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TEIL I - Die grundlegenden Krankheitsursachen

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TEIL I

Die grundlegenden Krankheitsursachen

[9] Das ist das Problem, mit dem alle praktischen Ärzte schon seit Urzeiten gerungen haben. In unserem gegenwärtigen mechanistischen Zeitalter sind wir ganz an die Oberfläche der Dinge gekommen; wir haben uns entfernt von der teilweise richtigen Anschauung vergangener Jahrhunderte, die eine Krankheit bis zu den «üblen Temperamenten» zurück verfolgen, die im inneren, subjektiven Leben des Patienten ausgebrütet werden und schwären. Mit der Entwicklung des Wissens auf jedem Gebiet sind wir nun an der Oberfläche der Dinge angelangt (ich bitte zu beachten, dass ich nicht das Wort «oberflächlich» gebrauche) und es ist die Stunde gekommen, in der Erkennen und Wissen wieder in das Reich des Subjektiven eindringen und sich in Weisheit verwandeln kann. In den besten Köpfen der Mediziner und in verwandten Berufen dämmert heute die Erkenntnis, dass die Ursachen für alle Krankheiten in den subjektiven, verheimlichten Denkweisen und Gefühlszuständen sowie in einem gehemmten oder ausschweifenden Geschlechtsleben zu suchen sind.

Gleich zu Anfang unserer Studien möchte ich darauf hinweisen, dass die eigentliche, letzte Ursache einer Krankheit von euch nicht verstanden würde, selbst wenn ich sie wüsste. Ihr Ursprung liegt weit zurück in der fernsten Vergangenheit unseres Planeten (in der Laufbahn des planetarischen Lebensträgers - okkult verstanden) und hat seine Wurzeln in dem, was man allgemein das «kosmische Übel» nennt. Dieser Ausdruck ist vollkommen bedeutungslos, beschreibt jedoch symbolisch einen Bewusstseinszustand, der gewissen «unvollkommenen [10] Göttern» eigen ist. Wenn man als erste Voraussetzung annimmt, dass die Gottheit selbst auf eine Vollendung hinarbeitet, die über unser Verstehen hinausgeht, so lässt sich daraus folgern, dass es auch für die Götter und für Gott (das grosse Lebenszentrum unseres Sonnensystems) gewisse Unvollkommenheiten und bestimmte Bewusstseinsbereiche oder Zustände geben mag, die noch gemeistert werden müssen. Diese Begrenztheiten und relativen Unvollkommenheiten können bestimmte Wirkungen in den Körpern hervorbringen, in denen sie sich manifestieren - das sind die verschiedenen Planeten als Äusserungen bestimmter grosser Lebensträger und das Sonnensystem als die sichtbare Erscheinungsform eines göttlichen Lebenszentrums. Wenn man ferner die Hypothese gelten lässt, dass diese äusseren Körper der Göttlichkeit, die Planeten, die Formen sind, durch die sich gewisse Gottheiten zum Ausdruck bringen, dann kann man richtig und logisch folgern, dass zwangsläufig auch alle Lebewesen und Formen innerhalb dieser Körper diesen Begrenzungen und Unvollkommenheiten unterworfen sind, die aus diesen unbewältigten Bewusstseinsbereichen und Gewahrseinszuständen resultieren, die von den in planetarischer oder solarer Form inkarnierten Gottheiten bisher noch nicht erkannt sind. Unter der Voraussetzung, dass eine jede Form Teil einer noch grösseren ist, und dass wir tatsächlich im Körper Gottes «leben, weben und sind», wie Paulus es nennt, dann haben wir auch als integrale Teile des vierten Naturreiches Anteil an dieser allgemeinen Begrenzung und Unvollkommenheit.

