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3. Die geistigen Wirkungen der Tierkreis-Sternbilder - Teil 4

Steinbock - Bewahrt das Geheimnis der Seele selbst und offenbart dieses dem Eingeweihten bei der dritten Einweihung. Dies wird manchmal das «Geheimnis der verborgenen Herrlichkeit» genannt.

Durch bestimmte andere planetarische Regenten, durch welche der dritte und fünfte Strahl wirken, ist Steinbock auch noch mit anderen Sternbildern, ausser mit den vier oben erwähnten, verbunden; diese vier sind jedoch für unsere Zwecke die wichtigsten. Die Studierenden können, wenn sie wollen, die verbleibenden Energieverknüpfungen für sich selbst ausarbeiten, indem sie die Strahlen, die planetarischen Regenten und die Sternbilder durch Bezugnahme auf die schon angegebenen Tabellen miteinander in Verbindung bringen. Die Angelegenheit ist jedoch für den Anfänger ausgesprochen verwirrend und eben aus diesem Grund befasse ich mich hier vor allem mit der Philosophie und der Symbolik der Zeichen, um den Studierenden mit dem allgemeinen Gesamtplan und dem universalen, umfassenden Ineinandergreifen vertraut zu machen. Der dritte und der fünfte Strahl sind besonders aktiv auf dem Pfad der Jüngerschaft, so, wie der sechste und der vierte auf dem Pfad der Evolution vorherrschen und der erste und siebente auf dem Pfad der Einweihung. Der zweite Strahl regiert und beherrscht alle anderen Strahlen, was euch [166] wohlbekannt ist.

Pfad                          Strahlen                    Planeten                            Sternbilder

Evolution                  6 und 4                    Mars, Merkur                   Widder, Zwillinge Krebs, Jungfrau, Skorpion

Jüngerschaft            3 und 5                    Venus, Saturn                   Zwillinge, Schütze, Steinbock

Einweihung              1 und 7                    Vulkan, Uranus, Pluto      Stier, Waage, Fische

Aus der obigen Tabelle könnt ihr einige interessante Punkte feststellen. Diese sollten von allen Astrologen sorgfältig in Betracht gezogen werden, nachdem man die Stellung des betreffenden Menschen auf dem Evolutionspfade in einer seiner drei Abteilungen annähernd bestimmt hat. Erstens erscheint das Sternbild Zwillinge zweimal wegen seiner engen Beziehung zu der vierten Schöpferischen Hierarchie. Zweitens haben während der Epoche des Veränderlichen Kreuzes fünf Sternbilder mit der Erfahrung des Menschen auf dem Pfad des täglichen Lebens, der ständigen Wiedergeburten und der karmischen Schwierigkeiten zu tun. Vier von ihnen führen zum Zeichen Skorpion, in welchem es zur Umkehr des Rades kommt.

Drittens herrschen auf dem Pfad der Jüngerschaft drei Sternbilder; sie führen hin zur Wirksamkeit des Steinbocks, in welcher Zeit eine Einweihung möglich wird.

Viertens wird auf dem Pfad der Einweihung die Wirksamkeit aller drei Kreuze gleichzeitig verspürt durch die «befreiten Kräfte» von Stier, Waage und Fische. Ihr werdet ausserdem bemerken, dass der Einfluss des ersten Strahles, der durch Pluto und Vulkan zum Ausdruck kommt, in positiver Weise erst auf dem Pfad der Jüngerschaft bemerkbar wird. Diese Wirkungskraft des ersten Strahles wurde von der Menschheit als Ganzes erst vor kurzem erfahren, als sie sich dem Stadium des Weltjüngers näherte und eine relativ grosse Anzahl von Menschen auf dem Pfad der Jüngerschaft und dem Probepfad stand. Deshalb hat man Pluto erst vor einiger Zeit entdeckt und die Kraft des Vulkan verspürt, der von der Wirkkraft des Merkur verhüllt und hinter diesem Planeten verborgen ist. [167] Einflüsse und Wirkkräfte des Zweiten Strahls sind dauernd vorhanden und strömen in unseren planetarischen Bereich und Lebensraum über die Sonne (die einen verborgenen Planeten verhüllt) und über Jupiter ein. Diese lassen die Kräfte von Löwe, Schütze, Fische, Wassermann und Jungfrau in und durch unseren gesamten Planeten und alle seine Naturreiche strömen.

Aus den oben genannten wenigen Punkten kann man Hinweise auf die ineinandergreifenden Kräfte aller zwölf Sternbilder gewinnen, insoweit sie in und durch alle Naturreiche strömen; sie bringen nicht nur ihre eigenen individuellen Wirkungskräfte mit sich, sondern auch die der sieben Strahlen, die sich durch die geweihten und ungeweihten Planeten konzentrieren - die entdeckten und unentdeckten planetarischen Wesenheiten. Okkult hat man gesagt, dass eine Schau dieser Kräfte und ihrer mannigfachen, webenden Linien (die man als Lichtflüsse oder -ströme sieht) dem Eingeweihten vom Gipfel des Steinbocks aus gegeben wird, wenn dieser Gipfelpunkt einmal erreicht worden ist. Bei der Einweihung der Verklärung erscheint diese Vision vor den Augen des erstaunten Jüngers. Alle die grossen Erfahrungen auf den verschiedenen Berggipfeln, wie sie in der Bibel berichtet werden, haben mit Steinbock zu tun. Moses, der Gesetzgeber auf dem Berge Sinai, ist Saturn im Steinbock, der dem Volk das Gesetz des Karma auferlegt. Hierin kann man einen Schlüssel zur Bedeutung des jüdischen Volkes als einer karmischen Umwandlungsstätte finden. Denkt über diese Worte nach: «eine karmische Umwandlungsstätte». Der Berg der Verklärung im Neuen Testament ist Venus im Steinbock, wenn Liebe, Denken und Wille sich in der Person Christi begegnen; und «Er wurde verklärt vor allen Menschen». Gleichzeitig empfing er die Vision des Vaters und dessen, was er zu tun hatte, als er «nach Jerusalem hinaufging», dem Ort des Todes und ebenso der Stadt des Friedens. Dieses Jerusalem sind die Fische. Im Wassermann brachte Christus seine Jünger in Berührung mit dem «Mann, der einen Wasserkrug trägt», dem Wassermann; und im oberen Raum führte er sie zur Vereinigung und Einheit unter dem Symbol der [168] Kommunion. Auf dieses Fest bereitet sich heute die Menschheit vor, wie wir sahen, als wir das letzte Sternbild studierten. Die astrologische Bedeutung des Neuen Testaments wird bis jetzt noch wenig verstanden. Christus wurde im Steinbock geboren, erfüllte das Gesetz unter Saturn, leitete das Zeitalter der intelligenten Brüderlichkeit unter Venus ein und ist das vollkommene Beispiel des Steinbock-Eingeweihten, der zum Weltdiener im Wassermann und zum Welterlöser in den Fischen wird. So vervollständigt er die Runde des Tierkreises und ist fähig, in den Fischen triumphierend zu sagen: «Es ist vollbracht».

