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ABSCHNITT ZWEI - PERSÖNLICHE ANWEISUNGEN AN DIE SCHÜLER (Fortsetzung) - Teil 12

Die vergangenen sechs Monate sind Monate der Disziplin für dich gewesen. Du hast in dieser Zeit zwei ernstliche Fehler begangen und drei wirkliche Erfolge im Zusammenhang mit deiner Lebenstätigkeit der äusseren und der inneren erlebt. Willst du [641] eine Studie darüber machen und zunächst entdecken, was sie sind und aus ihnen lernen? Schau dem Leben ins Auge, mein Bruder, und sei bereit, Irrtümer zu erkennen und zuzugeben; sei jedoch gleichfalls bereit, wahrzunehmen, wo deine Bemühungen von Erfolg gekrönt worden sind und deinen Weg verherrlicht haben; lerne auch dein Versagen dort zu suchen, wo die Aussenwelt nur Erfolg oder irgendeine Leistung sehen mag.

Dein Gefühl für richtige Bewertung ist gesund, muss jedoch auf eine höhere Windung der Spirale verlegt werden. Deine Gaben des Verständnisses und der psychologischen Intuition sind ausserordentlich gut, müssen jedoch mehr angewendet werden. Die Forderungen deines Persönlichkeitslebens, die dir vielleicht Persönlichkeitsbefriedigung bringen mögen, müssen angesichts der augenblicklichen Anforderungen des Lebens und der Dringlichkeit der Gegenwart neu orientiert werden. Du hast viel zu geben, mein Bruder, und ich möchte dich dringend bitten, es zu geben und möchte dir ebenfalls nahelegen, dabei nicht übermässig zu beachten, wie wirksam du gibst.

Augenblicklich besteht eine gewisse Hemmung im Ausfluss des Lebens und der Liebe in deiner Seele auf dem zweiten Strahl. Kannst du den Grund dafür entdecken, mein Bruder, und diesen Zustand während der nächsten paar Monate ändern? Unter den Mitgliedern dieser Jüngergruppe sind acht Seelen auf dem zweiten Strahl. Warum? Weil der heilende Strahl vor allem der zweite Strahl ist. Unter den sieben Strahlen gibt es zwei hauptsächlich heilende Strahlen. Dies sind der zweite und der siebente. Der Erfolg aller heilenden Unternehmen hängt daher von der Fähigkeit der Gruppenmitglieder ab, willentlich und auf Verlangen unter dem Einfluss ihrer Seele zu arbeiten.

Es wird dir auch einleuchten, warum es so lange gedauert hat, diese Jüngergruppe für aktiven Heil-Dienst bereit zu machen. Es war nötig, dass ich euch allen dabei half, die Seelenkraft vollständiger durch eure Persönlichkeiten zum Ausdruck zu bringen. In dieser Hinsicht hast du nur wenig Schwierigkeiten bereitet, denn deine Seele hat eine leichte Abstiegslinie (wenn ich es so ausdrücken darf) über deinen Denkaspekt auf dem vierten Strahl und deinen Astralkörper auf dem zweiten Strahl.

Wenn du deine Strahlen studieren willst, mein Bruder, dann wirst du bemerken, dass du ganz besonders dafür ausgerüstet bist, zu heilen, denn zwei Ströme der Energie des zweiten Strahls und ebenfalls zwei Ströme der Energie des siebenten Strahls fliessen durch dich hindurch. Dies verleiht die Macht zum Heilen. Wenn [642] wir aktiv zu arbeiten anfangen, werdet ihr feststellen, dass einige von euch für mentales Heilen prädisponiert sind; dass es anderen leichter fallen wird, auf dem Gebiet astraler oder psychischer Heilung zu arbeiten; noch andere werden physische Heilung herbeiführen. Dies bedeutet, dass diese Gruppe fähig sein sollte mit dem ganzen Menschen oder mit Gruppen als Ganzes zu arbeiten. Ich möchte euch alle bitten, über diese Erklärung nachzudenken und zu erkennen, was für ein weites Dienstfeld sich eröffnet. Ich bitte euch, euch über eure Kraft zum Heilen klar zu werden und euch ihr gewissenhaft zu weihen und dafür zu sorgen, dass der Seelenstrahl eurer Gruppe unter Kontrolle steht und eure Persönlichkeit beherrscht. Dies wird euch in allem, was ihr zu tun versucht, selbstlos machen und euch vor ungebührlichem Interesse am Rang, Stellung und Erfolg bewahren.

Während der nächsten paar Monate möchte ich dich bitten, dich im Zentrum deines Seins zu stabilisieren, leichten Kontakt mit der Seele zu erlangen und die Antahkarana sorgfältig vom Herzen über den Kopf zur Seele zu bauen. Ich möchte dich bitten, durch die Mittel und Wege, die dir gegenwärtig entschieden offen stehen, jede nur mögliche psychologische Hilfe zu leisten, wenn du darum gebeten wirst. Ich bitte dich der Vollmondannäherung intensive Entschlusskraft entgegenzubringen, die dich zu einem hohen Punkt der Gruppenverschmelzung führen sollte. Ich habe mehrere von euch gebeten, der Vorbereitung vor und nach der fünftägigen Vollmondperiode viele Tage zu widmen. Für dich möchte ich eine andere Technik vorschlagen.

Von dir wünsche ich Spannung, eine dynamische Zuwendung zu diesem einen Ziel und konzentrierte Aufmerksamkeit. Ich möchte deshalb vorschlagen, dass du dich nur einen Tag lang vor dem Vollmond, am Tage des Vollmonds selbst und an dem Tag, der dem Vollmond folgt, auf die Vollmondannäherung konzentrierst (aufgrund der Spannung und des Drucks, die mein Vorschlag in deinen Körpern hervorrufen mag). Ich möchte dich bitten, nach gewissen Reaktionen Ausschau zu halten und sie zu erwarten phänomenaler und psychologischer Art. Diese können sofort in Erscheinung treten oder sie können sich während der Woche, die dem Vollmond folgt, in dein Bewusstsein hindurchdringen. Ich beziehe mich hier nicht auf niedere psychische Erscheinungen, sondern auf gewisse geistige Ereignisse und Intuitionen der Seele, die zuweilen bemerkt werden können, wenn der Spannungspunkt hinreichend ist. Halte nach diesen Erfahrungen intuitiver, telepathischer und geistiger Art Ausschau und schreibe sie in deinem geistigen Tagebuch auf, wobei du versuchst, sie richtig auszulegen.

[643]

Ich gebe dir keine spezielle Arbeit, abgesehen von der, um die ich alle Gruppenmitglieder bitte. Von dir erbitte ich eine Leistungssteigerung, und dies wird auch die Brauchbarkeit in der Gruppe erhöhen.

August 1939

LANGJÄHRIGER BRUDER!

Diesmal habe ich weder dir noch irgend jemand in der Gruppe viel zu sagen. Die letzten Gruppenunterweisungen die ich gegeben habe, waren lang und ausführlich und werden erneutes Studium und weitere Betrachtung rechtfertigen. Bitte, widme dem, was ich das letzte Mal geschrieben habe, deine Aufmerksamkeit. Die neue Gruppenarbeit wird auch hinreichen, um dich voll und ganz zu beschäftigen. Vieles von dem, was ich sage, wird von dir ein Studium verlangen, das deine ganze Zeit in Anspruch nehmen wird. Du musst eine neue Meditation verstehen, meistern und durchführen; definitive Heilungsarbeit soll unternommen werden. Du meditierst ebenfalls über Veränderungen in deinem Leben. Diese Veränderungen sind akademischer Natur und nicht eindeutig persönlich und dein Motiv ist stichhaltig. Ich möchte kurz hierauf bezug nehmen. Wenn ich dies tue, dann möchte ich dich gleichzeitig bitten, zu berücksichtigen, dass ich nur Vorschläge mache.

