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ERSTER ABSCHNITT - JÜNGERSCHAFT IM NEUEN ZEITALTER – Teil 5

Das Problem des Meisters besteht darin, ihn die Stabilisierung der Beziehung zwischen Seele und Körper zu lehren, damit zwischen ihnen nach Belieben Kontakt hergestellt werden kann. Der Astralkörper stellt kein Hindernis von Belang dar, und durch diesen Seelenkontakt kann leicht eine Beziehung mit der Hierarchie, ihren Zielen und Hilfsquellen hergestellt werden. An zweiter Stelle wird auf die Natur der Energie und ihre weise Nutzbarmachung durch die Vermittlung einer gleichgeschalteten Persönlichkeit hingewiesen.

Es ist erforderlich, dass ihr alle eine bestimmte Tatsache begreift, bevor ihr die Arbeit mit mir aufnehmt, nämlich, dass in einer Jüngergruppe, wie in dieser, die grosse Mehrheit die erste Einweihung bereits empfangen hat und für eine spätere Einweihung vorbereitet wird. In dieser Erklärung liegt nichts Überraschendes oder irgendwelche besondere Ursache für Freude oder Überheblichkeit. Eine unermessliche Anzahl von Weltaspiranten zeigt durch ihre Aufgeschlossenheit für geistige Fragen, durch die Intensität ihrer Aspiration und durch ihr Ringen danach, gut, selbstaufopfernd und weise zu sein, dass sich das Leben des innewohnenden Christus ganz entschieden in ihnen rührt und in ihrem Herzen vorhanden ist. Die Einweihung der «geistigen Fixierung auf der physischen Ebene» (wie die Geburt in Bethlehem, die erste Einweihung, manchmal genannt wird) ist bereits von Tausenden empfangen worden, und sie gehen aufrichtig und entschieden auf dem Weg vorwärts. Ich möchte euch hier daran erinnern, dass viele, viele Leben zwischen der ersten und zweiten Einweihung verfliessen können lange, lange Zwischenzeiten stillen und nahezu unsichtbaren [95] Wachstums. Ihr seid durchaus nicht einzigartig oder den älteren Weltaspiranten weit voraus. Darin liegt Grund zur Ermutigung und zur Demut. Natürlich ist es nicht meine Absicht, zu erwähnen, wer für irgendeine besondere Einweihung vorbereitet wird. Das ist etwas, das jeder von euch selbst entdecken muss. Es ist eine Frage innerer Orientierung, kann also nicht durch äussere Information gelöst werden.

Hier möchte ich auf einen Punkt, das Empfangen der ersten drei grossen Einweihungen betreffend, besonders hinweisen. Sie müssen stets im physischen Körper und auf der physischen Ebene empfangen werden und so das Eingeweihtenbewusstsein sowohl durch das Denkvermögen als auch durch das Gehirn demonstrieren. Dies ist ein Punkt, der nicht oft betont und der manchmal bestritten wird.