Das polare Gegenstück zum Steinbock ist der Krebs und diese beiden Zeichen sind, wie euch gelehrt worden ist, die zwei grossen Tore des Tierkreises: Das eine öffnet den Weg zur Inkarnation, in das Massenleben und die Menschenerfahrung, während das andere den Zugang in das Leben des Geistes öffnet, in das Leben des Gottesreiches, in das Leben und die Absichten der Hierarchie unseres Planeten. Krebs lässt die Seele ein in das Weltzentrum, das wir Menschheit nennen. Steinbock lässt die Seele in die bewusste Teilnahme am Leben jenes Weltzentrums eintreten, das wir Hierarchie nennen. Waage vermittelt der Seele den Eintritt in das Weltzentrum, das wir Shamballa nennen, denn sie ist das polare Gegenstück zum Widder als dem Ort der Anfänge, Waage bekundet das vollkommene Gleichgewicht von Geist und Materie, die im Widder zum ersten Mal zusammenkamen. Dieses Gleichgewicht und diese Beziehung zwischen den grossen Gegensätzen Geist und Materie stellt sich uns symbolisch dar in dem Problem der Persönlichkeit, welche die Gegensatzpaare auf der Astralebene ins Gleichgewicht bringen und zwischen ihnen den «schmalen, messerscharfen Pfad» finden muss, der den Menschen in das Reich der Seele führt. Wenn der Mensch in gewöhnlicher Weise immer wieder um den Tierkreis wandert, tritt er beständig und bewusst im Krebs ins Leben, in dem Sternbild, in welchem das Gesetz der Wiedergeburt angewandt und gehandhabt wird. Aber erst auf dem umgekehrten Rade lernt er mit [169] gleich bewusster Absicht durch das Tor des Steinbocks zu schreiten. Fünfmal muss er in vollem Wachbewusstsein durch dieses Tor gehen und diese fünf Ereignisse werden häufig die fünf Haupteinweihungen genannt. Betrachtet man die vierte Schöpferische Hierarchie als ein Ganzes, so entsprechen das Erscheinen und die Erfahrungen des Lebens des planetarischen Logos mittels der fünf Rassen - zwei vergangene, eine gegenwärtige (die arische) und zwei kommende - in planetarischem Rahmen den fünf Einweihungen. Dies zu studieren ist besonders interessant, da in der Zeit, zu der irgendeine Rasse ins Dasein tritt, sowohl das Tor zum Krebs wie das zum Steinbock beide weit offen stehen, weil sie dann okkult aufeinander ausgerichtet sind.

Studiert man die Merkmale und Qualitäten des Menschen, der im Zeichen Steinbock geboren ist, so wird sich einem vieles über die Menschheit offenbaren, denn der Steinbockmensch kann das Schlimmste zum Ausdruck bringen, dessen ein Mensch fähig ist und ebenso das Beste. Es ist ein Zeichen der Extreme, denn in der Zeit, als es nur zehn Zeichen gab, war Steinbock das erste auf dem gewöhnlichen Rad und das letzte auf dem umgekehrten. Dies ist offensichtlich. Esoterisch werden alle Welterlöser und Sonnengötter im Steinbock geboren, ebenso aber auch der schlimmste Menschentyp - der harte, materialistische, grausame, stolze, von selbstsüchtigem Ehrgeiz erfüllte und egoistische. Der Kopf beherrscht in solchen Fällen das Herz, wogegen beim vollkommenen Beispiel der Steinbockeinflüsse Kopf und Herz vollkommen in Gleichgewicht sind.

Steinbock regiert die Knie, und dies ist eine symbolische Wahrheit, denn nur wenn der Steinbockmensch lernt, in aller Demut zu knien und mit den Knien auf der felsigen Bergspitze sein Herz und Leben der Seele und dem Menschendienst anzubieten, kann ihm erlaubt werden, durch das Tor der Einweihung zu schreiten und mit den Geheimnissen des Lebens vertraut gemacht zu werden.

Nur auf seinen Knien kann er durch das Tor gehen. Solange er anmassend dort steht, wo er sich noch nicht das Recht zu stehen [170] verdient hat, kann ihm niemals gefahrlos das Wissen mitgeteilt werden, das allen wahren Eingeweihten gegeben wird. Die uralte Sitte der Pilgerfahrt in Indien, bei der sich der Verehrende von einem heiligen Ort zum anderen auf seinen Knien weiterbewegte, weist hin auf die äusserst notwendige Demut für den Steinbockmenschen. Indien wird vom Steinbock regiert und Indien kennt diese Wahrheit. Obwohl es zugelassen hat, dass die physische Tätigkeit an die Stelle der geistigen Haltung getreten ist, gilt die symbolische Bedeutung dennoch für alle Ewigkeit. Wenn der im Steinbock geborene Mensch im Geist und in der Wahrheit knien kann, dann ist er bereit für die Einweihung auf dem Berggipfel.

