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ABSCHNITT ZWEI - PERSÖNLICHE ANWEISUNGEN AN DIE SCHÜLER (Fortsetzung) - Teil 6

Es ist auch eine ätherische Schwäche vorhanden, und ich schlage dir vor, dass du dir in deiner Meditationsarbeit vorstellst, dass göttliche Energie hereinströmt (was eine schöpferische Tätigkeit ist, mein Bruder) und dass du sie zum ätherischen Gegenstück der Milz aussendest. Stelle auf einem Diagramm fest, wo die Milz liegt; stelle dir nicht das physiologische Organ, sondern das ätherische Gebiet vor, das sie umgibt und mache dir ein Bild davon, wie sie in reinem goldenem Prana gebadet wird. Dies sollte sich als eine wertvolle Übung für dich erweisen. Langjährige Erfahrung in der Meditation sollte dich befähigen, dies mit Leichtigkeit zu tun....

Sei den Rest deines Lebens lang der Sannyasin und strebe danach, dem Plan losgelöst zu dienen. Denke über diesen letzten Satz nach, weil er für dich das Geheimnis der Befreiung enthält.

Juni 1933

MEIN BRUDER!

Für dich habe ich heute ein ermunterndes Wort. Ein Teil deiner Schwierigkeit im Leben hat nicht nur darin bestanden, dass der physische und der Ätherkörper zu lose miteinander verbunden waren und daher dazu neigten, zu einem an Lebenskraft mangelnden Zustand zu führen; auch die Integrierung zwischen deinem Mentalkörper und dem Gefühls- oder Astralkörper ist sehr schwach gewesen. Kürzlich hat sich dieser Zustand geändert; dein Denkaspekt und dein Astralkörper sind jetzt integriert. Erwäge was dies bedeutet, mein Bruder. Es bedeutet, dass dein Astralkörper (der im Schleier der Illusion wandelt) nicht mehr der vorherrschende und entscheidende Faktor in deiner Erfahrung sein wird, wie es bisher der Fall gewesen ist, sondern dass dein Denkaspekt immer mehr die Kontrolle übernehmen und zum Übermittler von Erleuchtung werden wird, wenn du dich fest und unerschütterlich auf deinem Weg behauptest. Du musst die Realisierung dieser einen Stunde zur Gewohnheit auf Lebenszeit machen. Wie du weisst, kommt es einzig und allein auf die Seele an. Letzten Endes ist nichts von Belang als Dienst. Vergiss alle deine Persönlichkeitsprobleme und die Probleme jener, mit denen du deiner Wahl gemäss in dieser Verkörperung gemeinsam auf dem Lebenspfad wanderst. Verlass [506] dich auf ihre Seelen. Nimm über die Seele Kontakt mit ihnen auf und erhalte ihn aufrecht und weigere dich, dich durch ihre Persönlichkeiten verblenden zu lassen. Beachte was sich im Lauf der Monate ereignen wird, wenn du diese Haltung, deine Aufmerksamkeit ihren Seelen zu widmen, aufrechterhältst.

Weisst du nicht, dass du diese Seelen zu wachsender geistiger Tätigkeit erwecken kannst, wenn du deine Seelenkraft der ihren beifügst (wobei du den Formaspekt unbeachtet lässt)? Aber mein Bruder, wenn du bemerkst was geschieht, dann komme nicht in Versuchung zu helfen. Überlasse die Persönlichkeiten ihren eigenen weisen, reinen und liebenden Seelen. Lass es bei diesem einfachen Gedanken bewenden und höre während der nächsten paar Monate damit auf, dich abzumühen und sei mit dem Pfad, dessen Verfolgung deine Seele für dich erwählt hat, zufrieden.

Unterlasse Atemübungen, denn sie verursachen dir stets Unbehagen und ein quälendes Gefühl des Versagens. Arbeite jeden Morgen fünf oder zehn Minuten lang an der Kunst der bildlichen Vorstellung was eine schöpferische Kunst ist und stelle dir einen Garten vor, der in Unordnung geraten ist und in dem du wieder Ordnung und Schönheit herstellst. Ändere diesen Garten um, und fülle ihn mit Blumen, mit Vogelgesang und mit all dem, was du dir als deinen Traumgarten vorgestellt hast. Sorge dafür, dass sich zwei Dinge ereignen: Der Garten muss wieder in Ordnung gebracht werden, und er muss an Schönheit zunehmen. Lass deine Vorstellungskraft dich von Tag zu Tag zu der beständigen Arbeit der Wiederherstellung lenken, wobei du dich daran erinnerst, dass das Ziel dieser Übung darin besteht, deine Aufmerksamkeit in der Gegend des Ajnazentrums und des Hirnanhangs zu konzentrieren. Erlerne dort Organisationsfähigkeit. Wenn deine Probleme über dich hereinbrechen, wenn eine alte Gewohnheit zu denken dich übermannt, von der du weisst, dass sie falsch ist, dass sie jedoch bis jetzt eine rhythmische Macht über dich ausübt, dann ziehe dich in deinen Garten zurück und arbeite dort für kurze Zeit. Mache deine Zufluchtnahme in den geheimen Garten im Lauf der Zeit zu einer sofortigen Reaktion, wenn du bekümmert bist und bleibe nicht lange dort. Es wird dir dabei helfen, die Macht alter Gedankenformen zu durchbrechen.

Du fragst: «Worin besteht meine Gabe für die Gruppe?» Ich antworte: «In der Gabe eines reinen und selbstlosen Geistes und einer seltenen Fähigkeit zu geben. Du kannst keine grössere Gabe besitzen als den zwingenden Drang, selbstlos zu geben, ohne irgendeinen anderen Beweggrund als denjenigen eines reinen und liebenden Geistes». Für dich habe ich diese Worte, die dir zum eigenen Gebrauch gehören:

«Lass das reine Licht des Verstandes und des Verständnisses die dichten Nebel, in denen ich so lange gewandert bin, vertreiben. Lass die Nebel verschwinden und die Wolken der Sorgen sich in [507] dem strahlenden Licht der Sonne, das stets inmitten des Nebels scheint, zerstreuen. Diese Sonne ist in meinem Denkaspekt zu finden. Ich stehe innerhalb dieser Sonne».

Juni 1934

MEIN BRUDER!

Du stehst deiner Krise und deiner letzten Prüfung in bezug auf Tauglichkeit für angenommene Jüngerschaft gegenüber. Ich kann dir wenig sagen, abgesehen davon, dass ich voller Verständnis beobachte und warte. Dies ist nicht der gegebene Augenblick für weitere Worte, denn es ist der Zeitpunkt, in dem Du handeln musst. Du sagst dir selbst immer wieder: «Wenn es irgendetwas gäbe, um das Gefängnis des Denkens, in dem ich mich befinde, zu sprengen, wie leicht wäre es und wie schnell würde ich es tun». Aber, mein Bruder, gerade etwas so Einfaches ist vorhanden, und doch, bevor du es tust, kannst du nicht im Licht wandeln. Da dies ein Gruppenbemühen ist, hältst du auch diese Gruppe von Mitjüngern von vollständiger Offenbarung und im Dienst zurück solange du es nicht tust. Die einfache Regel ist: «Rede weniger und liebe mehr».

Ich habe dir keine spezielle Übung zu geben. Ich habe D. R. A. gebeten, dir mit vertiefter Liebe beizustehen, jedoch nicht mehr mit dir über dein Problem zu sprechen. Der Grund für sein Schweigen und für das meine liegt darin, dass du jetzt in das Stadium der Lösung deines Problems eintrittst, in dem du exoterisch allein stehen und den Kampf auf der äusseren Ebene allein durchfechten und beendigen musst. Aber auf der inneren Ebene treten diejenigen, die dich liebhaben und die helfen können, näher zu dir heran.

«Wirst du mich verstehen, wenn ich sage, dass dein Kampf symbolisch und psychologisch in deinem Garten ausgefochten werden muss? Wirst du es begreifen, wenn ich dir sage, dass nur Liebe dich befreien kann? Weder Eigenliebe noch Selbstbefreiung durch Verzweiflung über dein eigenes Unglücklichsein; nicht die Liebe zu denen, die du mit solcher Leichtigkeit liebst, sondern die Liebe deiner eigenen Seele selbst muss herbeigerufen werden; deine Lösung ist daher Seelenkontakt, der beharrlich jeden Tag hindurch aufrechterhalten werden muss.

