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3. Die geistigen Wirkungen der Tierkreis-Sternbilder - Teil 14

Wie ihr wisst, regiert Stier den Hals und die Schilddrüse. Dies ist im wesentlichen die Region, von der die schöpferische Tätigkeit des Menschen ausgehen muss, der auf dem Pfad ist. Die Kehle ist ein Punkt, zu dem die Energie des Sakralzentrums emporgehoben werden muss, so dass die Schöpfung durch Liebe und Willen schliesslich die vergeistigende Wirkung beweisen wird, die durch das Emporheben der Geschlechtsenergie für höhere Zwecke erreicht wird. Die rechte Verwendung der Sprachorgane gibt den Schlüssel zu den Vorgängen, durch die der Jünger bestimmte grundlegende Wandlungen zustandebringen muss. Der Stiermensch auf dem Weg der Befreiung würde gut daran tun, die Methode [398] einer direkten und begründeten Sprechweise in einer zurückhaltenden und erklärenden Art anzuwenden; er sollte das tun, um sich, der halsstarrig den Weg der Persönlichkeit geht, zu einem weisen Mitarbeiter am Plan umzugestalten. Damit meine ich, dass ein Mensch in dem Mass, wie er seine Ideale in Worte und Taten umsetzt, eine Transformation (Umgestaltung), eine Transmutation (Umwandlung) und schliesslich die Übertragung auf den Berggipfel der Einweihung erreicht. Dieses schöpferische Bemühen, die Vision zu verwirklichen, muss solange weitergeführt werden, bis es sich im Skorpion als wirksam erweist, denn in diesem Zeichen werden die letzten Prüfungen auferlegt, um zu beweisen, dass die Energie frei und ohne Behinderung und Hemmung zwischen Kehl- und Sakralzentrum fliesst. Der Mensch muss zeigen, dass eine rechte Lenkung erreicht wurde und man nicht länger fürchten muss, dass der Stiermensch blindlings (wieder in seinem Eigennutz) vorwärts stolpert, sondern dass er in Zukunft einsichtsvoll den Weg der Befreiung gehen wird - den Weg, der ihn zu seiner eigenen Erlösung führt und ihn gleichzeitig zu jenen Tätigkeiten treibt, welche die Erlösung der anderen bewirken. Im Skorpion muss der Mensch, der seine Lektionen im Stier gemeistert hat, jene Schöpferfähigkeit beweisen, die unter der Inspiration der Aspiration und geistigen Schau wirkt; er muss konstruktiv versuchen, die in allen Formen eingepflanzte verborgene Schönheit zum Ausdruck zu bringen; so bringt er allen Wesen die Offenbarung jener tieferen Absicht, die alle Ereignisse und Formen richtungsgebend beeinflusst. Alle diese Aspekte grundlegender Wandlung in Zielsetzung, Interesse und Orientierung müssen im Skorpion offenbar werden; so erweist sich die Wirksamkeit der Evolution, die der Mensch im grossen wiederholten Übergang vom Skorpion zum Stier und vom Stier zum Skorpion durchmacht. Dieser Bewegungskreislauf bildet (mit dem grösseren Zyklus) einen ausserordentlich bedeutsamen Erfahrungsrhythmus. Die sieben (beteiligten) Zeichen sind vor allem Zeichen der Lebenserfahrung. Das vorausgehende Zeichen Widder [399] ist das «Zeichen des Beginns», während die vier nach dem Skorpion sich als Zeichen der Jüngerschaft und Einweihung erweisen. Dies gilt auf dem umgedrehten Rad und die diesbezüglichen Folgerungen auf dem gewöhnlichen Rad könnt ihr selbst leicht ziehen.