Es liegt eine bedeutsame, schöne und lehrreiche Symbolik in der astrologischen Tatsache, dass Mars im Steinbock erhöht steht, während die Macht des Mondes in diesem Zeichen verringert ist und sowohl Jupiter wie Neptun darin fallen. Mars ist der Gott des Krieges, der Streitbringer und in diesem Erdenzeichen triumphiert er in den Anfangsstadien der Evolution der vierten Schöpferischen Hierarchie und in der Lebensgeschichte des unentwickelten und durchschnittlichen Menschen. Der Materialismus, der Kampf um die Befriedigung persönlicher, ehrgeiziger Bestrebungen, und der Konflikt mit den höheren geistigen Neigungen geht ständig weiter; und dieses materiellste aller Zeichen ist der Kampfplatz, auf dem die alten, verfestigten Ordnungen und Gewohnheiten und die neuen, höheren Neigungen und Tendenzen zusammenprallen. Das vom Steinbock regierte Indien ist zu allen Zeiten Schlachtfeld gewesen; Port Said wird von diesem Zeichen beherrscht und ist gleichbedeutend mit der Befriedigung aller irdischen und tierischen Begierden niedriger Art; es ist eine der schlimmsten Städte der Welt - ein Treffpunkt des Bösen dreier Kontinente.

Im Verlauf der Evolution wird jedoch die Macht des Mondes, der ja Symbol und Herrscher der Form ist, immer geringer und so befreit sich der Mensch auf dem umgekehrten Rad allmählich von der Herrschaft der Materie. Die Anziehung und Lockung des [171] Materiellen schwindet immer mehr dahin. Jupiter, der in den Fischen und auch im Wassermann herrschte, fällt in diesem Zeichen. Man muss seinen Fall von zwei Blickpunkten aus studieren, denn Jupiter gibt in seinen niedersten Aspekten die Erfüllung des Verlangens und die Befriedigung der Wünsche, während er in den höchsten die ausstrahlende Wesensäusserung der Liebe ist, die magnetisch das Erwünschte an sich zieht - diesmal zum Wohl des Ganzen. Im Steinbock erreicht Jupiter daher seine niederste Ausdrucksstufe im dichtesten materiellen Aspekt und dann verschwindet dieser niederste Aspekt in dem Mass, wie Liebe und Selbstlosigkeit triumphieren. Auf diesen «Fall» des höchsten Aspektes bezieht sich die Symbolik und dann später auf den Fall oder das Verschwinden alles dessen, was schlecht und niedrig ist. Die Liebe ist gefallen und erblindet, wenn die Begierde die Oberhand gewinnt; Begehren schwindet, wenn Liebe siegt. Man sagt oft, dass Neptun in diesem Zeichen fällt und zwar aus demselben Grund. Neptun ist der Gott der Gewässer und esoterisch mit den Fischen verbunden. Man sollte beachten, dass sowohl Neptun wie Jupiter im Krebs erhöht stehen, dem grossen Zeichen, in dem das Verlangen nach Inkarnation Erfüllung findet; die Macht beider Zeichen wird in der Jungfrau verringert, wenn man die ersten Anzeichen des Christusbewusstseins spürt; beide fallen im Steinbock, wenn das Christusleben und -bewusstsein zur vollen Reife gekommen sind. Wie ihr seht, gibt es vieles, was in diesen drei Richtungen ausgearbeitet werden könnte; die oben gegebenen Andeutungen wollen zeigen, wie man ein vergleichendes Studium und eine philosophische Untersuchung anstellen und daraus Nutzen ziehen kann.

Im Steinbock sehen wir den Triumph der Materie; sie erreicht hier ihre dichteste und kompakteste Wesensäusserung; aber diesem Triumph folgt jener des Geistes. Zwar kommt die Erdennatur im Steinbock voll zum Ausdruck, doch bieten sich auch ungeheure geistige Möglichkeiten. Indien zum Beispiel zeigt eine weitverbreitete Erniedrigung, demonstriert aber gleichzeitig auch die Höhen geistiger Errungenschaft. Studiert man Indien - seine Geschichte, [172] seine Merkmale und geistigen Qualitäten -, so wird man daraus vieles über die Einflüsse und Möglichkeiten dieses Zeichens erfahren.

Die Dreiheit, in die jedes Zeichen eingeteilt ist - die sogenannten Dekanate -, ist bei Steinbock besonders interessant. Wie bei allen Entsprechungen kann man sie mit den drei Aspekten Gottes und des Menschen verknüpfen - Geist, Seele und Körper. Das mittlere Dekanat ist daher in unserer Weltepoche von besonderer Bedeutung, da es zu tun hat mit der Wirkung der planetarischen Einflüsse, der Sonnenstrahlen und der Energie der Sternbilder auf die Seele oder den Bewusstseinsaspekt. Dies ist der Fall, ob wir nun den Menschen auf dem gewöhnlichen Rad oder auf dem umgekehrten Rad betrachten. Von der astrologischen Deutung her und dort, wo der Astrologe sich nicht sicher ist, in welcher Richtung sich das Rad dreht, ist es das einzige Dekanat, bei dem für ihn keine Unklarheit besteht. Der Einfluss des Regenten ist demnach unvermeidlich. Dies zeigt sich eindrucksvoll in Verbindung mit dem Zeichen Wassermann, in das unsere Sonne jetzt eintritt; seine drei Dekanate werden beherrscht von Saturn, Merkur und Venus, die unvermeidlich Schwierigkeit, Erleuchtung und brüderliche Liebe bringen. Auf dem gewöhnlichen Rad herrscht in allen äusseren Angelegenheiten Saturn und folglich sehen wir uns heute in Chaos und Widerwärtigkeiten verstrickt; soweit es sich jedoch um das Menschheitsbewusstsein handelt, wird Merkur immer stärker aktiv und wirksam. Ständig greift die Erleuchtung weiter um sich und es wird Licht auf alle Probleme geworfen - Licht auf Regierung und Politik durch Versuche und das Studium grosser, grundlegender Ideologien; Licht auf die materielle Natur der Welt durch die vielen verschiedenen Zweige der Wissenschaft; Licht auf die Menschheit selbst durch Erziehung, Philosophie und Psychologie. Dieses Licht verbreitet sich bis zu den dunkelsten Orten unseres Planeten und ihren mannigfachen Lebensformen.