Meditiere deshalb über Liebe. Sage stündlich zu dir selbst wenn du dieses Zeitbewusstsein entwickeln kannst ich muss lieben. Nur eine Bitte habe ich an dich, mein Bruder, eine, die dir rätselhaft erscheinen mag. Sitze jeden Tag ohne Ausnahme eine [508] Stunde lang still und weigere dich, das Schweigen und die Stille dieser Stunde zu unterbrechen. Entspanne dich einfach, ruhe, lies und denke in glücklicher Stimmung, aber lass nichts, abgesehen von einem wirklichen Notfall (keine wilde und grundlose Furcht, keinen Verdacht oder den inneren Drang etwas zu erforschen) es dir gestatten in den Rhythmus dieser Periode hereinzubrechen. Sitze still, nicht in gespannter Haltung, sondern ruhig und entspannt. Dies ist nur eine bescheidene Forderung, aber wenn du dieser Anforderung entsprichst, mögen die Resultate durchschlagender sein als du denkst. Es ist eine Stunde, in der du über Liebe nachdenkst, in der du über die Quelle der selbstlosen, losgelösten Seelenliebe nachdenkst. Du kannst über diese Liebe lesen, wenn du willst, aber sitze still. Liebe und Stille, nicht Groll und Ruhelosigkeit sind deine unmittelbare Aufgabe; wenn du diese beiden Dinge erreichst, wirst du dein Problem lösen und dich befreien.

Schweigen, Gelassenheit und liebender Dienst an allen ohne Ausnahme und ohne jeglichen Gedanken an dich selbst dies sollte das Leitmotiv deines Lebens während der kommenden Monate sein. Ruhelosigkeit und Groll, Selbstbedauern und Verdacht sind deine augenblicklichen Probleme. Lass Liebe an ihre Stelle treten und alles wird gut werden. Du rufst in vielen Liebe hervor. Dies bedeutet, dass du die Gabe der Liebe besitzest. Gebrauche diese Fähigkeit zu lieben und zerbrich deine Ketten, um in Freiheit zu dienen und in meiner Jüngergruppe zu grösserer Brauchbarkeit vorwärtszugehen. Ich stehe dir zu Seite.

Januar 1935

MEIN LANGJÄHRIGER BRUDER!

Meine Botschaft für dich ist dieses Jahr jene mit der ich meine letzte Mitteilung an dich schloss: Ich stehe dir zur Seite.

Als ich es das letzte Mal zu dir sagte, machte ich mir keine Illusionen über das Ausmass deines Problems oder über die Schwäche der erschlafften Ausrüstung, die du zu seiner Lösung brachtest. Das Ergebnis deines Kampfes war vor einem Jahr sehr problematisch. Heute ist dies nicht der Fall. Die alten Gewohnheiten des Denkens und das schnelle Untertauchen in den alten Rhythmus sind noch immer möglich; du bist oft aufs tiefste entmutigt, wenn die Hydra des Ärgers und des Verdachtes mit ihren vielen Köpfen auftaucht. Du hast jedoch grosse Fortschritte gemacht und dein Astralkörper ist wirklich ruhiger. Du weisst es selbst. Du findest es leichter, dich anderen Interessen zuzuwenden. Die Perioden des Untertauchens und der alten Gedankengänge dauern nicht so lange und dein Verständnis nimmt zu.

[509]

Der Kampf ist noch nicht vorüber, aber bis zum Mai 1936 sollte dein Gefühl innerer Freiheit so stark sein, dass du erkennst, dass die Dinge, welche die Persönlichkeit betreffen, und die vom Entwicklungspunkt und einem Mangel an Kontrolle der Persönlichkeiten herrühren, mit denen du verbunden bist, keine wirkliche Macht mehr über dich ausüben werden. Du wirst schnell die Haltung des Beobachters erlangen, desjenigen der zuschaut und der sich selbst als kontrollierende Seele kennt.

Mein Bruder, willst du die verschiedenen persönlichen Unterweisungen, die ich dir während der vergangenen Jahre gegeben habe, an einem ruhigen Tag vornehmen und sie ohne Unterbrechung und alle auf einmal durchlesen? Auf diese Weise wirst du dir ein Bild deines geistigen Problems machen können (und auch von meinem Bemühen, dir bei der Lösung zu helfen), das konstruktiv nützlich sein wird. Du wirst auch entdecken, dass du wirklich gewachsen bist. Dein Problem ist nicht dieser oder jener Lebensumstand. Es hat auch nichts mit der Tätigkeit von diesem oder jenem Menschen zu tun. Es ist nicht mit deinem Familienleben, deinen finanziellen Umständen oder deiner Gesundheit verbunden. Diese sind nur der Schauplatz auf dem du nach Befreiung ringst. Dies sind nur Gelegenheiten, die dir deine Seele bietet, und die dich, wenn du sie richtig gebrauchst, auf den Pfad der Einweihung stellen werden. Ja mein Bruder, ich habe wirklich gesagt, auf den Pfad der Einweihung und nicht auf den Pfad der Jüngerschaft. Du bist bereits auf diesem letzteren Pfad. Du bist dir dessen innerlich wohl bewusst, dass dein ganzes Leben einfacher für dich würde, wenn du Loslösung erreichen und zu einem stabilen, auf einen Brennpunkt gerichteten Denkaspekt gelangen könntest. Einweihung ist Vereinfachung.

Du bist reich an wahrer Liebe vielen Menschen gegenüber. Deine Umstände auf der physischen Ebene sind, im Licht des augenblicklichen Weltproblems betrachtet, gut. Das Problem deiner Gesundheit hat seine Wurzel in deinem astralen Zustand. Wenn du Herr über die Verblendung würdest, in der du wandelst, dann würdest du dich so frei und brauchbar fühlen, dass du erstaunt auf dein vergangenes Leben der Illusion und des von dir selbst herbeigeführten Elends zurückschauen würdest. Dein persönliches Problem ist durchaus nicht einzigartig. Die hauptsächliche Schwierigkeit ist durch die Tatsache herbeigeführt worden, dass du ein Jünger bist. Die Verblendung und Illusion, die ein Jünger hervorrufen kann, sind viel mächtiger als diejenigen des Durchschnittsmenschen. Dein Denkaspekt mag als Resultat der Verblendung ruhelos sein und seinen Standpunkt dauernd verändern, aber die Verblendung ist das Ergebnis von starkem gefühlsbetontem Denken und fortwährender Beachtung [510] der Umstände deines Lebens auf der physischen Ebene. Dieselbe Aufmerksamkeit und Stärke des Denkens, das von deinen Umständen weg und den Dingen der Seele zugewandt wird, wird dich befreien.

Arbeitest du noch in deinem Garten, mein Bruder? Wärest du bereit, noch ein Jahr lang darin zu arbeiten? Darf ich (der seit Jahren deinem Kampf zugeschaut hat und heute überzeugt ist, dass du dich zum Sieg hindurchringst) dir noch einen Vorschlag machen? Baue in deinem Garten einen Turm aus Elfenbein und überblicke dein Leben täglich vom Gipfel jenes Turmes. Baue ihn bis zum Vollmond im Mai und lebe dann zur Zeit des Wesakfestes und während der drei Tage jenes Festes in deinem Turm und verweile darin. Steige auch in Augenblicken des Kummers oder drohenden Versagens auf deinen Turm und stehe fest und unerschütterlich. Der Turm ist nur symbolisch, aber wenn du die wesentliche ihm zugrunde liegende Bedeutung begreifst, wirst du buchstäblich aus der Verblendung herausschlüpfen, während du deinen Turm besteigst und in das klare Tageslicht hineinschreitest. In deinem Garten ist häufig Nebel, aber oben auf dem Turm sind Sonnenlicht, Raum und Luft. Dort kann ich dich treffen, wenn du richtig baust und die Methode des Aufstiegs erlernst. (Eine Beschreibung dieses Gartens ist am Ende der Unterweisungen dieses Jüngers zu finden. A. A. B).

Nimm das Einhalten deiner stillen Stunde genauer. Baue darin deinen elfenbeinernen Turm und möge sich das Licht deiner Seele über dich ergiessen und dein Leben überfluten. Mögest du dir über den Gebrauch der Freude klar werden und dir überhaupt nichts aus dem getrennten Ich machen, und möge der Segen deines Meisters auf dir ruhen.

