Navigieren durch die Kaptitel von diesem Buch

Viertes Kapitel - Beantwortung einiger Fragen - Teil 2

Schliesslich könnte man sagen, dass als direktes Ergebnis der inneren Tätigkeit der Zentren, Netze und Nadis der physische Apparat des Herzens, des endokrinen Drüsensystems und des Gehirns entsteht. In diesen allgemeinen Plan, der hier sehr skizzenhaft umrissen wurde, passt jede alte Heilkunde (besonders die tibetanische, die chinesische und hinduistische) und ebenso auch unsere moderne westliche Wissenschaft hinein. Die Wechselbeziehung zwischen den westlichen und östlichen Methoden muss noch hergestellt werden und man wird dadurch viel gewinnen. Ausführlicher kann ich darauf nicht eingehen, aber das oben Gesagte dürfte ausreichen, um zu zeigen, dass alle Methoden, die ihr beim Lesen entdecken werdet (und es gibt sehr viele) mit diesem allgemeinen Schema der Energieprozesse im menschlichen Körper in Verbindung gebracht werden können.

Über Diät.

Es kann [334] keine festgelegte Ernährungsweise vollständig richtig sein für eine Gruppe von Menschen, die sich auf verschiedenen Strahlen befinden, verschiedene Temperamente und Ausrüstung haben und verschiedenen Altersstufen angehören. Alle Menschen sind einander in einigen Punkten unähnlich; sie müssen herausfinden, was sie als Einzelmenschen benötigen, in welcher Weise sie ihre körperlichen Erfordernisse am besten befriedigen können und welche Substanzart sie am besten zum Dienen befähigt. Jeder Mensch muss dies für sich selbst herausfinden. Es gibt keine Gruppendiät. Es ist weder ein gewaltsamer Verzicht auf Fleisch erforderlich noch eine streng vegetarische Diät unbedingt nötig. Es gibt Lebensphasen und manchmal ganze Inkarnationen, in denen sich der Aspirant einer Ernährungsdisziplin unterwirft, wie es andere Perioden oder ein ganzes Leben geben kann, wenn ein striktes Zölibat zeitweise aufgezwungen wird. Aber es gibt andere Lebenszyklen und Inkarnationen, in denen das Interesse und der Dienst des Jüngers in einer anderen Richtung liegen. In späteren Inkarnationen dreht sich das Denken nicht ständig um den physischen Körper; der Mensch arbeitet unbeschwert vom Diätkomplex und ohne sich auf die Formseite des Lebens zu konzentrieren. Er verzehrt die Nahrung, die gerade verfügbar ist und mit der er seine Leistungsfähigkeit am besten erhalten kann. Als Vorbereitungen auf bestimmte Einweihungen wurde in der Vergangenheit eine vegetarische Diät als wesentlich angesehen. Aber dies braucht nicht immer der Fall zu sein, und viele Jünger nehmen vorzeitig an, dass sie sich in Vorbereitung für die Einweihung befinden.

Über die Milz.

Die Milz ist das wichtigste Organ der Lebenskraft, aber es handelt sich um jene Lebenskraft die - unabhängig von der Form - der Materie selbst innewohnt. Die Milz ist darum eng verbunden mit dem physischen Körper unseres Planeten. Sie ist die äussere, materielle Erscheinungsform eines sehr wichtigen Zentrums.

Es gibt [335] drei Zentren im Körper (mit den ihnen verbündeten äusseren Entsprechungen), die für das Leben von grundlegender Bedeutung sind:

1. Das Herzzentrum und das physische Herz selbst. In diesem ist das Lebensprinzip (der Geistaspekt) ansässig. Leben und Geist sind eins.

2. Das Kopfzentrum und das Gehirn, in denen das Bewusstseinsprinzip (der Seelenaspekt) ansässig ist.

3. Das Pranazentrum und die Milz, in denen das Leben der Materie selbst (der Materieaspekt) ansässig ist.

Man muss berücksichtigen, dass der physische Körper kein Prinzip ist - worauf auch H. P. B. hinweist. Er ist atomische Materie, die durch ätherische Substanz unter der Kontrolle der Seele in einer Form zusammengehalten wird. Er ist in seinen Reaktionen automatisch und leistet ungezählten äusseren Antrieben und inneren Impulsen Folge, hat aber kein Leben, das eine Initiative entwickeln könnte. Er besteht aus Energieeinheiten, wie alles andere in der Natur auch und hat sein eigenes, individuelles Leben; sein Brennpunkt für die Energieverteilung in diesem Leben ist die Milz.

In der Milz kommen das negative Leben der Materie und die Lebensenergie des positiven Ätherkörpers zusammen. Dann springt ein «Funke», wie man es nennt, über zwischen den inneren, lebendigen Körpern des Menschen (durch Vermittlung des Ätherkörpers) und der physischen Ebene. Das ist eine Widerspiegelung auf der niedersten Sprosse der Evolutionsleiter, soweit es den Menschen betrifft und entspricht der Beziehung zwischen Seele und Körper, oder - auf einer höheren Runde der Spirale - der Beziehung zwischen Geist und Materie.

Über den Vagusnerv.

Zwei starke Zentren sind mit dem Vagusnerv verknüpft: das Herzzentrum und das Zentrum an der Basis der Wirbelsäule. Wenn diese beiden unter die Herrschaft der Seele gebracht werden, die [336] durch das Kopfzentrum (das Brahmarandra) wirkt, dann bewirken sie das Aufsteigen des Kundalinifeuers. Dieses bringt dadurch das ganze Nervensystem in eine besondere rhythmische Tätigkeit und Reaktionsfähigkeit, und das wird durch die Stimulierung und Beherrschung des Vagusnervs erreicht. Nicht der Vagusnerv ist das Werkzeug, um das Kundalinifeuer emporzuheben, sondern es ist umgekehrt. Wenn der Kopf, das Herz und das Zentrum an der Basis der Wirbelsäule in magnetischer, dynamischer Verbindung stehen und eine Strahlungswirkung ausüben, dann beeinflussen sie den Vagusnerv. Dann werden die Feuer des Körpers vereinigt und emporgehoben, wobei sie Läuterung und die «Öffnung aller Tore» bewirken.

Über das Auge.

Es gibt eine bestimmte Richtung von Wissenschaftlern, die an der Theorie arbeiten, dass das Auge der Anzeigefaktor im menschlichen Körper und der Massstab oder Schlüssel zu dessen rechtem Verständnis sei. Sie haben schon vieles hinsichtlich der Aussagefähigkeiten des Auges bewiesen, soweit es sich um Krankheit handelt. Damit sind sie auf dem richtigen Weg. Dennoch steckt die Wissenschaft, an der sie arbeiten, noch so sehr in den Kinderschuhen, dass ihre Schlüsse weder völlig bewiesen noch ganz zuverlässig sind.

In naher Zukunft, wenn sich einmal unser planetarisches Leben etwas beruhigt hat, wird die ganze Frage der geistigen Schau und die Wahrnehmung der inneren Welten durch das Auge einen enormen Aufschwung erfahren, und es werden dabei Umstände offenbar werden, von denen man sich bisher nichts träumen lässt. Der Mensch wird in ein neues Leben und in eine Ära höheren Verständnisses eintreten. Die Lehre über die Iris des Auges ist ein Anzeichen dafür.

Warum sollte man nicht ein wenig über das Auge nachlesen und dessen okkulte Entsprechung zu der erschaffenen Welt und zum ganzen Problem des Lichtes bemerken? Die Augen und die Seele stehen in engem Zusammenhang; dabei ist - in der Sprache des Okkultismus - das rechte Auge der Repräsentant der Seele und daher das [337] Werkzeug der Buddhi, während das linke Auge der Vertreter der Persönlichkeit und das Werkzeug des niederen konkreten Denkens ist. Es wird für euch interessant sein, das zu lesen, was man in der «Geheimlehre» und anderen Büchern (einschliesslich der meinen) über dieses Thema finden kann; es führt zwangsläufig zu dem Schluss, dass hier ein bisher unerschlossenes Forschungsgebiet liegt, eine Lehre, die ein sorgfältiges Studium zum Nutzen der Gruppe, wenn nicht aus einem anderen Grunde, rechtfertigt.

