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1. Die drei leitenden Gesichtspunkte zum Studium der Strahlen

Das Studium [3] der Strahlen und das wahre und tiefe Erfassen der inneren Bedeutung dieser Lehre erbringt uns dreierlei:

A. Zeitläufe und Zyklen werden uns in dem Panorama der Geschichte besser verständlich. Letzten Endes ist Geschichte eine Urkunde über Aufblühen und Entwicklung des Menschen von seinem Urbeginn als Höhlenmensch, mit seinem Tierbewusstsein, bis zum Menschen unserer Tage, dessen Bewusstsein weltweit denkend und vergeistigt ist. In aufsteigender Linie strebt der moderne Mensch dem Stadium eines vollendeten Gottmenschen zu. Die klar erfassten schöpferischen Grundideen formten das Menschengeschlecht und bestimmen dessen Schicksal. Vor unseren Augen entrollt sich ein dramatisches Bild des Fortschrittes jener Seelen, die mit dem Kommen und Gehen eines Strahles ins Dasein treten oder hinter der Bühne verschwinden. Es wird für uns ziemlich schwierig sein, die Wirklichkeit in Worte zu kleiden; wir müssen versuchen, durch die Schicht oberflächlicher Betrachtung zur esoterischen Struktur der Wahrheit vorzudringen. Strahlen sind in ständiger Bewegung und Zirkulation, sie sind Ausdruck eines fortschreitenden und zyklischen [4] Geschehens von zunehmender Intensität. In dem einen Zeitabschnitt sind sie in voller Entfaltung, in einem anderen auf einem Ruhepunkt; und von der Wirksamkeit eines bestimmten Strahles in einer gewissen Epoche hängt die Eigenart der Zivilisation ab, ebenso die Art der Erscheinungsformen in den Naturreichen und der Bewusstseinsgrad in den Menschengeschöpfen, die während eines solchen Zeitalters ins Formleben treten. Diese in allen vier Naturreichen verkörperten Lebewesen reagieren jeweils auf die besondere Schwingung, die Beschaffenheit, die Färbung und Eigenart eines bestimmten Strahles. Jeder tätige Strahl beeinflusst grundlegend die drei Persönlichkeitskörper des Menschen, sein Einfluss ruft Veränderungen im Denken und Fühlen hervor und bestimmt die Formgestalt des physischen Körpers.

Ich bin mir daher voll bewusst, dass meine Absicht, neues Licht auf diese relativ neue Lehre über die Strahlen zu werfen, das vielgestaltige Thema fürs erste erschweren kann. Sobald jedoch Experimente in Gang kommen werden und man in den Forschungsabteilungen der Psychologen und Psychoanalytiker Menschen im Hinblick auf ihre Strahlenformel untersuchen und dabei die neueren Wissenschaften verständig und im Rahmen ihrer eigentlichen Aufgaben heranziehen wird, werden wir an Boden gewinnen und die Lehre über die Strahlen wird eine Bestätigung finden. Ein neuer Zugang zu alten Wahrheiten und eine neue Art der Menschheitsforschung wird in Erscheinung treten. Bis dahin wollen wir die Strahlenlehre in ihren klaren, wahren Prinzipien aufstellen und in Tabellen, Umrissen und Darlegungen das Wesen, den Zweck und die Auswirkungen der Strahlen beschreiben.

Da die sieben Strahlen zyklisch in Erscheinung treten, also in regelmässiger Reihenfolge sich manifestieren oder aber unwirksam werden, haben sie im Lauf der Geschichte der Menschheit ihren Stempel aufgedrückt; sie sind daher der Schlüssel zu einem wahrheitsnahen, historischen Überblick. Eine solche Übersicht steht noch aus.

