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Achtes Kapitel - Aufzählung und Anwendung der Gesetze und Regeln - Teil 5

Ich habe [639] mehrere Male den Ausdruck «isolierte Form» verwendet, denn eben dieser besondere Aspekt der Isolierung bedingt den physischen Körper des Menschen (oder irgendeiner lebendigen Form in bezug darauf); er macht diesen Körper zu einer abgesonderten, kohärenten Einheit, die, nachdem ihr die lebendige Kraft der sich inkarnierenden Seele aufgezwungen wurde, zeitweilig ihr eigenes Leben führt. Zeitweilig befindet sich - was die individuelle Reaktion auf das planetarische Leben betrifft - die vereinigte Macht der abgesonderten und isolierten Atome - besonders das planetarische Gefüge des Erdengeistes - im Zustand der Schwebe. Nur die zusammenhängenden, magnetischen Qualitäten bestehen bei jeder Art von Tätigkeit und in Verbindung mit dem Willen-zum-Leben des geistigen Menschen oder irgendeiner beseelenden Wesenheit weiter. Dies erschafft eine zusammenhängende Form, die von zwei Aspekten der Lebensenergie zusammengehalten wird: von der des Erdengeistes und der des geistigen Menschen. Es werden also - um Worte zu gebrauchen in dem Bemühen, zu einem Verständnis zu gelangen - zwei Aspekte des Lebens und zwei Arten des Willens oder der Absicht zusammengeführt. Der höhere ist evolutionärer, der niedere involutionärer Art. Dies verursacht den Widerstreit. Die eine Energieart ist evolutionär und die andere involutionär. Diese gegeneinander kämpfenden Kräfte sind und bilden das Problem des Dualismus - der Polarität des Höheren und des Niederen auf vielen verschiedenen, voneinander abweichenden Stufen. Die Schlussphase des Konfliktes wird ausgefochten (oder besser erreicht und vollendet), wenn der Hüter der Schwelle und der Engel der Gegenwart aufeinandertreffen. Bei eben diesem krönenden, vollendenden Ereignis kommt der Zug oder Streit zwischen dem involutionären und dem evolutionären Leben zur Entscheidung - zwischen dem noch im Anfangsstadium befindlichen, magnetischen Willen der Elementarkräfte (die den Atomen innewohnen, aus denen alle drei Körper der Persönlichkeit bestehen) und dem Willen des geistigen Menschen, der vor der Befreiung von der magnetischen Herrschaft der Substanz steht.

Der Erdengeist hat seine Entsprechung in der erschaffenen Ausdrucksform des geistigen Menschen; es ist dies das Natur- oder Elementarwesen der Persönlichkeit, das eine noch in den Anfängen steckende Kraft sein kann und es häufig auch ist; es [640] wird ganz und gar von Wünschen beherrscht, eine echte Persönlichkeits-Integration fehlt; es kann jedoch auch ein hochorganisierter, mächtiger Faktor sein, der das hervorbringt, was man eine Persönlichkeit hohen Grades nennt, ein wirksames Werkzeug für den geistigen Menschen in den drei Welten seiner Evolution. Diesem Stadium folgen später die inneren Kämpfe auf dem Pfad der Jüngerschaft und dem Pfad der Einweihung. Dann kommen die Seelenkräfte des geistigen Menschen und sein Wille, sich in göttlicher Weise zu offenbaren, derart zur Vorherrschaft, dass der Tod der Persönlichkeit erfolgt; dieser Prozess findet seinen Höhepunkt in der dritten Einweihung. Bei diesem Erlebnis strömt der monadische Wille mit solch dynamischer Gewalt herein, dass der Wille der Elementarleben der dreifachen Persönlichkeit vollständig aufgehoben wird.

Aber (um auf unser Thema zurückzukommen) die atomische Substanz, die mit der Lebensessenz des Erdengeistes und der treibenden Kraft seines noch ungeformten Willens durchtränkt ist, erweist sich als magnetische Kraft und steht mit dem Leben der Seele in ständigem Kampf, der im beseelten Manifestationskörper ausgetragen wird. Dieser Widerstreit oder diese Reibung ist die Hauptursache dafür, was ihr Krankheit nennt.

Krankheit ist Disharmonie; sie ist die Schuld des Feuers durch Reibung; erkrankte Bezirke sind Reibungsstellen, an denen die atomische Substanz zeitweilig ihre eigene Art von Lebensaktivität durchsetzt und (manchmal beim Eintritt des Todes) auf den magnetischen Zug des Willens des Erdengeistes reagiert. Wenn sich dieser Zug als entsprechend stark erweist, wird sich die Reibung im Bereich irgendeines ätherischen Zentrums innerhalb des atomischen Gefüges in der Weise auswirken, dass sich die Krankheitsmale verstärken; das Leben des geistigen Menschen wird dann langsam oder rasch zurückgezogen; das Verlangen nach physischem Dasein, der geistige Wille-zum-Sein ist dann nicht mehr so stark wie der Wille der Atome, aus denen der physische Körper besteht, wieder aufgezogen, absorbiert zu [641] werden; folglich stirbt der Mensch im üblichen Sinne des Wortes.

Das planetarische Leben sagt: «Die Stunde der Wiederaufnahme ist gekommen. Kehre zu mir zurück.» Der Drang zur Rückkehr ist gegenwärtig das vorherrschende Merkmal in der Substanz der menschlichen Körper; er ist die Ursache für die allgemein schlechte Gesundheit, die charakteristisch für die Menschenmassen ist; diese Tendenz besteht schon seit Jahrhunderten, doch ändert sich die Einstellung allmählich; es wird schliesslich die Zeit kommen, da die Körperatome (oder die Elementarkräfte) nur nach dem Willen des geistigen Menschen und auf sein ausdrückliches Gebot hin und nicht mehr unter dem Zwang der magnetischen Kraft des Erdengeistes, auf den Pfad der Wiederaufnahme zurückgesandt werden.

Wir haben bei der Besprechung der bisherigen Regeln und Gesetze gesehen, dass Krankheit und Tod grundsätzlich darauf zurückzuführen sind, dass sich das Sonnenleben (die Energie der Seele, die man manchmal «Sonnenfeuer» nennt) entweder aus einem bestimmten Körperbezirk oder aus dem gesamten Körper zurückzieht. Diese Tatsache sollte die Studierenden daran erinnern, wie notwendig es ist, zu unterscheiden zwischen der Kraft oder dem Leben der «Lunarherren», die allen Atomen innewohnen, aus denen die Organe und Formen geschaffen sind und andererseits der Energie der Seele, die den ganzen Körper als integrierende Kraft durchdringt. Symbolisch gesprochen gibt es also Zeiten, in denen das Leben dieser Lunarherren so mächtig ist, dass das Leben der Seele an irgendeiner Stelle überwältigt wird; folglich zieht sich das Sonnenleben zurück und das führt zur Krankheit; oder anders ausgedrückt: Wenn die Lunarherren nicht nachgeben, entsteht Reibung, welche die Krankheit erzeugt.

Der Tod ist indes kein Beweis für einen völligen Sieg der Lunarherren, sondern mehr ein Anzeichen dafür, dass nach dem Plan der Seele und weil der Lebenszyklus erfüllt ist - die Seelenenergie gänzlich zurückgezogen wird und den Lunarherren das Feld überlassen bleibt. Manchmal siegen die Lunarherren (da auch dies im Plan der Seele liegen kann) für eine gewisse Zeit, obwohl der Tod nicht eintritt; die Genesung ist ein Zeichen für den allmählichen Wiedereintritt der Seelenenergie, die dann wieder die Herrschaft über die Lunarherren übernimmt. Dieser [642] Aspekt der Seelenenergie hat jedoch nichts mit jenen Energien zu tun, die eine Seelenqualität verkörpern und zum Ausdruck bringen. Es ist von der Monade kommende Lebensenergie, welche durch die Seele, die als Stromrinne und Kontaktwerkzeug dient, hindurchgeht; der direkte Kanal ist - unnötig zu erwähnen - die Sutratma, nicht die Antahkarana oder der schöpferische Faden oder der Bewusstseinsfaden. Diese werden häufig zur Untätigkeit verurteilt, wenn es sich um eine akute Krankheit handelt und der Lebensaspekt schwächer wird, sich rasch oder langsam zurückzieht.