Über psychologische Krankheitsursachen.

Zeigen sich «psychologische Krankheitsursachen» zuerst in Gehirnsymptomen an, ehe sie sich an anderen Körperteilen widerspiegeln? Hierzu kann ein Satz aus «Der Yoga Pfad» herangezogen werden:

«Das Gehirn zum Beispiel ist der «Schatten» oder das äussere Organ des Denkvermögens; der Forscher wird entdecken, dass der Inhalt der Gehirnhöhlung eine Beziehung zu den Aspekten des menschlichen Mechanismus hat, die man auf der Mentalebene findet.»

Denkt daran, dass die Lebenskraft durch das Herz wirkt und den Blutstrom verwendet, während der Bewusstseinsaspekt durch das Gehirn wirkt und das Nervensystem als Werkzeug benützt. Das ist der erste und wichtigste Punkt, den man begreifen muss. Psychologische Krankheitsursachen zeigen sich im Gehirn oder (wenn sie sehr niederen Grades sind) im Solarplexus. Sie machen sich jedoch an diesen Stellen, wo sie auftreten, nicht als Krankheitssymptome bemerkbar. Es handelt sich um Energien oder Kräfte, die - wenn sie mit den Energien des Körpers in Kontakt gebracht werden - als Folgeerscheinung (und nicht vorher)! jene Zustände herbeiführen, die wir mit Krankheit bezeichnen. Die psychologischen Ursachen sind Energieformen, die sich durch die ihnen entsprechenden Körperzentren auswirken und diese wiederum bestimmen und [338] prägen das Drüsensystem. Die Sekrete oder Hormone, die infolge dieser esoterischen Stimulierung erzeugt werden, gehen in den Blutstrom, und die Folge dieses ganzen Wechselwirkens kann entweder Gesundheit sein, wobei also gesunde psychologische Ursachen zum Ausdruck kommen oder aber Krankheit, bei der das Umgekehrte der Fall ist.

Die Möglichkeit zur Krankheit wie auch zu deren Heilung liegt also in der inneren Beziehung zwischen den feineren Energien, die durch bestimmte Zentren wirken und im angeschlossenen endokrinen System mit seiner Beziehung zum Blutstrom. Diese Erkenntnis fehlt jedoch noch der Schulmedizin. Man begreift schon vieles von der natürlichen, angeborenen Psychologie, aber es besteht noch eine Lücke zwischen dem physischen Körper und dem Ätherkörper und man bringt dem letzteren von seiten der Schulmedizin bis jetzt nur wenig Aufmerksamkeit entgegen. Es gibt noch kein wirkliches Verständnis für die - eben über den Ätherkörper gehende - Beziehung zwischen der inneren Psyche und der äusseren Form. Das Studium der Drüsen hat schon etwas Hilfe gebracht, aber die Medizin muss noch einen Schritt weitergehen und das Drüsensystem mit den inneren Zentren in Verbindung bringen.

Über Melancholieprobleme.

Diese Probleme sind sehr schwer einzuordnen, da sie die Folgen sehr verschiedenartiger Ursachen sind. Ich will sie hier aufführen, und diese Liste mag euch vielleicht einmal nützlich sein:

1. Ein Gefühl der Vereitelung, ein gehemmtes Wunschleben oder die Erkenntnis eines Grundfehlers, der im Leben begangen wurde.

2. Ein Sinn für Dramatik und ein Verlangen, auf der kleinen Bühne des persönlichen Lebens als bedeutend zu erscheinen. Das kann oftmals ganz unbewusst sein und einen wirklich unterbewussten Ursprung haben oder es handelt sich um eine sorgfältig kultivierte Haltung oder Gewohnheit.

3. Ein Schwächezustand, hauptsächlich ätherischer Art, der das Leben aller Freuden und sehnsüchtigen Wünsche beraubt und immer ein Gefühl der Nichtigkeit mit sich bringt. Dies erfahren viele Frauen, welche die Zeit der Menopause durchmachen.

4. Eine bestimmte Form des Zusammenbruchs in den Zellen, [339] der in irgendeinem speziellen Teil des Gehirns stattfindet.

5. Furcht vor Wahnsinn und vor dem Tod - eine grundlose Furcht, die sich niemals bestätigt, aber tatsächlich eine fixe Idee darstellt, so dass der Mensch das Opfer einer stark entwickelten Gedankenform wird.

6. Eine durch Überempfindlichkeit hervorgerufene Stimmung, die sich in die Leiden und Schmerzen der ganzen Welt versetzt. Jünger können zeitweise davon überwältigt werden.

7. Melancholie kommt sehr selten durch irgendeine Form der Besessenheit zustande, wie etwa Besessenheit durch «eine erdgebundene Wesenheit oder einen lebendigen, vampirähnlichen Menschen». Einige wenige solcher Fälle sind bekannt geworden, aber sie sind zu selten, als dass man sie als einen wesentlichen Faktor betrachten könnte.

8. Manchmal stellt sich eine Person auf einen Zustand von Massen-Melancholie ein, wie man ihn z.B. in unseren Sanatorien oder Anstalten finden kann. Der Zustand hat dann in Wirklichkeit nichts mit dem Betreffenden zu tun, aber da er sensitiv ist, identifiziert er sich mit jenen, die an akuter Melancholie leiden.

9. Melancholie ist auch als Krankheitssymptom (aber nicht einer Gehirnkrankheit) ziemlich häufig, und sie verschwindet, wenn die Krankheit richtig behandelt wird.

Ein Mensch kann auch an mehreren solchen Ursachen leiden, wie zum Beispiel vielleicht an der Kombination der Ursachen 1, 2 und 6.

Über Vollmond und Psychosen.

Ein Zweig der künftigen esoterischen Medizin wird sich mit dem Gesetz der Mond- und Sonnenzyklen befassen. Man wird dann als Tatsache beweisen, was man schon immer vermutet hat und was jetzt allgemein anerkannt wird: dass nämlich die Zeitspanne des Vollmonds eine ganz deutliche Wirkung auf unausgeglichene Menschen sowie auf den Traumzustand ausübt und häufig ganz drastisch [340] jene neurotischen und erotischen Zustände herbeiführt, die heute so überhand nehmen.

Der erschreckende Anstieg des Wahnsinns und der Unausgeglichenheit geht auf drei Ursachen zurück.

1. In der heutigen Übergangszeit stossen die Wassermann- und die Fischekräfte aufeinander; so ist ein Zustand eingetreten, der es sensitiven Menschen sehr schwer macht, überhaupt normal zu leben. Um den Gedanken in einem Symbol auszudrücken: Es ist beinahe so, als wenn die Menschheit, nachdem sie sich auf Erden eingelebt hat, sich nun daran gewöhnen müsse, im Wasser zu leben. Ich spreche hier vom Gesichtspunkt der Form aus.

2. Dazu kommt die intensive geistige und gedankliche Stimulierung, die heute den Massen durch die Hierarchie unseres Planeten zuteil wird. Es ist beabsichtigt, alten Lebensweisen ein Ende zu machen, durch einen Umstellungsprozess neue Lebensgewohnheiten zu schaffen und so eine neue Zivilisation einzuleiten, die auf einer zunehmend subjektiven Kultur beruht. Ich möchte euch bitten, über diesen letzten Satz nachzudenken.

3. Es strömt mehr Licht von der Astralebene her ein (was gegenwärtig noch nicht erkannt wird) und auch die gewöhnliche Lichtfülle auf der physischen Ebene hat in erstaunlichem Mass zugenommen. Dies führt zu Überempfindlichkeit. Das Arbeiten bei starkem elektrischen Licht und das allgemein grelle Licht, in dem die Menschheit heute lebt, wird seinen Tribut von der Menschheit so lange fordern, bis sich der menschliche Mechanismus dem Licht angepasst hat. Denkt daran, dass diese allgemeine Verwendung des Lichtes noch nicht einmal hundert Jahre alt, und dass sie eine okkulte Wirkung mit weitreichenden Folgen ist.

