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DRITTER ABSCHNITT - DIE SECHS STADIEN DER JÜNGERSCHAFT – Teil 2

Dies ist die Gelegenheit, die heute den Aspiranten und Jüngern auf dem Probepfad angeboten wird. Diese Bemühung könnte als ein nach aussen In-Erscheinungtreten des Ashrams bezeichnet werden. Es ist euch gesagt worden, dass es die Absicht der Hierarchie ist, die Mysterien wieder auf Erden herzustellen. Dies ist der erste Schritt diesem Ziel entgegen. Wenn es gelingt, dieses noch unentwickelte In-Erscheinungtreten in Gang zu bringen, und wenn diejenigen, welche an dieser neuen Bemühung teilnehmen, es fertig bringen, mit Einigkeit, Liebe und Verständnis zu arbeiten, und wenn sich dies als so stark erweist, dass es allen zerstörenden Kräften widersteht, dann wird es später möglich sein, die Mitgliedschaft, Macht und Grösse irgendeines Ashrams zu erhöhen. Dies [696] liegt gänzlich in den Händen der Gruppe. Jeder neue Mensch, der mit dem Ashram in Berührung gebracht wird, erhält eine bestimmte definitive Verantwortung. Die Arbeit der Integrierung und Aufnahme ist die Aufgabe des Ashrams und nicht des einzelnen. Dies wird nicht leicht offenbar, bis Jünger angenommen und wesentliche Bestandteile des Ashrams werden. Solche Jünger stellen ein entschiedenes Problem dar.

Nun erhebt sich die Frage, wie ein Meister seinen Ashram oder die innere Gruppe, deren Mitarbeiter von der äusseren Gruppe von Aspiranten gestellt werden, bildet und organisiert. Es muss euch sicherlich einleuchten, dass ein Meister, wenn er seinen Ashram bildet, ebenso automatisch vorgeht wie der Schöpfer. Er meditiert, er macht sich eine bildliche Vorstellung; er spricht und das, was er zu erschaffen und zu materialisieren sucht, (im Einklang mit dem hierarchischen Plan) fängt an, Gestalt anzunehmen. Durch die Macht seines konzentrierten und gelenkten Denkens zieht er diejenigen zu sich heran, deren Art zu denken infolge des Strahls, von karmischen Beziehungen, des Evolutionspunkts und der Liebe für die Menschheit mit seinem Denken übereinstimmt. In den Begriffen Brennpunkt und Lenkung liegt der Schlüssel zu irgendeiner Technik oder Methode, die zu dem beiträgt, was ich hier das Gedankenreservoir, das ein Ashram darstellt, nennen könnte. Durch einen aufrechterhaltenen Brennpunkt und eine dynamische Lenkung trägt dieses Gedankenreservoir zum Weltdienst bei und wird schöpferisch wirksam. Es ist wichtig, dass ein angenommener Jünger versteht, was der Meister vermittels dieser Gruppe zu erreichen sucht. Dies macht es schliesslich erforderlich, dass sich der Jünger in Gedanken fragt, ob er auf eine ähnliche Art und Weise wie der Meister denkt, sich auf einen ähnlichen Brennpunkt einstellt und auf ähnliche Art wie der Meister arbeitet. Wie eng ist der Jünger mit den Gedanken des Meisters verbunden? Der Meister ist durch ein okkultes Gesetz daran verhindert, irgendwelchen Druck oder Macht auszuüben, um das Denken derjenigen zu beeinflussen, die er zu einem übereinstimmenden Denken zu bringen sucht. Er darf dem Jünger seinen Willen nicht auferlegen; sein Verlangen, sein Streben und seine Wünsche dürfen kein aufgezwungenes, lenkendes Organ im Leben derer werden, mit denen er in Berührung steht. Er darf ihr Denken mit dem beeindrucken, von dem er fühlt, dass es in Zeiten einer Weltkrise benötigt wird. Er kann ihnen gegenüber dasjenige zum Ausdruck bringen, von dem er fühlt, dass es getan werden sollte. Aber es bleibt dem Jünger überlassen, zu entscheiden und zu beweisen. Jünger sind in der Gruppe eines Meisters, weil ihre Ideen ähnlich sind, selbst wenn sie diese Ideen viel weniger klar empfinden und ausdrücken als er es tut und sie die Vision wie durch ein dunkles Glas sehen. Aber [697] ihre innewohnenden Überzeugungen sind im Grunde dieselben und es ist ihre Aufgabe, die Berührungspunkte, den analogen Idealismus für die Gruppenbemühung zu entdecken und dann ihr ganzes individuelles Leben und ihre Tätigkeiten der erkannten Bemühung unterzuordnen. Hinter dieser Bemühung steht der Meister ein Kraftzentrum, das er herstellt und von dem aus er Kraft verbreitet.

Jeder Ashram oder innere Gruppe ist in ihrem Wesen nach ein Gedankenreservoir, und dieses Reservoir hat seinen Ursprung oder seine Quelle in den Ideen, Träumen, der Vision und Aspiration des Meisters. Diese werden von seiner monadischen Macht angetrieben, von demjenigen beeinflusst, der sein Meister ist, durch seine Erfahrung entwickelt und genährt, und entfaltet sich in dem Mass wie seine Weisheit zunimmt und seine Fähigkeit, den hierarchischen Plan zu fördern, geweiht und gebraucht wird und zunimmt. Dann wird er zu einem klaren Gedankenvorrat, der von der Quelle vieler Leben, von der reinen Vision und den geweihten Träumen vieler Jünger vergrössert und genährt wird.

Jeder verpflichtete Jünger wird gebeten, zu diesem Reservoir reiner Gedanken beizutragen, und wenn er es tun kann, wird es den Ashram befähigen, die Bedürfnisse zu befriedigen und jedem Aspiranten zu helfen, vom Probepfad auf den Pfad angenommener Jüngerschaft überzugehen. Jedes Kraftzentrum oder jeder Punkt konzentrierter Macht hat einen bestimmten Einflussbereich, und ein wahrer aktiver Ashram ist eine positive Kraft innerhalb des Zentrums, das wir die Menschheit nennen.

Der Jünger fragt sich nun naturgemäss mit Recht, in welcher Beziehung Gedankenkraft und geistiger Instinkt zu einander stehen, wie sie konstruktiv arbeiten können und wie sich ihre gegenseitige Abhängigkeit zeigt. Ich frage mich, wie ich euch die Idee klarmachen kann. Lasst mich eure Aufmerksamkeit zuerst auf die Tatsache lenken, dass Instinkt einen Jünger dazu führt, auf den Ruf oder das Kennzeichen des Meisters, auf seine Schwingung und seine Gruppe zu reagieren. Instinkt in seinen ersten Stadien, ist die Bezeichnung, die auf die Reaktion des materiellen Mechanismus auf seine ihn umgebende materielle Welt die drei Welten menschlicher Evolution angewandt wird. Später auf der Evolutionsleiter erscheint der Denkaspekt als erklärender Mittler und das Wesen des Mechanismus und der Umgebung wird langsam verstanden. Die Beziehungen werden klargestellt. Geistiger Instinkt ist die Fähigkeit der Seele, Kontakt mit der Hierarchie zu registrieren, von der die Seele ihrer inneren Natur nach im gleichen Sinn ein Bestandteil ist, wie die mechanischen, instinktmässigen Rückwirkungen, Reaktionen und Reflexe im Körper eines Menschen ein wesentlicher Bestandteil des materiellen Mechanismus sind. Im Fall der geistigen [698] Instinkte gibt die Intuition die Auslegung und erleuchtet den Denkaspekt. Die Gedankenkraft, wie sie im Ashram angewandt wird, hängt von der Fähigkeit des Jüngers ab, die bewussten Gedanken zu konzentrieren und emporzuheben, mit der Seele Fühlung zu nehmen und die Intuition hervorzurufen. Wenn dies erfolgreich getan worden ist, dann stehen die drei Faktoren: Mentale Erleuchtung, Seelenimpuls und intuitive Wahrnehmung im Einklang. Diese dreifache Verbindung wird jenen Gedankentyp hervorrufen, dessen Tätigkeit wirkungsvoll sein wird, der den Plan ins Dasein ruft, der Selbstlosigkeit fördert und von Liebe motiviert sein wird.