Für die drei Dekanate gibt es zwei Regentengruppen. Nach Alan Leo haben [173] wir Saturn, Venus und Merkur, nach Sepharial Jupiter, Mars und Sonne. Von den beiden ist der erstere genauer und esoterisch richtiger. Die wahren Regenten sind Saturn, Venus und Sonne. Ich möchte daran erinnern, dass Merkur und die Sonne vertauschbar sind, doch steht in diesem Fall die Sonne exoterisch für Merkur und esoterisch für einen verborgenen Planeten.

Saturn verbindet Steinbock mit dem auf dem gewöhnlichen Rad vorausgehenden Zeichen Wassermann, und Jupiter verbindet im exoterischen Sinne Steinbock mit Schütze auf dem umgekehrten Rad. Es dürfte wohl allen Esoterikern klar sein, dass die Sonne der offensichtliche Regent des dritten Dekanats ist, da sie ja einen verborgenen und tief bedeutsamen Planeten verhüllt und dasjenige ist, was bei der dritten Einweihung Göttlichkeit offenbart. Ihr werdet bemerken, wie Saturn in diesem grossen Zeichen der Einweihung das Wesen des dritten Aspekts der Göttlichkeit offenbart, das Wesen der intelligenten Substanz; Venus offenbart das Wesen des zweiten Aspekts, der Bewusstsein oder intelligente Liebe ist, während die Sonne - die physische Sonne und das Herz der Sonne gemeinsam - die Synthese dieser beiden enthüllt.

Die Leitworte auf dem gewöhnlichen Rad sind: «Und das Wort lautete: Ehrgeiz herrsche, und das Tor stehe weit offen.» Hier haben wir den Schlüssel zum Evolutionstrieb, zum Geheimnis der Wiedergeburt und jenes Wortes, das vom Krebs zum Steinbock widerhallt. Das Tor der Einweihung steht immer offen, doch äonenlang zieht der Mensch die offene Pforte des Krebs vor. Ehrgeiz drängt ihn von Leben zu Leben, bis er die Wertlosigkeit aller irdischen Befriedigung entdeckt hat. Allmählich treten dann geistiges Streben und das Verlangen nach Befreiung an die Stelle weltlichen Ehrgeizes und werden zu einem antreibenden Impuls, bis schliesslich der Augenblick kommt, da ein echtes Gefühl für die Wirklichkeit sowohl das irdische wie das geistige Streben ablöst. Dann kann der Mensch wahrhaft sagen: «Versunken bin ich in überirdischem Licht, [174] und diesem Licht wende ich den Rücken zu.» Für ihn bleibt jetzt kein anderes Ziel als nur der Dienst. Daher geht er zurück durch das Tor des Krebs, wobei jedoch sein Bewusstsein ständig im Zeichen Wassermann erhalten bleibt. Aus dem Welt-Eingeweihten im Steinbock wird er zum inkarnierten Weltdiener im Wassermann und später zum Welterlöser in den Fischen.

DER SCHÜTZE

Wie ihr wisst, ist dies ein speziell menschliches Zeichen und in einer ganz bestimmten Weise mit dem Erscheinen der Menschheit auf Erden verknüpft. Es gibt drei Tierkreiszeichen, die enger mit dem Menschen verbunden sind als die anderen, nämlich: Löwe, Schütze und Wassermann. In einer besonderen (jedoch nicht beweisbaren) Weise haben sie mit den drei Aspekten Körper, Seele und Geist zu tun. Die folgende Tabelle oder präzise Aufstellung von ziemlich wichtigen Begriffsverbindungen kann vielleicht helfen, dies näher zu erklären:

Löwe                                      Schütze                                               Wassermann

Löwe                                     Centaur                                              Wasserträger

Mensch                                 Bogenschütze                                    Diener

Selbstbewusstsein               Konzentriertes Bewusstsein          Gruppenbewusstsein

Physische Natur                   Gefühlsnatur                                    Niedere Mentalnatur

Integrierter Mensch            Geistig strebender Mensch             Intuitiver Mentalmensch

Menschliche Seele               Geistige Menschenseele                 Geistseele

Individualisierung                 Jüngerschaft                                     Einweihung

Persönlichkeit                       Brennpunkt im Ego                          Brennpunkt in der Monade

Fixes Kreuz                           Veränderliches Kreuz                       Fixes Kreuz

Zentralisierung                    Orientierung                                      Dezentralisierung

Individuelle Einheit              Empfinden der Dualität                  Universale Einheit

Feuer                                      Feuer                                                   Luft

Selbstsucht                            Kampf                                                 Dienst

Evolution                                Der letzte endgültige Pfad               Befreiung

Ich könnte fortfahren, die Eigenschaften und Merkmale dieser drei Zeichen und deren besondere Wechselbeziehungen aufzuzählen, doch wird das oben Gesagte völlig ausreichen, um den Zusammenhang zwischen ihnen und ihre fortschreitende Wirkung auf den Menschen [175] aufzuzeigen, der periodisch und zyklisch unter ihren Einfluss kommt. Man spricht häufig von ihnen als den Zeichen, die - wenn man sie studiert - das göttliche Vorhaben im Menschen offenbaren und die Krisenpunkte in seinem Fortschreiten anzeigen; wenn dann die drei von ihnen kommenden Einflüsse ihr Werk getan haben, werden sie den Menschen «von Tor zu Tor tragen, denn Löwe ist das dem Krebs nächste Zeichen, und Schütze ist das Zeichen, das dem Steinbock vorausgeht». Ich zitiere hier aus einem alten Buch über die Zeichen.

