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ZWEITER ABSCHNITT - PERSÖNLICHE UNTERWEISUNGEN FÜR JÜNGER – Teil 7

Diese Verblendung, die dich auf die Probe stellte, kann für die ganze Gruppe meiner Jünger als Illustration für vieles dienen, was ihr später studieren werdet. So wird dem scheinbaren Bösen Gutes abgerungen. Das Böse ist selbst nur eine Illusion, denn nur was die selbstsüchtige und sich absondernde Persönlichkeit aus Motiv und Gelegenheit macht, bildet das Böse. Wenn das Motiv richtig ist, kann unter denselben Umständen Gutes entstehen. Wenn sich keine [242] anderen Resultate ergeben, wird diese vergangene Erfahrung dazu dienen, dich und deine Mitjünger in Zukunft viel vorsichtiger und weniger anfällig für voreilige Schlussfolgerungen zu machen. Wenn Verblendung von so eindeutiger Beschaffenheit ist, wirkt sie immer sehr überzeugend und als scheinbare Tatsache. Dies ist eine Definition des Wortes «Verblendung» und das Wort «scheinbar», liefert den Schlüssel dazu.

Ich habe gesagt, dass es meine Absicht ist, jedem von euch mit äusserster Offenheit zu begegnen. Wir können jetzt unsere wirkliche Arbeit als Jüngergruppe anfangen und die vergangenen Perioden einfach als vorbereitend ansehen. Das Ziel eines jeden von euch besteht darin, sich derart zu disziplinieren und sein geistiges Wesen so zweckmässig und zielbewusst zu entfalten, dass er viel zu der Arbeit meines Ashrams beitragen kann. Jeder von euch muss auf eine solche relative Vervollkommnung hinarbeiten, damit sein Beitrag wertvoll ist und in keinem Teil seines Wesens irgendwelche Hindernisse verursachen kann. Wir arbeiten auf eine gereifte und auf Synthese beruhende Gruppentätigkeit hin so wie alle Ashrame aller Lehrer es tun und werden dies eines Tages erreichen, aber in dieser speziellen, lose angeschlossenen Gruppe sind die Bedingungen für eine solche Arbeit noch nicht vorhanden. Arbeitet deshalb unerschütterlich an eurer Selbstvervollkommnung und an der Überwindung jener Persönlichkeitsfehler, die der allgemeinen Brauchbarkeit im Weg stehen.

Mein Bruder, seit langem hast du den Mittelpunkt in all deinem Denken eingenommen. Du bist nicht im üblichen Sinn des Wortes eifersüchtig, denn dein Stolz weigert sich, die gewöhnliche Form von Eifersucht zuzulassen. Du bist dir jedoch stets dessen bewusst, dass du im Mittelpunkt deines Kreises menschlicher Kontakte stehst und hegst ein Gefühl des Grolls oftmals unerkannt wenn dies nicht der Fall ist. Dies war einer der Hauptfaktoren in deiner Demütigung voriges Jahr. Eine solche Haltung kann leicht erlangt und leicht aufrechterhalten werden; sie ist die Linie des geringsten Widerstands für deine Persönlichkeit. Mein Wort für dich ist heute Dezentralisation. Du musst danach ringen, dein Denken von dir selbst als Lehrer, Freund, Ehefrau, Arbeiter oder Jünger des Tibeters abzulenken; du musst jenes verständnisvolle Herz entwickeln, dass dich anderer Menschen mehr bewusst macht als du deiner selbst bewusst bist. Ein hartes Wort, das sich im Denken und Leben nicht leicht zum Ausdruck bringen lässt! Letzten Endes besteht dein Problem darin, dass sich deine Persönlichkeit auf dem sechsten Strahl deinem Seelenimpuls auf dem ersten Strahl unterwerfen muss. Ein Studium der charakteristischen Eigenschaften des sechsten Strahls wird dir hierbei helfen, besonders wenn du dich daran erinnerst, dass dir (weil du ein Jünger bist) die Schwingung deines sechsten Strahls am meisten Kummer [243] verursachen wird und dass Verblendung leicht diesem Strahl entlang eintreten kann. Beispielsweise müssen gerade der Fanatismus und die Hingabe deiner Persönlichkeit (sowohl an Menschen als auch an Ideen) gemässigt werden, wenn die Kraft deines ersten Strahls offenbart werden soll. Die geordnete und unerschütterlich ruhige Zielsetzung deiner Seele auf dem ersten Strahl muss anstelle deines fanatischen, begeisterten Willens treten. In diesem letzten Satz findest du den Schlüssel für deine zukünftige Entfaltung. Der stahlharte, spröde, entschlossene, dynamische Wille des hingebungsvollen Aspiranten muss in die unerschütterliche, mächtige, ruhige Zielsetzung der Seele, die durch den Jünger arbeitet, umgewandelt werden. Die Seele ist, was Anpassung anbelangt, beweglich, jedoch in bezug auf ihr Ziel unwandelbar. Ebenso muss die strahlende, fanatische Hingabe an dieses, jenes oder ein anderes Menschenwesen oder Ideal der sanften, unveränderlichen Liebe der Seele. der Liebe deiner Seele für die Seele anderer, Platz machen. Hierin liegt für dich ein Fingerzeig und dein zukünftiger Erfolg. Ich denke, dass du dir klar darüber sein wirst, wovon ich spreche. Gestalte dein Leben in Übereinstimmung mit Seelenimpuls und verlege dich aus dem Bereich erhabenen Verlangens und Strebens auf jenen einer entschlossenen Zielsetzung und einer unwandelbaren Vorliebe für die Wirklichkeit.

Du kannst dein aktives Studium und deine Meditation, so wie sie unten umrissen ist, wieder aufnehmen. ... Wenn du meditierst, dann sorge dafür, dass du entspannt bist und sitze nicht so schrecklich gerade, wie du es gewöhnlich tust. Lehne dich ein wenig zurück und erlange Behaglichkeit und Selbstvergessen.

Die Meditation, die ich dir gegeben habe, wird eine benötigte Neuorganisation deiner inneren Körper herbeiführen und dies wird sich gleichfalls fruchtbar auf deine anderen Kontakte auswirken. Das Obige ist alles, was ich dir augenblicklich zu sagen habe, mein Bruder. Möge der Friede deiner Seele, die Liebe deiner Mitjünger und der Segen deines Meisters auf dir ruhen. Gib allen das Beste, was du zu geben hast und mache dir keine Sorge in bezug auf Resultate.

November 1935

MEIN BRUDER!

Die Bemühungen des vergangenen Jahres sollten dich für Veränderungen und erhöhte Brauchbarkeit im Dienst vorbereitet haben. Dass dein Wille auf Dienst gerichtet ist, ist mir und deinen Mitjüngern wohlbekannt, aber dein Dienstgebiet sollte jetzt grösser sein als es ist. Worin liegt die Schwierigkeit? Warum bist du nicht durchschlagender und überzeugender, als es der Fall ist, wenn [244] du andern hilfst? Soll ich dir sagen warum, mein Bruder?

Der Grund dafür liegt in der schwierigen Verbindung, die durch die beiden sich ausdrückenden Strahlen, des sechsten und des ersten Strahls, verursacht wird. Wenn deine Persönlichkeit auf dem sechsten Strahl frei von dem Einfluss deines Seelenstrahls und unbeirrt auf irgendein bestimmtes Programm hinarbeiten kann, besteht kein Hindernis in deinem Ausdruck auf der physischen Ebene. Wenn dein Ego auf dem ersten Strahl gleichfalls auf diese Weise arbeiten kann, wirst du viel erreichen. Aber gegenwärtig ruft dein Ego auf dem ersten Strahl, in Verbindung mit dem sechsten Strahl der Persönlichkeit, mehr zerstörende Arbeit als ein Inerscheinungtreten der göttlichen Zielsetzung deiner Seele hervor. Wenn du z.B. Menschen helfen möchtest, kann deine Hingabe des sechsten Strahls sie von dir wegscheuchen, und die Kraft deines ersten Strahls vernichtet häufig den speziellen inneren Körper, der ihre schwächste Stelle ist; dann wirst du häufig als Einzelgänger stehen gelassen. Dies ist charakteristisch für den Anfänger im bewussten Leben einer Seele auf dem ersten Strahl. Ist dies nicht häufig der Fall bei dir, mein Bruder? Es ist nicht als ob die Leute dich nicht lieb hätten, denn sie lieben dich; es ist auch nicht, dass du sie nicht lieb hast, denn du liebst sie. Du bist in deiner Annäherung zu dynamisch und die Kraft, die dich durchfliesst, zerstört ebenso schnell, wie sie aufbaut und treibt dasjenige, was du anziehen möchtest und was vorübergehend angezogen worden ist, durch ihre «Explosion der herausströmenden Macht» fort. Du verlierst so viele Menschen aus deinem Einflussbereich und das weisst du gut und es verwirrt dich. Die Schuld liegt in erster Linie bei dir und nicht bei ihnen.