Ihr könnt also erkennen, warum diejenigen, denen es gelungen ist, die Antahkarana, die Regenbogenbrücke zwischen Monade und Persönlichkeit, zu erbauen, einen (beim durchschnittlichen Menschen nicht vorhandenen) Kontakt hergestellt haben zwischen der Monade, der Quelle des Lebens und der Persönlichkeit - der Ausdrucksform dieses Lebens in der Aussenwelt. Dann beherrscht die Monade und nicht die Seele, die Zyklen des Erscheinens in der Aussenwelt, und der Eingeweihte stirbt nach eigenem Willen - gemäss dem Plan oder den Erfordernissen der Arbeit. Dies gilt natürlich nur für Eingeweihte hohen Grades. Ich dachte, diese Dinge könnten für euch interessant und nützlich sein. Ausserdem geht aus allem oben Gesagten die allesumfassende Einheit des göttlichen Lebens hervor, denn die Lunarherren sind genau solche Aspekte dieses Lebens wie die Energie der Seele.

Es ist daher ausserordentlich wichtig, dass man die Menschen zur Feuerbestattung ermutigt und nicht zu der gegenwärtigen Begräbnisart. Die Verbrennung bringt das Leben der Lunarherren viel rascher zu dem zentralen Sammelbecken des Lebens zurück als irgendeine andere Methode, denn «unser Gott ist ein verzehrendes Feuer» und alle Feuer sind mit dem grossen zentralen Feuer verwandt.

Nun wollen wir die Regel studieren, die zum VIII. Gesetz gehört.

V. Regel.

Der Heiler muss versuchen, seine Seele, sein Herz, sein Gehirn und seine Hände in Verbindung zu halten. So kann er die lebendige Heilkraft über den Patienten ausgiessen. Das ist magnetisches Wirken. Entweder heilt es die Krankheit oder aber verschlimmert es den Zustand, je nach dem Wissen des Heilers.

Der Heiler [643] muss versuchen, seine Seele, sein Gehirn, sein Herz und seine aurische Ausstrahlung zu verbinden. So kann seine Gegenwart das Seelenleben des Patienten stärken. Dies ist Wirken durch Ausstrahlung. Die Hände sind nicht nötig. Die Seele erweist ihre Kraft. Des Patienten Seele reagiert, wenn seine Aura auf die aus der Aura des Heilers kommende, von Seelenenergie durchflutete Strahlung anspricht.

Schon nach einem oberflächlichen Lesen dürfte es klar sein, dass diese Regel für alle erfolgreiche Heilarbeit bedeutsam und entscheidend ist. Sie fasst die beiden Heilmethoden zusammen, die auf zwei Fähigkeiten des Heilers, auf zwei Gruppen verwandter Aspekte in der Persönlichkeit des Heilers beruhen und auf zwei verschiedene Entwicklungsstufen bei ihm hinweisen. Untersucht man diese Regel genauer, so gewinnt man eine noch grössere Vorstellung von ihrer Bedeutung, denn sie zeigt nicht nur an, in welcher Hinsicht oder Richtung sich der Heiler schulen muss, sondern weist auch darauf hin, dass bestimmte innere Beziehungen hergestellt werden müssen; diese hängen von der Evolutionsstufe des Heilers ab. Im einen Fall ist der physische Körper des Patienten das Ziel der Heilkunst, während im anderen die Seele des Patienten die Wirkung der Heilungsenergie verspürt. Im ersten Fall wirkt der Heiler mit dem Prana oder dem planetarischen Lebensfluidum, im anderen mit Seelenenergie.

Wir können also auf Grund dieser Regel die Heiler in zwei Gruppen unterteilen: Die eine handhabt und dirigiert das ätherische Lebensfluidum, das wir Prana nennen; die andere wirkt auf einer viel höheren Ebene und verwendet die Fähigkeit, Seelenenergie in den Körper (oder besser in die Persönlichkeit) des Heilers herunterzuziehen und sie - aus dem benötigten Zentrum - wieder auszusenden in das entsprechende Zentrum im Körper des Patienten; diesmal geschieht das jedoch in der Weise, dass die Aura des Patienten, die unter der Kontrolle seiner Seele steht, stimuliert wird. Die beiden Energiearten sind von ganz verschiedener Qualität, denn die eine stammt rein aus der Persönlichkeit (644) und wird manchmal tierischer Magnetismus genannt, während die andere von der Seele kommt und eine Arbeitsweise bedingt, die man Strahlung nennt.

Man sollte hier vermerken, dass es in Wirklichkeit drei Arten von Heilern gibt; es sind dies:

1. Der Heiler, der rein mit dem Magnetismus arbeitet; er lässt das heilende Vitalleben des planetarischen Ätherkörpers in der Weise wirken, dass er seinen individuellen Ätherkörper als Kanal verwendet, durch den das Prana in den Lebenskörper des Patienten einströmen kann.

2. Der Heiler, der auf einer höheren Ebene und deshalb notwendigerweise mit einem höheren Patiententypus wirkt; er benutzt die Energie seiner eigenen überschattenden Seele in Verbindung mit der Energie seiner individualisierten Seele und strahlt sie - über beide Auren - in die Seele des Patienten hinein.

3. Der Heiler, der beide Methoden anwenden kann; sein Spielraum an Kontakten und Möglichkeiten nützlichen Wirkens ist daher viel grösser als jener der beiden anderen. Er kann mit gleicher Leichtigkeit die Energie der Seele oder die pranische Lebenskraft anwenden und bemeistert somit die beiden Methoden, welche für die zwei Gruppen verwandter Fähigkeiten bestimmend sind. Diese Art von Heiler ist viel seltener anzutreffen als die beiden vorgenannten.

In der gegenwärtigen modernen Welt wird künftigen Heilern kein echtes Verfahren geistigen Heilens gelehrt. Statt dessen bemüht man sich, das ganze Verfahren und die beiden angewandten Methoden auf rein mentalen Ebenen zu gründen, auf Bekräftigungen, Gebetsweisen, auf die Stimulierung des Lebenswillens des Patienten; gelegentlich kommt auch magnetisches oder hypnotisches Bestreichen zur Anwendung, das sich auf den Ätherkörper bezieht. Es werden verschiedene Arten praktischen, subjektiven Denkens gelehrt, jedoch keine echte Formel für eine intelligente, erhoffte Heilung; es gibt nur den verschwommenen Glauben des Heilers und des Patienten sowie eine blinde Autosuggestion (645) hinsichtlich dessen, was die Bejahung und Bekräftigung der Göttlichkeit bewirken sollte.

Echtes Heilen beruht jedoch auf bestimmten allgemeinen Prinzipien, die man gedanklich unbedingt akzeptieren muss; dessenungeachtet sind die angewandten Methoden, bei denen man die ätherischen Strömungen und die Zentren im Ätherkörper verwendet, genau solche rein körperliche Verfahren wie das Händeauflegen und die Herstellung von Beziehungen, die den physischen Körper beeinflussen; diese Dinge sind überhaupt nicht mentaler Natur und brauchen vom Patienten nicht gedanklich aufgenommen und festgehalten zu werden. Man darf nicht vergessen (und muss es sich ständig vor Augen halten), dass der Ätherkörper physischer Natur ist. Wie wir schon früher gesehen haben, gibt es drei Grundprinzipien, auf die der Heiler baut und an die er glaubt; er wird dabei sehr unterstützt, wenn der Patient sie ebenfalls annimmt:

1. Es gibt keine Wirklichkeit in Absonderung oder Trennung. Der planetarische Ätherkörper ist ein ununterbrochenes, zusammenhängendes Ganzes; die Ätherkörper des Heilers und des Patienten sind unabtrennbare Wesensteile des planetarischen Ätherkörpers.