Ich möchte auch mit aller mir zur Verfügung stehenden Klarheit und Macht auf die äusserst dringende Notwendigkeit, Demut zu üben und diese beständig wieder von neuem auszudrücken, hinweisen. Ich spiele nicht auf ein Minderwertigkeitsgefühl an, sondern auf jenen richtig eingestellten Sinn für rechte Wertverhältnisse, der denjenigen, der ihn besitzt, mit einem ausgewogenen Standpunkt in bezug auf sich selbst, seine Verantwortungen und seine Lebensaufgabe ausrüstet. Wenn dieser vorhanden ist, wird er ihn befähigen, sich selbst leidenschaftslos und ihm gebotenen Gelegenheiten mit gleicher Abgeklärtheit zu betrachten. Zweifellos haben alle Jünger, und ihr gehört auch zu ihnen, Vermutungen hinsichtlich ihres Ranges und ihres Ansehens auf dem Pfad und in bezug auf den Rang ihrer Mitjünger angestellt. Das ist schliesslich sowohl natürlich als auch menschlich. Einige von euch sind zu demütig im persönlichen Sinn und nicht in einem Sinn wahrer Demut. Dabei meine ich, dass ihr so sehr befürchtet, stolz und schwülstig zu sein und eure Fähigkeiten zu hoch einzuschätzen, dass ihr dem wahren Sachverhalt gegenüber unehrlich seid und die Macht eurer Seele schmälert. R. S. U. ist ein typisches Beispiel dafür und muss im geistigen Leben demütig wandeln, was ein richtiges Erkennen von Rang und Gelegenheit mit sich bringt und nicht diese beständige Betonung ihrer Unfähigkeit, den Anforderungen gerecht zu werden. Sie ist es meiner Jüngergruppe und mir schuldig, sich als das zu erkennen, was sie wirklich ist, eine Jüngerin in Vorbereitung für eine gewisse Einweihung, der viel Weisheit zur Verfügung steht. W. D. S. leidet an einem Minderwertigkeitsgefühl, das ihn dazu treibt, seine Persönlichkeit anderen äusserlich aufzuzwingen und sich als heimliche, geistige Eifersucht denen gegenüber ausdrückt, die sein Bewusstsein als die ihm geistig Überlegenen gelten lassen muss. Er muss sich selbst hinnehmen wie er ist und froh über jene sein, die ihm für die Möglichkeit zukünftiger Entfaltung bürgen, weil sie [96] bereits mehr erreicht haben als er, und dann muss er sich selbst vergessen, während er seine Jüngerschaft auf sich nimmt und entdeckt, dass er in treuem Dienst so beschäftigt ist, dass ihm keine Zeit dafür übrigbleibt, sich unaufhörlich mit anderen zu vergleichen.

Wahre Demut beruht auf Tatsache, Vision und Zeitnot. Hier gebe ich euch einen Fingerzeig und möchte euch bitten, tief über diese drei Grundlagen einer reiferen persönlichen Haltung, die vor jeder Einweihung angenommen und demonstriert werden muss, nachzudenken. Ich möchte euch daran erinnern, dass angesichts einer wahren Vision stets Demut vorhanden sein muss.

Dieses Experiment, das ich unternehme, hat seine Gefahren. Auf der inneren Ebene sind die Jünger im Ashram eines Meisters einigermassen im Bild über den Rang ihrer Mitjünger; aber diese Kenntnis dringt nicht immer ins Gehirnbewusstsein durch. Dies ist grösstenteils eine Schutzmassnahme, weil man sich nicht darauf verlassen könnte, dass sie diese Kenntnis auf der physischen Ebene richtig handhaben würden. Sie könnten einem Mitjünger gegenüber, der dem Ziel, das er sich im Zusammenhang mit der Einweihung gesetzt hat, vorübergehend nicht gerecht wird, übermässig kritisch sein; sie könnten im geheimen eifersüchtig sein oder sich unnötig selbst verurteilen, sie könnten den Jünger, der ihnen auf dem Einweihungspfad voraus ist, als einen Überlegenen und Abseitsstehenden betrachten und dadurch seine Aufgabe und sein Bestreben erschweren; sie könnten einen gesunden Wertmassstab hinsichtlich der Einweihung selbst, in bezug auf ihr Verfahren und ihren Geisteszustand verlieren und zwar dadurch, dass sie einem anderen kämpfenden Eingeweihten-Jünger zu nahe treten oder ihn missverstehen. Es gibt viele Fallen und ich rate euch, euch in acht zu nehmen. Befasst euch mit eurem eigenen Leben und euren eigenen Angelegenheiten. Spekuliert nicht über den Rang der anderen Jünger in meiner Gruppe, die in enger Verbindung mit euch an meinem Experiment mitarbeiten und es teilen. Pflegt die Demut, die auf Verständnis und Vision beruht und dient der Welt, euren Mitjüngern und dient auch mir, als eurem hauptsächlichen Berührungspunkt mit der Hierarchie.