Von der Fähigkeit der Gruppe als Ganzes, unter dem Antrieb des geistigen Instinkts zu funktionieren, wird der Erfolg des Meisters, seine Pläne vermittels der Gruppe durchzuführen, abhängig sein. Nach göttlichem Gesetz darf er nicht allein arbeiten; er kann nicht allein arbeiten. Er kann inspirieren, lehren, um Mitarbeit bitten und Richtlinien in bezug auf die notwendige Arbeit geben. Darüber hinaus darf kein Meister gehen. In diesem Weltzyklus hängt die Arbeit der Hierarchie von den Jüngern ab, und sie können es daher gut verstehen, warum die letzte Fessel, die ein Meister ablegt, Gereiztheit ist! Kein Eingeweihter kann einen wahren Ashram bilden, bis jegliche Fähigkeit zu Missverständnissen, Gereiztheit und Kritik verschwunden ist. Wenn die Gedankenkraft eines Meisters falsch gebraucht wird, dann könnte sie eine mächtige zerstörende Kraft sein. Er muss fähig sein, sich auf sich selbst verlassen zu können, ehe sein Ashram nach richtigen Grundsätzen und gefahrlos funktionieren kann.

In dieser Arbeit, die nötige Gedankenkraft für konstruktive Arbeit anzusammeln, spielt das ätherische Gewebe entschieden eine Rolle. Es führt dann zu einer Neuorganisation des Gewebes. Wissenschaftliche Erklärungen helfen dem Schüler nicht dabei, dies zu verstehen. Wenn der Denkaspekt (das Instrument des Denkens) zum Werkzeug des Seelenlebens, des Seelenlichts und der Seelenliebe geworden ist und das ätherische Gewebe auf das Hereinfliessen von Energie vom Denkaspekt reagiert, dann findet die Neuorganisation des individuellen ätherischen Gewebes statt. Der individuelle Ätherkörper ist nur ein Teil, ein Aspekt des ätherischen Gewebes der Menschheit; die beständige Neuorganisation der vielen Teile führt, wenn genug Zeit verflossen ist, zu einer Umwandlung des Ganzen.

Das Werkzeug, durch das dies stattfindet, ist der Denkaspekt. Das Denkvermögen erschafft oder formuliert solche Gedankenformen (oder verkörperte mentale Energien) die auf der Mentalebene das Mass des Verständnisses für den Plan durch den Jünger und seine [699] Fähigkeit ausdrücken, die verkörperte mentale Energie dem Ätherkörper unbehindert durch die Gefühlsnatur oder irgendein niedriges Verlangen zu übermitteln.

Der Ätherkörper ist ein Gewebe aus Lichtenergie, das durch den Typ oder die Qualität der Energien, auf die es reagiert, angetrieben oder motiviert wird. Es könnte festgestellt werden, dass:

1. Der unentwickelte oder brutale Mensch einfach auf Prana oder physische Energie reagiert, welche die Triebe der niederen Natur belebt, die Instinkte entwickelt, und auf diese Weise die Grundlage für einen physischen Körper als äussere Hülle der Seele legt. In diesem Stadium ist der Intellekt unentwickelt; die physischen Triebe und die fünf Sinne sind die herrschenden Faktoren. Dies alles ist eine Folge der Tätigkeit des Pranas, das durch den Ätherkörper hindurchfliesst.

2. Der Durchschnittsmensch wird von Begierden angetrieben, die eine Energie sind, welche vom Weltbegehren herrührt, und die während sie den Astralkörper entwickelt oder organisiert, die Energie des Begehrens erzeugt. Sie strömt in den Ätherkörper hinein und spornt den physischen Menschen zu solchen Tätigkeiten an, die zur Befriedigung seiner Wünsche führen werden. Dieser Prozess läuft parallel mit der Arbeit des Prana, das die tierische, instinktive Natur des Menschen zur Tätigkeit antreibt. Diese laufen notwendigerweise parallel und rufen Konflikt hervor, den ersten Zusammenstoss (innerhalb des Menschen) der Gegenpole. Allmählich wird die pranische Energie automatisch in ihrer Tätigkeit; das Bewusstsein wird in den Astralkörper oder Wunschkörper verlegt, und die Funktion der Instinktnatur sinkt unter die Bewusstseinsschwelle. Der Mensch konzentriert sein Leben dann im Astralkörper und sein Ätherkörper wird von dem mächtigen Einfluss der Wunschenergie belebt.

3. Der entwickelte Mensch, mit einer gleichgeschalteten Persönlichkeit, bringt den Ätherkörper allmählich unter Kontrolle der mentalen Energie und seine Tätigkeit auf der physischen Ebene wird dann nicht so sehr vom Instinkt oder von Wünschen als von Gedankenenergie angetrieben, die der Natur des Plans des Menschen geweiht ist und ihn zum Ausdruck bringt. Dieser Plan deutet immer stärker sein intelligentes Verlangen an selbstsüchtig in den ersten Stadien, kompliziert und gegensätzlich in den Zwischenstadien, reagiert jedoch allmählich auf den Weltplan und die göttliche Absicht für die Menschheit.

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4. Schliesslich, wenn die Macht der Dreiecke (die geistige Bezeichnung, welche der Seele in der Geheimlehre gegeben worden ist) der Persönlichkeit auferlegt wird, tritt ihre Energie anstelle der anderen Energien und die Persönlichkeit, die ihren Brennpunkt nun im Denkaspekt hat und auf Seelenbeeindruckung reagiert, drückt auf der physischen Ebene, vermittels des physischen Gehirns und des Körpers, die Absicht, Macht und das Wesen der alles umfassenden Seele aus.

Das individuelle Äthergewebe spornt den automatischen physischen Körper zur Tätigkeit an. Die Energien, die den physischen Körper vermittels des Äthergewebes kontrollieren, sind die vier oben erwähnten. Der Konflikt im Gehirnbewusstsein des sich entwickelnden menschlichen Wesens fängt an, Bedeutung anzunehmen, wenn der Mensch beginnt, diese kontrollierenden Energien, ihre Quelle und ihre Wirkungen, zu erkennen.

Es liegt sofort klar auf der Hand, dass die Arbeit des Jüngers daher fast ausschliesslich innerhalb des Bereichs der Energie und der Kräfte liegt. Das Studium des Okkultismus ist das Studium der Kräfte und ihrer Quellen und Wirkungen. Ein Ashram ist ein Ort, an dem dieses Studium in das Laboratoriums- oder Versuchsstadium eintritt. Der Jünger sollte dabei sein, sich der Kräfte und Energien, die ihn als einzelnen beeinflussen, bewusst zu werden; diese haben ihren Ursprung in ihm selbst und rufen Veränderungen und spezifische Wirkungen in seinem Lebensausdruck auf der physischen Ebene hervor. Wenn er sich als «das Leben und die Leben» (wie die Geheimlehre es ausdrückt), als eine Gesamtsumme von Kräften und einer kontrollierenden Energie erkennt, kann er ein Weltjünger werden und wesentlich in einem Ashram arbeiten.

Es wird euch deshalb einleuchten, dass ein Jünger, wenn er in einen Ashram eintritt, und in engerer Beziehung mit seinem Meister arbeitet als bisher, beginnt, soweit er dazu fähig ist, mit seinen Mitjüngern zusammenzuarbeiten; dann habt ihr (okkult ausgedrückt) eine Wiederholung der Beziehung zwischen dem «Leben» der Gruppe (in diesem Fall dem Meister) und «den Leben» (in diesem Fall die Jünger), der zentralen Energie und den reagierenden Kräften. Vom Gesichtspunkt des Gruppenproblems aus, wie der Meister es sieht, tritt Dualität in den Gruppenausdruck ein. Er, die zentrale Energie, muss durch die Kräfte arbeiten. Vom Gesichtspunkt des Jüngers aus, wird eine Kraft (die er selbst ist) in Beziehung zu anderen Kräften gebracht; [701] sie muss gleichzeitig empfänglich werden für eine Energie, die des Meisters. Diese Empfänglichkeit stellt sich ein, durch die Erkenntnis der Identität des Zwecks, des Ursprungs und des Wesens, nicht aber durch eine Identität im Ausdrucksgebiet. Ihr könnt daher erkennen, dass ein Ashram in der Tat ein wirklicher Wirbel von Kräften ist, der durch die vielen Energietypen, innerhalb des Einflussbereichs des Ashrams selbst, in Bewegung gesetzt wird. Die grundlegenden Prinzipien des Dualismus machen sich fühlbar, wenn die Energie des Geistes ihren Einfluss auf Seelen- und Persönlichkeitskraft ausübt. Vergesst nicht, dass ein Meister monadische Energie ausdrückt, während Jünger in seiner Gruppe sich bemühen, Seelenenergie auszudrücken und es in gewissem Grad durch ihre Liebe und ihren Dienst tun. Dieser Seelenenergie fügen sie Persönlichkeitskraft hinzu, die dadurch erscheint, weil sie ihren Brennpunkt noch im Persönlichkeitsleben haben, obgleich sie dem Seelenbewusstsein entgegenstreben. Hier liegt ihre Brauchbarkeit vom Gesichtspunkt des Meisters aus, und hier liegt ihre Schwierigkeit und zuweilen ihr Versagen.

