Navigieren durch die Kaptitel von diesem Buch

VIERTER ABSCHNITT - PERSÖNLICHE UNTERWEISUNGEN FÜR JÜNGER - TEIL 5

In Anbetracht aller obigen Bemerkungen möchte ich dich bitten - während des kommenden Jahres - drei kurze Abhandlungen zu schreiben. In der ersten wirst du sieben kurze und bündige Definitionen der Liebe geben - nicht der Emotion oder des Gefühls, sondern der Seelen- oder Herzensliebe. Gib drei dieser [536] Definitionen praktisch und vier abstrakt und esoterisch. Dies wird nicht leicht sein, und gerade dieser Unterschied wird deine Schwierigkeiten vergrössern. Dann schreibe eine kurze Abhandlung über Liebe, wie sie sich durch Emotion ausdrückt. Ich meine die Liebe der Seele, wie sie sich astral definiert und den Astralkörper als Ausdrucksmittel gebraucht. Schliesslich schreibe noch eine Abhandlung über den mentalen Ausdruck der Liebe. Für diese Arbeitszuweisung werden viele okkulte und psychologische Kenntnisse erforderlich sein. Du bist der Aufgabe jedoch gewachsen, und diese Unterscheidungen und Auslegungen werden dringend gebraucht von den Aspiranten heute und den Jüngern allerorts, die sich mit der praktischen Anwendung okkulter Wahrheiten abmühen. Du kannst durch klares Nachdenken über dieses Thema und die darauf folgenden klaren Ausführungen viel Hilfe geben. Ideen werden individuelle Besitztümer, wenn du sie überdenkst und niederschreibst, und dies ist für dich par excellence der Weg zu lernen, aufzunehmen und anschaulich zu machen.

Achte auf deine Gesundheit, mein Bruder. Sei nicht übertrieben besorgt und vorsichtig, aber sei vernünftig, doch furchtlos. Es gibt Arbeit für dich zu tun, und deine nächste Entfaltung der Arbeit wird vermittels des Niederreissens der Mauer des Stolzes und einer Unterhaltung kommen - und zwar in dieser Reihenfolge.

Der goldene Faden, der «von deinem zu meinem Herzen führt», ist jetzt eine unzerreissbare Kette aus goldenen Gliedern, und in meinem Ashram ist Arbeit für dich vorhanden.

November 1944

MEIN BRUDER!

In meiner letzten Unterweisung für dich findet sich ein Satz, der dir den Schlüssel übermitteln könnte, mit dem du die Tür in die Zukunft aufschliessen kannst. Es ist ein Satz, den du vermutlich übersehen hast; ich zweifle, dass er je hinreichend in deinem Denkaspekt registriert wurde. Ich rufe ihn dir jetzt ins Gedächtnis zurück. Ich sagte: «Wenn deine Entscheidungen esoterisch innerhalb meines Ashrams getroffen werden, wird alles gut sein».

Wie du theoretisch weisst, ist das Leben eine lange Reihe von gebotenen Gelegenheiten - Gelegenheiten, Entscheidungen zu treffen. Wenn ein Jünger enger in den Brennpunkt des Einflussbereichs seines Meisters, den Ashram, gezogen wird, und wenn er an Erfahrung [537] zunimmt, werden diese Entscheidungen immer drastischer, beständig häufiger und in ihrer allgemeinen Tendenz schwieriger; wenn sie getroffen werden, führen sie zu ereignisreicheren Ergebnissen. Bei einem Jünger in deinem Entwicklungsstadium werden die Möglichkeiten der Wahl klarer und heben sich deutlicher ab. Die Fragen, denen du gegenüberstehst, sind einfacher und doch wichtiger: Ist diese gebotene Tätigkeit der Weg, von dem meine Seele möchte, dass ich ihn einschlage? Wird diese oder jene Entscheidung zur Erfüllung meiner Persönlichkeitstendenz und meiner Neigungen führen? Vieles kann hierdurch geklärt werden, aber es bereitet zunehmende Schwierigkeiten, weil die Entscheidungen, die getroffen werden, dazu neigen, viele andere, abgesehen von dir selbst, in Mitleidenschaft zu ziehen. Halte nach dem Beweis der Richtigkeit dieser meiner letzten Erklärung Ausschau. In allen Zeiten der Entscheidung zähle die Anzahl von Leben auf, die wahrscheinlich durch das, was du tust, betroffen werden, und erinnere dich daran, dass dein Einflussbereich und die Zahl derer, die durch dich beeinflusst werden, immerfort zunimmt (wenn du auf dem Weg der Jüngerschaft wandelst). Bei dem Durchschnittsmenschen, der freundlich, wohlmeinend und mit einem normalen Verantwortungsgefühl begabt ist, werden Entscheidungen auf der Grundlage der Wirkungen getroffen, die sich wahrscheinlich in der Familie, im Geschäftsbüro oder innerhalb des Bereichs eines verhältnismässig kleinen Freundeskreises ergeben werden. Im Fall eines Probejüngers haben Entscheidungen häufig etwas grössere Resultate. Wenn es sich um einen angenommenen Jünger handelt, beeinflussen solche Wahlen viele, denn diejenigen, welche durch gemeinsamen Dienst verbunden sind, bilden einen Teil anderer Gruppen; diese mögen oft unbekannt sein oder sie enthalten Menschen, die auf die Aura eines Jüngers und seiner Gruppe von Mitarbeitern reagieren.

Diese ganze Frage des Einflussbereichs musst du erwägen. Sie steht eng mit dem Problem der Aura und ihrem esoterischen Umfang in Beziehung; sie betrifft den «Klang» des Lebens eines Jüngers und die Natur und Qualität der Strahlungen, die vom «Ort, wo er steht» ausgehen. Sie ist mit dem ganzen Thema der Orientierung und der geistigen Ortung und mit den magnetischen Wirkungen der Einswerdung der Seele und der Persönlichkeit verbunden. Das Problem der Strahlung und des magnetischen Einflusses wird häufig vom einseitigen Gesichtspunkt des Jüngers betrachtet, der die Wirkungen seiner Strahlung und seines Magnetismus auf diejenigen erwägt, mit denen er in Berührung kommt. Es gibt jedoch noch einen anderen Gesichtspunkt; diese Eigenschaften liegen - unfehlbar und unvermeidbar - hinter dem ganzen [538] Thema des Karmas. Sie ziehen dasjenige zu dem Jünger heran, was ihn sowohl hindern als auch ihm behilflich sein kann; seine Aura - die eine Kombination von Strahlungen, Energien und geordneten Kräften ist - kann das Gute zurückstossen oder das Böse anziehen und umgekehrt; sie kann - durch die erfolgten Kontakte und hergestellten Beziehungen - die Richtung des Lebens des Jüngers bestimmen. Sie ist einer der hauptsächlichen Faktoren bei der Darbietung einer Wahl, und ich möchte, dass du darüber nachdenkst.

Während ich diese Unterweisung schreibe, möchte ich deine Aufmerksamkeit auf den Gegenstand des Karmas lenken. Im Leben eines Jüngers und in der Erfahrung der Seele kommt stets ein besonderes Leben, in dem das Gesetz von Ursache und Wirkung Bedeutung im Bewusstsein annimmt. Von dem Leben und dem Augenblick an beginnt der Jünger bewusst und definitiv Karma zu handhaben. Er lernt, es zu erkennen, wenn sich Dinge ereignen, die Verständnis erfordern und Fragen hervorrufen; er fängt an, die Qualität seiner Strahlung als karmischer Mittler zu studieren und wird daher in einem neuen und wichtigen Sinn der Schöpfer und Erbauer seines eigenen Schicksals und seiner Zukunft. Seine Reaktionen auf das Leben und die Umstände hören auf, einfach emotioneller Natur zu sein und werden wohlerwogen durch bewusste Beobachtung diktiert. Sie besitzen dann eine bedeutungsvolle Eigenschaft der Vorbereitung, die dem Leben des Durchschnittsmenschen fehlt. Ich möchte dich deshalb bitten, den Rest deines Lebens lang das Thema der karmischen Entscheidung und der Vorbereitung für die Zukunft stets in deinem Bewusstsein zu tragen; ich möchte dich bitten, stets mit einem so vollen Verständnis der wahrscheinlich folgenden Wirkungen zu handeln, wie es dir zu erlangen möglich ist, und dich wirklich zu bemühen, das Gesetz der Folgerungen und des Ausgleichs zu studieren.

