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ZWEITES KAPITEL - Die Kulturentfaltung des Menschengeschlechts - Teil 1

ZWEITES KAPITEL

Die Kulturentfaltung des Menschengeschlechts 

Zivilisation und Kultur

[38]

Grosses [38] Gewicht wird heute auf die Erziehung gelegt - auf eine geordnete, Bezug nehmende, psychologische, berufliche und fürs Leben ausstattende Schulung. Hierzu müssen wir die altgebräuchliche Methode der Gedächtnisschulung und den Versuch, entweder die Religion in die Gedankenwelt des Kindes einzuprägen oder sie in geplanter Absicht ganz auszuschalten, hinzuzählen. Moderne Erziehung war bisher in erster Linie auf Konkurrenz aufgebaut, nationalistisch und daher separatistisch. Sie hat das Kind dazu erzogen, materielle Werte als die hauptsächlichsten und wichtigsten anzusehen, zu glauben, dass sein eigenes Volk das hervorragendste, grösste und beste ist und dass jede andere Nation dahinter zurücksteht; sie hat den Stolz grossgezogen und den Glauben genährt, dass der Zögling, seine Gruppe und sein Volkstum unermesslich hoch über anderen Leuten und Völkern steht. Diese Schulung entwickelt ihn daher zwangsläufig zu einer einseitigen Persönlichkeit, so dass seine Lebenswerte eine falsche Einstellung erhalten und seine Lebensauffassung auf Vorurteilen aller Art begründet ist. Die Grundlagen der Künste werden ihm gelehrt, um es ihm möglich zu machen, sich in einer Welt der Konkurrenz im allgemeinen und in seinem Berufsleben im besonderen seinen Platz an der Sonne mit dem nötigen Nachdruck verschaffen zu können. Die Fähigkeiten, lesen, schreiben, zusammenzählen und elementare Rechenaufgaben lösen zu können, gelten als das notwendige Minimum; dazu kommt in vielen Ländern, doch nur für eine gewisse Klasse von Leuten, ein wenig Wissen über Geschichte, Geographie, Literatur, Philosophie und die Wissenschaften der Vergangenheit. Neben der eigensprachlichen wird ihnen auch etwas Weltliteratur geboten.

[39] Das Allgemeinniveau weltlichen Wissens ist ein hohes, es ist aber zumeist voller Vorurteile und vorgefasster Meinungen, die entweder vom nationalen oder vom religiösen Standpunkt aus beeinflusst sind, dazu angetan, aus dem Zögling einen Bürger seines Heimatlandes zu formen, nicht aber einen Menschen mit weltumfassenden Beziehungen. Auf Weltbürgertum wird kein Gewicht gelegt. Die dargebotenen Lehren stimulieren das schlummernde Massenbewusstsein des Kindes und rufen (rassische und persönliche) Erinnerungen wach, und zwar durch das Aufzählen von Tatsachen, die zueinander in keiner Beziehung stehen und die zumeist dem alltäglichen Leben fernstehende Dinge betreffen. Diese Tatsachen könnten dazu dienen (wenn man sie als Saatgedanken zur Meditation benutzen und praktisch auswerten würde), um aus diesem Rassenbewusstsein und den Erinnerungen des Menschengeschlechts heraus nicht nur zur nationalen Geschichte, sondern auch zur weltweiten Geschichte menschlicher Vergangenheit zurückzufinden. Ich erwähne dies, um auf die Gefahr einer solchen falschen Betonung der Vergangenheit hinzuweisen; würde dies nämlich in grossem Mass geschehen, so würden die Folgen verheerend sein; es wäre ein Belohnen rassischer und nationaler Ideen und Ziele und würde - bildlich gesprochen - schnell zu rassischer Kristallisation und Vergreisung führen. Ein Beispiel dafür haben wir in Deutschland und - in kleinerem Massstab - in Italien gesehen; das Resultat war die Achse! Glücklicherweise kann man der in der Jugend eines jeden Volkes strömenden Lebensflut vertrauen, dass sie die Gedanken des Geschlechts in eine bessere Richtung lenkt, als es das Heraufbeschwören einstigen - sogenannten - Ruhmes ist, oder das Betonen von Dingen, die man lieber hinter sich lassen sollte.

Ich möchte hier etwas näher auf die Deutung der so häufig (und leider oft falsch) benutzten Worte Kultur und Zivilisation eingehen. Das Ziel jeder Erziehung ist ja, eine Kulturform hervorzubringen, möge sie nun materiell oder spirituell sein, oder materiell und spirituell. Erziehung ist die grosse Wirkungskraft der Welt.

Zivilisation ist die Reaktion der Menschheit auf den Zweck und das Ziel einer besonderen Epoche der Weltgeschichte. In jedem Zeitalter muss eine Idee durch den zeitgenössischen Idealismus des Menschengeschlechtes zum Ausdruck kommen. Im atlantischen Zeitalter war die vorherrschende und grundlegende Idee ein gefühlsmässiger religiöser Idealismus oder Mystizismus, gleichsam ein Hinstreben zu einer erfühlten aber ungeschauten Gottheit, [40] das dem Gefühl den ersehnten Ausdruck verlieh. Es handelte sich um hochgradig sensitive Rassen, bestehend aus Nationen und Gruppen, die an der Entwicklung der Gefühlsnatur arbeiteten - manchmal bewusst, aber zumeist unbewusst. Ihre Einstellung zueinander, als Individuen oder Nationen, beruhte hauptsächlich auf Gefühlen und Empfindungen - einem Bewusstseins-Zustand (ich kann nicht sagen Zustand des Denkvermögens), den zu erfassen oder gar intuitiv zu erfühlen uns, dem modernen arischen Geschlecht, sehr schwerfällt, da bei uns das Denkvermögen zu wirken begonnen hat. Ihre Einstellung zur Gottheit war auch gefühlsmässig, und ihr religiöses Leben war mystisch und hingebungsvoll, doch ohne jedes gedankliche Verstehen. Sie reagierten ausgesprochen emotionell auf Schönheit, auf die in ihnen von der Gottheit erweckte Furcht und auf die gefühlsmässigen Eigenschaften Gottes, auf Licht und Wunder. Das Geheimnisvolle, das Gefühl tiefinnerer Scheu, die blinde Gefolgschaftstreue zu einem anerkannten «Sensitiven» einer höheren Rangordnung als der des gewöhnlichen Menschen und die Interpretation Gottes und der Natur durch Gefühlswahrnehmung - das waren die Grundlagen dieser einstigen Zivilisation; sie haben die Einstellung und das Verhalten unseres jetzigen Menschengeschlechts weitgehend beeinflusst - wenigstens bis zum Kommen Christi, der im menschlichen Bewusstsein grosse Veränderungen hervorrief und eine neue Zivilisation einleitete. Kinder sind zumeist noch atlantisch in ihrem Bewusstsein; es ist dies eine Art von Rekapitulation, analog dem vorgeburtlichen Stadium; dieselbe Rekapitulation findet man auf dem Pfad, wenn der Mensch das mystische Bewusstsein aufs neue entwickelt; dies erfolgt nach der Erweckung seiner mentalen Natur, und bevor er wahres okkultes Gewahrsein oder Wissen und die Auswirkungen des höheren Denkvermögens entwickelt hat. Das Problem der Erzieher besteht darin, das atlantische Bewusstsein des Kindes auszuschalten und es arisch oder mental zu gestalten. Die Atlantier hatten kein Erziehungssystem, so wie wir den Begriff verstehen. Die Könige und Priester gaben aufgrund ihrer Innenschau den Ton an, und die Massen gehorchten.