Jünger, innerhalb der Gruppe des Meisters oder des Ashrams des Meisters, haben eine starke Wirkung aufeinander, denn alles in ihrem Wesen ist betont. Der Meister muss sorgfältig auf der Hut sein, dass er die Körper der Jünger durch die Tatsache seiner Beziehung zu ihnen nicht übermässig anregt.

Der einzelne Jünger muss deshalb die Wirkungen von drei Energiegruppen, die alle auf ihn einwirken, beobachten:

1. Diejenigen innerhalb seines eigenen Wesens (physisch, astral und mental) und diejenigen, die von seiner eigenen Seele stammen.

2. Diejenigen, die einen Einfluss auf ihn ausüben, wenn sie von anderen Mitgliedern des Ashrams oder der Gruppe kommen. Diese Einwirkung wird davon abhängen, ob er losgelöst ist, soweit es ihn selbst betrifft und dadurch auf das, was von ihm kommt, reagiert. Das okkulte Gesetz sagt, dass man, je mehr man liebt, desto mehr auf seine Mitmenschen reagieren und ihren Gesichtspunkt, ihr Wesen und ihre Kraft in sich schliessen kann. Dies ist im wesentlichen auch bei einer Gruppe von Jüngern der Fall. Was die meisten Jünger vor einer zu grossen Empfindungsfähigkeit bewahrt, ist ihre Voreingenommenheit von sich selbst und ihrer eigenen Entwicklung.

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3. Jene umgewandelten Kräfte, die dem Jünger vom Meister zukommen oder die ihm definitiv vom Meister übermittelt werden.

Das Ziel für alle Arbeit, die von Jüngern getan wird, entweder in Gruppenformation oder im Ashram, ist der Ausdruck des kausalen schöpferischen Prozesses innerhalb der Gruppe. Dies wird in den Worten zusammengefasst, die ich euch bereits zitiert habe: «Das Leben und die Leben». Ihr habt die analoge Idee mit ihren aufeinanderfolgenden Wirkungen in der Realisierung, dass der Meister (Geist oder Monade) sich im Jünger (Seele) reflektiert oder ihn inspiriert und dem letzteren wird es dadurch ermöglicht, Seelentätigkeit auf der physischen Ebene zu demonstrieren.

Ich möchte das Wesen der Gruppe eines Meisters, die zuweilen ein Ashram genannt wird, ausführlich betrachten. Es wird für euch wertvoll sein, wenn ich versuche, einen Ashram zu definieren und euch auf diese Weise eine klare Idee des Unterschieds zu geben, der zwischen einer speziellen Gruppe eines Meisters und den vielen äusseren Gruppen besteht, die, obwohl sie unter seiner Inspiration und am Plan arbeiten, namentlich und technisch nicht sein Ashram sind.

Ein Ashram ist eine subjektive Verschmelzung von Einzelwesen und nicht von Persönlichkeiten, die zu Dienstzwecken gesammelt worden sind. Er ist eine harmonische Verbindung individueller Tätigkeit zu einem Ganzen, einem Ganzen, das in Ziel und Vision vereint ist, das jedoch verschiedene Methoden und Techniken haben kann (und dies ist häufig der Fall). Die Arbeit des Ashrams besteht im wesentlichen darin, der Welt jene beabsichtigten Dienste darzubieten, die so durchgeführt werden, wie es dem einzelnen Jünger am besten erscheint, unter «Beeindruckung des Meisters», und unter Mitwirkung seiner Gruppe. Eine Jüngergruppe ist nicht dazu verpflichtet, dieselbe Art von Arbeit, auf dieselbe Weise und zur gleichen Zeit, zu tun. Die Jünger sind dazu verpflichtet, unter Inspiration ihrer Seele so zu arbeiten, wie ihre Seele sie lenkt und es vorschreiben mag, gestärkt durch Fühlung mit dem Meister und miteinander. Sie stehen miteinander durch Identität der Vision und Schwingung sowie durch gegenseitigen Respekt und völlige Freiheit in Beziehung, besonders durch die Freiheit.

Wenn ihr dies erwägt, möchte ich euch bitten, euch darüber klar zu sein, dass ein Ashram nicht eine Gruppe von Menschen ist, die unter Leitung irgendeines Meisters arbeitet. Dies ist ein wichtiger Punkt, an den ihr euch erinnern solltet. Er ist wie ich früher gesagt habe ein magnetischer Spannungspunkt, eine Verschmelzung [703] von Energien, die auf ein gemeinsames Zentrum gerichtet sind und zwei magnetische Faktoren in sich schliessen:

1. Einen vereinten Drang zur Gruppenbildung auf der Mentalebene. Dies entspricht dem Herdentrieb der Tierwelt und der Menschenwelt auf einer höheren Stufe, ist jedoch geistiger Art und ganz anders motiviert. Der niedere Herdentrieb wird hauptsächlich durch den Selbsterhaltungstrieb motiviert; der höhere durch die Erkenntnis des unsterblichen Wesens der Seele und durch den Instinkt, selbst bis zur Selbstaufopferung, zu dienen. Das Gesetz des «Todes, der ins Leben führt» herrscht. Wenn die magnetische Zugkraft der Gruppe hinreichend stark ist, dann erfolgt der Tod des Persönlichkeitslebens. So lange die Jüngergruppe in all ihren Bestandteilen diesen ausgehenden aufopfernden Drang nicht zum Ausdruck bringt, ist sie kein Ashram.

2. Die magnetische Zugkraft des positiven Zentrums tief im Herzen der Gruppe; das bedeutet die magnetische Zugkraft des Meisters. Wie es euch wenigstens theoretisch gut bekannt ist, steht im Mittelpunkt des Ashrams stets der Meister oder sonst ein Eingeweihter oder Weltjünger. Es ist seine Aufgabe, die Energien, die durch die Gruppe (unter dem Drang zu dienen) zur Verfügung gestellt und angeboten werden, zu verschmelzen und miteinander zu verbinden und das Dienstfeld anzudeuten. Die Art und Weise dieser instinktiven Tätigkeit wird okkulter Gehorsam genannt und er wird freiwillig erstattet und gemeinsam befolgt. Wenn irgendeine Gruppe, die auf diese Weise unter einem Meister arbeitet, von einem geistigen Impuls bewegt wird und durch eine feste Organisation funktioniert (wie Elektronen um einen positiven Kern in einem Atom), dann wird die Macht der Gruppe sofort wirksam werden und nicht vorher.

Ich möchte euch an diesem Punkt andeuten, dass der sogenannte innere Ashram zur äusseren Gruppe im gleichen Verhältnis steht, wie die Seele und ihre Vision zum individuellen Jünger, der in seinem Persönlichkeitskörper arbeitet. Er ist der Ort der inneren Zuflucht. Jünger können daher ihr Wachstum im Hinblick auf die Verschmelzung als Ashram (der im Begriff steht, auf der physischen Ebene in Erscheinung zu treten) durch die Entwicklung ihres geistigen Erkennens der inneren Gruppenmacht und ihrer Leichtigkeit, mit dem Meister Fühlung zu nehmen, sowohl als einzelne als auch in Gruppenformation, begreifen.