Ich erwähne diese drei Faktoren, da sie zu einem grossen Teil für die Neigung zu abnormer Empfindlichkeit verantwortlich sind. Studierende des Okkultismus wissen genau, dass zur Zeit des Vollmonds gewisse hohe Kontakte leichter herzustellen sind als zu anderen Zeiten, aber gerade hier liegt die Schwierigkeit, meine Brüder. [341] Zur Zeit des Vollmonds empfangen (für die Dauer von fünf Tagen) Mond und Erde mehr von der Sonne widergespiegeltes Licht als zu einer anderen Zeit. Dafür gibt es einen subjektiven Grund. Ich kann ihn euch nur durch ein Symbol erklären, das euch entweder die Wahrheit vermitteln oder aber verschleiern kann. Symbolisch gesprochen tritt also die Periode intensivster Meditation unseres planetarischen Logos zur Zeit des Vollmonds in jedem Monat ein; ebenso wie ihr eure Meditation pflegt, so hat er an seinem hohen Orte zu bestimmten Zeiten einen Kontakt. Dies führt dazu, dass eine Strahlung einströmt und sowohl subjektive wie objektive Energie hereinkommt. Allen wahren Schülern wird daher ihre Arbeit auf der Mentalebene erleichtert; sie werden dann fähig, erfolgreicher zu meditieren und eine Erkenntnis mit grösserer Leichtigkeit zu erlangen. Sie nehmen in ganz bestimmter Weise teil an dem, was der Herr Shamballas erreicht.

Wie ihr wisst, ist der Mond eine Schale, eine uralte Form, durch die der planetarische Logos einst seine Wesensäusserung suchte.

Er löst sich physisch langsam auf, jedoch noch nicht in astraler Hinsicht und darum ist er noch mit dem Astralkörper des planetarischen Logos und dadurch auch mit dem Astralkörper aller Menschen eng verbunden. Sein Einfluss auf alle unausgeglichenen Menschen ist folglich zur Zeit des Vollmonds stärker. Man wird schliesslich darauf kommen, dass dieser Mangel an Gleichgewicht, um den es sich in Wirklichkeit handelt, letzten Endes zwischen dem Astralkörper, dem Ätherkörper und dem physischen Mechanismus besteht.

Menschen, die entschieden nach Geistigkeit streben und Menschen, deren Schwerpunkt im Gedankenleben liegt, können aus diesen Vollmondzyklen Nutzen ziehen; diejenigen, die ausgesprochen unausgeglichen, stark astral und emotionell eingestellt sind und häufig von unbeherrschtem Begehren überflutet werden, fühlen sich durch diese Zyklen behindert, überreizt und psychisch verwirrt. Zu dieser Zeit leuchtet der Schleier der Illusion auf, in dessen Gefolge [342] Halluzinationen, astrale Visionen, psychische Antriebe, jene falschen Auslegungen des Lebens und die Überbetonung von Lebensaspekten auftreten, die wir Phobien (krankhafte Angst), Mondsüchtigkeit usw. nennen.

Ich möchte hier eine Andeutung geben, die ich euch zwar nicht beweisen kann, die sich aber in der Zukunft als wahr herausstellen wird. Die sogenannten mentalen Hauptkrankheiten haben selten etwas mit dem Denkvermögen selbst zu tun. Es sind:

1. Krankheiten des Gehirns.

2. Störungen des Solarplexus.

3. Beherrschtsein durch die Astralnatur.

4. Verfrühtes Hellsehen und Hellhören.

5. Besessenheit.

6. Geistesabwesenheit.

7. Seelenlosigkeit.

Das ist natürlich eine weitläufige Verallgemeinerung und hat keine Beziehung zu jener Kategorie von Krankheiten, die sowohl mit der Denkfähigkeit wie mit dem Gehirn zu tun haben. Die Krankheiten der Mystiker gehören ebenfalls in eine andere Kategorie; sie ziehen natürlich das Gehirn in Mitleidenschaft, weisen auf eine mentale Unausgeglichenheit hin und führen zu verschiedenartigen Herzkrankheiten und zu den verschiedenen neurotischen Tendenzen, unter denen die Heiligen der Welt so oft zu leiden hatten.

Eines will ich jedoch zu eurer Ermutigung hinzufügen. Wenn die Menschheit als Ganzes unter die Herrschaft des Sonnenherrn, des Sonnengottes, der Seele kommt, dann werden die Mondzyklen immer mehr von ihrer verderblichen Wirkung verlieren, und es werden die heute so häufigen, verschiedenen neurotischen Leiden und mentalen Krankheiten aussterben. Diese Zeit ist noch nicht da. Es ist für mich nicht leicht, euch über den Mond und seine Phasen mehr mitzuteilen, da dies eines der grössten Geheimnisse bildet, die bei der dritten Einweihung offenbart werden.

Über Kräfteverteilung; Bluttransfusion.

Statt zwei [343] Fragen habt ihr hier mehrere. Ich möchte sie so aufzählen, dass ihr erkennen könnt, was ich meine und um sie klar beantworten zu können. Einige dieser Fragen sind Folgerungen und nicht deutlich gestellt, aber wenn ich sie behandeln soll, so müssen sie in Frageform gekleidet werden; und selbst dann ist das Thema noch so umfassend, dass die Zeit nicht ausreicht.

1. Wie kann man eine harmonischere Kräfteverteilung zum Wohl aller erreichen?

2. Könnten uns über dieses Problem der Kräfteverteilung einige spezielle Belehrungen gegeben und einige esoterische Methoden mitgeteilt werden, die unserer Entwicklungsstufe entsprechen?

3. Gibt es für die Tatsache der Blutübertragung . . . irgendeine Entsprechung zu einem Übertragungsprozess feinstofflicher Energien auf den inneren Ebenen?

4. Gibt es spezielle Mittel ausser denen, die wir schon anwenden, mit deren Hilfe diejenigen von uns, welche auf dem zweiten Strahl sind, die Liebesqualität wirksamer auf Brüder auf dem ersten Strahl übertragen können und umgekehrt?

5. Was für eine Wechselbeziehung und Zusammenarbeit besteht zwischen den Strahlleben und insbesondere zwischen den Wesenheiten des ersten und zweiten Strahles?

6. Wie kann uns das Beispiel der engen Zusammenarbeit und Freundschaft zwischen dem Meister M. und dem Meister K. H. praktische Hilfe und Inspiration geben?

Ihr könnt wohl daraus ersehen, dass es unmöglich ist, diese umfangreiche Gruppe von Themen zu behandeln. Ich will jedoch einige von ihnen so kurz als möglich beantworten oder wenigstens die Richtung anzeigen, in der sich eure Gedanken bewegen sollten.

1. Eine harmonische Kräfteverteilung ist in ihrer Anordnung und folglich in ihren äusseren Wirkungen verschieden - nicht [344] nur entsprechend dem Strahltypus, sondern auch je nach dem Alter der Seele und dem Standort des Einzelnen auf dem Pfad. Die Anordnung in den feinstofflichen Körpern ist jeweils anders bei dem Probejünger und bei dem vor der Annahme stehenden Jünger, beim angenommenen Jünger und jedem anderen Grad auf dem Pfad der Einweihung. Diese Anordnung wird auf dreierlei Art erreicht oder ist abhängig von dreierlei sich entwickelnden Einflüssen:

a. Durch ein Leben geistigen Strebens, wie es im physischen Gehirnbewusstsein verspürt wird.

b. Durch das spontane Erwachen der Zentren in der richtigen geometrischen Stufenfolge. Darauf habe ich schon in einigen meiner Bücher hingewiesen; mehr kann jedoch nicht mitgeteilt werden, da es sich um eines der Geheimnisse der ersten Einweihung handelt. Die Neuordnung und Neuanpassung geht - im technischen Sinn - während der ganzen Zeit, in der sich ein Mensch auf dem Pfad befindet, weiter und macht Fortschritte.

c. Durch die Dezentralisierung des gesamten bewussten Innenlebens. Der Dienende wird:

1. Mystisch extrovertiert.

2. Einer, «der sich aus dem Mittelpunkt zurückzieht.»

3. Einer, «der an der Peripherie des Herzens lebt.»

4. Einer, «der über dem zentralen Lotos schwebt.»

5. Einer, «der fern steht, alles von weitem sieht und doch in der Form alles Seienden lebt.»

Ein Studium dieser bildlichen Sätze mag euch den Schlüssel zu der richtigen Energieverteilung geben.