2. Es besteht eine unzerreissbare (wenn auch wahrscheinlich unerkannte) Beziehung zwischen dem Ätherkörper des Heilers und dem des Patienten; sie kann, sobald ein Kontakt hergestellt ist, zu einem zielbewussten Energiekreislauf benutzt werden.

3. Die Verbindungskanäle können Stromleiter für viele verschiedene Energiearten sein, die vom Heiler auf den Patienten übertragen werden. In dieser Tatsache liegt sowohl Hoffnung wie Gefahr.

Es gibt noch andere Prinzipien, aber im Zusammenhang mit dieser Regel sind die drei genannten die wesentlichsten und zur Erklärung anschaulichsten. Daher hängt vieles vom Wissen, vom Begriffs- und Auffassungsvermögen des Heilers ab. Die Gefahr sowohl beim ausstrahlenden wie beim magnetischen Heilen besteht darin, dass - wenn es kein geschulter Heiler ist - die dem [646] Patienten zugeführte Pranamenge, beziehungsweise Seelenenergie, sowohl zum Tod wie zum Leben führen kann. Ein Heiler kann seinen Ätherkörper so stark mit Prana aufladen und dieses so heftig in den Ätherkörper des Patienten übertragen, dass er vielleicht viel mehr Schaden als Gutes anrichtet. Nur lange Praxis kann den Heiler lehren, die richtige Energiemenge auszusenden, und um dies zu lernen, wird er gut daran tun, so wenig Energie wie möglich zu verwenden und dann allmählich - und in dem Mass, wie er sich die nötige Erfahrung erwirbt - das Quantum zu erhöhen. Ganz allgemein gesprochen - denn man muss sich ja klar darüber sein, dass es für alle Regeln Ausnahmen gibt -, wird der magnetische Heiler mit weniger entwickelten Menschen arbeiten als der geistige Heiler, der die Seelenstrahlung verwendet; der erstere wird sich hauptsächlich mit den Krankheiten befassen, die unterhalb des Zwerchfells sitzen. Die geistigen Heiler arbeiten vor allem mit dem oberen Teil des Körpers, durch die Zentren über dem Zwerchfell und mit dem Kopfzentrum, das alle Zentren im gesamten Körper beherrscht. Ihre Arbeit ist ausserordentlich heikel und subtil und ist mit viel grösseren Risiken verbunden. Der echte Heiler, der ja ein Eingeweihter ist, verwendet beide Methoden mit gleicher Leichtigkeit.

Es ist interessant, wenn auch nicht besonders nützlich für euch, darauf hinzuweisen, dass es zwei weitere Arten von Heilern gibt, die man manchmal finden kann. Sie arbeiten nach ganz anderen Methoden als den oben erwähnten. Es sind folgende:

1. Bestimmte Heiler - es sind wenige und nur ganz vereinzelte -, die eine Beziehung mit dem Erdengeist, dem Herrscher über alle Lunarherren, hergestellt haben. Nach bestimmten Formeln und mit einem gewissen Mass an Übung können sie seine Hilfe anrufen und tatsächlich über sie verfügen. Ich rate keinem interessierten Studierenden, allzuviel in dieser Richtung nachzudenken und sich zu bemühen, einen Kontakt mit diesem Geist herzustellen oder seine Hilfe anzurufen. Nur Eingeweihte hohen Grades können gefahrlos mit diesem mächtigen, involutionären [647] Elementarwesen umgehen; sie tun dies nur bei Epidemien und internationalen Katastrophen, wie es ein Weltkrieg ist, an dem Tausende und aber Tausende von Körpern beteiligt waren. Ein nicht hochentwickelter Einzelmensch, der danach strebte, eine Verbindung herzustellen, würde wahrscheinlich nur die Lunarherren seines eigenen Systems derart stimulieren, dass seine niedere Natur übermässig mit Energie geladen wird - was manchmal sogar zum Tod führen kann.

2. Andere Heiler - es sind nicht so wenige wie in der oben genannten Gruppe, aber ebenfalls verhältnismässig wenige - wirken in Gemeinschaft mit einem heilenden Deva. Solche Devas gibt es, und sie haben die Fähigkeit, Leben zu spenden. Sie sind für die involutionären Lunarherren das, was die grossen Wesen von Shamballa für uns sind. Sie sind keine Bedrohung für die Menschheit, aber man kann sie nicht leicht erreichen, ausser auf einer bestimmten Stufe des Pfades, wo symbolisch gesprochen ein Tor oder eine Kontaktstelle zwischen den beiden Evolutionen besteht; denn die Devas befinden sich nicht auf dem involutionären Bogen. Beziehungen werden durch ein Verwandtschaftsgefühl hergestellt, das aber nur vom Deva und nicht vom Heiler ausgehen kann. Wenn dieser sehr weit vorgeschritten ist, kann sein Meister einen der dienenden Devas anweisen, ihm zu helfen. Nur Heiler von grosser Reinheit und mit völlig selbstlosen Motiven können diese Engel anziehen und wenn sie dies tun, haben sie eine viel grössere Heilkraft; sie machen weniger Fehler. Sie versuchen zum Beispiel nicht, Patienten zu heilen, für die es keine Heilungsmöglichkeit mehr gibt. Der Engel des Todes (und diesmal spreche ich nicht symbolisch, sondern meine einen wirklich existierenden Deva) wird einem heilenden Deva nicht gestatten, mitzuarbeiten; dessen Annäherung wird nur erlaubt, wenn die Heilung feststeht.

Wir können nun die einzelnen Sätze dieser Regel vornehmen und ihren Sinn studieren, denn sie sind bedeutungsvoller als es oberflächlich scheinen mag. Der erste Satz jedes Abschnitts im Text beginnt mit einem wichtigen Befehl an den Heiler:

Der Heiler [648] muss versuchen, seine Seele, sein Herz, sein Gehirn und seine Hände zu verbinden. So kann er die lebendige Heilkraft über den Patienten ausgiessen.

Dies ist die Methode für den niedersten Typus des wahren geistigen Heilers und deshalb werden zwei Aspekte des grob-physischen Körpers mit einbezogen: das Gehirn und die Hände. Der Heiler wirkt also durch ein Dreieck und zwei Energielinien. Die Lage kann schematisch folgendermassen dargestellt werden:
                                   Seele

        Gehirn
                                   Herz

Die Hände

Das Dreieck wird vollständig, wenn die Heilarbeit getan ist und die Energie aus den Händen wieder zum Gehirn zurückgezogen und von dort aus durch einen Willensakt zur Seele zurückgesandt wurde. Wenn der Heiler sich (vermittels der inneren Ausrichtung) mit seiner Seele verbunden hat, zieht er die Seelenenergie in sein Herzzentrum hinunter und überträgt sie von dort zum Gehirn, wo sie endgültig konzentriert wird. Mit dem Ajnazentrum als Verteilungsorgan benutzt er dann seine Hände als Werkzeuge, durch welche die gelenkte Energie jenen Bezirk im Körper des Patienten erreichen kann, wo sich die Störung befindet. Er lässt die Energie in dasjenige Zentrum des Patienten übergehen, das dem erkrankten Bezirk am nächsten liegt und es beherrscht; (649) von dort aus durchdringt sie die umliegenden Teile des Körpers und dringt sowohl zum Mittelpunkt der Beschwerde als auch bis an die Grenzen der erkrankten Region vor.