Eins der Dinge, die ein Meister tun muss, besteht darin, seine Jünger zu lehren, ihren gewöhnlichen täglichen Brennpunkt wahrheitsgemäss zu studieren und zu registrieren. Dies stellt die wahre [704] nach innen gerichtete Ausbildung dar, und wenn sie vernünftig und weise verfolgt wird, führt sie zur Realisierung der wahren, beharrlichen, inneren Bewusstseinsstufe; sie fördert auch eine Erkenntnis der Notwendigkeit, Begrenzungen zu überwinden (häufig nicht die Begrenzungen, die gewöhnlich registriert werden) und die Notwendigkeit, die Schranken, welche die Persönlichkeit auferlegt, zu durchbrechen. Dieser ganze Prozess könnte in den folgenden Worten zusammengefasst werden: Der Zweck des Ashrams und der Ausbildung, die er erteilt, ist, es dem Jünger zu ermöglichen wahrhaftig auf jeder Ebene, von der es ihm gelungen ist, sie seinem Bewusstsein zu eröffnen, zu leben. Es ist wichtig, dessen eingedenk zu sein, dass niemand in einen Ashram eingegliedert wird, bis er über die Grenzen der rein persönlichen Wahrnehmungsstufen hinaus durchgedrungen ist, bis er Empfindungsfähigkeit für den Strahl und die Qualität des Meisters und des Ashrams besitzt und bis er normalerweise seelenbewusst ist. Diese Errungenschaft bringt grosse Verantwortung mit sich und gerade das Übernehmen dieser Verantwortung führt die ersten Anzeichen dessen herbei, was ich «ashramisches Bewusstsein» nennen könnte ein Bewusstsein, das frei von Selbstinteresse und stets von den wesentlichen Erfordernissen des geistigen Lebens in Anspruch genommen ist.

Chelas sind am Anfang ihrer technischen Ausbildung in erster Linie von ganz verschiedenartigen Dingen in Anspruch genommen und das ashramische Leben ist gewöhnlich nur ein interessanter Hintergrund für ihre täglichen Erlebnisse und nicht der wichtige Faktor, der es sein sollte, und nicht das hauptsächliche Interesse im Vordergrund des Bewusstseins. Die Erfordernisse des täglichen Lebens, die vielen und verschiedenartigen Familienkontakte, der Groll dem Leben und seinen Einflüssen gegenüber, eine Abneigung, kritisiert und falsch verstanden zu werden, die vielen Probleme des Charakters, der Druck der psychischen Entfaltung und die Kleinlichkeiten der Umstände erscheinen häufig von so grosser Bedeutung, dass die Bewusstheit des Ashrams und seines Lebens nur eine gelegentliche Inspiration, anstatt einer festen Lebensgewohnheit ist. Die Fähigkeit, Vergleiche zum Nachteil anderer (besonders in bezug auf die eigenen Mitjünger oder der eigenen Umstände) anzustellen, die Furcht, alles aufzugeben und alles, was man ist und hat, dem Leben des Ashrams zu widmen, böse Vorahnungen hinsichtlich der Zukunft und eine Unmenge mentaler Gedankenformen sowie die ungebührliche Aufmerksamkeit für das zyklische Leben des physischen Körpers, bieten dem Meister ein entsetzliches Bild von Belastungen, denen er gegenübersteht. Jünger neigen sehr dazu, den Faktor der Haltung des Meisters zu vergessen, weil sie [705] sich so grundsätzlich für sich selbst, ihre Reaktionen und ihre Probleme interessieren.

Es könnte hier bemerkt werden, dass Jünger in einem Ashram sich in erster Linie mit Weltangelegenheiten befassen. Als Gruppe sind sie zu Weltarbeit verpflichtet; als einzelne lernen sie es, auf diese Weise zu arbeiten. Alle, die Jünger werden möchten, müssen zwischen den Wirkungen (magnetisch und dynamisch) der Gruppe und den bewussten Bemühungen unterscheiden, welche die Gruppe, aufgrund gemeinsamen Wunsches und der Lenkung des Meisters anstellen mag, um das Denken derjenigen zu erreichen, welche die Weltangelegenheiten und Weltereignisse lenken. Die äusseren Ereignisse sind bis zu einem gewissen Grad vorauszusehen; sie sind die herbeigeführten Wirkungen verborgener Ursachen, die tief im Unterbewusstsein der Menschheit liegen. Diese können beachtet und (bis zu einem gewissen Grad) durch die Macht der Gruppe unschädlich oder angeregt werden. Dies ist eine der hauptsächlichen Aufgaben der Hierarchie. Die Meister arbeiten im Licht und im Bereich der Ursachen. Jünger haben notwendigerweise noch mit der Welt der Wirkungen und daher der Illusion zu tun. Um auf der physischen Ebene vorherrschend unmittelbar mit den Brennpunkten geistiger Energie zu arbeiten, braucht es gewisse Faktoren und zwar:

1. Eine tiefe, unfehlbare Liebe, die im Licht «sieht». Liebe ist wahrhaftig der Überbringer der Offenbarung.

2. Die Fähigkeit, sich sowohl als einzelner wie auch als Gruppe von der Welt der physischen Reaktionen und emotionellen Vorurteile zurückzuziehen und ausschliesslich auf mentalen Stufen, zu arbeiten. Dort ist der Jünger in seinem niederen Denkaspekt konzentriert, aber bewusst nach der Seele hin orientiert und wird zunehmend sowohl für die Intuition, die Vision und den Plan als auch für die Gruppenseele und den Meister empfindungsfähig und zwar in dieser Reihenfolge der Reaktion.

3. Darauf folgt die Fähigkeit, als Gruppe die erwünschte Gedankenwirkung auf eine solche Art und Weise zu erreichen, dass sie den Denkaspekt oder die Seele derjenigen erreichen wird, mit denen ihr Fühlung zu nehmen sucht; die Gedankenform, die auf diese Weise gebaut worden ist, so zu übertragen, dass sie den Typ und die Eigenschaft besitzt, die notwendig sind, um eine Reaktion zu erwecken und so auf die Bedürfnisse derjenigen eingeht, denen der Jünger zu helfen und die er zu stärken sucht. Die projizierte Gedankenform wird sowohl das Licht und die Liebe als auch die Idee der Gruppe in Übereinstimmung mit der Gruppenvision verkörpern.

[706]

Für wie viele ist diese Art von Arbeit möglich? Noch nicht für viele. Jünger sind gewöhnlich mehr mit ihrem Verlangen zu helfen als mit den wissenschaftlichen Techniken des Helfens beschäftigt. Sie müssen das Verlangen als selbstverständlich annehmen und es dann vergessen. Ich möchte heute alle Jünger bitten, ihr hauptsächliches Bemühen darauf zu richten, die Vision deutlich zu erkennen und diejenigen, die hohe Stellungen einnehmen und die Menschheit lenken, und deren Verantwortung es ist, die Menschheit aus Sklaverei zur Freiheit zu führen, zu erkennen und sie als das zu erkennen, was sie sind. Helft ihnen voller Liebe, denn sie haben ihre Stellung aufgrund ihres individuellen Schicksals und der Leitung ihrer Seele inne. Wir müssen das Leben so erkennen und ihm so entgegentreten, wie es wirklich ist, nicht realistisch vom weltlichen Standpunkt, sondern realistisch vom Standpunkt der Seele aus, deren Vision weit und all-umfassend ist, und die das Leben so sieht, wie es ist.

Das Anerkennen von Tatsachen ist eine der ersten Pflichten eines Jüngers; in der Aufgabe, der Menschheit als Bestandteil der Gruppe oder des Ashrams des Meisters zu helfen, ist die Tatsache, dass Männer und Frauen mit einflussreichen Ämtern betraut werden, um den göttlichen Plan durchzuführen, eine der ersten, die sie erkennen müssen. Dies muss kritiklos getan werden; sie müssen es vermeiden, sich beständig ihrer Begrenzungen bewusst zu sein, ihre Probleme verstehen und sich des Rufes ihrer Seele zu der euren bewusst sein und ihr einen beständigen Strom «liebevollen Verständnisses» zuströmen lassen. Sie sind Jünger, die weiter fortgeschritten sind, als ihr es seid, obgleich euch dies kaum klar sein mag. Sie stehen, bewusst oder unbewusst, unter der «Beeindruckung» der Meister; der Durchschnittsjünger kann wenig dazu beitragen, ihre Gedanken zu formen und ihre Entscheidungen zu gestalten. Ich beziehe mich natürlich auf die Führer der Kräfte des Lichts auf der äusseren physischen Ebene. Aber Jünger und Aspiranten können sie mit einer schützenden Mauer des Lichts und der Liebe umgeben; sie können es unterlassen, sie durch kritische Gedanken zu hindern, welche die Flut der Kritik, welche die weltlich Gesinnten auf sie ergiessen, verstärken können. Was den Versuch anbetrifft, die Führer der Kräfte des Materialismus zu erreichen und zu beeinflussen, so möchte ich euch bitten, davon abzusehen. Es ist leichter, dies zu tun, weil die Persönlichkeit des Jüngers eine offene Annäherungspforte bieten wird. Aber sie sind viel stärker als der Durchschnittsjünger, und die Aufgabe wäre daher ausserordentlich gefährlich.

