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ZWEITER ABSCHNITT - PERSÖNLICHE UNTERWEISUNGEN FÜR JÜNGER - Teil 1

ZWEITER ABSCHNITT
PERSÖNLICHE UNTERWEISUNGEN FÜR JÜNGER

VOM TIBETER

November 1931

MEIN BRUDER!
Ich möchte dir die folgenden Worte sagen: Verschwende keine Zeit damit, dir die Jahre, die du mit okkulter Arbeit verbracht hast, zu vergegenwärtigen, noch mit fieberhafter Erwartung von ein paar weiteren Jahren gelenkten okkulten Bemühens unter meiner Führung. Das Abwägen der Zeit hat in deinen Gedanken vielleicht zu viel Raum eingenommen, mein Bruder; zukünftige Entwicklungsmöglichkeiten müssen in der augenblicklichen Arbeit vergessen werden. Du solltest nun beginnen, die Formseite in der Meditation zu vergessen, denn es ist erforderlich, dass deine Intuition erwacht. Es ist für alle Jünger eine schwere Aufgabe arbeiten zu lernen ohne Bindung an Resultate, es ist jedoch durchaus der Mühe wert. Meine besonderen Unterweisungen für dich mögen dich daher vorübergehend in Erstaunen setzen, aber später wirst du den Grund dafür verstehen. Es sind folgende:

Zunächst: Gib jegliche Form in der Meditation auf und sitze vollkommen schweigend da, während du deine Aufmerksamkeit auf den Herrn der Liebe, der die Seele ist, konzentrierst. Zügle deine Gedankenvorgänge (was für dich nicht schwer ist) und stelle dann den Gebrauch des Saatgedankens ein. Lausche und strebe. Beende jede Meditation damit, über alle Wesen Liebe auszuströmen. Dieser ausfliessende Gedanke wirkt überaus befreiend, und jeder von euch in der Jüngergruppe, die ich auszubilden suche, hat etwas in seiner eigenen Natur, von dem er befreit werden muss. In deinem Fall handelt es sich um Befreiung von der Formseite in deiner Dienstarbeit. Du wirst schon wissen, worauf ich mich beziehe.

Zweitens: Unterlasse alle Atemübungen bis zur Zeit des Vollmonds im Mai. Du hast sie jahrelang verfolgt und brauchst eine Ruhepause. Die Natur wächst und schreitet vorwärts durch zyklische Tätigkeit und zyklische Ruhepausen: Bevor ich dich zu deiner nächsten Entfaltung weiterführen kann, möchte ich, dass du von mentalem Druck und selbst von jener Hingabe ausruhst, die so viel von deiner Lebenserfahrung beherrscht hat. Konzentriere bis zum Mai deine Gedanken, deine Meditation und deinen Dienst [106] auf Sein und beobachte, ob dir dies nicht grossen Gewinn bringt. Stelle diesen Vorschlag nicht in Frage, sondern finde deinen Weg, im Gedanken an das Sein, hinein in das Zentrum des Lebens, von dem aus alle okkulte Arbeit getan wird. Die Anweisung zu erhalten, zu Sein, ist eine Ehre, mein Bruder, und sie wird dich im Augenblick weiterbringen als Verstehen, die Praxis der Atemregulierung (Pranayama) und jenes mächtige Sehnen nach geistiger Erfüllung, das deine hervorragende göttliche Qualität und in gewisser Hinsicht auch dein hauptsächliches Hindernis ist. Während eines Zyklus bin ich da, um dich nach bestem Wissen und Verstehen zu lehren, und diejenigen, die reagieren, bereite ich für den Dienst der nächsten Lebensperiode vor. Befrage mich deshalb, wenn du die obigen Anordnungen nicht verstehst, und ich will antworten. Du wirst diese Art von ruhiger Tätigkeit zuerst schwierig finden, denn dein Denken und Leben sind gut organisiert; ich wünsche jedoch, dass du bis zum Mai einfach lebst und im geistigen Sein stehst und alle Wesen liebst. Später will ich für dich diejenige Ausbildung und jene Atemübung skizzieren, die mir für dich richtig erscheinen. Du musst verstehen, dass dir nach mehr als dreissig Jahren des Strebens und Bemühens eine Ruhepause gewährt wird, während der du die aktiven Übungen unterlässt, damit ein ruhiger Rhythmus erlangt werden kann. Später kann, auf dem all die Jahre hindurch angesammelten Wissen, ein neuer Aufbau von Kenntnissen errichtet und ein neuer und höherer Rhythmus auferlegt werden. Die Gehirnzellen brauchen Ruhe, denn es ist ein gewisses Mass von mentaler Ermüdung vorhanden.

Juni 1933
 
Du bist meinem Wunsch nachgekommen, mein Bruder, und ich glaube, dass du jetzt den Grund für die Methode verstehst nach der ich dich ausbilde. Der Liebesaspekt deiner Seele ist einigermassen freigesetzt worden, obgleich du innerlich immer noch nach äusserlichen Ergebnissen verlangst und diese Tatsache dich auf dem Weg der Erkenntnis hindert. An eine Tatsache möchte ich dich erinnern, und dies wird vielleicht einige deiner Fragen beantworten. Ich betrachte die Leistungen meiner Jüngergruppe vom Standpunkt des Durchschnitts der Gruppenergebnisse aus und nicht so sehr vom Erfolg oder Nichterfolg ihrer einzelnen. Dieses Ergebnis und dieser Erfolg müssen auch als natürliche Folge demonstriert werden, wenn sie in Erscheinung treten. Der erste Konzentrationsbereich war auf den mentalen Stufen. Dort bist du nicht imstande, selbst seinen Erfolg oder Nichterfolg zu beurteilen, denn du hast bis jetzt noch keine mentale Vision entwickelt. Ich sage dir, dass die Gruppe auf jenen Stufen bereits als arbeitender Faktor existiert, und das ist möglicherweise viel. Ihr Ton erklingt und [107] ihr Einfluss ist im Begriff, organisiert zu werden. Sie wird sich in den nächsten paar Jahren auf astralen Ebenen, auf der Gefühlsebene, organisieren und du musst berücksichtigen, dass alle Formen hier Gefahr laufen, der Grossen Illusion zu erliegen. Diese Jahre werden daher kritisch für das Gruppenleben sein und dies muss sorgfältig berücksichtigt werden. Niemand in der Gruppe darf es sich erlauben, verblendet zu sein. 

Dies alles empfindest du, mein Bruder, und dies sollte dir deinen Fortschritt in subjektiver Empfindungsfähigkeit andeuten. Später wird eine Gruppenbeziehung hergestellt und eine Gruppenvollkommenheit stabilisiert werden, welche die Aufmerksamkeit der Welt der Menschen rechtfertigen werden. Vergeude keine Zeit damit, dich um die phänomenalen Erfolge zu sorgen. Diese müssen unfehlbar kommen, wenn die brennende Sehnsucht eines jeden von euch und die Kraft, beharrlich fortzufahren, ständig genährt werden.

Du kannst jetzt wieder eine aktivere Meditation und eine Atemübung aufnehmen, die ich dir geben werde. Versuche in deiner Meditation den ganzen Prozess im Kopf zu halten und erinnere dich daran, dass dein Problem darin besteht, ein «Extrovertierter des Typs des Herzens» zu werden, anstatt das, was du bist, ein «Introvertierter des Typs des Kopfes». Deshalb ist der Weg der Liebe für dich der Weg der Befreiung und der Ton der Liebe sollte deine ganze Meditation beeinflussen. Fahre deshalb damit fort, alle Unterweisungen sorgfältig zu befolgen und erinnere dich daran, dass ich in deinem Fall jegliche Betonung der Formseite zu vermeiden suche. Der Gegenstand deiner Meditation könnte in folgenden Sätzen zusammengefasst werden:

«Ich verpflichte mich zum Pfad der Liebe. Ich verlange von meiner Seele, dass ich, der Geist in der Form, als Mittler für das Mitleid und als ein Werkzeug für Liebe wirksam sein werde, bis ich erkenne, dass ich die Liebe selbst bin. Ich bin jene Liebe. Mit reiner Absicht diene ich. Diese Liebe und dieser Eifer in mir müssen das Streben meiner Mitmenschen nähren. Hierzu verpflichte ich mich in voller Erkenntnis».

