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3. Die geistigen Wirkungen der Tierkreis-Sternbilder - Teil 1

Ich möchte nun in grossen Zügen die geistige Wirkung des Weges beschreiben, den eine Seele rund um das Rad der Erfahrung durchläuft. Wir wollen versuchen, bei jedem Sternbild den allgemeinen Einfluss auf eine Seele, die sich der Erfahrung unterzieht, zu betrachten: Vom orthodoxen Gesichtspunkt aus, wenn sie vom Widder über die Fische zum Stier wandert, und dann als Jünger, unter anderen Einflüssen vom Widder über den Stier zu den Fischen. So wird der gewöhnliche Vorgang umgedreht, der Mensch orientiert sich neu und «schaut dem Osten ins Gesicht», wie es esoterisch heisst. [91] Er bringt dann in der bestmöglichen Weise die Eigenschaften seines Seelenstrahles zum Ausdruck; vorher waren es die Eigenschaften des Persönlichkeitsstrahles.

Es ist mir nicht möglich, mehr Einzelheiten anzuführen. Ich versuche lediglich, bestimmte geistige Folgerungen und Hinweise anzugeben und eine allgemeine Vorstellung von der Wirkung der grossen Illusion auf die daraus sich ergebenden Zustände zu vermitteln. Ausserdem versuche ich, die Ergebnisse der grossen Prüfungen aufzuzeigen, die jeder Jünger schliesslich auf sich nehmen muss, wenn er das Rad des Lebens umkehrt.

Der Widder.

Genau genommen betrifft das, was ich jetzt zu sagen habe, den reinen Typus des ersten Strahles, da Widder das Tierkreiszeichen ist, durch das der erste Strahl des Willens oder der Macht unser planetarisches Leben erreicht. Solche reinen Typen sind wirklich sehr selten und in unserer Evolutionsepoche fast ganz unbekannt. Die meisten Menschen werden von ihrem Persönlichkeitsstrahl beherrscht, und da die heutigen Typen des ersten Strahles durch Persönlichkeiten zum Ausdruck kommen, die auf alle Strahlen verteilt sind, so möchte ich euch einfach bitten, das, was ich zu sagen habe, daraufhin zu betrachten, welche Wirkungen sich im Charakter ergeben, welche Probleme auftreten und welche Qualitäten sich entfalten. Solange sich nicht die Wissenschaft von den Strahlen weiter entwickelt hat, ist es geradezu unmöglich, noch deutlichere Angaben zu machen. Der Astrologe muss den StrahlTypus feststellen, bevor er das für die Seele angemessene Horoskop stellen kann. Meine Bemerkungen sind daher allgemeiner und nicht spezifischer Natur, sie sind universell und gehen nicht auf Einzelheiten ein. Ich dränge keine dogmatischen Thesen auf, sondern weise auf Forschungsbereiche hin, die sich als erleuchtend und fruchtbar erweisen könnten.

Widder ist eines der Sternbilder des Kardinalkreuzes am Himmel. Es ist das Kreuz Gottes, des Vaters, also das Kreuz der sich inkarnierenden Monade. Es ist Ausdruck des Willens oder der Macht, da es im grossen Schöpfungsvorgang seinen Ausdruck findet. Wenn der Eingeweihte (wie wir später sehen werden) sich auf das [92] Kardinalkreuz begibt, von dem er herabstieg, als er in die Inkarnation eintrat und das Gemeinschaftliche oder Veränderliche Kreuz bestieg, dann identifiziert er sich nicht länger mit der Form, ja nicht einmal mehr mit der Seele, sondern mit dem Willen der Gottheit, mit dem ewigen Plan und der ewigen Absicht; sie werden zu seinem Plan und seiner Absicht. Er kennt keinen anderen mehr in einem Sinne, der selbst einem Eingeweihten des dritten Grades unbekannt ist. Er betritt dann das Ratszimmer Gottes und wird ein Mitglied im Konklave von Shamballa; er wirkt nicht mehr nur als Mitglied der Hierarchie auf der Mentalebene; er kann jetzt durch alle drei Weltzentren wirken: durch die Menschheit, die Hierarchie und Shamballa.

Widder leitet den ManifestationsZyklus ein. Alle Seelen kommen als individuelle Wesenheiten zum ersten Male im Zeichen Krebs in die Inkarnation; als mentale Wesen treten sie im Zeichen Widder, als emotionell-begierdenhafte im Zeichen Stier und als lebensvolle im Zeichen Zwillinge hervor, worauf sie dann im Zeichen Krebs physische Gestalt annehmen. Dies ist ein involutionärer subjektiver Zyklus. Auf diese Weise kommen sie in den Ozean physischen Daseins, in die Welt der Materie. Der erste Impuls dazu wird jedoch im Widder erweckt, denn Widder ist der Ort, wo die Anfangsidee, eine Aktivität zu entfalten, Gestalt annimmt. Er ist der Geburtsort der Ideen, und eine wahre Idee ist in Wirklichkeit ein geistiger Impuls, der sich in eine - subjektive oder objektive - Form kleidet. Hier entsteht die Resonanz der Seele auf den höchsten Aspekt oder die höchste Qualität der Gottheit, denn hier tritt der «Wille zur Inkarnation» auf. Wenn der Erste-Strahl-Aspekt der Monade auf den ersten Aspekt der Gottheit reagiert, erweckt er eine Resonanz im ersten Strahl-Aspekt der Seele; damit ist der erste Schritt zur Inkarnation auf der Mentalebene getan. Widder «erweckt den Willen, die niederste Ebene zu erreichen und dort zu herrschen, das Äusserste kennenzulernen und so alle Erfahrung durchzumachen». So lautet ein alter Spruch.

[93] Es gibt vier Leitmotive des Zeichens Widder, die alle denselben Gedanken vermitteln. Man kann sie in den folgenden vier Geboten zum Ausdruck bringen, die der sich inkarnierenden Seele in symbolischer Form gegeben werden:

1. Bringe den Willen zum Sein und zum Tun zum Ausdruck.

2. Entwickle die Kraft zur Manifestation.

3. Begib dich in den Kampf für den Herrn.

4. Erreiche die Einheit durch angestrengtes Bemühen.

Schöpfung - Sein - Aktivität - Kampf - Synthese, das sind die Wesenszüge des Herrn des ersten Sternbildes; sie befähigen ihn, unseren Planeten zu solchen Resultaten zu beeinflussen.

