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Sechstes Kapitel - Die Kunst der Ausmerzung

Um wieder [486] den Faden unserer Unterweisung aufzunehmen, wollen wir jetzt die Tätigkeit des inneren, geistigen Menschen betrachten, der seinen physischen und ätherischen Körper verlassen hat und sich nun in der Hülle des feinen Körpers aufhält - eines Körpers, der aus Astral- oder Empfindungssubstanz und aus Mentalsubstanz besteht. Infolge der stark emotionellen und gefühlsverhafteten Polarisation des Durchschnittsmenschen hat sich die Vorstellung eingebürgert, dass der Mensch sich nach dem wirklichen Tod zu allererst in seinen Astralkörper und dann später in seinen Mentalkörper zurückzieht. Das ist jedoch nicht ganz richtig. Grundlage dieser Vorstellung ist ein Körper, der sich hauptsächlich aus Astralstoff zusammensetzt. Nur wenige Menschen sind bis jetzt so entwickelt, dass die Hülle, in der sie sich nach dem Tod befinden, zum Grossteil aus Mentalsubstanz besteht; nur Jünger und Eingeweihte, die meistens in der Gedankenwelt leben, befinden sich nach dem Tod unmittelbar auf der Mentalebene. Die meisten Menschen entdecken, dass sie sich auf der Astralebene befinden, in eine Hülle aus astralem Stoff gekleidet und einer Zeit der Ausmerzung in dem illusorischen Reich der Astralebene überantwortet.

Wie schon früher erwähnt, hat die Astralebene kein wirkliches Dasein, sondern ist nur eine illusorische Schöpfung des Menschengeschlechts. Von nun an wird sie jedoch (durch die Niederlage der Kräfte des Bösen und infolge des katastrophalen Rückschlages, den die Schwarze Loge erlitt) allmählich zu einer sterbenden Schöpfung werden; und in der Schlussepoche der Menschheitsgeschichte [487] (in der siebenten Wurzelrasse) wird sie nicht mehr vorhanden sein. Heute ist das noch nicht der Fall. Die Empfindungssubstanz, aus der die Astralebene besteht, wird immer noch zu Illusionsformen zusammengezogen und bildet immer noch eine Schranke auf dem Pfad der nach Befreiung strebenden Seele. Diese Substanz hält noch immer die vielen Menschen gefangen, die im Zeitpunkt des Ablebens hauptsächlich für ein Leben des Begehrens, des Wunschdenkens und der Gefühlserregungen empfänglich sind. Diese Menschen sind noch immer die überwiegende Mehrheit. Die Astralebene entstand in den Tagen von Atlantis; den mentalen Bewusstseinszustand gab es damals praktisch noch nicht, obwohl die «Söhne des Denkens» ihren Platz an einem Ort hatten, der heute die höheren Bereiche dieser Ebene darstellt. Das mentale permanente Atom war in jener Menschenform ebenfalls praktisch inaktiv und folglich gab es keinen «Anziehungsimpuls» von dieser Ebene her, wie es heute der Fall ist. Viele Menschen haben noch atlantisches Bewusstsein und wenn sie aus dem physischen Bewusstseinszustand weggehen und ihren zweifachen physischen Körper ablegen, stehen sie vor dem Problem, den Astralkörper auszumerzen; sie haben aber nur wenig zu tun, um sich aus einem mentalen Gefängnis zu befreien. Dies sind die unentwickelten Durchschnittsmenschen, die nach Ausschaltung des Kama- oder Begierdenkörpers kaum noch etwas zu tun haben; es gibt keine Mentalhülle, die sie in einen mentalen Bewusstseinszusammenhang hineinziehen könnte, denn es fehlt das mental polarisierte Kraftfeld; die Seele befindet sich in den höheren Mentalbereichen noch «in tiefer Meditation» und ist sich ihres Schattens in den drei Welten überhaupt nicht bewusst.

Die Kunst der Ausmerzung umfasst also drei Kategorien:

1. So wie sie von den Menschen ausgeübt wird, die rein astrale Eigenschaften und Konstitution haben. Diese nennen wir «kamische» Menschen.

2. So wie sie von jenen ausgeglichenen Menschen angewendet [488] wird, die integrierte Persönlichkeiten sind und «kama-manasische» Individualitäten genannt werden.

3. So wie sie von vorgeschrittenen Menschen und Jüngern aller Grade ausgeübt wird, deren Bewusstsein hauptsächlich in der Welt des Denkens zentralisiert ist. Diese nennt man «manasische» Menschen.

Alle werden von denselben Grundgesetzen beherrscht, doch liegt der Schwerpunkt jedesmal an anderer Stelle. Ihr müsst bedenken, dass dort, wo es kein physisches Gehirn gibt und das Denken unentwickelt ist, der innere Mensch praktisch in einer Umhüllung aus Astralstoff erstickt wird und lange Zeit hindurch in dem versunken ist, was wir die Astralebene nennen. Der kama-manasische Mensch hat die sogenannte «Freiheit des zweifachen Lebens»; er sieht sich im Besitz einer zweifachen Form, die es ihm ermöglicht, nach Belieben mit den höheren Regionen der Astralebene und mit den niederen Regionen der Mentalebene in Berührung zu kommen. Ich möchte euch wieder daran erinnern, dass es kein physisches Gehirn gibt, das diese Kontakte registrieren könnte. Das Bewusstsein für einen Kontakt hängt von der naturgemässen Aktivität des inneren Menschen und dem besonderen Zustand seiner Fassungskraft und Wahrnehmung ab. Der Manasmensch besitzt einen durchscheinenden Mentalkörper mit einer Lichtdichte, die in direktem Verhältnis zu seinem Freisein von Begierde und Emotionen steht.

