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ZWEITER ABSCHNITT - PERSÖNLICHE UNTERWEISUNGEN FÜR JÜNGER – Teil 9

Februar 1936

MEIN BRUDER!Deine ganze psychische Natur hat während der letzten sechs Monate infolge der angespannten Aufmerksamkeit, die du deiner [287] Persönlichkeitsentfaltung mit Recht gewidmet hast, grosse Anregungen empfangen. Dies ist auch eine Folge der anstrengenden Erfahrungen, denen diese Persönlichkeit ausgesetzt worden ist sowie auch einer Wirkung der zunehmenden Integrierung und der psychischen Atmosphäre, in der du lebst. Dein Wohnsitz befindet sich in einem grossen psychischen Zentrum. All dies weist auf einen Fortschritt hin, vorausgesetzt, dass du weiterhin sorgfältig an der Haltung des Beobachters festhältst und dich nicht mit den Erscheinungen, die du erlebst und in Zukunft erleben wirst, identifizierst. Diese Erfahrungen enthalten, wie du gut weisst, die Keime der Gefahr, dass Einzelheiten und ausserordentliche Ereignisse dir von grösserer Wichtigkeit erscheinen mögen als das Ganze und das Formlose. Dies war jedoch für dich ein nötiger Schritt in dem integrierenden Prozess; der Sinn für das Abstrakte und Formlose war in dir ungebührlich entwickelt. Du bist der wahre Mystiker und geistige Träumer gewesen, der Idealist und derjenige, dessen Einbildungskraft, Schönheitsliebe und Gefühl für innere Wirklichkeit dich von der Welt des praktischen Lebens ausgeschlossen haben, in welcher für jene, die Augen haben zu sehen und Ohren zu hören die mystische Wahrheit stets in all ihrer Fülle verborgen liegt, in der die Vision von Farbe und Harmonie stets zu finden ist und in der das Ideal sichtbar den Prozess der Materialisation durchmacht. Das Vermengen, Mischen und Verschmelzen der subjektiven Schönheit, mit der äusseren schönen Wirklichkeit, ist deine tägliche Aufgabe. Diejenigen, die wie du intuitiv veranlagt sind, müssen sich darin ausbilden, Ausdeuter zu werden. Die Aufgabe des Ausdeuters der Wirklichkeit und Schönheit sollte dich immer mehr in organisierte und geplante Tätigkeit hineinführen.

In diesem letzten Satz habe ich für dich die hauptsächliche Aufgabe zusammengefasst, die dich für den Rest deines Lebens beschäftigen sollte und zwar die Aufgabe eines Ausdeuters von Schönheit und Wirklichkeit. Es ist deine Aufgabe zu entscheiden, wie dies getan werden soll. Ich deute nur dein Ziel an. Wenn man älter wird, muss die Methode aktiven Ausdrucks wohl oder übel etwas geändert werden, und die Art, die inneren Erkenntnisse und die Aufgabe zu demonstrieren, sollte sich naturgemäss wandeln, obgleich sie fortwährend an Durchschlagskraft zunehmen sollte. Dies deutet keinen Mangel an wirksamer Leistung an, sondern vielmehr nur den Gebrauch eines anderen Arbeitsmittels. Ich fühle, dass es nötig ist, dich daran zu erinnern. Das Ziel ist die Intensivierung des mächtigen Lebens im Zentrum; dieses Leben muss unweigerlich seinen Ausdruck finden.

Du hast deiner [288] Gruppe viel zu geben an Liebe, Schönheit, Intuition und Harmonie. Diese sind als Kräfte in deiner Seele vorhanden; sie werden immer mehr gebraucht (und können auch immer mehr gebraucht werden). Ich will zu diesen auch noch eine entschieden schöpferische Fähigkeit hinzufügen. Wie ich dir bereits gesagt habe, ist die Entwicklung eines Zeitbewusstseins, das nicht begrenzen wird, sondern dazu dient, die fünfte Gabe der Tage, Stunden und Minuten (diese unbezahlbaren Gaben!) zu bewahren und zu organisieren, eine unmittelbare Notwendigkeit für dich. Es gibt einen göttlichen Aspekt der Zeit.

Ich möchte, dass deine Meditation dynamischer und mit einer unmittelbareren Gleichschaltung und den daraus folgenden Resultaten durchgeführt würde. Bemühe dich, deine Meditationsperioden während der nächsten Monate kurz und kraftvoll zu gestalten und dich dabei daran zu erinnern, dass ihr Ziel augenblicklich in der inneren Organisation der Körper und nicht so sehr in der Realisation des Unsichtbaren besteht. Diese Realisation gelingt dir ziemlich leicht. Das Übertragen derselben ins Gehirnbewusstsein und ihr weiser Gebrauch im Dienst, erfordert deine Aufmerksamkeit. Ich kann deine Meditationsform jetzt abändern, da du die bisherige nun ein Jahr lang gebraucht hast. Ich will etwas davon beibehalten, will jedoch einen Teil derselben grundlegend ändern. ...

Sie kann als eine Art von fürbittender Tätigkeit angesehen werden, denn Fürbitte ist ein wissenschaftliches Mittel, die Idee, das Ideal und seinen äusseren Ausdruck miteinander zu verbinden. Widme der Meditation soviel Zeit wie du willst, vorausgesetzt, dass deine mentale Haltung dynamisch und intensiv bleibt.

November 1936

MEIN BRUDER!

Diesmal habe ich dir nicht viel zu sagen. Du befürchtest, (als Persönlichkeit) ungebührlich beeinflusst und einer Autorität unterstellt zu werden, die stärker ist als deine eigene, und die von einer Quelle zu dir kommt, die nicht diejenige deiner eigenen Seele ist. Ich habe deinen gegenwärtigen mentalen Zustand vorausgesehen als ich dir das letzte Mal schrieb. Gerade die Erkenntnis, welcher Art dieser Zustand sein würde, hat meine ganze Unterweisung beeinflusst. Dieses Wissen veranlasste mich zu sagen: «Du hast viel zu geben». Was ich dir heute zu sagen habe ist folgendes:

Du bist frei, mein Bruder. Niemand versucht, dich in dieser Gruppe zu halten. Niemand trachtet danach irgendwelche Autorität über dich zu gewinnen. Niemand will, dass du arbeitest oder [289] studierst oder dienst, wo deine eigene Seele dich nicht zu arbeiten und dich auszudrücken treibt. Sei jedoch dessen eingedenk, dass die einzige Freiheit, die es gibt, darin besteht, eine freie Wahl zu treffen und zu dienen. Die Idee der Freiheit kann selbst ein Gefängnis bilden. Es gibt nirgends freie Seelen, abgesehen von denen, die sich aus freier Wahl selbst eingekerkert haben und innerhalb des Gesetzes des Dienens und durch dieses Gesetz existieren. Du kannst diese spezielle Gruppe verlassen, aber wenn du überhaupt wachsen willst, wirst du dich unfehlbar zum Zweck des Dienstes in einer anderen Gruppe befinden. Du kannst die Verantwortung, die du auf dich genommen hast, als du dieser Gruppe beigetreten bist, aufgeben, aber du kannst dem Übernehmen anderer Verantwortungen nicht ausweichen. Du kannst aus dieser Gruppe von Brüdern hinausgehen, soweit es die äussere Verbindung betrifft, aber du hast mit ihnen bereits Verbindungen hergestellt, die durch keine Tätigkeit oder Handlungsweise der Persönlichkeit abgebrochen werden können, denn es sind Seelenverbindungen und sie müssen eines Tages erkannt werden. Der Dienst, die Verantwortung und die Gruppenarbeit zählen und bleiben bestehen; die Schwankungen und Reaktionen irgendeiner Persönlichkeit können eine Verzögerung verursachen, können aber Erfolg nicht verhindern.

Im tiefsten Grund, im innersten Wesen hast du dich verpflichtet, dem Plan irgendwo, irgendwie eines Tages zu dienen. Die Schwankungen und Unschlüssigkeiten und das In-Frage-stellen deiner Persönlichkeit, sind auf die Dauer und im Licht der Seelentätigkeit, von keiner wirklichen Bedeutung; sie sind jedoch in Zeit und Raum vorübergehend von Bedeutung, soweit es deine Schar von Gruppenbrüdern betrifft.