Mehr als diese allgemeine Voraussetzung geht über unser Fassungs- und Ausdrucksvermögen hinaus, denn die allgemeine Verstandesausrüstung des durchschnittlichen Aspiranten und Jüngers ist dieser Aufgabe nicht gewachsen. Solche Begriffe wie «Kosmisches Übel, göttliche Unvollkommenheit, begrenzte Bewusstseinsbereiche, Freiheit des reinen Geistes, göttliches Denken», mit denen die Mystiker und Okkultisten unserer Zeit so grosszügig jonglieren: was bedeuten sie denn wirklich? Die Behauptung vieler Heilschulen über die letzte göttliche Vollkommenheit und die Formulierung ihres Glaubens an das tatsächliche Freisein der Menschheit von den gewöhnlichen Übeln des Fleisches: Sind sie nicht häufig hochtönende Phrasen, die zwar ein Ideal verkörpern, aber oftmals auf eigensüchtigen Wünschen beruhen? Stellen sie nicht in mystischer Hinsicht [11] völlig bedeutungslose Ausdrücke dar? Wie kann es denn anders sein, wenn nur der vollkommene Mensch einen wirklichen Begriff davon hat, was Göttlichkeit eigentlich ist?

Es ist für uns sicher besser zuzugeben, dass es dem Menschen unmöglich ist, die tiefverwurzelten Ursachen dessen zu verstehen, was in der Evolution des Formlebens sichtbar wird. Ist es nicht weise, sich mit den Tatsachen so, wie sie in unserer gegenwärtigen Erkenntnis vorhanden sind, abzufinden und verstehen zu lernen, dass es, so wie der Mensch mit grösserer Einsicht in das Denken Gottes eindringen kann als das mit viel weniger Verstand begabte Tier, ebenso auch andere, grössere Geister geben mag, die in anderen, höheren Naturreichen wirken und das Leben wahrer und genauer erkennen können, als die Menschheit es kann? Es ist doch möglich, nicht wahr, dass das Ziel der Evolution (wie es vom Menschen dargestellt und hervorgehoben wird) im letzten Grunde nur ein Bruchstück eines grösseren Zieles ist - grösser, als er es mit seinem endlichen Verständnis erfassen kann. Die ganze Absicht, so wie sie im Denken Gottes verborgen liegt, mag sehr verschieden sein von dem, was sich die Menschen heute vielleicht vorstellen, und das kosmisch Böse und das kosmisch Gute können, wenn man sie auf blosse Ausdrucksweisen beschränkt, ihre ganze Bedeutung verlieren; sie sind nur durch den Schleier der Verblendung und Illusion sichtbar, mit denen der Mensch alle Dinge umgibt. Die besten Geister dieses Zeitalters beginnen gerade, den ersten trüben Schimmer des Lichtes zu erkennen, das durch diese Verblendung hindurchdringt und das zu allererst dazu dient, die Tatsache der Illusion zu offenbaren. Mit Hilfe dieses Lichtes kann die folgende Wahrheit jenen offenbar werden, die erwartungsvoll und unvoreingenommen sind: Die Gottheit selbst befindet sich auf dem Weg zur Vollkommenheit. Daraus ergeben sich vielerlei Schlussfolgerungen.

Wenn wir die Ursachen der Krankheit erörtern, so wollen wir uns auf den Standpunkt stellen, dass die grundsätzliche, letzte kosmische Ursache ausserhalb unseres Verstehens liegt, und dass wir nur in dem Mass, als sich das Reich Gottes auf Erden offenbart, zu einigem wirklichen Verständnis für das allgemeine, weitverbreitete Kranksein kommen, das man auf unserem Planeten in allen vier Naturreichen findet. Es können jedoch ein paar grundsätzliche Aussagen gegeben werden, die man schliesslich auch im makrokosmischen Sinn als wahr erkennen wird und die auch schon dort [12] als wahr bewiesen werden können, wo es sich um den intelligenten Mikrokosmos handelt.

1. Hier ist eine Binsenwahrheit: Jede Krankheit entsteht durch einen Mangel an Harmonie - aus einer Disharmonie, die zwischen dem Formaspekt und dem Leben besteht. Jene Kraft, die Form und Leben zusammenführt oder besser gesagt, dasjenige, was aus dieser absichtlich herbeigeführten Vereinigung resultiert, nennen wir die Seele, das Selbst, soweit es sich um die Menschheit handelt; bei den unter dem Menschen stehenden Reichen nennen wir es das integrierende Prinzip. Eine Krankheit tritt da auf, wo diese verschiedenen Teile, die Seele und die Form, das Leben und seine Ausdrucksform, die subjektive und objektive Realität, nicht genügend miteinander in Einklang stehen. Folglich sind Geist und Materie nicht frei und unabhängig miteinander verbunden. Dies ist die eine mögliche Auslegung des ersten Gesetzes und die ganze Behauptung soll dieses Gesetz deutlicher erklären.

