Navigieren durch die Kaptitel von diesem Buch

ABSCHNITT ZWEI - PERSÖNLICHE ANWEISUNGEN AN DIE SCHÜLER (Fortsetzung) - Teil 3

MEIN BRUDER!

Das einzige, das ich heute weiter tun möchte, ist, dir die Art deiner Persönlichkeitsstrahlen zu sagen und dir dadurch zu einem klareren Verständnis deines Wesens zu verhelfen. Wie du weisst, ist dein egoischer Strahl der 2. Strahl der Liebe und der Weisheit und dein Persönlichkeitsstrahl der 6. Strahl der Hingabe. Es besteht keine Notwendigkeit für mich, mehr zu tun als dir anzudeuten, dass es aufgrund dieser Kombination leicht für dich ist, die folgenden Kontakte herzustellen:

1. Einen Kontakt mit deiner Seele. Dieser ist bereits gemacht worden und fest begründet.

2. Einen Kontakt mit der Hierarchie vermittels deiner Seele.

3. Einen Kontakt mit der Astralebene durch den sechsten Strahl der Persönlichkeit, die daher mit Leichtigkeit auf der sechsten Ebene, der astralen, funktioniert.

6. Kontakt mit Ideen durch aktive Intuition.

Dies sind entschieden wertvolle Eigenschaften und Kennzeichen des fortgeschrittenen Jüngers. Ich denke, dass du dies weist, ohne dass ich es dir sage. Aber alle diese Kontakte machen das Handhaben von Kraft erforderlich und bringen ihre eigenen einzigartigen Probleme mit sich.

Dein Mentalkörper befindet sich auf dem fünften Strahl des konkreten Wissens. Daher dein Interesse und deine Brauchbarkeit in der Wissenschaft der Astrologie, die in vieler Hinsicht die Wissenschaft der Wissenschaften ist. Daher auch dein scharfes Denken, dein unermüdliches Forschen nach der Wahrheit und deine Fähigkeit, Licht in bezug auf viele Dinge zu erlangen. Du solltest aber an den einen Punkt denken, dass der fünfte Strahl ein kristallisierender Faktor ist und (in Verbindung mit dem Willen und der Macht, die du in deinem letzten Leben entwickelt hast) könnte er dazu verleiten, dich dogmatisch und infolgedessen trennend zu machen. Dies muss durch deine Seele auf dem zweiten Strahl ausgeglichen werden.

Dein Astralkörper steht auf dem sechsten Strahl, ebenso wie deine Persönlichkeit, und dies hilft dir sehr in deiner Lebensaufgabe, vorausgesetzt, dass du den Astralkörper als Mittel des [438] Seelenausdrucks gebrauchst und nicht als einen Mittler seiner selbst auf der Astralebene. Diese Strahlenkraft gibt dir Hingabe, Idealismus, einen dynamischen Willen, durch alle Verblendungen und falschen Auffassungen hindurchzudringen und auf diese Weise Wahrheit und Freiheit zu erlangen, sowohl für dich selbst als auch für deine Gruppe und diejenigen, denen du dienst. Es könnte dich auch, wenn du dies gestatten würdest, dazu führen, selbstverblendet und von Illusion übermannt zu werden.

Dein physischer Körper steht auf dem siebenten Strahl der zeremoniellen Ordnung oder Magie; hier ist in vieler Hinsicht der Ursprung deiner schlechten Gesundheit zu finden. Die siebente Ebene ist die Ebene, auf welcher der Geist sich ausdrücken muss. Sie ist die Empfängerin geistiger Energie. Dein physisches Werkzeug und Ausdrucksmittel ist von so empfindungsfähiger und verfeinerter Natur und ein so zarter Empfänger, dass dein Lebensproblem darin besteht, die geistige Energie, die hindurchzufliessen sucht, weise zu handhaben. Dies stellt ein tatsächlich bestehendes Problem dar, dem du seit Jahren gegenübergestanden hast, und mit dem du dich auch weiterhin wirst abfinden müssen.

Dieser augenblickliche Zyklus oder Abschnitt deines Lebens macht es erforderlich, dass du gewissen endgültigen Entscheidungen ins Auge siehst. Aus diesem Grund gebe ich dir keine Arbeit, abgesehen von jener, welche die Gruppe leistet, und keine besondere Meditation. Deine Hauptarbeit (und das Thema deiner Meditation) besteht augenblicklich darin, zu einer richtigen Entscheidung zu kommen, während du in eine neue Periode geistiger Tätigkeit eintrittst. Das Problem geht in die Tiefe. Aber du kannst es lösen, wenn du langsam vorgehst, wenn du deine Seele ersuchst, Licht auf deinen Weg zu werfen, und wenn du die beiden Vorschläge, die ich am Anfang dieser Unterweisung gemacht habe, berücksichtigst. Ausserdem mein Bruder, wie es so oft der Fall in anderen Leben gewesen ist, stehe ich dir voller Liebe und Verständnis bei.

Mai 1937

MEIN BRUDER UND MEIN FREUND!

Wir haben seit vielen Leben in enger Beziehung gestanden und sie ist heute besonders eng. Ohne dass du dir dessen vielleicht bewusst gewesen bist, habe ich dich vor vielen unglücklichen Welteinflüssen behütet und bewahrt, denn deine Natur ist empfindungsfähig und dein Körper zart und du befasst dich bereits mit so viel von dem Elend und der Spannung der Welt, wie du kannst und vielleicht mehr als gut für dich ist physisch und emotional. Du befindest dich, wie so viele Jünger, die in Ausbildung für zukünftige Welterrettung stehen, auf dem zweiten Strahl. Wie unser grosser Meister, Christus, musst du deinen Teil des Weltleidens auf dich nehmen und tust es auch, und bildest dadurch einen Teil [439] der grossen Gruppe seiner Gefährten, die zur «Gemeinschaft seines Leidens und seiner Geduld» verpflichtet sind, so wie er seinem grossen Meister, dem Herrn von Shamballa verpflichtet ist. Wie du weisst, wird er seinen Posten nicht verlassen «bis der letzte müde Pilger seinen Heimweg gefunden hat». Du erkennst daher die wahre Bedeutung der drei grundlegenden Worte, die ich dir gegeben habe, als du dieser Gruppe beigetreten bist, nicht wahr? Nie endende Geduld, mit dir selbst, mit anderen und mit der irrenden Menschheit; dynamisches Denken, das dir Macht und Brauchbarkeit auf der Mentalebene verleiht und dich lehrt, dort so zu dienen, wie Christus es tut, wie K. H. es tut, und wie alle, die im Zusammenhang mit der Hierarchie arbeiten; es tun, Weisheit, die es dir ermöglicht, die Früchte vieler Leben, die du damit verbracht hast, geistiges Wissen zu erlangen, zu ernten.

Dein Dienstgebiet ist Wirklichkeit. Sei nicht entmutigt, mein Bruder. Dein physisches Problem (selbst wenn du ihm einen technischen Namen gibst) hat viel mehr mit dem Hereinströmen von Lebenskräften, die einen heftigen Einfluss auf einen zarten Körper ausüben, zu tun als mit Krankheit an sich. Sei dessen eingedenk, dass eine innere Anerkennung der physischen Grenzen für dich der Schlüssel ist, der dir viel Befreiung gewährt. Wenn diese Form göttlicher Gleichgültigkeit in deinem Leben und Bewusstsein wirksam ist, dann bist du frei für unumschränkteren mentalen Dienst, und zu diesem Dienst bist du berufen.

Dein Problem hat starke Ähnlichkeit mit demjenigen von A. A. B., deren Gesundheit jetzt ernstlich geschädigt ist, und die ebenfalls eine innere Empörung gegen ihre Grenzen ausfechten muss, wie es allen aktiven und schwerarbeitenden Jünger tun, deren Ausrüstung nicht stark genug ist um die Kräfte, durch sie in die Welt hindurchfliessen entsprechend zu lenken. Helft deshalb einander.