Diese drei Menschentypen machen einen ähnlichen Ausscheidungsprozess durch, verfahren aber dabei nach verschiedenen Methoden. Um der Klarheit willen könnte gesagt werden:

1. Der kamische Mensch merzt seinen Astralkörper durch Abnutzung aus und verlässt ihn über das astrale Gegenstück zum Solarplexus-Zentrum. Diese Abnutzung kommt deshalb zustande, weil auf dieser Stufe alle innewohnenden Begierden und Gefühlsregungen mit der tierischen Natur und dem physischen Körper zusammenhängen - die es beide ja jetzt nicht mehr gibt.

2. Der kama-manasische Mensch wendet zwei Methoden an. Das ist ganz natürlich so, da er zuerst einmal seinen Astralkörper und dann seine Mentalhülle beseitigt.

a. Er stösst [489] den Astralkörper mit Hilfe seines wachsenden Verlangens nach dem Gedankenleben ab. Er zieht sich allmählich und stetig in den Denkkörper zurück, so dass der Astralkörper esoterisch abnimmt und schliesslich verschwindet. Dies geschieht meistens unbewusst und kann eine ziemlich lange Zeit erfordern. Wenn jedoch der Mensch über dem Durchschnitt steht und daran ist, ein Manasmensch zu werden, erfolgt dieses Verschwinden plötzlich und dynamisch; dann steht der Mensch in seinem Mentalkörper frei da. Dies geschieht schnell und bewusst.

b. Er zerbricht den Mentalkörper durch einen Akt des menschlichen Willens und auch deshalb, weil die Seele beginnt, allmählich sich ihres Schattens bewusst zu werden. Der innere Mensch wird daher zur Seele hingezogen, wenn auch noch etwas schwach. Dieser Prozess geht verhältnismässig schnell vonstatten und hängt vom Ausmass des manasischen Einflusses ab.

3. Der Manasmensch, der jetzt in seinem Mentalkörper konzentriert ist, hat ebenfalls zweierlei zu vollbringen:

a. Er muss sich von allen astralen Rückständen, die vielleicht seinen durchscheinenden Mentalkörper noch verfärben, freimachen und sie auflösen. Der sogenannte Astralkörper ist jetzt als Teil der Wesensäusserung praktisch nicht mehr vorhanden. Der Mensch erreicht dies dadurch, dass er in verstärktem Mass Licht von der Seele hereinruft. Eben das Seelenlicht löst in diesem Stadium die Astralsubstanz auf, so wie das vereinigte Seelenlicht der Gesamtmenschheit schliesslich die - wiederum sogenannte - Astralebene auflösen wird.

b. Er muss den Mentalkörper durch die Anwendung bestimmter Machtworte zerstören. Diese Worte werden dem Jünger über das Ashram seines Meisters mitgeteilt. Sie führen Seelenkraft in einem sehr verstärktem Masse heran und bewirken folglich eine derartige Bewusstseinserweiterung im Mentalkörper, dass dieser zerbricht und [490] für den inneren Menschen kein Hindernis mehr bildet. Er kann jetzt als freier Sohn des Denkens im Ashram seines Meisters stehen und er «wird nicht mehr hinausgehen».

Das Geschehen unmittelbar nach dem Tod.

Unmittelbar nach dem Tod und besonders, wenn eine Verbrennung stattgefunden hat, ist sich der Mensch im kama-manasischen Körper seiner Umwelt ebenso bewusst und ihr gegenüber ebenso aufmerksam wie zu der Zeit, als er noch auf der physischen Ebene lebte. Diese Ausdrucksweise lässt einen gewissen Spielraum in bezug auf den Umfang des Bewusstseinsbereiches und des Wahrnehmungsvermögens, denn einen ähnlichen Spielraum muss man den auf der physischen Ebene Lebenden zuerkennen. Die Menschen sind sich der Umstände oder des unmittelbaren Erlebens nicht alle in gleichem Masse bewusst. Da jedoch die meisten mehr emotionell als physisch bewusst sind und in hohem Masse in ihrem Astralkörper polarisiert leben, ist der Mensch mit dem Bewusstseinszustand, in dem er sich befindet, sehr vertraut. Vergesst nicht, dass eine Ebene dem Wesen nach ein Bewusstseinszustand und nicht eine Örtlichkeit ist, wie so viele Esoteriker zu denken scheinen. Sie wird erkannt durch die konzentrierte Reaktion des eigenbewussten Menschen, der ständig und deutlich seiner selbst gewahr - ein Empfinden für das, was in seiner Umwelt vorgeht und für die von ihm ausgehenden Wünsche hat; fortgeschrittene Menschen, die in höheren Regionen der Astralebene wirken, haben ein Empfinden für ausstrahlende Liebe und für geistiges Leben. Der Mensch beschäftigt sich völlig mit dem, was ihn während seiner Inkarnation interessiert und was mit dem kamischen Prinzip zu tun hat. Darf ich wieder daran erinnern, dass es jetzt kein physisches Gehirn mehr gibt, das auf Impulse, die vom inneren Menschen ausgehen, reagieren kann, und dass es auch kein Geschlecht mehr im physischen Sinne gibt. Die Spiritisten würden gut daran tun, dies zu berücksichtigen, denn dann würden sie die Torheit wie auch die Unmöglichkeit jener [491] geistigen Heiraten begreifen, die von gewissen Richtungen der spiritistischen Bewegung gelehrt und praktiziert werden. Der Mensch in seinem Astralkörper ist jetzt frei von den rein tierischen Impulsen, die auf der physischen Ebene normal und richtig sind, jetzt aber für ihn im kamischen Körper keine Bedeutung mehr haben.