Du bist von Natur aus ein guter Psychologe und besitzest ein intuitives Verständnis für Menschen. Bitte berücksichtige dies, ohne dich zu hoch einzuschätzen und erinnere dich daran, dass die akademische intellektuelle Annäherung an die Menschheit, die moderne Psychologie genannt wird, die Wirkung jenes erhabenen Verständnisses, jenes automatischen, nicht von Vernunft geleiteten Fassungsvermögens, das du heute besitzest, nicht abstumpfen sollte. Sei dessen stets eingedenk, weil ich einige Bedenken habe, wenn du dich akademisch weiterbildest. In vieler Hinsicht hast du dies nicht nötig. Erinnere dich auch daran, dass du bei deiner Empfindungsfähigkeit (und dies ist dein hauptsächlicher Beitrag zu der Arbeit, die wir zu tun suchen) ungebührlich auf den Einfluss der Gruppe reagieren könntest, dem du ausgesetzt werden wirst, wenn du akademischen Unterricht nimmst. Wenn dies geschieht, dann kann die wahre Gruppe, der du angehörst die Gruppe der neuen Psychologen auf der inneren Seite in den Hintergrund deines Bewusstseins zurücktreten. Dann wirst du im wirklichen und wahrhaftigen Sinn des Wortes nutzlos sein. Verstehe mich nicht falsch, mein Bruder. Ich versuche nicht, dich von deinem Streben nach akademischem Wissen abzuhalten. Ein gewisses [644] Mass davon ist gut und nötig. Du neigst jedoch dazu, zu vergessen, dass vieles durch verständnisvolles Lesen und die Unterweisung seitens gewisser sorgfältig ausgewählter Psychologen gewonnen werden kann, deren Wissen und Verständnis für das Wesentliche der menschlichen Umstände, dem der allgemeinen Massen ihrer Mitarbeiter weit voraus ist.

Um eines möchte ich dich bitten. Gebrauche das, was ich über die sieben Strahlen geschrieben habe, als Grundlage für alle deine Arbeit und nimm diese Lehre als eine bewiesene Hypothese an. Lass dich durch keine akademischen Phrasen von dieser Überzeugung abbringen. Du gehörst der neuen Richtung an, der die Aufgabe anvertraut ist, die neue esoterische Psychologie hervorzubringen, die auf den fünf Strahlen begründet ist, welche sich durch jedes Menschenwesen manifestieren auf den Seelenstrahl, den Persönlichkeitsstrahl und den Strahlen der drei Körper der Persönlichkeit. Alles ist Energie und Kraft und dies berücksichtigt der moderne Psychologe nicht. Wenn du diese okkulte Hypothese zu deiner Grundvoraussetzung machst und bestimmst, und alles, was du lernen magst, am Prüfstein der okkulten und geistigen Lehre missest, dann kannst du viel erreichen. Aber, mein Bruder, lass zwei Dinge an erster Stelle stehen: Das Studium der Strahlen und zweitens ihre Anwendung auf das menschliche Leben. Darauf wird die Praxis und die aktive Arbeit mit einzelnen folgen. Du wirst viel mehr durch persönliche Kontakte und durch Dienst als von Vorlesungen und Büchern lernen, obgleich diese mit Mass und Ziel ihre Berechtigung haben.

Deine Arbeit muss für den Rest deines Lebens auf richtiger Perspektive (frei von falschen Werten) begründet und ein organisierter aktiver Dienst sein. Disziplin für dich selbst (und diese magst du nicht gern) und Dienst an deinen Mitmenschen werden das Wissen in dir auslösen, das du in früheren Leben erlangt hast, und infolgedessen kannst du viel tun. Die einzige Lehre, derer du von dem orthodoxen, akademischen Psychologen bedarfst, ist ein Verstehen der Natur der verschiedenen Richtungen (von denen jede irgendeine Wahrheit betont) in ihren grundlegenden Voraussetzungen und Annäherungsweisen.

Darf ich dich bitten zu berücksichtigen, dass du dich nicht mit irgendeiner speziellen Richtung zu identifizieren brauchst. Jede von ihnen verkörpert den Versuch des menschlichen Denkaspekts, das Wesen und den Zweck der Evolution des Menschen, subjektiv und objektiv, zu verstehen. Alle haben teilweise recht in ihren Schlussfolgerungen und grösstenteils unrecht; sie alle bereiten nur auf die zukünftige Schule der Psychologie vor, welche die charakteristische [645] Geisteshaltung des Neuen Zeitalters sein wird. Du kannst, wenn du willst, viel dazu beitragen, anderen diese neue Richtung zu offenbaren.

Mein Segen ruht auf dir.

ANMERKUNG: Dieser Jünger arbeitet weiterhin im Ashram.

An E. E. S.

März 1938

MEIN BRUDER!

Du bist aufgefordert worden, dich dieser Gruppe, die aus gewissen meiner ausgewählten Schüler besteht, anzuschliessen. Aus drei Gründen bist du gebeten worden ihr beizutreten, und da ich deinen forschenden und verständigen Denkaspekt kenne, fühlte ich, dass ich am besten mit einer Erklärung dieser drei Gründe an dich herantrete:

1. Es ist ein Platz in den Reihen meiner Jünger frei. Diese Lücke muss (um Zeit zu sparen) durch jemand besetzt werden, dessen Interesse am Heilen ausser Frage steht, und der einige Erfahrung in der Arbeit des Heilens besitzt. Es muss ebenfalls jemand sein, der einige Jahre lang in richtigen Arbeitsmethoden ausgebildet worden ist.

2. Du hast eine definitive karmische Beziehung zu zwei Mitgliedern in meiner Gruppe und, was sich zu sagen erübrigt, du hast eine Beziehung zu mir, deinem tibetischen Lehrer und Freund.

3. Zwei Fehler haben die Mitarbeiter einiger meiner Gruppen stark beeinflusst. Du bist frei: von dieser Neigung zu Kritik und zum Sprechen über einander und gleichfalls von zu grosser Vorliebe für eine enge persönliche Beziehung. Keine dieser Verhaltensweisen interessiert dich und du kannst daher als stabilisierende Kraft der Gruppe von wirklichem Nutzen sein.

Angesichts dieser Tatsachen, über die ich dich nachzudenken bitte, und im Hinblick auf die bestehende Verbindung heisse ich dich, in dieser Gruppe für spezialisierte Ausbildung zum Zweck eines besonderen Dienstes, willkommen.

Es ist nicht leicht, eine Gruppe mit seiner Schwingung zu erfüllen oder Arbeit in einer Gruppe aufzunehmen, die seit mehreren [646] Jahren bestanden, und die ihren eigenen Rhythmus eingeführt hat. Diese Gruppe ist schwierig. Einige Gruppen haben Arbeit, die ihre Aufmerksamkeit automatisch auf die Mentalebene beschränkt. Andere Gruppen sind ausgewählt, weil sie fähig sind, auf astralen Stufen zu arbeiten. Die Aufgabe dieser speziellen Gruppe ist es, mit Macht auf physischen Stufen zu arbeiten; daher die ausgesprochenen Persönlichkeitsneigungen und das Verlangen nach äusserem Kontakt, das mehrere Gruppenmitglieder so stark gezeigt haben. Ich möchte, dass du dich hieran erinnerst und Wachsamkeit in bezug auf dich selbst und Hilfsbereitschaft anderen gegenüber aufrechterhältst. Ich möchte dich daher bitten, wenn du einverstanden bist, diesen Sommer für ein sorgfältiges und ernsthaftes Studium aller Unterweisungen, welche die Gruppe empfangen hat, zu verwenden, damit du durch eine dir selbst auferlegte besondere Anstrengung auf gleicher Basis anfangen kannst.

Ich gebe dir bis zu meiner nächsten Mitteilung keine vorgeschriebene Meditationsarbeit. Diese Unterweisung wird dich mit überreichlichem Meditationsmaterial versorgen, und ich möchte dich bitten, nichts weiter zu tun als zu lesen und darüber nachzudenken und soviel wie möglich zu assimilieren.

Um dich den anderen Gruppenmitgliedern gleichzustellen, möchte ich dir auch nicht nur deinen Persönlichkeits- und Seelenstrahl nennen (denn das tue ich stets mit jedem neuen Jünger) sondern dir auch die Strahlen deiner Persönlichkeitskörper andeuten.