Mein Bruder, ich möchte dir eine Übung in bildlicher Vorstellung geben, die dir etwas helfen kann. Atemübungen sind in deinem Fall nicht ratsam, noch sind sie besonders notwendig. Ich möchte Dich bitten, dich jeden Morgen ein paar Minuten lang (ehe du die Gruppenmeditation durchführst) ruhig in deinem Stuhl oder Bett zurückzulehnen, die Augen zu schliessen und dich mit deiner Seele und mit mir, deinem Freund, zu verbinden. Auf diese Weise wirst du ein Dreieck aus Licht zwischen deiner Seele, deinem Kopfzentrum und mir erschaffen. Fixiere dieses Dreieck und halte es durch die Macht der schöpferischen Vorstellungskraft in deinem Bewusstsein fest. Erkenne es daraufhin als ein massives Lichtdreieck und nicht nur als Umriss. Die Basis des Dreiecks liegt [440] auf der Mentalebene, wo ich arbeite, und wo deine Seele wohnt und arbeitet; der untere Punkt oder die Spitze berührt den obersten Teil deines Kopfes. Sieh dann einen Lichtstrom von goldener Farbe und nicht weiss durch das Dreieck herabströmen. Er ist mehr hellorangenfarbig als weiss. Sieh wie dieses Licht deinen ganzen Körper durchflutet. Wenn du dir dies so vollkommen wie möglich bildlich vorgestellt hast, dann gib dich diesem Licht völlig hin und bade darin, so wie du in einem See baden würdest. Erkenne, wie es jeden Teil deiner physischen Ausrüstung durchdringt und lass es seine Arbeit tun, ohne dass du dir irgendwelche bestimmten Ideen von dem machst, was erreicht werden sollte. Der Rest der Tätigkeit liegt in meinen Händen und du kannst es mir getrost überlassen. Diese Übung wird dir dabei helfen, dein Lebensproblem zu lösen und deinen Dienst zu erfüllen, bis die Zeit kommt, wo du in das Licht eintrittst, in dem das Bewusstsein, frei von den Banden des Fleisches erwacht. Aber diese Zeit steht noch nicht unmittelbar bevor.

Der Segen deiner Mitjünger ruht auf dir und der deine auf ihnen.

Januar 1940

BRUDER SEIT LANGER ZEIT!

Von allen Mitgliedern in deiner speziellen Gruppe stehst du vielleicht am freiesten von irgendeiner ernstlichen Verblendung, und die Verblendung, die dich beherrscht (beinahe notwendigerweise und beschützend) ist die Verblendung der physischen Invalidität. Diese körperlichen Beschwerden erwecken ein tiefes Gefühl der Unzulänglichkeit und ein beständig zermürbendes Empfinden unvollständigen Dienstes in dir. Dies ist ganz entschieden eine Verblendung. Die Macht eines unbehinderten Kanals in den Händen der Hierarchie ist viel grösser als du weisst, und obgleich in deinem Fall keine Tätigkeit in den vordersten Reihen des Kampfes in Frage kommen kann, möchte ich dich daran erinnern, dass die Hierarchie selbst hinter den Kulissen der Weltangelegenheiten steht und stets durch andere arbeitet. Sie steht zwischen denjenigen, welche die Last des direkten Kontakts und der unmittelbaren Arbeit in dem Kampf tragen, der jetzt zwischen den Kräften des Lichts und den Kräften des Materialismus wütet.

Willst du auf diese Weise stehen, mein Bruder? Willst du damit aufhören, beständig den Wunsch zu hegen, äusserlich von grösserer Brauchbarkeit zu sein? Das Gesetz, sich in das Unabänderliche zu fügen, ist ein göttliches Gesetz und befreit von Verblendung und befreit die Seele für die Wirklichkeit des Dienstes. Ich stehe dir jederzeit zur Seite.

[441]

August 1940

MEIN BRUDER AUS ALTER ZEIT!

Ich habe eine kurze Botschaft für dich, die ich A. A. B. ihrem nächsten Brief an dich beizufügen bitte. Ich möchte, dass du weisst, dass meine Gedanken bei dir geweilt haben und dass du unter meinem Schutz und in meiner Liebe gestanden hast und dass meine schützende Liebe dich jeden Augenblick des Tages umgibt. Du wirst dich der drei Worte erinnern, die ich dir vor Jahren als Grundgedanken für dein Leben gegeben habe. Die Geduld hast du lange Jahre hindurch aufrechterhalten; der Dienst an deinen Mitmenschen, der in dynamischem Denken besteht, sollte dein heutiger Dienst sein, und deine Gedanken sollten mich erreichen und deine Mitmenschen umfassen. Aus diesen beiden: Geduld und klarem Denken muss Weisheit hervorgehen und Weisheit wird in der heutigen Welt dringend gebraucht. Dein Dienstgebiet umgibt dich und umfasst alle, die dir begegnen, und der Weg dieses Dienstes führt direkt zu mir, mein Bruder. ...

ANMERKUNG: Dieser Jünger war ein ehemaliger jesuitischer Priester und Franzose. Er wohnte in Holland. Die letzten beiden Mitteilungen des Tibeters empfing er kurz nachdem die Deutschen in Holland einzogen. Dies gibt den Worten des Tibeters grosse Bedeutung. P. D. W. starb später im gleichen Jahr und stellte die äussere Tätigkeit die der Tibeter andeutete) ein.

An W. O. I.

August 1936

MEIN BRUDER!

Seit einigen Jahren hast du dich entschieden nach dem Leben und in Richtung des Pfads der Jüngerschaft hin orientiert. Dies hat in deinem Fall deine sorgfältige Ausbildung in selbstlosem Dienst und die Beschleunigung der Anregung mit sich gebracht, die deine Seele deiner Persönlichkeit auferlegt und auf deine psychische Natur angewandt hat. Die erste Disziplin hast du willig unternommen und gut verstanden. Du hast sie dir entschieden selbst auferlegt. Die zweite, die direkter von der Seele ausging, hat dich zuweilen etwas verwirrt, wie es jeder Eintritt in die Welt psychischer Ereignisse und psychischer Phänomene unvermeidlicherweise tut. Da der Brennpunkt deiner Aufmerksamkeit in der Seele und ihrem Leben [442] und in der Welt des Seins liegt, ist es dir zuweilen schwer gefallen, andere phänomenale Ereignisse auszulegen. Beunruhige dich hierüber jedoch nicht unnötig. Deine Ausrüstung als Ausleger ist ein wichtiger Teil deiner Ausbildung; zu diesem Zweck hat sich deine Seele in diesem Zyklus verkörpert. Abgesehen von der Tatsache, dass du für deine beruflichen Pflichten ausgerüstet bist, hat dein spezielles Dienstgebiet dich mit der benötigten Basis zum Antrieb versorgt. Die Gruppentätigkeit, mit der du beschäftigt bist, der Effekt der Gedanken und Gefühle der heranwachsenden Jugend auf deine psychische Ausrüstung, hat dir die Anregung gegeben, die nötig war, um gewisse Reaktionen und einen gewissen Widerhall hervorzurufen, durch die du, der Beobachter, lernen kannst. Deine Schwächen und gleichfalls deine starken Seiten werden dir offenbart werden.

Du solltest die erforderliche Haltung des Zuschauers, des Wahrnehmenden und des Beobachters annehmen, die auf dem Pfad der Jüngerschaft zu derjenigen des Auslegers führt. Mit diesen Worten gebe ich dir den Grundgedanken deines augenblicklichen Seelenproblems, das sich über mehrere Verkörperungen erstrecken wird, dich jedoch schliesslich freigeben und dich als jemanden aussenden wird, der sich vorbereiten kann, den Pfad des Offenbarers der Weisheit zu betreten. Ich möchte dich in diesem Zusammenhang daran erinnern, dass der Ausdruck des zweiten Strahls in zwei Kategorien zerfällt Weisheit und Liebe. Für dich muss es der Weg der Weisheit sein. Erwäge die Bedeutung der Weisheit. Da dein egoischer Strahl der zweite ist und dein Persönlichkeitsstrahl der fünfte, wirst du bemerken, wie gründlich du für dein Unternehmen in diesem Leben ausgerüstet bist. Es ist eine Hilfe, dies zu wissen. In den nächsten Unterweisungen, in denen ich dir die Strahlen andeuten will, welche die dreifache Persönlichkeit beherrschen, wirst du dann die fünf Strahlen vor dir haben, mit denen du in diesem Leben zu tun hast, und die dazu beitragen, die Grundlage für dein nächstes Leben zu legen. Dann wirst du noch klarer verstehen.

