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VIERTER ABSCHNITT - PERSÖNLICHE UNTERWEISUNGEN FÜR JÜNGER - TEIL 1

VIERTER ABSCHNITT

PERSÖNLICHE UNTERWEISUNGEN FÜR JÜNGER

VOM TIBETER

[443]

An L. D. O.

August 1940

Etwas, was sich in deinem Bewusstsein entwickelt, mein Bruder, ist die grundlegende geistige Tatsache, dass das Leben des Jüngers «im Körper oder ausserhalb des Körpers» (wie der Eingeweihte Paulus es ausdrückte) nicht stillsteht, sondern unfehlbar - wenn er aufrichtig und ernsthaft ist - von einer Offenbarung zur anderen schreitet. Aber für den verpflichteten Jünger, so wie du es bist, beschränkt sich diese Offenbarung nicht auf mystische Tiefen und Höhepunkte, sondern wird zunehmend zu einem Bestandteil des erkennbaren Gehirnbewusstseins. Dies ist eine Lehre, die du schnellstens erlernst, und zu dieser Tatsache beglückwünsche ich dich. Fahre fort, dies zu tun, und du wirst in der kommenden Wiederaufbauperiode wirksamen Dienst leisten können.

Jedoch, mein Bruder, um wirklich auf die erwünschte Weise wirkungsvoll zu sein, musst du die Haltung entwickeln, nur ein klarer, ungehinderter Kanal zu sein, und du darfst jenen Kanal nicht mit deinen Ideen, deinen Plänen und deinen Betätigungen auf der physischen Ebene blockieren. Ich möchte nicht, dass du aufhörst, wirksam zu planen und zu arbeiten, aber ich möchte, dass du urteilsfähiger und vorsichtiger wärest. Ich möchte, dass du über die relative Zweckmässigkeit nachdenkst, viele zu tätiger Arbeit im Dienst der Menschheit anzufeuern oder deine eigenen Tätigkeiten zu fördern und deine ganzen Bemühungen auf Organisationsarbeit zu konzentrieren. Solche Organisationsarbeit hat dich von jeher etwas verblendet. Den Wunsch zum Dienen zu erwecken und die Flamme intelligenter Liebe für die Menschheit in den Herzen deiner Mitmenschen zu entzünden, könnte dich mit einem hinreichenden Dienstfeld versorgen. Es würde sowohl deine Persönlichkeit als auch deine Seele zu aktiver Zusammenarbeit gewinnen, und es ist etwas, was du ungewöhnlich gut tun kannst. Die Gabe göttlicher Inspiration, wie sie gebraucht werden kann, um andere zu beeinflussen und sie zur Tätigkeit anzuspornen, ist selten, aber es ist für dich ein natürliches Ergebnis deiner geistigen Polarisation. Dies weisst du, und du solltest zunehmend von dieser Fähigkeit [444] Gebrauch machen. Wie ich dir früher bereits gesagt habe, versuche zu sein; strebe danach, eine Leitung für geistige Kraft zu sein; pflege die Fähigkeit, dich mit denjenigen, die du zu inspirieren suchst, zu identifizieren, denn dies führt zu direkter Energieübertragung; entwickle göttliche Gleichgültigkeit in bezug auf die Form des Dienstes und denke tief über den Gedanken des «Dienens durch Ausstrahlung» nach.

Wie du bereits weisst, sind die fünf Strahlen, die deinen monadischen Ausdruck als Seele und Persönlichkeit beherrschen, nicht besonders gut ausgeglichen. In dieser Verkörperung ist zu viel von der Annäherungslinie zur Göttlichkeit, die den zweiten Strahl charakterisiert, vorhanden. Du bist in erster Linie 24, soweit es deine Strahlen betrifft. Wo der Persönlichkeitsstrahl, der mentale Strahl und der astrale Strahl eng miteinander verbunden sind, da bereitet das Problem in bezug auf inneren Kontakt, Beziehung und Integrierung keine besonderen Schwierigkeiten. Wenn jedoch das Aggregat von innerer Energie sich auf der physischen Ebene ausdrückt, dann erscheint etwas, was ich einen Mangel an steifer Substanz und eine zu flüssige Reaktion auf spirituelle Impulse und Ideale nennen könnte. Es ist eine richtige und unwandelbare Lebenstendenz dem Reich geistiger Wirklichkeit entgegen vorhanden, aber auf dem Gebiet der Manifestation und der schöpferischen Tätigkeit ist häufig ein Wankelmut und eine entwickelte Gewohnheit des Experimentierens vorhanden. Gerade die Vielseitigkeit des zweiten Strahls (zweimal in deinem Lebensausdruck wiederholt) neigt dazu, die Frage des Dienstes und seine richtige Ausübung in deinem Denken zu verwirren. Du unternimmst so viele Dinge, mein Bruder; wenn du auf dein Leben zurückblickst, dann wirst du finden, dass es aus kurzen Perioden zusammengefügt ist, in denen du intensiv von dem in Anspruch genommen warst, von dem du ernsthaft glaubtest, es sei das augenblickliche Ziel. Jetzt ist die Zeit gekommen, wo die Zielsetzung der Seele in Zeit und Raum zu einer ausgesprochenen Überzeugung werden muss, die alle zukünftige Tätigkeit und allen Ausdruck auf der physischen Ebene beherrscht, die deine ganze niedere Natur (die drei Körper) mit fester Absicht dem gelenkten Willen der Seele unterordnet.

Für dich, ich möchte es wiederholen, ist Dienst durch Ausstrahlung der Weg. Um dies herbeizuführen, wird es notwendig sein, dass du den latenten Willen hervorrufst, der in dir entwickelt sein und der dich beherrschen muss, wenn die dritte Einweihung empfangen werden soll; zu jener Zeit ist der monadische Einfluss vorwiegend der des göttlichen, zielbewussten Willens. Der Ausdruck [445] dieses höheren Willensaspekts ist in bezug auf die drei Strahlen des Aspekts, auf dem alle Eingeweihten schliesslich zu finden sind, gleichfalls dreifach:

1. Da ist der dynamische Wille, wie er durch die Egos auf dem ersten Strahl ausgedrückt wird.

2. Da ist der alles umfassende ausstrahlende Wille der Seelen des zweiten Strahls. Dies ist die Art des Willensausdrucks und des erkannten Lebenszwecks, mit dem du direkt Fühlung zu nehmen lernen musst.

3. Da ist der magnetische Wille der Egos des dritten Strahls, der in Übereinstimmung mit göttlicher Zielsetzung zieht, anzieht, manipuliert und arrangiert. Dies ist nicht dieselbe Art von Magnetismus wie derjenige der Liebe.

In der Meditation, die ich dir zu geben suche, müssen wir daher diesen allumfassenden ausstrahlenden Willen in erster Linie berücksichtigen, und ich möchte, dass du während der nächsten paar Monate diese Unterweisungen befolgst. ...

Das Leben ist heutzutage sicher, aber es fehlt dir nicht an Mut, und das Gefühl für innere Wirklichkeit wird dich deinem Ziel getreu und in deinem Ausdruck beständig bleiben lassen. Meine Aufmerksamkeit wendet sich dir zu, wenn du es nötig hast. Ich bin erreichbar.

August 1942

1. Stehe im Zentrum der Abgeklärtheit, mit flammendem Herzen, jedoch still.

2. Sei nicht das Zentrum der Arbeit, die du unternimmst, des geleisteten Dienstes, sondern sei ihr bewegliches Leben.

3. Verwandle Hingabe zu einem guten Zweck, zu mir, zu deinen Brüdern oder deiner Gruppe, in eine flammende Liebe für alles, was atmet.

4. Lerne, dass deine Ursachen Wirkungen sind. Lass sie hinter dir und suche die Welt der Ursachen.

5. Drei in dieser Gruppe stehen in enger Beziehung zu dir. Entdecke, wer sie sind, und erkenne den Grund dafür.

6. Stelle deiner Seele die Frage: Warum ist D. K. der Meister, der mich ausgesucht hat?

[446]

September 1943

MEIN BRUDER!

