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2. Die harmonische Gleichschaltung der Persönlichkeitskomponenten - Teil 2

Diese Krise ruft geistiges Verstehen hervor, das, wie viele einsehen werden, ein Aspekt von Licht ist. Der Aspirant beginnt langsam am grossen Plan so mitzuarbeiten, wie es dem Plan wirklich entspricht, und nicht, wie er es sich vorstellt. Wenn er so arbeitet, enthüllen sich ihm Erkenntnisse und er sieht klar, was er zu tun hat. Gewöhnlich bewirkt dies, dass er vor allem von seinen Ideen und Vorstellungen loskommt. Das erfordert eine lange Zeit, die ebenso lange dauert wie die Zeitspanne, die er auf das Grossziehen einer so lange währenden Verblendung verwendet hat. Der Aspirant des dritten Strahls lernt langsamer als der des zweiten Strahls, so, wie der Aspirant des ersten Strahls rascher lernt als der des zweiten Strahls. Hat er es jedoch erlernt, ruhig und still zu sein, dann kann er sein Ziel schneller erreichen. Der Aspirant des zweiten Strahls [362] muss jene Ruhe erlangen, wie sie im Mittelpunkt eines Sturmes oder eines Strudels existiert. Der Aspirant des dritten Strahls muss die regungslose Stille eines Mühlenteiches erlangen, was er sehr ungern tut.

Hat er das aber einmal gelernt, dann findet die Integration statt. Der Betreffende ist dann willensbereit, seine Pflicht zu tun.

Es ist interessant, dass man das erste Ergebnis der drei Formeln zwecks grösserer Klarheit in einem Stichwort zusammenfassen kann. Diese Stichworte bezeichnen die ersten und einfachsten Schritte, die auf dem Wege zum Einswerden beschritten werden müssen; sie kennzeichnen den einfachsten Aspekt der notwendigen Methode.

Erster Strahl                         Inklusive (allesumfassende) Geisteshaltung.

Zweiter Strahl                      Zentralisierung.

Dritter Strahl                        Stillsein.

Das wird genügen, um die Integrationsmethoden der drei Hauptstrahlen zu charakterisieren. Wir wollen nun zu den Formeln übergehen, welche die Integrationsmethoden der vier kleineren Strahlen kennzeichnen, und einen flüchtigen Blick auf die ihnen eigenen Entfaltungsmöglichkeiten werfen. Wir legen für jeden Strahl wieder dieselben fünf methodischen Stufen zugrunde, die wir bereits studiert haben:

1. Gleichschaltung

2. Evokationskrise

3. Licht

4. Enthüllung

5. Integration

Gleichzeitig wollen wir festhalten, dass die Gleichschaltung, mit der wir uns bisher beschäftigt haben, die Koordinierung einer Ausdrucksform betrifft und durch Disziplin, Meditation und Dienst erreicht wird. Diese Integrations-Methoden beziehen sich indes auf die Erringung eines ununterbrochenen Bewusstseins innerhalb der gleichgeschalteten Körper. Daher stellen wir die Gleichschaltung an den Anfang und [363] nicht ans Ende.

Vierter Strahl

«In der Mitte stehe ich zwischen den Kräften, die einander bekämpfen. Ich sehne mich nach Harmonie und Frieden und nach der Schönheit, die aus der Einheit entsteht. Ich sehe die beiden. Ich sehe nichts anderes als Kräfte, die sich gegenüberstehen, und ich, der eine, stehe innerhalb des Kreises im Mittelpunkt. Frieden fordere ich. Darauf ist all mein Denken gerichtet. Ich suche Eins-Sein mit allem, doch die Form trennt. Überall finde ich Krieg und Absonderung. Ich stehe allein und bin allein. Ich weiss zu viel.»