Und so nimmt der grosse Zyklus des Ringens nach Wesensäusserung seinen Anfang; die grundlegenden Worte der «Geheimlehre», die euch allen vertraut sind, bringen das Ziel und den Zweck des ersten Zeichens auf dem Kardinalkreuz wie folgt zum Ausdruck:

«Materie ist der Träger für das Offenbarwerden der Seele auf dieser Daseinsebene, und die Seele ist der Träger für das Offenbarwerden des Geistes auf einer höheren Ebene. Diese drei bilden eine Dreiheit, die durch das Leben, das sie alle durchströmt, zur Einheit verbunden ist». (Geheimlehre, Bd. I, S. 80, engl. Ausgabe)

Was im Widder als geistige Energie hervortritt, erscheint dann auf der Seelenstufe im Krebs, in welchem Zeichen sich die Seele zum ersten Mal in der Form inkarniert; sie erreicht dann einen Gleichgewichtspunkt in der Waage, wo Seele und Persönlichkeit zu einer gegenseitig ausgeglichenen Zusammenarbeit kommen; und im Steinbock erfüllt sich die Willensnatur, und es wird ein geistig erschautes Ziel erreicht. Im Steinbock erreicht der Mensch entweder die Höhe persönlichen Ehrgeizes, oder er wird zum Eingeweihten, der sein geistiges Ziel erreicht. Der Unterschied zwischen diesen beiden Zielen beruht auf der Art des Fortschreitens um das Rad des Lebens herum. Man sollte daran denken (wiederum allgemein und symbolisch gesprochen), dass sich die Kreuze selbst auch drehen, da sie die Speichen des grossen Rades sind. Der unentwickelte [94] Mensch geht vom Widder zum Steinbock und weiter zu Waage und Krebs, während der entwickelte Mensch den Vorgang umkehrt. Wir könnten uns um der Klarheit willen die grosse Lebenserfahrung so vorstellen, dass sie auf den drei Rädern innerhalb des grossen Lebensrades stattfindet, und wir können dies von drei Blickpunkten aus betrachten:

I.
1. Das Rad der Inkarnation.

2. Der Zyklus der gewöhnlichen Evolution.

3. Der Zeitraum der Gefangenschaft, währenddessen der Mensch auf das Rad gebunden ist.

4. Der vierfache Einfluss des Veränderlichen Kreuzes.

5. Das Leben in den drei Welten.

6. Die Entwicklung der Persönlichkeit.

II.
1. Das berichtigte oder umgekehrte Rad.

2. Der Zyklus der Jüngerschaft.

3. Der Zeitraum des Sich-erhebens, währenddessen der Mensch die Umdrehung des Rades ändert.

4. Der vierfache Einfluss des Fixen Kreuzes.

5. Das Leben in den fünf Welten übermenschlicher Evolution.

6. Die Entfaltung der Seele durch die Persönlichkeit.

III.
1. Das kontrollierte oder beherrschte Rad.

2. Der Zyklus der Einweihung.

3. Der Zeitraum der Befreiung von der Wirksamkeit des Grossen Rades.

4. Der vierfache Einfluss des Kardinalkreuzes.

5. Das Leben in den sieben Welten unserer sieben Ebenen.

6. Verschmelzung von Geist, Seele und Persönlichkeit.

Widder beginnt daher den Prozess der «ältesten Einweihung», dem sich die ganze Menschheit bereits unterzogen hat und sich noch [95] unterziehen wird. Die erste grosse kosmische Einweihung ist (soweit es die Menschheit betrifft) die Einweihung zur Inkarnation, die Einweihung der Individualisierung. Dieser Prozess gipfelt Äonen später in der Umkehrung des Rades und im Erreichen eines bestimmten Zieles im Steinbock. Er gipfelt darin, dass der Mensch den Übergang vom Fixen Kreuz zum Kardinalkreuz erreicht, was wiederum die logische Folge des Übergangs vom Veränderlichen zum Fixen Kreuz ist. Daher ist Widder in seiner niedersten Erscheinungsform der Schöpfer jener Tätigkeiten, Zustände und Vorgänge, die zur Manifestation der Seele durch das Medium der Form führen. Später ist er auch der Urheber jener höheren schöpferischen Unternehmungen, die zu gegebener Zeit zur Manifestation des Geistes durch die Seele führen. Diese Prozesse beweisen schliesslich das wahre Wesen der Dreiheit, mit der ich euch früher in dieser Abhandlung bekannt gemacht habe: Leben-Qualität-Erscheinung.

Widder liefert unserem Sonnensystem das elektrische Feuer und das dynamische Wesen Gottes, das die Qualitäten hegender und nährender Wärme enthält, aber auch das Feuer, das brennt und zerstört. Vom Standpunkt der esoterischen Astrologie aus gibt es drei wichtige Zeichen, in denen die «drei Tode» erlitten werden:

1. Im Widder, der an verschiedenen Punkten auf dem Pfad des Lebens die Seele in den brennenden Grund hinunter zwingt und sie während der Inkarnation einem Läuterungsprozess unterwirft. Durch das kleinere Feuer des Denkens werden «die Dschungel der Erfahrung in Brand gesteckt und lösen sich in Flammen auf. Dann liegt der Pfad klar vor Augen und eine ungehinderte Sicht ist erreicht». (Alter Kommentar)

Durch die Feuer von Krieg und Kampf, denen der Einzelmensch durch den Einfluss des planetarischen Regenten, des Kriegsgottes [96] Mars, ausgesetzt wird, kommt es zu einer notwendigen Reinigung. Dieselbe Reinigung oder Läuterung, diesmal jedoch durch die geistige Schau, wird dem entwickelten Menschen zuteil durch die Wirksamkeit des subjektiven Regenten, des Planeten Merkur; er ist das erleuchtende Prinzip, welches das Denken befreit, er leitet den Weg des Menschen durch das Leben und befähigt ihn, den göttlichen Plan zu erkennen, der seiner ganzen feurigen Erfahrung zugrundeliegt.

2. Skorpion, der schliesslich den Tod der Persönlichkeit bringt. Damit werden wir uns später beschäftigen, wenn wir zur Betrachtung dieses Zeichens kommen. Skorpion ist sowohl esoterisch wie exoterisch das Zeichen des Todes und des Begräbnisses in der Erde, das Zeichen des Abstiegs in die Tiefen, um dann wieder zu den Höhen emporgehoben zu werden (zum Berggipfel des Steinbock). In einigen der ältesten Bücher wird gesagt: «Die Hitze der Erde, der Mutter und der Stich des Skorpions sind wohltätige Gaben, die das Umdrehen des Rades dem Menschen am Anfang und am Ende schenkt». Wenn der Mensch diese Gaben annimmt und anwendet, führen sie ihn zur Befreiung und schliesslich fort aus der Herrschaft und dem Schmerz des Fixen Kreuzes.

3. Die Fische sehen das Zurücklassen oder den Tod aller Einflüsse, die den Menschen auf dem Rad der Geburt festhalten und seine Befreiung von der Herrschaft des Veränderlichen Kreuzes behindern.