Juli 1935

MEIN BRUDER!

Wenn ich dich bitten würde, deinen Erfolg und dein Versagen während der vergangenen zwölf Monate abzuschätzen, wüsstest du selbst, wie du sie einschätzen würdest? Würdest du sagen: Wirklichen Erfolg mit gelegentlichen kurzen Rückfällen durch alte Gedankengewohnheiten, die noch nicht völlig überwunden sind? Dein Erfolg ist eine Tatsache und in deiner Aura ist viel mehr Licht.

Etwas, was ich mit dir in dieser Unterweisung aufnehmen möchte, ist der Gegenstand der Verblendung. Verblendung ist der mächtige Feind all derer, die auf dem Pfad der Jüngerschaft wandeln. Die ganze Welt ist der Verblendung unterworfen, was dir gut bekannt ist, aber wenn ein Mensch ein Jünger wird, kommt er mit soviel Kraft in Berührung (besonders in den ersten Stadien, [511] wenn er noch nicht weiss, wie er sie handhaben soll), dass er viel mehr von der Weltillusion anzieht, verdichtet und auf sich herabbeschwört, als es sonst der Fall sein würde. Als Jünger in definitiver Ausbildung bist du keine Ausnahme hinsichtlich dieser Erfahrung des Jüngers. Jünger, die auf mentalen Stufen leben, sind freier v on Verblendung als diejenigen, deren Polarisation mehr rein gefühlsmässig ist. Deshalb ist es eins der ersten Dinge, die wir euch alle zu lehren suchen, frei von der Astralebene zu arbeiten, zu leben und zu denken. Vielleicht ist die beste Weise, dir, mein Bruder, und jedem anderen deiner Mitjünger, der an dem Unterricht, den ich dir persönlich erteile, interessiert ist, die Umstände im täglichen Leben zu nennen, die zu einem Zustand der Verblendung führen. Dann könnt ihr sie selbst untersuchen und sehen, wo diese Zustände im täglichen Leben zu finden sind. Wenn ihr sie findet, dann ist Verblendung das unvermeidliche Resultat. Wenn sie jedoch erkannt werden, können sie gehandhabt werden und die Verblendung wird verschwinden.

Verblendung ist natürlich etwas so Subtiles, dass sie sich stets als Wahrheit verkleidet. Sie ist mächtig, weil sie ihren Eintrittspunkt in das Bewusstsein eines Jüngers durch jene Geisteszustände und durch jene Gewohnheiten des Denkens findet, die so vertraut sind, dass ihr Erscheinen automatisch ist und eine nahezu unbewusste Äusserung darstellt. Für den Durchschnittsjünger kommen drei hauptsächliche Haltungen des Denkens und Fühlens in Frage, die ihn dafür empfänglich machen, verblendet zu werden:

1. Selbstbedauern. Alle Jünger neigen dazu. Ihr Leben ist notwendigerweise schwierig, und sie sind empfindungsfähiger als der Durchschnittsmensch. Sie werden gleichfalls in dieser speziellen Richtung beständig erprobt und geprüft. Selbstbedauern ist eine mächtige und trügerische Kraft; es übertreibt jeden Umstand und isoliert einen Menschen im Mittelpunkt seines eigenen Lebens, und in den dramatischen Situationen, die in seinem eigenen Denken hervorgerufen werden. Dies macht es möglich, dass zwei Arten von Verblendung eintreten können: Erstens, die Verblendung der speziellen Ausbildung, in welcher der Jünger seine Bedeutung im Verhältnis zu der angewandten Prüfung und seiner Reaktion darauf überschätzt. Dies ist nicht eine deiner Schwächen. Deine vernünftige Demut ist von grossem Wert, vorausgesetzt, dass du dich nicht selbst zu gering einschätzest. Die zweite Art ist die Verblendung, die durch ein so starkes Selbstinteresse hervorgerufen wird, dass der Jünger in einer Wolke seiner eigenen Gedanken isoliert ist, so dass das Licht seiner Seele ausgeschlossen wird; er sieht die Dinge im falschen Verhältnis und die Verblendung seiner Isolierung in seinen Schwierigkeiten und [512] manchmal überkommt ihn eine fixe Idee, verfolgt zu werden. Auch hierin bist du unschuldig. Andere in meiner Jüngergruppe neigen mehr zu diesem Versagen als du.

2. Ein Geist der Kritik. Dies verursacht mehr Verblendungszustände als irgendein anderer Faktor und wer soll sich hierin für immun halten? Wenn Harmlosigkeit und Freundlichkeit im Denken und Sprechen geübt werden und automatisch zum wesentlichen Bestandteil des täglichen Lebensausdrucks eines Jüngers werden, wird Verblendung aufhören. Mein Bruder, dieser eine Faktor lässt mehr Verblendung in das Leben eines Jüngers und in dein Leben eindringen als du dir vorstellen kannst. Infolgedessen siehst du die Menschen häufig nicht so, wie sie wirklich sind, denn du siehst sie durch die Illusion, die durch deine Kritik an ihnen hervorgerufen wird. Die ausgesprochenen Worte werden zu einer Gedankenform, die dem Werkzeug, das sie hervorgerufen hat, anhaftet und dann wird der Mensch nur noch durch den Schleier dieser Verblendung gesehen. Infolgedessen werden die Schwächen, nach denen gesucht wird, gefunden und das wahre Ich bleibt deinen Augen verborgen. Du kannst die Richtigkeit der obigen Feststellung während ein paar Tagen prüfen, wenn du das Thema all deiner Unterhaltung im Kreise deines täglichen Lebens sorgfältig beachtest. Besprichst du die Wirklichkeit oder ein vorübergehendes Versagen in einer göttlichen Ausdrucksweise? Ist deine Reaktion auf Menschen im allgemeinen freundlich oder kritisch? Bist du geneigt, das Gute zu sehen und die Schwächen und Irrtümer zu ignorieren? Ruft der Bericht einer falschen Handlung oder eines Fehlers unmittelbares Interesse in dir hervor und verbirgst du deine Kenntnis der Fehler von Menschen in deinem Herzen und liebst deinen Bruder umso mehr wegen seiner Schwäche und weigerst du dich, sogar dir selbst gegenüber, Stellung zu nehmen oder Kritik zu üben? Ich empfehle dir und allen in meiner Jüngergruppe diese Fragen. Gerade hier liegt für dich, und für so viele, der gewöhnliche Eintrittspunkt für Verblendung und bevor diese Öffnung versiegelt ist, wirst du nicht frei von persönlicher Verblendung sein.

3. Verdacht. Die verderblichste aller Schwächen ist diese Verblendung; sie ist gewöhnlich die trügerischste und kann selbst wenn sie wohlbegründet ist, die tiefsten Wurzeln deines Seins vergiften, die ganze Lebenseinstellung verfälschen und die schöpferische Einbildungskraft als ihren mächtigsten Diener in Tätigkeit versetzen. Verdacht lügt stets, aber er lügt mit einer so augenscheinlichen [513] Wahrheit, dass er nur richtig, recht und billig erscheint. Diese Neigung hast du seit langem bekämpft und deine Bemühungen werden von ziemlichem Erfolg begleitet. Gib dem Verdacht keinen Raum, aber sieh dich vor, dass du ihn nicht von dir fort in die verborgene Tiefe deines Ich's wirfst, von wo aus er unfehlbar seinen Kopf wieder emporheben wird. Beendige seine Macht in deinem Leben durch dreierlei:

a. Nimm entschiedener die Haltung des Zuschauers an, der alle Menschen und Ereignisse durch das Licht der Liebe und vom Gesichtspunkt der ewigen Werte aus betrachtet.

b. Lass alle Menschen frei, ihr eigenes Leben zu leben und ihre eigene Verantwortung auf sich zu nehmen, weil du weisst, dass sie Seelen sind und dem Licht entgegengeführt werden. Gib ihnen einfach Liebe und Verständnis.

c. Durch die Fülle deines eigenen Dienstlebens, das dir keine Zeit für Augenblicke und Stunden des Verdachts lässt, der soviele Leben zunichte macht.

Wenn du diese drei Dinge beharrlich durchführst und übst, werden sie mehr dazu beitragen, dich von der Verblendung zu befreien als irgendetwas anderes.

