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VIERTER ABSCHNITT - PERSÖNLICHE UNTERWEISUNGEN FÜR JÜNGER - TEIL 14

Ich habe offen mit dir geredet, mein Bruder. Es liegt mir sehr daran, wie ich es mehreren deiner Gruppenbrüder gesagt habe, dass ihr alle in meinem Ashram schöpferische und wirkende Arbeiter innerhalb der Hierarchie für sie werden mögt. Es liegt mir ausserordentlich viel daran, zu sehen, wie du alles, was du bist, in grösserem Mass ausdrückst und auf diese Weise diese Zeit des «flüchtigen Dienstes» beendest - (Vergib mir, dass ich dieses Wort gebrauche, aber ich spreche, um dein Bewusstsein zu fesseln) - und in jene völlige Offenbarung des Willen zum Guten eintrittst, welche stets Freude und Wirkung mit sich bringt.

Wir sind nun seit Jahren in gegenseitiger Beziehung auf dem Pfad des Lebens gewandelt. Ich habe dich vor Gefahr beschützt, während du dich orientiert und deine Kraft erprobt hast, aber diese Zeit sollte nun vorüber sein. Ich stehe dir jederzeit bei, doch du musst nun in eine beständige und geordnete Arbeit eintreten, deine Verantwortung übernehmen und geistig «erwachsen werden». Die Zeit des geistigen Jünglingsalters ist für dich vorüber. Willst du dir darüber klar werden und nun arbeiten?

August 1946

MEIN JÜNGER!

Du gehörst zu denen in dieser Gruppe, die innerhalb des Ashrams sind, und [746] diese Tatsache bringt eine bestimmte Verpflichtung und Verantwortung mit sich. In meiner letzten Unterweisung für dich (die ich vor zwei Jahren gab) habe ich dieses stark betont und möchte dir nun sagen, dass du Fortschritte gemacht, viel Unwesentliches aus deinem Leben entfernt hast und mehr Zeit für wirklichen Dienst findest. «du fasst an deinem Platz Wurzel» - wie es die okkulte Phrase ausdrückt; das war für dich ein notwendiger Schritt. Nun muss die Meisterung der Technik oder der Methode folgen, durch die du (von jenem Platz aus) zum Zweck des Dienstes in irgendeiner erforderlichen Richtung weitergehen kannst.

Dabei kann dir niemand helfen. Die Mittel und Wege musst du allein und ohne Hilfe finden. Dieses Bemühen deinerseits, dieses tastende Suchen hier und dort nach einem rechten Dienstfeld ist hauptsächlich für deine ausserordentliche Empfindungsfähigkeit verantwortlich. Du gehst in einer Richtung vorwärts und reagierst auf notwendigen Widerstand, was sich als beunruhigend erweist und zu einer psychischen Krise führen mag. Du bewegst dich in einer anderen Richtung, und es überfällt dich etwas, was du als Furcht empfindest. Du gehst woanders hin, die gebotene Gelegenheit entspricht nicht deinen Fähigkeiten, und du nimmst dies zur Kenntnis und ziehst dich wieder zurück, wobei du dir stets der psychischen Atmosphären und der Umstände bewusst bist. Was ist da zu tun?

Ein grosses Experiment wird in der Arkanschule erprobt. Es ist das Bemühen, die Ausbildung von Aspiranten für Jüngerschaft von den Schultern der Meister zu nehmen und die Aspiranten in der Weise vorzubereiten, dass sie ihren Platz an der Peripherie eines Ashrams - in diesem Fall meines Ashrams - einnehmen. Ich nehme in diesem Zusammenhang gleichfalls vieles von den Schultern anderer Meister. Meister wie K. H. und M. befassen sich gegenwärtig nur mit ausgebildeten Jüngern - derart sind die Erfordernisse der Weltarbeit. In der fortgeschrittenen Abteilung der Arkanschule geht dieses Experiment vonstatten, obwohl es bis jetzt erst im Entstehen begriffen ist. Schwierigere und spezifische Ausbildung sollte den wenigen gegeben werden, die richtig auf den «Ruf der Hierarchie» reagieren. Ich habe mit A. A. B. über diese Angelegenheit gesprochen und erbitte deine Hilfe und deine Zeit in der Richtung, auf die ich sie hingewiesen habe. Ich möchte dich auch bitten, es A. A. B. zu gestatten, dich eingehender für diese Arbeit auszubilden und es voller Vertrauen zu tun, da die Verbindung zwischen euch beiden stark ist und du es ihr stets gestattet hast, offen mit dir zu sprechen.

Du musst es lernen, dich im [747] psychischen Sinn vor Menschen zu schützen. Dieser Schutz kann auf verschiedenartige Weise hergestellt werden. Ich könnte dich selbst mit einem schützenden Schild umgeben, ziehe es jedoch vor, dies nicht zu tun, denn du würdest nichts dabei lernen. Du musst die Arbeit selbst tun, und sie macht im Grund die Transmutation des Kreuzbeinzentrums (nicht des Sonnengeflechts, wie du naturgemäss denken könntest) zum Kehlzentrum erforderlich. Im Kreuzbeinzentrum liegen die alte rassische Furcht und tiefgründige persönliche Wünsche. Denke nicht über das Kreuzbeinzentrum nach, denn das würde diese alten Erbschaften an die Oberfläche bringen. Bringe deine Arbeit vielmehr mit dem schöpferischen Kehlzentrum in Beziehung. Dann verrichte die folgende Übung:

1. Lass das OM als Seele, die ihren Brennpunkt im Ajnazentrum hat, innerhalb des Kehlzentrums ertönen.

2. Sieh (mit der schöpferischen Vorstellungskraft) das Kehlzentrum als ein leuchtendes vibrierendes, strahlendes Reservoir und wisse, dass es so ist.

3. Dann sende einen breiten und lebenskräftigen Energiestrom von diesem Zentrum aus die Wirbelsäule hinab zum Kreuzbeinzentrum in der Wirbelsäule, während du den Strom in deinem Bewusstsein unversehrt bewahrst, damit kein Teil von ihm zu den physischen Gegenstücken des Kreuzbeinzentrums, den Geschlechtsdrüsen, abgelenkt wird.

4. Dann sieh das Kreuzbeinzentrum (in der Wirbelsäule) als ein leuchtendes Energiereservoir, aber als Energie, die von physischer schöpferischer Tätigkeit zum Zweck der Zerstörung der alten rassischen Furcht in der Welt abgelenkt wird. Dann projiziere diese Energie in die Welt der Menschen hinaus, um bei der Zerstörung von Furcht zu helfen.

5. Dann, wenn du dein Bewusstsein von neuem positiv im Ajnazentrum bestätigst, ziehe deine Aufmerksamkeit vom Kreuzbeinzentrum und Kehlzentrum zurück und lass das OM - als lenkender Jünger - siebenmal langsam und lautlos ertönen.

