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ABSCHNITT ZWEI - PERSÖNLICHE ANWEISUNGEN AN DIE SCHÜLER (Fortsetzung) - Teil 10

Erstens: Du bist aus zwei Gründen in dieser Gruppe. Du hast eine starke karmische Beziehung mit mir, die du stets erkannt hast, und die du ungebührlich betonst. Zweitens: Du bist an einem äusserst kritischen Punkt auf dem Probepfad, denn du kannst, wenn du willens bist, jene Schritte unternehmen, die dich auf den Pfad [596] der Jüngerschaft bringen werden. Drittens: du musst die Tatsache berücksichtigen, dass dein Leben bis vor drei Jahren ein Beispiel von übermässigem Dualismus gewesen ist. In diesem Doppelleben hast du Betonung darauf gelegt, Erfolg auf der physischen Ebene in der Geschäftswelt zu haben, gleichzeitig, doch getrennt davon, hast du ein intensives inneres Leben des Strebens und der Hingabe zu den Grossen und später zu mir, einem arbeitenden Chela der Grossen Weissen Loge, geführt.

Es ist dir merkwürdigerweise gelungen, diese beiden Tätigkeitslinien, frei von gegenseitiger Berührung, zu erhalten. Deine Hingabe hat nicht dazu gedient, Fehler oder den Missbrauch der weltlichen Gelegenheiten zu verhüten, noch schien dein tätiges weltliches Leben irgendwelchen Einfluss auf deine feurige Hingabe und Zielstrebigkeit zu haben.

Diese doppelte Tätigkeit muss aufhören und es muss dein Ziel sein, die Einswerdung in dir selbst oder die Vereinigung der Ziele und Zwecke, die bisher verschiedene Richtungen verfolgten, herbeizuführen. Verstehe mich nicht falsch, mein Bruder. Das endgültige Ziel deines Lebens auf der physischen Ebene hat darin bestanden, den geschäftlichen Gewinn den Grossen zur Verfügung zu stellen, aber dieses Ziel hat deine Technik nicht beeinflusst. Du wirst heute erkennen, wie gerechtfertigt diese Kritik ist. Vor vier Jahren hätte ich nicht auf diese Weise mit dir reden können, denn du würdest meine Bemerkungen nicht als gerechtfertigt erkannt haben.

Dein Problem ist durch die Kraft deiner Strahlenimpulse kompliziert worden, (was für das Problem aller Jünger, die an der Grenze der Annahme stehen, zutrifft), und auch durch die Schwierigkeit des Zeitalters, in dem du lebst und durch den Schauplatz, den du bewusst erwählt hast, um deine Rolle zu spielen. Es stehen dir drei Jahre zur Verfügung, um die Anstrengung zu machen, durch die du ein angenommener Jünger werden kannst, wenn du wieder auf diese Erde zurückkehrst. Dabei meine ich nicht, dass du im Alter von sechsundfünfzig Jahren auf die andere Seite hinübergehen wirst. Ich spreche über das Errichten eines Rhythmus, der stark und lebenskräftig genug sein wird, um die benötigte Verschmelzung zwischen Seele und Persönlichkeit herbeizuführen. Wir, die lehren und die esoterische Entwicklung des Menschen beobachten und lenken, wissen, dass wenn bis zum Alter von sechsundfünfzig Jahren nicht ein gewisses Mass von Verschmelzung erlangt worden ist, es selten später gefunden wird. Nach diesem Alter kann ein Mensch an dem erreichten Punkt festhalten und sein [597] Streben weiter pflegen, aber dieses dynamische Untertauchen der Persönlichkeit, in den Willen und das Leben der Seele ist selten nach dieser Zeit. Wenn es vor dem Alter von sechsundfünfzig Jahren erreicht worden ist, dann ist anschliessendes Wachstum und spätere Entfaltung auf dem Pfad der Jüngerschaft bestimmt möglich.

Die beiden Vorschläge, die ich dir machen will, und an denen ich dich während der nächsten zwölf Monate zu arbeiten bitte, sind folgende:

Erstens: Vergiss deine karmische Beziehung zu mir und widme dem Tibeter keine Zeit in deinem Denken. Es wird dir schwer fallen, dies zu tun, aber erinnere dich daran, dass ich nur jemand bin, der Jüngern beisteht und Gelegenheit bietet, und der nach denen sucht, die sich im Dienst verlieren werden. Deine Hingabe, unter dem Einfluss des sechsten Strahls, hat dein Bemühen mehr nach der astralen Erkenntnis als der Einigkeit und Einswerdung in der grossen Arbeit zugelenkt.

Zweitens: Arbeite beständig an dem Problem, in das reine, weisse Licht deiner eigenen Seele einzudringen. Wie soll dies geschehen? Lass uns praktisch sein und gewisse Dinge umreissen, die während des Rests dieses Jahres zustandegebracht werden sollten.

1. Unterlasse das Lesen der Bücher, für die ich verantwortlich bin. Du hast dich seit Jahren in die Lehre versenkt, die sie enthalten. Setze nun die dadurch erlernten Wahrheiten in die Praxis um und studiere die Bhagavad Gita mit sorgsamer Aufmerksamkeit und gebrauche sie als Textbuch zu deiner Orientierung.

2. Willst du, anstatt meine Schriften zu studieren, deinen Mitjüngern dadurch dienen, dass du (um ihretwillen) ein genaues Studium der Psychologie der Intuition unternimmst? Bringe das Beste in Erfahrung, das die Menschen darüber zu sagen haben, und bereite für deine Brüder eine Zusammenstellung des Gegenstands und eine Zusammenfassung der Bedeutung der Intuition und der Art ihrer Entfaltung vor. Suche die Definitionen der Intuition, stelle sie zum Gebrauch zusammen und verfasse gleichfalls eine brauchbare Bibliographie der Literatur über den Gegenstand. Jede Gruppe meiner Jünger muss ihren Beitrag leisten und die Gruppe, zu der du gehörst, sollte viel über den Gegenstand der Intuition in Erfahrung bringen.

3. Verfolge die Atemübungen aufmerksam, wobei du stets den Gedanken festhältst, dass sie bei der Vereinigung von Seele und Körper und der Reinigung der Körper behilflich sind.

4. Entferne ebenfalls in deiner Meditation jeden Morgen alle Formen, welche die Aufmerksamkeit auf die Grossen oder auf mich, deinen tibetischen [598] Bruder, lenken. Konzentriere ein Jahr lang dein Bewusstsein auf das Licht deiner eigenen Seele und lass deine Meditation sehr einfach bleiben.

Dass du es lernen mögest, in dem Licht zu wandeln, das von deiner eigenen Seele ausströmt, ist der ernstliche Wunsch deines Mitarbeiters, des Tibeters.

Juli 1933

MEIN BRUDER!

Der Weg des Aspiranten erreicht zuweilen einen Höhepunkt und er könnte als eine Serie von Zyklen regelmässigen Wachstums bezeichnet werden, die dann und wann von besonderen Zeiten unterbrochen werden, in denen ein entschiedener Druck auf die Entwicklung ausgeübt und eine Begrenzung nach der anderen gewaltsam von dir selbst beseitigt wird. Alle Begrenzungen und Hindernisse müssen verschwinden. Du bist seit Jahren wie ein Mensch gewesen, der in einem Zimmer mit einem Rücken gegen das Fenster gestanden hat ein Fenster, das so dringend der Reinigung bedurfte, da das Licht in dem Zimmer trübe war und sich nur teilweise verteilte.

Heute bist du wie ein Mensch, der sich umgedreht hat, zum Fenster hinübergegangen ist und dann eine kleine Stelle gesäubert hat, durch die er Ausschau halten kann. Du kannst das, was um dich herum ist, viel klarer erkennen. Das Zimmer ist besser erleuchtet und du bist dir jetzt dessen klarer bewusst, was du nötig hast, und was du für dich selbst und das Zimmer tun musst. Dies ist viel, mein Bruder, denn du hast alles innerhalb der letzten zwölf Monate vollbracht. Damals erschien es zweifelhaft, ob du dein Ziel erreichen könntest, nicht wegen einer schlechten Absicht, sondern weil du dich an deine Lage und Haltung und an das Zimmer, in dem du wohntest, gewöhnt hattest. Deine Kenntnis dessen, was ausserhalb lag, war theoretisch, aber nicht praktischer Art.