Fühle dich also frei, mein Bruder, sei aber ganz sicher, dass es keine Freiheit ist, die deshalb gefordert wird, weil dir Gruppenangliederung lästig ist. Je mehr deine Seele deine Persönlichkeit in der Gewalt hat, um so weniger wirst du an den Problemen der Isolierung und Freiheit interessiert sein. Fühle dich frei, aber sei sicher, dass es keine Freiheit ist, die deshalb gefordert wird, weil ein Temperament, das noch im wesentlichen mystisch ist, sich gegen die beständige Disziplin der okkulten Ausbildung auflehnt. Je mehr deine Seele dich beherrscht, um so mehr wird deine Denkfähigkeit erwachen und das Gefühl (im persönlichen Sinn) in den Hintergrund treten. Fühle dich frei, aber sei sicher, dass es keine Freiheit ist, die deshalb gefordert wird, weil das Gefühl des Versagens in bezug auf das Organisieren deiner Zeit und auf das Beschränken deiner Persönlichkeit, ein rhythmisches Leben zu führen, deinen Stolz verletzt. Je mehr deine Seele dich beherrscht, um so sicherer wirst du lernen, Zeit aus der Verantwortung heraus zu gebrauchen.

Ich habe früher gesagt, dass in allen Gruppenbemühungen einige ihren Fortschritt verlangsamen und andere ihn beschleunigen müssen, um das Gruppenleben im Gleichgewicht zu erhalten. Du sagst, [290] dass du niemals aufgehört hast, dies in Frage zu stellen und gebrauchst die Analogie des Lichts, um dieses Problem zu erklären. Deine Analogie ist jedoch nicht am Platz. Ich habe nicht im Sinn des individuellen Lichts, sondern vom Standpunkt des Gruppendienstes und der Gruppenbeziehungen aus, gesprochen. Es gibt heute viele in der Hierarchie, die eine weitere Gelegenheit zum Fortschritt verweigert haben, um bei den Menschensöhnen zu bleiben und ihnen zu helfen. Der Stand der Entwicklung des einzelnen in der Gruppe ist unterschiedlich; dies ist eine Tatsache, die du erkennen solltest und die, wenn du sie erkannt hast, die Anwendbarkeit deiner Illustration unwirksam macht. Deine Illustration ist völlig richtig, aber sie steht in keinem Zusammenhang mit dem Gegenstand.

Ich schlage vor, dass du bis zum nächsten Mai wartest, ehe du zu einer endgültigen Entscheidung kommst. Ich habe ein Mitglied einer anderen Gruppe in meinen Ashram gebeten, inzwischen deine Arbeit zu übernehmen. Ich weise dir deshalb keine Arbeit zu und du giltst als vorübergehend von der Gruppe dispensiert. Ich verlange nichts von dir als dass du deine Entscheidung vom Standpunkt des Gruppenwohls und Gruppenfortschritts aus noch einmal in Erwägung ziehst, und zwar vom Gesichtswinkel deiner Gruppenbrüder und nicht einzig und allein von dem Gesichtspunkt aus, was du für dich selbst und für deine eigene Behaglichkeit und deine sogenannte Freiheit als das beste empfindest. Folgere hieraus nicht, dass ich deine Entscheidung für selbstsüchtig halte. Ich weiss was sie dich gekostet hat. Sie beruht dennoch auf Gefühl, und Gefühl ist selten ein wahres Kennzeichen von richtigem Handeln. Ich versuche dir nur Zeit zum Denken zu geben. Ich möchte dich, in deinem Bemühen zu einer Entscheidung zu kommen, daran erinnern, dass deine Seele auf dem siebenten Strahl ist und durch eine Persönlichkeit auf dem ersten Strahl arbeitet. Daher dein Problem, mein Bruder. Ein Mystiker mit einem weiten Bewusstsein und einem mächtigen Persönlichkeitsstrahl und mit einer Seelenschwingung, die mit dem Neuen Zeitalter übereinstimmt, der sich bemüht, der Persönlichkeit den Rhythmus einer «zeremoniellen Ordnung und Organisation» aufzuerlegen. Ich möchte dich bitten, dich daran zu erinnern, dass Gruppenarbeit Opfer mit sich bringt und dass es häufig das zu tun erfordert, was man nicht vorzieht und was vom Standpunkt der Persönlichkeit aus gesehen nicht der bequemere Weg und die leichtere Tätigkeit ist. Die Wahl bleibt jedoch dir überlassen und die Gedanken der Gruppe müssen von deiner Entscheidung ferngehalten werden, damit du sie frei und ungebunden treffen kannst. Die Gruppe muss sich dann mit deiner Entscheidung abfinden.

[291]

Diesmal sende ich dir nur meine Liebe und mein Verständnis mein Bruder, nicht aber meine Worte und meine Unterweisung. Suche den Weg selbstlosen Dienstes und alles ist gut.

«Wie Vögel gemeinsam zu ihrer Sommerresidenz fliegen, so vereinigen sich Seelen im Fluge. Sie dringen durch die Pforte hindurch und landen auf diese Weise vor dem Thron Gottes».

Dies schrieb ein unbekannter Heiliger der Kirche, der nicht allein wandelte.

ANMERKUNG: Dieser Jünger entschied sich, eine Zeitlang allein auf dem Weg zu wandeln, soweit es seine Angliederung an die Jüngergruppe des Tibeters betraf. Auf der inneren Seite bleibt die Gruppe vollständig mit allen ihren an sie angeschlossenen Mitgliedern, ob sie nun tätig oder untätig sein mögen.

An W. D. B.

August 1934

MEIN FREUND UND MEIN MITARBEITER!

Du hast eine Zeit hinter dir, in der du dich an Disziplin gewöhnt und angepasst hast, und dies ist keine leichte Periode für dich gewesen. Diejenigen von uns, die in den Reihen der Menschen nach den Brauchbaren suchen, haben den Disziplinierungsprozess beobachtet. Heutzutage müssen Jünger aller Grade, ob von hohem oder niedrigem Rang, ob mental oder intuitiv, erprobt werden, und wenn sie irgendwie verfügbar sind, müssen sie eingesetzt werden. Das Mass deines Losgelöstseins gegenüber denen, die du liebst und den Resultaten der Arbeit, ist auf die Probe gestellt worden; deine Intuition ist stärker geworden und nun muss deine Aufmerksamkeit auf die Arbeit der nächsten paar Jahre gerichtet werden.

Ich versuche auf zwei Dinge hinzuweisen. Erstens, dass deine Arbeit jetzt in zwei Hauptabteilungen zerfällt; eine steht im Zusammenhang mit deiner eigenen inneren Entwicklung und die andere betrifft die Frage, welchen Dienst du in der Welt leisten kannst. Und doch sind die beiden eins. Die Ausbildung für das Neue Zeitalter und die zukünftig angewendete Technik, um Jünger für ihre Arbeit tauglich zu machen, ist der Dienst zur Vollendung, wobei die Betonung auf dem Dienst und nicht auf der Vollendung liegt. Deine Arbeit in der Welt und deine Arbeit in meiner Jüngergruppe [292] ist deine Art und Weise der zukünftigen inneren Entwicklung. Du bringst deiner Schülergruppe das, was du an mentaler Fähigkeit besitzest und entwickelst sie dadurch. Du bringst der Gruppe deine intuitive Befähigung und auch diese wächst durch ständigen Gebrauch. Dadurch wirst du weitergeführt, und der Beitrag, den die Gruppe andern Gruppen leistet, wird vertieft.

Deine zweite Entwicklungslinie ist Dienst in der Welt. Es bleibt dir überlassen, zu wissen und zu entscheiden, welche Richtung dieser Dienst nehmen muss; der Keim deiner Entscheidung ist bereits in deinen Gedanken vorhanden. Ich gebe niemals irgendwelche definitiven Unterweisungen, um den Dienst eines Jüngers zu lenken. Dies ist nicht die Art und Weise wie Jünger wachsen.