Dein Seelenstrahl ist der siebente, was dich in den Stand setzen würde, mit Leichtigkeit in der neuen Welt zu arbeiten, die mit solcher Geschwindigkeit in Erscheinung tritt. Es wird dir auch dabei helfen, in deiner Umgebung Ordnung und Rhythmus hervorzurufen; in diesen Tagen der Unruhe und der Schwierigkeiten ist jedes rhythmische Zentrum von Wert für uns.

Dein Persönlichkeitsstrahl ist der sechste. Dies gibt dir Macht auf der Astralebene und infolgedessen einen mächtigen und empfindungsfähigen Astralkörper mit allen Folgerungen von Erfolg und Versagen, die diese Situation begleiten.

Die enge Nebeneinanderstellung deines Seelen- und Persönlichkeitsstrahls ist ein Gewinn, kein Hindernis. Dies führt zu schnellen Resultaten auf der physischen Ebene, wenn beide Strahlentypen gleichzeitig angewandt werden. Denke hierüber nach.

Dein Mentalkörper ist eindeutig auf dem vierten Strahl und gerade durch diesen vierten Strahl der Harmonie durch Konflikt kannst du eine schnelle Verbindung mit deinen Brüdern herstellen. Es fördert intelligent angewandtes Verständnis und das Erscheinen von Schönheit durch diese hergestellte Verbindung. Es ist [647] die Qualität, die dir einen geordneten Farbensinn, einen Sinn für richtige Proportion und für Harmonie in deiner geplanten Umgebung verleiht. Es ruft auch zuweilen eine heftige Reaktion dem gegenüber, was ungenau, unharmonisch und falsch oder unpassend ist, hervor.

Dein Astralkörper ist auf dem sechsten Strahl, was dir klar zeigen wird, dass deine Persönlichkeit durch diesen Körper den geringsten Widerstand findet; hier besteht auch die Notwendigkeit für aufmerksame Überwachung. Ich denke, dass du dies weisst und es besteht keine Notwendigkeit für mich, dieses Thema ausführlich zu behandeln.

Du hast einen physischen Körper auf dem ersten Strahl. Dies ist das einzige Werkzeug oder die einzige Ausdrucksweise in deiner Ausrüstung auf einem der Hauptstrahlen. Seltsamerweise deutet diese Tatsache denjenigen unter uns, die auf der inneren Seite beobachten an, dass dein monadischer Strahl der erste ist, und dass es später, in deinem nächsten Leben, notwendig für dich sein wird, das Zentrum deiner egoischen oder Seelenaufmerksamkeit auf den zweiten Strahl zu verlegen. Die Verlegung der Betonung ist das Hauptziel dieser augenblicklichen Verkörperung und daher besitzest du eine Persönlichkeit und einen Astralkörper auf dem sechsten Strahl. Diese hingebungsvolle Zielstrebigkeit hilft dir im Unternehmen deiner Seele. Ich weiss, dass dir dies viel Stoff zur Erwägung geben wird und dich zu einer erneuten Zielsetzung im Bemühen deines Lebens antreiben wird.

1. Der Seelenstrahl der siebente Strahl der zeremoniellen Ordnung.

2. Der Persönlichkeitsstrahl der sechste Strahl der Hingabe.

3. Der Strahl des Mentalkörpers der vierte Strahl der Harmonie durch Konflikt.

4. Der Strahl des Astralkörpers der sechste Strahl der Hingabe.

5. Der Strahl des physischen Körpers der erste Strahl des Willens oder der Macht.

Die Eigenschaften, die du entwickeln solltest, sind Beharrlichkeit, Ausweitung und Kraft, die mit Liebe angewandt wird.

März 1939

MEIN BRUDER!

Diese Unterweisung ist notwendigerweise kurz; du hast während der vergangenen zwölf Monate bereits zwei von mir erhalten und diese beiden müssen zusammen mit diesem kurzen Wort der Ermutigung und Aufmunterung studiert und assimiliert werden. Auf diese Weise werden sie einen Bestandteil des Wissens deines Denkaspekts und der Erfahrung der Seele bilden.

[648]

Ich möchte dir sagen, dass es äusserst wünschenswert ist, dass du achtzehn Monate lang sorgfältig auf deine Gesundheit achtest; die Spannung, die mit inneren Kontakten und deiner geistigen Arbeit verbunden ist, nimmt den physischen Körper stets stark mit und du musst Zeit für Anpassung und Assimilierung nehmen. Ich denke, dass du dies bestimmt verstehst und annimmst.

Fahre mit der Arbeit, die wir besprochen haben, und die ich dir zugewiesen und gebilligt habe, fort sowohl mit der Gruppenarbeit als auch mit derjenigen, der ich individuell zugestimmt habe. Experimentiere mit dem, was ich vorgeschlagen habe und was ich nicht von neuem andeuten will, weil es eine Angelegenheit zwischen dir und mir ist. Drücke die Gedanken aus, die ich dir in meiner ersten Anweisung für dich gegeben habe.

Und dies ist alles, mein Bruder.

Januar 1940

MEIN BRUDER!

Die folgenden drei Jahre werden diejenigen sein, in denen du als Vorbereitung für das Reinigen deiner Aura für vermehrten Dienst sorgfältig jegliche Verblendung bekämpfen musst. Du musst dich bemühen, richtig im Licht zu wandeln, denn dein Weg als Mittler kann nicht beschritten werden, bis die Verblendung der mystischen Vision zerstreut und die Vision selbst durch Erfüllung und Identifizierung sich verloren hat. Du wirst bemerken wie häufig ich das Wort Identifizierung in meinen verschiedenen Unterweisungen gebrauche. Dies tue ich, weil es das Ziel bedeutet, das allen Jüngern, die für gewisse grössere Bewusstseinserweiterungen ausgebildet werden, vor Augen gehalten wird. Ich trachte danach, deine Hilfe zu erhalten und du weisst es. Klarheit der Definition setzt die Vision frei, und Klarheit in Wort und Ausdruck ist ein Symbol dieser Freisetzung (von der Vision) zur Identifizierung. Denke hierüber nach. Gerade diese Klarheit, welche okkulte Gewissheit, jedoch nicht mystischen Glauben hervorbringt suche ich für dich und daher meine Bezugnahme auf die Verblendung der Vision. Sie (die Vision) ruft ihre eigene Aura und ihre eigene Atmosphäre hervor, und der Jünger muss durch diese zur Realität hindurchdringen. In diesem obigen, sorgfältig ausgedrückten Abschnitt habe ich dir genug mitgeteilt, um deine Aufmerksamkeit bis zum Mai in Anspruch zu nehmen.

Ich möchte dir auch sagen, dass die Stimulierung des Sonnengeflechts und des Herzzentrums (was das unvermeidliche Ergebnis der Meditation, die ich dir zugewiesen habe, sein wird) dir eine [649] Fähigkeit verleihen wird, dich auf die Dinge, so wie sie in der heutigen Welt sind, einzustellen sowohl auf die unerwünschten Aspekte und Tragödien über das Sonnengeflecht als auch auf die menschlichen Reaktionen und die guten Zwecke vermittels des Herzens. Halte dich hierfür bereit, durch die Tätigkeit eines erleuchteten Denkaspekts, durch eine intelligente Würdigung der wahren Werte und eine tiefe und echte Liebe zu deinen Mitmenschen, die es dir ermöglichen wird, für das Gute des Ganzen Opfer zu bringen. Trachte danach, die Menschheit befreit zu sehen, frei und imstande, ihr tägliches Leben im Licht der Liebe zu leben und trage das deine dazu bei, dies auf allen Ebenen, auf denen du bewusst funktionieren kannst, herbeizuführen.

Wenn du während der kommenden Monate meditierst, magst du viel Wissen empfangen und viele Neuanpassungen treffen. In der Gruppenstimulierung musst du eine Verschmelzung und eine Erweiterung suchen, die zu einer wachsenden Identifizierung führen; dies wird dich von dem Diener und Arbeiter in sicherer Stellung in einen Menschen umwandeln, der bereit ist, sich für das Wohl der Menschheit und aus Liebe zu seinen Mitarbeitern Gefahren auszusetzen. Liebt einander. Denke klar, frei von den Einwirkungen von Vorurteil und Propaganda. Diene während dieser Tage der Weltnot mit allem, was du innerlich besitzest und erinnere dich daran, dass du, wenn du nicht mit deinen Brüdern in der ganzen Welt, die sich inmitten von Krieg und Aufruhr befinden, leidest (ich meine ein teilnehmendes Leiden und nicht das Verstehen eines Kampfes und das Zeigen von Sympathie, so wie es die Welt im Augenblick Finnland entgegenbringt), dann wirst du eines der grössten offenbarenden Mittel aller Zeiten verlustig gehen.