Deine Gabe für diese Gruppe der Mitjünger besteht in jenem brennenden, dynamischen, begeisterten Sehnen, das die geistige Eigenschaft des sechsten Strahls ist, der deine Persönlichkeit beherrscht.

Juni 1934

MEIN BRUDER! 
Ein Jahr ist vergangen, seit ich dir irgendwelche bestimmte Unterweisungen gegeben habe, und die Zeit ist nun gekommen, wo gewisse Änderungen vorgenommen werden können. Der Fortschritt zur Erreichung [108] der Entwicklung des Herzens ist gut vonstatten gegangen, und das Herzzentrum ist lebenskräftiger als vormals. Du erwachst zu dem Bewusstsein der Reaktionen deiner Brüder und kannst dich leichter mit ihnen identifizieren. Erkennst du nicht, mein Bruder, wie du früher so sehr in dem Bewusstsein gelebt hast, das im Denkaspekt konzentriert ist, dass die Probleme deines Bruders wichtiger für dich waren als er selbst? Ist es dir jetzt nicht klar geworden, dass deine mentale Fähigkeit, seine Situation zu begreifen, dich mehr interessierte als seine beunruhigte Seele? Erkennst du nicht ebenfalls, dass dein tiefes Verlangen, den Meister zu finden und definitiven Kontakt mit ihm zu haben, auf einem intellektuellen Zweifel begründet ist? Die Befriedigung deines mentalen Sehnens, die Existenz der Meister als wahr zu beweisen und deine eigene Stellung auf der Evolutionsleiter nachzuweisen, war in jenen Tagen stärker als deine Liebe zur Menschheit und zum Dienst. Dieser Zustand ist jetzt grösstenteils überwunden und irgendwelches Denken nach den alten Grundsätzen hat mehr den Charakter eines gedanklichen Zurückfallens als den eines Schrittes rückwärts auf dem Pfad des Fortschritts.

Alle Entwicklung ist zyklisch und man schreitet von einer Stufe zur andern vorwärts nach der Art einer Spirale und dies bringt stets ein (scheinbares) Zurückgehen auf demselben Weg mit sich. Dies ist jedoch eine Illusion.

Ich möchte dir heute eine Atemübung geben, welche die Energien der Zentren oberhalb des Zwerchfells verbinden und verschmelzen wird. Lass keinen Gedanken an die Zentren unterhalb des Zwerchfells aufkommen. Damit ich weiss, dass du diese Arbeit verstehst, und damit deine Brüder in meiner Gruppe aus deiner Erfahrung Nutzen ziehen mögen, bitte ich dich, mein langjähriger Bruder, eine Abhandlung über diese dreifache Übung zu schreiben. ... Ich möchte, dass du den Zweck und die Absicht dieser Übung erläuterst und ihre Wirkung auf die Beseelung deines Ätherkörpers und psychischen Körpers besonders erwähnst.

Januar 1935

MEIN ANGENOMMENER BRUDER.
Ich möchte, dass du meiner Anrede Beachtung schenkst. Ich kann sie jetzt gebrauchen, weil du selbst einen Punkt erreicht hast, den du seit langem in deinem Erleben ersehnt hast, wo du selbst weisst, dass du auf dem Pfad der Angenommenen Jüngerschaft bist. Ich konnte dich nicht früher auf diese Weise anreden, da die äussere Erkenntnis des inneren Ranges (ebenso, wie von inneren [109] Bewusstseinszuständen, was eine andere Benennung für dieselbe Sache ist) stets dem Inneren der eigenen Natur des Jüngers entspringen muss; es ist uns, den Lehrern, nur gestattet, die Tatsache hinterher anerkennend zu besiegeln. Du hast seit Jahren aktiv auf der Mentalebene gearbeitet, sowohl mit dir und in dir selbst, als auch mit den vielen, deren Leben du berühren darfst und für die du der Führer auf dem Probepfad bist. Doch stets hast du dich schmerzlich nach einem mehr gefühlsbetonten und empfindungsfähigen Kontakt und nach einer gesteigerten Tätigkeit des Herzens gesehnt. Dies erlangst du jetzt und als Ergebnis der Arbeit der letzten beiden Jahre (denn du hast erst am Ende des Jahres 1932 angefangen, deinen Brennpunkt zu verlegen), angefangen, Kopf und Herz miteinander zu verbinden. Wenn dies durch die Tätigkeit des Willens geschieht, und wenn es praktisch im Dienst zum Ausdruck gebracht wird, dann geht ein Mensch zum Pfad der Jüngerschaft über. Dann kann er auch seinen Weg in die Gruppe eines der Grossen finden, vorausgesetzt, dass eine Vakanz vorhanden ist. Dies hat sich in deinem Fall ereignet, und du bist dir auch selbst dessen bewusst, und daher kann ich dich als meinen angenommenen Bruder begrüssen.

Ich wünsche eine Abänderung in deiner Atemübung und auch in deiner Meditationsarbeit vorzunehmen, und ich möchte dich im Zusammenhang damit bitten, ein Verzeichnis der Resultate zu führen und nach sechs Monaten den allgemeinen Durchschnitt der Resultate, irgendwelche ausserordentlichen Wirkungen und jedes Wachsen im Bewusstsein zu beachten, von dem du fühlst, dass es entschieden auf diese Übungen zurückgeführt werden kann. Diese Wirkungen sollten in deinem Fall im psychischen Bewusstsein erwartet werden. Auf dieser Seite deines Wesens besteht eine gewisse Entwicklungshemmung. Es hat dreissig Jahre lang eine derartige mentale Spannung bestanden, dass das freie Spiel der psychischen Kräfte gehemmt worden ist.

Du bist in einem Alter und von einer mentalen Stabilität, die es erlauben werden, ohne Gefahr und mit nützlicher Wirkung unter meiner Überwachung ein gewisses Mass psychischer Entfaltung zu suchen. Aber in dieser Richtung wollen wir langsam vorgehen, mein Bruder; während der kommenden sechs Monate wollen wir einfach die Methode einer allgemeinen psychischen «Waschung» oder Reinigung verfolgen und zwar vermittels der sieben dynamischen oder elektrischen Atemzüge (über die ich dich unterweisen werde), die durch einen Willensakt ausgesandt werden. Diese werden dein ganzes Wesen durchfluten und eine allgemeine Anregung hervorrufen, die zu einer mehr allgemeinen Empfindungsfähigkeit führen werden. Beachte deshalb, während des kommenden halben [110] Jahres, deine Reaktion auf dieses innere Bewusstsein, führe ein äusserst sorgsames geistiges Tagebuch, in das du jedes psychische Ereignis notierst, es jedesmal aufzeichnest, wenn du telepathisch auf die Bedürfnisse oder die Gedanken deiner Umwelt eingestellt sein wirst, wobei du jede anscheinende Erweiterung des gewöhnlichen Sinnesbewusstseins niederschreibst, selbst dasjenige, was dir spekulativ und nicht von wirklichem Belang erscheint. Urteilsfähige Erkenntnis ist für dich das unmittelbare Ziel. Offenbare dich dir selbst schriftlich, nicht im Hinblick auf dein Sehnen und Verlangen, sondern auf das Wachstum deiner Empfindungsfähigkeit. Versuche, dich bewusster auf das Bewusstsein deiner Gruppenbrüder abzustimmen. Dein Tagebuch wird für andere von Interesse sein und für dich die Bestätigung deiner eigenen Entwicklung bedeuten.

Du hast wirkliche Fortschritte gemacht, mein Bruder, hast jedoch nur ein neues Gebiet erschlossen. Bereite dich bis an dein Lebensende für die Zukunft vor. Arbeite an der Entwicklung einer stärkeren psychischen Reaktion auf das Leben selbst und auf jene innere Erkenntnis, die verursachen wird, dass du vom Standpunkt einer abgerundeten Ausbildung aus auf Bedrängnis reagierst; sie wird psychischer Natur sein, die sich selbst mit den Reaktionen anderer identifizieren kann sowie in einer mentalen Stabilität bestehen, die es dir ermöglichen wird, als Seele zu wirken. Auf diese Weise wirst du lernen, von dem Wissen, das du psychisch erlangt hast, Gebrauch zu machen und mit verstärkter Wirksamkeit zu dienen.

Später will ich dich in der Kunst der Psychometrie ausbilden (wenn deine Empfindungsfähigkeit sich bessert), aber die Zeit dafür ist noch nicht gekommen.