Er verwendet die Hände auf zweierlei Weise und arbeitet folglich mit zwei verschiedenen Methoden:

1. Das Auflegen der Hände. Diese Methode wird angewandt, wenn der erkrankte Bezirk streng umgrenzt ist. Die Hände werden auf das betreffende Zentrum im Rückenmark oder im Kopf gelegt, das diesen Bezirk wahrscheinlich beherrscht; die rechte Hand liegt dabei auf dem Rückenmarkszentrum, die linke auf dem Körperteil, der direkt vor der betroffenen Region und über dem Teil des Unterkörpers, des Brustkorbs oder des Kopfes liegt, über den der Patient klagt. In dieser Stellung werden sie solange festgehalten, wie der Heiler das Dreieck zwischen Seele, Herz und Gehirn klar im Bewusstsein festhalten kann.

2. Der Gebrauch der Hände in Tätigkeit. Hat der Heiler die Beschwerde erkannt und dann das benötigte Zentrum an der Wirbelsäule oder im Kopf bestimmt, dann stellt er (durch die Tätigkeit der Hände) einen Energiekreislauf her; dieser verläuft durch das Zentrum im Körper des Patienten, das über die erkrankte Region herrscht und von dort aus durch diese Region nach aussen zum Heiler. Er benutzt zuerst die rechte Hand und hält sie einen Augenblick lang über das erkrankte Organ oder Gebiet; dann zieht er sie langsam zu sich zurück; darauf wiederholt er dasselbe rasch mit der linken. Wie ihr bemerkt, werden beide Hände positiv verwendet. Kein Teil oder Aspekt im Körper (oder in den Körpern) des Heilers darf dabei jemals negativ sein; man wird die Vorstellung aufgeben müssen, die rechte Hand sei positiv und die linke negativ. Wäre eine Hand negativ, so käme der Heiler in Gefahr, in sich selbst jene erkrankten Atome aufzunehmen, die er - bei erfolgreicher Arbeit - aus dem erkrankten Bezirk herauszieht. Diese Atome reagieren nicht auf die Tätigkeit seiner Hände, die durch das [650] Zentrum im Körper des Patienten wirken, das der Störung zunächst liegt; sie werden vielmehr aus der Region herausgezogen, die für die Krankheit empfänglich war.

Im ersten Fall strömt die Energie durch das Auflegen der Hände - stiller, ruhiger Hände - zwischen diesen beiden Händen und fliesst in dem erkrankten Bezirk hin und her; das Rückenmarkszentrum wird die ganze Zeit über benutzt, und die hergestellte Kräftewirksamkeit verbrennt und absorbiert - beim Erfolg - die krankheitsverursachenden Kräfte, ohne dabei in den Körper des Heilers einzudringen. Im zweiten Fall werden die Kräfte herausgezogen durch die Aktivität der Energie, die durch die Hände strömt; diese werden dabei nacheinander in regelmässigem Rhythmus angewandt. Die Kräfte gehen durch die Hände hindurch, können sich aber dort nicht ansammeln, da ja die heilenden Energien in den Händen konzentriert sind.

Heiler auf dem zweiten, dritten und fünften Strahl verwenden im allgemeinen mehr die Methode des Handauflegens oder des magnetischen Heilens. Diese Bezeichnung gilt für das direkte Handauflegen auf den physischen Körper des Patienten, nicht aber für die Betätigung der Hände bei der zweiten Methode, bei der die Hände im Ätherkörper des Patienten «eingetaucht» sind und ausgesprochen im Ätherkörper wirken. Heiler auf dem ersten, vierten und siebten Strahl verwenden die Methode des «Händeeintauchens», wie man es manchmal nennt. Der Heiler vom sechsten Strahl ist selten und hat nur dann Erfolg, wenn er sehr hoch entwickelt ist; dann wendet er beide Methoden im Wechsel an.

Alle geistig vorgeschrittenen Heiler verwenden beide Hände. Jedem Heiler wird jedoch empfohlen, zuerst seinen Strahl festzustellen und sich dann in der Heilweise zu vervollkommnen, die am besten zu diesem Strahl passt; wenn er einmal entsprechend ausgebildet und erfahren ist und mit Gewandtheit und Geschick arbeitet, dann kann er die Heilweise hinzufügen, die seinem Strahltypus nicht so angepasst ist. Menschen auf dem sechsten Strahl wird empfohlen, sich der Heilkunst zu enthalten, [651] bis sie (bewusst) die Stufe des Eingeweihten erreicht haben. Wenn der Heiler dann beide Methoden magnetischen Heilens bemeistert hat, kann er sie bei der Heilung wechselweise anwenden; oder er benutzt zuerst die Methode des magnetischen Bestreichens, um die Tätigkeit in dem erkrankten Gebiet zu verändern und legt dann abschliessend die Hände auf.

Am Schluss des Heilaktes wird «das Dreieck versiegelt». Die vom Gehirn durch das Ajnazentrum strömende Energie wird nun in das Ajnazentrum zurückgezogen und von dort - durch einen Willensakt - der Seele zugeleitet. Die Heilkraft wird tatsächlich «abgeschaltet» und zurückgelenkt; sie steht nicht länger zur Verfügung.

Während der ganzen Behandlung spricht der Heiler kein Wort. Er verwendet weder bekräftigende Bejahungen noch irgend ein heilendes Mantram. Bei dem hier geschilderten Vorgang handelt es sich um die Wirkung einer Energie (oder Seelenwirksamkeit) auf eine Kraft. Das muss nachdrücklich betont werden. Die Aufgabe des Heilers besteht darin, die intensive Konzentration auf das «aus lebendigen Energielinien» bestehende Dreieck (wie man es genannt hat) innerhalb seiner eigenen vierfachen Aura - Gesundheitsaura, Ätherkörper, Astralkörper und Mentalkörper - ständig aufrechtzuerhalten. Diese Einstellung muss er unversehrt und fest während der Behandlung beibehalten. Seele-Herz-Gehirn müssen in einer derart «erleuchteten» Weise verbunden sein, dass ein echter Hellseher ein strahlendes Dreieck in der Aura des Heilers erblicken würde; er würde vielleicht die obere Spitze des Dreiecks (die der Seele) nicht sehen können, ausser wenn er selbst hoch entwickelt wäre, aber es können ihm die Anzeichen dafür nicht entgehen, dass nämlich die Energie zum Herzen und von da zum Gehirn strömt. Die Arbeit geht in der Stille vor sich. So gibt es niemals einen Kraftverlust, wie es stets durch das gesprochene Wort oder bei einer Bekräftigung der Fall ist. Wenn der Heiler irgendeinen Laut von sich gibt, ist es nicht möglich, das Dreieck geometrisch genau und magnetisch polarisiert zu erhalten. Dies setzt ein vorgeschrittenes Stadium innerer Harmonie und Konzentration voraus und gibt auch einen Hinweis [652] darauf, worin und in welcher Hinsicht der Heiler sich schulen sollte.

Diese Heilmethode «heilt die Krankheit oder verstärkt den schlimmen Zustand, je nach dem Wissen des Heilers». In mancher Hinsicht ist sie - obwohl nicht die höchste Stufe des Heilens - dennoch die mit der grössten Verantwortung, da beim Heilen durch Strahlung die Seele des Patienten mit dem Heiler zusammenwirkt; so trägt dann die Seele die hauptsächliche Verantwortung. Beim magnetischen Heilen muss der Heiler mit dem behandelnden Arzt oder Chirurgen des Patienten eng zusammenarbeiten; er besitzt das nötige Fachwissen und kann so verhindern, dass der Heiler Fehler macht.

Wenn die «Anzeichen des herannahenden Todes» sowohl vom Arzt wie vom Heiler eindeutig bemerkt werden, braucht der letztere seine Arbeit noch nicht zu beenden. Indem er sie fortsetzt, verschlimmert er zwar vielleicht den Zustand des Patienten, hilft ihm aber dennoch dadurch, dass er auf normale Weise das Sterben beschleunigt. Nicht in allen Fällen gilt grundsätzlich das Sprichwort: «Wo Leben ist, besteht noch Hoffnung.» Das Leben kann verlängert werden - und das kommt oft vor - obgleich der Wille der Seele schon danach strebt, das Seelenleben zurückzuziehen. Das Leben der Atome der Lunarherren kann noch eine lange Zeit weitergenährt werden, was den geistigen Menschen ausserordentlich bedrängt, denn er ist sich ja des Vorganges und der Absicht seiner Seele bewusst. Es wird lediglich der physische Körper am Leben erhalten, aber der wahre Mensch ist nicht mehr daran interessiert.