Mein Segen ruht auf dir wie stets und auf ewig.

ANMERKUNG: Dieser Jünger stand dem Tibeter eigentümlich nahe und gewisse Arbeit war für ihn geplant worden, aber zeitweilige Beweggründe und der Einfluss eines anderen Menschen nahmen von seiner Aufmerksamkeit Besitz und augenblicklich arbeitet er nicht im Ashram.

An R. R. R.

Januar 1936

MEIN BRUDER SEIT LANGEM!

Du hast das Leben mit Mut, Inspiration und Zornausbrüchen angepackt, nicht wahr? Wenn du dich in Zukunft bemühen willst, [650] die letztgenannte Eigenschaft auszuschalten, dann wird dein Dienstleben mit grösserer Freiheit und mit weniger Hindernissen und infolgedessen mit weniger Zeitverlust vor sich gehen. Ich bin mir klar darüber, dass es Zeiten gegeben hat, in denen die Zornausbrüche eine grosse Erleichterung gebracht haben. Du hast jetzt das Stadium des verpflichteten Arbeiters erreicht und hast deinen Mut im Feuer der Schwierigkeiten bewiesen. Viel Wertloses ist ausgebrannt worden. Dein Mut hat dir durchgeholfen und die Inspiration deiner Seele (mit der du mit Leichtigkeit Fühlung nehmen kannst) hat dich aufrechtgehalten und deine Persönlichkeit gemildert. Sorge dafür, dass du um des Dienstes willen, den du leisten kannst, diesen beiden guten Eigenschaften das Gefühl und die Fähigkeit für Ruhe hinzufügst, denn diese hast du nötig.

Studiere die Grundnoten deines Lebens. Sie sollten und können deine hervorragenden charakteristischen Eigenschaften und das sein, für was du bekannt sein kannst, bevor deine Dienstzeit zu Ende geht.

Ich kann dir so wenig sagen, was du nicht bereits weisst, soweit es das Bauen des Charakters anbelangt. Einem Menschen, der so erfahren auf dem Pfad ist, kann ich so wenig Neues andeuten. Theoretisch weisst du so viel. Nun muss Theorie in angemessenere Praxis umgewandelt werden und daran arbeitest du bereits. Was kann ich daher sagen oder tun, als dir zur Seite zu stehen, gelegentlich ein Wort zu sprechen, oft mit dir zu lächeln und mich mit meinen vielen Pflichten zu befassen, wenn die Zornausbrüche kommen! Diese wünsche ich nicht zu sehen und werde dir deshalb, symbolisch gesprochen, den Rücken kehren. Möchtest du das nicht auch, mein Bruder?

Dein Beitrag zu der Arbeit meiner Jünger ist gedankliche Vertiefung und das Aufschreiben dessen, was aufbauen und helfen wird, denn dies kannst du so gut. Habe Geduld, wenn du beobachtest, wie sich diese Gruppenarbeit entfaltet, denn bis jetzt erkennst du weder ihren wahren Zweck noch die zukünftige Integrierung oder Gruppenverschmelzung.

Der Einfluss von zwei Menschen, die dich oft sehr verletzt haben, (ich beziehe mich nicht auf deine Gefühle) wirkt zerstörend auf dein Leben, mein Bruder. Bis deine Beziehung zu ihnen die Form einer vollständigen und doch liebevollen Loslösung annimmt, werden sie imstande sein, deine Entfaltung zu hindern. Ich sage nichts weiter, als dass es dich auch dann verletzt, wenn du dir nicht darüber klar bist, aber du wirst verletzt weil in deinem Gedankenleben, soweit es sie anbelangt, keine Liebe vorhanden ist. Liebevolle Loslösung ist die Methode, die deine Annäherung an die Mehrzahl der Leute, mit denen du in Berührung kommen wirst, beherrschen sollte. Du rufst bis jetzt noch eine zu heftige [651] Reaktion in anderen hervor. Dies ist die Folge davon, dass du die Kraft, die durch dich hindurchfliesst, falsch handhabst. Reguliere diese Sache und dein gegenwärtiges Dienstgebiet wird dir einen guten Ausbildungsplatz in der Angelegenheit vermitteln. Dann wird deine Fähigkeit, zu helfen, stark zunehmen. Ich und deine Gruppenbrüder auf der inneren Seite suchen deine Hilfe im Weltdienst. Darf ich zu deiner Ermutigung sagen, dass du einen guten Anfang gemacht hast.

Ich möchte vorschlagen, dass du ausser deinen gewöhnlichen Tagebuchaufzeichnungen das Registrieren von Ideen aufnimmst; es wird fruchtbar und konstruktiv für dich sein. Mache alle sechs Monate eine Liste von diesen Ideen, damit deine Gruppenbrüder an ihnen teilhaben können. Füge ihnen irgendwelche Gedanken über ihre Bereicherung und Verwirklichung bei. Auf solche Art und Weise können die neuen Ideen ausgestreut und verbreitet werden. Irgend jemand muss sie ausdenken, irgend jemand muss sie aussprechen und irgend jemand muss darauf reagieren.

Verfolge den Meditationsumriss, den ich hier vorschlage bis zum April oder bis auf weiteres:

I. Erlange nach einer kurzen Atemübung Gleichschaltung und Selbstvergessen.

II. Lass das OM hörbar ertönen.

III. Sprich die folgende Invokation:

«Mögen die Heiligen, deren Schüler zu werden wir erstreben, uns so stärken, dass wir uns selbst ohne Vorbehalt hingeben mögen und nichts für das losgelöste Ich verlangen, nichts suchen, nichts erhoffen; mögen wir damit zufrieden sein, im Licht oder im Dunkeln zu sein, aktiv oder passiv zu sein, zu arbeiten oder zu warten, zu sprechen oder zu schweigen, Lob oder Vorwurf hinzunehmen, Schmerz oder Freude zu empfinden und möge es unser einziger Wunsch sein, das zu sein, was sie als Instrument für ihre mächtige Arbeit brauchen und jeden Posten auszufüllen, der in ihrem Haushalt frei ist».

IV. Meditiere fünfzehn Minuten lang über die folgenden Saatgedanken:

1. Monat: Ruhe «Der Ort der Ruhe ist auf dem Gipfel des Berges, auf dem ich losgelöst stehe. Ich werde vom Leben und der Liebe Gottes durchflutet. Diese Liebe sende ich zu allen meinen Mitmenschen aus».

[652]

2. Monat: «Ruhe hat sein Zentrum in Tätigkeit».

3. Monat: Verfeinerung. «Die Feuer Gottes, elektrisch und dynamisch, brennen Mischungen aus. Sie lassen das reine Gold unberührt zurück».

4. Monat: «Das brennende Feuer entflammt in allen drei Welten und alle drei Körper gehen in der Flamme auf. Göttlichkeit bleibt».

5. Monat: Strahlung «Die Ruhe Gottes liegt allem Leben zugrunde. Die Feuer Gottes entflammen. Die Menschen wärmen sich vor meinem Feuer. Die göttliche Strahlung scheint durch mich hinaus».

6. Monat: «Möge ich unsichtbar sein und mögen nur die Strahlung und die Ruhe die Menschen erreichen».

V. Halte deinen Denkaspekt unverwandt im Licht aufrecht und bringe deine Pläne und deinen Dienst in die Gegenwart.

April 1937

MEIN BRUDER!

Du stehst heute an einem kritischen Zeitpunkt in deinem inneren Leben und an der Schwelle einer grossen Gelegenheit. Von dem Fortschritt, den du während der nächsten beiden Jahre machst, wird es abhängen, ob du in ein Leben einer im weitesten Umfang ausgedrückten Brauchbarkeit eintrittst oder ob du in Zukunft einfach so bleibst, wie du heute bist und es einem anderen Leben überlässt, die Lektion, die dir nottut, zu erlernen, eine Lektion die du jetzt lernen kannst.