Bleiben wir also beim Durchschnittsmenschen, so tritt die Frage auf: Was sind seine ersten Reaktionen und Handlungen nach der Rückgabe des physischen Körpers an das universale Substanz-Sammelbecken? Ich möchte einige dieser Reaktionen aufzählen:

1. Er wird bewusst seiner selbst gewahr. Das bringt eine Klarheit der Wahrnehmung mit sich, die dem Durchschnittsmenschen während seiner Inkarnationszeit unbekannt blieb.

2. Zeit, (die ja die Aufeinanderfolge von Ereignissen ist, insofern sie vom physischen Gehirn registriert werden), existiert jetzt nicht mehr, so wie wir diesen Begriff verstehen; und wenn der Mensch nun seine Aufmerksamkeit dem klarer hervortretenden emotionellen Selbst zuwendet, so folgt unausweichlich ein Augenblick direkten Seelenkontaktes. Das ist der Tatsache zuzuschreiben, dass sogar beim unwissendsten und wenigst-entwickelten Menschen der Augenblick der vollständigen Rückerstattung nicht unbemerkt von der Seele vorübergeht. Dies hat eine bestimmte Wirkung auf die Seele, wie etwa ein langer, starker Zug an einem Glockenseil, wenn ich ein so einfaches Gleichnis verwenden darf. Eine kurze Sekunde lang antwortet die Seele, und diese Antwort ist derart, dass der Mensch, der in seinem Astralkörper oder eigentlich in seiner kama-manasischen Hülle weilt, die Erfahrungen der vergangenen Inkarnation wie eine Landkarte vor sich ausgebreitet sieht. Er erlebt ein Gefühl der Zeitlosigkeit.

3. Hat der Mensch nun diese Erfahrungen erkannt, dann tritt folgendes ein: Er sondert jene drei Erlebnisse heraus, die im vergangenen Leben die bestimmenden Hauptfaktoren gewesen sind; sie sind auch die Schlüssel zu der nächsten Inkarnation. Alles andere wird vergessen, alle geringeren Erfahrungen schwinden aus seinem Gedächtnis und hinterlassen [492] nichts anderes in seinem Bewusstsein als das, was man esoterisch «die drei Samen oder Keime der Zukunft» nennt. Diese drei Keime sind in einer besonderen Weise mit dem permanenten physischen und astralen Atom verbunden und damit entsteht jene fünffache Kraft, welche die Formen erschafft, die später einmal erscheinen sollen. Man könnte folgendes sagen:

a. Der erste Keim entscheidet später über die Beschaffenheit der physischen Umwelt, in welcher der zurückkehrende Mensch seinen Platz finden wird. Er hat mit der Qualität dieser künftigen Umwelt zu tun und bestimmt somit den nötigen Kontaktbereich oder Kontaktraum.

b. Der zweite Keim bestimmt die Beschaffenheit des Ätherkörpers, also der Hülle, durch welche die Strahlkräfte mit dem grob-physischen Körper in Berührung kommen können. Er grenzt das ätherische Gerüst oder das Lebensgewebe ab, um das die hereinkommenden Energien kreisen werden und er hat besonders mit demjenigen Zentrum zu tun, welches in der kommenden Inkarnation das lebendigste und aktivste der sieben sein wird.

c. Der dritte Keim gibt den Schlüssel zur Astralhülle, in der sich der Mensch in der nächsten Inkarnation polarisieren wird. Vergesst nicht: Ich spreche hier von Durchschnittsmenschen, nicht von fortgeschrittenen Persönlichkeiten, von Jüngern oder Eingeweihten. Dieser Keim nun bringt - durch die Kräfte, die er anzieht - den Menschen wieder mit all denen in Verbindung, die er vorher geliebt hat oder mit denen er einen engen Kontakt hatte. Man kann als Tatsache annehmen, dass die Gruppenidee subjektiv für alle Inkarnationen bestimmend ist und dass der wiederverkörperte Mensch nicht nur auf Grund eigenen Verlangens nach physischer Erfahrung in die Inkarnation gebracht wird, sondern auch auf den Gruppenimpuls hin sowie in Übereinstimmung mit dem Gruppenkarma und mit seinem eigenen. Dies ist ein Punkt, der nachdrücklicher hervorgehoben werden sollte. Hat man dies erst einmal wirklich begriffen und verstanden, dann wird ein Grossteil der Furcht verschwinden, die [493] durch den Gedanken an den Tod hervorgerufen wird. Die Vertrauten und Geliebten bleiben, denn die Beziehung zu ihnen ist über viele Inkarnationen hin fest hergestellt worden; der «Alte Kommentar» sagt dazu: «Diese Keime des feststellenden Erkennens sind nicht einzig für dich und mich, sondern auch für die Gruppe da; innerhalb der Gruppe verbinden sie in Zeit und Raum den einen mit dem anderen. Nur in den niederen dreien werden diese miteinander Verbundenen ihr wahres Dasein finden. Wenn einmal eine Seele die andere Seele erkennt und zwar am Sammelplatz in Rufweite des Meisters, dann werden diese Keime verschwinden.» Daraus geht hervor, wie notwendig es ist, die Kinder dazu zu erziehen und zu schulen, aus Erfahrung Erkenntnis und Nutzen zu gewinnen, denn wenn sie dies einmal gelernt haben, wird es diese dritte Tätigkeit auf der Astralebene nach dem Tode sehr erleichtern.