Die Liebe zur Einheit muss vorherrschen, und die Liebe zum Frieden und zur Harmonie. Doch nicht jene Liebe, die sich auf Sehnsucht nach persönlichen Erleichterungen, nach Frieden für das niedere Selbst, nach Einheit gründet, weil sie Annehmlichkeit mit sich bringt.

Das Wort geht aus von der Seele zur Form: «Beide Parteien sind eins. Es gibt keinen Krieg, keine Streitigkeiten und keine Isolierung. Die widerstreitenden Kräfte scheinen nur von dem Punkt aus, wo du stehst, zu kämpfen. Gehe einen Schritt vorwärts. Schau genau, mit dem geöffneten Auge innerer Vision, und du wirst nicht zwei Dinge, sondern eines finden; nicht Krieg, sondern Frieden; nicht Isolierung, sondern ein Herz, das sich auf das Zentrum stützt. So wird die Schönheit des Herrn zum Vorschein kommen. Die Stunde hat nun geschlagen.»

Wie erinnerlich, ist der vierte Strahl vorzüglich der Strahl der vierten schöpferischen Hierarchie, des Menschenreiches. Er hat daher auf unserem Planeten eine besondere Beziehung zu den Funktionen, Beziehungen und Dienstleistungen der Menschheit, die eine Vermittler- und Überbrückungsgruppe ist. Die Funktion dieser vermittelnden Gruppe besteht darin, die Energie des Eins-Seins zu verkörpern und zum Ausdruck zu bringen. Diese Energie ist im wesentlichen eine Heilkraft, die alle Formen zu einer letzten Vollendung bringt, und zwar durch die Macht des innewohnenden Lebens, mit der sie vollkommen eins wird. Dieses Einswerden wird durch die Seele, den Bewusstseinsaspekt bewirkt, der von dem betreffenden Strahl bestimmend beeinflusst wird. Die Beziehung der menschlichen Familie zum bestehenden göttlichen Entwicklungsplan besteht darin, die drei höheren Reiche auf unserem Planeten mit den drei niederen Naturreichen in enge Verbindung zu bringen und auf diese Weise als Sammel- und Verteilerstation göttlicher Energie zu dienen. Der von der Menschheit zu leistende Dienst besteht darin, Einheit, Harmonie und Schönheit in der Natur zu erschaffen; das [364] soll dadurch bewirkt werden, dass die Seele in allen Formen zu einem einheitlich verbundenen Ganzen verschmelzen. Der einzelne Mensch macht damit den Anfang, dann folgen Gruppen, und schliesslich übernimmt ein ganzes Naturreich diese Aufgabe. Wenn es einmal so weit ist, dann wird die vierte schöpferische Hierarchie in der Hauptsache von dem vierten Strahl gesteuert werden. Damit meine ich, dass die Mehrzahl der Egos dieser Hierarchie Persönlichkeiten auf dem vierten Strahl haben werden, wodurch diese Verschmelzung erleichtert wird. Das Bewusstsein derer, die bereits höher entwickelt sind, wird sich in normaler Weise auf der vierten Ebene der Buddhi-Energie betätigen, - im Bewusstseinsbereich der Intuition.

Gerade diese Erkenntnis wird einen wirksamen Antrieb zur Gleichschaltung geben. Die hier gemeinte Gleichschaltung oder das Gefühl des Eins-Seins ist in keiner Weise eine mystische Vorstellung oder identisch mit dem Erleben des Mystikers, der sich mit der Gottheit in Verbindung bringt. Der Mystiker empfindet noch immer Dualität. Gleichschaltung ist aber auch nicht das Empfinden, mit den Welten wesenseins oder in Übereinstimmung zu sein, wie es für den Okkultisten bezeichnend ist, denn dabei besteht noch immer das Bewusstsein der Individualität, auch wenn dieses individuelle Gewahrsein nach Belieben im grossen Ganzen aufgehen kann. Es handelt sich vielmehr um ein fast undefinierbares Bewusstsein von Gruppenverschmelzung mit einem grösseren Ganzen, und nicht so sehr um die Verschmelzung eines Einzelmenschen mit dem Ganzen. Solange eine solche Verschmelzung noch nicht zum Erlebnis wurde, ist es so gut wie unmöglich, deren Sinn und Bedeutung durch das Mittel der Sprache verständlich zu machen. Man könnte dieses Erleben vielleicht eine Verschmelzung mit der Widerspiegelung des Nirvana-Bewusstseins, nicht mit diesem selbst nennen.