2. Die zweite Frage ist in der obigen kurzen Aussage schon ein wenig mit beantwortet. In meinen persönlichen Anweisungen an euch alle (Jüngerschaft im Neuen Zeitalter, Bd. I und II) tue ich mein Möglichstes, um zweierlei zu erreichen:

a. Den Bereich des Persönlichkeitsleben zu klären, so dass die höheren Energien freieren Spielraum haben.

b. Jene [345] Voraussetzungen zu schaffen und jene richtige Einstellung zu erzielen, die zu einer inneren Harmonie und folglich auch zu harmonischen äusseren Beziehungen führen. Ich möchte euch jedoch zu bedenken geben, dass die innere Harmonie eines Bruders in einer Gruppe nicht ausreichen mag, um Harmonie in einem anderen Bruder oder in der Gruppe herzustellen.

3. Bluttransfusion ist das Symbol für zweierlei: Erstens dafür, dass das Blut das Leben ist und zweitens, dass es nur ein alle Formen durchdringendes - Leben gibt, und dass dieses also unter richtigen Bedingungen übertragbar ist. Es ist ausserdem ein Akt synthetischen Dienstes. Denkt darüber nach.

4. Eure Frage gibt mir die Gelegenheit, darauf hinzuweisen, dass sogar ein Verständnis und ein Interesse für die Strahltypen (so wie sie zum Beispiel in einer Gruppe vorkommen) an sich schon zu einer subtilen absondernden Einstellung führen kann. Für keinen inkarnierten Gottessohn auf der physischen Ebene oder in den drei Welten besteht die Notwendigkeit, seine Strahlqualität auf seinen Bruder zu «übertragen». An diesen Strahlqualitäten haben alle gleichermassen Anteil, und die Seele eines Bruders - die sich in keiner Weise von irgendeiner anderen Seele unterscheidet - wird die notwendige Umwandlung oder Übertragung in das Persönlichkeitsleben bewerkstelligen. Man kann den Vorgang dadurch erleichtern, dass man jene Voraussetzungen für Harmonie und Frieden schafft, unter denen ein Bruder mit möglichst wenig gegensätzlichen Einstellungen in Berührung kommt und wo die gegenseitige Liebe einen wirksamen Ansporn geben kann. Aber das ist keine Übertragung. Was in euch ist, ist auch in allen anderen vorhanden, und die Liebesqualität ist (vor allen anderen Qualitäten) das beherrschende Merkmal aller Strahlen.

5. Diese Frage ist nicht nur eines der Geheimnisse der Okkulten Wissenschaften, sondern auch viel zu weitläufig in ihren Folgerungen und ein zu kompliziertes Problem, als dass ich sie an dieser Stelle behandeln könnte.

6. Die Beziehung zwischen den beiden genannten Meistern kann auf zweierlei Art studiert werden:

a. Indem man [346] die erfolgreiche Zusammenarbeit betrachtet, die zwischen den unter ihnen arbeitenden Jüngergruppen besteht.

b. Indem man jene Menschen studiert (und es gibt deren viele), die eine Persönlichkeit auf dem ersten Strahl und ein Ego auf dem zweiten haben oder umgekehrt.

Letzten Endes bringen wir, meine Brüder, eine richtige, zu harmonischen Beziehungen führende Kräfteverteilung dadurch zustande, dass wir versuchen, selbstlos zu leben. Für den Probejünger bedeutet dies eine erzwungene selbstlose Tätigkeit auf der physischen Ebene. Für den angenommenen Jünger bedeutet es ein Leben frei von all jenen selbstsüchtigen, egoistischen Emotionen, für welche Selbstmitleid und Selbstdramatisierung charakteristische Beispiele sind; für den Eingeweihten bedeutet es eine gedankliche Haltung, die frei von selbstsüchtigem Denken und von Wichtigtuerei im Gedanken an das Ego ist.

Über Leiden.

Leiden ist im letzten Grunde nur möglich, wenn sich die Seele mit dem Körper identifiziert oder besser, wenn sich der Geistaspekt der Seele (im Körper) mit der Tierseele identifiziert, welche die Form durchdringt und belebt und deren zeitweiliges Leben darstellt. Bei Bewusstlosigkeit nimmt die Tierseele Schmerz und Leiden wahr und die Krankenwärter und Beobachter wissen dies genau; aber da gibt es keinen wirklichen Schmerz und keine tatsächliche Qual, da der eigentliche Mensch die Geistseele, entweder durch übermässige Schmerzen (wie es bei der echten Bewusstlosigkeit der Fall ist) oder durch Betäubungsmittel vertrieben wurde.

Das Leiden der Seele ist, wenn die Persönlichkeit verloren geht, nur ein symbolischer Ausdruck. Es gibt für sie keinen Schmerz oder wirkliches Leiden, und häufig hat sie auch keine Kenntnis von dem Ereignis, denn die Schwingung ist nicht hoch genug, um in jene Ebene einzudringen, auf der die Seele weilt. Falls jedoch eine solche [347] Kenntnis vorhanden ist, erfährt die Seele, wenn ich mich so ausdrücken darf, das Gefühl einer verlorenen Gelegenheit und demnach ein Gefühl der Vereitelung; aber es ist nicht mehr als dieses denn die Geduld der Seele, wie auch die der Hierarchie, ist unbegrenzt. Gerade weil wir symbolisch sprechen und sagen, dass die Seele leide, dürfen wir dies nicht auch in gewöhnlichen Begriffen auslegen.

Das Leiden Christi oder des planetarischen Logos oder Gottes Selbst ist nicht in Begriffen von Persönlichkeitsreaktionen zu erfassen. Wir gebrauchen zwar die Worte, in Wirklichkeit bedeuten sie aber «losgelöste und isolierte Identifizierung». Sagt euch dies irgend etwas, meine Brüder?

Falsche Identifizierung ist die Ursache für Schmerz und führt zum Leiden, zu Trübsal und verschiedenen anderen Wirkungen. Richtige Identifizierung führt zu verständnisvollem Begreifen der psychologischen Situation des Leidenden, jedoch nicht zu echtem Schmerz und Kummer, wie wir es normalerweise verstehen.

Über planetarische Energie.

Die Gesamtsumme aller Energie bleibt immer gleich, solange unser Erdenplanet mit seinen Formen und Lebensäusserungen andauert. Sie ist ein Teil des grossen Energievorrats. Wir bemerken die Verwendung und Wirkung dieser Energie, wenn sie von einer Form (oder von Formen) irgendwelcher Art benutzt wird, nur deshalb, weil sie von ihrem eigenen Platz an einen Ort gezogen wird, wo sie normalerweise nicht wirken würde. Dort schafft sie Situationen und Schwierigkeiten, die eng mit dem Karma und dem Schicksal eines Menschen zusammenhängen. Es gibt eine grosse, zurückziehende Energie, die wir Tod nennen und deren Einfluss sich zu einer bestimmten Zeit als viel stärker erweist als die Einflüsse aller Körperatome und -Zellen zusammen. Sie erzeugt die Neigung, sich zurückzuziehen und schliesslich die Seelenenergie abzuziehen, die sich dieser Wirkkräfte bedient, wenn sie im Begriff ist, eine Körperhülle auf der einen oder anderen Ebene zu verlassen. Man könnte sagen, dass die Samen des Todes (die Todeskeime) in unserem Planeten [348] und in den Formen verborgen ruhen. Wenn sie stark genug sind, dass man sie erkennen kann, nennen wir sie Bakterien, aber dies bezeichnet schon ein bestimmtes Stadium von einer beinahe greifbaren Beweiskraft. Wenn sie ungebührlich stark sind, bringen sie akute Krankheit und darauffolgenden Tod; haben sie schwächere Wirkungen, so nennen wir sie Unwohlsein und bemerken ihre reinigende Wirkung. Diese Verunreinigungen (wie man sie nennen kann, obwohl es keineswegs ein guter Name ist) treten nur dann als solche auf, wenn die Ansammlung von Energien, die wir «Mensch» nennen, mit diesen verunreinigenden Einflüssen oder uralten Energiearten in Berührung kommt; die nachfolgende Wirkung ist für das Wohlergehen des physischen Körpers natürlich schlecht.