B. Das zweite Ergebnis des Strahlenstudiums wird eine Klärung unserer Kenntnisse über die Natur des Menschen sein. Die moderne experimentelle und akademische Psychologie hat viele Einzelheiten über [5] die Funktionen des Menschen, über die Natur seiner Reaktionen, den Umfang seines Denkapparates und die Qualität seines physischen Mechanismus, über die Art seines Denkens und die vielartigen Komplexe, Psychosen, Neurosen, Instinkte, Intuitionen und intellektuelle Fixierungen zuammengetragen, die zweifellos sein Wesen ausmachen. Auch die medizinische Psychologie hat uns viele Bausteine gegeben, die zeigen, dass der Mensch mittels seiner Ausdrucksorgane nicht mehr produzieren kann, als es sein Nervensystem, Gehirn und seine endokrinen Drüsen erlauben. Wir müssen jedoch feststellen, dass manche Theorien, selbst bestbewährte, unter gewissen Bedingungen zusammenbrechen. Das von der psychologischen Disziplin bearbeitete Feld ist so gross, der Schulen sind so viele und vielartige und die benützte Terminologie ist so schwerfällig, dass ich hier keinen Versuch machen kann, sie zu Wort kommen zu lassen.

Was die Welt der Berufspsychologie alles verdankt, kann kaum abgeschätzt werden. Doch solange kein Leitmotiv dieses ganze Gedankenfeld durchzieht, wird man über sein eigenes Gewicht stolpern und Probleme heraufbeschwören (wie es bereits der Fall ist), die - als Folge der eigenen Methoden - psychische Komplexe und geistige Abnormitäten auslösen. Die Kenntnisse, die wir heute über die Tätigkeit der Menschen als integrierte Persönlichkeiten in der physischen Welt besitzen, alles, was man von ihnen unter gegebenen Bedingungen erwarten kann, klingt vielversprechend und klar, und wir können die Weite des Verstehens abschätzen, wenn wir unser gegenwärtiges Wissen mit der Zeit vor 150 Jahren vergleichen. Diese Kenntnisse fussen jedoch grösstenteils auf dem Studium anormaler Zustände. Man beschränkt sich auf den Formaspekt, was die wahre wissenschaftliche Methode ist. Aber diese Ergebnisse finden ihre Begrenzung und Einengung, wenn sie auf letzte Fragen bezogen werden und im Licht übernormaler Gegebenheiten gewertet werden, die zweifellos existieren. Was ich mit meinem Beitrag zu dem genannten Thema zu betonen beabsichtige, ist die Herausstellung des integrierenden Prinzips, das in allen zusammenhängenden (durch Energien zusammengehaltenen) Formen lebendig [6] ist und ferner die Betonung der Seele oder des Selbstes (solange wir kein besseres Wort dafür haben). Dieses Prinzip, das in der Körperlichkeit wohnt und sich durch emotionelle und mentale Äusserungen kundtut, wird von vielen psychologischen Schulen natürlich anerkannt, doch fristet es das Dasein einer unbekannten und undefinierbaren Grösse. Man kann seinen Ursprung nicht entdecken; niemand weiss, was die Seele ist, ob sie eine Einheit ist, die, losgelöst und getrennt von der Körperstruktur, darin wohnt oder nicht; man bezweifelt, ob die Seele eine integrierte, krafterfüllte Quintessenz ist, die durch Verschmelzung der Körperzellen entstand und daher durch den Evolutionsprozess zu einem denkenden, fühlenden Wesen wurde - oder ob sie lediglich eine Zusammenballung aus Leben und Bewusstsein der Zellen selbst ist. Das Gesagte ist natürlich eine Verallgemeinerung, die jedoch unseren Zweck erfüllt und das Thema im allgemeinen trifft. Es wird im Verlauf unserer Untersuchungen klar werden, dass die Energien, die in der menschlichen Persönlichkeit stecken und sein Wesen ausmachen, naturgemäss aus drei Gruppen bestehen:

1. Jene Energien, die wir «die geistigen Kräfte im Menschen» nennen. Man beachte hier die grosse Oberflächlichkeit dieser Worte! Sie sind bedeutungslos und irreführend. Der «Geist» ist ein einziges Ganzes, in dessen wesenhafter Einheit «Feuerpunkte», «göttliche Funken» wahrnehmbar sind. Diese spezifischen Einheiten, die innerhalb der einen grossen fundamentalen Einheit existieren, stehen unter dem Einfluss und der qualitativen Auswirkung von drei Hauptenergien. Es ist wissenschaftlich vollkommen richtig und eine spirituelle Tatsache im Naturgeschehen, dass Gott der Dreifältige in einer Person und der Eine in drei Personen ist. Der Geist im Menschen wurde durch eine Emanation aus einem dieser drei Hauptströme in ihn verpflanzt, die in ihrer Gesamtheit einen einzigen Kraftstrom bilden, der von dem Allerhöchsten ausstrahlt.

2. Dieser einzige Kraftstrom teilt sich in drei Hauptströme und bleibt doch ein Strom. Das ist eine okkulte Tatsache, die es gewiss verdient, dass man sich darin gründlich vertieft. Diese [7] drei Hauptströme teilen sich ihrerseits in sieben Ströme, die siebenerlei Arten von Seelen «ins Licht bringen», wie man es nennt. Mit diesen Strömen der sieben Strahlen haben wir es hier zu tun.

3. Die Energien, in die sich die drei zerteilen und so zu sieben werden, bringen wiederum die 49 Kategorien von Kraftströmen hervor, die sich in allen Formen der drei Welten und der vier Naturreiche auswirken. Es existieren daher:

a. drei monadische Energiegruppen, die als Wille, Liebe und Intelligenz Ausdruck der grossen Einen Einheit sind.

b. sieben Energiegruppen, die als Medium für die drei grösseren Kraftströme dienen, die Gottes Eigenschaften verkörpern.

c. neunundvierzig Kraftgruppen, die in allen Formen lebendig sind und das Spielfeld für die Tätigkeit der sieben Gruppen darstellen, die ihrerseits wieder aus den drei fundamentalen Eigenschaften Gottes resultieren.

Die Differenzierungen, die sich in den Naturreichen manifestieren (sichtbar bekunden), sind also geheimnisvollerweise im Bereich der Dualität und nicht der Realität (Wirklichkeit) festzustellen.

Mit diesen sieben Gruppen (oder Seelenenergien) wollen wir uns befassen und mit der von ihnen erzeugten dreifachen Formstruktur des vierten Naturreiches, durch sie sowohl die Eigenart ihrer spezifischen Strahlgruppe als auch jene Energie bekunden, die aus einer der drei Hauptgruppen, - als ihrem Seelenstrahl - stammt. Wir suchen daher, wenn es möglich ist, die moderne Psychologie mit jenem esoterischen Inhalt zu bereichern und erweitern, der sich mit der Seele und dem Selbst, der beseelten Wesenheit innerhalb der Form befasst.

C. Das dritte [8] Ergebnis aus dem Studium dieser Strahlen sollte ein zweifaches sein. Wir sollen nicht nur die innere Triebkraft der Geschichte verstehen lernen, nicht nur eine Vorstellung von den göttlichen Eigenschaften gewinnen, die von den drei Gottesaspekten ausgehen und alles formhafte Sein der physikalischen Ebene bestimmen, sondern wir sollen eine praktisch-analytische Methode in die Hand bekommen, die uns das rechte Verstehen unserer selbst, als seelenbegabter Wesen und ein besseres Erfassen unserer Mitmenschen ermöglicht. Wenn wir z.B. durch diese Studien ausfindig machen, dass die Tendenz unseres Seelenstrahles die des Willens und der Kraft ist, aber unser Persönlichkeitsstrahl die Qualität des weihevollen Dienstes hat, dann können wir unsere eigenen Entwicklungsmöglichkeiten, unsere Fähigkeiten und Begrenzungen klarer ermessen; wir können mit grösserer Genauigkeit unsere Berufsarbeit und den Dienst an der Allgemeinheit, unsere Aktiva und Passiva, unseren wahren Wert und unsere Stärke beurteilen. Wenn wir diesen Aufschluss durch eine Analyse erweitern können, die uns vor Augen führt, dass der physische Körper in erster Linie auf den Seelenstrahl anspricht, während unser Gefühlskörper - in dieser Epoche - unter dem Einfluss des Persönlichkeitsstrahles steht, dann können wir unsere besonderen Probleme klar und kritisch beurteilen. Wir können dann uns selbst, unsere Kinder, Freunde und Mitarbeiter besser verstehen. Wir sind dann auch imstande, an dem Plan so mitzuarbeiten, wie es jeweils seine Erfüllung verlangt.