Arbeite inzwischen beständig daran, die Haltung des Beobachters anzunehmen und mache sie dir zur Lebensgewohnheit. Zu diesem Zweck wirst du dieser Unterweisung einen Rückblick über die Haltung des Beobachters beigefügt finden, der dir dabei behilflich sein mag, dich für die Arbeit in dieser Gruppe und die allmähliche Entwicklung deiner psychischen Fähigkeiten vorzubereiten.

Willst du dich, während du an diesem Problem arbeitest, bemühen, die Haltung desjenigen, «der im Zentrum steht» einzunehmen [443] und dieses Bewusstsein jederzeit beizubehalten, und deine Arbeitsgenossen und diejenigen, die du unterweisest, aus dieser Haltung heraus zu leiten? Dies wird an sich ein schwieriges Unternehmen darstellen und dazu dienen, deine Orientierung und deine Führungsrichtung zu stabilisieren, wobei ich dieses letzte Wort in seiner esoterischen Bedeutung gebrauche. Deshalb möchte ich vorschlagen, dass du deine Meditation jeden Morgen damit beginnst, diese Haltung zu erlangen, indem du dich im Kopf konzentrierst und dein Bewusstsein zu dem höchsten Punkt, der dir möglich ist, emporhebst.

Nimm dann während der nächsten sechs Monate die folgenden Erklärungen als Saatgedanken in deine Meditationsarbeit auf, um die Idee auf diese Weise so nutzbar zu gestalten, wie du kannst und bemühe dich während des Tages den geistigen Begriff in deinem täglichen Leben auszuarbeiten. Dieses Bemühen sollte dazu dienen, deine Persönlichkeit mit der Seele zu verbinden und deinen Denkaspekt und dein Gehirn zu koordinieren.

Erster Monat Ich bin der Beobachter, der stets im Zentrum wohnt.

Zweiter Monat Ich bin der Ausdeuter, der stets vom Zentrum aus arbeitet.

Dritter Monat Ich bin der Verlangende, der alle ins Zentrum hineinzieht.

Vierter Monat Ich bin der Bewohner der hohen Stätte, der stets vom Zentrum aus hinausblickt.

Fünfter Monat Ich bin derjenige, der die Menschen liebt, der seine Liebe vom Zentrum der Liebe ausströmen lässt.

Sechster Monat - Ich bin der Erzieher, der selbst im Zentrum lernt, und alle, denen ich helfen will, ins Zentrum hinein emporhebt.

Nachdem du deinen Gedanken und dieser Vision sechs Monate auf diese Weise gewidmet hast, wirst du den Grund begreifen, der mich dazu bewogen hat, dir diese Saatgedanken zu geben, und du wirst dann für die intensivere Arbeit bereit sein, die ich für dich und meine anderen Jünger in Aussicht genommen habe.

RÜCKBLICK AUF DIE HALTUNG DES BEOBACHTERS

1. Worin besteht ein Rückblick?

a. Verwechsle ich ein Zurückblicken mit einem nochmaligen Handeln oder mit einem Wiedererleben?

[444]

b. Verstehe ich, was ich meine, wenn ich mich als Beobachter betrachte?

2. Was oder wer ist der Beobachter? Was wird beobachtet?

3. Bin ich dazu fähig, Beobachtung zu erlernen und mich von jenen Resultaten der Beobachtung, die nicht wünschenswert sein mögen, freizumachen?

4. Kann ich mich mental gänzlich unbeeinflusst von jeglicher Reaktion des emotionellen persönlichen Ich's beobachten?

5. Wenn ich diesen Rückblick über die Haltung des Beobachters so gebrauche, wie er gebraucht werden sollte:

a. Was für eine Wirkung wird dies auf mein Leben haben?

b. Was für eine Wirkung wird dies auf das Leben der Gruppe, der ich dienen möchte, haben?

6. Kann ich ehrlich sagen, dass ich beiseitetreten und teilnahmslos beobachten kann?

7. Wenn dieser Rückblick eine entschieden wissenschaftliche Entwicklungsmethode ist, habe ich dann die Beobachtungstechnik je ehrlich ausprobiert? Halte ich es jetzt für wünschenswert? Warum?

8. Welche Basis kann ich in meinen Studien dafür finden, dass diese Methode des Zurückblickens der Weg für mich ist, und dass es meine Fähigkeit für vergrösserte Brauchbarkeit im Dienst steigern wird?

9. Auf welche Weise kann richtige Beobachtung meinen Fortschritt auf dem Pfad beschleunigen?

10. Wenn es wahr ist, dass die Blinden durch Fühlen vorwärtsschreiten müssen, dass sich jedoch diejenigen, die sehen können, durch Sehen und dadurch, dass sie frei und ungebunden bleiben, vorwärtsbewegen, warum schliesse ich, der sehen kann, dann meine Augen und beobachte nicht? Worin besteht das hauptsächliche Hindernis?

11. Ist mein Denkaspekt das Beobachtungsorgan für den geistigen Menschen? Kann ich dem Beobachter dieses Organ zum Gebrauch anbieten?

12. Kann ich meinen Denkaspekt unverwandt in dem Licht, das vom Beobachter strömt, halten? Kann ich ihn als Scheinwerfer der Seele aufrechterhalten?

13. Wenn ich heute zurückblicke, was für eine Rolle hat Beobachtung dann gespielt?

14. Wie definiere ich das Wort «Beobachtung»?

15. Beobachtung im geistigen Sinn ist eine Fähigkeit, die der Selbstrealisierung entspringt.

a. Bin ich imstande, das fragmentarische persönliche Ich zu vergessen?

b. Kann ich mein Bewusstsein im wahren Ich konzentrieren?

16. Beobachtung ist eine Fähigkeit des Beobachters. Sie wirkt in Verbindung mit dem Denkaspekt. Verstehe [445] und gebrauche ich diese Fähigkeit?

17. Es ist uns gesagt worden, dass ein Urbild, ein Muster, ein Strahl, ein Ziel vorhanden sind und ein Licht, welches diese höheren Muster oder diese göttlichen Ideen offenbart. Weiss ich irgendetwas hiervon? Ich meine, praktisch, in meinem täglichen Leben?

18. Welches ist das urbildliche Muster der Beobachtung, und wie kann es in meinem persönlichen Leben zum Ausdruck gebracht werden?

19. Erkenne ich andere Beobachter des Weges des Lebens und habe ich Fühlung mit ihnen?

20. Kann ich die Beobachtungsgabe und die Weisheit des Beobachters heranziehen, wenn andere sie gebrauchen?

21. Ich bin der Erlöser meiner niederen Natur. Auf welche Weise fördert Beobachtung diese Erlösung?

22. Durchflutet mich erlösende Kraft, die durch Beobachtung ausgelöst wird?

23. Auf welche Art wird die Beobachtung des Beobachters Veränderungen in meinem Leben, meinen Gewohnheiten und meinen Haltungen hervorrufen?

24. Durch welchen Körper drücke ich mich am leichtesten aus? Welcher meiner Körper macht am meisten Beobachtung und Kontrolle erforderlich.

25. Habe ich heute mein Beobachtungsvermögen demonstriert? Habe ich irgendwann bewusste Fühlung mit dem Beobachter gehabt?

26. Welche Tätigkeiten und Eigenschaften meiner niederen Natur (sowohl gute als auch unerwünschte) bedürfen der Beobachtung, wenn ich auf intelligentere Art zu dienen wünsche?