Das heutige Menschengeschlecht verhält sich anders zur Zivilisation; diese neue Einstellung kommt immer deutlicher zum Vorschein und nähert sich ihrer Vollendung. In jedem Zeitalter wird eine Idee lebendig und drückt sich im allgemeinmenschlichen wie auch im völkischen Idealismus aus. Ihre durch die Jahrhunderte [41] eingehaltene Grundrichtung hat unsere moderne Welt hervorgebracht, und zwar in streng materialistischer Weise. Ein Volk wird heute als zivilisiert angesehen, wenn es zum Bewusstsein mentaler Werte erwacht ist und zugleich materielle Werte verlangt und wenn ferner die verschiedenen Seiten des niederen Denkvermögens (das Gedächtnis, das Urteils- und Unterscheidungsvermögen, die Fähigkeit zu analysieren sowie die Fähigkeit, konkrete Ideen zu formulieren, die auf einer materiellen Auffassung, auf materiellen Wünschen und materiellen Zwecken basieren) die Schulung erhalten, die zu einer materiellen Zivilisation führt und die unsere materielle Zivilisation zu dem gemacht hat, was sie heute ist. Wenn sich der Schwerpunkt von der gefühlsmässigen Auffassung zur mentalen Lebensauffassung verlagert, wenn der Wunsch lebendig wird, das materielle Leben der Bürger einer jeden Nation zum ausschlaggebenden Faktor im Volksdenken zu machen, wenn die Entwicklung des Denkvermögens materiellen Lebenszwecken dient und die Wissenschaft nur das Beweisbare aussprechen darf und ihre Aufmerksamkeit lediglich den Energien materieller Auswirkungen schenkt - ist es dann ein Wunder, dass der Schwerpunkt unserer modernen Zivilisation hauptsächlich im Bereiche des wirtschaftlichen Lebens liegt? Wir beschäftigen uns mit materiellen Zuständen und Bedingungen, mit der Absicht, unsere Besitztümer zu vergrössern, die Weltlage zu verbessern, das Leben auf der physischen Ebene angenehmer zu gestalten, indem wir das Fassbare für das Unfassbare, das Konkrete für das Geistige, und physische Werte für subjektive Werte einsetzen. Die Letztgenannten müssen aber eines Tages zum Ausdruck kommen.

Die obige Feststellung ist oberflächlich und von so allgemeiner Natur, dass sie die relativ kleine Minorität von Menschen nicht in Betracht zieht, welche die höheren Werte erfühlt und daran arbeitet, sie im Menschenleben zu verwirklichen. Diese Menschen sind die Hüter der fortschrittlichen Ideale der heutigen Zivilisation, aber die von ihnen freigesetzte Energie wirkt sich zeitweilig in Werten mehr konkreter Natur aus. Meine Hinweise geben nur ein Teilbild der Sachlage, und dasselbe gilt von den Tatsachen. Vielleicht übertreibe ich - aber vielleicht auch nicht! Jedenfalls lässt sich die Tatsache nicht leugnen, dass die zwei grossen Zivilisationen, von denen wir wirklich etwas wissen - die arische [42] und die atlantische - zwei grundverschiedene Endziele und Weltanschauungen darstellen, denen die Menschheit der beiden Zeitalter ihre Aufmerksamkeit schenkte und noch heute widmet.

Die atlantische Zivilisation war ausgesprochen religiös in ihrer Einstellung; Religion war der Ausdruck des täglichen Lebens und Daseinszweck aller Dinge. Dem Leben nach dem Tod galt das Hauptinteresse, und der Glaube daran war fest und unbezweifelbar. Die subtilen Einflüsse, die aus den unsichtbaren Bereichen ausstrahlen, die Naturkräfte und des Menschen Beziehung zu diesen aufgrund seines ausgeprägten Empfindungsvermögens sowie die ganze Skala von Gefühlszuständen - all das machte das Leben der damaligen Menschheit aus und prägte alles, was an embryonalem Denken da war oder hätte dasein können. Die Folge all dessen, vererbt in uns vom Anbeginn der uns heute bekannten Weltgeschichte (beginnend mit der Sintflut, wann immer sie stattgefunden haben mag) kann mit Worten wie Animismus, Spiritualismus, niederer Psychismus und Empfindung ausgedrückt werden. Das Gottesempfinden, das Gefühl der Unsterblichkeit, das Gefühl für feinere innere Zusammenhänge, der Sinn für Gottesverehrung und die übergrosse Sensitivität des modernen Menschen - all das ist unser reiches Erbe jener Zivilisation, die es einst auf Atlantis gegeben hat.

Auf diesem weiten Unterbau wird heute das genau Entgegengesetzte errichtet, und als Gegenwirkung - die eine normale und richtige Entwicklung darstellt - schafft der Mensch heute an einem Überbau, worin der Nachdruck immer mehr auf das Greifbare, Materielle, Geschaute gelegt wird, und auf das, was bewiesen, festgestellt, analysiert und benutzt werden kann, um des Menschen äusseres Leben und seine materielle Stellung auf diesem Planeten zu verbessern. Beide Zivilisationen sind in ihrer Richtung zu weit gegangen, aber die Schwingung des Pendels wird uns unweigerlich zur Mittelstellung, auf den «edlen Mittelweg» bringen. Dieser Mittelweg, der das Beste und die höchsten Ideale der beiden vorhergehenden Zivilisationen in sich vereinigt, wird das kommende Wassermann-Zeitalter und seine Zivilisation kennzeichnen. Eine solche Manifestation des Materiellen und Immateriellen, des Geschauten und Ungeschauten, des Greifbaren und Geistigen ist schon immer das Ziel und Streben derjenigen gewesen, die den wahren [43] Sinn der Kultur verstehen. Im Grunde genommen und im Rahmen unseres Themas hat das Wort «Zivilisation» mit der breiten Masse und dem Rassenbewusstsein zu tun, während das Wort «Kultur» das Individuum und den unsichtbaren geistigen Menschen betrifft. Deshalb liegt eine Zivilisation, die wahre Kultur voll zum Ausdruck bringt, noch in ferner Zukunft der Menschheits-Entwicklung.

Kultur ist die Annäherung zweier Wege: des Gefühls und des Denkvermögens; zweier Welten: der Empfindung und des Gedankens; und auch der Einstellungen, verwandt in ihrer Art, die es dem Menschen ermöglichen werden, als ein intelligentes, subjektives Wesen in einer greifbaren Aussenwelt zu leben. Der Kulturmensch verknüpft die Welt der inneren Bedeutung mit der Welt der Erscheinungen und betrachtet sie in seinem Denkvermögen als eine Welt mit zwei Aspekten oder Seiten (er erkennt sie also in seinem Gehirn, was eine hergestellte Verbindung oder Beziehung anzeigt). Er bewegt sich mit der gleichen Freiheit in beiden Welten - und was sein Bewusstsein und Gewahrsein anbelangt, auch zur gleichen Zeit. Sogar im atlantischen Zeitalter gab es schon Menschen, denen Kultur eine Blüte der Zivilisation bedeutete.

Die breiten Massen müssen zivilisiert werden und das bedeutet für sie einen Schritt vorwärts zu jener Kultur, die sie einst zu wahren und bedeutenden Menschenwesen machen wird. Ein solches Menschenwesen muss natürlicherweise ein Mensch sein, dem es möglich ist, in einer Welt äusserer Wirklichkeiten zu leben, und der zur gleichen Zeit erkennt, dass er als Denker und als Seele in einer inneren Welt lebt. Sein inneres subjektives Leben wirkt sich dann so kraftvoll aus, dass es das Leben auf der physischen Ebene kontrolliert und beherrscht, dessen Bewegkraft wird und ihm die rechte Richtung gibt. Diese menschliche Geisteshaltung und das Unterfangen, eine solche Bewusstseinseinstellung zur Blüte zu bringen, ist seit Jahrhunderten als die Aufgabe organisierter Religion betrachtet worden, während sie ihrem Wesen und ihrer Notwendigkeit nach eine Aufgabe der Erziehung ist. Gewiss ist es richtig, dass die Kirche im Mittelalter die grosse Volkserzieherin war, doch betonte sie das innere und subjektive Leben, und in der Regel wurde nicht versucht, die wesensverschiedenen Faktoren - das äussere materielle Wohlergehen und das innere geistige Leben - zu verschmelzen und zu vereinen. Erziehung ist die Aufgabe der hervorragenden Denker [44] des Menschengeschlechtes, und die Verantwortung aller Regierungen, was aber selten erkannt wird.