Die Erkenntnis dieser Ziele und ein Verstehen der Stierprobleme wird euch klar machen, welche Stellung die Planeten in diesem Zeichen haben. Ich möchte wieder daran erinnern, dass die Erhöhung eines Planeten, sein Fall in der Einflusssphäre eines Zeichens ebenso, wie die Verringerung irgendeines bestimmten Planeteneinflusses in einem Zeichenzyklus (was man technisch seine «Schwäche» genannt hat) lediglich Symbole für die Wirkungen der Energie sind, die auf die Formnatur einwirkt, auf Widerstand oder Nachgiebigkeit stösst und eine Reaktion oder auch keine hervorruft - je nach der Beschaffenheit des planetarischen Werkzeugs, das der Energie-Einwirkung unterworfen ist. In diesem Zeichen steht der Mond erhöht. Symbolisch bedeutet dies, dass die Formseite des Lebens ein machtvoll-beherrschender Faktor ist, mit dem der Mensch immer rechnen muss. Der Mond ist die Mutter der Form und verhüllt oder verbirgt in diesem Fall Vulkan - wie es zu erwarten ist. So repräsentiert also der Mond den Gestalter oder Bildner der Form, der sowohl den weiblichen als auch männlichen Aspekt des Formaufbaues, die Doppelfunktion von Vater und Mutter, hereinbringt. Daran sollten die Astrologen denken. Dieses Wechselwirken erzeugt zwei Phasen der notwendigen Formgestaltung:

1. Einen Prozess, in dem eine Form von grosser Wirkungskraft geschaffen wird, deren Motive Eigeninteresse und persönliche Ziele und Wünsche sind; sie erzeugen Aktivität. Das ist Mond- und Stier-Aktivität.

2. Die Methoden, die der erwachende Stiermensch sich selbst auferlegt, durch welche die Formnatur neu gestaltet, von anderen [400] Beweggründen bestimmt und so in den Himmel erhoben, erleuchtet und verherrlicht wird. Das ist Vulkan- und Stier-Aktivität.

Die Erhöhung der vom Mond beherrschten Form kann durch den ganzen Tierkreis hin verfolgt werden und bildet an sich eine interessante, stufenweise fortschreitende Geschichte, mit der ich mich aber jetzt nicht beschäftigen will. Sie wird erzählt von den Frauengestalten, die in den verschiedenen Sternbildern dargestellt sind; um sie herum wird man eines Tages die Astrologie der Form aufbauen. Wir finden Cassiopeia, Venus, Koma Berenice, Andromeda und einige andere ebenso, wie Jungfrau, die wichtigste von allen. Ich kann hier nur auf einen Bereich des Nachdenkens und astrologischer Forschung hinweisen, der bisher noch nicht betrachtet wurde, doch habe ich nicht die Zeit, dieses riesige und nutzbringende Wissensgebiet auszudeuten. «Unsere liebe Frau, der Mond», hat mit ihnen allen zu tun. Vor der grossen Zerreissung in einem früheren Sonnensystem, die dazu führte, dass der Mond ein toter Planet wurde, waren die Energien dieser Sterne und bestimmte Planeten, welche durch ihr Wirken hervorgebracht wurden, in einer höchst geheimnisvollen aber mächtigen Weise im Mond konzentriert und wurden von ihm übermittelt. Dadurch, dass das Wünschen in geistigen Willen umgewandelt wird, wird die Form esoterisch «erhöht» und das Symbol dafür ist die Erhöhung des Mondes im Stier. Dies bezeugt auch das gewöhnliche astrologische Symbol der Stierhörner. Es ist der zunehmende Mond und ebenso das Symbol für die zerstörende Natur des Formlebens im Stier. Man vergesse nicht, dass in diesem Zusammenhang die Zerstörung oder der Tod der Form und das dadurch verursachte Aufhören des Formeinflusses das Ziel des Vorganges ist, der Verlangen in geistiges Streben umwandelt.