2. Dieser Mangel an Harmonie, der zu der sogenannten Krankheit führt, besteht in allen vier Naturreichen und verursacht jene Zustände, die dort, wo die Empfindlichkeit besonders stark und hochentwickelt ist, Schmerzen bereiten und überall Stauung, Verfall und Tod bringen. Denkt nach über diese Worte: Disharmonie, Krankheit, Schmerz, Stauung, Verfall, Tod, denn sie beschreiben den allgemeinen Zustand, der das bewusste Leben aller Formen, der makrokosmischen wie der mikrokosmischen, beherrscht. Es handelt sich dabei nicht um Ursachen.

3. Man kann jedoch allen diesen Zuständen läuternde Wirkung zuschreiben, ja die Menschheit muss sie so betrachten, wenn sie zu einer richtigen Einstellung gegenüber der Krankheit kommen will. Dies wird oft vergessen von den fanatischen Heilern und den radikalen Vertretern einer nur begrenzt erfassten Idee, die in den meisten Fällen lediglich Teil einer grösseren ist.

4. Heil- und Linderungsmethoden [13] werden nur in der Menschheit angewandt und ergeben sich aus der Denktätigkeit des Menschen. Sie zeigen seine verborgene Schöpferfähigkeit an, die Kraft dessen, der auf die Freiheit zuschreitet. Sie weisen auf sein Unterscheidungsvermögen hin, das ihn befähigt, Vollkommenheit zu erahnen, das Ziel im Geiste zu erschauen und folglich auf diese schliessliche Befreiung hinzuarbeiten. Sein Irrtum besteht zur Zeit in folgendem:

a. Er ist unfähig, den wahren Sinn des Schmerzes zu erkennen.

b. Er hat einen Widerwillen gegen das Leiden.

c. Er versteht das Gesetz des Nicht-Widerstehens falsch.

d. Er legt zu viel Wert auf die Formnatur.

e. Er hat eine falsche Einstellung zum Tod und glaubt, dass das Verschwinden des Lebens aus dem Bereich der sinnlichen Wahrnehmung vermittels einer Form und die daraus folgende Auflösung dieser Form ein Unglück bedeutet.

5. Wenn einmal der Mensch in seinem Denken die bis jetzt üblichen Ideen über die Krankheit umkehrt und Krankheit als eine Naturtatsache anerkennt und hinnimmt, dann wird er beginnen, sich an das Gesetz der Befreiung zu halten, mit richtigen Gedanken, die zum Nicht-Widerstehen führen. Gegenwärtig vergrössert er meistens nur die Schwierigkeit, nämlich durch die Kraft seiner darauf gerichteten Gedanken und durch seinen intensiven Widerstand gegen die Krankheit. Wenn er sein Denken wieder auf die Wahrheit und die Seele hinlenkt, so werden die Übel der physischen Ebene allmählich verschwinden. Das wird uns deutlich werden, wenn wir später die Methode der Ausmerzung studieren. Krankheit ist tatsächlich vorhanden. Die Formen in allen Reichen sind mit Disharmonie belastet und stehen nicht im Einklang mit dem innewohnenden Leben. Krankheit, Verfall und die Tendenz zur Auflösung kommen überall vor. Ich wähle diese Worte mit Bedacht.

6. Krankheit ist also nicht das Ergebnis falschen menschlichen Denkens; sie existierte bereits unter den vielen Lebensformen, lange bevor die Menschheit auf der Erde erschien. Wenn ihr dies in Worten ausdrücken und innerhalb der Grenzen menschlichen Denkens aussprechen möchtet, so könntet ihr einigermassen richtig sagen: [14] Gott, die planetarische Gottheit, hat sich des falschen Denkens schuldig gemacht! - Aber damit würdet ihr nicht die Wahrheit ausdrücken, sondern lediglich einen winzigen Bruchteil der wahren Ursache, der sich eurem schwachen, endlichen Denkvermögen durch das Medium der allgemeinen Weltverblendung und Weltillusion zeigt.