Es verbleibt noch eine kurze Zeitspanne, in der du das Säubern des Fensters und das Erleuchten des Zimmers beenden und dich dadurch mit dem Leben ausserhalb des Fensters verbinden kannst. Ich glaube, dass es dir gelingt, wenn du nichts für das getrennte Ich verlangst, wenn du dich darin übst, die Dinge und vor allem die Menschen so zu sehen, wie sie sind und in einer wahren Perspektive. Die Menschen sind nicht so, wie du es gerne sähest, und sie wohnen auch in Zimmern mit verdunkelten Fenstern. Wenn du durch das Fenster schaust, kannst du nichts so sehen, wie es wirklich ist. Alles ist entstellt. Dein Problem ist, Verblendung und Illusion, in denen du notgedrungen leben musst, zu verstehen, und dich so durch die Verblendung hindurchzuarbeiten, dass du das Leben so sehen kannst, wie es wirklich ist.

[599]

Sei keineswegs entmutigt, langjähriger Bruder, wenn du findest, dass es beschwerlich und mühsam ist, den Weg nach oben emporzuklettern. Du bist in guter Gesellschaft und nicht allein. Aus der augenblicklichen Lage wird wahre Weisheit geboren. Ehe das volle Sonnenlicht zur Zeit der Morgendämmerung scheinen kann, muss der Nebel vertrieben werden, ein Nebel, der entstellt und verbirgt. Dies geschieht nicht durch irgendeine Funktion des Nebels selbst, sondern durch das Stärkerwerden der Strahlen der aufgehenden Sonne. Deshalb muss in deinem Fall das Licht deiner eigenen Seele beständig wachsen, durch Meditation gepflegt und in selbstlosem Dienst ausgedrückt werden und die Strahlung muss durch die Verstärkung deines Seelenlebens zunehmen. Lebe deshalb als Seele und vergiss die Persönlichkeit. Widme der Betrachtung der Fehler und Irrtümer der Vergangenheit nicht so viel Zeit. Selbstunterschätzung ist nicht unbedingt ein Zeichen geistigen Wachstums. Es ist häufig das erste Resultat von Seelenkontakt und bedeutet die Offenbarung von Persönlichkeitsbegrenzungen, die viele Jahre dauerten. Dies ist vorübergehend wertvoll, vorausgesetzt, dass du deine Augen wieder der Seele zuwendest. Vergiss die Dinge, die hinter dir liegen und lass das Licht deiner Seele dich dorthin führen, wo sie es wünscht. Sei, wie ich einem anderen Jünger meiner Gruppe gesagt habe, der Sannyasin, der in der Welt der Menschen lebt, dessen Interessen jedoch in jener Welt sind, in der die Grossen arbeiten. Du bist nicht allein. Du hast deine eigene Seelengruppe gefunden. Du wandelst nicht im Dunkeln, denn Licht ist auf deinem Weg. Bleibe innerhalb dieses Lichtkreises und wandere nicht auf den gewohnten Seitenwegen. Diese Worte mögen den Lesern wie Gemeinplätze vorkommen, die auf jeden angewandt werden könnten. Du selbst weisst jedoch, wie stark sie auf dich zutreffen.

Du kannst das Studium meiner Unterweisungen und Schriften wieder aufnehmen, aber du musst eine ausgeglichene Haltung bewahren. Es gibt andere Dinge zu tun als einfach ein Verehrer des tibetischen Bruders zu sein. Verfolge die Meditation, die ich dir hier gebe. ...

März 1934

MEIN BRUDER!

Diesmal habe ich keine Unterweisungen für dich. Ich muss erst wissen, dass du noch eine Fensterscheibe geputzt hast. Auch diejenige, die du früher gesäubert hast, und auf die ich in meiner letzten Mitteilung hinwies, ist wieder verdunkelt, nicht so sehr durch [600] die Ansammlung von Schmutz, sondern durch die innere Kälte, die Verdichtung hervorruft. Überlege dies gründlich. Ergründe deine Motive, denn sie sind die Ursache aller deiner Schwierigkeiten, und verblende dich nicht selbst in dem Glauben, dass du von einem Prinzip beseelt bist oder für ein Prinzip kämpfst und dich deshalb mit der Wahrheit befasst.

Du sagst, dass du mir und der Gruppe diese Tatsachen und Eindrücke berichtest, weil du davon überzeugt bist, dass du dich getrost zur Bestätigung oder Berichtigung in bezug auf irgendeinen Punkt an den Lehrer wenden kannst. Wenn du in irgendeiner Hinsicht nach falschen Grundsätzen vorgehst dann wünschst du es zu wissen und dein Leben meinen Wünschen gemäss zu ändern.

Wie du Autorität liebst, mein Bruder, und wie gern möchtest du, dass ich dir viele Schwierigkeiten ersparte und deinen Weg lenkte und dir Auskunft in bezug auf das, was richtig oder falsch ist, gäbe! Wenn ich jedoch deinem Ersuchen nachkommen und dir das sagen würde, was du zu wissen wünschst, was würde dann das Resultat sein? Es ist dir gesagt worden, wie die Sache lag und du kennst die Gründe, warum die Mitteilungen zurückgewiesen worden sind genau, aber du hast dich geweigert, sie anzunehmen. Worin besteht der Unterschied, wenn ich dir dasselbe sage? Wenn das, was geschrieben oder gesagt wird, mit deinen eigenen Ideen übereinstimmt, wie gern würdest du meine Worte hören. Aber wenn sie deinen Ideen nicht entsprechen, wie leicht würdest du einwenden, dass es die Worte eines anderen sind und glauben, dass sie falsch durchgegeben oder von Persönlichkeitsreaktionen beeinflusst worden sind. Oder du würdest sie absolut annehmen, weil ich sie gesagt habe und dich somit der Autorität unterwerfen und deine Intuition weiterhin untätig lassen. Aber ich habe keine Autorität, mein Bruder, noch habe ich je beansprucht, dass ich sie habe. In einem Fall nimmt deine Fähigkeit, allein zu stehen, und weise Entscheidungen zu treffen, die auf intuitiver Erkenntnis der Wirklichkeit begründet sind, nicht zu und im anderen Fall wird der Punkt der Trennung stärker.

Was ich, dein Lehrer von früher, denken mag, ist von geringer Bedeutung. Was irgend jemand anders denken mag, ist von sehr geringer Bedeutung. Was gegenwärtig von Wichtigkeit für dich ist, ist klar zu sehen, dir selbst gegenüber die Wahrheit zu sprechen und im Licht zu wandeln etwas, was du noch nie längere Zeit hindurch getan hast. Du berichtest über ein Wachsen des abstrakten Bewusstseins.

Dieses Wachstum hast du nicht nötig. Klares Denken und klares Handeln müssen zunehmen. Du stehst dem Problem deines eigenen Ich's gegenüber, und du wirst es nur dann lösen, wenn du dich von Persönlichkeitsimpulsen und von der Verblendung befreit hast, in der du gewöhnlich wandelst. Mein Bruder, beachte die Entschiedenheit und Klarheit, mit [601] der ich hier mit dir rede. Beachte meinen Stil, denn es ist derselbe Stil wie früher, aber ich fasse diese Mitteilung in sorgfältig gewählte Worte, damit du meine Ausführungen klar verstehen kannst. Wenn du die adjektivischen Sätze des Übermittlers, der deine Aufmerksamkeit seit kurzem in Anspruch genommen hat, schätzest, dann würde ich dich (seinem Stil gemäss) einen Bruder mit geweihten Gefühlen aber geringer intuitiver Mentalität und einen verwirrten Aspiranten nennen. In aller Liebe sage ich dir dies und in der Absicht deine Aufmerksamkeit zu erregen.