Drei unter deinen Mitjüngern sind Sannyasins und du bist einer von den dreien. Die Lehre deiner Periode einer vertieften, ruhigen Ausbildung, bestand in Loslösung und Entfaltung richtigen Tuns durch die Analyse des Motivs. Durch diese Prüfungen in deinem tieferen Sein und durch deine Reaktion darauf, hast du deine Füsse auf den Pfad der Jüngerschaft gestellt. Ich denke, dass du dir darüber klar bist. Das, was du selbst wissen solltest, sage ich dir nicht; es ist aber stets zulässig, richtige Denkzustände zu stärken.

Besonders mit einem deiner Mitarbeiter (L. U. T.) bitte ich dich, Kontakt herzustellen. Behalte ihn in deinen Gedanken und korrespondiere mit ihm. Er ist ein Kämpfer, der im Kampf verletzt worden ist und der trotzdem beharrlich weiterkämpft; du kannst viel für ihn tun.

Was dich selbst anbetrifft, mein Bruder seit langem, so lege ich dir zwei Dinge ans Herz, die den zweiten Punkt bilden, auf den ich mich am Anfang dieser Unterweisung bezog. Denke bitte stets daran, dass ich nur Vorschläge mache, und dass Vorschläge nur dann befolgt werden sollten, wenn sie deine eigene innere Billigung finden und mit den Befehlen deiner eigenen Seele übereinstimmen. Deine Meditation ist eine Zeitlang diejenige über das Licht gewesen. Ich will dir eine andere Meditation geben, die einfacher, aber in deinem Fall wirkungsvoller ist und die dir, wenn du sie während der nächsten sechs Monate verfolgst, den benötigten Antrieb geben wird. ...

Arbeite in den kommenden Jahren, mein Bruder, zwanglos und schalte das Bewusstsein von Anspannung und das Gefühl des Drucks aus. Du gehörst der Arbeit, die getan werden soll und nicht dir selbst. Dies trifft zu auf alle Jünger aller Grade, ob sie in Vorbereitung stehen, angenommene Jünger oder Eingeweihte sind. Du wirst im Druck der kommenden Arbeit gebraucht und du musst das Instrument in einem guten Zustand erhalten. Wenn ich sage, du wirst gebraucht, dann meine ich, dass alte Beziehungen [293] und alte gemeinsame Erfahrungen es dir ermöglichen, mit Leichtigkeit und Verständnis in dieser Gruppe zu arbeiten; dies ist ein mächtiger Faktor in der Aufgabe, die vollbracht werden soll.

Studiere die drei Worte, die den Grundton deines Lebens bilden, und gehe voller Demut vorwärts und hilf auf diese Weise bei der Vernichtung der Weltillusion.

Deine Strahlen, mein Bruder, sind:

Seelenstrahl der zweite Strahl der Liebe und Weisheit.

Persönlichkeitsstrahl der vierte Strahl der Harmonie durch Konflikt.

In einem früheren Leben war dein Persönlichkeitsstrahl der erste Strahl der Macht; dies zeigt sich in der Macht, die dich zuweilen überkommt.

Januar 1935

BRUDER SEIT LANGEN JAHREN!

Ich habe heute nicht die Absicht, deine Meditationsarbeit zu wechseln oder meine Unterweisungen für dich zu ändern. Du hast verhältnismässig kurze Zeit an ihnen gearbeitet; deshalb werde ich sie erst nach dem Vollmond im Mai und für die in der nächsten Halbjahresarbeit abändern. Du wirst eine vollständigere Vorstellung von der Gruppenarbeit und deinen Gruppenmitgliedern erlangen, wenn du dir die Zeit nehmen wirst die Unterweisungen, die den einzelnen gegeben worden sind, sorgfältig zu studieren.

Ich habe kein Interesse daran, viel zu schreiben oder Worte und Formulierungen zu gebrauchen, die den Aspiranten fesseln oder ihm das Gefühl meines starken persönlichen Interesses geben. Damit würde ich nicht helfen. Aber ich bemühe mich, diese allgemeinen und persönlichen Unterweisungen in solche Worte zu kleiden, dass sie Gedanken verkörpern und Stoff zu einer reiflichen Betrachtung bieten können. Sowohl die Zeit des Lehrers als auch die Zeit des Lernenden ist heutzutage so wertvoll, dass es keiner Erklärung bedarf, warum ich mich notgedrungen kurz fasse.

Ich möchte dir empfehlen, die Unterweisungen, die ich dir früher gegeben habe, genauer zu beachten. Ruhige Konzentration auf das Leben des Sannyasins und infolgedessen das Erlangen jenes inneren Losgelöstseins, das seine hervorragende charakteristische Eigenschaft ist, sollte dein Hauptgedanke sein und dein verborgenes Leben während der [294] nächsten sechs Monate beherrschen. Mit zunehmender Entwicklung dieser Loslösung sollte auf normale Weise eine tiefere Liebe und eine vertiefte esoterische Ausdrucksweise dieser Liebe entwickelt werden.

Das Herbeiführen einer besseren Gleichschaltung würde die Liebe deiner Seele ebenfalls vollständiger in dein Persönlichkeitsleben einfliessen lassen und dich strahlender und anziehender im geistigen Sinn machen. Dies würde deine Brauchbarkeit im Dienst erhöhen und einem Mangel abhelfen. Es handelt sich mehr um einen Mangel im Ausdruck als um einen tatsächlich bestehenden Mangel. Dieses Freilassen von Liebe wird durch Gleichschaltung, Dezentralisierung von den Dingen der Persönlichkeit und eine liebevollere Dienstbeflissenheit für andere erworben. Fahre deshalb mit der Meditationsarbeit fort, die ich dir bereits gegeben habe, widme jedoch zwei oder drei Minuten, ehe du beginnst, der entschiedenen Arbeit, Gleichschaltung hervorzurufen. Sorge dafür, dass du, soweit es dir möglich ist, «im geistigen Sein stehst», dass du eins mit der Seele bist und dass ein klarer Kanal von der Seele zum Gehirn über den Denkaspekt vorhanden ist. Vergiss dann die Differenzierungen, die ihrem Ursprung nach mental und an rechter Stelle nützlich sind und tue deine Arbeit als Seele. Arbeite daran, einen engen Kontakt mit deinen Gruppenbrüdern herzustellen. Für dich ist diese Arbeit etwas Neues, aber du gliederst dich schnell in das Gruppenleben ein und hast viel zu geben.

August 1935

MEIN BRUDER!

Heute wollen wir deine Meditationsarbeit etwas abändern, da die Übung in bildlicher Vorstellung bereits recht wirkungsvoll gewesen ist und das Ajnazentrum angeregt und deine Gedanken besser im Kopf konzentriert hat. Ich habe das Resultat aufmerksam beobachtet. Die letzten sechs Monate haben dir drei Dinge gebracht:

Erstens, viel Anspannung, sowohl im Zusammenhang mit deinem eigenen unmittelbaren Kreis, mit der Arbeit in deiner Umgebung, als auch in Verbindung mit deinen eigenen inneren Reaktionen. Ich denke, dass du wissen wirst, auf welche Reaktion ich mich besonders beziehe.

Zweitens, hat sich ein vergrösserter Kontakt- und Dienstbereich vor dir aufgetan, mit den sich daraus ergebenden Prüfungen und neuen Gelegenheiten, Beistand zu leisten und zu helfen. Diese Erweiterung sollte sich fortsetzen und du solltest eine wachsende Empfindungsfähigkeit für Welterfordernisse beweisen.

[295]

Drittens, bist du dir einer neuen Quelle der Erleuchtung und Inspiration bewusst, (nicht wahr, mein Bruder?) und auch dessen, dass das vergangene Jahr deine Erkenntnis ausserordentlich gestärkt hat.