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Im Zeitalter des Wassermanns, (das jetzt relativ gesprochen so nahe ist) wird der innere Ashram auf der äusseren Ebene in Erscheinung treten. Jünger, Eingeweihte und Weltjünger werden sich zum ersten Mal in der menschlichen Geschichte als Jünger begegnen, einander und den Meister ihrer Gruppe erkennen. Der innere Ashram ist ein Brennpunkt von freien und unbegrenzten Seelen; der äussere Ashram wird, unter dem zukünftigen Experiment im Wassermann-Zeitalter, aus einem Brennpunkt von Persönlichkeiten und Seelen bestehen. Daher werden Begrenzungen vorhanden sein; Verantwortung wird bewusstes Erkennen erforderlich machen und in der äusseren Welt von Zeit und Raum wird notwendigerweise eine Verlangsamung sowohl des Handelns als auch der Wahrnehmung eintreten.

Der wahre Ashram (von dem die zukünftigen äusseren Ashrame nur Widerspiegelungen sein werden), ist kein Diskussionsgegenstand für den niederen, konkreten Denkaspekt. Er ist ein Brennpunkt der Empfangsbereitschaft, er umfasst die Bemühung, durch ein vereintes Erkennen der Vision, der esoterischen Grundlage des Lebens und der Gesetze, die das Handeln beherrschen, gegenseitige Fühlung herzustellen. Er ist jedoch kein Ort für lange und schweigende Meditationsprozesse, denn er ist ein Spannungspunkt, wo die zeitlose Wahrheit in ihren mehr esoterischen Aspekten gemeinsam besprochen wird, wo die Natur der Seelenbeziehung erkannt wird, und wo die Verschmelzung von Auren und die Verbindung der «Dreiecke» bewusst vor sich geht. Ein Ashram ist der Geisteszustand einer geistigen Gruppe. Er ist ein Punkt gemeinsamen Denkens; er ist ein Zentrum, in dem die Vision, aber keine Arbeitsmethoden der physischen Ebene klargestellt werden. Wenn Jünger lernen, sich in den Ashram eines Meisters zu integrieren, dann entdecken sie, dass sie als erstes eine grundlegende Harmonie zwischen sich selbst und ihren Mitjüngern herzustellen haben und den Kontakt zwischen ihrer eigenen Seele, der ashramischen Gruppe und dem Meister verstärken müssen. Dann lernen sie, durch Diskussion und Experiment das Wesen der Energien, die Weltausdruck suchen, und die Natur der Kräfte, die zur Machtlosigkeit abgeschwächt werden müssen, zu verstehen, wenn diese neu hereinkommenden Energien sich als wirksam erweisen sollen, die erwünschten Veränderungen nach dem Plan herbeizuführen.

Sie lernen auch, dass sie selbst als einzelne weder eine Schwäche noch eine Stärke besitzen, die dem «Blick» der Gruppe nicht unterbreitet werden darf; auf diese Weise gelangen sie zum Abstreifen aller «Schleier», die es dem klaren Licht der Seele verwehren, [708] hervorzuleuchten. Das Ziel aller Arbeit, die im Ashram von irgendeinem der Meister geleistet wird, ist WAHRHEIT, auf allen Stufen und jederzeit. Wenn Jünger auf diese Weise lernen, vom Punkt oder Zentrum des Lichts, des Verstehens und der Wahrheit aus, in das sie immer mehr eingegliedert werden, zu arbeiten, dann werden ihre exoterische Brauchbarkeit und ihr wirksamer Dienst ausserordentlich gefördert werden; sie werden als Gruppe wissen, was getan werden muss und schliesslich erfahren, dass es getan wird.

Die hauptsächliche Aufgabe des Meisters, in den ersten Ausbildungsstadien seines Jüngers, besteht darin, die Periode der intensiven Voreingenommenheit des Jüngers von sich selbst, seinem Dienst, seiner Reaktion auf den Meister oder der Aussicht einer späteren Fühlungnahme mit dem Meister, von seinen eigenen Ideen, in bezug auf Jüngerschaft und seinen persönlichen Auslegungen der Wahrheit, zu beenden. Der Meister übernimmt eine Gruppe von Menschen mit fixen Ideen (von deren Richtigkeit sie fest überzeugt sind, da sie das beste und das höchste sind, das sie bis jetzt zu begreifen imstande gewesen sind) und mit der Überzeugung, einen Punkt erreicht zu haben, wo sie gewisse geistige Werte und Begriffe registriert haben, wo sie ihre eigenen Formulierungen der Wahrheit entwickelt haben und eifrigst den nächsten Schritt fordern. Als erstes muss er sie daher (um einen starken und vielleicht seltsamen Ausdruck zu gebrauchen) weit aufschliessen, ihnen ein tiefes Gefühl der Unsicherheit in bezug auf Formeln und Symbole des niederen konkreten Denkaspekts geben, und sie auf diese Weise für den Empfang neuer und höherer Annäherungen an die Wahrheit vorbereiten. Dies wird häufig dadurch herbeigeführt, dass sie gezwungen werden, alle Schlussfolgerungen der Vergangenheit in Frage zu stellen.

Wir alle, Jünger und Eingeweihte aller Grade, müssen mit einem Gefühl der Blindheit (oder des Verlustes der Richtung) und mit einem Gefühl völliger Hilflosigkeit den geheimen Ort der Einweihung betreten. Der Jünger muss sich daran erinnern, dass er «ein sich fortbewegendes Licht und daher eine Linie» werden muss; er steigt empor, der Hierarchie entgegen und nimmt die richtige geistige Haltung ein, aber gleichzeitig steigt er in dasjenige hinab, was er irrtümlicherweise als die Tiefe menschlicher Schwierigkeit und Schlechtigkeit betrachtet, (wenn es nottut), wobei er stets seine geistige Unversehrtheit bewahrt, aber drei wichtige Lektionen lernt:

1. Die Erkenntnis, dass er an allen menschlichen Neigungen, den guten und den schlechten, teil hat und daher fähig ist, zu dienen.

2. Entdeckung, dass gerade das, was er am meisten verachtet und fürchtet, dasjenige ist, was am stärksten in ihm existiert, aber bis jetzt noch unerkannt ist. Er entdeckt auch, dass er diese gefürchteten und verachteten Bewusstseinsgebiete [709] erforschen und erkennen muss, damit sie schliesslich ein wertvoller Besitz werden, anstatt etwas zu sein, was vermieden werden muss. Er lernt, sich vor nichts zu fürchten; er ist alles; er ist ein Menschenwesen, aber er ist auch ein Mystiker, ein Okkultist, ein psychisch veranlagter Mensch und ein Jünger. Und infolge all dieser erlangten Bewusstseinsstadien wird er schliesslich ein Meister. Er hat alle Stadien und Wahrnehmungsstufen «gemeistert».

3. Die Zwecklosigkeit vergangener Haltungen und dogmatischer Weisen, das Leben und die Menschen zu betrachten, (die gewöhnlich auf Traditionen und Umständen beruhen) wenn sie ihn von seinen Mitmenschen trennen.

Wenn er diese drei Dinge wirklich gelernt hat, ist er ein Eingeweihter.

VIERTER TEIL

Wenn wir die verschiedenen Stadien der Jüngerschaft, durch die wir alle hindurchgehen müssen, studieren, dann werden wir entdecken, dass eins der Dinge, die vor sich gehen, die Erleuchtung des täglichen Lebens ist. Diese Erleuchtung stammt aus der Welt der Bedeutung, in welcher der Jünger lernt, bewusst und ununterbrochen zu leben. Eins der Probleme, von welchen der Meister in bezug auf seine Jüngergruppe in Anspruch genommen ist, besteht darin, sie die tiefe Bedeutung des Alltäglichen und auch die Wichtigkeit der Wahrheiten, die allen Gemeinplätzen zugrunde liegen, zu lehren. Dies ist vielleicht die schwierigste Aufgabe von allen, infolge der gewohnheitsmässigen Reaktion auf das Alltägliche und der Notwendigkeit, zweierlei zu tun: Zu beweisen, dass das Alltägliche eine wichtige Realität verhüllt und dass der Jünger dadurch, dass er in die «Welt der Bedeutung» hineindringt, entdeckt, dass er in das erste Stadium der Vorbereitungszeit für angenommene Jüngerschaft eintreten kann.