Gebrauche diese Übung so oft es nottut, aber im Augenblick und sechs Monate lang gebrauche sie täglich. Du wirst überrascht sein, was sie für dich tun wird.

Die Meditation, die ich dir das letzte Mal gab, wird dir den Rest deines Lebens lang dienen, deshalb gebe ich dir jetzt keine Meditation.

Dir, ebenso wie den anderen in der Gruppe, sage ich: «Geht voll Vertrauen und [748] voller Freude vorwärts». Stelle einen engeren Kontakt mit mir, deinem Freunde und Lehrer her.

November 1948

Heute beginne ich mit einem Wort wirklichen Lobes für dich. Seit meiner letzten Mitteilung an dich ist es dir gelungen, zweierlei zu tun: Du hast die «Verwurzelung an deinem Platz» in meinem Ashram stabilisiert (worauf ich mich in meiner letzten Mitteilung an dich bezog), und du hast dies auch mit einer gleichlaufenden, ganz definitiven Verlegung der astralen Polarisation auf höhere astrale Stufen durchgeführt - eine Aufgabe, die augenblicklich die Aufmerksamkeit einer grossen Anzahl von Jüngern in Anspruch nimmt. Der Grund hierfür ist, dass ein sehr grosser Teil der Arbeit des wiederkehrenden Christus die Astralebene ausserordentlich beeinflussen wird. Es sind daher Jünger erforderlich, die Licht absorbieren, umwandeln und übertragen können. Für diese Arbeit bist du besonders ausgerüstet und daher die psychischen Schwierigkeiten, denen du seit einigen Jahren gegenübergestanden hast. Diese Schwierigkeit wird von jetzt an sehr abnehmen, besonders, wenn du fortfährst, an deiner Aufgabe ... zu arbeiten, in Vorbereitung für das Wiedererscheinen Christi.

Diejenigen Jünger, die heute in der Welt arbeiten, und die es bewusst tun, um dem Christus und seiner Mission zu helfen, kommen innerhalb der schützenden Aura, mit der das Haupt der Hierarchie gewisse Arbeit, die seitens der Hierarchie im Zusammenhang mit unserem Planeten unternommen wird, jederzeit umgibt. Diese Vorbereitungsarbeit für sein Kommen ist eigenartig gefährlich wegen des ungeheuren und beständigen Antagonismus, die sie in den widerstreitenden Kräften des Bösen erweckt (und zunehmend erweckt). Der hauptsächliche Angriff dieser Kräfte ist auf Jünger gerichtet und besonders auf diejenigen in einer Stellung und an einem Evolutionspunkt, wo sie voller Macht handeln und in der Aufgabe, andere zu erreichen, ausserordentlich helfen können. Du kannst dies tun und bist deshalb gemeinsam mit allen Jüngern «für Schutz markiert», wie es esoterisch genannt wird. Das bedeutet nicht, dass du frei von Angriffen und - weil du ein Jünger bist - von Angriffen auf alle drei Körper gleichzeitig sein wirst, aber es bedeutet, dass ein solcher Angriff in dir keine Furcht erweckt. Erinnere dich stets [749] daran, mein Bruder, dass gerade Furcht den Eintritt falscher Mächte gestattet und dass ein solcher Angriff nicht auf deinen schwächeren Punkt gerichtet werden mag, sondern vorzugshalber auf deinen stärksten: gerade dort werden Jünger oft überrascht und erleiden dann einen vorübergehenden Rückschlag.

Die Astralebene ist heute in einem grossen Zustand des Aufruhrs - aber dies ist ein Thema, das ich in meiner nächsten Mitteilung an die Jüngergruppe behandeln will. Nichtsdestoweniger muss es berücksichtigt werden. Dieser Aufruhr wird durch einen zunehmenden Abstieg der Christusenergie von der buddhischen Ebene zur Astralebene verursacht - einer notwendigen Ansammlung geistiger Kräfte, die eine hinreichende Stärke besitzt, um ein Reservoir dieser Energie zu erschaffen, von dem die Hierarchie Gebrauch machen kann, wenn sie nach aussen hin in Erscheinung zu treten fortfährt. Aus dieser Kraft (die ihrer Natur nach astral-buddhisch ist) können Jünger wie du Nutzen ziehen. Sie überbringt die Eigenschaft des «verkörperten Lichts», der Empfindungsfähigkeit für neu hereinkommende Schwingung und schützende «Biegsamkeit» - ich weiss nicht, was für ein Wort ich sonst gebrauchen könnte. Sie kann nur von arbeitenden Jüngern gebraucht werden. Deshalb arbeite, mein Bruder, und lass diese durchdringende Energie einen Kanal durch dich finden.

Ich habe dir diese Dinge zur Beruhigung gesagt, denn du hast in der Vergangenheit eine gewisse Neigung zu psychischer Furcht gezeigt, obwohl ein grosser Fortschritt in dieser Hinsicht bemerkbar ist. Diejenigen, welche in diesem kommenden Zyklus arbeiten, müssen Furcht ablegen und sich durch einen Akt geistigen Willens weigern, selbst die Existenz dessen, was die Reaktion von Furcht verursacht, in ihrem Bewusstsein zu registrieren. Nicht die «kleinen Willen der Menschen» müssen hier gebraucht werden, sondern der höhere geistige Wille muss über die Antahkarana hereingebracht werden. Im Hinblick darauf gab ich die Lehre über die Antahkarana heraus, ehe ich das Wiedererscheinen Christi verkündete.

Ich möchte dich bitten, dich voll und ganz an der Neuorganisierung der Arkanschule zu beteiligen und dein hauptsächliches Bemühen auf die Arbeit der älteren Schüler zu konzentrieren. Berücksichtige stets, dass geistige Esoterik erforderlich ist. Lehre die Schüler, eine Lichtlinie zwischen sich selbst und allen Umständen und Problemen zu erschaffen. Das ist möglich, weil jedes Problem in Wahrheit eine lebenskräftige Gedankenform ist, welche Gutes oder Böses bewirken kann. Die hergestellte Lichtlinie kann das Böse vertreiben [750] oder als Übertrager des Willen zum Guten dienen. In den obigen paar Sätzen habe ich dir einen wirkungsvollen Fingerzeig gegeben, und zwar einen, der allen wahren Aspiranten gelehrt werden sollte.

Ich habe dir wenig mehr zu sagen. Du möchtest es wirklich hilfreich finden, wenn du alles, was ich dir in deinen persönlichen Unterweisungen gegeben habe, seit die Gruppe organisiert wurde, sammeln und es ohne Unterbrechung langsam und sorgfältig durchlesen würdest. Dies wird dir besser als irgendetwas anderes einen synthetischen Überblick über das allgemeine Muster deines geistigen Wachstums und deiner Fortschritte geben.