Du wunderst dich vielleicht, warum ich diesmal auf diese Weise eine etwas kalte und schwierige Betrachtung betone. Mein Grund dafür ist folgender: Während deines vergangenen Lebens hast du fünfmal gewisse definitive Entscheidungen getroffen. Vermittels dieser Entscheidungen hast du deine Energien in irgendeine bestimmte Richtung gelenkt. Dadurch hast du einen Kurzschluss dieser Energien in einer anderen Richtung verursacht und durch deine Handlung andere Leben als dein eigenes in deinen Einflussbereich gebracht. Ich möchte vorschlagen, dass du jeden dieser fünf Krisenpunkte [539] - wenn ich sie so nennen darf - vornimmst und sie (für deine eigene Hilfe) analysierst. Definiere für dich selbst genau die zugrundeliegenden Motive, die dich zur Handlung trieben, schätze die Natur der daraus folgenden Ergebnisse ab, wie sie sich in deinem Leben auswirkten, und beurteile diese Ergebnisse auf eine solche Weise, dass du zu einer Vorstellung gelangst, ob sie gut genug waren, um die Wahl zu rechtfertigen, die du getroffen hast. Ich möchte dich bitten, zu erkennen, wo Ursachen zu Ermutigung oder Bedauern liegen mögen, und auf diese Weise zu einem klaren Verständnis deiner selbst als lenkender Mittler zu gelangen, mein Bruder.

Ich glaube, dass es unbedingt erforderlich ist, dass du - allein und selbständig - entdeckst, ob diese fünf Wahlen als bewusstes Ergebnis einer Seelen- oder Persönlichkeitsentscheidung getroffen wurden, und dass du die Gründe, warum du dies denkst, verstehen solltest. Du hast in deiner jetzigen Verkörperung einen Punkt erreicht, wo es auch wesentlich ist, dass du eine Zusammenfassung der verschiedenen beeinflussenden Faktoren in deinem Leben unternimmst. Wenn du dies tun kannst, dann wird es dir möglich sein, diese spezielle Verkörperung auf einem hohen Ton intelligenten und nützlichen Lebens zum Abschluss zu bringen. Wenn daher die Zeit für dich kommt, auf die andere Seite hinüberzugehen, wirst du finden, dass du es mit voller Erkenntnis dessen tun kannst, was das Thema für deine nächste irdische Erfahrung sein sollte. Ich möchte, dass du dir darüber klar bist, dass dies kein krankhafter oder ungesunder Gedankengang ist. Ich möchte dich auf die Tatsache hinweisen, dass du in deiner nächsten Verkörperung finden wirst, dass das Thema der «beeinflussenden Motive und übernommenen Verantwortungen» dir vom Augenblick deiner Geburt an unaufhörlich gegenwärtig sein wird.

In diesem Leben ist dein Thema hauptsächlich dasjenige gewesen, der Zweckdienlichkeit und dem Ausdruck der Zweckdienlichkeit zu begegnen; diese Motive sind in keiner Hinsicht grundsätzlich falsch; sie haben es dir ermöglicht, vernünftig motiviert zu sein. Wenn sie sorgfältig durchgeführt werden, sollten diese Themen dich weit bringen. Du hast jedoch entschieden die schöpferische Fähigkeit zu stark betont, du hast sie zu deinem Lebensmotiv gemacht, hast jedoch vergessen, dass der Ausdruck der schöpferischen Fähigkeit Strahlung und Magnetismus ist. Diese bringen dem, der sie besitzt, das Material für die Schöpfung und eine magnetische Kraft, das, was Strahlung hervorgerufen hat, in angemessener Form und Schönheit anzuordnen. Schöpferische Kraft ist eine Folge eines besonderen Zustandes des Denkaspekts und ein spezifischer Zustand des Seins; sie deutet einen Punkt in der Entwicklung an, [540] an dem der Jünger deutlich radioaktiv ist. Er kann es ebensowenig hindern, in irgendeiner Form etwas zu erschaffen, als er es hindern kann, zu leben. Schliesslich, mein Bruder, um auf die ursprünglichen Bemerkungen in dieser Unterweisung zurückzukommen, Karma ist stets die Quelle der Schöpfung, Geschehnisse und Ereignisse auf der physischen Ebene. Es ist das Instrument der Seele, um eine Persönlichkeit hervorzubringen.

Wir kommen nun zu der Erkenntnis, dass (was dich anbetrifft) drei Worte von hauptsächlicher Bedeutung sind, wenn du das unternehmen sollst, was für dich, karmisch betrachtet, dein nächster geistiger Schritt ist. Diese drei Worte sind: Karma, Strahlung, Schöpfung. Den Rest deines Lebens lang musst du ernstlich nach einer engeren Verbindung mit mir und meinem Ashram streben, denn das ist dein Karma. Grundsätzlich kann nichts dieses Karma hindern, abgesehen von der Zeitfrage, und du kannst diesen engeren Kontakt daher entweder schnell oder langsam aufnehmen. Der Zeitfaktor liegt innerhalb des Bereichs deiner Entscheidung, und in bezug auf Zeit musst du sorgfältig denken. Dasjenige, was dich dann treiben wird, einen engeren Kontakt mit deiner ashramischen Gruppe herzustellen, wird eine Verstärkung deiner Strahlung sein. Ein Jünger wird nicht nur durch die magnetisch-strahlende Macht des Ashrams in enge Verbindung mit dem Ashram hineingezogen. Jünger müssen die Tatsache begreifen, dass sie - symbolisch gesprochen - den Ashram durch die Macht ihrer eigenen magnetischen Strahlung selbst zu sich heranziehen müssen. Es ist deshalb notwendig, dass du deine Strahlung verstärkst und dass du dich sorgfältig daran erinnerst, dass, wenn das Karma dich einem hierarchischen Kontakt entgegenführt und wenn deine Strahlung ihre individuelle Wirkung auf die ashramische Gruppe ausübt, die darauf folgende Entfaltung einer schöpferischen Fähigkeit in der Richtung der Erfüllung der Persönlichkeit und des Begegnens eines tiefliegenden Verlangens liegen muss und wird. Erforsche deshalb deine Motive und das Wesen deines Verlangens.

Ich habe seit Jahren versucht, dir zu helfen, mein Bruder. Du bist in meinem Ashram, wenn auch noch nicht im inneren Kreis. Du gehörst einer Gruppe von Brüdern an, die - gemeinsam mit dir - ernstlich um geistige Erfüllung ringen und denen es klar gesagt worden ist, dass ihr Karma sie in die Reihen der angenommenen Jüngerschaft gebracht hat, und die sich für den nächsten Schritt, der vor ihnen liegt, vorbereiten - eine Einweihung zu empfangen. Jeder von euch steht an seinem eigenen Platz diesem Einweihungsvorgang [541] gegenüber. Ich könnte noch hinzufügen, dass sich jedes Mitglied der Hierarchie, von Christus bis herab zu dem Jünger, der sich für die zweite Einweihung vorbereitet, dessen bewusst ist, dass Einweihung irgendwelchen Grades empfangen werden muss und weder ignoriert noch in Abrede gestellt werden darf. Wirst du mich verstehen, mein Bruder, wenn ich dir sage: Nimm dieses Bewusstsein in dein Denken und lass diese Idee oder dieses Wissen alle deine Tätigkeiten beeinflussen. Sage dir selbst jeden Morgen, ehe du an die Pflichten des Tages gehst: «Ich bereite mich vor, auf dem Pfad der Einweihung vorwärts zu gehen». Lass diese bestätigte Vorstellung sich in der Qualität deiner täglichen Tätigkeiten zeigen.