Ich habe oft darauf hingewiesen, dass ein Jünger an dem Einfluss erkannt wird, den er auf seine Umgebung ausübt, und ein Eingeweihter an dem weiten Spielraum seines Weltdienstes. Wie kommt es denn, dass einige unter euch (nicht alle) sich nicht durch solchen Dienst auszeichnen und in Weltangelegenheiten von verhältnismässig geringer Bedeutung sind? Verschiedene Umstände könnten dies erklären. Erstens mag ein Jünger dazu berufen sein, gewisse karmische Verbindungen abzuarbeiten, um gewisse Verpflichtungen sehr alten Ursprungs zu erfüllen, und auf diese Weise [97] den Weg für späteren, vollständigeren und ununterbrocheneren Dienst an der Menschheit freizumachen. Dies kommt recht häufig zwischen der ersten und zweiten Einweihung vor. Manchmal mag ein Jünger auf den inneren Ebenen wirkungsvollen Dienst und zwar im grossen Massstab leisten und doch mag dies auf der physischen Ebene in keiner Weise sichtbar sein, abgesehen davon, dass seine ganze Lebensweise von hervorragender Schönheit ist. Andere mögen gewisse Techniken in bezug auf psychologische Beziehungen und auf Energieverteilung erlernen, und sie mögen ein bestimmtes Leben dem Erlangen dieser esoterischen Wissenschaften geweiht haben. Ein Leben ist nur ein kurzer Augenblick im langen Zyklus der Seele. Der echte Jünger wird seine Zuflucht niemals zu diesen oben erwähnten Gründen als Ausrede für Mangel an Bemühen nehmen. Ich möchte euch daran erinnern, dass weltweiter Einfluss allein nicht immer Jüngerschaft andeutet. Es gibt viele wohlbekannte und magnetische Gruppen, die irgendeine dominierende Persönlichkeit in ihrem Mittelpunkt haben, die nicht unbedingt ein Jünger ist.

In Verbindung mit dieser Gruppe meiner Jünger und mit diesem Experiment, das ich unternehme, müsst ihr einen Punkt im Gruppenerleben erreichen, an dem ihr nicht so intensiv mit eurer eigenen Entwicklung, eurer Stellung und eurem Dienst in Anspruch genommen seid; ihr müsst alle lernen, euch zu dezentralisieren, damit die Arbeit, die getan werden soll, zum Faktor von hauptsächlicher Bedeutung wird. Wenn dies der Fall ist, wird das intensive Selbstinteresse für irgendeinen Aspekt des Persönlichkeitsausdrucks, für eine Charakterschwäche, für ein heissgeliebtes erstrebtes Ziel oder einen physischen Zustand aufhören. Ihr werdet herausfinden, dass es äusserst hilfreich ist, sich in einer «göttlichen Gleichgültigkeit» zu üben (was ich euch mehrmals gesagt habe), um das kleine Ich zu vergessen; dies erscheint (aus Gewohnheit) häufig von so grosser Bedeutung, dass es das höhere Ich ausschliesst; es tritt zwischen den Jünger und den Meister und verhindert Kontakt mit seinen Mitjüngern und macht auf diese Weise wirksamen Dienst zunichte.

Ich möchte noch einen weiteren Punkt mit euch besprechen, damit ihr euch vollkommen klar darüber werdet. Es kommen Zeiten im Leben des Jüngers, wo keine Fühlung mit dem Meister vorhanden zu sein scheint und es den Anschein hat, als sei jegliche Beziehung, wenigstens vorübergehend, abgebrochen. Ich möchte betonen, dass eine solche Trennung, soweit es sich um einen angenommenen Jünger handelt, nicht möglich ist. Im okkulten Sinn kann es nicht vorkommen, und die Liebe des Meisters für den Jünger macht es gleichfalls unmöglich. Nur ein Umstand kann eine [98] Trennung zur Folge haben, und zwar, wenn der Jünger sich eine lange Zeit hindurch absichtlich und bewusst bemüht, sie herbeizuführen. Ein Meister nimmt einen Jünger nicht leichtfertig in seine Gruppe auf, und wenn er es erst einmal getan hat, dann ist die Stellung vom Standpunkt des Meisters aus unwiderruflich. Irgendeine Verzögerung im Fortschritt und eine etwaige endgültige Trennung kommen ausschliesslich vom Schüler her. Die Verbindung mag vorübergehend unterbrochen werden, und diese Trennung mag ein ganzes Leben lang währen; das ist jedoch vom Standpunkt der Seele aus nicht lang. In der langen Laufbahn der Seele währt es nur eine ziemlich bedeutungslose kurze Zeit; im Persönlichkeitsleben mag es gross und wichtig erscheinen, und die Persönlichkeit mag ihm viel Gewicht beilegen; im ewigen Jetzt der Seele kann es jedoch nur das Ergreifen einer Gelegenheit bedeuten.