Geh mit einem Gefühl der Kraft vorwärts, in dem Bewusstsein, dass du dich stets auf die Macht deiner Seele, die Solidarität des Ashrams und die schützende Aura, welche die Arbeit des Christus umgibt, verlassen kannst.

An D. L. R.

Januar 1940

MEIN BRUDER!

Ich finde es äusserst schwierig, der Verblendung, die den vollen Ausdruck deiner Seele zurückhält, einen Namen zu geben. Ich könnte sie vielleicht die «Verblendung der andauernden Umstände» nennen. Dies führt zu einem fast unvermeidlichen Bau einer Mauer aus kleinen und unbedeutenden Ereignissen, aus geringfügigen Kontakten, einförmig geregelten und festgelegten Pflichten, die jahraus, jahrein ausgeführt werden, weil sie deine Pflicht und Lebensfunktion darstellen und dich auch mit den nötigen Mitteln zum Lebensunterhalt versorgen. Dies alles stellt eine langsam fortschreitende Verblendung dar, hinter der du gewissenhaft und mühselig stehst und täglich arbeitest. Ein solcher Stand der Dinge führt zu einer statischen Situation und einer beständigen Beeinflussung deines Lebensausdrucks. Hiergegen protestiert deine Seele zuweilen und wird es immer mehr tun. Darauf musst du vorbereitet sein. Du musst dich auf ein gewisses Gefühl des Abscheus und der Enttäuschung einstellen, wenn dein Leben so weiter seinen altgewohnten Gang gehen wird. Und für diesen Abscheu wirst du in deiner Umgebung kein wirkliches Verständnis finden. Auch darauf musst du gefasst sein und es kritiklos von denen hinnehmen, [751] welche dir kein wahres Verständnis entgegenbringen.

Bisher hast du solche Augenblicke des Abscheus als Rebellion angesehen, die sofort unterdrückt werden muss. Du hast alles Streben nach einem Wechsel zurückgewiesen, weil du es als eine hindernde Verblendung angesehen und stets zu glauben versucht warst, dass deine Wahl des Stabilen, Sicheren und Vertrauten völlig richtig ist. Zuweilen ist eine solche Wahl tatsächlich richtig gewesen, aber das war nicht immer der Fall trotz der Entschlossenheit, welche deine Umgebung zeigte, dich an das Erprobte und Vertraute zu binden.

Mein Bruder, bemühe dich um jeden Preis, aufgeschlossen und eifrig der Zukunft entgegenzusehen. Verbirg dich niemals hinter Gedanken über vergangene Errungenschaften oder solche in einem zukünftigen Leben. Lerne es, die Gelegenheit zu erkennen, wenn sie in deinen Gedanken auftaucht, und sei bereit, den stabilen Rhythmus einer hochgradigen und zulänglichen Persönlichkeit in die eifrig vorwärtsblickende Haltung eines Weltjüngers umzuwandeln. Dann werden Veränderungen kommen, weil deine innere Haltung den Weg bereitet hat.

Zuweilen frage ich mich, mein Bruder, ob du Notiz von ihnen nehmen und sie als das erkennen wirst, was sie sind. Wirst du die offene Tür sehen, die zu einem volleren und reicheren Leben führt? Ich fordere dich auf, bereit zu sein und dich von den Verblendungen des Vertrauten, der Familie und deiner Umgebung zu befreien.

August 1941

Gegenwärtig sind in deinem Inneren Regungen einer Revolution und eines Aufruhrs, welche die Saaten der Befreiung in sich bergen. Setzt dich das in Erstaunen? Bis jetzt verstehst du noch kaum, wie tief sie sind und welchen Zweck sie haben. Du musst dich daran erinnern, dass Aufruhr auf rein selbstsüchtigem Verlangen nach einer Art zu leben beruhen mag, die deine Persönlichkeit fordert. Aber das kann auch von der Seele hervorgerufen werden, und dieses ist bei dir der Fall. Eines der ersten Dinge, welche ein Jünger lernen muss, ist, die wahre Natur dessen zu erkennen, was ihn lenkt und beeinflusst. Bei vielen ist das irgendein Aspekt [752] der Persönlichkeit oder die Persönlichkeit als Ganzes; bei einigen ist es die Seele. Bei noch anderen mögen Eingebungen von einem Minderwertigkeitsgefühl und einer sich daraus ergebenden Reaktion eines sorgfältig erwogenen Verteidigungsmechanismus stammen, und noch andere mögen durch die Umstände oder den Denkaspekt der Rasse oder populäre Ansichten oder die Menschen, mit denen sie durch alte Bande, karmische Bindungen oder selbstgewählte Verantwortungen verbunden sind, gelenkt werden. Ich will dir hier gewisse Dinge sagen, die dir zu einem volleren Leben und vertieften Seelenausdruck verhelfen mögen.

Deine Verbindung mit deiner Seele ist wirklich vorhanden. Sie ist nicht in diesem Leben erreicht worden. Sie ist daher einer der stabilen Faktoren in deinem Leben. Dein Denkaspekt ist von hoher Qualität und reagiert mit Leichtigkeit auf Intuition und Erleuchtung. Du hast deinen emotionellen oder Astralkörper gut unter Kontrolle. Auf den inneren Ebenen der Persönlichkeit ist deine Lebensdemonstration gut, und du führst ein gewissenhaftes und fortschreitendes geistiges Leben - so stark, dass deine Schwingung zuweilen so intensiv emporreicht, dass sie innerhalb der Peripherie des hierarchischen Einflussbereiches ertönt. Das ist ziemlich selten. Aber nach aussen und nach unten (diese unzulänglichen Ausdrücke machen es schwer, die Lehre zu übermitteln) ist dies nicht der Fall. Deine ausströmende Energie scheint einen Kurzschluss zu verursachen, und deine Strahlung entspricht nicht deinem inneren geistigen Leben. Du wirst dich daran erinnern, dass ich dir vor einigen Jahren das Wort «Strahlung» als deinen wünschenswerten geistigen Grundton gab. Seit Jahren habe ich die Verstärkung deines geistigen Lebens auf den inneren Ebenen beobachtet, jedoch gesehen, wie sie unmittelbar vor ihrem Ausdruck auf der Ebene des täglichen Lebens zurückgehalten wurde. Ich beziehe mich hier nicht auf den Ausdruck des Charakters oder darauf, was die Leute sonst «gut zu sein» nennen. Ich beziehe mich auf wirkungsvolle Strahlung.