Liebe mehr, mein Bruder. Du liebst nur zwei oder drei Menschen tief; lass diese begrenzte Liebe die Saat sein, die das Aufblühen eines liebenden Geistes hervorbringen wird. Jünger müssen sich daran erinnern, dass Liebe alles irdische Karma beendet. Liebe verursacht jene Strahlung, die nicht nur das Herz Gottes anruft und hervorruft, sondern auch das Herz der Menschheit. Liebe ist die Ursache aller Schöpfung und der erhaltende Faktor in allem, was lebt.

Mache deine dir verbleibenden Jahre zum Ausdruck strahlender Liebe, was dir durchaus nicht leicht fällt. Erinnere dich stets daran, dass mein Ashram dich unaufhörlich mit seiner Strahlung umfasst. Arbeite beständig gemeinsam mit deinen Gruppenbrüdern. Selbst, wenn die Persönlichkeitsunterweisungen aufhören, werden die Gruppenunterweisungen dir alle Hilfe geben, die du brauchen wirst. Aber du musst nach diesen Unterweisungen handeln und deine Beziehung zu dem Leben der Gruppe beständig aufrecht erhalten. Dies ist alles, was ich dir zu sagen habe, aber wenn du diesen Unterweisungen gerecht wirst, wirst du weit kommen. Mein beständiger Segen ruht auf dir.

August 1946

MEIN BRUDER DES STANDHAFTEN HERZENS!

Wenn ich mich dir heute nähere, finde ich nicht, dass ich dir viel zu sagen habe. Du lenkst dich selbst sorgfältig (magst du diesen Ausdruck nicht gern?), und deine Lenkung ist richtig. Die verschiedenen Vorschläge, die ich dir gemacht habe und die von grösserer [542] Bedeutung waren, hast du sorgfältig befolgt, und ich glaube, du würdest die guten Ergebnisse, die du erlangt hast, bezeugen. Jener okkulte Gehorsam, der Freiheit, geistige Freiheit, innerhalb einer Welt des Naturgesetzes kundtut, hat dir zuverlässige Ergebnisse eingebracht. Du bist von der Peripherie meines Ashrams zu einer Stellung näher dem Zentrum vorgerückt. Sorge dafür, dass du diese Stellung beibehältst; sie wird dir ein weiteres Dienstfeld, grösseren geistigen Einfluss und ein Verständnis geben, welches das Wesentliche begreift und das Leben in einer wahreren Perspektive sieht.

Die Auflösung des äusseren Ashrams braucht den Rhythmus, den du erlangst, keineswegs zu stören, und viele deiner Gruppenbrüder und Mitschüler werden bei dir Hilfe und Verständnis suchen. Sage nicht immer etwas Nettes oder Liebevolles, sondern lerne es, das Harte mit unveränderlicher Liebe zu sagen. Dies wird dir nicht leicht.

Da du nun der Sannyasin und frei bist, möchte ich dich um etwas Praktisches und Notwendiges bitten. Die Arkanschule steht an einem Punkt wirklicher Erweiterung. Sie ist hinreichend mit Spitzenpersonal versorgt. Ich möchte dich bitten, A. A. B. (was du tust) und auch F. B. unverbrüchlich beizustehen, wenn sich die Notwendigkeit dafür ergibt. Die Arbeit in der Welt wird in jedem Land wachsen, und hinter all den verschiedenen Tätigkeiten steht die Arkanschule. Die Dreiecksarbeit und die Arbeit des Guten Willens wird sich erweitern. Aber die Arkanschule muss weiterhin als Herz aller anderen Tätigkeiten bestehen bleiben. Das Personal ist zuverlässig und kann viel tun, aber wir alle brauchen die Mitarbeit, die Mitinspiration und den Gebrauch eines unterstützenden Denkaspekts ausser unserem eigenen. Willst du in dieser Eigenschaft mit ihnen wirken?

Dies wird deinerseits eine umfassendere Vision erforderlich machen, denn diese hat etwas in deiner allgemeinen Haltung gefehlt, und ich glaube, du würdest der erste sein, dies zuzugeben. Du bist stolz darauf gewesen, realistisch und sachlich zu sein (und mit Recht), aber dein Realismus muss sich auch auf die inneren Realitäten und das Subjektive erstrecken, die wichtiger sind als die objektiven. Du musst subjektiver leben. Gerade diesen verschmolzenen Realismus möchte ich dich zu kultivieren bitten, denn er bringt - wenn er erlangt wird - die verständnisvolle Arbeit mit Vision, mit einer Fähigkeit für Planen auf lange Sicht hervor, und doch stehen die Füsse zugleich fest auf der Erde.

Ich möchte dir eine weniger intensive Betrachtung des Weges, [543] den du gehst, und der «Vorführung», die du machst, vorschlagen, mein Bruder. Dieser Weg ist nun festgelegt; du wirst nicht abgelenkt werden, und du hast viele neue Eigenschaften in das Gewand deines Wesens eingewoben und dich von vielen Hindernissen befreit. Lass das genug sein und sei während deiner dir noch verbleibenden Jahre der Arbeiter, der Führer, der gelassene Beobachter und eine Kraft für deine Mitarbeiter, ohne Furcht, voller Vertrauen auf das Gesetz, aber - vor allem - mit einer umfassenderen Vision als bisher. Lerne es, in weiteren Begriffen und weltumfassenderem Planen zu denken und hilf F. B., wenn die Zeit kommt, die Grundsätze und die Baupläne für die Erweiterung der Arbeit zu formulieren.

Mache dich erreichbar, mein Bruder, und immer mehr Menschen werden dich aufsuchen. Deine zukünftige Arbeit liegt in der Arkanschule, worüber du dir völlig klar bist, und dein Dienstbereich ist unbegrenzt.

Was deine Meditationsarbeit anbetrifft, so möchte ich, dass sie sich deutlicher auf den Ashram konzentriert und sich weniger mit dir selbst und der Bildung deines eigenen Charakters oder mit deiner eigenen Entwicklung befasst. Wie ich oben erwähnte, ist dies nun stabilisiert.

Meditation über den Ashram wird sich - nachdem du dich als Seele mit dem vorgeschlagenen Thema befasst hast, wobei du durch den Denkaspekt funktionierst - praktisch mit den Wirkungen ashramischen Kontakts auf die Gefühlsnatur und das tägliche Leben auf der physischen Ebene befassen. Ich gebe dir die folgenden Themen, welche die Arbeit für ein Jahr enthalten, die, wenn sie sorgsam mehrere Jahre lang betrachtet werden, ein tatsächliches Leben von wirklichem Wert hervorrufen werden.

Themen für Meditation.

1. Die Tatsache des Ashrams. Du liebst Tatsachen, mein Bruder, deshalb wende dein Bewusstsein für Tatsachen auf diesen Gegenstand an.

2. Der Ashram als Lebenszentrum. Dies wird den Gebrauch der Antahkarana notwendig machen.

3. Der Ashram als ein Zentrum der Liebe, die weise ausgedrückt wird.

4. Der Ashram als ein Zentrum vollkommener Intelligenz.

5. Der Meister des Ashrams.

6. Der Ashram als ein Zentrum lebendiger Energie. [544]

7. Die Beziehung des Ashrams zu Weltangelegenheiten.

8. Die Verantwortlichkeiten, die von Mitgliedern des Ashrams übernommen werden.

9. Das schliessliche In-Erscheinung-Treten des Ashrams und wie es erreicht wird.

10. Die Eigenschaften, die durch ashramisches Leben gefördert werden.

11. Der Dienst, der vom Ashram geleistet wird.

12. Der Ashram und die Arkanschule.

Ich bin zufrieden mit den Fortschritten, die du während der letzten paar Jahre gemacht hast. Fehlschläge haben dich nicht abgeschreckt, und Anerkennung wird dir nicht schaden. Meine Kraft und mein Verständnis stehen dir - auf berechtigtes Verlangen - stets zu Diensten.

An I. B. S.

August 1940

MEIN BRUDER!