Es kommt dann unvermeidlich ein Augenblick - etwa bei einer bösartigen Krankheit -, wo der Arzt weiss, dass der Tod einfach eine Frage der Zeit ist; und der geistige Heiler kann dieselben Zeichen erkennen lernen. Statt stille zu schweigen, wie es gegenwärtig Doktor und Heiler dem Patienten gegenüber tun, wird man dann die verbleibende Zeit dazu verwenden, den «wohltätigen und glücklichen Rückzug» der Seele in passender Weise vorzubereiten (vorausgesetzt, dass die Fähigkeiten des Patienten dies zulassen); die Familie und die Freunde werden an der [653] Vorbereitung teilnehmen. In den Anfangsstadien der neuen Weltreligion wird man für diese Geisteshaltung gegenüber dem Tod nachdrücklich eintreten. Man wird eine völlig neue Vorstellung vom Tod lehren, wobei die bewusste Zurückziehung den Kernpunkt bildet; die Bestattungs- oder besser Verbrennungsfeiern werden freudige Ereignisse sein, da man sie tatsächlich als Befreiung und Rückkehr ansieht.

Die magnetische Arbeit wird in jenen Fällen die Heilung bewirken, wenn das Schicksal des Patienten es zulässt, wenn die Seele den Lebenslauf unerwartet verlängern will, damit der Mensch noch irgendeine Aufgabe erfüllen kann oder wenn der Patient geistig sehr weit vorgeschritten ist und die Hierarchie seiner Dienste noch für eine längere Frist bedarf.

Wir wollen nun die Heilung durch Strahlung besprechen.

Wir werden uns jetzt mit einer Situation befassen, die ganz anders ist als die eben betrachtete. Beim Strahlungsheilen wirkt der Patient (bewusst oder unbewusst) mit dem Heiler zusammen. Die Grundvoraussetzung dabei ist die, dass der Patient ein Mensch ist, der mindestens bis zu einem gewissen Grad eine Verbindung mit seiner Seele hergestellt hat. Wenn das der Fall ist, weiss der Heiler, dass man auf einen Kontakt rechnen und das Interesse der Seele an ihren Repräsentanten, dem Menschen auf der physischen Ebene erwecken kann. Er weiss ausserdem, dass der Erfolg beim Strahlungsheilen in grossem Mass davon abhängt, ob seine eigene Seele imstande ist, mit der Seele des Patienten eine feste Verbindung herzustellen. Wenn der Patient bewusst und fähig ist, mitzuarbeiten, so wird die Arbeit sehr gefördert; je nach des Heilers Vermögen, sich der inneren Ausgeglichenheit und des erkannten Kontaktes zu bedienen, wird auch die Hilfe beschaffen sein, die er demjenigen zu geben vermag, der seinen Beistand braucht. Selbst wenn der Patient bewusstlos ist, bedeutet dies kein wirkliches Hindernis, vorausgesetzt, dass der Heiler seine Seele und die des Patienten miteinander in Verbindung bringen kann; tatsächlich kann in manchen Fällen die Bewusstlosigkeit des Patienten [654] sogar eine Hilfe sein, denn allzu eifriges, nachdrückliches und ungeduldiges Helfenwollen kann die - ruhige, schweigende und beherrschte - Arbeit des Heilers unwirksam machen.

Ist jedoch der Kontakt einmal hergestellt, so besteht die Arbeit des Heilers einfach darin, die Verbindung stetig aufrechtzuerhalten; man darf nicht zulassen, dass die mit Hilfe des Heilers in Gang gebrachte Tätigkeit der Seele des Patienten gestört wird. Der Meister Jesus konnte am Kreuz auf keinen Rettungsakt eingehen (oder reagieren), selbst wenn er es gewollt hätte, da der Seelenkörper - wie immer bei der vierten Einweihung - zerstört war; es gab da nichts, was auf die evokative Wirkkraft eines interessierten oder liebenden Menschen in der Aussenwelt hätte reagieren können. Als Adept und als jemand, in dem das monadische Bewusstsein fest verankert war, konnte Jesus die ihm damals zur Verfügung stehenden Kräfte nicht dazu verwenden, seinen physischen Körper zu retten. Gleichzeitig muss man berücksichtigen, dass er gar nicht das Verlangen hatte, ihn zu retten, da er nun (wie es sich später im Evangelium erweist) die Fähigkeit besass, sich willentlich einen Körper zu schaffen, wie es seinen Bedürfnissen entsprach. Die eigentliche subjektive Sünde der Apostel bestand darin, dass sie nicht daran interessiert waren, die lebendige Aktivität des Meisters zu seinen Gunsten hervorzurufen (selbst wenn er dies nicht tun wollte, was sie aber nicht wussten), sondern dass sie völlig von ihrem eigenen Kummer in Anspruch genommen waren. Hätten sie die Evokation (Hervorrufung) versucht, wäre sie nutzlos gewesen; aber das, was ihnen daraus an Gutem erwachsen wäre und die Offenbarung, die ihnen über die Unsterblichkeit der Seele zuteil geworden wäre, hätte sie ausserordentlich erleuchtet; und es hätte eine Christenheit hervorbringen können, die sich um einen lebendigen und nicht um einen toten Christus schart.

Beim Strahlungsheilen wird uns gesagt: «Der Heiler muss bestrebt sein, seine Seele, sein Gehirn, sein Herz und seine aurische Ausstrahlung in Verbindung zu halten.» In dieser Unterweisung sind, wie ihr bemerken könnt, zwei Punkte anders als jene, die beim magnetischen Heilen angegeben wurden:

1. Die Anordnung des geschaffenen Energiedreiecks ist anders.

2. Die Kontaktmittel sind feinstofflich und nicht greifbar.

Die freigelassene [655] Energie kommt unmittelbar mit dem Gehirn in Kontakt; der Heiler beginnt mit einem geschlossenen Dreieck, und mit einem offenen, wie beim magnetischen Heilen. Das geschaffene Dreieck ist einfach, und es besteht kein physischer Kontakt und Abfluss wie beim magnetischen Vorgang:
                                 Seele

Gehirn

                                 Herz

Das Gehirn des Heilers ist beteiligt, aber es besteht keinerlei physischer Kontakt mit dem Patienten. Die Folge davon ist ein ständiger Kräftekreislauf von der Seele aus und wieder zurück zur Seele. Dies führt notwendigerweise zu einer Anreicherung und Durchkraftung der dreifachen Persönlichkeit des Heilers und damit seiner aurischen Ausstrahlung. Seine Aura würde einem Hellseher als stark ausgedehnt, in rascher Bewegung und vom Licht der Seele erfüllt erscheinen, wobei aber die gesamte Strahlung zum Patienten hingelenkt ist. Auf diese Weise stimuliert die Heilkraft des Heilers alle drei Persönlichkeitsträger des Patienten; dessen Seele wird dadurch in der Arbeit, die sie zu leisten hat, unterstützt. Der Heiler wird folglich daraufkommen, dass er auf jener Seite des Patienten stehen muss, wo sich die Störung befindet, damit die Strahlung seiner Aura leichter hinüberdringen kann Dies ist die leichteste Methode, aber nicht die wirksamste. Wenn die Lebenskraft des Patienten stark ist, sollte er auf der [656] Seite liegen; der Heiler sollte hinter ihm stehen, damit die hindurchströmende Energie, die der Heiler verwendet und die seine Aura so stark mit Seelenenergie auflädt, auf die Aura des Patienten einwirken und so den Eintritt der heilenden Strahlung erleichtern kann, die der Heiler dem benötigten Zentrum - es können auch mehrere sein - zuführt. Ist der Patient sehr hoch entwickelt, so sollte der Heiler am Kopfende stehen. Seine persönliche Wirkung ist dann nicht so gross, aber das spielt keine Rolle, denn darauf kommt es nicht an; die Seele des Patienten wird der Aufgabe gewachsen sein. Es ist lediglich nötig, dass die Aura des Heilers - verschmolzen mit der des Patienten - eine Zone ruhiger, rhythmischer Tätigkeit um das Kopfzentrum herum schafft. Jetzt ist kein physischer Kontakt über die Hände erforderlich, ja der Heiler darf auf keinen Fall den Patienten berühren.

