen es - andere sind Gefangene und wissen es nicht. Der Schlüssel zum Leiden liegt gerade hier im Reich des Denkens. Schmerz und Qual, Auflehnung und den bewussten Drang nach Besserung und Änderung der Zustände findet man nur dort, wo es das gibt, was wir die Individualität nennen, dort, wo der «Ich»-Komplex herrscht und wo eine eigenbewusste Wesenheit wirkt. Es gibt natürlich das Gegenstück zum Schmerz in den unter dem Menschen liegenden [532] Reichen, aber dort tritt es in anderer Gestalt auf. Es ist nicht selbstbezogen. Untermenschliche Lebensformen leiden, erleben Unbehagen und sind den Todesschmerzen unterworfen, aber es fehlt ihnen Gedächtnis und Voraussicht, und sie besitzen nicht jenes gedankliche Begriffsvermögen, das sie befähigen würde, Vergangenheit und Gegenwart miteinander in Beziehung zu bringen und die Zusammenkunft vorauszusehen. Sie sind verschont von der Qual der Vorahnung. Ihre ganze Reaktion auf das, was man böse Zustände nennt, ist so verschieden von der Reaktion der Menschheit, dass wir es nur sehr schwer verstehen können. Der «Alte Kommentar» beschreibt diese beiden Gruppen mit folgenden Worten:

«Die Gottessöhne, die wissen und sehen und hören (und wissend erkennen, dass sie wissen), erleiden den Schmerz bewusster Begrenzung. Tief in den verborgenen Gründen ihres bewussten Seins frisst das verlorene Gut der Freiheit wie ein Krebsgeschwür. Leiden, Krankheit, Armut und Verlust werden als solche erkannt, und gegen sie lehnt sich jeder Gottessohn auf. Er weiss, dass er kein Leiden kannte in dem Zustand, in dem er war, ehe er als Gefangener in die Form ging. Krankheit und Tod, Verderben und Leiden, sie berühren ihn nicht. Die Fülle des Alls war sein, und er wusste nichts von Verlust.

Die Lebewesen, welche zusammen mit den eigenbewussten Wesen in die Form eintreten, die Devaleben, die jene Formen erbauen, welche von all den Gottessöhnen bewohnt werden, sie kennen weder Leiden, noch Verlust, noch Armut. Die Form zerfällt, die anderen Formen ziehen sich zurück und das, was erforderlich ist, um das äussere Gerüst zu ernähren und stark zu erhalten, fehlt. Aber da auch Wille und planvolle Absicht fehlen, spüren sie keine Bedrückung und kennen keine klare Auflehnung.»

Hier könnte ein Wort über den Schmerz am Platze sein, obgleich ich über die Evolution der menschlichen Hierarchie vermittels des Schmerzes nichts mitzuteilen habe, was irgendwie dunkel und schwer verständlich wäre. Die Devas erleiden keinen Schmerz wie das Menschengeschlecht. Ihr Rhythmus ist beständiger und dennoch im Einklang mit dem Gesetz. Sie lernen durch ihre Hingabe an die Aufbauarbeit und dadurch, dass sie sich in die erbaute Form [533] hineinverkörpern. Sie wachsen dadurch, dass sie die von ihnen gebildete Form und das vollendete Werk schätzen und daran ihre Freude haben. Die Devas bauen auf, die Menschheit zerbricht, und da der Mensch die Formen zerstört, lernt er durch Unzufriedenheit. So wird Ergebung in das Wirken der grösseren Bildekräfte erreicht. Schmerz ist jenes Aufwärtsstreben durch die Materie, das den Menschen schliesslich zu Füssen des Logos ankommen lässt. Schmerz heisst, der Linie des grössten Widerstandes folgen und dadurch den Gipfel des Berges erreichen; Schmerz ist die Zerschmetterung der Form und die Erreichung des inneren Feuers. Schmerz ist die Kälte der Absonderung und Einsamkeit, die zu der Wärme der zentralen Sonne führt; Schmerz ist das Brennen im Schmelzofen, damit man am Ende die Kühle der Lebenswasser erkenne; Schmerz bedeutet die Reise in das ferne Land, nach der man endlich im Vaterhaus willkommen geheissen wird; Schmerz ist die Illusion des Verstossenseins, die den verlorenen Sohn geradewegs zum Herzen des Vaters zurücktreibt; Schmerz ist die Trübsal des äussersten Verlustes, die den Reichtum der ewigen Fülle zurückbringt; Schmerz ist die Peitsche, die den sich abmühenden Baumeister dazu treibt, den Bau des Tempels bis zur letzten Vollkommenheit zu bringen.