7. In gewisser Hinsicht ist die Krankheit ein Befreiungsprozess; sie ist der Feind alles dessen, was stille steht und verhärtet ist. Allerdings dürft ihr nach dem, was ich sage, nicht meinen, die Krankheit müsse willkommen geheissen und der Tod geliebt werden. Wäre dies der Fall, dann würde man die Krankheit kultivieren und eine Belohnung auf den Selbstmord aussetzen. Zum Glück für die Menschheit richtet sich die ganze Lebenstendenz gegen die Krankheit, und die Reaktion des Formlebens auf die menschlichen Gedanken nährt die Furcht vor dem Tode. Das ist zu Recht so gewesen, denn der Instinkt der Selbsterhaltung und das Verlangen nach Unversehrtheit der Form ist ein lebenswichtiges Prinzip der Materie; und die Tendenz, das Leben in der Form fortbestehen zu lassen und weiter zu geben, ist eine unserer grössten, von Gott geschenkten Fähigkeiten und wird fortdauern. Aber an dessen Stelle muss schliesslich in der Menschheit die Anerkennung des Todes als eines organischen, befreienden Vorganges treten, der dazu bestimmt ist, die Kraft zu erhalten und der Seele ein besseres Manifestations-Instrument zu geben. Zu dieser Freizügigkeit des Handelns ist die Menschheit im ganzen noch nicht bereit. Die Jünger und Aspiranten der Welt sollten jetzt aber beginnen, diese neuen Daseinsprinzipien zu begreifen. Der Selbsterhaltungstrieb bestimmt die Beziehung zwischen Geist und Materie, zwischen Leben und Form, solange die Gottheit selbst den Willen hat, sich in einem manifestierten Körper zu inkarnieren, - sei dies nun ein Planet oder ein Sonnensystem. Mit dieser Aussage habe ich euch einen Hinweis auf eine der grundsätzlichen Ursachen der Krankheit und des endlosen Kampfes zwischen dem eingekerkerten Geist und der gefangen haltenden Form gegeben. Die Waffe dieses Kampfes ist jene eingeborene Qualität, die als Selbsterhaltungs- und Fortpflanzungstrieb - sowohl der gegenwärtigen Form wie der Art im allgemeinen - zum Ausdruck kommt.

8. Das Gesetz [15] von Ursache und Wirkung, das man im Osten Karma nennt, lenkt und beherrscht dies alles. Man muss das Karma tatsächlich als die (im Formleben unseres Planeten sich zeigende) Auswirkung von tiefliegenden, im Denken Gottes verborgenen Ursachen ansehen. Die Ursachen, die wir hinsichtlich Krankheit und Tod aufspüren mögen, sind eigentlich nur die Auswirkung gewisser Grundprinzipien, die - in richtiger oder falscher Weise, wer kann es sagen? - das Leben Gottes in der Form bestimmen und sie müssen dem Menschen solange unfassbar bleiben, bis er jene grosse Einweihung erlangt, deren Sinnbild für uns die Transfiguration (Verklärung) ist. Wir werden uns während unserer ganzen Studien mit zweitrangigen Ursachen und deren Wirkungen beschäftigen, mit den sichtbaren Resultaten jener subjektiven Wirkungen, die weit über unser Verständnis hinausgehenden Ursachen entstammen. Das sollte man zugeben und begreifen. Es ist das Beste, was der Mensch mit seinem gegenwärtigen verstandesmässigen Rüstzeug tun kann. Warum sollte ein Mensch in seiner Anmassung erwarten, er könne alles verstehen, wenn die Intuition noch kaum wirkt und das Denken selten eine Erleuchtung empfängt? Er soll daran arbeiten, seine Intuition zu entwickeln und Erleuchtung zu gewinnen, dann kommt auch das Verstehen. Er wird sich das Recht auf göttliches Wissen verdient haben. Für unsere Arbeit wird jedoch die obige Erkenntnis genügen; sie ermöglicht es uns, jene Gesetze und Prinzipien aufzustellen, die den Weg weisen, auf dem die Menschheit Befreiung von dem Formbewusstsein gewinnen und folglich auch gegen den Sieg des Todes und gegen jene Krankheitschaffenden Zustände immun werden kann, die heute unsere planetarische Erscheinungsformen bestimmen.