27. Was hindert mich am meisten daran, mich beständig zu beobachten? Wie kann ich diese Schwierigkeit aus dem Weg räumen?

28. Wie hilft das Annehmen der Haltung des Beobachters meinen Mitmenschen?

29. Auf welche Weise kann ich ihnen am wahrhaftigsten dienen? Und wie wird Beobachtung mir helfen, dies zu tun?

März 1937

MEIN BRUDER!

Ich habe den Eindruck, dass du, wenn dir die Frage gestellt würde, das vergangene Jahr als eines bezeichnen würdest, in dem deine Erziehung und deine Entfaltung die grössten Fortschritte gemacht haben, die du in dieser Verkörperung je erlebt hast. Es [446] hat sich etwas in dir ereignet, das «direkt von deiner Seele zu deinem Gehirn durchgedrungen ist». Das Ergebnis hat eine integrierende, befriedigende Wirkung (trotz des damit verbundenen Leidens) gehabt und hat Beziehungen hergestellt. Solche Zwischenzeiten der Entfaltung im Leben eines Aspiranten bringen eine grosse Verantwortung mit sich und du kannst wenn du willst den Rest deines Lebens lang eine definitive Wirkung auf diejenigen ausüben, mit deren Leben du das Vorrecht hast, Verbindung herzustellen, und denen du in einer Welt, in der Anpassungen und Neuorientierungen vor sich gehen, ein starker Hort sein kannst. Wegen dieser Anpassungen erfolgen gewisse grosse Übergänge im Bewusstsein und sind in Ordnung. Einige der Lektionen, die du erlernt hast, sind noch nicht in deinem wachen Gehirnbewusstsein in Erscheinung getreten, aber das ist belanglos, denn sie können trotzdem innerlich Frucht tragen und, mein Bruder, unsere subjektiven Bemühungen sind stets am wirksamsten.

Im Hinblick auf die Ereignisse des vergangenen Jahres möchte ich dich bitten, während der nächsten paar Monate verhältnismässig langsam vorzugehen und wirkliche Geduld mit dir zu haben. Ich empfehle dir, dich keinerlei Selbstanalyse hinzugeben, denn dadurch wirst du den erwünschten Entfaltungen Zeit geben, sich zu stabilisieren und es ermöglichen, dass die Prozesse geistiger Assimilation unbehindert durch die Tätigkeit des niederen Denkaspekts von sich gehen können.

Ich möchte dir, ebenso, wie meinen anderen Jüngern, die in vorbereitender Ausbildung stehen, die Strahlen andeuten, welche die Persönlichkeit beherrschen, denn wenn du meine Vorschläge annimmst und sie dann prüfst und beweisest wirst du zu einem besseren Verständnis für deine beabsichtigte Persönlichkeitsaufgabe gelangen und dies wird dir erlauben, mit der Zeit an der Gruppenarbeit teilzunehmen. Es sollte stets berücksichtigt werden, dass ich mich, wenn ich von den Strahlen der verschiedenen Körper spreche, auf die vorherrschende Kraft beziehe, die sie in irgendeinem speziellen Leben bedingt, und auf die mögliche Wirkung, welche der Einfluss dieser Kraft reguliert oder ungeregelt auf Menschen in der Umgebung und auf die reagierende, empfindungs- und beeindruckungsfähige Substanz, mit der die Seele notgedrungen arbeiten muss, ausüben kann. Ich beziehe mich auf das, was den stofflichen Ausdruck darstellt. Dies ist vielleicht ein altbekannter Ausdruck des okkulten Standpunkts, doch ist es zuweilen wertvoll, ihn zu wiederholen. Für Schüler wie euch in dieser Gruppe, ist es eine der fundamentalen Erinnerungen und eure ganze Wirkungsfähigkeit in der Arbeit hängt davon ab.

[447]

Wie du weisst hast du eine eigenartige Verbindung von herrschenden Strahlen, da der zweite Strahl der Liebe und Weisheit dein Seelenstrahl und der fünfte Strahl der konkreten Wissenschaft dein Persönlichkeitsstrahl ist. Ich möchte, dass du über die Beziehung, die notwendigerweise in deinem Fall zwischen Wissen und Weisheit besteht, nachdenkst. Es wäre wertvoll für dich, wenn du sehr gründlich über die Beziehung der drei Aspekte der intelligenten Manifestation: Dem höheren abstrakten Denkaspekt, dem intelligenten Sonnenengel und dem niederen konkreten Denkapparat nachdenken würdest. Du solltest und kannst intuitives Verständnis, Liebe und Weisheit und konkretes Wissen entwickeln und auf dein tägliches Leben anwenden; hierauf lenke ich deine Aufmerksamkeit.

Dein Mentalkörper steht auf dem vierten Strahl der Harmonie durch Konflikt; daher hat sich dein Leben so entfaltet, wie es geschehen ist. Bei dir sollte jedoch der hauptsächliche Ausdruck dieser Tätigkeit in der Verbindung zu jenen bestehen, mit denen du in dem erwählten Gebiet deines Lebensdienstes arbeiten musst. Die erlangte Harmonie ist die Lösung des Konflikts im Leben derjenigen in deiner Umgebung, die mit dem Prozess der Anpassung an das Leben beschäftigt sind. Du verstehst die Konflikte in deinem eigenen Innern und sie können unverzüglich behoben werden. Ich möchte, dass du die Einwirkung deines Mentalkörpers auf andere ganz entschieden in Erwägung ziehst. Auf dem Probepfad sind die Kräfte der niederen Natur des Menschen und ihr inneres Wechselspiel von ausschlaggebender Bedeutung; er muss lernen, sich selbst zu erkennen. Auf dem Pfad der Jüngerschaft müssen dieselben Kräfte in bezug auf diejenigen studiert werden, mit denen Schicksal, Karma und Berufswahl den Jünger zusammengebracht haben. Auf dem Pfad der Einweihung werden dieselben Kräfte in bewusster Mitarbeit am Plan und aufgrund der Lektionen, die auf den Anfangsstufen des Pfads erlernt worden sind, mit angemessener Gewandtheit verwendet.

Dein Astralkörper steht auf dem sechsten Strahl. Ich denke, dass du dies selbst vermutet hast. Dies gibt dir intensives Streben und den dynamischen Willen, vorwärtszudrängen, der bis jetzt hinreichend gewesen ist, um die Oberhand über alle Hindernisse zu gewinnen. Es ist dir gelungen, die üblichen Schwierigkeiten, der Persönlichkeitsentwicklung im Fall des sechsten Strahls und fanatische Anhänglichkeit an Menschen oder Richtungen, zu vermeiden. Das ist gut. Du solltest dir die umgewandelten, neuorientierten höheren Merkmale dieser Eigenschaften zum Ziel setzen.

[448]

Du hast einen physischen Körper auf dem siebenten Strahl. Du wirst daher bemerken, dass in deiner Persönlichkeitsausrüstung zwei Kraftlinien sind, die im Gebiet der lebenskräftigen Wirkung des ersten Strahls liegen: Der fünfte Strahl der konkreten Wissenschaft und der siebente Strahl der zeremoniellen Ordnung und Magie. Die anderen Energien, die dein Arbeitsmaterial darstellen, sind alle auf der Linie des zweiten Strahls: 2 4 6.

Auf dieser Linie hast du eine vollständige und hinreichende Ausrüstung. Nur ein Hauptstrahl arbeitet in dieser Verkörperung durch dich, nämlich der zweite. Diese Kenntnis veranlasst mich, dir das Wort «Ausdeutung» als dein wichtigstes Leitmotiv zu geben, damit es in dir Eigenschaften auf der Linie des dritten Strahls der aktiven Intelligenz, der eng mit deinem fünften Persönlichkeitsstrahl verbunden ist, hervorrufen wird.

Willst du während der kommenden Monate das Thema Ausdeutung als deine wichtigste Meditationsaufgabe aufnehmen?

November 1937

MEIN BRUDER!

