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ABSCHNITT DREI - DIE SECHS STADIEN DER JÜNGERSCHAFT- Teil 3

Wenn dieser stattfindet, wird die Seele, der Schöpfer von Widerspiegelung und Schatten, aufgegeben, weil dieser Bewusstseinspunkt seinem Zweck gedient hat. Die Vernichtung des Kausalkörpers findet statt und dann bleibt nichts übrig als völlig bewusste Form und Geist. Bevor ein Mensch jedoch die höheren Einweihungen empfangen hat, kann er die Bedeutung der obigen Bemerkungen nicht verstehen.

In diesem Zusammenhang möchte ich euch daran erinnern, dass ich, obgleich ich mich augenblicklich bemühe, viele für weitere Bewusstseinserweiterungen auszubilden, hauptsächlich für die Zukunft und für jene Jünger schreibe, die in späteren Jahren meine Worte lesen und ihren Weg in die Ashrame der Meister finden. Die Hierarchie baut für die Zukunft; sie befasst sich nicht mit der Gegenwart. Alles, was getan wird, geschieht mit der Absicht, den Weg in eine weitere und umfassendere Welt zu eröffnen. Die Menschheit ist von den Dingen der Gegenwart in Anspruch genommen; die Hierarchie arbeitet und macht Pläne für die Zukunft; Shamballa vertieft sich in das Ewige Jetzt und in das dynamische Leben, das die Vergangenheit geschaffen hat, die Gegenwart kontrolliert (das Zentrum der Illusion) und in die Zukunft. [719] Vielleicht könnt ihr eine Idee oder ein Bild des von Shamballa bestimmten Lebens erlangen, wenn ihr das heutige Zeitalter menschlichen Lebens studiert. Darin gibt es Menschen mit lemurischem Bewusstsein, das seinen Brennpunkt in der Vergangenheit hat und sich mit der physischen Ebene befasst; Menschen mit atlantischem Bewusstsein, deren Fassungsvermögen gefühlsbetont ist und sich auf die Gegenwart konzentriert, sind überall zu finden; und Menschen, deren Wahrnehmungszustand entschieden arisch ist, die ihren Brennpunkt auf der Mentalebene haben und sich mit der Zukunft befassen, sind gleichfalls zu finden. Die drei bilden eine Menschenrasse und verkörpern die ganze Menschheit.

FÜNFTER TEIL

Zweites Stadium. «Der Chela im Licht».

In diesem Stadium beschäftigt sich das Bewusstsein des Probejüngers damit, Verblendung und die entstellte, kurzsichtige Vision des Menschen, der im Leben der Formwelt verstrickt gewesen ist, zu überwinden. Er versucht nun, die neue Vision zu erkennen, die Welt der emotionellen Reaktionen zu beherrschen und in einem neuen Element, dem des Lichts, zu arbeiten.

Die Meister arbeiten nicht auf der Astralebene. Gewisse okkulte Schulen lehren, dass sie es tun, aber dies ist nicht der Fall. Für sie existiert die Astralebene nicht (da sie Verblendung und Illusion überwunden haben); sie ist nur ein in der Illusion bestehender Begriff des kama-manasischen Denkaspekts, der Denkweise des Durchschnittsaspiranten. Der Chela wird daher in diesem Stadium von jemand beaufsichtigt und geleitet, welcher der Verblendung noch unterworfen ist, der sich jedoch gleichzeitig der vergänglichen Natur der Astralebene bewusst ist.

In diesem Stadium befinden sich heute so viele Aspiranten, dass ich mich (ehe ich zu anderen Dingen übergehe) mit der Natur der Arbeit befassen möchte, welche die Meister mit ihren Jüngergruppen, in dieser heutigen Weltkrise, zu tun suchen. Dies ist eine Angelegenheit von höchster Wichtigkeit für die Welt, vom Standpunkt des Meisters selbst aus. Vergesst nie, dass ich mich bei allen unseren Diskussionen und bei all eurem Bestreben zu verstehen, bemühe, euch dadurch zu dezentralisieren, dass ich euch, soweit es mir möglich ist, den Gesichtspunkt der Hierarchie darlege, indem ich ihn so weit reduziere, bis er in den Bereich des Fassungsvermögens des Durchschnittsaspiranten kommen kann.

[720]

Soweit es diese Aspiranten betrifft, ist das eine, was die Meister sich herbeizuführen bemühen, die Stimulierung der Flamme des Geistes in ihnen, damit sie die Welt anfeuern können. Die Feuer des Gerichts und der Substanz, des Karmas und seines Ausdrucksmittels, des Stoffes, wüten heute in der Welt. Man muss dem Feuer mit Feuer begegnen, wie ihr gut wisst, und um das wütende Höllenfeuer, das heute die Welt verwüstet, aufzuhalten, muss ihm das Feuer des Geistes entgegengestellt werden, das die Jünger der Meister verteilen und wirksam gebrauchen. Die Aufgabe Shamballas, im Zusammenhang mit der Hierarchie, ist ähnlicher Natur, drückt sich jedoch auf einer höheren Stufe aus. Sie verwalten das höchste Feuer des Willens. Das Feuer, das letzten Endes von den Jüngern in der Welt gebraucht werden muss, ist das Feuer des Willens zu lieben.

Dieses Feuer ist nicht das, was ihr glaubt. Der Wille zu lieben bedeutet die Liebe zum grossen Ganzen und die Fähigkeit, dasjenige, was zum besten der Gruppe erforderlich ist, auf die rechte Art und Weise und mit dem nötigen Geschick zu tun. Es macht die Fähigkeit, entschlossen zu handeln erforderlich, wenn sich die Notwendigkeit dafür ergibt; der Jünger besitzt sie, weil er einen weiten Blick hat und nicht durch die unmittelbare Perspektive irregeführt wird. Er arbeitet für die Zukunft und bereitet sie vor. Dieser Wille ist in anderen Worten die liebevolle Absicht, die ganze Welt mit der neuen Idee des «Geistes der Beziehungen» zu entflammen, und fängt mit dem eigenen Ich des Jüngers, seiner Familie und seiner unmittelbaren Gruppe an. Dies ist der Wille zu Entflammen. Es wäre gut, tief über diese Idee nachzudenken. Um diese feurige Stimulierung herbeizuführen und wirksam zu machen, muss der Jünger das Feuer auf sich selbst anwenden, und sich selbst in der sich daraus ergebenden Flamme so sehen, wie er wirklich ist. Das Feuer des materiellen Aspekts (das Feuer der Persönlichkeit) ist im Leben der Aspiranten noch zu vorherrschend und zu mächtig. Dadurch können sie schaden. Ich möchte euch daran erinnern, dass das Feuer der Mentalebene (nämlich des Denkaspekts) die Widerspiegelung (und zwar die entstellte Widerspiegelung) des Feuers des Geistes ist. Einige Jünger gebrauchen nur das Feuer des Denkaspekts; in ihren höchsten und besten Augenblicken versuchen sie es, das Feuer der Liebe zu gebrauchen, um die Feuer des kritischen Denkens unschädlich zu machen, aber selbst im besten Fall ist es kein spontanes Fliessen, sondern eine mühselige Anstrengung, nett zu sein, es durch drastische Selbstdisziplin zu unterlassen, die Dinge auszusprechen, die ihr kritisches Denkvermögen feststellt oder aufgrund der Ansichten zu handeln, die sie durch den Gebrauch des Feuers des Denkens gebildet haben mögen. Dieses Feuer ist stets auf einen Bruder gerichtet, und die Anstrengung, [721] vom Gebrauch dieses Feuers abzusehen, ruft unfehlbar eine Kluft oder Schranke hervor. Bei der Mehrzahl der Aspiranten ist keine wahre tatkräftige Liebe vorhanden, sondern nur viel Bemühen seitens der Persönlichkeit, nicht kritisch zu sein. Sie konzentrieren sich auf die erkannte und grundlegende Notwendigkeit, kritiklos zu sein, weil es richtig ist, und weil diejenigen, welche es erreichen, belohnt werden, aber sie konzentrieren sich nicht wegen der Wirkungen, die auf andere ausgeübt werden, wenn das Feuer des Denkens mit seinen zerstörenden, brennenden und Schaden verursachenden Wirkungen entfesselt wird.