Was ich allen meinen Jüngern gesagt habe, sage ich auch dir: Wenn du mit mir arbeiten möchtest und wenn du den Gruppenansprüchen genügen willst, dann will ich meinerseits alles tun, was ich kann, um dir in deiner Gruppenarbeit zu helfen. Alle Arbeit, die ich einzelnen in der Gruppe zuweise, hat nur ein Ziel im Auge, nämlich sie in den Stand zu setzen, als Gruppe für das Wohl der Gruppe, zu arbeiten. Dies hast du nicht getan, und die Gruppenarbeit als Ganzes ist durch dich zurückgehalten worden, denn die Gruppe bewegt sich als Gruppe vorwärts; obwohl die einzelnen sich entwickelt haben mögen, hat die Gruppe keine Fortschritte gemacht, sondern ist während der letzten sechs Monate durch die Situation zurückgehalten worden, für die du grösstenteils verantwortlich gewesen bist.

Ich beziehe mich in dieser Unterweisung nicht auf das Problem von Mitteilungen. Es steht Jüngern frei, sich für jede Anzahl von Gruppen und Übermittlern zu interessieren. Ich beziehe mich auf das Problem dieser speziellen Situation, die einfach eine Frage der Identität ist. Vergiss dies nicht und verwirre den Sachverhalt nicht. Es ist nicht eine Frage von Autorität. Es ist eine Frage der Identität. Natürlich steht es dir als Jünger frei, von irgendeiner Quelle Mitteilungen zu empfangen. Aber gib acht, dass du die Identitäten nicht verwechselst.

Diese Situation in der Gruppe hat mich dazu veranlasst, ernstliche Erwägungen anzustellen. Das Wohl der Gruppe ist das Wichtigste. Ich befasse mich in dieser Gruppenarbeit mit einem Experiment. Es ist kein leichtes Experiment, weder für mich noch für die Mitglieder der Gruppe. Soll ich die Gruppe der Verblendung eines Menschen opfern? Denn letzten Endes würden andere nicht so beeinflusst worden sein, wenn du die Wahrheit erkannt und daran mitgearbeitet hättest, das Gleichgewicht der Gruppe zu bewahren, und wenn du nicht das Problem der Identitäten in diese Gruppenarbeit hereingebracht hättest. Ich kann nicht fortfahren, dir diese Unterweisungen zu geben, wenn du die Persönlichkeit und Trennung auf diese Weise in die Arbeit hineinbringst. Es wird nicht von dir verlangt, dass du alles, was du empfängst, blindlings annimmst. Aber während du in der Gruppe bist, wird von dir verlangt, dass du den Gruppenanforderungen gerecht wirst und mit der Gruppeneinheit arbeitest und dass du unterlässt, deine Persönlichkeitsprobleme irgendwelcher Art in die Gruppenarbeit hineinzubringen. Wenn [602] dir an dem Unterricht nichts mehr liegt, und du das nicht tust, was gefordert wird, steht es dir frei, dich von der Gruppenarbeit zurückzuziehen und auf diese Weise die Gruppeneinigkeit zu wahren. Ich arbeite für Gruppeneinigkeit und nicht für dein persönliches Wachstum oder um dir Anregung zu geben. Ich spreche so mit scheinbarer Härte im Bemühen, deiner jahrelangen Persönlichkeitsverwirrung und deinem tiefsitzenden Ehrgeiz ein Ende zu machen. Die beiden sind miteinander verbunden.

Vergiss auch nicht, dass ich dir früher dringend eingeschärft habe, dass es «andere Dinge zu tun gibt, als ein Verehrer des tibetischen Bruders» oder des Tibeters und eines gefährlichen astralen Doppelgängers zu sein. Deine Losungsworte sind Selbsterkenntnis, Klarheit und Wahrheit, und sie müssen augenblicklich alle in Tätigkeit gesetzt werden. Sei dessen eingedenk, dass deine Entscheidung, wenn sie auf einer Wahl zwischen zwei Tibetern begründet ist, - falsch sein wird. Dein Problem besteht darin, zwischen dem Lehrer, den wir die Persönlichkeit nennen, und dem Lehrer, den wir das Höhere Ich nennen, zu wählen. Entscheide dieses Problem im Licht der Seele und nicht durch impulsive Persönlichkeitsreaktionen.

Juli 1934

MEIN BRUDER!

Wenn ich an dich denke, dann tue ich es mit einem Gefühl des Forschens, liebevoller Freundlichkeit und auch mit einem Gefühl der Dringlichkeit. Die Jahre verstreichen; diejenigen, welche den Leben von Aspiranten zuschauen, haben oft dieses Gefühl der Dringlichkeit, einer Dringlichkeit, die der Aspirant selbst selten empfindet. Das Leben hat dir viele Gelegenheiten für Fortschritt geboten, aber du bist ins Leben eingetreten und hast einen Körper, der viel kristallisiertes Material enthält und einen Mentalkörper von einer solchen Starrheit gebaut, dass dein Problem (in dieser Verkörperung) darin bestand, wenn ich eine so unzulängliche Bezeichnung gebrauchen dürfte das, was du selbst gebaut und gebraucht hast zu zerschmettern. Du musstest deine alten Gedankenformen der Intrigen, des Ehrgeizes und der Macht zerbrechen, bevor du für wirklichen Dienst freigemacht werden konntest. Ein halbes Jahrhundert ist vergangen. Die Gedankenform des Ehrgeizes ist gebrochen und lahmgelegt worden, aber es darf kein Gefühl der Unzulänglichkeit an seine Stelle treten. Die Gedankenform der Macht wird schwächer. Der Gedankenform der Intrigen ist während der Episode der Verblendung im Vorfrühling ein harter Schlag versetzt worden. Aber die Formen bestehen noch immer. Du stehst ihnen verwirrt gegenüber, eifrig bestrebt, das [603] Richtige zu tun, von der Macht deiner eigenen Schöpfungen, die mit ihrem eigenen Licht leuchten, geblendet, und auch geblendet von dem Glanz des Lichts, das aus deiner eigenen Seele und von der Gruppenseele herausströmt, aber geblendet und anscheinend hilflos.

Keiner kann dir helfen, mein Bruder. Du selbst musst alle Dinge aufgeben und «das kleine Kind» werden, von dem in der Bibel gesprochen wird. Es ist weder meine Aufgabe, noch diejenige irgendeines Lehrers, dir zu sagen, was du tun solltest. Denn dann würdest du es tun und nichts dabei lernen. Aus dir selbst heraus muss der Antrieb kommen, und aus dir selbst heraus müssen die klare Weisheit und das eindeutige Handeln hervorgehen, welche dir schliesslich Befreiung bringen werden. Was kann irgendjemand von uns daher tun? Folgere aus dem Obigen nicht, dass ich oder andere fühlen, dass für dich in diesem Leben keine Befreiung möglich ist. Nichts kann in diesem Stadium die Arbeit deiner eigenen Seele aufhalten. Nur die drängende Zeit treibt uns dazu, zu wünschen, dass diese Befreiung so schnell wie möglich vollbracht werden möge, um dich für den Dienst freizusetzen.

Vielleicht kann ich dir am besten dadurch helfen, dass ich dir eine Meditation gebe, die es dir ermöglichen wird, das Gebiet der Motive zu klären. Dein Lebensmotiv, auf dem Pfad zu wandeln, ist in Ordnung, aber selbst dieses Motiv wird von den alten Rhythmen beeinträchtigt. Deine anderen Motive sind oft wunderschön, werden aber verdorben durch die ihnen zugrunde liegenden Entstellungen des konkreten Denkaspekts, der zu Ehrgeiz, Liebe zur Macht und zu der Unaufrichtigkeit anspornt, mit der du an alles herantrittst, was du unternimmst.

Deshalb ist es für dich wichtig und notwendig, einfach und klar die Gründe zu erkennen für alles, was du tust. Befolge zur Zeit des Sonnenaufgangs, mittags, beim Sonnenuntergang und abends viermal am Tage die nachstehende Übung:

1. Lass das OM dreimal ertönen, indem du es als Seele durch die drei Körper hindurch ausatmest.

2. Sage dann, während du im Licht der Seele stehst:

«Ich stehe vor dem Richterstuhl meiner eigenen Seele. Ich stehe im Licht, das dieser göttlichen Quelle entspringt. Ich strebe danach, ein Leben der Wahrhaftigkeit, Rechtschaffenheit und Liebe zu führen».

