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3. Das Tierreich - Teil 1

Einflüsse: Der dritte Strahl der aktiven Intelligenz oder Anpassungsfähigkeit wirkt in diesem Naturreich sehr stark und wird sich mit der Zeit immer deutlicher bemerkbar machen, bis er in der Tierwelt jene Reaktion auf das Leben und die Umgebung hervorgebracht hat, die man am besten als «Zielrichtung der Tierwelt» bezeichnen kann. Wenn dieser Punkt erreicht ist, kann sich der sechste Strahl der Devotion oder des Idealismus in seinem zyklischen Erscheinen fühlbar machen und zwar als Drang nach einem Ziel. So kommt eine Beziehung zum Menschen zustande, wobei letzterer das Werkzeug ist, um das erwünschte Ziel zu erreichen. Dieses Ziel besteht im Zähmen, Ausbilden und Halten von Haustieren.

Resultate: Der dritte Strahl ruft die Entwicklung des Instinkts hervor. Dieser wiederum erschafft und benützt jenen wunderbaren Reaktionsapparat, den wir Nervensystem, Gehirn und die fünf Sinne nennen, welch letztere einen Teil dieses Apparates ausmachen und diesen bilden halfen. So gross wir auch den Unterschied zwischen Mensch und Tier ansehen mögen, so muss doch gesagt werden dass zwischen diesen beiden eine viel engere Beziehung besteht, als zwischen Tier und Pflanze. Was den sechsten Strahl anbelangt, so tritt hier jener mächtige Faktor in Erscheinung, der ein Trainieren und Heimischmachen der Tiere möglich macht. Dieser Faktor ist im Grunde genommen [252] die Fähigkeit, anhänglich zu sein, willige Dienste zu tun und von einem Herdentier in eine Gruppenstellung hineinzuwachsen. Man denke über den Sinn dieser letzten Feststellung nach, so paradox sie auch klingen mag.

Vorgang: Der Prozess wird Bildung einer soliden Form genannt. Dieses Reich besitzt als erstes eine planvolle Ausgestaltung des ätherischen Körpers zu dem, was von den Esoterikern «die wirklichen Nerven und sensorischen Zentren» genannt wird. Auch Pflanzen haben Nerven, doch haben sie nicht solch komplizierte Bahnen und Geflechte, wie sie der Mensch und das Tier besitzen. Diese beiden Reiche haben im allgemeinen dieselbe Anordnung von Nerven, Kraftzentren und Kanälen, mit einer Wirbelsäule und einem Gehirn. Diese Organe eines sensitiven Reaktionsapparates sind eigentlich das Resultat der Verdichtung des subtilen Ätherkörpers.

Geheimnis: Dieses wird Transfusion - Überleitung - genannt, ein sehr unzulängliches Wort, um das Anfangsstadium zu kennzeichnen, bei dem sich im Tier solche psychologische Faktoren vereinigen, die zum Prozess der Menschwerdung führen. Es handelt sich um einen Prozess, der neues Leben mobilisiert sowie intelligente Eingliederung und psychologische Entfaltung bewirkt, um eine Krise zu beheben.

Zweck: Dieser Zweck besteht im Experimentieren. Wir berühren damit ein grosses Geheimnis, das eine Besonderheit für unseren Planeten ist. In vielen esoterischen Büchern wurde behauptet und angedeutet, dass dem Logos unseres Planeten ein Fehler, ein schwerwiegender Irrtum unterlaufen sei, der unseren ganzen Planeten mit all seinen Geschöpfen betrifft und Ursache unseres Elends, Chaos und Leidens sei. Soll ich sagen, dass es sich um kein Versehen, sondern einfach um ein grosses Experiment gehandelt hat, dessen erfolgreicher oder erfolgloser Ausgang noch nicht abgeschätzt werden kann? Was das Experiment bezwecken soll, kann man vielleicht so erklären: der Logos unseres Planeten beabsichtigt, einen psychologischen Zustand [253] herbeizuführen, den man am besten als «Göttliche Klarheit» bezeichnen kann. Die Tätigkeit der Psyche und das Ziel der wahren Psychologie besteht darin, das klar zu erkennen, so, wie es ist und mit allem, was damit verbunden ist. Damit ist nicht ein Zustand oder ein äusseres Lebensmilieu gemeint, sondern das Leben als Urkraft. Dieser Prozess begann im Tierreich und wird im Menschenreich seine Vollendung finden. Diese beiden Reiche werden in dem alten Kommentar beschrieben als «die zwei Augen der Gottheit, die im Anfang beide blind sind, dann aber sehend werden, wobei das rechte Auge klarer sieht, als das linke». Das erste schwache Anzeichen dieser Tendenz nach Klarheit (Helligkeit) sieht man in der Fähigkeit der Pflanzen, sich der Sonne zuzuwenden. Eine solche existiert praktisch im Mineralreich nicht.

Abteilungen: Erste Klasse; die höheren Tiere und Haustiere, wie der Hund, das Pferd und der Elefant. Zweite Klasse: die sogenannten wilden Tiere, wie der Löwe, der Tiger und die anderen fleischfressenden und gefährlichen wilden Tiere. Dritte Klasse: die Unsumme von unbedeutenden Tieren, die keinem besonderen Zweck oder Nutzen zu dienen scheinen, wie die vielen harmlosen Kreaturen in unseren Wäldern, Dschungeln und Weiden. Beispiele hierfür sind im Westen die Kaninchen und andere Nagetiere. Diese Gruppierung ist nur ganz allgemein gehalten und hat keine wissenschaftliche Bedeutung; aber sie entspricht der karmischen Dreiteilung und dem allgemeinen Schema, das für die Lebewesen dieses Reiches gültig ist.

Äussere antreibende Kräfte: Feuer und Wasser, wildes Verlangen und beginnen des Denkvermögen. Diese Kräfte sind symbolisch für das Ess- und Trinkvermögen der Tiere.

Innere Kräfte: Geruch oder Aufspüren der Fährte, - die instinktive Auffindung dessen, was ihnen not tut, angefangen von der Suche nach Nahrung und der Fähigkeit, diese [254] Nahrung zu wittern, bis zur Identifizierung des Geruches des geliebten Herrn oder Freundes.

Eigenschaft: Tamas- oder Inaktivität; in diesem Fall handelt es sich aber nicht um die tamasische Beschaffenheit der Materie, wie sie gewöhnlich verstanden wird, sondern um die Trägheit des Denkvermögens. Auch die Chitta oder der Gedankenstoff kann sich in tamasischem Ruhezustand befinden.