Mein Bruder, die Tatsache, dass ich dir auf diese Art schreiben kann, zeigt das Mass dessen an, was du erreicht hast. Vor zwei Jahren würdest du die Wahrheit dessen, was ich sage, vielleicht theoretisch erkannt haben. Heute erkennst du sie nicht nur, sondern du hast in der Vergangenheit das Problem auf praktische Art gehandhabt und wirst es auch in Zukunft tun. Eine Zeitlang wirst du Stunde um Stunde und Tag für Tag kämpfen müssen; aber die Macht deiner Seele ist hinreichend, um Befreiung herbeizuführen, und die Liebe dieser Jüngergruppe ist gross genug, um dich durchzubringen. ...

Was deinen Garten anbelangt, mein Bruder, so möchte ich dich bitten, früh am Sonntagmorgen hineinzugehen. Sieh, wie dein Garten in der Dunkelheit der Dämmerung schläft kein wirkliches Licht, kein Laut, keine Bewegung und kein Leben machen sich bemerkbar. Er liegt verträumt und farblos da. Trete in deinen Turm ein und klettere hinauf bis zur Spitze und löse dann das Licht aus, das in dir ist. Dies wird für den Garten deiner Seele dasselbe bedeuten wie die Sonne für die Gärten der Welt. Beobachte wie die Lichtstrahlen sich über den Garten ergiessen und ihn zu Farbe und Schönheit erwecken, wie sie ihn in Bewegung und Leben versetzen und den Gesang der Vögel und das Gesumm der Bienen hervorrufen als lieblichen Widerhall. Dort mag ich dir begegnen, wenn die Wolken der Verblendung sich verziehen. Denke über den Symbolismus, der in diesem Garten verborgen ist, nach und arbeite [514] während der nächsten paar Monate regelmässig von diesem Zentrum der Liebe und des Lichts aus.

Januar 1936

MEIN BRUDER UND MEIN FREUND!

Dieselben Unterweisungen, dasselbe Ziel und dieselbe Notwendigkeit, den Geist befreiender Liebe zu pflegen, werden hinreichen, um dich während der nächsten paar Monate zu beschäftigen.

Du trittst jetzt in eine Periode der Krise ein. Vergiss nicht, dass ich dir dies gesagt und dich gewarnt habe, allen Umständen im Licht dieser Kenntnis zu begegnen. Die Krise (die sich in einem Aspekt deiner Persönlichkeit konzentrieren wird) muss von dir als ein Anzeichen einer angestrengten Bemühung deiner Seele betrachtet werden, vor dem Vollmond im Mai eine möglichst grosse Befreiung herbeizuführen. Deine Seele mobilisiert ihre Kräfte, um diese Befreiung zu bewirken und dich dadurch zu lehren, Nutzen aus dem herabstürzenden geistigen Strom zu ziehen. Wenn eine solche Entschlossenheit auf der Ebene des Erlebens der Seele vorhanden ist, findet eine unfehlbare Reaktion auf der Ebene des täglichen Lebens statt. Hierfür musst du vorbereitet und dadurch bereit sein, Nutzen daraus zu ziehen. Deine Kraft ist viel grösser als dir klar ist, weil du die Reichtümer der Seele noch nie völlig in Anspruch genommen hast. Dies wirst du tun müssen, um die Befreiung, nach der du dich sehnst, zu erlangen.

Ich versichere dir auch, dass für dich die Kultivierung von Harmlosigkeit die Bürgschaft für ein konstruktives Ergebnis deiner Krise im kommenden Frühjahr ist. In meiner letzten Unterweisung forderte ich dich dringend auf, Selbstbedauern zu eliminieren und sagte, dass dies dann ein harmloses Lenken der Persönlichkeit hervorbringen würde. Die Eliminierung von Kritik wird dich harmlos machen soweit es andere betrifft, und deine Weigerung, Verdacht zu hegen, wird deine spezielle Verblendung, die fast auf Halluzination hinausläuft, vertreiben. Du siehst also, mein Bruder, dass ich nur meine früheren Belehrungen von neuem betone. Ich weiss, dass du von ihrem Wert überzeugt bist, und wenn ich das zum Ausdruck bringe, was du nötig hast, spreche ich nur deinen eigenen tiefsten Wunsch aus.

Vom Mai 1934 bis zum Mai 1935 hast du ganz entschiedene Fortschritte gemacht und deine innere geistige Kraft hat merklich zugenommen. Die vergangenen sechs Monate haben eine Zwischenpause mit vielen Schwankungen bedeutet. Du bist mehr einer äusseren Beeindruckung unterworfen gewesen und hast deinen Brennpunkt weniger [515] als Seele auf den inneren Ebenen gefunden. Es ergab sich kein bemerkenswerter Gewinn. Solche Zwischenpausen sind unvermeidlich; es besteht kein Grund dafür, niedergeschlagen zu sein, vorausgesetzt, dass sie nicht andauern, sobald du ihr Dasein bemerkst. Jetzt bewegt sich die Sonne wieder nach Norden; es kommt für dich eine erneute Gelegenheit und die Möglichkeit einer mächtigen Periode der Befreiung von deiner niederen Natur und von den Ansprüchen, die so grosse Macht über dich haben. Meine wichtigste Botschaft für dich ist (und ich gebe sie mit dem ernstlichen Wunsch, dass du verstehst, worauf ich mich speziell beziehe): Lass los. Lass fallen, was du hältst. Stehe um jeden Preis frei und gib auf, was dich zurückhält.

Nimm während der nächsten sechs Monate die folgenden Worte und Gedanken als Saatgedanken in der Meditation:

1. Monat Loslösung von dem, was das Ich in Ketten hält.

2. Monat Freisetzung des eingekerkerten Ich's zum Dienst.

3. Monat Der Brennende Grund, auf dem reines Gold zu sehen ist.

4. Monat Befreiung des inneren Lichts und dann das Betreten des erleuchteten Weges.

5. Monat Ausstrahlung, die das Licht in anderen hervorruft.

6. Monat Opfer, das die Herrlichkeit des Ich's offenbart.

Sei guten Mutes, mein Bruder, und fürchte dich nicht. Furcht bringt selbst eine Verblendung hervor und die Verblendung verbirgt das Licht. Liebe diejenigen, die du liebst, ungehemmt.

Juni 1936

MEIN BRUDER!

Ich brauche nur wenig zu tun und kann auch kaum etwas tun. Bis sich «die Sonne nordwärts bewegt» ist deine Arbeit schwer, und doch so einfacher Art (wenn sie in Worte gekleidet wird), dass du sie vielleicht nicht als so wichtig erkennst. Und doch sage ich dir voller Liebe und mit nicht geringer Besorgnis, dass viel von der Erreichung deines Ziels abhängt, sowohl für dich selbst als auch für die Gruppe. Es kann wertvoll sein, wenn ich hier eine Frage berühre, die oft im Denken von Jüngern auftaucht, die zusammen in Gruppenformation und im Ashram eines Meisters arbeiten. «Wie weit hilft der Fortschritt oder hindert der mangelnde Fortschritt eines einzelnen Jüngers die Jüngergruppe?» Infolge der angeborenen Aufrichtigkeit des wahren Jüngers ist die nächste Frage, [516] die sich erhebt: «Was tue ich, helfe ich oder hindere ich?» Lass mich diese letzte Frage im Zusammenhang mit dir beantworten: «Du hinderst nicht». Dein sanftes Wesen und deine liebreiche selbstlose Haltung wirken einem langsam anwachsenden Geist der Kritik mächtig entgegen, was du selbst innerlich erkennst. Deine Mitjünger lieben dich aufrichtig, und die Sanftheit deiner Schwingung mit ihrem beharrlichen Akzent des Dienstes und der Liebehaben selbst auf die Jünger in meiner Gruppe, die du persönlich nicht kennst, eine unbewusste, «fesselnde» Wirkung. Ich bitte dich, dich daran zu erinnern. Aber du könntest definitiver und bewusster helfen, wenn du dich von Bindungen befreien könntest und in deinem Heim und in all deinen Beziehungen als wahrer Sannyasin zu funktionieren beginnen würdest. Darauf habe ich dich früher schon hingewiesen. Ich habe dich entschieden zum Pfad des Sannyasins aufgefordert. Aber noch immer spielst du nur am äusseren Rand dieser Idee. Für dich ist es ein Symbol einer Loslösung, von der du irrtümlicherweise fühlst, dass du sie nicht erlangen kannst. Du unterschätzest dich, mein Bruder. Du besitzest eine unerschrockene Beharrlichkeit, die dich von deinen ersten Tagen an bis heute geleitet hat. Diese Beharrlichkeit ist ein Kennzeichen des verpflichteten Jüngers. Willst du dich daran erinnern? du bist nie abgewichen von deiner Suche nach Licht und nach einem Gebiet, auf dem du deiner Seele dienen und deine Hingabe an die Menschheit und die Grossen bezeugen kannst, die das Schicksal der Menschenrasse lenken und die du wahrhaftig liebst.