Du siehst, mein Bruder, dass ich anzufangen versuche, dich als Arbeiter auszubilden; daher meine Betonung dieser charakteristischen Eigenschaft des ersten Strahls deiner Seele (wenn er dein Wesen des sechsten Strahls belebt). Du musst anfangen, sie weise zu handhaben, wenn du je brauchbar sein willst.

In einer früheren Unterweisung habe ich mich bemüht, dich vor der Gefahr zu warnen, beständig die Stellung «desjenigen, der im Mittelpunkt steht», anzunehmen. Diese Haltung ist ebenso, wie diejenige, auf die ich mich heute beziehe, kennzeichnend für eine Seele auf dem ersten Strahl; das Vorhandensein dieser beiden Haltungen (des im Mittelpunkt Stehenden und des Alleinstehenden) weisen auf die Tatsache hin, dass deine Seele auf dem ersten Strahl anfängt, einige Kontrolle über deine Persönlichkeit auszuüben. Ist dies nicht wirklich ermutigend? du bist im Begriff, die Resultate deiner Arbeit an [245] deinem eigenen Wesen zu sehen. Wenn du das, was ich im Zusammenhang mit den zerstörenden Aspekten deines Seelenkontakts zu sagen habe, annehmen kannst, dann kannst du dir viele Schwierigkeiten und viel Kummer ersparen und auch andere Leute schonen. Du möchtest mich mit Recht fragen, wie und auf welche Art du diese Neigungen unschädlich machen kannst. Ich kann dir dies nur mit einfachen und gewöhnlichen Wahrheiten beantworten, die so einfach und gewöhnlich sind, dass ihr wissenschaftlicher Wert leicht übersehen wird. Ich sage dir: Lass jegliches Interesse für dein Persönlichkeitsleben, seine Kontakte und Angelegenheiten los und setze ein dynamisches Interesse für Weltarbeit an seine Stelle. Suche diese Loslösung nicht durch eine Verstärkung deiner Einstellung als Persönlichkeit auf dem sechsten Strahl zu erlangen; wir verlangen nicht danach, in Verbindung mit Fanatikern zu stehen. Erreiche es durch eine Vertiefung deiner Liebesnatur, die andere einschliesst und deine eigene niedere Natur ausschliesst. Ich sage dir: Arbeite ganz losgelöst, und weil du nichts für das getrennte Ich verlangst, werden dir daher alle Dinge zukommen. Dann wirst du nicht allein stehen, sondern als ein anziehendes, magnetisches Glied im Gruppendienst funktionieren. Hier liegt daher dein unmittelbares Problem. Du musst lernen, dezentralisiert zu sein und aus dem Mittelpunkt deines eigenen Ebenbildes herauszutreten. Du musst lernen, magnetisch zu sein und zu bauen und nicht zu zerstören. Erwäge diese Vorschläge und arbeite schlicht, ruhig und freudig an deinem Problem.

Du stehst seltsamen und neuen Kontakten gegenüber und daher kannst du, wenn du willst, deinen Dienstbereich erweitern. Vergiss jedoch nicht, dass du den Preis für jede Bewusstseinserweiterung, die ausgedehntere Dienstmöglichkeiten zum Resultat hat, zahlen musst und darauf wirst du gefasst sein müssen. Aber du bist eine starke und unerschütterliche Seele, vorausgesetzt dass du eine ebenmässige und feste Haltung des Denkens und der Gefühle aufrecht erhalten und frei von persönlichem Ehrgeiz bleiben kannst. Dann kannst du dich zu deinem Ziel durchringen.

Überlass die Menschen sich selber und versuche nicht, sie zu beeinflussen oder ihnen deine Ideen aufzudrängen. Deine Art und Weise, sie und ihre Bedürfnisse auszuwerten, ist nicht unbedingt richtig (wie nahe sie dir auch stehen mögen). Lass die Menschen in jeder Hinsicht frei, mit der Freiheit, die du für dich selbst beanspruchst und erwartest. Darf ich dir in aller Liebe und Freundschaft zu verstehen geben, dass die Ideen, Methoden, Formeln und die Lebensweise, die dir richtig erscheinen (und die für dich richtig [246] sind) für andere gänzlich unerwünscht sein mögen und dass, wenn du sie andern aufdrängst, ihre Seele sie aus deinem Einflussbereich entfernen kann, um ihnen Entwicklungsfreiheit zu ermöglichen. In dieser Andeutung liegt für dich der Schlüssel für vieles, was in deinen besten Bemühungen zerstörend wirkt und dies sollte dir die Methode für deine und ihre Befreiung nahelegen.

Du kannst jetzt wieder deinen vollen Arbeitsanteil aufnehmen und ich schlage dir die nachstehende Atemübung zur Erwägung vor. Bitte setze dieselbe Meditation fort. Mache jeden Morgen eine einfache Atemübung, und wenn du daran arbeitest, dann betrachte sie als deinen Meditationsprozess und verfolge somit eine Doppellinie des Denkens und der Arbeit. Gehe folgendermassen vor:

1. Atme ein während du auf acht zählst, und während du dies tust, sage zu dir selbst, indem du den ganzen Prozess im Kopf und auf mentalen Stufen aufrechterhältst: «Voller Selbstvergessen sammle ich das was ich brauche, um meinen Mitmenschen zu helfen».

2. Dann folgt eine Zwischenpause, während du langsam auf zwölf zählst, während der du über die Kraft, die Weisheit und die Liebe nachdenkst, die deinen Mitmenschen erwiesen werden müssen.

3. Atme aus, während du auf zehn zählst, wobei du sprichst: «Voller Selbstvergessen hauche ich Liebe auf meine Mitmenschen aus».

4. Dann kommt eine Zwischenpause, während du auf zwölf zählst, in der du über Liebe für alle Wesen nachdenkst.

Wiederhole den Prozess, jedoch führe diesmal die Arbeit gänzlich im Herzen statt im Kopf aus.

Februar 1936

Ich hatte recht, als ich dir in einer früheren Unterweisung sagte, dass Veränderungen in deinem Leben, deiner Umgebung und deinen Umständen stattfinden würden, nicht wahr, mein Bruder? Du hast seitdem viel gesehen und bist viel gereist. Welchen Gewinn hat es dir bis jetzt gebracht? Fühlst du dich in deinem inneren Leben bereichert? Bist du weniger auf dein Innenleben eingestellt und gehst du voller Selbstvergessen mehr aus dir heraus? Du hast stets Wege gefunden, um anderen zu helfen, aber niemals hast du deine Stellung als Helfer vergessen; daher hast du diejenigen, welche der Hilfe bedurften, stets unbewusst im persönlichen Sinn zu dir herangezogen und häufig folgte darauf später ein Zurückweichen von dir. Ermutigst du sie jetzt dazu, dich in der Vision ihrer eigenen Seele aus den Augen zu verlieren?

