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TEIL III - Die Grundgesetze des Heilens

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TEIL III

Die Grundgesetze des Heilens

Wir haben [521] jetzt zwei Abschnitte in der Besprechung der Heilkunst abgeschlossen. Wir haben uns flüchtig mit den Ursachen der Krankheit beschäftigt und haben festgestellt, dass sie als Ganzes gesehen von drei Hauptquellen ausgehen: Vom psychologischen Zustand des Patienten, von seinen karmischen Verpflichtungen und von jenen Verbindlichkeiten, die er durch seine Gruppenverbundenheit auf sich geladen hat, sei es nun die mit seiner Umwelt, seiner Volkszugehörigkeit oder mit der ganzen Menschheit. Dann habe ich bestimmte Grunderfordernisse (Bedingungen und grundsätzliche Einstellungen) besprochen, die zwischen dem Heiler und dem Patienten hergestellt werden müssen und zum Schluss ging ich auf das Thema des Todes ein. Ich gab einen Überblick darüber, welche Rolle er für die drei vergänglichen Körperhüllen spielt und hob sein göttliches Wesen und seinen aufbauenden Zweck hervor. Jetzt aber kommen wir zu dem Abschnitt, in dem die Heilgesetze und die Regeln kurz besprochen werden müssen, die den Heilungsprozess bestimmen sollten.

Wir haben gesehen, dass es zehn Gesetze und sechs Regeln gibt. Das zehnte Gesetz ist, wie man feststellen wird, viel zu schwer verständlich, als dass man es ausführlich erläutern könnte; es betrifft das Lebensprinzip, von dem wir bis jetzt noch nichts wissen und hat mit den Absichten der Monade zu tun. Alle okkulte Lehre, die direkt von der Hierarchie ausgeht, enthält den lebendigen Keim dessen, was später folgen wird. In der «Geheimlehre» zum Beispiel wies H. P. B. (unter meiner Anleitung) gelegentlich sehr kurz und dunkel auf die Antahkarana hin; damit liess sie den Keim zurück, der schliesslich - wenn er einmal voll [522] entfaltet ist - anzeigen wird, welchen Erfordernissen diejenigen genügen müssen, die den Weg der Höheren Evolution beschreiten können, nachdem sie die höheren Einweihungen empfangen haben. In diesem zehnten Gesetz senke ich also den Keim ein für eine viel spätere Untersuchung der Probleme des Lebens und des Todes.

Ich möchte euch hier daran erinnern, dass ein Gesetz in Wirklichkeit die Wirkung ist, die das Leben einer grösseren Wesenheit ausübt, insofern diese eine geringere in ihre Lebensvorgänge einbezieht. Es verkörpert jene klar umrissene Absicht oder jenen planvoll gelenkten Willen eines sich entfaltenden Lebens, gegen den die bekundete Absicht oder der entschiedene Wille dessen, was umschlossen ist, völlig hilflos ist. Ihr könntet vielleicht einwenden, meine Brüder, dass diese Feststellung den freien Willen der individuellen Einheit, die derart umschlossen oder eingehüllt ist, verneint. Sicherlich spricht das gegen den Formaspekt der Erscheinungswelt - gegen jenen Aspekt zum Beispiel, dessen sich ein Menschenwesen am meisten bewusst ist. Aber in diesem Grundverhältnis zwischen dem Höheren oder Grösseren und dem Niederen oder Geringeren wird das Höhere ganz bestimmt die Oberhand gewinnen und schliesslich die geringeren Gesetze der Formnatur, die wir heute die Naturgesetze nennen, wirkungslos machen.

Desgleichen steht auch die Seele in allen Formen grundsätzlich im Kampf mit diesen Formen, und ihr eigenes, für sich bestehendes Leben wird bestimmt durch die höheren Gesetze, die ja die Gesetze ihres eigenen Wesens sind; sie gehorcht und unterwirft sich diesen freiwillig, da sie nicht den geringsten Wunsch hat, etwas anderes zu tun. Es besteht daher keine eigentliche Beschränkung des freien Willens des betreffenden Wesens; da ist lediglich ein Widerstand von seiten dessen, was wir das «Nichtselbst» oder den materiellen Aspekt nennen. Dieser könnte die Grundursache aller Krankheit genannt werden.

Was wir die Naturgesetze nennen, das war das Höchste, was das göttliche Leben im ersten Sonnensystem erreichen konnte. Es sind hauptsächlich die Gesetze, die dem Lebensaspekt der Form innewohnen und daher in sich die Keime des Todes tragen. Die Gesetze der Seele, welche die Naturgesetze unterwerfen und unwirksam machen, sind die höchsten, die in der Menschheit (als dem [523] gegenwärtig höchsten Naturreich) einen Widerhall finden können; wenn einmal diese Gesetze erfüllt sind, wird auch das Ziel erreicht sein, das dem zweiten Sonnensystem gesetzt ist. Die Gesetze des Lebens selbst werden schliesslich die Gesetze der Seele verdrängen und die Naturgesetze völlig ausschalten und unwirksam machen; diese Gesetze werden ein Kennzeichen des dritten Sonnensystems sein - der letzten Persönlichkeitsäusserung des Sonnenlogos durch die sieben Planetarischen Logoi mit ihren mannigfachen Formen und Seelenäusserungen.

Drei Gruppen von Gesetzen.

Es gibt demnach drei Gruppen von Gesetzen, welche die Wesensäusserung der lebendigen Absicht oder Zielsetzung in diesem zweiten Sonnensystem bestimmen; eine Gruppe ist entwickelt, die zweite in Entwicklung begriffen, während die dritte noch latent und relativ gesehen noch im Ruhezustand ist.

1. Die Naturgesetze - die auf Absonderung hinarbeitenden Gesetze der Formnatur.

2. Die Gesetze der Seele - die vereinenden Gesetze der Gruppengeschlossenheit.

3. Die Gesetze des Grossen Lebens - die dynamischen Gesetze des Seins selbst.

Wir werden uns jetzt mit ganz bestimmten Aspekten der Seelengesetze beschäftigen, denn sie betreffen die harmonische Ganzheit und Wirksamkeit der Seele in der Form. Das muss sorgfältig beachtet werden. Krankheit ist etwas, das die Integrität oder Harmonie der Formnatur angreift, die vom inneren, geistigen Menschen benutzt werden muss, um in den drei Welten, seiner Umwelt während der Inkarnation, Kontakte herstellen zu können. Die zehn Gesetze, die wir erörtern werden, könnten also als die zehn Untergesetze zu dem Grundgesetz der essentiellen Ganzheit angesehen werden. Sie bilden neun Einzeldarstellungen oder Aspekte dieses einen Gesetzes; das müsst ihr besonders sorgfältig berücksichtigen. Mit eben diesen Gesetzen muss der wirkliche Heiler stets arbeiten.

Die sechs [524] Regeln behandeln nur die Anwendung dieser einmal erkannten Ganzheit oder Integrität auf die Zustände und die Lage, der sich der Heiler gegenübersieht. Die Ganzheit verlangt Konzentration, Anspannung und Ausdrucksverleihung (die gleichzeitig vergegenwärtigt, bewusst hervorgebracht und dynamisch angewandt werden müssen).

Die für den Heiler erforderlichen Qualitäten.

In den Gesetzen und Regeln, die ich bereits mitgeteilt habe, sind bestimmte notwendige Merkmale des Heilers erwähnt und gewisse unumgängliche Erfordernisse angedeutet. Diese sollten wir zu allererst besprechen, da sie nicht nur Qualitäten und Denkweisen darstellen, die für die erfolgreiche Ausübung der Heilkunst wesentlich sind, sondern weil sie auch aufzeigen, warum bis zur Gegenwart von den zur Zeit bestehenden Heilschulen praktisch keine erfolgreiche oder systematische Heilung irgendeines Patienten erreicht worden ist. Es hat Fälle gegeben, die ich «Zufallsheilungen» nennen möchte, weil nämlich der Patient auf jeden Fall geheilt worden wäre, denn die Stunde seines Abschieds war noch nicht gekommen. Überlegte, bewusste Heilung mit vollem Verständnis ist nur dann eingetreten, wenn der Heiler ein Eingeweihter hohen Grades war, der sich das Leben und Wesen Christi zum Vorbild nahm.

Wir wollen jetzt die angedeuteten Qualitäten und Geisteshaltungen betrachten, und ich will sie kurz aufzählen und erklären.

1. Die Fähigkeit, mit der Seele in Verbindung zu kommen und als Seele zu wirken. «Die Kunst des Heilers besteht darin, die Seele freizumachen.» Man denke einen Augenblick darüber nach, was diese Fähigkeit alles umfasst. Der Heiler steht nicht nur in unmittelbarer, bewusster Verbindung mit seiner eigenen Seele, sondern er kann auch durch diesen Seelenkontakt leicht mit der Seele seines Patienten in Fühlung kommen.

2. Die Fähigkeit, den geistigen Willen zu beherrschen. Das spezielle, für die Heilung erforderliche Gesetz muss «durch den geistigen Willen zur Wirksamkeit gebracht werden». Dies erfordert, dass der Heiler eine Verbindung mit der Geistigen [525] Triade herzustellen vermag. Daher muss die Antahkarana schon bis zu einem gewissen Grad im Aufbau begriffen sein.

3. Die Fähigkeit, eine telepathische Verbindung herzustellen. Der Heiler muss «den inneren Gedanken- und Begierdenzustand seines Patienten kennen».

4. Er muss genaues Wissen haben. Wir lesen, dass er «genau wissen muss, wie und wodurch die Abhilfe kommen muss». Dies ist ein äusserst wichtiger Punkt, den die sogenannten Heiler in solchen Bewegungen wie der Christlichen Wissenschaft, der Unitybewegung und anderen vollständig übersehen. Die Heilung stellt sich nicht ein auf Grund intensiver Bekräftigung der Gottnatur oder durch einfaches Ausströmen von Liebe und durch die Äusserung einer verschwommenen Mystik. Die Heilung erfolgt durch vollendete Beherrschung einer exakten Wissenschaft, der Wissenschaft vom Kontakt, von der Impression und Invokation sowie durch ein gründliches Verstehen des subtilen Systems des Ätherkörpers.

5. Die Fähigkeit, das Bewusstsein des Patienten umzukehren, neu zu orientieren und zu «erheben». Der Heiler muss «die starr nach unten gerichteten Augen zur Seele erheben». Das bezieht sich auf die Augen des Patienten. In dieser Aussage liegt jedoch ein Vorbehalt, denn wenn der Patient noch nicht auf der Evolutionsstufe steht, wo dies möglich ist und er mit seiner eigenen Seele in Kontakt kommen kann, dann ist die Arbeit des Heilers unvermeidlich vergeblich. Der Wirkungsbereich des Heilers ist daher streng auf diejenigen begrenzt, die Glauben haben. Glauben heisst jedoch «Zeugnisablegen für unsichtbare Dinge»; eine solche Bezeugung aber mangelt heute den meisten Menschen. Glaube ist nicht Wunschdenken oder eine künstlich erweckte Hoffnung. Er ist die Bekräftigung einer wohlbegründeten Überzeugung.

6. Die Fähigkeit, Seelenenergie an die Stelle zu leiten, wo sie benötigt wird. «Das dritte oder geistige Auge lenkt dann die Heilkraft.» Dies setzt beim Heiler eine wissenschaftliche Verfahrensweise voraus, ebenso das ordnungsgemässe Funktionieren des Mechanismus im Kopf, Kräfte zu empfangen und auf ein Ziel zu lenken.

7. Die Fähigkeit, magnetische Reinheit und die notwendige Strahlung zum Ausdruck zu bringen. «Der Heiler muss magnetische Reinheit erlangen . . . und eine vertreibende Strahlung [526] gewinnen.» Dazu ist grosse persönliche Selbstdisziplin im täglichen Leben und die Gewohnheit reinen Lebens notwendig. Reinheit hat unvermeidlich und automatisch Strahlung im Gefolge.

8. Die Fähigkeit, die Funktion des Mechanismus im Kopf zu überwachen. Der Heiler muss «die Zentren im Kopf miteinander verbunden halten». Der wahre Heiler hat in seinem Kopf ein magnetisches Feld hergestellt, das sich durch eine deutlich erkennbare Strahlung darstellt oder zum Ausdruck bringt.

9. Macht über die eigenen Zentren. Der Heiler muss «die notwendige Energie in dem benötigten Zentrum konzentrieren». Das Zentrum in der Körperhülle des Patienten, das dem Sitz der physischen Beschwerde am nächsten liegt, muss für die Energie aufnahmefähig gemacht werden, die aus dem entsprechenden Zentrum des Heilers zu ihm hinüberströmt. Daraus könnt ihr ersehen, wieviel Wissen und Energie der echte Heiler beherrschen muss.

10. Die Befähigung, sowohl exoterische wie esoterische Methoden bei der Heilung nutzbringend anzuwenden. Der Heiler wird «Methoden des okkulten Heilens verwenden, obwohl die gewöhnlichen medizinischen und chirurgischen Methoden nicht vernachlässigt werden». Ich habe ständig das von Gott geschenkte Wesensmerkmal der experimentellen Medizin betont; damit möchte ich die Befähigung der heutigen Medizin, aber noch viel mehr des metaphysischen Heilens kennzeichnen. Es ist nicht nötig, bei einem Knochenbruch oder bei solchen Beschwerden, die von der orthodoxen Medizin schon bemeistert werden, einen geistigen Heiler zuzuziehen. Es kann indes die Gemütsverfassung und der Allgemeinzustand des Patienten zurecht unterstützt werden, während gleichzeitig erfahrene Chirurgie und medizinisches Wissen zur Linderung der Leiden angewandt werden. Dies wird von den sogenannten metaphysischen Heilern gern vergessen. Man wird die Heiler schliesslich in zwei Gruppen einteilen:

a. Diejenigen, zu [527] denen wirklich nur die geschulten geistigen Heiler gehören.

b. Heiler mit weniger entwickelten Fähigkeiten, die jedoch genug Strahlkraft und Magnetismus haben, um beim gewöhnlichen Heilungsprozess mithelfen zu können. Diese werden für gewöhnlich unter der Anleitung des geistigen Heilers wirken.

11. Die Befähigung, magnetisch zu wirken. «So kann er die lebendige Heilkraft über den Patienten ausgiessen». Dies geschieht in der Weise, dass der Heiler sein geistiges Rüstzeug systematisch koordiniert oder harmonisiert, wobei er die Hände als Leitorgane benutzt. Auf diese Weise kann die Krankheit geheilt, gelindert oder verschlimmert werden, sogar bis zum Tod. Darum ist die Verantwortung des Heilers gross.

12. Die Fähigkeit, mit Strahlung zu wirken. «So kann seine Gegenwart das Seelenleben des Patienten nähren.» Dies kommt wiederum durch innere Harmonisierung zustande, aber das Vollzugsorgan der Strahlung ist dann die Aura und nicht die Hände.

13. Die Fähigkeit, stets absolut harmlos (moralisch vorbildlich) zu leben. «Die vom Vollendeten angewandte Methode . . . ist Harmlosigkeit.» Dies erfordert, wie uns gesagt wird, eine wirkliche innere Ausgeglichenheit, eine universale Weltanschauung und ein übermenschliches einsichtsvolles Verstehen. Wie viele Heiler vereinigen diese drei Eigenschaften in sich und wirken dazu noch durch Liebe?

14. Die Fähigkeit, den Willen zu beherrschen und durch Liebe zu wirken. «Der Heiler . . . muss den Willen im Zaum halten.» Dies ist eine der am schwersten zu entwickelnden Qualitäten, denn der Wille des Heilers ist häufig so stark entschlossen, eine Heilung zu erzielen, dass sein Bemühen, das Heilverfahren anzuwenden, völlig wirkungslos gemacht wird. Andererseits wieder macht häufig das sentimentale und mystische Verlangen, den Patienten zu lieben, alle Bemühungen zunichte, den Willen im Zaum zu halten. Denkt daran, meine Brüder: der geistige Wille muss wie ein stiller, [528] tiefer Kraftquell hinter aller Äusserung der Liebesenergie gegenwärtig sein.

15. Die Befähigung, schliesslich mit dem Gesetz des Lebens umgehen zu können. Darüber kann nur wenig gesagt werden, denn dieses Gesetz kann nur von jenen gehandhabt werden, die das Bewusstsein der Geistigen Triade schon entwickelt haben oder dabei sind, es rasch zu entwickeln; solche Menschen sind heute noch sehr selten.

Beim Studium dieser Erfordernisse besteht kein Grund zur Entmutigung, denn es trägt dazu bei, allen Heilern im Neuen Zeitalter das für sie nötige Ziel zu setzen. Es erklärt auch, warum die verschiedenen Heilsysteme, die heute in der ganzen Welt (insbesondere in den anglo-amerikanischen Ländern) angewandt werden, bisher in hohem Masse erfolglos geblieben sind - trotz ihrer Behauptungen. Keines dieser Systeme würde - wenn richtig beglaubigte, wissenschaftlich genaue Protokolle geführt würden (was praktisch nirgends der Fall ist) - mehr als nur einen sehr kleinen Prozentsatz an Heilerfolgen verzeichnen können, die auf rein geistiger Heilung beruhen. Der Anteil wirklich Geheilter beträgt nicht einmal eine von einer Million «Heilungen». Diese «Kurierten» wären zu gegebener Zeit auf jeden Fall wieder gesund geworden, wenn man sie der Natur oder der gewöhnlichen medizinischen (bzw. chirurgischen) Behandlung überlassen hätte.

Heute ist jedoch die geistige Anregung in der Welt so gross und es reagieren darauf so viele Menschen, dass sich nun aus den Reihen der Durchschnittsmenschen eine grosse Gruppe unaufhaltsam dem Pfad der Jüngerschaft nähert. Diese Entwicklung wird in den nächsten fünfhundert Jahren viele Heiler hervorbringen, die bis zu einem gewissen Grad die oben von mir genannten Bedingungen erfüllen werden.

Die von den verschiedenen Systemen wie der Unity-Bewegung und der Christlichen Wissenschaft vertretenen Philosophien sind grundsätzlich richtig und verkünden die fundamentalen Binsenwahrheiten (dennoch die wesentlichen Wahrheiten), die all dem zugrundeliegen, was ich oben gesagt habe. Die Menschen werden jedoch nicht durch die Verkündigung von Binsenwahrheiten, durch [529] die Bekräftigung der Gottnatur oder durch die Behauptung abstrakter Theorien geheilt. Sie werden zur gegebenen Zeit deshalb geheilt werden, weil der Heiler im Neuen Zeitalter die Fähigkeit hat, in sich selbst und in seinem täglichen Leben die Qualität der Gottnatur zum Ausdruck zu bringen; weil er die geistige Fähigkeit besitzt, die Seele seines Patienten anrufen zu können; weil er auch magnetisch rein ist und durch die Macht einer speziellen Energieausstrahlung den Patienten dazu anspornen kann, sich mit Hilfe seines inneren Mechanismus selbst zu heilen. Der Heiler im Neuen Zeitalter wird die Befähigung besitzen, die folgenden Kontakte leicht und verständnisvoll herzustellen:

1. Mit seiner eigenen Seele.

2. Mit der Seele des Patienten.

3. Mit der speziellen Energieart, die sich entweder im Seelen- oder im Persönlichkeitsstrahl des Patienten befindet.

4. Mit einem eigenen Zentrum, das er zur Übermittlung von Energie benötigt, die in jene Körperregion des Patienten gesandt werden soll, die von einem bestimmten Zentrum beherrscht wird.

5. Mit jenem Zentrum im Ätherkörper des Patienten, das über den Bezirk herrscht, in dem die Krankheit sitzt.

Ihr könnt euch vorstellen, dass dies viel technisches Wissen erfordert. Zusätzlich muss der Heiler ausserdem jene geistige Wahrnehmungsfähigkeit besitzen, die es ihm ermöglicht, das «Karma des Augenblicks», wie man es esoterisch nennt, intuitiv zu erkennen, denn dadurch weiss er dann, ob eine Heilung gestattet, ausführbar oder unmöglich ist. Dies ist eine Form der Erkenntnis, die zur Zeit kein Heiler in der Welt besitzt, ganz gleich, was er vielleicht behauptet. Dennoch sage ich wiederum: das ist kein Grund zur Entmutigung.

Wirklich nötig ist jedoch - und das wird im Lauf der Jahrzehnte eintreten -, dass Jünger und Menschen mit geistiger Einstellung den medizinischen Beruf ergreifen und sich in den Methoden der orthodoxen Medizin, ihr exoterisches Wissen von der [530] physischen Anatomie und den pathologischen Symptomen, von den akademischen Heilmitteln und von Heilbehandlungen der Krankheit vervollkommnen. Zu diesem technischen Wissen und Verständnis werden sie ein gewisses Mass an esoterischen Kenntnissen hinzufügen; sie werden dann - während sie ihren Beruf ausüben - anfangen, die exoterische Weisheit mit der erlangten esoterischen zu verbinden. Dies wird zuerst rein experimentell geschehen; aus der Erfahrung jedoch, die sie durch die Nutzung beider Wissensgebiete gewinnen, wird eine neue medizinische Wissenschaft entstehen, die sich auf zwei als besonders wichtig erkannte Faktoren gründet:

1. Eine ständig zunehmende Fülle von Wissen und Kenntnissen über die dichte physische Körperhülle. Dieses Wissen ist von den Wissenschaftern über die Jahrhunderte hin zusammengetragen worden und ist weitgehend bewiesen und richtig.

2. Ein ständig wachsendes Verstehen der Natur des Ätherkörpers, der Zentren, der Übertragung und des Kreislaufs bestimmter beherrschter Energien.

Diese Verbindung von zwei Wahrheitsaspekten wird sehr erleichtert durch die sich steigernde Sensitivität und beinahe hellsichtige Wahrnehmung der sich entwickelnden Menschheit. Eines der bemerkenswertesten Ergebnisse des vergangenen Weltkrieges ist die erstaunlich gesteigerte Fähigkeit zur nervösen Reaktion. Diese nervöse Empfänglichkeit ist gegenwärtig anomal und ihre Folgen sind beklagenswert. Der Grund dafür liegt darin, dass der Nervenapparat des Durchschnittsmenschen (und damit meine ich sein Nervensystem samt den zugrundeliegenden Nadis) den an ihn gestellten Forderungen noch nicht gewachsen ist. Die Zeit wird jedoch alles dies in Ordnung bringen.

Sowohl die metaphysischen Heiler wie die akademischen Mediziner neigen heute dazu, sich gegenseitig äusserst heftig abzulehnen. Im ganzen genommen ist der Schulmediziner weniger fanatisch und exklusiv als der moderne Metaphysiker. Der erstere [531] kennt zu gut die Grenzen der gegenwärtigen medizinischen Errungenschaften. Der sogenannte geistige Heiler jedoch erkennt gegenwärtig noch keine Grenzen und dies ist eine ausgesprochene Schwäche von ihm. Beide Gruppen müssen schliesslich sich zu einer gemeinschaftlichen Arbeit finden und dürfen keine Gegenspieler mehr sein. Beide haben viel voneinander zu lernen, und sie müssen erkennen, dass die speziellen Wissensgebiete, deren Vertreter sie sind, in gleicher Weise göttliche Ausdrucksformen sind und die Fähigkeit des Menschengeistes anzeigen, zu suchen, aufzuzeichnen, zu entdecken und Wahrheiten zu formulieren, so dass andere daraus Nutzen ziehen können.

Ich möchte nochmals eure Aufmerksamkeit auf die Tatsache lenken, dass beide Gruppen viel zu tun haben: - die eine damit, in das Reich des Feinstofflichen, Unberührbaren einzudringen (und dies geschieht jetzt rasch) und die andere damit, von ihren verschwommenen Abstraktionen und unpraktischen Verallgemeinerungen herabzusteigen, um die Tatsachen über das Objektive und Greifbare erkennen zu lernen; das geschieht bis jetzt noch nicht; das sogenannte metaphysische Heilen geht in einem Nebel von Worten und hochtrabenden Behauptungen verloren.

Die Aufrichtigkeit der meisten Anhänger dieser Richtungen soll nicht bezweifelt werden; ihre Motive sind fast durchweg ehrlich und gut. In beiden Gruppen findet man Scharlatane und auch eine, wirklich kleine, Minderheit egoistischer und unwissender Ausbeuter der Menschen. Dazu gehören sowohl Ärzte wie Metaphysiker, die nach geschäftlichem Erfolg streben; sie sind jedoch in der Minderheit. Auf dem ehrlichen Forscher und Menschheitsfreund in beiden Gruppen beruht die Zukunftshoffnung der medizinischen Wissenschaft, die ja versucht, die Not der Menschheit zu beheben - einer Menschheit, die in steigendem Mass feinfühlig wird und sich innerlich orientiert.