Wir werden unsere Betrachtung über die Ursachen der Krankheit in drei Teile unterteilen; bei unserer Wahrheitssuche wollen wir das ganz verständliche, aber ebenso unnütze Verlangen, das Denken der Gottheit zu begreifen, beiseite lassen. Die drei Abteilungen sind:

I. Die psychologischen Ursachen.

II. Die Ursachen, die aus dem Gruppenleben stammen.

III. Unsere karmischen Verbindlichkeiten, die karmischen Ursachen.

Bei all [16] dem werden wir nur eine allgemeine Vorstellung (mehr ist zur Zeit nicht möglich) gewinnen über das Vorhandensein von Krankheit in der menschlichen Gemeinschaft und teilweise auch im Tierreich. Wenn wir diese allgemeinen Gedanken begreifen, werden wir ein klareres Verständnis für unser Problem gewinnen, und wir können dann zur Erörterung der Methoden übergehen, die es uns ermöglichen, unerwünschte Wirkungen mit grösserer Leichtigkeit zu behandeln. Studierende der Heilkunst sollten ausserdem daran denken, dass man auf dreierlei Art und Weise eine Heilung erzielen kann, und dass alle drei Arten den ihnen zukommenden Platz und Wert haben, der von der Entwicklungsstufe dessen abhängt, der geheilt werden soll.

Erstens kann man jene Linderungsmittel und Besserungsmethoden anwenden, welche die Krankheit allmählich heilen und unerwünschte Zustände beseitigen; sie bauen das Formleben auf und stärken die Lebenskraft, so dass die Krankheit abgeschüttelt werden kann. Gute Vertreter dieser Methoden sind die allopathischen und homöopathischen sowie die verschiedenen osteopathischen, chiropraktischen und anderen therapeutischen Schulen. Sie haben viele gute und konstruktive Arbeit geleistet, und die Menschheit schuldet der Weisheit, Geschicklichkeit und selbstlosen Dienstbereitschaft der Ärzte viel. Sie behandeln stets dringende Zustände und gefährliche Wirkungen von Ursachen, die an der Oberfläche nicht sichtbar sind. Der Patient ist bei diesen Methoden in den Händen von Menschen, die von aussen an ihn herantreten und sollte passiv, ruhig und negativ-empfänglich sein.

Zweitens haben wir die Arbeit und die Methoden des modernen Psychologen, der versucht, die subjektiven Gegebenheiten zu behandeln und jene falschen Denk- und Verhaltensweisen, jene Hemmungen, Psychosen und Komplexe in Ordnung zu bringen, die zu äusserlich sichtbaren Krankheiten, zu morbiden Zuständen, zu neurotischem und mentalem Versagen führen. Bei dieser Methode wird der Patient gelehrt, soweit wie möglich mit dem Psychologen [17] zusammenzuarbeiten, damit er ein richtiges Verständnis seiner selbst gewinnen und dadurch lernen kann, jene inneren Zwangszustände zu beseitigen, welche die äusseren Wirkungen hervorrufen. Er wird darin geschult, sich positiv und aktiv zu verhalten und das ist schon ein grosser Schritt in der rechten Richtung. Die Tendenz, die Psychologie mit der äusseren physischen Behandlung zu kombinieren, ist vernünftig und richtig.

Die dritte, höchste und neueste Methode ist diejenige, bei der die Seele des betreffenden Menschen zu positiver Tätigkeit aufgerufen wird. Das wahre, künftige Heilen kommt zustande, wenn das Leben der Seele ohne Blockierung und Hindernis durch jeden Aspekt der Formnatur strömen kann. Es kann dann diese mit seiner Lebenskraft erfüllen und ausserdem jene Stauungen und Hemmnisse beseitigen, die eine so reiche Quelle für Krankheiten sind.

Damit habt ihr viel Stoff zum Nachdenken. Wenn wir hinsichtlich der praktischen Anwendung der Techniken und Methoden nur langsam vorgehen, so deshalb, weil ich eine sichere Grundlage schaffen möchte für das, was ich später mitteilen werde.

Die Schulung des Heilers.

Für die Schulung des Heilers werde ich nach und nach die sechs Regeln angeben, nach denen sich seine Tätigkeit richtet (oder richten sollte). Denkt an die beiden Worte, die ich schon einmal sagte; sie fassen all das zusammen, was den Helfer betrifft: Magnetismus und Strahlung! Wir werden später sehen, dass ihre Wirkungen von verschiedener Art sind.