Wodurch wird sie verursacht, mein Bruder? Ich möchte sagen: Durch äussere Umstände und insbesondere durch zwei Menschen sowie eine stark empfindungsfähige Empfänglichkeit für das mentale oder emotionelle Leben anderer. Denke darüber nach. Diese Empfindungsfähigkeit verursacht eine Zurückhaltung des physischen Ausdrucks. Dazu kommt zuweilen eine irrtümliche Auslegung von Pflicht. Weisst du nicht, mein Bruder, dass diejenigen, welche im Stadium der angenommenen Jüngerschaft sind (so wie du), ausstrahlende Lichtzentren in verhältnismässig grossem Massstab sein sollten? Bei dir ist diese Strahlungsmacht vorhanden, wird jedoch durch deine Reaktion auf die äusseren Einzelheiten des Lebens auf der physischen Ebene und auf die Reaktionen von denjenigen, die weniger entwickelt sind als du, unwirksam [753] gemacht. Ist dies ein hartes Wort? Erwäge es mit der Loslösung, welche du so verständnisvoll entwickelt hast, und du wirst im Lauf der Zeit finden, dass meine Diagnose richtig ist.

Wende diese Tugend der Loslösung von neuem an und gib ihr eine neue Auslegung, und dir wird viel offenbart werden. Ich werde mich nicht deutlicher ausdrücken. Meine Funktion ist es, Richtung anzudeuten, aber deine Aufgabe ist es, richtig zu verstehen und dann zu reagieren. Deine anfängliche Auslegung, welche du meinen Worten gibst, mag nicht in allen Fällen richtig sein. Gewöhnlich geht die Integration des geistigen Lebens und der Persönlichkeit folgendermassen vor sich:

1. Der Astralkörper integriert mit dem physischen Gehirn über den Ätherkörper und das Sonnengeflecht.

2. Diese beiden integrieren dann mit dem Mentalkörper und vollenden somit den Persönlichkeitsausdruck.

3. Hierauf folgt nach vielem Kämpfen und langer Zeit die definitive Integrierung der Persönlichkeit und der Seele.

Du hast jedoch die Integrierung vom Astralkörper zum Mentalkörper und von dort zur Seele durchgeführt, nur ist es dir noch nicht gelungen, diese drei mit dem physischen Menschen, der das Gehirn beherrscht und einen vibrierenden äusseren Ausdruck des inneren Menschen hervorruft, zu integrieren. Das ist ein ziemlich seltener Zustand. Wenn du dich selbst als das sehen könntest, was du deinem inneren Wesen nach bist, würdest du die Bekanntschaft eines vibrierenden, ausstrahlenden weisen Jüngers machen. Aber du verbirgst dies alles hinter einer Mauer, die durch deine dich beeinflussende überempfindliche Natur und deine Umstände und auch durch den Einfluss mehrerer Menschen errichtet worden ist. Komm aus deinem Versteck hinter dieser dich hindernden Mauer heraus, mein Bruder, und - um derjenigen willen, denen du dienen kannst - sei, was du bist.

Dass dein Hervortreten seine eigenen Probleme mit sich bringen wird, ist wahrscheinlich wahr, aber mit den Ergebnissen einer richtigen Tat (die weise und nicht fanatisch ausgeführt wird) hast du nichts zu tun.

Eine kurze Visualisationsübung und Meditation mögen dir bei diesem Prozess des Hervortretens helfen. Es ist wohl zu berücksichtigen, dass die Dramatisierung des geistigen Lebens zu schöpferischer Erscheinung [754] führt, den Willen zum Guten stärkt, die Wunschnatur in die richtige Richtung lenkt und Leistungsfähigkeit im Ausdruck auf der physischen Ebene hervorruft. Du wirst daher sehen, dass die Menschheit, wenn sie beginnen kann, als Ganzes auf diese Weise zu arbeiten, in einen neuen Zyklus eintreten wird, in welchem böses Karma nicht mehr erzeugt und vergangenes Karma sich als erfahrenes geistiges Leben auswirken wird.

Diese Meditationsübung sollte sorgfältig überdacht werden, ehe sie ausgeführt wird, damit du genau weisst, was du zu tun versuchst, und du sie dann mit angemessenen Ergebnissen durchführen kannst. Ich möchte dich bitten, sie zweimal täglich dann durchzuführen, wann es dir am besten passt. Ich schreibe dir eine regelmässige Zeit nicht vor. Wenn du sie ein Jahr lang regelmässig (glaubensvoll und geschickt) durchführst, mag sie fast dramatische Veränderungen in deinem Leben hervorrufen.

1. Führe durch die Fähigkeit der Vorstellungskraft und sorgfältige Visualisation eine Konzentration der Kräfte des niederen Menschen in der Seele herbei. Dieses kann durch schnelle, richtige Gleichschaltung erfolgen.

2. Sieh die Seele als eine strahlende Sonne in deinem Innern (die Persönlichkeit verbirgt sich hinter ihren Strahlen). Du, der wahre geistige Mensch, rufst das Verschleiern des niederen Menschen hervor.

3. Sieh, wie sich die Strahlen der Sonne zuerst zum Denkaspekt erstrecken und Erleuchtung bringen. Halte hier inne und konzentriere dein Bewusstsein im Denkaspekt. Die Arbeit geschieht dadurch, dass du dich deinen Persönlichkeits- und mentalen Strahl, welcher der fünfte Strahl des konkreten Wissens und der Wissenschaft ist, entlang projizierst. Dieses sollte dir verhältnismässig leicht fallen.

4. Dann sieh, wie die Strahlen der Seele (der Sonne deines Lebens) sich ausbreiten und dein astrales Wesen umfassen und die Astralebene, mit welcher du Kontakt hast, erleuchten und auf diese Weise ein Ausströmen von Liebe bewirken. Auch dieses solltest du verhältnismässig leicht erreichen, weil dein Astralkörper auf dem sechsten Strahl der Hingabe und des Idealismus ist.

5. Führe die Strahlung der Sonne zum Ätherkörper und sieh, wie er sich (auf dem Strahl des siebenten Strahls deiner physischen Natur) so dynamisch mit Energie füllt, dass du (bildlich gesprochen) die Fähigkeit haben wirst, durch die Mauer hindurchzubrechen, welche verhindert, dass die innere Strahlung in die äussere physische Welt hinausgeht.

6. Dann lass das OM sanft siebenmal [755] ertönen, wobei du dich auf das Bild dieser Sonne (die du bist und die deine solare Qualität ist) konzentrierst und auf diese Weise das äussere Leben erleuchtest.

Dieser Vorgang sollte ziemlich leicht sein, da alle deine Strahlen dazu neigen, ihn zu begünstigen. Der Vorgang ist auch höchst wissenschaftlich, denn er ist in Wahrheit die Manipulation von strahlender solarer Energie direkt vom «Herzen der Sonne», technisch gesprochen. Arbeite geduldig nach diesen Grundsätzen und nimm die hervorgerufenen Wirkungen geduldig und mutig hin. Hierfür wirst du ewig dankbar sein.