Ich bin deshalb in eurer Nähe gewesen und habe dann und wann beobachtet, wie die Flut des Lebens über euch dahinrollte; ich habe eure Fortschritte und eure Verzögerungen bemerkt. Ich habe beobachtet, wie ihr erfolgreich wart und ich habe gesehen, wie ihr versagt habt. Dies tue ich dadurch, dass ich das Pulsieren eures Lichts beachte, nicht durch das Beobachten der Einzelheiten eures täglichen Lebens. Das ist in dieser kritischen Zeit nicht gerechtfertigt und infolge der evolutionären Entwicklung von Jüngern wird es nie wieder am Platz sein. Ihr seid noch immer innerhalb meiner Gruppenaura, innerhalb meines Ashrams. Eure Stellung darin wird von euch entschieden und nicht von mir. Zuzeiten besteht etwas in der Beziehung zwischen Lehrer und Schüler, was einem Pulsschlag ähnelt, ein Zurückziehen und ein Vorgehen, soweit es sich um den Jünger während der Probezeit handelt und eine unbewegliche erwartungsvolle Stellung seitens des Lehrers. Wenn die Schwankungen des Kontakts ein Ende gefunden haben und der Schüler Stabilität erlangt hat und zu «einem sich beständig nähernden Energiepunkt» wird, dann wird er ein angenommener Jünger. Einige in meiner Jüngergruppe sind im Begriff, Stabilität zu erreichen, einige ziehen sich zurück; ein paar kommen näher und ich beobachte das Zunehmen und Abnehmen ihres Lichts voller Interesse.

Es ist heutzutage erforderlich, dass jeder Jünger mobilisiert wird, und wenn ich sage «heutzutage», dann beziehe ich mich auf die gegenwärtige Zeit und die nächsten fünfzig Jahre. Diese Mobilisation verlangt, dass die Energien des Jüngers, seine Zeit und seine Mittel auf das Interesse der Menschheit gerichtet werden; sie erfordert erneute Weihung zum Dienst, eine Weihung des Gedankenlebens (seid ihr euch darüber klar, was das bedeuten würde, meine Brüder?) und ein Selbstvergessen, das alle Launen und Gefühle, alle Persönlichkeitswünsche, Verstimmungen, Beschwerden und jegliche Kleinlichkeit in euren Beziehungen zu euren Mitmenschen [99] ausschliesst. Auf der physischen Ebene würde es bedeuten, dass das ganze aktive äussere Leben in einen solchen Zustand versetzt würde, dass das ganze Leben ein konzentrierter, aktiver Dienst wird. Ich möchte euch bitten, das, was oben zum Ausdruck gebracht worden ist, zu studieren und es als Offenbarungslicht zu gebrauchen, damit ihr erkennen mögt, woran es euch fehlt und was ihr tun müsst.

Ich habe euch früher ein gut Teil Unterweisung, Hilfe und Ermutigung gegeben. Das verbleibt euch, und es würde euch nur nützen, wenn ihr etwas Zeit darauf verwenden würdet, es euch ins Gedächtnis zurückzurufen. Aber macht heute einen neuen Anfang, nicht um eurer selbst willen, sondern um einer bedürftigen Welt zu helfen. Vergesst euch selbst.

Der Druck der Arbeit hat während der letzten Zeit sehr schwer auf mir gelegen. Viel Arbeit hat im Zusammenhang mit der Weltlage auf meinen Schultern geruht. Die Weltlage hat von der Hierarchie viele Anstrengungen verlangt, um einen vollständigen Zusammenbruch, der jetzt bestehenden Struktur der menschlichen Zivilisation, zu verhüten. Die gesunde Grundlage eines Teils der Struktur muss gerettet werden; alles andere wird aufgegeben werden müssen.