Dass das Licht deiner Seele und das Licht, das von der Gruppe des Meisters ausströmt, dein Herz durchfluten und dein Leben mit Energie erfüllen mögen, ist der Gedanke, den ich für dich im Herzen trage.

Juni 1935

BRUDER VON ALTERSHER!

Heute versuche ich eine einigermassen sorgfältige Analyse des Zustands deiner psychischen Zentren vom Sonnengeflecht aufwärts zu machen. Du gehst durch einen doppelten Prozess der psychischen Loslösung und gleichzeitig der psychischen Entfaltung hindurch. Du musst dessen eingedenk sein, dass es viele und mannigfaltige Phasen der Loslösung gibt. Einige von ihnen mögen eine Loslösung von der Welt der äusseren Sinnesgebundenheit in sich schliessen oder sie mögen (wie in deinem Fall) ein vorübergehendes und relatives Zurückziehen von der Welt intellektueller Kontakte bedeuten. Dies ist eine Loslösung, die auf einer inneren Haltung und nicht auf äusseren Umständen oder der äusseren Sachlage beruht. Dies geschieht, um dein psychisches und Gefühlsleben [111] abzurunden und zu bereichern. Für den ernsthaften Schüler besteht eine wirkliche Gefahr in der weitverbreiteten Geisteshaltung, welche die Gefühlswelt und die Welt der empfindungsfähigen Reaktion auf subtile psychische Phänomene zwangsläufig als Rückschritt betrachtet. Es kann (und dies ist oft der Fall) sich um einen Pfad handeln, der voller psychischer Gefahr ist. Es kann jedoch gleichfalls eine neu erwachende Reaktion und eine empfindungsfähige Bewusstheit für andere Aspekte des göttlichen Lebens bedeuten die, am richtigen Platz und bei rechtmässigem Gebrauch, ebenso göttlich und ebenso notwendig sind und die Göttlichkeit ebenso zum Ausdruck bringen, wie jedes der erstrebten Ziele des fanatischen Verehrers.

Das psychische Leben eines Jüngers bildet einen bestimmten Teil seines geistigen Ausdrucks. Es ist nur unerwünscht, wenn es unbeherrscht ist, oder zu stark betont und zu hoch eingeschätzt wird. Es wird zum Hindernis, wenn es missbraucht oder als Ersatz anderer Formen göttlichen Ausdrucks betrachtet wird. Dann ruft es dasjenige hervor, was unerwünscht ist und verwickelt den Jünger in die Welt der Verblendung und der Illusion. Die psychischen Kräfte sind wertvolle Hilfsmittel im Dienst, wenn sie richtig entwickelt und vernünftig gebraucht werden. Ein Mensch, der mental polarisiert und richtig zum Dienst orientiert ist, kann sie gefahrlos entfalten.

Du bist zweifellos überrascht, dass du der erste bist, den ich aus dieser besonderen Jüngergruppe dazu erwählt habe, für psychische Arbeit vorbereitet zu werden. Ich tue dies, weil hinter deiner äusseren Reserve und deiner starken mentalen Polarisation ein starker psychischer Körper in einem verhältnismässig hohen Entwicklungszustand vorhanden ist. Du hast ihn in diesem Leben nie gebraucht, aber er ist in früheren Leben zu seinem gegenwärtigen Entfaltungsstadium gebracht worden. Deine psychischen Neigungen sind so stark gewesen, dass deine Seele entschied, in diesem Leben deine Persönlichkeit dadurch ins Gleichgewicht zu bringen und abzurunden, dass sie die Betonung auf den Denkaspekt legte. Deine früheren psychischen Verbindungen führten dich jedoch in die Organisation, deren Arbeit du einige Jahre lang unterstützt hast, eine Organisation, deren Arbeit vorwiegend auf psychischen und astralen Ebenen durchgeführt wird. Dies sollte den Beweis für die Richtigkeit meiner Diagnose erbringen.

Psychische Entfaltung muss, wenn sie ihren Ursprung nicht im Sonnengeflecht hat, vom geistigen Menschen [112] durch richtige Kontrolle der Ajna-, Kehl-, Herz- und Sonnengeflechtszentren herbeigeführt werden, der seinen Sitz im Kopf hat. Das Ajnazentrum ist in deinem Fall sehr wenig erwacht. Es ist still und dreht sich langsam. Der Hirnanhang ist daher etwas unternormal. Das Sonnengeflechtszentrum ist erwacht, aber du hast ihm wenig Beachtung geschenkt als Mittel, um Kontakt herzustellen, und erst während der letzten zwei Jahre hast du angefangen, es dem Kopfzentrum unterzuordnen und zwar dadurch, dass du Mitleid kultiviert hast. Das Kehlzentrum ist in seiner Bewegung lethargisch, könnte jedoch leicht zur Tätigkeit erweckt werden, und das Herzzentrum ist in schnellem Erwachen begriffen. Daher haben wir die folgende Situation in Betracht zu ziehen, mein alter Bruder; ich will dir dies in einer Tabelle darzustellen versuchen:
Das Kopfzentrum  -   40% erwacht
Das Ajnazentrum  -   15% erwacht
Das Kehlzentrum  -   60% erwacht
Das Herzzentrum  -   50% erwacht
Das Sonnengeflechtszentrum   -   75% erwacht.

Du siehst daher, dass gegenwärtig das Ajnazentrum dasjenige ist, dem sofortige Beachtung geschenkt werden sollte. Unser Problem besteht darin, es zu erwecken und seine beiden hauptsächlichen Tätigkeiten in Bewegung zu setzen. Diese sind in deinem Fall:

1. Sein Vermögen, Gedankenformen zu projizieren.

2. Seine Befähigung, als Organ des Hellsehens zu funktionieren.

Ich möchte dich bitten, täglich vor deiner Meditationsarbeit die folgende Atemübung zu verrichten. ... Du kannst diese Übung täglich zweimal ausführen, aber nicht häufiger, weil sie sehr wirksam ist. Sie wird das ruhige Ajnazentrum bald in eine stärker vibrierende Tätigkeit versetzen. Sollten sich Kopfschmerzen oder eine Spannung einstellen, dann unterlasse sie ein paar Tage lang und nimm sie daraufhin wieder auf. Bewahre stets die Haltung des Zuschauers und schau nicht nach Resultaten aus. Sie werden vorhanden sein, aber zunächst werde nur ich in der Lage sein, sie zu bemerken.

Mein Bruder, die nächsten beiden Jahre werden für dich viele innere Prüfungen mit sich bringen und du wirst die feine Empfindungsfähigkeit für die Stimme des Lehrers erlangen, die es dir ermöglichen wird, mit grösserer Leichtigkeit auf der subjektiven Seite des Lebens zu arbeiten. Ich habe die Aufrichtigkeit deiner Ziele geprüft und du hast dich eifrig viele Jahre lang dem Licht zugewandt. Jedoch, mein langjähriger Bruder, du hast den Pfad mit einer gewissen Härte verfolgt und nicht mit jener elastischen Leichtigkeit, die [113] Ermüdung aufhebt und die das Kennzeichen des ausgebildeten Athleten ist, denn das sollte der Jünger sein. Du hast die Notwendigkeit zu dienen erkannt und bist dir über das Dienstfeld klar geworden, das für dich der rechtmässige Platz deiner Bemühungen ist, aber du hast diesen Dienst auf starre, kristallisierte Art und Weise getan und bist zu häufig übertrieben sachlich gewesen und bist nicht genügend auf die Gelegenheiten eingegangen. Du hast aus einem starren Pflichtgefühl heraus gedient, aber nun musst du lernen, mit liebender Spontanität zu dienen, die alles mit sich fortreisst. Die Beweglichkeit des wahren Jüngers muss dein Ziel sein und jener aus sich herausgehende Geist, der den magnetischen Diener hervorbringt. Dein Magnetismus und deine Ausstrahlung müssen stärker werden; das wird dann der Fall sein, wenn du von dem Bemühen, dich zu entfalten und die Göttlichkeit zu offenbaren, zu jenem fortgeschrittenerem Zustand übergehst, der durch die Worte «im geistigen Sein stehen» ausgedrückt wird. Es ist möglich, dass eine Zwischenpause oder eine Periode der Erfahrungen in dein Leben tritt (wie es im Leben aller wahren Diener der Fall ist), welche die gegenwärtige Periode deines Einflusses vorübergehend aufheben mag, aber dies sollte nur zur Vorbereitung für ein einflussreicheres Dienen führen.