Du besitzest auch eine innere Erkenntnis der Wahrheit und des Plans, die viel grösser ist als du annimmst und die wir vor Jahren geprüft haben. Du hast dich beständig auf dem Pfad behauptet und die Arbeit, die wir getan zu sehen wünschten, geleistet und hast geholfen wo du nur konntest, und hast treu zu denen gestanden, die versuchten, unsere Arbeit zu tun. Dieselbe unerschrockene Beharrlichkeit zeigt sich auf diese Weise und wird sich auch weiterhin beweisen. Woran fehlt es denn? Zweifellos fehlt etwas, und du würdest die erste sein, dies anzuerkennen.

Was mangelt sagt sich so leicht, und ist doch so schwer auszudrücken. Dieser Mangel bildet fast dein Waterloo, um ein geflügeltes Wort zu gebrauchen. Es ist einfach dein Mangel an Loslösung. Du bindest dich an diejenigen, die du liebst, und oft können die sich anklammernden Hände der Liebe, Fortschritt verhindern, nicht nur deinen eigenen, sondern auch derjenigen, die wir lieben. Bist du dir darüber klar? Stellst du dir je die Frage, wie dein Leben und deine Liebe für diejenigen in deiner unmittelbaren [517] Umgebung sich auswirkt: «Stärke ich sie, so dass sie ihr Leben als Seelen meistern und dienen?»

Ferner bindest du dich durch Gedankenformen der Depression und des Verdachts an gewisse Menschen, nicht wahr, mein Bruder? Es sind ihrer mehr als du denkst. Diese hindern jedoch deinen Fortschritt weniger als dein Beschäftigtsein mit denjenigen, die du liebst, weil du sie so gut kennst und du unaufhörlich mit ihnen ringst. Gerade deine Liebe, deine sich anklammernde besitzergreifende Liebe für jene, die du im karmischen Prozess des Lebens dicht um dich gesammelt hast, hindert dich daran, sie auf starke, echte Art und Weise zu lieben... Ich bitte dich, wahrer zu lieben. Deine Stärke und Loslösung sind noch nie eingesetzt worden. Ich bitte dich nicht, dass du aufhören sollst zu lieben; ich bitte dich jedoch, als Seele und weniger als Persönlichkeit, zu lieben. Wenn du dies liest, wird dein inneres wahrheitsliebendes Wesen darauf reagieren. Lass mich's noch einmal sagen, dein Problem ist Loslösung. Du fängst an, sie zu erlernen. Deine Lektion wird dadurch, dass du keine Hauptbeschäftigung und kein dynamisches Interesse hast, die deine volle Aufmerksamkeit beanspruchen würden, doppelt schwer. Dies ist jedoch dein Problem, das du irgendwie lösen wirst, wenn du dich als Seele auf neue und lebenskräftige Weise deiner Persönlichkeit bemächtigen kannst.

Ich kann dir nur ein Wort und einen Fingerzeig geben: Gestatte es deinem physischen Körper nicht, dir Vorschriften zu machen. Körperliche Belastung ist manchmal die Zuflucht von jenen, die fühlen, dass ihr Leben sie nicht mit dem versorgt, was sie wünschen, oder es ist die Ausflucht für jene, die fühlen, dass sie auf dem Weg versagt haben.

Du hast nicht versagt, mein Bruder. Ich wiederhole dies für dich: du hast nicht versagt, und ich weiss, wovon ich spreche. Diejenigen von uns, die mit voller Vision auf der inneren Seite des Lebens tätig sind, sehen die Ausrüstung und das Karma, den Kampf und das Schicksal auf eine Weise, die dir nicht möglich ist. Aber ich sage dir, dass die dir verbleibenden Lebensjahre zu einem allmählichen Versanden in verhältnismässiger Nutzlosigkeit führen können zu der Nutzlosigkeit eines unfruchtbaren Alters oder sie können den Höhepunkt in der Laufbahn einer freien Seele bilden, deren Weisheit, Dienst und selbstlose Liebe das Mittel sein können, vielen Seelen in der ganzen Welt Inspiration zu bringen. Du kannst jetzt wenn du willst die aufgespeicherten Früchte eines Lebens beständiger Orientierung zum Licht nutzbar machen und die Weisheit demonstrieren, die derjenige erlangt, der so lange Zuschauer, Schüler und Diener gewesen ist. Willst du nicht ein wirksamerer Teilnehmer, ein aktiver Mitarbeiter werden? Nur [518] eines kann dies verhindern weder schlechte Gesundheit noch die Umstände sondern fehlende Loslösung. Willst du jeden Tag (nicht notwendigerweise am Abend) einen Rückblick über Loslösung machen und dies gewissenhaft an dem heiligen und stillen Ort tun, den wir deinen Garten nennen? Meine Liebe und mein Segen ruhen auf dir, mein Bruder. Dies ist etwas, was ich nur selten sage.

Januar 1937

MEIN BRUDER UND MEIN FREUND!

Für dich (ebenso, wie für R. S. U.) habe ich diesmal ein Wort des Lobes und ein Wort des Vorwurfs. Es ist ein so sanfter Vorwurf, dass er dir nichts ausmachen wird. Du hast während dieser letzten zwei Jahre viel getan, um Verblendung aus deinem Leben zu vertreiben, vielleicht mehr als du weisst. Wir, die wir euch alle von der inneren Seite aus betrachten, können diese Tatsache symbolisch leichter ermessen als ihr, weil wir, (wenn wir eine Seele aussuchen), in der Lage sind, das zu bemerken, was okkult «die Tiefe seiner Versenkung» genannt wird. Es ist für unser beobachtendes Auge jetzt leicht, dich zu «entdecken und zu enthüllen», und dies ist gänzlich eine Folge deines eigenen Bemühens und der anwachsenden Macht dieser Jüngergruppe. Du bist nicht so tief in den dichten Nebel der Verblendung verstrickt, obgleich du noch immer durch Furcht zurückgehalten wirst; keine Furcht in bezug auf dich selbst, sondern unnötige Angst um jene, die du liebst. Daher siehst du sie, die Probleme, denen sie gegenüberstehen oder ihre individuellen Schicksalswege nicht klar; dies hindert dich daran, ihnen geistig so nützlich zu sein wie du könntest, wie du dir gut vorstellen kannst. Die Nützlichkeit von Jüngern für diejenigen, mit denen sie karmisch verbunden sind und für die sie mit Recht oder Unrechtein Verantwortungsgefühl haben, bewegt sich mit zunehmendem Wachstum von einem Stadium zum anderen. Die körperliche Pflege derer, die man liebt, darf und muss in gewissem Grad bestehen bleiben, obgleich die Pflege, die eine Mutter ihrem Kind zuteil werden lässt, nicht beibehalten werden kann, wenn es erwachsen ist. Es mag eine gewisse Verantwortung bestehen, die man zu übernehmen gewillt ist (wieder mit Recht oder Unrecht) aber sie darf nicht anstelle einer Verantwortung treten oder die Verantwortung verringern, die sie selbst übernehmen sollten. Unsere mentale Hilfe sollte stets verfügbar sein, aber sie sollte nicht dann geleistet werden, wenn unser Denken durch die Nebel von Fragen und Zweifeln verwirrt oder wenn ein Geist der Kritik vorhanden ist. Unsere geistige Verantwortung ist merkwürdigerweise die letzte, die erkannt wird; nach diesem Erkennen [519] wird ebenso langsam gehandelt. Doch letzten Endes ist sie bei weitem die wichtigste, denn unser geistiger Einfluss kann nachhaltig sein und kann befreiende Kraft für jene, die man liebt, mit sich bringen, während andere Verantwortungen, da sie auf Persönlichkeitsbeziehungen beruhen, stets Verblendung und das mit sich bringen, was nicht vom Reiche des Geistes ist.