Viele Umstände tragen zu der Trägheit bei, an der heute viele Jünger in der Welt leiden, die in Dienst und Hilfsbereitschaft aktiv sein sollten. Dies gilt auch für euch. Der Druck der Kriegsverhältnisse und Sorgen über eure eigenen persönlichen Angelegenheiten, Verhaltensweisen und Reaktionen haben viel von dem, was ich sagen wollte und gesagt habe, aus eurem Sinn verdrängt. Eine der ersten Lehren, welche die in der Ausbildung für Einweihung Stehenden meistern müssen, ist jene schwere Doppel-Haltung, die richtige Tätigkeit der Persönlichkeit und wirkliches Interesse an Persönlichkeitsangelegenheiten erlaubt und doch gleichzeitig nicht gestattete, dass irgendetwas Persönliches das subjektive geistige Leben, den Dienst und die Ausbildung, die in Vorbereitung für Einweihung gegeben wird, störend beeinflusst. Im Lauf der Zeit werde ich versuchen, zwischen den alten Techniken und den neueren Ausbildungsweisen eine Brücke zu schlagen, indem ich einen Teil der alten Techniken die jetzt etwas überholt sind und den Hinweisen, die euch den Weg zum Verständnis des Wesens, Zwecks und Ziels und der Methoden bahnen werden, gebrauche, um angenommene Jünger in den Vorgängen der Einweihung zu unterrichten.

Vor allem möchte ich sagen: «Trachtet danach. die Inbrunst eures früheren geistigen Strebens und eure Selbstdisziplin wiederzugewinnen». Wenn ihr sie nie verloren habt (obgleich viele Jünger es getan haben), trachtet dann diese Energie der Erleuchtung zu zwingen, sich auf der physischen Ebene in einer wirkungsvollen Gestaltung einer bestimmten Tätigkeit auszuwirken. Aber [100] wie, fragt ihr, meine Brüder? Dadurch, dass ihr die Ausstrahlung eures Lichts in der Welt durch Liebe und Meditation verstärkt, damit andere in der dunklen Nacht des Lebens, die in diesem Jahrhundert auf die Menschheit hinabgestiegen zu sein scheint, bei euch wie zu einem Licht ihre Zuflucht nehmen können, versucht mehr zu lieben, als ihr es je für möglich gehalten habt, damit sich andere, die durch Lebensumstände und die gegenwärtige schreckliche menschliche Existenz hart und kaltherzig geworden sind, an euch wenden können, um Wärme und Trost zu finden. Ich, und alle die mit der Hierarchie verbunden sind, suchen in dieser Zeit der verzweifelten Krise diejenigen zu finden, die zuverlässige Punkte von Lebensenergie sind, und durch welche die Liebe, die Kraft und das Licht ausgegossen werden können, die der Welt not tun, und die sie haben muss, wenn dieser Sturm überstanden werden soll. Ich bitte euch, mir und der Menschheit diesen Dienst zu erstatten. Ich bitte nicht um etwas, was in die Augen fällt; es wird jedoch eine aufreibende Anstrengung eurer Seele erfordern, wenn ihr angemessen reagieren sollt; ich verlange nichts Unmögliches; ich möchte euch daran erinnern, dass die Apathie des physischen Körpers und des Gehirns, die Trägheit der Gefühlsnatur und das Gefühl der Unzulänglichkeit des Denkaspekts euch zu hindern scheinen werden, wenn ihr entscheidenden Fragen gegenübersteht.

Wieder deute ich euch den Weg an, und wieder warte ich. Wollt ihr ein intensiveres Innenleben führen und die Kraft erlangen, die es euch ermöglichen wird, gleichzeitig als ein äusserst tüchtiges Menschenwesen und als eine lebendige, liebende Seele zu leben? Augenblicklich ist das Herstellen der Kontinuität dieser Doppelentwicklung dasjenige, was ihr am allermeisten nötig habt; es wird zur Verschmelzung, zur Gleichschaltung der Persönlichkeit und einer beträchtlich vergrösserten Tüchtigkeit führen. Viele Jünger sind nicht jung und es ist nicht leicht, die festgelegten Gewohnheiten des Denkens und des Gefühlslebens abzulegen. Sie müssen jedoch abgelegt werden und ihr dürft nicht ungehalten darüber sein. Die Rhythmen der Persönlichkeit sind stabilisiert und stellen für euch den Weg des geringsten Widerstands dar. Ihr müsst sie quer durchschneiden und auf diese Weise das Kreuz des Lebens bilden, und dann wird das Dasein noch viel schwieriger werden. Dies wird zur Herstellung neuer schöner Rhythmen führen.