Über die Umwandlung des Verlangens.

Man darf nicht vergessen, dass das Wunschleben alle Handlungen beherrscht und leitet, wenn die Lebenskraft in der Begierdennatur konzentriert ist; und das ist bei den meisten Menschen der Fall. Aber eine planvolle Gedankenbeherrschung ist nur dann möglich, wenn die Lebensaktivität auf der Mentalebene konzentriert ist. In diesem Fall braucht das Verlangen nicht unterdrückt zu werden, da das Schwergewicht der gesammelten Aufmerksamkeit an anderer Stelle liegt; folglich gibt es auch keine wilde Begierde, die unterdrückt werden muss. Unterdrückung ist der Versuch des im Astralkörper zentralisierten Menschen, den Willensaspekt des Denkens herein zubringen. Aber dies erreicht er selten. Die Begierde mag zwar durch die intensive Anstrengung, die der Mensch macht, um ein mentales Bewusstsein zu gewinnen, vergehen, aber es findet weder eine wirkliche Unterdrückung statt noch wird der Wille aufgerufen. Wenn das Leben eines Menschen durch das Denkvermögen von den mentalen Bereichen aus geleitet und beherrscht wird, dann findet eine Umwandlung statt; diese Transmutation (durch welche die Astralnatur verändert und umgewandelt wird) kann geistiger Art oder einfach zweckbedingt sein. Begierde kann umgewandelt werden in geistiges Streben oder in eine Haltung, die mit dem Willen des Denkens übereinstimmt, das sie zum Ausdruck bringt. Darum ist es notwendig, die Motive und Ziele sorgfältig zu analysieren.

Über Karma.

Ich habe [349] euch schon angedeutet, dass die ganze Frage des Karmas noch nicht genügend verstanden wird. Es besteht ein grosses Gesetz von Ursache und Wirkung, doch ist ein bestimmter Aspekt davon niemals hervorgehoben worden; und das menschliche Wissen über das Karma steckt noch ganz in den Anfängen. Man hat Karma stets im Sinn von Unglück ausgelegt, im Sinn von schmerzlichen Folgen, von Irrtum, Strafe und schlimmen Ereignissen, sowohl für den Einzelnen wie für die Gruppe. Und dennoch ist die menschliche Natur so schön und vieles von dem, was getan wird, ist so gut, so selbstlos und so sehr auf das Glück gerichtet, dass das Üble häufig durch das Gute unwirksam gemacht wird. Es gibt überall - so wenig man es sich klar machen mag - eine Überfülle an gutem Karma von einer Wirkungskraft (unter demselben Gesetz), die der des sogenannten schlechten Karmas gleichkommt. Davon wird immer nur wenig gesprochen. Dieses gute Karma bringt Kräfte zur Wirksamkeit, die sich in irgendeinem speziellen Fall als heilende Energien auswirken können. Auf diese Energien zum Guten, die verdient und tatsächlich wirksam sind, kann der Heiler immer rechnen. Das ist der erste Punkt. Denkt darüber nach.

Karma ist ein bestimmender Faktor. Aber solange ein Heiler noch kein vorgeschrittener Eingeweihter und daher auch nicht fähig ist, erfolgreich und einsichtsvoll auf den Kausalebenen - wo die Seelen leben - zu wirken, kann er unmöglich entscheiden, ob irgend ein spezieller Fall einer Heilbehandlung zugänglich ist oder nicht. Darum nimmt der Heiler oder praktizierende Jünger in seinem Denken die Möglichkeit der Heilung an (sei sie nun wirklich möglich oder nicht) und glaubt an das gute Karma des Patienten; so geht er daran, alle nur möglichen Hilfsmassnahmen zu treffen. Das ist der zweite Punkt.

Drittens möchte ich euch und allen, die sich mit der Heilkunst befassen zu verstehen geben, dass viel von dem sogenannten Unglück, das in Krankheit und Tod (besonders in dem letzteren) liegt, auf einer falschen Einstellung gegenüber dem Tod [350] und einer Überschätzung der Wohltätigkeit des Formlebens beruht. Das Freiwerden einer Seele durch Krankheit und Tod ist nicht unbedingt ein unglückliches Ereignis. Eine neue, bessere Einstellung gegenüber dem Phänomen des Todes ist notwendig und möglich und steht nahe bevor. Darauf brauche ich hier also nicht näher einzugehen. Aber ich möchte euch damit eine neue Ansicht über das Thema Krankheit und Tod geben.

Werdet ihr auch erstaunt sein, wenn ich behaupte, dass es nach dem Gesetz durchaus möglich ist, «in das Karma einzugreifen?» Man kann die grossen Gesetze übersteigen und dies ist in der Vergangenheit oftmals geschehen und wird in Zukunft immer häufiger vorkommen. Das Gravitationsgesetz wird sehr oft unwirksam gemacht und täglich überwunden, wenn ein Flugzeug aufsteigt. Die Energie des Glaubens kann höhere Energien in Bewegung setzen, die imstande sind, eine Krankheit unwirksam zu machen oder abzuschwächen. Die ganze Frage des Glaubens und seiner lebenswichtigen Bedeutung und Macht ist ebensowenig verstanden wie das Gesetz des Karma. Es ist ein ungeheures Thema und ich kann mich nicht weiter darauf einlassen. Aber ich habe genug gesagt, um euch Stoff zum Nachdenken zu geben.

Was die Verlängerung der Lebensspanne anbetrifft, die sich während des letzten Jahrhunderts wissenschaftlicher Erfolge eingestellt hat, so möchte ich darauf hinweisen, dass echte Methoden und die Möglichkeiten eines planvollen Seelenwirkens auf der physischen Ebene stets verzerrt und falsch dargestellt werden durch frühere wissenschaftliche Bemühungen, die zwar richtige Motive haben, jedoch nur ein Symbol in der äusseren Lebenssphäre für kommende und gewöhnlich in der Zukunft liegende Aktionen der Seele sind. Die Lebensspanne wird schliesslich willentlich verkürzt oder verlängert werden von Seelen, die bewusst dienen und den Körpermechanismus als ein Instrument verwenden, mit dem man dem Plane nützlich sein kann. Heute wird häufig - sowohl im Alter wie in der Kindheit - ein Leben in der Form erhalten, dem man eine Befreiung zu Recht gewähren könnte. Es dient keinem nützlichen Zweck und verursacht viel Schmerz und Leiden den Formen, welche die Natur (wenn man sie sich selbst überliesse) nicht lange verwenden, sondern auslöschen würde. Beachtet dies. Durch die übermässige [351] Bedeutung, die wir dem Formleben zumessen, durch die allgemein vorhandene Todesfurcht - die Furcht vor jenem grossen Übergang, dem wir alle ins Auge sehen müssen -, durch unsere Ungewissheit, ob es wirklich eine Unsterblichkeit gibt sowie durch unser Anklammern an die Form halten wir die natürlichen Vorgänge an und fesseln das Leben, das nach Freiheit ringt, an Körper, die für die Absichten der Seele ganz ungeeignet sind. Versteht mich nicht falsch. Ich will absolut nichts sagen, was eine Belohnung auf den Selbstmord aussetzen könnte. Ich erkläre jedoch ganz ausdrücklich, dass das Karmagesetz oft beiseitegeschoben wird, wenn man Formen vor der Auflösung bewahrt, die verlassen werden sollten, da sie keinem nützlichen Zweck mehr dienen. Diese Erhaltung wird in den meisten Fällen von der Gruppe des betreffenden Patienten erzwungen und nicht von ihm selbst, der häufig ein unbewusster Kranker, ein alter Mensch ist, dessen physische Ausrüstung für Kontakt und Reaktion schon mangelhaft ist oder aber ein Kleinkind, das nicht normal ist. Diese Fälle sind ganz klare Beispiele für eine Aufhebung des Karmagesetzes.