Du stehst an einem Platz mit weiten Möglichkeiten zum Dienen. Deine Gelegenheit, einen wirklichen Einfluss auf das Bewusstsein derjenigen, die dich umgeben, auszuüben, übertrifft den Durchschnitt bei weitem. Die Bedrängnis der Welt ist noch nie so gross gewesen wie heute, noch ist die Verantwortung die auf denjenigen ruht, die den Pfad der Jüngerschaft gehen, je so tiefgehend, gross und dringend gewesen. Wir brauchen alle, die auf diesem Pfad arbeiten und die der Befreiung entgegenstreben. Wir brauchen diejenigen, die enge Fühlung mit ihrer Seele und mit uns haben, die wir danach trachten, die Menschenrasse heute zu lenken. Wir brauchen geweihte und selbstlose Mitarbeiter wie nie zuvor in der Geschichte der Rasse. In der einflussreichen Stellung, in der du dich jetzt befindest, und in der du Menschen aller Nationen begegnest, [653] kann deine Gelegenheit, andere Leben anzufeuern, die Fackel lebendiger Liebe anderen zu übergeben und Menschen als Mittler des Lichts in ihr eigenes Land und in ihren eigenen Einflussbereich hinauszusenden, gross sein. Ihr Umfang hängt davon ab, ob du bereit bist, gewisse Veränderungen und Anpassungen in dir selbst vorzunehmen und dich neu zu orientieren. Diese Änderungen sind einfach, sind jedoch von einer solchen Tragweite und so drastisch in ihrem Ausmass, dass ich mich frage, ob du dir der Weltbedrängnis hinreichend bewusst bist, um deine starke Persönlichkeit in aller Aufrichtigkeit und liebender Bereitschaft für diese Bedrängnis zu opfern. Bist du dazu bereit?

Dies sind Tage, in denen der einzelne entweder kaum mitzählt und angesichts der Weltbedrängnis und dem augenblicklichen Tumult einfach seinen normalen Kollektivwert hat, oder er kann von ausserordentlicher Bedeutung sein.

Augenblicklich bist du an der Weltnot gemessen, ganz belanglos, aber du könntest von grossem Wert sein. Trotz deiner Gelegenheit und deiner natürlichen Ausrüstung übst du sehr wenig Einfluss auf das Bewusstsein der Öffentlichkeit aus. Aber du könntest in deinem speziellen Dienstrang und deinem Dienstfeld einer der brauchbarsten Weltjünger sein, wenn du wolltest.

Alles in dir leidet jedoch an Kurzschluss und daher sind dein Licht und deine Strahlung persönlicher Art und stammen nicht von der Seele; deine Fähigkeit, andere aufzurütteln und anzutreiben ist zwecklos. Die Wahrheit dieser Tatsachen ist mir die ganze Zeit über klar, und wenn du die natürlichen Folgerungen meiner Worte überlegst, dann wirst auch du sie gerechtfertigt finden. Du beschäftigst dich in Gedanken ausschliesslich mit dir selbst als Arbeiter, mit dir selbst als demjenigen, der Situationen handhabt und mit Menschen zu tun hat, mit dir selbst als dem dramatischen Mittelpunkt von allem, was sich um dich herum ereignet, mit dir selbst als demjenigen, der spricht und lehrt und schreibt, mit dir selbst als demjenigen, welcher sich sehnt und ringt, der gepeinigt und falsch verstanden wird und beständigen Krisen gegenübersteht (die im Rahmen des grossen Ganzen absolut keine Bedeutung haben). Du bist derjenige, der glücklich oder unglücklich ist, der sich sorgt oder sorglos ist, der weise handelt oder furchtbar drastische Lektionen lernt alles unterliegt einem Kurzschluss in dir selbst und wird durch dich aufgehalten, und daher bist du kein klares, strahlendes Licht, ungeschwächt durch die Wolken des Ich's, des kleinen Ich's, und ungehindert durch die Erwägungen der Persönlichkeit.

Hört sich dies hart von mir an, mein Bruder? Ich habe nicht das Gefühl. Was ich mich zu tun bemühe, ist auf einer Kenntnis von [654] dir als Seele begründet und auf einer Wertschätzung dessen, was du als Seele tun könntest. Du bist begabt, weise und einflussreich, aber dies alles wird verhältnismässig unwirksam gemacht, weil du nicht aus dem Mittelpunkt deines eigenen Bildes hinweg und von deiner eigenen Bühne abtreten und einfach ein sich selbst vergessender Mittler für Liebe und Licht sein kannst. Dies bist du jedoch nicht. Du ringst wie wild danach, ein solcher Mittler zu sein, aber du bist so von deinem Kampf in Anspruch genommen und bist dir dessen so bewusst, dass du kämpfst, dass die Realität nach der du ringst, oft vergessen wird. Sie wird in dem dramatischen Bild, das du von dir selbst als einem geplagten Jünger machst, der ausserordentliche Schwierigkeiten in seinem Leben hat, aus den Augen verloren.

Aber deine Schwierigkeiten und Probleme sind nicht aussergewöhnlich, mein Bruder. Deine Erfahrung ist durchaus nicht dramatisch und viel weniger beschwerlich und schwierig als die Erfahrung vieler. Dies ist die Botschaft, die ich für dich habe. Dein Leben ist zum Dienst freigegeben, denn es steht dir frei zu dienen, und die Gelegenheit zu dienen ist dir gegeben worden. Du besitzest grössere Gaben, was deinen Denkaspekt, dein Gehirn und dein Herz anbelangt, als der Durchschnitt; zwar werden sie von deiner Persönlichkeit in Anspruch genommen, aber sie sind vorhanden, um befreit und gebraucht zu werden. Sie können angewandt werden, um dir grossen Einfluss und die Fähigkeit zu vermitteln, andere emporzuheben. Deine körperlichen Belastungen sind bedeutungslos, weil sie keine wirkliche physische Grundlage haben; sie stehen mit der Gefühlsnatur im Zusammenhang und drücken die inneren Stürme aus, in denen du ständig lebst. Wenn du dich erst einmal entschieden hast, dich zu dezentralisieren und damit aufzuhören, deinen Körper mit der astralen Tätigkeit, die beständig durch dich hindurchflutet, zu vergiften, dann werden deine körperlichen Schwierigkeiten allmählich verschwinden.

Du hast eine Gabe für das gesprochene und geschriebene Wort, die selten und wertvoll ist, und du verfolgst dein Ziel so aufrichtig, dass es meine Bewunderung hervorruft, und hierauf verlasse ich mich gegenwärtig. Sie wird jedoch grösstenteils dazu verwandt, dich selbst für die Leute in deiner Umgebung zu porträtieren. Du bist das Thema von allem, was du sagst. Bist du dir darüber klar gewesen, mein Bruder? Ich denke nicht.

Wir brauchen dich in unserer Arbeit. Du nimmst, wie ich bereits bemerkt habe, eine verantwortliche Stellung ein. Der Ort, an dem du dich befindest, ist für dich der Ort der Offenbarung und Erleuchtung. Es ist auch der Ort, von dem aus dein bester Dienst augenblicklich geleistet werden kann. Dein Problem ist durchaus nicht undurchsichtig oder unverständlich. Dies macht es daher [655] leichter, es zu begreifen, zu lösen und es zu handhaben. Es ist einfach das Problem des Selbstvergessens. Wenn du dich dazu gezwungen hast, in den Hintergrund zu treten und gelernt hast, über dich selbst und über das, was du denkst und fühlst und tust, zu schweigen, mein Bruder, dann wird der Reichtum des Beitrags, den du leisten kannst, so gross sein, dass dein Dienstfeld und deine Fähigkeit, mit der Hierarchie zu arbeiten, ausserordentlich erweitert werden. Du wirst gebraucht, und du wirst dort gebraucht, wo du bist. Willst du die nötigen Anpassungen machen und gemeinsam mit mir daran arbeiten, deine Befreiung herbeizuführen?