Was deine Meditation anbetrifft, mein Bruder, so gehe, nachdem du die Atemübung beendet hast, zur Meditation über, wobei du deine Arbeit am höchstmöglichsten Punkt beginnst. Erwähle selbst jeden Monat einen Saatgedanken und führe ein Verzeichnis davon. ... Denke tief über die verkörperte Idee nach und führe deine Gedanken vorwärts und aufwärts (wähle das Wort, das für dich den tiefsten Sinn hat) bis du einen so abstrakten Punkt erreichst, wie du ihn nur irgend erlangen kannst. Wenn du nicht weitergehen kannst und die Welt der Abstraktion erreicht hast, dann lass dein Denken im Gleichgewicht verharren und halte deine Gedanken solange unverwandt still im Licht als du kannst. Beobachte deine Gedankenprozesse während du dies tust und beachte alles Neue oder besonders Intuitive, das du während dieser Zeit des Wartens feststellen kannst. Halte die Ideen, die dir in den Sinn kommen mögen, sorgfältig fest und notiere sie täglich in deinem geistigen Tagebuch.

Zum Abschluss dieser Unterweisung, mein Bruder, willst du dessen eingedenk sein, dass der einsame Weg auch der erleuchtete Weg ist. Einsamkeit ist eine Illusion, welche die Bemühungen des Dieners zu vereiteln sucht; sie ist eine Verblendung, welche die wahre Vision ernstlich schwächen kann. Dass du den Weg im Frieden und im Licht gehen und Kraft im Dienst haben mögest ist mein Es ist nicht [114]  meine Absicht, deine Arbeit für die nächsten sechs Monate zu ändern, mein Mitjünger. Ich habe im Juni 1935 ein volles Pensum von Meditationsarbeit für dich umrissen. Dein Verständnis ist wirklich sehr gereift, obgleich das Ajnazentrum bis jetzt den Bemühungen widerstanden hat. Das Hauptresultat ist eine Verstärkung der Tätigkeit des Herzzentrums gewesen, aber dies wird schliesslich eine Reflexbewegung auf das Ajnazentrum ausüben. Alle Zentren, die in enger Verbindung mit gewissen grösseren Hormondrüsen stehen und gleichfalls nicht mit einem grösseren Organ verbunden sind, (wie beispielsweise das Herz und der Magen) entwickeln sich langsamer und sind während dieses Prozesses sorgfältiger geschützt als die Zentren, die in enger Verbindung mit einem grösseren physischen Organ stehen. So ist z.B. die Thymusdrüse mit dem Herzzentrum und die Bauchspeicheldrüse mit dem Sonnengeflechtszentrum verbunden. Andererseits kann die Energie, die durch diese Zentren fliesst, in gewisse grössere physische Organismen wie das Herz und der Magen abgelenkt werden. Daher ist die Entwicklung und Anregung dieser Zentren mit viel geringerer physiologischer Gefahr verbunden als bei denjenigen, die keine solche Beziehungen haben. Das Ajnazentrum steht mit dem Hirnanhang in Beziehung; es ist jedoch kein grösseres physisches Organ vorhanden, das die Energie, mit der Kontakt hergestellt worden ist, ableiten könnte. Daher ist das ätherische Gewebe in dieser Gegend besonders verstärkt und die Tätigkeit des Zentrums wird langsamer hervorgerufen. Dies ist interessant und beruhigend. Der wahre Unterricht wird durch Fingerzeige wie die obigen erteilt.

Also, mein Bruder, fahre nach denselben Grundsätzen fort, auf die ich früher hingewiesen habe, bis ich dir deine nächste Unterweisung gebe; studiere die Fingerzeige, die dir und deinen Mitjüngern gegeben worden sind aufs sorgfältigste.

Juni 1936

Ich habe zwei Gedanken im Herzen für dich, mein Bruder, und zwei praktische Dinge im Kopf, die ich dir sagen muss. Ich möchte dass du die sorgfältige Fassung der obigen Sätze beachtest, weil sie für euch alle eine wertvolle Lehre enthalten.

Ehe ich dir sage, was diese beiden Gedanken sind, möchte ich dir ein Wort des Lobes sagen, obgleich ich weiss, dass du nicht danach [115] verlangst, und obwohl ich mir gleichfalls dessen bewusst bin, dass du ganz bestimmt stets unter dem Drang und der Eingebung deiner eigenen Seele zu handeln suchst. Du arbeitest und entsprichst den Anforderungen nicht deshalb, weil du die spezifische Idee hast, mich zufriedenzustellen, oder um enger in die Gruppe deiner Mitjünger eingegliedert zu werden, sondern aus Pflichtgefühl und weil du die Tätigkeit als richtig erachtest. Nichtsdestoweniger möchte ich dich für die Qualität deiner Standhaftigkeit loben, eine Standhaftigkeit, in der du angesichts vieler psychischer Enttäuschungen, wenn ich es so nennen darf, beharrst, und trotz der Tatsache, dass auf dein beständiges Bemühen wenig ausserordentliche Reaktion erweckt zu werden scheint. Du suchst dich selbst aus den Augen zu verlieren und einfach das zu tun, was getan werden muss, und von dem du zu glauben veranlasst worden bist, dass es der Weg für dich, ebenso, wie für alle wahren Jünger, ist.

Vor Jahr und Tag, mein Bruder, suchtest du eifriger die guten Resultate deiner Tätigkeit zu entdecken. Jetzt bist du ebenso tätig, aber du bist bereit, die Resultate unbeachtet zu lassen. Dies ist schön und sehr gut. Ich sage dir jedoch, dass Resultate vorhanden sind und vielleicht können sie anfangen, dir in deinem Denken klar zu werden. Zwei Resultate kann ich dir selbst andeuten, und ich wähle diese beiden ausdrücklich, weil sie mit mir und deiner Arbeit mit mir, deinem Lehrer und deinem Freund, in Beziehung, stehen. Erstens habe ich dich im technischen Sinn in meine eigene Gruppe aufgenommen und du bist jetzt ein angenommener Jünger (Chela) in meiner Gruppe. ... Zweitens habe ich dir und deinen Brüdern gesagt, dass ich dabei bin, euch für Einweihung vorzubereiten.

Ich erinnere dich an diese beiden Tatsachen aus folgenden Gründen: Du musst mit fester Absicht, klarer Vision und unerschütterlicher Aufmerksamkeit für Tatsachen in die nächste Tätigkeitsphase eintreten. Du hast im vorigen Monat, zur Zeit des Maivollmonds, eine Leistungsphase beendet. Jetzt trittst du in eine neue Phase ein. Ich möchte, dass du dies unwandelbar im Gedächtnis behältst und zu freierem Dienst, grösserem Verständnis und klarerer Einsicht fortschreitest. Du hast einen festen Grund gelegt.

Die beiden Gedanken, die ich auf dem Herzen habe, und die ich dir mitteilen will, können folgendermassen zusammengefasst werden. Beachte, dass diese Gedanken mir aus dem Herzen kommen und der Vorschlag aus dem Denken. Hierin liegt ein Hinweis auf deine zukünftige Arbeit für diejenigen, die in ihrem geistigen Leben Hilfe von dir erwarten.
1. Als angenommener Jünger musst du entschiedener und zuversichtlicher arbeiten. Was meine ich mit dieser Erklärung? Ich meine, dass du im [116] Bewusstsein arbeiten musst, dass du wegen dieser definitiven Annahme mit der Hierarchie der Meister verbunden bist, und dass die Qualität des hierarchischen Dienstes an der Menschheit deshalb auch von dir und durch dich zum Ausdruck gebracht werden muss. Was ist diese Qualität? Weisheit, die sich auf intelligente Art und Weise durch Liebe ausdrückt. Über diese Erklärung solltest du nachdenken. Dein Dienst ist stets intelligent (hochgradig intelligent), denn du hast grosses Wissen als Resultat von langjähriger Erfahrung und tiefem Nachdenken und Studium in diesem Leben. Dieses Wissen muss jedoch durch die dynamische Kraft einer lebendigen Liebe in Weisheit umgesetzt werden. Ich gebrauche keine weiteren Begriffe, um diese Idee zum Ausdruck zu bringen. Dieser Satz sollte dir viel gedankliche Nahrung geben.