Schliesslich wollen wir versuchen, die Grundideen festzustellen (angefangen von den erkannten Instinkten), die den Menschen Schritt für Schritt zu seinem jetzigen Ringen und Streben nach Weltverbesserung, Gruppenförderung und natürlicher Selbstbestimmung geführt haben, in der - meist unbewussten - Absicht, ein besseres Ausdrucksorgan im lebenden Organismus der Menschheit zu schaffen.

Es ist daher eine leere Redensart und Binsenwahrheit, wenn man sagt, dass die Menschheit heute durch eine Krise ungeheuren Ausmasses hindurchgeht. Die Ursachen dieser Krise müssen in vielen Faktoren gesucht werden. Sie liegen in der Vergangenheit, im Wachsen und in der Steigerung gewisser grundlegender Tendenzen im Menschen; in einst gemachten Fehlern, jetzigen Gelegenheiten und der mächtigen Aktivität der Hierarchie der Liebe. [*L1] Die Zukunft ist vielversprechend, vorausgesetzt, dass der Mensch die ihm klar aufgezeigten Lektionen des Heute lernt; er muss diese annehmen und er muss das Wesen seiner Probleme und Krisen mit allen Abzweigungen und vielen Verwirklichungen klar verstehen.

Der siedende Aufruhr, in dem die breiten Massen der Menschheit heute leben, und das Hervortreten von ein oder zwei führenden Köpfen in jeder Nation stehen in enger Beziehung. Diese tonangebenden Persönlichkeiten machen sich vernehmlich und ziehen die Aufmerksamkeit der Menschen auf sich; man folgt ihren Ideen - mögen sie nun richtig oder falsch sein - mit Aufmerksamkeit, Beifall oder Misstrauen.

Die langsame und sorgsame Gestaltung der Neuen Gruppe der Weltdiener ist ein Anzeichen für diese Krise. Diese Weltdiener bereiten dem neuen Zeitalter die Wege und sind Zeugen der Geburtswehen einer neuen Zivilisation, eines neuen Geschlechts, einer neuen Kultur und einer neuen Weltanschauung. Diese Arbeit geht notwendigerweise nur langsam vonstatten, und diejenigen von euch, die in den heutigen Problemen und Leiden tief drinstecken, [45] finden es schwer, der Zukunft mit Vertrauen entgegenzusehen oder die Gegenwart mit klarem Verständnis auszudeuten.

Im Bereiche der Erziehung ist das rechte Zusammenwirken besonders wichtig. Die Erziehungssysteme der Nationen sollten auf einer einheitlichen Grundlage aufbauen, auch wenn einheitliche Methoden und Arbeitsweisen nicht immer möglich sind. Verschiedenheiten der Sprache, der Tradition und der Kultur wird es und soll es auch immer geben; sie stellen ein schönes Mosaikbild menschlicher Lebensweise durch Jahrhunderte dar. Vieles aber, was sich bisher dem rechten Zusammenleben der Menschen entgegengestellt hat, muss und sollte abgeschafft werden.

Im Geschichtsunterricht z.B.: Sollen wir da wieder in die alte üble Gewohnheit zurückfallen, dass jedes Volk sich selbst verherrlicht, zumeist auf Kosten anderer Völker, dass Tatsachen systematisch zurechtgestutzt werden und dass die in den Jahrhunderten geführten vielen Kriege die geschichtlichen Angelpunkte bilden - mit anderen Worten, sollen wir zurückkehren zu einer Geschichte des Angriffes, des Emporkommens einer materialistischen und egoistischen Zivilisation mit ihrem nationalistischen und daher separatistischen Geist, der Rassenhass und Nationalstolz geschürt hat? Das erste geschichtliche Ereignis, das einem britischen Kind eingetrichtert wird, ist meistens «Wilhelm der Eroberer, 1066!» Das amerikanische Kind merkt sich die Landung der Pilgerväter, die allmähliche Kolonisierung des Landes auf Kosten der angestammten Ureinwohner, und vielleicht noch die «Boston Tea Party». Die geschichtlichen Helden sind alle Krieger: Alexander der Grosse, Julius Caesar, Attila der Hunnenkönig, Richard Löwenherz, Napoleon, George Washington und viele andere. Geographie ist zumeist Geschichte in anderer Form, in ähnlicher Weise dargestellt - eine Geschichte der Entdeckungen, der Erforschungen und des Besitzergreifens, dem oft eine rohe und grausame Behandlung der Ureinwohner der entdeckten Länder folgte.

Habgier, Ehrgeiz, Grausamkeit und Stolz sind die Leitmotive unseres Geschichts- und Geographie-Unterrichts.

Diese jedes grosse Volk (ohne Ausnahme) kennzeichnenden Kriege, Angriffe und Diebstähle sind Tatsachen und lassen sich nicht ableugnen. Sicherlich kann man aber aus den so geschaffenen Leiden (die ihren Höhepunkt im Weltkrieg von 1914 bis 1945 erreichten) die Lehren [46] ziehen, die weit zurückliegenden Ursachen der heutigen Vorurteile und Abneigungen aufzeigen und deren Nutzlosigkeit hervorheben. Sollte es denn nicht möglich sein, unsere Geschichtstheorie auf den grossen und guten Ideen aufzubauen, welche die Völker beeinflusst und sie zu dem gemacht haben, was sie heute sind? Sollte es denn nicht möglich sein, die schöpferische Kraft zu betonen, die alle Völker auszeichnete? Können wir denn nicht mit mehr Nachdruck die grossen Kulturepochen darstellen, die in einem Volke plötzlich in Erscheinung treten, welche die ganze Welt bereicherten und der Menschheit eine reichere Literatur, eine grössere Kunst und ein geistiges Zukunftsbild bescherten?

Der Weltkrieg rief grosse Wanderungen hervor. Armeen marschierten und kämpften in allen Teilen der Welt; Verfolgte und Vertriebene flohen aus einem Land ins andere; Hilfsorganisationen gingen von Land zu Land, halfen den Soldaten, pflegten die Kranken, speisten die Hungrigen und lernten Land und Leute kennen. Die heutige Welt ist stark zusammengeschrumpft und vielen wird es - oft zum erstenmal in ihrem Leben - klar, dass die Menschheit eine Einheit ist, und dass alle Menschen, einerlei welcher Hautfarbe oder Landeszugehörigkeit, innerlich sich recht ähnlich sehen. Heute haben wir alle miteinander zu tun, und eine grosse Vermischung findet statt. Die Vereinigten Staaten setzen sich aus Leuten aus aller Herren Länder zusammen, und in der Sowjetunion gibt es mehr als 50 verschiedene Rassen oder Nationen. Grossbritannien ist ein «Commonwealth of Nations»: ein Gemeinwesen unabhängiger Nationen, die zu einer Gruppe verbunden sind. Indien setzt sich aus einer Mannigfaltigkeit von Völkern, Religionen und Sprachen zusammen, eine Tatsache, die Indiens Hauptproblem darstellt. Und die ganze Welt ist nichts anderes als ein grosser Schmelztopf, aus dem die eine Menschheit hervorkommen wird. Das benötigt eine drastische Änderung unserer Methoden der geschichtlichen und geographischen Darstellung. Die Wissenschaft ist schon immer universell gewesen. Grosse Kunst- und Literaturwerke haben schon immer der ganzen Welt angehört. Auf diesen Grundlagen sollte die Erziehung der Kinder in aller Welt aufgebaut werden - auf unseren Gleichartigkeiten, unseren schöpferischen Leistungen, auf unserem geistigen Idealismus, und auf unseren Berührungspunkten. Solange das nicht geschieht, werden die Wunden, die sich die Völker geschlagen haben, nie heilen! und die Schranken, die seit Jahrhunderten bestanden haben, werden nie fallen.