Die beiden Probleme, die den Menschen in Beziehung zum Tierreich unmittelbar angehen, sind:

Das Problem der Beziehungen und der Verantwortlichkeit des Menschen.

Das Problem, wie das Tier in die höhere Stufe vorrücken kann.

A. Die Beziehungen des Menschen zu den Tieren.

Nur wenige Hinweise können hierüber gegeben werden und sie müssen sich im Rahmen der Strahlen halten, die in beiden Reichen am Werk sind. Die beiden Probleme, besonders das zweite, sind sehr verwickelt; es würde mehrere Bände füllen, um sie gründlich zu erläutern. Eine solche erschöpfende Besprechung ist jedoch noch nicht angängig; ausserdem könnte der Leser sie nicht verstehen.

Der erste Punkt, der im Zusammenhang mit der Verantwortung des Menschen den Tieren gegenüber betont werden muss ist der, dass die Tierwelt zwei göttliche Aspekte, zwei göttliche Prinzipien verkörpert und dass zwei Hauptstrahlen diese beiden Aspekte zum Ausdruck bringen. Diese beiden Aspekte finden sich auch im Menschen vor und eben durch diese beiden Berührungspunkte, die den Menschen mit den Tieren verbinden, wird seine Verantwortung und Aufgabe klar; diese beiden Aspekte göttlicher Energie sollen den Menschen zum Erkennen dessen bringen, was seine Aufgabe ist und wie er sie vollenden kann. Dieselbe göttliche Aktivität und dieselbe eingeborene Gottesintelligenz findet sich in den Formaspekten beider Reiche. Beide Eigenschaften sind der Materie an sich eigen und haften ihr an. Doch der dritte Strahl der göttlichen Intelligenz wirkt auf das Tierreich viel stärker und mächtiger ein als auf den Menschen. Das ist eine Mitteilung, die bisher noch nicht bekanntgegeben wurde.

Der zweite [255] Strahl ist natürlich auch wirksam und zwar als Erschaffer von Formen, als Herdeninstinkt und als Grundursache der sexuellen Beziehungen zwischen den tierischen Körpern. Derselbe Strahl hat die gleichen Funktionen bei den Menschen und daher ergeben sich hier zwei Berührungspunkte gleichgerichteter Energien; darin liegt auch die Gelegenheit zur Verantwortung. Doch im Grunde genommen haben die Tiere, im Hinblick auf diese beiden Kräfte und Funktionen, dem Menschen mehr zu geben als der Mensch den Tieren. In der menschlichen Familie sehen wir noch einen anderen göttlichen Aspekt in Funktion, nämlich den des Willens, der zielbewussten Absicht und intelligenten Planung. Diese Qualitäten sind dem Menschen angeboren und stellen einen Aspekt des göttlichen Denkvermögens dar, der in der Regel beim Tier nicht aktiv ist. Doch wenn das Tierreich mehr und mehr unter den Einfluss des Menschen kommt und die Tendenz, Tiere heimisch zu machen, gleichmässig anhält, dann werden wir ein gut Teil eines zweckvollen Planes auftauchen sehen; ein Schritt zu diesem Ziel hin zeigt sich in der Liebe und Aufmerksamkeit, die ein Tier seinem Herrn schenkt. In diesem Beispiel kommt die Verantwortung, die der Mensch dem Tiere gegenüber hat, zum Ausdruck. Die Haustiere müssen dazu erzogen werden, an den Massnahmen des angewandten Willens teilzuhaben. Dies scheint der Mensch bis jetzt als den Willen des Tieres zu deuten, seinen Herrn zu lieben, aber das Problem ist tiefer und fundamentaler als die Befriedigung des menschlichen Verlangens nach Liebe. Das plan- und verständnisvolle Zähmen wilder Tiere und ihre Anpassung an geordnete Lebensbedingungen bilden einen Teil des Prozesses, um den Plan Gottes zu vervollständigen und seine Absichten in geordnetem und harmonischem Vorgehen zu erfüllen. Die Macht der Gedanken wird es mit der Zeit fertigbringen, dass der Mensch die Kluft, die zwischen ihm und dem Tierreich existiert, überbrückt; und das muss durch die Macht der Gedanken erfolgen, die das Bewusstsein des Tieres beherrschen und lenken. Das kann nicht durch erweckte Liebe oder Furcht oder durch Bestrafung zustande gebracht werden. Es [256] soll vielmehr eine rein mentale Methode und ein einzigartiger gedanklicher Ansporn sein.

In grauer Vorzeit war die Beziehung der Tiere zum Menschen eine rein körperliche, nichts weiter. Der Mensch war das Ziel von Beute und Frass in jenen Tagen, in denen der Tiermensch nur wenig vom Tier getrennt war. Man vergisst so leicht, dass es in der menschlichen Entwicklung ein Stadium gab, in dem der Tiermensch und die damalige Tierwelt in engerer Beziehung zueinander lebten als heute. Erst durch die Menschwerdung als Einzelwesen (Individuation) wurden sie voneinander getrennt. Diese Menschwerdung als Einzelwesen war indessen anfangs so wenig bemerkbar, dass der Unterschied zwischen dem (sogenannten) unintelligenten Tier und der unentwickelten Menschheit kaum wahrnehmbar war. Vieles ist in Nebel aufgegangen, was im Dunkel und Schweigen jener fernen Urzeit geschah. Die Tierwelt war damals stärker als der Mensch, der gegenüber den wütenden Angriffen der Tiere hilflos war; und die Verheerung, die Tiere in der mittleren lemurischen Periode bei den frühen Tiermenschen anrichteten, war scheusslich und erschreckend. In einer Periode nach der anderen wurden kleine menschliche Nomadengruppen von den mächtigen Tieren jener Zeit völlig ausgerottet. Der Instinkt, der dem Tiermenschen eigen war, lehrte ihn, sich vorzusehen; aber sein Instinkt war wenig verschieden von dem der feindlichen Tierwelt. Erst als sich nach Tausenden von Jahren die Intelligenz und Schlauheit im Menschen geltend machten, wuchs die Menschheit über das Tier hinaus und begann nun ihrerseits, die Tierwelt zu dezimieren. Noch bis vor 200 Jahren war die Zahl der Opfer, welche die Tierwelt in den Wäldern der westlichen Kontinente, in Afrika, in den unkultivierten Ländern von Australien und auf den Inseln der tropischen Gewässer unter den Menschen forderte, Legion. Diese Tatsache wird oft in einem Anflug von sentimentalen Gefühlen vergessen, aber hier ist die Ursache zu finden, warum der Mensch mit dem Tier grausam umgeht. Dies ist nichts anderes als ein unentrinnbares Karmageschehen, welches das Tierreich auf sich nehmen muss. Bevor der Mensch klar entscheiden kann, welcher Art sein Problem der Verantwortung [257] ist und wie es angegangen und gelöst werden kann, muss diese Frage von einem umfassenderen Standpunkt aus behandelt werden, als das heute geschieht und man muss erst die historischen Tatsachen besser verstehen lernen.