Es liegt den Meistern daher sehr daran, «den Jünger im Feuer des Willens zu lieben zu verbrennen, damit er freigesetzt wird und die Schranken, die das Hereinfliessen der Kraft des Avatars verhindern, aufgehoben werden mögen». Warum? Weil gerade die Jünger der Welt und nicht die Masse der Menschen heute das Kommen des Avatars behindern und seine Absicht nutzlos machen. Er wagt es nicht zu kommen bis Jünger und Aspiranten in der Welt die nötigen Änderungen in sich selbst herbeiführen, weil sonst nicht «genügend Wille zu lieben in der feurigen Essenz vorhanden sein würde». Wo dieser Wille vorhanden ist, können zwei Dinge stattfinden:

1. Das notwendige Abschwächen der hereinströmenden Energie, die der Avatar mitbringen würde, kann dann erfolgen, damit sie sich in der Menschheit auswirken kann.

2. Dem Avatar und denjenigen, welche mit ihm und unter seinem Einfluss arbeiten, kann eine Gruppe verschafft werden, die:

a. auf intelligente Art und Weise auf diesen Einfluss reagiert, ihn erkennen und absorbieren kann;

b. die hereinströmende Energie verteilen kann;

c. der Menschheit die neuen, antreibenden Kräfte erklären kann, die sich mit dem Herbeiführen der neuen Vision, der neuen Weltordnung und den Idealen des Neuen Zeitalters befassen.

Dann werden sehr viele «Chelas im Licht» und Chelas auf anderen abgestuften Stadien der Jüngerschaft vorhanden sein

Die Vision, die viele hinsichtlich des Einflusses und der Arbeit des Avatars haben, ist diejenige einer grossen Erscheinung, die allem Streit ein Ende machen wird, die das neue Zeitalter des Friedens und guten Willens beginnen, die Herzen der Menschen besänftigen und die Menschheit in die Bereiche der Schönheit und des Glücks führen wird. Er wird den Wunschgedanken, die unzählige denkende Menschen durch die Jahrhunderte hindurch gehegt [722] haben, Erfüllung bringen. Er wird der Trost der geplagten Menschheit sein. Er wird seine eigenen Anhänger gütig lieben und sich still mit ihnen befassen und den Übeltäter von der Erde hinwegtreiben und ihn daran hindern, den Frieden der Welt wieder zu stören.

Ich sage euch, dass ein solches Bild überhaupt nicht der Vision der Wirklichkeit entspricht. Es beruht auf theologischen Auslegungen und menschlicher Selbstsucht; es beruht auf dem Elend der Menschheit und auf der Tatsache, dass es den Jüngern und Aspiranten auf der ganzen Welt nicht gelungen ist, das wahre Wesen der Liebe zu begreifen und die wirkliche Vision des hierarchischen Plans zu erkennen

Er wird das Feuer der Liebe bringen. Er wird die Botschaft des reinigenden Feuers ertönen lassen. Er wird nicht die Form der bisher symbolisch gegebenen Wahrheit über die Wasser der Reinigung lehren; er wird das Feuer bringen, das alle Schranken in der Natur des Menschen, alle trennenden Mauern zwischen Einzelwesen, zwischen Gruppen, zwischen Völkern, verbrennt und zerstört. Seid ihr als einzelne, als Jünger und Aspiranten dazu bereit, euch diesem Feuer auszusetzen?

Wenn ein Mensch ein Chela im Licht wird, dann finden gewisse Entwicklungen statt, die ihn befähigen, die Vision klarer zu erkennen und zu wissen, was er tun muss, denn das Licht offenbart stets. Es geht um folgende Entwicklungen:

1. Der Aspirant tritt in seinem Bewusstsein von der Astralebene zur Mentalebene über und um dies zu bewirken, leistet ihm der ältere, helfende Chela bestimmte Hilfe und führt ihn

2. Der Aspirant lernt schliesslich, unfehlbar zwischen den Gegenpolen, zu unterscheiden.

3. Der Aspirant wird sich dessen bewusst, dass Verblendung etwas ist, wovon er sich schliesslich selbst befreien muss, und er erkennt, dass er mithelfen muss, die Welt davon zu befreien.

Diese drei Stadien sind in einem Buch der Regeln für Jünger auf dem Probepfad behandelt worden. Die Regel kann folgendermassen frei in modernes Deutsch übersetzt werden:

«Derjenige, welcher auf dem Weg ist, macht einen grossen Sprung vorwärts und verlässt die Welt des sich hin- und herbewegenden Lebens. Er vollzieht den grossen Übergang und lässt den wässerigen Weg hinter sich. Er wandelt auf dem [723]  Wasser und sinkt nicht unter. Ein Chela mit einem Licht führt ihn an der Hand, vom Licht in ein grösseres Licht».

«Dies ist der Übergang auf dem geringeren Weg, der für einen höheren vorbereitet».

«Derjenige, welcher auf dem Weg ist, nimmt Kenntnis von diesem und jenem. Die Gegenpole treten in Erscheinung. Die beiden ziehen sein tägliches Leben an, erst der eine, dann der andere, zwischen ihnen beiden bewegt er sich. Eine Verwandlung muss herbeigeführt werden; die beiden werden sozusagen eins. Ein Schritt der Einheit entgegen, findet statt. Zwischen den beiden schreitet er vorwärts. Ein Chela im Licht wirft Licht auf beide Seiten und auf diese Weise kann der Aspirant wandeln».

«Dies ist eine Verwandlung auf dem doppelten Weg, die in den Weg führt».

«Derjenige, welcher auf dem Weg ist, blickt umher und sieht das Leben durch einen Dunst. Die Nebel der Verblendung ruhen auf den Tälern und Bergen des Lebens und er muss sie vertreiben. Er muss sie durch die brennenden Strahlen glänzenden Lichts umwandeln. Ein Chela im Licht lenkt das brennende, feurige Licht, das den schwächenden Nebel vertreibt».

«Dies ist die Umwandlung. Diese Feuer setzen das verborgene Licht frei und verschmelzen es mit dem grösseren».

Unter der Leitung eines Chelas, der viel weiter fortgeschritten ist als der Chela im Licht, (obgleich noch kein Adept) werden die ersten Lehren in diesen drei Prozessen also erlernt. Während dies vor sich geht, weiss der Aspirant nichts von dem Interesse des Meisters an ihm. Der Meister empfängt regelmässige Berichte (die auf gewissen Tabellen beruhen) von dem älteren Jünger, der die Aufsicht über den Neophyten hat. Auf diese Weise werden viele hierarchische Beziehungen hergestellt. Wenn sie einmal errichtet worden sind, durch Arbeit im Ashram eines Meisters und nicht mit ihrem Brennpunkt auf der physischen Ebene, dann bleiben sie bestehen und stellen einen der Faktoren dar, die:

1. Hierarchische Integrität,

2. schliessliche enge Beziehungen zwischen der Menschheit und der Hierarchie hervorrufen.

Heute nimmt die Zahl der Menschen, die auf diese Weise miteinander in Beziehung gebracht werden, sehr stark zu und die älteren Jünger aller Meister, die Chelas annehmen, sind ausserordentlich stark beschäftigt, sowohl mit der Ausbildung von Aspiranten  [724] als auch mit der Arbeit, welche die ernste Weltkrise mit sich bringt. Die Aspiranten, die auf diese Art und Weise ausgebildet werden, sind in Wahrheit der Kern der zukünftigen Weltdiener und sind infolgedessen von wirklicher Bedeutung. Die Aufgabe der damit Beschäftigten zerfällt in drei Kategorien; während die älteren Jünger und Eingeweihten auf diese Weise wirken, lernen sie selbst viel. Diese drei Kategorien der Arbeit sind:

1. Das Herstellen einer magnetischen Beeinflussung.
2. Das Einrichten einer telepathischen Verbindung.
3. Das Durchführen von grundlegenden karmischen Angleichungen.
 