Es ist interessant, dass jedes dieser drei Zeichen des Todes auf einem anderen Kreuz zu finden ist:

1. Widder             Kardinalkreuz.

2. Skorpion          Fixes Kreuz.

3. Fische               Veränderliches Kreuz. 

Ihr Einfluss bringt die «drei notwendigen und vorbestimmten [97] Tode» im Leben des Menschen. Ich meine hier die Zeichen, unabhängig von ihren planetarischen Regenten. In der Energie, welche durch diese Zeichen hereinströmt, gibt es etwas, das im voraus einen Kristallisationsprozess und die schliessliche Zerstörung irgendeiner Form-Herrschaft bestimmt. Der «Alte Kommentar» kleidet diese Gedanken in die folgenden Worte:

«Das Feuer flammte auf, und durch dieses Feuer löste ich mich vom Leben los und wurde so zum Tode geboren. Und dann löste ich mich wieder von der Form los (Widder).

Die Hitze der Erde, das feurige Temperament der Mutter, zerstörte die Form und befreite die Seele. So wurde das kleinere Selbst getötet (Skorpion).

Die Wasser ertränkten den Menschen. Der Fisch musste verschwinden. Darauf erschien er wieder, nur um zu sterben oder anders zu sterben und Erlösung zu bringen» (Fische).

Damit haben wir hier symbolisch ausgedrückt den Tod durch Feuer, den Tod durch Erde und den Tod durch Wasser - Verbrennen, Ersticken und Ertrinken; den Tod durch Luft jedoch kennt man in diesem Welten-Zyklus nicht und versteht ihn auch nicht. Daher gibt es nicht vier Tode, da ja das Ziel unseres Systems während der Manifestation «die Einführung oder Freilassung in die Luft» ist, so dass der Vogel des Lebens frei ausserhalb von Zeit und Raum fliegen kann. Die Vorstellung, die das Gesetz der Entsprechung vom letzten Tod bringt, kommt in den Worten Befreiung, Aufgeben und schliessliche Einweihung zum Ausdruck; sie bedeutet für die Menschheit wenig, da sie den planetarischen Logos und seinen Lebenszyklus betrifft. Die drei Tode, die über den Einzelmenschen und die Menschheit als Ganzes kommen, befreien und entlassen die Seele in drei grosse planetarische Zentren:

1. Der Tod durch Ertrinken oder durch Wasser in den Fischen bringt den Menschen in jenes grosse Zentrum hinein, das wir [98] Menschheit nennen und hier wird Erfahrung gewonnen. Hierin liegt das Geheimnis der Fisch-Göttinnen dieses Zeichens, «die ihre Jungen immer wieder ausbrüten».

2. Der Tod durch Ersticken im Skorpion entlässt den Menschen in das planetarische Zentrum, das wir Hierarchie nennen.

3. Der Tod durch Feuer oder Verbrennen im Widder entlässt den Menschen in ein anderes Zentrum, dem wir den Namen Shamballa geben.

Es gibt vieles auszuarbeiten an diesen Gedanken, die ich euch als anregende Betrachtungen darbiete, als Hinweis auf die Wissenschaft der Dreiecke; diese ist die esoterische Grundlage der Astrologie, so, wie die Lehre von der (mikrokosmischen und makrokosmischen) Trinität die esoterische Grundlage des Okkultismus ist. Es gibt daher dreierlei Arten von Tod. Diese Wissenschaft vom Göttlichen Sterben liegt dem wohlbekannten Ausdruck zugrunde: «Das Lamm, das von Anbeginn der Welt an erschlagen wurde». Wenn man einmal die Beziehung zwischen Widder, Skorpion und Fischen genau versteht (als Verbindung und Verschmelzung der drei Kreuze), dann wird damit ein neues Licht auf alle - exoterischen wie esoterischen - Hilfswissenschaften fallen. Dann wird man über die sich reinkarnierenden Monaden, welche in der «Geheimlehre» die göttlichen Opferwesen, die Herren des Wissens, Willens und Opfers genannt werden, volle Klarheit gewinnen. Diese Monaden, die wir selbst sind, sind die Herren beharrlicher, unaufhörlicher Hingabe - Hingabe sogar bis zum Tod.

Es ist hier die Bemerkung interessant, dass der gewöhnliche Mensch, der in diesem Zeichen geboren ist, durch den herrschenden Planeten Mars mit dem Skorpion verbunden ist. So steht das Kardinalkreuz in Beziehung zum Fixen Kreuz. Auf diese Weise kann man Krisenpunkte feststellen, wenn man das Horoskop von diesem Gesichtspunkt aus betrachtet. Aber andererseits hat Widder mit der Geburt zu tun und zwar durch Merkur, der esoterisch den Widder beherrscht und auch mit Jungfrau, deren exoterischer Regent Merkur ist. Durch Uranus hat Widder auch eine Beziehung [99] zu Wassermann, dem Zeichen des Weltdienstes, das dann zum Tod und zur Befreiung in den Fischen führt. Uranus ist der Planet, durch den (in Zusammenhang mit den Schöpferischen Hierarchien auf unserem Planeten) Tierkreis-Energie von einem Stern des Grossen Bären fliesst. Gerade mit diesen Beziehungen beschäftigt sich die esoterische Astrologie und aus ihnen kann das Universale erfasst und das Besondere verstanden werden. Der Mensch ist, wenn man schliesslich seine Gruppenbeziehungen erkennt, von grösserer Bedeutung als es seinem individuellen Leben nach erscheinen mag, das man durch das orthodoxe Horoskop aufzuhellen versucht. Dieses letztere entscheidet nur über seine kleine Bestimmung und sein unwichtiges Schicksal. Die esoterische Astrologie zeigt seine Nützlichkeit für die Gruppe und den Spielraum des ihm möglichen Bewusstseins an.

Ich möchte euch hier daran erinnern, dass ich, wenn ich die Sonne oder den Mond als Regenten eines Zeichens angebe, sehr oft von einem der verhüllten Planeten Uranus oder Vulkan sprechen werde. Diese lassen sich in ihrer Wirkungsweise untereinander vertauschen, und es ist schwer zu sagen, worauf sich der esoterische Planet bezieht, wenn es euch nicht gesagt wurde. Daher mein obiger Hinweis auf Uranus.

Was den Widder betrifft - der vor allem den ersten Strahl des Willens oder der Macht, den Strahl des Zerstörers zum Ausdruck bringt und übermittelt - so könnte man sagen, dass die Energie des ersten Strahls von dem göttlichen Urbild im Grossen Bären kommt; dass sie in die Kraft und Aktivität des planetarischen Logos des ersten Strahls umgewandelt wird und dass sie sich als seine dreifache Aktivität unter der Leitung der drei herrschenden Planeten Mars, Merkur und Uranus auswirkt.