Eine Frage in bezug auf die Zukunft und deine Verantwortung beunruhigt dein Denken augenblicklich stark. Sie drängt sich zuweilen deinem Bewusstsein mächtig auf. Bis jetzt hast du es - nach einer Zeit inneren Kämpfens und einer darauf folgenden Entscheidung - vermieden, den Verwicklungen und der Wirkung, welche die Handlung auf die Zukunft haben könnte, voll und ganz die Stirn zu bieten. Der Dienst eines Jüngers wird häufig durch seine inneren Sorgen und abwehrenden Unterdrückungen beeinflusst. Das freie Fliessen der Inspiration wird im Astralkörper angehalten und stagniert dort (wenn ich ein so unpassendes Wort gebrauchen darf). Er ist sich der Inspiration bewusst, doch die geringe Wirkung, die sie auf andere zu haben scheint, gibt ihm zu denken. Er fragt sich beständig, wo die Schwierigkeit liegt. Häufig handelt es sich um ein ungelöstes Problem, das dazu dient, sein Unterbewusstsein zu verwirren, wie die Psychologen es nennen. Es mag an einer halb wahrgenommenen Unfähigkeit liegen, richtige Beziehungen zu Menschen herzustellen, was die unteren Schichten unformulierten Denkens aufreibt und zermürbt; es mag an einem Zustand innerer Auflehnung gegen das Leben, gegen Menschen, gegen die Entscheidungen des Jüngers liegen und auf diese Weise zu einer ganz bestimmten Ausrichtung oder Einstellung der ganzen Persönlichkeit führen.

Wenn der Persönlichkeitsstrahl [545] derselbe ist wie der des Astralkörpers (wie es bei dir der Fall ist) kann eine äusserst schwierige Situation entstehen, die den Dienst hindert, bis richtige innere Anpassungen gemacht worden sind. Du bist auf seltsame Art durch die Macht und Einstellung deines physischen Körpers auf dem dritten Strahl von vielen Menschen isoliert - etwas, was du durchaus nicht wünschst, was aber eine Folge der Vorherrschaft des Elements des ersten Strahls in deiner Natur ist, denn sie beeinflusst deine Seelenqualität, und dies drückt sich durch die physische Natur auf dem dritten Strahl aus. Intensive Einstellung ist daher das beständige Thema deines Lebensausdrucks, denn - wie du weisst - stehen der erste und sechste Strahl in deiner Natur beständig in Beziehung zueinander.

Der ausgleichende Faktor ist dein Denkaspekt, der vom vierten Strahl beherrscht wird. Dieser Einfluss ist auch häufig in dieser Saatgruppe zu finden, denn bei zehn der Gruppenmitglieder ist der Denkaspekt der Kampfplatz des Konflikts, ein Konflikt, der so geplant ist, um schliesslich Harmonie hervorzubringen. Jünger wie ihr werden sich daher weder durch Beherrschung des Verlangens noch durch Vermeidung oder Verdrängung von Konflikt befreien können. Sie werden durch den richtigen Gebrauch der Denkvorgänge und durch den Denkaspekt selbst Befreiung finden, denn er kann das Licht, das durch ihn hindurchscheint, auf das Problem werfen. Dies wird eine richtige Lösung und richtiges Verständnis bringen. Du ringst mit deinem Problem, mein Bruder, denn es ist dein aufrichtiger Wunsch, den Pfad geistiger Entwicklung zu verfolgen, aber du machst den Astralkörper zu deinem Kampfplatz, während das ganze Problem auf mentale Ebenen emporgehoben werden sollte. Denke darüber nach, und dann führe eine richtige Handlung in zwei Richtungen durch: auf der Mentalebene, um gelenkt zu werden, und bringe sie herunter auf die physische Ebene, um die Lenkung zu beweisen.

Du wirst wissen, auf welches Problem oder welche Probleme ich mich beziehe. Keiner deiner Gruppenbrüder wird verstehen, auf welchen besonderen Zustand ich jetzt anspiele. Es ist ein Problem, mit dem du dich abgesondert befassen musst, und wenn es gehandhabt worden ist, dann wird es für dich eine wahre Schleuse von Beziehungen und Gelegenheiten eröffnen. Dein Ziel sollte deshalb auf eine Verstärkung der Erleuchtung des Denkaspekts gerichtet werden, damit der Scheinwerfer des Denkaspekts auf die Nebel und Schwierigkeiten des Astralkörpers gerichtet werden kann.

Von einem sind wir, die wir die Jünger der Welt heute beobachten, überzeugt, nämlich, dass [546] du ein ernsthafter, intelligenter und hingebungsvoller Jünger bist. Intelligenz und Hingabe gehen im angenommenen Jünger Hand in Hand, sie gleichen einander aus und rufen dann einen entschiedenen Brennpunkt der Macht hervor. Für euch alle ist dies eine Verkörperung, in welcher der Brennpunkt des Lebens entweder unwiderruflich zur Seele orientiert wird, was bei neu angenommenen Jüngern der Fall sein muss, oder er dehnt sich mächtig aus und wird all-umfassend, was bei den älteren Jüngern der Fall ist. In deinem Fall ist jetzt die Erlangung eines definitiven Brennpunkts notwendig. In der Manifestation von Seelen in Zeit und Raum kommen Leben, in denen zu gewissen Zeiten ein Seelenproblem (wie die Persönlichkeit es erfasst) zu einem herrschenden Thema wird, und die ganze Verkörperung (mit entschiedenen Punkten einer starken Krise) wird dem Verstehen des Problems und seiner Lösung hingegeben. In der Ausrichtung deines Lebens auf die Seele ist der Grundton der Entsagung verstandesgemäss klar, aber du musst dafür sorgen, dass selbst Entsagung nicht zu stark betont wird und dass ihre beeinflussende Macht nicht auf das angewandt wird, wofür kein Ruf besteht, weil ein solcher Verzicht einen Fehler darstellen würde.

Ich gebe dir deshalb eine persönliche Meditation. Auch ich muss dies berücksichtigen, wobei ich dich daran erinnere, dass Entsagung an sich eine Verblendung sein kann und ein Idealist auf dem sechsten Strahl dazu geneigt ist, sie übertrieben auszudrücken. Ich werde dir nicht etwas geben, was du eine wirkliche Meditation nennen würdest. Was dir augenblicklich am meisten helfen wird, ist eine Visualisationsübung über Licht.

1. Sitze ruhig und entspanne dich. Befasse dich nicht mit Problemen, sondern bemühe dich, während der Zeit dieser Übung einfach ein Punkt konzentrierter Vision zu sein, wobei das Auge des Denkaspekts auf die Seele gerichtet wird.

2. Wenn deine Konzentration hinreichend zu sein scheint, erschaue (durch die Macht der schöpferischen Vorstellungskraft) in der Ferne einen Berggipfel oder eine Pyramide, und oben auf der Spitze scheint ein klares, reines, sehr intensives Licht.

3. Mit diesem Licht versuchst du dich zu identifizieren, in ihm aufzugehen, und auf diese Weise von seiner Erleuchtung Gebrauch zu machen, damit das geringere Licht in ihm scheinen möge. Nach einigen Minuten sorgfältiger [547] Identifizierung sagst du:

«Ich bin schwaches Licht, und doch scheint das reine Licht.

Dieses Licht ist nicht fern, sondern nähert sich mir täglich, stündlich.

Das Licht, das mein kleines Ich ist, muss innerhalb des grossen Lichts verschwinden.

Deshalb verschmelze ich mit jenem Licht, jenem alles durchdringenden, alles verzehrenden Licht und gehe in ihm auf.

Ich kann die beiden nicht mehr sehen - das grosse Ich, das kleine Ich, den Pilger und den Weg, denn nur eins ist zu sehen - das grössere erleuchtete Ganze.»

4. Stelle dir die Verschmelzung des Lichts der Persönlichkeit und des Lichts der Seele vor und erkenne, wie jenes Licht in der Persönlichkeit auf der Astralebene konzentriert ist.