Symbolisch gesprochen, ist dir der Pfad der Jüngerschaft jetzt zur Wirklichkeit geworden, die Pforten des goldenen Tores, die vor dir liegen und bisher unklar und fern erschienen, sind jetzt nicht mehr so unklar und fern. Ihre Umrisse sind deutlicher und der «Klang, der herausdringt» vermag jetzt deinem inneren Gehör etwas zu übermitteln.

Du bist, wie ich dir früher gesagt zu haben glaube, ein verpflichteter Sannyasin. Dies bringt Freude, aber auch Verantwortung mit sich; Disziplin, aber auch klar erkannten Gewinn. Die Arbeit, die ein Sannyasin zu leisten hat, liegt stets im Bereich einer zunehmenden Realisierung. Er muss jeden Schritt, den er unternimmt und seine Resultate, jedes Motiv, das ihn bewegt und seine Wirkung sowie jedes Ziel, das er erreicht hat und seine Folgen klar erkennen und sich ihrer bewusst werden. Er muss die Früchte der Disziplin klar verstehen, ohne sich an die Resultate der Arbeit zu klammern. Diese wachsende Bewusstheit musst du pflegen, mein Bruder. Ein Zustand von gesteigerter Empfindungsfähigkeit sowohl für dich selbst als auch für andere muss in dir immer mehr entwickelt werden. Eine bewusste Annäherung an das Ziel muss in dir herbeigeführt werden, damit du dir stets eines Kontakts in zwei Richtungen gewahr bist: Du bist dir des inneren subjektiven Lebens und auch der äusseren objektiven Welt bewusst; du musst dies als eine synthetische doppelte Tätigkeit aufnehmen und entwickeln. Denke hierüber nach.

Ehe ich deine Meditationsarbeit für die nächste Zeit andeute, möchte ich vorschlagen, (vergiss nicht, dass ich stets nur Vorschläge mache) dass du während der nächsten sechs Monate deine Wirkung als Arbeiter auf jene, denen du zu helfen versuchst, einer näheren Betrachtung unterziehst. Dies ist für alle Jünger eine sehr wertvolle Übung, die Selbstdisziplin erfordert; hierauf wird jedoch in den gewöhnlichen Büchern über Jüngerschaft wenig Betonung gelegt. Die Einwirkung von Strahlenkraft auf Menschen, die verschiedenartige Aspekte von Strahlenenergie verkörpern, wird eine der zukünftigen Entwicklungen auf dem Gebiet der esoterischen Psychologie darstellen; du würdest es interessant finden, die Wirkung deiner zweiten und vierten Strahlenenergie auf die Menschen zu beobachten und auch diejenige jener Kraft des ersten Strahls, die du von einer vorhergehenden Verkörperung mitgebracht hast. Auf diese Weise wirst du die leichte Art des Dienens erlernen, denn es wird von denen, welchen du dienst, den geringsten Widerstand hervorrufen und du wirst nichts ungeschehen [296] machen oder von neuem aufbauen müssen; du wirst auch die ersten Schritte auf dem Weg zur Meisterschaft in der Wissenschaft der Kräfte unternehmen.

Lass mich dir nun eine einfache Atemübung geben, deren Hauptzweck die Zunahme der Wirksamkeit des Herzzentrums ist. Erinnere dich daran, dass sich das Hervorrufen des Rhythmus des Herzzentrums, in den ersten Stadien, in einem zunehmenden Verständnis für einzelne und einer wachsenden Erkenntnis von Gruppenproblemen zeigt. Später bringt es definitives Gruppenbewusstsein und das Gewahrwerden des Plans hervor. Solltest du die Übung in bildlicher Vorstellung, die du jetzt machst, beizubehalten wünschen, dann steht es dir völlig frei, dies zu tun; tue es jedoch zu einer anderen Zeit während des Tages. ...

Du wirst bemerken, dass die meiste Arbeit, die ich dir hier gegeben habe, die drei Aspekte deines Gedankenlebens miteinander verbindet die schöpferische Vorstellungskraft, den Denkaspekt und die Intuition. Es ist mein augenblickliches Ziel für dich, diese synthetische Verbindung herbeizuführen. Behalte dies im Gedächtnis und lerne zu allererst zwischen diesen dreien zu unterscheiden; sie dann mit Gewandtheit der Reihe nach zu gebrauchen und sie schliesslich alle gleichzeitig zu gebrauchen. Ich habe dir keine leichte Aufgabe gestellt, mein Bruder.

Darf ich dich darum bitten, drei kurze Aufsätze über diese drei Gedanken zu schreiben, die ich dir zur Entfaltung der Intuition gegeben habe, damit andere daraus Nutzen ziehen können?

Februar 1936

MEIN FREUND UND MEIN BRUDER!

Die Disziplin, die den für Arbeit in der Welt angenommenen Jünger stets begleitet, gehörte ganz entschieden auch zu dir, seit ich zuletzt mit dir in Verbindung stand. Weil du ein Jünger bist, hat diese Disziplin alle Aspekte deines niederen Ich's (des menschlichen Ich's) zur gleichen Zeit erfasst. Diejenigen, welche keine Jünger sind, mögen in dem einen oder andern ihrer niederen Körper Prüfungen unterworfen werden. Ein Jünger jedoch wird in allen dreien gleichzeitig, also in der Persönlichkeit als Ganzes, ausgebildet. Du hast daher mit erneutem physischem Unvermögen, mit Gefühlserregungen (von zweierlei Art, nicht wahr, mein Bruder?) und mit mentalen Schwierigkeiten und Anspannungen zu tun gehabt. Diese letzteren sind am schlimmsten gewesen, und dies ist zum Teil (obgleich nicht gänzlich) für die anderen beiden verantwortlich.

Die Lektionen, die alle Jünger lernen müssen, (ehe sie mit Macht in der Welt arbeiten können) könnten bezeichnet werden als die [297] Notwendigkeit unterscheiden zu lernen zwischen:

1. Grundlegenden Prinzipien und Prinzipien zweiten Ranges oder zwischen zwei rechtmässigen Ansprüchen:

a. Zwischen einem grösseren und einem geringeren Recht.

b. Zwischen demjenigen, was für dich richtig ist, was jedoch für andere falsch sein kann.

2. Zwischen persönlichem Dharma, Verpflichtungen und individuellen Pflichten und der Gruppenverantwortlichkeit und Gruppenbeziehungen.

3. Zwischen den Erfordernissen der Gruppenarbeit und denjenigen des einzelnen.

4. Zwischen wesentlichen und unwesentlichen Dingen.

Die Aufgabe ist also schwierig, mein Bruder, und die Probleme müssen, wie du weisst, allein gelöst werden. Es gibt Phasen innerer Erfahrungen, in die sich niemand eindrängen darf, nicht einmal der interessierte und verständnisvolle Lehrer oder der Meister selbst. Sollten sie sich eindrängen, so würde der Reichtum der möglichen Erfahrung unerreicht bleiben. Schweigen und Geduld sind für dich das Haupterfordernis, um strahlend und frei hervorzutreten, nicht aber ein zu starker Gebrauch des analytischen Denkens. Liebe offenbart (in deinem Fall) viel klarer und bestimmter als Analyse. Innerhalb der Grenzen deines eigenen Horizontes siehst du klar. Innerhalb der Grenzen deines Kontaktbereichs musst du innig lieben und auf inbrünstige Liebe musst du die Betonung legen.

Für dich, wie für alle deine Gruppenbrüder, muss eine Konzentration auf die Arbeit der Vorbereitung für das Wesakfest erfolgen. Ein reiner Kanal und ein freigesetztes Denkvermögen sind augenblicklich das Haupterfordernis und ich rufe euch alle zu einer vorbereitenden Reinigung und mentalen Disziplin auf. Gerade der wachsende innere Antrieb des Strebens und der Hingabe und die zunehmende «Klarheit» des Denkens muss das Ziel für euch alle während der nächsten paar Monate darstellen, denn die Forderung der Jünger in der Welt wird das, was die Welt nötig hat, und die Verstärkung des Lichts, in dem das wahre Licht sichtbar werden kann, hereinbringen. In den Worten «Und in jenem Licht werdet ihr Licht sehen» liegt okkulte Kraft. Die Hierarchie braucht augenblicklich das Licht der Jünger in der Welt in hohem Mass. Ja, mein Bruder, sie braucht es.