Lege während der dir verbleibenden Lebensjahre die Betonung auf deine geistigen Verantwortungen und deine geistige Wirkung auf alle, mit denen du in Berührung kommst oder mit denen das Schicksal dich verbindet. Arbeite stets nach den Grundsätzen des Seelenkontakts, was zur Befreiung der Seele führt und zur Seelentätigkeit derer, die du liebst, und selbst derer, die du vielleicht nicht liebst! Auf diese Weise wirst du anfangen, auf und von geistigen Stufen zu arbeiten und deine Macht als Arbeiter wird in der Stille zunehmen. Dies wird keineswegs deine richtige Brauchbarkeit auf anderen Ebenen, niedrigeren als der geistigen, Betrachtungen.

Du lernst schnell, mein Bruder, und kannst zu vertieftem und klarer erkanntem Wissen hindurchbrechen, wenn du dich in Loslösung ausbilden kannst, einer Loslösung von Persönlichkeitstätigkeit mit ihrem klugen Reden oder Schweigen, ihrer Kritik oder ihrer Verteidigung dessen, was in anderen unerwünscht ist, und mit ihren Augenblicken quälender Unentschlossenheit, die auf einer Furcht beruht, welche in deinem Fall stets Furcht des Persönlichkeitsaspekts ist. Diese Furcht führt dazu, dich in unkluges Handeln oder Worte zu stürzen und dich daran zu hindern, dem Licht und dem Dienst zu folgen, die deiner Vision in deinen hohen Augenblicken so klar erscheinen, nicht wahr, mein Bruder? Aber dies ist alles, was ich als Vorwurf zu sagen habe, und es wird gemildert durch berechtigte Anerkennung wahrer Leistungen in der Vergangenheit, deiner nie versagenden Aspiration und deines unerschütterlichen Dienstes.

Für dich ist die Gruppenmeditation besonders geeignet und nützlich; sie bringt dir die benötigte Kraft und dient dazu, sowohl deine Vision als auch deinen Pfad zu klären. Verfolge sie deshalb genau und aufmerksam... Und, mein Bruder, verfolge die angedeuteten okkulten Übungen und kehre wieder in deinen Garten zurück, der noch immer friedlich und schön innerhalb der Gedankenwelt zu finden ist. Die Spitze des Turmes dringt in die Welt der Seelen hindurch, und wenn du die Stufen, die dorthin führen, emporsteigst, wirst du dich im Bereich klarer Vision, grosser Weisheit und universaler Liebe befinden.

Stehe während dieses kommenden Jahres fest und losgelöst. Lass die geringeren Stimmen nicht die Stimme deiner Seele oder meine Stimme ausschalten. Halte den Kanal offen. Dies ist mein letztes [520] Wort für dich: Halte den Kanal offen. Wenn du dies tust, wirst du den wichtigen Entscheidungen, denen du begegnen könntest, im Licht der Seele begegnen und du wirst sofort klar und erfolgreich handeln können. Der Rat, um den man dich bitten könnte, wird dann nicht auf Furcht oder Schwäche von Persönlichkeitsliebe begründet sein, sondern er wird die triumphierende Note der wissenden Seele tragen. Breche durch die Fesseln der Vergangenheit hindurch, mein Bruder, und sei der wahre Sannyasin, der nichts für das getrennte Ich verlangt, und der jene wahre Selbstlosigkeit die du stets gezeigt hast bis zu den Höhen einer vollständigen Ergebung hinaufführen wird.

Juli 1937

MEIN BRUDER UND TREUER FREUND!

Wie kann ich dir dein Problem so klar machen, dass du die festgestellten Tatsachen annehmen und ihnen gemäss leben wirst? Auf keine andere Weise als dadurch, dir Auskunft zu geben und dir vorzuschlagen, danach zu handeln und Resultate zu erwarten und die Intelligenz, die du in so hervorragendem Mass besitzest und die Beharrlichkeit, die du dein ganzes Leben hindurch gezeigt hast, einzusetzen.

Dein Mentalkörper gehört dem fünften Strahl an und daher hast du einen äusserst analytischen Denkaspekt. Ich möchte dich jedoch daran erinnern, dass du analytisch bist, aber nicht unterscheidend. Denke über diesen Unterschied nach.

Dein Astralkörper wird vom sechsten Strahl beherrscht und ist bis jetzt grösstenteils dem Persönlichkeitswillen untergeordnet. Dies führt dich dazu, dich der Umgebung deiner Persönlichkeit und den Umständen, die du karmisch hervorgerufen hast, zu widmen.

Dein physischer Körper gehört auch dem sechsten Strahl an, was ihn und daher dein Gehirn vorwiegend zum Diener deines Astralkörpers macht; es macht dich jedoch auch intuitiv oder astral-buddhisch. Deshalb möchte ich, dass du bemerkst, dass in deinem Fall eine Ausnahme von der gewöhnlichen Regel besteht, die den physischen Körper beherrscht, denn sehr wenige physische Körper sind auf dem sechsten Strahl.

1. Der Seelenstrahl der zweite Strahl der Liebe und Weisheit.

2. Der Persönlichkeitsstrahl der sechste Strahl der Hingabe.

3. Der Strahl des Mentalkörpers der fünfte Strahl der konkreten Wissenschaft.

[521]

4. Der Strahl des Astralkörpers der sechste Strahl der Hingabe.

5. Der Strahl des physischen Körpers der sechste Strahl der Hingabe.

Es wird dir daher klar sein, dass ein grosser Teil deines Problems durch das Erkennen der Beziehung, die zwischen der Persönlichkeit, dem Astralkörper und dem physischen Körper besteht, zusammengefasst werden kann. Der physische und der Astralkörper sind daher automatisch die Diener der Persönlichkeit, doch die Beziehung zwischen dem sechsten und zweiten Strahl ist so eng, dass das Problem deiner Seele in diesem Leben nicht unüberwindlich ist.

Januar 1938

MEIN BRUDER!

Während der vergangenen paar Monate sind viele innere Spannungen aufgetreten. Dies hat sich auf der physischen Ebene als ein Gefühl wirklicher Erschöpfung ausgewirkt und seinen Höhepunkt in einer Periode der Krankheit gefunden. Aber wenn innere Ursachen sich in physischen Wirkungen erschöpft haben, folgt eine Periode der Befreiung und der Neuanpassung. Mein Wort für dich ist daher: Lass die innere Spannung ihre Herrschaft nicht wieder aufnehmen. Du könntest an diesem Punkt mit Recht fragen: «Wie soll ich das verhindern, dass es geschieht?» Indem du dich daran erinnerst, mein Bruder, dass du selbst nicht derselbe bist, obgleich die dich umgebenden Umstände relativ gleich bleiben. Du hast ein neues Mass von losgelöster Freiheit erlangt und an dieser Freiheit musst du jetzt festhalten. Die vorherrschende Note, die dein Leben während der nächsten paar Monate regeln sollte ist: Unveränderlich in geistiger Verwirklichung zu stehen. Dies wird notwendigerweise eine gewissenhafte Wachsamkeit über die Persönlichkeit verlangen. Du wirst dafür sorgen müssen, dass alte Gedankenformen der Furcht und Sorge ihre frühere Macht nicht wieder aufnehmen und dass alte Gefühlsreaktionen nicht wieder Gestalt annehmen dürfen. Beachte wie ich diese Anordnungen ausgedrückt habe. Stehe als Seele und entwickle (als beständige Lebensgewohnheit) die Haltung, deine eigene Göttlichkeit im täglichen Ausdruck zu erkennen. Ein genaues Überwachen der ersten schwachen Neigung, wieder in den alten Rhythmus zu verfallen, verbunden mit einem vernünftigen und sofortigen Überwinden alter Formen von Schwäche wird notwendig sein. Für dich kann sich das Wort «Ersetzung» als wirklich hilfreich erweisen, weil es dich befähigt, ein neues und lebenskräftigeres Interesse, anstelle der alten zum Vorschein kommenden Ideen und eine definitive Tätigkeit auf der physischen Ebene, anstelle von Gefühlskrisen zu setzen und dein [522] niederes Leben in Pfade der Freude und zu einer glücklichen Tätigkeit zu lenken. Freude würde sich für dich als ein grosser heilender Faktor erweisen.