Wenn diese Gleichschaltung auf der Basis des vierten Strahls zustande kam und der Jünger sich dessen bewusst ist, tritt eine Krise ein. Die Formulierung: «der Jünger wird sich dessen bewusst», hat eine besondere Bedeutung, denn sie besagt, dass Bewusstseinszustände existieren können, ohne dass sich der Jünger ihrer bewusst [365] wird. Solange sie nicht ins Gehirn herabgebracht sind und vom Jünger mit seinem physischen Wachbewusstsein erkannt werden, bleiben sie auf subjektivem Niveau und sind daher nicht zu verwerten. Sie haben für den Menschen der physischen Ebene keinen praktischen Nutzen. Wenn aber die so herbeigeführte Krise in der richtigen Weise nutzbar gemacht wird, bewirkt sie eine neue geistige Aufhellung. Diese Krisen kommen dadurch zustande, dass die höheren Kräfte der Persönlichkeit und die der Seele zusammentreffen; manchmal ist es ein richtiges Zusammenprallen. Krisen können daher nicht auf einer niederen Entwicklungsstufe herbeigeführt werden, auf der nur Energien niederen Grades wirksam sind und die Persönlichkeit weder integriert ist, noch eine hohe Qualität und Charakter besitzt. (Ist eine solche Formulierung wie «Energien niederen Grades» zulässig, wenn alle Energien göttlichen Ursprungs sind? Worauf es ankommt, ist das Erfassen der Idee - und das soll erreicht werden). Die Kräfte, die in eine solche Krise verwickelt sind, sind Integrationskräfte, die sich in einer hochstehenden Persönlichkeit betätigen, und die daher notwendigerweise eine relativ hohe Wirkungskraft besitzen. Wenn die Kraft der integrierten Persönlichkeit mit den Energien der Seele zusammenkommt, wird stets eine Krise ausgelöst, wie sie hier besprochen wird. Solche Krisen sind begreiflicherweise wichtige und schwierige Zeiten im Leben eines Jüngers.

Wenn die Krise des vierten Strahls durch richtiges Verstehen und rechte Anwendung der Formel dieses Strahls herbeigeführt ist, zeigen sich der Reihe nach folgende Wirkungen:

1. Ein Gefühl der Isolierung. In der heutigen Ausdrucksweise sprechen wir von einem Komplex, der von ähnlicher Art ist, wie ihn zeitweilig Elias hatte. Er war einerseits davon überwältigt, mit welcher Klarheit er die Probleme, denen er gegenüberstand, visionär erschaute und darauf einzigartig reagierte, und auf der anderen Seite überfiel ihn ein Gefühl der Einsamkeit, das ihn verzehrte.

2. Ein Gefühl verzweifelter Ohnmacht. Die Kräfte, die sich gegen den Jünger stellen, scheinen so gross zu sein und seine eigene Ausrüstung so unzureichend und schwach!

3. Eine feste Entschlossenheit, inmitten dieser Kräfte auszuharren, und [366] wenn schon nicht siegreich zu bleiben, es wenigstens abzulehnen, sich als besiegt zu erklären, und mit Entschlossenheit den Standpunkt einzunehmen, den Paulus mit den Worten ausdrückt: «Nachdem ich alles getan habe, halte ich stand».