Die Erzieher sollten angesichts der heutigen Möglichkeiten in der Welt [47] bestrebt sein, für die kommende Zivilisation eine feste Grundlage zu schaffen; sie müssen sich an die Probleme heranwagen, die in ihren Ausmassen allgemein und universell sind, und sie müssen diese wahrheitsgetreu darstellen und in schöpferischer Art anpacken. Die von den Erziehern in den einzelnen Ländern unternommenen Massnahmen werden unweigerlich die Wesensart der kommenden Zivilisation bestimmen. Sie müssen den Boden für die Erneuerung aller Künste und für eine neue und freie Entfaltung des schöpferischen Menschengeistes bereiten. Sie müssen mit allem Nachdruck die grossen Momente der Menschengeschichte betonen, in denen das Göttliche im Menschen hervorleuchtete, neue Wege des Denkens und menschlichen Planens wies und dadurch der menschlichen Lebensentfaltung für alle Zeiten eine neue Richtung gab. Solchen Momenten verdanken wir die Magna Charta, die im Feuer der Französischen Revolution geprägten Begriffe von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, die amerikanische Unabhängigkeits-Urkunde und in unserer Zeit die auf hoher See verfasste Atlantik-Charta mit den «vier Freiheiten». Das sind die grossen Ideen, auf welche sich das neue Zeitalter mit seiner im Entstehen begriffenen Zivilisation und künftigen Kultur gründen sollte.

Wenn den heutigen Kindern die Bedeutung dieser fünf grossen Urkunden beigebracht und ihnen zugleich die Nutzlosigkeit von Hass und Krieg klargemacht wird, dann besteht Hoffnung auf eine Welt, die besser, glücklicher und auch sicherer sein wird.

Zwei Hauptideen sollten den Kindern eines jeden Landes ständig vor Augen gehalten werden. Diese sind: Der Wert des Einzelmenschen und die tatsächliche Einheit der Menschheit. Die Jungen und Mädchen, die den Krieg miterlebten, haben durch eigene Anschauung gelernt, dass ein menschliches Leben nur wenig wert ist; in faschistischen Ländern wurde gelehrt, dass der Einzelmensch nur insofern einen Wert hat als er den Plänen eines Diktators dienlich ist. In anderen Ländern werden gewisse Leute oder Gruppen - zufolge ihrer vererbten Stellung oder wegen ihres finanziellen Einflusses - als wichtig angesehen, während die übrigen Volksangehörigen nur von geringer Bedeutung sind. Wieder in anderen Ländern sieht sich der einzelne als so wichtig an und glaubt, dass sein Recht, nach eigenem Gutdünken zu leben, so ausschlaggebend ist, dass seine Beziehung zum Ganzen vollkommen verlorengeht. Die Wahrheit aber ist, dass der Wert des einzelnen und die Existenz der Gesamtheit, die wir die Menschheit nennen, [48] aufs engste verknüpft sind. Das muss betont werden. Wenn diese beiden Prinzipien richtig gelehrt und verstanden werden, dann werden sie zu einer intensiven Kultur des Einzelmenschen sowie zur Erkenntnis der Verantwortung führen, die er als integraler Bestandteil der gesamten Menschheit trägt.

An den heutigen Schulen (Elementarschulen, höheren Schulen, Universitäten und Hochschulen - die Begriffe sind ganz allgemein zu verstehen) findet man ein unvollkommenes und symbolisches Bild der dreifachen Ziele der neuen Erziehung: Zivilisation-Kultur-Vereinheitlichung.

Die Vor- oder Elementarschulen können als die Hüter der Zivilisation betrachtet werden; sie müssen das Kind zum Bürger erziehen, ihm seinen Platz als soziale Einheit anweisen und seine Gruppenbeziehungen betonen, um es für ein intelligentes Leben zu ertüchtigen und in ihm durch den Unterricht das Rassengedächtnis zu erwecken; damit werden die Grundlagen seiner menschlichen Beziehungen geschaffen. Lesen, Schreiben und Rechnen, Elementargeschichte (mit Betonung der Weltgeschichte), Geographie und Poesie werden gelehrt werden. Man muss dem Kind gewisse wichtige und grundlegende Tatsachen des Lebens, grundsätzliche Wahrheiten, Einordnung und Selbstbeherrschung beibringen.

Die höheren oder sekundären Schulen sollten sich als die Hüter der Kultur ansehen; dort sollten die weltumfassenden Werte der Geschichte und Literatur betont und ein wenig Kunstverständnis gelehrt werden. Es sollte dort begonnen werden, den Jungen oder das Mädchen für den künftigen Beruf oder die zu erwartende Lebensweise zu schulen, die ihre Existenz augenscheinlich bestimmen werden. Bürgerkunde wird in weiterem Rahmen gelehrt, die Welt wahrer Werte wird aufgezeigt und echter Idealismus bewusst und sorgsam gepflegt werden. Auch wird die praktische Anwendung von Idealen betont werden. Man sollte die Jugend der Welt in einer solchen Weise unterrichten, dass der junge Mensch beginnt, die Welt der Erscheinungen und die Welt der Werte und der Bedeutung in seinem Bewusstsein zu verschmelzen. Er sollte anfangen, die Welt des objektiven äusseren Lebens und die Welt des inneren subjektiven Daseins aufeinander zu beziehen. Ich wähle meine Worte sorgfältig.

Unsere [49] Hochschulen und Universitäten sollten eine Fortsetzung des Begonnenen auf höherer Ebene bieten. Sie sollten das schon errichtete Gebäude verschönern und vollenden und sich mit der Welt der Bedeutung in einer mehr direkten Weise befassen. Internationale Probleme - ökonomischer, sozialer, politischer und religiöser Art - sollten betrachtet, und die jungen Leute sollten noch deutlicher mit der Welt als Ganzheit in Beziehung gebracht werden. Das soll aber in keiner Weise eine Vernachlässigung persönlicher oder nationaler Probleme oder Verpflichtungen bedeuten; das Streben geht dahin, sie dem Ganzen als zugehörige und wirksame Teile einzuverleiben und so die separatistischen

Einstellungen zu vermeiden, die den Verfall unserer modernen Welt hervorgebracht haben.

Die Hochschulen oder die Universitäten sollten auf dem Gebiet der Erziehung tatsächlich eine Entsprechung zum Reich der Hierarchie sein. Sie sollten die bestellten Hüter aller jener Methoden, Kunstfertigkeiten und Gedanken- und Lebenssysteme sein, die den Menschen mit der Welt der Seelen verbinden, also mit dem Reich Gottes und nicht nur mit anderen Menschen hier auf der physischen Ebene; nicht nur mit der Welt der Erscheinungen, sondern auch mit der inneren Welt der Werte und Qualitäten.

Ich wiederhole: Diese Ausbildung eines Menschen für das Bürgerrecht im Reich Gottes ist keine wesentlich religiöse Aufgabe, die in den Händen der Vertreter der grossen Weltreligionen zu liegen hat. Sie sollte die Aufgabe der höheren Erziehung sein und allem bisher Erreichten Inhalt und Bedeutung verleihen. Falls euch das zu idealistisch und unmöglich erscheint, so möchte ich euch versichern, dass in der Hochblüte des Wassermann-Zeitalters eben dies das unbezweifelt anerkannte Ziel der zeitgenössischen Erzieher sein wird.

Die nachstehende Stufenfolge dürfte für den Lehrplan für die Jugend der nächsten Generationen eine geeignete Grundlage sein:

            Primäre Erziehung.................... Zivilisation................... Alter 1-14

            Sekundäre Erziehung............... Kultur........................ Alter 14-21

            Hochschul-Erziehung...................... Geistesleben....................... Alter 21-28

Es ist lediglich der Druck unserer materiell und wirtschaftlich betonten Verhältnisse, der unsere Jugend vor der Reife zur [50] Arbeit zwingt. Man sollte auch nicht vergessen (und das wird von immer mehr Leuten zugegeben), dass die Qualität der jetzt zur Verkörperung kommenden Kinder immer besser wird. In vielen Fällen sind sie ungewöhnlich intelligent, und ihre Begabung ist oft erstaunlich. Das wird nun immer häufiger und so lange der Fall sein, bis 14-jährige junge Leute eine der heutigen begabten Hochschuljugend entsprechende Intelligenz und geistige Ausrüstung haben werden.