Seit ich zuletzt mit dir in Verbindung trat, vor mehr als einem Jahr, hat dir das Leben gewisse tiefgreifende Veränderungen gebracht - einige von ihnen als Resultat des Kriegs und deiner Persönlichkeitsreaktionen auf jenen Krieg, und einige von ihnen als Folge von Seelenimpuls. Es haben soviele Veränderungen und sich daraus ergebende Anpassungen an neue Verhältnisse stattgefunden, und sie sind mit so einer relativen Plötzlichkeit herbeigeführt worden, dass du noch keine Zeit gehabt hast, dir (innerlich) über die charakteristischen Eigentümlichkeiten jeden Wechsels oder über die Quelle, von der sie herrührten, klar zu werden. Jede Veränderung in einem Lebensumstand auf der physischen Ebene ist das Ergebnis einer inneren Ursache. Ich deutete dies an, als ich dir die Erklärungen gab, die dir bei der Lenkung deines Lebens behilflich sein sollten. Ich sagte zu dir: «Lerne, dass deine Ursachen Wirkungen sind. Lass sie hinter dir und suche die Welt der Ursachen.»

Diese Worte verkörpern eine der ersten Lehren, die ein Jünger meistern muss, was dir gut bekannt ist. Der Eingeweihte lebt in der Welt der Ursachen, denn es leuchtet ein, dass dies die Welt der Einweihung ist. Er befasst sich daher mit jenen grundlegenden Ereignissen, die als Lebensimpulse wirken, und leitet nur solche Tätigkeiten in die Wege, die er als Seele formuliert hat, und zwar als Seele, deren Persönlichkeit eingeweiht ist. (Sei dir darüber klar.) Infolge dieser Befähigung der Persönlichkeit, mit der Seele völlig übereinzustimmen, sind seine Betätigungen das Ergebnis wohlerwogener geistiger Absicht.

Dies ist daher eine der ersten Lehren, die ich alle diejenigen zu lehren verpflichtet bin (wie es die Pflicht eines jeden Meisters ist), die kürzlich in meinen Ashram aufgenommen worden sind. Solche Menschen sind keine Anfänger in der Welt des okkulten Lebens, soweit es den Durchschnittsmenschen anbelangt, aber vom Gesichtspunkt eines Ashrams sind die meisten von euch unbestrittenerweise Anfänger. Ich muss daher einen jeden von euch etwas in bezug auf die Natur jener Welt der Ursachen und etwas darüber lehren, wie ihr entdecken könnt, ob ihr nicht als eine Persönlichkeit funktioniert, die danach strebt, soweit als möglich für Seelenantrieb empfänglich zu sein, oder ob ihr buchstäblich als Seele funktioniert. Dies sind zwei ganz verschiedene Dinge, mein Bruder. Wie kannst du, als Jünger, entscheiden, was du tust, und deine Beweggründe erkennen? Alles, was ich, als dein Meister, tun kann, besteht darin, eine Annäherung an die Wirklichkeit anzudeuten, [447] und es dir dann zu überlassen, allein und ohne Hilfe auf dem Weg direkter oder intuitiver Erkenntnis zu einer richtigen Entscheidung zu gelangen.

Entscheidungen, die ein Jünger treffen muss, beruhen auf verschiedenartigen Drängen, Impulsen und Wünschen; sie unterscheiden sich von denjenigen des Durchschnittsmenschen, weil sie stets von einem In-Frage-Stellen und der Gewohnheit einer beständigen und oft verwirrenden inneren Untersuchung des Beweggrundes und des Zwecks begleitet werden. Du hast während des letzten Jahres vielen solchen Perioden des In-Frage-Stellens gegenübergestanden, mein Bruder, und deine Antworten haben das Leben deiner Persönlichkeit, deinen Dienst am Plan, deine Zugehörigkeit zu verschiedenen Gruppen und deine allgemeine Haltung geistigen Gebieten gegenüber entschieden in Mitleidenschaft gezogen. Dies weisst du. Ein Aspekt deines Wesens ist tief befriedigt; der andere ist voller Zweifel und Fragen; deine Seele ist auf dem Weg zu einer volleren und reicheren Lebenserfahrung, und dies bringt Schwierigkeiten mit sich.

In mancher Hinsicht hat der Krieg dich nicht wirklich bis ins Innerste berührt, selbst wenn du einwendest, er habe dich astral und gefühlsmässig berührt. Gefühle sind jedoch kurzlebig. Persönlichkeitsunternehmungen haben deine Reaktionen stark ausgeglichen, und Veränderungen in deinem persönlichen Leben, in deiner Umgebung und deinen festen Gewohnheiten haben viele Reaktionen ausgeglichen. Dies ist vielleicht ebenso gut. Weiter hat dein versuchter Weltdienst Dich stark in Anspruch genommen, und du hast versucht, das zu sein, was ich in meiner Erklärung für dich vorschlug: «das bewegliche Leben» von all dem, was du zu tun suchst. Im Zusammenhang mit dieser Arbeit habe ich nur dies zu sagen: dein Dienst wird am besten geleistet werden, wenn du es unterlässt, deine geplante Organisation als einzigartig anzusehen, und wenn du nicht versuchen würdest, so gänzlich dem Weltbegriff gemäss zu leben. Deine Arbeit wird von meinem Ashram inspiriert; sie ist ein wesentlicher Bestandteil von viel grösseren Plänen und grösstenteils nach dem Muster jener ashramischen Pläne gebildet (die ein Teil eines noch grösseren hierarchischen Bemühens sind), und sie enthält wenig, was original ist. Sie ist ein kleiner Teil eines viel grösseren Ganzen und muss eine sehr notwendige Rolle spielen. Ich möchte dich daran erinnern, dass sehr grosse Bäume aus sehr kleinen Samen wachsen können. Dein Samen ist einer von vielen in einer grossen Schote (um ein botanisches Symbol zu gebrauchen). Diese Schote enthält viele ähnliche Samen, die viele ähnliche Bäume hervorbringen werden.

Du bist sehr beweglich in deinem Denken und kannst viel tun, wenn deine Betonung auf das gelegt wird, was ich vorschlage - [448] ein bewegliches Leben. Sonst wird dich dein bewegliches Denken zu so vielen nützlichen Tätigkeiten anspornen, dass viele von ihnen auf sehr wenig hinauslaufen werden. Etwas, was für dich besonders notwendig ist, ist eine geplante Konzentration und eine Fähigkeit, eine sorgfältige Auswahl in bezug auf Tätigkeit und Technik zu treffen. Du kannst unmöglich alles tun, vom du erkennst, dass es getan werden muss; deshalb tue das, was für die grösste Anzahl suchender Seelen am meisten Gutes verursachen wird. Dies zu begreifen, bereitet dem schöpferischen Arbeiter stets Schwierigkeiten. Dasjenige zu tun, was er plant, ist für ihn oft die befriedigende Belohnung für seine Bemühung, und seine konzentrierte Tätigkeit und Aufmerksamkeit sind auf dem begründet, was er erschafft. Jedoch ist das Erschaffene nur eine Wirkung - eine Wirkung wovon, mein Bruder?

Wieder kommen wir auf die subtile Frage zurück, die deine Seele in diesem Leben von dir beantwortet haben möchte, denn wenn du sie beantwortest, wirst du eine Befreiung erlangen, die dir in deinem nächsten Leben eine bestimmte Gelegenheit bieten wird. Was für Motive zwingen dich zur Tat in deinem Persönlichkeitsleben, in deiner Gruppenbeziehung und in deinem Dienst für die Menschheit? Eine allgemeine Antwort wird nicht hinreichen, denn du wirst finden, dass mehrere gänzlich verschiedenartige Motive jedes Ausdrucksgebiet bedingen, und wenn du weisst, was sie sind, dann wirst du alle drei Phasen deines Lebens zu einem richtig orientierten funktionierenden Ganzen zusammenfügen können. Ist deine schöpferische Arbeit das Resultat deines Verlangens, schöpferisch tätig zu sein, oder wird sie durch Liebe zur Menschheit angetrieben und ist eine automatische intelligente Reaktion auf menschliche Bitte? Nährst du einen kleinen und gesunden Samen oder bemühst du dich, einen Baum zu verpflanzen? Diese letzte Frage ist von viel grösserer Bedeutung als du möglicherweise vermutest. Wenn sie richtig beantwortet wird, dann enthält sie das Geheimnis deines Erfolgs. Arbeitest du mit am Plan oder in Wirklichkeit an deinen Plänen? Wiederum eine Frage von Wichtigkeit.