In den Tagen von Atlantis wurde die rein physische Beziehung zu den Tieren durch eine astrale oder emotionale Komponente gedämpft. Und es kam die Zeit, da einzelne Tiergattungen in den Kreis menschlichen Lebens hineingezogen, gezähmt und versorgt wurden; das war der Beginn der Ära der Haustiere. Eine neue Epoche hatte begonnen; einzelne Tiere gewannen die Zuneigung bestimmter Menschen und so kamen neue Beziehungen zum dritten Naturreich zustande. Dieser Fortschritt ereignete sich während eines Zyklus, in dem der zweite und sechste Strahl gleichzeitig wirksam waren und ihre grossen und kleinen Einflussperioden zusammenfielen. Das ist ein seltenes Ereignis und wenn es eintritt, suchen die Wächter der Evolution die günstige Konstellation auszunützen, um grössere Resultate zu erzielen oder neue Schritte einzuleiten, damit der göttliche Plan schneller entfaltet werde. Um die Furcht gegenüber der Tierwelt zu bannen, die in der ganzen Menschheit herrschte, brachten die Hüter der Menschheit Mensch und Tier in eine nähere Verbindung; und da eben ein Zyklus gekommen war, in dem Liebe und Devotion überallhin ausgegossen wurde - über alle Geschöpfe und in alle Erscheinungsformen - , wurde ein Grossteil des vorhandenen Furchtkomplexes ausgeglichen. Seit jener Zeit hat die Zahl der Haustiere ständig zugenommen. Das Band zwischen diesen beiden Naturreichen ist nun ein zweifaches, - ein körperliches und ein gefühlsmässiges.

Zu diesen beiden wurde während der letzten 200 Jahre eine dritte Beziehung hinzugefügt, die über das Denkvermögen zustande kommt. Die Kraft des menschlichen Geistes wird am Ende der Faktor sein, der alles beherrscht, und durch seine Geisteskraft wird der Mensch die drei Naturreiche, die unter ihm liegen, sich dienstbar machen. Das ist bereits beim Mineral- und Pflanzenreich der Fall, [258] und es ging schnell voran. Mit dem Tierreich ist es noch nicht so weit, doch werden ständig Fortschritte gemacht. Nicht viel Erfolg wird durch den einschwingenden siebten Strahlzyklus zu verzeichnen sein, obgleich durch die Einwirkung von Gesetz, Ordnung und Rhythmus, die unseren Planeten modeln werden und infolge der Organisation, die das Chaos ersetzen wird, jene Regionen des Planeten ständig kleiner werden, in denen das Tier noch Herrscher ist. Gewisse Gattungen werden aussterben, wenn man sie nicht in Schongebieten am Leben erhält.

B. Menschwerdung.

Es ist klar, dass sich die gegenseitige Beziehung zwischen Tier und Mensch dahingehend auswirken soll, dass Tiere auf eine neue Entwicklungsstufe gebracht werden, die Individuation, Menschwerdung genannt wird. Dieses Ereignis ist die Endphase der Transfusion, des Hinübergleitens aus einem Lebensbereich in einen höheren. Das bedeutet, dass in einer verkörperten Lebenseinheit drei göttliche Aspekte in Erscheinung treten. Und damit ist ein Gottessohn, ein Träger hingebungsvollen und lenkenden Willens geboren, und das dritte göttliche Prinzip zweckhafter Energie verschmilzt mit den beiden anderen und bringt dadurch im tierhaften Geschöpf eine völlige Umgestaltung hervor. Esoteriker haben schon lange darauf hingewiesen, dass Individuation ein grosses planetarisches Experiment ist. Damit wurde die frühere, auf dem Mond angewandte Methode ersetzt, die in einem Drängen und Streben nach vorwärts und aufwärts (beim Menschen Aspiration genannt) bestand. Der Sinn hiervon ist der: Als der Lebenskeim, der sich durch das Formdasein emporentwickelt, ein gewisses Stadium von Empfindungs- und Wahrnehmungsfähigkeit erreicht hatte und der innere Drang nach Fortschritt genügend stark war, erzwang sich die Lebenskraft selbst den Anschluss an einen anderen Strom göttlicher Energie, an das Kraftfeld eines anderen grossen Strahls. Dieses Zusammenwirken von verschiedenen aktiven Kräften brachte ein neues Wesen hervor. Das ist die Grundwahrheit, die jenen Ideen zugrunde liegt, die man heute unter den allgemeinen Begriff «Sichtbarwerdende Evolution» einreiht. Diese Methode ist noch immer in vielen Naturreichen vorherrschend und bestimmte eine lange Zeit das Auftreten von Menschen auf diesem Planeten. Der Drang zur [259] Entwicklung kommt aus dem Inneren des Geschöpfes selber und ist die Folge von Wachstum, von Streben nach Höherem und von Bewusstseinserweiterung.

Die Methode indes, die derzeit gewöhnlich angewandt wird, ist jedoch eine andere und zwar in der Art eines grossen Experimentes des zweiten Strahls. Das bedingt eine Aktivität von aussen, von oben, von einer höheren und göttlichen Seite her, wenn solch relativ belanglose Worte helfen können, den Prozess anzudeuten. Der innere Drang oder Antrieb kommt in diesem Fall nicht von den beiden niederen Wesensäusserungen her, aus der seinerzeitigen Verschmelzung zweier göttlicher Energien; es ist vielmehr der höhere Göttlichkeitsaspekt, der die Initiative ergreift und der durch einen von aussen kommenden Impuls eine Rückwirkung seitens des verkörperten Lebens verursacht. Daher hat dieser ganze Vorgang tatsächlich den Charakter einer Initiation.

Die Tiere, die im Begriff sind, zu einem Einzelwesen heranzureifen, sind die heutigen Haustiere, wie das Pferd, der Hund, der Elefant und die Katze. Diese vier Gruppen sind zurzeit in dem «Prozess der Überleitung» begriffen, wie es in okkulter Sprache heisst; einzelweise werden diese Tiere vorbereitet und zu dem Tor jenes eigenartigen Einweihungsprozesses hingeführt, den wir - in Ermangelung eines besseren Ausdrucks - Individuation nennen. Sie haben jedoch in ihrer jetzigen Situation so lange zu verbleiben, bis das Wort ausgesandt wird, dass das Tor durchschritten werden kann, das ihnen den Zugang öffnet zu dem

« . . . dreifachen Weg, der zu dem Doppelpfad führt; wenn dieser begangen wird, stehen sie zuletzt vor dem goldenen Tor. Dieses entscheidende Tor leitet sie auf den Pfad, welcher der einzige und alleinige ist, der sich ins Licht verliert.» -Alter Kommentar.