Dieses Problem muss durch Meditation und beständige tägliche Beobachtung gehandhabt werden. Es muss durch richtiges Denken angepackt werden; als erstes solltest du dich selbst entdecken und dir über den Eindruck, den du auf andere machst, klar werden. Du musst selbst ausfindig machen und entscheiden, ob meine Analyse gerechtfertigt ist und ob an dem, was ich geschrieben habe, etwas Wahres ist. Auf diese Weise kann dir geholfen werden, eine Entdeckungsreise über dich selbst anzutreten, die (wenn du sie mit Humor, Loslösung und Aufrichtigkeit durchführst), dich am Schluss befähigen wird, in eine engere Beziehung zur Hierarchie und in einen höheren Zustand auf dem Weg der Jüngerschaft einzutreten. Ich erwähne dies nicht in dem Sinn, dass es irgendwie eine Belohnung darstellt, sondern um dir eine Möglichkeit anzudeuten, die deinen Dienst ausserordentlich bereichern wird.

Deine Meditation kann während der nächsten drei Monate den unten angedeuteten Richtlinien folgen. Während dieser Monate kannst du diesen Vorschlag verfolgen und dann deine Meditation, die ich das letzte Mal umrissen habe, während der verbleibenden drei Monate wieder aufnehmen.

MEDITATIONSUMRISS

1. Erlange Behaglichkeit, Gleichschaltung und Kontrolle. Hierüber brauche ich mich nicht zu verbreiten, du weisst Bescheid.

2. Lass das OM als Seele ertönen, indem du es als Segen auf die Persönlichkeit ausatmest.

3. Lass das OM als Persönlichkeit ertönen, die auf die Seele reagiert.

4. Lass das OM als Synthese von Persönlichkeit und Seele ertönen.

5. Behandle, während du dich entspannst, jeden Tag eine der folgenden sieben Fragen:

[656]

Sonntag ... Habe ich gestern in meinem Dienst als Seele gearbeitet oder als Persönlichkeit? War mein Interesse auf mich selbst, als Diener, gerichtet oder war ich mit den Bedürfnissen derer, denen ich diente, beschäftigt?

Montag ... Wenn ich anderen geholfen oder mit irgend jemand gesprochen habe, habe ich (gestern als ich diente) überhaupt über mich selbst gesprochen?

Dienstag ... Welcher Art war die allgemeine Haltung meiner Gedanken während des Tages bezogen sie sich auf die Arbeit, die ich zu tun hatte, auf andere Leute oder auf mich selbst?

Mittwoch ... Was war der Mittelpunkt meines Lebens gestern die Seele, deren Wesen unpersönliche Liebe ist oder die Persönlichkeit, deren Wesen (in meinem Entwicklungsstadium) das «des Einen im Mittelpunkt», das dramatische Ich, ist, das durchwegs die niedere Natur ausdrückt?

Donnerstag ... Wie oft habe ich gestern auf mich selbst bezug genommen, entweder voller Mitleid oder als Veranschaulichung oder um Interesse zu erwecken?

Freitag ... Womit habe ich mich gestern hauptsächlich beschäftigt? War ich glücklich? Warum? War ich dramatisch? Warum?

Samstag ... Was für eine Einwirkung habe ich auf die Menschen gemacht? Warum? Habe ich mit ihnen über mich selbst gesprochen?

6. Sprich dann demütig und dankbar die folgenden Erklärungen aus:

a. Ich dränge dem Ziel volleren Dienstes entgegen; ich bin die Seele, deren Natur Licht und Liebe und Selbstlosigkeit ist.

b. Ich orientiere meine Gedanken dem Licht entgegen und in diesem Licht sehe ich die Seele. Ich bin der Plan und bin eins mit allem, was atmet.

c. Ich reinige mein Astralleben und weiss, dass ich nichts bin als ein Mittler für die Liebe Gottes. In diesem mächtigen Körper des niederen Ich's kann nichts existieren, was die Liebe Gottes hemmt, die allen, denen ich begegne, entgegenströmt.

d. Durch Liebe und göttliche Kraft stehe ich aufrecht. Ich manifestiere die Natur eines Sohnes Gottes. Auf diese Weise kann ich diejenigen erretten, die [657] auf dem Weg des Lebens leiden und die Kleinen emporheben.

Kannst du dich dem, was dir nottut und was ich hier angedeutet habe, anpassen, mein Bruder? Ist deine Liebe für die Arbeit und deine Gruppenbrüder hinreichend, um es dir zu ermöglichen, deinem Problem entgegenzutreten? Ich glaube, dass dies der Fall ist und du weisst und musst dir darüber klar sein, dass ich dir in Liebe zur Seite stehe und dich nicht im Stich lassen werde, wenn du mich brauchst und mich rufst. Mehr als dies kann ich nicht sagen.

Oktober 1937

Ich frage mich, mein Bruder, ob du die Wahrheit je wirklich erkannt hast, dass das Gefühl, in deinem Leben im Mittelpunkt der Bühne zu stehen eine charakteristische Eigenschaft des ersten Strahls ist? In deinem Fall ist es vorherrschend ein Charakterzug der Persönlichkeit, denn Leute auf dem zweiten Strahl neigen nicht zu dieser dramatischen egozentrischen Haltung. Wenn daher deine Seele auf dem zweiten Strahl wirklich die Herrschaft hat, wird dieses Gefühl, das dich jetzt beherrscht (das Gefühl, stets im Mittelpunkt, dem Brennpunkt des Interesses zu stehen) beginnen, endgültig zu verschwinden.

Die obige Feststellung wird dir andeuten, was du tun musst, denn augenblicklich drehen sich dein Leben, deine Gedanken, deine Arbeit, dein Dienst und deine Beziehungen zu anderen alle um dich selbst. Du verschwindest niemals eine einzige Sekunde lang wirklich in den Hintergrund, mein Bruder, nicht einmal in jenen Augenblicken, die du als deine höchsten geistigen Augenblicke betrachtest. Du bist noch immer eine arbeitende Persönlichkeit und nicht eine arbeitende Seele, denn deine Theorie übertrifft deine Leistungen. Daher dein wirklich tiefes Unglücklichsein und Enttäuschung.

Was soll geschehen? Wie kannst du dies alles ändern? Was für einen Zweck hat es, wenn ich dich auf einen Zustand aufmerksam mache und dir nicht gleichzeitig eine Abhilfe oder den Weg, der zur Befreiung führt, zeige? Und doch, kann ich dir irgendetwas sagen, was du nicht weisst? Ist noch irgendein Aspekt der Wahrheit in bezug auf dich selbst vorhanden, den du bis jetzt noch nicht bemerkt hast?

Alles, was ich sagen kann ist, dass Befreiung durch das Ersetzen deiner Pläne durch den Plan, deiner Bedürfnisse durch menschliche Bedürfnisse und deiner Aufgabe durch die Arbeit kommen muss. Denke über das Wort Substitution (Ersetzung) nach. Augenblicklich sind es deine Pläne, aber es ist nicht der Plan; es sind deine Bedürfnisse finanziell und physisch, emotionell und mental und nicht die Bedürfnisse der Neuen Gruppe der [658] Weltdiener; es ist deine Arbeit und was du zu tun hast und nicht das erwartungsvolle tägliche Befriedigen der Bedürfnisse anderer. Diejenigen, welche zu dir kommen, siehst du im Licht deiner eigenen Persönlichkeit und du hast ihre Reaktion auf dich im Auge. Du siehst sie nicht als Seelen oder als unsere Werkzeuge.