Diese Situation wird uns in den Worten geschildert: «So kann seine Gegenwart das Seelenleben des Patienten stärken. Dies ist das Werk der Ausstrahlung. Die Hände sind nicht nötig.»

Symbolisch gesprochen, ist es beinahe so, als wäre durch den Kontakt zwischen den beiden Auren und durch deren hohe Schwingung ein grosser Kräftewirbel entstanden, mit dessen Hilfe die Seele des Patienten leichter wirken kann. Wäre ein Eingeweihter dabei, so würde er einen goldenen Energiestrom sehen, der geradewegs durch die energiegeladenen Körper der Persönlichkeit des Kranken in das Zentrum hinunterströmt, das der Störung am nächsten liegt. Die Stromzufuhr erfolgt über das Kopfzentrum direkt zu dem Ort der Beschwerde und auf diesen Punkt hin ist auch die Aura des Heilers gerichtet. Die mentale Einstellung des Patienten wird gestärkt und geklärt durch die mentale Ausströmung aus der Aura des Heilers; seine emotionellen Reaktionen, die oft sehr stark sind, werden ebenfalls besänftigt und beruhigt, und auch die ätherische und die Gesundheitsaura haben eine deutliche Wirkung auf die entsprechenden Aspekte in der Aura des Kranken.

Die Strahlungsheilung [657] kommt durch die Vermischung der Auren zustande, die beide auf den Seelenkontakt reagieren; der Seelenaspekt beider Personen wird dann (unter der Leitung der Seele) auf ein Gebiet im physischen Körper des Patienten gerichtet. Dies übt eine erstaunliche Wirkung auf die erkrankte Region aus und besonders das Zentrum dieser Region wird ausserordentlich stark aufgeladen. Die Arbeit des Heilers während dieses Vorgangs besteht darin, äusserst ruhig und still zu sein. Nachdem er den Kontakt hergestellt hat, wartet er einfach und hat nichts weiter zu tun, als sich stetig mit seiner Seele verbunden zu halten und dafür zu sorgen, dass nichts die Träger seiner Persönlichkeit stören kann. Seine Aufgabe war erfüllt, als er den Kontakt mit der eigenen Seele hergestellt hatte und dann mit der Seele des Patienten Fühlung suchte und in Verbindung kam. Dies konnte er tun, da er weiss, dass alle Seelen eins sind; die Heilkunst wird einmal eines der Beweismittel für die Einheit aller Seelen sein. Daher schliesst diese Regel mit den Worten: «Des Patienten Seele reagiert, wenn seine Aura auf die aus der Aura des Heilers kommende, von Seelenenergie durchflutete Strahlung reagiert.» Folglich handelt es sich darum, dass sich die Seelenenergie beider Seiten auf allen drei Ebenen menschlichen Gewahrseins begegnet. Der Ausdruck «die Seelenenergie» steht hier in der Einzahl, weil die Einheit erreicht wurde (wenn es auch nur für einen Augenblick war). Die Seele des Patienten erkennt diese Einheit dadurch an, dass sie seine Aura «okkult belebt» und für die aus der Aura des Heilers eintretenden Strahlungen empfänglich wird. Diese Flut von Seelenenergie, welche durch die verbundenen Auren strömt, wird als vereinigte Bemühung gänzlich zum Sitz der Krankheit im Körper des Patienten hin gelenkt. Ihr könnt daraus ersehen, dass die Arbeit - bewusst oder unbewusst - vor sich gehen und entweder die Heilung oder jene «Belebung der Atome» bewirken kann, «die unter der Leitung der Seele zur Befreiung führt», wie es der «Alte Kommentar» ausdrückt.

Wenn ganz offensichtlich dem Patienten der Tod bestimmt ist, ändert sich die Methode des Heilers ein wenig. Er stellt sich dann [658] am Kopfende auf und lenkt von diesem Punkt aus alle seine Strahlungen zum Sitz der Krankheit, wodurch er zwangsläufig die Schwingungstätigkeit stark beschleunigt. Der Patient beginnt inzwischen - entweder bewusst durch Gehirnerkenntnis oder unbewusst unter der Leitung der Seele - das gesamte Bewusstsein aus dem Körper zurückzuziehen. Daher befinden sich so viele Menschen vor dem Tod in einem Koma (Dämmerzustand, Bewusstlosigkeit). Hat diese Zurückziehung des Bewusstseins einmal begonnen, so endet das Werk des Heilers. Er «schaltet seinen Seelenkontakt ab» und übernimmt wieder die Kontrolle über seine Aura als Werkzeug seiner eigenen Wesensäusserung; sie ist nicht länger ein Werkzeug zum Heilen durch Strahlwirksamkeit und überlässt es dem Patienten allein, automatisch den Bewusstseins- und den Lebensfaden aus dem Kopf- und Herzzentrum endgültig zurückzuziehen.

Das ist in grossen Zügen ein allgemeiner Überblick über die Vorgänge, die sich beim magnetischen und strahlenden Heilen abspielen. Ich habe euch hier den Rohbau der Idee gegeben, aber nicht die Einzelheiten; mehr kann dann gefolgert und mitgeteilt werden, wenn wir die sieben Heilmethoden mit ihren Strahlbeziehungen studieren.

Diese Lehren sind so gegeben worden, dass der Studierende die Seiten überfliegen und sich die benötigten Tatsachen zusammenstellen muss; auf diese Weise erarbeitet er sich das Programm für das erste Stadium geistigen Heilens. Solange er nicht selbst ein geistiger Heiler und fähig ist, zwischen den Zeilen zu lesen sowie zwischen Symbolik und Tatsache zu unterscheiden, wird er irregeführt und seine Arbeit bleibt nutzlos. Dies ist beabsichtigt; denn wenn die Heilkunst nach den richtigen Formeln fehlerlos angewendet wird, kann sie gefährlich sein. Man muss berücksichtigen: obwohl die Energie Denken ist, so ist sie doch vom höheren Gesichtspunkt aus auch Feuer. Man muss sämtliche Methoden, Verfahrensweisen und Formeln entdecken, damit Versuche anstellen und die Ergebnisse aufzeichnen, bevor echtes geistiges Heilen stattfinden kann; ist diese Forschungsarbeit einmal bewältigt, dann wird das Heilen gefahrloser als es heute ist.

Inzwischen [659] kann viel Gutes geleistet und eine Menge gelernt werden, wenn die daran Interessierten lesen, studieren, meditieren, sorgfältige Versuche anstellen und so allmählich diese dringend benötigte Wissenschaft als Partner für die Medizin unserer Neuzeit aufbauen.

Wir wollen jetzt das IX. Gesetz besprechen.

Im IX. Gesetz und in der VI. Regel werden wir uns mit derart grundlegenden Tatsachen beschäftigen, dass wir vor folgendem Problem stehen: Wie kann man die Lehre so präzise formulieren, dass umfassende Themen in Kürze abgehandelt werden und gleichzeitig doch klar und einfach erscheinen können? Dieses Gesetz ist eigentlich eine Definition des Evolutionsgesetzes, aber vom geistigen Blickpunkt aus. Das Gesetz der Evolution betrifft - so wie man es gewöhnlich versteht - die Evolution des Formaspekts, der allmählich so weit vorangebracht wird, dass er ein Exponent oder eine Ausdrucksform der Seelenenergie und später der monadischen Energie sein kann.

Man könnte dieses Gesetz das Gesetz der Vollkommenheit nennen. Es befasst sich mit den inneren Energien, welche die Ursachen für die Wirksamkeit des Evolutionsgesetzes sind. Es ist der höhere Aspekt oder die bestimmende Ursache des niederen; die dem Gesetz der Vervollkommnung untergeordneten Gesetze werden (vom Anfänger) etwas unbestimmt die geistigen Gesetze genannt, aber er weiss von diesen nur wenig und vereinigt sie alle in seinen Gedanken unter der allgemeinen Vorstellung, dass sie Äusserungen des Liebesaspektes der Gottheit seien. Dies ist vom qualitativen Gesichtspunkt aus im wesentlichen richtig, wenn man gleichzeitig erkennt, dass der Liebesaspekt seinem innersten Wesen nach reine Vernunft und nicht eine emotionelle Gefühlsregung ist, die in freundlichen Handlungen zum Ausdruck kommt.

Die dieses Gesetz begleitende Regel hat mit der Beziehung von Liebe und Willen zu tun und ist folglich für den Eingeweihten von grosser Bedeutung. Ich möchte euch hier daran erinnern, dass [660] der Eingeweihte der einzig echte Heiler ist; daher können die beiden letzten Gesetze (IX und X) nur vom eingeweihten Jünger wirklich verstanden werden. Sie sind jedoch auch für den Anfänger, den Forscher und Aspiranten verstandesmässig ausserordentlich interessant, da er (zumindest theoretisch) einiges von ihrer Bedeutung erfassen kann, obwohl er noch völlig unfähig ist, das «Gesetz zu befolgen» - im geistigen Sinne.

IX. Gesetz.

Vollkommenheit ruft Unvollkommenheit ans Tageslicht hervor. Das Gute treibt stets das Böse aus der Form des Menschen in Zeit und Raum aus. Die Methode, die sowohl vom Guten und Gerechten angewendet wird, ist Harmlosigkeit. Das ist keine negative, passive Geisteshaltung, sondern vollkommenes Ausgeglichensein, eine endgültige Weltanschauung und ein göttliches Erkennen und Verstehen.

Dieses Gesetz ist ausserordentlich einfach und bedeutet genau das, was es aussagt. Man kann es auf zweierlei Art auslegen:

1. Es betrifft die geistige Entwicklung des Menschen mittels der Form und die Art und Weise oder das Gesetz, wie und wodurch die latente Macht der Materie - die von Selbstsucht und all dem durchtränkt ist, was man als das Böse erkennt - beseitigt und der Mensch frei wird.

2. Man kann es auch im Sinn von Heiler und Patient auslegen. Oft bewirkt die Tätigkeit und das Wissen des echten Heilers, dass das Böse (die Krankheit) im Körper in akuter Form an die Oberfläche gebracht wird. Dies kann entweder zur Folge haben, dass die Krankheit ausgemerzt und die Gesundheit gefestigt wird, oder dass der Körper den gesteigerten Beschwerden erliegt, so dass der Patient wahrscheinlich stirbt. Deshalb ist es ein Glück, dass der Durchschnittsheiler so wenig fertigbringt, denn damit wird eine schreckliche Möglichkeit ausgeschaltet!

Die nach dem Gesetz der Vervollkommnung angewandte Methode heisst «vollkommene Harmlosigkeit» und eben sie wurde von [661] Christus, dem Vollkommenen, stets angewandt. Es ist jedoch nicht die Harmlosigkeit, die ich den Aspiranten immer wieder einschärfe, sondern ein innerer Antrieb, der vom geistigen Menschen und seiner natürlichen Bestimmung ausgeht; er besteht darin, dass man die Wirkungen auf die Formnatur nicht beachtet. Ich habe euch oft gesagt, dass sich die Hierarchie nur mit dem geistigen Wesen, mit der Seele der Menschheit befasst, und dass die Form - für den Meister - verhältnismässig unwichtig ist. Die Befreiung von der dreifachen Formgestalt wird vom geistigen Menschen überhaupt als die grösstmögliche Wohltat betrachtet, vorausgesetzt, sie tritt gesetzmässig ein als Folge seines geistigen Schicksals und karmischer Entscheidung; sie darf nicht als Akt der Willkür oder als Flucht vor dem Leben und seinen Konsequenzen auf der physischen Ebene oder als selbst-auferlegtes Entkommen erfolgen. Ein eindrucksvolles Beispiel für diese seltsame Auswirkung des Gesetzes der Vervollkommnung (seltsam für den begrenzten Gesichtskreis des Menschen) war der Krieg 1914 - 1945. Millionen starben, andere Millionen litten schwer in ihrer Formnatur und viele weitere Millionen erlebten und erleben noch immer die quälenden Gedanken der Unsicherheit, Ungewissheit und Armut. Dennoch kam es nach dem Gesetz der Vervollkommnung zu zwei wichtigen Ergebnissen geistiger Art:

1. Es wurden Seelen aus einer zurückgebliebenen und absterbenden Zivilisation befreit - denn das ist eure vielgerühmte Zivilisation in den Augen der Hierarchie; sie werden in geeigneteren Körpern zu einer Zivilisation und Kultur zurückkehren, die mit den Bedürfnissen des geistigen Menschen besser übereinstimmt. Der Hauptgrund, warum die (physischen, emotionellen und mentalen) alten Formen so vollständig zerstört wurden, liegt darin, dass sie für die Seelen eine vollständige Einkerkerung bedeuteten und alles echte Wachstum der Menschenmassen unmöglich machten.

2. Reiche und arme, intelligente und unwissende Menschen haben jetzt eines klar begriffen und das wird das menschliche Denken in zunehmendem Masse bedingen: Glück und Erfolg [662] hängen nicht vom Besitz materieller Dinge oder von materiellen Gütern ab. Das ist die falsche Vorstellung der organisierten Arbeiterbewegung, die um mehr Geld kämpft und streikt, um üppiger leben zu können; das ist auch der Fehler der Allgemeinheit, wenn sie mit dem Vorgehen der Arbeiterschaft sympathisiert, denn sie rebelliert dagegen, dass die stetige Zufuhr materieller Güter beschränkt wird. Die Menschheit hat diesen Fehler seit undenklichen Zeiten gemacht und hat sich schwer darin geirrt, dass sie das Schwergewicht auf das legte, was zum Nutzen der Form ist. Dies ist das Gute an der russischen Einstellung, dass sie gegen den Kapitalismus kämpft und den Nachdruck auf die Erziehung und Bildung legt. Ihre Unbarmherzigkeit und Grausamkeit jedoch und ganz besonders die Tatsache, dass sie die Rechte der einzelnen Bürger auf bestimmte wesentliche Freiheiten unterdrückt, wird vielleicht schliesslich die Schönheit und die Hoffnungen der ursprünglichen Idealvorstellung zunichte machen. Russland hat recht mit seinem Idealismus, aber erschreckend und grundsätzlich unrecht in den Methoden. Die Vereinigten Staaten und Grossbritannien stehen mittwegs. Sie haben ein visionäres Zukunftsbild, wissen aber nicht, wie sie es realisieren und wahr werden lassen sollen; denn sie haben (zu Recht) keine Sympathie für ein totales Regime. Der kapitalistische Geist und der verborgene Faschismus der Vereinigten Staaten sind heute eine ganz ausgesprochene Bedrohung für den Weltfrieden, denn die Kapitalisten hemmen die Bemühungen der Menschen guten Willens. Grossbritannien ist gegenwärtig ohne Macht und finanziell ruiniert; seine alte imperialistische Politik fällt vollständig in sich zusammen, die Menschen sind entmutigt; darum ist es von seinem Lebenskampf so sehr in Anspruch genommen (und es will leben), dass nur noch wenig Zeit, Interesse oder Energie übrig ist, um die Vision zu verwirklichen.