3. Stelle dir dann die folgenden drei Fragen:

a. Habe ich das, was ich während der letzten paar Stunden vollbracht habe, klar verstanden?

b. Habe ich einfach, vernünftig und unter weiser Lenkung gehandelt?

[604]

c. Warum habe ich in diesem speziellen Zusammenhang gehandelt, gesprochen und geschrieben? Was hat meine spezifische Handlung veranlasst?

4. Nachdem du die Tätigkeiten der letzten paar Stunden auf diese Weise analysiert hast, weihe sie dem Dienst des Meisters. Dadurch wirst du viele Gedanken und Arbeit für persönliche Absichten ausscheiden.

Dies hört sich einfach und fast elementar an, aber wenn du diese Meditation während der nächsten drei Monate durchführst, und keine andere hältst, wirst du feststellen, dass sich das ganze Problem der Motive für dich klären wird. Und das willst du doch, nicht wahr, mein Bruder? Ich weiss es wohl. Die Grundabsicht deines Lebens verursacht mir keine Besorgnis. Deine Lebenstechnik bildet die Wurzel aller Schwierigkeiten. Sie wird so oft von Zweckdienlichkeit beherrscht. Verwende nicht soviel Zeit für verworrene und unaufrichtige Gedanken. Bemühe dich, mental viel einfacher zu leben. Verlange und suche nichts für das getrennte Ich und eliminiere jeglichen Gedanken in Gestalt niederen Selbstbemühens. Die Gruppe steht dir liebevoll und hilfsbereit zur Seite. Ich auch. Dies ist kein leeres Wort, sondern die Feststellung einer Tatsache, auf die du dich verlassen kannst.

Januar 1935

MEIN BRUDER!

Du hast während der vergangenen sechs Monate häufig vernünftig nachgedacht und erntest nun die Früchte deiner Meditation. Du kannst jetzt mit der Meditation, die ich dir im letzten Juli gegeben habe, aufhören, musst jedoch die drei Fragen, die ich im dritten Punkt erwähnt habe, jeden Abend in Form eines Rückblicks gebrauchen. Du hast noch immer eine Zeit für die ruhige Betrachtung der Motive nötig, die dich täglich zum Handeln antreiben. Richtige Beweggründe und eine klare Vision des Ursprungs für das Handeln stellen weiterhin eine dringende Notwendigkeit für dich dar. Sie werden zu richtigem Tun, wahrheitsgemässem Denken und zum Gebrauch der rechten Worte führen. Aber du hast Fortschritte gemacht, mein Bruder, und hast keine Ursache dazu, niedergedrückt zu sein oder Zeit damit zu verschwenden, die Vergangenheit zu bedauern. Das einzige Bedauern, das gerechtfertigt ist, beruht auf dem Versagen, die Lehren des Versagens zu erlernen. Aber du lernst sie.

Es sind, wie du gut weisst, noch immer gewisse mentale Tätigkeiten vorhanden, die deinem alten Geisteszustand angehören und unter der Oberfläche deines Lebens gären. Auch diese müssen umgewandelt werden und du selbst musst die Methode dafür [605] entdecken. Ich kann nur die Notwendigkeit und Gelegenheit andeuten. Was die Methode anbelangt, die du in der Meditation verfolgen solltest, so würde ich das unten umrissene Verfahren vorschlagen:

1. Erlange Gleichschaltung und hebe dann das Bewusstsein so hoch wie möglich empor. Nimm die Haltung der Seele an.

2. Lass das OM ertönen, indem du es durch die ganze Persönlichkeit hindurch ausatmest.

3. Denke daraufhin als Teil deiner Gruppenarbeit über das Vaterunser nach.

4. Versuche durch deine Gedankenkraft und das Ausströmen von Liebe mit deinen Mitjüngern und Gruppenbrüdern Fühlung zu nehmen. Dies ist wichtig für dich, denn es fördert nicht nur die Gruppenintegrierung, sondern dient auch dazu, dich vom Mittelpunkt deines eigenen Standortes zu dezentralisieren.

5. Bemühe dich dann, dich selbst als die Seele, als göttlich, als den inneren Christus, zu betrachten oder zu erkennen. Dies wird die höchste Konzentration, derer du fähig bist, erforderlich machen.

6. Sprich dann das Folgende, während du über die Worte nachdenkst:

«Ich stehe vor dem Richterstuhl meiner eigenen Seele. Ich bin diese Seele. Ich bin ganz Liebe und Licht. Ich diene der Welt und verliere mich im Dienst. Dies ist mein Leben, und dies ist der Weg, den ich bis zum Tag-Sei-Mit-Uns wandeln werde».

7. Lass das Wort langsam ertönen, indem du es in Liebe zu deinen Gruppenbrüdern aussendest.

August 1935

MEIN BRUDER UND MEIN FREUND!

Du wandelst noch immer im Nebel. Verblendung umgibt dich noch immer. Du leidest noch immer an Selbsttäuschung, und ich kann dich gegenwärtig nicht erreichen.

Februar 1936

MEIN BRUDER!

Als ich dir letztes Mal schrieb, fürchtete ich, dass es die letzte Mitteilung sein würde, die ich dir würde zusenden können. Aber während der letzten sechs Monate ist etwas von der Verblendung, die dich umgab, verschwunden. Viel davon ist noch immer vorhanden. Dein erfolgreicher Versuch, klarer zu sehen, ermutigt mich jedoch, dir wie gewöhnlich zu schreiben und deine Arbeit wieder zu überwachen. Sechs Monate lang habe ich dies nicht getan. [606] Vergiss nicht, dass die Anregung, die erfolgt, wenn ein älterer und daher mächtigerer Jünger dir seine Aufmerksamkeit zuwendet, auf zweierlei Weise wirkt. Eine Wirkung besteht darin, die Verblendung zu stärken; behalte dies deshalb sieben Wochen lang, nachdem du diese Mitteilung erhältst, im Gedächtnis.

Der Weg für dich ist noch nicht der «Erleuchtete Weg». Du hast dich mit soviel Nebel und mit einer so dichten Wolke von selbstverursachten und selbstmotivierten Gedankenformen umgeben, dass das Licht nur an gewissen Stellen hindurchdringt. Bis jetzt ist noch kein beständiger Strom oder erleuchteter Weg vorhanden. Deshalb ist der Weg des Opfers im Augenblick der passende Name für den Teil des Pfads der Jüngerschaft, auf dem du wanderst; der Weg des Opfers deiner eigenen Gedanken, deiner eigenen Wünsche, Ziele und Träume. Es bedeutet für dich das Betreten des harten Wegs der Pflicht, des Dharma und einer klaren Entscheidung. Willst du deshalb während der nächsten sechs Monate die folgenden Worte in deine Meditation aufnehmen?

1. Monat Pflicht.

2. Monat Dharma oder verantwortliche Verpflichtung.

3. Monat Unterscheidung.

4. Monat Abgeklärtheit.

5. Monat Entscheidung.

6. Monat Schicksal.

Denke tief über diese Worte nach und schreibe später einen Aufsatz, in dem du die Worte aufbauend und folgerichtig miteinander verbindest und auf diese Weise einen Artikel über Jüngerschaft verfasst, der anderen einen Dienst leisten könnte. Du besitzest die Fähigkeit zu schreiben: diene deshalb momentan durch Schreiben.

Behalte das Licht, das vor dir liegt, im Auge. Sprich nicht über dich selbst. Unterlasse momentan jegliches Planen, handle jedoch losgelöst und gewandt. Vertreibe die Wolken, die dich umgeben, durch das dynamische Licht deiner eigenen Seele; suche, um dies zu tun, eine stärkere und schnellere Gleichschaltung. Einen Fingerzeig will ich dir geben. Wenn es dich lockt, in die Wolken deiner eigenen Gedankenformen und das Schmieden deiner eigenen materiellen Pläne hinabzusteigen, dann sende deinen Gedanken zu mir aus.

[607]

August 1936

MEIN BRUDER!