Das erste Stadium, das wir studieren müssen, ist das der «Kleinen Chelaschaft». Wenn ich dieses Stadium behandle, möchte ich euch daran erinnern, dass ich es, ebenso, wie alle anderen Stadien, von dem Gesichtspunkt aus behandle, was der Meister tun muss und nicht vom Standpunkt der Arbeit des Jüngers aus. Es ist so viel über diesen Gegenstand vom Standpunkt des Jüngers aus geschrieben worden und so viele Bücher sind darüber herausgegeben worden, dass Vertrautheit mit dem Thema einem wahren Auffassungsvermögen entgegenspricht. Das Bemühen, zu verstehen, ist auf den Jünger und seine Charakter- und Persönlichkeitsprobleme konzentriert worden.

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Es wird mir nicht möglich sein, die Arbeit in ihren Einzelheiten anzudeuten. Ich beabsichtige nur, euch so weit es möglich ist, zu zeigen, wie ein Meister den Jünger auf dem Probepfad vorbereitet, damit er vom Probepfad auf den Pfad der Jüngerschaft hinübertreten kann. An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass ich einen Zeitabschnitt behandeln werde, der die Stadien der Jüngerschaft, vom ersten Stadium bis zu dem des Adepten, umfasst. Im vierten Stadium tritt der Jünger aus der Gruppe seines Meisters heraus und wird das, was esoterisch «ein fester Aspekt der Hierarchie» genannt wird. Dies ist eine Formulierung, die notgedrungen ganz bedeutungslos für euch ist. Er kommt dann unter den Einfluss von Shamballa und die Art und Weise, Menschen für die Verbindung mit jenem ersten Hauptzentrum vorzubereiten, ist ganz andersartig als diejenige, sie zur Teilnahme an der Arbeit des Zentrums auszurüsten, das wir die Hierarchie nennen. Die eine macht die Entwicklung von Liebe und Gruppenbewusstsein erforderlich; die andere befasst sich mit der Entfaltung des Willens und der Erlangung jenes Stadiums, dem Patanjali den Namen «Isolierte Einheit» gibt. Dies ist ein Ausdruck, der für jeden unterhalb der dritten Einweihung ganz bedeutungslos ist. In dieser Erörterung werde ich mich nicht mit der Vorbereitung für die verschiedenen Einweihungen und mit ihren spezifischen Unterschieden befassen. Ich werde das Wachsen dessen, was «ashramische Vertraulichkeit» genannt wird, die Annäherung des Jüngers an die Welt der Seelen und die Entfaltung seines Bewusstseins in Beziehung zur Hierarchie behandeln. Ich werde mich mit der Zunahme seiner Empfindungsfähigkeit und dem späteren, sich daraus ergebenden Wachsen der schöpferischen Kraft befassen, nicht so sehr mit dem Erschaffen der Form, sondern mehr mit dem Hervorbringen von Schwingung, mit ihrem Einfluss auf die Welt der Menschen und dem sich daraus ergebenden späteren Erscheinen von empfänglichen Organismen, im Gegensatz zu erschaffenden Formen. Ich möchte euch bitten, diesen Gedanken in Erwägung zu ziehen.

Dieses Anwachsen der Empfindungsfähigkeit ist schwer zu verstehen. Die Mitglieder der Gruppe eines Meisters und seines Ashrams müssen zunehmend empfindungsfähig werden empfindungsfähig für den Meister und seine verpflichteten Arbeiter. Es ist nicht möglich, empfindungsfähig gemacht zu werden oder durch irgendeinen spezifischen Prozess oder eine geordnete Ausbildung, Empfindungsfähigkeit zu erlangen. Männer und Frauen sind empfindungsfähig, sie wissen es nur nicht, weil sie so voreingenommen von äusseren Angelegenheiten, vom Formleben und von objektiven Dingen sind. Lasst es mich auf diese Weise ausdrücken: Was ihr zu euch selbst und zu anderen sagt, durch die Worte, die ihr sprecht oder durch euer Leben, ist so laut, dass es nicht leicht ist, das zu sein, was ihr seid und als ein geistiges Wesen, erkannt zu [711] werden. Der Meister wird durch das geleitet, was er von euch in euren stillen Augenblicken des Emporstrebens weiss, durch das, was ihr seit Jahren als eure feste Lebenstendenz gezeigt habt und durch die Art und Weise, in der ihr in Augenblicken der Krise oder Spannung reagiert. Es ist die Aufgabe des Meisters, den Jünger so anzuregen, dass er jederzeit das ist, als das er ihn in seinen höchsten Zeiten kennt. Das ist eine einfache und fast kindliche Weise, es so zu sagen, aber es erfüllt den Zweck, die allgemeine Idee auszudrücken. Ein Meister tut dies, weil die Welt so sehr dezentralisierte, vorausschauende, liebevolle und intelligente Arbeiter benötigt, besonders heute. Viele haben den Punkt erreicht an dem sie empfindungsfähig werden können, wenn die Persönlichkeit sich weniger laut geltend macht und es dem Licht der Seele gestattet, hindurchzufliessen. Dann kann der Meister erkannt und Fühlung mit ihm aufgenommen werden. Wenn ihr von euch selbst und von euren Persönlichkeitsreaktionen, von euren eigenen Auslegungen und euren persönlichen Forderungen loskommen könnt, dann werdet ihr selbst entdecken, wie und auf welche Art und Weise der Meister euch und die Gruppe, an die ihr angegliedert seid, zu beeindrucken sucht. Ihr werdet empfindungsfähig für diese Beeindruckung werden. Dann könnt ihr die Tätigkeit des Meisters durch ein starkes und tiefes Interesse am esoterischen Leben, das eure eigene Individualität und auch diejenige des Meisters ausschliesst, erleichtern (wie es genannt wird). Dann können viele Möglichkeiten offenbart werden, die das Wechselspiel zwischen euch, dem Jünger, und dem Meister fördern werden.

Da alle Strahlen die Unterstrahlen des zweiten Strahls sind werden wir uns in erster Linie mit den Arbeitsweisen des zweiten Strahls befassen, die für die Arbeit mit Jüngern angewandt werden, sie bilden die Grundlage für alle anderen Techniken. Die Unterschiede, die erscheinen mögen, liegen in der Anwendung des Prozesses, der dem Strahlentyp entspricht und der Nutzbarmachung, der Betonung gewisser Zentren. Wiederum möchte ich euch bitten, über diese Redewendung nachzudenken, weil sie für diejenigen, die das Licht der Intuition zur Geltung bringen können viel Auskunft enthält. Ich werde die Beziehung eines Meisters und seiner Gruppe zu dem einzelnen Jünger und weniger die Haltungen und das Arbeitsverfahren des Jüngers behandeln. Ihr werdet bemerken, dass dies eine ziemlich neue Art des Vorgehens ist.

Im Grund genommen und wesensgemäss ist die Haltung des Jüngers in Wahrheit nicht von grosser Bedeutung, im Vergleich zur [712] Wirkung der Hierarchie und ihrer Techniken auf ihn. Die Resultate sind unvermeidlich, weil sie von zwei bedeutenden Umständen abhängig sind:

1. Der erste Faktor ist, dass gelenkte hierarchische Beeindruckung nicht auferlegt wird, bis sich der Mensch selbst durch Selbstdisziplin tauglich gemacht hat, darauf zu reagieren und sich daher dem Ende des Pfads nähert.

2. Der zweite ist der Faktor der Gruppenreaktion. Dies bedeutet Reaktion in zwei Richtungen:

a. Auf wahrgenommene menschliche Bedürfnisse, was infolgedessen zu einem Leben führt, das sich zum Dienst verpflichtet hat.

b. Auf Seelenbeeindruckung, was zu geistiger Empfindungsfähigkeit führt.

Wenn diese beiden Faktoren feststehen, selbst wenn es dem Jünger in seinem Wach-Bewusstsein unbekannt ist, wird die Herrschaft der Seele über die Persönlichkeit unwiderruflich. Erst dann kann der Meister anfangen zu arbeiten und die Empfänglichkeit wird wirksam, echt und bleibend sein.