Dies muss anders werden, mein Bruder, und es kann anders werden, wenn du es wünschst. Ein Studium deiner Persönlichkeitsstrahlen kann dazu dienen, Licht auf dein Problem zu werfen. Du wirst in der Arbeit gebraucht und du hast viel zu geben. Du hast Kraft und kannst andere stärken, wenn deine eigene Kraft von dir selbst und deinem dramatischen Gefühl des Selbstbedauerns abgelenkt wird. Du besitzest grosse Weisheit und kannst sie anwenden, wenn du erst einmal dich selbst als Lehrer aus den Augen verlierst. Du leidest nicht an einem Minderwertigkeitskomplex in dem Sinn, wie dies viel missbrauchte Wort häufig angewandt wird, noch bist du das Opfer eines Vernichtungskomplexes. Zuweilen glaubst du es, um dich mit der Idee zu trösten, aber dies ist nur eine Form der Selbsttäuschung und eine Art und Weise, der Verantwortung zu entgehen, die richtige innere Einstellung herbeizuführen. Dein Gesundheitszustand, deine Neigungen und Abneigungen, deine Gefühlsreaktionen und deine eigenen Ideen erscheinen dir von so grosser Bedeutung, dass deine weise, liebevolle, intelligente Seele eine schwere Aufgabe damit hat, ihre Anwesenheit fühlbar zu machen. Es besteht fast die Möglichkeit, dass dein Gefühl für Drama und Selbstbedauern es fertigbringen werden, dass dir die Bedeutung der Lehre, die ich dir zu geben suche, verloren geht, nicht wahr?

Wenn du dir darüber klar werden kannst, dass in diesen Tagen der menschlichen Krise (wo der Ruf an alle Jünger und Aspiranten hinausgegangen ist, sich zur Hilfe an der Menschheit zusammenzuschliessen) keine dieser Persönlichkeitsangelegenheiten von Bedeutung ist, und dass viele von ihnen verschwinden werden, wenn du dich mit Dingen befasst, die höheren Wert haben, dann wird deine Arbeit mit neuem Leben erfüllt werden und dein Dienst wird ein dynamischer, magnetischer Brennpunkt geistiger Kraft werden, und ich weiss, dass du dir darüber klar bist, dass dies gegenwärtig nicht der Fall ist.

Dein Mentalkörper befindet sich auf dem vierten Strahl der Harmonie durch Konflikt und nicht auf dem ersten Strahl, wie du zuweilen geglaubt hast. Wenn er auf dem ersten Strahl gewesen wäre, dann hätte er deinen Astralkörper beherrscht und deine Persönlichkeit wäre von ganz anderer Beschaffenheit. Aber er ist vom vierten Strahlentyp. Dies bedeutet, dass dir Harmonie und das Zusammenfügen von Gegensätzen zu einer intelligenten Einheit zusagt. Es ist aber eine Harmonie, die von den Gefühlen her ausgelegt wird; auf diese Tatsache möchte ich deine Aufmerksamkeit lenken. Du musst Harmonie in dem Sinn erwägen, wie der Denkaspekt sie versteht und dich daran erinnern, dass nur diejenigen erfolgreich darin sind, Zwietracht in Harmonie umzuwandeln, die  [659] selbst von einem stabilen Zentrum der Ausgeglichenheit aus arbeiten.

Dein Astralkörper gehört eindeutig dem sechsten Strahl an und daher bist du vorausbestimmt, zum bekannten Verhalten des Fischezeitalters zu emotionellen fixen Ideen, heftigen astralen Stürmen und grosser Hingabe, die deine emotionellen Reaktionen auf Angelegenheiten und Dinge in Tätigkeit setzen, welche in diesen Tagen des Weltleidens und der Weltkrise keine Aufmerksamkeit rechtfertigen und ein leichtes Eingehen auf Verblendung und Illusion darstellen.

Dein physischer Körper gehört dem ersten Strahlentyp an und dies vermittelt deiner Persönlichkeit auf dem ersten Strahl einen mühelosen Weg des geringsten Widerstands, denn die vorherrschende Färbung deiner Gehirnzellen kommt (wenn ich symbolisch sprechen darf) vom ersten Strahl her. Erwäge dies sorgfältig.

Das Studium deiner Strahlenverbindungen sollte dich jedoch ermutigen, weil die Energie des zweiten Strahls entscheiden vorherrschend ist, 2. 4. 6. und obgleich die charakteristischen Eigenschaften des ersten Strahls stark und mächtig sind, so werden sie doch durch keine untergeordneten Eigenschaften, wie 3. 5. 7. kompliziert. Es ist daher nicht so schwer für dich, dich auf die manifestierende Liebe- und Weisheitslinie einzuschalten. Es ist deine Linie des geringsten Widerstands. Dein Problem besteht darin, dieses Kraftdreieck (2. 4. 6.) zu verbinden, damit ein freies Wechselspiel und eine Energiezirkulation vorhanden sind. Auf diese Weise wird deine Seele die Kontrolle übernehmen. Ich habe in den obigen paar Worten sowohl dein Problem als auch seine Lösung zum Ausdruck gebracht. Trotzdem möchte ich dich daran erinnern, dass es ein Seelenproblem und kein Persönlichkeitsproblem ist. Wenn du vom Standpunkt der Persönlichkeit aus an dieses Problem herantrittst, dann wird es dir nicht gelingen, es zu lösen, denn deine Persönlichkeit wird das Zentrum des Dreiecks bilden, wohingegen kein Zentrum vorhanden sein sollte. Du solltest vielmehr jederzeit in der Erfahrung der Menschheit als Ganzes leben.

Ich bitte dich, sechs Monate lang die Worte «eine ausgebildete Gleichgültigkeit» zu studieren und jeden Morgen die Bedeutung dieser Gleichgültigkeit zu überlegen, ehe du die Pflichten des Tages auf dich nimmst. Für dich ist Gleichgültigkeit der Schlüssel zur Befreiung, einer Befreiung von der Kontrolle und den Reaktionen der Persönlichkeit, zur Befreiung von Selbstbedauern, zur Befreiung von körperlichen und emotionellen Begrenzungen. Dein Problem besteht nicht darin, Schwierigkeiten zu entgehen, sondern einfach darin, dass es dir gleichgültig ist, ob sie vorhanden sind oder nicht.

Habe ich «hart» mit dir gesprochen, mein Bruder? Wenn ich es getan habe, dann liegt die Reaktion auf Härte bei dir und nicht bei mir. Ich bemühe mich nur, dir zu helfen und dich für reicheren und freudigeren Dienst freizumachen, zu einem Selbstvergessen [660] das in die Kraft ausmündet, dich mit anderen zu identifizieren, und daher zu einem Leben liebenden Dienstes, der die aufreibenden Wege der Vergangenheit auslöschen wird.

Mai 1938

MEIN BRUDER!

Du wirst Veränderungen erleben, aber nur als Vorbereitung für volleren Dienst. Ehe dieser vollere Dienst jedoch möglich wird, müssen eine Zwischenpause für eine Inventur, (ist das nicht der richtige Geschäftsausdruck?) eine Periode des Rückblicks und eine erneute Weihung stattfinden. Auch eine physische Wiederherstellung ist nötig, aber sie wird nicht so schwerwiegend sein, wie du erwartest (trotz deiner tapferen Worte, mein Bruder). Viele deiner Schwierigkeiten sind psychologisch und werden durch eine innere Spannung und Straffheit verursacht, die tatsächlich ganz unnötig sind. Um diese aus dem Weg zu räumen, möchte ich dich bitten, über eines der Losungsworte nachzudenken, die ich dir gegeben habe, als du in diese Gruppe von Jüngern in Ausbildung eingetreten bist das Wort Ruhe.

Arbeite nicht so schwer, angestrengt und ungestüm am geistigen Leben. Es ist ein Zustand des Seins und nicht so sehr ein Zustand der Leistung. Es ist ein Zustand von richtiger Orientierung und Richtung und nicht so sehr eine mühsame und oft dramatische Anstrengung, den Anforderungen zu genügen, von denen du glaubst, dass deine Seele sie dir stellt, oder die ich dir beispielsweise stelle oder dem zu entsprechen, was deine Gruppenbrüder von dir zu erreichen erwarten und was du angenommen hast. Doch es scheint dir nicht gelingen zu wollen und du fühlst, dass du das Ziel nicht erreicht hast. Du hast jedoch nicht so stark versagt, wie du in Augenblicken der Depression manchmal denkst.

Warum denkst du überhaupt so viel über dich selbst nach, mein Bruder? Sind dir die Zeilen «Schliesse sowohl das gute als auch das schlechte Ich aus und lass nur Christus zu sehen und zu hören sein» niemals zitiert worden? Du hörst so viel, was unentwegt von der ringenden Persönlichkeit zu dir kommt. Sie spricht so ungestüm mit dir, dass die ruhige, sanfte Stimme der Seele, die Strahlung und Ruhe bringt, keinen Einfluss auf dein Leben ausübt.