Mars verkörpert die Kraft des sechsten Strahls, die zu Idealismus, häufig auch zu zerstörendem Fanatismus, zu Streit, Kampf, Krieg, Anstrengung und Evolution führt. Gottes Gedanke im Widder wird zum konkret-verdichteten Plan im Steinbock, was auch immer das Ziel sein mag: das volle Erblühen des planetarischen Lebens in all seinen Formen, der Ehrgeiz einer Persönlichkeit, die ihre eigenen Gedanken und ehrgeizigen weltlichen Pläne ausführt oder das [100] geistige Streben, (der in seinem höheren Aspekt verwandelte weltliche Ehrgeiz) des Eingeweihten, der versucht, Gottes Pläne auszuführen und sich zu eigen zu machen. In jedem Fall führt Mars zum Schlachtfeld im Skorpion.

Merkur, der die Energie des vierten Strahles verkörpert, führt den Menschen schliesslich um das Rad des Lebens herum und befähigt ihn, durch Widerstreit und Kampf die Harmonie zu erreichen. Merkur erleuchtet das Denken und vermittelt zwischen Seele und Persönlichkeit, denn er ist der Bote der Götter. Diese Mittlerschaft bringt zuerst einen unvermeidlichen Widerstreit zwischen den Gegensatzpaaren und einen lange sich hinziehenden Kampf, der schliesslich zum Sieg führt und durch Erleuchtung des niederen Denkens die Illusion vertreibt. Wie uns in der okkulten Literatur oft gesagt wird, sind Merkur und Sonne eins. Die Sonne ist das Symbol des Gottessohnes, des Mittlers zwischen Vater-Geist und Mutter-Materie. Merkur führt daher Widder zur Jungfrau (wiederum symbolisch gesprochen), wo der Gedanke oder das Wort Gottes Gestalt anzunehmen beginnt; infolgedessen kommt das im Widder verborgen ruhende Leben zu der «Krise der Geburtsstunde», vor der Geburt des Christus im kosmischen Sinn, obwohl der individuelle Christus im Steinbock, am Ende der notwendigen Austragungsperiode, geboren wird.

Uranus verkörpert die Energie des siebten Strahles; sein Wirken geht mit dem des Merkur Hand in Hand, denn der siebte Strahl ist derjenige, welcher Geist und Materie verbindet und elektrisches Feuer und Feuer durch Reibung zusammenführt und so die Manifestation bewirkt. Uranus führt die Seele in den Endstadien des Pfades zum brennenden Grund hinunter, wenn das Feuer des Widders und die durch den Einfluss des Uranus erzeugten Feuer die flammende Hitze des letzten brennenden Grundes hervorbringen. Durch diesen muss der Eingeweihte schliesslich hindurchgehen. Uranus beherrscht den okkulten Weg und ist in einem esoterischen Sinn mit dem Hierophanten der Einweihungs-Mysterien verbunden.

[101] Daher haben wir in Beziehung zum Widder und zum Leben der Seele, das dort zur subjektiven Manifestation kommt, bestimmte miteinander verbundene Zeichen, in denen die Seele in objektiver Manifestation einige besondere und bestimmte Krisen durchlebt:

1. Die Krisen des Schlachtfeldes, deren Höhepunkt der Kampf im Zeichen Skorpion ist; sie führen nach der Umkehrung des Rades zur Befreiung in das Leben des Steinbocks, des Ortes der höheren Einweihungen.

2. Die Geburtskrise im Zeichen Jungfrau, die durch das Wirken Merkurs verursacht wird und durch den Löwen zur Geburt des Christus im Steinbock führt. Das eigenbewusste Einzelwesen im Löwen wird zum Christ-bewussten Eingeweihten im Steinbock.

3. Die Krise des brennenden Grundes, die durch die Wirksamkeit des Uranus herbeigeführt wird. In diese Krise begibt sich aus freien Stücken der Eingeweihte, der seine Wahl in der Waage, dem Ort des Gleichgewichts, trifft, wo - für gewöhnlich - der Zeitpunkt für die Umkehr des Rades gekommen ist. Daselbst muss sich der Mensch entscheiden, ob er wie bisher und seiner Gewohnheit entsprechend weitergehen oder - in umgekehrter Richtung auf dem Rad - durch den brennenden Grund zur Befreiung schreiten will. Waage ist das polare Gegenstück zu Widder und hat daher enge Beziehungen zu ihm.

Ihr werdet bemerken, dass die Strahlen, die mit dem Widder verbunden sind oder sich durch ihn zum Ausdruck bringen, in seltsamer Weise ausgeglichen sind: Strahl 1 und 7 sind der höchste und der niederste; sie verlangen daher nach einem Gleichgewichtspunkt auf dem Rad, der in der Waage gegeben ist. Strahl 6 und 4 bringen zu diesem Ausgleichsprozess die Energie des zweiten Strahles, des grossen aufbauenden Strahles hinzu, der den Menschen befähigt, von neuem zu bauen und sich mit einem geistigen Manifestationskörper auszurüsten.

Ich möchte eure Aufmerksamkeit auch auf die Tatsache lenken, dass Widder durch Uranus mit Wassermann verbunden ist. Die [102] vagen Anfänge im Widder, das undeutliche Auftauchen der latent-verkörperten Ideen haben - nach der Umdrehung des Rades in zwei Richtungen - im Steinbock die Befreiung gebracht und im Wassermann den Weltdiener geboren, der freiwillig auf dem grossen Rade bleibt (wobei er die Zeichen des Kardinalkreuzes als die für ihn massgebenden benützt). So bleibt er innerhalb der Einflusssphäre, um der Menschheit zu helfen, die Befreiung vom Fixen Kreuz zu erlangen.

In der Runde des Tierkreises gibt es vier Zeichen, die mit Geburt, mit Anfang und mit erneuter zyklischer Verwirklichung zu tun haben:

1. Widder, der «Geburtsort göttlicher Gedanken», - ob diese nun Seelen sind, die in die Inkarnation gebracht und von Mars solange beherrscht werden, bis sie die Neuorientierung erreichen und für den Einfluss Merkurs empfänglich werden oder ob es sich um göttliche Gedanken in Form hierarchischer Pläne handelt, für welche der Eingeweihte empfänglich wird.

2. Krebs, der «Ort zur Geburt in das Leben der Form», das Tor zur physischen Inkarnation. Dies ist das Zeichen, in dem die Menschheit als ganze integrierte Einheit geboren ist, der Schauplatz für das Erscheinen des vierten Naturreichs. Die Menschheit ist «aus Fels und Wasser aufgetaucht und bringt ihre Heimstätte mit» (wie es der «Alte Kommentar» ausdrückt); und das instinktive Massenbewusstsein entsteht. Beachtet diesen Ausdruck.