In meiner letzten Unterweisung habe ich dir gewisse Vorschläge gemacht. Vielleicht kann ich dir diesmal am besten dadurch helfen, dass ich sie klar und kurz für dich aufzähle und dich bitte, sie in der Stille deines Herzens und im Licht deiner eigenen Seele zu beantworten. Ich habe dich gebeten:

1. Deine eigenen Gedanken, Wünsche, Ziele und Träume aufzuopfern. Hast du dies getan?

2. Den harten Weg der Pflicht, des Dharmas und der klaren Entscheidung zu verfolgen. Hast du dies getan?

3 Das Licht vor dir oder in der Ferne im Auge zu behalten. Hast du dies getan?

4. Schweigen in bezug auf dich selbst zu bewahren. Hast du dies getan?

5. Alle Pläne aufzugeben. Hast du dies getan?

6. Die Wolken der Verblendung um dich herum durch das dynamische Licht deiner eigenen Seele zu zerstreuen. Hast du dies getan?

7. Deine Gedanken zu mir auszusenden? Hast du dies getan?

Zwei dieser Fragen will ich für dich beantworten, aber ich werde mich nicht darüber verbreiten. Erstens: du hast deine Gedanken nicht zu mir ausgesandt. Ich habe keinen einzigen Gedanken registriert. Du hast Hingabe, Verlangen, Forderungen, Streben, Sehnsucht und Wünsche ausgesandt aber keinen einzigen klaren Gedanken. Warum nicht? Überlege dies, mein Bruder.

Du hast Pläne gemacht.

Willst du meine letzten Unterweisungen an dich noch einmal durchlesen und dies nochmals als meine Botschaft für dich annehmen? Willst du dieselbe Meditation weitere sechs Monate hindurch beibehalten? Von der Arbeit, die während der kommenden sechs Monate geleistet wird, hängt vieles ab. Sende deine Gedanken zu mir aus, und ich werde sie wahrnehmen. Erkenne den Unterschied zwischen Gedanken und Wünschen. Beide werden in deinem Denken nicht klar definiert.

Februar 1937

MEIN BRUDER UND MEIN FREUND!

Ich habe dir in meiner letzten Unterweisung gesagt, dass viel von der Arbeit, die du während der kommenden sechs Monate tun würdest, abhängen würde. Du hast die Arbeit richtig getan und deine Füsse stehen fester auf dem Pfad und viel von der alten Verblendung ist vertrieben worden. Ich möchte, dass du dich ermutigt fühlst, denn ich bin in bezug auf dich ermutigt. Noch vor [608] einem Jahr fühlte ich, dass es für dich nötig sein könnte, auf eine andere Lebensperiode zu warten, ehe du die Lücke in dieser Gruppe meiner Jünger füllen könntest, von der ich möchte, dass du sie füllst. Ich weiss jetzt, dass ich nicht auf eine so unbestimmte Zeit zu warten brauche. Viermal habe ich einen klaren Gedanken von dir registriert; dies ist noch nie zuvor in deinem Leben vorgekommen. Dies geschah, weil du deine Pläne und die Ränke deiner Persönlichkeit aufgegeben und dadurch das Gift deiner unlauteren Gedanken, die auf Persönlichkeitsehrgeiz und den Grillen des konkreten Denkaspekts beruhten, in gewissem Mass zerstreut hast. Ich kann dich jetzt erreichen, mein Bruder etwas was bisher unmöglich war. Bis jetzt habe ich dich durch A. A. B. erreichen müssen.

Lass die Erkenntnis dieser Tatsache keine neue verblendete Haltung herbeiführen und meine Worte dadurch den Keim eines neuen Verblendungsgebiets bilden. Ich spreche diese Warnung aus, denn du hast eine so starke angeborene Neigung für Verblendung.

Die Vorschriften, die ich dir in meinen beiden vorhergehenden Mitteilungen gemacht habe, bleiben noch immer die Grundlage für dein Persönlichkeitsleben. Nichts hat sich geändert, abgesehen von deinem inneren Wesen und du musst dich vor Rückfällen hüten. Du sitzest okkult «noch nicht fest im Sattel» auf dem Weg, noch bist du bis jetzt im Erkennen und in der Zerstreuung von Verblendung erfahren. Gehe deshalb mit angemessener Vorsicht vorwärts.

Ich möchte, dass du die Regeln des Weges vornimmst und studierst. Nimm sie als Thema deiner Überlegungen während der kommenden sechs Monate und verfasse am Schluss deine Auslegung jeder Regel, um deinen Mitjüngern zu helfen. Dies ist die Aufgabe, die ich dir zuweise.

September 1937

MEIN BRUDER!

Ein neuer Arbeitszyklus eröffnet sich momentan für dich und dies ist das Ergebnis der Aufmerksamkeit, die du meinen Unterweisungen gewidmet hast sowie der Empfänglichkeit, die du für die Bemühungen deiner Seele gezeigt hast, deine Persönlichkeit von Verblendung zu befreien. Darf ich dich darauf hinweisen, dass Illusion sehr oft einfliessen kann, nachdem ein gewisses Mass von Verblendung überwunden worden ist (wie in deinem Fall). Ich möchte dich vor zwei solchen Illusionen warnen:

[609]

a. Vor der Illusion, dass Verblendung keinen Einfluss mehr auf dich haben kann. Beständige Wachsamkeit wird nötig sein.

b. Vor der Illusion von Auserwähltsein und Belohnung. Alle Aspiranten auf dem sechsten Strahl sind mehr als gewöhnlich dazu geneigt.

Willst du mir auch vergeben, wenn ich dich darauf hinweise, dass dein Eintritt in dieses spezielle Dienstgebiet und dein Hindurchschreiten durch die Tür, die zu diesem Dienstzyklus führt, für dich entschieden das Verfolgen der Linie des geringsten Widerstands ist. Du kannst guten Dienst leisten, wenn du die Anordnungen sorgfältig befolgst, aber das Resultat dessen, worauf ich mich in meinen einleitenden Abschnitten bezog, ist die Gelegenheit zu dienen und nicht die spezifische Art der Arbeit. Denke hierüber nach, denn wenn du das verstehst, was ich dir einzuschärfen suche, wird dein Dienst ausserordentlich gefördert und deine Brauchbarkeit vergrössert werden.

Nachdem du deine Wahl und Entscheidung getroffen hast, besteht mein Problem nun darin, dir zu helfen, dich in der Zukunft, die sich vor dir eröffnet, zu bewähren. Meine beiden Vorschläge mögen dich überraschen, denn sie werden durchaus nicht in der Richtung sein, die du erwartest.

Erstens möchte ich dir sagen: Nimm dich nicht so wichtig. Die Welt verfolgt weiterhin ihren Lauf und der Planet fährt fort, sich zu drehen, ob du dienst oder nicht. Setze die Intensität deiner Schwingung herab. Du kannst dienen und dein Dienst wird gebraucht. Alle Diener werden heute gebraucht. Du hast eine drastische Disziplin durchgemacht und solltest viel gelernt haben, aber du wirst deine Brauchbarkeit zunichte machen und deine Dienstzeit durch deine intensive Ernsthaftigkeit verkürzen. Erinnere dich daran, dass du deine Persönlichkeit auf dem sechsten Strahl beständig ausgleichen musst. Wirst du mich begreifen, wenn ich sage, dass du niemals irgendwelches Vorstellungsvermögen oder eine Erregung zeigst, ausser hinsichtlich der Jüngerschaft, und dass du dann zuviel zeigst? Ich will dir später in dieser Unterweisung einige Verse geben und dich bitten, über sie nachzudenken und sie zu erwägen, nicht in deiner Meditation (denn ich möchte, dass du nur deine Gruppenmeditation verfolgst), sondern während des Tages. Sei ausgeglichen, mein Bruder, und erinnere dich daran, dass Arbeit für uns viele Dinge umfasst, selbst Stunden der Entspannung, und um das Wesentliche vom Unwesentlichen zu unterscheiden und zu trennen ist der Gebrauch der Unterscheidungskraft unbedingt erforderlich.