Mein Bruder, seit Jahren habe ich häufig auf deinen Garten der Schönheit bezug genommen. Zuerst musste ich dich dazu bringen, ihn zu erschaffen; später lehrte ich dich, ihn zu vervollkommnen und dann, ihn zu gebrauchen. Ich lehrte dich auch, ihn zu weihen und in einen heiligen Schrein umzuwandeln und ihn in deinem Denken mit dem Gedanken des Dienstes zu verbinden. Das, was auf diese Weise erschaffen und gebraucht worden ist, existiert. Heute möchte ich dir sagen, dass dein Garten auf der inneren Ebene meiner Jüngergruppe und anderen einer grösseren Anzahl als du denkst einen tatsächlichen Dienst leistet. Es ist ein Sammelplatz für viele und für einige ein Zufluchtsort. Denke hierüber nach und setze deine Aufgabe, ihn zu verschönern, fort. Erinnere dich stets daran, dass diejenigen, die seine Lieblichkeit suchen, nicht nur um des Gartens willen kommen, sondern auch, um mit dir Kontakt aufzunehmen, denn auf der inneren Seite erscheinst du anders als du dir in physischer Verkörperung zu sein einbildest.

Nun hast du noch die Aufgabe, für andere einen Garten deines Lebens auf der physischen Ebene zu erschaffen. Du hast während der vergangenen Jahre viel gelernt, und obgleich alte Rhythmen und Denkgewohnheiten dich oft aus deinem Garten des Friedens fortziehen, so findest du deinen Weg doch schneller in ihn zurück. Du wanderst nicht ganz so oft in die Irrgärten der Sorge und in die nebligen Tiefen der Verblendung hinein.

Sorge dafür, dass du während der nächsten neun Monate eine Haltung geistiger Gleichgültigkeit oder göttlicher Sorglosigkeit und gefühlsmässiger Loslösung bewahrst. Über diese drei Worte besonders über die ersten beiden, möchte ich dich ernstlich bitten, nachzudenken. Stehe in deinem Garten, aber wenn der Drang kommt, dich hinauszusagen, um einer Beunruhigung oder Sorge nachzugehen oder einen Verdacht aufzudecken, dann bewahre Gleichgültigkeit und mache dir nichts aus dem, was sich ereignen wird. Nichts kann geschehen, was dein erlangtes Gleichgewicht wirklich zu zerstören vermag. Sei dir dessen bewusst.

Stehe als ein Kraftzentrum für alle denen du begegnest und verwirf meinen Vorschlag nicht, weil deine Persönlichkeit die Möglichkeit, dieses Ziel zu erreichen, verwirft. Auf den inneren Ebenen hast du es erreicht; sorge nun dafür, dass dieses erreichte Ziel jetzt auch auf der äusseren Ebene demonstriert wird. Lass von dem Ort aus, an dem du dein Leben auf der physischen Ebene lebst, dasjenige hinausgehen, was heilen und segnen kann. Nichts [523] kann diesen Segen aufhalten; er eilt auf den Flügeln der Loslösung hinaus und aus einem Herzen, das sich nicht um sich selbst sorgt; er führt seine Sendung durch, weil du es gelernt hast, den Seelen derjenigen, mit denen du verbunden bist, zu vertrauen. ...

Ich will dir die folgenden acht Sätze als Saatgedanken für deine Meditation geben und möchte dich bitten, sie während der nächsten acht Monate sorgfältig zu überdenken:

1. Monat Auf meinem Turm stehe ich und nichts kann mich erreichen. Auf diese Weise weihe ich mich der Arbeit, der ich begegne.

2. Monat Nur meine Seele kann den Punkt der Kraft, auf dem ich stehe, erreichen, und dieser Weg steht meiner Seele stets offen. Ich weihe mich der Aufgabe, die meine Seele mir zuweist.

3. Monat Von dem hohen Punkt komme ich oft herunter und wandle mit meinen Brüdern auf den Wegen des Lebens und der Schönheit. Ich weihe mich der Aufgabe, ihnen zu helfen.

4. Monat Die Ausstrahlung der Seele suche ich auf alle, denen ich begegne, zu ergiessen, und ich weihe mich diesem Leben strahlender Liebe.

5. Monat Mit göttlicher Sorglosigkeit nehme ich mein tägliches Leben auf, weil ich weiss, dass alles gut ist. Ich weihe mich, denen zu helfen, denen ich diene, den Meistern des Weges.

6. Monat Mit wahrer göttlicher Gleichgültigkeit übernehme ich jede Last, die auf mich zukommt, denn nichts kann meine Seele berühren. Ich weihe mich dazu, dieses Vertrauen kundzutun.

7. Monat Diejenigen, die mir gegeben worden sind, um sie auf dem Lebensweg zu lieben, liebe ich und diene ihnen. Ich blicke furchtlos auf sie herab, Ich weihe mich dazu, sie in ihren Seelen zu stärken.

8. Monat Auf meinem Turm, an der hohen Stätte der Vision, stehe ich jetzt, und von diesem Punkt aus lebe, liebe und arbeite ich. Ich weihe mich diesem hohen Schicksal.

Wenn du die Wirklichkeit und die Nützlichkeit des Dienstes, den du leisten kannst, begreifst, wirst du viele Fortschritte gemacht haben, wenn ich dich das nächste Mal unterweise.

[524]

Januar 1939

MEIN BRUDER!

Du hast wirkliche Fortschritte gemacht. Dies ist das erste, was ich dir sagen möchte. Wenn du ein wenig mehr klarer denkst und die Tatsachen, die du über dich selbst weisst, annimmst, wirst du frei werden. Dein Problem ist schwierig. Es beruht nicht auf den Schwierigkeiten deines Lebens, denn dein Lebensproblem ist durchaus nicht ungewöhnlich, obwohl du ihm ungewöhnliche Aufmerksamkeit gewidmet hast. Es beruht auf der Tatsache, dass du eine Persönlichkeit, einen Astralkörper und einen physischen Körper auf dem sechsten Strahl hast. Dies stellt eine ungeheure Kraftverbindung dar, aber du hast die Verantwortung übernommen, diese Kräfte zu handhaben, um den Einfluss des sechsten Strahls, den diese Art Energie während drei Leben hintereinander auf dich ausgeübt hat, auszuschalten. Du hast das Alter von sechzig Jahren erreicht (oder ist es etwas mehr, mein Bruder?) und hast ihn noch nicht überwunden. Daher ist das Ziel deiner Seele noch nicht erfüllt. Der Unterschied zwischen deiner heutigen Haltung und deiner Haltung vor dreissig Jahren besteht darin, dass du dir damals nicht klar darüber warst, worum es sich handelte und heute verstehst du es. Damals trugst du in Wahrheit keine Verantwortung, denn du kanntest das Wesen der zu leistenden Aufgabe nicht. Aber durch Seelenkontakt weisst du jetzt, worin das Problem besteht und deine Verantwortung, etwas Definitives zu tun, ist infolgedessen gross. Die Verblendung von Bindungen und Beziehungen hat jahrelang Macht über dich gehabt. Die Nabelschnur der Persönlichkeit verbindet dich noch immer mit deinen Kindern; sie hätte vor mehreren Jahren Durchschnitten werden sollen und zwar richtig Durchschnitten. Es wäre sowohl für dich als auch für sie von wirklichem Nutzen gewesen. Du weisst es gut, wenn die Verblendung der Verantwortlichkeit der Mutterschaft dich nicht überkommt. Du musst dir jetzt darüber klar sein, dass du keine derartige Verantwortung hast.

Vergib, dass ich so offen mit dir rede, mein Bruder, aber ich möchte dich frei sehen, ehe die Zeit des Hinüberschreitens in «das klare, kalte Licht» für dich kommt. Ich weiss wozu du fähig bist. Du gebrauchst die Macht deiner Seele auf dem zweiten Strahl nicht, die Macht, die gleichzeitig lieben und trennen kann; eine Macht, welche die tiefste Liebe subjektiv und beschirmend übermitteln und doch auf der äusseren Ebene die Menschen freigeben kann. Lass mich dies nochmals wiederholen: Du hast keine Verantwortung für deine Kinder und hast sie nie gehabt seit sie das Alter der Reife und das Recht erlangten, ihr eigenes Leben zu leben. Du [525] hast das Recht zur Freiheit und zum Ausdruck deiner eigenen Seele erworben. Willst du jetzt von diesem Recht Gebrauch machen und dich befreien, oder willst du für den Rest dieser Verkörperung den Dingen ihren Lauf lassen und in einem anderen Leben dem gleichen Problem der Familienbeziehungen und der finanziellen Verantwortung gegenüberstehen müssen? Bis jetzt hast du nichts gelöst, aber du hast Fortschritte gemacht und deine Augen sind offen. Nur Furcht sowie die bewusste Weigerung, die starken und richtigen Schritte zu unternehmen, halten dich von voller Teilnahme am Dienst für die Menschheit und an meiner Arbeit zurück. ...