[247]

Dies sind Fragen, die du allein beantworten kannst und sie enthalten für dich noch immer die Andeutung einer benötigten Aufgabe. Befreiung liegt für dich im Versunkensein in deiner Gruppe von Mitjüngern und in der Überwindung deines Fanatismus des sechsten Strahls, wie ich dir früher bereits gesagt habe. In dieser letzten Richtung hast du viele Fortschritte gemacht und dies muss lobend anerkannt werden. Jetzt muss das Leben des ersten Strahls des Willens und der Macht immer mehr in den Vordergrund treten. Es braucht in deinem Fall nicht in erster Linie die Auferlegung des Willensaspekts, sondern das Verstehen des Plans und deine sich daraus ergebende intelligente Mitarbeit an diesem Plan. Aber es ist der Plan für die Menschheit und nicht der Plan für dich als Teilhaber und Mitarbeiter an dem grösseren Plan. Für deine persönliche Lektüre und dein Studium während der kommenden Monate schlage ich vor, dass du alle Hinweise auf den Plan in meinen Büchern heraussuchst und dabei die Aspekte beachtest, die von unmittelbarer Bedeutung sind und nicht diejenigen, welche den Plan für die zukünftige Rasse und für die ferne Zukunft behandeln. Mache dann eine kurze Aufstellung der hervorstechenden Punkte des Plans; sei nicht weitschweifig und befleisse dich einer Kürze, die jedoch keineswegs die Klarheit vermissen lässt.

Setze die Atemübungen, die ich dir zugewiesen habe fort, denn sie rufen sehr nötige Veränderungen in dir hervor. Befolge meine Unterweisungen genau und führe die Arbeit weiter; sie sollte jetzt automatisch vor sich gehen. Beachte wie du dabei gleichzeitig drei Tätigkeitslinien verfolgst:

1. Eine physische Tätigkeit ...

2. Eine Tätigkeit, die das obenerwähnte Bewegen von Energie in geordnetem Rhythmus gedanklich wahrnimmt und sich bildlich vorstellt, wie sie emporgehoben wird.

3. Eine Gedankentätigkeit, die sich subjektiv und ständig des zweifachen Prozesses und seiner Ziele bewusst ist. Die Ziele bestehen darin, den Energiekörper zu organisieren und die Körperkräfte so zu ordnen, dass eine mentale Wirkung erreicht wird.

Zu all diesem könnte noch eine vierte Tätigkeit hinzugefügt werden diejenige des Beobachters, der Seele auf ihrer eigenen Ebene, welche die Entwicklung dieser dreifachen Arbeitsweise wahrnimmt oder beobachtet. Vergiss nicht, dass alle Jünger lernen müssen, gleichzeitig auf allen drei Ebenen bewusst zu sein und bewusst mehrere Tätigkeiten durchzuführen, mein Bruder. Diese Übung sollte dich in dieser Gewandtheit ausbilden. Ich möchte dich daran erinnern, dass oft eine tief wissenschaftlich begründete [248] Berechtigung vorhanden ist für die Übungen und Vorschläge, die ich gebe. Sie mögen für dich zunächst nicht ersichtlich sein, aber deine Unwissenheit beeinträchtigt keineswegs die Wirksamkeit dessen was vorgeschlagen wird; die innere Organisationsarbeit kann leicht vonstatten gehen, selbst wenn kein Verständnis für die Gründe dessen vorhanden ist, was vor sich geht.

Was deine Meditationsarbeit anbetrifft, so will ich sie diesmal verändern. Du hast jene, welche ich dir früher gegeben habe, eine lange Zeit hindurch verfolgt. Ich schlage jetzt Meditationsarbeit vor, die äusserst sorgfältig befolgt und die mit der gebührenden Beobachtung der Wirkungen aufgenommen werden soll. Diese ganze Meditation soll im Herzen durchgeführt werden nicht im physischen Herzen, sondern im Herzzentrum zwischen den Schulterblättern und im Ätherkörper. Die Gedanken müssen jedoch, nach dem ersten definitiven Einstellen des Bewusstseins auf den Ätherkörper von dieser Stelle ferngehalten werden. Hier ist die Meditation:

1. Gleichschaltung mit der Seele, die so schnell wie möglich durchgeführt wird, bis sie schliesslich fast augenblicklich erfolgt. Sage dann voller Überzeugung: «Ich bin die Seele. Die Seele bin ich».

2. Konzentriere dann dein Bewusstsein auf den Liebesaspekt deiner Natur, auf die Energie, die durch das Herzzentrum fliesst und bemühe dich, es dort unverwandt zu halten. Vergiss jedoch die Tatsache des Herzzentrums und behalte deine Gedanken vorwiegend auf den Liebesaspekt der Seele konzentriert. Sprich dann: «Ich ströme Liebe auf die Menschensöhne aus».

3. Erwäge dann fünfzehn Minuten lang das Wesen und die Bedeutung der Liebe.

4. Nachdem du drei Wochen lang, in jedem Monat, den Gegenstand der Liebe erwogen hast, kannst du (während der vierten Woche) die Gedanken, die dir im Zusammenhang mit diesem Thema in den Sinn gekommen sind, erforschen. Dies kannst du von drei Gesichtspunkten aus tun:

a. Vom Standpunkt eines richtigen oder falschen Vorgehens im Ausdruck der Liebe.

b. Vom Standpunkt des hohen oder niedrigen Motivs im Ausdruck der Liebe.

c. Vom Standpunkt der Seelentätigkeit im Ausdruck der Liebe.

Der Liebesausdruck des sechsten Strahls wird gewöhnlich idealistisch und fanatisch angewendet; häufig fehlt es an der wahren Liebe und was die Persönlichkeit für Liebe hält, wird dem andern aufgedrängt. Bei Christus beherrschte die Liebesenergie [249] des zweiten Strahls seine Persönlichkeit auf dem sechsten Strahl. Langsam und allmählich muss diese Beherrschung bei dir zu wachsen beginnen.

Den Rest der Meditation kennst du und er braucht hier nicht wiedergegeben zu werden.

August 1936

MEIN BRUDER SEIT LANGER ZEIT!

Es liegt mir sehr daran, dass du dir darüber klar sein solltest, dass dieses Jahr, zur Zeit des Vollmonds, ein Ausbildungs- und Integrierungszyklus beendet worden ist und ein neuer begonnen hat. Der Grundton des Zyklus der vorüber ist, war Entdeckung von schwachen Seiten, keine negative Entdeckung, jedoch eine voll schwerwiegender Verantwortung; Entdeckung deiner Mitjünger und deiner Brüder als Pilger auf dem Pfad; Entdeckung des Ziels und deine daraus folgende Verpflichtung zu diesem Ziel; Entdeckung der zu leistenden Arbeit und Entdeckung des Plans. Alle diese Entdeckungen hast du während der letzten paar Jahre gemacht und sie haben sich in deinem Bewusstsein entfaltet. Du hast viel gelernt und viel erkannt. Nun beginnt ein neuer Zyklus, und der Grundton desselben muss Integrierung sein, im Hinblick auf ihre wesentliche Natur, ihre hervorragende Notwendigkeit und auf die Arbeit, die während der nächsten paar Jahre durchgeführt werden muss. Wie soll diese Integrierung erlangt werden?

Wenn ich die Jünger dieser speziellen Gruppe, die an meinen Ashram angeschlossen ist, genau beobachte, frage ich mich, ob es wohl möglich ist, dass sich die Jünger in den erforderlichen Rhythmus einfügen und auf diese Weise lernen können, gemeinsam als eine Einheit zu arbeiten. Ihr seid alle so ausserordentlich individuell, und nicht nur das, sondern ihr seid stolz darauf. Ihr seid von dieser trennenden Haltung tief und im Unterbewusstsein befriedigt. Der Gruppenrhythmus, die Gruppeneinigkeit, die Gruppenintegrität und die Gruppensynthese kommen bei mehreren von euch erst in zweiter Linie gegenüber eurer eigenen individuellen Entwicklung, eurer eigenen Haltung und eurem eigenen persönlichen Gesichtspunkt.