Als erste Aufgabe müssen die Jünger das Wesen der Aspiranten verstehen, für die sie sich verantwortlich gemacht haben, und auch eine Zone oder einen Weg herstellen, durch den sie beeinflusst werden können, so dass sie wirklich nützlich und imstande sein können, sich mit den Aspiranten zu verbinden. Es könnte darauf hingewiesen werden, dass solche Beziehungen früher zwischen Seele und Seele bestanden, und dass es infolgedessen eine lange Zeit dauerte, bis sie hinreichend in den Denkaspekt und das Gehirn des Aspiranten «übertragen» und erkannt werden konnten. Heute besteht diese Methode in den meisten Fällen weiter fort, aber viele dieser helfenden Jünger machen den Versuch (unter Leitung ihres Meisters), direkt mit den Aspiranten auf der physischen Ebene zu arbeiten, was sowohl eine Persönlichkeits- als auch eine Seelenbeziehung mit sich bringt. Hierdurch ergibt sich eine viel schwierigere Beziehung, aber es gehört zu den neuen Prozessen, das hierarchische Bemühen, an dem alle äusseren Ashrame (die jetzt allmählich gebildet werden) teilnehmen, nach aussen hin in Erscheinung treten zu lassen. Auf diese Art wird der Chela im Licht darin ausgebildet, Mitglieder der Hierarchie dadurch zu erkennen, dass er zunächst Jünger bemerkt, die weiter fortgeschritten sind als er selbst und dann lernt, ihren Worten und Vorschlägen volle Beachtung zu schenken. Ihr könnt daher erkennen, was für grosse Bemühungen gemacht werden, um eine viel engere Verbindung und Beziehung, sowohl objektiv als auch subjektiv, zwischen den beiden Zentren der Menschheit und der Hierarchie herzustellen.

Alle, die in diesem Leben vom Stadium des Chelas im Licht zu dem der angenommenen Jüngerschaft übergegangen sind, haben zwei Dinge erkannt:

1. Sie haben den älteren Jünger erkannt, den sie «im Licht» entdeckt haben.

[725]

2. Sie haben den Meister erkannt. Diese ganze Frage des Erkennens des Meisters werde ich später behandeln.

Die sich daraus ergebende Entwicklung des Prozesses telepathischen Wechselspiels sollte äusserst sorgfältig studiert werden. Alle Jüngergruppen, die innerhalb oder ausserhalb eines Ashrams arbeiten, sollten in enger telepathischer Verbindung stehen, und auf diese Weise ein Ausbildungsgebiet für die Entwicklung dieser Art von Empfindungsfähigkeit bilden. Das erste, was in einer Jüngergruppe hergestellt werden muss, ist Liebe und Vertrauen, denn ohne diese kann keine wirkliche Gedankenübertragung stattfinden. Wo Liebe und Vertrauen nicht vorhanden sind, müssen sie entschieden und bewusst entwickelt werden.

Eine zweite Regel beherrscht diese telepathische Beziehung: Alle «Krisen der Kritik» müssen von allen Jüngern aufs sorgfältigste vermieden werden, wenn sie den nötigen Rhythmus herbeiführen wollen. In jeder Jüngergruppe gibt es solche, die den wichtigsten Dingen nicht die erste Stelle einräumen; sie stellen viele Dinge und Menschen vor ihre Pflicht und ihre geistigen Verantwortungen; dies gibt ihren Mitjüngern naturgemäss eine (scheinbar) gerechtfertigte Veranlassung zu Kritik. Es gibt Zeiten, wo Kritik zweifellos die Erkenntnis einer Tatsache ist. Dies bedeutet, dass ein kritisierender Jünger den Punkt erreicht hat, an dem sein Urteil so auf Liebe beruht, dass es keine Persönlichkeitswirkung in seinem eigenen Leben oder dem seines Mitjüngers hervorruft. Es ist einfach ein liebevolles Erkennen von Begrenzungen und wird erst dann zum Unrecht, wenn diese unbestrittenen Tatsachen gebraucht werden, um in denen Kritik hervorzurufen, die unqualifiziert sind und Stoff für Diskussion liefern. Der Jünger oder Aspirant, der offenkundige Fehler hat und es versäumt, die erforderlichen Änderungen selbst zu treffen, errichtet eine Schranke, die er mit der Zeit dadurch zerstören muss, dass er jeglichen Grund für Kritik beseitigt. Diese Schranken hindern freie telepathische Verbindung.

An dieser Stelle kann eine interessante Frage gestellt werden, die sich zweifellos erheben sollte: Soll die Gruppe arbeitender Jünger auf den Ton der fortgeschrittenen Jünger in der Gruppe abgestimmt werden oder soll er auf einen im allgemeinen herabgesetzten Durchschnitt abgeschwächt werden, um denjenigen angepasst zu sein, die am weitesten zurück sind? Lasst es uns auf eine andere Art und Weise ausdrücken: Sollen die am wenigsten Entwickelten, in einer Gruppe von Jüngern und Aspiranten, die höher Entwickelten zu ihrem Niveau der Arbeit und des Verständnisses herabziehen? Werden sie sich aufs äusserste bemühen, um der höheren Vision, dem Verhalten und dem Gesichtspunkt der weiter Fortgeschrittenen gerecht zu werden? Diese Fragen erweisen sich als [726] ein grundlegendes Problem in allen Ashramen, und nur die Chelas selbst können sie beantworten.

Wenn der leitende Jünger die Aufgabe der karmischen Anpassungen zu meistern sucht, wird er von gewissen Erfordernissen geleitet. Er muss genau in Erfahrung bringen, was für Karma seitens des Aspiranten unter seiner Obhut während dieser Verkörperung weggeschafft werden muss. Dann muss er ihn dazu bewegen, zu diesem festgelegten Karma noch etwas hinzuzufügen, was ich «befreiendes Karma» nennen könnte. Dies bildet einen Teil des Beschleunigungsprozesses, dem diejenigen, welche den schwereren Weg der Einweihung wählen, sich freiwillig und nach freier Wahl unterwerfen müssen. Der Jünger sucht in diesem Zusammenhang gewisse Dinge zu tun, wobei ich mich hier auf den Chela im Licht beziehe:

1. Er bringt unvermeidliches Karma so intelligent und bewusst wie möglich zu Ende.

2. Er nimmt irgendein Karma auf sich, das normalerweise in einem späteren Leben auferlegt werden würde.

3. Er fängt an, etwas von dem allgemeinen Karma der Menschheit zu übernehmen, wodurch er seine eigene karmische Last vergrössert.

4. Er fängt damit an, mit einem Teil planetarischen Karmas zu arbeiten und es zu begreifen, obgleich er in diesem Zusammenhang noch keine Verantwortung übernimmt. Erst nach der dritten Einweihung nimmt er bewusst und als einzelner an der karmischen Verantwortung des planetarischen Logos teil.

Ich möchte hier darauf hinweisen, dass ich mich sowohl auf gutes als auch auf schlechtes Karma beziehe. Es ist die Aufgabe des helfenden Jüngers, den Chela im Licht so zu lenken, dass er sein Karma ausgleicht. Der ältere Jünger tut dies durch Gedankenbeeindruckung. Alles Karma wird, wenn man ihm bewusst entgegentritt, durch die Gedankenkraft ausgeschieden; dies ist vielleicht die wichtigste Lehre, die der ältere Jünger den Neophyten lehren muss. Dies hilft dem letzteren, «im Licht», das auf seinen Weg fällt, zu sehen und der Jünger, der ihn für das Stadium der angenommenen Jüngerschaft vorbereitet, steht beständig mit dem Meister in Berührung. Auf diese Weise wird eine Dreieck-Beziehung errichtet, die von okkultem Wert ist.

Wenn der Chela im Licht es wirklich ernst nimmt und die höhere Empfindungsfähigkeit bewusst entwickelt, kann dieses Stadium verhältnismässig kurz sein. Zwei Leben sind manchmal hinreichend, um diese Periode [727] zu meistern. Der Chela im Licht ist jemand, der auf dem Weg der sogenannten «kleineren Offenbarung» wandelt; kleiner, weil er sich mit der Offenbarung dessen befasst, was im Persönlichkeitsleben getan werden muss; es ist nicht der Weg der höheren Offenbarung der Göttlichkeit und ihres Wesens. Es ist die Offenbarung dessen, was bereits manifestiert ist und nicht dessen, was manifestiert werden muss. Denkt hierüber nach. Der Scheinwerfer der Seele offenbart Charakterfehler, Begrenzungen im Ausdruck und Unvollkommenheiten im Verhalten. Diese müssen auf intelligente Art und Weise ausgeglichen werden. In den symbolischen Tabellen, die der lenkende Jünger dem Meister zweimal im Jahr vorlegt, werden die Bemühungen, die in dieser Hinsicht gemacht werden, angedeutet, nicht die Resultate. Auf das Bemühen kommt es an. Die Resultate folgen unfehlbar und sind den Bemühungen entsprechend. Wenn diese drei Tabellen geometrisch miteinander in Beziehung gebracht und übereinandergelegt werden, deuten sie ein definitives Strahlenmuster an. Dann kann der Meister die Stufe und das Wesen der Entwicklung beurteilen und den Zeitpunkt bestimmen, wann der ältere Jünger bevollmächtigt werden kann, das Stadium der angenommenen Jüngerschaft zu empfehlen. Wenn das Begehren des Aspiranten, die Empfehlung des lenkenden Jüngers, der karmische Zustand und der Ton, den der Meister registriert, zeitlich übereinstimmen, ist das dritte Stadium erreicht worden.