4. Hat der Mensch dieses «Aussondern seiner Lebenserfahrung» vollbracht, dann wird er diejenigen suchen und automatisch finden, die - wie ihm der dritte Keimeinfluss anzeigt - einen ständigen Anteil an dem Gruppenerleben haben, zu dem er als Element bewusst oder unbewusst gehört. Ist die Verbindung einmal wieder hergestellt, dann handelt der Mensch so, wie er es auf Erden in Gemeinschaft mit seinen Vertrauten und entsprechend seinem Temperament und seiner Evolutionsstufe tun würde. Wenn diejenigen, die ihm am nächsten stehen und die er zutiefst liebt oder hasst, noch physisch inkarniert sind, wird er sie ebenfalls aufsuchen und wird - ebenso wie er es auf Erden tat - in ihrer Nähe bleiben; er nimmt ihr Tun und Treiben wahr, auch wenn sie nichts davon wissen (ausser sie seien hochentwickelt). Ich kann hier keine Einzelheiten über das gegenseitige Geben und Nehmen oder über die Kontaktarten und -methoden mitteilen. Bei jedem Menschen ist es anders; jedes Temperament ist weitgehend ein Einzelfall. Ich versuche lediglich, gewisse [494] grundsätzliche Verhaltensweisen klarzumachen, die der Mensch vor dem Akt (oder den Akten) der Ausmerzung einhält.

Diese vier Tätigkeiten erstrecken sich über verschieden lange Zeitspannen - vom Blickpunkt derer aus gesehen, «die unten leben»; der Mensch auf der Astralebene nimmt ja keine Zeit wahr. Allmählich erschöpft sich die Verlockung und Verblendung (höheren oder niederen Grades), und der Mensch kommt nun in das Stadium, in dem er - da das Denken nun schärfer und beherrschender ist - weiss, dass er bereit ist für den zweiten Tod und für die vollständige Ausmerzung des Kamakörpers oder der kama-manasischen Hülle.

Was man hier stets beachten muss, ist die Tatsache, dass nach der Rückerstattung der beiden physischen Hüllen der innere Mensch vollbewusst ist, wie ich schon früher gesagt habe. Das physische Gehirn und die wirbelnden ätherischen Kräfte (die bei den meisten Menschen etwas in Unordnung sind) sind nicht mehr vorhanden. Diese beiden Faktoren haben Studierende zu dem Glauben verleitet, dass die Erfahrungen des Menschen auf den inneren Ebenen der drei Welten ein verschwommenes Sichtreibenlassen, ein halbbewusstes Erleben darstellen oder eine Lebenswiederholung anzeigen - ausser bei sehr weit vorgeschrittenen Menschen, Jüngern und Eingeweihten. Aber das ist nicht der Fall. Ein Mensch ist sich auf den inneren Ebenen nicht nur seiner selbst als eines Einzelwesens bewusst - mit seinen eigenen Plänen und Lebensinteressen - so wie er es auf der physischen Ebene war, sondern er ist sich auch in derselben Weise der ihn umgebenden Bewusstseinszustände bewusst. Er mag vielleicht der Täuschung der Astralwelt verfallen sein oder den telepathischen Eindrücken der mannigfachen Gedankenströmungen unterliegen, die von der Mentalebene ausgehen, aber er ist auch seiner selbst und seines Denkens (oder des bisher entfalteten manasischen Lebens) in einer viel stärkeren Weise bewusst als zu der Zeit, da er sich noch des physischen Gehirns bedienen musste und der Brennpunkt seines Bewusstseins zwar der des Aspiranten, jedoch im Gehirn verankert war. Sein Erleben ist jetzt viel reicher und intensiver als in der Inkarnation. Wenn ihr darüber noch ein wenig nachdenkt, werdet [495] ihr erkennen, dass dies notwendigerweise so sein muss.

Man darf daher annehmen, dass die Kunst der Ausmerzung viel genauer und wirksamer ausgeübt wird als die Rückerstattung der physischen Hülle. Ausserdem muss man noch einen weiteren Punkt in Betracht ziehen. Auf der inneren Seite wissen die Menschen, dass das Gesetz der Wiedergeburt den Verlauf der Lebenserfahrung auf der physischen Ebene bestimmt; sie erkennen dann, dass sie vor dem Abstossen des kama-manasischen oder des manasischen Körpers lediglich eine Übergangszeit zwischen den Inkarnationen durchmachen und dass sie sich folglich zwei grossen Erfahrungen gegenübersehen:

1. Ein (je nach der Entwicklungsstufe langer oder kurzer) Augenblick, in dem ein Kontakt mit der Seele oder dem Sonnenengel hergestellt wird.