4. Ein plötzliches Erkennen des grossen Kämpfers im Inneren, der unsichtbar und allmächtig ist, der aber erst jetzt mit seinem Wirken richtig beginnen kann, wenn die Persönlichkeit gleichgeschaltet, die Krise erkannt und der Wille zu siegen vorhanden ist. Es lohnt sich, darüber nachzudenken.

Wenn nun diese Geistesverfassung erreicht ist und es klar wurde, dass der Jünger und der innere Meister, der Soldat und der Feldherr eins und einig sind, dann tritt etwas ein, was in einigen alten Büchern das «Hervorbrechen des Lichts des Sieges» genannt wird; es ist ein Sieg, der den Kämpfenden keine Niederlage bringt, sondern es ist ein dreifacher Sieg, nämlich für beide Fronten und für den Einen, der im Mittelpunkt steht. Alle drei streben zur Vollkommenheit hin. Das ist typisch für eine Vollendung, die der vierte Strahl vollbringt. Wenn man diese Gedanken gründlich durchdenkt und auf das Problem des vierten Naturreiches (der vierten Schöpferischen Hierarchie, der Menschheit selbst) anwendet, dann wird die Schönheit der gewählten Worte und der Wahrheitsgehalt des hier Gesagten unweigerlich zum Vorschein kommen.

Mit diesem Aufflammen von Licht kommt die Enthüllung, die wir in den Schlussworten der Formel des vierten Strahls so zutreffend ausgedrückt finden. Der Mensch sieht und erfasst den Plan für das Menschengeschlecht, und er erkennt das Endziel des vierten Naturreiches in dem grossen Strom göttlicher Manifestierung. Es ist wichtig zu erwähnen, dass diese Enthüllung in drei Etappen erfolgt:

1. Individuell. Der Jünger «gibt den Kampf auf, um einen festen [367] Stand einzunehmen, wobei er entdeckt, dass der Sieg ihm bevorsteht, wenn er mit dem Feind, dem Feldherrn und dem Einen die Wesenseinheit erlangt».

2. Gruppenweise. Dieses Hinstreben zur Enthüllung ist in der heutigen Welt bereits im Gange und ruft eine sehr starke Krise hinsichtlich der Arbeit der Neuen Gruppe der Weltdiener hervor. Diese Krise steht unmittelbar bevor.

3. In der menschlichen Familie als ein Ganzes. Diese Enthüllung wird dem Menschengeschlecht am Ende des Zeitalters zuteil werden, weshalb wir uns damit jetzt nicht zu befassen brauchen. Es handelt sich dabei im wesentlichen um die Offenbarung des Gesamtplanes. Die verschiedenen Aspekte dieses Planes wurden - im Lauf der Zeitalter - der Menschheit stufenweise enthüllt, von ihr erfasst und in sichtbare Form gebracht. Es betrifft die Offenbarung der - vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen - Absichten und Ziele der Gottheit, wie sie von denen begriffen werden, welche die göttlichen Aspekte in sich entwickelt haben und daher diese verstehen können.

Diese verschiedenen spirituellen Ereignisse oder Bewusstseinsentfaltungen im Leben des einzelnen wie der Gruppe haben eine deutliche Integration der mentalen, emotionellen und physischen Ebene zur Folge, jener drei Ebenen, auf denen sich die Persönlichkeit betätigt. Sie legen auch das Fundament für jene Vorgänge, durch welche der Strahl der Persönlichkeit und der Strahl der Seele vereinigt werden. Wenn man diese Grundidee der Integration (die auf den drei Ebenen in den drei Welten menschlichen Strebens vollbracht wird), auf die Tätigkeiten und Beziehungen verwandter Gruppen anwendet, wird man viel Interessantes und Lehrreiches über die Arbeit der Neuen Gruppe der Weltdiener finden. Diese Gruppe stellt, wenn ich es so formulieren darf, ein Bemühen dar, die «Gruppen-Persönlichkeit» von Jüngern, die mit der Hierarchie in Verbindung stehen, in die äussere Welt zu verpflanzen. Wenn wir hierüber nachdenken, wird uns die Funktion und innere Struktur dieser Gruppe klar werden.