Es ist mir natürlich nicht möglich, den Beweis für die Wahrheit dieser Behauptung zu erbringen, aber ein Studium der Nationen und der modernen Kinder in unseren hochzivilisierten Ländern wird Richtungen und Tendenzen aufdecken, die in eurer endgültigen Abschätzung meinen Standpunkt als richtig erscheinen lassen werden. Es wäre für euch alle gut, den Unterschied zwischen Zivilisation und Kultur sorgfältig zu studieren.

Man könnte dieselbe Wahrheit mit anderen Worten ausdrücken. Wenn man als grundlegende Voraussetzung die im Wesen des Menschen liegenden supernormalen Möglichkeiten anerkennt, dann könnte man folgendes sagen:

Das erste Bestreben der Erziehung, das Kind zu einem zivilisierten Menschen zu machen, wird dahingehen, die Instinkte des Kindes auszubilden und richtig zu lenken.

Die zweite Pflicht der Erzieher wird die sein, die Kultur des Kindes dadurch zu entfalten, dass es im rechten Gebrauch seines Intellekts geschult wird.

Die dritte Erziehungspflicht wird darin bestehen, die Intuition wachzurufen und zu entwickeln.

Wenn diese drei Seiten entwickelt sind und funktionieren, dann habt ihr einen zivilisierten, kultivierten und geistig erwachten Menschen. Ein solcher Mensch wird dann instinktiv richtig, intellektuell folgerichtig und intuitiv bewusst handeln. Seine Seele, sein Denkvermögen und sein Gehirn werden dann - wie sie sollten - im rechten Verhältnis zueinander funktionieren, so dass ein zweckmässiges Zusammenwirken und eine harmonische Übereinstimmung entstehen. Eines Tages wird eine Analyse der Beiträge der drei grossen Erdteile - Asien, Europa und Amerika - zu dieser dreifachen Entfaltung, soweit sie die arische Rasse angeht, gemacht werden. Zu Ehren der Menschheit muss aber gesagt werden: Jede Rasse hat einzelne hervorgebracht, die das zu [51] ihrer Zeit Höchstmögliche zum Ausdruck gebracht haben - Menschen, die in ihrem Wesen die Dreiheit von Instinkt, Intellekt und Intuition verschmolzen haben. Ihre Zahl war in den frühen Stadien menschlicher Entfaltung noch relativ klein, doch schreitet die Entwicklung immer schneller voran und viele bereiten sich heute auf die «höhere Erziehung» im wahren Sinn des Wortes vor. Es würde noch weit mehr erreicht werden, wenn die Erzieher der Welt den Sinn und Zweck des Werdegangs als eine ganzheitliche, geplante Entfaltung auffassen und dann ihre Aufmerksamkeit der instinktiven, intellektuellen und intuitiven Schulung der Menschheit schenken würden, so dass die 28 Schulungsjahre als ein einheitlicher, geordneter und geleiteter Werdegang verstanden und die Ziele klar erkannt werden.

Daraus geht hervor, dass man die Schüler und Studenten nach den von mir genannten Gesichtspunkten wie folgt einstufen wird:

a. in solche, die befähigt sind, in rechter Weise zivilisiert zu werden. Das bezieht sich auf die breite Masse der Menschen;

b. in solche, die befähigt sind, in die Welt der Kultur eingeführt zu werden. Das ist eine recht beträchtliche Anzahl von Menschen;

c. in jene, die zu den Aktivposten der Zivilisation und Kultur noch die für eine Betätigung als bewusste Seelen nötige «Ausstattung» hinzufügen können, nicht nur in den drei Welten instinktiven und intellektuellen Lebens, sondern auch in der Welt des geistigen Seins, und zwar bei vollem, ununterbrochenem Bewusstsein und in vollständiger dreifacher Integration.

Nicht alle können in die höheren Grade aufsteigen, und das muss klar erkannt werden. Das Abschätzen der Fähigkeiten wird sich auf das Verstehen der Strahlentypen (der Wissenschaft der esoterischen Psychologie), auf ein Erkennen des Zustandes der Drüsen und der physiologischen Veranlagung, auf das Ergebnis besonderer Untersuchungen und auf eine neue Form der Astrologie stützen.

Ich möchte hier den ernsten Studierenden einen einfachen Vorschlag machen: Denkt über die folgenden vier Behauptungen nach:

1. Die Antahkarana [52] drückt die Qualität des Magnetismus aus, der die Tür zum Lehrzentrum der Grossen weissen Loge öffnet.

2. Die Antahkarana ist die bewusste integrierende Kraft.

3. Die Antahkarana ist das Mittel der Lichtübertragung.

4. Die Antahkarana hat mit dem ununterbrochenen Wahrnehmungsvermögen des Menschen zu tun.

Der Werdegang der Entfaltung

Ich möchte zu der obigen Analogie noch eine weitere hinzufügen, die dazu dienen soll, in eurem Denken den Werdegang der Entfaltung zu klären und das ganze Thema (vom Gesichtspunkt der Menschenrasse aus) noch genauer zu umreissen:

Allgemeine Rassenentwicklung - Zivilisation - Pfad der Läuterung

Schulung der Intelligenz-Schicht - Kultur - Pfad der Jüngerschaft

Hervorbringung der Erleuchteten - Erleuchtung - Pfad der Einweihung.

Es wird euch also klar sein, dass es des künftigen wie des heutigen Strebens letztes Ziel ist, die Menschheit bis zu dem Punkt zu bringen, wo sie - okkult gesprochen - «ins Licht eingeht». Der ganze Drang nach Fortschritt, der im Menschengeschlecht so deutlich zu erkennen ist, soll die Menschheit befähigen, Wissen zu erwerben, dieses durch rechtes Verstehen und Begreifen in Weisheit umzuwandeln und auf diese Weise «voll erleuchtet» zu werden.

Das Hauptziel der Erziehung ist Erleuchtung.

Gerade in diesem Gedanken- und Begriffsbereich ist das unterscheidende Merkmal in der Sendung des Buddha und des Christus zu finden. Der Buddha erreichte «Erleuchtung», und er war der erste in unserer Menschheit, der sie erreichte. Geringere Grade der Erleuchtung sind von vielen früher verkörperten Söhnen Gottes öfters erreicht worden. Da der Buddha eine solche Vollendung erreicht hatte und Christus selber auf so hoher Entwicklungsstufe stand, war es dem letzteren möglich, eine neue Epoche einzuleiten und der Menschheit ein neues Ziel zu setzen, so dass ein weiteres göttliches Prinzip zur Manifestation gelangen und [53] allgemein Anerkennung finden konnte. Er leitete das «Zeitalter der Liebe» ein und wurde für die Menschen der Ausdruck eines neuen göttlichen Aspekts: der Liebe. Der Buddha krönte das «Zeitalter des Wissens». Der Christus begann das «Zeitalter der Liebe». Beide Zeitalter sind Verkörperung und Ausdruck zweier Hauptprinzipien der Gottheit. So ist die neue Erziehung durch das Werk des Buddha möglich geworden. Das lässt erkennen, wie langsam die Evolution vorwärtsschreitet. Die neue Religion ist durch das Werk und das Leben Christi möglich geworden. Um es esoterisch auszudrücken: Die Blumenblätter des Wissens an der Lotosblume des menschlichen Egos haben sich entfaltet, und der Buddha hat das Tempo dieses Geschehens beschleunigt. Nun entfalten sich auch die Blumenblätter der Liebe an der Lotosblume der Menschheit - und die Schnelligkeit dieses Geschehens ist das Resultat des Werkes Christi. Könnt ihr die Bedeutung der Dinge, die ich euch zu erklären versuche, verstehen und den Sinn dessen erfassen, was ich euch zu sagen habe?