I. Regel

Der Heiler muss versuchen, seine Seele, sein Herz, sein Gehirn und seine Hände zu verbinden. So kann er die lebendige Heilkraft über den Patienten ausgiessen. Das ist magnetisches Wirken. Es heilt die Krankheit, kann aber auch den sogenannten schlechten Zustand verstärken, je nach dem Wissen des Heilers.

Der Heiler muss versuchen, seine Seele, sein Gehirn, sein Herz und seine aurische Ausstrahlung zu verbinden. So kann seine Gegenwart das Seelenleben des Patienten stärken. Dies ist Wirken durch Ausstrahlung. Die Hände sind nicht nötig. Die Seele offenbart ihre Kraft. Des Patienten Seele reagiert, da sich seine Aura für die aus der Aura des Heilers kommende, von Seelenenergie durchflutete Strahlung empfänglich zeigt.

Bei der [18] Betrachtung der Krankheitsursachen halte ich es für notwendig, ein Wort über ihre - inneren und äusseren - Bedingungen zu sagen. Es wird dem oberflächlichen Denker scheinen, dass viele Krankheiten und Todesursachen aus Umweltsbedingungen herrühren, für die er in keiner Weise verantwortlich ist. Diese Faktoren umfassen eine ganze Skala von Möglichkeiten, angefangen von rein äusserlichen Ereignissen bis zu erblichen Veranlagungen. Man könnte sie folgendermassen aufzählen:

1. Unfälle, die vielleicht persönlicher Nachlässigkeit oder der Sorglosigkeit anderer Menschen zuzuschreiben oder Folgen von Kämpfen sind, sei es in Arbeiterstreiks oder im Krieg. Sie können auch durch Angriffe von Tieren, durch zufällige Vergiftungen und aus vielen anderen Ursachen entstehen.

2. Infektionen, die einen Menschen von aussen her befallen, also nicht aus seiner eigenen, besonderen Blutzusammensetzung entstehen. Solche Infektionen sind die verschiedenen sogenannten ansteckenden, übertragbaren Krankheiten und allgemeinen Epidemien. Diese können den Menschen erfassen bei der Ausübung seiner Pflichten, durch seine täglichen Kontakte oder durch einen weit verbreiteten Krankheitszustand in seiner Umwelt.

3. Krankheiten, die durch schlechte Ernährung, besonders in der Jugend entstehen. Dieser Zustand der Unterernährung macht den Körper für Krankheiten anfällig, vermindert die Widerstandskraft und Vitalität und schaltet die «Kampfkräfte» des Menschen aus, was zu vorzeitigem Tod führt.

4. Erbanlage. Es gibt bekanntlich bestimmte Formen erblicher Schwächen, die einen Menschen entweder für gewisse Krankheiten mit darauffolgendem Tod anfällig machen oder in ihm Zustände schaffen, die zu einer stetigen Schwächung seines [19] Lebenswillens führen; ausserdem gibt es jene Neigungen, die sich als eine Art gefährlicher Gier zeigen; sie führen zu unerwünschten Gewohnheiten, zu einem Absinken der Moral und werden dem Willen des Menschen gefährlich, da sie ihn unfähig machen, diese Veranlagung zu bekämpfen. Er unterliegt ihnen und zahlt den Preis für solche Gewohnheiten, der Krankheit und Tod heisst.

Diese vier Arten von Krankheits- und Todesursachen sind für vieles verantwortlich, was wir um uns herum im Leben der Menschen sehen; man kann sie aber nicht eindeutig unter eine der psychologischen Krankheitsursachen einreihen, und wir wollen sie auch nur sehr kurz in dem Abschnitt über das Gruppenleben und dessen Prädispositionen für Krankheiten erörtern; dort werden wir auch die Infektionskrankheiten besprechen. Aber solche Situationen, wie sie sich z.B. aus einem Auto- oder Eisenbahnunfall ergeben, sollen nicht unter dem Titel «Krankheitschaffende Ursachen» betrachtet werden. Es ist richtig, dass der Heiler auch mit solchen Fällen zu tun haben mag, aber was hier geschehen muss, ist etwas anderes als die Behandlung jener Krankheiten, die ihre Wurzeln in einem der feineren Körper haben oder von Gruppenkrankheiten herrühren usw.. Die Übel, die aus Unterernährung und der falschen Ernährungsweise unseres modernen Lebens und unserer Zivilisation stammen, werden hier nicht erörtert. Dafür ist kein Kind individuell verantwortlich. Ich beschäftige mich hier nur mit den Krankheiten, die aus unrichtigen inneren Zuständen kommen.