2. Nach dieser Kontaktnahme findet eine ziemlich heftige Hinwendung zum Erdenleben statt, die zu dem führt, was man den «Vorgang des Abstiegs und des Rufens» nennt, in dessen Verlauf der Mensch:

a. sich wieder auf eine physische Inkarnation vorbereitet.

b. seinen eigenen, wahren Ton in die Substanz der drei Welten aussendet.

c. die permanenten Atome wiederbelebt, die im Kausalkörper ein Kräftedreieck bilden.

d. die nötige Substanz zusammenholt, um seinen künftigen Manifestationskörper zu bilden.

e. diese mit den Qualitäten und Merkmalen ausstattet, die er bereits durch seine Lebenserfahrung errungen hat.

f. auf der Ätherebene die Substanz seines Lebenskörpers so anordnet, dass die sieben Zentren Gestalt annehmen und zu Empfängern der inneren Kräfte werden können.

g. mit Bedacht diejenigen auswählt, die ihn mit der für ihn notwendigen grob-physischen Hülle versorgen werden; dann wartet er auf den Augenblick der Inkarnation. Esoterische Schüler sollten nicht vergessen, dass die Eltern [496] nur den grob-physischen Körper beisteuern. Sie beschaffen lediglich einen Körper von einer bestimmten Qualität und Art, ein Werkzeug des Kontaktes mit der Umwelt, das die sich inkarnierende Seele braucht und verlangt. Sie können auch ein gewisses Mass an Gruppenverkettung beisteuern, falls die Seele schon eine lange Erfahrung besitzt und eine echte Gruppenbeziehung bereits besteht.

Diesen beiden kritischen Augenblicken sieht sich der exkarnierte Mensch bewusst gegenüber; und er weiss auch -, in den Grenzen, die ihm seine Evolutionsstufe setzt - was er tut.

Die Devachan-Erfahrung.

Ich möchte auch darauf hinweisen, dass diese bewusste Aktion - die Kunst der Ausmerzung - und dieses Gewahrsein des Vorganges und der Zielsetzung in Wirklichkeit den Bewusstseinszustand darstellen, der von den orthodoxen Theosophen das «Devachan» genannt wird. Über diese Erfahrung gibt es viele Missverständnisse. Die allgemeine Vorstellung geht dahin, dass der Mensch - nachdem er sich vom Astral- und Mentalkörper losgemacht hat - in eine Art von Traumzustand eintritt, in dem er vergangene Ereignisse im Lichte der Zukunft noch einmal erlebt und betrachtet; und dass er dann durch so etwas wie eine Ruheperiode - eine Art Verdauungsprozess - hindurchgeht als Vorbereitung auf eine neue Geburt. Diese etwas irrige Idee ist deshalb entstanden, weil der Zeitbegriff noch immer die theosophischen Darlegungen der Wahrheit beherrscht. Wenn man sich jedoch klar macht, dass man ausserhalb der Lebenserfahrung auf der physischen Ebene keine Zeit kennt, dann klärt sich die ganze Vorstellung vom Devachan. Vom Augenblick der vollständigen Trennung vom grob-physischen und ätherischen Körper an - und mit dem Einsetzen der Ausmerzung - ist sich der Mensch der Vergangenheit und Gegenwart bewusst; ist dann die Ausmerzung vollbracht, die Stunde des Kontaktes mit der Seele gekommen und [497] die Manashülle im Abbau begriffen, so wird er unmittelbar der Zukunft gewahr, denn die Vorherschau ist eine Eigenschaft des Seelenbewusstseins, dessen der Mensch eine Zeitlang teilhaftig wird. Darum werden Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft als eins gesehen; das Erkennen des Ewigen Jetzt entwickelt sich schrittweise von einer Inkarnation zur anderen und infolge der ständigen Wiederverkörperung weiter. Dies bildet eine (für den normalen Zustand des vorgeschrittenen Menschen charakteristische) Bewusstseinsstufe, die man Devachanzustand nennen kann.