August 1943

1. Fürchte dich nicht vor Einsamkeit. Die Seele, die nicht allein stehen kann, hat nichts zu geben.

2. Schneide tief in die Wurzeln deines ganzen Lebens. Suche Freiheit von der Vergangenheit. Jedoch verlasse die Ebene nicht, in die dich das Leben geführt hat, um dort eine Rolle zu spielen.

3. Der Rhythmus allen Lebens pulsiert in Zeit und Raum, und in diesem Rhythmus musst du eine befreiende Note finden.

4. Erwäge die Arbeit des Zerstörers: Warum findet Zerstörung statt und warum der Verlust der gewesenen Schönheit? Deine Aufgabe im Leben sollte diese Kenntnis ermöglichen. Dann baue.

5. Sei ein Sannyasin - frei, allein mit Gott, deiner Seele und mir. Dann arbeite und liebe.

6. Dein hauptsächliches Lebensthema im kommenden Jahr ist: Suche Freiheit. Denke darüber nach. Es ist das Ziel für alle.

September 1943

MEIN BRUDER!

Wenn ein Meister seine Chelas jahrein, jahraus studiert, gelangt er zu gewissen definitiven Kenntnissen in bezug auf sie, welche ganz anders sind als diejenigen, die selbst von seinen liebsten und engsten irdischen Freunden erhalten werden. Die letzteren sind geneigt, das Wesentliche nicht zu begreifen, weil nur die Einzelheiten und kleinen Aspekte des täglichen Ausdrucks ihre Aufmerksamkeit erregen und die Oberfläche mit der Tiefe verwechselt wird. Der Meister schaut in die Tiefe; er begreift die wesentliche Qualität und das hauptsächliche Bedürfnis, das in Erscheinung tritt.

Was liegt in diesem Leben ganz [756] in der Tiefe deiner Persönlichkeit, mein Bruder? Ich beziehe mich hier nicht auf die Tiefen der Seele, sondern auf das besondere verborgene Etwas, das sich auszudrücken sucht und diese ganze Verkörperung hindurch nach Ausdruck gerungen hat. Was ist deine wesentliche Qualität? Hier beziehe ich mich auf die hervorstechende Qualität, die, einen entsprechenden Erfahrungsvorgang vorausgesetzt, aus deinem Leben ausstrahlen und somit deine hauptsächliche Bereicherung für die Arbeit darstellen wird. Was ist dein bevorstehendes Bedürfnis in diesem Leben? Reduziere dies alles auf die Erfordernisse zur Einweihung (für die du vorbereitet wirst), und du gelangst zu drei grundlegenden Dingen, welche manifestiert werden müssen, bevor du diesen ungeheuren Schritt auf dem Pfad vorwärts tun kannst. Du wirst bemerken, dass ich mich nicht mit deinen Fehlern oder deinem Versagen befasse. Diese sind unvermeidlich und relativ unbedeutend, weil ein Jünger an deinem Entwicklungspunkt sich dieses Versagens stets bewusst ist und man sich darauf verlassen kann, dass er für die Beseitigung die nötigen Schritte unternehmen wird.

Seit Jahren habe ich dich beobachtet. Du hast in jeder Richtung regelmässige Fortschritte gemacht und nun einen Punkt erreicht, den alle Jünger erreichen müssen und an dem eine höchste Anstrengung erforderlich ist, die sich auf klare Wahrnehmung und Einsicht gründet. Um dir zu helfen, diese höchste Lebensanstrengung zu unternehmen, möchte ich auf diese drei Punkte eingehen.

Ich muss sie auf eine solche Art und Weise streifen, dass nur du den tieferen Sinn verstehen kannst. Es ist nicht notwendig, dass deine Gruppenbrüder oder sonst jemand, dem deine Schriftstücke in die Hände fallen mögen und die sie lesen, die Bedeutung meiner Worte begreifen. Hier ergeben sich zwei Faktoren von Interesse. Dadurch, dass ich die Wahrheiten, von denen ich möchte, dass du sie verstehst, verschleiere (vom Gesichtspunkt definitiver persönlicher Anwendung), biete ich dir einen Kompromiss zwischen der östlichen Methode, Fingerzeige zu geben, und der westlichen Methode, offen und ehrlich zu sprechen! Gleichzeitig bemühe ich mich, dir die Haltung aller Jünger in der Ausbildung für Einweihung zu übermitteln. Dieses ist eine Haltung äusserster persönlicher Zurückhaltung und ein Zurückziehen von jenen in Worten bestehenden Kontakten, welche zuviel vom individuellen Wachstum der Seele offenbaren. Dieses ist eine der ersten Lehren in bezug auf das Schweigen, das Einweihung auferlegt. Es ist auch einer der ersten Schritte zu einem Begreifen jener «isolierten Einheit», die für den Meister charakteristisch ist. In der Hierarchie herrscht völlige Einheit, welche auf einer erkannten Isolierung des Geistes vom Stoff begründet ist. Dieser Gedanke sollte dich mit einem Thema für [757] viel tiefes Denken versorgen.

Worin sollte daher die einzigartige Realisation bestehen, zu deren Ausdruck dir diese besondere Verkörperung behilflich sein sollte? Was liegt in den Tiefen deines Seins, das Offenbarung sucht? Welcher Art ist die wesentliche Qualität, die du ausstrahlen sollst? Was ist von hervorragender Notwendigkeit für dich? Ich will dir die Wahrheit so sagen, wie ich sie sehe, wobei ich jedoch daran erinnere, dass die Wahrheit, wie du sie erkennst, dein Leben ändert und beeinflusst. Du musst meine Vorschläge deshalb als wertvoll betrachten, sie jedoch in erster Linie als Gegenstand einer bestimmten geistigen Forschung ansehen - fortgeführt mit einem unvoreingenommenen Denkaspekt und einer Bereitschaft, die Vorschläge dann als richtig und berechtigt anzuerkennen, wenn deine eigenen Schlussfolgerungen und deine intuitive Reaktion es rechtfertigen, dass du ihnen zustimmst. Hier sind meine Schlussfolgerungen:

1. Die verborgene Schönheit, welche in deinem Leben Ausdruck sucht, ist die Fähigkeit, Worte zu gebrauchen, welche die Aufmerksamkeit anderer fesseln und sie infolgedessen auf den Pfad der Rückkehr bringt. Dieses wird dich zweifellos in Erstaunen setzen, aber deine scheinbare Unfähigkeit, z.B. einen fliessenden Brief zu schreiben oder einen beredten Aufruf zu verfassen oder die mächtigen Aufsehen erregenden Worte hervorzubringen, welche du in deinem Innern brennen fühlst, deuten nur auf ausgesprochene Persönlichkeitshemmungen hin, die du überwinden kannst, wenn du es wünschst. Worte sind der Ausdruck der Seele, wenn sie richtig angewendet werden. Du gebrauchst diese Worte nicht. Du kannst es tun, wenn du dich dazu entschliesst. Die Kunst, geistige Briefe zu schreiben, wird diese innere Schönheit freisetzen und deinen Dienst erweitern.