Wir wollen nun zu den drei Stichworten, welche die bereits [368] gegebenen Strahlenformeln charakterisieren, dasjenige dieses vierten Strahls hinzufügen. Es lautet: Standhaftigkeit. Die vervollständigte Liste lautet demnach:

Erster Strahl                     Inklusive Geisteshaltung.

Zweiter Strahl                  Zentralisierung. 

Dritter Strahl                    Stillsein.

Vierter Strahl                    Standhaftigkeit.

Wenn wir über diese Stichworte ernstlich nachdenken, werden wir den Grundton der heutigen Weltjünger klar in unser Bewusstsein bringen, die in der Lage sind herauszufinden, auf welchem Strahl ihre Persönlichkeit oder Seele ist. Die Verwendung dieser Stichworte in bezug auf ihre Persönlichkeitsstrahlen und ihre Persönlichkeits-Manifestation kann für jene, die noch keine verpflichteten Jünger sind, bestimmt unerwünscht sein. Jemand, dessen Persönlichkeit z.B. auf dem dritten Strahl ist und sich auf Ruhe und Stillesein konzentriert, könnte in einen Morast geistiger Trägheit versinken. Ein anderer, dessen Persönlichkeit auf dem ersten Strahl ist und die inklusive Geisteshaltung zu entwickeln sucht, könnte ins Extrem verfallen, sich selbst für ein alles umfassendes Zentrum zu halten. Diese Kennworte sind Machtworte, wenn ein Jünger davon Gebrauch macht; sie dürfen nur im Licht der Seele angewendet werden, andernfalls könnten sie eine sehr schädliche Wirkung haben.

Fünfter Strahl

«Zu mir ziehe ich das Gewand meines Gottes heran. Ich sehe und kenne seine Gestalt. Ich nehme das Gewand an mich, Stück für Stück. Ich kenne seinen Zuschnitt und seine Farbe, seine Form und besondere Art, seine Bestandteile, welchen Zwecken es dient und wie es gebraucht wird. Ich stehe da voller Staunen, ich sehe nichts anderes. Ich dringe in die Geheimnisse der Form ein, aber nicht in das grosse Mysterium. Ich sehe das Gewand meines Gottes. Ich sehe nichts anderes.»

Liebe zur Form ist gut, doch nur insoweit, als die Form erkannt wird als das, was sie ist - das Gefäss, das den Lebenskern verhüllt. Liebe zur Form darf niemals das Leben verbergen, das dieser [369] Stätte zugrunde liegt, den Einen, der die Form ins Licht des Tages brachte und sie für seinen Gebrauch erhält. - Den Einen, der lebt, die Form liebt und ihr dient, den Einen, der IST.

Das Wort geht aus von der Seele zur Form: «Hinter dieser Form bin Ich. Erkenne mich. Pflege und kenne und verstehe das Wesen der Schleier des Lebens, doch erkenne genau so gut den Einen, der da lebt. Erkenne mich. Lass dich durch die Formen der Natur, durch deren Vorgänge und Kräfte nicht daran hindern, nach dem grossen Mysterium zu forschen, das dir die Geheimnisse gebracht hat. Kenne die Form gut, doch verlasse sie mit Freuden und suche nach Mir.

Löse deine Gedanken von der Form los und finde mich, der unter den Schleiern, den vielerlei Gestalten, dem Blendwerk und den Gedankenformen, die mein wahres Selbst verbergen, wartet. Lasse dich nicht täuschen. Finde mich. Erkenne mich. Dann benütze die Formen, die alsdann das höhere Selbst weder verhüllen noch verbergen, sondern dem Wesen dieses Selbstes erlauben werden, die Schleier des Lebens zu durchdringen, so dass es die ganze Strahlenfülle Gottes, seine Macht und seinen Magnetismus enthüllt; alles wird offenbar, was an Form, Leben, Schönheit und Nützlichkeit vorhanden ist. Die Denkkräfte offenbaren den Einen. Gedanken können Form und Leben miteinander vermischen und verschmelzen. Du bist der Eine. Du bist die Form. Du bist die Denkkraft. Wisse das.»