Ich habe nur drei Jünger in dieser speziellen Gruppe, die von dieser Schwäche frei sind, und die sich in erster Linie mit dem Gruppenleben im Gegensatz zu dem individuellen, in der Entfaltung begriffenen Leben, befassen. Die übrigen sind noch individualistisch, aber keine Gruppenmitglieder, die in die Gruppe eingegliedert sind. Wenn ich dies sage, lege ich dir dein Problem dar. Ich bin mir darüber klar, dass du deine Mitjünger lieb hast, und [250] dass du mir, deinem Lehrer, wirkliche Zuneigung entgegenbringst, du liebst den Pfad, der zum Licht führt, aber du bist, ebenso, wie die andern, noch immer der dramatische Mittelpunkt deines eigenen Lebens und ihr seid viel zu sehr der eindrucksvolle Schauspieler auf eurer eigenen Bühne, auf der jeder von euch eine führende Rolle zu spielen sucht. Unterordnung unter das Gruppenleben, diesen so wichtigen Faktor in der zu leistenden Arbeit, habt ihr bis jetzt noch nicht eingesehen. Dies kommt daher, dass ihr bis jetzt noch auf der Astralebene lebt; dort ist der Brennpunkt eures Bewusstseins. Es ist eine hohe Stufe der Astralebene, aber bis ihr euch auf mentale Stufen verlegen und dort lernen könnt, euren Denkaspekt unverwandt im Licht zu erhalten, muss euer Sinn für richtige Proportionen unvermeidlicherweise falsch sein, und die ersten und notwendigen Dinge werden nicht den ersten und notwendigen Platz einnehmen.

Ich trachte danach mit jedem Jünger, in dieser speziellen Gruppe, zweierlei zu tun:

1. Ich will auf die besondere Eignung und Bereitschaft für das Gruppenleben hinweisen, die in euch vorhanden sind, und auf das, worauf sie begründet sind.

2. Ich will andeuten, in welcher Hinsicht ihr euch enger in das Gruppenleben einordnen und auf diese Weise das Gruppenleben nähren könnt, statt einfach für euch selbst von der Gruppe Vorteile herauszuziehen.

Während ich diese Erklärung mache, frage ich mich, wie offen ich zu sein wagen und wie weit ich mit meinen Unterweisungen für euch gehen kann. Ist es möglich, dass ihr alle meinen Gesichtspunkt annehmen würdet, denn Kritik kann ich es nicht nennen. Kritik wirkt stets zerstörend, wer auch die Kritik ausübt. Die Andeutungen einer erforderlichen Änderung in eurer Haltung, die euch in Liebe gemacht werden und vom tiefen Verlangen beseelt, euch alle für volleren Dienst freigesetzt zu sehen, gehören doch schliesslich in eine andere Kategorie. Darf ich deshalb mit euch allen in Freiheit reden? Und werdet ihr meinen Worten ebenso viel Aufmerksamkeit schenken, wie ihr es einem älteren, geliebten und vertrauenswürdigen Freund gegenüber tun würdet? Mehr als dies verlange ich nicht. Es ist nicht meine Absicht, euch irgendwelchen Zwang aufzuerlegen. Ich wünsche nur zu helfen, euch in einem Prozess behilflich zu sein, der euch freisetzt, und möchte euch voller Freude im Licht wandeln sehen.

Was für einen Ton soll ich daher in meiner spezifischen Botschaft für dich anschlagen, mein Bruder? Was musst du in erster Linie lernen, dass deine Haltung der Gruppe gegenüber bestimmen und dich nachher enger in meine Gruppe eingliedern wird? Einfach dies:

[251]

Du kannst meiner Gruppe am meisten und dir selbst am besten dienen, wenn du, soweit es deine Persönlichkeit betrifft, Unpersönlichkeit erlangst. Wenn du frei von der Verblendung der Persönlichkeit bist, wirst du dich auf neue und wirksame Weise in deine Gruppe eingliedern. Du wirst wertvoll für meine (Gruppe sein und ihrem Leben Nahrung geben, weil du ein Mittler sein wirst, durch den hierarchisches Leben fliessen kann, und nicht nur ein Empfänger jenes Lebens, so wie du es jetzt bist. In den obigen Sätzen ist dein ganzes Lebensproblem zusammengefasst. Es ist I. B. S., der liebt und dient; es ist I. B. S., der weise spricht und für mich arbeitet. Der Brennpunkt deiner Aufmerksamkeit in bezug auf deine Ausbildung und deine Lebensdemonstration ist: Wie weit erfülle ich, I. B. S., die Forderungen? Was für einen Gebrauch mache ich, I. B. S., von dieser Belehrung? Was für Ergebnisse erlange ich, I. B. S., von meiner Gewohnheit zu meditieren? Was für Phänomene registriere ich, I. B. S., zur Zeit des Vollmonds? Stets ich. Immer I. B. S.. Lies alle Berichte, die du während der letzten zwei Jahre über deine Arbeit geschrieben hast, noch einmal durch, mein Bruder. Fasse sie zusammen und lies sie schnell durch, um ihre allgemeine Tendenz zu erfassen und beobachte, ob meine Worte nicht gerechtfertigt sind.

Hier liegt für dich die Krise. Hier ist für dich angedeutet worden, worin dein nächster Schritt, vorwärts ins Licht, bestehen sollte. Die Frage erhebt sich nun, was du tun solltest, wie du vorgehen solltest, und wie du auf die Befreiung vom «Ich-Komplex» hinarbeiten solltest. Lass mich um der Klarheit willen und kurz und bündig die Stadien, durch die du gehen musst, aufzählen:

1. Weigere dich, I. B. S. zu dramatisieren. Fahre mit deiner Arbeit fort, plane, lehre und studiere, aber vergiss dich selbst dabei und tue es, weil die Gruppenbedürfnisse, Weltbedürfnisse und meine Bedürfnisse für Hilfe in der geplanten Arbeit dich dazu drängen.

2. Lerne dies dadurch, dass du über die Seele nachdenkst, deinen Seelenkontakt stärkst und eine stabilere Gleichschaltung herbeiführst. Lerne stets in Begriffen der Gruppe und nicht in Begriffen von I. B. S. zu denken. Es ist unvermeidlich, dass dies einige Zeit erfordert, denn es ist nicht leicht, einen Rhythmus, der seit einer Reihe von Jahren zur Gewohnheit geworden ist, zu unterbrechen und zu vernichten. Alte eingesessene Rhythmen auszuschalten ist keine Kleinigkeit.

3. Schenke der abendlichen Rückschau vermehrte Aufmerksamkeit und ersetze diejenigen, die du jetzt hältst, durch eine Rückschau über Unpersönlichkeit. ...

[252]

Wenn du diese Arbeit getreulich durchführen willst, wirst du dich von der Umklammerung der Persönlichkeit befreien und jene Schranken, die dich jetzt von Gruppenintegrierung abhalten, werden fallen und nicht mehr vorhanden sein. Lass mich, nachdem ich dir dies auseinandergesetzt habe, mein Bruder, noch hinzufügen, dass du keine wirkliche Ursache zur Entmutigung hast, denn du hast sichtbare Fortschritte gemacht. Als Seele hast du viel zu geben. Wenn du den Kanal von alledem befreit hast, was heute hemmt und hindert, kannst du das Gruppenleben ausserordentlich bereichern und deinen Mitjüngern viel geben. Geh deshalb voller Freude einem reicheren Dienst und einem wahreren Selbstvergessen entgegen. Das Überwinden des Einflusses der sechsten Strahlenenergie, so wie er sich in deinem Persönlichkeitsleben zum Ausdruck bringt, ist keine leichte Aufgabe; es ist jedoch eine Aufgabe, der du gewachsen bist. Früher habe ich ganz eindeutig die Grundlage für das gelegt, was ich dir hier gesagt habe, denn du wirst dich daran erinnern, dass ich auf die Vergeistigung deiner Persönlichkeit hingewiesen habe.

Februar 1937

MEIN BRUDER!

Deine Antworten auf die Fragen, die ich gestellt habe, waren ehrlich. Es ist jedoch nicht weise, wenn du den Prozess der Innenschau zu gründlich fortsetzest, denn deine analytische Denkweise funktioniert heutzutage hinreichend und die Gefahr der Überspannung ist stets vorhanden. In einem Leben, das dem Lehrberuf gewidmet ist (so wie das deine), muss der Lehrer, ob es sich nun darum handelt, Dinge im Zusammenhang mit der physischen Ebene zu lehren oder um esoterische Unterweisung, stets die göttliche Kunst der Dezentralisierung ausüben. Da der Lehrende durch die Macht der Umstände im Mittelpunkt steht, muss die innere Haltung einer geplanten Aufmerksamkeit für die Peripherie, einer Identifizierung mit denen, die unterwiesen werden sollen und das Abgehen vom beständigen Gefühl des kleinen Ich's kultiviert werden. Das praktische Einhalten einer inneren Freiheit von Selbstinteresse und Eigendünkel, welche die zuschauende Seele bekundet, ist keine leichte Aufgabe, besonders für jemand mit deinem Temperament. Wie kann dies erreicht werden?