Was ich hervorheben möchte, ist folgendes:

Da die drei Blumenblätter des Wissens an der Lotosblume des menschlichen Egos sich jetzt bei der ganzen Rasse entfaltet haben (und wenn ich das Wort «Rasse» gebrauche, so meine ich hier die ganze Menschheit, nicht nur die arische Rasse), so ist es nun den Blumenblättern der Liebe möglich, sich zu entfalten. Die von der äusseren Reihe der Blumenkelche ausströmende Energie hat eine dreifache Wirkung:

1. Sie hat den ganzen Körper der Menschheit belebt und hat das jetzige schnelle Tempo, die intelligente (oder soll ich sagen «intellektuelle»?) Zivilisation und unsere moderne Kultur, wo immer sie gefunden werden kann, hervorgebracht. Das Gehirn der Menschheit ist jetzt für eine Belebung bereit - daher die Massenerziehung!

2. Sie hat einen Kanal geöffnet, so dass nun die Blumenblätter der Liebe den Astralkörper der Menschheit beleben können; das führt zu allgemeiner Zusammenarbeit und zur Gruppenliebe. Das Herz der Menschheit ist jetzt bereit, sich beleben zu lassen, und deshalb haben wir heute die philanthropischen Bewegungen, die des «guten Willens» und der Sozialfürsorge.

3. Sie wird schliesslich - durch die Blumenblätter des Willens oder Opfers - die Belebung des Mentalkörpers möglich machen, und das wird ein Erkennen des Planes, zielbewusste [54] Absicht und Gruppensynthese hervorbringen.

Das erste der drei Blumenblätter des Wissens öffnete sich im Zeitalter Lemurias und gab dem Bewusstsein der Menschheit auf der physischen Ebene ein gewisses Mass von Licht. Das zweite öffnete sich im atlantischen Zeitalter und brachte der Astralebene Licht. In unserer Rasse, der arischen, öffnete sich das dritte Blumenblatt und schenkte dem Menschen das Licht mentalen Wissens. So wurde (in den drei Rassen) die schwierige Aufgabe der Belebung der dreifachen manifestierten Welt (der physischen, astralen und mentalen) vollendet, und die Energie der Intelligenz wurde zu einem mächtigen, herrschenden Faktor. Nun schreitet die Belebung des Menschen mit der Energie der Liebe mächtig voran, und die Wirkungen werden (da sie vom zweiten Aspekt der Gottheit ausstrahlen) mit grosser Leichtigkeit im Reich bewusster Erkenntnis hervorgerufen werden. Ich sage das zu eurer Ermutigung.

Durch das Wirken der Energie des Wissens habt ihr:

Zivilisation - Kultur  - Erleuchtung,

und im zweiten Fall werden wir erhalten:

Zusammenarbeit -  liebendes Verstehen -  Gruppenliebe.

Es gibt auch noch höhere Entsprechungen, für die uns aber noch die rechten Worte fehlen.

In Zusammenarbeit vereinter guter Wille ist alles, was zurzeit von den breiten Massen erwartet werden kann und das als Veredelung der durch die Zivilisation ausgelösten Kräfte.

Liebendes Verstehen sollte das Erkennungszeichen der kultivierteren, weiseren Gruppe sein, dazu die Fähigkeit, die Welt der inneren Bedeutung mit der Welt der äusseren Wirkungen in Verbindung zu bringen. Denkt über diesen Satz nach! Gruppenliebe ist und muss die hervorragende Eigenschaft der Erleuchteten (Illuminati) der Welt sein; sie ist derzeit die treibende Kraft der Meister der Weisheit, bis einmal eine genügende Anzahl von Jüngern imstande sein wird, diese besondere Kraft richtig zum Ausdruck zu bringen.

Wenn die [55] Blumenblätter des Willens oder Opfers sich an der Lotosblume des menschlichen Egos öffnen, wird eine noch höhere Dreiheit von Entsprechungen in Erscheinung treten. Diese werden bekannt sein als:

Teilnahme -  Absicht -  Verwirklichung

Mit anderen Worten: Als Resultat des Entwicklungsprozesses der Menschheit werden die folgenden Arten von Kräften oder Energien in Erscheinung treten, von denen eine jede ganz bestimmte Eigenschaften zum Ausdruck bringen wird; und dies wird parallel mit dem sich öffnen der Blumenblätter in der menschlichen Lotosblume erfolgen:

                                                 ERZIEHUNG UND WISSENSCHAFT                  

I. BLUMENBLÄTTER DES WISSENS
 Zivilisation................ Kultur.............................. Erleuchtung
 Die breiten Massen..... Die Intellektuellen............der geistige Mensch
 Pfad der Läuterung....  Pfad der Jüngerschaft........Pfad der Einweihung                 

                                                                       plus

                                              RELIGION UND PHILOSOPHIE        

II. BLUMENBLÄTTER DER LIEBE
Zusammenarbeit.............Liebendes Verstehen ..........Gruppenliebe 
die Intellektuellen...... ....die Hierarchie........................ Welt-Aspiranten                                                                  

 plus

REGIERUNGEN UND SOZIALORDNUNG

III. BLUMENBLÄTTER DES WILLENS UND OPFERS
Teilnahme............Absicht ....................................................Verwirklichung
am Plan..............(der gelenkte Willen aller Jünger)............(des Planes durch die Hierarchie)   

Ihr könnt aus dieser Tabelle ersehen, dass Anzeichen für ein Sichöffnen der Blumenblätter der Liebe tatsächlich vorhanden sind, und dies wird euch die Möglichkeit gewisser erhoffter Vorkommnisse klarmachen. Die Welt muss regulär und ordnungsgemäss vorwärtsschreiten. Verfrühte Ereignisse sind zumeist verheerend.

Dies alles hat mit der Kulturentfaltung des Menschengeschlechts zu tun und schreitet ständig vorwärts. Wenn die bedingenden Faktoren besser verstanden sein werden und ihre Methode und Absicht klar sind, werden wir bemerken, dass die an der Erziehung Interessierten bestrebt sein werden, schneller vorwärtszuschreiten; dies wird sowohl die Kulturentfaltung der breiten Massen als auch die Erleuchtung der intelligenteren Gruppen beschleunigen.

Hier ist ein Punkt, den ich gern klarmachen möchte. In Zukunft wird Erleuchtung in erster Linie vom intellektuellen Standpunkt aus betrachtet werden; man wird diese ganze Sache von der gedanklichen Seite her angehen und nicht so einseitig vom religiösen Standpunkt aus (wie es heute geschieht). Erleuchtung, Mystik und Religion sind immer Hand in Hand gegangen. Einer der Hauptbeiträge des jetzigen Zeitalters zur Entwicklung des Menschengeschlechts ist die wachsende Erkenntnis, dass Geistigkeit nicht mit der Annahme und Befolgung der in den heiligen Schriften der Welt enthaltenen Vorschriften zu verwechseln ist und sich nicht auf diese beschränkt; sie kann nicht durch die Auslegung dieser heiligen Schriften seitens einer orthodoxen Priesterkaste niedergehalten werden, und ebensowenig können die Richtlinien der alten Theologien bestimmend und massgebend bleiben. Gott kann in seinen Werken erkannt werden, und diese Werke können leichter durch die Enthüllungen der Wissenschaft als durch Hymnen, Gebete und Predigten [57] aller Kirchen der Welt richtig gewürdigt werden. Aber was wird denn in Zukunft die Aufgabe der Kirchen sein? Und welches Hauptziel wird die kommende neue Religion erstreben? In erster Linie wird es das Öffnen der Blumenblätter der Liebe sein, und dieses Erschliessen wird ein Zeitalter echter Zusammenarbeit, liebenden Verstehens und der Gruppenliebe einleiten. Das wird geschehen durch die Schulung von Gruppen und Einzelpersonen in den Regeln der «rechten Annäherung».