Es ist nicht meine Absicht, die Methode der Ausmerzung eingehend zu schildern. Die Menschheit befindet sich heute auf so vielen verschiedenen Stufen, die zwischen den drei bereits beschriebenen liegen, dass es unmöglich wäre, genaue und präzise Angaben zu machen. Abnutzung ist verhältnismässig leicht zu verstehen; der Kamakörper stirbt ab, denn da von der physischen Substanz kein Ruf mehr kommt, der eine Begierde erweckt, gibt es nichts mehr, womit dieser Körper genährt werden könnte. Der Astralkörper entsteht durch das gegenseitige Einwirken zwischen der physischen Ebene - die ja kein Prinzip ist - und dem Prinzip des Begehrens; bei der Wiedergeburt wird dieses Prinzip von der Seele im Mentalkörper mit dynamischer Absicht angewandt, um den Ruf umzukehren; dann folgt die Materie dem Ruf des sich inkarnierenden Menschen. Der kamische Mensch wird nach einem langen Abnutzungsprozess frei in einer keimhaften Mentalhülle stehengelassen; diese Zeitspanne des halbmentalen Lebens ist ausserordentlich kurz und wird beendigt von der Seele, die plötzlich «ihr Auge auf den Wartenden» richtet; und mit dieser gezielten Wirkungskraft lenkt sie den individuellen kamischen Menschen augenblicklich auf den hinunterführenden Pfad der Wiedergeburt. Der sich zurückziehende kama-manasische Mensch reagiert auf den «Zug» eines rasch sich entwickelnden Mentalkörpers. Dieses sich Zurückziehen wird immer schneller und dynamischer, bis schliesslich der Probejünger - unter dem Einfluss des ständig wachsenden Seelenkontaktes - den kama-manasischen Körper als Einheit zerschmettert und zwar durch einen Willensakt der Seele. Ihr werdet bemerken, dass die «Devachan»-Erfahrung bei dieser Mehrheit notwendigerweise kürzer [498] ist als bei der kamischen Minderheit; denn die devachanische Methode, auf den Ablauf des Erlebten zurückzublicken und dessen Folgen oder Auswirkungen zu erkennen, wird allmählich auch vom Menschen auf der physischen Ebene angewandt, so dass ihm der Sinn und die Bedeutung der zugrundeliegenden Absicht bewusst wird und er ständig durch die Erfahrungen lernt, die er in der Inkarnation macht. So werdet ihr auch begreifen, dass die Fortdauer des Bewusstseins sich allmählich ebenfalls entwickelt; das Gewahrsein des inneren Menschen beginnt sich auf der physischen Ebene sichtbar zu manifestieren, zuerst mit Hilfe des physischen Gehirns und später unabhängig von diesem materiellen Gerüst. Ich habe hier einen ganz deutlichen Hinweis gegeben auf ein Thema, das in den nächsten zweihundert Jahren weite Beachtung finden wird.

Der Manasmensch, die integrierte Persönlichkeit, wirkt, wie wir gesehen haben, auf zweierlei Arten, die notwendigerweise von der erreichten Integration abhängig sind. Diese Integration ist von zweierlei Art:

1. Die der integrierten Persönlichkeit, die im Denkvermögen konzentriert ist und eine ständig zunehmende Verbindung mit der Seele gewinnt.

2. Die des Jüngers, dessen integrierte Persönlichkeit jetzt rasch in die Seele eingegliedert und von dieser absorbiert wird.

In diesem Stadium entwickelter Denkfähigkeit und ständiger Gedankenkontrolle (die auf der Tatsache beruht, dass das menschliche Bewusstsein jetzt endgültig in der Mentalhülle konzentriert und dort dauernd verankert ist), erfolgt die frühere Zerstörung des Astralkörpers durch Abnutzung und durch «dynamisches Entgegenwirken» schon während der Inkarnation. Der inkarnierte Mensch will sich nicht mehr vom Verlangen beherrschen lassen; das, was vom illusorischen Astralkörper übrigbleibt, wird jetzt vom Denken beherrscht; die Triebe nach Befriedigung des Verlangens werden mit vollbewusster Absicht zurückgewiesen, entweder wegen selbstsüchtigen, ehrgeizigen Strebens und [499] gedanklicher Zielstrebigkeit der integrierten Persönlichkeit oder unter der Inspiration der Seelenabsicht, die das Denkvermögen ihren Plänen unterordnet. Wenn der Mensch diese Evolutionsstufe erreicht hat, kann er die letzten zurückbleibenden Spuren allen Verlangens mit Hilfe der Erleuchtung auflösen. In den Anfangsstadien des reinen Manas- oder Mentallebens geschieht dies durch die Erleuchtung, die durch Wissen kommt und bei der hauptsächlich das der Mentalsubstanz eingeborene Licht beteiligt ist. Später, wenn Seele und Denkvermögen eine enge Verbindung miteinander eingehen, beschleunigt und unterstützt das Licht der Seele diesen Prozess. Der Jünger verwendet dann mehr okkulte Methoden, aber auf diese möchte ich hier nicht eingehen. Der Abbau des Mentalkörpers erfolgt nicht mehr durch die zerstörende Macht des Lichtes selbst, sondern wird mit Hilfe bestimmter Töne beschleunigt; diese werden vom Jünger erkannt, und irgend ein älterer Eingeweihter oder der Meister selbst geben ihm gegen Ende des Inkarnationszyklus die Erlaubnis, sie in zweckentsprechenden Wortformen anzuwenden.

Das zehnte Heilgesetz.

Ich möchte nun bestimmte Grundvoraussetzungen angeben, die wir beim Studium des dritten Teiles beachten müssen, in welchem wir die Grundgesetze des Heilens besprechen. Diese Gesetze und Regeln habe ich euch schon mitgeteilt, aber ich möchte sie jetzt genauer ausführen.

Wir haben etwas ausführlicher die Vorgänge studiert, die unmittelbar stattfinden, wenn sich das Lebensprinzip zurückzieht oder aus dem Körper zurückgezogen wird. Es besteht bei diesen beiden Vorgängen ein Unterschied, der sich auf die evolutionäre Entwicklung gründet. Wir haben den Rückzug des Lebensprinzips und des Bewusstseins aus den feineren Körpern in den drei Welten verfolgt und jetzt den Punkt erreicht, wo wir es nicht mehr mit dem durchschnittlichen oder unentwickelten Menschen [500] zu tun haben. Wir befassen uns jetzt mit der bewussten Tätigkeit der Seele in bezug auf ihren Formaspekt.