Es ist herkömmlich, den Ausdruck «Psychologie» als Lehre oder «Wort von der Seele» zu definieren. Es ist nicht das «Wort», sondern der «Ton» eines bestimmten Strahls, der eine Wirkung auf die Materie ausübt. Das ist gewiss ein ungewohnter Ausdruck. Doch wenn man weiss, dass jeder der sieben Strahlen seinen eigenen Ton aussendet und hierdurch jene Kräfte in Bewegung setzt, die mit ihm harmonisch zusammenwirken müssen, dann werden die Fragen über des Menschen freien Willen, sein ewiges Geschick und seine eigene Selbstbestimmung eine Lösung finden. Diese Fragen wollen wir im Verfolg unserer Darlegungen zu beantworten suchen.

Einzelne [9] Punkte, die ich klarzumachen versuche, werden nicht beweisbar sein und können auch nicht von meinen Lesern nachgeprüft werden. Solche Aussagen möge man als Arbeitshypothesen hinnehmen, um das erörterte Thema besser verständlich zu machen. Andere Punkte können von meinen Lesern vielleicht aus eigener Erfahrung bestätigt werden, wenn sie deren Wahrheitsgehalt verstandesmässig erfassen oder ein Gefühl intensiver Überzeugung bekommen, das von ihrem eigenen intuitiv wissenden Selbst ausgeht. Wie es auch immer sei, so rate ich in jedem Fall langsam und mit Bedacht zu lesen, und die Gesetze analoger und konformer Phänomene (Gesetze der Ähnlichkeit und Übereinstimmung) anzuwenden; erforsche dich selbst und deine Brüder; bringe jedes meiner Worte mit deinem eigenen Wissen über moderne Theorien in Beziehung und sei dessen eingedenk, dass je wahrer der Mensch ein Seelenleben führt, er umso bestimmter erfassen wird, was hier mitgeteilt wird.

Beim Studium soll man nicht die Grundtatsache ausser acht lassen, dass jedes okkulte Thema mit Energien zu tun hat, mit Energiezentren, mit Energien in Erscheinungsformen und mit strömenden Energien; sie alle werden durch den Gebrauch, unserer Denkkraft mobilisiert und erfüllen so einen Zweck für uns; sie folgen den vorgezeichneten Gedankenspuren einer jeden Gruppe von Denkern.

Ich möchte hier daran erinnern, dass es das Feld der Gedanken ist, das eine Spaltung in selbstsüchtige und aufbauende Kräfte heraufbeschwört. Durch die Kraft der Gedanken kommen die beiden Gebiete schwarzer und weisser Magie zur Wirkung. Schwarze Magie als solche existiert nicht; sie tritt erst dann auf, wenn jemand die Welt der Gedanken erreicht hat. Solange das Räderwerk des Willens und der Gedanken in gleichem Takt arbeitet und unter geistiger Kontrolle steht und der Geist auf schöpferische Arbeit eingestellt ist, kann niemand ein Schwarzmagier sein. Es ist oft gesagt worden, dass Schwarzmagier selten sind. Das ist so wahr wie die Kehrseite, dass auch der schöpferische Denker, der einer ständigen Willensanspannung fähig ist, selten ist.