Ruhe also, mein Bruder, und höre mit diesem heftigen Ringen auf. Verstricke dich nicht in der Falle vieler Worte, wenn du die alten Kontakte wieder aufnimmst. Tritt in einen Zeitabschnitt [661] frohen Schweigens und innerer Erholung ein. Aber sei so weit wie irgend möglich ein Mensch, der sich selbst vergisst und der anderen Freude und Inspiration bringt, und ignoriere deine Reaktionen mit einer göttlichen Gleichgültigkeit.

Mai 1939

MEIN BRUDER!

Du magst mich hier mit Recht fragen: Inwiefern hindere ich? Ich bin nicht ehrgeizig. Ich mache keine Schwierigkeiten, was die Gruppe anbelangt; ich mache nur mir selbst Schwierigkeiten. Ich versuche, liebevoll und freundlich zu sein. Ich arbeite so fleissig, wie ich es für richtig halte. Ich liebe die Wahrheit und ich bemühe mich, den Anforderungen zu entsprechen.

Dies alles mag wahr sein, mein Bruder, aber diese Feststellungen sind keine Entschuldigung für das, was falsch ist. Dasjenige, was das Bauwerk zerstören kann, das deine Gruppe errichten soll, ist die Heftigkeit deiner Reaktionen und Schwingungen, wenn deine Gefühle aus der Fassung gebracht werden (und dies kommt sehr häufig vor) und die ungestüme Selbstverteidigung, mit der du solche Heftigkeit zu rechtfertigen suchst, und dein dramatisches Selbstbedauern. Wenn du es nicht lernen kannst, dich unter allen Umständen zu dezentralisieren und von diesem beständigen Denken an dich selbst und dem Mitleid mit dir selbst abzulassen, und damit aufzuhören, dich jederzeit als im Mittelpunkt stehend vorzustellen, dich als Arbeiter, dich als Gruppenmitglied, dich als derjenige, der die Missverständnisse und Fehler von anderen erduldet, dich als von Bedeutung und wenn du es nicht lernen kannst, dich als das zu sehen, was du wirklich bist, kannst du die Arbeit hindern und die zukünftige konstruktive Arbeit der Gruppe gefährden und tust es tatsächlich. Du weisst es.

Du liebst in Wahrheit niemand als dich selbst. Wenn du wahrhaftig und unpersönlich liebtest, dann würdest du denjenigen, die dich lieben und die an deine Befähigung glauben, nicht den Schmerz bereiten, den du ihnen machst. Du würdest magnetischer sein und zwar in grösserem Massstab, denn bis jetzt bist du nur für diejenigen magnetisch, die deine Persönlichkeit anerkennen und deine Persönlichkeit lieben. An diesem Mangel leidet deine Arbeit. Und doch könnte dies alles so leicht abgeändert werden, wenn du jene göttliche Gleichgültigkeit erlernen würdest, die dir nottut Gleichgültigkeit dir selbst und deinen Persönlichkeitsinteressen, Neigungen und Abneigungen gegenüber, Gleichgültigkeit in bezug auf deine Sorgen, Ängste und Erfolge. Dann wärest du wirklich in der Lage, die Wichtigkeit der Arbeit, die Einzigartigkeit deiner augenblicklichen Gelegenheiten und deine wirklich strategische Stellung wahrzunehmen. Aber du bist zu sehr erfüllt von Furcht und Selbstinteresse und hast daher nicht den nötigen Einfluss auf diejenigen, die deiner Hilfe bedürfen. Sie [662] werden von deinen Sorgen und Befürchtungen und deiner Forderung, geliebt zu werden, beeinflusst. Kannst du dies ändern? Ich sage dir nichts Neues. Unter den Chelas in meinem Ashram nimmst du die Stellung eines unartigen, eigenwilligen Kindes ein, denn deine Irrtümer und Fehler sind diejenigen eines Kindes und sind keineswegs Fehler von Erwachsenen. Du träumst in der Traumwelt eines Kindes.

Du musst erwachsen werden, mein Bruder, denn die Welt braucht augenblicklich erwachsene Arbeiter, und du kannst den Bedürfnissen entsprechen; Du kannst grosse und gute Arbeit leisten; du kannst einen Seeleneinfluss auf deine Umgebung ausüben; du kannst damit aufhören, ein zerstörendes Werkzeug zu sein und kannst ein konstruktiver Arbeiter werden. Aber dies wird nur dann möglich sein, wenn deine Neigungen und Abneigungen, deine Persönlichkeits-Entscheidungen und Zuneigungen, deine Gefühle und körperlichen Leiden in den Hintergrund treten und nur die Nöte der Welt und das Verlangen, ihnen zu begegnen was du kannst übrigbleiben. Ich wiederhole, du kannst es. Ich und die Gruppe brauchen dich.

Ich biete dir weder Ausschliessung noch die Gelegenheit zurückzutreten an. Ich bitte dich, dich mit der Frage auseinanderzusetzen und den Erwartungen zu entsprechen. Fechte die Sache aus und fechte sie allein aus. Lerne es, die Dinge, die dich selbst betreffen, für dich zu behalten etwas, was du noch nie gelernt hast. Lass deine Gruppenbrüder nicht dadurch im Stich, dass du zurücktrittst oder durch einen heftigen Gefühlsausbruch, dessen Rückwirkungen verletzen und schädigen müssen. Schau dem Leben fest ins Auge wie ein erwachsener Mensch, der in der Schule der Weisheit gelernt hat, dass die Tendenz aller Dinge gut ist. Packe das Leben voller Liebe als ein Mitglied der Neuen Gruppe der Weltdiener an.

ANMERKUNG: Dieser Jünger kämpft noch immer, aber bis jetzt ist vom Tibeter keine Andeutung gekommen, dass der Sieg hinreichend errungen worden ist, um tätigere Arbeit im Ashram zu rechtfertigen. R. R. R. ist noch immer äusserlich untätig in Beziehung zur Gruppe.

An J. S. P.

September 1937

MEIN BRUDER!

Ich habe es bis heute aufgeschoben, dir deine persönliche Unterweisung zu geben, da der ruhige Prozess deiner Integrierung in meine Gruppe erfolgreich vor sich gegangen ist. Ich fand es weiser zu warten. Du hast [663] die schwierige Aufgabe gehabt, in eine Gruppe aufgenommen zu werden, die seit einiger Zeit als Einheit funktioniert hat, und die Masse von Lesestoff, die du meistern und der Rhythmus, dem du dich anpassen musstest, haben deine Aufgabe äusserst schwierig gemacht. Deine Erfahrung in Gruppenarbeit, deine unbefangene Haltung anderen Menschen gegenüber, und die Tatsache, dass du (subjektiv) seit ihrer Gründung zu dieser Gruppe gehört hast, haben sehr geholfen. Du bist in eine Stellung eingetreten, die du subjektiv seit langer Zeit innegehabt hast. Ich erwähne diese dauernd bestehende Beziehung mit mir und deinen Gruppenbrüdern, damit du dir darüber klar bist, dass du nur noch die äussere Verbindung herzustellen brauchst. Die innere ist bereits vollzogen.

Das Leben des Jüngers bewegt sich durch Augenblicke der Krise vorwärts. Diese Krisen rufen zwei Resultate hervor:

1. Die Verstärkung der Aspiration, wenn der Jünger noch auf dem Probepfad ist oder die verstärkte Intensität der Erleuchtung, wenn der Jünger sich dem Pfad der angenommenen Jüngerschaft nähert oder auf dem Pfad selbst ist.

2. Die Erlangung einer stabilisierteren Haltung der Loslösung, die auf bewusster Entsagung der Persönlichkeit, auf richtiger Orientierung der Persönlichkeit zur Seele (die der eine Meister, das Licht des Lebens ist) und zur Hierarchie der Diener beruht. Sie werden daher eine zunehmende Fähigkeit der Kontrolle seitens der Seele der Einen Seele hervorrufen, die keine Bindungen kennt und mit allen Seelen in allen Formen eine Einheit bildet.