Das zweite, das ich dir sagen möchte, mag dich noch mehr überraschen als das Obige, das du vielleicht gelegentlich selbst [610] vermutet hast. Ich möchte dir mit aller Bestimmtheit sagen: Liebe deine Mitmenschen mehr. Augenblicklich liebst du unsere Arbeit und unseren Dienst und das Ideal mehr als deine Brüder. Aus diesem Grund bist du ein so schlechter, ein so sehr schlechter Psychologe. Du liebst nicht genug. Du trittst an jedes Menschenwesen, dem du begegnest, vom Gesichtspunkt der Arbeit heran, und nicht weil sie Mitpilger oder Menschen sind, die du lieben und denen du helfen kannst. Du selbst als Diener und die Arbeit (als unsere Arbeit) ragen trennend zwischen dir und deinen Mitmenschen hervor und werden deine Brauchbarkeit eindeutig zunichte machen. Es ist der «Organisationsgeist» und die «Fähigkeit, die Dinge zu handhaben» des Leiters auf dem dritten Strahl. Unsere Arbeiter befassen sich mit Seelen und nicht mit der Arbeit. Sie sind damit beschäftigt, einzelnen und durch die einzelnen der Welt zu helfen. Sie befassen sich nicht mit der Formseite. Auch diese wird stets richtig beachtet und gepflegt, aber sie kommt in zweiter Linie. Du machst sie zur Hauptsache.

Komm zur Ruhe, mein Bruder. Liebe und diene; entspanne dich und lebe ein normales, nützliches Leben. Die Feuer deiner eigenen Intensität und die Hitze deines eigenen Strebens werden sonst so leidenschaftlich brennen, dass sich dir niemand nähern kann. Nimm dir Zeit, die Menschen um ihrer selbst willen kennenzulernen und nicht, weil sie womöglich in der Arbeit verwendbar sind. Doch übertreibe nicht, wenn du dich mit meinen Unterweisungen befasst. Gleichgewicht ist für den Aspiranten stets ein Hauptziel.

Die beiden Sätze, die ich dir zur sorgfältigen Betrachtung gebe, lauten folgendermassen:

«Das Feuer, das ich erschaffe, muss wärmen, nicht brennen; es muss den Menschen, der seiner Hitze bedarf, in seine Wärme hereinziehen; es darf die suchende Seele nicht durch Ungestüm hinausstossen. Es ist das Feuer der Liebe und nicht das Feuer meines eigenen Strebens».

«Der Dienst, den ich leiste, soll Seelen und nicht mir selbst auf dem Pfad geweiht sein. Auf diese Weise werde ich einem Bedürfnis entgegenkommen und dadurch, dass ich mich selbst und mein eigenes Wort und meinen Rang vergesse, andere dem Licht entgegenführen».

Ich habe die Strahlen, die deine Persönlichkeitskörper beherrschen, nicht angedeutet, weil ich dein Interesse nicht auf dich selbst, sondern auf andere zu lenken suche.

[611]

Februar 1938

MEIN BRUDER UND MEIN FREUND!

Ich möchte dir gewisse Bemerkungen, die ich in meiner letzten Unterweisung gemacht habe, ins Gedächtnis zurückrufen. Deine gewöhnliche Neigung, das zu wählen, was deine Persönlichkeit vorzieht, und was dein Schuldgefühl fesselt, auszuwählen (ich sage dies mit einem Lächeln, Bruder, aber die dramatische Verblendung des Menschen auf dem sechsten Strahl, der im christlichen Zeitalter der Fische arbeitet, liebt die öffentliche Anschuldigung, dass er Unrecht tut) und was dein Gefühl für Drama nährt, bringt dich dazu zu sagen: «Jetzt weiss ich es», wenn du es nicht weisst. Du hast das betont, was auf der Hand lag, und die tatsächlichen Dinge, mit denen ich dich zu erreichen suchte, unbeachtet gelassen. Was waren die Punkte von wirklicher Bedeutung in meiner letzten Unterweisung für dich? Ich will sie kurz aufzählen:

1. Die Illusion einer Auserwählung und Belohnung, vor der ich dich warnte, weil du (als eine Persönlichkeit auf dem sechsten Strahl) dazu neigst.

2. Die Gelegenheit zum Dienen.

3. Dich zu entspannen und ein normales Leben zu führen.

Du wirst bemerken, dass keiner dieser Sätze aus den beiden Abschnitten stammte, die du für so wichtig hieltest, und auf die du in deinen Arbeiten und Briefen die Betonung gelegt hast. Dein augenblicklicher Zustand von Verblendung ist derart, dass das Wesentliche keinen Eindruck auf dich macht. Du siehst es nicht. Deine Verblendung ist augenblicklich so stark, dass ich dich diesmal nur mit der grössten Schwierigkeit erreichen kann. Ich mache die Anstrengung, aber mein Bruder, es scheint mir, dass dies mein letztes Bemühen sein wird, dir zu helfen, denn wenn diese Unterweisung dir nicht hilft, dann kann ich nichts mehr für dich tun.

Dir ist eine Gelegenheit zum Dienen und ein neuer Anfang angeboten worden. Du bist gebeten worden, in einer Arbeit zu helfen, die ich im Jahr 1919 (als ich zuerst mit A. A. B. Fühlung nahm und meine Arbeit mit ihr begann) in die Wege leitete. Die Pläne sind gemacht und die Arbeit funktioniert. Du hast jedoch keine Richtlinien von denen angenommen, die dir helfen wollten zu dienen, und welche die Tür der Gelegenheit für dich öffneten. Du hast dich bemüht, selbst Tätigkeiten einzuführen, und hast die Dinge, die du zu tun gebeten wurdest, hastig und oft unzulänglich getan. Du warst fest entschlossen, Zeit für die Dinge zu finden, die deine verblendete Persönlichkeit für wichtig hielt. Du hast dich entschieden, die Arbeit, die du tun wolltest auszuwählen, anstatt in dem Dienst, den du angenommen hattest, mitzuwirken. Du hast dich bemüht, Verbindungen herzustellen, die mit der [612] Arbeit in keinerlei Beziehung standen, die bereits unternommen und organisiert war, ehe du dieser speziellen Gruppe von Arbeitern beitratest, die dich dazu aufforderte. Du hast versucht, deine eigenen Tätigkeiten zu organisieren anstatt in der Arbeit mitzuwirken, die bereits begonnen war. Du bist zur Mitarbeit aufgefordert worden und hast diese Aufforderung, dich der Gruppe anzugliedern, angenommen. Deine Tätigkeiten standen in deinem Bewusstsein an erster Stelle (obgleich du protestierst und das Gegenteil behauptest) und die Gruppentätigkeiten kamen an zweiter Stelle.

Ich riet dir, normal zu leben und deine Intensität zu entspannen, aber du hast abnormal und mit einer okkulten Heftigkeit gelebt, die schädlich für dich gewesen ist. Du hast in einer verblendeten Welt deiner eigenen Idee in bezug auf Dienst und auf das, was getan werden sollte, gelebt, aber hast bei dem, was getan wird, nicht wirklich mitgearbeitet nur ein Interesse für das, was deine übermässig aktive Neigung des dritten Strahls zu bewirken versucht hat, nahm deine tiefste Aufmerksamkeit in Anspruch. Auf der Oberfläche arbeitest du mit, im Grunde tust du es nicht.

Du bist von deinen eigenen Bewertungen verblendet worden und hast Gruppenbewertungen nicht angenommen. Viele unwesentliche Fragen haben dich abgelenkt und du hast weder an meiner Arbeit teilgenommen noch mit denen, die bereits mit der Arbeit vertraut sind, die ich tun möchte, zusammengearbeitet. Ich beziehe mich in dieser Mitteilung an dich auf mich selbst, weil du in deinen Äusserungen, und ich glaube in deiner Absicht, stets Hingabe zu mir, deinem tibetischen Lehrer, zum Ausdruck gebracht hast. Du hast versucht, diejenigen in die Arbeit einzuführen, die nicht in diese spezielle Art des Unternehmens hineingehören, die jedoch auf anderen Gebieten hierarchischer Tätigkeit arbeiten, die bestimmt ebenso wichtig sind, was aber nicht die Arbeit ist, zu der du dich in früheren Jahren verpflichtet hast. Du hältst dein Gebiet nicht klar umgrenzt. Du schaltest dich in zuviele andere Dienstgebiete ein, wo du nichts zu suchen hast und wo du nicht erwünscht bist. Deine Verblendung ist so gross gewesen, dass du sogar gewünscht hast, einen Aspiranten in meine Jüngergruppe hineinzudrängen, die in einem späteren Leben ihr Bewusstsein auf die Mentalebene verlegen und allmählich ein bewusster Jünger werden wird, die jedoch noch nicht auf der Stufe arbeitet, wo diejenigen, welche angenommene Jünger sein könnten oder es sind, arbeiten.