[298]

Ich möchte vorschlagen, dass du dich während der nächsten paar Wochen darauf konzentrierst, «dein Denken unverwandt im Licht zu halten». Dies wird erneute Arbeit in Gleichschaltung und in bewusstem Herstellen eines Brennpunkts im Denkaspekt auf die Wirklichkeit hin erforderlich machen. Es ist die Tätigkeit des inneren bewussten Menschen, der seine Aufmerksamkeit unentwegt der Seele zuwendet und sich mit dieser Seele zu identifizieren sucht. Die Gleichschaltung, die gewöhnlich hergestellt wird, ist diejenige der Persönlichkeit mit der Seele. Diese hast du in hohem Mass erreicht und das Ergebnis ist, dass die Kraft, die von den äusseren Blütenblättern der egoischen Lotosblume (symbolisch gesprochen), den Blütenblättern des Wissens, ins Gehirn hineingezogen wird. Nun muss die Energie der zweiten Reihe von Blütenblättern der Liebe und Weisheit herbeigerufen werden. Eben das Hereinfliessen dieser Energie in die Persönlichkeit versuche ich hervorzurufen; dies muss während der kommenden Monate das Ziel deiner Aufmerksamkeit darstellen. Du hast Wissen, mein Bruder, und deine geistige Erfahrung ist reich. Lass sich dies nun als Weisheit, die sich durch Liebe ausdrückt, zeigen.

Zu diesem Zweck will ich dir die folgende Meditation als Vorschlag umreissen, an der du arbeiten kannst, es sei denn, dass ich es später für angemessen erachte, sie zu ändern. ...

Mein Bruder, willst du auch das aufschreiben, was dir in bezug auf «Ausstrahlung» und «magnetischer Dienst» in den Sinn kommen mag? Diese beiden Aufsätze werden deine individuelle Gabe für deine Gruppenbrüder darstellen. Solltest du nicht genügend Kraft und Zeit haben für diese und die früher umrissene Gruppenarbeit, dann wähle lieber die Erläuterung dieser beiden Worte: Ausstrahlung und Magnetismus als die Gruppenarbeit.

August 1936

MEIN BRUDER!

Es fällt mir schwer, zu entscheiden, was ich dir wohl in dieser schwierigen Halbjahrsperiode sagen soll. Die letzten paar Monate sind schwere Zeiten für dich gewesen; es sind aber trotzdem Zeiten wirklichen Wachstums gewesen, auch wenn du selbst dies nicht fühlst. Und doch, wenn man dich als ein Mitglied deiner Gruppe betrachtet, hast du dem vereinten Gruppenleben deiner Brüder nur wenig geboten. Dies mag vielleicht zum Teil die Folge einer falschen Auffassung hinsichtlich der wahren Bedeutung meines Ziels sein. Es wird einem Menschen, der vorwiegend Eigenschaften des sechsten Strahls hat (entweder als Resultat der Richtung [299] dieses Lebens oder wenn er sie, wie in deinem Fall, als vorherbestimmende Einflüsse aus einem andern Leben herübergebracht hat) so schwer, sich über die auf ein Ziel konzentrierte Absicht (wobei ich dieses Wort in dem Sinn, in dem die Katholiken es gebrauchen, anwende) einer Gruppe klar zu werden. Der eigene Gesichtspunkt, das eigene Dharma, die eigenen Probleme und die eigene Entfaltung werden so zielstrebig verfolgt und was die Schwierigkeit noch verwickelter macht mit wirklich richtigen und hohen Motiven. Wenn hierzu noch ein ausserordentlich kritisches Denken kommt, ist das Problem doppelt schwer. Aber, mein Bruder seit langem, deine intensive innere Treue der Wahrheit gegenüber, deine sichtlich entwickelte Selbstlosigkeit, deine starke Verbindung mit der Hierarchie als verpflichteter Jünger und deine Scharfsichtigkeit, sind Beiträge zum Gruppenleben von solchem Wert, dass ich dich heute bitte es zu versuchen, dich auf wahre und selbstlose Weise von neuem in die Gruppe zu integrieren.

Diese spezifische Gruppe meiner Jünger steht dem Problem gegenüber, zu einem Verständnis der Verblendung zu gelangen, in der sich alle Menschenwesen bewegen, die bis jetzt noch unterhalb des Grades eines Eingeweihten dritten Grades sind. Die Prüfungen, denen die Gruppenmitglieder ausgesetzt wurden, sind daher zahlreich und gross gewesen und mehrere Male hat das Leben der Gruppe als Einheit beinahe Schiffbruch erlitten. I. B. S. könnte dir viel über die Zeit erzählen, in der es fast unmöglich erschien, das Gruppenleben zu retten, wenn sie unter vier Augen mit dir sprechen würde. S-K. L. T. ist sich heute darüber klar, wie Verblendung ihn in der Gewalt hat, kann jedoch den Eintrittspunkt nicht erkennen. Auch D. A. O. ist, wie du aus ihrer Korrespondenz ersehen wirst, verwirrt, obgleich sie sich nicht darüber klar ist und durch die Verblendung der Unabhängigkeit die Folgerung abstreiten würde. Und doch besteht die Gruppe weiter und wird weiter bestehen, solange als der Geist der Liebe weiter unter den Mitgliedern herrscht und sie frei von wirklich selbstsüchtigen Motiven bleiben.

Ein Teil der grossen Versuchung unseres Meisters, des Christus, in der Wildnis beruht auf den drei Aspekten der Weltverblendung Illusion, Verblendung und Maya. Diese alle drohten ihn zu verwirren und er begegnete jeder von ihnen, einer nach der andern, durch die Verkündigung eines klaren Prinzips und nicht mit den wortreichen Argumenten eines analytischen Gehirns. Von diesem Siegesfeld ging er hinaus um zu lieben, zu lehren und zu heilen. Lasst in diesen Tagen des Leidens in der Welt Liebe und Freude in [300] gleichem Mass den Grundton eures Lebens bilden. sowohl als Gruppe wie auch als einzelne, den sie bringen die heilende Schwingung der Hierarchie mit sich.

Ich ändere deine Arbeit nicht. Ich habe dir heute wenig zu sagen, mein Bruder. Du hast die Arbeit, die ich dir früher zugewiesen habe, nicht getan. Warum sollte ich dir weitere und andersartige Arbeit zuteilen? Diejenige, die ich dir früher gab, ist noch immer notwendig. Denke weniger und liebe mehr. Dies ist der Grundton für dich während der kommenden sechs Monate. Dann wird Licht ausgelöst werden und auf deinen Weg scheinen. Berücksichtige das Wohlergehen deiner Gruppe dadurch, dass du ein integrierter Teil derselben wirst. Du wirst natürlich fragen: «Wie kann ich das tun? Fragen und Probleme verschiedener Art erfüllen mein Denken, und wie kann ich, der ich bekümmert bin, der Gruppe dienen?» Bei den meisten Aspiranten ist es notwendig, sie darin auszubilden, zu denken und zu erwägen, zu überlegen und zu analysieren, aber du tust dies alles mit ungewöhnlicher Leichtigkeit. Häufig analysierst du dich selbst in eine Sackgasse hinein, nicht wahr, mein Bruder? Es besteht keine andere Möglichkeit, aus der Sackgasse zu entkommen als durch Emporsteigen; du kannst nicht zurückkehren, denn ein Jünger geht nicht zurück. Aber du kannst dich auf den Flügeln der Liebe und dem Motiv des Dienens in die Freiheit und in das Licht hinein emporheben, dorthin wo die Grossen wandeln, leben und arbeiten.

Der zugewiesenen Meditation, die dir in der letzten Unterweisung gegeben worden ist, bitte ich dich folgendes hinzuzufügen:

Erster Monat Orientierung.

Zweiter Monat Helligkeit. Klarheit.

Dritter Monat Der Friede, der höher ist als alle Vernunft.

Vierter Monat Integrierung.

Fünfter Monat Gruppenleben.