Nun lasst mich für euch nochmals die Stadien, die wir behandeln werden, aufzählen:

1. Das Stadium, in dem der Meister durch irgendeinen Chela auf der physischen Ebene mit dem Jünger Fühlung nimmt. Dies ist das Stadium der «Kleinen Chelaschaft».

2. Das Stadium, in dem ein höherer Jünger den Chela von egoischen oder Seelenstufen aus lenkt. Dies ist das Stadium, das «ein Chela im Licht» genannt wird.

3. Das Stadium, in dem der Meister, je nach Bedarf, mit dem Chela Fühlung nimmt durch:

a. ein lebhaftes Traumerlebnis;

b. eine symbolische Lehre;

c. den Gebrauch einer Gedankenform irgendeines Meisters;

d. einen Kontakt mit dem Meister in der Meditation;

e. eine Unterredung mit dem Meister in seinem Ashram, an die er sich bestimmt erinnert.

Dies ist eindeutig das Stadium der «Angenommenen Jüngerschaft».

4. Das Stadium, in dem der Jünger, nachdem er seine Weisheit in der Arbeit und sein Verständnis für das Problem des Meisters gezeigt hat, gelehrt wird, wie er (im Notfall) die Aufmerksamkeit des Meisters erregen und auf diese Weise von seiner Kraft, seinem Wissen und seinem Rat Gebrauch machen kann. Dies [713] geschieht unverzüglich und nimmt fast gar keine Zeit des Meisters in Anspruch. Dieses Stadium hat den eigenartigen Namen des «Chela am Faden» oder an der Sutratma.

5. Das Stadium, in dem es dem Jünger gestattet ist, die Methode zu erfahren, durch die er eine Schwingung in Gang setzen oder einen Ruf ausgehen lassen kann, der ihn zu einer Unterredung mit dem Meister berechtigt. Dies wird nur jenen vertrauenswürdigen Chelas gestattet, bei denen man sich darauf verlassen kann, dass sie ausschliesslich für die Bedürfnisse der Arbeit von ihrem Wissen Gebrauch machen werden und dass kein Persönlichkeitsgrund und keine Persönlichkeitsnotlage sie dazu veranlassen würde, es zu gebrauchen. In diesem Stadium wird der Jünger ein «Chela innerhalb der Aura» genannt.

6. Das Stadium, in dem der Jünger das Ohr des Meisters jederzeit erreichen kann. Er hat stets enge Fühlung mit ihm. Dies ist das Stadium, in dem ein Chela definitiv und bewusst für unmittelbar bevorstehende Einweihung vorbereitet wird, oder wenn ihm, nachdem er die Einweihung empfangen hat, eine spezialisierte Arbeit gemeinsam mit seinem ... übertragen worden ist. In diesem Stadium wird er als «Chela innerhalb des Herzens des Meisters» beschrieben.

7. Es gibt ein späteres Stadium von noch engerer Identifizierung, wo ein vollkommenes Verschmelzen der Lichter stattfindet, aber es gibt keine hinreichende Umschreibung des Begriffs der gebraucht wird, um seinen Namen zu übermitteln.

Ich möchte, dass ihr beachtet, dass die sechs oben erwähnten Stadien für westliches Verständnis übersetzt und umschrieben worden sind und keineswegs als Übersetzung der alten Begriffe betrachtet werden dürfen.

I. Stadium. «Kleine Chelaschaft».

Dieses Stadium ist so entschieden exoterisch, dass viele Leute es schon weit hinter sich gelassen haben. Der erste Anhaltspunkt, dass ein Mensch dieses Stadium erreicht hat, zeigt sich (vom Gesichtspunkt des Meisters aus) wenn in irgendeinem Leben «das Licht aufleuchtet», dadurch wird die Aufmerksamkeit des Meisters auf den Menschen gelenkt. Man könnte sagen, dass der Anfang von des Meisters Interesse in vier Teile zerfällt und der Kontakt nur dann zustande kommt, wenn alle vier zusammen und gleichzeitig vorhanden sind:

1. Dem Streben und Wünschen des Menschen auf der physischen Ebene gelingt es auf einmal, einen Seelenkontakt herzustellen. [714] In dem Augenblick, wo dies stattfindet, wird das Licht im Kopf vorübergehend intensiver.

2. Der karmische Eingriff in das Leben des Menschen nimmt sehr zu und, abgesehen von seinem individuellen Karma, nimmt er zum ersten Mal bewusst am Gruppen-Karma teil und trägt daran mit. Dieses zweifache karmische Unternehmen ruft einen wahren Wirbel von Kraft in der Gruppenaura hervor. Dies erregt die hierarchische Aufmerksamkeit.

3. Es ist nicht so leicht, den nächsten Punkt zu erklären oder zu begreifen. Es ist euch gesagt worden, dass die Seele während des grössten Teils der Lebenszyklen irgendeines einzelnen in tiefer Meditation verharrt, und dass sie erst dann, wenn die Persönlichkeit die Gleichschaltung zum grossen Teil erreicht hat, ihre Aufmerksamkeit von ihren eigenen inneren Betrachtungen und egoischen Angelegenheiten weg zu denjenigen ihres Schattens lenkt. Wenn dies geschieht, wird die egoische Gruppe deutlich davon betroffen und der Meister (auf demselben Strahl wie die betreffende Seele) wird dessen gewahr, was esoterisch «eine nach unten blickende Seele» genannt wird. Auf dem Pfad der Jüngerschaft ist sich das Ego stets der emporstrebenden Persönlichkeit bewusst, und es kommt ein Stadium, wo (ziemlich am Ende des Evolutionspfads) die Seele die Evolutionsprozesse der Involution und Evolution zusammenfassend wiederholt. Seelenenergie fliesst herab und Persönlichkeitskraft steigt empor und dies findet durch einen Prozess bewussten Herabströmens und Emporströmens statt. Ich beziehe mich hier auf den Prozess, der durch die Seele unter hierarchischem Impuls unternommen wird und nicht auf denjenigen, in dem die Persönlichkeit die Seele in der verzweifelten Not herbeiruft, die durch das allmähliche Aufhören des Verlangens im niederen Bewusstsein hervorgerufen wird.

4. Allmählich wird die Antahkarana gebaut und auf diese Weise werden das «grössere Licht und das kleinere Licht» bewusst miteinander in Beziehung gebracht. Ein Pfad von Licht und Energie wird zwischen diesen beiden Aspekten hergestellt oder geschaffen. Mit der Zeit erscheint in der egoischen Gruppe etwas, was technisch als das «verbindende Licht» oder der «überbrückende Glanz» bekannt ist. Dies ist der Pfad, auf den im Alten Testament als «des Gerechten Pfad glänzt wie das Licht, das immer heller leuchtet, bis auf den vollen Tag» (Sprüche 4, 8) bezug [715] genommen wird. In den esoterischen Büchern wird mit dem folgenden Ausdruck darauf bezug genommen: «Bevor ein Mensch den Pfad betreten kann, muss er selbst dieser Pfad werden.

Diese vier Stadien sind im «Alten Kommentar» folgendermassen beschrieben worden:

«Der Lichtpunkt erglänzt. Er nimmt zu und nimmt ab. Der Punkt wird durch das Entstehen eines Wirbels zur Linie und vom Zentrum der wirbelnden Kraft kommt eine Stimme, invokativ und klar.

Der Eine, der schweigend sitzt und arbeitet, allein und unerschrocken (weil der Teil nicht allein ist und die Gruppe sich nicht fürchtet) schaut herab, erblickt das Licht, wirft die wirbelnde Kraft zurück und hört die Stimme.

Dann geht von dem schweigenden Punkt der Macht ein Wort hervor: Sei still. Schweige. Erkenne, dass ich Gott bin. Die erforderliche Arbeit wird nun beginnen.

Zwischen dem Grossen Einen und dem Kleinen, der emporstrebt, ist eine Verbindung hergestellt worden; das Wechselspiel beginnt; der Denkaspekt nimmt seinen rechtmässigen Platz ein. Der Pfad ist sicher gebaut».