Ich spreche mit dir ohne irgendwelche Ausflüchte. Deine wahren Freunde sind tiefbetrübt und möchten dich schützen und dich auf dem geraden Pfad des Dienstes halten. Sie fühlen, dass sie versagt [613] haben und beschuldigen sich selbst eines Mangels an richtiger Technik. Warum sollte es ihnen gelingen, wo auch ich scheinbar versagt habe, und wenn deine eigene Seele machtlos zu sein scheint, die Verblendung, in die du periodisch hineingerätst, zu durchdringen?

Welches sind die hauptsächlichen Verblendungen, in die du so leicht eindringst, und die, solange sie andauern, jegliche wahre Wahrnehmung auslöschen?

1. Die Verblendung, Pläne zu schmieden. Du bist empfindungsfähig für den Plan, beschäftigst dich jedoch mit deinen eigenen Plänen und glaubst, dass deine Pläne ein Teil des Plans sind. Mache eine Liste von den Plänen und Entwürfen, die du in vielen Richtungen entwickelt hast, mein Bruder, und erkenne wieviele davon du erfolgreich durchgeführt hast. Beschuldige niemand als dich selbst, wenn sie auf astralen Träumen begründet waren.

2. Die Verblendung deines eigenen geistigen Ehrgeizes. Du wünschest ein Gruppenorganisator innerhalb des Plans zu sein. Du sehnst Dich danach, selbst irgendein Arbeitsschema hervorzubringen, das mit dem, was bereits getan wird, übereinstimmt, aber doch entschieden dein eigener Plan ist, oder du möchtest eine Gruppe organisieren, die den bereits bestehenden entspricht, die aber ebenfalls definitiv deine eigene ist. Aber wenn du gebeten wirst, dich in eine schon bestehende Gruppe einzufügen, dann bist du zu sehr mit deinen eigenen Träumen beschäftigt, es zu tun und zeigst eine gewisse Geringschätzung für die dir zugewiesene Aufgabe. Aber, mein Bruder, in unserer Arbeit gibt es keine grosse oder kleine Aufgabe, nur Gehorsam gegen die nächste Pflicht, welcher Art sie auch sein mag.

3. Die Verblendung geistiger Herrschaft oder Kontrolle über andere. Deshalb bemühst du dich beständig, diejenigen zu finden, denen gegenüber du dich als geistiger Organisator behaupten kannst. Es handelt sich stets um solche, die im Hinblick auf geistige Brauchbarkeit von keiner grossen Bedeutung sind, und stets um Aspiranten mit guter Absicht, aber du übertreibst ihre Brauchbarkeit und Möglichkeiten, um dich in deinen eigenen Augen, wenn du es nur erkennen könntest, als Leiter und Führer von anderen Jüngern auf dem Weg zu etablieren. Du hast dies mit zwei Leuten getan, die beide gute Jünger auf dem Vorbereitungspfad waren, und von denen einer sich der Annahme näherte; aber beide arbeiten auf der Astralebene, wo diejenigen, mit denen ich zu diesem speziellen Zeitpunkt zusammenzuarbeiten wünsche, nicht arbeiten, ausgenommen als Seelen, die von der Mentalebene und von der Stufe der Seele aus, dienen.

Immer wieder habe ich mich während der vergangenen Jahre bemüht, dir zu helfen, mein Bruder. Zwei grundlegende Tatsachen beweisen, dass das, was ich sage, wahr ist. Einmal, dass du gegenwärtig tief unglücklich und unfähig bist, mit anderen ruhig und bescheiden zu arbeiten, und zweitens, dass du in keiner Richtung [614] Erfolg gehabt hast. Finde dich damit ab und begreife die Folgerungen. Schau diesen beiden Tatsachen klar und hoffnungsvoll ins Auge. Der wahre Jünger muss sich stets mit Tatsachen abfinden. Erlaube mir, dir gewisse Tatbestände zu nennen, und dann bitte ich dich, sie in Erwägung zu ziehen:

1. Du bist beinahe sechzig Jahre alt. Vor dir liegen, wenn du willst, noch ein paar Jahre des Dienens oder aber ein zweckloses Umherschweifen.

2. Du bist gebeten worden, in meiner Arbeit mitzuwirken. Es handelt sich nicht darum, dass du Gehorsam leisten sollst; daran habe ich kein Interesse, sondern darum, dass du mich vor Jahren erkannt und mir deine Hilfe angeboten hast. Du hast einige meiner Mitarbeiter erkannt und hast deine Hilfe angeboten.

3. Dein sogenannter «Dienst» hat nach deinem anfänglichen Beitrag, das erste Stadium zu finanzieren, bisher darin bestanden, Pläne zu machen. Aber, mein Bruder, Geld zu geben ist von dem, was du anbieten kannst, das Unwichtigste. Du hast dich mit grossen Entwürfen befasst, von denen keiner reif geworden ist, weil sie nicht dasjenige waren, was du, als Seele, zu tun unternommen hattest und ihnen daher das Hereinfliessen von Gruppenenergie fehlte, was ihren Erfolg sichergestellt hätte. Du hast dich mit dem Versuch befasst, eine Gruppe hier und eine Gruppe dort zu organisieren. Aber die Pläne sind bereits festgelegt, die Gruppen sind schon gebildet; die Organisation, die mit meiner Arbeit verbunden ist, funktioniert schon. Warum willst du darum nicht an dem, was bereits besteht, mitarbeiten, mein Bruder?

4. Du bist nicht fähig vom weltlichen Standpunkt aus, im grossen Stil zu arbeiten und zu alt, es zu lernen. Aber der Erfolg aller grossen Unternehmungen beruht auf den kleinen Dingen, auf den geringfügigen Aufgaben, die durch den Jünger, der keinen persönlichen Ehrgeiz hat, getreulich erfüllt werden.

5. Es war meine Absicht, mit einigen von euch eine definitiv konstruktive Arbeit im Zusammenhang mit der Zerstreuung von Weltverblendung anzufangen. Aber du hast diese Tätigkeit aufgehalten. Du hast die Arbeit in der Gruppe bis jetzt verhindert und dies kann nicht viel länger gestattet werden. Arbeit auf diesem Gebiet kann nur von denjenigen erfolgreich geleistet werden, die ihre persönlichen Verblendungen meistern. Du bist noch tief in der Verblendung und weisst im Unterbewusstsein, dass dies wahr ist. Alle, die dich lieben und kennen, wissen es und sind tief [615] bekümmert, und fragen sich, was sie tun können, um dir zu helfen und deine Befreiung zu fördern.

6. Die Tür steht noch immer weit offen für dich. Aber die Möglichkeit, mit deiner Gruppe vorwärtszugehen, hängt davon ab, ob du die obigen Tatsachen annimmst und zum ersten Mal in deinem Leben anfängst, als ein demütiger Diener zu arbeiten, alle Pläne, alle grossen Ideen aufgibst und für den Rest deines Lebens (was in dem langen Zyklus der Seele nur ein Augenblick ist) die kleinen Dinge hinter den Kulissen zu tun, wovon niemand etwas wissen wird.

Bin ich hart gewesen, mein Bruder? Ich versichere dich meiner stetigen Liebe und meines tiefen und bleibenden Verlangens, dir zu helfen und dir zu dienen.

Ich werde keinen weiteren Versuch unternehmen, dir die Wertlosigkeit deines gegenwärtigen Lebens und deiner Tätigkeiten klarzumachen. Ich stehe bereit, dich in die Gruppe, zu der du dich als Seele und auf den Ebenen der Seele verpflichtet hast, einzugliedern. Aber um dies zu ermöglichen musst du den Punkt vollständiger Selbstübergabe erreichen und deine Bereitschaft demonstrieren, demütig und bereitwillig zu dienen. Ich werde wieder mit dir in Verbindung treten, wenn du den Wunsch dazu äusserst, und gleichzeitig ein wirkliches Verständnis zeigst für das, womit ich dich zu beeindrucken versucht habe.