Die Bedingungen für Befreiung sind so einfach, mein Bruder, aber die Kunst der Erfüllung derselben ist so schwer. Welches sind diese Bedingungen? Ich will sie kurz aufzählen, denn es ist für dich nach all deiner Ausbildung nicht erforderlich, dass ich sie erläutere:

1. Das Konzentrieren der Aufmerksamkeit im Kopf.

[253]

2. Gleichschaltung der Körper durch richtiges und überwachtes Atmen und schliesslich Abstraktion. Denke über diese beiden Erfordernisse nach, denn du kannst sie jetzt gebrauchen und solltest auch die alten Worte von Patanjali studieren, die sich ausführlich mit dem Gegenstand befassen.

3. Identifizierung mit andern und dann das endgültige Aus-den-Augen-verlieren des kleinen Ich's. Sorge jedoch dafür, dass dich in diesem Fall das richtige Motiv beherrscht.

4. Intensives dynamisches Interesse für das Thema des Augenblicks, frei von Fanatismus und von Grenzen, im Bewusstsein, dass richtig gehandhabt alle Themen von geistiger Bedeutung sind.

Du solltest nur während der Stunde der abendlichen Rückschau Interesse für das Ich zeigen und ich möchte dich bitten, sie weiterhin sorgfältig fortzusetzen. Sie ist von wirklichem Nutzen für dich. ... Das Leben bietet dir augenblicklich viel Gelegenheit zum Dienst. Trage Sorge dafür, dass du nicht erstarrst. Wenn man im körperlichen Sinn älter wird (ein Gedanke, dem du stets ausweichst, mein Bruder), besteht immer die Neigung, dass man in seinem Lebensrhythmus und seinen Zielsetzungen erstarrt; das Lebensthema ist unveränderlich und es besteht wirkliche Gefahr, dass man hart und unbeugsam wird. Sorge dafür, dass du anpassungsfähig und beweglich bleibst und immerfort lernst. Mein Bruder, lehre aus den lebendigen Erfahrungen heraus, die du durchmachst, und nicht aus einer Sammlung von vielen Lebensepisoden.

Dieser Gedanke rechtfertigt deine sorgfältige Erwägung. Nur auf diese Weise können deine Worte und kann dein Lebenseinfluss andern jenes lebendige Feuer bringen, das ihr Leben von Göttlichkeit aufleuchten lässt. Wähle die Personen für deinen Dienst nicht aus, sondern diene allen, die deine Hilfe suchen. Suche sie nicht selbst. In diesem letzten Gedanken liegt für dich viel zukünftiges Verstehen.

Eine Sache suche ich dir zu sagen, aber ich kann meine Gedanken nur in Worten mitteilen, die notgedrungen unbestimmt sind. Es ist nicht meine Aufgabe, zuviel Licht auf die Zukunft zu werfen. Dies will ich jedoch sagen: Gestalte dein Leben nach dem Muster des Sannyasin und halte keine Verbindungen auf der physischen Ebene aufrecht. Wenn du dies tust, werden sie dich enttäuschen und der Schmerz, an ihnen festzuhalten, wird deine Füsse hindern, so dass sie auf dem Pfad straucheln. Wandle frei, mein Bruder, klammere dich an niemand an und ziehe keinen Menschen durch die Bindungen einer Zuneigung zu dir heran. Kannst du ein wahrer Sannyasin sein und im Leben allein oder nur mit deinen Jüngerschaftsbrüdern als Kameraden und Freunden stehen? Sorge dafür, dass diese meine Worte während den Entwicklungen der nächsten beiden Jahre beständig in deine Gedanken zurückkehren, denn auf diese Weise wirst du die Möglichkeiten von Lebensbeziehungen auf [254] geistige Art handhaben. Falls du dich als fähig erweisen solltest, mit demselben Gleichmut zuzusehen, wie die Lebensverhältnisse sich um dich herum neu aufbauen oder zunichte werden, dann kann sich dein Dienstbereich erweitern. Du wirst kein Interesse mehr an den Angelegenheiten des kleinen Ich haben. Die vielen kleinen Ich's werden hilfesuchend zu dir kommen, wenn sie dies sehen.

September 1937

MEIN BRUDER!

Was ich dir zu sagen habe, kann angemessen behandelt werden, wenn ich mit dir die fünf Strahlen betrachte, die dich in diesem speziellen Leben beherrschen. Seit ich zuletzt mit dir in Verbindung stand, hat sich dein Leben zunehmend in der Richtung des Dienstes für deine Mitmenschen und für uns entfaltet. Ein Wort möchte ich dir in diesem Zusammenhang sagen: Lass diesen Dienst nicht in deinem wachen Bewusstsein anstelle der Seele treten, noch lass die Genugtuung, die unfehlbar kommt, das Sehnen nach Seligkeit verdrängen, das die Seele empfindet, und das einen magnetischen Kontakt mit der Welt der Seelen hervorruft. Lebe immer in der Geheimkammer der Seele und bleibe stets schweigsam.

Du hast viele Jahre lang über die Beziehung nachgedacht, die zwischen dem ersten Strahl der Seele und deiner Persönlichkeit auf dem sechsten Strahl besteht. Es ist dir klar geworden, dass in deinem Fall (in dieser Verkörperung) nur Liebe und Dienst deinen Lebensausdruck beherrschen dürfen, wenn der Ehrgeiz und Stolz des ersten Strahls und der Fanatismus des sechsten Strahls mit seinen charakteristischen Eigenschaften, die Verblendung hervorrufen, unschädlich gemacht werden sollen und ein Gleichgewicht erzielt werden soll. Die Beziehung ist dein Hauptproblem. Lass uns dieses Problem noch weiter dadurch erschweren, dass wir die Strahlen-Eigenschaften der drei Körper erkennen! Vielleicht wird jedoch die Verwicklung erleichtert und ein Studium der näheren Einzelheiten der Persönlichkeitsneigungen kann dir Kraftquellen offenbaren und Aufklärung schaffen. Es ist wertvoll, die Linien des geringsten Widerstands zu erkennen.

Dein Mentalkörper ist auf dem vierten Strahl und dies kann dir entschieden helfen, wenn die in Frage kommende Energie richtig gebraucht wird, weil sie, obgleich sie die Erlangung von Harmonie durch Konflikt bedeutet auch eine weitere Eigenschaft des zweiten Strahls auslöst und somit bei der Arbeit, dein Wesen zu mildern, behilflich ist. Da dieser Strahl deinen Mentalkörper kontrolliert, ordnet er dich, symbolisch gesprochen, in die Kriegerkaste [255] ein und führt dich dazu, zu kämpfen, selbst wenn es rein idealistisch oder zuweilen unter dem Einfluss von Verblendung geschieht.

Dein Astralkörper ist ein wirkliches Problem, weil er den Persönlichkeitsstrahl unterstreicht; er befindet sich auch auf dem sechsten Strahl. Man sollte daran denken, dass die Strahlen selbst ihre untergeordneten Eigenschaften besitzen und ebenso, wie der sechste Strahl, der sich in deiner Persönlichkeit ausdrückt, zu einem fanatischen Verfolgen des Ideales führen kann (was das auch immer für dich bedeutet), so ruft derselbe Strahl im Astralkörper den Ausdruck der Hingabe hervor. In deinem Fall stellt diese Hingabe die Saat der Selbstlosigkeit dar. Diese Hingabe ist, was dich anbelangt, keine Hingabe an deine eigenen selbstsüchtigen Interessen, sondern sie ist für dich ein grosser auf die Aussenwelt eingestellter Faktor. Sie führt dich auf den Weg des Dienstes. Wenn sich jedoch zwei Instrumente oder Körper und die Seele auf demselben Strahl befinden, treten die Probleme in bezug auf den rechten Ausgleich der Kräfte in Erscheinung.