Klares Denken ist für solche Themen eine unumgängliche Notwendigkeit. Wenn wir die Psychologie des Mikrokosmos (des Menschen) zum [10] Gegenstand unserer Studien machen und seine Strahlenimpulse und Energien verstehen lernen, müssen wir unseren Weg klar sehen. Wir müssen den Pfad der Selbstlosigkeit beschreiten, der zum Gruppenbewusstsein führt und nicht in die Fahrbahn des Individualismus abirren, die am Ende (wenn die geistige Kraft sich festfährt) zur Strasse linker Hand, zur schwarzen Magie wird.

Jene innerlich starken Seelen, die bewusst und wissend zu den Quellen spiritueller Kraft vorzudringen vermögen und dort nach ihrer Wahl ihren Bedarf decken, müssen mit Klugheit vorgehen, so dass eine weise Verteilung dieser Kraft im Rahmen eines ausgewählten Wirkungskreises mit Gewissheit erfolgen kann. Diejenigen, die sich noch im Rang von Aspiranten wissen, doch voller Ausdauer dem Ziel zustreben, sollen daran denken, dass auch sie ihren Teil zu dem Ganzen beisteuern müssen und zwar jedesmal, wenn sie an die Gruppe denken, wenn sie mit gleichrangigen Kameraden korrespondieren oder wenn sie meditieren.

Von dem einzelnen Studenten - in seiner kleinen Gruppe - weitet sich der Kreis zu der zugehörigen Gruppe, die wiederum eine Gruppeneinheit einer grösseren Gruppe ist. Das ist eine vollkommene Analogie des Weges, den die grossen geistigen Führer zurzeit selbst verfolgen. Betrachte daher dein ganzes Tun als Gruppenarbeit, die unvermeidlich gute Wirkungen und Steigerungen der Kraftfülle einer Gruppengedankenform zur Folge hat.

Ein zweiter Punkt, den ich streifen möchte, betrifft die Prüfungen, denen die Aspiranten und Jünger derzeit ausgesetzt sind. Sie werden weniger daraufhin geprüft, welchen Platz sie auf dem Evolutionspfad einnehmen, sondern ob sie genügend Kraft besitzen, um Weltbürger eines höheren Reiches und Hüter jenes Wissens zu sein, das die Welt noch nicht anerkennt. Soweit nun diese Prüfungen stattfinden und abgeschätzt werden können, so muss ich, entgegen der herrschenden Meinung, betonen, dass sie nicht deshalb erfolgen, weil jemand zu irgendeiner Gruppe gehört oder fest entschlossen ist, den spirituellen Weg zu gehen. Sie werden ins Werk gesetzt, weil des Aspiranten eigener Sonnenengel dies schon vor der [11] Inkarnation so gefügt hat, weil es also im Beschluss der Seele lag, dass ein gewisses, noch nicht erreichtes Mass an inneren Wachstum erworben, ein gewisser Grad der Loslösung vom Verhaftetsein an Formen bewirkt und eine gewisse Vorbereitungsarbeit geleistet werden sollte, die zur Beendigung des Formlebens führt. Die Vorstellung, dass erneute Bemühungen, sich dem Ziel spirituellen Lichtes zu nähern, Schwierigkeiten erzeugen oder Unheil heraufbeschwören würden, trifft nicht zu. Der Umfang der einem Jünger auferlegten Disziplinierung wird von seiner Seele festgesetzt und ist ihr schon bekannt, bevor der Jünger einen neuen Körper hat; das Gesetz bestimmt alle Einzelheiten.