Diesmal brauche ich dir nur wenig zu sagen. Dein geistiges Leben ist während des vergangenen Jahres lebhaft und lebendig gewesen. Sorge dafür, dass es trotz irgendwelcher Zwischenpausen von Unfruchtbarkeit und Reaktionen, die eintreten können so bleibt. Das ganze Leben ist zyklisch; dies ist ein Punkt, den Jünger leicht vergessen und übersehen; dann fühlen sie sich entmutigt, wenn die Intensität des Gefühls sie verlässt. Der Eingeweihte wandelt stets in gerader Richtung zwischen den Gegenpolen, erhaben und unerschrocken. Seid ihr nicht alle auf dem Pfad der Jüngerschaft und steht das Ziel der Einweihung nicht unfehlbar irgendwann, in irgendeinem unmittelbaren lebendigen Augenblick, direkt vor euch?

Ich habe dir einige Leitgedanken gegeben, die während des kommenden Jahres eine Quelle der Inspiration für dich sein sollten. Ich möchte dich bitten, sie zu studieren und tief über ihre Bedeutung nachzudenken. Nimm jede Woche ein Wort und betrachte es einige Minuten lang sorgfältig (vor der Gruppenmeditation) und mache es während der Woche zum Grundgedanken deines Bemühens in der Ausübung des geistigen Lebens. Tue dies im Hinblick darauf, diese Konzepte in deinem Dienst auf deinem erwählten Arbeitsgebiet in Erscheinung zu bringen. Du wirst dadurch viel praktische und experimentelle Erfahrung gewinnen. Überblicke während der vierten Woche dein Leben in dem Licht, das diese drei Worte darauf werfen können. Du wirst es nie bereuen, diese Übung anzuwenden. Es besteht keine weitere Notwendigkeit für [449] dich, den Rückblick über Ausdeutung zu machen.

Und dies ist alles, was ich dir heute zu sagen habe, mein Bruder. Der Dienst, den deine Gruppe leisten kann, so wie ich ihn in dieser Unterweisung umrissen habe, muss deine Aufmerksamkeit fesseln und wird dir viel geben. Die innere Verbindung auf der geistigen Seite zwischen allen Gruppenmitgliedern wird fester und klarer, und es ermutigt mich, dass dies der Fall ist.

Januar 1940

MEIN BRUDER!

Wie soll ich dir die Natur der Verblendung klarmachen, die augenblicklich deine enge Integrierung in diese Gruppe von Brüdern verhindern kann? Sie ist durchaus nicht offensichtlich, so dass ich sie dir vielleicht nicht klar und deutlich als Tatsache in dein Bewusstsein bringen kann; nur dann, wenn Verblendung als das, was sie ist, erkannt wird, ist es möglich, sie zu vertreiben. Die Verblendung der Kritik oder einer ungebührlichen Analyse ist nicht dein Problem. In gewisser Weise ist es ein Ergebnis oder eine Folge, die ihren Keim in diesen beiden Aspekten mentaler Tätigkeit hat, und doch ist es keine von beiden im eigentlichen Sinn. Vielleicht könnte ich es die «Verblendung des Richters» nennen, der ausgebildet, weise, erfahren ist, jedoch stets (als Lebensgewohnheit) das Vorrecht des Richters im Amtssitz ausübt. Ein typisches Beispiel, mein Bruder, das dazu dienen kann, meinen Punkt zu illustrieren, war deine Reaktion auf ... . Mehrere Tage lang beobachtete ich deinen inneren Aufruhr und Kummer, bis du durch die Tür entscheidenden Urteils entkamst, die Schuld verteiltest, einige freisprachst und aufgrund einer mutmasslichen Richtigkeit deiner Entscheidung den Fall zum Abschluss brachtest.

Und doch wusstest du nicht genug, selbst über deine eigene Gruppe.

Nichtsdestoweniger sind deine Strahlen derart, dass sie ein tiefes Gewässer oder einen Brunnen liebevollen Verständnisses darstellen. Nur deine Persönlichkeit auf dem fünften Strahl steht dem vollen Ausdruck der Liebe im Weg, die in Wahrheit deine hauptsächliche und hervorragende Eigenschaft ist. Dein Mental- und Astralkörper werden dir dabei behilflich sein, sie zum Ausdruck zu bringen (da beide auf der Linie des zweiten Strahls sind). Aber es ist die Aufgabe des fünften Strahls (wenn er die Persönlichkeit beherrscht) zu zergliedern, zu analysieren und zu Schlussfolgerungen zu gelangen; dies ist eine Verblendung, die eine äusserst sorgfältige Handhabung erfordert, sonst wird in deinem Fall durch das synthetische Verbinden der Persönlichkeitsenergie eine Schranke zwischen der Seele und den drei Körpern errichtet. Erwäge dies. Überdenke es, denn wenn du die Frage in deinem [450] eigenen Denken geklärt hast, wirst du eins der mächtigsten von den wenigen Dingen aus dem Weg geräumt haben, die dich daran hindern, einen wichtigen Schritt vorwärts zu tun.

Es ist nicht leicht für Jünger oder Eingeweihte, sich mit Schwächen oder Versagen zu identifizieren und doch muss es geschehen. Sie sind ebensosehr ein Teil des Ausdrucks der Menschheit wie Stärke und Erfolg; man kann ihnen gegenüber keine getrennte Haltung annehmen; es bleibt einem nicht erlassen, sich mit ihnen zu identifizieren. Jünger müssen lernen, sich mit dem Ganzen zu identifizieren.

Juni 1940

MEIN BRUDER!

Wenn ich mich mit dir als einem integrierten Teil meines Ashrams befasse, habe ich zum ersten Mal, seit du in diese Gruppenbeziehung aufgenommen worden bist, ein Gefühl der Freiheit, wenn ich mich dir nähere. Du hast während der vergangenen zwei Jahre viel gelernt und dich sehr entfaltet. In deinem Denken sind noch immer ungelöste Zweifel und viele Fragen vorhanden, aber deine Haltung ihnen gegenüber hat sich entschieden geändert. Du bist nicht so selbstsicher und bist völlig bereit, auf die Antworten und Lösungen zu warten und sie später auf die Probe zu stellen. Dass du dies erreicht hast, ist von grossem Wert.

Die Weltlage ist heutzutage infolge der entsetzlichen Störungen und Zustände auf der Astralebene sehr verwirrt. Obgleich die Weltzustände auf der physischen Ebene schlecht genug erscheinen. so sind sie doch nichts im Vergleich zu der gegenwärtigen Bewusstseinsstufe, wo Verblendung herrscht, wo Verlangen und Streben um sich greifen und wo diejenigen auf der inneren Seite (die das Auge der Vision besitzen) den Tumult und den Wirbel von ungeheuren Kräften sehen können, die sich auf der physischen Ebene gewaltsam zu entladen suchen.

Allgemein gesprochen können diese Kräfte auf dreierlei Arten überwunden werden. Einmal haben wir den langen und fast endlosen Prozess, sich die Dinge unter dem Evolutionsgesetz auswirken zu lassen und das Hemmen der astralen Sturzflut und das Stillen des Orkans der Unfehlbarkeit der Evolution zu überlassen. Inzwischen würden Millionen unnötigerweise und zu lange leiden, was vielleicht der wichtigste Punkt ist. Dass der Prozess geduldigen Wartens in idealistischer und betender Trägheit schliesslich triumphieren würde, ist unbestritten. Aber was nützt es, wenn die Menschheit durch eine zurückgehende materialistische Zivilisation [451] zu erschöpft und zu sehr aufgehalten und gehindert wird, um aus dem lange erwarteten Umschwung in menschlichen Angelegenheiten Nutzen zu ziehen?

