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Erste Frage. Was ist die Seele? Können wir die Seele und ihre Natur definieren?  - Teil 2

2. Die persönliche Seele, jenes subtile Gesamtaggregat, das wir die Persönlichkeit nennen, die sich aus den relativ immateriellen Körpern - dem ätherischen oder vitalen, dem astralen oder emotionalen und dem niederen mentalen Apparat zusammensetzt. Diese drei Träger teilt die Menschheit mit dem Tierreich, soweit Vitalität, Empfindungsfähigkeit und mögliches Denkvermögen in Frage stehen; mit dem Pflanzenreich, was Vitalität und Empfindungsfähigkeit anbelangt; und mit dem Mineralreich, was Vitalität und mögliche Empfindung betrifft.

3. Die Seele ist endlich ein spirituelles Wesen, hervorgegangen aus der Vereinigung von Leben mit Qualität. Wenn alle drei sogenannten Seelen vereint sind, haben wir einen Menschen.

So sind denn im Menschen: Leben, Qualität und Erscheinung oder Geist, Seele, Körper durch das Medium der materiellen Form miteinander vereint und verbunden.

Die wissenschaftliche Aufteilung dieser verschiedenartigen Aspekte hat viel Interesse erweckt, aber die zu Grunde liegende Synthese wurde übersehen und unbeachtet gelassen. Gewiss sind alle Formgebilde Differenzierungen der Seele, aber diese Seele ist eine Weltseele, wenn wir sie im spirituellen Sinne studieren und betrachten. Wenn wir sie nur von der Formseite aus ansehen, finden wir nichts anderes als Verschiedenartigkeit und Absonderung. Wenn wir sie jedoch von dem Blickpunkt des Bewusstseins oder bewussten Reaktionsvermögens untersuchen, dann sehen wir den Hintergrund einer kosmischen Einheit. Wenn das Stadium des Menschen erreicht ist und wenn sich das Eigenbewusstsein mit dem Empfindungsvermögen der Formen und mit dem winzigen Bewusstsein des Atoms verbinden, dann beginnt im Denken die Vorstellung von einer möglichen inneren Einheit schwach zu dämmern. Wenn das Stadium der Jüngerschaft erreicht ist, beginnt der Mensch sich als ein fühlendes Teilstück eines fühlenden Ganzen zu sehen und stellt sich langsam auf Zweck und Absicht dieses Ganzen ein. Er erfasst nach und nach diesen Zweck, indem er sich bewusst in [57] den Rhythmus des Weltalls einfügt, von dem er ein winziger Teil ist. Wenn höhere Stufen und höchst verfeinerte Formen möglich werden, dann taucht der Einzelne im Urgrund unter; der Rhythmus dieser grossen Allheit zwingt das Individuum zu einheitlicher Teilnahme am Ganzheitszweck, wobei sein Eigenbewusstsein als Individuum unangetastet bleibt, und diese Erkenntnis bereichert den eigenen Beitrag, den er nun verständnisvoll und aus freiem Willen leistet; die Form ist demnach nicht nur ein Teil des Ganzen, (was immer und unvermeidlich so war, selbst wenn der einzelne es nicht wusste), sondern der bewusste Denker kennt nun Bewusstseinseinheit und Lebensverbundenheit als Tatsache. Wir haben daher bei unserem Studium drei Faktoren zu berücksichtigen:

1. Die Synthese des Lebens: Geist.

2. Die Einheit des Bewusstseins: Seele.

3. Die Integration der Formen: Körper.

Diese drei Faktoren sind stets eine Einheit gewesen, der Mensch in seinem begrenzten Bewusstsein hat es nur nicht gewusst. Diese drei Faktoren klar zu erkennen und sie zur bestimmenden Grundlage der Lebensführung zu machen, ist für den Menschen das Hauptziel seiner ganzen Erfahrung auf dem Wege der Entwicklung.