Es gibt mehrere Faktoren, die für die Individuation bestimmend sind; einige mögen hier erwähnt werden:

1. Der Widerhall, den die Gedankenwelt des oder der Menschen in der Umgebung des Tieres bei dessen Instinktnatur auslöst.

2. Die ausstrahlenden guten Gefühle und Einstellungen von [260] seiten der Tierhalter, zu denen ein Tier sich hingezogen fühlt oder für die es Arbeit leistet.

3. Die zu einem jeweiligen Zeitpunkt aktiven Strahlimpulse.

Diese sind unter anderen:

a. Der Strahl, zu dem das Tier gehört. Elefanten sind auf dem ersten Strahl, Hunde auf dem zweiten, die Katze ist eine Manifestation des dritten und das Pferd eine des sechsten Strahls. Tiere, die zu anderen Strahlen gehören, sind noch nicht reif für eine Individuation. 

b. Der Strahl der jeweiligen Person oder Personen, in deren Kreis das Tier lebt.

c. Der Strahl oder die Strahlen einer speziellen periodischen Zeitrunde.

Ich könnte Methoden erörtern, welche die Wächter der Rassen und Reiche benützen, um die «Entwicklung zur höheren Stufe» in die Wege zu leiten; doch welchen Zweck würde das haben und welchen Nutzen würde eine solche Information bringen? Jeder Strahl beeindruckt, wenn solch eine Krise der Individuation eintritt, die ihm zugehörigen Lebenseinheiten in einer Weise, die sich von der Tätigkeit anderer Strahlen unterscheidet; ein jeder Strahl findet nämlich seinen Zugang hauptsächlich durch eines der Zentren, die sich in den ätherischen Körpern von Tieren und Menschen befinden. Man muss wissen, dass im Tierkörper vier Zentren aktiv sind, drei weitere sind vorhanden, aber noch untätig und ausser Gebrauch. Der Prozess, der sich hier abspielt, besteht darin, dass jeder Strahl seine Energie in ein Ätherzentrum jenes grossen Wesens einströmen lässt, dessen Verkörperung ein ganzes Naturreich ist. Dann belebt dieser Strahl durch dieses energiegeladene Zentrum jedes einzelne Geschöpf, das zum Individuum werden soll und bringt die erforderliche Umstimmung ervor. Wenn man später einmal die Strahlwirkungen (im psychologischen Sinne) besser verstehen und die Zentren, die auf die Vibration der sieben Strahlen eingestellt sind, genauer erforscht haben wird, dann wird man darauf kommen, dass man mit Lebensformen und Bewusstseinszentren durch ein bestimmtes Ätherzentrum, [261] das auf einen zugehörigen Strahl reagiert, in Kontakt kommen und sie auch wahrnehmen kann. Das trifft für alle Formen in allen Naturreichen zu. Die Entdeckung einer Vibration, die von einem bestimmten Meister ausgeht, ist einer der ersten Wege, durch die der Mensch diese Wahrheit kennenlernt; diese Vibration ruft im Menschen eine Reaktion hervor, auf die er eingeht. Auf diese Weise kann der einzelne seinen Seelenstrahl und die Strahlgruppe finden, zu der er gehört. Das ist für den Aspiranten wichtig und sollte sorgfältiger beachtet werden als es bisher der Fall war, denn der Aspirant kann dadurch die Natur und Qualität seines Seelentypus feststellen und das Zentrum bestimmen, von dem aus er (okkult gesprochen) auf den Pfad hinaustreten kann. Er wird ferner die Arbeitsgruppen und Persönlichkeiten, die ihm nahe stehen, entdecken, denen er dienen muss und die ihm selbst einen Dienst erweisen können.

Die Beziehungen, die beim Durchschnittsaspiranten zwischen den Strahlen und Zentren bestehen, kann man so gruppieren:

1. Kopfzentrum: Strahl des Willens oder der Macht, Erster Strahl.

2. Ajnazentrum: Strahl des konkreten Wissens, Fünfter Strahl.

3. Kehlzentrum: Strahl der aktiven Intelligenz, Dritter Strahl.

4. Herzzentrum: Strahl der Liebe-Weisheit, Zweiter Strahl.

5. Sonnengeflecht: Strahl der Devotion, Sechster Strahl.

6. Sakrales Zentrum: Strahl der zeremoniellen Magie, Siebter Strahl.

7. Zentrum am Ende der Wirbelsäule, Strahl der Harmonie, Vierter Strahl.

Diese verschiedenen Strahlen und ihre zugehörigen Zentren verdienen ein eingehendes Studium. Die Aufstellung ist vollständig und aufschlussreich. So ist z.B. bemerkenswert, dass derzeit der siebte Strahl das sakrale Zentrum beherrscht und sich von hier aus betätigt, - jenes Zentrum, welches das Sexualleben und die Erschaffung neuer Ausdrucksformen steuert. Der siebte Strahl strömt nun seine Energie in dieses Zentrum hinein, um jene neue Formen zu organisieren und zu erzeugen, die in dem neuen Zyklus Träger der neuen Lebensenergie sein sollen. (Unter dem «neuen Zyklus» verstehen wir eine astrologische Konstellation, die durch periodischen Wechsel und zeitbedingte Phasen auftritt). Daher muss das Sexualleben [262] von diesem Energietypus gesteuert werden, um die nötigen Umstellungen hervorzurufen. Eine bemerkenswerte Folge dieses Einflusses (aus der neuen Aktivität des siebten Strahls) ist das erhöhte Interesse und Verständnis für sexuelle Probleme. Wer die Strahleinflüsse, die in dieser historischen Zeit wirksam sind, studiert und sie auf bestimmte Strahlen bezieht, wird aus der gegebenen Tabelle entnehmen, wie richtig und zutreffend sie ist.