Du besitzest eine Hingabe und Ausdauer, die dich ins Licht hindurchbringen können und müssen. Bisher hat deine Beharrlichkeit auf Schwäche beruht, und deine Hingabe ist verblendet gewesen. Komm nun zu den Tatsachen herunter. Zeige in Zukunft eine Beharrlichkeit, die auf der Überzeugung begründet ist, dass du auf dem Weg des Dienens bist und dass du nicht allein wanderst, sondern dass eine Gruppe von Brüdern bereitsteht, mit dir zu arbeiten, wenn du mit ihnen arbeiten willst. Lass deine Hingabe, die Hingabe an deine Gruppenbrüder, an die Bedürfnisse der Menschheit und an den Plan und zuletzt, und nur zu allerletzt, an mich sein.

Februar 1939

MEIN BRUDER!

Mit tiefem Bedauern bitte ich dich um deinen Rücktritt von der Gruppe. Wenn du mir in späteren Jahren eine innere Wandlung und Freiheit von deiner augenblicklichen Verblendung andeutest, dann will ich dich sehr gern wieder in irgendeine Gruppe [616] zurücknehmen, obgleich nicht in diese. Ich glaube, dass du für diese Entscheidung meinerseits vorbereitet bist. Ich muss so vorgehen, weil ich nicht länger erlauben kann, dass deine Gruppenbrüder durch deine beständig wiederkehrende Neigung zu Verblendung in ihrer Gruppenarbeit gehindert werden. Sie haben es viele Jahre lang geduldig ertragen, um dir Zeit zu geben, ins Licht hindurchzudringen, aber die Zeit drängt derart, dass alle Arbeiter gebraucht werden, und die Gruppenarbeit muss vorwärtsgehen.

Was soll ich dir beim Verlassen dieser Gruppe sagen?

Erstens, dass deine karmische Beziehung mit mir ungebrochen bleibt. Zweitens, dass dein Platz nicht besetzt wird. ... Sonst habe ich dir wenig zu sagen, denn ich habe während der letzten paar Jahre so viel gesagt. Dein Platz steht offen. Vergiss es nicht. Mit der Zeit kannst du vielleicht eine veränderte Haltung zeigen. Wenn du dazu bereit bist, und einen Vorschlag von mir annehmen willst, rate ich dir, alles in deinem Denkaspekt zu überprüfen - etwas was dir äusserst schwer fällt. Schreibe ungezwungen und äussere dich ausführlich und drastisch. Wenn die Verblendung nicht in diesem Leben zerstreut wird, dann kann ein neues Leben eine Rückkehr der alten karmischen Beziehung bringen. Es liegt an dir. Du wirst jetzt am meisten dadurch lernen, dass du das Leben anpackst, für diejenigen sorgst, für die du verantwortlich bist und dadurch, dass du deine Verbindung mit nützlichem Dienst aufrechterhältst. ...

März 1941

MEIN BRUDER!

Ich denke, dass du weisst, ohne dass ich es besonders betone, dass die Beziehung zwischen uns ungebrochen verbleibt, obgleich ich seit einiger Zeit nicht imstande gewesen bin, subjektiv Fühlung mit dir zu nehmen. Ich kann es nicht tun, weil sonst die Anregung, die ein solcher Kontakt unvermeidlicherweise verursachen würde, die Verblendungen, denen du so leicht erliegst, anfachen würde (wie es in früheren Jahren stets der Fall gewesen ist).

Ich glaube, dass die Gefahr jetzt viel geringer ist, und dass man dir jetzt einen engeren Kontakt mit mir und mit der Gruppe auf der inneren subjektiven Ebene zutrauen kann. Die innere Gruppe bleibt bestehen und ist eng mit mir verbunden.

Seit Jahren hast du damit gerungen, die Verblendungen und Illusionen, die dich so häufig übermannen, zu überwinden. Der Gewinn hat hauptsächlich darin bestanden, dass du die Gefahr jetzt bewusster erkennst und wenn sie erscheint, schneller darauf [617] reagierst. Im Spätsommer und im Frühherbst bist du beinahe einem alten Rhythmus erlegen. Misstrauen gegen dich selbst, ein unruhiges Gewissen und viel Arbeit auf der äusseren Ebene haben dazu geführt, dich zu schützen. Sei äusserst sorgfältig auf der Hut, dass diese Fühlungnahme mit mir und deinen Brüdern in der inneren Gruppe nicht wieder eingespielte Neigungen, alte Formen und Wunschgedanken und altes Verlangen nach Macht in Tätigkeit setzt.

Du musst dich für den Rest dieses Lebens beständig der täglichen Pflicht widmen und ein intensives inneres meditatives Leben führen. Sei bewusst der Sannyasin. Arbeite auch in allem mit, was sich (in deiner Intuition) als Gruppentätigkeit erweist, zu der du Macht (die du in der Meditation erlangt hast) und verständnisvolle Hilfe beitragen kannst. Alles andere muss für dieses Leben ausgeschlossen werden; Meditation und Gruppendienst müssen und werden für alle Fähigkeiten deiner Persönlichkeit und deiner Seele hinreichende Ausdrucksmöglichkeiten gewähren. Finde Zeit für diesen Dienst und verliere dich nicht völlig in den Aufgaben der physischen Ebene. Dein tägliches

Geschäftsleben, dein täglicher Dienst in deiner Umgebung, deine Empfindungsfähigkeit für meine Beeindruckung (die immer mehr entwickelt werden kann) und deine Beziehung zur inneren Gruppe auf der Mentalebene werden dir genügend Spielraum für ein liebevolles, fruchtbares Leben geben und dich für den freieren Dienst des nächsten Lebens vorbereiten.

Du hast eine aufreibende Zeit hinter dir, die dich auf die Probe gestellt hat, mein Bruder. Deine Besserung ist langsam aber echt gewesen. Man kann sich jetzt entschiedener auf dich verlassen als früher und aus diesem Grund biete ich dir wieder einen bewussten Kontakt mit mir an. Ich sage dir hier wie ich heisse eine Tatsache, die du bereits intuitiv weisst. Dadurch, dass ich dies tue, lasse ich dich deinen Rang auf dem Pfad wissen, den Rang eines angenommenen Jüngers. Dies bringt seine Ermutigung, seine Verantwortungen und seine Gefahren mit sich.

Da du nun auf dem Pfad der Jüngerschaft und unter dem direkten Einfluss von mir, dem Meister ... bist, besteht deine hauptsächliche Pflicht darin, dich in der notwendigen Empfindungsfähigkeit der Reaktion auf meine Stimme und die Beeindruckung auszubilden, die ich auf dein emporstrebendes Bewusstsein zu machen versuche. Dies wirst du durch eine beständige Haltung gelenkter Aufmerksamkeit, durch ein beherrschtes Persönlichkeitsleben und das Ausschalten jeglicher fieberhaften Anstrengung in allen deinen Bemühungen tun. Klares konzentriertes Denken, ein liebevolles Herz und eine entwickelte Einfachheit, dich selbst, das Leben und andere zu verstehen, ist dasjenige, was du [618] augenblicklich am meisten nötig hast. Es wird viel dazu beitragen, deine umherirrenden und verworrenen mentalen Haltungen und Aspirationen, in eine richtige Ordnung zu bringen. Gestalte das Leben sehr einfach, mein Bruder.

Juni 1942

LANGJÄHRIGER BRUDER!

Du bist wieder in eine Phase meiner Arbeit hineingezogen worden, bei der du mir anfänglich geholfen hast, sie in die Wege zu leiten. Eine Gelegenheit tut sich dir auf; du kannst viel sein und viel tun. Der Erfolg darin wird von deiner Fähigkeit abhängen, demütig zu wandeln und die Tatsache zu erkennen, dass noch immer alte Gedankenformen am Rand deines Bewusstseins vorhanden sind, und dass der Hüter der Schwelle jederzeit bereitsteht, von den deinen früher vorhandenen Schwächen Gebrauch zu machen.