Du hast einen physischen Körper auf dem dritten Strahl. Dies gibt dir Kontakt und bringt dich auf die Erde herunter, was ein Mensch auf dem sechsten Strahl überwiegend nötig hat, besonders wenn er hochentwickelt ist. Es hilft dir, dich auf der physischen Ebene auszudrücken; es stellt einen Brennpunkt für die Manifestation der Seele dar, denn es ist insbesondere der Strahl, durch den der dritte Aspekt der Göttlichkeit sich ergiesst, um sich ausdrücken, es kann die Durchschlagskraft des Persönlichkeitsausdrucks hervorrufen; es kann sich aber auch als ein entschiedenes Hindernis erweisen .

Zusammenfassend könnte deshalb festgestellt werden, dass deine Strahlen folgende sind:

1. Der Strahl der Seele der erste Strahl des Willens und der Macht.

2. Der Strahl der Persönlichkeit der sechste Strahl der Hingabe und des Idealismus.

3. Der Strahl des Mentalkörpers der vierte Strahl der Harmonie durch Konflikt.

4. Der Strahl des Astralkörpers der sechste Strahl der Hingabe.

5. Der Strahl des physischen Körpers der dritte Strahl der aktiven Intelligenz.

Dies wird dir die Energielinien, die von den zwei Hauptstrahlen unseres Sonnensystems beeinflusst werden, offenbar machen: In deinem Fall finden sie ihren Ausdruck durch den vierten und sechsten und durch den ersten und dritten Strahl. Es ist wertvoll, dies zu wissen, nicht wahr?

[256]

Einen Fingerzeig will ich dir diesmal noch geben, mein Bruder. Hüte deine Gesundheit während der kommenden Jahre und mache auf diese Weise zunehmenden Dienst möglich, bleibe auch beweglich in Absicht, Zielsetzung und Tätigkeit. Mit der Zeit wirst du begreifen, worauf ich mich beziehe.

Februar 1938

MEIN BRUDER!

Im kommenden Jahr wirst du zwei grundlegenden Entscheidungen gegenüberstehen. Es ist nicht meine Aufgabe, Andeutungen zu machen, worin sie bestehen werden. Dadurch, dass der Jünger die entscheidenden Krisen im Leben erkennt, erlangt er die Kraft, allein und losgelöst zu stehen; durch die Fähigkeit, losgelöst zu stehen, wird die Macht erworben, die der göttliche Beobachter handhaben kann, wenn er sich nicht mit den Umständen identifiziert. Eins der Dinge, die während des kommenden Jahrhunderts in Erscheinung treten werden, wird ein besseres Verständnis für das Gesetz der Zyklen sein. Dann wird ein Verständnis für den Lebensrhythmus mit seinen hohen Augenblicken, seinen dunklen und bedrückenden Stunden (ich spreche nicht von einer gefühlsmässigen Reaktion, sondern beziehe mich auf die Alternative zu den Höhepunkten) und mit seinen schwierigen Zwischenpausen zutage treten, in denen Verständnis durch den Einfluss angewandter Vernunft erarbeitet wird. Für Menschen auf dem sechsten Strahl ist es besonders wichtig, das Gesetz der Zyklen und des rhythmischen Wachstums zu meistern, denn wenn sie den Lebensrhythmus weise handhaben, kann ihre Anlage zu fanatischer und ungestümer Handlungsweise unschädlich gemacht werden.

Du bist durch eine Periode erweiterten Dienstes hindurchgegangen. Sie hat dich weit von der Lebensabsicht früherer Jahre entfernt und neue Beziehungen und neue Kräfte bestimmen deine Tage. Sorge dafür, dass genug von den früheren Umständen und alten Beziehungen bewahrt wird, um Kontinuität und Stabilität sicherzustellen. Ich versuche die Unterweisung, die ich dir und deinen Mitjüngern in dieser Gruppe gebe, so zu formulieren, dass diejenigen, für welche die besondere Lehre gedacht ist, Erkenntnis erlangen können, dass jedoch nichts gesagt zu werden braucht, was in den Gedanken der anderen Jünger in der Gruppe Neugierde erregen könnte.

Du bist während der letzten sechs Jahre weit gewandert und deine Lebenstendenz (und damit meine ich deine geistige Tendenz) ist jetzt entschieden festgelegt. Ich gebrauche diese Worte, um die Idee der Absicht der Seele auszudrücken. Kannst du dich in Gedanken an das Jahr zurückversetzen, in dem diese Orientierung [257] definitiv wurde? Solche Rückblicke haben wirklichen Wert, mein Bruder.

Heute versuche ich mich mit den mentalen Problemen der Jünger in dieser Gruppe zu befassen. Früher habe ich dir gesagt, dass dein Mentalkörper vom vierten Strahl der Harmonie durch Konflikt beeinflusst wird. Dieser Strahl ist ein Faktor gewesen, der viele der Schwierigkeiten behoben hat, die durch deine Persönlichkeit auf dem sechsten Strahl, welche ihren Brennpunkt in einem Astralkörper auf dem sechsten Strahl hat und dadurch noch verstärkt wird, in Bewegung gesetzt worden sind. Die Persönlichkeit ist stets vorwiegend mit einem ihrer drei Aspekte vereinigt oder sie findet ihren Brennpunkt darin. Ich will mich bemühen, dir jetzt die Körper zu zeigen, durch die der Seelenstrahl sich ebenfalls in hervorragender Weise ausdrückt:

1. Seelenenergie sucht sich in deinem Fall durch den vitalen oder Ätherkörper auszudrücken.

2. Die Kraft der Persönlichkeit hat ihren Brennpunkt im Astralkörper.

Wenn du diese beiden Tatsachen ein wenig in Erwägung ziehst, wird es dir klar werden, worin dein Lebensproblem besteht. Es ist das Problem des Verschmelzens und des harmonischen Verbindens der Persönlichkeit gewesen, damit die Energie der Seele von der Mentalebene aus dominieren und somit deinen Mentalkörper auf dem vierten Strahl gebrauchen kann, um die übermässige Tätigkeit des vitalen und des Astralkörpers zu überwinden. Es ist hilfreich dies zu wissen, nicht wahr? Gewisse grosse Gleichschaltungsqualitäten werden in Gang gebracht, wenn die Seele den vitalen Körper in der Gewalt hat und ihn dominieren kann, aber sie zeigen sich mehr als physische Vitalität denn als Eigenschaften im Bewusstsein. Ich denke, dass du dies weisst. Wenn du während des Rests deines Lebens mit deinem Mentalkörper arbeitest und ihn (als Seele) beherrschst, wird die Persönlichkeit in deiner nächsten Verkörperung von Anfang an im Mentalkörper konzentriert sein. Dies bedeutet ein ausserordentlich erweitertes Bewusstsein und eine viel grössere Fähigkeit zu dienen, eine Fähigkeit, die den Bedürfnissen angepasst ist, denen die Persönlichkeit gegenübersteht.

Mein Bruder, was sind die charakteristischen Eigenschaften eines Mentalkörpers auf dem vierten Strahl? Lass mich einige von ihnen für dich aufzählen und es dir überlassen, sie aufrichtig und verständnisvoll in bezug auf dich selbst zur Anwendung zu bringen.

Zerstörend.....................................................................Aufbauend
Ein innerer mentaler Kampf ..................................Die Lösung der Frage der Gegenpole.
Viele Gegensätze .....................................................Keine Parteinahme. Der Mittelweg.
Vorurteile .................................................................Duldsames Verständnis.
Einigkeit und Synthese der Persönlichkeit ..........Gruppeneinigkeit und Synthese.
Innere und äussere Widersprüche .......................Harmonie drinnen und draussen.
Umweltprobleme ....................................................Friede mit der Umwelt.
Auferlegung des persönlichen Willens .................Ausdruck des Willens zu lieben.

[258]

Es gibt natürlich viele weitere Eigenschaften und Neigungen, aber ich habe diejenigen aufgezählt, die für dich am nützlichsten sind. Ich möchte dich daran erinnern, dass der vierte Strahl, wenn er ein Bestandteil der Persönlichkeitsausrüstung ist, der Ausdruck des Willens zu lieben ist (entweder im materiellen oder im geistigen Sinn). Er steht daher durch seine Betonung des Willens mit dem ersten Strahl in Verbindung. Es sollte dir infolgedessen nicht so schwer fallen, die Betonung deiner Seele auf die «Gedankenzone» zu verlegen und den physischen Körper von dort aus, anstatt (wie es jetzt der Fall ist) mit grosser Mühe von der Ebene der Seele aus, zu dominieren. Dies ist ein Fingerzeig für deinen Weg der Befreiung.