Beim unentwickelten oder durchschnittlichen Menschen spielt die Seele beim Tode eine sehr geringe Rolle; ihr Beitrag besteht lediglich in dem Entschluss, den Zyklus des inkarnierten Lebens zu beenden, bevor es wieder zur physischen Ebene zurückkehrt. Die «Keime des Todes» stecken in der Formnatur und zeigen sich als Krankheit oder Altersschwäche (im technischen Sinne, nicht in der Bedeutung der Umgangssprache); die Seele verfolgt ihre eigenen Interessen auf ihrer Ebene so lange, bis die Integration oder enge Beziehung zwischen Seele und Form durch den Evolutionsprozess derart echt und stark geworden ist, dass die Seele sich mit ihrer Manifestationsform zutiefst eins weiss. Man könnte also sagen, dass die Seele erst auf dieser Stufe sich zum ersten Mal wirklich inkarniert hat, sie «steigt wahrhaft in die Erscheinungswelt herab» mit ihrer ganzen Natur und Wesenheit. Dies ist ein Punkt, der wenig hervorgehoben oder erkannt worden ist.

In den früheren Leben der inkarnierten Seele und in den meisten Zyklen der Lebenserfahrung kümmert sich die Seele nur sehr wenig um das, was vor sich geht. Die Erlösung der Substanz, aus der alle Formen erschaffen sind, verläuft in naturgegebener Weise, wobei das «Karma der Materie» die bestimmende und treibende Kraft ist. Darauf folgt zur gegebenen Zeit das Karma, das durch die Verschmelzung von Seele und Form geschaffen wurde, obwohl die Seele in den Anfangsstadien nur sehr wenig Verantwortung hat. Das, was in der dreifachen Seelenhülle geschieht, ist notwendigerweise das Ergebnis jener der Substanz selbst innewohnenden Tendenzen. Im Lauf der Zeit und der wiederholten Inkarnationen wird indes durch die Wirkung der innewohnenden Seelenqualität allmählich das Gewissen wachgerufen und so entsteht mit Hilfe des Gewissens (des angewandten Unterscheidungssinnes, der mit zunehmender Gedankenkontrolle entwickelt wird) ein [501] erwachendes und schliesslich ein erwachtes Bewusstsein. Dieses manifestiert sich in erster Linie als Verantwortungsbewusstsein; dadurch kommt es allmählich zu einer immer stärkeren Identifizierung der Seele mit ihrem Werkzeug, dem dreifachen niederen Menschen. Die Körper werden dann ständig immer reiner; die Keime des Todes und der Krankheit sind nicht mehr so mächtig; die Feinfühligkeit gegenüber der inneren Seelenerkenntnis nimmt so lange zu, bis einmal der eingeweihte Jünger stirbt, entweder durch einen Akt seines geistigen Willens oder infolge des Gruppenkarmas oder des nationalen oder planetarischen Karmas.

Krankheit und Tod sind dem Wesen nach Gegebenheiten, die der Substanz innewohnen; genau so lange, wie ein Mensch sich mit dem Formaspekt identifiziert, untersteht er auch dem Gesetz der Auflösung. Dieses Gesetz ist ein grundlegendes, natürliches Gesetz, das für das Leben der Form in allen Naturreichen massgebend ist. Wenn der Jünger oder der Eingeweihte sich mit der Seele identifiziert und wenn die Antahkarana mit Hilfe des Lebensprinzips erbaut ist, dann kommt der Jünger aus dem Herrschaftsbereich dieses universalen Naturgesetzes heraus und benutzt oder verlässt den Körper nach Belieben auf Geheiss des geistigen Willens oder weil er die Schwierigkeiten der Hierarchie oder die Absichten Shamballas erkennt.

Wir kommen jetzt zu einem neuen Gesetz, das an die Stelle des Todesgesetzes treten soll und nur für diejenigen gilt, die sich auf den letzten Stufen des Pfades der Jüngerschaft und auf dem Pfad der Einweihung befinden.

X. Gesetz.

Höre, o Chela, auf den Ruf, der vom Sohn an die Mutter ergeht und befolge ihn dann. Das Wort geht hinaus, dass die Form ihren Zweck erfüllt hat. Das Denkprinzip (das fünfte Prinzip, A. A. B.) passt sich an und wiederholt dann das Wort. Die wartende Form gibt Antwort und löst sich ab. Die Seele steht frei da. Folge, o Aufsteigender, dem Ruf, der aus dem Bereich der Verpflichtung kommt; erkenne den Ruf, der vom Ashram oder aus der Ratskammer kommt, wo der Herr des Lebens selbst wartet. Der Ton geht hinaus. Seele und Form müssen gemeinsam dem Lebensprinzip entsagen und so der Monade erlauben, frei zu werden. Die Seele antwortet. Dann zerbricht die Form die Verbindung. Das Leben ist jetzt befreit und besitzt die Eigenschaft bewussten Wissens, die Früchte aller Erfahrung. Dies sind die gemeinsamen Gaben der Seele und der Form.