2. Der zweite Gedanke, der für dich aus meinem Herzen kommt, ist dir nahe zu legen, dich daran zu erinnern, dass Chelaschaft (Jüngerschaft) Verantwortung mit sich bringt, und dass diese ihrerseits durch Leiden entwickelt wird. Dies führt unfehlbar zur Loslösung. Dieser Loslösungsprozess wird im Zusammenhang mit allen in der Gruppe vor sich gehen und muss Schwierigkeiten mit sich bringen. Diese Schwierigkeiten können in einem beständigen Strom geringfügiger Probleme und Loslösungen bestehen, die dein Dienstleben, dein häusliches Leben und deine Kontakte in der Welt unaufhörlich beeinflussen werden. Dies erfordert vielleicht eine höhere Qualität des Glaubens und des Mutes als drastische Säuberungsaktion. Aber ich hege für dich keine Befürchtungen, mein Bruder auf dem Pfad. Du hast einen Glauben aus gehärtetem Stahl, der nicht brechen kann. Sei jedoch dessen eingedenk, dass dort, wo der Flut der Liebe widerstrebt wird, deine Natur vorübergehend nachteilig beeinflusst werden könnte. Du wirst verstehen, worauf ich anspiele und dieser Satz übermittelt dir einen notwendigen Wink. Lass Liebe durch dich hindurchströmen und alles ist gut.

Die Vorschläge, die ich zu machen suche, beruhen auf früheren Unterweisungen. Seit Juni 1935 haben wir uns eine technische Leistung vorgenommen, die für die Mehrzahl der fortgeschrittenen Menschheit noch unerreicht bleibt. Dies ist das Erwecken des Ajnazentrums. Was du vor allem benötigst und was dieses Zentrum zur Brauchbarkeit erwecken würde, liegt für dich in der Fähigkeit, dir bildliche Vorstellungen zu machen.

Das zweite, was deine Natur gleichschalten und deine magnetische und geistige Brauchbarkeit erhöhen wird, liegt in der Entfaltung der schöpferischen Vorstellungskraft. Wie soll dies geschehen? Beides ist eng miteinander verbunden. Bildliche Vorstellung und die schöpferische Einbildungskraft stehen [117] miteinander in Beziehung. Sehr viel von deinem Problem in diesem Leben, soweit es deine esoterische Entfaltung betrifft, wird dann gelöst werden, wenn du beides besser verstehst, und wenn das Spiel dieser beiden Kräfte in dir eine innere neue Anpassung, eine neue Ausrichtung und ein nach aussen In-Erscheinungtreten deines subjektiven Lebens hervorbringt. Willst du über diese Angelegenheit tief nachdenken, mein Bruder?

Januar 1937

MEIN BRUDER!

Ich bin froh, dass du dich für empfänglich für meine Schwingung hältst, denn du bist es tatsächlich. Aber nicht so oft, wie du denkst. Es ist so leicht für Aspiranten, die Schwingung des zweiten Strahls, wie sie sich durch eine Gruppe auf dem zweiten Strahl, wie z.B. meine Jüngergruppe, ausdrückt, mit meiner individuellen Schwingung zu verwechseln. Jünger müssen sich darin üben, zu unterscheiden:

1. Die Schwingung des zweiten Strahls der Liebe und Weisheit.

2. Die Schwingung des Meisters M. oder des Meister K. H., falls sie die Strahlenschwingung gebrauchen sollten, um eine Gruppe zu stimulieren.

3. Meine Schwingung, die naturgemäss stark vom zweiten Strahl beeinflusst ist.

4. Die Schwingung einer Gruppe auf dem zweiten Strahl, die eine Verbindung aller Noten und Töne der Jünger der Gruppe ist.

5. Die Schwingung von fortgeschrittenen Jüngern auf dem zweiten Strahl. Diese kann zuweilen mit der meinen verwechselt werden.

6. Die Schwingung von Gruppen auf dem sechsten Strahl, die auf eine Schwingung des zweiten Strahls reagieren. Ihre Arbeit befindet sich vorwiegend auf der Astralebene und es ist verhältnismässig leicht, mit ihr in Berührung zu kommen.

Eine Betrachtung des Obigen kann etwas andeuten, was wertvoll für dich ist. Merkwürdigerweise stellen du und dein Mitjünger B. S. W. die beiden entgegengesetzten Extreme in diesem Prozess des theoretischen Erkennens dar. Ihr beide erkennt einen gewissen Kontakt, doch B. S. W. ist praktisch empfindungsfähiger für meine Schwingung als du es bist, er verliert jedoch viel infolge einer auferlegten Unpersönlichkeit ihr gegenüber; du verlierst viel, weil du dich zuweilen zu sicher dünkst.

[118] 

Im Zusammenhang mit dieser Angelegenheit der Empfänglichkeit für Schwingungen ist es wertvoll, sich daran zu erinnern, dass alle Empfänglichkeit, natürlich und normal, eine astrale oder gefühlsmässige Reaktion ist. Wenn ich meine Gruppe ins Auge fasse, dann bin ich beeindruckt (ja, und ein wenig belustigt) vom Bemühen einiger unter euch und von dir besonders gefühlsbetonte oder astrale Empfindungsfähigkeit zu verleugnen. Einige von euch geben sie zu, betrachten sie jedoch als etwas Unerwünschtes; andere halten sie für etwas, was gehemmt, nicht ausgedrückt oder unbeachtet gelassen werden sollte. Wenige, wenn überhaupt jemand, betrachten den Astralkörper als einen göttlichen Ausdruck der Wirklichkeit mit seinen bestimmten und spezifischen Zwecken.

Diese Fragen, mit denen ich euer Denken beeindruckt habe, sind ihrer Natur gemäss etwas, was man als «Fallen» bezeichnen könnte. Der Astralkörper ist zur rechten Zeit und am rechten Ort von ebenso wirklichem Wert und Zweck, und ebenso nützlich wie der Mentalkörper. Er dient dazu, die höhere Beeindruckung mit der niederen in Verbindung zu bringen, und ihr könnt meine Schwingung im physischen Gehirnbewusstsein nur durch seine Vermittlung registrieren. Ihr könnt euch meiner Schwingung auf der Ebene der Seele bewusst sein und das Bewusstsein eures Mentalkörpers kann damit beeindruckt werden. Wenn jedoch der Empfindungskörper, der emotionelle Körper, nicht ebenfalls im rechten Sinn tätig ist, (negativ der Sinneswelt gegenüber und empfänglich für mentale Beeindruckung) dann wird diese Beeindruckung nicht vom Gehirn oder im wachen Bewusstsein registriert werden.

Vieles, was du in deinen Mitteilungen in Form von schriftlichen Arbeiten über diesen Gegenstand sagst, befasst sich mit der Wirkung, die deine Arbeit und dein Leben auf andere ausübt, durch deine Handhabung der Kräfte, mit denen Jünger zu arbeiten lernen müssen, und aus denen andere wirklichen Vorteil ziehen, wenn sie diese studieren und die hervorgerufenen Reaktionen verfolgen. Es ist jedoch wertvoll, die verschiedenen Arten von Reaktionen zu beobachten, die hervorgerufen werden, wenn:

1. Du mit denen arbeitest, die dir auf dem Pfad untergeordnet sind, denjenigen der Durchschnittsmenschen oder der Probejünger, die zum ersten Mal auf dem Pfad wandeln. Mit dieser Art von Menschen hast du viel zu tun. Ist ihre Wirkung auf dich besonders wünschenswert?

2. Deine Wechselbeziehung mit denen, die dir auf dem Pfad gleichgestellt sind und denjenigen, deren Schwingung die deine im okkulten Sinn «neutralisiert» oder «der deinen an Intensität gleichkommt» und infolgedessen praktisch keine Reaktion hervorruft (als Beweis ihrer Stellung), abgesehen von [119] einem Gefühl des Wohlbehagens oder der Kameradschaftlichkeit.

3. Dein Erkennen derjenigen, die dir auf dem Pfad voraus sind, die, wenn sie es wünschen, eine mächtige Reaktion von dir hervorrufen oder in dir bekunden können.

Wir fangen an, die mehr okkulten Feinheiten in unserer Arbeit zu behandeln und du musst hierfür vorbereitet werden. Deine Aufsätze und Antworten auf die dir gestellten Fragen befassen sich in erster Linie mit deiner Arbeit in Verbindung mit denen, die dir geistig untergeordnet sind. Wie steht es mit denen, die dir geistig gleichgestellt oder überlegen sind? Lies deine Fragen und Antworten im Hinblick hierauf noch einmal durch und beachte, was für eine Reaktion dabei in dir hervorgerufen wird. Der Eingeweihte fünften Grades musste in atlantischen Zeiten den rechten Gebrauch des Gefühls beweisen. In arischen Zeiten muss der Eingeweihte zweiten Grades dies tun. Mein Bruder, bist du bereit zu sagen, dass dieser Beweis vorgelegt werden kann?