3. Löwe, der «Geburtsort des Einzelwesens», des sich inkarnierenden eigenbewussten Menschen, der aus der Masse und Herde im Krebs hervortritt und an die Stelle des instinktiven Bewusstseins Selbst-Gewahrsein und ein Verantwortungsgefühl individueller Art setzt.

4. Steinbock, der «Geburtsort des Christus», der Ort der «zweiten Geburt» und der Schauplatz für das Sichtbarwerden des fünften [103] Naturreichs, wenn die rechte Zeit gekommen ist. In diesem Zeichen kommt der Eingeweihte in einen geistigen Bewusstseinsbereich, in welchem sich der Mensch später - im Wassermann und in den Fischen - als Welt-Wirkender und als Welt-Erlöser manifestiert; beide haben eine universale Mission.

Nach solchen Hinweisen wie diesen wird der zukünftige Astrologe die Art des Horoskops bestimmen, das gestellt werden soll. Es erheben sich dann zwei Fragen, die vernunftgemässe Antworten fordern:

1. Ist der betreffende Mensch eine Persönlichkeit, die immer wieder rund um das Rad herumgeht, ihr Eigenbewusstsein vervollkommnet und durch Erfahrung und das Wirken des Karmagesetzes eine abgerundete Persönlichkeit entwickelt, die der Grossen Illusion unterworfen ist und schliesslich auf die Höhen persönlichen Ehrgeizes im Steinbock gelangt?

2. Oder beginnt diese Person sich als Seele zu manifestieren, welche durch die dichten Nebel der Illusion Licht ausstrahlt und sich auf die grossen Prüfungen im Skorpion vorbereitet, denen die Einweihung im Steinbock folgen soll?

Ergänzungsfragen würden zum Beispiel sein: Auf welchen Tod bereitet sich der Mensch vor? Steht jetzt eine Krise bevor, die eine Geburt für einen neuen Bewusstseinszustand anzeigt? Die entscheidende Frage jedoch, die in jedem Fall geklärt werden muss, ist die, in welcher Richtung der Mensch auf dem Rad des Lebens fortschreitet. Das orthodoxe Horoskop betrifft das Persönlichkeitsleben; da ist die Form gebunden an «das Rad, das sich von rechts nach links dreht» (vom Widder über die Fische zum Stier). Die Seele jedoch ist an das Rad gebunden, das sich von links nach rechts dreht, vom Widder über den Stier zu den Fischen. Diese gegeneinander wirkende Bewegung des «um sich selbst drehenden Rades» [104] (wie es die Bibel ausdrückt) ist es, die zu dem Konflikt führt, der sich im individuellen Leben, im Leben der Menschheit und im Leben des Erdenplaneten abspielt. In den frühen Stadien der Evolution und auf dem Veränderlichen Kreuz identifiziert sich das Bewusstsein völlig mit dem Leben in der Form, mit der Vitalisierung des Selbstbewusstseins, der Selbsterhaltung und Selbstbereicherung. Dann kommt ein Zwischenstadium, in dem es sich zur Gruppe hingezogen fühlt und sich mit der Seele und deren Absichten identifiziert. Dieser Zeitraum kennzeichnet die Erfahrung auf dem Fixen Kreuz. Es könnte hier noch bemerkt werden, dass die Erfahrung auf den drei Kreuzen eine freimaurerische Bedeutung hat und mit der Blauen Loge in Zusammenhang gebracht werden kann:

1. Das Gemeinschaftliche Kreuz               der erste Grad

2. Das Fixe Kreuz:                                       der zweite Grad

3. Das Kardinalkreuz                                  der Meistergrad.

Es wird in der Freimaurerei vieles klar werden, wenn man ihre astrologischen Beziehungen studiert und versteht. Vieles wird auch über das individuelle Leben und dessen Ziel offenbar werden, wenn man einmal das Schicksal bestimmter Planeten (die gerade in den verschiedenen Tierkreiszeichen stehen) angemessen erforschen und erfassen und ihre symbolische Bedeutung erklären kann. Es ist zum Beispiel theoretisch und mathematisch folgendes wohlbekannt:

1. Die Sonne steht im Widder erhöht. Hier bedeutet sie das Leben des Geistes, das als Ergebnis des grossen Evolutionsprozesses, der im Widder begonnen wurde, voll zum Ausdruck kommt. Die Lebenskraft Gottes, die in diesem Zeichen «zur Wirksamkeit angeregt wird», kommt schliesslich zur höchsten Vollendung. Latenz wird zu Potenz und Mitternacht vergeht im Mittag. Gott-Vater regiert.

2. Die Macht der Venus wird in diesem Zeichen verringert; es ist für die Venus nachteilig. Der Grund dafür liegt darin, dass, wenn die Sonne erhöht steht und in all ihrem Glanz aufleuchtet, die [105] anderen, kleineren Lichter verblassen. So, wie die Persönlichkeit im Licht der Seele, des Sonnenengels, verblasst, genau so entschwindet auch die Seele und deren Macht und Strahlung, wenn die bisher verhüllte göttliche Gegenwart erscheint und den Schauplatz am Ende des grösseren Welten-Kreislaufes beherrscht. Es wird uns gesagt, dass die sich inkarnierenden Intelligenzen, die Menschen, die Sonnenengel, ursprünglich von der Venus kamen, dass sie aber ihrerseits wieder der Monade, dem Einen weichen. Das Denken weicht der Intuition und Vernunft der reinen Wahrnehmung.

3. Saturn «fällt» im Zeichen Widder. Das hat zwei Bedeutungen, denn es ist ein Doppelzeichen. Erstens: Saturn ist der Herr des Karmas, der Vergeltung auferlegt und die volle Bezahlung aller Schulden verlangt; er verurteilt uns daher zum Daseinskampf, sowohl von der Form - wie von der Seelenseite aus. Saturn «fiel» daher, als der Mensch in die Inkarnation fiel. Er «folgte den Söhnen der Menschen hinunter an ihren niederen Ort.» Zweitens: Saturns Macht ist dann vollständig zu Ende und seine Aufgabe ist dann erfüllt, wenn der (geistige) Mensch sich vom Karma und der Macht der beiden Kreuze - des Veränderlichen und des Fixen - befreit hat. Esoterisch gesehen kann Saturn dem Menschen nicht bis zum Kardinalkreuz folgen.

Es gibt noch vieles, was in dieser Richtung ausgearbeitet werden könnte, aber das oben Gesagte will einen Hinweis geben auf die esoterische Bedeutung dieser drei Ereignisse in jedem Zeichen. Sie können auch viel über den Menschen anzeigen, dessen Horoskop betrachtet wird.