Ich habe [502] euch den Unterschied klarmachen wollen zwischen Krankheit und Tod beim Durchschnittsmenschen und bestimmten entsprechenden Vorgängen bewusster Auflösung, wie sie beim vorgeschrittenen Jünger oder Eingeweihten erfolgt. Diese letzteren Vorgänge erfordern eine Methode, die sich nur langsam entwickelt und während dieser Entwicklungszeit ist der Jünger (in den Anfangsstadien) noch immer das Opfer einer Krankheit - indem bestimmte Tendenzen der Formgestalt, wie bei allen Naturformen, entstehen. Diese Tendenzen führen in der Folge zum Tod, von der gemässigten Krankheit und dem friedlichen darauffolgenden Tod bis zu den Situationen, in denen der Tod durch einen Willensakt herbeigeführt wird - wobei Zeit und Art und Weise von der Seele bestimmt und vom Gehirn bewusst wahrgenommen und festgehalten werden. Schmerz zeigt sich in beiden Fällen, jedoch wird der Schmerz auf dem Pfad der Einweihung weitgehend ausgeschaltet, nicht weil ihm der Eingeweihte ausweichen will, sondern weil die Empfindungsfähigkeit der Form gegenüber unerwünschten Kontakten verschwindet; und damit verschwindet auch der Schmerz. Dieser wacht über die Form und beschützt die Substanz; er warnt vor Gefahren; er weist auf ganz bestimmte Stadien im Evolutionsprozess hin; er hat mit dem Prinzip zu tun, auf Grund dessen die Seele sich mit der Substanz identifiziert. Wenn die Identifizierung aufhört, verlieren Schmerz und Krankheit und auch der Tod ihre Gewalt über den Jünger; die Seele ist dann diesen Erfordernissen nicht mehr unterworfen; der Mensch ist frei, da Krankheit und Tod Qualitäten sind, die in der Form beschlossen liegen und den Wechselfällen des Formlebens ausgesetzt sind.

Der Tod ist [503] für den Menschen genau dasselbe, was die Freisetzung des Atoms zu sein scheint; dies hat die grosse wissenschaftliche Entdeckung der Auslösung der Atomenergie bewiesen. Der Atomkern wird gespalten (diese Formulierung ist wissenschaftlich unkorrekt). Dieses Ereignis in der Lebenserfahrung des Atoms lässt eine gewaltige Lichtfülle und eine grosse Kraft freiwerden; auf der Astralebene hat das Phänomen des Todes eine mehr oder minder ähnliche Wirkung, und es entspricht so ziemlich der Erscheinung, die durch die Entfesselung der Atomenergie auftritt. Jeder Tod hat - in allen Naturreichen - ungefähr dieselbe Wirkung; er zerschlägt und zerstört die substantielle Form und dient so einem aufbauenden positiven Zweck; das Ergebnis ist weitgehend astraler oder psychischer Art und dient dazu, einen Teil der umhüllenden Verblendung zu zerstreuen. Die Massenzerstörung von Formen, zu der es in den wenigen Jahren des letzten Krieges kam, hat beträchtliche Veränderungen auf der Astralebene hervorgerufen und einen riesigen Teil der bestehenden Weltverblendung zerstört; das ist sehr, sehr gut. Diese Ereignisse sollten dazu führen, dass sich dem Einströmen der neuen Energieart weniger Widerstand entgegenstellt; es sollte dadurch das Hervortreten jener Ideen erleichtert werden, welche die nötigen Erkenntnisse in sich verkörpern. Man wird jetzt die neuen Ideen und Begriffe erkennen können und deren Eindringen in den Bereich des menschlichen Denkens wird davon abhängen, ob man die neuen «Impressions-Kanäle» bildet, durch welche das Denken der Menschen empfänglich werden kann für hierarchische Pläne und für die Absichten Shamballas.

Dies sei jedoch nur nebenbei bemerkt. Meine Ausführungen sollen dazu dienen, euch einige Beziehungen zwischen dem Tod und einer aufbauenden Tätigkeit sowie den umfassenden Nutzen zu zeigen, den der Tod als ein Wiederaufbauvorgang bringt. Dadurch wird euch der Gedanke nahegebracht, dass dieses grosse Gesetz des Todes - das die Substanz in den drei Welten beherrscht - wohltätig und verbessernd wirkt. Ohne weiter darauf einzugehen, möchte ich euch daran erinnern, dass dieses Gesetz des Todes, das in den drei Welten menschlicher Evolution mit solcher Kraft regiert, die Wiederspiegelung einer kosmischen Absicht ist, die über die kosmisch-ätherische Ebene unseres Sonnensystems, über die kosmisch-astrale Ebene und über die kosmische [504] Mentalebene herrscht. Die todbringende Energie emaniert als Wesensäusserung des Lebensprinzips jenes grösseren LEBENS, das alle sieben Planetensysteme umfasst, die selbst wiederum das Leben unseres Sonnensystems zum Ausdruck bringen. Wenn wir jedoch mit unseren Gedanken und in dem Bemühen zu verstehen in dieses Reich der reinen Abstraktion eintreten, so ist es Zeit, Halt! zu rufen und unser Denken auf die mehr praktischen Wege des planetarischen Lebens und zu den Gesetzen zurückzurufen die das vierte (menschliche) Naturreich beherrschen.

Wir sind nun (nach diesem Versuch, vom Universalen zum Besonderen vorzudringen, wie es immer die okkulte Methode ist), in der Lage, im dritten Teil der Abhandlung zum letzten Punkt überzugehen, der von den grundlegenden Erfordernissen handelt; wir müssen jetzt besprechen, auf welche Art und Weise das Todesprinzip vom Jünger oder Eingeweihten angewandt wird. Ich möchte, dass ihr meine Ausdrucksweise für diesen Gedanken beachtet. Dieses Thema wollen wir nun unter dem Titel «Die Integrationsvorgänge» behandeln.