Sechster Monat Der strahlende Weg.

Abgesehen hiervon überlassen wir es dir, wenn du willst, deine Arbeit zu vollenden.

Februar 1937

MEIN BRUDER!

Du bist so persönlich gewesen, mein Bruder. Du hast dich hinter einer Mauer des Schweigens isoliert und bist unerreichbar. Die karmische Gelegenheit ist dir angeboten worden, aber du hast sie nicht erkannt. Meine Definition der Art der Verblendung, an der du immer wieder leidest, hat dich voll verletzten Stolzes und voller Groll, dass deine Brüder deine Schwächen kennen sollten, hinter diese Mauer [301] getrieben. Mein Bruder, dies sollte nicht vorkommen. Es ist alles ein Teil der Illusion, die dich umgibt. Was macht es aus, wenn jeder um die Schwächen seines Bruders auf dem Pfad weiss, und wenn alle von den Schwachheiten des einzelnen Kenntnis haben? Bist du noch so unvollkommen und noch so lieblos, dass solche Kenntnis Kritik und Groll statt Liebe und Verständnis hervorrufen muss? Damit hast du dich nicht abfinden können und daher dein Rückzug. Somit verarbeitest du nun deine Probleme in der Einsamkeit, fern von deiner esoterischen Gruppe, die du zu einem späteren Zeitpunkt wiederfinden wirst, obgleich wahrscheinlich jedoch nicht unfehlbar in einem andern Leben. Wer kann das Tempo des Schicksals der Seele bestimmen?

ANMERKUNG: Die obige Erklärung des Tibeters wird es klar machen, warum dieser Jünger für den Rest dieser Verkörperung nicht in seinem Ashram arbeitet.

An D. L. R.

Juli 1934

MEIN BRUDER UND FREUND!

Aus zweierlei Gründen bitte ich dich, in dieser Gruppe von Schülern und Aspiranten zu arbeiten. Erstens, weil du durch diese Unterweisungstechnik etwas Hilfe beim Gehen auf dem Pfad empfangen kannst, wenn du bereit bist, das anzunehmen was ich zu bieten habe; zweitens, weil deine spezielle Art des Denkens und deine ausgebildete Erfahrung dieser Gruppe jenen ausgleichenden Faktor und jene geduldige Stabilität verleihen wird, die sie benötigt

Die Gruppe ist als Gruppe durch eine Krise hindurchgegangen. Einige ihrer Mitglieder haben ebenfalls besondere Prüfungen und Schwierigkeiten durchgemacht. Diese haben sie überwunden und sie lernen die nötige Lehre daraus. Der subjektive Einfluss deines Beitrags - wenn ich es so ausdrücken darf - wird mithelfen, die ganze Gruppe in einen normalen Zustand zu versetzen und es mir ermöglichen, sie schneller zu integrieren und sie zu einem tauglichen Dienstinstrument zu machen. Ich fange diese Mitteilung mit dieser klaren Feststellung an, da der Dienst, den du leisten kannst, dir wertvoller ist als der Dienst, der dir erstattet werden kann. Aber die Gruppe und die Ausbildung, der sie sich unterwirft kann dir viel geben, wenn du die Arbeit etwa ein Jahr lang ausprobieren willst.

[302]

Es wird kein Versuch gemacht, die Freiheit der Schüler und ihre Arbeit auf gebieterische Weise zu beschränken und alle können jederzeit ihre Bemühungen einstellen. Ein dritter Grund dafür, warum ich dich in diese Gruppe eingliedere ist, dich sowohl subjektiv als auch auf der physischen Ebene mit D. H. B. in Berührung zu bringen, da er und du gute Reisegefährten sein könnt. Dies ist nur ein Vorschlag und eine Hoffnung, die, wenn ihr wollt, von euch beiden ausprobiert werden können

Du bist durch eine jener Perioden ruhigen und beherrschten inneren Wachstums hindurchgegangen, die von Zeit zu Zeit einen Teil der Ausbildung des Jüngers auf dem Pfad bilden. Nun müssen sich die Früchte jener subjektiven Erfahrung, die nur dir und denjenigen bekannt sind, welche die Schritte aller Aspiranten lenken und beobachten, in exoterischem Dienst auswirken, der fortschreitend auf jeder der drei Ebenen geleistet wird, bis er als fruchtbare Tätigkeit auf der physischen Ebene in Erscheinung tritt. Behalte dies im Gedächtnis, wenn du versuchst, mit dieser Gruppe meiner Jünger zu arbeiten; beginne mit deinem mentalen Kontakt, dann stelle deinen astralen Kontakt her und lass den Ausdruck auf der physischen Ebene für sich selbst sorgen, denn die Richtung, die er nimmt, wird von der Kontinuität des inneren Kontakts und von deiner empfindungsfähigen, subjektiven Ausführung abhängig sein. Dies wird einige Zeit dauern, mein Bruder. Aber im Bereich der Seele gibt es keine Eile.

Die dir aufgetragene Meditationsarbeit sollte eine Zeitlang dynamisch auf die Aussenwelt eingestellt sein. Ich brauche diese Worte, weil sie den Vorgang ausdrücken, den du während der nächsten paar Monate verfolgen solltest. Wenn du Lust dazu hast, möchte ich die folgende Atemübung vorschlagen, welche dem unten erwähnten Meditationsprozess folgen sollte. Alle Arbeit, die du unternimmst, sollte vom Bewusstsein beherrscht werden, das im Kopf konzentriert und dort unverwandt aufrechterhalten wird. ...

Wir wollen gegenwärtig davon absehen, das höchste Kopfzentrum in der Atemübung zu gebrauchen, abgesehen davon, dass wir es als den Punkt erkennen, von dem aus du arbeitest. Das Ziel dieser Übung besteht darin, die drei Zentren oberhalb des Zwerchfells zu integrieren und die Persönlichkeit auf diese Weise magnetischer zu machen und sie zu veranlassen, definitiver auf die Ausstrahlung der Seele zu reagieren.

Für deine Meditationsarbeit schlage ich das folgende Verfahren vor.

1. Mache zuerst die Atemübung, die ich oben umrissen habe.

2. Lasse dann das OM ertönen, wobei du das Bewusstsein so hoch wie nur möglich im Kopf konzentrierst.

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3. Mache daraufhin die folgende kurze und intensive Übung in bildlicher Vorstellung:

a. Stelle dir einen Pfad aus goldenem Licht vor, der von dort aus, wo du stehst, zu einer weiten zweiflügeligen Tür führt.

b. Sieh dann eine rosa Scheibe oder ein rosa Rad, das du aussendest, diesen Pfad entlangrollen und schliesslich durch die Tür verschwinden.

c. Sende dann eine lebhafte grüne Scheibe denselben Pfad entlang, lass ihr eine goldgelbe Scheibe folgen und lass beide auf dieselbe Art verschwinden.

d. Sende daraufhin eine strahlende stahlblaue Scheibe oder ein Rad von dieser Farbe ab, das den goldenen Pfad entlangrollt, jedoch nicht durch die Tür hindurchgeht, sondern davor stehen bleibt und die Tür verbirgt.

e. Stelle dir dann vor, dass du selbst vor der stahlblauen Scheibe stehst, nachdem du den goldenen Pfad durchschritten hast und dort über die folgenden Worte meditierst:

«Ich selbst bin der Weg, die Tür bin ich. Ich bin der goldene Pfad und im Licht meines eigenen Lichts gehe ich den Weg. Ich gehe durch die Tür hindurch. Ich wende mich um und strahle aus».

4. Dann kannst du deine eigene Meditation durchführen; enthalte dich jedoch jeglichen Gebrauchs von Mantrams und von Übungen in bildlicher Vorstellung, abgesehen von denjenigen, die ich dir oben angedeutet habe.

5. Lass das OM wiederum ertönen, indem du es vom höchsten Punkt deines Bewusstseins, der dir möglich erscheint, ausatmest.

Unternimm diese Meditation während der nächsten paar Monate einmal täglich, da sie die Grundlage für die Meditation legen wird, die ich dir später geben kann.