Die Verantwortung eines Kindes für seine Lebensbedingungen ist praktisch gleich Null, sofern man nicht das Karma als vorbestimmenden Faktor gelten lässt, der imstande ist, jene Ausgleichsbedingungen herbeizuführen, die aus der Vergangenheit stammen und die Gegenwart beeinflussen. Ich werde darüber ausführlicher im 3. Kapitel sprechen, das unsere karmischen Verpflichtungen behandelt. Hier möchte ich nur andeuten, dass das ganze Thema Krankheit auch vom karmischen Gesichtspunkt aus erörtert werden und damit einen bestimmten, entscheidenden Wert haben könnte, [20] wenn dieses schwierige Thema von dem Zeitpunkt an, als es im Westen bekannt wurde, in der richtigen Weise gelehrt worden wäre. Aber die Wahrheit ist in der Form, wie sie zu uns aus dem Osten kam, von östlichen Theologen ebenso verzerrt worden, wie von westlichen Theologen die Lehren von der Einswerdung und von der jungfräulichen Geburt falsch ausgelegt und gelehrt wurden. Die tatsächliche Wahrheit hat wenig Ähnlichkeit mit unseren modernen Formulierungen. Ich bin also, wenn ich das Thema «Krankheit» vom karmischen Gesichtspunkt aus behandle, ernstlich behindert. Es ist für mich sehr schwierig, euch etwas von der Wahrheit, wie sie wirklich ist, mitzuteilen, eben weil ihr über das alte Gesetz von Ursache und Wirkung zwangsläufig vorgefasste Meinungen habt. Wenn ich euch sage, dass die Lehre von der sichtbarwerdenden Evolution und die modernen Theorien über die Wirkung eines Katalysators auf zwei Substanzen - die eine dritte, andersartige Substanz hervorbringen, wenn man sie unter der Einwirkung eines Katalysators miteinander in Verbindung bringt - viel Wahres über Karma enthalten, werdet ihr mich dann verstehen? Ich bezweifle es. Wenn ihr im Karma-Gesetz meistens nur den einen Aspekt seht, der scheinbare Ungerechtigkeiten erklärt und stets das Auftreten von Schmerz, Krankheit und Leiden hervorhebt, dann sage ich euch, dass dies nur eine teilweise Darstellung der kosmischen Grundwahrheit ist. Seht ihr jetzt schon klarer? Wenn ich darauf hinweise, dass das recht verstandene und gehandhabte Gesetz des Karma viel eher Glück, Heil und Freisein von Schmerz bringen kann als Schmerzen mit allen Folgen: fühlt ihr euch fähig, die Bedeutung des von mir Gesagten zu ermessen?

Die Welt der Verblendung ist gegenwärtig so stark und die Bereitschaft zur Illusion so mächtig und lebendig, dass wir diese Grundgesetze nicht in ihrer wahren Bedeutung erkennen können.

Das Karmagesetz ist nicht das «Gesetz der Vergeltung», wie man annehmen könnte, wenn man die üblichen Bücher über dieses Thema liest; es ist dies nur ein Aspekt der Wirkungsweise des Karmagesetzes. Das Gesetz von Ursache und Wirkung ist nicht so zu [21] verstehen, wie wir es gegenwärtig auslegen. Es gibt zum Beispiel ein Gesetz, das man das Schwerkraft-Gesetz nennt und das lange Zeit das Denken der Menschen getäuscht hat; ein solches Gesetz besteht zwar, aber es ist nur ein Aspekt eines grösseren Gesetzes und seine Macht kann, wie wir wissen, bis zu einem gewissen Grad ausgeschaltet werden, denn jedesmal, wenn wir ein Flugzeug über uns dahinbrausen sehen, erblicken wir einen Beweis für die Ausschaltung dieses Gesetzes mit mechanischen Mitteln, wodurch symbolisiert wird, wie leicht es von Menschen überwunden werden kann. Wenn sie es doch nur erkennen könnten: sie erlernen die uralte Methode, von der die Fähigkeit, sich emporzuheben, eine der leichtesten und einfachsten Anfangsübungen ist.