Es ist dieses Problem von Energieeinheiten und deren gegenseitige Beeinflussung, das unserem Strahlenthema zu Grunde liegt, welches wir zu erforschen suchen. Jede Gruppe auf Erden stellt einen Kern- und Zentralpunkt für Anziehung und Austausch der sieben Krafttypen dar, genau so, wie jeder Mensch ein Treffpunkt für die sieben Energietypen ist, - zwei einflussreiche und fünf schwächere. Jede Gruppe kann daher zu einem Schöpfungszentrum werden und das zustande bringen, was die vorherrschenden Energien und zielgerichteten Gedanken der Denker dieser Gruppe zum Ausdruck bringen. Vom Standpunkt derer, die beobachten und lenken, ist jede Gruppe dabei, im Sinne gewisser Aufbaugesetze etwas verhältnismässig Greifbares zu schaffen. Das grosse Werk der Bildekräfte schreitet ohne Unterlass fort. Oft ist das Geschaffene nur ein Anfang, unzulänglich und ohne rechte Form und rechten Zweck, ohne Gebrauchswert für Götter und Menschen. Die menschliche Rasse, als Ganzes genommen, tritt jetzt in eine Epoche ein, in der das Denken eine machtvolle Rolle spielt. Viele Menschen lernen, ihre Gedanken dauernd und fest im Licht zu halten und sind daher für Ideen empfänglich, die ihnen bisher unzugänglich waren. Wenn eine Gruppe von Denkern gebildet und in entsprechender Weise zur Einheit verbunden wird und wenn die Mitglieder (in ihren persönlichen täglichen Meditationen) sich auf das einstellen, was verständlich und eingängig ist, können wertvolle Vorstellungen aufgegriffen und grosse Ideen intuitiv erfasst werden. Die Menschen können sich - als Gruppe - dazu trainieren, diese intuitiv erfassten Ideen über das, was wahr, schön und Gegenstand des Planes ist, in [12] wirkliche Existenz zu bringen und so kann eine Welt voller Schönheit entstehen, in der ein göttliches Prinzip waltet. Überdenkt dies, macht euch aufnahmefähig für solche Ideen, und geht daran, sie in gedankliche Form zu kleiden und weiterzugeben, so dass auch andere Menschen sie begreifen können. Solche Arbeit sollen die neuen Gruppen leisten und die Studenten, die sich diese Idee zu eigen machen können, haben jetzt alle Möglichkeiten, Pionierarbeit zu leisten.

Fortgeschrittene und ausgeglichene Persönlichkeiten waren stets fähig, intuitiv Gedanken zu erfassen und die Idee zu verwirklichen. Studentengruppen, die zur gleichen Zeit meditieren, sollten heute das gleiche versuchen. Das Bestreben, gleichzeitig zu meditieren, hat weniger den Zeitfaktor im Auge, als ein vereintes Vorhaben und Ziel.

In den Gefilden der Intuition sind heute viele Wunder zu finden, die allen erreichbar sind. Es ist heute das Vorrecht der menschlichen Familie, mit dieser «Regenwolke wissbarer Dinge», die der alte Seher Patanjali in seinem vierten Buch erwähnt, in Berührung zu kommen; die Menschenrasse mit ihren vielen Aspiranten kann heute diese «Regenwolke» heruntertropfen lassen, so dass das menschliche Gehirn diesen Kontakt wahrnehmen kann. Bis heute war dies das Vorrecht vereinzelter erleuchteter Seher. Auf diese Weise wird das neue Zeitalter eingeleitet und neues Wissen der Menschheit vermittelt werden.

Dies lässt sich praktisch verwirklichen, wenn diejenigen, die an dieser Abhandlung über die sieben Strahlen Interesse finden, sich innerlich darauf einstellen können, klar zu denken und mit ernsthaftem und erleuchtetem Denken zu versuchen, eine verhältnismässig neue Seite der Wahrheit zu verstehen.

Wenn ich nun über das Wesen der sieben Strahlen etwas Licht bringe, so halte ich es für notwendig, alle diejenigen Leser, welche diese Studien aufnehmen wollen, daran zu erinnern, dass jede Spekulation über die Urquelle dieser Strahlen nutzlos ist, solange nicht jeder Student in seinem Inneren jenen Resonanzapparat und Empfangsmechanismus entwickelt hat, der ihm gestattet, einen [13] grösseren Wellenbereich zu registrieren, als es ihm gegenwärtig möglich ist. Viele sind erst im Anfangsstadium des Gewahrwerdens eines Ausdrucksgebietes - des seelischen Bewusstseinsbereiches - von dessen Existenz sie hörten, das aber noch nicht ihr normales Ausdrucksfeld ist. Viele wissen theoretisch manches darüber, aber sie haben noch keine Resultate angewandten Wissens zur Hand. Andere wissen um das Wunder des Bewusstseins und um das Reich der Seele und reagieren gelegentlich auf eine Impression aus diesem Reich, doch sind sie noch fern von dem, was eigentliches Bewusstsein ist und sie können sich noch nicht mit der Seele so identifizieren, dass alle anderen Bewusstseinsgrade abfallen. Das zu erreichen, ist ihr Zweck und Ziel.