Januar 1935

BRUDER AUS ALTEN TAGEN!

Ich kann dir das Tätigkeitsfeld, durch das du in dieser Gruppentätigkeit am besten helfen kannst, andeuten, und zwar handelt es sich um die Entwicklung eines telepathischen Kontakts. Um dieser in dir verborgenen Fähigkeit willen bist du ursprünglich gebeten worden, ein Mitglied der Anfänger-Jüngergruppe zu werden. [304] Obgleich dein Karma und deine Umstände damals vorübergehend dagegen sprachen, (und deine Handlungsweise war damals gänzlich richtig) hebt dies in keiner Weise deine latente Befähigung auf. Ich mache dich hierauf aufmerksam, weil ich mit deinem Einverständnis gerne sähe, dass du auf das Herstellen eines telepathischen Kontakts mit der Gruppe hineinarbeitest, wobei du mit D. H. B. und D. A. O. anfängst. Suche mit ihnen auf diese Weise Kontakt aufzunehmen und setze dich in dieser Angelegenheit mit ihnen in Verbindung. Dadurch wirst du mithelfen, Gruppenwechselbeziehungen und Gruppenintegrität herzustellen, was eins der hauptsächlichsten Ziele ist, das allen Jüngergruppen gestellt ist. Wenn sie alle gebildet worden sind, wird ein Mitglied aus jeder Gruppe ausgewählt werden, um eine andere Gruppe zu bilden, deren Aufgabe darin bestehen wird, eine Wechselbeziehung zwischen den Gruppen aufrechtzuerhalten. Wenn du jeden Tag fünf Minuten dazu verwenden kannst, dich zu bemühen, mit diesen beiden Mitjüngern in Berührung zu kommen, wirst du schliesslich erfolgreich sein. Du wirst wahrscheinlich feststellen (da du eine Seele auf dem ersten Strahl bist), dass du ihr Denken leichter beeindrucken kannst als sie das deine beeindrucken können, aber deine Persönlichkeit auf dem fünften Strahl wird dies zum Teil ausgleichen, da du aufgrund deiner Strahlenpolarisation leichter auf der Mentalebene als auf der astralen Ebene funktionieren kannst.

Fahre mit der Atemübung so fort, wie ich sie in meiner letzten Unterweisung umrissen habe. Ich will keine Änderung darin vornehmen. Du hast sie erst ein paar Monate lang gemacht und der Rhythmus der Arbeit muss definitiv hergestellt werden, damit er automatisch wird und dir dadurch innerhalb der Grenzen der Arbeit Gedankenfreiheit erlaubt. Ich will jedoch deinen Meditationsentwurf in den folgenden Einzelheiten umändern:

1. Die Atemübung.

2. Das Anstimmen des AUM

3. Sieh vor deinem geistigen Auge dieselbe zweiflügelige Tür weit offen stehen. Sieh durch die Tür eine strahlende Sonne aus goldenem Licht.

4. Stelle dir vor, anstatt die Scheiben aus farbigem Licht auszusenden, dass du selbst vor dieser offenen Tür stehst.

5. Sage dann: «Möge die Energie des göttlichen Ich's mich inspirieren» und fühle deine ganze Natur durch die geistige Energie sich beleben, die durch die offene Tür auf dich und durch dich hindurchströmt.

6. Sage daraufhin: «Möge das Licht der Seele lenken», und stelle dir vor, wie das [305] Licht auf deinen täglichen Weg strömt. Bringe deine Gruppenprobleme, die du lösen musst, und denen du gegenüberstehst in dieses Licht hinein, und tritt an sie heran und handhabe sie im Licht.

7. Beende den Rest der Invokation, wobei du die Worte mit der ganzen Kraft deiner Seele unterstützest. Füge das Mantram hinzu, das ich dir früher gegeben habe:

«Ich selbst bin der Weg, die Tür bin ich. Ich bin der goldene Pfad und im Licht meines eigenen Lichts gehe ich diesen Weg. Ich trete durch die Tür ein. Ich wende mich um und strahle das Licht aus».

8. Lass das AUM wie zuvor ertönen.

Lass dich keineswegs durch Angelegenheiten der Persönlichkeit aus dem Gleichgewicht bringen, mein Bruder. Bewahre wie bisher jenes innere Schweigen, das die Geheimnisse der Seele und den Weg, auf den die Seele hingedeutet hat, hütet den Weg, den du nehmen solltest. Loslösung von den Gedanken anderer und stetiger Ausstrahlung enthalten für dich das Geheimnis deiner schliesslichen Befreiung.

August 1935

MEIN BRUDER!

Ich möchte dir im Zusammenhang mit mir einige persönliche Arbeit geben, die nicht leicht sein wird. Du hast dich von jeher für jene innere subjektive Arbeit interessiert, die telepathisches Hellsehen genannt werden könnte. Diese Arbeit würdest du übernommen haben, wenn es dir damals möglich gewesen wäre, mit meiner ersten geplanten Gruppe zu arbeiten. Möchtest du wohl in dieser Richtung eine Zeitlang mit mir arbeiten, mein Bruder? Ich habe in der Meditation zwei Symbole auf «den Weg deiner Vision» gestellt (eine Formulierung, die für dich vielleicht wenig Sinn hat, die aber dennoch eine bestehende Tatsache verkörpert); Symbole, von denen ich möchte, dass du als Übung in innerer Empfänglichkeit mit ihnen in Berührung kommst. Versuche, ob du Fühlung mit ihnen und dem Wort, das sie verkörpern, nehmen kannst. Diese Arbeit wird einen Teil deiner Meditation bilden.

1. Erlange das Bewusstsein einer inneren Ausgeglichenheit und Ruhe, nimm jedoch gleichzeitig eine positive aufmerksame Haltung an, um Fühlung mit mir herzustellen. Versuche meine Aura wahrzunehmen und dich auf meine Gruppe einzustellen, von der du einen Teil bildest.

2. Registriere das, was sich dir zu zeigen scheint und irgendein Wort, das mit der registrierten symbolischen Form, die in deinem Bewusstsein auftauchen mag, verbunden ist. Versuche während der ersten drei Monate mit dem ersten Symbol in Beziehung zu treten und während der letzten drei Monate mit dem [306] zweiten. Schreibe jeden Tag auf, was du an Kontakt fühlst und fasse deine Resultate zusammen. Sei nicht übermässig darauf aus, Resultate zu sehen.

3. Lass das Wort OM dreimal ertönen; einmal für deine Gruppenbrüder, dann für deinen unmittelbaren Familien- und Freundeskreis und schliesslich für die Gruppe von Schülern die du für mich ausbildest. Sei dir darüber klar, dass zweierlei geschieht, wenn du dies tust: Erstens, dass du sie belebst, und zweitens, dass du Verbindungen herstellst, durch die du sie erreichen kannst, und durch die das Gruppenleben fliessen kann.

4. Sprich das Mantram des Grades der Jünger: «Möge die Kraft des göttlichen Ich's mich inspirieren und das Licht der Seele mich lenken. Möge ich aus der Dunkelheit zum Licht, aus der Unwirklichkeit in die Wirklichkeit, vom Tod zur Unsterblichkeit geführt werden».

5. Fahre mit deiner Meditation nach eigener Wahl fort, widme jedoch dieser Periode nicht mehr als zehn Minuten.

6. Mache dann die Atemübung wie bisher, aber stelle sie diesmal an das Ende deiner Meditation, denn dies wird die Energien mit denen es dir gelungen ist, in Berührung zu kommen, in Bewegung setzen.

Es wird dir klar sein, dass ich eine engere Verbindung zwischen dir und der Gruppe auf den inneren Ebenen, deren Brennpunkt ich bin, herstellen möchte. Ich bemühe mich ganz entschieden, dies zu tun. Berücksichtige dies, führe während der nächsten sechs Monate dein geistiges Leben weiter und gliedere dich enger und bewusster in diese meine Gruppe auf der inneren Ebene ein. Deine Mitjünger bilden einen Teil dieser Gruppe. Behalte stets im Bewusstsein: Die Tatsache der Gruppe, das augenblickliche Ziel des Gruppendienstes und die Absicht, die der Lebensgestaltung jeden Jüngers zugrunde liegen sollte, dass Dienst am Plan erforderlich ist.