Die Beziehungen zwischen Mensch und Tier sind, wie wir gesehen haben, physischer, emotionaler und - zunehmend - mentaler Art. Jede Menschenrasse, die sich unter bestimmtem Strahleinfluss entwickelt, ruft ihrerseits Rückwirkungen in den drei unteren Reichen hervor. Als das grosse Experiment der Individuation in Gang kam, wurden Energien der Strahlkräfte von den übermenschlichen Reichen in die neue menschliche Familie konzentriert und damit begann die grosse Mission der Menschheit, die in einer Weitergabe von zyklisch ausgesandten Strahlkräften besteht. Der sechszackige Stern - das Symbol des Schöpfungswerkes (als Ganzes gesehen) -, dessen nach unten gerichtetes Dreieck durch ein nach oben gerichtetes Dreieck im Gleichgewicht gehalten wird, wird einstmals ein wahreres Bild des vierten Reiches und seiner Funktion als schaffende und erhaltende Kraftordnung geben.

C. Die fünf Kontaktpunkte.

Es gibt fünf Kontaktpunkte, durch welche die materielle Welt - im okkulten Sinne - in einen höheren Lebenszustand und zu grösserer innerer Kraft «emporgehoben» werden kann, den fünf Zentren vergleichbar, die dauernd auf unserem Planeten in Funktion sind und durch die Leben und Energie zu den Naturreichen strömt. Ich meine hier gewisse Zentren, die zum Wohl des physischen und materiellen Daseins des Planeten in Tätigkeit sind. Es gibt ferner, wie ich in dem Thema über die Entwicklung der nächsten drei Jahre auseinandersetzte, fünf Zentren, durch die eine neue und belebende spirituelle Energie strömt; diese Zentren sind die planetarischen Analogien zu den fünf Sinnen des Menschen, sowohl subjektiv als auch [263] objektiv. Die Strahlen strömen aber auch durch die Menschheit als Ganzes und ebenso durch die fünf Grundrassen (von diesen ist die gegenwärtige arische Rasse die dritte -, zwei Rassen werden noch folgen). Diese besondere Eigenschaft der Strahlenenergie regt den Bewusstseinsaspekt an und wird das Bewusstsein beleben und erwecken, das in allen materiellen Formen verborgen ruht, sowohl im Menschen, als auch in den drei unteren Reichen. Diese fünf Kontaktpunkte mit ihren fünf «höhertreibenden» Einflüssen sind folgende, - wenn wir die zwei früheren und ätherischen Rassen, die nicht im strikten Sinne menschliche waren, fortlassen und mit der ersten Rasse beginnen, die völlig menschlich war:

1. Die lemurische Rasse:     5. Strahl, die Söhne des Feuers kommen.

2. Die atlantische Rasse:     6. Strahl, die Herren der Liebe schenken ihre Hingabe.

3. Die arische Rasse:           3. Strahl, die Geistesmenschen betätigen sich.

4. Die kommende Rasse:    4. Strahl, die Lichteinheiten werden erschaut.

5. Die letzte Rasse:              1. Strahl, der Wille der Herren des Opfers erfüllt sich

Die beiden früheren Rassen werden von dem zweiten, beziehungsweise dem siebten Strahl gelenkt und geleitet und verkörpern die Aktivität der Formbildner und die aufbauende Energie der magischen Organisatoren. Man darf beim Studium dieser grossen Strahlzyklen nicht vergessen, dass es unergründlich lange Zeitperioden waren, die zwei Wirkungen hinterliessen, die man berücksichtigen muss.

Erstens: Die fünf Strahlenenergien wirkten sich im ganzen Menschenreich aus und liessen im Lauf der Zeitalter den Menschen vom Tod zum Leben auferstehen; sie holten ihn aus dem dunklen Gefängnis der Materie an das Licht des Tages. Das sind die fünf lebenspendenden Kräfte, die des Menschen Bewusstsein in den Himmel erheben und die Form dazu herrichten, dass sie «zum Traggerüst» wird. Ich weiss keinen besseren Ausdruck (das englische Wort «understand» gibt eine gewisse Vorstellung, wenn es in seine beiden Komponenten zerlegt wird: «stand - under», - darunter - stehen, für etwas ein Traggestell sein).

Zweitens: Diese Strahlenenergien, die in unseren Tagen durch [264] die Menschheit wirken, erheben (nach vielen Anstrengungen) auch die Reiche unterhalb des Menschen zum Leben und in ein neues Bewusstseinsstadium. Durch die fünf spirituellen Kontaktpunkte kommt das Leben in jedem der drei Reiche zur natürlichen Wesensart. Hierfür «seufzt die ganze Schöpfung und plagt sich in Schmerzen bis zum heutigen Tag». (Römer VIII, 22). In diesem Prozess liegt das Geheimnis der Auferstehung - im planetarischen Sinne -, ein Auferstehen, das auch von jedem Individuum, jedem Gottessohn vollbracht wird, der sein Ziel erreicht. Das ist das tiefe Logengeheimnis, das Grundmysterium des «erhabenen» oder dritten Grades in der Freimaurerloge. Es wird manchmal, in okkulter Betrachtung, beschrieben als «die Beziehung des Todes zu den fünf lebenspendenden Energien, die daran arbeiten, den dritten Tag der Offenbarung zu beeinflussen». Oder in einer noch tieferen symbolischen Fassung:

«In der Todeskammer macht das blaue Licht des dämmernden Tages die Arbeitsleute sichtbar, welche die Toten zu erwecken versuchen. Ihre Anstrengungen haben erst dann Erfolg, wenn sie die fünf grossen Kräfte des Herrn der magischen Kräfte zusammenwirken lassen. Wenn sie so als eine einzige Kraft wirken, vollbringen sie ihr Werk in vollkommener Übereinstimmung; sie verschmelzen die Kräfte, die Leben spenden; die Toten werden erweckt und das Bauen kann beginnen. Der Tempel kann verklärt und das Wort aus der Kammer verkündet werden, die lebensspendende Kraft enthält und nicht eine Totenkammer ist. Aus Tod zum Leben, aus Kampf im Dunkel hinaus ins Licht zum Bauen! Das ist der Plan. So kommen wir ins Leben, das ein todesähnlicher Zustand ist; wir gehen durch das Tor, dessen beide Säulen ewiglich dastehen als ein Zeichen von Stärke und göttlicher Wahrheit; so finden wir uns bald in dem Grab und sterben. So werden wir durch ein Wort Gottes, durch ein fünffaches Zeichen wieder auferweckt und - indem wir uns erheben - leben wir.»

Dann sagt der alte Kommentar in bezug auf die Menschheit:

«Die Herren des fünften grossen Strahls des Denkens haben uns auf unseren Weg geschickt. Die Herren des sechsten grossen Strahls zwangen uns, für die gute Sache zu leiden und sie doch zu lieben und durch unsere tiefe Hingabe zu lernen. Die Herren des dritten grossen Strahls führen uns durch die Verstandeskräfte auf den Scheiterhaufen, zu dem Stadium, in dem wir sterben, aber uns wieder erheben. In dem dritten Raum und an dem dritten dunklen [265] Tag verschwindet der Meister. Er stirbt; er wird nicht mehr gesehen. Aber die grossen Herren vereinen ihre Kräfte, und in edler Kameradschaft arbeiten sie daran, die Toten zu erwecken. Nur so kann das Wort gesprochen werden, das die Toten ins Leben bringt. So wirkt der Mensch für Gott und Gott für den Menschen.»