Ich möchte euch an dieser Stelle wieder daran erinnern, dass alle diese Stadien mit der Arbeit im Ashram und dem Leben und der Vitalität der inneren Gruppe in Beziehung stehen. Wie ihr wisst, besteht diese Gruppe aus alten und erfahrenen Jüngern und Eingeweihten und auch aus Neophyten in verschiedenen Entwicklungsstadien sowie aus Jüngern, die durch die vielen verschiedenen Stadien des Weges hindurchgehen. Gerade diese sehr verschiedenen Typen aktiver Jünger führen die Wechselbeziehung zwischen dem äusseren und inneren Ashram, zwischen der objektiven Gruppe auf der äusseren Ebene und der sehr viel grösseren inneren Gruppe herbei. Dies führt mich zu einer Frage, die sich ganz normalerweise im Denken derer, die in der äusseren Gruppe arbeiten und locker mit der inneren Gruppe in Beziehung stehen, erheben mag: Wird das Niveau des Bewusstseins der äusseren Gruppe durch die Angehörigen dieser Gruppe oder durch ihre Beziehung zum ganzen Ashram bestimmt, in dem sie einen relativ kleinen Teil bildet? Wenn diese Frage von einem Mitglied eines Ashrams gestellt wird, deutet sie ein definitives Beschäftigtsein mit den Gliedern der Gruppe und nicht mit der Gruppe als einem Aspekt im Ashram irgendeines [728] Meisters an. Jünger müssen sich daran erinnern, dass ein Ashram sich nicht auf ein paar Menschen beschränkt, die einander kennen und die sogar als Mitglieder des Ashrams zusammenkommen mögen. Ein Ashram ist eine internationale Gruppe, er besteht aus Seelen, die verkörpert und aus solchen, die nicht verkörpert sind; er ist eine Synthese von Eingeweihten verschiedener Grades und von angenommenen Jüngern. Die Meister betrachten diejenigen, welche die erste Einweihung empfangen haben, nicht als Eingeweihte. Dies ist ein Punkt, der von neuem betont werden muss.

Jünger, welche die zweite Einweihung empfangen haben, werden als «Probeeingeweihte» betrachtet und erst wenn sie die dritte Einweihung empfangen haben, sind sie vom Standpunkt der Hierarchie aus wirkliche Eingeweihte. Die erste Einweihung wird zuweilen die «lemurische Einweihung» und die zweite die «atlantische Einweihung» genannt, aber die dritte Einweihung, diejenige unserer arischen Rasse, wird von der Hierarchie technisch als die erste Einweihung angesehen. Dies ist ein neuer Gesichtspunkt, über den ich euch nachzudenken bitte. Der Ausdruck «Angenommener Jünger» umfasst daher die Stadien der ersten und zweiten Einweihung; wenn ein Jünger die dritte Einweihung empfangen hat, ist er technisch nicht mehr ein angenommener Jünger, obwohl er noch in der Gruppe eines Meisters bleibt, bis er die vierte Einweihung empfangen hat. Ich weise auf diese technischen Bezeichnungen hin, damit ihr klar und in richtigen Proportionen denken könnt.

Ein Ashram verkörpert daher alle Entfaltungsstadien von dem am weitesten Fortgeschrittenen bis zum Anfänger, wie diejenigen, welche diese Unterweisungen lesen. Für jeden Jünger in einem Ashram ist es von Wichtigkeit, ob er sein Bewusstsein und seine bewusste Reaktion auf die ashramische Schwingung erhöhen kann, damit er die geplanten Tätigkeiten des Ashrams nicht hindert. Müssen die älteren und weiter fortgeschrittenen eingeweihten Jünger anhalten oder warten und ihre Tätigkeiten herabsetzen, um den weniger Fortgeschrittenen Zeit und Gelegenheit zu geben, um ihnen gerecht zu werden? Die Frage ist also: Warten die älteren Jünger oder hindern die jüngeren Jünger?

Ich möchte euch dessen versichern, dass der Massstab nicht unumstösslich festgelegt ist, und ich möchte für die Anfänger betonen, dass sie die fortgeschrittenen Mitglieder eines Ashrams nicht hindern können; sie können sich jedoch selbst aus dem Tätigkeitsfeld, obwohl nicht aus der Gruppe, ausschliessen. Diejenigen warten, die noch nicht bereit und unausgebildet sind, nicht diejenigen, die bereit und wirklich geweiht sind.

[729]

Es ist die Aufgabe des Meisters, soviele in seiner Gruppe wie möglich anzuregen, konsequent auf Stufen geistiger Tätigkeit zu arbeiten, in der das Feuer des Willens zu lieben beleben und herrschen kann. Häufig ringt ein Teil des Ashrams noch mit den ersten Stadien der Aufgabe, die Feuer des Denkaspekts zu begreifen; diese müssen erst verstanden und ihr feuriges Wesen zum Schweigen gebracht werden, ehe das Feuer des Willens zu lieben durch den Jünger hindurchfliessen kann.

Es muss begriffen werden, dass die Arbeit des Ashrams weitergeht, und dass Jünger und Eingeweihte (deren Herzen Feuer und Flamme sind) ungehindert weiterarbeiten. Dies bezieht sich auf die individuelle Reaktion der Mitarbeiter des Ashrams. Aber wenn die ganze Gruppe brennend liebt und als Seele lebt, dann wird der Ashram zu einem lebenskräftigen Zentrum oder Kraftwirbel und dynamisch wirkungsvoll. Die Meister, die durch die Methode, einen Ashram zu bilden, arbeiten, bemühen sich, diese Einigkeit der Liebe und der Absicht (des Willens) so schnell wie möglich herbeizuführen. Nur der Anfänger beschäftigt sich in erster Linie mit seiner individuellen Wirkung in einem Ashram. Die ausgebildeten, befreiten Jünger haben mehr Interesse an der Aufgabe, die ausgeführt, und der Arbeit, die getan werden soll. Ein individueller Jünger mag als Persönlichkeit infolge des mangelnden Verständnisses seiner Gruppenbrüder oder durch die Tatsache leiden, dass es ihnen nicht gelingt, das Feuer ihrer Gedanken zu zügeln, aber er setzt die Arbeit ununterbrochen fort und seine persönliche Wirkungskraft als dienendes Einzelwesen bleibt unberührt. Er weiss, dass sie eines Tages von sich selbst befreit werden. In der Zwischenzeit arbeitet er, um ihren Einfluss unschädlich zu machen und in diesem Mass ist seine Aufgabe schwerer, aber er weiss, dass sie auf dem Weg zum Verständnis sind; er weiss auch, dass sie gegenwärtig nicht umhin können, in ihm und sogar in ihrem Meister gerade die Eigenschaften zu sehen, die sie beherrschen. Denn wir sehen in anderen das, was in uns ist, mein Bruder, selbst wenn es überhaupt nicht oder nicht im gleichen Ausmass vorhanden ist. Jünger müssen das Unterscheiden zwischen wahrer analytischer Einsicht und sogenannter Kritik lernen. Ein Meister kritisiert die Mitglieder seines Ashrams nicht. Er bemüht sich, für sie die Punkte, in denen sie die Brauchbarkeit des Ashrams im Dienst hindern mögen, zu analysieren. Es besteht ein grundlegender Unterschied zwischen dieser konstruktiven Hilfe und der Kritik, die auf dem Gefühl einer persönlichen Überlegenheit und einer Liebe zum Nörgeln beruht.