Den Entwicklungsgang der Monade (die ein Energieaspekt auf einem der drei Hauptstrahlen ist) kann man ungefähr in drei Abschnitte teilen, die einen vierten nach sich ziehen:

1. Das Zustandekommen einer unteren Einheit, der Einheit der Formnatur.

In dieser organischen Bindung ist die Seele so sehr mit dem Wesen der Materie identifiziert, dass sie keinen Unterschied sieht; sie ist die Form und ist sich ihrer selbst als Seele nicht bewusst. Dieses Stadium findet seinen Höhepunkt in einem Leben voller Persönlichkeitsentfaltung, in der die Seele völlig in der Persönlichkeit aufgeht; die Äusserungen niederen Lebens sind so elementar und so stark, dass eine kraftvolle Entfaltung in der materiellen Welt die natürliche Folge ist.

2. Im zweiten Abschnitt folgt eine schmerzliche Spaltung des Bewusstseins, die Erkenntnis eines Zwiespaltes. In diesem Stadium ist sich der Mensch seiner prinzipiellen Zweiheit deutlich bewusst; er weiss, dass er aus Geist und Materie, aus Leben und Form besteht und dass er die Seele ist, die sich im Prozess der Manifestierung befindet. Während dieser Periode, die sich über viele Inkarnationen erstreckt, in welcher der Mensch auf den Pfad der Jüngerschaft bis zur dritten Einweihung geführt wird, verlagert sich das Schwerpunktzentrum (wenn ich so sagen darf) mehr und mehr von der Formseite zur Seite [14] der Seele hin. Die Erkenntnis wächst, dass es eine Realität gibt, welche diese Zweiheit zusammenfasst und gleichzeitig auch auslöscht.

Die Tatsache verdient hier in Erinnerung gebracht zu werden, dass die Geschichte der Evolution die Geschichte des Bewusstseins ist mit ihrem Prinzip des zunehmenden «Bewusstwerdens». Wenn wir mit unseren Hinweisen im Rahmen des vierten Naturreiches bleiben, so sehen wir, wie im Menschen seit seinem gerade aufflackernden Interesse für Eigenbewusstsein ständig eine langsame Entwicklung zunehmender Bewusstseinserweiterung vor sich geht, die einmal bis hinauf zum sogenannten Bewusstsein des kosmischen Christus führen wird.

3. Nach diesem Dualitätsbewusstsein folgt eine höhere Erkenntnisstufe und in diesem Endstadium ist das Gefühl, Seele und Körper zu sein, verschwunden. Das Bewusstsein des Menschen wird eins mit der grossen Lebenseinheit dieses Planeten und des Sonnensystems. Wenn dieses Wunder sich ereignet, wird ein Seinszustand verspürt, der mit keinem Wort, keinem Gedanken oder Symbol beschrieben werden kann. Der grosse jüdische Seher versuchte diese drei Stufen in die folgenden Worte zu kleiden: «ICH BIN - DAS -, WAS ICH BIN». Mit diesen Worten drückte er kurz und bündig und völlig zutreffend den Charakter dieser drei Entwicklungsstufen aus, wenn wir nur so weit wären, um es auch zu erkennen! Die dritte Stufe (soviel man davon verstehen kann) entzieht sich jeder Beschreibung; in ihr verbirgt sich ein viertes Ereignis, das dann Wirklichkeit wird, nämlich das Erschauen Gottes; darüber zu spekulieren ist nutzlos.