D. Entfaltung in zyklischer Folge.

So schreitet das Werk voran. Die Strahlen strömen hinaus in:

1. Einen solaren Zyklus, wie der gegenwärtige einer ist, in dem der zweite Strahl der Liebe-Weisheit der Hauptstrahl ist und alle anderen Strahlen nur Nebenstrahlen sind.

2. Einen planetarischen Zyklus, wie wir solche gerade in Verbindung mit den Rassen betrachtet haben, - die fünf genannten Rassen mit ihren fünf massgeblichen Strahlen.

3. Zyklen, die mit den zwölf Zeichen des Tierkreises zusammenhängen. Es sind dies in der Hauptsache zwei:

a) Zyklen, die eine vollständige, fast 25'000 Jahre währende Zodiakalrunde umfassen.

b) Zyklen, die mit jedem einzelnen der zwölf Zeichen zusammenhängen und ungefähr 2100 Jahre dauern.

4. Zyklen, in denen gewisse Strahlen für eine Periode in Kraft sind, die der Entwicklung einer Rasse dient, wie die fünf grossen Rasseperioden, die wir erwähnten.

5. Die kleineren Strahlzyklen, wie sie in einem früheren Kapitel beschrieben wurden.

6. Zyklen von Strahltätigkeit, die durch ziffernmässige Übereinstimmung bestimmt werden.

Der erste Strahl beherrscht z.B. alle Zyklen, die eine Million Jahre, hunderttausend Jahre, tausend Jahre, hundert Jahre und ein Jahr währen. Der siebte Strahl beherrscht in ähnlicher Weise Zyklen [266] von siebentausend Jahren und sieben Millionen Jahren. Das gegenseitige Ineinandergreifen dieser Strahlenzyklen ist so verwickelt und so kompliziert, dass es nur verwirren würde, wollte ich darüber mehr sagen. Man vergesse nie, dass alle sieben Strahlen in ständiger und gleichzeitiger Funktion sind, dass jedoch in zyklischer Zeitenfolge gewisse Strahleneinflüsse und -Kräfte stärker aktiv sind; dies geschieht in Übereinstimmung mit dem Arbeitsplan der kosmischen Denker, deren Verkörperung die Strahlen sind. Gewisse spezielle Leistungen und gewisse Resultate kommen nämlich durch einen bestimmten Strahl stärker zum Vorschein als durch einen anderen. Solche Einflüsse erreichen alle Formen in allen Naturreichen, sie rufen spezifische Wirkungen hervor, erzeugen definitive und unterschiedliche Lebensformen, verwirklichen besondere Typen und bringen Bewusstseinsstufen innerhalb der Formen ins Leben, die für diese betreffende Periode das Ergebnis des vereinten und verabredeten Planes der Baumeister sind, die in voller Harmonie miteinander arbeiten, jedoch zeitlich der einen oder anderen Strahlgruppe den Vorrang geben. Sie leisten Aufbauarbeit; sie wirken während des ganzen Zyklus; dann treten sie beiseite und ihre Tätigkeit klingt ab, sie werden «zurück in den Himmel erhoben», bis die Zeit kommt, da ihr Zyklus wieder an der Reihe ist. Dieser Vorgang geht ununterbrochen weiter, und so, wiederholt sich immer wieder das Drama von Geburt, Tod und Auferstehung.

In dieser Strahltätigkeit können wir den wahren Sinn des Gesetzes der Wiedergeburt erkennen, denn es liegt dem Kreislauf von Inkarnation und Reinkarnation zugrunde. Darüber kann ich hier nur so viel sagen, dass die derzeitigen Ideen und Lehren über die Wiedergeburt ziemlich kindisch und ungenau sind. Man muss eine ganz andere Stellung dazu einnehmen und viele Meinungen überholen, um von diesem fundamentalen Gesetz der Zyklen eine richtige Vorstellung zu bekommen.

Es ist ein Kommen und Gehen in zeitlicher Folge, das sowohl auf die Strahlen wie auf die Naturreiche und alles, was dazu gehört, bestimmenden Einfluss hat. Diese zyklische Manifestation bestimmt sogar die Tätigkeit Gottes. Rassen kommen auf die Weltbühne und verschwinden wieder, um aufs neue zu erscheinen, und so ist es mit allen Wesen, die in einer Formhülle leben. Wiedergeburt und zyklisches Geschehen liegt hinter allem sichtbaren Geschehen und hinter allen sichtbaren Formen. Es ist ein Aspekt des pulsierenden [267] Gotteslebens. Es ist ein Aus- und Einatmen göttlicher Existenz und Manifestierung. Es ist das Geheimnis, das hinter der Wissenschaft chemischer Affinitäten, hinter der Doppelnatur der polaren Gegensätze und hinter den Ehebeziehungen ruht, mag es sich dabei um einen Mann und eine Frau oder um eine Seele und deren Ausdrucksform, die Persönlichkeit handeln. Es ist die Ursache der irdischen Sexualbeziehungen, die unter dem grossen Gesetz der Anziehung und Abstossung stehen. Wenn wir die Erziehungsarbeit eines Naturreiches für ein anderes und die Beziehung zwischen positiven und negativen Lebensgruppen (wie das vierte Reich sie zum dritten hat) betrachten, so mag es vielleicht passend erscheinen, kurz das Sexualthema zu berühren, das so tiefe und weite Beachtung findet und besser verstanden werden wird, sobald der hereinkommende siebte Strahl seinen Einfluss geltend machen wird.