Du bist zur Belohnung von ernstgemeintem und ernsthaftem Suchen, von alten karmischen Bindungen, von vielem Fragen, das deiner Seele eine Reaktion entrang und mit dem verdienten Recht eines verpflichteten Dieners, der viele Jahre lang standhaft, allein gearbeitet hatte, in die Gruppenarbeit eingetreten. Du hast gewisse ausgeprägte Aktiven und gewisse Passiven, ebenso ausgeprägt, in diese Gruppe hineingebracht, so wie alle Gruppenmitglieder es getan haben. Meine Aufgabe besteht darin, die Aktiven in der Gruppe zu gebrauchen, und dir zu helfen, die Passiven aufzugeben. ... Ich möchte dich deshalb bitten, hierüber nachzudenken, während du als Seele auf dem engen, messerscharfen Pfad zwischen den beiden Gegenpolen stehst, nämlich deinen aktiven und deinen passiven, und sie mit völliger Objektivität betrachtest. Die okkulten Sätze, in denen ich dein Problem und seine Lösung darlegen möchte, lauten folgendermassen:

«Der Magnet schwingt, und während er schwingt, kann er die flehenden Hände, die hilfesuchend ausgestreckt sind, nicht berühren. Er schwingt im hohen Himmel, von der Seele gehalten, ruhig und furchtlos, der Seele, deren Wille fest ist, deren Augen klar sind, deren Herz sich langsam einem fernen Klang öffnet, einem Klang voller Schmerz und Kummer, voller Schwachheit und Trübsal».

«Der Magnet fällt in die Menge von greifenden Händen hinein. Er ist nicht mehr zu sehen. Dann treten Störungen auf. [120] Die Seele, deren gelassener Blick auf die fernen Horizonte der Welt gerichtet war, wendet ihre Augen ab. Beide Augen konzentrieren sich auf die verwirrte Gruppe derer, welche die Wahrheit suchen. Die Seele sucht den Magneten ausfindig zu machen und kann ihn nicht sehen, denn er ist in den Formen vieler Menschen verborgen. Die Seele steigt herab und wandelt auf dem Erdenweg und nicht auf den Wegen des Denkens. Der ferne Horizont verschwindet. Es folgt die Vision, die unmittelbar vor Augen liegt; das Naheliegende tritt anstelle dessen, was ferne lag. Und an jenem naheliegenden Punkt taucht der Magnet wieder auf».

Juli 1937

MEIN BRUDER!

Der Mentalkörper wird in deinem Fall von der Energie des fünften Strahls beherrscht. Dies ist ein ausgeprägter Zustand und bildet die vorherrschende Schwierigkeit deines Lebens. Dies ist im Fall aller Aspiranten, die auf diese Weise mental beeinflusst werden, die ausschlaggebende Ursache ihres nichtmagnetischen Verhaltens, wobei ich dieses Wort in seinem tiefen, psychologischen Sinn gebrauche. Ich möchte dich daran erinnern, dass nichtmagnetisch sein in deinem Entwicklungsstadium bedeutet, dass du (obwohl du ein gewisses Mass von Seelenkontakt haben magst) dieses Seelenleben auf andere nicht so ausstrahlen kannst, wie du es möchtest, denn dein dominierender Mentalkörper auf dem fünften Strahl (dem Strahl der konkreten Wissenschaft, wie du weisst) ist abgesondert, isoliert und hat eine natürliche Neigung zu jenem Unterscheiden, das zu Abgesondertheit führt. Die umgekehrte Wirkung ist ebenfalls richtig. Die Strahlung von anderen kann gleichfalls abgeschaltet werden und daher rührt deine Unfähigkeit, telepathische Beeindruckungen zu registrieren. Der Wert des Denkaspekts auf dem fünften Strahl ist jedoch sehr gross, denn er stellt eine scharfe und brauchbare Denkkraft dar und eine offene Tür zur Inspiration (denke hierüber nach).

Der astrale oder Gefühlskörper wird durch den sechsten Strahl der Hingabe oder des Idealismus beeinflusst; diese Wirkung kann jedoch äusserst leicht unter dem Einfluss des zweiten Strahls der Liebe und der Weisheit übertragen und umgewandelt werden. Deine Aufgabe in diesem Leben besteht darin, dies zu ermöglichen, damit du in deinem nächsten Leben einen Astralkörper haben kannst, der vom zweiten Strahl beeinflusst wird. Deine Fähigkeit, allen Hindernissen zum Trotz vorwärtszugehen, um dein Ideal zu erlangen, ist dein besonderer Vorzug, der dich schliesslich zu deinem Ziel führen wird. Deine Hauptschwierigkeit ist augenblicklich dein Denkaspekt auf den fünften Strahl. Stimmt dies [121] nicht, mein Bruder?

Du hast einen physischen Körper auf dem dritten Strahl (dem Strahl der intelligenten Tätigkeit). Dieser wird innerlich grösstenteils von deinem Denkaspekt auf dem fünften Strahl beherrscht. Wiederum siehst du den herrschenden Einfluss dieses Energietyps in deinem Rüstzeug dich auszudrücken. Deine Strahlen sind daher:

1. Der Seelenstrahl der dritte Strahl der aktiven Intelligenz.

2. Der Persönlichkeitsstrahl der sechste Strahl der Hingabe.

3. Der Strahl des Denkaspekts der fünfte Strahl der konkreten Wissenschaft.

4. Der Strahl des Astralkörpers der sechste Strahl der Hingabe.

5. Der Strahl des physischen Körpers der dritte Strahl der Tätigkeit.

Diese Analyse sollte für dich viel Licht auf dein Problem werfen, denn du wirst die Vorherrschaft des dritten Hauptstrahls und des sechsten Nebenstrahls der Hingabe feststellen.

Januar 1938

MEIN BRUDER!

Ich habe dir früher den Gesichtspunkt angedeutet, von dem aus ich persönlich die Fähigkeit und das Wachsen der Gruppe beurteile, und von diesem Standpunkt aus bin ich mit dem Fortschritt, den du gemacht hast, zufrieden. Während der vergangenen paar Jahre habe ich oftmals offen, und selbst mit anscheinender Härte, mit dir gesprochen. Dies habe ich in dem Bemühen getan, dich zu einer stärker orientierten Reaktion auf das Drängen deiner Seele anzuspornen, um auf diese Weise die beiden Faktoren, die den freien Verkehr gehemmt haben, der zwischen deiner Seele und deiner Persönlichkeit bestehen sollte, von dir abzulenken. Ich habe stets Andeutungen gemacht. Ich spreche meine Vorschläge nicht immer offen aus, denn es ist stets mein Ziel, die Tätigkeit des höheren Ich's hervorzurufen, um auf diese Weise die rechte Art von Gehorsam zu bewirken. Was sind diese beiden Faktoren?

1. Eine Lebenstätigkeit, die, obgleich sie durch die Arbeit, die du in meiner Gruppe getan hast, einigermassen ausgeglichen worden ist, doch eine beschränkende Wirkung auf dich ausgeübt hat, und der es nicht gelingt, die höchsten Kräfte deiner Seele hervorzurufen. Du hast versucht, diese Situation zu überwinden und den allgemeinen Ton zu heben, aber ein einsamer Jünger ist in einer schwierigen Lage, wenn er die Schwingung einer stark astral polarisierten Gruppe unschädlich machen [122] will. Weisst du, worauf ich mich hier beziehe?

2. Eine Lebenstendenz zu Depression, die du auf erstaunliche Art und Weise dadurch unschädlich gemacht hast, dass du sie verneint und eine beharrliche Haltung zum Dienen aufgenommen hast. Sie hat dennoch deine Lebensform kompliziert und ist dabei einer deiner grössten Erzieher gewesen.

Diese Lebenserfahrung hat für dich grosse Resultate eingebracht und du wirst den nächsten Lebenszyklus äusserer Existenz mit manchem Wertvollen beginnen, nachdem du während dieser speziellen Inkarnation viele Lebensbeziehungen erarbeitet hast. Welchen hauptsächlichen Gewinn hat dir dieses Leben gebracht?