Ich, als ein Mitglied der Hierarchie, das notwendigerweise mehr weiss als du, sage dir heute, dass die Menschheit als Ganzes (über den ganzen Planeten verteilt) bereits ihren vollen Anteil an Karma erduldet hat, und dass sich das, was jetzt an Kummer, Leid und Schmerzen kommen mag, als zuviel erweisen kann. Ebenso, wie im Leben des einzelnen ein Punkt eintritt, wo er nicht mehr standhalten kann und bewusstlos wird, seinen Verstand verliert oder stirbt, kann dies auch für die Menschheit als Ganzes zutreffen. Berücksichtige dies. Zu diesem Zustand würden diejenigen die Menschheit verurteilen, die keine Schritte unternehmen würden, Unheil aufzuhalten (weil sie an das glauben, was sie den Willen Gottes oder karmische Vergeltung oder mit irgendeinem anderen Namen eines geliebten Ideals nennen). Ich bemühe mich, dir das umfassendere Bild zu geben, wie wir es sehen, und dadurch einige der Probleme, die du mit Recht in deinem Denken in Frage stellst, zu beantworten. Es handelt sich um ein allgemeines Prinzip der Zeiteinteilung, und es umfasst sowohl die rechte Zeit zum Handeln als auch jene Stadien, in denen die richtige Stellungnahme darin besteht, nicht zu handeln.

Weiter besteht eine zweite Möglichkeit, die Weltlage mit dem Einsatz von Kraft zu behandeln und zu entwirren, wobei die Kraft, die angewandt wird, unter dem Gesetz des Handelns und der Reaktion hervorgerufen und dann von denjenigen gebraucht wird, welche die Vision für die Zukunft und das umfassendere Bild und die grösseren Fragen erkennen, und die sich zur Befreiung der Menschheit verpflichtet haben. Es handelt sich nicht um Gewalt (wie sie auf der physischen Ebene angewandt wird), was stets falsch ist; der Beweggrund und die Methode, die zum Gebrauch und der Beherrschung des Einsatzes von Kraft führen, sind die Faktoren von hervorragender Tragweite. Obgleich niemand, auch keine Gruppe von Menschen oder Nationen in der Welt, diesen Sinn des Beweggrundes versteht (denn nur diejenigen erkennen und verstehen ihn wirklich, die über die dritte Einweihung hinaus fortgeschritten sind), so sind heutzutage doch Menschen, Gruppen von Menschen und Nationen in der Welt vorhanden, denen es gestattet werden kann, Kraft gegen Formen und Materialismus anzuwenden, weil in ihrem Bewusstsein vorwiegend ein reiner Beweggrund zu finden ist. Der rechte Gebrauch hindernder und tödlicher Energie kann denen anvertraut werden, die sich bewusst bemühen, der Menschheit zu helfen und sie als Ganzes und nicht teilweise zu befreien. Dies muss sie naturgemäss selbst einschliessen und ist zuverlässig, vorausgesetzt, dass den Stimmen derjenigen, welche die Vision für die Zukunft sehen, freier Ausdruck gewährt wird, und [452] dass es ihnen gestattet wird, gehört zu werden. Es besteht daher die Wahrscheinlichkeit, dass der gegenwärtige Konflikt und die augenblickliche Weltkrise durch diese Methode schneller beendet werden und infolgedessen die neue Ordnung eingeführt wird.

Der dritte Weg birgt viel Gefahr für das sich entfaltende Bewusstsein der Menschheit in sich und dies ist der Weg des göttlichen Dazwischentretens. Ich beabsichtige nicht, dies zu behandeln, da ich alles, was ich zu sagen für möglich halte, im Zusammenhang mit der neuen Invokation gesagt habe.

Mein Bruder, du erwägst Punkte, die trotz ihrer auf der Hand liegenden Anwendung alle drei auf Situationen und Umstände, die zwischen einzelnen, Familien und Gruppen bestehen, oder auf die grössere Einheit, die Welt, angewandt werden können.

Diejenigen unter euch, die in der Lage sind, den sich entfaltenden Denkern so zu helfen, wie es dir heute möglich ist, und die wie du eine Persönlichkeit auf dem fünften Strahl besitzen, können viele denkende Menschen beeinflussen und die Grundlage legen für Leben und Tätigkeit, die auf richtigem Denken begründet sind. Gerade in deinem Tätigkeitsgebiet muss die Welt schliesslich die Unterweisung finden, die zu rechtem Handeln, das auf richtigem Verständnis des Plans begründet ist, und zu einem richtigen Lenken der jüngeren Generation führen (etwas was bisher gänzlich unbekannt ist). Auf diese Weise kann die Welt durch weise planenden, gezielten Willen umgestaltet werden (wenn ein solcher Satz für euch etwas bedeutet. Es macht einen bewussten Brennpunkt notwendig) und erfordert gesteigerte Tätigkeit und Schwungkraft. Aber eine derartige richtige Tätigkeit wird nur dann möglich sein, und die erwünschten Ziele können nur dann rascher erreicht werden, wenn Menschen deiner Generation und mit deinen Möglichkeiten in dieser Zwischenzeit zwischen der alten und der neuen Ordnung klar denken, den Sachverhalt deutlich und in seiner wahren Relativität sehen können und fähig sind, die Jugend so zu begeistern, dass auch sie ihn erkennt.

Der Prozess, dein Bewusstsein zu erweitern, um den umfassenderen Sachverhalt zu begreifen ist niemals leicht, besonders nicht für eine Persönlichkeit auf dem fünften Strahl, verbunden mit einem Astralkörper auf dem sechsten Strahl. Aus diesem Grund hast du einen Mentalkörper, der vom vierten Strahl beeinflusst wird. Dein Ringen nach der Vision und die Fähigkeit, alles einzubeziehen, muss im Denkaspekt ausgefochten und auf mentalen Stufen verwirklicht werden; dies ist für dich entschieden eine mentale Frage. Deine Aufgabe besteht darin, die Gefühlsnatur mit der Intuition zu verbinden, um auf diese Weise geistige Empfindungsfähigkeit für Offenbarung hervorzurufen. Dazu musst du das bewusste Hindurchdringen des sich entfaltenden Lichts in das Gebiet des physischen Gehirns hinzufügen, um auf diese Weise das, was du weisst und erkennst, für andere verfügbar zu machen. Dies [453] muss auf dreierlei Art geschehen:

1. Dadurch, dass du die Intuition stärker hervorrufst.

2. Dadurch, dass du den Denkaspekt anregst, in grösserem Mass Erkenntnis zu erlangen.

3. Dadurch, dass das Licht der Intuition und das Wissen, das du besitzest, sowohl auf die Zukunft als auch auf die kommende Weltordnung geworfen werden.

Du wirst daher erkennen, warum ich das Weltproblem behandelt habe; du kannst nur von der überlegenen Stellung deiner eigenen in Erfahrung gebrachten und beherrschten Überzeugung aus eine stetige, in die Zukunft blickende Haltung erzielen und wirklich an der zukünftigen Stabilisierung und am Wiederaufbau arbeiten.

Ich will dir keine gewöhnliche, vorgeschriebene Meditation zu verfolgen geben. Ich möchte dich bitten, jeden Tag das Problem der Zukunft fünfzehn Minuten lang intensiv zu erwägen, und ich bitte dich, zu allererst ein so stabiles Mass von Gleichschaltung zu erlangen, wie du nur kannst, dein Bewusstsein zu der höchstmöglichen Bewusstseinsstufe emporzuheben und dann die drei folgenden Themen in Erwägung zu ziehen und sie auf zweierlei Art zu behandeln:

1. Wie sie aus der Vergangenheit hervorgehen, wobei du zu beachten suchst, was rechtmässig zerstört werden sollte.

2. Wie sie deiner Ansicht nach in der Zukunft entfaltet werden sollten, um zu der kommenden Wiederaufbauperiode ihr Teil beizutragen, um jenes überbrückende Neue zu beschaffen, das in Übereinstimmung mit den Erfordernissen des Neuen Zeitalters steht; wiederum so wie du es empfindest und auslegst. Ich will dir deshalb drei solcher Themen geben:

1. Das kommende Wesen oder Gepräge der Weltregierung, wobei du in Betracht ziehst, was aus den gegenwärtigen wichtigsten Weltideologien hervorgehen sollte.