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Jeder Meister hat den Punkt erreicht, wo er die Vision klar vor Augen hat; dies gehört zu der Belohnung, die dem Eingeweihten gewährt wird. Er identifiziert sich mit ihr, wobei er sie unbedingt wertvoll und nützlich mit seinem «Strahlen-Auffassungsvermögen» beeinflusst und sie im Verhältnis seines Beitrags zum Ganzen auslegt. Hierin liegt das Geheimnis des unfehlbar und nicht zu hindernden Erfolgs der Vision, wenn ihr durch die vereinten Bemühungen der Hierarchie stoffliche Form verliehen wird, die in Zeit und Raum von irgendeinem Meister oder einer Gruppe von Meistern, die auf einem Strahl oder auf mehreren Strahlen arbeiten, beeinflusst wird. Am Anfang des augenblicklichen Zyklus hierarchischen Bemühens (zwischen 1925 und 1936) wirkte der erste Strahl auf die Menschheit ein. Die Tätigkeit dieses Strahls erreichte ihren Höhepunkt in der Kriegserklärung von Grossbritannien im Jahr 1939, als die zerstörende Kraft dieses Strahls, falsch angewandt und irregeleitet, Deutschland dazu veranlasste, Polen anzugreifen. Im Jahr 1932 fing der Einfluss des zweiten Strahls an, sich geltend zu machen, und er wird dies bis zum Jahr 1945 fortsetzen, wenn der siebente Strahl langsam seine Tätigkeit aufnehmen wird. Dann werdet ihr drei Strahlen haben, die gleichzeitige Wirkungen auf die Menschheit ausüben werden:

1. Der erste Strahl des Willens und der Macht, der seine Kraft verausgabt.

2. Der zweite Strahl der Liebe und Weisheit, der seinen Höhepunkt erreichen und bis zum Jahr 1957 den Mittelpunkt des Schauplatzes innehaben wird.

3. Der siebente Strahl der zeremoniellen Ordnung, der in Verbindung mit den anderen beiden, dem Willen zu lieben und dem Willen zur Ordnung, Schönheit aus dem jetzigen Chaos produziert

Die Jünger des Meisters Morya, des Meisters Kut Humi und des Meisters Rakoczi gehen daher einer Periode intensivster Tätigkeit entgegen. Das Schicksal der Welt liegt in den Händen ihrer drei Gruppen eingeweihter Jünger; die angenommenen Jünger der drei Gruppen werden aufgefordert, mit ihnen zusammenzuarbeiten und dies bietet vielen Jüngern allerorts Möglichkeiten. Wenn sie versuchen, sich den Plan vorzustellen, mit den drei Meistern und ihren Gruppen von Eingeweihten zu arbeiten, wird sich ihre Gelegenheit zeigen. Dieses Energiedreieck wird von den grossen Führern in Shamballa für die Regelung der Weltangelegenheiten verantwortlich gemacht. Mehr braucht die Menschheit nicht zu wissen.

Vergesst nicht, dass ein Ashram ein Kraftwirbel und ein Energiezentrum ist, ein [731] Zentrum, durch das sowohl Kraft als auch Energie fliesst, damit die Vision in Erscheinung treten kann. Diese Kraft und Energie wird letzten Endes von einem Meister, einer Gruppe von drei älteren Eingeweihten und einer anderen Gruppe von geringeren Eingeweihten gelenkt, die somit (in jedem Ashram) eine Planetarische Regierung im kleinen darstellen. Diese schwächen die hereinfliessende Energie ab, damit angenommene Jünger sie sicher handhaben und als verteilende Mittler funktionieren können. Die Energie, mit der die Meister arbeiten, kommt aus Shamballa; die Kräfte, mit denen sie arbeiten, werden innerhalb der Hierarchie selbst hervorgebracht, und in demselben Mass wie die angenommenen Jünger auf die kombinierten Kräfte reagieren, wird es ihnen möglich sein, sie im Dienst zu gebrauchen. Mit anderen Worten, die eingeweihten Jünger in der Gruppe eines Meisters konzentrieren die hereinströmenden Energien auf einen Brennpunkt; die angenommenen Jünger konzentrieren durch ihre Seelen die Kraft, die der Meister, in Übereinstimmung mit dem Plan nach aussen in die Welt hineinlenkt, wobei er im Einklang mit der Offenbarung arbeitet, die aus Shamballa kommt.

Eingeweihte Jünger haben für nichts anderes Interesse als für die Vision, den Plan und seine Lenkung und Verwirklichung auf der Erde. Angenommene Jünger lernen dies und müssen in der Zwischenzeit sozusagen vom Hörensagen auf die Vision reagieren; sie beschäftigen sich mit dem Plan und mit der Verteilung der Kräfte, die ihn verwirklichen werden. Auf diese Weise ist die ganze Tätigkeit des Ashrams koordiniert. Neu angenommene Jünger (die erst lernen mitzuarbeiten) sind als «Experimentierkräfte» von Wert. Je nachdem wie sie auf die mitgeteilten Wahrheiten und den Plan reagieren, ihrer Fähigkeit gemäss, die Bedrängnis zu fühlen und die Bedrängnis und das Mittel zur Befreiung miteinander in Beziehung zu bringen, und entsprechend ihrer Fähigkeit, mit den Weltjüngern zu arbeiten, (die entschieden dem Meister des Ashrams gegenüber für einen Aspekt des Plans verantwortlich sind) wird der Erfolg ihrer Bemühungen in der äusseren Welt sein.

Auf diese Weise werdet ihr wieder auf den Begriff der «Hierarchie der Beziehungen» aufmerksam gemacht. In diesen Tagen des Weltkampfs bildet dieses Zustandebringen richtiger Beziehungen den Schlüssel für den unmittelbaren Aspekt der Vision, die auf unserem Planeten herbeigeführt werden muss. Deshalb ist ein Ashram ein Zentrum, in dem Beziehungen ausprobiert werden.

Eine einfache Frage erhebt sich hier: Wie können rechte Beziehungen auf der Erde hergestellt werden, wenn die angenommenen [732] Jünger in der Gruppe eines Meisters selbst nicht fähig sind, auf die Idee zu reagieren und unter sich korrekt, einmütig und unfehlbar, richtige Beziehungen aufrechtzuerhalten? Was für Hoffnung besteht für die äussere Welt, wenn der innere Arbeitskreis (die verpflichteten Jünger) unfähig sind, unter sich selbst diese richtigen Beziehungen herzustellen und aufrechtzuerhalten? Gegenwärtig ist das Problem dreifach. Diese rechten Beziehungen müssen gepflegt werden zwischen:

1. Angenommenen Jüngern, eingeweihten Jüngern und dem Meister;

2. den Mitgliedern eines Ashrams und anderen Ashramen;

3. diesen Ashramen und der äusseren Welt.

Der Meister eines Ashrams und die älteren Eingeweihten in seiner Gruppe, sind für die Beziehung zwischen Shamballa und der Hierarchie verantwortlich. Angenommene Jünger und die unbedeutenderen Eingeweihten, tragen die Verantwortung für die Beziehung zwischen der Hierarchie und der Menschheit. Auf diese Weise wird die grosse Kette der Hierarchie des Seins unversehrt aufrechterhalten

SECHSTER TEIL

Stadium III. «Angenommene Jüngerschaft».

Es ist nicht meine Absicht, mich in diesen kurzen Unterweisungen mit dem Stadium der Angenommenen Jüngerschaft zu befassen. Über dieses Stadium ist viel geschrieben worden. Ich habe in meinen vielen Büchern jeden praktischen Gesichtspunkt behandelt und nichts wird dadurch gewonnen, wenn ich dasselbe noch einmal sage. Die Bücher über Jüngerschaft, die von der Theosophischen Gesellschaft herausgegeben worden sind, behandeln den Probepfad hinreichend; ich habe den Pfad der Jüngerschaft ausführlich behandelt.

