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4. Die Rolle des Christentums.

Ich habe nun [28] die grundlegenden Voraussetzungen festgelegt und dargetan, dass jegliches Schöpfungsdetail Ausfluss der göttlichen Urnatur ist, die sich durch drei Aspekte kundtut, die ich (für die Belange dieser Abhandlung in Anlehnung an die moderne Terminologie) in die Worte: Leben - Qualität - Erscheinung verdichtet habe. Dies sind nur andere Namen für den Dreieinigkeitsglauben aller grossen Religionen und sind sinnverwandt mit der christlichen Wortprägung: Vater, Sohn und Heiliger Geist (alte, vermenschlichte Bezeichnungen!); mit Geist, Seele, Körper - der derzeit bevorzugten Ausdrucksweise; und mit Leben, Bewusstsein und Form der indischen Philosophie.

Ich möchte hier die Bemerkung einflechten, dass moderne Denker gut daran tun, wenn sie sich darüber klar werden, dass das Christentum eine überbrückende Religion ist. Dies kommt für uns in der Tatsache zum Ausdruck, dass der Meister aller Meister in Palästina inkarnierte, in jenem Stückchen Land, das mitten zwischen Asien und Europa liegt und an der Eigenart beider Erdteile teil hat. Das Christentum ist die Religion einer Übergangsperiode, welche die Epoche der selbstbewussten Existenz mit der Epoche einer gruppenbewussten Welt verbindet. Es wird bis in jenes Zeitalter aktuell bleiben, in dem jene Denkart vorherrschen wird, die (bei richtiger Anwendung) als Bindeglied zwischen konkretem und abstraktem Denken (Verstand und Vernunft) dienen wird. Der alte Kommentar drückt dies folgendermassen aus:

«Wenn die Stunde kommt, in der das Licht der Seele die Antahkarana (die Brücke zwischen dem Bewusstsein der Persönlichkeit und dem der Seele, A. A. B.) enthüllt, dann werden die Menschen an ihrem Wissen erkannt werden und ob ihrer ungestillten Wünsche hoffnungslos sein; sie werden in die Gruppe derer geteilt werden, die ihr Dharma erkennen, (die alle ihre Verpflichtungen und Verantwortungen erfüllen wollen) und in jene andere Gruppe, die nur sieht wie das Karma-Gesetz sich auswirkt; und gerade aus der Art und Beschaffenheit ihrer Bedrängnis werden sie am Ende Licht und Frieden finden.»

Das Christentum ist im Prinzip eine Religion, die des Menschen [29] Spaltung zum Gegenstand hat, die ihm seine Zweiheit vor Augen führt und dadurch die Grundlage für eine spätere Einheit legt. Das ist ein Übergangswerk, das einem dringenden Bedürfnis dient und der Menschheit gute Dienste geleistet hat; der Zweck und die Absichten des Christentums waren bestimmt hohe und es hat sein gottgewolltes Werk erfüllt. Heute ist es im Begriff abgelöst zu werden, doch ist es noch nicht offenbar, welche neuere Wahrheitsformulierung die christliche ersetzen wird. Langsam strömt mehr Licht in des Menschen Leben und in diesem Lichtglanz wird er die neue Religion aufbauen und die alte Wahrheit in neuem Gewande verkünden. Durch zielstrebiges, lichtvolles Denken wird er in kurzem Aspekte der Gottheit gewahren, die bisher nicht bekannt waren. Ist dem Leser jemals der Gedanke aufgestiegen, dass tief in der Form vielleicht noch viele Qualitäten und Eigenschaften Gottes schlummern, die bisher völlig unbekannt blieben, ja nicht einmal dunkel geahnt wurden? Eigenschaften, die buchstäblich unerhört sind, für die uns weder Worte noch sonstige angemessene Ausdrucksmittel zur Verfügung stehen? Das ist der wahre Sachverhalt. So wie die Bezeichnung «Gruppenbewusstsein» für den primitiven Menschen in grauer Vorzeit nichts anderes bedeutet hätte, als eine Folge von sinnlosen Buchstaben, so liegen (knapp unter der Oberfläche unserer manifestierten Welt) göttliche Eigenschaften und Absichten bereit, die dem Bewusstsein der heutigen Menschheit ebenso fern liegen, wie dem Vorstellungsvermögen der prähistorischen Menschheit die Idee eines kollektiven Bewusstseins fern lag. Dieser Gedanke soll uns Mut geben! Die Vergangenheit ist ein Garant für die unbegrenzte Wissenszunahme in der Zukunft.

II. Beantwortung [31] gewisser Fragen

1. Was ist die Seele und ihr Wesen?

2. Was ist der Ursprung, das Ziel, der Zweck und der Plan der Seele?

3. Kann die Tatsache der Seele bewiesen werden?

4. Welchen Wert hat das Studium der Strahlen?

5. Was bedeutet: Empfindungsvermögen, Bewusstsein oder Gewahrsein, Energie oder Licht?