Zu allererst den Wechsel deiner Lebensbetonung von äusserer objektiver Arbeit auf innere subjektive Wirklichkeiten. Um dies zu vollbringen, hast du dich in einer beschränkten und begrenzten Umgebung verkörpert, damit keine vorherrschenden, hindernden äusseren Verlockungen vorhanden sein sollten; es stand dir daher frei, dich auf innere Wirklichkeiten zu konzentrieren. Du hast durch diese Erfahrung in hohem Mass profitiert und deine subjektive Orientierung ist auf rechter Basis stabilisiert. Nur eine grössere Anpassung bleibt noch zu erlangen übrig und ein grösseres Opfer muss noch gebracht werden. Du weisst, dass du diese Anpassung durchzuführen hast, ohne denjenigen, die abhängig von dir sind, materielles Leid zu verursachen.

Zweitens, hast du den Astralkörper nach höheren Werten und Beeindruckungen hin orientiert und zwar so erfolgreich, dass deine emotionelle Empfindungsfähigkeit für andere jetzt entschieden zu einem Faktor geworden ist, mit dem sich arbeiten lässt. Ich möchte, dass du diese Empfindungsfähigkeit durch das Erwecken des Herzzentrums und ein erneutes Interesse am Weg des Herzens zu noch grösserer Brauchbarkeit entwickelst. Zu diesem Zweck will ich dir eine Meditation in dieser persönlichen Unterweisung geben, und ich wünsche, dass du sie bis auf weiteres befolgst.

Drittens, bist du in diesem Leben vom Probepfad zum Pfad der Angenommenen Jüngerschaft übergegangen und hast gute Fortschritte darauf gemacht. Der Druck der Zeitverhältnisse und deine eigene Intensität haben sich gemeinsam als hinreichend erwiesen, dich dem Ziel ein grosses Stück näherzubringen, und ich glaube, dass du anfängst, dir hierüber klar zu werden, zeitweilig sehr zu deiner eigenen Überraschung. Das Erkennen von Tatsachen geistigen und subjektiven Tatsachen bildet einen Teil der erforderlichen Ausbildung aller Jünger; die Erkenntnis einer Tatsache auf der physischen Ebene macht eine solche[123] Ausbildung in Empfindungsfähigkeit nicht erforderlich. Die Erkenntnis geistiger Realitäten erfordert sowohl Ausbildung als auch eine formulierte bestimmte Ausdrucksweise.

Das vergangene Jahr ist nicht leicht für dich gewesen, mein Bruder. Du hast in vieler Hinsicht gelitten; dies weisst du und ich habe es erkannt, aber niemand sonst. Ich habe dir beigestanden und zugeschaut, und habe dich zuweilen gestärkt, wann und wo es möglich war, und zweimal ist es mir entschieden gelungen, dir zu helfen. Bist du dir der Gelegenheiten bewusst, wann es geschah? Ausbildung im Registrieren angebotener und angenommener Hilfe ist für Jünger deines Typs zuweilen von Wert; deshalb weise ich auf das hin, was ich zu tun versuchte. Ich möchte, dass du dich im kommenden Jahr bemühst, dich an meine Schwingung zu gewöhnen. Dies wird deine subjektive Empfindungsfähigkeit erhöhen. Darin besteht der wirkliche Wert oder der bleibende Gewinn.

Im Zusammenhang mit den okkulten Sätzen, die ich dir vor einem Jahre gegeben habe und die ich mit dir zu besprechen versprach, mögen sich die folgenden Erläuterungen als wertvoll erweisen. Die Hauptlehre deines Lebens hat in der Kultivierung der Fähigkeit bestanden, auf den fernen Klang menschlichen Leidens zu reagieren. Hierauf bezog ich mich in den Worten «das sich langsam öffnende Herz». Aus zwei Gründen ist es für dich nicht leicht gewesen, diese Reaktion des Herzens zu erlangen. Ein Grund ist die Tatsache, dass du in deinem letzten Leben zu starke Betonung auf den Intellekt gelegt hast und deshalb prädisponiert warst, dich im Denkaspekt zu polarisieren als du dich inkarniertest, was ein Zurückziehen von zwischenmenschlichen Beziehungen und teilnahmsvoller Fühlungnahme zur Folge hatte. Der andere Grund liegt in einer unterbewussten Erkenntnis, dass, wenn du «in die unglücklichen Pfade menschlicher Sympathie» herabsteigen würdest, du fähig bist, dich mit deinen Brüdern zu identifizieren und ihr Leid zu teilen, was du auf der äusseren Ebene als unbehaglich empfinden würdest. Dies führte in deinen früheren Jahren dazu, dich von Menschen fernzuhalten und auf der Gedankenebene zu verweilen, losgelöst, ruhig und isoliert. Während der letzten zehn Jahre hast du dies alles geändert; obgleich dir selbst jetzt nicht so behaglich zumute ist, so bist du doch auf eine sehr echte Art und Weise anderen gegenüber offen und empfindsam.

Weiter wird dir die Einsicht, dass «beide Augen auf die Welt menschlichen Leidens konzentriert sind», beständig mehr zu eigen. Du lernst, dass du nur durch wahres Selbstvergessen (sowohl des Ziels der Seele als auch aller Persönlichkeitsziele) wirkliche Vollendung erlangen wirst, und dass die Menschheit von viel grösserer Bedeutung ist als das individuelle Menschenwesen. Wie Der Alte [124] Kommentar sagt: «Der Brennpunkt ist jetzt wahr und echt, denn beide Augen, das linke und das rechte, wenden sich den Wegen der Menschen zu und auf diese Art und Weise wird die Wahrheit klar erkannt».

Dann kommen wir zu den Worten «das, was ferne liegt, wird aus den Augen verloren und die unmittelbare Gegenwart wird sichtbar». Eine der schwierigsten Aufgaben, der jeder Jünger gegenübersteht, ist es, die abstrakte Vision einer zukünftigen Herrlichkeit und Belohnung, gegen die unmittelbare Pflicht und das augenblickliche Ziel, auszutauschen und die geistigen Werte des unmittelbaren Augenblicks, wie sie im Vordergrund des täglichen Lebens zu finden sind, zu erfassen. Ich kann mich der Zeit erinnern, mein Bruder, als es dir schwer wurde, dich mit dem Problem der Stunde zu identifizieren, so beschäftigt warst du mit der Hierarchie, ihren Angehörigen und ihren Plänen und mit deiner Beziehung zu dem unsichtbaren Meister. Vielleicht magst du diese Zeiten fernen, schwierigen Strebens infolge der richtigen Anpassung, die du erfolgreich zustandegebracht hast, vergessen haben. Aber ich habe es nicht getan. Im Dienst der Stunde musst du die weit entfernte geistige Möglichkeit aus den Augen verlieren. Dies hast du in nicht geringem Mass zu tun gelernt, nur um die Entdeckung zu machen, dass dieser Pfad des Dienstes und des Selbstvergessens dich auf einem langen und ermüdenden Pfad zu uns zurückbringt.

Schliesslich: «Und so gelangt das magnetische Leben wieder zur Herrschaft». Diesmal ist der Magnetismus jedoch nicht derjenige der Seele an ihrer eigenen hohen Stätte, sondern derjenige der vergeistigten Persönlichkeit auf den Wegen der täglichen irdischen Fühlungnahme. Zur Entwicklung dieses «magnetischen Lebens» berufe ich dich von neuem, für den Rest dieses Lebens und die ihm folgenden Zyklen. ...

Januar 1939
Du hast während der letzten paar Monate in deinen Gedanken viele Fragen aufgeworfen und viel mentales Missbehagen empfunden, wenn ich es so ausdrücken darf, dennoch hast du unerschütterlich an dem erwählten Weg und deinen Gruppenbrüdern festgehalten. Du stehst jedoch noch immer unter dem Einfluss einer alten Gedankenform und vergisst, dass es eine der Aufgaben eines Jüngers ist, sich vom Einfluss dieser Formen zu befreien. Diese Gedankenform verleitet dich dazu, nach Resultaten phänomenaler Art Ausschau zu halten, ja, sie zu verlangen; sie reizt dich dazu, zu glauben, und drängt dich dazu, zu verlangen, dass deine Jahre der Hingabe, die Energie deiner Persönlichkeit und deiner astralen Kraft (eine starke Verbindung, mein Bruder) mit einer Anerkennung [125] durch ein Mitglied der Hierarchie und einen Kontakt mit ihm belohnt werden sollten. Du erwartest dies nicht, um irgendwelche persönliche Befriedigung oder eine Reaktion des Stolzes zu empfinden, sondern als angemessene und rechte Belohnung für geduldiges Bemühen und wahren okkulten Gehorsam.