Weiter habe ich dir wenig zu sagen, abgesehen davon, dass ich aufrichtig wünsche, dass du in eine grössere Lebens- und Ausdrucksfreiheit eintreten und dich von irgendwelchen Ketten, die dich von einem Leben weiten und liebenden Dienstes zurückhalten könnten, freimachen mögest; ich spreche von inneren Denkgewohnheiten und nicht von irgendwelchen äusseren Verantwortungen und Berührungspunkten.

[307]

Februar 1936

MEIN BRUDER AUS ALTEN ZEITEN!

Heute möchte ich dir gegenüber die Notwendigkeit betonen, deine innere Lebensgestaltung oder, um es anders auszudrücken, das innere Programm zu erkennen und von neuem auszulegen, das deine Seele zu verfolgen übernahm, als du deinen Fuss zuerst auf den Pfad der angenommenen Jüngerschaft gesetzt hast. Du hast diesen Schritt vor zwei oder drei Leben getan und hast diesen Pfad langsam und vorsichtig verfolgt. Jetzt besteht jedoch die Notwendigkeit, die Zielsetzung deiner Seele auf dynamischere Art zu verfolgen und allen Hindernissen, die augenblicklich deinen Fortschritt aufhalten können, entschieden entgegenzutreten. Ich möchte deine Aufmerksamkeit auf die Tatsache lenken, dass ich mich hier nicht auf äussere Beziehungen und Kontakte beziehe. Sie sind vorhanden und haben ihren Zweck und, wie du gut weisst, müssen Jünger stets allen wahren Verpflichtungen nachkommen. Ich beziehe mich auf jenes innere, aktive, geistige Leben, das du immer mehr pflegen solltest, und auf jene doppelte Tätigkeit, die jeder Jünger gleichzeitig ausüben muss. Dieses Doppelleben umfasst die Welt der inneren Beziehungen und der erkannten subjektiven Haltungen; es umfasst jedoch gleichfalls das Leben des äusseren Dienstes und jener Beziehungen, die du als dein Dharma auf der physischen Ebene übernommen hast. Eine klare Vision in bezug auf diese äusseren Beziehungen in der Welt der beruflichen Tätigkeit, der Freundschaften und Familienbeziehungen ist für diejenigen, welche auf dem Pfad sind, ein notwendiges Erfordernis; bis ein Jünger diese Beziehungen in ihren wahren und richtigen Proportionen erkennen kann, sind seine Gedanken häufig verwirrt; dies wirkt hemmend auf seinen Dienst ein. Ich gebe dir hier einen Fingerzeig. Nicht jede Verbindung, die man auf Erden anknüpft, macht notwendigerweise das Erkennen einer Seelenbeziehung notwendig. Wir knüpfen neue und frische Beziehungen an und setzen neue Linien des Karmas und des Dharmas in Bewegung. Eins der ersten Dinge, die ein Jünger lernen muss, ist ein richtiges Urteil in bezug auf das relative Seelenalter seiner Mitarbeiter zu fällen. Er entdeckt bald, dass sie sich darin unterscheiden. Dann lernt er diejenigen zu erkennen, deren Weisheit und Wissen das seinige übertreffen, mit denjenigen zusammenzuarbeiten, die gemeinsam mit ihm auf dem Pfad stehen, und für diejenigen zu arbeiten, denen er helfen kann, deren evolutionäre Stellung jedoch seiner eigenen nicht gleichkommt. Das geordnete Gestalten seines Lebens kann dann definitive Formen annehmen und er kann beginnen, auf intelligente Weise zu arbeiten.

Diese Punkte musst du studieren und dich dabei daran erinnern, dass Wahrheit und klare Vision von grösserem Wert sind als blinde Treue und beschränktes Verständnis. Wenn sie verstanden worden sind, führen sie zu erhöhtem Glücksgefühl und Macht in allen [308] Beziehungen. Ein Sinn für richtige Proportion macht nicht unbedingt Kritik erforderlich.

Ich beabsichtige deine Arbeit und deine Meditation in diesem kommenden Halbjahr beträchtlich zu ändern. Ich verfolge damit zwei Ziele. Ich wünschte, dass du eine schnellere Gleichschaltung und eine dynamischere Verstärkung deines emporstrebenden Lebens herbeiführtest. Deine mentale Polarisation ist gut; deine Arbeit in der Welt hilft dir in dieser Beziehung ausserordentlich. Ihre Integrierung mit dem Gefühlsleben könnte stärker und dynamischer sein, und wir wollen während kurzer Zeit daraufhin arbeiten. Zweitens, versuche ich dir zu helfen, empfindungsfähiger für die Kräfte zu werden, die während des Monats Mai in die Welt hineinströmen sollten, wenn die Weltjünger ihrer Gelegenheit gerecht werden.

Fahre mit der Atemübung fort wie bisher. Meditiere dann folgendermassen:

1. Konzentriere das Bewusstsein so hoch im Kopf wie nur möglich.

2. Lass das OM dreimal lautlos ertönen und erkenne mit der schöpferischen Vorstellungskraft:

a. wie sich der physische Körper zum Dienst der Seele weiht.

b. Ziehe dich noch weiter nach innen zurück, während du das OM ertönen lässt und stelle dir vor, wie sich die Gefühlsnatur bereitwillig für den Dienst an der Menschheit verströmt.

c. Ziehe dich noch mehr nach oben und mehr nach innen zurück und weihe das Denkvermögen dem Dienst am Plan.

3. Versuche, während du das Bewusstsein auf dieser hohen Ebene aufrechterhältst, dein Bewusstsein noch höher emporzuheben und sieh durch einen definitiven Willensakt drei Dinge vor sich gehen: Vollständige Gleichschaltung, definitive Integrierung mit der Persönlichkeit und die dynamische Konzentration deines Bewusstseins in der Seele.

4. Lass dann das Wort hörbar ertönen, aber diesmal als Seele, die Licht, Verständnis und Liebe in die wartende, aufmerksame, integrierte Persönlichkeit hineinhaucht.

Mache dies zu einer dynamischen, schnellen und bewussten Tätigkeit.

5. Versuche dann, dich als Seele mit deinen Mitjüngern zu verbinden. Bemühe dich, nachdem du dies getan hast, das Symbol zu erkennen, das von der Stirn eines jeden von ihnen aufflammt. Jedes Symbol ist anders. Bemühe dich, diese Symbole [309] dadurch zu erkennen, dass du dich auf definitive Weise mit ihnen verbindest und Liebe auf deine Brüder verströmst. Notiere jeden Tag das Symbol auf, das dir mit ihnen in Verbindung zu stehen scheint.

6. Wiederhole nachher den Gleichschaltungsprozess, der unter den Punkten 1, 2, 3 gegeben worden ist, schnell und versuche dann, dich wieder in das Stadium der Kontemplation zu versenken und halte es so lange aufrecht, wie du kannst. Stelle dir vor, (wenn du es nicht in Wirklichkeit tun kannst) dass du die Haltung der Seele annimmst, wie sie das Leben der Kontemplation in ihrer eigenen Welt lebt und bemühe dich daraufhin, im Zusammenhang mit den folgenden monatlichen Themen zu erkennen, was die Seele sieht und weiss.

1. Monat Das Wesen der Kontemplation.

2. Monat Die Notwendigkeit der Integrierung.

3. Monat Die Technik der Gleichschaltung.

4. Monat Die Inspiration der Persönlichkeit.

5. Monat Assoziierung mit dem hierarchischen Bemühen.

6. Monat Der Dienst am Plan.

7. Füge hier ein, was du an fürbittender Arbeit zu tun suchst.

8. Lass das OM ertönen.

Für deine eigene persönliche Arbeit möchte ich dich bitten, einen Abschnitt zu schreiben, der deine höchsten Gedanken über die sechs Themen verkörpert, die ich dir oben zur Kontemplation gegeben habe.