Auch die Dekanate können auf zwei Arten behandelt werden, je nach dem, in welcher Richtung der Mensch auf dem Rad wandert und somit (symbolisch gesprochen) in die Zeichen eintritt. Tritt er [106] in das Zeichen Widder ein, solange er auf dem gewöhnlichen Kreuz ist, dann kommt er - nach Sepharial - unter den Einfluss von Mars, Sonne und Jupiter. Dies bedeutet im Lauf der Äonen Konflikt, Offenbarung und die erfolgreiche Befriedigung von Begierde und Ehrgeiz. Wenn er sich neu orientiert und das Fixe Kreuz besteigt, kommt er unter den Einfluss von Jupiter, Sonne und Mars, denn beim Eingeweihten und Jünger gipfelt die Laufbahn in jedem der Zeichen mit einem letzten, entscheidenden und anstrengenden Kampf. Ich möchte hier bemerken, dass Alan Leo eine Ahnung von der inneren Bedeutung der Dekanate hatte, als er ihnen Mars, Sonne und Venus zuordnete. Indem er Venus für Jupiter einsetzte, ertastete er die Wahrheit von der inneren, subjektiven Umkehr auf dem Rad, die andere Energien und Einflüsse zuführt. Verstand und Herz müssen miteinander in Einklang und in Bewegung gesetzt werden, wenn die grosse Umkehr stattfindet.

Wir haben gesehen, dass Widder das Zeichen der Anfänge ist; er ist der Beginn des Schöpfungsprozesses, der erste Schritt der Seele (des Mikrokosmos im schon eingeleiteten Makrokosmos) zur Inkarnation hin, der Anfang der ständig wiederkehrenden Erfahrungs-Kreisläufe, der Beginn jenes Zeitraums, in welchem die Seele ihre Richtung, Zielsetzung und Methode ändert und schliesslich jenen klar umrissenen Weg einschlägt, den wir geistige Erneuerung und Einweihung nennen. Es gibt vier Worte von ganz besonderer Bedeutung, mit denen wir die Veränderungen kennzeichnen wollen, wenn wir den Pfad der Evolution studieren, das heisst den Fortschritt der Seele rund um das grosse Rad - sowohl als Persönlichkeit wie als Jünger - mit dem Ziel der endgültigen Befreiung. Diese vier Worte bringen die subjektiven Impulse und Motive zum Ausdruck und leiten in Wirklichkeit vier verschiedene Zyklen des Fortschritts auf dem Pfad ein, Zyklen mit ihren verschiedenen Stufen von der Individualisierung bis zur Einweihung. Es sind dies:

1. Neu-Schöpfung (re-creation), worin [107] der Einfluss des Krebs zusammen mit dem des Widder den Zug in die Inkarnation auf der physischen Ebene bewirkt.

2. Regeneration (Erneuerung), in welcher der wachsende Einfluss des Fixen Kreuzes, der auf das Veränderliche Kreuz einwirkt, jene inneren Veränderungen herbeiführt, die schliesslich zur

3. Neu-Orientierung führen, zum grossen Zyklus der neuen Einstellung, die durch den Einfluss der Waage (Kardinalkreuz) und durch das «Abschweifen des Stieres mitten aus dem Lauf» (wie es in den alten Büchern genannt wird) zustande kommt. Diese Neu-Orientierung führt zu einem Gang um das Rad herum, wobei der innere, subjektive Mensch stetig und andauernd stärker nach aussen in Erscheinung tritt und die Persönlichkeit sich in den Hintergrund zurückzieht. Zum Schluss kommen zwölf Leben, in denen die letzte Stufe des

4. Verzichtes erfahren wird; der Jünger oder Eingeweihte entsagt allem - aus Liebe zur Menschheit und zu seinem Dienst - und legt sich selbst auf den Opferaltar. Er erreicht dadurch die endgültige Befreiung.

Diese Befreiung ist in Wirklichkeit zwölffach, denn Befreiung, Sieg und Triumph müssen in jedem Zeichen genau so erfahren werden wie Gefangenschaft, Niederlage und Misserfolg, die der Mensch als Persönlichkeit in allen Zeiten durchmacht. Die angegebenen vier Worte und deren Bedeutung bilden die Grundlage für all das, was ich euch über die zweifache Erfahrung auf dem grossen Lebensrad zu sagen habe. Ich bitte euch, dies unbedingt zu berücksichtigen.

Wenn der Mensch durch den grossen Zyklus vom Widder zum Stier geht, dann betritt er das Zeichen Widder abermals unter dem mächtigen Einfluss des Stiers, der auf dieser Entwicklungsstufe sein brennendes Verlangen nach den vielen materiellen Vorteilen physischer Inkarnation und ständiger weltlicher Vorhaben nährt. Daher [108] geht er, nach einer Zeit der Neu-Schöpfung oder -erschaffung, im Zeichen Fische wieder hinaus in die Inkarnation und beginnt wieder die grosse Runde des manifestierten Lebens, denn dieses Zeichen ist der Ozean, in dem er «der Fisch» ist, der von den Gesetzen der Substanz oder des materiellen Daseins beherrscht wird. Im zweiten grossen Zyklus geht er vom Widder zum Stier, denn die Begierde hat sich zuletzt in geistiges Streben verwandelt. Nachdem er seine standhafte Treue zum Ideal des geistigen Lebens in den dazwischen liegenden Zeichen bewiesen hat, tritt er wieder in das Zeichen Fische ein, diesmal von der anderen Seite her, denn er hat sich das Recht verdient, das Kardinalkreuz des Himmels zu besteigen. Dazu gewann er die Kraft zur letzten planetarischen Einweihung und das Vorrecht, auf einem der sieben Pfade weiterzuschreiten, auf die ich in meinen anderen Büchern hingewiesen habe; diese geben ihm schliesslich die sogenannte «Freiheit der sieben Sonnensysteme», zum Unterschied von der «Freiheit der sieben planetarischen Sphären», welche Freiheit ihm infolge der erlangten Einweihung verbürgt ist. Dies geschieht, nachdem er sich in einer der planetarischen Schulen (entsprechend seinem Strahl-Typus) einer intensiven Schulung unterzogen und den Pfad des Dienstes gewählt hat.

Ihr werdet daher die Bedeutung der beiden Schlüsselworte des Zeichens Widder verstehen:

1. Und das Wort lautete: «Möge wieder die Form begehrt werden.» Der Mensch.

2. «Ich trete hervor und herrsche von der Ebene des Denkens aus». Der Eingeweihte.

Erfahrung führt zur Herrscherstellung, und in diesem Zeichen entwickelt der Mensch, in dem sich die Kraft des ersten Strahles verkörpert, die Fähigkeit zu organisieren, Kräfte zu beherrschen (besonders die Energie des Todes), die Kraft der Zerstörung mit Liebe anzuwenden, Menschenmassen zu beherrschen, am Plan mitzuarbeiten und den göttlichen Willen durch gerechte und einwandfreie Leitung der planetarischen Angelegenheiten zu erfüllen.