Ihr könnt aus dieser Tabelle ersehen, dass Anzeichen für ein Sichöffnen der Blumenblätter der Liebe tatsächlich vorhanden sind, und dies wird euch die Möglichkeit gewisser erhoffter Vorkommnisse klarmachen. Die Welt muss regulär und ordnungsgemäss vorwärtsschreiten. Verfrühte Ereignisse sind zumeist verheerend.

Dies alles hat mit der Kulturentfaltung des Menschengeschlechts zu tun und schreitet ständig vorwärts. Wenn die bedingenden Faktoren besser verstanden sein werden und ihre Methode und Absicht klar sind, werden wir bemerken, dass die an der Erziehung Interessierten bestrebt sein werden, schneller vorwärtszuschreiten; dies wird sowohl die Kulturentfaltung der breiten Massen als auch die Erleuchtung der intelligenteren Gruppen beschleunigen.

Hier ist ein Punkt, den ich gern klarmachen möchte. In Zukunft wird Erleuchtung in erster Linie vom intellektuellen Standpunkt aus betrachtet werden; man wird diese ganze Sache von der gedanklichen Seite her angehen und nicht so einseitig vom religiösen Standpunkt aus (wie es heute geschieht). Erleuchtung, Mystik und Religion sind immer Hand in Hand gegangen. Einer der Hauptbeiträge des jetzigen Zeitalters zur Entwicklung des Menschengeschlechts ist die wachsende Erkenntnis, dass Geistigkeit nicht mit der Annahme und Befolgung der in den heiligen Schriften der Welt enthaltenen Vorschriften zu verwechseln ist und sich nicht auf diese beschränkt; sie kann nicht durch die Auslegung dieser heiligen Schriften seitens einer orthodoxen Priesterkaste niedergehalten werden, und ebensowenig können die Richtlinien der alten Theologien bestimmend und massgebend bleiben. Gott kann in seinen Werken erkannt werden, und diese Werke können leichter durch die Enthüllungen der Wissenschaft als durch Hymnen, Gebete und Predigten [57] aller Kirchen der Welt richtig gewürdigt werden. Aber was wird denn in Zukunft die Aufgabe der Kirchen sein? Und welches Hauptziel wird die kommende neue Religion erstreben? In erster Linie wird es das Öffnen der Blumenblätter der Liebe sein, und dieses Erschliessen wird ein Zeitalter echter Zusammenarbeit, liebenden Verstehens und der Gruppenliebe einleiten. Das wird geschehen durch die Schulung von Gruppen und Einzelpersonen in den Regeln der «rechten Annäherung».

Das wesentliche Leitmotiv der neuen Erziehung ist die rechte Auslegung des vergangenen und gegenwärtigen Lebens und dessen Beziehung zur Zukunft der Menschheit; das Leitmotiv der neuen Religion muss und sollte die richtige Annäherung an Gott sein, der transzendental in der Natur und immanent im Menschen ist, während das Leitmotiv der neuen politischen und Staatswissenschaft die rechte Beziehung der Menschen zueinander sein wird; die Erziehung des Kindes muss eine Vorbereitung für beides sein.

Das Wirken dieser drei Gruppen muss schliesslich in engster Zusammenarbeit vor sich gehen, und eben auf dieses geplante Verstehen und diese intelligente Aktivität der Menschheit muss die neue Erziehung die heranwachsende Generation vorbereiten. In den obigen Bemerkungen und in dem, was ich schon früher gesagt habe, findet ihr einige Anregungen, die ich im Zusammenhang mit der kulturellen Entfaltung der Rasse geben wollte. Die wahre Geschichte der Menschheit, die lang und mannigfaltig ist und sich in spekulativen Andeutungen der Esoteriker (die selten bewiesen werden können, auch wenn sie wahr sind) verliert, hat die Menschheit in ihrer Entwicklung so weit gebracht, dass das Licht des Wissens zweifellos auch in die dunklen Flecken des Erdballs einzudringen beginnt. Eine ungeheure Fülle von Belehrungen und Informationen ist nun allen des Lesens und Schreibens Kundigen zugänglich - und deren Zahl wächst von Tag zu Tag -, während der Transport- und Nachrichtendienst das Zeitelement praktisch überwunden und die ganze Welt zu einer wirksamen Einheit verbunden hat. Ein sehr hohes Niveau erzieherischer Ausbildung wird heute in allen zivilisierten Ländern erzielt. Dem Durchschnittsbürger steht eine ungeheure Menge von Informationen auf jedem erdenklichen Wissensgebiet zur Verfügung. Vieles davon hat er schlecht [58] verdaut oder ist für ihn unbrauchbar, doch deutet all dies auf ein allgemeines Wachstum des Denkvermögens hin. Die Produkte menschlicher Gedanken in Wort und Schrift, die Altes, Neues und das Neueste behandeln und auch viel Oberflächliches und relativ Wertloses enthalten, sind heute derart zahlreich, dass es ganz unmöglich ist, alles zur Kenntnis zu nehmen; und die Lebenszeit eines Buches ist nur von kurzer Dauer. Das Bestreben geht zweifellos dahin, die Bildungsquellen jedem einzelnen Menschen auf dem Planeten zugänglich zu machen. Das wird dann auch schliesslich der Fall sein. Das beabsichtigte Erziehungs- oder Bildungswesen wird wie folgt vorgehen und dabei den Grundstein für die künftige Entwicklung einer höheren und besseren Bildung und Erziehung legen:

1. dem Durchschnittsbürger das zugänglich zu machen, was in der Vergangenheit «ans Licht gekommen ist»;

2. das Interesse an den neuen Wissenschaften und Kenntnissen, die jetzt ans Licht kommen, zu wecken;

3. das Gedächtnis und die Erkenntnisfähigkeit für das zu entwickeln, was dem Denkvermögen dargeboten wird;

4. die Vergangenheit mit der Gegenwart in Wechselbeziehung zu bringen;

5. die Bürger in den Rechten und naturgemässen Eigenschaften des Besitzes zu schulen unter Beachtung dessen, wie man von den materiellen und intellektuellen Gaben des Lebens den rechten Gebrauch machen und sich daran erfreuen soll, und zwar in Beziehung zur Gruppe;

6. nach genauem Studium aller Faktoren den passenden Beruf anzudeuten;

7. die Methoden zu lehren, nach denen die Koordinierung der Persönlichkeit erreicht werden kann.

All dies wird dazu beitragen, dass der Mensch, der in die Lebensarena hinaustritt, ausgerüstet ist mit einer bestimmten Menge von Kenntnissen über die Entdeckungen in der Vergangenheit und über sein intellektuelles Erbe; mit einer gewissen mentalen Lebendigkeit, die entwickelt und geschult werden kann, falls es der Mensch selber so will und es dadurch zustande bringt, dass er zu seiner Umwelt die richtige Einstellung findet; mit gewissen mentalen Idealen, Träumen und Spekulationen, die in wertvolle Aktivposten umgewandelt werden können, falls der Mensch beharrlich ist, falls seine imaginativen Fähigkeiten nicht durch ein unausgeglichenes, aufgezwungenes Lehrprogramm abgestumpft [59] wurden, und falls er so glücklich war, einen weisen Lehrer und einige verständnisvolle ältere Freunde zu haben.

Es wird euch auch ohne weiteres klar sein, dass es die Aufgabe der neuen Erziehung ist, die zivilisierten breiten Massen bis zu dem Punkt zu führen, wo man sie als kultiviert betrachten kann, dann die Kultivierten in den Methoden und Wegen der Erleuchteten zu schulen. Schliesslich wird man finden, dass das, was jetzt in den Schulen der Esoteriker gelehrt wird, einen anerkannten Bestandteil des Lehrplanes für die neue Generation bilden wird; die heute den fortgeschrittenen, denkenden Menschen der Welt gegebenen Lehren werden dann den Bedürfnissen der Jugend angepasst sein.