5. Dann rufe durch das Ertönenlassen des OM eine Stabilisierung des Lichts hervor, von dem du Besitz genommen hast.

Trachte nicht danach, das Licht direkt zur Klärung von Problemen, Lehren oder Ideen zu gebrauchen. Das wird automatisch stattfinden, wenn das Licht erst einmal seinen Brennpunkt gefunden hat. Es muss unfehlbar Befreiung und Wissen bringen. Versuche einfach, dir den Vorgang bildlich vorzustellen, in dem Wissen: «Wie ein Mensch denkt, so ist er». Dann vergiss das Erlangen von Licht und bemühe dich, das, was als Ergebnis deiner Bemühungen existiert, zu offenbaren. Licht ist in dir. Suche nicht nach einer unmittelbaren sofortigen Lösung deiner Probleme. Halte nicht nach Resultaten Ausschau, mein Bruder. Erinnere dich daran, dass Resultate sicher sind, wenn du getreulich mit der angedeuteten Übung fortfährst, sonst würde ich weder deine noch meine Zeit damit verschwenden, dir diese Arbeit zu geben. Tue regelmässig und furchtlos, was dir gesagt wird. Die Resultate werden zur rechten Zeit in Erscheinung treten.

August 1942

1. Wenn die Stunden des Dienstes rund um die Uhr dahinrollen, gib acht auf das Ertönen der Stunde. Welche Stunde ist das?

2. Wenn die Minuten die flüchtige Stunde hinwegticken, gib acht auf die Minute, in der meine Stimme hörbar ist. Wann wird das sein?

3. Wenn die Sekunden das Fortschreiten des Minutenzeigers auf der Uhr der Zeit vermerken, erwarte die Sekunde, in der mein Antlitz erscheint. Warum ist es nicht erschienen?

4. Wenn du denkst, dass Freiheit [548] zum Greifen nahe liegt, und wenn du denkst, dass du dein Allermöglichstes getan hast: Hüte dich! Gehorsam liegt vor dir, mit Freiheit an der Hand.

5. Innerhalb des Ashrams musst du arbeiten. Zeiten des Redens wandeln sich in Zeiten des Schweigens um. Und diese müssen beide ihre Rolle spielen.

6. Du schreitest den Erleuchteten Weg entlang, mein Bruder. Du hast deine Hand in die meine gelegt. Ich halte sie fest.

September 1943

MEIN BRUDER!

Du magst bemerkt haben, dass die Anweisungen, die ich dieser Jüngergruppe in meinem Ashram, zu dem du gehörst, jetzt gebe, etwas andersartig sind. Es ist nicht in dem Sinn, dass jede von ihnen nicht entschieden persönlich anwendbar wäre oder dass sie für den Jünger, für den sie bestimmt sind, keine Bedeutung von ausgesprochener Wichtigkeit enthielten; sie sind von persönlicher Bedeutung und sollen es auch sein. Es ist jetzt jedoch meine Absicht, gewisse Prinzipien und Aspekte der Wahrheit zu übermitteln, die mehr die Gruppe als die einzelne Persönlichkeit betreffen. Die beiden früheren Unterrichtsperioden, denen ihr euch alle unterworfen habt, befassten sich in erster Linie mit der Ausbildung der dreifachen Persönlichkeit und mit einer Bemühung, sie in engere Beziehung zur Seele und daher mit dem Ashram zu bringen. Dies war besonders in der Arbeit der Gruppen von Neun der Fall, und im ersten Zyklus der Arbeit der Neuen Saatgruppe wurde dies fortgesetzt, wenn auch in geringerem Mass, und die Betonung wurde besonders auf die erforderliche Ausbildung für Einweihung gelegt. Die Ausbildung der Persönlichkeit wurde weniger erwogen. Dies alles ist ein Teil eines bestimmten Plans, und der Unterricht, den ich jetzt zu geben beabsichtige, wird von ausgesprochener Bedeutung für die Gruppe sein, obwohl er der Persönlichkeit des Jüngers und dem betreffenden Menschen angepasst wird, dem die Unterweisung gegeben wird. Trotz der individuellen Nützlichkeit wird jedes Mitglied der Gruppe Nutzen daraus ziehen, wenn es die Unterweisung auch vom Gesichtspunkt der Gruppe liest, studiert und anwendet.

Alle Arbeit in einem Ashram wird naturgemäss von drei grundlegenden Prinzipien beherrscht. Ich beziehe mich hier nicht auf [549] okkulte Lebensprinzipien, sondern auf die herrschenden Ausbildungsprinzipien. Diese drei sind: Okkulter Gehorsam, Gruppenintegrierung, Zutrittsrecht. Lass uns jede von ihnen eine Minute lang im Hinblick auf Gruppenunterweisung betrachten, jedoch mit einer individuellen Anwendung, die ausschliesslich für dich bestimmt ist.

Okkulter Gehorsam. In den sechs Erklärungen, die ich dir in der vorhergehenden Unterweisung gegeben habe, gebrauchte ich die Worte: «Gehorsam liegt vor dir, mit Freiheit an der Hand». Ich nehme an, dass du diese Worte erwogen hast. Der Jünger gibt so oft begrenzten Gehorsam. Sein persönliches Freiheitsgefühl (das grösstenteils auf einem sich schnell entwickelnden mentalen Erfassen des Lebens und der Art zu leben beruht) veranlasst ihn, dem Meister, der ihn ausbildet, gewisse Formen des Gehorsams zuzubilligen, aber von einer vollständigen Übergabe aus Furcht, dass er sein Gefühl für freie Handlung und freie Wahl von Beziehungen verlieren könnte, abzustehen. Je älter der Jünger ist, um so weniger ist dies der Fall, denn das Leben des Ashrams und ein zunehmender, beständiger Kontakt mit dem Meister zeigen ihm die völlige und absolute Freiheit, die den ganzen Kreis ashramischen Lebens beherrscht - sowohl innerhalb des Ashrams als auch innerhalb des Gebiets seines inneren und äusseren Dienstes. Die Entwicklung dieser verständnisvollen Wertschätzung dauert jedoch einige Zeit, und der Neophyt ist stets auf der Hut gegen jeglichen Eingriff in sein organisiertes Gebiet entschlossener Selbstherrschaft. Lass mich dir dies auf eine Weise darstellen, von der ich glaube, dass sie dir einen sehr benötigten Vorschlag übermitteln wird.

Der Anfänger und Neuling im Ashram, neu in seinem Dienst (vom Standpunkt seiner augenblicklichen Lebenserfahrung, wenn auch nicht vom Gesichtspunkt der Seele), neu in seinem Registrieren eines Gefühls der Macht, welches Beziehung zum Ashram stets übermittelt, und neu in seiner freudigen Reaktion auf die Anerkennung, die ihm von denjenigen zuteil wird, denen er zu helfen sucht, spricht immer mehr von «meiner Arbeit, meiner Gruppe, meinem Unterricht, meinen Leuten, meinen Plänen», und wenn er dies tut, festigt er sich in seinem erwählten Dienstgebiet. Das ist eine vorübergehende Phase, die der Jünger häufig nicht erkennt, obgleich es diejenigen, die es hören, ärgert. Wenn er im geistigen Leben vorwärtsgeht und sein Verständnis für den Meister stärker wird, wenn er tiefer in das Leben des Ashrams und in die Aura seines Meisters eindringt, und wenn seine Vision zunimmt - und Dienstmöglichkeiten und die Grenzen seiner Ausrüstung sowie eine göttliche Gleichgültigkeit offenbart -, gibt er diese Besitzbetonung [550] seines Herantretens an den Dienst auf und betrachtet alles, was er tut, als seine Reaktion auf das Leben des Ashrams, als seinen Beitrag zur Arbeit des Ashrams, und kommt auf diese Weise schliesslich zu dem Punkt, wo er selbst aus seinem eigenen Bild und dem Mittelpunkt seiner Arbeit verschwindet und nur die Bedürfnisse, denen abgeholfen werden muss, und die Macht des Ashrams, ihnen gerecht zu werden, verbleiben.