Die Kontaktlinien, die auf dem Pfad der Angenommenen Jüngerschaft möglich werden, sind wohlbekannt, können jedoch nicht zu sehr in ihren Einzelheiten beschrieben werden. Sie variieren je nach dem Menschen und dem Strahl. Ich möchte euch nur bitten, diese Annäherungsarten im Gedächtnis zu behalten und dessen eingedenk zu sein, dass sie sich tatsächlich ereignen und in verschiedenen Graden von Klarheit und in verschiedenen Stadien auf dem Pfad vorkommen. Sie sind, wie ihr wisst:

1. Ein Traumerlebnis

2. Eine symbolische Lehre.

3. Die Gedankenform eines Meisters.

4. Ein direkter Kontakt mit dem Meister in der Meditation.

5. Eine Unterredung im Ashram eines Meisters.

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Die ersten drei sind gewöhnlich mehr die Erfahrung des Probejüngers. Die beiden letzten werden von angenommenen Jüngern erlebt. Sie haben ihre astralen und niederen psychischen Gegenstücke. In diesem Fall beruhen sie nicht gänzlich auf Verblendung und Illusion und sind nicht grundsätzlich verwerflich, denn sie sind in Wahrheit die Saat oder die Bürgschaft für zukünftige unfehlbare Erfahrungen auf dem Weg. Menschen sehen tatsächlich Gedankenformen der Meister, denn diese Gedankenformen existieren; sie empfangen wirklich symbolische Lehren auf der Astralebene oder in Traumzuständen. Anfänger und die Unerfahrenen neigen dann dazu, entweder die Erfahrung zu hoch zu bewerten und zu glauben, dass es eine hohe geistige Entwicklung andeutet; dann fangen sie an, sich auf das Erlebnis zu verlassen und dieses astrale Ereignis an die Stelle der zukünftigen Wirklichkeit treten zu lassen oder sie lehnen sie als ein unerwünschtes Ereignis niederer psychischer Art ab, wobei sie vergessen, dass der sogenannte niedere Psychismus nur dann unerwünscht ist, wenn die Erfahrung falsch ausgelegt und gebraucht wird. Es ist die Aufgabe des angenommenen Jüngers, in der Auslegung behilflich zu sein, die Richtung anzudeuten und den Neophyten auf die Bedeutung des Erlebnisses hinzuweisen. Arbeiter auf geistigem Gebiet sollten dies sorgfältig beachten und sich daran erinnern, dass diese Träume und Visionen, diese Episoden symbolischer Belehrung, diese Kontakte mit Gedankenformen als Resultate des Kriegs, der Spannung und des Strebens dem Neuen Zeitalter entgegen beständig zunehmen werden und tatsächlich Wachstum und Erweiterung andeuten. Wenn sie nicht gelenkt, nicht erklärt und falsch ausgelegt oder als lächerlich dargestellt und verspottet werden, können sie sehr hindern und gezwungen werden, in die Kategorie des wirklichen, niederen Psychismus herabzusteigen; richtig ausgelegt und erklärt können sie eine Reihe abgestufter Offenbarungen auf dem Weg des Lichts darstellen; dann existieren sie als Bürgschaft zukünftigen Wissens und als Wegweiser einer bedingten Errungenschaft. Aber sie sind nicht Wirklichkeit, wenn sie ihren Brennpunkt auf der Astralebene haben.

Jünger müssen sich stets daran erinnern, dass sie durch das Beantworten ihrer eigenen Fragen wachsen; es ist nicht die Aufgabe des Meisters, Fragen zu beantworten, die der Jünger, wenn er ihnen etwas Zeit widmet und über sie nachdenkt, selbst beantworten konnte; seine Aufgabe besteht vielmehr darin, die Art von Fragen vorzuschlagen oder im Denken des Jüngers aufzuwerfen, die sein Denken rechtfertigen, und dann seinen abstrakten Denkaspekt anzuregen, damit er die Antwort erfolgreich finden kann.

Ihr könnt daher erkennen, wie wichtig dieses ganze Problem des Fragens sein kann und wie die Empfänglichkeit für die Fragen, die in dem Ashram oder der [734] Gruppe eines Meisters entweder vom individuellen Jünger oder von der Gruppe als Ganzes registriert werden, und das Beantworten dieser Fragen seitens der Mitglieder, eine beeinflussende Wirkung auf die Gruppe ausübt. Gerade hier spielt die spezielle Arbeit des Meisters eine Rolle den Ashram zum Stellen solcher Fragen anzuregen, die zu Offenbarung führen werden. Ein Meister muss stets zweierlei bedenken: Den Zustand der Gruppe, der von der Gesamtschwingung oder dem Ton aller Mitglieder des Ashrams, soweit sie zusammenarbeiten, abhängig ist, und zweitens den Zeitabschnitt, in dem die Gruppe funktioniert. Die Gesamtempfänglichkeit des ganzen Ashrams muss noch hinzugefügt werden. Alle Ashrame (wenn man sie als Ganzes betrachtet) stehen der Schwierigkeit gegenüber neue Mitglieder und Jünger, entweder einzeln oder in Gruppen, zu absorbieren. Eine Frage, die notwendigerweise aufkommt, ist: «Wie kann eine Gruppe innerhalb eines Ashrams (der aus verhältnismässig neuen Jüngern und Anfängern auf dem Pfad der angenommenen Jüngerschaft besteht) immer empfindungsfähiger für die Schwingung des Ashrams als Ganzes und für den Meister des Ashrams werden?»

Diese Frage verkörpert in Wahrheit das Hauptproblem, das zwischen der Persönlichkeit und der Seele, zwischen dem Meister und dem Jünger und zwischen der Menschheit und der Hierarchie existiert. Es ist im Grunde eine Frage des Registrierens von wesentlicher Einheit und des Aufhörens von Getrenntsein. Jünger müssen lernen, es in ihrem Bewusstsein zu vermeiden, Unterschiede zu machen, zwischen inneren und äusseren Aspekten des Ashrams und zwischen den paar Mitgliedern des Ashrams, die sie kennen und erkennen mögen, und der ungeheuren Zahl derer, die ihnen unbekannt bleiben. Ein Ashram ist eine Gruppe oder Schar von Jüngern, Eingeweihten verschiedener Grades, Weltjüngern und Neophyten ganz am Anfang des Wegs der Jüngerschaft. Jünger dürfen nicht im Sinn von verschiedenen Ashramen, sondern müssen im Sinn des Ashrams als Ganzes denken.

Der Schlüssel zu dieser Realisierung ist, obgleich es euch kaum denkbar erscheinen mag, Intensität. Intensität oder das Arbeiten von einem Spannungspunkt aus bringt ein Flutlicht von Offenbarung herein, und es ist einem Jünger dann möglich, an einem kurzen Tag das zu lernen, wozu er sonst Monate oder selbst Jahre brauchen würde. Spannung, die auf den richtigen Brennpunkt gebracht wird, ist die grosse befreiende Macht. Soviele Jünger bringen Spannung auf einen falschen Brennpunkt und setzen Energie in der verkehrten Richtung frei, und (wenn ich es so unzulänglich [735] ausdrücken darf) vom falschen Ort aus. Richtige Spannung wird zunächst durch richtige Orientierung hervorgebracht; dies macht einen Sinn für richtige Bewertung und Freiheit von Inanspruchnahme jener Geringfügigkeiten erforderlich, die Erweiterung anstatt Spannung hervorbringen. Wenn ihr (um eine sehr übliche Illustration zu geben) mit eurem Gesundheitszustand beschäftigt seid, werdet ihr nicht die Spannung erleben, die euch zu einem magnetischen Zentrum von Macht und Liebe machen wird; wenn ihr von dem Versagen anderer Menschen oder von ihren Ideen über euch in Anspruch genommen seid, wird es euch gleichfalls nicht gelingen, die befreiende Spannung zu erleben. Es wäre für euch wertvoll, zu entdecken, wo eure «Erweiterungen» sind und euch dann, nach innen, zu dem Spannungspunkt zurückzuziehen, von dem aus ihr bewusst und wirkungsvoll Seelenenergie dirigieren könnt.

Dies ist wirkliche esoterische Arbeit. Die Mehrzahl der Jünger sind nicht einmal zu sechzig Prozent wirkungsvoll, weil ihre Spannungspunkte über die ganze Persönlichkeit zerstreut sind und ihr Brennpunkt nicht dort ist, wo der Punkt der individuellen Spannung sein sollte. Jeder muss diesen Punkt geistiger Spannung selbst entdecken. Der Grund, warum Jünger nicht empfindungsfähig für den Meister, für das Leben des Ashrams und für einander sind, liegt darin, dass sie sich zersplittern und nicht in Spannung sind; sie arbeiten und leben an der Peripherie des Bewusstseins und nicht im Zentrum. Daher ist ihr Dienst begrenzt; ihre Hingabe ist schwach, und sie werden von Trägheit, von Mangel an Interesse an anderen und einer Voreingenommenheit von der Formseite des Lebens überwältigt.

Hier könnte eine weitere Frage betrachtet werden, den Ausdruck betreffend, den ich mehrere Male absichtlich in diesen Unterredungen gebraucht habe: Worin besteht der Unterschied zwischen Liebe und dem Willen zu lieben? Es ist eine Frage, die während der ersten Stadien auf dem Pfad der Jüngerschaft beständig gestellt wird. Es ist eine äusserst aufschlussreiche Frage und sie beruht auf einem Gefühl von individueller Notwendigkeit und auch von Gruppennotwendigkeit. Sie deutet auch eine scharfsinnige Analyse an, die den Fragenden zu dem Punkt gebracht hat, wo er den Unterschied zwischen Theorie in Verbindung mit Bemühen und einer spontanen Demonstration dessen, was ist, kennt.