Sei jedoch stets dessen eingedenk, mein Bruder seit langem, wenn du diese Betonung herbeizuführen suchst, dass für dich der Wille zu lieben die Hauptsache ist. Zu diesem Zweck schlage ich dir die zugewiesene Meditation vor. Ich möchte vorschlagen, dass du dich auf den vierten Strahl mit seinem Grundton des Willens zu lieben konzentrierst, der sich in Harmonie inmitten von Konflikt auswirkt. In deiner nächsten Verkörperung solltest du durch eine Persönlichkeit auf dem zweiten Strahl funktionieren, aber dies wird davon abhängen, wie erfolgreich dein augenblickliches Bemühen und deine Fähigkeit ist, die Hauptzüge deiner Aufgabe zu begreifen. Du musst daher die hingebungsvollen und fanatischen Neigungen deines sechsten Strahls in geistige Liebe und Kraft umwandeln; deine Zielstrebigkeit muss auf einer einschliessenden Orientierung begründet werden. Bis jetzt ist sie auf dem Streben des sechsten Strahls begründet. In Zukunft muss sie auf intelligenter Überzeugung begründet und ihrer Natur nach mental sein eine ganz andere Sache, mein Bruder.

Ich möchte dich bitten, alles sorgfältig zu studieren, was du in «Eine Abhandlung über die Sieben Strahlen» über den vierten Strahl finden kannst, dies definitiv auf deine eigene mentale Entfaltung anzuwenden und eine praktische Darstellung seiner erwünschten Wirkungen, im Hinblick auf dein eigenes Leben, zu machen. Du solltest dir die folgende Frage stellen: «Was für eine Wirkung wird eine bestehende Gleichschaltung zwischen meiner Seele auf dem ersten Strahl, meiner Mentalität auf dem vierten [259] Strahl und meinem physischen Gehirn auf das Persönlichkeitsleben auf der physischen Ebene ausüben?»

Ich weise dir deshalb die folgende Meditation zu:

1. Erlange Gleichschaltung, bewusste Verschmelzung und Stabilität.

2. Verlege deine Aufmerksamkeit definitiv und bewusst in den Mentalkörper.

3. Betrachte die Gegenpole, die deine Persönlichkeit in diesem Leben handhaben muss. Tue dies mit Hilfe deines Mentalkörpers auf dem vierten Strahl.

4. Stelle dir diese Gegenpole bildlich als zwei hohe Berge vor, die durch einen engen Pass getrennt sind, der zwischen ihnen hindurchläuft; dies ist für dich das Symbol des «schmalen Weges».

5. Sieh diese Berge auf beiden Seiten stehen, den einen im Schatten, den andern im Licht. Sieh den engen Pass dazwischen als einen goldenen Fussweg. Stelle dir vor, wie du selbst «zwischen ihnen hindurchgehst». Während du dies tust, erinnere dich daran, dass deine Seele dich, die Persönlichkeit, beobachtet und sieht, wie du auf diesem Mittelweg vorwärtsschreitest.

6. Unterziehe dann die folgenden Saatgedanken einer sorgfältigen Erwägung:

1. Monat Ich stehe im Licht als derjenige, welcher beobachten kann.

2. Monat Den Wanderer in der Ferne, der mein kleines Ich ist, rufe ich zu mir.

3. Monat Zwischen den Säulen des Weges gehe ich hindurch, ich lasse diese beiden auf jeder Seite.

4. Monat Der Mittelweg führt zu einer Brücke und auf der Brücke stehe ich.

5. Monat Und auf der Brücke begegne ich meinem Ich.

6. Monat Und somit sind die beiden eins und jetzt ist Harmonie hergestellt.

Februar 1939

MEIN BRUDER!

In meiner letzten Mitteilung an dich, habe ich das Problem deiner «Manifestation innerhalb des planetarischen Lebens» (wie es esoterisch genannt wird) sehr gründlich behandelt und deine Strahlenausrüstung ziemlich ausführlich erörtert. Du hast dich so aufrichtig und [260] ernstlich, wie es dir möglich war, bemüht, die Unterweisung zu befolgen, um eine bessere Vorstellung des Ziels zu erlangen, das deine Seele vermittels deines täglichen Lebens zu erreichen sucht. Diese Tatsache ist mir nicht entgangen. Du hast festgestellt, dass bereits wenigstens eine der Entscheidungen, auf die ich mich bezog, vor dir steht, nicht wahr? Das Resultat bleibt bis jetzt noch unentschieden, denn die Aufgabe des Verzichtens ist nicht leicht. Ich möchte dir nahelegen, dass das, was aufgegeben werden muss, nicht dasjenige ist, worauf du gegenwärtig die Betonung legst. Ich möchte dich auch daran erinnern, dass dem Opfergesetz stets das Gesetz des Neu-Inbesitznehmens im geistigen Sinn folgt. Ich bitte dich, diese Tatsache zu erwägen.

Die Welt ist heute in einem so unglücklichen Zustand, dass das allernotwendigste, in jedem Land, das Erscheinen «unverwandt leuchtender Lichtpunkte» ist, die anderen den Weg erleuchten, die Düsterkeit vertreiben und eine richtige Reaktion hervorrufen können, die auf einer klaren Erkenntnis des ganzen Sachverhalts begründet ist. Die kleineren Ereignisse, im Leben des einzelnen, können ihm dabei helfen die Fertigkeit zu erlangen, auf diese Art zu sehen und zu leuchten. In dieser Aufgabe, die Düsterkeit zu vertreiben, können diejenigen unter euch, die in meiner Jüngergruppe arbeiten, helfen den Weg zu bahnen, das Tempo zu bestimmen und somit die Zahl derer vergrössern, welche die «erleuchteten Punkte» darstellen, eine Zahl, die bis jetzt noch gering ist. Dazu braucht es sowohl eine persönliche als auch eine Gruppendezentralisierung, die bis jetzt wenige von euch besitzen, nach der ihr jedoch ringt und weiterhin ringen müsst.

Die Kultivierung einer göttlichen Gleichgültigkeit in bezug auf den Ort, an dem du dich befindest und auf das, was du tust, wäre für dich von besonderem Wert. Du würdest viel Nutzen daraus ziehen, wenn du jeden Abend fünf Minuten lang über diese deine Fähigkeit meditieren würdest, die notwendige geistige Loslösung zu demonstrieren.

Ich möchte dich auch bitten, eine sehr kurze Meditation zu verfolgen, um eine leichtere Verschmelzung zwischen deiner Seele und deiner Persönlichkeit herbeizuführen, eine Verbindung dieser beiden Strahlenenergien, von denen die eine dich im Raum beeinflusst, während die andere dich in der Zeit bestimmt. Das Problem ist nicht leicht, weil deine Energie des ersten Strahls, wenn sie sich mit deinen Kräften des sechsten Strahls verbindet und sie bezähmt, eine grosse Stimulierung hervorrufen wird, ausser du hältst dich genau an meine Vorschriften. Die Wirkung wird sich in [261] deinem Astralkörper fühlbar machen. Diese Stimulierung ist nicht wünschenswert und muss von dir um jeden Preis vermieden werden. Wenn du daher feststellst, dass der Gebrauch dieser Meditation einen gesteigerten Ausdruck der Kraft des sechsten Strahls hervorruft und du astral immer mächtiger wirst, dass deine Hingabe an das, was du tust, zunimmt, dass du immer kritischer und zunehmend reizbar und immer fanatischer wirst, dann höre sofort auf damit. Arbeite nur dann im Herzzentrum, wenn du diese vorgeschlagene Form gebrauchst und gib acht, dass sich kein Gedanke ins Sonnengeflecht, jene offene Tür zur Astralebene hinein verirrt. Mache eine kurze, schnelle Gleichschaltung mit der Seele. Sei dir dessen bewusst, dass du wahrhaftig der Eine bist, dessen Natur geistige Loslösung und Isolierung ist (nicht Getrenntheit oder Spaltung), dann halte an und stabilisiere dich in diesem Bewusstsein. Lass am geheimen Ort innerhalb des Herzens das persönliche Ich dem wirklichen Ich unter vier Augen begegnen und sich dort zum Dienst der Seele weihen, mit tiefer Hingabe, treuer Liebe und «beweglichen» Absichten. Mit beweglich, meine ich die Bereitwilligkeit, das zu tun, was die Seele verlangt, wenn es deinerseits als die nächste Pflicht registriert und erkannt wird.