Dies kennzeichnet einen entschiedenen Schritt vorwärts, und diese Haltung der Selbstlosigkeit und diese Fähigkeit, ein Kanal für die Macht, die Liebe, die Kenntnisse und das Leben des Ashrams zu sein, stellt letzten Endes das dar, was mit okkultem Gehorsam gemeint ist.

Du bist jetzt an einem Punkt, wo du entschiedener aus deinem eigenen Bild von dir als Arbeiter in den Hintergrund treten musst, mein Bruder. Das erste Anzeichen dieser vertieften Annäherung zum Dienst wird in deinem Reden erscheinen, wenn du in Gesellschaft deiner Gruppenbrüder und anderer Arbeiter auf dem Gebiet des allgemeinen Dienstes an der Menschheit bist. Ich erklärte in deiner letzten Unterweisung, dass «sich Zeiten des Redens in Zeiten des Schweigens umwandeln». Was bedeutet das? Etwas ganz Einfaches, mein geliebter Chela. Dein Dienst in der Welt und in deinem erwählten und nützlichen Gebiet könnte augenblicklich mit dem Begriff «Zeiten des Redens» bezeichnet werden, nicht wahr? Doch innerhalb des Ashrams wird die Eigenschaft, die dich auszeichnen wird - wenn diese Zeiten des Redens die Wahrheit ausdrücken sollen, die der ausgleichenden «Zeiten des Schweigens» sein. Um diese Eigenschaft des Schweigens (ashramischen Schweigens) zu erlangen, wirst du es lernen müssen, Schweigen innerhalb der Reihen deiner Brüder und Mitarbeiter zu üben.

Symbolisch gesprochen und ohne mich über die Bedeutung zu äussern, könnte erklärt werden, dass ein Ashram drei Kreise hat. (Ich beziehe mich hier nicht auf Grade oder Ränge).

a. Der Kreis derjenigen, die reden und dicht an der äusseren Tür stehen. Ihre Stimmen dürfen nicht zu tief eindringen und dadurch den Ashram stören.

b. Der Kreis derjenigen, die das Gesetz des Schweigens kennen, es jedoch schwer finden. Sie stehen innerhalb des zentralen Teils und äussern kein Wort. Sie kennen das Schweigen des Ashrams noch nicht.

c. Der Kreis derjenigen, die [551] innerhalb des geheimen Ortes wohnen. Sie gebrauchen keine Worte, und doch geht ihr Klang hinaus, und wenn sie sprechen - und sie sprechen - lauschen die Menschen.

Diese dreifache Darstellung der sich ausgleichenden Mächte der Sprache und des Schweigens sind die begriffenen Wirkungen okkulten Gehorsams - der selbst eine freiwillige Reaktion auf die Macht des Lebens des Ashrams und auf das Denken und die Liebe des Meisters des Ashrams ist. Über diese Mächte möchte ich dich während der kommenden Zwischenzeit zwischen dieser und der nächsten Unterweisung nachzudenken bitten. Verwende die Ergebnisse deiner Erwägung praktisch und lerne, auf diese Weise zu wissen, wann du reden und wann du schweigen solltest, wobei du dich daran erinnerst, dass das Ausscheiden von Besitzbetonung und einer Bezugnahme auf dich selbst Sprache auf ihre geistigen Wesentlichkeiten reduzieren wird.

Deine nächste Verkörperung stellt für dich eine besondere Form des Dienstes in Aussicht, für die dieses Leben eine Vorbereitung gewesen ist. Er steht in Beziehung zur Sprache, zu Worten, zu der Stimme und der schöpferischen Macht des Klanges. Für den Rest dieses Lebens sollte das Thema von vielem, was du erwägst, sich mit der okkulten Bedeutung des Schweigens, sprachlosen Zwischenpausen und der «geistigen Zurückhaltung des Klanges» befassen. Dies mag und wird wahrscheinlich in einem Zunehmen von stimmhaftem Unterricht derer, denen du zu helfen suchst, in Erscheinung treten, aber seine Qualität wird anders sein.

Das Unterrichten derer, denen du zu helfen suchst, wird das Bild von dir selbst, dem Lehrer, auslöschen und es von deinem Denkaspekt verschwinden lassen. Dies wird automatisch und nicht durch geplante Absicht geschehen. Vor einigen Jahren hätte ich dir dies nicht sagen können. Du würdest es nicht angenommen haben. Heute wirst du es tun und daraus Nutzen ziehen. Vor einigen Jahren würdest du Zeit und Kraft mit innerer Sorge, mit Selbstverurteilung oder Widerlegung verschwendet haben. Heute kennst du die Bedeutung okkulten Gehorsams und der Annahme von Erklärung und des ausgedrückten Wunsches deines Meisters besser - und zwar, weil du mich besser kennst und mir mehr traust.

Lass mich dir eine Visualisationsübung geben, die du jeden Sonntagmorgen, jeden Freitagmorgen und während der fünf Tage befolgen solltest, die jeden Monat zur Zeit des Vollmonds kommen. In Gemeinschaft mit deinen Gruppenbrüdern hast du dir [552] seit Jahren bildlich vorgestellt, wie ich an einem offenen Fenster stehe, und du hast es versucht, auf diese Weise Kontakt mit mir zu bekommen. Diese ausgebildete Fähigkeit bildet die Grundlage der folgenden vorgeschlagenen Übung, deren Verfahren folgendermassen ist:

1. Stelle dir einen Kiefernwald, einen murmelnden Bach, einen sich schlängelnden ansteigenden Pfad vor, und am Ende erblicke ein einstöckiges Häuschen aus ungehobeltem Holz, in dem ich wohne. Mit dir wandern deine Gruppenbrüder, und ihr alle redet auf dem Weg.

2. Du stehst vor der Tür, der äusseren Tür, und gehst hinein und hörst eine Stimme, die sagt: «du stehst innerhalb des Kreises derjenigen, die reden und weil sie reden, die Stimme des Meisters nicht hören können.» Bleibe stehen. Lausche. Denke nach und höre auf zu reden.

3. Stelle dir einen Vorhang vor, der quer im Raum hängt, dicht bei dem Platz, wo du stehst. Stelle dir vor, wie es dir mühevoll gelingt, das völlige Schweigen zu erreichen, das es dir ermöglichen wird, eine Stimme zu hören, die spricht: «Gehe vorwärts in den Kreis derjenigen, die das Gesetz des Schweigens kennen. Nun kannst du meine Stimme hören.» Dann stelle dir vor, wie du der Aufforderung gehorchst und durch den trennenden Vorhang hindurch in das mittlere Zimmer hineinschreitest in den Ort, in den ich mich zurückziehe. Dort sitze still und in beschaulicher Erwägung und lausche.

4. Dann wird eine Stimme durch das Schweigen kommen und in den Strom deines stillen Denkens hineinbrechen und dich einladen, in den Kreis derer einzutreten, die innerhalb des geheimen stillen Ortes leben.

Du wirst bemerken, mein Bruder, wie ich für dich die Notwendigkeit des Lauschens betone. Das muss für den Rest dieser Verkörperung den Grundton deines inneren Lebens bilden. Wenn du auf diese Weise lauschen kannst, werden die anderen beiden Prinzipien, auf die ich mich früher bezog, als ich sagte, dass sie das Leben des Ashrams beherrschten - Gruppenintegrierung und Recht auf Zutritt - neue und lebenswichtige Bedeutungen für dich annehmen. Innerhalb des Kreises derer, die reden, besteht keine Gruppenintegrierung. Zutrittsrecht wird denen gewährt, die das Gesetz des Schweigens kennen.

Diese Übung wird dein [553] Leben vertiefen, deine Fähigkeit zu dienen erhöhen, jedes Wort, das du zu denen sprichst, die du lehrst, fruchtbar machen und dich im nächsten Leben zu einem Punkt der Gruppenbrauchbarkeit bringen. Dann wirst du eine gewisse Arbeit ausführen, die du und ich bereits gemeinsam geplant haben.