[109] Bevor wir die übrigen elf Tierkreiszeichen besprechen, möchte ich euch ein klar verständliches Gerüst für den Aufbau der neuen Astrologie geben, mit dessen Hilfe ihr den zweifachen Weg der Seele um das grosse Rad herum erfassen könnt. Ferner möchte ich darauf hinweisen, dass ich das, was ich euch über den Widder gesagt habe, auch bei der Betrachtung der anderen Zeichen besprechen werde. Ihr werdet merken, dass ich Bedeutungen angezeigt und auf einige Wahrheiten hingewiesen habe, die man im Zusammenhang mit folgenden Faktoren finden kann:

1. Die Leitgedanken der Zeichen. Diese bringen die Grundwirkung auf den Menschen zum Ausdruck, je nachdem, in welcher der beiden Richtungen er geht.

2. Die Art des Kreuzes, an das der Mensch zu irgend einer Zeit geheftet ist.

3. Der Einfluss der planetarischen Regenten - der orthodoxen oder der esoterischen.

4. Die Strahlen, die sich vorwiegend durch ein bestimmtes Zeichen zum Ausdruck bringen; den Hinweis darauf, welches Zeichen gemeint sein könnte, findet man in dem orthodoxen planetarischen Regenten, soweit es sich um den Strahl der Persönlichkeit und in dem esoterischen Regenten, soweit es sich um den Strahl der Seele handelt.

5. Die Qualitäten des Zeichens und des Menschen, der in einem bestimmten Zeichen geboren ist.

6. Das Wechselwirken zwischen einem Zeichen und seinem polaren Gegenstück.

7. Die Planeten, die - in irgendeinem Zeichen - erhöht sind, schwach stehen oder fallen, denn bei ihrem Studium findet man die drei Phasen des Pfades angezeigt: den involutionären Zyklus der zunehmenden Einhüllung in die Materie, das Leben auf dem Veränderlichen Kreuz; das Zwischenstadium der Neu-Orientierung, des Ringens nach Befreiung, das zum Besteigen des Fixen Kreuzes führt; und die Phase der Befreiung mit dem schliesslichen Besteigen des Kardinalkreuzes.

8. Die Bedeutung [110] der Schlüsselwörter für die Art des Fortschritts durch die Zeichen.

9. Das jedem speziellen Tierkreiszeichen zugrundeliegende Thema, das die Grundgedanken der Neu-Schöpfung, der Regeneration, der Neu-Orientierung und des Verzichtes enthält.

Bevor wir diese Dinge in Zusammenhang mit den Fischen behandeln, möchte ich gern noch auf einige Punkte eingehen. Ich muss bestimmte Probleme durchnehmen, die im Bewusstsein der Forschenden und Studierenden auftauchen könnten, da es unmöglich ist, sie alle auf einmal in den einführenden Bemerkungen zu behandeln. In den Gedanken des Forschers würde sonst eine kaum zu überwindende Verwirrung entstehen. Stück für Stück werden wir uns mit den verschiedenen strittigen Punkten beschäftigen; und wenn ihr Geduld habt und einseitige Schlussfolgerungen zurückhaltet, wird euch die neue Astrologie immer klarer werden. Gegenwärtig führt die Umstellung eurer Gedanken und Vorstellungen unvermeidlich zu zeitweiliger Verwirrung.

Eine der normalerweise auftauchenden Fragen könnte folgendermassen formuliert werden und sie wurde auch von einem interessierten astrologischen Schüler so gestellt. Die Anfrage lautete: Angenommen, es sei unabwendbar, dass ein Mensch schliesslich in umgekehrter Weise durch die zwölf Zeichen schreitet: wann und in welchem Zeichen kehrt dann die Sonne um? An welchem Punkt in der Tierkreisrunde kann man diese Umkehr in der Sonne selbst erkennen?

Solange ihr noch nicht das Wesen der Grossen Illusion von der Struktur der Sonne einigermassen begriffen habt, werdet ihr die Bedeutung meiner Antwort schwerlich verstehen können. Die Sonne die ihr meint, ist die physische Sonne und ihr scheinbarer Weg am Himmel. Diese «Erscheinung» wird sich äusserlich nicht verändern, aber (und dies ist die bedeutsame Aussage) die wirkliche Sonne, unter deren Einwirkung unser planetarisches Leben schliesslich stehen und [111] für die es empfänglich sein wird, ist das Herz der Sonne. Wenn dieses die Herrschaft erlangt hat, dann wird der geistige Mensch gleichzeitig ein Doppelleben führen (denn das ist immer das Problem des Menschen, der sowohl von der Seele wie vom Licht des Tages erleuchtet wird); und dieses Doppelleben wird aus unserer augenscheinlichen, sichtbaren Erfahrung und Situation und gleichzeitig aus unserem inneren, geistigen Seelenbewusstsein bestehen. Die Persönlichkeit wird zwar auch dann noch auf die Einflüsse der physischen Sonne reagieren, aber die Beweggründe der Lebenstätigkeit und die subjektive Erfahrung des inneren Menschen werden durch Energien bestimmt, die vom «Herzen der Sonne» zu ihm kommen. Ich möchte euch hier wieder jene Lehre der Ewigen Weisheit in Erinnerung rufen, so, wie sie in der «Geheimlehre» angegeben und von mir in meinen früheren Büchern ausgearbeitet wurde; die Sonne muss in ihrem dreifachen Wesen entdeckt und erkannt werden, das dreifältig wie die Dreieinigkeit ist. Die folgende Übersicht mag diesen Gedanken deutlicher machen:

1. Die physische Sonne                       Form    -   Persönlichkeit                  Beeinflusst das Veränderliche Kreuz.

2. Das Herz der Sonne                        Seelenbewusstsein                           Beeinflusst das Fixe Kreuz

3. Die zentrale Geistessonne             Leben                                                  Beeinflusst das Kardinalkreuz.

Mit dem Wort «beeinflusst» meine ich hier die Energien, die von diesen drei Aspekten der Sonne durch die drei Kreuze zu unserem Planeten strömen. Denkt darüber nach und berücksichtigt auch, dass unsere Sonne durch den Raum wandert (und dabei unser Sonnensystem in ihrer Einflusssphäre weiterträgt) und zwar rund um unseren eigenen, zentralen und bestimmenden Stern, der - wie man richtig angenommen hat - im Sternbild Stier, in den Plejaden steht. Gleichzeitig scheint sie vom Standpunkt unseres Planeten aus durch die zwölf Tierkreiszeichen zu gehen; dies ist ein Symbol im makrokosmischen Sinn für den allzu egozentrischen Gesichtspunkt des menschlichen Individuums, des Mikrokosmos. Es ist interessant, [112] diese Symbolik und die Wahrheit zu vergleichen, die dem kleineren und grösseren Tierkreis und deren 12 Monate- beziehungsweise 25'000 Jahre-Zyklus zugrundeliegt. Es wird da vieles bestätigt, was ich euch über die schliesslich von den esoterischen Planeten beeinflusste Seele und über die von den orthodoxen Planeten beeinflusste Persönlichkeit gesagt habe. Der grössere Tierkreis steht als Symbol für die Seele, der kleinere als Symbol für die Persönlichkeit. Im Zyklus der Persönlichkeit bestimmt der kleinere Tierkreis deren Laufbahn, und die zwölf planetarischen Häuser sind von beherrschender Wichtigkeit. Später überwiegt der Einfluss der zwölf Zeichen den der Planeten.