Über das Tierreich und seine Strahlen habe ich nicht mehr viel Wissenswertes hinzuzufügen; wie ich bereits sagte, würde dies keinen Nutzen bringen. Die Aufgabe des Menschen besteht darin, das Tote oder Schlummernde zum Leben zu erwecken, in der äusseren Welt Brüderlichkeit zum Ausdruck zu bringen und göttliche Energie der harrenden Formenwelt zu übermitteln. So wie die Strahlen das ihrige tun, um den Menschen in eine Form zu bringen, die seine wesentliche und wirkliche ist, ebenso kann auch der Mensch sein Hilfswerk für das Tierreich und andere Reiche stetig und ohne Zögern fortsetzen. So wenig auch die Menschheit heute weiss, auf welche Art und warum es so sein wird, so wird sie bestimmt an dem Aufbauwerk ihren Anteil haben. Das Schöpfungswerk geht voran und der Plan wird erfüllt. Des Menschen Aufgabe für das Tierreich besteht darin, den Instinkt so zu steigern, dass die Tiere für eine höhere Stufe reif werden. Seine Aufgabe für das Pflanzenreich ist die, die Fähigkeit der Pflanze, Düfte zu produzieren, zu erhöhen und die Welt der Pflanzen dem vielfältigen Bedürfnis der Menschen und der Tiere anzupassen. Am Mineralreich soll der Mensch mit alchimistischen und magischen Methoden arbeiten. Mit diesen Methoden der Stoffumwandlung und den daraus gewonnenen Erkenntnissen kann ich mich aber hier nicht befassen.

E. Das Sexualproblem.

Ich habe [268] erwähnt, dass der erneut einschwingende siebte Strahl sich durch das sakrale Zentrum des Planeten betätigt und von hier aus zu dem gleichen Zentrum des Menschen Zugang findet. Infolgedessen ist es möglich, die voraussichtlichen Entwicklungen auf jenem Gebiet anzudeuten, das wir die menschliche Geschlechtsfunktion nennen. Wir werden - als eine Folge dessen - Änderungen in der Einstellung des Menschen diesem schwierigen Problem gegenüber zu erwarten haben. Wenn ich über das Sexualthema spreche und so viel erwähne, als heute darüber gesagt werden kann, so werde ich mich bemühen, meine Gedanken in einfache Worte zu kleiden, damit ein positiver Gewinn das Ergebnis sei. Eine Note soll angeschlagen werden, die einen klaren Resonanzton in dem derzeitigen Wirrwarr von Misstönen, widerstreitenden Ansichten und abwegigen Ideen erwecken soll.

Es ist klar, dass das Thema ein heikles ist. Doch warum ist es so schwierig? Letzten Endes finden wir, dass diese Schwierigkeit auf den Vorurteilen menschlichen Denkens und auf seiner anmassenden Meinung beruht, dass sein Gesichtspunkt der richtige sei; da die Menschen danach leben und handeln, genügt ihnen ihre enge Theorie. Weiter basiert die Schwierigkeit auf der Tatsache, dass der Geschlechtstrieb einer der fundamentalsten Urtriebe, einer der körperlichen Instinkte ist und daher in der menschlichen Tiernatur eine beherrschende Rolle spielt; sie beruht auf dem ausserordentlich intimen Charakter des Themas, - einer Intimität, die während der Zeiten, in denen der Mensch sich einem übertriebenen Puritanertum hingab und eine natürliche Funktion zu einem lüsternen Mysterium herabwürdigte, in ein indezentes Geheimnis verbildet wurde. Die um das Thema der Geschlechtsbeziehungen geschaffene Geheimniskrämerei machte es zu einem streng gemiedenen Thema, dessen sich ein anständiger Mensch zu schämen habe, anstatt die ganze Frage als einen instinktgeleiteten natürlichen Vorgang anzusehen, - ebenso triebhaft und notwendig wie das Essen und Trinken. Der Geschlechtsverkehr ist indessen eine Funktion, die noch nicht auf den richtigen Rhythmus im täglichen Leben eingestellt wurde; er sollte nur dann stattfinden, wenn ein natürliches Bedürfnis und ein berechtigtes [269] Verlangen besteht. Das unterscheidet die natürliche von der unnatürlichen Seite und hier liegt der Schlüssel zu dem Problem. Die Schwierigkeit des Problems liegt aber auch in den weit auseinandergehenden Ansichten. Diese Ansichten rangieren von zügellosen und ungeregelten Beziehungen bis zur Einehe; die Monogamie hat der Frau harte Schranken auferlegt und dem Mann ungezählte Freiheiten erlaubt. Als eine Folge dieser Einstellungen und falschen Ansichten, seien sie gesetzlich oder ungesetzlich, seien sie eine genommene Freiheit oder auferlegte Unterdrückung, ist unsere Zivilisation vergiftet worden (wenn ich es so nennen darf). Hier ist die Wurzel der laxen Moral, die aus gedanklicher Verwirrung stammt, und die Ursache der «Roten Licht»-Strassen, die nur eine armselige Kompromissangelegenheit mit lasterhaften Neigungen und unerfüllten Begierden sind; von daher kommen die Ehescheidungen, die das Familienleben zerstören und mit der Zeit das nationale Leben (das sich aus gesunden Familien zusammensetzen sollte) untergraben; und hier ist das Tor zu ständig zunehmenden Krankheiten, die ein Resultat der herrschenden blinden Wahllosigkeit und des unerlaubten Geschlechtsverkehrs sind. Auch ein psychologischer Faktor tritt hier zutage, der nicht unbedeutend ist. Das ist die streitbare moralisierende Pose vieler Menschen, die von ihrer Gruppenposition aus - als Heilungsversuch - ihre eigenen Ideen und Patentlösungen ihren Mitmenschen aufzwingen wollen.

Hinter all diesen Formen jahrtausendealter falscher Einstellung zum Geschlechtsproblem liegen zwei Hauptübel oder eigentlich zwei wesentliche Auswirkungen menschlichen Verhaltens und zwar sowohl in gedanklicher als auch in körperlicher Hinsicht. Diese sind ein wahres Unglück. Das erste ist das Wuchern von Komplexen, Psychosen, von Kurzschlüssen in der Bewusstseins- und Gedankensphäre und von seelischen Hemmungen, welche die Gesundheit und Ruhe von Hunderttausenden so schwer untergraben haben. Das zweite bedroht die Existenz der Menschheit selber, deren [270] Grundpfeiler die Familie ist. Das eine Übel hat seelische Verworrenheit und sexuelles Sichgehenlassen im Gefolge, woraus sich stets (und das war immer so) Übervölkerung und vermehrter Nachwuchs ergab. Das andere brachte erzwungene Unfruchtbarkeit mit sich, die sich möglicherweise zu einer Gefahr auswächst, auch wenn sie von den beiden Übeln in vielen Beziehungen das kleinere ist. Diese Unfruchtbarkeit nimmt ständig zu; sie führt mit der Zeit zu physischen Zuständen, die unerwünscht sind. Nichtsdestoweniger ist dieses Übel zurzeit das kleinere von beiden. Zwei Konsequenzen mögen hier Erwähnung finden. Der erste Übelstand, der Geburtenüberschuss, führt zu einer so ernsten und gefährlichen wirtschaftlichen Situation, dass sie den Weltfrieden und die Weltsicherheit gefährdet; der zweite kann zum allmählichen Verschwinden der Menschheit führen, wenn erzwungene Sterilität zur allgemeinen Praxis wird. Ein solcher Zustand würde unvermeidlich zur Vorherrschaft der Tierwelt und zu einer immensen Zunahme von Tieren führen; das würde für uns eine Periode des Rückschritts, nicht des Fortschritts bedeuten.