Der Schütze wird manchmal als ein Bogenschütze auf einem weissen Pferd dargestellt; studiert man die Bedeutung dieses Symbols, so wird sich einem eine Menge innerer Lehren offenbaren. Es ist eine der späteren Abbildungsarten des Sternbildes. Früher, in der atlantischen Zeit, (aus der wir das von der Astrologie übernommen haben, was wir wissen), wurde das Zeichen häufig durch den Zentauren dargestellt, jenes sagenhafte Tier, das halb Mensch und halb Pferd war. Die Pferdesymbolik dominierte in der atlantischen Mythen- und Symbolwelt, so, wie der Widder und das Lamm sich hauptsächlich in unseren neuzeitlichen Darstellungen finden. Dieses frühere Zeichen des Zentauren bedeutete die Evolution und die Entwicklung der menschlichen Seele mit ihren menschlichen Zielen, ihrer Selbstsucht, ihrer Identifizierung mit der Formgestalt, ihrem Verlangen und ihren Bestrebungen. Der Bogenschütze auf dem weissen Pferd, als das mehr arische Symbol dieses Zeichens, kennzeichnet die Hinwendung des Menschen auf ein bestimmtes Ziel. Er ist hier nicht länger Teil des Pferdes, sondern aus der Einheit mit ihm gelöst und der beherrschende Faktor. Das fest umrissene Ziel des Zentauren, nämlich die Befriedigung des Verlangens und der tierischen Triebe, wird in den späteren Stadien zum Ziel der Einweihung, das seine Befriedigung im Steinbock findet, nachdem die Vorarbeit im Schützen geleistet wurde. Das Leitmotiv des Zentauren ist Ehrgeiz, das des Bogenschützen ist Streben und Lenkung; beide sind Äusserungen menschlicher Ziele, jedoch das eine aus der Persönlichkeit, das andere aus der Seele heraus. Vom Ehrgeiz zum geistigen [176] Streben, von der Selbstsucht zum intensiven Verlangen nach Selbstlosigkeit, vom individuellen, konzentrierten Eigeninteresse im Löwen zu unbeirrtem Zielstreben des Jüngers im Schützen und von da zur Einweihung im Steinbock. Es ist interessant, dass das allgemein verwendete astrologische Symbol für dieses Zeichen einfach als Pfeil mit einem Bruchstück des Bogens abgebildet wird. Der Schütze wie auch der Centaur sind verschwunden und zwar hauptsächlich deshalb, weil der Akzent oder Brennpunkt des menschlichen Lebens heute nicht mehr auf den äusseren objektiven Lebenstatsachen auf der physischen Ebene, sondern auf irgendeiner Art innerer Konzentration oder Betonung beruht; diese reicht von den mannigfachen Stadien des astralen oder emotionalen Ehrgeizes bis zum geistigen Bestreben und von den Tätigkeiten des niederen Denkvermögens, das auf egoistische Interessen gerichtet ist, bis zur Erleuchtung desselben Denkens durch Konzentration auf die Seele. Ein alter Katechismus, den alle Jünger beherrschen müssen, stellt die folgenden Fragen und gibt die verlangten Antworten:

«Wo ist das Tier, o Lanoo und wo der Mensch?

In eins verschmolzen, o Meister meines Lebens. Die zwei sind eins. Doch beide sind verschwunden und nichts bleibt zurück als das tiefe Feuer meines Verlangens.

Wo ist das Pferd, das weisse Pferd der Seele? Wo ist der Reiter dieses Pferdes, o Lanoo?

Dem Tor entgegengegangen, o Meister meines Lebens. Doch etwas eilet schnell voran zwischen den Säulen eines offenen Tores - etwas, das ich selbst freigemacht habe.

Und was bleibt dir, o weiser Lanoo, da die Pferde beider Art dich verlassen haben und der Reiter (ohne Bindung) frei dasteht?

Nichts [177] als mein Pfeil und Bogen, o Meister meines Lebens; doch sie genügen und wenn die rechte Zeit kommt, werde ich, dein Lanoo, schnell dem Pfeil folgen, den ich ausgesandt habe. Die Pferde will ich auf dieser Seite der Türe lassen, denn ich bedarf ihrer nicht länger. Ich trete frei ein, gewinne den Pfeil wieder, den ich aussandte und beeile mich auf dem Weg; ich schreite von Tor zu Tor und jedesmal schnellt der Pfeil voran.»

Aus diesem Grund gibt es fünf Leitmotive für den Schützen:

1. Gebundene oder verschmolzene Dualität - Der Centaur.

Ungebundene Dualität, der Bogenschütze.

Freiheit oder Zielstrebigkeit - Bogen und Pfeil.

2. Menschlicher Ehrgeiz führt schliesslich zu geistigem Streben.

3. Ein heller Lichtstrahl, die intuitive und konzentrierte Haltung des verpflichteten Jüngers.

4. Der «zurückkehrende Pfeil der Intuition», wie man es manchmal nennt. Denn eben der Schaft des Pfeiles des Strebens kehrt zurück zu seinem Aussender als der Pfeil der Intuition. Der Schütze ist eines der intuitiven Zeichen, denn nur die Intuition wird stark genug sein, um den Menschen zum Fuss des Berges der Einweihung im Steinbock zu tragen.

5. Idealismus, die Fähigkeit, das geistige Bild zu schauen und seine Lebensweise darauf einzustellen. Dies ist das Werk des Mars, die Äusserung des sechsten Strahls.

Man sollte die Diagramme des Menschengeschlechts auf all den verschiedenen Stufen studieren, von der Zeit der Erfahrung auf dem Veränderlichen Kreuz, wenn die Persönlichkeit ausgebildet, aufgebaut, entwickelt und integriert wird, bis zu der letzten Kreuzigung [178] der Persönlichkeit auf dem Fixen Kreuz am Himmel; dann wird man feststellen, dass der Mensch jedesmal, wenn er sich unter dem Einfluss des Schützen befindet, das Ziel hat, sich auf ein neues, höheres Ziel hin zu orientieren; er konzentriert sich darauf und verfolgt eine grundlegende, leitende Absicht. Die Absichten, die er entwickeln will, können sich über eine ganze Skala erstrecken, von der rein tierischen Begierde über den egoistischen menschlichen Ehrgeiz bis zum Kampf des strebenden Jüngers oder Eingeweihten, der sich bemüht, jene notwendige Befreiung zu erreichen, zu der ihn der gesamte Evolutionsgang getrieben hat. Es ist in diesem Zusammenhang interessant, die Entfaltung des menschlichen Bewusstseins unter dem Einfluss der Energien zu verfolgen, die durch die verschiedenen Tierkreiszeichen ausgelöst werden:

1. Instinkt, der das Verlangen beherrscht - Krebs. Unentwickeltes Massenbewusstsein.

Ich begehre.