Ein reiches Leben des Dienstes liegt vor dir in der kommenden Wiederaufbauperiode, ob er aber vollen Ausdruck findet, das hängt davon ab, ob du einen Brennpunkt erzielst, der zu einem Spannungspunkt führt, der seinerseits unfehlbar zu einem Krisenpunkt führen wird. Wenn diese - Brennpunkt, Spannung und Krise - dein ganzes Leben bedingen, dann wird deine Arbeit einem äusserst erwünschten Erfolg entgegen vorwärtsgehen.

Wie alle schöpferischen Arbeiter, mein Bruder und mein Freund, verdriessen dich alle Formen, die du nicht selbst in die Wege leitest. [449] Ich gebe dir daher keine festgelegte Meditationsform, sondern eine lose Gedankenstruktur, von der ich sehen möchte, dass sie dein Herantreten ans Leben, an die Arbeit und an alles beherrscht, was du als Jünger tust, der aus meinem Ashram hervorgeht. Dies wird deinen mitwirkenden Beitrag zu den Bedürfnissen der Gruppe und zur Menschheit darstellen.

Nimm die drei Worte, die ich dir gegeben habe, und versuche, die Energien, die sie repräsentieren, in dein Lebensmuster hineinzuweben, indem du die Veränderungen, die sie hervorbringen mögen, willkommen heisst, im Bewusstsein, dass sie für dich das richtige Verfahren sind, weil diese drei Konzepte den deinerseits gegenwärtig benötigten evolutionären Prozess beherrschen - ebenso, wie sie es für die Mehrzahl von Jüngern und in gewissem Grad für die ganze niedere sich entwickelnde Natur tun.

I. Brennpunkt

Suche in einem breiten und allgemeinen Sinn festzustellen, wo der Hauptbrennpunkt deines Lebens liegt. Ist er gefühlsmässig, gedanklich oder auf den Ebenen der Seele? Ist er bewusst auf die Hierarchie, auf meinen Ashram eingestellt oder worauf sonst? Was ist dein täglicher Brennpunkt, wenn du dich selbst jeden Tag deines Lebens beobachtest? Worauf war deine Aufmerksamkeit jeden Tag gerichtet, wobei du bedenken musst, dass der Brennpunkt eines Jüngers häufig an einem Ort ist und seine Aufmerksamkeit an einem anderen. Weisst du, was ich meine, wenn ich dies sage?

II. Spannung

Studiere während des nächsten Jahrs, ob du die wahre Bedeutung von Spannung kennst. Für dich sollte sie jenen Augenblick hochgradiger Empfindungsfähigkeit bedeuten (um in einem Symbolismus zu sprechen, den du verstehen solltest), der gerade dann erscheint, wenn das innere Leben den Punkt erreicht, wo es ins Licht «hindurchbricht». Es ist jener Augenblick wachsamer bewusster und vorausahnender Richtung, die den Läufer in den olympischen Spielen dann auszeichnet, wenn er für die äusserste Anstrengung und Prüfung angespannt steht. Für dich sollte es der Augenblick sein, in dem du deine Identifizierung mit dem, was du tust, vom Akt des Handelns (was in Wahrheit nur eine Folge einer der den anstossgebenden Ursachen oder eines Motives ist) hinweg in die Welt des Ursprungs, der Motive und der Ursachen hinein umstellst. In jenem höchsten Augenblick der Spannung bringst [450] du Leben und Form miteinander in Beziehung, das Flüssige und das Feste; dann nimmt ein Organismus und nicht eine Organisation vor deinen Augen Gestalt an.

III. Krise

Das Verständnis und System für richtige Erwägung, das die beiden obigen Vorgänge hervorbringen werden, muss schliesslich unfehlbar in einem Krisenpunkt enden. Über eine solche Krise kann ich wenig sagen. Sie wird deiner Konzentrationsfähigkeit entsprechend in Übereinstimmung mit deinem Erlangen einer richtigen Spannung stattfinden, und die Präzipitation der Krise wird dir daher Befreiung, Freiheit, Klarheit der Vision und Eintritt ins Licht geben.

Abschliessend lass mich dies sagen: Bewahre deine wesentliche und angeborene Rechtschaffenheit, mein Bruder. Sei wie der Sämling, der den Wind- und Regenstürmen trotzt und sein Leben in der Form unversehrt bewahrt und vermehrte Schönheit erlangt, wenn seine Kraft sich entwickelt.

Mein Segen ruht stets auf dir, und meine Mitarbeit und Hilfe stehen dir im Notfall zur Verfügung. Darauf kannst du rechnen. Begegne Glück und Unglück mit ruhigem Gleichmut, und sei allen, denen du begegnest, eine starke Hand in der Dunkelheit.

November 1944

MEIN BRUDER!

Ich glaube, dass du, wenn dich dies erreicht und du die Zeit zwischen diesen Unterweisungen und der vorhergehenden betrachtest, die Bedeutung deiner Lebensereignisse auf eine neue Art erkennen wirst. Es hat sich viel ereignet, und die Ereignisse waren verschiedenartig. Weisst du das, was sie bedeuten, richtig zu würdigen? Das vergangene Jahr hat dir eine Krise nach der anderen gebracht; es hat Perioden der Ruhe und solche aufgezwungener Tätigkeit enthalten; es hat auch Perioden gebracht, in denen du ganz entschieden ein Wachstum erkanntest und Erweiterung registriertest und in denen du zu gewissen inneren Entscheidungen gelangtest, an denen du festhalten musst und wirst, weil sie gewisse Hochwasserstandzeichen in der Entwicklung deiner Seele markierten.

Dein Problem befasst sich jetzt mit diesem Punkt der Errungenschaft. Ist der erreichte Hochwasserstandpunkt vorübergehender Art, der eine noch höhere Errungenschaft einleitet oder hast du - für dieses Leben - das Tempo festgelegt und kannst nicht schneller vorwärts gehen? Jünger, so wie du, müssen lernen, dass diese Art [451] von Entscheidung keine Wahl zwischen Recht und Unrecht oder zwischen Fortschritt und Stillstand andeutet. Es ist einfach eine Entscheidung, die besonders in Beziehung zur Zeitregulierung steht. Eine solche Entscheidung verlangt ein Abschätzen der Möglichkeiten, ein Erkennen der gebotenen Gelegenheiten, sowohl in bezug auf Karma als auch auf Dienst, und verständige Entscheidungen in bezug auf deine Tätigkeiten auf dem Pfad.

Es ist leicht, die Bedeutung irgendeiner bestimmten Verkörperung auf dem Lebenspfad zu überschätzen; es ist leicht, das Bewusstsein der Persönlichkeit in Zeit und Raum zu pflegen und dadurch die «Einsicht» der Seele nicht zu registrieren, die Zeitlosigkeit regelt und weder Vergangenheit noch Zukunft kennt, sondern nur einen Sinn des Seins (schwach und verschwommen, weil dieser Sinn ein monadisches Vorrecht ist) und der Beziehungen (stark und dringend).

Einige Seelen, die sich verkörpert haben, müssen ihre Persönlichkeiten beständig zum Handeln anspornen; es ist erforderlich, dass sie diese drängen, etwas zu erreichen und Befreiung von Trägheit zu erlangen. Dies ist kein Problem, dem du gegenüberstehst, mein Jünger. Für dich ist die «Lehre von den Zwischenpausen» von grösserer Bedeutung. Ich gebrauche dieses Wort in seinem allertechnischsten Sinn und so, wie die Meister es gebrauchen, wenn sie versuchen, irgendein Leben innerhalb des Ashrams in solche Wege zu lenken, die für diese Lebenseinheit im unmittelbaren Augenblick den erforderlichen Vorgang darstellen.

In allen Atemübungen gibt es, wie du weisst, die Vorgänge der Einatmung und Ausatmung, mit zwei Punkten zwischen diesen beiden - den Zwischenpausen. Anfänger in der Mechanik des richtigen Atmens scheinen unvermeidlicherweise mit den notwendigen Vorgängen in Anspruch genommen zu sein, mit der Menge von Luft, die eingeatmet oder ausgeatmet werden soll, und mit den sich ergebenden physiologischen Wirkungen und ihren ätherischen Entsprechungen. Wissende und Jünger widmen dieser doppelten Tätigkeit wenig Aufmerksamkeit. Sie sind von dem in Anspruch genommen, was während der Zwischenpausen zwischen dem festgelegten Ein- und Ausatmen innerhalb ihres Bewusstseins vor sich geht. Diese Phasen registrierten Bewusstseins sind in Wahrheit Punkte des Losgelöstseins. Sie kennzeichnen die Spannungszyklen und sollten von dir sorgfältig studiert und gebraucht werden. Dies ist ein Punkt in deiner zukünftigen Entwicklung, auf den ich dich ernstlich aufmerksam machen möchte.

In meiner letzten Unterweisung für dich habe ich dir drei Worte gegeben, über die du meditieren solltest und die während dieses Jahres das Thema deiner Meditationsarbeit sein sollten. Vermittels dieser [452] Worte könnte es dir möglich sein, deine Lebensvorgänge zu beurteilen und deine Tätigkeit zu bestimmen. Du kannst dadurch auch (bei richtigem Gebrauch) zu einem wirklichen Verständnis des Gesetzes der Zyklen gelangen - in deinem eigenen Leben, im Leben irgendeiner Gruppe, mit der du in Beziehung stehst, und im Leben der Menschheit selbst. Sie stehen auch, wie du dir gut vorstellen kannst, eng mit dem Rhythmus des Atmens in Beziehung. Es könnte folgendermassen betrachtet werden, wobei die angedeuteten Beziehungen im Gedächtnis behalten werden sollten:

1. Einatmung   Brennpunkt   Lebens-Zentralisation.

2. Zwischenpause   Spannungspunkt    Hervorrufen von Ursachen.

3. Ausatmung  Krise   Erzeugung von Wirkungen.

4. Zwischenpause   Erkenntnis   Vorbereitung von erneuter Konzentration.

Diese Tätigkeitsphasen - sowohl positiver als auch negativer Art - können auf alle Lebensaspekte und alle Tätigkeiten angewandt werden. Du kannst sie als Persönlichkeit erleben und einführen, und dann wird die ganze Wirkung dieser Phasen innerhalb des Persönlichkeitslebens in den drei Welten enthalten sein; unterdessen lernst du sie als Seele und Jünger, und den Rest deines Lebens lang sollten sie den Rhythmus deiner Bemühungen festlegen; später, auf dem Pfad der Einweihung, wirst du denselben Vorgang auf der höchstmöglichen Windung der Spirale innerhalb des planetarischen Rhythmus von neuem erlernen - aber die Zeit hierfür ist noch nicht gekommen.

Während ich dir diese individuelle Unterweisung gebe, mein Bruder, möchte ich dir die Notwendigkeit einschärfen, diesen rhythmischen zyklischen «Atem des Bewusstseins» einzuführen. Denke über diesen Ausdruck nach und mache dieses Ziel zu einer Angelegenheit von wirklicher Bedeutung für dich, bis die Zeit kommen wird, wenn du auf den inneren Ebenen arbeiten wirst, frei vom physischen Körper; du wirst dieses Bemühen sowohl interessant als auch praktisch finden.

Lass diese vier Stadien die Struktur deiner täglichen Meditation bestimmen. Lass sie auch die Struktur deines täglichen Lebens kennzeichnen, indem sie das Einsammeln der Versorgungsquellen für jenes Leben des Dienstes andeuten, das du erstrebst. (Ich beziehe mich dabei auf den täglich durchgeführten Meditationsvorgang). Lass sie auch die sorgfältig geplante und schweigend durchgeführte Zuweisung von solchen Energien für die vorgesehenen Pflichten des Tages [453] die aktive äussere Aufgabe kennzeichnen, dasjenige in die Welt hinein auszuatmen, das du beizusteuern verpflichtet bist. Dann lass die beendende Zwischenpause der Erkenntnis stattfinden.

Der Punkt, auf den ich Nachdruck legen möchte, ist die Notwendigkeit - dringend und beständig, soweit es den Rest deines Lebens anbetrifft - für die Zwischenpausen. Diese Zwischenpausen sind für dich die Zeiten, in denen du wächst; sie sind ihrem Wesen nach «Aufspeicherungs-Epochen» (wenn ich einen so interessanten und ungewöhnlichen Ausdruck gebrauchen darf), und sie sind die «Saat des Samadhi». Was ist Samadhi vom Gesichtspunkt des Eingeweihten aus gesehen und esoterisch verstanden? Einfach jene Zwischenpausen im Leben des Dienstes des Eingeweihten, in denen er alle seine Kräfte in einen «Brunnen des Schweigens» zurückzieht, in einen Brunnen, der voll Wasser des Lebens ist. In diesem Bewusstseinszustand ereignen sich zwei bestimmte Tätigkeiten: Spannung und Erkenntnis. Ohne diese Zwischenpausen der Abstraktion würde seine Arbeit langsam schwächer werden, da die Spannung, die früher hervorgerufen worden ist, schwächer geworden ist; seine Fähigkeit, andere anzuziehen und sie getreulich an der Vision festhalten zu lassen, würde gleichfalls allmählich verschwinden, wenn seine Erkenntnisfähigkeit kurzsichtig geworden ist. Der Eingeweihte zieht sich daher, wenn er im Ashram arbeitet, zu den erforderlichen Zeiten zurück. Wenn er das Leben der Hierarchie und zunehmend dasjenige der Monade einatmet (was er allmählich zu tun lernt), und wenn er die lebendige Essenz in die «Welt der dienenden Leben» hinein ausatmet, dann wird er beständig immer mehr von den «Zwischenpausen» abhängig, in denen diese beiden Tätigkeitsphasen aufhören und er im Sein und im Bewusstsein - den inneren Bestandteilen des belebenden Ganzen, versinkt. Ich gebrauche diesen Ausdruck «das belebende Ganze» mit Vorbedacht, um anzudeuten, dass die Punkte der Zwischenpausen keineswegs mit dem Formenleben in Beziehung stehen, sondern mit dem Leben des Lebens selbst.

Bin ich zu abstrakt mit dir, mein Bruder? Ich glaube nicht. Wenn ich deine Zukunft voraussehe und die Qualität deines Lebens erfasse, dann weiss ich, dass der Grundton deines inneren Programmes stets das Erkennen der notwendigen Forderung seitens deiner Seele für rhythmische Zwischenpausen sein sollte; die Betonung deiner Persönlichkeit sollte deshalb auf dieser Zurückziehung liegen. Ich beziehe mich nicht auf das Zurückziehen vom äusseren Dienst, sondern auf eine innere, beständige, zyklische Haltung einer entschiedenen und geplanten Abstraktion.

[454]

Wenn du deine Strahlenverbindungen studierst, dann wirst du bemerken, dass du nur eine deiner Strahlenenergien auf der Linie des ersten Strahls hast, nämlich den Strahl des siebenten Energietyps. Alle deine anderen Strahlen stehen mit dem grossen zweiten Strahl der Liebe und Weisheit in Beziehung. Dies bildet unvermeidlicherweise ein Problem, bis du dich daran erinnerst, dass der siebente Strahl der Strahl der Zwischenpause ist - eine Zwischenpause und ein Strahl, die dann tätig werden, wenn die anziehende magnetische Arbeit der aufbauenden Strahlen bereit ist, nach dem Gesetz des Ritualismus und des göttlichen Zeremoniells neue Arbeitsphasen in die phänomenale Welt hinein zu präzipitieren und herbeizuführen. Diese werden in der Stille des Vorgangs der Abstraktion ins Leben gerufen, freigelassen, wenn die Zwischenpause der Spannung ihr Werk beendet hat, und sie werden dann wirksam, wenn die Zwischenpause der Erkenntnis das Einstellen auf einen neuen Brennpunkt möglich gemacht hat.

Ich werde dir nicht die Richtungen andeuten, nach denen dein Dienst als Jünger in meinem Ashram durchgeführt werden sollte. Du hast bereits gewisse Tätigkeiten in die Wege geleitet, sowohl in deinem Persönlichkeitsleben durch deine Heirat, als auch in der Welt durch den Orden, den du einzuführen versucht hast. Mit dem, was du begonnen hast, musst du fortfahren; und du kannst diese Worte entweder als eine Feststellung einer Tatsache, als eine prophetische Ankündigung oder als einen Befehl deiner eigenen Seele ansehen. Aber dein Erfolg in diesen beiden Lebensgebieten wird von deinem erfolgreichen Gebrauch der «Zwischenpausen» abhängig sein. Nur du allein kannst ihre Zeitregulierung bestimmen, und dies wird, um erfolgreich zu sein, die Anwendung und Erkenntnis der Notwendigkeit, aber auch die Erkenntnis der sich entfaltenden geistigen Gelegenheiten erfordern.

Als Anfang, und um dir zu helfen, die Länge deiner Zyklen der Ein- und Ausatmung zu finden, würde ich vorschlagen, dass du versuchst, eine der Zwischenpausen jeden Monat zur Zeit des Vollmonds festzulegen, und die zweite Zwischenpause könnte jedesmal am Ende von dreimonatlicher Arbeit zur Zeit des dritten Neumonds kommen. Du wirst dies selbst ausarbeiten müssen, aber wenn du es tust, dann könntest du einen grundlegenden Rhythmus in dein Leben einführen, was du nie bereuen würdest. Du könntest nach den folgenden Grundsätzen rhythmischer Abstraktion arbeiten:

1. Zwölf kurze, abstrakte monatliche Zwischenpausen zur Zeit der zwölf jährlichen Vollmonde.

[455]

2. Vier kurze vierteljährliche Abstraktionen zur Zeit der vier Neumonde, abhängig vom Datum der ersten grösseren Zwischenpause.

3. Zwei längere Perioden von Zwischenpausen oder Abstraktion zur Zeit der Mai- und Juni-Vollmonde.

Diese Punkte innerer Abstraktion, der Zwischenpausen in deinem subjektiven Leben, können durchgeführt werden, ohne dein objektives Leben des Dienstes, der Verpflichtung und der Pflicht störend zu beeinflussen. Ich empfehle dir diese drei Worte auch als drei Meditationsthemen.

Voriges Jahr habe ich dir die drei Worte: Brennpunkt, Spannung, Krise gegeben. Für dieses kommende Jahr gebe ich dir drei andere: Verpflichtung, Dienst, Pflicht. Für das Jahr, das im September anfängt, gebe ich dir: Gefühl, Intuition, Weisheit. Du hast daher Themen für eine dreijährige Arbeit auf dem Gebiet der Meditation, und «wie ein Mensch in seinem Herzen denkt, so ist er». Wenn du diese neun Themen für Erwägungen behandelt hast, dann würde ich dir vorschlagen, wieder von vorn anzufangen und auf diese Weise einen dreijährigen Zyklus in deinem Vorgang des rhythmischen mentalen Bauens einzuführen.

Bleibe in enger Beziehung mit deinen Gruppenbrüdern. Suche, einen Kontakt - subjektiv und wirklich - mit F. C. D. herzustellen, der deinem Wesen so nahesteht, obgleich er mehr von der Kraft des ersten Strahls besitzt. Ob du je für ihn oder mit ihm auf der äusseren Ebene arbeitest, ist ziemlich belanglos. Was nötig ist, ist, dass du mit ihm auf den inneren Ebenen arbeitest, indem du ihm jegliche Unterstützung gibst, die dir möglich ist, und von ihm die Kraft empfängst, die du brauchst. Ich möchte dich bitten, dass du ihn irgendwann während jeder Morgenmeditation dreimal mit Namen nennst und ihm dann die Gedanken deines Herzens sendest. Dadurch würde eine Verbindung hergestellt werden, die du nie bedauern würdest.

Und was deine Beziehung zu mir anbetrifft, mein Bruder - nichts kann sie ändern. Du bist in meinen Ashram eingegliedert; du hast mein Vertrauen, die Liebe deiner Brüder in der äusseren Gruppe des Ashrams umgibt dich stets. Suche während jeder Vollmondperiode mit mir Fühlung zu nehmen und erwarte Resultate.

Meine Liebe und mein Segen ruhen auf dir, und der Dienst meines Ashrams hält dich.

[456]

August 1946

MEIN BRUDER!

Für dich habe ich heute nichts als erfreuliche Anerkennung. Du hast deine Lebensaufgabe mit Geduld, Gelassenheit und Voraussicht verfolgt. Das Doppelleben eines Jüngers (das Persönlichkeitsverpflichtungen und das erwählte Feld des Seelendienstes umfasst) wird deinerseits erfolgreich versucht. Wo das Wort «Erfolg» gebraucht wird, möchte ich dich daran erinnern, dass der Meister die kleinen Fehlschläge, die Augenblicke der Trübsal oder der Verwirrung oder die Persönlichkeitsreibereien, die (vom Gesichtspunkt des beobachtenden Jüngers) das Bild zu verderben scheinen, weder sieht noch beachtet. Dann und wann - selten zuerst, aber häufiger, wenn der geleistete Dienst grössere Bedeutung erlangt - nimmt der Meister Kenntnis vom allgemeinen Fortschritt, dem Wachstum der allgemeinen Struktur des Dienstes, die der Jünger erschafft, und der Ausdehnung seines Lichts in der Welt. Es amüsiert uns zuweilen, zu bemerken, wie einige Jünger (besonders diejenigen, die in den früheren persönlichkeitsbeeinflussten Gruppen ausgebildet worden sind) glauben, dass die Meister ihr tägliches Leben zu erforschen suchen, ihre geringfügigen Fehler und dummen kleinen Mängel kennen und von allem, was sie denken und tun, eingehende Kenntnis haben. Wir fragen uns manchmal, woher die Meister ihrer Ansicht nach die Zeit nehmen sollen, und warum sie glauben, dass sie so interessiert an den Gewohnheiten des Denkens, der Handlungen und der Sprache sein sollten, über die der Jünger so schnell Herr wird.

Wir interessieren uns nur für das Gute, das irgendein einzelner demonstrieren mag; nur das Gute erreicht uns, abgesehen von dem Fall, wo es sich um eine ganze Gruppe handelt, wo die gegenseitigen Beziehungen, die Tätigkeit der Gruppe und die Gruppenleistung den Ashram tatsächlich beeinflussen. Die Qualität der Schwingung, die fühlbar ist, wenn man Kontakt mit dir aufnimmt, ist ihrem Wesen nach Harmlosigkeit und guter Wille allen Menschen gegenüber.

Ich bin erfreut, dass du der Linie deiner zweiten Strahl-Energie folgst und dich mit der Tätigkeit des siebenten Strahls befasst; das bedeutet, dass du inspiriert von einem Gefühl der Einheit, das der Seele innewohnt, auf der physischen Ebene (dem Ausdruckspunkt für den siebenten Strahl) arbeitest und Geist und Stoff zusammenbringst. Erinnere dich stets daran, dass dieser Strahl, der wieder in [457] zyklische Manifestation kommt, derjenige ist, der zwischen der neuen und hereinkommenden geistigen Energie und dem Substanz- oder Stoffaspekt, der für sie empfänglich sein wird, eine Beziehung herstellt, Gebrauch von ihm macht und ihm schliesslich angemessene Form verleiht. Du musst dir deshalb darüber klar sein, was du zu tun versuchst.

Die hauptsächliche hierarchische Notwendigkeit ist heute (abgesehen von ihrem Bedarf an Arbeitern), dass überall solche Gruppen wie die deine gebildet werden, dass Gruppe mit Gruppe innerhalb des Einflussbereichs jener Obergruppe, der Hierarchie, in Beziehung gebracht wird. Solche Gruppen werden jetzt zu Tausenden gebildet und sind in jedem Land zu finden, und sie werden schliesslich in einer grossen Bewegung des guten Willens, welcher Geist in tatsächlichem Ausdruck ist, verbunden und zusammengeschmolzen werden. Aspiranten allerorts, die Arkanschüler in der ganzen Welt und meine Gruppe von besonderen Arbeitern, so wie du es bist, müssen mit diesen Gruppen Fühlung nehmen und sie nur an einem Punkt, nämlich dem des guten Willens, zusammenbringen. Es muss jeder Gruppe notwendigerweise frei überlassen bleiben, mit ihrer eigenen Bestimmung und Arbeitsweise fortzufahren. Einigkeit ist ein notwendiges Ideal und ist die Kehrseite des guten Willens. Wenn die rechte Zeit kommt, dann müssen diese Gruppen gemeinsam eine grosse Kundgebung an die Welt herausgeben - indem gleichlautende Kundgebungen von allen Gruppen herausgegeben werden, die für Welteinigkeit und guten Willen eintreten. Auf diese Weise werden sie veranlassen, dass die Worte «guter Wille» dem ganzen Planeten Kraft bringen, während die Jünger und Aspiranten durch ihr Denken veranlassen, dass das Wort «Einigkeit» zum verborgenen Kraftträger wird. Auf diese Weise wird eine ungeheure Anzahl von Menschen guten Willens gemeinsam und doch unabhängig voneinander arbeiten und eine organisierte, bereitstehende und weltweite öffentliche Meinung von solcher Stärke und Organisation - in Zeiten einer Weltkrise - zur Verfügung gestellt werden, dass sie nicht ignoriert werden kann.

Deine Lebensstruktur, mein Bruder, ist jetzt festgelegt; versuche nicht, sie übermässig zu ändern, aber bemühe dich, dein Heim zu einem Mittelpunkt geistigen Lichts zu machen und deinen Orden so pulsierend, so lebendig zu machen, dass andere Gruppen dadurch angeregt werden. Du hast daher eine volle Lebensarbeit, und alle Aspekte deines Wesens werden dadurch eine volle Ausdrucksweise finden. Für Jünger sind nur solche Aufgaben von wirklichem Wert, die den vollen Beitrag ihrer innewohnenden Leistungsfähigkeit hervorrufen.

Sollte es dir möglich sein, dann würde ich dich bitten, (nach besten Kräften) deinem Mitjünger F. C. D. zu helfen, dessen Strahlen eng verwandt mit den deinen sind. Er hat sich in eine ausserordentlich schwere Aufgabe gestürzt, und seine zukünftige Arbeit [458] wird nicht leicht sein. Hilf ihm; er ist eines unserer Werkzeuge, das jegliche Hilfe verdient, und obgleich er vorübergehend in meinem Ashram ist, so ist er doch ein leistungsfähiger Arbeiter im Ashram von K. H. - der sein Meister und der meine ist. Du kannst auch kraftvoll mit J. W. K.-P. arbeiten, dessen Strahlen, mit einem Unterschied, die gleichen wie die deinen sind.

In fünfundzwanzig Jahren werden Gruppen so wie die deine genug Arbeit geleistet haben, so dass das Muster der Einigkeit in der Welt deutlich zu sehen sein wird. Die Theorie wird verstanden werden und viel direkte Anwendung finden. Einigkeit wird, in einem anderen Sinn als dem heutigen, zu einem definitiven Weltziel werden. Die Worte «Im Wesen eins sind alle Menschensöhne» werden zur anerkannten Lehre jeden Weltglaubens werden. Deshalb fahre mit der Arbeit des Vereinigens fort, mein Bruder - in Regen oder Sonnenschein.

Ich habe mich gefragt, was ich dir als Meditation vorschlagen könnte. Die Vision hast du, und ich glaube, du wirst sie nie verlieren. Definitiv geplante Meditation ist nicht so leicht für dich, und doch - um die Vision zur Tatsache zu machen - ist Meditation ein grundlegendes Erfordernis, denn gerade so, wie es auf ewig wahr bleibt, dass «ein Mensch so ist, wie er in seinem Herzen meditiert», ist es auch ebenso wahr, dass die Vision eines Menschen auf Erden so in Erscheinung treten wird, wie er in seinem Kopf meditiert. Ein grosser Schutz besteht für dich, wenn du alle persönlichen Probleme - deine eigenen und diejenigen von irgendjemand anderem - aus deinem laufenden Meditationsentwurf entfernst; dieses Projekt wirst du dir jedes Jahr selbst machen und daran festhalten müssen. Sein Thema muss aus der Arbeit des Vereinigens - aus der Arbeit, die du dir selbst gestellt hast, herauswachsen.

Mein Bruder, verbinde Demut mit jener Aufgabe, versuche es nicht, Gruppen mit deiner Gruppe zu verbinden, sondern erkenne deine Gruppe und alle anderen ähnlichen Gruppen als Bestandteile einer weltweiten geistigen Bewegung, die (wenn sie Schwungkraft erlangt) Einheit für alle zum Ergebnis haben wird. Eine Ober-Organisation, die Betonung auf Einheit legt, ist gänzlich unerwünscht; eine Vielfältigkeit lebender Organismen, die durch Zusammenarbeit, beständige Verbindung lose zusammengehalten werden und die das gleiche Ziel und dieselbe Absicht besitzen, ist das, was die Welt heute nötig hat. ...

Ich weise dir keine besondere Meditation zu. Arbeite deine eigene aus, lass sie aber an dem allgemeinen Konzept festhalten, das ich euch allen beständig dargelegt habe. Du kannst (allein und als angenommener [459] Jünger) Eintritt in das Leben des Ashrams finden und auf diese Weise Kontakt mit mir bekommen. Dies mag lange dauern, aber die Verbindung ist stark und elastisch (denke über diesen Begriff nach), und das Befolgen der Regeln wird Erfolg garantieren.

Mein Segen ruht auf dir und auf deiner Aspiration.

An F. C. D.

August 1940

MEIN BRUDER!

Die letzten paar Monate sind ausserordentlich schwer für dich gewesen, nicht wahr? Zweimal habe ich selbst die Notwendigkeit empfunden, dich mit beschützender Obhut zu umhüllen und wie eine Mauer zwischen dir und den Umständen zu stehen. Bist du dir dieser beiden Kontakte bewusst? Sie kamen in Augenblicken äusserster Ermattung und Spannung. Die Zukunft birgt für dich gleichfalls viel Sorge, und ich warne dich davor, denn vorbereitet zu sein, ist - im Fall empfindungsfähiger Jünger, voller Einbildungskraft - eine grosse Hilfe. Zustände werden dir mehr Sorge verursachen als Umstände. Kannst du den Unterschied verstehen? Rassische, nationale und persönliche Zustände kommen in deinem Leben zusammen und rufen einen wahren Strudel von Schwierigkeiten und eine Mischung von Verblendung und Wirklichkeit hervor. Jünger arbeiten ernstlich (wie du es stets getan hast), um ihre Beziehung zur Menschheit all-umfassend zu machen, und sie ringen danach, solche Zustände herbeizuführen, die dieses wünschenswerte erweiterte Bewusstsein hervorrufen werden. Aber sie vergessen oft, dass diese Bewusstseinserweiterung sie nicht nur empfänglich für übermenschliche Einflüsse machen und Seelenzustände umfassen wird, sondern notwendigerweise auch alle Zwischenstadien der Bewusstheit und gleichfalls die Fähigkeit, die Reaktionen, mentale und gefühlsbetonte Zustände und den Schmerz und das Leiden der verwirrten und schwer geprüften Menschheit in sich begreifen muss. Es schliesst auch ihre Freuden und ihr Streben ein.

Die Verblendung einer aussergewöhnlichen Empfindungsfähigkeit ist deine hauptsächliche Belastung, mein Bruder, und begrenzt definitiv deine Brauchbarkeit. Das Sonnengeflecht ist weit offen für alle Beeindruckungen. Aber Seele ist es dir ganz gleichgültig, und - als Seele - leidest du gar nicht. Ich glaube, dass du [460] dir dessen bewusst bist. Mache dich deshalb auf der physischen Ebene frei von allen psychischen Beeindruckungen über das Sonnengeflecht und suche statt dessen, nur solche Beeindruckungen und Kontakte zu registrieren, die sich mit deinem Dienst und mit dem nächsten definitiven Schritt vorwärts befassen, den die Menschheit tun muss. Überwache diesen Vorgang sorgfältig in deinem Leben. Deine ausserordentliche psychische Empfindungsfähigkeit und Beeindruckbarkeit (von sehr hohem Rang, muss ich zugeben, aber nichtsdestoweniger eine Persönlichkeitseigenschaft) müssen durch eine parallellaufende aussergewöhnliche geistige Empfindungsfähigkeit überwunden werden. Ich glaube, dass du dir darüber gleichfalls klar bist, und du weisst auch, dass diese geistige Neigung in dir von einer entsprechend starken physischen und mentalen Trägheit begleitet ist. Die Macht deiner astralen Tätigkeit erschöpft die anderen beiden Punkte des Persönlichkeitsdreiecks. Dein geistiges Wissen ist so echt, dass du das, was ich meine, ohne weitere ausgedehnte Erläuterung erfassen wirst.

Du bist auf dem Pfad des Christus, mein Bruder, und als Vorbereitung für das Begehen dieses Pfades, der Menschheit zu helfen und sie zu erlösen, musst du (durch intensives Gefühl) lernen, dass Gemütsbewegung und Gefühl als Mittel, deine Brüder zu erretten, wertlos sind. Du musst jene göttliche Gleichgültigkeit erlangen, welche es der Seele überlässt, ungehindert durch Persönlichkeitsreaktionen - denn das ist, was im Grund genommen alle Sonnengeflechtszustände sind - zu dienen.

Oben habe ich dir einen wichtigen Fingerzeig oder eine mitgeteilte Tatsache gegeben, wie es nun sein mag, als ich sagte: «Die Stärke deiner astralen Tätigkeit erschöpft die anderen beiden Punkte des Persönlichkeitsdreiecks». Dein Problem in diesem Leben ist dasselbe gewesen wie dasjenige von A. A. B. - das Übertragen von Energie vom Sonnengeflecht zum Herzen. Das erste Stadium dieses Vorgangs ist, esoterisch gesprochen, die Entdeckung, wie mächtig die astrale Polarisation all deiner Persönlichkeitskräfte ist; der ganze Brennpunkt deines Lebens ist auf der höchsten Stufe der Astralebene. Dies hat in deinem Fall (nicht in dem von A. A. B.) zur Zurückziehung von Energie vom physischen Körper, dem Ätherkörper, geführt, und dies hat physische Schwäche und Ermattung und auch eine ausgesprochene Unfähigkeit, dich auf der physischen Ebene zu «erden», hervorgebracht. Es hat auch eine beträchtliche Erschöpfung oder Entkräftung des Willensaspekts herbeigeführt. Ich beziehe mich hier besonders auf den Willensaspekt, wie er den Ausdruck von gelenkter Seelentätigkeit auf der physischen Ebene hervorruft, da die Intelligenz (die ihren Brennpunkt im Denkaspekt hat) sie beeinflussen muss. Ich beziehe mich [461] nicht auf den Willen im Sinn irgendwelchen Schwankens deiner geistigen Aspiration oder eines Versagens, unwandelbar deinem Ziel entgegenzuschreiten. Es muss dir aber sicher einleuchtend sein, dass wenn der Astralkörper der Brennpunkt all deiner Energien ist, die dem Persönlichkeitsleben innewohnen, und auch derjenigen, die von der Seele hereinströmen, dass dann sicher ein Zustand von Erschöpfung oder eines halben Verhungerns seitens des Ätherkörpers (der den physischen Zustand bestimmt) und auch des Mentalkörpers stattfinden muss. Dies wirkt der vollen Manifestation einer sehr feinen mentalen Ausrüstung entgegen. Ich lege dir das Problem ganz klar dar, weil du ein erprobter und zuverlässiger Jünger bist. Ehe du die Einweihung empfangen kannst, für die du in Vorbereitung stehst, muss ein Wechsel des Brennpunkts des Lebens und eine Übertragung von Energie aus dem Astralkörper in den Mentalkörper und folglich vom Sonnengeflecht zum Herzen stattfinden.

Bei diesem Vorgang sollte die Gruppenmeditation wesentlich helfen, und ich rate dir, sie mit wirklicher Sorgfalt zu befolgen. Ich empfehle dir auch, dass du dich bemühst, dich in den verschiedenartigen Umständen deines Lebens (für selbstlose Zwecke) von einem zu engen Kontakt mit denen, die in Trübsal sind, zu isolieren. Hilf ihnen; liebe sie; aber identifiziere dich nicht mit ihnen. Ich spreche von einer astralen Absonderung und nicht von einer Weigerung, der leidenden Menschheit auf der physischen Ebene zu begegnen und mit ihr in Kontakt zu treten. Ich weise auf eine Haltung hin, die seitens der Seele und des Denkaspekts in bezug auf den Astralkörper angenommen und aufrechterhalten wird, die es dir ermöglicht, jene göttliche Gleichgültigkeit in bezug auf Gefühl und persönliches Leiden als Ergebnis jenes Erbarmens auszudrücken, welches das Kennzeichen der errettenden Älteren Brüder der Menschheit ist. Das ist dein grundlegendes Problem.

Aus diesem Grund wirst du die ersten Wirkungen dieser Gruppenmeditation sorgfältig beobachten müssen, damit das Sonnengeflecht nicht ungebührlich angeregt und deine Schwierigkeit dadurch nicht vergrössert wird.

Ich wünsche dir auch eine persönliche Meditation zu geben, die sich, glaube ich, als nützlich erweisen wird. Sie ist mehr in Form einer Übung, und ihre Resultate beruhen auf deiner Befähigung, dich im Seelenbewusstsein zu konzentrieren und diesen Zustand unwandelbar aufrecht zu erhalten. Es hängt auch von der Fähigkeit einer ununterbrochen aufrecht erhaltenen Vorstellungskraft ab, die du besitzen magst, und ist eine gute Übung in konstruktiver schöpferischer Arbeit. Sie wird weiterhin wirkungsvoller gemacht, wenn sie vom Willen unterstützt wird, und da dein Mentalkörper auf dem ersten Strahl ist und diese Arbeit hauptsächlich in einem beständigen zurückziehen von Energie in den Mentalkörper [462] hinein besteht, solltest du sie verhältnismässig leicht finden, und es sollte dir möglich sein, die gewünschten Ergebnisse zu erzielen.

1. Konzentriere dich im Kopf. Lass das OM als Seele ertönen und glaube, dass Kontakt zwischen Seele-Denkaspekt-Gehirn hergestellt worden ist.

2. Dann sieh dich selbst als esoterisch auf der Mentalebene konzentriert und (vom Standpunkt der Seele) exoterisch im Gehirn.

3. Daraufhin atme tief ein, ziehe den Atem vom Sonnengeflecht in der Wirbelsäule herauf und sieh, wie dieser sich aufwärtsbewegende Atem die Energie des Sonnengeflechts die Wirbelsäule empor in den Kopf hineinführt, nachdem sie durch das Herz hindurchgegangen ist. Glaube, dass dies stattfindet.

4. In der Zwischenpause zwischen Ein- und Ausatmung weihe die Energie, die auf diese Weise von der Seele zurückgezogen worden ist, und glaube an ihre folgerichtige und spätere Umwandlung. (Ich möchte dich daran erinnern, dass Umwandlung die Umänderung einer Schwingung und einer Schwingungstätigkeit in eine andere und höhere ist).

5. Während der Ausatmung - in welcher der Atem auf dem unhörbar geäusserten OM getragen wird, - atme die Energie des Sonnengeflechts, die jetzt im Kopf konzentriert ist, zum Kehlkopf-Zentrum aus. Dies sollte eine erhöhte schöpferische Leistung für die Menschheit hervorrufen.

6. In der folgenden Zwischenpause, nach der Ausatmung, wiederhole in Gedanken (bildlich) als eine Art von Zusammenfassung noch einmal, was du getan hast.

OM OM OM

Wiederhole diese Übung dreimal und mache diese Übertragungsübung täglich dreimal. Schaue nicht nach Resultaten aus. Ein Jahr beständiger Arbeit mit losgelöster Haltung in bezug auf diese Ergebnisse wird erforderlich sein, ehe du selbst einen Unterschied in deiner Reaktion und vermindert gefühlsbetonten Tätigkeiten erkennen kannst.

Diese Übung, verbunden mit der Gruppenmeditation, wird (wie du zweifellos bemerkt haben wirst) schliesslich die Verbindung der drei Zentren oberhalb des Zwerchfells, Herz-Kopf-Kehlkopf, hervorrufen. Die Übung, die ich dir eben gegeben habe, [463] muss vor der Gruppenmeditation ausgeführt werden, da sie ihrem Wesen nach eine befreiende Übung ist. Wenn sie korrekt ausgeführt wird, dann wird sie die Resultate der Gruppenmeditation beschleunigen, denn sie wird das Sonnengeflecht von unerwünschter, gefühlsbetonter Kraft befreien und «Raum für Empfang» lassen, wie der Vorgang manchmal technisch genannt wird. Wahre Liebe wird dann an Stelle von Gefühl treten, und Mitleid wird durch Erbarmen ersetzt werden, Verständnis wird an Stelle von Empfindsamkeit für Leiden treten.

Jünger neigen oft dazu zu denken, dass das Gebot, sich mit anderen Menschen zu identifizieren, völlige Identifizierung mit all ihren Erfahrungen, Stimmungen und Reaktionen einschliessen muss. Dies ist nicht der Fall. Es sollte nicht geschehen. Es handelt sich um Identifizierung (durch die Intuition) mit dem zugrundeliegenden Ziel der Seele und einer darauf folgenden Befähigung, die Gegenwart auszudeuten und zu erklären. Denke darüber nach, mein geliebter Bruder.

August 1942

1. Du hast alles gegeben, was du zu geben hattest. Nun nimm es bereichert wieder zurück. Dann gib von neuem.

2. Friede ist für dich das klarste aller Lichter. Die Lehren der Dunkelheit sind gleichfalls offenbart worden. Gehe zwischen den beiden heraus.

3. Das Beste wird noch kommen. Halte dich zu mir.

4. Die Lichtbrücke ist fest gebaut, und du kannst dich auf ihr in dieser oder jener Richtung bewegen, aber stets auf dem Weg.

5. Die Leiden des Kreuzes des Menschen haben dich niedergedrückt, aber nicht untergetaucht, noch haben sie das Licht ausgelöscht. Die Freude der Auferstehung ist in Sicht.

6. Liebe ist deine charakteristische Eigenschaft und Weisheit dein Führer. Du brauchst nichts weiter als Feuer.

September 1943

MEIN BRUDER UND MEIN MITARBEITER!

Ich sage deinen Mitjüngern nicht, ob du auf dieser Seite des trennenden Schleiers bist oder nicht. Ich setze sie nicht davon in Kenntnis, ob du die «Lichtbrücke», auf die ich in meiner letzten Mitteilung an dich hinwies, überquert hast. Du brauchst ihre [464] beschützende Liebe, ganz gleich, ob du hier oder dort bist; der Tumult auf der anderen Seite ist so gross - ebenso gross wie auf der physischen Ebene. Ob du nun im Körper oder ausserhalb des Körpers bist, so bist du deshalb besonders verwundbar, weil deine intensive Empfindungsfähigkeit (wie ich dir oft während der letzten Jahre gesagt habe) dein Lebensproblem kompliziert hat, mein Bruder. Dein Karma ... hält dich zurück von jener völligen Freiheit und Befreiung, nach der du so tief verlangst. Nur diejenigen, welche Freiheit erlangt haben, können mit einer ihnen zur Verfügung stehenden Immunität und Hilfsbereitschaft zu jener Gruppe zurückkehren - zu der Gruppe, von der sie befreit worden sind.

Ich habe dir etwas vorzuschlagen. Ich will es nicht einen Befehl nennen, denn kein Meister gibt je Befehle, und in jedem Fall gehörst du zum Ashram von K. H. und wirst deine Unterweisungen direkt von ihm erhalten haben. Er fühlt ebenso wie ich, dass seine Unterhaltung mit dir vor einem Jahre, infolge des Drucks und der Sorge und deiner seelischen Anteilnahme am Schicksal deines Landes und deiner empfindsamen Reaktion auf rassischen Druck, von dir nicht hinreichend registriert worden sein mag. Es ist schwer und fast unmöglich für dich gewesen, dich auf ein Planen zu konzentrieren. Ich will deshalb das, was er damals gesagt hat, für dich zusammenfassen. Der Schutz der Gruppe, der dir gewährt wird (und der vielleicht grösser ist, als es dir bewusst ist), ermöglicht es mir, dich augenblicklich leichter zu erreichen als irgendein anderes Mitglied der Hierarchie. Ich kann dich finden und mit einem Minimum von Kraftverausgabung erreichen.

Dein Meister K. H. fragte mich damals, ob du bereit seiest, Arbeit in Vorbereitung für einen definitiven Posten auf dem Pfad der Welterlöser zu beginnen. Ein Posten nach dem anderen in Verbindung mit Gruppen, Nationen, Rassen und zunehmend grossen Einheiten ist stets die Art und Weise, einen Welterlöser zu entwickeln, bis die Zeit kommt, wenn er Einfluss auf die Welt haben und ein gewisses Mass von Welterrettung erreichen kann. Viele Male habe ich in der Vergangenheit darauf hingewiesen, dass du auf jenem äusserst schwierigen Pfad des Dienstes seiest. K. H. wünschte ausfindig zu machen, ob du bereit wärest, deinen ersten grösseren Auftrag auf jenem Weg anzunehmen. Als du einwilligtest und ihm sagtest, dass du alles tun würdest, was du könntest, dass du aber infolge des Druckes der Zeit, der dir einen definitiv zersetzenden [465] Einfluss auf deine Körper zu haben schien, kein inneres Zutrauen zu dir selber habest, ermutigte er dich von neuem und sagte dir, dass die mächtige innere Entfaltung deiner Liebesnatur und deine vollständige Dezentralisation ein wesentlicher Schutz seien. Er hat dir auch mitgeteilt, dass - in dem Stadium geistiger Entwicklung, das du erreicht hattest - die Aura seines Ashrams und die Aura des meinen als Schild dienen würden, und dass die Hilfsquellen beider Ashrame hinter dir ständen. Dies weisst du gut, mein Bruder, und diese verschmolzene Wirksamkeit kannst du bezeugen.....

Ich habe hier genug gesagt, um es dir zu ermöglichen, dein tätiges Amt als verpflichteter Eingeweihter-Jünger wieder aufzunehmen (eine Stellung, die deine Mitjünger dir stets zugebilligt haben), und ich habe dir deutlich gezeigt, wie wertvoll deine unmittelbar vorangegangene Erfahrung für dich gewesen ist. ... Obwohl du ein ausgebildeter Jünger von K. H. bist, arbeitest du noch in meinem Ashram, weil ich in enger Fühlung mit Weltangelegenheiten hinsichtlich ihrer unmittelbaren Auswirkung bleibe, während K. H., da er ein Chohan ist, tätiger in der Handhabung der tieferen Motive und Zielsetzungen und jener Dienste ist, die nicht materialisiert werden, bis zu der Zeit, wo die Arbeit, die von mir und anderen, die mit der Grossen Weissen Loge verbunden sind und von gleichem oder niedrigerem Rang sind, getan wird, vollendet ist oder wenigstens gute Fortschritte auf dem Wege zum Erfolg gemacht hat.

Die Arbeit, die dir zugewiesen worden ist, mein geliebter Bruder, wird sich als eine äusserst schwierige Arbeit erweisen. Du wirst von denen, welchen du zu helfen suchst, Zurückweisung empfangen und ... sehr wenig Verständnis finde; du wirst von den Erleuchteten innerhalb der Neuen Gruppe der Weltdiener Ermutigung und Beistand empfangen, und dies wird deine Arbeit ermöglichen, wird dich aber auch in hohem Masse hindern. ...

Bist du gross genug für diese unzulänglich umrissene Aufgabe, mein Bruder? Ist deine Widerstandskraft, deine innere geistige Orientierung und deine feste psychische Entschlossenheit hinreichend für das Unternehmen? Kannst du es mit deiner augenblicklichen psychischen Ausrüstung tun oder musst du für Integrierung, Gebrauch und Dienst neue Körper bauen? Die Entscheidung liegt bei dir, denn diejenigen, welche den Weg eines Welterlösers gehen, werden besonders frei gelassen (infolge gewisser Schwierigkeiten in Zeit und Raum innerhalb des planetarischen Lebens) und müssen arbeiten, wie sie wollen, mit dem, was es ihnen zu opfern beliebt und mit einem geschulten Verständnis für ihre Aufgabe.

Dies war das Wesentliche deines Interviews mit deinem Meister. Du kannst [466] jetzt mit der Bestätigung deines Meisters von dort, wo Du bist, vorwärtsgehen, mit meiner und A. A. B.s Hilfe und Unterstützung und jederzeit mit der beschützenden Aura von K. H., und - mit Ehrerbietung möchte ich deine Aufmerksamkeit hierauf lenken - einen Aspekt der Aura des Christus schliesst jene geringere Aura in sich.