Ich möchte ausserdem - vielleicht unnötigerweise - darauf hinweisen, dass Sirius, der Grosse Bär und die Plejaden durch die zwölf Sternbilder wirken; dass sie ihre Einflüsse im besonderen durch neun von diesen strömen lassen, dass sie selbst aber nicht Teile des Tierkreises sind, mit dem wir uns befassen. Sie bilden mit den sieben Sonnensystemen, zu denen das unsere gehört, die zehn Sternbilder, die zu einem noch grösseren Sternkreis gehören, der nicht durch die Zahl zwölf und deren Bedeutung bestimmt wird. Daher betrachtet man die Zehn als die Zahl der Vollkommenheit. Über diesen Punkt gibt es bei den (im astrologischen Sinne) noch wenig ausgebildeten Studierenden einige Verwirrung.

Es ist für euch auch ziemlich schwer zu begreifen, dass der Involutionsprozess aller Naturreiche mit dem Weg der Seele (diesmal der Weltseele oder Anima Mundi) zu tun hat, der vom Widder über den Stier zu den Fischen geht und nicht umgekehrt. Die Anima Mundi wandert auf dem Involutionsbogen in dieser Richtung und nicht wie die Persönlichkeit. Sie kommt am Ende jedes grossen Zyklus zu den Fischen und nicht zum Stier. Im Krebs tritt sie in die äussere Manifestation ein, im Zeichen des Massen- oder [113] Gruppenlebens, der Massen- oder Gruppenaktivität; ihr zerstreutes Bewusstsein ist noch nicht individualisiert worden wie das Bewusstsein des Menschen. Als die Weltseele nach dem Gang rund um das Grosse Rad den Krebs erreicht hatte und die Zeit gekommen war, dass sich die vierte Schöpferische Hierarchie durch das vierte Naturreich manifestieren sollte, fand eine Umkehr statt und die Weltseele wanderte dann wie jetzt. Man sollte mit ganz besonderer Sorgfalt berücksichtigen, dass wir nur den Menschen, den individualisierten Menschen, seinen Fortschritt, seine Reaktionen auf Einflüsse des Tierkreises und der Planeten studieren. Wir behandeln seine mentalen und emotionellen Reaktionen auf die grosse Illusion und auf die geistige Wirklichkeit, die beide in seinem objektiven und subjektiven Leben wirken. Im grösseren Rahmen müssen wir den Einfluss des Tierkreises und der Planeten auf die folgenden Wesenheiten betrachten:

1. Auf den Geist der Erde, die Verkörperung des physischen Erdenplaneten und die Gesamtheit des Formlebens in allen Naturreichen. Diese sind das Ausdrucksmittel der Weltseele oder Anima Mundi.

2. Die Menschheit, den individualisierten und schliesslich eingeweihten Menschen. Das ist die Verkörperung der menschlichen Seele oder des Ego, einer Differenzierung der Weltseele, die sich als Persönlichkeit (eine Entsprechung zum Geist des Planeten) und endlich als Geistseele (eine Entsprechung zum planetarischen Logos) zum Ausdruck bringt.

3. Den Herrn des Planeten, einen der grossen Lebensträger oder Gottessöhne, der gegenwärtig, soweit es sich um unseren Planeten handelt, als «unvollendeter Gott» betrachtet wird, der jedoch vom Gesichtspunkt der Menschheit aus vollkommen ist.

Die obige dreifache Einteilung bringt die drei Hauptaspekte der uralten esoterischen Wissenschaft der Astrologie und ihre drei Abteilungen zum Ausdruck, so, wie die Hierarchie sie heute studiert. [114] Da die Menschheit das Bewusstsein, das den Kontakt mit dem Geist des Planeten erlaubt (das untermenschliche Bewusstsein, die Grundlage der Beseeltheit), verloren und noch nicht das Bewusstsein entwickelt hat, das ihr gestattet, in das Leben und Denken des planetarischen Logos einzutreten, so hat sie sich nur mit der zweiten Abteilung und auch nur mit deren niederstem Aspekt beschäftigt.

Zwei weitere Punkte könnten hier berührt werden und um sie zu verstehen, werdet ihr meine Aussagen wenigstens als zeitweilige Hypothesen annehmen müssen, denn ihr seid nicht in der Lage, sie von euch aus als Wahrheit zu erkennen. Die exoterische Astrologie hat behauptet und man nimmt dies allgemein an, dass Vulkan, Uranus, Neptun und Pluto keine Zeichen beherrschen, sondern nur Verwandtschaft mit ihnen haben. Ich weise hier deshalb darauf hin, weil wir jetzt den Planeten Pluto in Beziehung zu den Fischen betrachten werden. Diese Affinität oder Verwandtschaft hat nur eine Teilwahrheit ausgesagt, und sie gilt vom Standpunkt des modernen Astrologen aus nur für eine begrenzte Zeit. Die Existenz dieser Planeten ist erst in den letzten zwei oder drei Jahrhunderten berechnet oder entdeckt worden, obwohl die Hierarchie immer davon gewusst hat. Ich habe euch die Zeichen angegeben, deren Regenten sie sind; die Astrologie der Zukunft wird meine Aussage anerkennen und mit diesen Planeten arbeiten. Viel früher in der Menschheitsgeschichte mussten die Menschen die Tatsache, dass Mars und Merkur Regenten der Tierkreiszeichen sind, als Hypothese annehmen und dann mussten sie daran gehen, die Richtigkeit dieser Hypothese zu beweisen. Die alte Astrologie war offensichtlich unvollkommen, aber solange der Mensch noch nicht erkennbar empfänglich wurde für die Einflüsse, welche ihm zum Beispiel von Uranus und Pluto zukommen, die weitaus mehr das Seelenleben als das Leben der Persönlichkeit beeinflussen, blieben sie unentdeckt, ausser für geschulte Esoteriker. Heute beginnt die Menschheit zusehends auf die höheren geistigen Einflüsse zu reagieren, weshalb wir die Entdeckung immer feinerer Kräfte erwarten können.