Du hast so viel zu geben. Ich beziehe mich hier nicht auf Geld, obwohl dasselbe in dieser Zeit der Weltbedrängnis auch zum Lebensopfer eines Jüngers gehört. Ich beziehe mich auf grössere und tiefere Gaben, die du besitzest, und die zu erkennen du dich nicht ungern weigerst ein liebendes Herz, einen Denkaspekt, der durch Jahre des Studiums und einige Leben des Dienstes und der Treue bereichert worden ist, aber auch eine Gabe für Freundschaft, die in der Tat selten zu finden ist.

Dein Seelenkontakt ist hergestellt; dies ist eine Tatsache mit der du rechnen kannst. Die Entkräftung deines physischen Körpers ist eine Folge der Verkrampfung, der du dich ausgesetzt hast und deines ausgesprochenen inneren subjektiven Zurückziehens in die mentale und astrale Welt. Du bringst die Realität, die du bist, auf der physischen Ebene nicht zum Ausdruck. Die Gedankenformen, die dich umgeben, berauben dich der lebenswichtigen Kraft, und doch hast du, physisch gesprochen, kein organisches Leiden und keine Krankheit. Diese Gedankenformen verzehren deine Lebenskraft und wirken eindeutig zerstörend auf dich und auf andere. Es sind drei solche Gedankenformen vorhanden. ...

Ich gebe dir eine spezielle Übung. Gehe zweimal in der Woche in deinen Garten und begegne mir dort. Entdecke zuerst den Punkt in deinem Garten, den ich magnetisiert habe. Besprich an dieser Stelle innerhalb deines Gartens deine Probleme laut mit mir, wobei du von Zeit zu Zeit innehältst, um meine Antworten oder die Antworten deiner Seele zu hören. Wir werden reden, wenn die Stille des äusseren Lebens und der Persönlichkeit erlangt worden ist. Halte nichts zurück, sondern sprich laut mit mir. Tue es mit einem lauschenden und aufmerksamen Ohr, und zur Zeit des Vollmonds im Mai kannst du vielleicht feststellen, dass wir uns genug über die Sache ausgesprochen haben, dass die Verblendung zerstreut und die Gedankenformen zerstört sind und der Pfad dir klar vor deinen Augen aufleuchtet.

Mögest du die Ruhe und den Frieden der Hingebung besitzen; mein Segen ruht auf dir. Nicht um deiner Wertschätzung willen nehme ich mir diese Zeit für dich. Alte karmische Bindungen mit [526] mir, deinem älteren Bruder, und die tiefe Liebe, die D. R. S. unveränderlich für dich hegt, sind hinreichende Gründe für mich. Ausserdem meine Liebe gehört dir. Wir sind auf demselben Seelenstrahl.

Januar 1940

MEIN BRUDER!

Du hast keine spezielle Verblendung, denn du lebst in einem wahren Meer von Verblendung. Daher die Schwierigkeit deines Problems, denn hättest du (beispielsweise) eine hauptsächliche Verblendung, wie D. E. I., dann würde es (für jemand mit deiner Hingabe und mentalen Fähigkeit) eine einfache Sache sein, sie zu zerstören und im Licht zu wandeln. Aber du hast dich mit einer unzähligen Menge von ziemlich belanglosen Verblendungen umgeben, die insgesamt dazu führen, dich unaufhörlich im Nebel wandern zu lassen, du hast die Fähigkeit, beständig im Licht zu wandeln. Deine Verblendungen rühren von zwei Quellen her.

Deine Reaktionen auf alle Ereignisse des Lebens und auf deine Umgebung sind oberflächlich und flüchtig, sie gehen nicht bis auf den Grund und das Wesen, denn das Ziel deines Lebens ist unablenkbar (gibt es ein solches Wort, mein Bruder?) und deine Lebenstendenz ist fest und unveränderlich darauf gerichtet. Im Umgang mit Umständen und Menschen bist du völlig von der möglichen Wirkung, auf dich und deinem Versagen voreingenommen, sie so zu handhaben, wie ein Jünger es tun sollte. Dein Minderwertigkeitsgefühl hält dich in einem Zustand der Verblendung und ist eine reine Persönlichkeitsreaktion. Als Seele bist du stark an Wissen; als Seele liebst du alle Wesenheiten, als Seele gibt es keine Umstände, die du nicht handhaben kannst; als Seele kannst du deine Umgebung auf dynamische Weise beherrschen. Aber die Verblendung der Minderwertigkeit (die das Resultat von unzähligen kleinen Verblendungen ist) beherrscht deinen Lebensausdruck auf der physischen Ebene sowie auch die zweite Verblendung einer körperlichen Belastung. Darüber will ich mich nicht verbreiten, abgesehen davon, dass ich darauf hinweise, dass Voreingenommenheit gegenüber der Arbeit, die du für uns leisten könntest, und die von mentalen Bewusstseinsstufen (wo du stets trotz vieler Ausflüge auf die Astralebene in Wirklichkeit lebst), auf die physische Ebene heruntergebracht werden sollte, dich körperlich befreien würde.

Ich bitte dich, nicht so zu arbeiten wie A. A. B. es tut, die sich bewusst dazu entscheidet, in unserer «Selbstmordgruppe» zu arbeiten, (wie es lachend von jemand in der Jüngergruppe von M. genannt worden ist), aber ich möchte dich bitten, mit der Verblendung der [527] Minderwertigkeit und der Voreingenommenheit für Einzelheiten, die dich beständig in einem entkräfteten Zustand halten, ein Ende zu machen. Tritt in die Freude und Kraft jenes Dienstes ein, in dem es keine Enttäuschungen gibt. Wenn ich sehe zu welchen Folgerungen du in dieser Hinsicht vor dem Mai kommst, werde ich besser wissen, was ich dir sagen sollte.

August 1940

Ich habe nur eine ganz kurze Botschaft für dich, mein Bruder. Du befindest dich augenblicklich in einem Zustand körperlicher Schmerzen und trittst gleichzeitig aus einer Lebenskrise in grössere Gewissheit, grösseres Licht, grösseres Wissen und grössere Brauchbarkeit ein. Du brauchst jetzt nichts zu tun als alle Sorgen aufzugeben und dich auf jene Realitäten zu verlassen, von deren Existenz das Leben dich überzeugt hat. Von gewissen Dingen bist du unerschütterlich überzeugt von Liebe und Tapferkeit und von der Seele. Mache augenblicklich keinen Gebrauch von deinem Denkaspekt; sei einfach und lass die Liebe aller, die dich kennen, die meine eingeschlossen, mein Bruder, durch dich hindurchfliessen; gestatte es dem Mut deiner Seele, dich zu stärken. Dieser Mut ist kein kämpfender Mut oder irgendwelches Bemühen «tapfer» zu sein, wie es genannt wird. Es ist der Mut des sicheren Wissens, der beständig und bedingungslos inmitten von Schwierigkeiten und Beschwerden aufrechterhalten wird.

Nur einen Gedanken will ich dir geben, den du jedesmal wiederholen solltest, wenn du entmutigt, müde oder schwach bist:

«Ich stehe im Zentrum aller Liebe und nichts kann mich hier berühren, und von diesem Zentrum aus werde ich hinausgehen, um zu lieben und zu dienen».

ANMERKUNG: Vier Monate später ging dieser Jünger hinaus, um auf der inneren Seite des Lebens ,»zu lieben und zu dienen». Obgleich nicht im physischen Körper, so ist sie doch im Ashram des Tibeters tätig.
 

MEIN GARTEN

Von C. D. P.

Im Himalayagebirge schien ich ein hohes und schönes Plateau zu sehen. Ein Weg schlängelt sich von dem unterhalb gelegenen Tal hinauf. Von Osten und Westen schauen Berge auf das Plateau hinab; niedrigere Berge stehen im Norden und ein steiler Abhang fällt nach Süden, mit dem Pfad ins Tal.