Die Seele lernt durch innere Angleichung, Zeit in der rechten Weise anzuwenden; oder besser gesagt: das Gehirn, das der einzige zeitbewusste Faktor im Menschen ist, ist nicht länger das beherrschende Attribut; das Denkvermögen, als das Werkzeug der Seele (deren Bewusstsein Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft umfasst) sieht Leben und Erfahrung so, wie sie wirklich sind. Der Tod bedeutet daher nur eine Episode, einen Übergang in einer ungeheuren Reihe von Übergängen. Wenn man diese Haltung der Seele versteht, dann wird sich unsere gesamte Lebensweise und infolgedessen auch unser Sterben vollständig ändern.

Zum Schluss möchte ich jedoch, in nur scheinbarer, aber nicht wirklicher Entkräftung des oben Gesagten wiederholen, dass der Heiler demjenigen, den er heilen will, sein Bestes geben wird. Da er meistens nicht die Fähigkeit des Hellsehens besitzt, da er zeitbewusst ist und unter dem Einfluss des Karmas steht, wird er sein Äusserstes tun, im Rahmen und im Sinne seiner Ausbildung sowie in Übereinstimmung mit den Anweisungen, die in dieser Abhandlung über [352] das Heilen gegeben werden. Ihr versteht doch wohl, dass in dieser Zeit und auf der jetzigen Stufe der Menschheitsentfaltung jeder Heiler, der um Hilfe ersucht wird, verpflichtet ist, dem Körper Gesundheit zu verschaffen, um ihm dadurch weitere Lebenserfahrungen zu ermöglichen. Ihr müsst euch ausserdem klarmachen, dass vieles, was heute von den Metaphysikern geglaubt, angenommen und gelehrt wird, auf falschen Voraussetzungen beruht, wie etwa das, was über das Wesen der Materie, die Zeit, den Wert der Formexistenz und die Furcht vor dem Tod gesagt wird. Versucht, diese Anschauung und Ansichten aus eurem Bewusstsein auszuschalten, und ihr werdet zu einem richtigeren Ausblick auf die Heilkunst kommen.

Später, in wenigen Jahren, werden wir wahrscheinlich anfangen können, uns mit speziellen Fällen zu beschäftigen. Inzwischen möchte ich jedoch, dass ihr euch an ganz allgemeine Hinweise, Grundgesetze und Vorschläge haltet, und dass ihr die entscheidenden Fragen nicht mit rein physischen Geschehnissen, die zeitweilig oder chronisch auftreten oder mit Tod und Schicksal trübt oder überschattet.

Man darf jedoch eine Bitte um wirkliche Hilfe niemals zurückweisen. Man darf für keine Bedrängnis, mag sie physisch, mental oder psychologisch sein, ein taubes Ohr haben. Aber ich möchte euch auf die Tatsache aufmerksam machen, dass ein Erfolg im Heilen nicht immer Befreiung von Krankheit und die sogenannte physische Heilung des Patienten zu bedeuten braucht. Ein physischer Erfolg kann einfach heissen, dass der Plan der Seele für den betreffenden Menschen aufgeschoben wird. Als Erfolg könnte man werten, wenn man falsche innere Einstellungen und irrtümliche Gedankengänge richtigstellt und dennoch den physischen Körper so lässt, wie er war; wenn man den Patienten (durch weise Belehrung und Geduld) mit seiner Seele in Kontakt und Harmonie bringt und folglich sein Leben wieder auf die ewigen Wahrheiten hinlenkt. Der Erfolg könnte darin bestehen, dass man den Menschen in der richtigen Weise auf jenes grosse, sinnvolle Geschehen, das wir Tod nennen, vorbereitet und ihm auf diese Weise Schmerzerleichterung bringt.

Die ganze [353] Heilwissenschaft wird sich schliesslich immer mehr verlagern auf das Gebiet vorbeugender Medizin, auf die psychologische Anpassung des Einzelnen in seiner Gruppe und auf die Beschaffung richtiger Lebensbedingungen, richtiger Ernährung und Wohnmöglichkeit für die Menschen. Das erfordert jedoch viel Zeit. Solange die Menschheit noch auf dem Weg ist zu den neuen Lebensmethoden - mit den daraus sich ergebenden Wirkungen besserer Gesundheit und richtigeren Verstehens der Gesundheitsgesetze - müssen alle jene, die als magnetische Zentren in der Welt stehen, entsprechend dem Licht, das in ihnen lebt, ständig auf die Menschen einzuwirken suchen, um sie zu stützen, zu heilen und ihnen zu helfen, die nötigen Umstellungen und Anpassungen vorzunehmen. Nichts sollte euren Dienst in dieser Richtung aufhalten - nicht einmal die Erkenntnis, dass es Grenzen und Unwissenheit gibt. Tut alles, was ihr könnt, um zu ermutigen und Sympathie zu erwecken, auf unerwünschte Einstellungen hinzuweisen, falschen Lebensweisen ein Ende zu machen und kümmerliche psychologische Ausdrucksweisen - soweit ihr sie seht - nach besten Kräften zu ändern. Denkt dennoch daran, dass eure besten Methoden und Arbeitsweisen wahrscheinlich längst nicht euren künftigen Fähigkeiten entsprechen und bleibt immer bereit, euren Standpunkt zu ändern, wenn sich ein höherer und besserer Weg zeigt. Vor allem aber gebt allen, die eure Hilfe suchen, das vollste Mass an Liebe, denn Liebe befreit, Liebe korrigiert und klärt alles, und Liebe heilt auf allen drei Ebenen.

Über Gruppenkrankheiten.

Die meisten Übel des Körpers wurzeln letzten Endes in irgendeiner Reaktion auf eine Gruppentätigkeit. Wir werden die Tatsache begreifen müssen, dass der Ausdruck «Gruppenleben und Gruppentätigkeit» nicht nur vergangene Erbanlagen oder ererbte Gruppenneigungen umfasst, sondern auch auf gegenwärtige Kontakte mit der Welt hinweisen kann, welche die Widerstandskraft in viel höherem Grade schwächen oder stärken als dies allgemein für möglich gehalten wird. Eine der Ursachen für Krebs - der in früheren, [354] gemächlicheren Tagen des Menschheitslebens nicht so weit verbreitet war, denn der Herden-Instinkt war noch nicht so mächtig wie heute - liegt in der verstärkten Anreizung des Körpers. Diese Aufputschung wird durch den engen Kontakt verursacht, den wir im täglichen Leben miteinander haben, durch unser zusammengeballtes Massendasein, besonders in den Grossstädten. Wenn Zellen lebendige Organismen sind (wie es ja wirklich der Fall ist), dann reagieren sie auf Gruppenorganismen, auf massenweise Zellausströmungen und -Ausstrahlungen. Dieser ständig fliessende Energiestrom, der von der Zusammenballung von Körperzellen in der Massenmenschheit ausgeht, kann bei bestimmten Menschentypen zu einer Überreizung in irgendeinem Teil des körperlichen Zellaufbaues führen. Das geschieht meistens dort, wo eine Schwäche im Äther- oder Lebenskörper besteht, wo also die Verteidigungskräfte der Zellen geschwächt sind; daraus ergibt sich häufig Krebs oder ein krebsartiger Allgemeinzustand. Das ist die fundamentale Ursache; die moderne Forschung jedoch befasst sich mit sekundären Ursachen und Wirkungen dieser ätherischen Schwäche. Ich werde das später ausführlicher erörtern. Es wird euch klar werden, dass, wenn wir anfangen, uns mit dem Lebenskörper zu beschäftigen und ihn mit grösserem Verständnis und Wissen zu betrachten, wir in der Lage sein werden, solche Krankheiten wie Krebs viel wirkungsvoller zu behandeln.

Über die Anwendung des Denkvermögens und der Imagination, um Gruppenbewusstsein zu entwickeln.

Wenn ein Mitglied einer Gruppe - etwa einer Heilergruppe von der Entwicklung des Gruppenbewusstseins spricht, so meint es damit seine spezielle Brüdergruppe und seine Gruppe als Einheit von mehreren Seelen. Vergesst nicht, dass eine solche Einheit an sich schon eine trennende Vorstellung vom Gesichtspunkt des grösseren Ganzen aus bedeutet; sie dient jedoch einem nützlichen Zweck, wenn man die Gruppenmitglieder schult, in jenen weiteren Begriffen zu denken. Sie dient als Schrittstein, der vom Bewusstsein der isolierten Persönlichkeit wegführt.

Wenn ihr tatsächlich als eine vollständige Einheit - mehrere Persönlichkeiten und eine Seele - fühlen, denken und wirken könnt, dann wird es verhältnismässig einfach sein, die Vorstellung auf [355] immer weitere Bereiche auszudehnen, euren Horizont zu erweitern und so in einem viel umfassenderen Sinne universal zu werden.

Um das Denken zu diesem Zweck verwenden zu können, muss der Mensch fähig werden, den Unterschied zwischen Analyse und Kritik klar zu verstehen. Das ist schwer und für viele beinahe unmöglich. Spuren der Erleuchtung in dieser Angelegenheit werden sich zeigen, wenn die Gruppe in aller Ernsthaftigkeit aushält. Die Mitglieder müssen lernen, als Gruppe für die gleichen geistigen, mentalen und humanistischen Ideen empfänglich zu werden und so als «telepathische Einheit» in einen gemeinsamen Gedankengang einzuschwingen. Sie alle müssen sich als Gruppe in dieselben Dinge vertiefen, die von der Seele der Gruppe angegeben werden und nicht von einer Person in der Gruppe, wie es leicht der Fall sein kann. Sie müssen als Gruppe lernen, das Denken stetig im Licht zu halten - das Gruppendenken und nicht das Denken der Einzelnen.

Wenn ihr die Imagination zu diesem Zweck verwendet, so müsst ihr die Fähigkeit entwickeln, die äusseren Formen ausser acht zu lassen und euch auf die inneren Lichtfäden zu konzentrieren, die Bruder mit Bruder, Gruppe mit Gruppe, Reich mit Reich in der Wesensäusserung des Lebens Gottes Selbst vereinigen. Gerade die schöpferische Anwendung der Imagination bringt einen integrierten Gruppen-Ätherkörper hervor und befähigt euch, diesen Gruppenkörper aus Kraft und Licht als eine vollständige Form und als einen Ausdruck der Intelligenz, des Willens und des Vorhabens der Gruppe zu sehen - jedoch nicht als Ausdruck des Willens oder der Absicht eines oder mehrerer tonangebender Köpfe in der Gruppe. So können sich diese Qualitäten auf der physischen Ebene in der richtigen Weise auswirken. Wenn sich die Gruppenmitglieder jedoch vornehmlich mit ihren eigenen Ideen, Plänen und Problemen und mit der Frage befassen, wie sie all das, was an Licht und Wissen hereinströmen mag, verwenden könnten, dann machen sie jede Möglichkeit, von der gemeinsamen, vereinten Imagination einen solchen schöpferischen Nutzen zu ziehen, zunichte. Es erfordert viel sorgfältige Pflege und Selbsthingabe an die Seele, um davon gänzlich frei zu werden.

Über Heilungsenergie.

Von Anfängern [356] wird manchmal die Frage gestellt: «Können wir klar unterscheiden zwischen der Heilungsenergie, die durch die Seele und der, die durch die Persönlichkeit zum Ausdruck kommt? Können wir ein Verständnis für die Rolle gewinnen, welche die Liebe in der Heilkunst zu spielen hat?» Ich kann ganz kurz darauf antworten.

Wenn wir als Gruppe daran gehen, auf Einzelmenschen, denen wir helfen wollen, einzuwirken, dann werden wir lernen, die verschiedenen Energiearten entsprechend den Bedürfnissen des zu Heilenden anzuwenden. Es wäre für die Absichten der Gruppe wirklich nützlich, wenn ihr alle das studieren würdet, was von Rama Prasad in seinem Buch «Die feineren Naturkräfte» und von Patanjali in «Das Licht der Seele» über das Wesen des Prana gesagt wird, mit dem und in dem wir wirken; ihr solltet euch mit dieser Materie etwas vertraut machen.

Zur Frage selbst: Ein Eingeweihter, ja sogar ein Hellseher niederen Grades kann leicht zwischen den Heilenergien der Seele und denen der Persönlichkeit unterscheiden, der durchschnittliche intelligente Aspirant kann dies jedoch noch nicht. Der Eingeweihte kennt die Quelle, aus der irgendeine Art von Heilenergie kommen mag. Er spürt ihre Schwingung und kann ihr bis zu der Ausgangsquelle folgen, indem er eine Willensanstrengung macht, die von der Intuition geleitet wird. Der Hellseher kann das Zentrum, von dem die Heilenergie ausströmt, sehen und dieses Zentrum zeigt ihm dann die Art und Qualität der ausgesandten Kraft an. Alle Energie geht erst in zweiter Linie von der Seele aus, aber im primären Sinne ist alle Energie einfach Leben, das unter irgendeiner Führung wirkt.

Über die Rolle, welche die Liebe im Heilprozess spielt, kann folgendes gesagt werden: Liebe ist die Lebensäusserung Gottes Selbst. Liebe ist die Bindekraft, die alle Dinge heil und ganz macht (ich möchte, dass ihr über diese Formulierung nachdenkt), und Liebe ist alles, was ist. Das Hauptmerkmal für den Unterschied zwischen Seelenenergie und Persönlichkeitskraft für Heilzwecke liegt darin, [357] in welchem Bereich die Liebe zur Anwendung kommt. Die Persönlichkeitskraft ist emotionell, voller Gefühle und wenn sie angewandt wird, ist sich die Persönlichkeit stets ihrer selbst als des Heilers bewusst; sie ist der dramatische Mittelpunkt auf der Bühne, auf der zwei Schauspieler stehen, der Heiler und derjenige, der geheilt werden soll. Die Seelenenergie wirkt unbewusst und wird von denen gehandhabt, die mit ihrer Seele Kontakt haben und folglich ganz unpersönlich sind; sie selbst sind «von der Bühne abgetreten», wenn ich mich so ausdrücken darf und befassen sich ausschliesslich mit Gruppenliebe, Gruppentätigkeit und Gruppenabsichten.

Warum ist es dann so ausserordentlich schwierig, wenn nicht überhaupt unmöglich für ernsthafte Menschen, die Heiler sein möchten, als Gruppe in der geheiligten Heilwissenschaft zusammenzuarbeiten? Weil sie als Einzelmenschen und als Gruppe in ihren individuellen und Gruppenbeziehungen vorwiegend «persönlich» eingestellt sind. Dies kann sich in intensiver Kritik aneinander oder an sich selbst äussern; oder sie sind von ihrer persönlichen Redlichkeit und von ihrem gesunden Urteil absolut überzeugt; diese Sicherheit erlaubt den Betreffenden nicht zu erkennen, dass sie vielleicht mit ihren Gedanken doch nicht ganz so recht haben könnten, wie sie selbst meinen. Diese Vorherrschaft des Persönlichen kann sich auch in einer tiefen Befriedigung über persönliche, subjektive Kontakte zeigen. Eines der oben genannten Hindernisse oder auch alle können vorhanden sein und die Gruppenmanifestation zu einer Persönlichkeitsbekundung machen, so dass eine aufbauende Arbeit unmöglich ist. Dann steigert jeder Versuch nur die Persönlichkeitsreaktionen und er würde die Persönlichkeiten derer, denen man helfen möchte, sehr stark (und zwar im entgegengesetzten Sinne) beeinflussen.