Vergiss nicht, über der Verblendung des Erreichens deiner Dienstziele, die Notwendigkeit weiterer und beständiger Ausbildung, alter Bruder. Der Jünger vertieft sich häufig in so hohem Grad in die zu leistende Arbeit, dass er vergisst, dass das äussere Leben des Dienstes unfruchtbar und zu persönlich wird, wenn es nicht von einer zunehmenden Empfindungsfähigkeit für die Impulse der Seele begleitet wird. Die Seele ist Liebe und Verständnis. Höre nicht auf, an dem Problem einer wahren geistigen Vorstellung zu arbeiten und sei nicht so sehr mit der Aufgabe des Dienstes beschäftigt, dass du die Lehren, die du selbst erlernen musst, dabei vernachlässigst. Lebe so wie du andere zu leben lehrst und bewahre einen Sinn für richtige Bewertung. Du hast guten und treuen Dienst geleistet und vielen geholfen. Lass dir selber helfen, ohne deine eigenen Bedürfnisse in deinem Bewusstsein übermässig zu betonen.

ANMERKUNG: Dieser Jünger ist nie abgewichen und bemüht sich ernstlich, für den Tibeter zu arbeiten und den Pfad der Jüngerschaft unter seiner Anleitung zu gehen

[262]

An L. D. N. C.

April 1939

BRUDER SEIT LANGEM!

Und was ich dir sagen, du feuriger Kämpfer in unserer Arbeit? Nicht mehr als dies: Durch Stillesein und Zuversicht wirst du stark und in einer allumfassenden Liebe liegt deine Gelegenheit. Ich denke, dass du dies weisst. Du hast während der letzten drei Jahre wirkliche Fortschritte darin gemacht, dich von den Begrenzungen einer Persönlichkeit auf dem sechsten Strahl zu befreien. Ich habe dich nun sieben Jahre lang beobachtet, und du hast dich weitgehend von gewissen, sehr ausgesprochenen Belastungen freigemacht. Das, was dich jetzt hindert, sind meistens alte Gewohnheiten des Denkens und Redens, und diese müssen ebenfalls verschwinden. Sie dürfen nicht durch eine drastisch auferlegte Hemmung beseitigt, sondern müssen durch die hereinfliessende Flut von Liebe weggeschwemmt werden.

Du hast eine schwierige Strahlenverbindung, mein Bruder, und sie hat dein Leben sehr stark beeinflusst. Dein egoischer Strahl ist der erste Strahl und der Strahl deiner Persönlichkeit ist der sechste Strahl der Hingabe. Macht, Wille, Hingabe, Idealismus, Fanatismus, dies ist die Zusammenstellung. Du kannst von Glück reden, dass dein Persönlichkeitsstrahl in deinem letzten Leben der zweite Strahl der Liebe war und so war es auch für mehrere vorhergehende Leben. Dies hat ausserordentlich dazu beigetragen, die dynamischen zerstörenden Wirkungen deiner Kraft des sechsten Strahls unschädlich zu machen. Hierüber solltest du froh sein.

Jetzt trittst du langsam in einen neuen Tätigkeitszyklus ein. Lass ihn durch Liebe gekennzeichnet sein und dadurch, dass du keinerlei Wünsche für das getrennte Ich hast. Du könntest hierauf antworten, dass du glaubst von jeglichem derartigen Verlangen frei zu sein. Aber, mein Bruder, wenn du so frei wärest, würdest du nicht so sehr im Zusammenhang mit andern und durch Enttäuschungen leiden, die immer kommen, und stets kommen werden, bis es dem Jünger nichts mehr ausmacht, ob er erfolgreich ist oder nicht, ob er anerkannt wird oder nicht. Denke hierüber nach und prüfe dein Herz genauer. Du bist im Begriff, wirkliche Befreiung zu erlangen, und ich sage dir dies zu deinem Trost und deiner Hilfe.

Um diesen neuen Dienst, dem du dich geweiht hast, durchzuführen, bedarfst du der befreienden Macht der Flut der Liebe, welches die Seele ist. Vergiss nicht, dass du auf dem Strahl der Macht bist. Es ist die Macht der Liebe, auf intelligente Art und Weise zu dienen. Lass diese Worte den Grundton deiner Erwägungen und deines Bemühens während der nächsten paar Monate [263] bilden. Ich will dir eine Meditation geben, die deine Bemühungen fördern wird. ...

Ich habe auch den Vorschlag gemacht, dass du den beigefügten Rückblick über Loslösung machst. Du wirst ihn mit Vorteil eine Zeitlang anwenden. Geh in Frieden und voller Zuversicht vorwärts, mein Bruder. Du hast viel zu geben: Viel Weisheit, viel Erfahrung und viel Verständnis. Oft stehst du dir jedoch selbst im Licht und deine Persönlichkeit stellt sich zwischen das wahre geistige Ich und jene, denen du so inbrünstig zu dienen suchst.

ANMERKUNG: Der Druck des Lebens in Europa während des Weltkriegs, 1939, hat es diesem Jünger unmöglich gemacht, damals fortzufahren.

An R. V. B.

November 1931

Meine Worte für dich, mein Bruder, lauten folgendermassen: Du bist in diesem Leben zu einem grösseren Mass von Befreiung fortgeschritten als deine Seele oder diejenigen, welche auf der inneren Seite des Lebens beobachten, es vorausgesehen hatten. Die grosse Gelegenheit hat sich dir aufgetan und du hast sie ergriffen. Ich habe in deiner Aura nach dem gesucht, mit dem ich mich befassen sollte, und meine Botschaft für dich ist vielleicht unerwarteter Art: Es ist die Mitteilung über Geschwindigkeit. Du solltest weder hastig sein, noch solltest du mit unangemessener Eile in Erfahrungen hineinstürmen, aber die Schwingung, die stetig und bewusst beschleunigt wird, führt zur Macht. Deine äussere Demonstration bringt das innere pulsierende Leben nicht völlig zum Ausdruck; die Tätigkeit deiner Seele wird durch deine Bewegungen auf der physischen Ebene begrenzt. Eine schnellere harmonische Vereinigung zwischen dem Äusseren und dem Inneren ist erforderlich, jedoch nicht auf Kosten deiner erreichten Ausgeglichenheit noch deiner wirklich ausgezeichneten Tüchtigkeit. Du wirst wissen, wovon ich spreche, denn in deinen hohen Augenblicken beunruhigt dich deine langsame Reaktion auf die Dinge, die innerlich empfunden werden. Du besitzest Ausgeglichenheit, Mut und Wissen und der «Weg des Jüngers», den der Jünger gehen muss, ist dir bekannt, aber die Zellen des physischen Körpers bedürfen einer schnelleren Sensibilisierung und zwar dadurch, dass du Energie hineinbringst und nicht durch Diät oder andere Mittel der physischen Ebene. Sende während der nächsten sechs Monate die Energie, [264] mit der du in Berührung kommen wirst, zum Kehlzentrum nicht zu der physischen Kehle, sondern zu dem Zentrum, das hinter dem physischen Organ hoch oben in der Wirbelsäule und doch gänzlich ausserhalb des physischen Körpers liegt. Dieser Tatsache sollten sich alle Jünger erinnern. Die sieben Energiezentren befinden sich etwa sieben bis acht Zentimeter hinter ihren gewöhnlich angedeuteten Stellen. Wenn dies im Gedächtnis behalten wird, dann wird viel physiologische Gefahr vermieden. Geschwindigkeit der geistigen Reaktion in allen Zellen des Körpers ist das Wort für dich, mein Bruder. ...

Geh voller Kraft (die du hast), und im Frieden (den du besitzest), und innerlich ausgeglichen vorwärts. Dir werden Atemübungen viel helfen.