Das Wesen der Esoterik

Die Erzieher im neuen Zeitalter werden immer mehr die esoterische Seite betonen, und es könnte nützlich sein, wenn ich hier versuche, die Esoterik in für durchschnittlich intelligente esoterische Schüler verständlichen Ausdrücken unter Berücksichtigung ihrer Entwicklungsstufe zu definieren. Ich möchte euch aber daran erinnern, dass wahre Esoterik (vom Standpunkt der Hierarchie aus gesehen) etwas viel Tieferes ist als ihr heute verstehen könnt.

Eine der unzulänglichen Definitionen der Esoterik ist die, dass sie mit etwas Verheimlichtem und Verborgenem zu tun hat, das, selbst wenn es geahnt wird, dennoch unbekannt bleibt. Es wird dann gefolgert, dass einer ein Esoteriker ist, der versucht, in ein besonderes, geheimnisvolles Reich einzudringen, zu welchem der gewöhnliche Schüler keinen Zutritt erhält. Wenn das alles wäre, dann wäre jeder Wissenschaftler und jeder Mystiker ein Repräsentant des mentalen oder des entwickelten emotionalen Typus, der die Welt der Esoterik und der verborgenen Wahrheiten erforscht. Das wäre aber ungenau und nicht richtig. Ein Mystiker ist niemals ein echter Esoteriker, da er sich in seinem Bewusstsein nicht mit Energien und Kräften, sondern mit einem unbestimmten «Etwas» befasst (genannt Gott, Christus oder der Geliebte), also in Wirklichkeit mit etwas, was den Hunger seiner Seele stillt. Der Wissenschaftler, der [60] sich heute immer intensiver mit der Welt der Kräfte und Energien befasst und in sie eindringt, ist in Wirklichkeit ein echter Esoteriker - auch wenn er bei seinen Bemühungen, die gesuchten Energien zu beherrschen, deren Quelle ableugnet. Das ist aber verhältnismässig von untergeordneter Bedeutung; später wird er die Quellen, von denen sie ausstrahlen, schon erkennen lernen.

Der grundsätzliche Standpunkt für alle, die bestrebt sind, die Esoterik zu begreifen oder esoterische Schüler zu lehren, ist der, die Welt der Energien zu betonen und einzusehen, dass hinter allem Geschehen in der Erscheinungswelt (worunter ich die drei Welten menschlicher Entwicklung verstehe) die Welt der Energien steht und existiert; diese Energien sind ausserordentlich mannigfaltig und kompliziert zusammengesetzt, doch unterliegen sie alle dem Gesetz von Ursache und Wirkung. Ich brauche daher kaum darauf hinzuweisen, wie wirklich praktisch diese Definition ist und dass sie ebenso anwendbar ist im Leben des individuellen Aspiranten, wie im Gemeinschaftsleben und auf das Weltgeschehen oder auf die derzeit bestimmenden Bereiche experimenteller geistiger Energien, die ständig die Erscheinungswelt beeinflussen oder zu erreichen versuchen. Sie tun dies unter geistiger Anleitung, um den grossen Plan auszuführen. Diese Feststellung ist grundlegend in ihrer Bedeutung; alle anderen Definitionen sind darin enthalten, und dies ist die erste wichtige Wahrheit über die Esoterik, die von jedem Aspiranten gelernt und angewendet werden muss, der nach dem Geheimnis und dem Allgemeingültigen dessen sucht, was die Welt bewegt und dem Evolutionsprozess zugrunde liegt.

Die erste Aufgabe des Esoterikers besteht darin, Art und Wesen jener Energien zu begreifen, die ihn zu beeinflussen suchen, und die sich auf der physischen Ebene vermittels seiner Ausrüstung oder seines Manifestationsträgers auswirken wollen. Ein esoterischer Schüler muss sich deshalb über das Folgende klar werden:

1. dass er eine Zusammenballung von Kräften ist, ererbt und beeinflusst von dem, was er früher gewesen ist; dazu gehört noch eine grosse, gegensätzliche Kraft, die kein Prinzip ist und die wir den physischen Körper nennen;

2. dass er [61] für gewisse Energien, die ihm derzeit noch unbekannt und für ihn von keinem Nutzen sind, empfänglich und ihrer immer mehr bewusst werden sollte; er muss sie auch schliesslich bewusst wahrnehmen, wenn er in die Welt der verborgenen Kräfte tiefer eindringen will. Es können Energien sein, die für ihn schlecht wären, wenn er mit ihnen zu arbeiten hätte, und diese müssen erkannt und zurückgewiesen werden; andere muss er benutzen lernen, da sie sich als wohltätig erweisen und sein Wissen mehren würden; sie sollten daher als gut angesehen werden. Vergesst aber nicht, dass Energien an sich weder schlecht noch gut sind. Die Grosse weisse Loge, unsere geistige Hierarchie, und die Schwarze Loge gebrauchen die selben Universalenergien, aber aus verschiedenen Gründen und zu verschiedenen Zwecken; beide Gruppen bestehen aus geschulten Esoterikern.

Daher muss der in Schulung befindliche Esoteriker:

1. sich der Natur der Kräfte bewusst werden, die seine Persönlichkeits-Ausstattung ausmachen und die er selbst in den drei Welten magnetisch zum Ausdruck gebracht hat. Sie stellen eine Vereinigung aktiver Kräfte dar; er muss unterscheiden lernen zwischen streng physischer Energie, die automatisch auf andere und innere Energien reagiert, und solchen Energien, die von emotionellen und mentalen Bewusstseinsebenen kommen und sich im Äther-Körper konzentrieren; dieser wiederum belebt den physischen Träger und veranlasst ihn zu bestimmten Handlungen;

2. empfänglich werden für die antreibenden, von den höheren Mentalebenen ausstrahlenden Energien der Seele. Diese versuchen, die Kräfte des dreifachen Menschen zu beherrschen, sobald ein bestimmter Punkt in der Entwicklung erreicht wurde;

3. die beeinflussenden Energien in seiner Umgebung erkennen, indem er [62] sie nicht als Ereignisse und Umstände, sondern als wirkende Energie sieht; in dieser Weise lernt er, seinen Weg hinter die Bühne äusserer Geschehnisse in die Welt der Energien zu finden, die nach Kontakt suchen und die Qualität verleihen, bestimmte Wirkungen hervorzubringen. Auf diese Weise erhält er Zutritt zu der Welt der inneren Bedeutung. Ereignisse, Umstände, Geschehnisse und physikalische Phänomene jeder Art sind nichts anderes als Symbole des Geschehens in den inneren Welten, und in diese Welten muss der Esoteriker eindringen, soweit sein Wahrnehmungsvermögen es erlaubt; später wird er dann Welten entdecken, die ihn zur wissenschaftlichen Ergründung einladen;

4. Für die meisten Aspiranten bleibt die Hierarchie ein esoterisches Reich, das nach Entdeckung verlangt und ein Eindringen erlaubt. Ich wähle meine Worte mit Bedacht, um euer esoterisches Interesse zu wecken.

Über diesen Punkt der schicksalsbestimmten menschlichen Entwicklung will ich nicht hinausgehen; Eingeweihten und Jüngern, die noch nicht die Einweihung der Verklärung erreicht haben, bleiben die höheren Reiche des Bewusstseins und der «geheime Ort des Allerhöchsten» (die Ratshalle Sanat Kumaras) ein tiefesoterisches Geheimnis. Es ist ein höheres Reich der Energien - planetarischer, ausserplanetarischer und interplanetarischer; aber um diese brauchen sich die Erzieher nicht zu kümmern, und der Lehrkörper einer esoterischen Schule braucht sie nicht in Erwägung zu ziehen. Die Aufgabe ist, die Studierenden im Erkennen von Energien und Kraft zu schulen; sie zu lehren, die verschiedenen Arten von Energien zu unterscheiden, und zwar in Beziehung zu ihrem eigenen Leben wie auch zu den Weltereignissen, damit sie beginnen können, das Gesehene und Erlebte auf das Ungesehene zu beziehen und hier den Einfluss und Zusammenhang zu erkennen. Das ist die esoterische Aufgabe.