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VIERTER ABSCHNITT - PERSÖNLICHE UNTERWEISUNGEN FÜR JÜNGER - TEIL12

Ich nenne dich so, weil du niemals aufhörst zu ringen und zu kämpfen, zuweilen von der Seele dazu angetrieben und häufig unter dem Einfluss einer ruhelosen und unglücklichen Persönlichkeitsbetonung. Kannst du nicht anfangen, mit dem Streiten und Kämpfen aufzuhören und auf diese Weise der Evolution jenes liebenden Geistes, den deine isolierte Persönlichkeit auf dem ersten Strahl zu verbergen sucht - und oft ganz erfolgreich - eine Gelegenheit bieten? Es besteht ein Aspekt der Beziehung zwischen dem ersten und zweiten Strahl, der häufig übersehen wird. Der zweite Strahl geht aus sich heraus, ist allumfassend, freundlich und geneigt, sich anzuschliessen. Der erste Strahl ist isoliert, exklusiv, antagonistisch und neigt zur Loslösung. Der Konflikt zwischen diesen beiden Energien - die in einer Verkörperung zusammengebracht worden sind - hat die entstellten und unglücklichen Lebensbedingungen herbeigeführt, die dich gekennzeichnet haben, die du erkennst und die dir soviel wirklichen Kummer bereiten. Es wird [699] Zeit, dass dieses Zusammenprallen der beiden Kräfte aufhört, und der Konflikt kann nur durch die Unterjochung deiner Persönlichkeit auf dem ersten Strahl durch deine Seele auf dem zweiten Strahl entschieden werden. Dies ist die klare Feststellung einer Tatsache und deutet dein unmittelbares und notwendiges Bemühen an. Der Brennpunkt deiner Identifizierung ist die Persönlichkeit gewesen, aber deine Seelenqualität ist so stark, dass sie deine Persönlichkeit beständig beunruhigt. Es sollte deshalb dein Ziel sein, alle charakteristischen Eigenschaften, die deine niedere Natur am meisten verabscheut, zu pflegen - Kontakt mit anderen Menschen, besonders mit deinen Gruppenbrüdern, Freundlichkeit allen gegenüber, denen du begegnest, und Interesse an ihnen, das Einbegreifen aller Menschen und die Entwicklung eines aus sich herausgehenden Geistes Guten Willens Fremden und Freunden gegenüber. Ich habe D. I. J. angewiesen, es zu lernen, mit dem Gesetz der Abstraktion zu arbeiten; dich fordere ich auf, allen Lebensumständen und Kontakten gegenüber eine entgegengesetzte Haltung anzunehmen und dich selbst in den Interessen deiner Kollegen und der Menschheit aus den Augen zu verlieren. Kannst du dies tun, mein Bruder? Du kannst es wenigstens versuchen.

Wie kann ich dir helfen, die Macht deiner liebenden, intelligenten Seele hereinzubringen, damit sie deine Persönlichkeit von ihrem Fieber freisetzen und eine geordnete Ruhe in dein Leben bringen kann? Ich kann dir so wenig sagen, was du nicht schon weisst. Du bist seit vielen Jahren unter meiner Anweisung gewesen und bist es noch immer. Einer der grösseren verbindenden und verschmelzenden Vorgänge ist die schöpferische Arbeit der Musik. Ich möchte dir vorschlagen, dass du viel mehr Musik in dein Leben bringst, als du es bisher getan hast, insbesondere Orchestermusik. In diesen Tagen der Rundfunkprogramme kann das leicht bewerkstelligt werden, und die Wirkung von miteinander verbundenen Instrumenten und umfangreichen Tonwerken auf deine Persönlichkeit wird die Opposition beseitigen, die sie einem Seelenkontakt bietet, und deinem Leben eine andersartige Note und einen anderen Grundton auferlegen.

Überrascht dich diese Aufforderung, Bruder von altersher? Du bist nahe daran, vom Kampf der Vergangenheit befreit zu werden und kannst in eine konstruktivere und glücklichere Phase des Lebens eintreten, wenn du der Musik eine grössere Rolle in deinem Lebensrhythmus einräumen willst. Wähle nur die beste Musik, wie diejenige, wie sie von den grossen Symphonieorchestern gespielt wird. Gott schuf durch die Macht des Klanges, und die «Sphärenmusik» [700] erhält alles Leben im Dasein. (Beachte diesen Satz.) Die Seele kann in ihrem kleinen Massstab «den neuen Menschen» auch durch die Macht des Klanges erschaffen, und ein musikalischer Rhythmus kann dem Persönlichkeitsleben seitens des Jüngers zweckmässig auferlegt werden.

Dies hast du nötig - Musik in deinem Leben - buchstäblich und bildlich. Ich habe dir hiermit einen äusserst wichtigen Fingerzeig gegeben. Lass die grosse Musik der Meister des Klanges (auf neue und mächtige Art und Weise) in dein Bewusstsein eintreten. Wenn du diesen Rat befolgst, und wenn du dich beharrlich der musikalischen Beeindruckung unterwirfst, kann ich andeuten, dass innerhalb von drei Jahren grosse und bedeutungsvolle Veränderungen in deinem Leben herbeigeführt werden. Wenn du erst einmal Selbstbedauern und Reizbarkeit überwindest, ist wenig verkehrt in deinem Denken. Das kann man nur von wenigen sagen, mein Bruder.

Ich möchte, dass du in den inneren Ort des Ashrams eintrittst, jedoch du bestehst darauf, an der Peripherie seines Einflussbereiches zu verweilen. Lass Liebe und Licht und Musik deutlicher in dein tägliches Leben eintreten. Weise diesen praktischen Vorschlag nicht zurück, sondern gib deinem Denkaspekt die Gelegenheit, die Schranken, die zwischen dem freien Fluss des Seelenlebens und dir seitens der Persönlichkeit errichtet worden sind, durch den Klang von Orchestermusik niederzureissen.

Sonst kann ich dir nur wenig sagen. Dieses ist eine kurze Unterweisung. Ich stehe unveränderlich bereit, dich in einer grösseren ashramischen Vertraulichkeit willkommen zu heissen, aber du musst das Vorwärtsschreiten in diese engere Beziehung hinein selbst - allein und ohne Hilfe - meine Vorschläge ausgenommen, erreichen. Ich kann nichts weiter tun, als mit Liebe und Verständnis hinter dir zu stehen.

August 1946

MEIN BRUDER!

Ich kann dir wenig sagen. Den Rest deines Lebens hast du nur Eines zu tun: Dich für erfolgreiches geistiges Wirken vorzubereiten, wenn du zur Wiederverkörperung zurückkehrst. Du möchtest die Existenz auf der physischen Ebene bestimmt mit einer anderen und angemesseneren Wunschnatur antreten als mit einer Wunschnatur, die deinen physischen Körper beständig beeinflusst hat und höheren Beeinflussungen entgegengetreten ist? Verlangen hat dich stets angetrieben. Gleichzeitig hat höheres Streben dich angestachelt, und zwischen [701] diesen beiden ist dein Leben voller Elend und Enttäuschung und häufig voller Verzweiflung gewesen.

Trotz der völlig unbefriedigenden Kundgebung, die du in deinem Bewusstsein registrierst und derer ich mir ebenfalls bewusst bin, verweilst du weiterhin an der Peripherie meines Ashrams. Du bist noch immer mit deinen Gruppenbrüdern und mit mir verbunden, obwohl du sie und mich ignorierst und deine eigenen Wege gehst und deinen Neigungen um jeden Preis folgst. Es ist stets schwer, wenn zwei Hauptstrahlen sowohl die Persönlichkeit als auch die Seele beherrschen. Es deutet eine hochgradige Leistung in der Vergangenheit an, denn es macht den Übergang von einem Nebenstrahl erforderlich, und dies deutet stets Vorbereitung für Einweihung an - irgendwann in der Zukunft. Es deutet auch einen grossen Kampf an, besonders dann, wenn die Persönlichkeit auf dem ersten Strahl stark mit der Wunschnatur verbunden ist.

Du weisst dies alles, mein Bruder, denn deine Intelligenz lässt nichts zu wünschen übrig. Der Fehler liegt darin, dass du - angesichts deines Wissens - nicht den Willen gebrauchen willst, um das geistige Ergebnis zu erzwingen und ein für alle Mal in das klare Licht der Seele einzutreten. Nichtsdestoweniger sollte es dir nicht schwer fallen, den Willen zu gebrauchen, wenn erst einmal ein festerer Kontakt mit der Seele hergestellt werden kann, denn du bist eine Persönlichkeit auf dem ersten Strahl und kannst daher leichter einen Kontakt mit dem Willensaspekt herstellen und ihn leichter begreifen, als es denjenigen auf den anderen Strahlen möglich ist.

R. S. W. hilft dir nicht, soviel sie es auch versucht hat. Sie nimmt dich nicht als das hin, was du bist, und erkennt dich nicht als einen Menschen, in dem die niedere Natur meistens herrscht, dessen grundlegende Absicht es jedoch ist, sich mit der höheren Natur zu identifizieren. Sie sieht dich mit anderen Augen an, und ihre Überzeugung in dieser Hinsicht hilft dir nicht.

Ich, dein Freund und Lehrer, erkenne dich als das, was du bist, und ich verstehe. Dieses Verständnis zwingt mich dazu, stets im Hintergrund bei dir zu stehen (mit Standhaftigkeit) und jeden Augenblick bereit zu sein, meine Gegenwart fühlbar zu machen, wenn die höhere Natur triumphiert und die niedere verneint wird. Du möchtest mich fragen, aus welchem Grund? Ich würde antworten, dass du in der fernen Vergangenheit - einer Vergangenheit, die hinter uns allen liegt - ein Opfer gebracht hast, das dich ungeheuer viel gekostet hat, ein Opfer, das den Eintritt der Seele in Form eines Fadens strahlenden Lichts gestattete. Durch dieses Opfer wurde mir viel Gutes zuteil, und wir, die Meister der Weisheit, [702] legen grossen Nachdruck auf Dankbarkeit. Ebenso wie Dienst ist sie tief wissenschaftlicher Natur und eng mit dem Karmagesetz verbunden. Dankbarkeit ist etwas, worüber du viel lernen musst, sonst würde die beständige Freundschaft sowohl von F. B. und A. A. B. als auch von deinen Gruppenbrüdern deinerseits einige Anerkennung hervorrufen. Ihre Freundschaft ist fest auf der Mentalebene begründet, und unter den augenblicklichen Umständen können sie wenig tun, um dir zu helfen.

Was sollen wir also tun, mein Bruder? Was soll ich dir in dieser, meiner letzten Unterweisung sagen? Erstens lass mich sagen, dass ich in den nächsten paar Jahren deines Lebens eine vollständige Umkehrung der Vergangenheit zu sehen hoffe. Ich erwarte zu sehen, dass du mit Willen und geistiger Einsicht jene physischen Disziplinen anwendest, die deine Aspiration nähren werden und jegliche Wünsche verneinen und nichtig machen. Ich erwarte, dass du das Band zwischen dir und mir, deinem Meister, verstärkst.

Bist du dir über die Aufgabe klar, der ich, was dich anbelangt, gegenüberstehe? Es ist die Aufgabe, dir dabei zu helfen, deine Persönlichkeitsnatur in ein solches Instrument umzuwandeln, dass deine Seele dich aus meinem Ashram heraus in denjenigen des Meisters K. H. hineinversetzen kann. Dies ist meine Aufgabe in bezug auf mehrere von euch in dieser Gruppe. Du und sie gehören ihrem Wesen nach nicht in meinen Ashram, bleiben und arbeiten jedoch in ihm, bis die geistigen Gesetze herrschen, die Vision festgelegt und die Seele in Kontrolle ist. Willst du dies beständig berücksichtigen und während der dir verbleibenden Jahre deines Lebens mit der niederen Natur kämpfen, bis sie gereinigt, diszipliniert, erleuchtet und integriert ist?

Ich gebe dir keine vorgeschriebene Meditation. Ich schärfe dir ein, dass es für dich dringend notwendig ist, dich dreimal täglich mit deiner Seele, dem Ashram und mir zu verbinden. Ich möchte dich bitten, dies mit einem ausdrücklichen Willensakt zu tun. Diese dreimalige Übung wird, wenn sie morgens, mittags und abends, bevor du zu Bett gehst, ausgeführt wird, eine stärkere umwandelnde Wirkung ausüben als irgendetwas anderes, das du tun kannst. Vergiss nicht, dass du vermittels dieser Übung den Willen übst und zugleich geistige Energie in deine Persönlichkeit hineinbringst, um dir bei der Aufgabe - der geistigen Aufgabe -, welche vor dir liegt, zu helfen.

Mit meiner Mithilfe kannst du stets rechnen, aber sie ist von deiner Fähigkeit abhängig, zu mir «hindurchzudringen».

August 1942

An D. E. I.

1. Als Chela in meinem Ashram [703] gehst du mit all der Macht, die aus diesem Zentrum herausströmt, durchs Leben. Vergiss es nicht.

2. Die Zukunft eröffnet sich mit vielem, was getan werden muss. Vergiss das Lieben nicht über dem Handeln.

3. Liebe alle, wie alle Chelas lieben, und lass Mitleid deine Handlungen beherrschen.

4. Der Lärm und die Unruhe des Lebensweges sind gross, und du reagierst mit übermässigem Schmerz darauf. Andere flüchten auf viele Arten und bauen eine Mauer. Für dich ist Erbarmen der Weg. Finde dich mit den Tatsachen ab und habe Erbarmen.

5. Hebe die Schwachen empor, denn du bist stark und empfängst Kraft von vielen. Ziehe diese Kraft an, und dann gehe vorwärts mit der Fähigkeit, zu lieben und emporzuheben.

6. Stelle die Zuverlässigkeit der Kraft und der Liebe, die dir von drei Seiten zukommen, nicht in Frage: Von mir, deinem Bruder, A. A. B. und einem anderen, was du bis jetzt noch nicht vermutest.

September 1943

MEIN BRUDER UND MEIN FREUND!

Seit du in den Zyklus eingetreten bist, der mit deinem zweiundvierzigsten Lebensjahr begann, hat das Leben dir in beständigem Wechsel viele und drastische Anpassungen und Verantwortung geboten. Dem muss noch die Unruhe und das Chaos des Krieges hinzugefügt werden. Dies hat hohe Anforderungen an deine Kraft und an dein Urteil gestellt. Du hast vielen geholfen und hast an Weisheit zugenommen. Du hast die Verantwortung für eine Phase der Arbeit übernommen, die in meinem Ashram oder durch meinen Mitjünger A. A. B. in die Wege geleitet worden ist. Sie ist kein Mitglied meines Ashrams. Du besitzt mein Verständnis und ihre unfehlbare Unterstützung.

Unvermeidlicherweise hat diese Situation, welche du in bezug auf die Arbeit, für die du verantwortlich bist, auf dein persönliches und auf dein Familienleben und in bezug auf die Zukunft, die sich dir eröffnet, handhaben musstest, grossen Druck mit sich gebracht, mein Bruder. Zu diesen Faktoren muss noch ein weiterer hinzugefügt werden, nämlich derjenige, dass du im Grund allein bist. Diese grundlegende Einsamkeit ist auf mehrere Ursachen zurückzuführen: Erstens, weil du in der Ausbildung für Führerschaft [704] stehst und Führer es lernen müssen, allein zu stehen, und das können sie immer tun, wenn sie genug lieben. Zweitens haben die Macht der Umstände und die Notwendigkeit, gewisse karmische Beziehungen abzuarbeiten, zwar deine täglichen Kontakte vermehrt, dich aber gleichzeitig viel einsamer werden lassen, als du das vor sechs Jahren warst. Drittens, weil die Tatsache, dass das Grössere stets das Kleinere einschliessen kann, eine Lehre ist, die alle Führer in der Ausbildung begreifen müssen; die Umkehrung dieser Tatsache beruht nicht auf Wahrheit, mein Bruder, und das Ergebnis ist Einsamkeit. Denke über dies alles nach und nimm es als Tatsache an. Stehe frei und gehe auf deinem erwählten Pfad vorwärts und weigere dich, dich von denen begrenzen zu lassen, welche dein Tempo nicht mitmachen können. Auch dies bedeutet Einsamkeit. Und schliesslich isoliert dich eine Notwendigkeit für liebevolleres Verständnis zuweilen von deinen Mitmenschen, besonders von deinen Mitarbeitern, und du musst dich vor einem zunehmenden kritischen Geist hüten.

Die Lehren der Führerschaft sind schwer zu erlernen, und diesen Lehren wirst du während der dahineilenden Jahre gegenüberstehen - wenn du es wünschst und du der Musik ins Gesicht sehen kannst. Die Musik ist vorhanden und wird in volltönender Klangfarbe erscheinen, wenn du die Missklänge erst einmal behoben und das Thema und den Rhythmus hergestellt hast.

Welches sind die Lehren, die alle wahren Führer erlernen müssen? Es möchte dir helfen, wenn ich dir einige - sehr kurz - vorlege, damit du (wenn du deinen Mitmenschen ernstlich dienen willst, was ich glaube) damit anfangen kannst, sie zu meistern, ihre Notwendigkeit zu verstehen und sie im Hinblick auf volleren und nützlicheren Dienst auf dich selbst anzuwenden.

Die erste Lehre ist die Lehre der Vision. Was sind deine Zielsetzungen? Worin besteht der geistige Antrieb, der stark genug sein wird und ist, um dich unerschütterlich an der Zielsetzung festhalten und dem Ziel treu bleiben zu lassen? Niemand kann die Vision für dich formulieren; das ist dein eigenes Persönlichkeitsproblem, und von der Stärke der Vision und der Schönheit des Bildes, das du mit deiner Vorstellungskraft malst, wird viel von dem, was du tust, abhängig sein.

Die zweite Lehre ist die Entwicklung eines Gefühls für richtige Proportion. Wenn dieses wirklich entwickelt worden ist und richtig angewandt wird, dann wird es dich dazu befähigen, demütig den Weg zu wandeln. Jeder wahre Führer muss und wird demütig sein, denn er ist sich der ungeheuren Grösse seiner Aufgabe bewusst und kennt die Grenzen seines Beitrages (im Licht der Vision), und ist sich der Notwendigkeit beständiger Selbstentwicklung und Kultivierung [705] des Geistes ununterbrochenen inneren, spirituellen Lernens bewusst, um je seinen richtigen Beitrag leisten zu können. Deshalb lerne beständig, bleibe zufrieden mit dir selbst und deinen Errungenschaften, nicht in irgendeinem krankhaften Sinn, sondern damit das Prinzip des Wachstums und des Vorwärts- und Weiterdrängens in dir gepflegt werden möge. Wir helfen anderen durch unser eigenes Bemühen, das nächste Ziel zu erreichen. Das erfordert klares Denken, Demut und beständige Anspannung.

Die dritte Lehre ist die Entwicklung des Geistes der Synthese. Dieser setzt dich in den Stand, alle innerhalb deines Einflussbereiches einzuschliessen und ebenfalls in den Einflussbereich von denjenigen inbegriffen zu werden, welche grösser als du sind. Auf diese Weise wird die Kette der Hierarchie hergestellt. Du nimmst noch immer eine etwas isolierte Stellung ein, zwar mit der besten Absicht in der Welt, aber du musst tiefer und verständnisvoller lieben. Das Hindernis liegt hier in deiner Persönlichkeit, die eher weise als liebevoll ist. Lass deine Seele deine Persönlichkeit auf dem ersten Strahl mehr beherrschen, und viele deiner gegenwärtigen Schwierigkeiten würden verschwinden.

Eine weitere Lehre, die sich in Wahrheit aus dem obigen entwickelt, ist das Vermeiden des kritischen Geistes, denn Kritik führt zu Schranken und Zeitverlust. Lerne es, den Geist der Kritik von der Fähigkeit zu analysieren, zu unterscheiden und wende die Analyse praktisch an. Lerne es, das Leben, die Umstände und Menschen vom Gesichtspunkt der Arbeit und nicht vom Gesichtspunkt deines persönlichen Standpunkts aus zu analysieren. Analysiere auch vom Standpunkt des Ashrams und nicht vom Gesichtspunkt des Geschäftsführers oder des Lehrers auf der physischen Ebene.

In den sechs Erklärungen, die ich dir vor einem Jahr gegeben habe, waren drei Sätze, von denen ich möchte, dass du ihnen weitere und genauere Aufmerksamkeit schenkst. Diese sind:

1. «Vergiss das Lieben nicht über dem Handeln.»

Dies hat viel mit Zeiteinteilung zu tun. Studiere den Wert des Herzens, das nicht mit sich selbst und seinen Problemen beschäftigt ist.

2.»Hebe die Schwachen empor, denn du bist stark und empfängst Kraft von vielen.»

Dies hat mit Erkenntnis zu tun. Sei nicht gänzlich damit beschäftigt, zu helfen, sondern auch bereit, dir helfen zu lassen. Studiere den Wert [706] der Vorstellungskraft in diesem Zusammenhang.

3. «Du gehst mit all der Macht, die aus meinem Ashram strömt, durchs Leben.»

Dies hat mit der Handhabung von Energie zu tun, und zwar von Energie von grosser Macht, die nicht nur das Beste, das in dir ist, anfordert, sondern auch die latenten Saaten von Schwierigkeiten hervorruft, die notwendigerweise beseitigt werden müssen.

Studiere die Aufgabe, stets bewusst im Ashram zu leben und von jenem Punkt der Macht und des Friedens aus zu arbeiten, - während du hinausgehst und doch immer drinnen bleibst.

Ich spreche so direkt mit dir, mein Mitarbeiter, weil die Zukunft dir viel nützlichen Dienst bietet, wenn du weiter ein Lernender bleibst. Es erfordert Zeit, Demut und gewisse innere Erkenntnisse in bezug auf Platz und Stellung in der Kette der Hierarchie. Ich kann dies dir gegenüber nicht genug betonen. Lass den Druck des Familienlebens (und kein Familienleben ist ohne Druck) und die Erfordernisse der Arbeit sowie die Tätigkeiten eines aktiven Denkaspekts den inneren Lernprozess, der für alle lehrenden Führer so wesentlich ist, dich nicht störend beeinflussen. Ein lehrender Führer kannst du sein, mein Bruder.

A. A. B. hat mit mir vom Gesichtspunkt deiner Stellung in der Arbeit der Schule über dich gesprochen. Sie hat weder die Persönlichkeitsfragen noch die Notwendigkeit für spezielle Entwicklung und spezielles Wachstum berührt, denn kein ausgebildeter Jünger, wie sie es ist, mischt sich je in die Beziehung zwischen einem Meister und seinem Chela ein. Sie weiss, dass dies deine Beziehung zu mir ist. Aber sie hat mit mir über dich vom Gesichtspunkt der Zukunft gesprochen. Ich fragte sie, was sie für dein grösstes Bedürfnis hielte, ein Bedürfnis, dem du entsprechen musst, wenn du dich für ein grösseres Dienstfeld vorbereitest, wenn sie hinübergeht. Sie gab eine unerwartete Antwort. Sie sagte: «Die Notwendigkeit für eine fruchtbarere Vorstellungskraft.» Sie hat völlig recht.

Die Vorstellungskraft ist eine schöpferische Tätigkeit. Auf welche Weise bist du schöpferisch? Kannst du dir zum Beispiel durch einen Flug der Vorstellungskraft die Aufgabe vorstellen, der die Arkanschule in der Nachkriegszeit gegenübersteht, und dein Herantreten an das Problem vom Gesichtspunkt dessen, was du ändern oder geändert sehen möchtest? Veränderungen haben keine Bedeutung, wenn sie nicht das Resultat einer neuen Vision sind; denn wenn sie aus Kritik der Vergangenheit und dessen, was getan [707] worden ist, hervorgehen, werden sie sich vom Standpunkt des geistigen Lebens als zwecklos erweisen, wie brauchbar sie auch vom Gesichtspunkt der Organisation sein mögen.

Hast du das Wahrnehmungsvermögen, dir darüber klar zu sein, was eine esoterische Schule ihrem Wesen nach sein muss? Es ist keine organisierte Methode, Weltproblemen zu begegnen, neue Orden und Lebensweisen zu organisieren oder die Bemühungen der Männer und Frauen guten Willens zu fördern. Es geht viel tiefer als dies. Alles Obige sind nur Wirkungen des esoterischen Lebens. Kannst du dir deine Stellung vorstellen, wenn du, und nicht A. A. B., - vom Gesichtspunkt des Lehrens, dem esoterischen Gesichtspunkt - eine Quelle der Inspiration werden müsstest? Woher willst du Inspiration erlangen, und wie willst du den Neophyten die Welt der Bedeutung und die geistigen Wirklichkeiten lebenswahr und anreizend machen?

Kann deine Vorstellungskraft dir deine Reaktion ausmalen, wenn du- weil du der Führer bist - alle Schuld für irgendein Versagen auf dich nehmen musst, selbst wenn du nicht persönlich verantwortlich bist? Du musst die Angriffe derer, denen du zu helfen suchst, die zuviel von dir erwarten und die dich dazu zwingen, im Licht der öffentlichen Meinung zu leben, annehmen, ohne Vergeltungsmassnahmen zu treffen. Was willst du tun, wenn deine erwählten Arbeiter verständnislos sind oder sich als ungetreu erweisen oder dich ungerechterweise kritisieren oder ihren Ehrgeiz gegen dich ausspielen und sich vorsätzlich weigern, deinen Gesichtspunkt anzuerkennen, und anderen Menschen gegenüber über dich reden und Entrüstung gegen dich aufpeitschen - Entrüstungen, die wahrscheinlich unbegründet sind? Dies ist nicht die Art von Dingen, welche deine Persönlichkeit leicht annimmt, und es wäre gut, wenn deine schöpferische Vorstellungskraft anfinge, sich mit diesen Problemen zu befassen, damit die in Erscheinung tretenden Prinzipien des Verhaltens dir klar vor Augen stehen mögen. Besitzt du die innere Herzensgüte, Fehltritte und Schwächen zuzugeben, falls sich die Notwendigkeit dafür ergeben sollte, einen Riss zu heilen und im Interesse der Arbeit zu sagen, dass du einen Fehler in der Technik oder Methode oder Annäherung, im Urteil oder im Sprechen gemacht hast? Auch dies ist dir nie leicht gefallen, mein Bruder. Es ist etwas, was du selten tust.

Und nachdem ich all dies gesagt habe, lass mich auf deine Vorzüge und die wertvollen Gaben hinweisen, die du der Arbeit bringen kannst und seit Jahren dazu beigetragen hast. Dieses sind die Qualitäten, die A. A. B. zu [708] deinem treuen Freund und begierig für deinen Fortschritt machen. Du besitzt eine Erkenntnis von Prinzipien, was wesentlich und sehr selten ist. Auf Prinzipien wird alle wahre Arbeit sicher begründet. Du hast im allgemeinen eine Gabe für Unpersönlichkeit, was ein grosser Schutz ist, und in jenen Zeiten, wenn deine Persönlichkeitsimpulse geherrscht haben, hat die Phase nicht lange gedauert. Du hast eine Gabe zu lehren, besitzt klare Einsicht und die Fähigkeit zu leiten und hast ein liebendes Herz, wenn es zum Erbarmen entzündet wird. Du besitzt Beständigkeit für das Ziel und erfüllst deine Pflicht und dein Dharma unwandelbar, und du hast die Fähigkeit, Verantwortung zu übernehmen, was sich in der Vergangenheit für die erforderliche Arbeit als unschätzbar erwiesen hat. Das wird auch in Zukunft so sein. Du hast schriftstellerische Gaben, und deine rednerische Fähigkeit nimmt zu; dies sind in der Tat wertvolle Gaben, wenn sie seitens der Seele im Interesse anderer gebraucht werden. Du bist impulsiv, und dies verursacht zuweilen vorübergehende Schwierigkeiten, aber die allgemeine Richtung und Tendenz deiner Impulse sind richtig orientiert. Das ist eine grössere Gabe in deinem Leben. Du bist ein verpflichteter und angenommener Jünger und hast die Macht des Ashrams deines Meisters hinter dir, und die Liebe deiner Mitjünger umgibt dich.

Du besitzt das Verständnis und die treue Zuneigung von A. A. B. und wirst sie weiterhin - von einem Leben zum anderen - haben. Entgegen ihren Wünschen bitte ich dich, ihr in geringem Mass das zu geben, was sie dir so reichlich gegeben hat. Zuweilen bist du dir nicht darüber klar, wie viel sie von dir hält. Ihre Gesundheit ist schlecht, und sie verlässt sich sehr auf dich. Lass sie nicht im Stich und versuche, die Probleme, denen sie gegenübersteht, zu verstehen.

Du hast auch mein Vertrauen und mein Zutrauen. Ich bin zuversichtlich, dass du weiterhin lernen und leben und lieben wirst und ich wiederhole nochmals, dass du mit der Kraft, die aus meinem Ashram kommt, rechnen kannst, aber sie erreicht dich durch deine Seele, und darum ist ein engerer Seelenkontakt immer erforderlicher für dich, wenn die Arbeit wächst und sich entwickelt.

November 1944

MEIN FREUND UND MITARBEITER!

Ich beabsichtige, beständig mit dir Fühlung zu haben, und du musst dich daher in einer zunehmenden Empfindungsfähigkeit für meine Gegenwart und für den Kontakt mit meinem Denkvermögen [709] ausbilden. Kontakt mit mir wird dein Herzzentrum beeinflussen, Kontakt mit meinem Denken wird Veränderungen in deinem Kopfzentrum herbeiführen - wahrscheinlich (in diesem Stadium deiner Entwicklung) im Ajnazentrum. Empfindungsfähigkeit ist eines deiner hauptsächlichen Bedürfnisse. Dies macht einen freieren Gebrauch der Fähigkeit der Einbildungskraft erforderlich, wie ich dir in meiner letzten Unterweisung gesagt habe. Dringend musst du Empfindungsfähigkeit entwickeln, nicht nur für mich, deinen Meister (denn du wünschst es selbst), sondern auch eine ausserordentlich vergrösserte Empfindungsfähigkeit für deine Mitjünger. Vor allem musst du eine viel empfindungsfähigere Reaktion für alle, mit denen du in deinem Leben des Dienstes in Berührung kommst, entwickeln. Dieses fehlt dir vor allem; es beruht auf einem definitiven Mangel an wahrer Liebe in deiner Natur. Du erfüllst deine Pflicht allen gegenüber, denen du begegnest, ernsthaft und gewöhnlich erfolgreich, mit gewissen Ausnahmen dort, wo deine Persönlichkeit fast heftig antagonistisch ist. Aber bei einem Führer auf der zweiten Strahlenlinie des Lehrens ist mehr als dies erforderlich.

Du bist einer der (verhältnismässig wenigen) Menschen, welche eine einwandfreie und schöne Gruppenwirkung haben, doch deine Einzelkontakte sind nicht konstruktiv, und in dieser Richtung musst du arbeiten. Du musst es lernen, eine hilfreiche und verständnisvolle Beziehung zu allen herzustellen, denen du begegnest, mögen sie hoch oder niedrig, reich oder arm sein, auch mit denjenigen, die vom gesellschaftlichen Standpunkt wichtig sind, und mit den unteren Klassen, den liebenswerten Leuten und solchen, die nicht so liebenswert sind. Die Notwendigkeit, diese Fähigkeit zu entwickeln, war einer der Gründe, abgesehen von der Verbindung mit nationalem Karma, welche dich vorübergehend von einer aktiven Beteiligung an der Arbeit, die du jahrelang so gut getan hast, entfernt haben. Dir wird eine Zwischenpause gegeben, während der du dein Leben bereichern und deiner Ausrüstung das Erforderliche hinzufügen kannst, um dann wieder zu deiner früheren Arbeit und deinem Dienst zurückzukehren mit der Fähigkeit, viel mehr zu geben als bisher. Ich weiss, dass dies dein eigener Wunsch sein würde, und ich habe dir hiermit den Schlüssel zu seiner Erfüllung gegeben.

Einer der Wege, auf denen du zu diesem tieferen Verständnis der Menschheit gelangen kannst, liegt in der Entfaltung der schöpferischen Vorstellungskraft. Diese wird es dir ermöglichen, dich auf den Hintergrund und das Bewusstsein der Menschen, mit denen du in Berührung kommst, einzustimmen. Du bist ein Mensch mit starken Zuneigungen und Abneigungen und bist auch stolz darauf gewesen, dich bemüht zu haben, das Rechte für einen Menschen zu tun, wie gross auch deine Abneigung ihm gegenüber gewesen sein mag, und es gelingt dir gewöhnlich, dies weiter zu tun, jedoch mit Ausnahme von drei Menschen, bei denen deine Abneigung [710] dich unvernünftig und häufig unfreundlich sein lässt. Wer sie sind, ist dir gut bekannt, und es ist nicht meine Absicht, ihre Namen zu erwähnen, da diese Beziehung gänzlich deine eigene Angelegenheit ist.

Aber, mein Bruder, ein arbeitender Jünger, dem sein Meister eine definitive Aufgabe anvertraut hat und der vom Inneren des Ashrams arbeitet (wie du es tust), darf nicht nur auf Grund eines Pflichtgefühls und tiefer, intensiver Hingabe arbeiten; er darf nicht nur arbeiten, weil er ein Gefühl karmischer Verantwortung hat und weiss, dass die übernommene Aufgabe auf Grund des Befehls der Seele gehorsam durchgeführt wird, sondern er muss auch unter der Inspiration wahrer Liebe handeln. Du hast eine Seele auf dem zweiten Strahl, und wenn sie herrscht, dann entspricht deine Haltung allem, was man nur wünschen könnte. Du hast einen Mentalkörper auf dem zweiten Strahl (was ungewöhnlich ist). Das setzt dich in den Stand, dir theoretisch darüber klar zu sein, wie deine Haltung sein sollte und genau zu wissen, wann und wo Liebe nicht herrscht. Deine Persönlichkeit und dein Astralkörper auf dem ersten Strahl stellen dem freien Fluss der Liebe Schranken entgegen und erschweren einen beständigen Kontakt mit der Seele, indem sie sich zwischen die Seele und die drei niederen Körper drängen. Sie kommen auch zwischen die Seele und den physischen Körper und verhindern das Herabfliessen der Energie der Liebe in den vitalen oder Ätherkörper, von dem aus sie den Ausdruck des physischen Lebens automatisch kontrollieren und in Tätigkeit setzen würde.

Ihr Vorhandensein und die Möglichkeiten, die der Konzentration dieser beiden Energien des ersten Strahls in deiner Persönlichkeit innewohnen, sollten die Wirkung haben, dem Einströmen des Liebesfaktors Kraft und Macht hinzuzufügen, und sie sollten es dir ermöglichen, die Energie der Liebe mit Leichtigkeit zu isolieren und sie auf ein Ziel konzentriert anzuwenden. Ich sage dir dies zu deiner Ermutigung.

Auf etwas anderes möchte ich noch hinweisen. Du solltest erkennen, dass deine ganze Strahlenausrüstung so gut ausgeglichen ist, dass deine Fähigkeit, dem Ashram und der Menschheit zu dienen, sehr gross ist, vorausgesetzt, dass du alle diese Kräfte zu einer intelligenten, dienenden und konstruktiven Einheit vereinigst. Du bist einzigartig gut ausgerüstet: du besitzt eine zweifache Fähigkeit, die Energie des zweiten Strahls zu gebrauchen, um die Anwendung der Lehrbefähigung zu verbessern und zu unterstützen; du hast auch einen Kontakt des dritten Strahls mit der physischen Ebene, welcher dich dazu befähigen sollte, diese ganze innewohnende Fähigkeit auf der physischen Ebene im äusseren wirkungsvollen Dienst an den Menschen zu konzentrieren und nutzbar zu machen. Du hast grosse Fortschritte gemacht, dies zu tun, [711] und nur, wenn deine Neigung des ersten Strahls, dich zu isolieren, unterstützt durch deine Persönlichkeits- und emotionelle Natur, einen Augenblick lang deine Eigenschaften des zweiten Strahls (in bezug auf andere Menschen) auslöscht, wird deine Leistung auf der physischen Ebene betroffen, und zuweilen wird sie ganz ernstlich in Mitleidenschaft gezogen. Wenn du diese Dinge nicht überdenkst und die Hindernisse des freien Spiels deiner Liebesnatur nicht beseitigst, wirst du stets ein vertrauenswürdiger Diener sein, aber dein Dienstfeld wird unnötigerweise begrenzt sein und du wirst nicht so grossmütig und erfolgreich dienen können, wie du es sonst tun könntest. Du wirst immer dienen, du wirst stets die Freiheit des Ashrams haben und du wirst Zugang zu mir haben, mein Vertrauen verdienen und so stets beharrlich fortfahren. Aber ich suche grössere Dinge für dich und A. A. B. ebenfalls.

Die Arbeit der Arkanschule rechtfertigt grosse Erwartungen - viel grössere, als es augenblicklich den Anschein hat. Arbeiter werden erscheinen, denen weitgehende Verantwortung anvertraut werden wird, und A. A. B. wird ihnen freie Hand innerhalb der Grenzen der Grundsätze und Ziele der Schule geben, wie sie sie stets gegeben hat. Die Führerschaft der Arkanschule muss die einer Gruppe sein, wenn A. A. B. nicht bei euch ist und zu anderer und wichtigerer Arbeit hinübergegangen ist. Diese Gruppe wird notwendigerweise unter der allgemeinen; Leitung von F. B. stehen, aber einige unter euch werden viel Verantwortung und Macht haben, vorausgesetzt, dass eine mächtige und richtige Motivierung vorhanden ist und dass ihr mit zurückhaltender Bescheidenheit arbeitet. Liebe bringt seitens der Persönlichkeit und ihrer Haltung stets das Zurückziehen in den Hintergrund mit sich.

Ich möchte dir für alles, was du getan hast, danken, mein Bruder. Dein Einfluss ist für viele gut und nützlich gewesen, und ich bin mir dessen wohl bewusst. Auch A. A. B. hat ihre Anerkennung dir gegenüber mehrmals geäussert.

Die Zwischenpause der Arbeit, von der du augenblicklich in Anspruch genommen bist, sollte dir Zeit für viel innere Erwägung geben. Sie sollte deine Fähigkeit vertiefen, das Doppelleben eines Jüngers zu leben. Bereite dich daher für eine Wiederaufnahme meiner Arbeit vor, wenn der richtige Zeitpunkt kommt, um mit erweitertem Verständnis, einer ausdrucksvolleren Liebe und einer begeisterten Weihung zum Prinzip des Dienstes zu ihr zurückzukehren. A. A. B. (wenn ich nochmals darauf hinweisen darf) schätzt dich hoch ein und hat grosse Liebe für dich, sowohl persönlichen [712] als auch egoischen Ursprungs, und du kannst viel dazu beitragen, die Lasten von ihren Schultern zu nehmen, wenn du es wünschst. Sie beunruhigt sich nie über die unvermeidlichen und unwichtigen Fehler, die ihre Arbeiter machen. Sie hat solche selbst gemacht und ist sich über deren verhältnismässige Bedeutungslosigkeit klar. Dagegen ist sie sehr beunruhigt, wenn eine falsche Auslegung von Prinzipien, ein Abschweifen von entscheidenden Fragen oder eine allgemeine Untätigkeit vorhanden sind. Stehe ihr bei. Mit der unfehlbaren Liebe von F. B. und dem entwickelten Verständnis von dir, R. S. U. und F. D. C. kann sie diesen Lebenszyklus zur Zufriedenheit ihres Meisters erfüllen - was das Einzige ist, worauf es ihr ankommt. Sie hat dies von euch allen verdient. Ich möchte hinzufügen, dass sie sich geweigert hat, diesen letzten Satz niederzuschreiben (weil sie nicht im Sinn von Belohnung und Vergeltung denkt), hat es aber doch getan, als ich ihr die Notwendigkeit von Unpersönlichkeit einschärfte.

Die drei Zentren der Arkanschule: New York (das Hauptzentrum), London und Genf müssen mächtiger werden und sollten drei hauptsächliche Lichtpunkte in der Welt bilden. Im Zentrum eines jeden sollte ein Jünger arbeiten. Später werde ich vorschlagen, dass die Arbeit in Australien erweitert wird und dass in Sydney ein weiteres Zentrum oder eine Kraftstation eröffnet werden sollte.

Deine Meditation während des kommenden Jahres sollte auf das Bemühen konzentriert werden, Energie des zweiten Strahls, die Energie deiner Seele und deines Denkaspekts, über den Ätherkörper in das physische Gehirn durchzubringen. Du musst dies durch die Macht der schöpferischen Vorstellungskraft tun; du musst handeln «als ob»; du musst sehen, wie diese Energie buchstäblich in das Kopfzentrum und von dort in das Gehirn hineinströmt. Du musst deine eigene Art und Weise, dies zu tun, ausarbeiten, denn das wird für dich die beste Art sein. Nur zwei Vorschläge will ich machen: Erkenne diese Energie der Liebe als einen grossen herabfliessenden Strom aus Lichtsubstanz, der sich von der Seele in deine dreifache niedere Ausrüstung und von dort aus in die Arkanschule ergiesst und ihre Mitgliederschaft umhüllt. Zweitens - und hier musst du dich bemühen, das, was ich meine, ohne weitere Erläuterungen meinerseits zu verstehen - musst du die Menschen, die du nicht liebst, besonders die drei, welche dich so schmerzlich beunruhigen, in dein Herz nehmen und (soweit dir dies möglich ist) in ihren eigenen Begriffen und von ihrem eigenen Standpunkt und nicht von deinem aus an sie denken.

Der Weg in den Ashram [713] steht stets offen für dich, und ich bin für diejenigen stets erreichbar, welche wie du unter Schwierigkeiten und Trübsal und unter den drastischen Umständen, die ihnen durch diesen Weltkrieg auferlegt worden sind, gearbeitet und gedient haben. Du hast gedient, ohne je vom Pfad der Pflicht abzuweichen. Vergiss dies nicht und mache vom «Vorrecht des Eintritts» Gebrauch. Du wirst mich stets am inneren Punkt finden.

An H. S. D.

September 1943

MEIN BRUDER!

In diesem Jahr haben gewisse befreiende Vorgänge in deinem Leben stattgefunden. Du bist viel freier von Verwicklungen als bisher, und du stehst einer neuen Gelegenheit zum Dienst und zum Wachsen gegenüber. Mein Problem besteht darin, wie ich dir dabei helfen kann, Nutzen aus der Vergangenheit zu ziehen, um dich dadurch in den Stand zu setzen, die Zukunft zu einer fruchtbareren Periode als je zuvor zu machen. Du bist nun seit einiger Zeit mit meinem Ashram verbunden gewesen und wieder in die Neue Saatgruppe aufgenommen worden. Der Grund dafür, dass ich dies erwähne ist, dass ich dir gegenüber das Wort «Saat» betonen möchte. Es ist der Keim, und nur der Keim, des geistigen Lebens, mit dem du dich befassen musst; und ich möchte, dass du deine Gedanken und deine Betonung vom Begriff des Blühens deines Lebens in den kommenden Jahren zu dem Begriff des Nährens und Pflegens der Saat oder des Keimes des neuen Lebens, welches gerade beginnt, in Erscheinung zu treten, zurückziehst. Im Alten Kommentar wird gesagt:

«Die Saat entwickelt fünf Blüten und nur fünf. Eine Blüte erscheint lange vor der anderen. Die zweite Blüte ist schwer zu entwickeln, die dritte noch schwerer. Die vierte Blüte stirbt, und während sie stirbt, strahlt sie Licht aus, und in diesem Licht erblüht die fünfte Blüte.»

Ich überlasse es dir, dies selbst auszulegen.

Du musst der Zukunft, die vor dir liegt, - ob sie lang oder kurz sein mag - nun auf andere Art entgegentreten als der Vergangenheit. Du stehst allein. Du stehst jedoch mit deinen Brüdern im Ashram und bist daher nicht allein. Was liegt vor dir? Wie [714] können die kommenden Jahre konstruktiv, organisiert und schöpferisch werden? Diese drei Worte - Konstruktiv, Organisiert, Schöpferisch - habe ich sorgfältig ausgewählt, und ich möchte dich bitten, sie zu erwägen. Worin besteht der konstruktive Beitrag, den du jetzt zu der Arbeit leisten kannst, die deine erwählten Mitarbeiter tun? Wie kannst du dein Leben so organisieren, dass es deutliche Ergebnisse bringt und jede in die Wege geleitete Tätigkeit Ergebnisse aufzuweisen hat? Wie kann die intensive Tätigkeit deines Denkaspekts verlangsamt und so gelenkt werden, dass etwas Schöpferisches und Lohnendes in Erscheinung treten mag? Dies sind die Probleme, denen du gegenüberstehst, und dies sind die Punkte, bei denen ich dir dienstbar sein kann, mein Bruder, wenn du meine Vorschläge annehmen und sie durchführen willst.

Die Durchführung irgendeines bestimmten Vorhabens ist stets die hauptsächliche Schwäche deines Gruppendienstes gewesen. Du arbeitest ein wenig auf irgendeinem Gebiet der Gruppentätigkeit, und dann wendest du dich einem anderen zu. Deine zugrunde liegende Zielsetzung ist beständig und echt, und deine Beständigkeit, an irgendeiner Phase meiner Arbeit festzuhalten, ist unerschütterlich und unbeweglich, aber die Bemühung an der Oberfläche ist unbeständig und dauert vom Gesichtspunkt der Zeit nie lange genug, um Resultate hervorzubringen. Warum ist das so?

Die Antwort liegt in zwei Richtungen: Dein übermässig aktiver Denkaspekt wandert hin und zurück, von einem zum andern und überorganisiert alles, was du berührst. Zweitens: Der physische Körper ist unter dem Druck dieser intensiven mentalen Spannung und beständigen Bewegung notgedrungen sehr nervös und ständig erschöpft, denn selten wird etwas ganz durchgeführt, und das Durchführen eines Vorhabens und das Festhalten an einem Plan bringt Energie auf die physische Ebene herunter und infolgedessen in den physischen Körper. Dein Ätherkörper fühlt den beständigen Zug mentaler Kraft nach oben, aber diese mentale Kraft wird nicht durch Tätigkeiten ausgedrückt, welche zum vollendeten Ausdruck auf der physischen Ebene durchgeführt werden. Dein Denkaspekt ist wie ein herumwirbelnder Brummkreisel, der ständig umfällt und wieder in Bewegung gesetzt werden muss und nichts Wertvolles erreicht.

Dies ist weder deine Absicht noch dein Wunsch, mein Bruder. Wo liegt dann der Fehler? Lass mich dir ganz einfach sagen, was [715] falsch ist. Es besteht eine beständige übermässige Stimulierung des Denkaspekts von so mächtiger Art, dass keine Zeit oder Energie für Ausdruck auf der physischen Ebene übrigbleibt. Wie kann dies geheilt werden, und was sollen wir tun, um diese übermässige Anregung zu verhindern und das Tempo zu verlangsamen, damit Zeit für die Durchführung verbleibt? Meine Antwort ist: Vollständige Einstellung aller Meditationsarbeit, wenigstens ein Jahr lang oder bis ich dir gestatte, sie wieder aufzunehmen. Du ziehst dich beständig zurück und flüchtest in den Meditationsvorgang und tust es so erfolgreich, dass das Ergebnis ist, dass alle Energien, mit denen du Kontakt aufnimmst, im Denkaspekt konzentriert werden. Du brauchst dies nicht zu tun. Du solltest jetzt die Ergebnisse früherer Meditationsarbeit durch aktiven Dienst ernten, der bewusst erwählt und beständig ohne irgendwelche Meditation auf Grund des aufgespeicherten Wissens, das du besitzt und niemals gebraucht hast, durchgeführt wird.

Ich bitte dich deshalb, alle Meditation zu unterlassen, selbst die Gruppenmeditation. Du kannst jeden Sonntagmorgen und während der Vollmondperiode fünfzehn Minuten zur Hingabe, Weihung und für Kontakt mit deiner Seele und mit mir verwenden. Du kannst an der Gruppenmeditation in der Schule teilnehmen, aber sorge dafür, dass du die Gruppenmeditationen als Dienstleistungen und nicht als ein Mittel betrachtest, durch das deine eigene Natur angeregt und erfrischt wird. Du kannst an der Gruppe teilnehmen, die A. A. B. Freitagabends hält, denn du kannst viel dabei lernen. Aber ich wünsche nicht, dass du der Meditation sonst irgendwelche Zeit widmest - besonders nicht im Zusammenhang mit irgendeiner Arbeit, die du tun magst. Ich wünsche deine aktive Mitarbeit auf der physischen Ebene in irgendeiner besonderen Richtung, welche mit meinen Tätigkeiten verbunden ist, und ich wünsche weiter, dass du um jeden Preis bei dieser Arbeit bleibst, damit etwas Vollendetes in Erscheinung tritt. Welcher Art diese Arbeit sein soll, welche Phase des Unternehmens du tun kannst und welche Verantwortung du zu übernehmen vermagst, sollte meines Erachtens mit A. A. B. besprochen werden, aber nur, wenn du es wünschst.

Wenn du diese Unterweisungen befolgen wirst, dann wirst du staunen, wieviel leichter dein Leben wird. Dein Denkaspekt wird allmählich dein Werkzeug werden und nicht, wie augenblicklich, dein Meister sein. Dein Ätherkörper wird stabilisiert werden, und dein allgemeiner Gesundheitszustand wird sich bessern. Deine [716] Interessen werden sich erweitern, und deine Brauchbarkeit wird zunehmen. Ich weiss, mein Bruder, dass du dies selbst möchtest. Ich versuche nur, dir zu helfen, deiner eigenen Idee zu entsprechen.

Eine andere Übung will ich gestatten. Ich gebe dir unten gewisse Sätze oder Erklärungen, einen für jeden Monat des kommenden Jahres. Jeden Morgen, ehe du dich aus der liegenden Stellung erhebst, sprich den Satz für den betreffenden Monat laut aus - nur einmal -, um auf diese Weise die Grundnote für den Tag anzuschlagen. Aber fahre dann nicht fort, über die Sätze zu meditieren, sie zu erwägen oder darüber nachzudenken.

Erster Monat - Im Stillesein und Vertrauen soll meine Kraft liegen, wenn ich heute auf dem Erdenweg wandle.

Zweiter Monat - In Gedanken steige ich in die Ebenen hinab, wo die Menschen wandeln, und dort arbeite ich.

Dritter Monat - Im geistigen Sein stehe ich auf dem Weg. Es ist der Weg der Menschen. Ich bin. Ich denke nicht, noch träume ich, sondern ich arbeite.

Vierter Monat - Mit meinen Brüdern wohne ich innerhalb des Ashrams. Ich gehe hinaus und führe den Plan nach bestem Vermögen aus.

Fünfter Monat - Lass heute Liebe hinausströmen - aus meinen Augen, von meinen Händen, meinen Füssen, weil mein Herz mit der Liebe Gottes schlägt.

Sechster Monat - In meiner Hand halte ich den Schlüssel des Lebens. Ich schliesse die Tür für andere auf und sie gehen hindurch - doch sie sehen mich nicht.

Siebenter Monat - Da ich Kraft und Macht und Liebe und Verständnis bin, bringe ich diese Gaben in meine Arbeitsstätte. Auf diese Weise geht Kraft zu anderen hinaus, und Liebe strömt zu allen, denen ich begegne, und zu diesen Gaben füge ich ein verständnisvolles Herz hinzu.

Achter Monat - Der Ruf nach Arbeitern geht hinaus. Ich folge ihm, Meister meines Lebens, und stehe innerhalb der Reihen derer, die dienen. «Was soll ich tun?» Die Antwort kommt: «Das, was vor deinen Augen liegt.»

Neunter Monat - Ich klettere mit anderen zusammen auf den [717] Gipfel des Berges und beobachte die Sonne. Ich steige mit meinen Mitmenschen ins Tal hinab und wandle darin. Die Dunkelheit ist gross, aber ich bin mit meinen Mitmenschen zusammen.

Zehnter Monat - Ich denke keinen Gedanken, ich spreche kein Wort, ich tue keine Tat, die jemand anderen verletzt. Dies bedeutet, dass ich ein Gehirn gebrauche, das vor mir selbst - dem kleinen persönlichen Ich - geschützt ist.

Elfter Monat - Die Kette der Hierarchie reicht vom Himmel zur Erde, und in dieser Kette bilde ich ein Glied. Über mir stehen diejenigen, denen ich zu dienen suche; unter mir stehen Brüder, die meine Hilfe fordern.

Zwölfter Monat - Ich besitze das Kreuz. Ich besitze das Schwert der Liebe. Ich besitze das Wort der Macht, weil ich liebe - meinen Meister und meine Brüder auf dem Weg nach oben und, auf dem unteren Weg, meine Mitmenschen.

Dieser Wechsel wird dir nicht leicht fallen, mein Bruder. Es wird dir erscheinen, als ob er den Rhythmus deines Lebens unterbricht und stört, aber er wird gute Resultate bringen, und du wirst es nie bereuen, meiner Bitte nachgekommen zu sein. Das Beste liegt vor dir. Du wirst gebraucht, und du kannst gemeinsam mit deinen Gruppenbrüdern und mir dienen.

November 1944

BRUDER VON ALTERSHER!

Dies ist die letzte ausführliche und individuelle Unterweisung, die ich dir geben werde. Ich habe nicht die Absicht, das immer zu wiederholen, von dem ich möchte, dass du - und ihr alle - es sein, werden oder tun sollt. Dir ist im Lauf der Jahre viel gegeben worden, was noch in die praktische Wirksamkeit ausgearbeitet werden muss. Ich frage mich, ob du beachtet hast, wie oft ich in diesen Serien von Gruppen- und Einzelunterweisungen das Wort «wirksam» gebraucht habe? Ich habe das wohlerwogen getan, denn das Wort bedeutet etwas, von dem ich möchte, dass jeder von euch es ausdrückt. Wahre Wirksamkeit ist das Ergebnis eines Verschmelzens von Seelenenergie mit Persönlichkeitskraft, und durch dieses ätherische Verschmelzen entspricht der physische Ausdruck den Anforderungen und [718] ist den verschmolzenen Kräften angemessen. Jeder von euch, der in den Ashram aufgenommen worden ist, hat bereits ein gewisses Mass bestimmten Kontakts hergestellt. Der Weg in den inneren Kreis des Ashrams eröffnet sich durch einen noch engeren Rapport mit der Seele, und auf diesen Rapport musst du dich entschieden konzentrieren.

Du bemühst dich wirklich, mitzuarbeiten und meine Unterweisungen auszuführen. Dies ist dir nicht leicht gefallen, und es hat lange gedauert, bis du dich an die Arbeit gemacht hast, seit du die letzte Unterweisung von mir empfangen hast. Es hat lange gedauert, bis du angefangen hast, dich auf eine bestimmte Tätigkeit zu konzentrieren, wozu ich dich vor einiger Zeit aufgefordert habe. Dies ist wiederum das Resultat deines übertrieben vernunftmässig eingestellten Denkaspekts, der - in deinem Fall - geneigt ist, die einfachsten Dinge auf der physischen Ebene kompliziert und verwickelt zu machen. Du bist geneigt, Dinge, die nicht die geringste Bedeutung haben, wichtig zu machen.

Dein Ziel sollte für den Rest deines Lebens Einfachheit in allen Angelegenheiten und allen Beziehungen sein. Ich möchte, dass du dieser Einfachheit ein stärkeres Gefühl für persönliche Würde hinzufügst, einer Würde, welche sich als physische Zurückhaltung auswirkt. Hiervon weisst du bis jetzt noch wenig, aber sie wird sich dir offenbaren, wenn du über das Wort nachdenkst. Zu diesen zwei Erfordernissen deines Ausdrucks auf der physischen Ebene möchte ich, dass du Verständnis hinzufügst - ein Verständnis, das auf Liebe und nicht auf irgendwelchen mentalen Vorgängen begründet ist. Dies wird dir schwer fallen, denn es macht erforderlich, dass du von deinem Herzen gelenkt wirst, ohne von deinem unbeständigen und beweglichen Denkaspekt angetrieben zu werden. Wenn du diese Eigenschaft entwickeln willst - Einfachheit vom mentalen Standpunkt, Verständnis vom emotionellen und astralen Standpunkt und Würde vom physischen Standpunkt - und den Rest dieser Verkörperung lang an diesen Eigenschaften arbeiten willst, dann wirst du dein nächstes Leben für volleren Dienst ausgerüstet und mit einem verlässlicheren physischen Instrument beginnen.

A. A. B. sagt mir, dass es dich betrübt, dass du «hinter» den anderen in der Neuen Saatgruppe zurück bist, wie du es nennst, soweit es den Empfang der Serien von Gruppenunterweisungen betrifft. Sie fragt mich, was sie tun sollte, da sie diese dir nicht vorenthalten würde, wenn es mein Wunsch ist, dass du sie «einholst» [719] (um deine eigenen Worte zu gebrauchen). Was willst du einholen und wen, mein Bruder? Ein Empfang der schriftlichen Unterweisungen ist keine Ausdeutung von Fähigkeit oder Status, denn im geistigen Leben und in allem Leben, das frei von der Bewusstheit des physischen Gehirns ist (wie du es verstehst), besteht ein solches «Einholen» nicht. Vom Standpunkt der Esoterik, die sich mit dem Seelenaspekt des Lebens befasst, ist Zeit einfach eine Folge von Bewusstseinszuständen, wie sie das physische Gehirn registriert. In Wirklichkeit beeinflusst sie den inneren geistigen Menschen nicht. Wenn du es nur erkennen könntest - und dies ist ein Punkt, den alle Jünger begreifen müssen: Du, die wahre Wesenheit, brauchst keine Unterweisungen. Die Aufgabe jeden Meisters besteht nur darin, den Menschen, welcher vermittels eines physischen Gehirns arbeitet, auf jene Phase der Alten Weisheit aufmerksam zu machen, von der seine Seele wünscht, dass er sie registriert. In Wirklichkeit sind dir die Unterweisungen, infolge deiner Zudringlichkeit und des begierigen Verlangens deines beweglichen, unbefriedigten Denkaspekts, in kürzeren und schnelleren Zwischenräumen gegeben worden als deinen Gruppenbrüdern. Aber du hast das, was mitgeteilt worden ist, keineswegs gemeistert, noch hast du die nötige Meditation durchgeführt. Du wirst die laufenden Gruppenunterweisungen daher erst empfangen, nachdem die Sonne nordwärts gegangen ist, und ich will A. A. B. den richtigen Zeitpunkt andeuten.

Was deine Meditationsarbeit betrifft, darfst du jetzt den Meditationsumriss anfangen, der in der letzten Serie gegeben worden ist, aber du musst es ohne ungebührlichen Druck tun. Du musst sie ohne irgendwelche eifrigen Erwartungen tun, sondern einfach als eine geforderte Pflicht. Ich möchte, dass du dich mit äusserster Sorgfalt beobachtest, und ich möchte dich bitten, das Heilige Wort nicht zu gebrauchen, mit Ausnahme bei Gruppenmeditationen, wenn die Aura der Gruppe die hereinkommenden Energien absorbieren wird und du dann nicht übermässig stimuliert werden wirst. Der Denkaspekt ist, wenn er erwacht und tätig ist, der grosse Übermittler der Energien, die durch das Heilige Wort ausgelöst werden. Wenn der emotionelle Typ es ertönen lässt, erweist es sich glücklicherweise als unwirksam, und keine Energie wird in den Mechanismus der Persönlichkeit hineingezogen. Wenn jedoch der Denkaspekt aktiv und an gewissen Evolutionspunkten in Rapport mit der Seele ist, kann er Seelenenergie hervorholen und tut es auch und bringt sie schnell und unmittelbar mit dem Gehirn in [720] Beziehung. Daher stammen viele der Schwierigkeiten, die mit Überstimulierung verbunden sind, der du zum Opfer fällst. Befolge diese Anordnung genau.

Einer der Faktoren in ashramischen Beziehungen, den du finden und ausdrücken musst, ist der überzeugte Friede und das innere Vertrauen, das ihre Schwingung charakterisiert. In deinem Leben ist zuviel fieberhafte Erregung. Du schreibst sie einem zarten Körper zu, mein Bruder, aber dies ist nicht der Fall. Sie ist auf einen fieberhaften Denkaspekt zurückzuführen. Bis Ruhe und Friede und Gelassenheit deine mentalen Prozesse kennzeichnen, wird es nicht weise sein, dass du weiter in den Ashram hindurchdringst als bis zu dem Punkt, wo du dich jetzt befindest. Bemühe dich also, den Denkaspekt ruhig zu erhalten. Der physische Körper ist viel stärker als du denkst, und dein Gesundheitszustand wird sich sehr bessern, wenn dein Denkaspekt besser reguliert werden kann.

Ein Ashram ist ein Ort ruhigen, vertrauensvollen, regulierten Bemühens. Der Plan und die unmittelbare Diensttätigkeit sind bekannt, und Jünger und Eingeweihte - die sich alle ihrer Aufgabe bewusst sind - fahren fort, die Pläne der EINEN Arbeit, für die sie verantwortlich sind, auszuführen. Jeder ist sich seiner Beziehung zu den Phasen der Arbeit, die von seinen Gruppenbrüdern unternommen wird, bewusst. Vertrauen und Sicherheit werden dadurch entwickelt, dass er lernt, das Bild als Ganzes zu sehen (wie der Meister es stets sieht).

An Stelle deiner Weihung am Sonntagmorgen möchte ich dir vier Bilder geben, über die du nachdenken solltest, wobei du versuchst, hinter ihrem Symbolismus die Botschaft deiner Seele für dich, die Persönlichkeit, zu lesen.

I. Eine ruhige dunkelblaue See. Darüber der leuchtende runde Mond. Durch die See ein Lichtpfad und ein kleines Boot, das sich langsam diesen Pfad entlang bewegt, und - lächelnd, mit den Rudern in der Hand - ist H. S. D. sichtbar.

II. Ein von Pfeilern gestützter Kreuzgang, durch den die Sonne spielt, und unterbrochen durch den Schatten, den die Pfeiler werfen. Ein Garten breitet sich auf beiden Seiten aus, der mit dem Duft vieler Blumen und dem Gesumm vieler Bienen erfüllt und von Schmetterlingen belebt ist. Zehnmal läutet eine Glocke. Ihr Klang ist tief und klar und wohlklingend. Aber derjenige, welcher unter dem Schatten des Kreuzganges sitzt und schreibt und denkt, rührt sich nicht. Er schreibt und widmet sich der ihm zugewiesenen [721] Aufgabe.

III. Ein Raum im Schatten, voller Frieden und Ruhe, voller Bücher und Unternehmungsgeist. Und am Schreibtisch sitzt der Meister und arbeitet und denkt, projiziert Gedanken und arbeitet innerlich, nach oben hin und ringsumher, während viele durch den Raum hindurchgehen. Sie haben das Recht, hindurchzugehen.

IV. Eine goldene Tür, weit offen zur Sonne. Vor der Tür liegen Felsen und Steine. Ein Pfad windet sich auf die Tür zu, und auf dem Querbalken stehen die Worte: «Tritt ruhig ein, sprich leise und nur, wenn es nötig ist. Tritt in den Strom hinter der Tür und reinige dich vom Reisestaub. Dann tritt dem Meister entgegen, aber nur, wenn die Stille des Abendlichts leuchtet und alles drinnen still ist.»

Nimm diese Bilder - jeden Sonntag im Monat eins davon - und arbeite schöpferisch mit ihnen. Am Ende eines Jahres sende deine Auslegungen dieser Symbole an A. A. B. (um der Gruppe zu helfen). Sprich die Wahrheit durch sie und fürchte dich nicht vor Kritik.

Du machst Fortschritte, mein Bruder, und kannst - wenn du es willst - deinen Mitmenschen behilflich sein. Vergiss nicht, dass ich jederzeit im Zentrum des Ashrams zu finden bin, aber nur, wenn du mit Einfachheit, Verständnis und Würde hineindringen kannst.

August 1946

MEIN BRUDER!

In meiner letzten Unterweisung für dich erklärte ich, dass es die letzte sei, die ich dir geben würde. Damals hatte ich nicht die Absicht, die äussere ashramische Angliederung abzuschliessen. Heute ist sie abgeschlossen, und ich gebe dir deshalb (zugleich mit den Abschiedsworten an deine Brüder) ein Abschiedswort von praktischer Bedeutung auf der physischen Ebene.

Ich trete mit grosser Besorgnis an dich heran, weil dein physisches Leben jetzt ebenso beweglich ist wie dein Denkaspekt es war, und du weisst, Bruder von altersher, dass jener rastlose, forschende, unbefriedigte Denkaspekt sowohl dir als auch mir während der Jahre, in denen wir in Verbindung gestanden haben, viel Kummer bereitet hat. Lass uns deine Situation klar betrachten, und ich [722] möchte dir weises Vorgehen für die Zukunft andeuten.