Der Wille zu lieben schliesst die Erkenntnis einer Begrenzung, eines Verlangens, des Erzwingenwollens eines Resultates und eines intensiven Strebens, wirklich zu lieben, in sich. Er deutet nicht das Hereinfliessen von Energie aus Shamballa vermittels der Seele an, deren wahres Wesen spontane Liebe ist. Wo eine Entschlossenheit besteht, liebevoll zu sein, treten [736] gewisse Haltungen entweder naturbedingt, weil sie zu einer entwickelten Persönlichkeit gehören oder erzwungen durch Beachtung des Befehls der Seele in Erscheinung. Der Jünger weiss, dass es ihm an Liebe fehlt, weil er sich beständig von anderen isoliert und sich nicht mit ihnen identifiziert sieht, andere reizen ihn; er kritisiert seine Brüder und fühlt sich ihnen entweder überlegen oder er betrachtet sie und sagt: «Hier haben sie unrecht und ich habe recht; hier verstehen sie nicht und ich verstehe; ich kenne sie, aber sie kennen mich nicht; ich muss Geduld mit ihnen haben», usw. usw. Durch diese ganze Entwicklungsstufe hindurch ist die Haltung entschieden diejenige des Willens zu lieben, verbunden mit einer tiefen Realisation der Hindernisse, die ihm durch diese anderen und auch durch die eigenen Gedankengewohnheiten in den Weg gelegt werden, wenn er Liebe zum Ausdruck zu bringen sucht. Dies alles ist eine Form eines Mit-sich-selbst-Beschäftigtseins. Die wahre Art und Weise zu lieben besteht darin, tief und beständig über die Bedeutung der Liebe, ihren Ursprung, ihren Ausdruck durch die Seele, ihre Eigenschaften, Ziele und Zwecke nachzudenken und zu meditieren. Die meisten Erwägungen des Aspiranten beruhen auf seiner angeborenen Vorstellung, dass er nicht wirklich auf die spontane, freie Art und Weise des Geistes liebt. Der Jünger fällt daher wieder in die Haltung zurück, in der er sich mit sich selbst beschäftigt und in der er fühlt: «Jetzt liebe ich; jetzt liebe ich nicht! jetzt muss ich es versuchen, zu lieben». Jedoch nichtsdestoweniger ist keine dieser Haltungen wirklich wahre Liebe, noch haben sie einen liebevollen Ausdruck zum Ergebnis, weil der Jünger mit sich selbst identifiziert ist und seinen Brennpunkt in seiner Persönlichkeit hat. Liebe wird niemals in der niederen Natur angefacht, wenn ich es so ausdrücken darf; sie ist ein freies, ungehindertes Hineinströmen des höheren Wesens.

Liebe ist spontan und schliesst stets den freien Geist des Christus in sich. Ich möchte darauf hinweisen, dass niemals eine bessere Beschreibung des Wesens der Liebe gegeben worden ist, als diejenige des Eingeweihten Paulus, obgleich die Übersetzung seiner Worte zuweilen falsch ist. Studiert diese Stellen im Neuen Testament, in denen er Liebe definiert. Hört damit auf, Betonung auf den Willen zu lieben zu legen und betont in eurem eigenen Bewusstsein das Bedürfnis von anderen für Verständnis, Mitleid, Interesse und Hilfe. Die übliche Einsamkeit aller Jünger beruht gewöhnlich auf der Tatsache, dass alle diejenigen, mit denen sie in Berührung kommen, mit sich selbst beschäftigt sind und auf der intensiven Beschäftigung des Neophyten mit seinem eigenen Wachstum. Der Schrei des Neophyten ist: «Sag' es mir, sag' es mir, dann werde ich mich ändern. Ich will alles, was gesagt wird, annehmen, aber sag' [737] es mir». Der Ruf des Jüngers ist: «Unterstütze die Arbeit. Vergiss dich selbst. Die Welt braucht dich». So viele Jünger sind noch in sich selbst verschlossen, sie verbergen sich hinter der Mauer des persönlichen Ich's und sie haben wenig wahre ausstrahlende Liebe. Bevor sie die Mauer durchbrechen und wirklich lieben, ist ihre Brauchbarkeit beschränkt.

Wir haben das Stadium der Kleinen Chelaschaft und dasjenige des Chelas im Licht kurz betrachtet. Eine ziemlich grosse Anzahl von Menschen haben diese Stadien heute hinter sich. Es ist jedoch notwendig, die Wirkung dieser beiden Erfahrungen wieder ins Bewusstsein zurückzurufen und die Notwendigkeit hierfür liegt einem grossen Teil der Arbeit zugrunde, die heute von Jüngern und Lehrern geleistet wird. Viele andere Menschen gehen heute durch das Stadium der Angenommenen Jüngerschaft hindurch. Der Grundton dieses Stadiums ist, wie ihr wisst, das Herstellen eines Kontakts mit dem Meister: Es ist in erster Linie und technisch die Aufgabe des Meisters, die direkte Empfänglichkeit und die bewusste Reaktion des Jüngers hervorzurufen. Gleichzeitig mit diesen Reaktionen erwartet der Meister, dass sich der Jünger in seinem Umgang sowohl mit ihm als auch mit seinen Mitjüngern bemüht, unpersönlich zu sein. Unpersönlichkeit ist der erste Schritt auf dem Weg zu geistiger Liebe und geistigem Verständnis. Das Bemühen der meisten aufrichtigen Jünger konzentriert sich gewöhnlich darauf, einander zu lieben und dabei «zäumen sie das Pferd beim Schwanz auf» (um einen alten Vergleich zu gebrauchen). Ihr Bemühen sollte zunächst darauf gerichtet werden, Unpersönlichkeit in ihrem Umgang zu erlangen, denn wenn ihnen dies gelungen ist, dann hört Kritik auf und Liebe kann hereinströmen.

Der Meister erwartet auch, dass seine Jünger sich bemühen, in weiterem und grosszügigerem Ausmass, im Zusammenhang mit seiner Arbeit in der Welt der Menschen, zu arbeiten; er stellt es ihnen frei, nach eigener Wahl zu arbeiten, aber er erwartet ganz bestimmt, dass die Bemühungen in dem besonderen Tätigkeitsfeld, das seine Absicht ausdrückt, unternommen werden. Um diese lebenswichtige und aufreibende Anstrengung durchzuführen, muss die Befähigung vorhanden sein, sich auf die Arbeit und ihre Erfordernisse zu konzentrieren und die Fähigkeit entwickelt werden, mit denen, die mit einer ähnlichen Arbeit beschäftigt sind, zusammenzuarbeiten. Dies macht wiederum Unpersönlichkeit und richtige Einstellung erforderlich. Der Meister sucht heute, in diesen Tagen menschlicher Qual, Hingabe zur Linderung der Bedrängnis der Menschheit; dies verlangt eine Empfindungsfähigkeit für das Leiden der Welt, wie es sich von Tag zu Tag in den Weltangelegenheiten kundgibt; es erfordert auch eine «göttliche Gleichgültigkeit» den äusseren Ereignissen im Leben des kleinen Ich's gegenüber und ein Gefühl für richtige Bewertung, das den Jünger befähigt, seine kleinen persönlichen Angelegenheiten körperlich, emotionell [738] und mental vom Standpunkt des Ganzen aus zu betrachten. Somit gelangen wir wieder zur Unpersönlichkeit, diesmal zu einer Unpersönlichkeit in bezug auf die eigenen Reaktionen des Menschen.

Der Meister muss sich daher notwendigerweise fragen. ob der Aufwand an Zeit und Energie, den er den Mitgliedern seiner Gruppe oder seines Ashrams widmet, wirklich gerechtfertigt ist, und ob die Gruppe als Resultat für vermehrten Dienst «belebt» worden und enger zu einer ashramischen Gemeinschaft verbunden ist, und ob sie dezentralisiert und weniger eine Gruppe von geweihten Persönlichkeiten und mehr eine Gruppe von lebendigen Seelen ist.