Wie sollen sie dann vorgehen? Ich möchte darauf hinweisen, dass jedes Gruppenmitglied, das als Einzelmensch von den oben genannten Schwächen der Persönlichkeit und von diesen Einstellungen frei ist, dennoch weiss (und sich zu Recht darüber freut), dass es als Gruppenmitglied an der Gruppenqualität Anteil hat. Das ist eine der Schwierigkeiten, die in der Gruppenarbeit gelegentlich auftreten. Teilzunehmen und doch frei von Schwäche zu sein; zu [358] erkennen, dass die individuellen Erfolge oder Misserfolge des einzelnen ganz seine eigene Sache sind; teilzuhaben und doch sich nicht beherrschen zu lassen von den mächtigen Gedanken und Ideen der stärkeren Mitglieder der Gruppe; - das ist stets ein Problem. Ich weise darauf hin, weil es in diesem kommenden Zeitalter mit der immer stärker sich entfaltenden Gruppenarbeit wertvoll ist, Gruppensituationen und Gruppenprobleme zu verstehen, um dann in der Gruppenarbeit zusammen mit denen vorwärtszuschreiten, die in der Arbeit zu einem gehören. Ihr werdet dann durch frühere Erfahrungen besser und weiser geworden, durch gemeinsam erfahrene Leiden und Unzulänglichkeiten sowie durch die erlangte Fähigkeit, Misserfolge in der rechten Weise zu überwinden, als Gruppe verschmolzen sein.

Lasst also wahre, stille, sich nicht beklagende, nicht krittelnde und standhafte Liebe eurer Ziel und die Qualität eures Gruppenlebens werden. Wenn es dann irgendeine bestimmte Arbeit für euch gibt, so werdet ihr sie als Einheit, mit einigem Herzen und Denken tun.

Über Augenblicksheilungen.

Es kann verschiedene Arten von Augenblicksheilungen geben. Wir könnten unter mehreren Möglichkeiten, die dafür in Frage kommen, die folgenden anführen:

1. Die Heilung, die als Folge einer bestimmten - bewussten oder unbewussten - Ausübung des Hatha-Yoga auftritt. Dies geschieht durch die Aussendung eines rein physischen Magnetismus, der zu dem im physischen Körper des Patienten vorhandenen Magnetismus hinzukommt und ausreicht, um eine sofortige Heilung zu bewirken. Der Magnetismus im Körper des Patienten wendet sich, anstatt nach aussen zu gehen und auszustrahlen, nach innen, um das physische Kräftepotential zu verstärken, das im Körper inaktiv gehalten wird. Menschen niederen Grades bringen diese Art von Heilung mit Leichtigkeit zustande. Dies gilt gleichermassen für den Patienten wie für den Heiler. Der angeführte Fall (wohl in der gestellten Frage erwähnt, d.h.) gehört in diese Kategorie. Die Heilung wurde von dem betreffenden «Scheich» leicht herbeigeführt, [359] weil die Wunde (ein Biss in den Arm - A.A.B.) selbst zugefügt war und weil der Patient (wenn ich ihn so nennen darf) vorher die ausgehende Kraft durch einen Willensakt in der Schwebe hielt, so dass er ein Energiepotential erzeugte, das zur Verfügung stand, um dasjenige des Scheichs zu ergänzen; dieses wurde wiederum durch ein Mantram freigemacht. Es sei ausdrücklich bemerkt, dass dies keine geistige Heilung war.

2. Es gibt auch jene Form des Heilens, die deshalb in einem Augenblick erfolgen kann, weil die Krankheit hauptsächlich psychologischer und halluzinatorischer Art ist. Der Heiler kann dann den Patienten in die Lage setzen, die Illusion abzuwerfen und so frei zu sein. Wenn der Wille des Heilers den des Patienten verstärkt, hilft er mit, die Illusion und die trügerische Gedankenform zu zerstören und der Patient ist frei. Das ist eine psychologische Heilung und nur ein Beispiel für eine solche.

3. Dann gibt es eine Art der Heilung, die auf zweierlei Weise eintritt - und dies ist die wahre geistige Heilung -:

a. Wenn der Patient einen plötzlichen und meistens unerwarteten Kontakt mit seiner Seele bekommt; dann ist die Seelenenergie so gross und mächtig, dass sie durch die Körperhüllen stürmt und ganz deutliche Wirkungen hervorbringt. So werden Heilungen in der einen oder anderen Körperhülle und häufig auch im physischen Körper erzielt. Der physische Zustand oder die Krankheit hält so oft die ungeteilte Aufmerksamkeit des Bewusstseins des betreffenden Menschen gefangen und so stürmt die Seelenkraft hindurch bis zu dem Punkt konzentrierter Aufmerksamkeit. In diesem Gedanken liegt für viele von euch ein klarer Hinweis.

b. Wenn das schlechte physische Karma des Patienten erschöpft ist und eine physische Krankheit gerade zu dieser Zeit ihm nicht vorbestimmt ist. Dann kann der Heiler, wenn er geistig eingestellt und von Weisheit erfüllt ist, beginnen, genug geistige Energie auf die Situation einwirken zu lassen, um eine Heilung sicherzustellen.

Ich vertraue [360] darauf, dass euch diese Antworten vieles sagen. Denkt tief über die Folgerungen nach.

Über die Anwendung des Bildes des Herrn.

Hier berühren wir einen wirklich interessanten Punkt. Sich dem Bild des Herrn zu widmen ist oft von wesentlicher Bedeutung, aber - und dies möchte ich hier besonders betonen - es muss das Bild sein, das man durch Erweiterung des Christusbewusstseins im eigenen Leben gewonnen hat, weil die Stufe bewusster Jüngerschaft erreicht wurde. Wenn ein Mensch auf dieser besonderen Stufe endgültig mit einem Meister und seiner Gruppe verbunden ist, dann tritt er automatisch als Einzelner mit dem Meister aller Meister in Verbindung. Er kann dann über seine eigene Seele und die Seele seiner besonderen Gruppe von der Kraft des Maitreya Buddha zehren. Warum, glaubt ihr, gibt es kein gutes und wahres Bild des Gesegneten? Es gibt nur einige vage Vermutungen, die von den Frommen der frühen Kirche stammen, aber keine genauen Angaben von denen, die ihn kannten. Der Grund dafür ist ganz klar. Es gibt deshalb kein wahres Bild von ihm, weil es in unseren Herzen und nicht auf unseren Gemälden sein soll. Wir kommen zu einem Wissen um ihn, weil er unser ist, sobald wir sein sind. Versteht ihr, wovon ich spreche? Er ist der Welt-Heiler und -Erlöser. Er wirkt, weil er die verkörperte Seele alles Wirklichen ist. Er wirkt heute - so wie in Palästina vor zweitausend Jahren - durch Gruppen. Dort wirkte er durch die drei geliebten Jünger, durch die zwölf Apostel, durch die auserwählten siebzig und durch die fünfhundert Erweckten. Denkt über diese wenig hervorgehobene Tatsache nach. Heute wirkt er durch seine Meister und deren Gruppen und verstärkt dadurch seine Bemühungen in ganz besonderem Mass. Er kann und wird durch alle Gruppen gerade insoweit wirken als sie sich für den geplanten Dienst, für die Ausbreitung der Liebe qualifizieren und bewusst mit der grösseren Kraft der inneren Gruppen in Übereinstimmung kommen.