Und doch, mein Bruder, ist dir alles zuteil geworden, was du verlangt hast, wenn du es nur erkennen könntest. Du weisst, wer ich bin und deshalb ist dir die Anerkennung, die du verlangt hast, gewährt worden, und du weisst, wofür du durch deine Seele, durch mich und durch die erwählte Gruppenarbeit, vorbereitet wirst. Doch all dies bereitet dir keine Freude und schenkt dir keine Ruhe. Solltest du dir nicht klar sein über die Wahrheit dessen, was ich sage, dann bitte ich dich, eine Weile darüber nachzudenken und womöglich wird dir mit der Zeit Erleuchtung zuteil werden.

Die Gruppenarbeit ist nicht leicht für dich. Es wird einem Engländer ebenso schwer, sich von seinem nationalen Selbstvertrauen und seinen Vorurteilen zu befreien, wie es für Staatsangehörige aller hochentwickelten Länder der Fall ist. Aber in dieser Arbeit und in deinem Stadium geistiger Bewusstheit, sollte der Inbegriff der Lebensrealisierung jegliche insulare Einseitigkeit ausschliessen. Hiernach musst du streben und der hauptsächliche Gedanke sollte für dich die Überzeugung sein, dass alle Menschen Brüder sind, etwas, was sich so leicht sagt und theoretisch behaupten lässt, was sich jedoch als äusserst schwierig erweist, wenn es als lebendiger Faktor im Leben zum Ausdruck gebracht werden soll.

Wir werden von nun an offen und freimütig arbeiten, und ich dein Meister und dein Freund werde weder dir gegenüber, noch gegenüber irgend jemand in meiner Gruppe, ein Blatt vor den Mund nehmen. Es ist keine Zeit dafür vorhanden, so gross ist die unmittelbare Dringlichkeit, Arbeiter auszubilden, und mit einer Gruppe wie dieser ist es doch sicherlich unnötig.

Du wirst dich daran erinnern, dass ich der Betrachtung der Strahlen, welche die verschiedenen Aspekte und Körper vor jedem der Gruppenmitglieder beherrschen, viel Zeit gewidmet habe, und ich hoffe, dass eine sorgfältige Analyse dessen, was ich gesagt habe, es jedem von euch möglich gemacht hat, sich selbst besser zu erkennen und seine Probleme richtiger und vollständiger zu verstehen. Heute versuche ich die Kraftträger anzudeuten, durch welche die beiden Hauptstrahlen vorwiegend in den Brennpunkt gerückt werden, wobei ich dich daran erinnere, dass die Aufgabe darin besteht, zwei Energien und drei Kräfte auf solche Weise miteinander in Beziehung zu bringen, dass du tatsächlich eine göttliche Manifestation wirst. Lass mich dies präzisieren.
Erstens: Dein egoischer oder Seelenstrahl findet seinen Brennpunkt im und durch deinen Mentalkörper, der vom fünften Strahl beherrscht wird. Dies hat dir, wie ich dir in einer [126] früheren Unterweisung gesagt habe, eine ausgesprochen mentale Einstellung, deine kritische Haltung und deine verhältnismässige Isolierung gebracht. Gerade diese Verbindung hat es dir stets ermöglicht, aus Vernunftsgründen fest darauf zu vertrauen, dass deine Entscheidungen richtig sind und dass die speziellen Entscheidungen, die du im Leben triffst, und die Umstände, denen du den Vorrang gibst, richtig und berechtigt sind. Diese Energie und diese Kraft werden auch noch durch die herrschende Kraft deines physischen Körpers verstärkt, der dir ein Gehirn auf dem dritten Strahl gibt.

Zweitens: Dein Persönlichkeitsstrahl hat seinen Brennpunkt in deinem Astralkörper. Die Strahlen drei, fünf und sechs sind deine kontrollierenden Faktoren. Dies gibt dir Hingabe und mentale Kontrolle, und es sollte ein wirkliches Gleichgewicht in dir herstellen, aber unglücklicherweise tut es dies nicht, weil der Denkaspekt ungebührlich stark betont wird und du dich vor Hingabe fürchtest. Und doch hat deine Hingabe dich zu uns gebracht und nicht deine mentale Befähigung, mein Bruder. Deine Hingabe hat dich all die Jahre hindurch beständig geleitet und deinen Dienst in der Welt hervorgerufen. Worauf richtet sich deine Hingabe? Dies ist eine wichtige Frage, auf die du deiner Seele eine Antwort schuldig bist.

Ich frage mich von neuem: Wie kann ich diesem Jünger das Wesen seines Problems nahebringen? Ich will es so formulieren: Deine egoische Energie, die ihren Brennpunkt im Mentalkörper hat, dient deiner Persönlichkeit und der Arbeit, die du dich auf dem speziellen Gebiet, worin du dich zu bleiben zwingst, zu tun bemühst. Es sollte umgekehrt sein und die Persönlichkeit, mit all ihren zu einer Einheit zusammengefassten Kräften, sollte der Seele dienen. Alle Kräfte deiner niederen Natur sollten dem höheren Ich, das durch ein erleuchtetes Denkvermögen und ein empfindungsfähiges Gehirn arbeitet, zur Verfügung stehen. Denke hierüber nach. Die Energie der Intelligenz und zwei intelligente Kräfte, die Seele, der Mentalkörper und die physische Natur, dienen deiner hingebungsvollen Persönlichkeit. Du solltest dies umkehren, mein Bruder, und die intelligente Seele deine hingebungsvolle Persönlichkeit beherrschen lassen. Hier liegt dein Problem.

Es ist für jeden Jünger notwendig, eine engere und direktere Gleichschaltung zwischen Seele und Persönlichkeit zu entwickeln, und dies ist deshalb dein Problem, selbst wenn es dir als ein elementares Problem erscheint. Du musst die Energie deiner Seele statt in deinem Denkaspekt in deinem vom sechsten Strahl beherrschten Astralkörper konzentrieren, damit intelligente Liebe zu deiner hervorragenden Eigenschaft wird. Diese Veränderung wird gewisse Dinge in dir und für dich herbeiführen:

1. Sie wird [127] eine vorübergehende Umwälzung in deinem Leben hervorbringen und daher naturgemäss dein Sonnengeflecht in Mitleidenschaft ziehen, was eine Zeit voller wirklicher Schwierigkeiten hervorrufen wird.

2. Sie wird die Energie der Seele und die Kraft des Denkvermögens in das Reich der Gemütsbewegungen und empfindungsfähigen Gefühlsreaktionen übertragen und deine Brauchbarkeit dadurch ausserordentlich erhöhen, jedoch ebenfalls «den furchtbaren Schmerz des Lebens an sich» für dich vermehren; dies ist ein Schmerz, mit dem alle Jünger zu leben lernen und an dem alle Jünger unvermeidlicherweise leiden müssen.

3. Sie wird deine Gehirnzellen anregen und viele bisher schlummernde Zellen in Tätigkeit versetzen, und dich auf diese Weise zu vermehrtem Dienst von anderer Art als dem bisherigen befähigen. Es wird dich dazu führen, zu erforschen, ob dein gegenwärtiges Arbeitsgebiet für dich gerechtfertigt ist oder, wenn dies der Fall ist, was du tun musst, um «die Natur der Saat, die darin gesät werden soll, zu ändern». Du wirst wissen, worauf ich mich beziehe, ohne dass ich dieses Thema weiter entwickle.

Dies ist dein Problem. Wie sollen wir deinen egoischen Brennpunkt ändern und zur gleichen Zeit deine beiden Hauptstrahlen enger miteinander verschmelzen, damit die Persönlichkeit der Seele untergeordnet wird? Um dies zu fördern, muss diese spezifische Meditation verfolgt werden. ...

ANMERKUNG: Dieser Jünger arbeitet nicht mehr mit dem tibetischen Meister, der die folgende Bemerkung über ihn macht:

Er hat seinen Höhepunkt für dieses Leben erreicht. Weitere Unterweisung ist nicht erforderlich. Er hat genug, an dem er arbeiten kann».

An L. D. O.

November 1937

MEIN BRUDER UND MEIN FREUND!