Denjenigen, die sich inmitten des Feuers von Qual, Angst und Trübsal befinden (und ihre Zahl ist unendlich gross) und die sie überall erblicken und versuchen, fest und unerschütterlich inmitten all dieser Pein zu stehen, sage ich: «Das, was sich zeigt, ist nicht immer das, was wirklich ist». Dasjenige, was das Persönlichkeitsleben zerreisst und zerrüttet, ist häufig das Element der Befreiung, wenn es richtig begriffen wird; dasjenige, was dann in Erscheinung treten wird, wenn die Kräfte des Lichts die Dunkelheit der Welt durchdrungen haben, wird das Wesen des unsterblichen menschlichen Geistes demonstrieren. Euch allen sage ich: Meine Liebe umgibt euch und [101] die Aura des Ashrams, dessen Mittelpunkt ich bin, steht wie ein grosser Verteidigungswall um euch und alle, die für das Recht kämpfen. Seht zu, dass ihr kämpft. Dann könnt ihr, wenn ihr es wollt, diesen liebevollen Schutz empfinden. Jeden Tag könnt ihr, wenn ihr wollt, mit eurem Meister in Verbindung stehen. Wir sind weder blind noch nachlässig. Wir wissen jedoch, dass es grössere Übel gibt als Tod und Schmerz. Wir wissen, dass dies die Stunde der grössten Gelegenheit für die Menschheit ist, und dass die Evolution der Menschheit weit mehr beschleunigt werden wird, als je für möglich erachtet wurde, wenn die Menschen in der Kraft ihrer eigenen Seele triumphierend durch das sehr gegenwärtige Übel hindurchgehen und es überwinden. Es wird eine selbsterlangte Befreiung darstellen, zu der die Menschheit selbst den ersten Anstoss gegeben hat. Dies bedeutet ebensoviel im Leben der Menschheit wie es im Leben des einzelnen Jüngers bedeutet. Diese Möglichkeit und diese Gelegenheit dürfen dem Menschen nicht genommen werden; die gewonnenen geistigen und ewigen Werte sind von viel grösserer Bedeutung als seine vorübergehende Qual.

Obgleich ihr euch kaum darüber klar sein mögt, wenn ihr an uns, in unserer sogenannten sicheren Zurückgezogenheit, denkt: Die Befähigung all derer, die mit der Hierarchie verbunden sind, sich mit allem zu identifizieren, was mit der heutigen Weltnot zusammenhängt sowie ihre Empfindsamkeit, machen ihre Aufgabe, in Bereitschaft zu stehen, zur allergrössten geistigen Qual. Sie verstehen die Tiefen der Reaktion der Menschheit; sie begreifen und verstehen, denn sie sind eins mit allen Menschen. Dies umfasst ein weit grösseres Einbeziehungsvermögen als ihr begreifen könnt, und etwas, was nur mit dem Wort «Identifizierung» hinlänglich zum Ausdruck gebracht werden kann. Sie brauchen die unerschütterliche Unterstützung aller ihrer Jünger, die standhafte Liebe, die treue Haltung, die bedingungslose Reaktion auf menschliche Not, die sie in den Stand setzen werden, die schwere Last, die das menschliche Karma ihnen auferlegt hat, und die sie freiwillig auf sich nehmen, leichter zu tragen.

Wollt ihr dies geben? Wollt ihr unsere Arbeit auf jede mögliche Art und Weise unterstützen, sowohl als Persönlichkeiten, die sich zum Dienst geweiht haben, als auch als Seelen, die auf dem erleuchteten Weg wandeln? Die Notwendigkeit der Menschheit, Liebe und Licht zu empfangen, die Notwendigkeit der Hierarchie, Mittler und Menschen zur Verfügung zu haben, die unter Anweisung auf der Erde arbeiten wollen, kann all das, was ihr zu geben habt, hervorrufen und kann eure Seele in all ihrer Macht und Liebe herbeirufen (und dies ist die einzige wahre Belohnung, die der Jünger sucht). Dies wird euch dann zuteil werden, wenn ihr das kleine Ich vergessen werdet.

[102]

Dass euer Wissen in Weisheit umgewandelt werde und das Auge der Vision eure Lebensprozesse und alles, was ihr unternehmt, beherrschen möge, ist (tief in meinem Herzen) der Wunsch für jeden einzelnen von euch.

Euer Meister, Freund und Lehrer,

DER TIBETER