Uranus, der Planet des verborgenen Mysteriums, einer der am meisten okkulten Planeten, «fällt» in diesem Zeichen, womit er [401] die scharfe Trennung zwischen Körper und Seele betont, die ein so charakteristisches Merkmal des Stiertyps ist. Er bereitet den Menschen auf die heftige Wechselbeziehung und den Konflikt im nächsten Zeichen Zwillinge vor. Die Erhöhung des Mondes und der Fall des Uranus geben daher ein wunderbares Bild von der Geschichte des Menschen im Verlauf der Persönlichkeitsentwicklung und -Macht. Die Aufgabe des in den Tiefen verborgenen Uranus besteht darin, die intuitive Empfänglichkeit des Stiers für ein immer mehr zunehmendes Licht so lange zu erwecken und aufzurufen, bis einmal volle Erleuchtung und damit die Entwicklung des spirituellen Bewusstseins erreicht ist - so dass die höheren Seelenaspekte den Vorrang vor den niederen Formreaktionen erhalten. Es ist die Bemerkung interessant, dass Uranus im Skorpion erhöht steht, was darauf hinweist, dass die von den uranischen Kräften unternommene Aufgabe Erfolg hatte. Die Vollendung wird erreicht.

Mars steht in diesem Zeichen in Schwäche. Seine Aktivität trägt ständig zu der natürlicherweise kriegerischen Natur des Stiers bei, doch ist die Wirkungskraft des Stier-Kampfes esoterisch gesprochen so gross, dass die Wirkung des Mars im grösseren Ganzen verloren geht. «Er trägt bei zu der Verblendung und Verwirrung und birgt dennoch in sich Hoffnung für den ringenden Menschen.»

In diesem Zeichen liegt die Betonung ständig auf dem Kampf, ist ein kosmisches, planetarisches und individuelles Ringen, denn Wunsch-Wille liegt den manifestierten Tätigkeiten des Logos, des planetarischen Lebens des Menschen und auch aller Naturformen zugrunde. Es ist das Ringen dessen, was tief in der Dunkelheit verborgen ist, um das Licht des Tages zu erreichen; es ist der Kampf der verborgenen Seele um die Herrschaft und die Kontrolle über die äussere Form; der Kampf, Verlangen in geistiges Streben und Streben in den Willen zur Vollendung umzuwandeln. Es ist das Ringen, um das Ziel zu erreichen, das ein immer stärker werdendes Licht offenbart. Dieser Kampf ist so stark, dass er auf dem gewöhnlichen Rad (vor dem Wiedereintritt der die Inkarnation suchenden Seele in den Widder) in dem festen, stetig stärker [402] werdenden Verlangen gipfelt, dem Rad der Wiedergeburt zu folgen. Beim umgekehrten Gang um den Tierkreis geht der Kampf darum, all das zu überwinden und zu zerstören, was auf dem gewöhnlichen Rad so mühevoll errungen wurde und im Skorpion (durch die dort auferlegten schrecklichen Prüfungen) zu beweisen, dass die Form nicht länger die Herrschaft besitzt, sondern dass der Mensch die Lektionen, die er durch die Anwendung der Form gelernt hat, im Gedächtnis behält. Das Ringen geht darum, die Einweihung im Steinbock zu erreichen und so die Seele von dem sich drehenden Rad freizumachen und die endgültige Befreiung aus der Knechtschaft der Begierde und von jeglicher Formherrschaft zu erreichen.

Dies wird seltsamerweise durch die Herrscher über die Dekanate dieses Zeichens betont. Beide Astrologen, Alan Leo wie Sepharial, stimmen praktisch und für alle Zwecke und Absichten in der Zuordnung der Planeten, welche die drei Aspekte des Zeichens regieren, überein. Sie weichen lediglich exoterisch in einem Punkt von einander ab, denn Sepharial gibt den Mond als Herrscher des zweiten (ersten?) Dekanats, während Leo die Venus als Herrscher des ersten Dekanats angibt. Venus und Mond werden jedoch oft als untereinander vertauschbar verwendet, denn beide bringen dieselbe Grundenergie aktiver Intelligenz in ihren höheren und niederen Aspekten zum Ausdruck oder senden sie aus. Der eine Planet bringt intelligente Liebe, der andere die Intelligenz der Materie zum Ausdruck; diese zweifache Betonung hat zu tun mit der Herrschaft der Formnatur beim Stiertypus und seiner Befreiung durch den Venus-Sohn des Denkens. Mond und Venus, Merkur und Saturn beherrschen die Dekanate, und unsere Betrachtung dieser Planeten in den anderen Zeichen wird euch deren richtige Ausdeutung hier und anderswo angezeigt haben. Formleben, intelligente Aktivität und intensiver Kampf: darin besteht das Problem des Stiermenschen, während Merkur, der Götterbote, den ringenden Menschen daran erinnert, dass er immer das werden muss, was er seinem Wesen nach ist, denn damit entgeht er der Illusion und tritt in das Licht ein.