2. Intellekt, Verstand, der den Ehrgeiz beherrscht - Löwe. Individuelles Bewusstsein.

Ich weiss.

3. Intuition, die das geistige Streben beherrscht - Schütze. Seelenbewusstsein in den Anfangsstadien. Erste und zweite Einweihung.

Ich schaue das Zukunftsbild.

4. Erleuchtung, beherrscht die Intuition - Steinbock. Seelenbewusstsein in den späteren Stadien.

Ich erkenne (klar).

5. Inspiration, beherrscht den Dienst - Wassermann. Gruppenbewusstsein.

Ich gehe vorwärts.

6. Identifizierung, beherrscht [179] die Befreiung - Fische. Göttliches Bewusstsein.

Ich und der Vater sind eins.

In diesen Bildern - Krebs, Löwe, Schütze, Steinbock, Wassermann und Fische - haben wir die sechs Zeichen, die den sechszackigen Stern der menschlichen oder vierten Schöpferischen Hierarchie bilden; Krebs und Fische kennzeichnen die zwei Extreme. Krebs symbolisiert die Einkerkerung (die harte Schale und die Felsen, unter denen er immer Schutz sucht), und der Fisch bedeutet die Freiheit. Dazwischen - in Löwe, Schütze, Steinbock und Wassermann - liegen die vier Stadien der Persönlichkeitsentwicklung, das Ringen mit den Gegensatzpaaren und das schliessliche Freiwerden für den vollen geistigen Dienst. Im Zusammenhang mit der Weiterentwicklung des Intellekts zur Intuition und deren Vollendung als göttliches Streben der Persönlichkeit («inspiriert von oben her», wie man diese Stufe technisch nennt) könnten sich folgende Gedanken als nützlich erweisen; ich weise lediglich darauf hin und überlasse es dem Studierenden, die verschiedenen Folgerungen selbst auszuarbeiten:

Wir haben gesehen, dass Krebs das Zeichen des Instinktlebens ist und dass im Löwen der Intellekt oder das Denkvermögen zu einem Teil der Ausrüstung des individuellen Menschen wurde. Dieses intellektuelle Gewahrsein entstand aus einer allmählichen Entwicklung der Instinktnatur; diese kam, als sie eine bestimmte Entfaltungsstufe erreicht hatte, in einer neuen Art und Weise unter den direkten Einfluss der Hierarchie unseres Planeten. Dann kam es unter der Einwirkung stimulierender Energien vom Planeten Venus zu einer Verschmelzung, aus welcher der individuelle, eigenbewusste Mensch hervorging. Allmählich, im Verlauf von Äonen, ist die Instinktnatur immer mehr in den Hintergrund oder unter die Schwelle des Bewusstseins zurückgewichen, wogegen der Intellekt immer mehr Macht gewann und zu einem immer stärkeren Faktor [180] wurde. Im Skorpion wird das Denkvermögen zu voller, beherrschender Wirksamkeit freigemacht. Das geschieht in zwei Stadien:

1. Der Intellekt gewinnt die Oberhand und die Macht, so dass er schliesslich die emotionelle Natur beherrscht.

2. Der Intellekt wird erleuchtet durch das Licht der Seele.

Beim Umgang mit Probejüngern und mit der gewöhnlichen Menschheit sollten die Diener der Menschheit diese beiden Stadien wohl beachten und sie nicht durcheinanderbringen, wenn sie versuchen, denen zu helfen, die sich in dem einen oder anderen der beiden Stadien befinden. Das Schwergewicht liegt auf dem Kampf der Persönlichkeit, die sich im ersten Fall von der Herrschaft des niederen Wünschens und im zweiten von der sie umgebenden Welt-Verblendung frei machen will; diese Verblendung wird offenbar, wenn das Seelenlicht (über das reflektierende und erleuchtete Denkvermögen) auf sie geworfen wird. Im ersten Stadium wird die Kraft des geschulten, vernünftig denkenden und folgernden Verstandes von der Seele zur Tätigkeit aufgerufen; im andern muss die Erleuchtung der Seele in das Denken einströmen; sie wird dann wie ein Scheinwerfer auf die Astralebene reflektiert.

Dies ereignet sich auf dem Probepfad und man nennt es die Erfahrung des Jüngers in den Tiefen oder Tälern.

Im Schützen wird der Intellekt, der entwickelt, angewandt und schliesslich erleuchtet worden ist, für eine noch höhere Art mentaler Erfahrung empfänglich, der wir den Namen intuitive Wahrnehmung geben. Es fallen Lichtblitze auf Probleme; man erschaut ein fernes, aber mögliches Bild des Erreichbaren; der Mensch beginnt, aus den Tiefen emporzuklimmen, in die er im Skorpion hinuntergestiegen ist und sieht vor sich den Berg im Steinbock, zu dem er schliesslich hinauf muss, wie er wohl weiss. Er wandelt nicht länger im Dunkel, denn er erkennt, was er tun muss; so macht er rasche [181] Fortschritte und wandert «schnell auf dem Weg». Er «fliegt von einem Zielpunkt zum nächsten und sucht nach den Pfeilen, die er ausgesandt hat». Er muss - bildlich gesprochen - ständig von seinem weissen Ross (der entwickelten und geläuterten Persönlichkeit) herabsteigen und herausfinden, wohin die Pfeile des intuitiven Strebens ihn führen wollen. So wandert er auf den «Schwingen der Seele» (man beachte die Beziehung zu den geflügelten Füssen Merkurs, des Götterboten) und wird in seiner eigenen Persönlichkeit selbst zum geflügelten Gott; Merkur beherrscht, wie ihr wisst, die Zwillinge, das polare Gegenüber zum Schützen. So fährt er fort, bis er eine ausgeglichene Beziehung zwischen der Persönlichkeit und der Seele hergestellt hat und in jedem gewünschten Augenblick als eines von beiden mit gleicher Leichtigkeit tätig sein kann.