Wenn die vier Aspekte der in Wechselwirkung stehenden Tätigkeit vorhanden sind, dann beginnt das, was man «geistige Gewohnheiten» nennen könnte, sich zu bilden und sie werden immer mehr gefestigt. Ihre vereinte Wirkung dient schliesslich dazu, die Aufmerksamkeit des Meisters zu erregen. Der Kontakt ist noch zu kraftlos und die Herrschaft der Seele über die Persönlichkeit noch zu schwach, um es zu rechtfertigen, dass der Meister selbst irgendetwas direkt mit dem Aspiranten unternimmt. Das Stadium ist rein mystischer Art und drückt eine selbstsüchtige geistige Absicht aus. Das Erkennen von Gruppenbeziehung fehlt; es ist keine Kenntnis von Gruppenneigung vorhanden; es besteht kein wahres selbstloses Verlangen zu dienen. Es ist nur ein unklares Verlangen nach persönlicher Befreiung, nach persönlicher Rechtschaffenheit und persönlichem, bleibendem Glück vorhanden. Dieses muss in Gruppenemanzipation, Gruppenkohäsion und Gruppenfreude umgewandelt werden.

Das erste Stadium in der Ausbildung eines solchen Aspiranten besteht daher darin, ihn mit einem fortgeschritteneren Jünger in Beziehung zu bringen, der ihn allmählich vorwärtsführen und ihm die erforderliche Hilfe geben wird. Dies geschieht, weil der Jünger dem Aspiranten näher steht, selbst noch längst nicht vollkommen ist und ebenfalls zu dienen lernt. Dieses Entwicklungsstadium umfasst die Periode des okkulten und esoterischen Forschens und erstreckt [716] sich gewöhnlich über mehrere Leben. Der Aspirant wechselt in diesem Stadium von einem Lehrer zum anderen, je nach Neigung, Gelegenheit und Notwendigkeit. Er ist ein typisches Beispiel der Unbeständigkeit, wird jedoch sorgsam von dem Jünger beobachtet, der dieses spezielle Stadium der Unbeständigkeit überwunden hat; seine Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass der Aspirant diesem «Netzwerk der Nutzlosigkeit», wie es zuweilen genannt wird, entrinnt und dass er allmählich zu dem späteren Stadium des inneren Forschens übergeht.

Während dieses ganzen Zeitabschnitts schenkt der Meister dem Aspiranten keinerlei Aufmerksamkeit. Es wird noch lange dauern, bis der Aspirant in seine Gegenwart zugelassen werden und persönlich mit ihm Fühlung nehmen wird. Der Chela, der dieses Zwischenstadium überwacht, berichtet dem Meister in seltenen und weit auseinander liegenden Zwischenräumen; erst wenn der Aspirant den Punkt erreicht hat, wo er «in das Licht des Engels eintreten kann», fängt der Meister an, seine Ausbildung zu übernehmen. Der Jünger ist nun unwiderruflich und endgültig bereit. Dies findet im dritten Stadium, dem der angenommenen Jüngerschaft, statt.

Alle diese Stadien stehen mit der einen oder anderen Einweihung im Zusammenhang. Diese sogenannte «Kleine Chelaschaft» steht mit der ersten Einweihung in Beziehung. Diese Einweihung steht mit der physischen Ebene in Verbindung und eine grosse Anzahl von Menschen hat sie längst hinter sich gelassen (worauf ich euch mehrmals hingewiesen habe). Alle wahren Aspiranten haben die erste Einweihung empfangen. Diese Tatsache wird durch ihr intensives Ringen angedeutet, in das geistige Leben hineinzuwachsen, den Weg entschlossener Orientierung zu den Dingen des Geistes zu verfolgen und durch ihr Bemühen, im Licht dieses Geistes zu leben. Ich glaube, dass viele, die meine Worte lesen, diese Entschlossenheit als die grundlegende Motivierung ihres Lebens erkennen werden. Dieses Stadium entspricht dem Prozess der Individualisation in lemurischen Zeiten und zuweilen wird auf das Stadium der Kleinen Chelaschaft als «der Periode des lemurischen Bewusstseins» bezug genommen, die durch das atlantische Stadium eines Chelas im Licht zum arischen Stadium der «Angenommenen Jüngerschaft» führt. In diesem Stadium wird die dritte und wirkliche Vorbereitung für Einweihung bewusst unternommen, weil dann die Integrierung stabilisiert worden und das Bewusstsein des Menschen völlig entwickelt und reif ist, und er bereit ist, sich ohne Vorbehalt der hierarchischen Beeindruckung zu unterwerfen

Es besteht keine Notwendigkeit dafür, mich weiter über diese vorbereitende Phase auf dem beschwerlichen, obwohl anregenden Pfad der Jüngerschaft zu verbreiten. Viel ist der Welt hierüber [717] bekanntgegeben worden, wobei fast ungebührliche Betonung auf Reinigung, Dienst und Hingabe gelegt worden ist. Ich sage dies aus dem Grund, weil sie als ein bestehender Teil des exoterischen Lebensausdrucks aller wahren Aspiranten vorausgesetzt werden sollten. Es sind keine esoterischen Ursachen, sondern exoterische Wirkungen von inneren Haltungen.

Während wir unsere Studien der Stadien der Jüngerschaft fortsetzen, möchte ich erneut darauf hinweisen, dass die Mehrzahl der Aspiranten in der Welt und die weit fortgeschrittenen Menschen, mit einem menschenfreundlichen Bewusstsein, das erste Stadium weit hinter sich zurückgelassen haben. Viele Menschen sind heute «Angenommene Jünger» und das ist, wie euch gut bekannt ist, das dritte Stadium, und hinter ihnen liegen daher drei Erfahrungen:

1. Das Stadium der «Kleinen Chelaschaft» elementar, prüfend und beunruhigend. Es wird zuweilen als das Stadium bezeichnet, «in dem die Wurzeln der Menschenpflanze erschüttert werden; das Stadium, in dem sie (die bis jetzt verankert waren) gelockert werden und wo Luft und Licht den Frieden der Jahrtausende stören. Dies ist der Friede des Todes, das Zeitalter des Steines, das Grab des Lebens».

2. Das Stadium des «Chelas im Licht». Über dieses Stadium werde ich jetzt sprechen.

3. Die erste Einweihung. Diese Einweihung geht stets dem Stadium der Angenommenen Jüngerschaft voraus. Kein Meister nimmt einen Jünger an und nimmt ihn in seinen Ashram auf, in dem die Geburt des Christus nicht stattgefunden hat. Saulus muss Paulus werden, wie die christliche Ausdrucksweise es bezeichnet. Das Kind innerhalb des Schosses der Zeit tritt in die Welt der Menschen hinein und vom Standpunkt völliger Identifizierung mit dem Stoff (der Mutter) aus wird es ein selbständiger Mensch, der versucht, bewusst auf den Wegen des Lebens zu wandeln und das zu werden, was er ist. Dies ist eine esoterische Wiederholung des physischen Prozesses, ein abgesondertes Einzelwesen zu werden. Zwischen den Stadien der «isolierten Individualität» und der «Isolierten Einheit» liegt ein Stadium, das «isolierte Identität» genannt wird. Mit diesem Stadium und seinen esoterischen Folgerungen befassen wir uns. Isolierte Einheit beschreibt das Stadium, das der Meister erlangt hat; isolierte Individualität ist das des Jüngers; isolierte Identität (mit der Seele) ist das des Jüngers bis und mit der dritten Einweihung.

a. Isolierte [718] Einheit ist das Ziel des arischen Bewusstseins. Isolierte Identität steht vom Standpunkt der höheren Entsprechungen aus in Beziehung zum atlantischen Bewusstsein.

b. Isolierte Einheit steht mit der Mentalebene in Verbindung, wird vom fünften Strahl des konkreten Wissens und der Wissenschaft beherrscht und ist eine Widerspiegelung des Willens zu Wissen. Isolierte Identität ist mit der Astralebene verbunden, wird vom sechsten Strahl der Hingabe oder der idealistischen Empfindungsfähigkeit beherrscht und ist eine entstellte und unbeständige Widerspiegelung des Willens zu lieben. Isolierte Individualität ist mit dem Ausdruck auf der physischen Ebene verbunden, wird vom dritten Strahl der aktiven Intelligenz beherrscht und ist eine Widerspiegelung, wiederum entstellt und unsicher, des Willens zu Sein.

Auf der buddhischen Ebene, der Ebene der göttlichen Intuition, werden diese niederen drei Ausdrücke und ihre höheren Urtypen harmonisiert und die umfassende Arbeit der drei Einweihungen (der zweiten, dritten und vierten) ruft einen Absorbierungs-, Vermischungs- und Verschmelzungsprozess zwischen dem Jünger und der Seele (und schliesslich zwischen der Menschheit und der Hierarchie) hervor, der für den höheren Kontakt zwischen Mensch und Monade vorbereitet.