Wenn ich über Sexualfragen spreche, muss ich verallgemeinern; Ausnahmen von den besprochenen Regeln und vorgeschlagenen Einteilungen gibt es natürlich viele. Ich versuche das Thema vom Blickpunkt des grossen Ganzen zu beleuchten. Daher mache ich die Bedrohung, die in der heutigen Einstellung gelegen ist, zum Hauptgegenstand und betone die Notwendigkeit grösseren Verstehens und die Bedeutung, die einer Neuorientierung von Ideen in dieser vitalen Frage zukommt. Die Einstellung des gedankenarmen Wilden zum Geschlechtsleben und die Einstellung des denkenden, geistig orientierten Eingeweihten zum gleichen Thema mag so grundverschieden erscheinen, dass es offensichtlich keine Berührungspunkte gibt; im Grunde genommen sind aber diese beiden verschiedenen Einstellungen einander und der Wahrheit näher, als es der Durchschnittsmensch von heute ist. Der eine wird vom Rhythmus seiner Tiernatur beherrscht und weiss von der schlimmen Seite und von dem abscheulichen Geschlechtsverkehr des zivilisierten Menschen so wenig wie ein Tier in freier Wildbahn; der andere lebt ein Leben in Selbstkontrolle, geleitet von der Kraft des Verstandes und getrieben von dem Verlangen, der Menschheit wohlzutun. Zwischen [271] diesen beiden Extremen liegen die vielen Gesichtspunkte, die vielen gegensätzlichen Ideen, die vielen Gewohnheiten, die vielen Arten von sexuellen Beziehungen (eheliche und aussereheliche), die vielen Reaktionen, die aus der Tiernatur und dem Unterbewusstsein herrühren, die vielen ehelichen Formen und die vielen Entstellungen und Missbräuche eines natürlichen Vorganges, die den modernen Menschen in allen Teilen der Welt kennzeichnen. Alle diese Dinge sind überdies noch je nach der Zivilisation und den klimatischen Bedingungen verschieden.

Ist es da nicht begreiflich, dass ich es nicht als meine Aufgabe ansehe, für die Leser dieses Buches detaillierte Aufschlüsse über Ehegebräuche der Vergangenheit und Gegenwart zu geben? Es ist nicht meine Aufgabe, die einzelnen Irrtümer, die schlimmen Konsequenzen, die vielerlei Perversitäten und sadistischen Grausamkeiten aufzurollen, die sich aus dem Missbrauch eines natürlichen Prozesses entwickelt haben. Ich denke auch nicht daran, die törichten Missdeutungen des Gesetzes der Anziehung und Abstossung klarzustellen. Es würde keinem greifbaren Zweck dienen, wenn ich in dieser kurzen Behandlung eines endlosen Themas die vielen Theorien aufzählen wollte, die der Mensch in seiner Suche nach einer Lösung formuliert hat. Ihre Zahl ist Legion, und alle haben ein Körnchen Wahrheit in sich. Die meisten enthüllen nur die tiefe menschliche Unwissenheit, und wer diese Theorien studieren will, die Zeit dafür und genügend Scharfblick hat, von Urteilen frei ist und die umfangreiche Literatur erwerben kann, der mag es tun.

Ich kann und will die medizinische und physiologische Seite der Sexualirrungen nicht berühren, gleich ob es sich um ein Laster aus einem ausserehelichen Verkehr oder aus einer unglücklichen Ehe handelt. Es dient wohl allen Lesern am meisten, wenn ich jene Gesetze [272] herauskristallisiere, die des Menschen Leben und im besonderen sein Sexualleben bestimmen sollten und wenn ich aufzeige - so weit ich kann und darf - warum und wieso die derzeitigen eigenartigen und ungewöhnlichen Zustände entstanden sind. Ich mag vielleicht auch gewisse Vorschläge einfügen, deren Befolgung jene falschen und illusorischen Ansichten verdrängen könnte, welche die Wahrheit verdunkeln; und ich könnte auf diese Weise den goldenen Lichtfaden finden helfen, der dem Menschen zur rechten Zeit die Lösung bringt.

Eines will ich sagen, so unerfreulich es auch klingen mag: es gibt noch keine unmittelbare Lösung des Sexualproblems, dem wir z.Zt. gegenüberstehen. Durch lange Zeitalter haben die Menschen eine gottgegebene Funktion missbraucht und in falsche Bahnen gelenkt; sie haben ihr angestammtes Recht entwürdigt; durch laxe Konzessionen und unbeherrschte Ausschweifungen haben sie eine Ära geistiger und körperlichen Krankheiten heraufbeschworen, mit all den falschen Einstellungen und Scheinverhältnissen, die erst in hunderten von Jahren ausgemerzt werden können; sie haben ferner unzählige menschliche Wesen vorzeitig zur Inkarnation gezwungen, die für diese Inkarnation noch nicht genügend vorbereitet waren und noch grösserer Pausen zwischen den Lebenszeiten bedurften, um ihre Erfahrungen zu verarbeiten. Unentwickelte Seelen kommen bald zur Wiedergeburt, während ältere Seelen längere Zwischenperioden brauchen, um die Früchte der Erfahrung aufzuspeichern. Diese Seelen sind jedoch der magnetischen Anziehungskraft derer ausgesetzt, die in der äusseren Welt leben, und eben diese Seelen sind es, die vorzeitig zur Erde zurückgeholt werden. Alles das unterliegt natürlich dem Gesetz, aber die unentwickelten Seelen wachsen und entfalten sich nach dem Gruppengesetz, so, wie die Tiere, während die höher entwickelten Seelen der Anziehung der menschlichen Familien folgen; und die Vollentwickelten kommen laut dem Gesetz des Dienstes zur Inkarnation, sie wählen mit Überlegung ihre Eltern, da sie sich ihrer selbst bewusst sind.

Um klar zu sein und ein schnelleres Nachschlagen zu ermöglichen, will ich meine Ausführungen in vier Gruppen teilen:

1. Definition [273] über Wesen des Geschlechtstriebes, über Tugenden und Laster.

2. Die Auffassung, die man im neuen Zeitalter über sexuelle Fragen haben wird.

3. Einige Vorschläge für die Gegenwart.

4. Sexualität im Leben des Jüngers.