Dies ereignet sich auf dem Pfad der Jüngerschaft und man nennt es die Erfahrung des Jüngers auf dem Erdenplan, denn der Pfad zwischen den Gegensatzpaaren verläuft gerade und eben und lässt (an diesem Punkt der Entwicklung) die Tiefen der persönlichen Erfahrung und die Höhen der Seelenerfahrung auf beiden Seiten liegen.

Im Steinbock lernt der Eingeweihte die Bedeutung des wachsenden Lichtes zu ermessen, das seinen Fortschritt begrüsst, wenn er dem Berggipfel entgegensteigt. Aus den Blitzen der Intuition, die ihm allmählich vertraut werden, wird das blendende und beständige Licht der Seele, welches das Denken erhellt und jene Vereinigung herstellt, die stets die «Verschmelzung der beiden Lichter, des grösseren und des kleineren», sein muss; darauf habe ich in «Eine Abhandlung über Weisse Magie» hingewiesen. Das Licht der Persönlichkeit und das der Seele müssen sich vereinigen. Darauf brauche ich nicht einzugehen, da ich nichts sagen könnte, was über das Gegebene hinausginge - die Theorie der Einweihung. Dies ereignet sich auf dem Pfad der Einweihung und man nennt es die Erfahrung der Bergspitze. Alle sind notwendig - die Tiefen, die Ebenen und der Berggipfel.

Wie ihr [182] wisst, ist Schütze einer der vier Arme des Veränderlichen Kreuzes. Eine Vorstellung von der allgemeinen Symbolik dieses Kreuzes - vom Qualitätsstandpunkt aus - können wir gewinnen, wenn wir die zwei Merkmalgruppen aufstellen, die den Menschen auf diesem Kreuz auszeichnen - sowohl den unentwickelten wie auch den zum Göttlichen strebenden. Wir könnten folgende Liste aufstellen, wobei wir für jeden Arm kennzeichnende Begriffe finden:

Unentwickelter Mensch:

Zwillinge - Wandelbarkeit. Unbeständigkeit. Wechselwirken.

Schütze - Ehrgeiziges Verlangen. Lenkung. Orientierung.

Jungfrau - Materielles Leben. Das Hegen und Pflegen einer Idee.

Fische - Sinnesempfindung. Mediumschaft. Fliessende Beweglichkeit.

Entwickelter Mensch:

Zwillinge-Erkenntnis von Seele und Form. Wechselwirken mit der Seele.

Schütze - Auf ein Ziel gerichtetes geistiges Streben. Jünger.

Jungfrau - Die Mutter des Christuskindes. Schwangerschaft.

Fische - Der Welterlöser. Mittlerschaft.

Im Zusammenhang mit dem oben Gesagten ist die Bemerkung interessant, dass die Zwillinge, die in ihrem Zeichen getrennt und ohne Verbindung sind, zum Zentauren, dem Menschentier im Schützen, werden, wogegen die Jungfrau zur Fischgottheit im polaren Gegenüber (Fische) wird. Man könnte über die Beziehung der Gegensätze im Tierkreis eine ganze Abhandlung schreiben, denn sie bringen Geist und Materie und deren Wechselbeziehung zum [183] Ausdruck, wie auch das Wirken der qualitativen Energien. Sie legen gleichzeitig Zeugnis ab von der Tatsache, dass diese beiden eins und einfach die Äusserungsform grosser veränderlicher und dennoch beständiger eingeweihter geistiger Wesenheiten sind. Aus diesem Grund nimmt das Sternbild Waage eine Sonderstellung im Grossen Rad ein, denn eben die Energie, die von ihm kommt, beherrscht das, was wir (mangels eines anderen, mehr geeigneten Wortes) «die Nabe des Rades» nennen könnten. Das ist jener Punkt in dem dazwischenliegenden Raum, wo sich die zwölf Tierkreis-Energien treffen und überkreuzen. Waage beherrscht also den «Augenblick der Umkehr des Rades» im Leben eines jeden Aspiranten, denn im Kreislauf der Leben kommt einmal ein Zeitpunkt, da der Mensch einen Gleichgewichtspunkt und eine relative Ausgeglichenheit erreicht; und über diesem Ereignis steht das Zeichen Waage. Man wird eines Tages daran gehen, die Kraft des Ausgleichens, über welche die Waage verfügt, wissenschaftlich zu erforschen und zu untersuchen; und als Folge davon wird man prüfen, welche Wirkung die Waage in einem individuellen Leben ausübt. Dann würde man vielleicht feststellen können, ob etwa in dem speziellen Leben, in dem der Mensch die Umkehr vollzieht, nicht vielleicht die Sonne im Löwen steht, während Waage aufgeht. Derartige statistische Untersuchungen hat man noch nicht angestellt, aber in dieser Hinsicht bleibt noch viel zu tun; ich mache lediglich Vorschläge, doch denke ich, dass man diese bestätigt finden wird. Bei einer entsprechenden Untersuchung über die Lebensgeschichte des Spiritismus und der dazu gehörigen Medien könnte sich ebenfalls herausstellen, dass die grosse Mehrheit der Medien in der Welt, die dem niederen Typus angehören oder rein negative und meistens unintelligente Trance-Medien sind, im Krebs geboren sind, wobei die Fische aufgehen oder in den Fischen, während Krebs aufgeht. Derartige Studien müssten notwendigerweise Hunderte von Fällen umfassen und über eine lange Zeit hin weitergeführt werden, um meine Behauptung zu beweisen. Ebenso wäre es interessant, jene speziellen Inkarnationen und ihre Horoskope zu analysieren, bei [184] denen die polaren Gegenstücke in bezug auf einander erscheinen - das eine als das Sonnenzeichen, das andere als Aszendent; denn diese Leben bringen für gewöhnlich ein gewisses Mass entweder an Ausgeglichenheit oder an Vollendung zum Ausdruck. Keinesfalls wird es sich um negative Leben oder um solche handeln, bei denen es an Lenkung, Ereignissen oder Zielsetzung fehlt. Dies gilt besonders auf dem Fixen Himmelskreuz.