Wir wollen nun - notgedrungen in Symbolen - die Weltseele betrachten, die mit dem Bewusstsein des Logos identisch ist, der unser Universum schuf. Wir wollen als gegeben annehmen, dass Gott alle Formen seines Sonnensystems mit Leben durchdringt und dass er sich über seinen Schaffensprozess, sein Werkprojekt und sein Ziel voll bewusst ist. Dieses Sonnensystem ist eine sichtbare Schöpfung, aber Gott selbst bleibt transzendent (jenseitig oder übersinnlich). Er ist immanent (innewohnend) in allen Formen, doch lebt er selbst fernab und in Zurückgezogenheit. So wie ein denkender, intelligenter Mensch mit Hilfe seines Körpers wirkt und handelt, doch in erster Linie im mentalen Bewusstsein oder in der Gefühlswelt lebt, ebenso residiert Gott fern seiner Welt, zurückgezogen in seiner Geistnatur; die Welt, die er erschaffen und mit seinem Leben durchdrungen hat, geht ihren Gang weiter, dem Ziel zu, für das sie [58] geschaffen wurde. Im Bereich seines Schöpfungswerkes finden grössere Seinsbetätigungen statt; hier finden wir die verschiedenen Stadien des Bewusstseins und Bewusstwerdens sowie alle Grade gefühlsmässiger Resonanz. Sogar in der Symbolik der menschlichen Form haben wir Organe für unterschiedliche Wahrnehmung wie: Haare, innere Körperstruktur, Nervensystem, Gehirn sowie den ganzen Aufnahme-Apparat (der Gefühle und Gedanken registriert), den wir das menschliche Selbst nennen. In der gleichen Weise tut sich die Gottheit im Bereich des Sonnensystems durch eine weite Skala von Bewusstseinssymptomen kund.

Da existiert ein Körperbewusstsein; da vermeldet ein Sinnesapparat die Geschehnisse der Umwelt; da werden Stimmungen, Eigenschaften, Reaktionen aus der Welt der Ideen bewusst verarbeitet; da wird auf einem höheren Bewussteinsniveau der Plan und Zweck der Schöpfung erfasst; und da gibt es ein Bewusstsein, das um das Leben (als Essenz) weiss.

Es ist interessant, im Zusammenhang mit der Gottheit darauf hinzuweisen, dass die Sinnesreaktion auf die Umwelt die Grundlage für die gesamten astrologischen Beziehungen, für die Auswirkungen von Konstellationen im Sonnensystem und für den Kraftaustausch von Planet zu Planet ist.

Mit Bezug auf den Menschen lässt sich alles folgendermassen zusammenfassen:

Die Formnatur des Menschen reagiert in ihrem Bewusstsein auf Gottes Formnatur. Das äussere Gewand der Seele (in physischer, vitaler und psychischer Hinsicht) ist ein Teil von Gottes äusserem Gewand.

Die Seele des Menschen, die sich ihrer selbst bewusst ist, steht in Verbindung mit der Weltseele. Sie ist ein Wesensteil der Seele des Universums und kann daher die bewusste Absicht der Gottheit erkennen; sie kann einsichtig und verständnisvoll mit Gottes Willen zusammenarbeiten und daher am Evolutionsplan mitwirken.

Des Menschen Geist ist eins mit dem Gottesleben und dieser Geist lebt tief verborgen in seiner Seele, so, wie seine Seele im Körper wohnt.

Dieser Geist wird einstmals mit dem jenseitigen Gott in Verbindung treten und jeder Gottessohn wird dann seinen Weg zu dieser [59] fernen weltabgewandten Residenz finden, wo Gott ausserhalb des Sonnensystems lebt.

Mit diesen Worten soll die Idee einer Ordnung, eines Planes, eines universalen Zusammenhanges zum Ausdruck gebracht sowie dargetan werden, dass jedes Teilstück in dem Ganzen seinen angestammten Platz hat und jedes Fragment zum gesamten Kosmos gehört.

Wir wollen nun die zweite Frage beantworten und wollen wieder daran denken, dass wir nur in symbolischen Worten das Problem angehen können, was Gottes Zwecke dem Wesen nach sind. Ich schreibe für einfache Aspiranten und kann daher die Tiefe der Wahrheit solange nicht vermitteln, solange sie nicht einen vollen Seelenkontakt erlangt haben oder wenigstens einen stärkeren Seelenrapport besitzen als heute. Wer sich jedoch bemüht, das mit Worten Unerklärbare zu erfassen, ruft ein Herabströmen abstrakten oder intuitiven Denkvermögens hervor, was wiederum die Gehirnzellen belebt und entfaltet; dadurch wird die Fähigkeit gesteigert und gefestigt, im «geistigen Sein» zu stehen; dann wird es möglich sein, das Unbeschreibliche zu erfassen und in seiner Kraftfülle zu leben.