November 1944

MEIN BRUDER!

Wenn du die Unterweisungen, die ich dir voriges Jahr gegeben habe, noch einmal durchlesen willst, denke ich, dass es dir klar sein wird, dass ich wenig hinzuzufügen brauche. Ich habe dir eine Unterweisung gegeben, die sich über den Rest deiner Lebensereignisse - wie ich sie voraussah - durch ihre lenkenden Anordnungen erstreckte.

Du hast seit Jahren auf dem hohen Spannungspunkt gelebt. Feuer ist die Qualität deines Lebens gewesen. Dieses Feuer war zuerst zerstörend, aber in den letzten Jahren ist es wärmend und nährend gewesen. Ich denke, du weisst, dass Klang und Feuer eng miteinander verbunden sind. Ich denke auch, dass du weisst, dass Jünger dann von den Meistern in ihre Ashrame gesammelt werden, wenn ihr Ton erklungen ist und wenn das Feuer, das in ihnen ist, die Schranken erfolgreich abgebrannt hat, die zwischen der Persönlichkeit und der Seele liegen. Dann kann ihr Ton gefahrlos dem Ton des Ashrams hinzugefügt werden, seine Klangfülle bereichern, Qualität zu ihrem Ton hinzufügen und die nötigen schöpferischen Eigenschaften übermitteln.

Die nächsten paar Jahre werden nicht leicht für dich sein, mein Bruder. Sorge dich nicht übermässig über irgendetwas, was sich ereignen mag. Symbolisch gesprochen könnte ich deine Zukunft folgendermassen ausdrücken: deine Aufmerksamkeit wird klarer und wesentlicher auf das Wesen des Feuers gelenkt werden. Feuer wird der Gegenstand deines Denkens sein. Folgere nicht hieraus, dass ich dir den Weg des Feuers, des Schmerzes und des Kummers andeute. Dies ist nicht meine Absicht. Ich meine nicht, dass die Zukunft für dich irgendein Schreiten durch das Feuer der Reinigung bringen wird. Du bist über den brennenden Grund geschritten - und alle deine Gruppenbrüder ebenfalls. Die ganze Menschheit schreitet insgesamt durch die Feuer, die der ersten Einweihung vorausgehen. Jeder Jünger erschafft seinen eigenen brennenden Grund, dann nimmt er seine Stellung darin ein, und schliesslich schreitet [554] er aus ihm heraus, um direkt an der Tür der Einweihung vor dem Engel der Gegenwart zu stehen. Dies sind für dich Gemeinplätze des Pfades und erfordern keine Erklärung meinerseits.

Es ist jedoch ein Feuer vorhanden, mit dem du dich jetzt befassen solltest. Ich möchte es «das Feuer des Verständnisses» nennen. Es steht zu dem blendenden Licht der Verwirklichung in enger Beziehung, geht ihm jedoch stets voraus, weil es alle Verblendungen, die den unmittelbaren Erleuchtungspunkt des Jüngers verbergen oder verschleiern mögen, zerstört. Du hast dich diesem Feuer vom Standpunkt der Gefühlsnatur genähert, und in deinem Denken ist es mit den Wassern der Astralebene verbunden gewesen und hat auf diese Weise das Symbol des Nebels hervorgebracht, der stets durch das Zusammenbringen von Feuer und Wasser verursacht wird. Dieser Begriff hat dein Denken beeinflusst. Ich möchte, dass du nun Verblendung im Licht des Feuers des Verständnisses betrachtest. Im Leben des Jüngers kommt eine Zeit, da er als erwiesen annehmen muss, dass er weiss; er muss den Standpunkt einnehmen, dass er versteht, und muss dann dazu übergehen, auf Grund des verstandenen Wissens zu handeln. Dies ist entschieden der Punkt, den du jetzt erreicht hast.

Die Ergebnisse dieser bestimmten Voraussetzung und der Tätigkeiten, die sie einleitet, sind oft erstaunlich und neigen dazu, schmerzlich zu sein; aus diesem Grund ist das Symbol des Feuers an diesem Punkt wieder angemessen.

Handle in Zukunft, «als ob» es für dich keine Verblendungen mehr gibt, mein Bruder, und sieh, was sich ereignen wird. Bemühe dich, stets innerhalb des Ashrams zu leben, der von Verblendung isoliert ist, und handle, «als ob» das Bewusstsein des Ashrams wirklich und wahrhaftig dein Bewusstsein wäre. Geh in den Dienst, den du leistest, «als ob» du unbeweglich im Ashram bliebst. Lebe stets, «als ob» die Augen des ganzen Ashrams auf dir ruhten. Lass den esoterisch-philosophischen Begriff «als ob» für den Rest deines Lebens alles beeinflussen, was du tust. Gerade diese beständige Bewusstheit, welche die zwei Worte «als ob» verkörpern, werden in dir einen neuen Gebrauch der schöpferischen Vorstellungskraft hervorrufen.

Vor einiger Zeit sagte ich der Gruppe, dass Einweihung Vereinfachung sei. Deshalb vereinfache deine dir verbleibenden Jahre dadurch, dass du stets handelst «als ob». Durch diesen lebendigen Vorgang wirst du die Feuer des Verständnisses freisetzen. Ich frage mich, ob ich dir eine wertvolle Idee klarmache? Regiere dich selbst stets, «als ob» dein göttliches Verständnis vollkommen sei, [555] und das Ergebnis in deinem täglichen Leben wird so sein, «als ob» alle verborgenen Verblendungen und alle versteckten, täuschenden Schleier nicht existierten. Der Jünger handelt, «als ob» er eingeweiht wäre, und entdeckt dann: «Wie ein Mensch in seinem Herzen denkt, so ist er», weil das Herz der Hüter des Einbildungsvermögens ist. Die Einbildungskraft wird dann in schöpferische Tätigkeit ausgelöst, wenn der Jünger handelt, «als ob» er die Seele in vollem Ausdruck sei, «als ob» der Meister stets von allem Kenntnis hätte, was sein Jünger tut, «als ob» er bewusst in vollständiger Befreiung wandelte. Dir werden die beiden Worte Befreiung und Glücklichsein bringen.

Die Tendenzen deines Lebens und Dienstes sind festgelegt. Versuche nicht, sie zu ändern. Der Schatz des Wissens, den du in diesem Leben angesammelt hast, ist sehr echt. Schöpfe jedoch das, was du für deine Lehrtätigkeit brauchst, aus dem alten Reservoir der Weisheit und nicht so viel aus dem Tümpel des Wissens. Vertiefe deine Meditation und verstärke das innere Schweigen, denn es ist wünschenswert, dass du darin leben solltest. Denke demütig, sprich weise und arbeite unaufhörlich. Die heutige Gelegenheit ist für alle Jünger überall gross, und die Mächte, die ihnen zur Verfügung stehen, sind lebenskräftiger als je zuvor. Verbinde dich täglich mit mir und rechne mit meiner stärkenden Liebe.

August 1946

MEIN FREUND SEIT VIELEN JAHREN!

Ich weiss, wie sehr unglücklich du über die Beendigung unserer äusseren (nicht der inneren) Gemeinschaft sein wirst; vergiss nicht, dass die äussere Gemeinschaft nur das Zeichen einer starken, lebenskräftigen und unzerstörbaren inneren Gemeinschaft war. Die innere Beziehung der Gruppe zu mir und dem Ashram und untereinander ist ebenso stark, wie sie je gewesen ist, sie hat sich in keiner Hinsicht geändert. Infolge der wirklichen Fortschritte, die du darin gemacht hast, dich von Verblendung zu befreien, kann diese Gemeinschaft nun sogar vertrauter werden. Ich kann dich leichter erreichen als in der Vergangenheit. Ich sage dir dies, weil ich weiss, dass es dich beruhigen wird und dass du es nicht ausnutzen wirst. Je tiefer ein Jünger in den Ashram eindringt, um so weniger notwendig findet er es, mit dem Meister Kontakt zu suchen; der Umfang [556] der Verantwortlichkeiten des Meisters wird ihm klar, und er gelangt zu einer richtigeren Bewertung seiner eigenen verhältnismässigen Unbedeutendheit. Dann unterwirft er sich «der erhaltenden Aura des Ashrams».