Unpersönlichkeit muss auch im Zusammenhang mit dem Meister selbst entwickelt werden. Er gibt sich nicht damit ab, seiner Jüngergruppe Befriedigung mit sich selbst, ihrem Rang oder ihrem Dienst zu verschaffen. Er legt (in seinen wenigen und seltenen Kontakten mit seinen Jüngern) die Betonung häufig auf ihr Versagen und ihre Begrenzungen. Er gibt ihnen nicht nur einen beständigen Strom von Unterweisungen und zunehmende Gelegenheit zu dienen, seine Arbeit besteht in erster Linie darin, ihnen zu helfen, sich vom Formaspekt des Lebens zu lösen und sich tauglich zu machen, gewisse grosse Bewusstseinserweiterungen zu erfahren. Er setzt ihre Hingabe und ihr Verlangen, zu dienen, als Tatsache voraus. Dies hat er dadurch gezeigt, dass er sie in seine Jüngergruppe aufgenommen hat. Als er dies tat, da übernahm er auch die Verantwortung, sie für Einweihung vorzubereiten. Es gehört nicht zu den Pflichten des Meisters, sie aufzumuntern oder sie hinsichtlich der geleisteten Arbeit und der Fortschritte, die sie gemacht haben, zu beglückwünschen. Es ist vielmehr seine Aufgabe, ihren Ton oder ihre Schwingung genau zu überwachen und anzudeuten, wo Änderungen in ihrer Haltung und ihrem Ausdruck getroffen werden müssen; wo eine Verstärkung des geistigen Lebens am Platz ist und wo Persönlichkeitsanpassungen zu grösserer Freiheit und infolgedessen zu wirksamerem Dienst führen könnten. Wenn dieser von ihm angewandte Prozess Verdruss und Enttäuschung in ihnen hervorruft, dann deutet dies an, dass sie noch in Persönlichkeitsreaktionen verstrickt sind.

Jünger vergessen auch leicht, dass der Meister den grösseren Ashram als Ganzes vor der Reaktion derer schützen muss, die in kleinen überwachten Gruppen, zusammen mit ihren erfahrenen Brüdern, arbeiten. Zuweilen werden Jünger entmutigt, aufgrund einer natürlichen Anfälligkeit, eines Mit-sich-selbst-Beschäftigtseins, einer Trägheit und [739] manchmal guter Absichten, und versuchen, aus dem Ashram oder der Gruppe auszutreten. Sie können dies nur exoterisch tun, denn die esoterische Verbindung bleibt stets bestehen, obgleich sie vorübergehend unwirksam gemacht werden kann, weil es notwendig ist, dass sich die grössere Gruppe vor irgendeinem einzelnen unter ihnen schützt. Die Mitglieder eines Ashrams und angenommene Jünger sind stets von Weltarbeit in Anspruch genommen und zwar erfolgreich. Neulinge und Anfänger müssen darin ausgebildet werden, an dieser Arbeit teilzunehmen, und es werden ihnen stets reichliche Möglichkeiten dazu geboten.

Es kommen gewisse Zeitabschnitte, wo Jünger klaren und entschiedenen Fragen gegenübergestellt werden müssen; dadurch, dass diese sie beantworten, entdecken sie sich selbst und den Umfang und die Fruchtbarkeit des von ihnen geforderten Dienstes. Einige dieser Fragen könnten folgendermassen ausgedrückt werden:

Wie wirkungsvoll ist meine Arbeit in bezug auf mein Tätigkeitsfeld?

Wie wirkungsvoll ist mein Denken und Planen in bezug auf das, was in der unmittelbaren Zukunft vor mir liegt? Heute haben wir einen solchen Fall im Zusammenhang mit den Plänen für eine Nachkriegswelt und die Notwendigkeit für eine intelligente und geistige Wiederaufbautätigkeit.

Was für Resultate kann ich als Frucht meiner Arbeit erkennen?

Fühle ich, dass meine Arbeit vom Standpunkt der Seele aus und infolgedessen meines Meisters zufriedenstellend gewesen ist?

Habe ich unpersönlich in bezug auf meine Mitjünger und Mitarbeiter gearbeitet, was auch immer ihr Rang sein mag?

Erkenne ich meine Grenzen und diejenigen meiner Mitjünger ehrlich und gehe dann mit denen, die Seite an Seite mit mir dienen, kritiklos und stillschweigend vorwärts?

Habe ich den nötigen Geist liebevoller Mitarbeit bewahrt?

Erkenne ich meine Grenzen und diejenigen meiner Mitjünger ehrlich und gehe dann mit denen, die Seite an Seite mit mir dienen, kritiklos und stillschweigend vorwärts?

Bin ich mir genau darüber klar, wo ich stehe? Wem kann ich helfen? Und bei wem muss ich Beispiel, Hilfe und Verständnis suchen?

Eine der ersten Lektionen, die ein Jünger lernen muss, ist das zu erkennen, was okkult «hierarchischer Fortschritt» genannt wird. Dies ermöglicht es dem Jünger, sich bewusst auf den Punkt zu stellen, zu dem Evolution und geistige Entfaltung ihn gebracht haben, und infolgedessen diejenigen zu erkennen, denen er vom [740] Standpunkt seiner grösseren Erfahrung aus helfen kann und diejenigen, bei denen er ebensolche Hilfe suchen kann.

Dies ist eine schwere erste Lektion. Der Neophyt ist stets bewusster eingebildet als der erfahrene Jünger. Gerade die Notwendigkeit, die Tatsache hierarchischer Progression zu verstehen, veranlasste mich dazu, die sechs Stadien der Jüngerschaft als Thema für unsere Studien zu wählen. Jünger sein bedeutet nicht, dass alle innerhalb des Ashrams auf derselben Stufe der Evolutionsleiter stehen. Dies ist nicht der Fall. Ein Ashram setzt sich aus allen Graden zusammen, die von dem Rang eines Jüngers, der seine ersten Schritte auf dem mühsamen Ausbildungspfad tut, bis zu demjenigen eines Jüngers reichen, der ein Meister der Weisheit ist. Diese hierarchische Abstufung ist etwas, was sorgfältige Betrachtung rechtfertigt. Ich möchte euch an das Gesetz erinnern, das erklärt, dass «wir vermittels unserer Erkenntnisse wachsen». Eine Erkenntnis ist der Ursprung einer grösseren Bewusstseinserweiterung, wenn sie als Aspekt oder als Bruchteil eines grösseren Ganzen erkannt wird. Eine stabilisierte Bewusstseinserweiterung bedeutet Einweihung. Dies ist eine okkulte Erklärung von grösserer Bedeutung.

Es ist notwendig, dass Jünger die Haltung geistiger Erkenntnis pflegen und sie werden entdecken, dass ihr Leben ausserordentlich bereichert wird, wenn sie es tun. Fühlung mit Jüngern, Eingeweihten und Meistern ruft stets Resultate hervor. Die Macht, die sie normalerweise und unbewusst ausüben, hat eine zweifache Wirkung. Sie bringt das beste heraus und ruft das schlimmste hervor, während sie Situationen mit sich bringt, die der Jünger handhaben muss. Jeder Jünger ist in gewissem Grad ein Brennpunkt der Macht. Je weiter fortgeschritten der Jünger ist, um so grösser die Kraft oder die Energie, die von ihm ausstrahlen wird; dies bringt notwendigerweise Situationen mit sich, die der weniger erfahrene Jünger handhaben muss. Der wahre Jünger ruft diese niemals absichtlich hervor. Die Theorie (die unter okkulten Gruppen so verbreitet ist), dass der Führer oder irgendein älterer arbeitender Jünger Situationen inszenieren muss, um den Schüler zu entwickeln, widerspricht dem okkulten Gesetz. Jedoch in dem Augenblick, wo ihr in den Schwingungsbereich eines Meisters oder irgendeines Jüngers eintretet, der älter ist als ihr, wird sich bestimmt in eurem Leben etwas ereignen. Die Strahlung ist wirkungsvoll, wenn sie richtig empfangen, registriert und bewusst gebraucht wird, um die geahnten und benötigten Änderungen herbeizuführen. Schliesslich, wenn die Schwingung des Jüngers beständig bleibt und auf die höhere reagiert, können die beiden in Übereinstimmung gebracht [741] werden. Gerade diese Synchronisierung charakterisiert alle Ränge von Eingeweihten und deutet einem Eingeweihten höheren Ranges an, dass ein Eingeweihter oder Jünger eines niederen Ranges in die höheren Ränge zugelassen werden kann. Synchronisierung ist der Schlüssel zur Einweihung.

SIEBENTER TEIL

Stadium IV. Der Chela am Faden.

Mit diesen einleitenden Bemerkungen wollen wir zu einem anderen Stadium auf dem Pfad der Jüngerschaft übergehen. Das vierte Stadium wird folgendermassen beschrieben: