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Fünftes Kapitel - Der Prozess der Rückerstattung - Teil 2

Ein grosser Aufruhr in allen Naturreichen hat diese Zeit und Generation charakterisiert; das herausragende Merkmal dieses Aufruhrs ist eine gewaltige Zerstörung aller Formen göttlichen Lebens in jedem Reich gewesen. Unsere moderne Zivilisation hat einen Todesstoss empfangen, von dem sie sich nie mehr erholen wird; man wird ihn jedoch eines Tages als den «befreienden Stoss» und als das Signal für das erkennen, was besser und neuer ist und dem sich entwickelnden Geist erleichtert, in Erscheinung zu treten. Grosse, durchdringende Energien und die von ihnen [451] erweckten Kräfte sind im Widerstreit zusammengestossen, und dieser Kampf hat - bildlich gesprochen - das Mineralreich in die Himmel erhoben und Feuer vom Himmel herabgebracht. Ich spreche hier von Tatsachen, nicht nur symbolisch. Die Körper von Männern, Frauen und Kindern, wie auch von Tieren, sind zerstört worden; die Formen des Pflanzenreiches und die Wirkkräfte des Mineralreiches sind zersetzt, zerstreut und vernichtet worden. Das zusammenhängende Leben aller planetarischen Formen wurde vorübergehend aus dem Zusammenhang gerissen. Eine alte Prophezeiung hat das so ausgedrückt: «Kein echter vereinter Laut schwingt von einer Form zur anderen, von einem Leben zum anderen. Nur ein Schmerzensschrei, ein Verlangen nach Rückerstattung und ein Ruf nach Befreiung von Qual, Verzweiflung und fruchtlosem Bemühen geht hinaus von hier nach dort.»

All dieser Aufruhr des - geistigen, psychologischen und physischen - «Erdbodens» der Welt, alle diese Zerreissung der Formen und der vertrauten Umrisse unseres planetarischen Lebens musste stattfinden, ehe die Hierarchie in das öffentliche Bewusstsein treten konnte; all das musste auf die Menschenseelen einwirken, bevor das Neue Zeitalter anbrechen konnte, das die Wiederherstellung der Mysterien und die Rehabilitierung der Völker der Erde mit sich bringt. Beides geht Hand in Hand. Das ist einer der Hauptpunkte, den ich hervorheben möchte. Die Zerstörung, die Auflösung und die völlig chaotischen Zustände, die seit den letzten fünfhundert Jahren in allen Naturreichen bestehen, haben endlich zu entsprechenden physischen Zuständen geführt. Das ist gut und wünschenswert; es kennzeichnet das Vorspiel zum besseren Aufbau einer besseren Welt, die Schaffung geeigneter Lebensformen und richtigerer menschlicher Anschauungen sowie eine vernünftigere Einstellung zur Wirklichkeit. Das Beste soll erst kommen.

Es wird jetzt alles sehr schnell an die Oberfläche gebracht - das Gute und das Schlechte, das Wünschenswerte und [452] das Unerfreuliche, das Vergangene und das Künftige (denn beide sind eins); die Pflugschar Gottes hat ihr Werk nahezu vollbracht; das Schwert des Geistes hat eine schlechte Vergangenheit von der strahlenden Zukunft getrennt, und beide erscheinen im Auge Gottes als notwendige Beiträge; unsere materielle Zivilisation wird rasch einer mehr dem Geiste zugewandten Kultur Platz machen; unsere Kirchenorganisationen mit ihren begrenzenden und verwirrenden Gotteslehren werden bald der Hierarchie mit den von ihr ausgehenden klaren, den Tatsachen entsprechenden, intuitiven und undogmatischen Lehren weichen.

Intensives Verlangen nach von Gefühlen beherrschtem Dasein oder Verhaftetsein ist jeder Form angeboren, erneuert sich ständig von selbst und ist sogar dem Weisesten bekannt.

Wenn das Leben oder der Geist sich zurückzieht, stirbt die Form, okkult. Wenn das Denken des Ego oder des höheren Selbstes sich auf seiner eigenen Ebene beschäftigt, geht keine Energie hinaus zu der Materie der drei Welten und deshalb ist dort kein Formaufbau und kein Anklammern an die Form möglich. Dies stimmt sowohl mit der okkulten Binsenwahrheit: «Dem Gedanken folgt Energie» sowie auch mit der Lehre überein, dass der Körper des Christusprinzips (der Buddhikörper) sich erst dann harmonisch einzuordnen beginnt, wenn die niederen Impulse vergehen.. . Das Anklammern an die Form oder die Anziehungskraft der Form auf den Geist ist der grosse involutionäre Impuls. Die Zurückweisung der Form und folglich die Auflösung der Form ist der grosse Evolutionsantrieb.

Der Yoga Pfad, S. 137 - 138 (engl.)

Wenn die Ursache - das Verlangen - ihre Wirkung, nämlich die Persönlichkeit oder den Formaspekt des Menschen, hervorgebracht hat, dann wird die Form so lange weiterleben, als der Wille zum Leben besteht. Sie wird durch die mentale Lebenskraft in sichtbarer Form erhalten. Dies hat sich in den Annalen der Medizin immer wieder gezeigt, denn es hat sich herausgestellt, dass das Leben auf der physischen Ebene wahrscheinlich so lange [453] andauert, als der Entschluss zum Leben besteht; in dem Augenblick jedoch, da dieser Wille zurückgezogen wird oder wenn der Bewohner des Körpers nicht mehr an der Manifestation als Persönlichkeit interessiert ist, tritt der Tod ein und es kommt zur Auflösung des Gedankenbildes, des Körpers.

Der Yoga Pfad, S. 397 (engl.)

Es gibt zwei Hauptlinien der Evolution: Eine, die mit der Materie und der Form, und die zweite, die mit der Seele, dem Bewusstseinsaspekt, dem Denker in der Form, zu tun hat. Der Weg und der Verlauf des Fortschrittes ist für beide verschieden. Wie schon erwähnt, identifiziert sich die Seele lange Zeit hindurch mit dem Formaspekt und strebt danach, dem «Pfad des Todes» zu folgen; denn das ist der dunkle Pfad für den Denker tatsächlich. Später hört diese Identifizierung durch angestrengtes Bemühen auf; die Seele wird ihrer selbst gewahr, erkennt ihren eigenen Pfad (oder ihr Dharma) und folgt dann dem Weg des Lichtes und des Lebens. Man sollte jedoch immer daran denken, dass für jeden der beiden Aspekte der eigene Pfad der rechte ist, und dass die Impulse, die im physischen Körper oder im Astralkörper verborgen liegen, an sich nicht falsch sind. Sie werden in gewisser Hinsicht verkehrt, wenn sie von ihrer rechten Anwendung abgedrängt werden, und diese Erkenntnis war es, die den Jünger im Buch Hiob ausrufen liess: «Ich habe das, was recht war, verkehrt.» Die zwei Entwicklungswege sind voneinander getrennt und verschieden; das muss jeder Aspirant lernen.

Der Yoga Pfad, S. 402 - 403 (engl.)

Die Kunst des Sterbens.

Die Seele mit dem Sitz im Herzen ist das Lebensprinzip, das Prinzip der Selbstbestimmung, der Zentralkern positiver Energie, vermittels dessen alle Körperatome am richtigen Platz festgehalten und dem von der Seele ausgehenden «Willen zum Sein» untergeordnet werden. Dieses Lebensprinzip verwendet den Blutstrom als Ausdrucksmittel und Kontrollorgan, und infolge der [454] engen Verbindung des endokrinen Systems mit dem Blutstrom werden die beiden Aspekte der Seelentätigkeit zusammengebracht, um den Menschen zu einem lebendigen, bewusst wirkenden Wesen zu machen, das von der Seele beherrscht wird und die Absichten der Seele in allen Tätigkeiten des täglichen Lebens zum Ausdruck bringt. Der Tod ist darum in der Tat ein Vorgang, bei dem diese beiden Energieströme aus dem Herzen und dem Kopf zurückgezogen werden, was dann den völligen Verlust des Bewusstseins und die Auflösung des Körpers zur Folge hat. Der Tod unterscheidet sich vom Schlaf insofern, als beide Energieströme herausgezogen werden. Im Schlaf wird nur der Energiefaden zurückgezogen, der im Gehirn verankert ist und wenn dies geschieht, wird der Mensch bewusstlos. Damit meinen wir, dass sein Bewusstsein oder sein Gewahrseinssinn an anderer Stelle konzentriert ist. Seine Aufmerksamkeit ist nicht mehr auf greifbare, physische Dinge gerichtet, sondern wendet sich einer anderen Welt des Seins zu und sammelt sich in einem anderen Rüstzeug oder Mechanismus. Beim Tod werden beide Fäden zurückgezogen oder im Lebensfaden vereint. Die Lebenskraft hört auf, mit Hilfe des Blutstroms den Körper zu durchdringen, und das Herz stellt seine Funktion ein, ebenso wie das Gehirn aufhört zu registrieren; und so tritt Stille ein. Das Haus ist leer; jede Tätigkeit hört auf, ausgenommen jene erstaunliche, unmittelbare Wirksamkeit, die das Vorrecht der Materie selbst ist und in dem Zersetzungsprozess zum Ausdruck kommt. Von gewissen Aspekten aus gesehen, zeigt darum dieses Geschehen die Einheit des Menschen mit allem auf, was materiell ist; es beweist, dass er ein Teil der Natur selbst ist, und mit Natur meinen wir den Körper jenes Einen Lebens, in dem wir «leben, weben und sind». In diesen drei Worten: leben, weben und sein - haben wir die ganze Angelegenheit beschlossen. Sein ist Wahrnehmung, Eigenbewusstsein und Selbstäusserung, und dafür sind Kopf und Gehirn des Menschen die äusseren Symbole. Leben ist Energie, Verlangen in der Form, Zusammenhalt und Anhängen an eine Idee und dafür sind Herz und Blut die exoterischen Symbole.

[455] Weben weist hin auf das Hineinwachsen und Reagieren der seienden, wahrnehmenden, lebendigen Wesenheit in und auf das universelle Tätigsein und dafür sind Magen, Bauchspeicheldrüse (Pankreas) und die Leber die Symbole.

Es muss auch beachtet werden, dass der Tod daher unter der bewussten Leitung des Ego erfolgt, ungeachtet dessen, wie wenig ein Menschenwesen sich dieser Leitung bewusst sein mag. Bei den meisten Menschen geht der Prozess automatisch vor sich, denn wenn die Seele ihre Aufmerksamkeit zurückzieht, ist der Tod die unabwendbare Reaktion auf der physischen Ebene - sei es, dass der zweifache Faden der Lebens- und Vernunftenergie oder sei es, dass nur der mit der Denkkraft ausgestattete Faden zurückgezogen wird; in diesem Fall bleibt der Lebensstrom noch in Funktion durch das Herz, aber es besteht keine intelligente Wahrnehmung mehr. Die Seele betätigt sich anderwärts und ist auf ihrer eigenen Ebene mit eigenen Angelegenheiten beschäftigt.

Eine Abhandlung über weisse Magie, S. 530 - 32

Ehe ich ausführlicher auf dieses Thema eingehe, möchte ich noch auf das «Gewebe im Gehirn» verweisen, das bei den meisten Menschen unversehrt, beim erleuchteten Seher jedoch nicht vorhanden ist.

Wie ihr wisst, haben wir im menschlichen Körper einen Lebenskörper, der das Gegenstück zum physischen Körper ist, diesem zugrundeliegt und ihn durchdringt; er ist grösser als der physische Körper, und wir nennen ihn den Ätherkörper oder Doppelgänger. Er ist ein Energiekörper und besteht aus Kraftzentren und Nadis oder Kraftfäden. Diese liegen dem Nervenapparat - den Nerven und Ganglien - zugrunde oder sind das Gegenstück dazu. An zwei Stellen im menschlichen Lebenskörper gibt es nun Ausgänge für die Lebenskraft. Die eine Öffnung liegt im Sonnengeflecht und die andere im Gehirn, am Scheitel. Zum Schutze beider ist über sie ein engverwobenes Netz aus Ätherstoff gebreitet, das aus ineinandergeflochtenen Schnüren von Lebensenergie besteht.

Während des Todesvorganges schlägt der Druck der Lebensenergie gegen das Gewebe, so dass es schliesslich durchlöchert wird [456] und eine Öffnung entsteht. Aus dieser strömt die Lebenskraft in dem Mass heraus, wie die Wirkungskraft des abziehenden Einflusses der Seele zunimmt. Bei Tieren, bei Kindern und bei Männern und Frauen, die völlig im physischen und astralen Körper polarisiert sind, ist das Sonnengeflecht das Ausgangstor; also wird hier das Gewebe durchbohrt, so dass der Ausgang frei wird. Bei mentalen Typen und den höher entwickelten Menschen wird das Gewebe am Scheitel des Kopfes in der Gegend der Fontanelle zerrissen, so dass auf diese Weise das denkende, vernünftige Wesen heraustreten kann. . .

Im Todesprozess sind also die beiden Hauptausgänge: Das Sonnengeflecht (Solarplexus) für das astral polarisierte, physisch eingestellte Menschenwesen und damit für die grosse Mehrheit und das Kopfzentrum für den mental polarisierten und geistig orientierten Menschen. Dies ist die erste und wichtigste Tatsache, die man berücksichtigen muss und man wird leicht erkennen, wie die Tendenz eines Lebens und der Brennpunkt des Lebensinteresses die Art des Ausgangs beim Tode bestimmen. Man kann auch verstehen, dass die Bemühung, das astrale Leben und die emotionale Natur zu beherrschen und das Selbst auf die Gedankenwelt und die geistigen Dinge hin auszurichten, eine bedeutsame Wirkung auf das Erscheinungsbild des Todesvorganges ausübt.

Wenn der Studierende klar denkt, dann wird es ihm deutlich sein, dass der eine Ausgang für den geistigen und hochentwickelten Menschen gilt, während der andere das Menschenwesen niederen Grades betrifft, das kaum über den Tierzustand hinausgekommen ist. Was gilt nun für den Durchschnittsmenschen? Es wird jetzt ein dritter Ausgang vorübergehend verwendet: genau unter der Spitze des Herzens finden wir ein anderes ätherisches Gewebe, das eine Ausgangsöffnung bedeckt. Wir haben also folgende Situation:

1. Der Ausgang im Kopf, der von dem intellektuellen Typus, von Jüngern und Eingeweihten der Welt benutzt wird.

2. Der Ausgang im Herzen, der von dem gütigen, [457] wohlgesinnten Menschen benutzt wird, dem guten Bürger, der ein einsichtsvoller Freund und Mitarbeiter philanthropischer Bestrebungen ist.

3. Der Ausgang in der Region des Solarplexus oder Sonnengeflechts, den der emotionale, unintelligente, gedankenlose Mensch und derjenige verwendet, dessen tierische Natur stark ist.

Das ist der erste Punkt in den neuen Mitteilungen, die während des nächsten Jahrhunderts allmählich zum allgemeinen Wissensgut im Westen werden sollen. Vieles davon ist den Denkern des Ostens schon bekannt und gewissermassen ein erster Schritt zu einem vernünftigen Verstehen des Todesvorganges.

Weisse Magie, S. 535 - 537

In bezug auf die «Technik des Sterbens» kann ich jetzt nur einen oder zwei Vorschläge machen. Ich beschäftige mich hier nicht mit dem Verhalten der anwesenden Beobachter, sondern nur mit jenen Punkten, die der hinübergehenden Seele den Übergang erleichtern.

Erstens: «Lasst Stille im Zimmer herrschen.» Das ist natürlich häufig der Fall. Man muss bedenken, dass der Sterbende für gewöhnlich bewusstlos sein mag. Diese Bewusstlosigkeit scheint eingetreten zu sein, ist aber nicht wirklich. In neunhundert von tausend Fällen ist eine Gehirn-Wahrnehmung vorhanden mit vollem Bewusstsein für die Ereignisse, aber es besteht eine vollständige Lähmung des Willens, sich zu äussern und völlige Unfähigkeit, die Energie aufzubringen, die Leben andeuten würde. Wenn Stille und Verständnis das Krankenzimmer beherrschen, kann die scheidende Seele mit Klarheit bis zur letzten Minute ihr Werkzeug in Besitz behalten und angemessene Vorbereitungen treffen.

Wenn man später einmal mehr über Farben weiss, wird man nur orangefarbene Lichter im Krankenzimmer eines Sterbenden erlauben, und diese werden nur dann mit entsprechender Zeremonie aufgestellt werden, wenn bestimmt keine Möglichkeit zur Besserung mehr besteht. Orange unterstützt die Sammlung im Kopf, so wie Rot das Sonnengeflecht anregt und Grün eine [458] bestimmte Wirkung auf das Herz und die Lebensströme hat.

Wenn man einmal mehr vom Ton versteht, wird man bestimmte Arten von Musik anwenden; bis jetzt gibt es jedoch noch keine Musik, welche die Arbeit der Seele bei ihrem Scheiden aus dem Körper erleichtern könnte, obwohl gewisse Töne auf der Orgel sich als wirksam erweisen werden. Wenn im genauen Todesaugenblick des Menschen eigener Ton angestimmt wird, dann wird dieser Ton die beiden Energieströme einander angleichen und schliesslich den Lebensfaden zerreissen; das Wissen darüber weiterzugeben ist jedoch noch zu gefährlich und deshalb kann es erst später gegeben werden. Ich möchte damit in die Zukunft weisen und die Richtung andeuten, in der sich künftige okkulte Studien bewegen werden.

Man wird ausserdem entdecken, dass ein Druck auf gewisse Nervenzentren und Arterien das Werk erleichtern wird. (Diese Wissenschaft vom Sterben wird, wie viele Schüler wissen, in Tibet in Verwahrung gehalten.) Ein Druck auf die Halsschlagader und bestimmte grosse Nerven in der Kopfregion und auf eine besondere Stelle an der Medulla oblongata (dem verlängerten Mark) wird hilfreich und wirksam sein. Eine genaue Wissenschaft vom Tod wird später unvermeidlich ausgearbeitet werden, aber erst, wenn die tatsächliche Existenz der Seele erkannt und ihre Beziehung zum Körper wissenschaftlich bewiesen sein wird.

Mantrische Sprüche werden ebenfalls angewandt und von den Umstehenden in ganz bestimmter Weise in das Bewusstsein des Sterbenden eingeprägt werden oder dieser selbst wird sie mit Bedacht und in Gedanken anwenden. Christus zeigte uns ihre Anwendung, als er laut rief: «Mein Vater, in Deine Hände befehle ich meinen Geist.» Und wir haben ein weiteres Beispiel in den Worten: «Herr, nun lässest Du Deinen Diener in Frieden fahren.» Der ständige Gebrauch des heiligen Wortes, das halblaut und in einer Tonlage (auf die der sterbende Mensch augenscheinlich reagiert) gesungen wird, kann später auch einen Teil des Übergangsrituals bilden, begleitet von der letzten Ölung, wie sie in der katholischen Kirche erhalten ist. Die letzte Ölung hat eine okkulte, wissenschaftliche Grundlage. Das Kopfende des [459] Sterbenden sollte auch symbolisch nach Osten gewendet und Füsse und Hände gekreuzt sein. In dem Zimmer sollte nur Sandelholz verbrannt werden und keinerlei anderes Räucherwerk erlaubt sein, denn Sandelholz ist das Rauchwerk des ersten oder Zerstörer-Strahles und die Seele ist ja daran, ihre Behausung zu zerstören.

Weisse Magie, S. 540 - 541

Wenn es einen Faktor gibt, den die Aspiranten erkennen müssen, dann ist es der, sich von der Grossen Illusion zu befreien. Arjuna wusste dies und erlag doch der Verzweiflung. Aber in der Stunde der Not verliess Krishna ihn nicht, sondern legte in der Gita die einfachen Regeln nieder, wie man Depression und Zweifel überwinden kann. Sie können kurz wie folgt aufgezählt werden:

1. Erkenne dich als unsterbliches Wesen.

2. Beherrsche dein Denken, denn durch dieses Denken kann das Unsterbliche erkannt werden.

3. Lerne verstehen, dass die Form nur der Schleier ist, der den Glanz der Göttlichkeit verhüllt.

4. Erkenne, dass das Eine Leben alle Formen durchdringt, dass es also keinen Tod, kein Elend, keine Trennung gibt.

5. Löse dich deshalb von der Formseite und komm zu Mir und verweile an dem Ort, wo Licht und Leben ist, so endet die Illusion.

Weisse Magie, S. 335 - 336

Ein Meister der Weisheit erlernt die Bedeutung jeder einschränkenden Form; dann übernimmt er die Kontrolle und Handhabung des Gesetzes auf jener der Form entsprechenden Ebene. Dann ist er der Form entwachsen und legt sie um anderer und höherer Formen willen ab. So macht er durch das Opfer und den Tod der Form stetig Fortschritte. Stets wird die Form als Gefängnis erkannt; immer muss sie als Opfer sterben, damit das Leben in ihr immer wieder vorwärts und aufwärts eilen kann. Der Pfad der Auferstehung setzt Kreuzigung und Tod [460] voraus und führt von dort zu dem Berg, von dem aus die Auferstehung möglich ist.

Briefe über okkulte Meditation, S. 270

2. Der Akt der Rückerstattung.

Wenn ich nun das Bewusstsein der scheidenden Seele (beachtet diese Ausdrucksweise) bespreche, die den Rückerstattungsakt vollzieht, möchte ich wieder darauf hinweisen, dass ich mich mit einem Thema beschäftige, für das es keine sinnlich wahrnehmbare, physische Beweisführung gibt. Gelegentlich werden Menschen, die schon genau an dem Punkt stehen, wo die physische Rückerstattung ganz abgeschlossen ist, wieder in das physische Dasein zurückgebracht. Das ist aber nur dann möglich, solange die bewusste Wesenheit noch den Ätherkörper in Besitz hat, obwohl das Ablegen des grob-physischen Körpers in jeder Hinsicht beendet ist. Obwohl der Ätherkörper den ganzen physischen Körper durchdringt, ist er doch viel grösser als dieser; der Astralkörper und die Mentalnatur können immer noch ätherisch polarisiert bleiben, selbst wenn der Tod des physischen Körpers tatsächlich eingetreten und die Zurückziehung schon im Gange ist; dieser Tod bedeutet also das Aufhören der Herztätigkeit und die Konzentration der ätherischen Grundkräfte im Gebiet des Kopfes, des Herzens und des Sonnengeflechts.

Die ätherischen Kräfte werden zuerst einmal in den über die Körperform hinausragenden Teil des ätherischen Einflussbereiches zurückgezogen, ehe jene letzte Zerstreuung eintritt, die den Menschen befreit, so dass er als menschliche Seele im Einflussbereich seiner Astralhülle weiterbesteht. Hier haben wir einen einigermassen neuen Aspekt des Todesprozesses. Die Zurückziehung des Ätherkörpers aus dem physischen Körper ist oft erörtert und dargestellt worden. Aber selbst, wenn sie vollzogen wurde, ist der Tod noch nicht endgültig; es bedarf noch einer sekundären Aktivität des Seelenwillens. Diese zweitfolgende Tätigkeit führt dazu, dass alle ätherischen Kräfte in den Urquell entlassen werden, aus dem sie hervorgingen; dieser ist das allgemeine [461] Kräfte-Sammelbecken. Vergesst nicht, dass der Ätherkörper kein eigenes, ihn kennzeichnendes Leben hat. Er ist nur ein Verschmelzungsprodukt all der Kräfte und Energien, die den physischen Körper beseelten und ihn während seines äusseren Lebenslaufes zur Tätigkeit anspornten. Berücksichtigt ausserdem, dass die fünf Zentren entlang der Wirbelsäule nicht im physischen Körper liegen, sondern sich an ganz bestimmten Punkten in der entsprechenden ätherischen Substanz befinden; sie sind (auch im Fall des unentwickelten, noch mehr aber beim durchschnittlichen Menschen) mindestens fünf Zentimeter vom physischen Rückgrat entfernt. Die drei Kopfzentren liegen ebenfalls ausserhalb des grobphysischen Körpers. Wenn ihr das im Auge behaltet, werdet ihr leichter die Aussage verstehen können, dass der physische Körper an sich leer ist, wenn die beobachtenden Sachverständigen den Tod feststellen, dass aber der Mensch vielleicht trotzdem noch nicht wirklich tot ist. Ich möchte euch auch daran erinnern, dass dies für die vielen kleineren Zentren genauso wie für die grossen Zentren gilt, die uns so vertraut sind.

Die letzten kleineren Zentren, die «ins Nichts dahinschwinden», um in die Gesamtheit der ätherischen Substanz aufgelöst zu werden, sind die beiden, die in der Region der Lungen liegen und eng mit diesen verbunden sind. Auf diese beiden Zentren wirkt die Seele ein, wenn sie aus irgendeinem Grunde wieder in den grob-physischen Körper zurückgerufen wird. Wenn diese Zentren zu einer zurückkehrenden oder neuen, einwärts gerichteten Tätigkeit gebracht werden, kehrt der Lebensatem in die verlassene physische Form zurück. Die unbewusste Erkenntnis dieser Tatsache bildet den Anlass für das Verfahren, das normalerweise in allen Fällen von Ertrinken oder Erstickung angewandt wird. Wenn ein Mensch einer Krankheit unterliegt und folglich der physische Körper geschwächt ist, sind solche Wiederherstellungsübungen nicht möglich und sollten nicht angewandt werden. Bei plötzlichem Tod durch Unfall, Selbstmord, Mord, infolge unerwarteter Herzanfälle oder durch die Kriegsereignisse ist der Schock derart, dass die sonst gemächlich verlaufende Seelenzurückziehung vollständig aufgehoben wird; die Räumung des physischen [462] Körpers und die vollständige Auflösung des Ätherkörpers erfolgen praktisch gleichzeitig. In normalen Fällen, wenn der Tod durch Krankheit eintritt, geht das Entweichen langsam vor sich, und es besteht die Möglichkeit, für eine kürzere oder längere Zeitspanne zurückzukehren, falls die Krankheit nicht so bösartig ist, dass sie einen zu grossen Verfall des betreffenden physischen Organismus verursacht hat. Das kommt öfters vor, besonders, wenn der Lebenswille stark oder die Lebensaufgabe nicht ganz erfüllt und nicht richtig abgeschlossen ist.

Noch auf einen anderen Punkt möchte ich eingehen; er betrifft den ewigen Streit, der zwischen der Dualität des grob-physischen Körpers und des Ätherkörpers ausgetragen wird. Das physische Element (diesen Namen gibt man dem integralen Leben des physischen Körpers) und die Seele, welche versucht, die Gesamtheit der miteinander verbundenen Energien des Ätherkörpers zurückzuziehen und aufzulösen, stehen in heftigem Kampf miteinander, und dieser Prozess ist oft hitzig und langwierig. Eben dieser Kampf wird in der langen oder kurzen Zeit der Bewusstlosigkeit ausgetragen, die so viele Todesszenen kennzeichnet. Es gibt esoterisch gesehen zwei Arten des Komas: Einmal das «Koma des Kampfes», das dem wirklichen Tode vorausgeht; und ausserdem das «Koma der Wiederherstellung», das eintritt, wenn die Seele zwar den Bewusstseinsfaden oder -aspekt, nicht aber den Lebensfaden zurückgezogen hat, in dem Bemühen, dem physischen Element Zeit zu geben, damit es seine Herrschaft über den Organismus wiedergewinnen und somit die Gesundheit wiederherstellen kann. Bis jetzt erkennt die moderne Wissenschaft noch nicht den Unterschied zwischen diesen beiden Aspekten des Koma. Wenn einmal später die ätherische oder hellsichtige Schau weiter verbreitet ist, wird man die Beschaffenheit des gerade herrschenden Komas erkennen, und es werden dann nicht länger Hoffnung oder Verzweiflung herrschen. Die Freunde und Verwandten des Bewusstlosen werden genau wissen, ob sie einer grossen, endgültigen Zurückziehung aus der gegenwärtigen Inkarnation zuschauen oder ob sie einfach einen Wiederherstellungsprozess beobachten. Im letzteren Fall behält die Seele immer noch - durch die Zentren - die Gewalt über den physischen [463] Körper, aber sie hält vorübergehend alle Anregungsprozesse auf. Ausgenommen davon sind das Herzzentrum, die Milz und zwei kleinere Zentren, die mit dem Atemapparat verknüpft sind. Diese werden in normaler Weise weiter aktiviert, wenn auch in geringerem Mass; dadurch bleibt die Kontrolle über den physischen Körper erhalten. Wenn die Seele auf den echten Tod ausgeht, übernimmt sie zuerst einmal die Herrschaft über die Milz, sodann über die zwei kleineren Zentren und schliesslich über das Herzzentrum; damit stirbt der Mensch.

Das oben Gesagte wird euch einen kleinen Begriff von den vielen Einzelheiten des Sterbens geben, die noch von der orthodoxen Medizin entdeckt werden müssen und die erst dann offenbart werden, wenn die Menschheit eine gesteigerte Feinfühligkeit erreicht hat.

Ich möchte euch bitten, daran zu denken, dass wir uns bei allen gegenwärtigen Betrachtungen mit den Reaktionen und Tätigkeiten der Seele beschäftigen, die mit Bedacht ihren inkarnierten Aspekt zurückruft, weil ein Lebenszyklus beendet ist. Die Frist, welche diesem Lebenslauf gesetzt ist, mag lang oder kurz sein, je nach den Absichten, die damit verbunden sind; sie mag nur ein paar kurze Jahre umfassen oder auch ein Jahrhundert. Vor dem siebten Lebensjahr ist die Lebenskraft des physischen Elements weitgehend der bestimmende Faktor. Die Seele ist im Ätherkörper zentralisiert, beansprucht aber die Zentren nicht voll; sie übernimmt lediglich eine sanft pulsierende Kontrolle und eine sanft antreibende Aktivität - die ausreicht, um das Bewusstsein zu erhalten, die mannigfachen physischen Vorgänge zu aktivieren und die Ausbildung des Charakters und der Anlagen einzuleiten. Diese treten bis zum einundzwanzigsten Jahr immer deutlicher hervor und festigen sich zu dem, was wir die Persönlichkeit nennen. Bei Jüngern ist die Herrschaft der Seele über die ätherischen Zentren gleich von Anfang des physischen Daseins an viel stärker. Wenn das vierzehnte Jahr erreicht ist, kann die Beschaffenheit und Wesensart der inkarnierten Seele sowie ihr ungefähres Alter oder ihre Erfahrung bestimmt werden; die [464] physischen, astralen und mentalen Elemente stehen unter Kontrolle, und die Seele, der innewohnende geistige Mensch, bestimmt schon die Lebenstendenzen und die Entscheidungen, die im Leben getroffen werden.

Wenn beim gewöhnlichen Menschen der Tod beabsichtigt ist, ist der Kampf zwischen dem physischen Element und der Seele ganz ausgeprägt; dieses Sterben wird «lemurisches Scheiden» genannt; beim Durchschnittsmenschen - bei dem der Brennpunkt des Lebens in der Begierdennatur liegt - wird der Kampf zwischen dem Astralelement und der Seele ausgetragen, und dieses Sterben nennt man «den Tod eines Atlantiers»; bei Jüngern ist dieser Kampf fast ganz mentaler Art; dabei geht es dann oft einerseits um den Willen zu dienen und den Entschluss, einen bestimmten Aspekt des Planes zu erfüllen, andererseits um den Willen, in voller Kraft zum Ashram-Zentrum zurückzukehren. Bei Eingeweihten gibt es keinen Kampf, sondern lediglich ein bewusstes, wohlüberlegtes sich Zurückziehen. Recht sonderbar: wenn es hier einen Streit zu geben scheint, so findet er zwischen den beiden Elementarkräften statt, die dann in der Persönlichkeit zurückbleiben: dem physischen Element und dem Mentalleben. In der Ausrüstung eines Eingeweihten hohen Grades findet man kein astrales Element. Das Verlangen ist vollständig überwunden, soweit es des Menschen eigene Natur betrifft.

Faktoren, denen sich die sich zurückziehende Seele gegenübersieht.

Beim physischen Tod und beim Rückerstattungsprozess muss sich die Seele also mit den folgenden Faktoren befassen:

1. Mit dem physischen Element, dem integrierten und geordneten Leben des physischen Körpers, das unablässig bestrebt ist, unter dem Einfluss der Anziehungskräfte all seiner Bestandteile und deren gegenseitigem Einwirken zusammenzuhalten. Diese Kraft wirkt durch eine Anzahl kleinerer Zentren.

2. Mit dem Ätherkörper, dessen Leben durch die sieben [465] Hauptzentren zum Ausdruck kommt, die auf astrale, mentale und seelische Antriebsenergien reagieren. Er wirkt auch durch bestimmte kleinere Zentren, die nicht dazu bestimmt sind, auf jenen Aspekt der menschlichen Ausrüstung zu reagieren, der nach H. P. B.s Aussage kein Prinzip ist - den grobphysischen Mechanismus.

Es gibt also zwei Gruppen von kleineren Zentren: jene, die auf das Leben der dichten Materie, auf den Mutteraspekt, ansprechen; sie sind unverkennbar auf dem involutionären Bogen und stammen aus dem vorigen Sonnensystem, in welchem der Mensch mittels dieser geringeren Zentren gelenkt wurde; es waren damals nur ganz wenige der grösseren Zentren bei den Eingeweihten und vorgeschrittenen Jüngern jener Zeit schwach angedeutet. Zweitens gibt es jene kleineren Zentren, die für Energien empfänglich sind, die über die Hauptzentren einströmen; diese kommen dann unter die Herrschaft des Astralkörpers und der Mentalausrüstung. Ihr könnt daraus ersehen, warum ich schon früher in dieser Abhandlung auf die kleineren Zentren hinwies. Dessen ungeachtet könnte es für euch von Interesse sein, wenn ich noch einmal die Stellen angebe, an denen sich die einundzwanzig kleineren Zentren befinden.

1. Zwei liegen vor den Ohren, nahe der Stelle, wo die Kinnbacken zusammentreffen.

2. Je eines liegt gerade über jeder Brust.

3. Eines liegt an der Stelle, wo sich die Schlüsselbeine treffen, nahe der Schilddrüse. Diese bildet mit den beiden Brustzentren ein Kräftedreieck.

4. Je eines liegt in jeder Handfläche.

5. Je eines liegt in beiden Fusssohlen.

6. Zwei liegen gerade hinter den Augen.

7. Zwei sind mit den Keimdrüsen verbunden.

8. Eines liegt in der Nähe der Leber.

9. Eines steht mit dem Magen in Zusammenhang; es ist daher [466] mit dem Solarplexus verbunden, aber nicht identisch mit ihm.

10. Zwei sind mit der Milz verbunden; sie bilden eigentlich ein einziges Zentrum, da die beiden übereinander gelagert sind.

11. Je eines liegt in den Kniekehlen.

12. Es gibt ein mächtiges Zentrum, das in engem Zusammenhang mit dem Vagusnerv steht. Es ist sehr stark und wird von manchen Schulen als ein Hauptzentrum angesehen; es liegt nicht an der Wirbelsäule, sondern nicht weit entfernt von der Thymusdrüse.

13. Eines liegt in der Nähe des Solarplexus und verbindet diesen mit dem Zentrum an der Basis der Wirbelsäule; dadurch wird ein Dreieck gebildet zwischen dem Sakralzentrum, dem Solarplexus und dem Zentrum an der Basis der Wirbelsäule.

Die beiden in dieser Aufstellung genannten Dreiecke haben eine sehr reale Bedeutung. Eines liegt über und eines unter dem Zwerchfell.

Man kann also den Tod abermals als einen zweifachen Vorgang ansehen, der vor allem mit dem Ätherkörper zu tun hat. Zuerst einmal wird die ätherische Substanz gesammelt und zurückgezogen, so dass sie nicht länger den grob-physischen Organismus durchdringt, und danach wird sie in jenem vorstehenden Teil des Ätherkörpers verdichtet (dieses Wort ist mit Bedacht gewählt), der den dichten Körper immer wie eine Hülle umgeben, aber nicht durchdrungen hat. Dieser Teil ist manchmal irrtümlicherweise die Gesundheitsaura genannt worden; er kann während des Sterbens leichter und erfolgreicher photographiert werden als zu irgendeiner anderen Zeit, da sich hier die zurückgezogenen Kräfte mehrere Zentimeter ausserhalb des berührbaren Körpers ansammeln. Gerade in diesem Zeitpunkt der sich zurückziehenden Seele wird das «Wort des Todes» gesprochen und [467] nur vorher ist noch eine Rückkehr zum physischen Leben möglich, so dass die zurückgezogenen ätherischen Kräfte wieder den Körper durchdringen können. Die Verbindung mit allen zurückgezogenen Kräften wird bis zu diesem Zeitpunkt über den Kopf, das Herz oder den Solarplexus, wie auch über die beiden kleineren Brustzentren aufrechterhalten.

Die ganze Zeit hindurch konzentriert sich das Bewusstsein des Sterbenden entweder im emotionellen (astralen) Körper oder in der Mentalhülle; das hängt von der Evolutionsstufe ab. Der Sterbende ist nicht bewusstlos, wie der Zuschauer vielleicht annehmen mag, sondern ist sich dessen voll bewusst, was vorgeht. Wenn er stark auf das physische Leben konzentriert und wenn dieses das beherrschende Verlangen ist, das er am intensivsten empfindet, kann sich dadurch der Kampf verstärken. Das physische Element kämpft dann heftig um sein Dasein, die Begierdennatur kämpft, um das Sterben zu verzögern, und die Seele strebt nach Zurückziehung und Rückerstattung. Das kann einen Todeskampf mit sich bringen - wie es auch häufig geschieht - , der den Zuschauern ganz deutlich sichtbar ist. In dem Mass, wie die Menschheit weiterschreitet und sich entwickelt, wird dieser dreifache Kampf viel seltener werden; das Verlangen nach dem Dasein auf der physischen Ebene wird nicht mehr so anziehend erscheinen, und die Wirksamkeit des Astralkörpers wird schwinden.

Ich wünschte, ihr könntet euch ein (symbolisches) Bild machen sowohl von einem Menschen, der voll in der Inkarnation steht und in dieser Phase seiner Erfahrung verwurzelt ist, als auch von einem Menschen, der sich aus dieser Erfahrung zurückzieht. Das Bild zeigt im kleinen Massstab eine Wiederholung der grossen planetarischen Vorgänge von Involution und Evolution; es betrifft jene Tätigkeiten, die ein konzentriertes Hinstreben in der einen der beiden Richtungen bewirken; es ähnelt dem, was man ein Einströmen von Licht und Leben in ein Gefäss auf der physischen Ebene nennen könnte oder aber eine Intensivierung der Ausstrahlung dieses Lebens und Lichtes, die so stark ist, dass beide durch die evokative Kraft der Seele zurückgezogen und wieder in das Zentrum des Lebens und des Lichtes hereingenommen werden, aus dem sie ursprünglich kamen. Ich habe euch hier [468] (wenn ihr es nur erkennen könntet) eine Definition der Einweihung gegeben, jedoch in etwas ungewöhnlichen Ausdrücken. Vielleicht könnten einige Zeilen aus dem Totenbuch, das sich in den hierarchischen Archiven befindet, das Gesagte etwas erläutern und euch helfen, ein neues Bild vom Tod zu gewinnen. Dieses Buch enthält die sogenannten «Formeln, die dem Pralaya vorausgehen. Sie behandeln alle Todes- und Zurückziehungsvorgänge und gelten für den Tod aller Formen, sei es nun der einer Ameise, eines Menschen oder eines Planeten. Die Formeln haben nur mit den beiden Aspekten von Leben und Licht zu tun - deren erster durch den TON, der zweite durch das WORT bedingt ist. Die Schrift, die ich meine, betrifft das Licht und das WORT, welches das Licht von der Form abzieht oder es in ihr verdichtet.

«Denke daran, o Chela, dass es in den bekannten Sphären nichts anderes gibt als Licht, das dem WORT antwortet und Folge leistet. Wisse, dass dieses Licht herabsteigt und sich konzentriert; wisse, dass es von dem erwählten Brennpunkt aus die eigene Sphäre erhellt; wisse auch, dass das Licht aufsteigt und dasjenige im Dunkel zurücklässt, was es - in Zeit und Raum - erleuchtet hat. Dieses Herab- und Heraufsteigen nennen die Menschen Leben, Dasein und Sterben; Wir, die wir den Erleuchteten Weg gehen, nennen es Tod, Erfahrung und Leben.

Licht, das herabsteigt, verankert sich auf der Ebene der zeitbedingten Erscheinung. Es wirft sieben Fäden nach aussen, und sieben Lichtstrahlen pulsieren an diesen Fäden entlang. Einundzwanzig kleinere Fäden werden von diesen ausgestrahlt, so dass die neunundvierzig Feuer glühen und brennen. Auf der Ebene des manifestierten Lebens ergeht das Wort: Siehe! Ein Mensch ist geboren!

Mit fortschreitendem Leben tritt die Qualität des Lichtes in Erscheinung; es mag trübe und dunkel sein oder auch strahlend hell und klar. So gleiten die Lichtfunken in der [469] grossen Flamme hin und her; sie kommen und gehen. Dies nennen die Menschen Leben; sie nennen es das wahre Dasein. So betrügen sie sich selbst, doch dienen sie damit der Absicht ihrer Seele und fügen sich in den grösseren Plan ein.

Und dann ertönt ein WORT. Der herabgestiegene, strahlende Lichtfunke steigt auf; er folgt dem schwach gehörten Ton, der ihn zurückruft und wird von seinem Urquell angezogen. Dies nennt der Mensch Tod und dies nennt die Seele Leben.

Das WORT erhält das Licht am Leben; das WORT zieht das Licht zurück, und nur DAS bleibt übrig, was das WORT selbst ist. Dieses WORT ist Licht. Das LICHT ist LEBEN, und LEBEN ist GOTT.»

Die Manifestation des Ätherkörpers in Zeit und Raum enthält zwei «Augenblicke des Glanzes», wie man es esoterisch nennt. Da ist erstens der Augenblick vor der physischen Inkarnation, wenn das herabsteigende Licht (welches das Leben mit sich bringt) mit aller Intensität um den physischen Körper herum verdichtet wird und eine Verbindung mit dem der Materie selbst innewohnenden Licht, das sich in jedem Substanzatom befindet, herstellt. Dieses sich verdichtende Licht konzentriert sich sodann an sieben Stellen seines Wirkungsbereiches, so dass sieben Hauptzentren geschaffen werden, die seine Wesensäusserung und sein Dasein auf der physischen Ebene - esoterisch gesprochen - leiten und bestimmen werden. Dies ist ein Augenblick grosser Strahlung; es ist beinahe so, als ob ein Funke pulsierenden Lichtes zu einer Flamme ausbricht und als ob in dieser Flamme sieben Kernpunkte verstärkten Lichtes Gestalt annähmen. Dies ist ein Höhepunkt im Werdegang der Inkarnation; er liegt nur eine ganz kurze Zeitspanne vor der physischen Geburt. Er führt die Geburtsstunde herbei. Der nächste Abschnitt in dem Vorgang - so wie ihn der Hellseher sieht - ist das Stadium der Durchdringung, während dessen «die sieben zu den einundzwanzig und dann zu den vielen werden»; die Lichtsubstanz, der Energieaspekt der Seele, beginnt den physischen Körper zu durchdringen; [470] das Schöpferwerk des Äther- oder Lebenskörpers ist vollendet. Die erste Bestätigung dieses Geschehens auf der physischen Ebene ist der «Laut», den das neugeborene Kind ausstösst. Es ist der Höhepunkt des Werdegangs. Der von der Seele ausgeführte Schöpfungsakt ist jetzt vollbracht; ein neues Licht erstrahlt an einem dunklen Ort.

Der zweite Augenblick des Glanzes kommt bei der Umkehrung dieses Prozesses; er kündigt die Zeit der Rückerstattung und die endgültige Zurückziehung jener der Seele wesenseigenen Energie an. Das Gefängnis des Fleisches wird durch das Zurückziehen von Licht und Leben aufgelöst. Die neunundvierzig Feuer im physischen Organismus sterben ab; ihre Wärme und ihr Licht werden in die einundzwanzig Lichtpunkte und diese wiederum in die sieben Hauptzentren absorbiert. Dann wird das «Wort der Rückkehr» ausgesprochen, und der Bewusstseinsaspekt, die Qualitätsnatur, das Licht und die Energie des inkarnierten Menschen werden in den Ätherkörper zurückgezogen. Ebenso zieht sich das Lebensprinzip vom Herzen zurück. Dann folgt ein strahlendes Aufflammen reinen elektrischen Lichtes; der «Lichtkörper» bricht schliesslich jeden Kontakt mit der grob-physischen Hülle ab, konzentriert sich eine kurze Zeit lang im Lebenskörper und verschwindet dann. Der Rückerstattungsakt ist vollzogen. Dieses ganze Geschehen - die Verdichtung der geistigen Elemente im Ätherkörper und später die Zurückziehung und Zerstreuung dieses Körpers - würde ausserordentlich beschleunigt werden, wenn man an Stelle des Begräbnisses die Verbrennung einführte.

Zwei Hauptgründe für die Verbrennung.

Okkult gesprochen ist die Verbrennung aus zweierlei Gründen notwendig. Sie beschleunigt das Loskommen der feinen Körperhüllen (die noch die Seele umgeben) vom Ätherkörper, so dass die Befreiung in ein paar Stunden anstatt in einigen Tagen erfolgt; ausserdem ist sie ein sehr notwendiges Mittel, um die Astralebene [471] zu reinigen und «die Abwärtstendenz» des Verlangens aufzuhalten, welche die sich inkarnierende Seele so stark behindert. Diese Tendenz kann dann keinen Ansatzpunkt finden, weil das Feuer seinem Wesen gemäss den formschaffenden Aspekt des Verlangens zurücktreibt und ein Hauptausdruck des Göttlichen ist; zu diesem hat die Astralebene keine echte Beziehung, da sie ganz von der menschlichen und nicht von der göttlichen Seele geschaffen wurde. «Unser Gott ist ein verzehrendes Feuer», steht in der Bibel, und diese Feststellung bezieht sich auf den ersten göttlichen Aspekt, den Aspekt des Zerstörers, der das Leben freilässt. «Gott ist die Liebe» kennzeichnet den zweiten Aspekt und schildert Gott als inkarniertes Dasein. «Gott ist ein eifernder Gott» ist ein Ausdruck, der auf Gott als fest umrissene und begrenzte, egozentrische und nicht sich erweiternde Form hinweist. Der zerstörende Laut; das anziehende Wort; die individualisierte Sprache!

Zur Zeit des Todes schwindet die Sprache, wenn das WORT intoniert und die Rückerstattung erzwungen wird; später hört man auch das WORT nicht mehr, da es vom LAUT ausgelöscht oder absorbiert wird; dann wird all das vollständig ausgemerzt, was diesen stört. Es tritt dann Schweigen ein und auch der LAUT selbst ist nicht mehr zu hören; vollständiger Friede folgt dem Akt der letzten Integration. Hiermit ist in okkulter Sprache der ganze Todesvorgang beschrieben.

Es ist wichtig, und man sollte beachten, dass die Kunst des Sterbens nach dem grundlegenden, fundamentalen Gesetz der Anziehung vor sich geht, und dass der Liebesaspekt, der zweite Aspekt der Göttlichkeit, die Anziehung bewirkt. Ich schliesse hier die plötzlichen Todesfälle aus. Bei diesen ist das Geschehen die Folge des Zerstörers oder des ersten göttlichen Aspektes. Die Bedingungen sind hier andere; eine individuelle karmische Notwendigkeit mag dabei überhaupt nicht vorliegen, sondern es stehen dann vielleicht sehr dunkle oder mit einer Gruppe zusammenhängende Gründe hinter einem solchen Geschehen. Das Thema ist derzeit noch so unverständlich oder dunkel, dass ich nicht versuchen werde, es aufzuhellen. Ihr wisst noch nicht genug [472] vom Karmagesetz, von karmischer Gruppenschuld oder von Beziehungen und Verpflichtungen, die in vergangenen Leben hergestellt wurden. Wenn ich zum Beispiel sage, dass die Seele gelegentlich «das Tor des Schutzes offen lässt, so dass die Todeskräfte ganz frisch eintreten können (da sie keinen Konzentrationspunkt hinter dem Tor haben)», damit «frühere, jetzt fällige Strafen schneller ausgelöscht werden», dann könnte ihr daraus ersehen, wie dunkel und verwirrend die ganze Angelegenheit sein kann.

Bei allem, was ich hier schreibe, beschäftige ich mich lediglich mit den normalen Todesvorgängen - mit dem Tod, der sich einstellt als Folge von Krankheit, hohen Alters oder des zwingenden Willens der Seele, die einen bestimmten Erfahrungszyklus abgeschlossen hat und die normalen Wege benutzt, um gesteckte Ziele zu erreichen. In diesen Fällen ist der Tod normal, und dies muss die Menschheit mit grösserer Geduld, Einsicht und Hoffnung begreifen.

Nach dem Gesetz der Anziehung übt die Seele am Ende eines Lebenslaufes mit voller Absicht ihre Anziehungskraft derart aus, dass sie die der Materie innewohnende Anziehungskraft aufhebt. Dies ist eine klare Definition der grundsätzlichen Todesursache. Dort, wo kein Seelenkontakt bewusst hergestellt wurde, wie es ja bei den meisten heute lebenden Menschen der Fall ist, tritt der Tod als ein unerwartetes oder trauriges vorzeitiges Ereignis ein. Und dennoch ist er eine echte Seelenwirksamkeit. Dies ist die erste grosse geistige Idee, die verkündet werden muss, wenn man die Furcht vor dem Tode bekämpfen will. Das Sterben geht nach diesem Gesetz der Anziehung vor sich und besteht in der stetigen, wissenschaftlich begründeten Zurückziehung des Lebenskörpers aus dem grob-physischen Körper; dies führt schliesslich zur Ausschaltung jeglichen Seelenkontaktes in den drei Welten.

Die Reihenfolge der Ereignisse beim Tode.

Um diese Angelegenheit noch vollständiger zu klären, halte ich es für das beste, wenn ich die Reihenfolge der Ereignisse beschreibe, die am Totenbett vor sich gehen; dabei möchte ich euch daran erinnern, dass es drei Stellen gibt, an denen die endgültige [473] Zurückziehung erfolgen kann: Da ist erstens der Kopf bei Jüngern und Eingeweihten sowie bei vorgeschrittenen Mentaltypen; zweitens das Herz bei Aspiranten, Menschen guten Willens und bei all denen, die ein gewisses Mass an Einheitlichkeit in ihrer Persönlichkeit erreicht haben und versuchen - soweit es an ihnen liegt - das Gesetz der Liebe zu erfüllen; und drittens der Solarplexus bei den unentwickelten und emotionell polarisierten Personen. Ich kann lediglich die Etappen des Prozesses aufzählen und muss es euch überlassen, sie als eine interessante und mögliche Hypothese hinzunehmen, die noch der Beweisführung harrt; ihr könnt auch daran glauben, ohne zu zweifeln, weil ihr Vertrauen zu meinem Wissen habt; oder aber ihr könnt sie als phantastisch, unbeweisbar und überhaupt bedeutungslos zurückweisen. Ich möchte euch die erste dieser drei Möglichkeiten empfehlen, dabei bleiben eure Gedankengänge unbeeinflusst; diese Einstellung zeigt einen offenen Sinn an und wird euch gleichzeitig vor Leichtgläubigkeit und Engstirnigkeit bewahren. Diese Stadien sind also folgende:

1. Die Seele lässt - von ihrer eigenen Ebene aus - ein «Wort der Zurückziehung» ertönen, und dadurch wird sogleich ein innerer Prozess und eine Reaktion im Menschen auf der physischen Ebene veranlasst.

a. Am Sitz der Krankheit stellen sich bestimmte physiologische Vorgänge ein und zwar in bezug auf das Herz, dadurch werden auch die drei grossen Systeme in Mitleidenschaft gezogen, die den physischen Menschen so stark bestimmen: der Blutstrom, das Nervensystem mit seinen verschiedenen Äusserungsformen und das endokrine Drüsensystem. Mit diesen Auswirkungen will ich mich nicht befassen. Die Pathologie des Todes ist wohlbekannt, und man hat sie exoterisch weitgehend studiert; vieles bleibt noch zu entdecken und wird später entdeckt werden. Ich beschäftige mich vor allem mit den subjektiven Reaktionen, die letzten Endes die pathologischen Vorbedingungen für den Tod schaffen.

b. An den Nadis läuft eine Schwingung entlang. Die Nadis sind bekanntlich das ätherische Gegenstück zum gesamten Nervensystem und liegen jedem einzelnen Nerv im gesamten physischen Körper zugrunde. Sie sind ganz ausgesprochen [474] die Vermittler der Leitimpulse der Seele, da sie auf die Schwingungstätigkeit reagieren, die von dem ätherischen Gegenstück des Gehirns ausgeht. Sie leisten dem gebietenden WORT Folge, reagieren auf den «Zug» der Seele und bereiten sich dann für die Zurückziehung vor.

c. Der Blutstrom wird in einer ganz besonderen, okkulten Weise beeinflusst.

Es heisst: «Das Blut ist das Leben»; es wird infolge der beiden vorhergehenden Stadien innerlich verändert, hauptsächlich aber durch eine von der modernen Wissenschaft bis jetzt noch nicht entdeckten Wirksamkeit, die durch das Drüsensystem ausgelöst wird. Die Drüsen spritzen auf den Ruf des Todes hin in den Blutstrom eine Substanz ein, die wiederum das Herz angreift, in dem der Lebensfaden verankert ist. Diese Substanz im Blut wird als «todbringend» angesehen und ist eine der Hauptursachen für das Koma und für den Verlust des Bewusstseins. Sie verursacht eine Reflextätigkeit im Gehirn, und ihre Wirkung wird bis jetzt noch von der orthodoxen Medizin bezweifelt, doch wird man ihr Vorhandensein später erkennen.

d. Ein psychisches Zittern tritt ein; es bewirkt die Lockerung oder den Bruch des Zusammenhanges zwischen den Nadis und dem Nervensystem; der Ätherkörper wird dadurch von seiner dichten Hülle abgesondert, obwohl er noch immer jeden ihrer Teile durchdringt.

2. An diesem Punkt tritt häufig eine Pause von kürzerer oder längerer Dauer ein. Sie wird gewährt, damit der Lockerungsprozess so glatt und schmerzlos wie möglich vor sich gehen kann. Diese Lockerung der Nadis beginnt in den Augen. Der Loslösungsprozess zeigt sich in der Entspannung und Furchtlosigkeit, die man bei Sterbenden so oft feststellen [475] kann; sie zeigen sich in einem Zustand des Friedens und der Bereitschaft, zu gehen und sind augenscheinlich ausserstande, sich noch irgendwie gedanklich anzustrengen. Es ist, als ob der Sterbende - obwohl noch bei Bewusstsein - alle seine Kräfte für die letzte Zurückziehung sammeln würde. Dies ist das Stadium, in dem - wenn erst die Todesfurcht ein für allemal aus dem Menschendenken beseitigt ist - die Freunde und Verwandten des Scheidenden «ein Fest für ihn veranstalten» und sich mit ihm freuen werden, weil er den Körper verlässt. Zur Zeit ist das nicht möglich. Der Kummer und der Schmerz regiert und so geht dieses Stadium unerkannt vorbei und wird nicht genutzt, wie es eines Tages geschehen wird.

3. Danach beginnt der organisch gefügte Ätherkörper - durch die Aktivität der Nadis von allen seinen Nervenverbindungen losgelöst - sich zum endgültigen Abgang zu sammeln. Er zieht sich aus den Extremitäten zurück, hin zum erforderlichen «Ausgangstor» und verdichtet sich im Gebiet um dieses Tor, wo er auf den letzten «Zug» der leitenden Seele wartet. Bis zu diesem Punkt ist alles nach dem Gesetz der Anziehung vor sich gegangen - nach dem magnetischen, anziehenden Willen der Seele. Nun macht sich ein anderer «Zug» oder Anziehungsimpuls bemerkbar. Der grob-physische Körper, die Gesamtheit der Organe, Zellen und Atome, wird jetzt durch die Tätigkeit der Nadis immer mehr aus der Zusammenhaltekraft des Lebenskörpers befreit; er beginnt auf die Anziehung der Materie selbst zu reagieren. Dies ist der sogenannte «irdische» Zug, der durch jene geheimnisvolle Wesenheit ausgeübt wird, die wir den «Erdgeist» nennen. Diese Wesenheit befindet sich auf dem involutionären Bogen und ist für unseren Planeten das, was das physische Element für den physischen Körper des Menschen ist. Diese Lebenskraft der physischen Ebene ist dem Wesen nach das Leben und das Licht der Atomsubstanz - der Materie, aus der alle Formen geschaffen sind. Diesem Sammelbecken involutionären und materiellen Lebens wird die Substanz aller Formen zurückgegeben. Die Rückerstattung der Materie der Form, die von der Seele während eines [476] Lebenslaufes benutzt wird, besteht darin, diesem «Cäsar» (oder Kaiser) der involutionären Welt das zurückzugeben, was sein ist, während die Seele zu Gott zurückkehrt, der sie ausgesandt hat.

Daraus geht hervor, dass in diesem Stadium ein zweifacher Prozess vor sich geht:

a. Der Lebenskörper wird auf seinen Austritt vorbereitet.

b. Der physische Körper reagiert auf die Auflösungskräfte. Man könnte sagen, dass noch eine dritte Wirksamkeit hinzukommt. Es ist die des bewussten Menschen, der sein Bewusstsein allmählich und stetig in die astrale und mentale Hülle zurückzieht, als Vorbereitung auf die vollständige Zurückziehung des Ätherkörpers - wenn die rechte Zeit dafür gekommen ist. Der Mensch verliert allmählich sein Interesse an der äusseren Welt und zieht sich immer mehr in sich selbst zurück. Bei einem vorgeschrittenen Menschen findet dies bewusst statt; seine lebendigen Interessen und sein Bewusstsein für die Beziehungen zu anderen bestehen weiter, auch während er die Gewalt über sein physisches Dasein verliert. Im hohen Alter kann dieses Sichloslösen leichter festgestellt werden als beim Tod durch Krankheit; und häufig kann man sehen, wie die Seele oder der lebendige, interessierte innere Mensch die Herrschaft über die physische, also illusorische Wirklichkeit verliert.

4. Wiederum folgt eine Pause. An diesem Punkt kann das physische Element manchmal seinen Einfluss auf den Ätherkörper wieder zurückgewinnen, wenn dies der Seele wünschenswert erscheint, wenn also der Tod nicht auf dem Programm des inneren Planes steht oder wenn das physische Element eine solche Macht besitzt, dass es den Sterbeprozess verlängern kann. Dieses Elementarleben wird manchmal Tage und Wochen lang kämpfen. Wenn aber der Tod unabwendbar ist, ist die Pause an dieser Stelle äusserst kurz - manchmal dauert sie nur Sekunden. Das physische Element [477] hat seine Gewalt verloren, und der Ätherkörper wartet auf den letzten «Ruck» von der Seele her, die nach dem Gesetz der Anziehung wirkt.

5. Der Ätherkörper tritt aus dem grob-physischen Körper heraus - schrittweise und an dem gewählten Austrittsort. Wenn dieser Austritt vollzogen ist, nimmt der Lebenskörper ungefähr den Umriss der Form an, die er vorher belebte; dies geschieht unter dem Einfluss der Gedankenform, die sich der Mensch all die Jahre hindurch von sich gemacht hat. Diese Gedankenform besteht in jedem Menschen, und sie muss zerstört werden, ehe das zweite Stadium der Ausmerzung endgültig abgeschlossen ist. Darauf wollen wir später zurückkommen. Obwohl der Ätherkörper nun aus dem Gefängnis des physischen Körpers befreit ist, so ist er doch noch nicht von dessen Einfluss frei. Es besteht immer noch eine geringfügige Verbindung zwischen beiden und diese hält den geistigen Menschen immer noch in der Nähe des eben verlassenen Körpers fest. Deshalb behaupten Hellseher oft, dass sie sehen, wie der Ätherkörper um das Totenbett oder den Sarg herumschwebt. Noch immer durchdringen ihn jene integrierenden, zusammenhaltenden Energien, die wir den Astralkörper und die Mentalhülle nennen, und im Mittelpunkt ist ein Lichtkern, der auf die Anwesenheit der Seele hindeutet.