In meinen letzten beiden Mitteilungen an dich liess ich dich mit dem Eindruck, dass ich dir bereits so viel Unterricht gegeben hätte, dass es genügend sein würde, dich durch dieses Leben zu bringen. Ich forderte dich dringend zu einem standhaften Festhalten an den festgelegten geistigen Gewohnheiten auf. Es wird selten genug Betonung auf die Notwendigkeit solch einer Festigung des geistigen Rhythmus gelegt, und häufig wird zuviel Betonung auf das, was neu ist, und auf Fortschritt gelegt. Jünger müssen es jedoch lernen, ihre geistigen Gewohnheiten in instinktive geistige Reaktion umzuwandeln; dies ist die höhere Entsprechung der instinktiven sinnlichen Reaktionen, mit denen wir alle vertraut sind. Wenn dies erreicht worden ist, kann der Jünger sich darauf verlassen, dass er automatisch das Richtige tut oder sagt. Was noch wichtiger ist: der Meister kann auf ihn zählen, weil er weiss, dass er sich auf ihn verlassen kann. Dann «darf er sich innerhalb des ganzen Ashrams unbehindert bewegen, und der ganze Plan ist sicher bei ihm». Ich möchte, dass du während der dir verbleibenden Jahre hiernach strebst, damit du (in deinem nächsten Leben) von Kindheit an den Weg des Jüngers ausdrückst.

In meiner letzten Unterweisung für dich forderte ich dich auf, so zu handeln, als ob das Ideal, das du dir zur Aufgabe gemacht hast, eine vollendete Tatsache sei. Dies als ob-Verhalten ist eines der okkultesten Verfahren. In Wahrheit setzt es die Auferlegung der höchsten begriffenen Aspiration auf die normale Persönlichkeit in Form eines veränderten Benehmens voraus. Diese Auferlegung hat nicht dieselbe Bedeutung wie die der Einstellung « wie ein Mensch in seinem Herzen denkt, so ist er». Diese Einstellung führt, wenn sie richtig befolgt wird, zur Auferlegung mentaler Beherrschung auf die Persönlichkeit; sie beeinflusst das Gehirn und daher die beiden niederen Körper Das als ob-Verhalten führt (für Jünger) einen noch höheren Faktor als den des Denkens ein: es macht den beständigen Versuch erforderlich, so zu leben, als ob die Seele (nicht der Denkaspekt, sondern durch den Denkaspekt) beständig kontrolliert und der herrschende Aspekt des Ausdrucks ist.

Dies mag sorgfältiges Denken über die Seele und ihre Beziehung zu; Persönlichkeit erforderlich machen, aber es ist viel mehr als nur dies. Es [557] macht, wenn es richtig angewandt wird, die zunehmende automatische Kontrolle des ganzen niederen dreifachen Menschen durch die Seele erforderlich. Ich gebe dir sechs Themen für Meditation, die um die als ob-Idee aufgebaut sind. Diese werden eine Jahresarbeit umfassen. Ich möchte, dass du diese Themen nimmst und ihnen drei Jahre lang vollste Betrachtung widmest. Am Ende dieser Zeit wirst du wahrscheinlich wünschen, die ganze Arbeit nochmals auf einer höheren Stufe und mit tieferer Absicht durchzugehen.

1. Lass das OM lautlos dreimal ertönen, als physischer Mensch, als emotioneller Mensch und als Denker. Dann lass das OM als Seele ertönen.

2. Themen für meditative Erwägung:

a. Was würde sich in deinem Leben ereignen, wenn du wirklich handelst, als ob die Seele das OM ertönen lassen würde?

b. Wenn du wirklich denkst, als ob der Denkaspekt das Instrument der Seele wäre, welche Gedankenlinien wirst du ausschliessen, kultivieren oder ausdrücken müssen?

c. Wenn du realistisch lebst, als ob die Seele in deinem täglichen Leben sichtbar wäre, was wird mit dem Astralkörper geschehen?

d. Vorausgesetzt, dass die als ob-Theorie dein physisches Gehirn und infolgedessen deine täglichen Tätigkeiten beherrschen würde, wie würde es deine Lebensart ändern? (Dies ist nicht dasselbe wie Frage a.)

e. Verstehst du klar den Unterschied zwischen «wie ein Mensch denkt ...» und der als ob-Methode des Verfahrens?

Worin unterscheiden sie sich in ihrer Anwendung?

f. Welche Eigenschaften würde dein spezieller Mechanismus oder deine Persönlichkeit demonstrieren, wenn du handeltest, als ob du im Ashram verankert wärest und nicht nur an der Peripherie? Sei nicht unklar in dieser Antwort, sondern äusserst praktisch in deiner Analyse der Situation.

3. Dann weihe dich zum Dienst des Ashrams für dieses Leben und das nächste, als ob du bewusst vor deinem Meister ständest und dir definitiv meiner Gegenwart bewusst wärest.

4. Sprich die neue Invokation, wobei du das OM nach jeder Strophe ertönen lässt.

5. Lass das OM auf [558] dem höchsten Bewusstseinspunkt ertönen, der dir möglich ist.

Dann geh deines Weges in Frieden, mein Bruder, in dem Bewusstsein, dass das Ferment lebendiger Energien in deinem Inneren es dir möglich machen wird, so zu handeln, als ob du die Seele wärest. Dies wird eine zunehmende, bewusste Erfahrung sein. Erkenne auch, dass ich, dein Meister und dein Freund, es ebenfalls wahrnehmen werde. Meine Liebe umgibt dich, und die Verbindung bleibt ununterbrochen.

An R. V. B.

September 1943

Es ist für mich eine Quelle der Befriedigung, mein Bruder, dass du wieder als anerkanntes Mitglied meiner Chelagruppe arbeitest. Wir beide haben stets gewusst, dass die Verbindung unauflösbar war und dass die Zwischenpause innerer Arbeit und die Zeit, während der du dein Karma abarbeitetest (das vor vielen Jahren hervorgerufen worden war) sowohl nötig als auch fruchtbar war. Es ist für die Seele von grossem Wert, wenn die Persönlichkeit die Tätigkeit des Karmas bewusst erkennt und sich der vollständigen Ausarbeitung der Wirkungen früherer Beziehungen widmet, damit das Wort «finis» unter diese Beziehung geschrieben werden kann. Jünger sollten sich daran erinnern, dass sich, wenn eine karmische Beziehung auf der physischen Ebene erkannt worden ist und die nötigen Schritte unternommen worden sind, zwei Möglichkeiten bieten, je nachdem, ob das aufgebürdete Karma vorübergehend war oder ob es sich um eine dauernde Beziehung handelt. Eine Möglichkeit ist, dass spirituelle Identifizierung stattfindet, und die Beziehung kann dann niemals zerbrochen werden - oder die Angelegenheit endet auf völlig richtige Art durch das endgültige Aufhören der Beziehung. Diese Perioden der Entscheidung und Anpassung sind äusserst schwierig, aber, seltsam genug, wenn der Jünger innerlich die richtige Haltung annimmt (selbst wenn er verwirrt ist) liegt die Entscheidung selten bei ihm. Das Leben, die Umstände, die Ereignisse oder Menschen übernehmen die Situation und der Jünger steht fest - während er sich an die Seele klammert -, bis das Problem oder die Beziehung verschwindet.

Du stehst nun mit klareren Kenntnissen und gestärktem Glauben innerhalb meines Ashrams. Ein vollerer Dienst öffnet sich vor dir - ein [559] Dienst, den du dort, wo du bist, und trotz eines physischen Körpers, der dir zuweilen viele Leiden und Schwierigkeiten bereitet, leisten kannst. Lass die physische Begrenzung dich nicht ungebührlich beherrschen, sondern geh mutig auf dem Erleuchteten Weg vorwärts, trotz und wegen der Probleme und Schwierigkeiten.