2. Die wesentliche Qualität, die du ausstrahlen solltest, ist ein verständnisvolles Halten derer, für die du verantwortlich bist. Ich habe «Halten» gesagt, mein Bruder. A. A. B. hat meine Aufmerksamkeit auf die interessante Tatsache gelenkt, dass es äusserst selten ist, dass du einen Schüler aus deiner Sekretärsgruppe verlierst, du jedoch auf der äusseren Ebene weniger schreibst und tust (scheinbar) als die anderen Sekretäre. Warum? Es deutet die Qualität an, welche du ausstrahlst.

Diese Qualität ist ihrer Natur [758] nach von durchschlagender Macht. Es ist die Fähigkeit, andere durch das Wesen deines Verständnisses standhaft zu halten. Sie fühlen das, selbst wenn du es nicht bewusst ausdrückst. Es bleibt im Grund noch subjektiv. Eine Qualität wie diese - bindend, eindrucksvoll und beständig - bringt sowohl ihre Begrenzungen als auch ihren Segen mit sich. Die Menschen können enger an dich gehalten werden, als es gut für sie ist, und es sind immer die Schwächeren, die so gehalten werden, und die weniger Fortgeschrittenen. Auf diese Weise können Menschen von dem sie Haltenden abhängig werden, so dass es ihnen infolgedessen nicht möglich ist, sich selbst auszudrücken. Dadurch werden ihre Schwächen und eine Neigung zur Negativität entwickelt. Du kannst dich mit diesem Thema selbst befassen. Aber der heilsame Aspekt dieser Strahlung ist in dir vorherrschend und muss gesteigert werden, und zwar musst du es bewusst tun.

3. Das, was dir vor allem nottut (und du weisst es), ist Freiheit, ist Befreiung. Ich meine nicht Freiheit von Verkörperung oder Befreiung vom Druck des Lebens, sondern die Freiheit, die der Sannyasin kennt, wenn er frei in den drei Welten umherwandert - ohne Überwachung und ohne dass sich ihm irgendjemand aufdrängt, abgesehen von seiner eigenen Seele. Es ist die Freiheit, die dann mentale Hilfe, emotionelle Reaktion und physische Zeit gibt, wenn es dem Jünger beliebt. Diese werden nicht durch Gewohnheit und auf Verlangen anderer hervorgerufen, sondern sind der freie Beitrag der Seele zu einem augenblicklichen Bedürfnis. Deine Reaktion ist nicht immer auf Bedürfnis, mein Bruder, nicht wahr? Denke darüber nach.

In den sechs Saatgedanken, die ich dir vor einem Jahr gegeben habe, war dieses Thema der Befreiung, einer wünschenswerten göttlichen Einsamkeit und einer Suche nach einer Note, die Freiheit bringen könnte, vorherrschend. Sie sollten noch immer das Hauptthema deiner ganzen Meditationsarbeit bilden. Ich möchte vorschlagen, dass du sie im kommenden Jahr als Saatgedanken für deine definitiv geplante Morgenmeditation nimmst. Ich überlasse dir das Planen, möchte jedoch einen Vorschlag machen. Du wirst sechs Monate lang jeden Monat einen von den sechs Gedanken nehmen müssen, und dieses sollte dann weitere sechs Monate lang wiederholt werden. Während der ersten sechs Monate erwäge sie vom Standpunkt deiner subjektiven Realisation als Seele; während [759] der zweiten sechs Monate studiere sie vom Gesichtspunkt des praktischen Ausdrucks in deinem täglichen Leben.

Es liegt mir sehr daran, dass du das Ziel in diesem Leben erreichst, mein Bruder, und hier spreche ich technisch. Ich möchte, dass du die Einweihung empfängst, deren Empfang deine Seele geplant hat, und es in diesem Leben zu tun, damit du mit dem Eingeweihtenbewusstsein (des gewünschten Grades) in deine nächste Verkörperung eintreten und auf diese Weise mit viel reicheren, wertvolleren Eigenschaften zur Ausübung des Dienstes beginnen kannst. Ich möchte dich daran erinnern, dass Einweihung allein empfangen wird; daher habe ich während der vergangenen paar Jahre dir gegenüber die Notwendigkeit betont, dass du allein wanderst - geistig und mental gesprochen. Von anderen Gesichtspunkten gesehen, wanderst du nicht allein. Das geistige Leben ist voller Paradoxe. Wir beginnen damit, ein Gefühl der Einheit und des Einsseins mit allen Wesen zu entwickeln, müssen jedoch zuweilen die Lehren des Alleinseins und der Isolierung erlernen. Ein grosses «Alleinsein» ist die höchste Prüfung der vierten Einweihung. Erinnere dich daran. Du wirst jedoch nie allein sein, mein Bruder, und auch dies wirst du berücksichtigen müssen. Letzten Endes ist es eine Frage der Erkenntnisse. Lass mich dir versichern: Ich erkenne dich an und kenne dich und liebe dich, mein Bruder und enger Freund auf der inneren Seite.

November 1944

MEIN BRUDER!

In welchem Sinn nenne ich dich Bruder? Denn diese Bezeichnung übermittelt keine leere Feststellung, sondern hat eine tiefe Bedeutung. In deinem Fall und in bezug auf deine individuelle Beziehung zu mir ist dies besonders der Fall. Meine letzte Unterweisung hätte dir andeuten sollen, wie tief mein Verständnis für dich und dein Wesen ist und wie gut ich deine Probleme, deine Grenzen und deine wertvollen Eigenschaften verstehe. Jeder Meister muss ein solches Verständnis haben und unfehlbar wissen, was im Herzen und Denken eines Jüngers ist. Er muss verstehen, was seine Handlungsweise motiviert. Wenn sowohl eine karmische als auch eine geistige Verbindung vorhanden ist, wenn erkannt wird, dass das Ziel ein und dasselbe ist, und wenn dazu noch eine vergangene Lebensgeschichte einer engen Beziehung kommt, als der Meister auch nur ein Jünger und der Jünger nur ein Aspirant war, dann nehmen die Worte «mein Bruder» eine tiefere Bedeutung an. Sie könnten andeuten, dass ein jüngerer und ein älterer Bruder [760] beständig miteinander vorwärtsgehen, was naturgemäss eine enge Beziehung, leichten Kontakt und ein tiefes Verständnis ergibt. In diesem Sinn bedeutet die Art, wie ich einige von euch anrede, daher nicht einfach eine okkulte Wahrheit, sondern sie ist eine bestehende Tatsache in den drei Welten. Vier von euch in dieser Gruppe haben eine solche Beziehung zu mir. Zwischen uns handelt es sich um eine alte Lebensgeschichte. Andere in dieser Gruppe sind, wie du weisst, vorübergehend unter meiner Anleitung, bis sie sich tauglich gemacht haben, Vakanzen in anderen Ashramen auszufüllen; noch andere kommen zum ersten Mal in Kontakt mit mir in meinem Ashram und haben bisher mit keinem Ashram Kontakt gehabt. Ich mache dich auf diese Punkte aufmerksam, weil ich möchte, dass du von einer Möglichkeit Gebrauch machst, die bis jetzt in deinem Fall ein erhofftes Ereignis bleibt - die Möglichkeit eines verwirklichten leichten Kontakts mit mir. Es ist dir stets möglich gewesen, mit Leichtigkeit in Kontakt mit mir zu kommen, aber du bist dir selten darüber klar gewesen. Ich möchte nun, dass du dir dessen bewusst wirst und das, was im Inneren stets vorhanden war, äusserlich zum Ausdruck bringst.