Es besteht bekanntlich immer eine Entsprechung zwischen dem individuellen Menschen und der Menschenwelt als Ganzem. So wie heute praktisch bei jedem Menschen physisch etwas nicht in Ordnung ist - Augen, Ohren, Zähne oder körperliche Übel irgendwelcher Art - so ist auch die Menschheit krank und wartet [663] auf Heilung. Diese wird mit Hilfe der Neuen Gruppe der Weltdiener und der Menschen guten Willens erfolgen und von der Hierarchie unterstützt werden; von diesem planetarischen Zentrum wird man die Heilenergien beziehen. Die Unvollkommenheit ist an die Oberfläche gebracht worden; die Übel, die ausgemerzt werden müssen, sind jedermann bekannt und all dies hat sich unter dem Einfluss des Gesetzes der Vervollkommnung vollzogen. Ich befasse mich hier mehr mit der allgemeinen Lage als mit der individuellen Beziehung zwischen Heiler und Patient; das geschieht aus dem einfachen Grund, weil nur ein Eingeweihter mit Erfahrung und geistigem Verstehen dieses Gesetz halten oder dieser Regel gehorchen kann und solche Menschen gibt es heute auf Erden nur sehr wenige. Der Elendszustand der Menschheit als Gesamtrasse und als Folge äonenlanger falscher Lebensweise, egoistischer Bestrebungen und Gier hat eine Menge physischer Übel hervorgebracht; heute werden Millionen von Kindern geboren, die entweder ersichtlich krank sind oder den Keim zur Krankheit schon in sich tragen. Erst, wenn das Böse, das sich gezeigt hat, und die Mängel und Schwächen, die an die Oberfläche gezogen wurden, beseitigt oder an ihren Ausgangspunkt zurückgetrieben worden sind, dann - und nur dann - wird die physische Krankheit aufhören oder der Behandlung mühelos weichen.

Wenn wir hier das allgemeine Thema der Unvollkommenheit und des Übels besprechen, so befassen wir uns mit Ursachen (und dies muss ja der Eingeweihte immer tun); erst wenn diese Ursachen beseitigt sind, werden auch die Wirkungen verschwinden. Die Christliche Wissenschaft und die Unitybewegung haben daher recht mit ihren allgemeinen Theorien und Voraussetzungen; aber gewisse Dinge, auf die sie den Nachdruck legen, und ihre Methoden sind völlig falsch. Auf lange Sicht ist alle Arbeit, die sie heute leisten, ziemlich nutzlos, ausser insoweit, als sie das Gesetz der Vollkommenheit bewahren und verkünden; doch selbst dies tun sie in einer verworrenen Weise, und ihre Lehre ist [664] angekränkelt von der allgemeinen Selbstsucht.

Es ist euch oft gesagt worden, dass man auf zwei Arten zum Ziel kommen kann: Der lange harte Weg der Evolution, auf dem man Äonen braucht, um verhältnismässig geringe Ergebnisse zu erzielen oder der kurze, noch schwierigere, aber viel schnellere Weg der Einweihung. Lange Zeit hindurch blieb es eine umstrittene Frage, ob die Menschheit die langsame, aber sichere Methode wählen würde (und vielleicht besser wählen sollte). Mit dieser wird die Unvollkommenheit nur sehr allmählich ausgemerzt, ohne grosse Belastung und mit nur geringer Anstrengung von seiten des Menschen. Es ist die Methode, durch die das Gute nur langsam erkannt und das Schlechte nur langsam - sehr langsam - ausgetrieben wird. Der Wille-zum-Guten aus Shamballa ist im normalen Evolutionsgang nur sehr schwach wirksam, so dass noch sehr viele Äonen vergangen wären, bevor die Menschheit auch nur die gegenwärtige Entwicklungsstufe erreicht hätte.

Aber es geschah etwas, was selbst die Hierarchie nicht vorhergesehen hatte. Während der letzten zweihundert Jahre hat sich das gesamte Bild verändert, denn es erreichten einzelne Menschen in genügender Zahl die Einweihung und traten in die Ashrams der Meister ein. Auf Grund der Entscheidung dieser erfolgreichen Aspiranten und ihrer fortgesetzten Wirksamkeit wurde beschlossen, dass die Menschheit den raschen, harten Weg versuchen sollte. Seit dieser Zeit sind drei Faktoren wirksam gewesen:

1. Die erstaunlichen Fortschritte darin auf dem Weg, das Bewusstsein der Menschheit als Masse auf ein viel höheres intellektuelles Niveau zu heben. Davon legen die Zunahme der Bildung, die Entdeckungen der Wissenschaft und die Beherrschung der materiellen Ebene und der Luft Zeugnis ab.

2. Die weltweite Not und Bedrängnis, die Wirtschaftskatastrophe, die Weltkriege, die Naturkatastrophen und die unzähligen Vorfälle und Schwierigkeiten, die das Leben des einzelnen, des Volkes und unseres Planeten in diesen Tagen so schwer machen. Niemand ist davon ausgenommen und es zeigen sich keine Unterschiede.

3. Das Wissen um die Hierarchie und vor allem um den geistigen Plan nimmt ständig zu. Das machte es notwendig, den [665] Menschen durch die arbeitenden Aspiranten und Jünger ein Ziel vor Augen zu stellen und ihnen die Methoden des Pfades anzugeben, auf dem dieses Ziel erreicht werden kann. Das wurde nicht von den religiösen Kirchengemeinschaften in der Welt, sondern von den Mitgliedern des Ashrams durchgeführt. Die Kirchen haben im öffentlichen Bewusstsein lediglich die Tatsache des transzendenten Gottes aufrechterhalten, während sie den innewohnenden Gott ausser acht liessen; sie bezeugten die Existenz Christi, verzerrten jedoch seine Lehre; sie lehrten die Unsterblichkeit, beachteten dabei aber nicht das Gesetz der Wiedergeburt.

Die Menschheit macht also rasche Fortschritte auf dem Weg nach oben, so dass man folglich zweierlei erwarten kann: Erstens, dass die Unvollkommenheit und das Böse (das eine verborgen, das andere wirksam, wenn auch im Rückzug begriffen) dem intelligenten Menschen immer klarer erkennbar werden; und zweitens, dass man auch darauf kommen wird, wie man diese Übelstände beseitigen kann.

Ich befasse mich hier nicht mit dem Wesen der Unvollkommenheit oder dem Zweck des Bösen. Muss ich meine Leser noch besonders darauf hinweisen, wie unausweichlich beide vorhanden sind? Ich könnte sagen, dass die Unvollkommenheit im Wesen der Materie selbst begründet und ein Erbteil aus einem früheren Sonnensystem ist. Ich könnte anführen, dass das Böse von jener Hierarchie böser Kräfte ausgeht, welche die materielle Entsprechung der geistigen Hierarchie sind; das hat mit der Tatsache zu tun, dass alle unsere Ebenen aus Substanz der kosmisch-physischen Ebene bestehen. Man könnte ferner darauf hinweisen, dass wenn die Unvollkommenheit der Materie einmal erkannt und beseitigt wird, und wenn sich das Hauptaugenmerk der Menschheit von den materiellen Dingen abwendet, dass dann für die Kräfte des Bösen in den drei Welten (den drei Ebenen der kosmischen grob-physischen Ebene) nichts mehr da ist, worauf sie [666] einwirken können; es wird nichts mehr geben, was sie beeinflussen können; und sie werden auch keine Möglichkeit mehr haben, im bösen Sinne auf die Menschen einzuwirken. Ich kann nicht erwarten, dass ihr jetzt schon die Bedeutung meiner Worte begreift. Sie haben jedoch mit jener Stelle in der Grossen Invokation zu tun, wo es heisst: «Und siegle zu die Tür zum Übel». Es gibt ein Tor in ein böses Reich und in die Finsternis, genauso wie es ein Tor in die Welt des Guten und des Lichtes gibt; der Teufel ist für den Menschen, der sich dem Bösen ergibt und verschreibt, dasselbe, was der Hüter der Schwelle für den geistigen Aspiranten ist.