2. Die zukünftige Welterziehung und was sich auf diesem Ausbildungsgebiet entwickeln sollte. Welcher Art sind die Bedürfnisse der kommenden Generation?

3. Die kommende Weltreligion und worin ihre hauptsächlichen und universalen Grundsätze bestehen sollten.

Ich möchte, dass du dieser Arbeit neun Monate und jeder dieser Weltfragen drei Monate widmest. Wenn ich dir einen Vorschlag machen darf, mein Bruder, dann möchte ich, dass du der Überlegung [454] , Meditation und der mentalen Tätigkeit über das Thema des jeweiligen Zeitabschnitts zwei Monate widmest und dann (während des dritten Monats) möchte ich, dass du deinen Ideen Form verleihst und sie zu Papier bringst. Willst du diese neunmonatige Arbeit leisten, um deine Gruppenbrauchbarkeit in der Welt zu fördern, und sie vielen andern und mir zum Gebrauch und zur Hilfe zur Verfügung stellen? Ich gebe diese Anregungen in der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit.

Du besitzest eine ungewöhnliche Tiefe der Liebe und des Verständnisses. Gib allen freimütig davon.

ANMERKUNG: Dieser Jünger hat seine Beziehung zur Gruppe gelöst, weil er fand, dass der Tibeter das, was die Gruppe leistete, nicht zu würdigen wusste. Es war sein eigener Entschluss und die Tür für seine Rückkehr steht ihm jederzeit offen, wenn er es wünscht.

An D. I. J.

Juli 1933

MEIN BRUDER!

Du stehst der Möglichkeit gegenüber, einen entschiedenen Schritt vorwärts zu machen; einen Schritt, der es dir ermöglichen wird, die Last deines Lebens, wenn sie dir das nächste Mal auferlegt wird, im vollen Bewusstsein dessen, was du bist und was du tun musst, auf dich zu nehmen. Der Zeitabschnitt während dessen du den Pfad nur bei dem trüben Licht einer erleuchteten Aspiration tastend suchst, macht langsam der sicheren Kenntnis eines erleuchteten Denkaspekts Platz. Du fragst mich zuweilen: «Was verhindert volleres Licht und Verständnis?» Ich erwidere: «Eine Empfindungsfähigkeit, die dich so ständig selbstbewusst macht (hierbei meine ich das Bewusstsein der Persönlichkeit), so dass gerade deine besten Eigenschaften als Aspirant dir zuweilen im Weg zu stehen scheinen».

Vergiss nicht, Bruder seit langer Zeit, dass eine geweihte Persönlichkeit nicht von so grosser Bedeutung erscheinen darf, dass sie zuweilen dasjenige, dem sie sich geweiht hat, ausschliesst; noch darf eine Vergegenwärtigung, der Tatsache, dass du deine höchsten Ideale nicht erlangst, ein Hindernis für dich darstellen.

Jetzt kommt die Zeit in deinem Leben, in der du dich der alten Regel unterwerfen und der Sannyasin, der losgelöste Jünger des Weges, werden musst. Du bist jetzt in der Welt, jedoch nicht von der Welt; du musst jetzt an jenem hohen und geheimen Ort verweilen, wo die Göttlichkeit stets geahnt wird; einige nennen [455] dies die Gewohnheit der Gegenwart Gottes pflegen; andere betrachten es als im Licht der Seele wandeln, noch andere nennen es das bewusste Wandeln auf dem Pfad. Es kommt nicht auf den Namen an. Für dich handelt es sich um das beständige Übertragen vom Herzen in den Kopf und ich denke, dass du es weisst.

Verfolge die Atemübungen sorgfältig und aufmerksam. Bemühe dich gleichfalls, den physischen Körper zu kräftigen. Für dich schlage ich auch die folgende Übung vor, die du zu irgendeiner passenden Zeit verfolgen solltest, jedoch nicht bei der morgendlichen Meditation.

1. Nimm sieben lange tiefe Atemzüge, halte dir jedoch nicht die Nase zu.

2. Sprich bei jedem Atemzug, während du einatmest, die folgenden Worte: «Ich besitze Macht und Stärke». Ziehe während der Zwischenpause soviel gold-orangefarbiges Prana ein, wie du nur kannst; dann, während du ausatmest, sende es durch einen Willensakt zum Kehlzentrum hinten am Hals.

3. Sprich in der Zwischenpause zwischen dem Ausatmen und der nächsten Einatmung (während das Kehlzentrum denn goldorangefarbigen Prana ausgesetzt wird): «Lass das Wort durch mich erschallen».

4. Dann lass das OM sehr leise ertönen.

Sei Seelen zugetan, mein Bruder, aber sei losgelöst von Persönlichkeiten. Seelen heilen und helfen den gegenseitigen Persönlichkeiten. Persönlichkeitsbeziehungen sind zehrend und berauben den Menschen seiner Lebenskraft. Ich werde dir nach sechs Monaten, wenn du dich mehr an die Arbeit angepasst hast, mehr zu sagen haben.

Januar 1934

BRUDER SEIT LANGER ZEIT!

Die vergangenen sechs Monate sind für dich eine Periode von Veränderungen, Neuanpassungen und Schwierigkeiten. gewesen. Das Prüfen der Intuition, dem du gemeinsam mit anderen ausgesetzt worden bist, hat für dich nicht das Hauptproblem dargestellt. Deine Intuition hat funktioniert und du hast die Folgerungen für die Gruppe deutlich erkannt, ebenso, wie du es in der Angelegenheit des Dr. ... getan hast. Du bist einer langen Geduldsprobe ausgesetzt worden, und das ist für dich, ebenso, wie für viele, eine Prüfung von wirklicher Bedeutung und Wichtigkeit. Die Kraft, beharrlich fortzufahren, wenn körperliche Belastungen [456] und Unfähigkeiten laut das Aufgeben der Bemühungen fordern; die Fähigkeit, standhaft zu stehen, wenn das Gefühl der Unzulänglichkeit den Menschen zu übermannen droht, und die Befähigung, losgelöst von persönlichen Reaktionen als Seele zu funktionieren, ist für dich die erwünschte Errungenschaft. So ist es recht, Bruder. Dies hast du von dir selbst gefordert, aber sei dessen eingedenk, dass der Anreiz, der zum Erfolg führt, eine Errungenschaft für die Gruppe sein muss. Befreiung von Persönlichkeitsproblemen interessiert dich imgrunde nicht. Solche Probleme stellen für dich kein hinreichendes oder angemessenes Motiv dar, um Anstrengung und Mühe zu rechtfertigen. Aber brauchbar für die Gruppe zu sein und als Mittler zu dienen, durch den geistiges Licht und Liebe in den lebendigen Organismus der Gruppe eintreten können, das muss für dich das erforderliche Motiv sein; du musst dies im Sinn haben, wenn Erschöpfung und Mühe ihren Höhepunkt erreichen.