Das Gesetz der Folgen ist nicht so unausweichlich und starr, wie das moderne Denken annimmt, sondern es ist mit den Denkgesetzen viel enger verbunden, als man hat glauben wollen; die «Mentalscience» (Wissenschaft vom Geist) hat sich schon zu einem Verstehen dessen hingetastet. Ihre Ziele und Absichten sind gut und richtig und ihre Ergebnisse hoffnungsvoll; ihre Folgerungen und Arbeitsmethoden jedoch sind gegenwärtig auf ganz falscher Fährte und höchst irreführend.

Ich habe auf dieses Missverstehen des Karmagesetzes deshalb hingewiesen, da mir viel daran liegt, dass ihr an das Studium der Gesetze des Heilens möglichst frei und unvoreingenommen herangeht; ich bin mir dabei klar, dass euer Verständnis durch folgende Faktoren eingeschränkt wird:

1. Durch alte Theologien mit ihren starren, verzerrten und irrigen Anschauungen. Die Lehre der Theologen ist äusserst irreführend, wird jedoch leider allgemein anerkannt.

2. Durch das Weltdenken, das stark durchsetzt ist mit dem Begierdenelement und wenig wirkliche Gedanken in sich trägt. Die Menschen legen diese dunkel erahnten Gesetze in endlichen Begriffen und von ihrem engen Blickwinkel her aus. Die Vorstellung von der Vergeltung zum Beispiel zieht sich durch einen grossen Teil der Karma-Lehre hin, da die Menschen eine einleuchtende [22] Erklärung für die Dinge suchen, so wie sie zu sein scheinen und da sie selbst gern Vergeltung üben. Dennoch gibt es allgemein viel mehr gutes Karma als schlechtes, so wenig ihr es vielleicht glauben möchtet, die ihr in eine solche Zeit wie die Gegenwart hineingestellt seid.

3. Durch die Welt-Illusion und -Verblendung, die den durchschnittlichen, unwissenden Menschen daran hindert, das Leben so zu sehen, wie es wirklich ist. Sogar die vorgeschrittenen Menschen und Jünger beginnen gerade erst einen flüchtigen, unzureichenden Schimmer von einer herrlichen Wirklichkeit zu erhaschen.

4. Durch unkontrolliertes Denken und durch nicht erschlossene, unerweckte Gehirnzellen, die ebenfalls den Menschen an einer richtigen Erkenntnis hindern. Diese Tatsache wird oft nicht erkannt. Das Erkenntnis-Rüstzeug ist bis jetzt noch unzureichend. Dieser Punkt muss hervorgehoben werden.

5. Durch nationale und rassische Eigenarten mit ihren speziell veranlagten Temperamenten und Vorurteilen. Auch diese Faktoren verhindern eine gerechte Einschätzung dieser Wahrheiten.

Ich habe hier genug angegeben, um euch klar zu machen, wie unsinnig es ist, die Behauptung zu wagen, ihr verstündet die Gesetze, nach denen ihr tastet und die ihr zu verstehen sucht. Auf keinem Gebiet menschlichen Denkens ist die Dunkelheit grösser als in bezug auf die Gesetze, die Krankheit und Tod betreffen.

Man muss sich daher von Anfang an klarmachen, dass ich mich in dem Kapitel «Die psychologischen Krankheitsursachen» weder mit den Leiden oder Krankheitsanlagen befasse, die aus der Umwelt kommen, noch mit jenen ausgesprochen physischen ererbten Belastungen von Eltern, in deren Körpern Krankheitskeime steckten, die sie ihren Kindern weitergegeben haben und die sie vielleicht ihrerseits wieder von ihren Eltern übernommen hatten. Ich möchte darauf hinweisen, dass die Zahl dieser ererbten Krankheiten viel geringer ist, als man gegenwärtig annimmt; von diesen sind die wichtigsten Veranlagungen die für Tuberkulose, Syphilis [23] und Krebs, soweit es unsere gegenwärtige Menschheit betrifft; sie sind vererbt und können ausserdem durch Berührung übertragen werden. Ich werde sie im zweiten Kapitel besprechen, das von den von einer Gruppe ausgehenden Krankheiten handelt.