Ihr werdet bemerken, dass ich in diesem Abschnitt unserer Abhandlung Interesse und Forschergeist wecken und die Studierenden zu wissenschaftlicher, statistischer und analytischer Untersuchung anspornen möchte. Nur auf diese Weise werden meine Grundthesen bewiesen werden und schliesslich an die Stelle der heutigen unbefriedigenden Methoden treten - Methoden, die von den meisten Astrologen mit einiger wirklicher Fassungskraft und Einsicht als beklagenswert und völlig unzureichend angesehen werden.

Vom exoterischen Gesichtspunkt aus ist Jupiter der Regent des Schützen, vom Pfad der Jüngerschaft aus gesehen, ist es die Erde selbst. Mars beherrscht dieses Zeichen vom Standpunkt der beteiligten Hierarchien. Wenn wir das Veränderliche Kreuz als ein Ganzes studieren, so finden wir die interessanteste Tatsache im Hinblick auf die Regenten aller vier Zeichen. Von der exoterischen Astrologie aus gesehen, beherrschen und regieren nur zwei Planeten die vier Zeichen, nämlich Jupiter und Merkur. Merkur beherrscht Zwillinge und Jungfrau, Jupiter hingegen Schütze und Fische. Der Grund dafür ist klar, wenn man das Wesen der Strahlen studiert, die durch diese Zeichen zum Ausdruck kommen. Merkur ist der Vertreter oder Bote des vierten Strahls der Harmonie durch Konflikt, während Jupiter das Ausdrucksmittel des zweiten Strahls der Liebe-Weisheit ist. Diese beiden Strahlen beherrschen die Menschenmassen auf dem Veränderlichen Kreuz und sind an der Massen-Inkarnation der vierten Schöpferischen Hierarchie stark beteiligt. Ihre Aufgabe ist es, die grossen Dualitäten, die sich durch das vierte Naturreich zum Ausdruck bringen, als ein gemeinschaftlich wirkendes Ganzes zu vereinigen und zu verschmelzen. Die Bedeutung des Gesagten dürfte wohl klar sein. Es ist leicht ersichtlich, wieso [185] durch den Einfluss von Merkur und Jupiter das materielle Verlangen in göttliche Liebe umgewandelt werden kann; ausserdem kann der Konflikt, der das ausgesprochene Kennzeichen des Menschengeschlechtes ist, dazu dienen, die Dissonanz in Harmonie aufzulösen. Das endgültige Zeitbild und die Lenkung dieses Vorganges müssen sich auf dem Veränderlichen Kreuz ausbilden, ehe die Energien des Fixen Kreuzes den ehrgeizigen, selbstsüchtigen Menschen in den selbstlosen Jünger verwandeln können. All dies muss zwangsläufig auf dem Veränderlichen Kreuz eingeleitet werden, das seinem Wesen nach und in bedeutsamer Weise das Kreuz des veränderlichen, unbeständigen, rastlosen Denkvermögens ist; gerade auf diesem Kreuz wird die Denknatur schliesslich entwickelt und beginnt ihre integrierende Herrschaft über die Persönlichkeit. So geht im weiteren Verlauf die Erfahrung auf dem Veränderlichen Kreuz vorüber und dann beginnt das Kreuz der Jüngerschaft seine Rolle zu spielen.

Ganz anders ist es mit der subjektiven Seite der Entfaltung; esoterisch gelangt der Jünger, der sich als Persönlichkeit unter dem Einfluss des Veränderlichen Kreuzes inkarniert befindet, während er als Seele auf dem Fixen Kreuz ist, unter die gelenkte Energie-Einwirkung von vier Planeten, von denen drei nicht-heilige sind. Für gewöhnlich verdrängen - oder besser - beginnen diese vier Planeten den Einfluss von Merkur und Jupiter zu beherrschen, indem sie grössere Äusserungsmöglichkeiten verleihen und jenen Einfluss ausüben, der die Persönlichkeit in die richtige Beziehung zur Seele bringt; denn das ist im wesentlichen die Aufgabe des Fixen Kreuzes und das Ziel des Jüngers. Hier, und zwar bei den Planeten, die Schütze exoterisch und esoterisch beherrschen, kann man leicht eine Vorstellung gewinnen von der Verwicklung der Kräfte, mit denen jeder Jünger zu ringen hat und von der Bedeutung der Strahlkräfte, die in ihn hinein- und durch ihn hindurchströmen. Man nehme zum Beispiel das Sternbild, das wir jetzt gerade betrachten und erinnere sich, dass dieselben grundlegenden Energieströme [186] auch in Verbindung mit jedem anderen Zeichen beachtet werden müssen, in dem ein Mensch sich etwa inkarniert. Wir sehen, dass wir dabei folgende Dinge zu berücksichtigen haben:

1. Das Sonnenzeichen. - In diesem Fall bestimmt Schütze die Umstände, zeigt die vererbten Kräfte auf und zwingt die Umwelt, sich in bestimmter Weise über den betreffenden Menschen zu äussern.

2. Das aufsteigende Zeichen. - Der Aszendent kann eines der anderen elf Zeichen sein.

3. Das Veränderliche Kreuz. - Die vier Energien, die sich «an der Wegmitte» treffen und eine vereinigte, ganz bestimmte Wirkung auf den Menschen haben. Dieselbe Aussage gilt für die beiden anderen Kreuze.

4. Die orthodoxen Planeten. - Sie bestimmen die Persönlichkeit. In diesem Fall haben wir Merkur und Jupiter. Die zwölf Häuser, die von den Planeten beherrscht werden, sind hinsichtlich der von ihnen übermittelten Energie ebenfalls besonders wichtig.

5. Die esoterischen Planeten. - Diese bringen erneuerte und verstärkte planetarische Energie und Strahlenenergie in einer noch kraftvolleren Weise herein. Beim Schützen kommen diese Energien von Venus, Mond, Erde und Pluto.