Du bist an dem Punkt in deiner Entwicklung, wo anderen zu helfen deine beständige Möglichkeit der Enthaltung sein muss, wobei du mit deinem häuslichen Kreis beginnst und die Hilfe auf deine Mitjünger und Umgebung ausdehnst. In deinem Fall handelt es sich nicht darum, vermehrte Arbeit auf dich zu nehmen, sondern um den beständigen inneren Drang zu konstruktivem Denken. In allen Gruppen trägt jedes Mitglied etwas zum Gehalt des Gruppendenkens bei. Dein Beitrag muss darin bestehen, dass du mentale Hingabe einströmen lässt und dadurch das klare Leuchten des Gruppenstrebens und der Gruppenliebe anregst. Das, was du zu geben hast, muss von den Bewusstseinsstufen, die abstrakt, mystisch oder egoisch sind, heruntergebracht werden. Mit der physischen Ebene und durch physisches Gehirnbewusstsein muss Kontakt aufgenommen werden. Arbeite deshalb während der nächsten paar Monate daran, deine Gleichschaltung zu festigen, Gehirn-Denkaspekt-Seele bewusst zu verbinden und eine vertiefte und stabilisiertere Wechselbeziehung und Bewusstheit hervorzurufen. Gebrauche die schöpferische Vorstellungskraft während du dies tust und stehe jeden Morgen drei Minuten lang vor dem Fenster und stelle dir deinen Kopf (das Gebiet um ihn herum und innerhalb des Kopfes) bildlich als ein Kraftzentrum vor, in das ein Strahl, ein Lichtstrahl von der Seele, der Universalseele, hineinströmt. Du siehst, wie er von der Seele in das Kopfzentrum hineinströmt, über den Denkaspekt, wodurch er mentale Intensität sammelt; durch den Astralkörper, wo er hohe Aspiration und Hingabe erwirbt und durch den Ätherkörper, in dem er jeden Teil mit Lebenskraft erfüllt; auf diese Weise strömt er in den Kopf ein, während du den Strom dort anhältst. Teile ihn dann in zwei Ströme und sende einen durch einen Willensakt in dein Milzzentrum. (Anmerkung: Dieses befindet sich etwas nach links unterhalb [457] des Herzzentrums, oberhalb des Sonnengeflechtes und ein wenig unter den Rippen auf der linken Seite). Sende den andern Kraftstrom durch einen Willensakt durch die Hände, die du segnend ausbreitest, in die Welt hinaus.

August 1934

MEIN FREUND UND MITARBEITER!

Alle Perioden voller Schwierigkeiten und Druck enden, wenn die erlebende Seele lernt, in ihrem Innern zu leben und ihr Bewusstsein beständig in den «geheimen Ort des Höchsten» zurückzuziehen, während sie dient und arbeitet, denkt und fühlt. Du wirst wissen, wovon ich spreche, denn das ist eine der Lehren, die deine Seele dich während der vergangenen zwölf Monate gelehrt hat. Körperlich, mental und gefühlsmässig bist du auf die Probe gestellt und geprüft worden; die Prüfungen, die gleichgeschalteten Persönlichkeiten auferlegt werden, sind auf dich angewandt worden. Das Kennzeichen des wahren Aspiranten ist, dass alle drei Teile der niederen Natur mehr oder weniger mit der höheren verbunden sind und dass auf diese Weise eine Einheit hervorgebracht wird. Dies hat zwei Dinge zur Folge:

1. Alle drei Teile der Persönlichkeit können in gewissem Grad gleichzeitig auf das Leben und die Energie der Seele reagieren.

2. Alle Schwierigkeiten und Prüfungen (karmischer oder erzieherischer, prüfender oder reinigender Art) werden in allen drei Körpern zugleich empfunden.

Dies ist gut, aber es kompliziert den Fortschritt des Jüngers, denn er muss auf allen drei Kampfgebieten zugleich kämpfen. Ich sage dies zu deiner Ermutigung. ...

Das ist alles, was ich heute für dich habe, mein Bruder. Gehe hin in Frieden.

Januar 1935

BRUDER SEIT LANGEN JAHREN!

Bist du dir darüber klar gewesen, wie intensiv die Prüfungszeit gewesen ist, den die Mitglieder dieser Jüngergruppe ausgesetzt worden sind? Hast du eine Idee davon, wie aktiv die Disziplin gewesen ist, der sie sich alle, dich inbegriffen, willig unterzogen haben?

Zuerst war es die Verblendung, die vorübergehend auf die Gruppe herniederfiel; ihre Wirkungen fangen erst jetzt an zu verschwinden. Hierauf folgte [458] eine Periode von Schwierigkeiten der Persönlichkeit, durch welche die Mehrzahl der Mitglieder hindurchgegangen ist. Du würdest überrascht sein, wenn du es alles so sehen könntest, wie ich es sehe; es möchte für euch alle wertvoll sein, wenn ich die Art der Disziplin feststellte, die mehrere in der Gruppe betroffen hat. Die einzelnen sind den folgenden Disziplinen ausgesetzt worden:

Der Disziplin der Genesung.

Der Disziplin der Anpassung.

Der Disziplin körperlicher Unfähigkeit. Der Disziplin innerer Isolierung.

Der Disziplin astraler Reinigung.

Der Disziplin der Wiedererlangung der Wahrheit. Der Disziplin des Lichts.

Ich habe die obigen Disziplinen aufgezählt, um drei Dinge zu zeigen:

1. Die Mannigfaltigkeit der Disziplinen, denen ein Aspirant unterworfen werden kann.

2. Die wahre Natur des Gruppenlebens mit seiner Gleichartigkeit der inneren Tätigkeit und Ausbildung.

3. Die in Erscheinung tretende Tatsache, dass keiner von euch wirklich allein ist. Ihr alle werdet gesehen und beobachtet und auf der inneren Ebene wandelt ihr zusammen. Eure äusseren Umstände mögen verschieden sein, aber die Ausbildung und das Ziel sind gleich. Einsamkeit wird dann enden, wenn die innere Gruppenkontinuität des Bewusstseins hergestellt worden ist.

Deine Arbeit muss während der nächsten paar Monate eine Dezentralisierung zum Ziel haben, mein Bruder, die dich von dir selbst befreien wird. Sie sollte auch auf eine weise Pflege des physischen Körpers und ein Tauglichmachen für besseren Dienst gerichtet werden. Kannst du diese beiden sich scheinbar widersprechenden Ziele miteinander verbinden? Du wirst bemerken, dass ich in deiner letzten Unterweisung auf eine weniger offensichtliche Art auf diese beiden Ziele hingewiesen habe. Dein physischer Körper hat deine Aufmerksamkeit gefordert. Gib ihm alles, was er braucht, aber sorge dich nicht um ihn. Die Umstände deiner Umgebung und der Druck des täglichen Lebens haben auf eine Loslösung hingearbeitet und du weisst es. Aber du hast in diesen beiden letzten Jahren viel gelernt, sowohl über dich selbst als auch in bezug auf andere, und ich sage dir eindringlich, dass die Arbeit der nächsten [459] sechs Monate die hohen Resultate des Prozesses der Disziplin unter deine Kontrolle bringen sollten wenn du in der richtigen Geisteshaltung an deine Probleme herantrittst und dein Leben von neuem dem Dienst weihst.

Einen praktischen Vorschlag möchte ich hinsichtlich der Studienarbeit machen, die der Gruppe zugewiesen worden ist, mein Bruder. Könnte es nicht sein, dass die Ideen, die dem Vaterunser zugrundeliegen, sich dir mit grösserer Klarheit entfalten würden, wenn du es als Thema für deine Studien und deine unterrichtliche Arbeit wählen würdest? Wir lernen wenn wir lehren. Deine Schüler würden grossen Nutzen daraus ziehen (und du ebenfalls) wenn ihr die magische Formel, die das alte Gebet verkörpert, einer gemeinsamen Betrachtung unterziehen würdet. Die tiefste esoterische Bedeutung, die in deinem Denken auftauchen mag, braucht deiner Gruppe nicht unbedingt mitgeteilt zu werden, aber vieles kann gegeben werden. Wenn du auf diese Weise lehrst, können deine Gedanken Form annehmen, und wenn diese später in Worte gekleidet werden, können sie deinen Gruppenbrüdern zu wirklichem Nutzen gereichen. Dies ist nur ein Vorschlag. Ich möchte diesmal, wie stets, wiederholen, dass meine Arbeit mit dieser Gruppe niemals als autoritativ oder dogmatisch angesehen werden soll. Aufgrund meiner weiteren Kenntnis der Wahrheit und meiner Fähigkeit, euch alle auf der inneren Ebene zu kennen, mache ich nur Vorschläge aus der Befürchtung heraus, dass ich euch ungebührlich beeinflussen könnte.

In meiner letzten Unterweisung betonte ich, dass das Kampfgebiet in deinem Fall in allen drei Körpern gleichzeitig zu finden ist. Dies vergrössert dein Problem, aber es vergrössert auch deine Möglichkeiten.