Wie kannst du dies tun, mein Bruder? Ein bestimmtes Mittel, dieses innere Erkennen zu verstärken, würde darin bestehen, völliger von der Periode der Vollmondannäherung Gebrauch zu machen. Seit Jahren habt ihr alle die monatliche Gelegenheit ausgenützt, aber mit verhältnismässig geringen Ergebnissen. Dies hat mich etwas überrascht, denn seitens des Ashrams haben eine grosse Bereitschaft für eine solche Annäherung und ein eifriges Verlangen bestanden, «den Vorgang der Absorption», wie es genannt wird, anzuregen. Dies ist ein Vorgang, der dazu dient, den Jünger regelmässig und zyklisch in das Bewusstsein des Ashrams zu integrieren, mit später folgenden und sich daraus ergebenden Resultaten für den Jünger.

Ich möchte dich deshalb bitten, jeden Monat und für den Rest deines Lebens drei Tage lang ein bestimmtes Verfahren durchzuführen. ... Ich bitte dich darum, weil ich glaube, dass du jene beharrliche Ausdauer besitzt, die für alle diejenigen charakteristisch ist, deren Persönlichkeit auf deinem Strahl ist. Das Verfahren wird es erforderlich machen, dich mit meinem Ashram in Beziehung zu bringen und es in deinem physischen Gehirnbewusstsein zu registrieren. Dieses Bemühen deinerseits mag nicht sofort erfolgreich und wird es wahrscheinlich nicht sein, aber im Lauf der Zeit wird es dir unfehlbar gelingen, wenn du dich beharrlich bemühst. Denke so an mich, wie du weisst, dass ich bin; lass deine hingebungsvolle [761] Natur des sechsten Strahls keine Rolle in diesem Vorgang oder Kontakt spielen. Berücksichtige, dass in meinem Ashram Jünger auf dem ersten Strahl sind und dass in meinem Wesen Aspekte sind, die ihren Ursprung im ersten Strahl haben. Doch wenn du dich daran erinnerst, denke auch daran, dass der Aspekt, auf den ich mich beziehe, triadisch ist.

Die Meister haben keine Persönlichkeit in dem Sinn, wie ihr Persönlichkeit versteht. Die Faktoren, die sie beeinflussen, sind die drei Aspekte der geistigen Triade, und da diese Aspekte schöpferisch sind, bauen sie den Erscheinungs-Apparat oder -Mechanismus, vermittels dessen der Meister Kontakt mit den drei Welten schafft. Das bedeutet infolgedessen, dass Jünger die Lehre über die Antahkarana mit grösserer Aufmerksamkeit studieren müssen, denn über die Antahkarana schaffen sie Kontakt mit dem Ashram und mit dem Meister. Vergiss nicht, dass ich dir versichert habe, dass ein solcher Kontakt relativ leicht für dich ist; der tiefere Sinn dieser Feststellung ist klar. Ziehe Zweck und Ziel eines solchen Kontakts in Erwägung. Sei dir auch darüber klar, dass die Absicht dieser Arbeit darin besteht, eine grosse Möglichkeit, der du gegenüberstehst, zu erleichtern, dass die Dringlichkeit der Zeit «voll ausgebildete Diener» und weise Jünger fordert und dass diese Dringlichkeit eine verstärkte Ausbildung rechtfertigt, die solchen Jüngern wie dir gegeben wird. Der Kontakt mit dem Ashram wird dazu dienen, den Begriff von dir als dienender Jünger in deinem Denken zu betonen. Du bist stark und fähig, dasjenige auf dich zu nehmen, was der Vorgang erfordert. Du kannst dich auf deine eigene Kraft verlassen, wenn sie durch zunehmende Klarheit der Vision unterstützt wird. Du erkennst die Menschen und das Leben richtiger, als dies der Fall war, als du zuerst an meine Gruppe angeschlossen wurdest, und die beiden letzten Jahre haben viele Veränderungen in diesem Zusammenhang herbeigeführt. Verlasse dich mit grösserem Vertrauen auf dich selbst und auf deine Seele, gehe der Vollendung der Bemühung dieses Lebens voller Gewissheit entgegen.

Ich möchte dich darauf aufmerksam machen, dass du in den Unterweisungen, die ich dir voriges Jahr und in diesem Jahr gegeben habe, eine vollständige Lehreinheit findest, die für den Rest dieses Lebens hinreichend für dich sein kann. Lies diese beiden Unterweisungen regelmässig einmal jeden Monat durch, um auf diese Weise dein Interesse und deinen Enthusiasmus zu erneuern. Es ist interessant, dass Einweihung oft empfangen wird (ich könnte sagen: gewöhnlich empfangen wird), nachdem der Markstein eines halben Jahrhunderts überschritten worden ist. Der Grund hierfür ist, dass man [762] sich darauf verlassen kann, dass der Jünger, wenn er die benötigte Ausdauer und den erforderlichen Enthusiasmus - womit ich dynamische Zielsetzung meine - aufbringen kann, die Kräfte, die ihm verliehen werden, mit Weisheit handhaben, die nötige innere Ausgeglichenheit offenbaren und seinen äusseren Weg demütig und behutsam verfolgen wird.

Ich habe dir in diesen beiden letzten Unterweisungen viel gesagt; sie bringen den Unterricht, den ich dir seit 1933 gegeben habe, zum Abschluss. Denke über sie nach. Handle ihnen entsprechend und dann stärke den Ashram und biete den Meistern einen weisen Diener und einen ausgebildeten Gefährten auf dem Weg dar.

August 1946

MEIN JÜNGER!