Die Leitgedanken dieses Zeichens sind in ihren Folgerungen [403] wie immer klar. Der eine gibt den Grundton des Formaspektes an: «Der Kampf sei unerschrocken». Das Wort der Form bedeutet, dass man das Verlangte nehmen, erfassen und ihm mutig nachgehen solle. Das Wort der Seele lautet: «Ich sehe und wenn das Auge geöffnet ist, ist alles erleuchtet.» Das Auge des kosmischen Stieres Gottes ist offen und aus ihm strömt strahlendes Licht auf die Menschensöhne. Das Auge der geistigen Schau muss sich beim individuellen Menschen als Rückwirkung auf dieses kosmische Licht ebenfalls öffnen. So kommt der Sieg unvermeidlich, denn die Wirkungskraft der kosmischen Energie wird unfehlbar und zur rechten Zeit die Energie der Menschheit bezwingen und neu orientieren.

Wir haben nun kurz und doch, glaube ich, lehrreich bestimmte subjektive Einflüsse und Bedeutungen der zwölf Tierkreiszeichen besprochen. Wir haben auf ihre gegenseitige Beziehung und ihr planetarisches Wechselwirken hingewiesen und haben versucht, die Reaktion der Menschheit auf diese vielfachen Energien und Kräfte zu schildern. Diese von kosmischen Quellen ausströmenden Kräfte finden den Weg in unser Sonnensystem; sie werden herangezogen durch eine ähnliche Qualität, oder sie finden - nach dem Gesetz der Widersprüche oder dem Gesetz der Gegensätze - ihren Weg zu bestimmten Planeten. Auf diese Weise bestimmen und beeinflussen sie die Lebensformen auf jedem dieser Empfangsplaneten. Wir haben gesehen, wie der Mensch durch das Wesen der Kräfte göttlicher Anziehung zum Fortschreiten angespornt wird, und wir haben die verschiedenen göttlichen Qualitäten zur Kenntnis genommen, welche durch dieses Einwirken von Energien sowohl in der Menschheit als auch in allen anderen Lebensformen erweckt wurden. Wir haben in einem vielleicht beinahe verwirrenden Mass die ungeheure Zusammenballung antreibender Energien hervorgehoben, die durch unseren Kosmos wirken; der einzelne Mensch mag wohl betäubt werden durch ein Gefühl seiner Hilflosigkeit und seiner einzigartigen Nichtigkeit. Doch liegt dies nur an dem verhältnismässig unentwickelten Zustand seines «Empfangsapparates». Wenn er derart verwirrt ist, sollte er daran denken, dass er potentiell die schöpferische Fähigkeit besitzt, um einen besseren Empfangsmechanismus zu erbauen und [404] ihn allmählich zu entwickeln. Dieser wird es ihm schliesslich ermöglichen, für alle Impulse und jede Art göttlicher Energie empfänglich zu sein. Diese Fähigkeit ist unzerstörbar und sie ist selbst ein göttlicher Energiebrennpunkt, der unfehlbar das Gute fördern muss und wird, das unter der Inspiration des Grossen Architekten des Weltalls unternommen wird. Er gestaltet alle Dinge zu einem göttlichen, vorhergesehenen Ziel und Zweck und er wird in diesem Zeichen - durch seine Werkzeuge Venus und Vulkan, welche Form und Seele darstellen - den Menschen vom Unwirklichen zur Wirklichkeit führen.