Die Nutzungsmöglichkeiten des Schmerzes sind mannigfaltig; sie führen die Seele aus der Dunkelheit ins Licht, aus Knechtschaft in die Freiheit, aus der Qual zum Frieden. Dieser Frieden, dieses Licht und diese Freiheit samt der geordneten Harmonie das Kosmos sind für alle Menschensöhne da.

Mit dem Problem der Begrenzung ist das der Befreiung eng verbunden. In das Gefängnis der Form tritt alles ein, was lebt; einige treten bewusst ein, andere unbewusst, und das nennen wir Geburt, Erscheinung, Inkarnation, Manifestation. Sogleich tritt dabei ein anderes Gesetz in Tätigkeit oder die Auswirkung eines aktiven Prinzips, das wir das Gesetz der Zyklen oder der Kreisläufe nennen. Es ist das Prinzip des periodischen Auftretens in einer Form, eine wohltätige Massnahme der Liebe-Weisheit der innewohnenden Göttlichkeit, denn es bringt jene Folge von Bewusstseinszuständen mit sich, die wir Zeit nennen. Dies führt darum im Gewahrseinsbereich der Welt zu einem allmählichen, langsamen Heranwachsen zu Selbstäusserung, Selbsterkenntnis und Selbstverwirklichung. Zu diesen Prinzipien der Begrenzung und der Zyklen tritt noch ein [534] weiteres Prinzip hinzu, das der Ausdehnung oder Erweiterung. Das bewirkt die Entwicklung des Bewusstseins, so dass der schlummernde Keim der Empfindungsfähigkeit oder empfindender Reaktion gegenüber der Umwelt in der lebenden Einheit genährt und aufgezogen werden kann.

Wir haben also drei Prinzipien:

1. Das Prinzip der Begrenzung.

2. Das Prinzip der periodischen Manifestation.

3. Das Prinzip der Ausdehnung.

Diese drei Prinzipien zusammen bilden die Faktoren, die dem Evolutionsgesetz - wie es die Menschen nennen - zugrundeliegen.

Sie bringen die Einkerkerung des Lebens in seinen verschiedenen Erscheinungsformen oder Aspekten zustande; sie erschaffen die Umweltformen und führen die eingekerkerten Lebewesen in Gefängnisse, die ihnen immer mehr Erziehung zuteil werden lassen. Schliesslich kommt die Zeit, da das Prinzip der Befreiung wirksam wird; es kommt zu einem Übergang aus dem Gefängnis, das nur einengt und entstellt, in ein Haus, das für die nächstfolgende Entwicklungsphase des Bewusstseins angemessene Bedingungen bereit hält.

Es ist hier die Bemerkung interessant, dass der Tod vom Gesetz der Befreiung beherrscht wird und nicht vom Gesetz der Begrenzung. Der Tod wird nur von Menschenwesen als ein Faktor erkannt, mit dem sich eigenbewusste Wesen beschäftigen müssen, und er wird nur von ihnen missverstanden, da sie ja von allen inkarnierten Wesen am stärksten in Blendwerk und Täuschung befangen sind.

Als nächster Punkt muss beachtet werden, dass jedes Naturreich auf zweierlei Arten wirksam ist:

1. Als Befreier des Formenreiches, das seine spezielle Stufe bewusster Wahrnehmung noch nicht erreicht hat.

2. Als Gefängnis für Lebewesen, die aus der nächst tieferen Bewusstseinsebene heraufgekommen sind.

Wir müssen [535] immer bedenken, dass jeder Gewahrseinsbereich in seinen Grenzen ein Gefängnis darstellt, und dass es das Ziel aller Befreiungsarbeit ist, das Bewusstsein frei zu machen und seinen Kontaktbereich zu erweitern. Wo es Grenzen irgendwelcher Art gibt, wo ein Einflussgebiet beschränkt und die Kontaktsphäre begrenzt ist, dort ist ein Gefängnis. Denkt über diese Aussage nach, denn sie enthält viel Wahrheit. Wo ein geistiges Bild und ein weiter, uneroberter Kontaktbereich erfasst wird, da tritt unvermeidlich ein Gefühl des Gefangenseins und der Einengung auf. Wo man erkennt, dass es Welten zu erobern, Wahrheiten zu erlernen, Eroberungen zu machen, Wünsche zu erreichen und Wissen zu meistern gibt - da wird ein nagendes Gefühl der Begrenzung auftreten, das den Aspiranten zu erneutem Bemühen anspornt und so die lebendige 999 Wesenheit auf dem Evolutionspfad vorwärtstreibt. Der Instinkt, der das Pflanzen- und Tierreich beherrscht, entwickelt sich in der Menschheit zum Intellekt. Später geht der Intellekt in Intuition, und Intuition in Erleuchtung über. Wenn einmal das übermenschliche Bewusstsein erweckt ist, treten Intuition und Erleuchtung an die Stelle von Instinkt und Intelligenz.

Erleuchtung - wohin führt sie? Geradewegs auf den Gipfel der Vollendung, zur Erfüllung der zyklischen Bestimmung, zum Sichtbarwerden der strahlenden Herrlichkeit, zu Weisheit, Macht und Gottbewusstsein. Diese Worte besagen jedoch nur wenig oder nichts im Vergleich zu einer Wirklichkeit, die von einem Menschenwesen nur dann empfunden werden kann, wenn seine Intuition erweckt und sein Denken erleuchtet ist.

Um nun praktisch zu sprechen: Wie kann ein Mensch, der diese Tatsachen über die Einkerkerung begriffen hat, zu einem Befreier für die «Gefangenen des Planeten» werden? Was kann die Menschheit als Ganzes in dieser Hinsicht erreichen? Was kann der Einzelne tun?

Die Aufgabe der Menschheit gliedert sich hauptsächlich in drei Arbeitsabschnitte. Drei Gruppen von Gefangenen können befreit werden; sie werden schliesslich durch die Mitwirkung des Menschen [536] den Weg aus ihrem Gefängnis finden. Auf allen drei Gebieten gibt es schon Menschen, die daran arbeiten.

1. Es gibt Gefangene in der Menschenform. Das bedingt Arbeit an den Mitmenschen.

2. Es gibt Gefangene innerhalb des Tierreiches, und auf diesem Gebiet wird schon viel getan.

3. Es gibt Gefangene in den Formen der Pflanzenwelt. Hier ist ein Anfang gemacht worden.

Viel Arbeit ist vom Menschen für die Menschen durch wissenschaftliche, religiöse und pädagogische Bemühungen geleistet worden; das menschliche Bewusstsein erweitert sich ständig, bis die Gottessöhne einer nach dem anderen ihre Begrenzungen durchbrechen und in die Seelenwelt eintreten. Im Rückblick auf die Geschichte kann man das Bild des aus seinem Gefängnis heraustretenden Gefangenen - des Menschen - in klarem Umriss erkennen. Langsam und allmählich hat er die planetarischen Grenzen überwunden. Nach und nach ist er aus dem Stadium des Höhlenmenschen zu der Stufe eines Shakespeare, eines Newton, eines Leonardo da Vinci, eines Einstein, eines Franz von Assisi, eines Christus und eines Buddha emporgewachsen. Die Fähigkeit des Menschen, auf jedem Gebiet menschlicher Wesensäusserung Leistungen zu vollbringen, scheint praktisch unbegrenzt zu sein, und wenn die vergangenen paar Jahrtausende ein solch erstaunliches Wachstum aufzuweisen haben - was werden wir dann in den nächsten fünftausend Jahren erleben? Wenn der Mensch der Vorzeit, der nur wenig mehr als ein Tier war, sich zum Genius entwickelt hat, was für eine Entfaltung ist dann erst möglich, wenn die innewohnende Gottheit ihre Gegenwart immer mehr spürbar werden lässt! Der Übermensch ist schon da. Was alles wird in der Welt zutage treten, wenn das ganze Menschengeschlecht einer konkreten Manifestation übermenschlicher Kräfte und Fähigkeiten zustrebt?

Des Menschen Bewusstsein wird in verschiedenen Richtungen und Dimensionen befreit. Es erweitert sich hinein in die Welt der geistigen Wirklichkeiten und beginnt das fünfte oder geistige Reich, das Seelenreich, mit zu umfassen. Es dringt durch die wissenschaftliche Forschung in [537] die Welt übermenschlichen Bemühens ein, und erforscht die mannigfachen Aspekte der grossen Erscheinungsform Gottes und die Formen der Wesen, aus denen diese grosse Form besteht.

Wenn wir hier das Wirken der Menschheit hinsichtlich der Befreiung sowohl der Einzelwesen, aus denen sie zusammengesetzt ist, als auch der Gefangenen des Pflanzen- und Tierreiches streifen, so möchte ich zwei Dinge hervorheben, die beide von grösster Wichtigkeit sind:

Erstens: Um die «Gefangenen des Planeten» zu befreien, die als untermenschlich bezeichnet werden, muss der Mensch unter dem Einfluss der Intuition wirken. Zweitens: Wenn er darauf hinarbeitet, seine Mitmenschen zu erlösen, muss er die Bedeutung der Erleuchtung kennen.

Wenn man das wahre Wesen des Dienstes begreift, wird man entdecken, dass er ein Aspekt jener göttlichen Energie ist, die immer unter dem Zerstörungsaspekt wirkt, denn sie zerstört die Formen, um zu befreien. Dienst ist eine Erscheinungsform des Erlösungsprinzips; Tod und Dienst bilden zwei Aspekte dieses Prinzips. Dienst rettet, erlöst und befreit das eingekerkerte Bewusstsein auf verschiedenen Ebenen. Die gleiche Aussage kann über den Tod gemacht werden. Aber nur, wenn der Dienst aus einem intuitiven Verstehen aller Tatsachen des Falles geleistet, einsichtsvoll ausgedeutet und im Geist der Liebe auf der physischen Ebene vollzogen werden kann, wird er seine Mission in angemessener Weise erfüllen können; andernfalls wird es Misserfolge geben.

Wenn der Faktor geistiger Erleuchtung zu diesem Dienst hinzutritt, dann erleben wir jene überragenden Lichter, die den Weg der Menschheit erleuchtet und wie Scheinwerfer gewirkt haben; die auf den grossen Ozean des Bewusstseins hinausgesandt wurden, um dem Menschen den Pfad zu zeigen, den er gehen kann und muss.

Ich möchte noch auf etwas anderes hinweisen. Ich habe keine speziellen Regeln für die Befreiung der Gefangenen des Planeten gegeben. Ich habe weder eine Einteilung der Gefängnisse und ihrer Gefangenen gemacht, noch Arbeits- oder Befreiungsmethoden angezeigt.

Ich möchte nur euch und allen, welche diese Unterweisungen lesen, [538] nachdrücklich vorhalten, wie notwendig es ist, dass ihr alle euch erneut bemüht, euch für den Dienst in der Weise bereit zu machen, dass ihr bewusst und überlegt danach strebt, die Intuition zu entwickeln und Erleuchtung zu erlangen. Jeder Mensch, der das Ziel des Lichts und der Weisheit erreicht, bekommt automatisch einen Einflussbereich, der sich nach oben wie nach unten ausdehnt und sich sowohl nach innen hinein bis an die Quelle des Lichts, wie auch nach aussen in die «Felder der Dunkelheit» erstreckt. Wenn er das erreicht hat, wird er ein bewusstes Zentrum lebensspendender Kraft, und zwar mühelos. Er wird alle Lebewesen, mit denen er in Berührung kommt, anregen, mit Energie erfüllen und zu neuem Streben anspornen - sei es nun sein Mitaspirant, ein Tier oder eine Blume. Er wird wirken als einer, der Licht in die Dunkelheit hineinträgt. Er wird das Blendwerk um sich herum zerstreuen und das strahlende Licht der Wirklichkeit einlassen.

Wenn eine grosse Anzahl von Menschensöhnen so wirken kann, dann wird die Menschheit an die ihr vorbestimmte Aufgabe des planetarischen Dienstes herangehen. Ihre Mission ist es, als Brücke zu wirken zwischen der Welt des Geistes und der Welt der materiellen Formen. Im Menschen begegnen sich alle Grade der Materie, und alle Bewusstseinsstadien sind ihm möglich. Das Menschengeschlecht kann nach allen Richtungen hin wirken, es kann die untermenschlichen Reiche in den Himmel erheben und den Himmel zur Erde hernieder bringen.