Ich möchte, dass du den Wechsel in der Form meiner Anrede beachtest. Er hat Bedeutung, und mein Wort in dieser Unterweisung ist einfach dies: Gib dich während der Jahre, die vor dir liegen, einem tiefen Studium hin, um den tiefen Sinn und die Gelegenheiten in Erfahrung zu bringen, die dieses Wort, - das dir zu dieser besonderen Zeit gegeben worden ist, - in sich schliesst. Studiere die sich daraus ergebende Wirksamkeit im Kontakt (nach oben, nach innen und nach aussen, wenn man so unzulängliche Ausdrücke gebrauchen darf), die es zum Ergebnis haben wird.

Okkult gesprochen stehst du allein: Du führst ein einsames Leben, und niemand in deiner Umgebung teilt die gleiche Qualität oder den gleichen Grad geistiger Wahrnehmung mit dir. Du magst dies in Abrede stellen, denn dein Leben ist sehr voll. Das Leben hat seine beständigen Offenbarungspunkte, von denen wir einige erkennen, während andere unbemerkt vorübergehen. Die Offenbarung einer gewissen Art geistiger Einsamkeit ist etwas, wodurch alle Jünger hindurchgehen müssen; es ist eine Prüfung jener okkulten Loslösung, die jeder Jünger meistern muss.

Dieser inneren Einsamkeit muss die Stirn geboten und sie muss verstanden werden, und sie hat zwei Vergegenwärtigungen zum Ergebnis. Erstens eine Vorstellung deines genauen Punkts auf der Evolutionsleiter oder auf dem Pfad, und zweitens eine intuitive Wahrnehmung des Evolutionspunktes derer, mit denen wir auf dem Lebensweg in Berührung kommen. Eine sehr lange Zeit hindurch weigert sich jeder Jünger, das eine oder das andere zu tun. Eine falsche Demut, die in Wahrheit an einen Mangel an Wahrhaftigkeit grenzt, hält ihn von einer scharfsichtigen Erkenntnis [763] des Status ab - einer Erkenntnis, die notwendigerweise grössere Intelligenz erforderlich macht und keine Veranlassung zu Stolz gibt. Aus Furcht vor einem kritischen Geist wagen es auch wenige, sich zuzutrauen, ihre Mitmenschen als das zu erkennen, was sie wirklich sind, - so schwer es ist, die wahre Ausübung liebevollen Verständnisses zu entwickeln, das dazu führt, alle Menschen wahrhaftig mit ihren Fehlern und ihren Tugenden, ihrer Kleinlichkeit und ihrer Grösse zu erkennen und sie doch wie zuvor und sogar mehr zu lieben.

Diese okkulte Einsamkeit musst du bewusst entwickeln, und du darfst sie nicht den Umständen überlassen. Es ist eine Einsamkeit, die auf einer Errungenschaft der Seele und nicht auf einem Geist der Trennung beruht; es ist eine innere Einsamkeit, die viele Freunde und viele Unterbrechungen aufzuweisen hat, aber von diesen vielen werden wenige - wenn überhaupt jemand - zum Punkt des Heiligen Friedens zugelassen; es ist eine innere Einsamkeit, die niemand ausschliesst, die jedoch die Geheimnisse des Ashrams denjenigen, die einzudringen suchen, vorenthält. Es ist schliesslich eine Einsamkeit, welche die Tür in den Ashram weit öffnet.

Dies ist der Faktor, den du augenblicklich vor allem pflegen musst. Es wird ein bewusstes und entschiedenes Zurückziehen deinerseits nötig machen und gleichzeitig zu einem noch wärmeren Ausdruck der Liebe auf der äusseren Ebene des Lebens führen.

Das Schliessen dieser äusseren Gruppe mag dich befähigen, dies mit grösserer Leichtigkeit zu tun, und mag dein inneres Leben unermesslich vertiefen. Heisse diese Gelegenheit daher willkommen. Was die äussere Gruppe anbetrifft, so möchte ich dich jedoch bitten, durch Briefwechsel mit J. S. P. in enger Fühlung zu bleiben. Sie ist ein Gruppenbruder, der deine Stärke und dein Wissen ernstlich braucht. Sie hat viel mehr gelitten als irgendjemand von euch und muss dringend zu einem Gefühl der Sicherheit und des Friedens emporgehoben werden. Ich vertraue sie dir an, und sie wird ebenso gut für dich sein wie du für sie.

Was deine Meditationsarbeit anbetrifft, mein Bruder, möchte ich, dass du an dem Vollmondverfahren, das ich früher umrissen habe, festhältst, und ich möchte dich bitten, den Rest deines Lebens lang diese Praxis aufrecht zu erhalten. Ich möchte, dass du zu dieser monatlichen Arbeit eine tägliche Übung hinzufügst, die auf dem Thema einer erwählten geistigen Einsamkeit begründet ist. Beachte das Wort «erwählten». Es ist weiser, die Eigenschaft geistiger Einsamkeit zu entwickeln, als zu finden, dass sie dir auferlegt wird - was bei vielen so oft geschieht. Ich will nur die Themen für deine Meditation vorschlagen und es dir überlassen, die Form oder das Verfahren auszuarbeiten, wie es dir beliebt, oder ohne jegliche [764] Form vorzugehen, wenn dir das besser erscheint.

Themen für Meditation. Eins für jeden Monat, die jahrein, jahraus von neuem vorgenommen werden sollten.

1. Das Wesen der geistigen Einsamkeit.

2. Der Unterschied zwischen geistiger Einsamkeit, Einsamkeit, Trennung und Isoliertheit. Ich möchte dich auf Patanjali verweisen, der von «isolierter Einheit» spricht. («Der Yoga-Pfad», Buch III, 50)

3. Geistige Einsamkeit und das tägliche Leben.

4. Geistige Einsamkeit und die Seele.

5. Geistige Einsamkeit als Qualität des inneren Lebens eines Ashrams.

6. Die geistige Einsamkeit der geistigen Wahrnehmung.

7. Die geistige Einsamkeit, die der Dienst am Plan notwendig macht.

8. Geistige Einsamkeit als Hintergrund eines ausstrahlenden Lebens.

9. Geistige Einsamkeit und Kontakt mit dem Meister.

10. Der Lohn der geistigen Einsamkeit.

11. Die Stimmen, die im Schweigen der geistigen Einsamkeit hörbar sind.

12. Das Schweigen der Sphären.

In dieser geistigen Einsamkeit liegt nichts Krankhaftes, sie kennt kein harsches Zurückziehen und birgt keinen Aspekt der Trennung. Sie kennt nur den «Ort, wo der Jünger losgelöst und furchtlos steht, und in diesen Ort äusserster Stille kommt der Meister, und die geistige Einsamkeit existiert nicht.»