Diese Formel des fünften Strahls hat derzeit eine ausserordentliche Wirkungskraft und sollte oft, aber mit Vorsicht, von denen benützt werden, die in diesem Strom göttlicher Energie stehen. Sie hat äusserst stark integrierende Eigenschaften. Doch muss die Person, die sie anwendet, sorgfältig darauf achten und sich in Gedanken vorstellen, dass die durch die Anwendung dieser Formel in Bewegung gesetzte Energie gleichmässig und einheitlich verteilt wird, so dass die drei Aspekte der spirituellen Wesenheit - das Denkvermögen, der Eine, der es benützt (das höhere Selbst) und die Formnatur - in gleicher Weise angeregt werden. Was besagt dies? Wenn z.B. die gesamte verfügbare Seelen-Energie in die niedere Natur des physischen Menschen hineingetrieben würde, so könnte dies die Zerschmetterung der körperlichen Form zur Folge haben, so dass der Betreffende für Dienstleistungen nicht mehr zur Verfügung stünde. Wenn andererseits die ganze Energie in den offenen Kelch der Astralnatur strömen würde, so könnte dies nur dazu dienen, die Verblendung zu erhöhen und Fanatismus zu erzeugen.

1. Der niedere psychische Mensch mit seinem physischen und [370] astralen System muss einen ausgeglichenen Kraftanteil erhalten.

2. Das Denkvermögen muss seinen Anteil an erhellender Energie bekommen.

3. Ein dritter Teil dieser Energie muss innerhalb der Seelennatur zurückgehalten werden, um so die beiden anderen Anteile im Gleichgewicht zu halten.

Hier wiederholt sich das, was die Monade erlebt, wenn sie in Manifestation kommt. Die Monade hält nämlich einen gewissen Anteil an Energie in sich zurück, sie sendet Energie aus, die sich in jenem Energiezentrum verankert, das wir eine Seele nennen. Weitere Energie wird auf dem Wege über die Seele ausgesandt, um ein menschliches Wesen zu erzeugen, - das ein Ausdrucksmittel der Seele auf der physischen Ebene ist, genau so, wie die Seele ein Ausdrucksmittel der Monade auf der Mentalebene ist; alle beide sind Ausdrucksmittel der einen Monade.

Die Anwendung dieser Formel, die schliesslich eine endgültige Beziehung zwischen Seele und den verschiedenen Formaspekten herstellt, bringt die erforderliche Gleichschaltung zustande und ruft (wie in den früher geschilderten Fällen) eine Krise hervor. Diese Hauptkrise verursacht im Bewusstsein der Persönlichkeit zwei kleinere Krisen:

1. Durch die eine Krise wird Gleichgewicht erlangt und das erreicht, was man einen «ausgeglichenen Gesichtspunkt» nennen könnte. Dieses ausgeglichene «Sehen» (oder Betrachten) verursacht grosse Schwierigkeiten und führt zu einem «Leben, in dem Freude und Wünsche aufhören». Das ist für den Jünger keine angenehme Erfahrung. Es macht das Leben trocken und uninteressant und verleiht ein Gefühl etwas verloren zu haben. Es bedarf weiser Behandlung und Anpassung, und oft vergeht viel Zeit, bis der Jünger sich auf der anderen Seite der Erfahrung wieder findet.

2. Dieser ausgeglichene Zustand, in dem das Nicht-Selbst (der Formaspekt) und das Selbst (der Lebensaspekt) mit Hilfe der [371] Unterscheidungskraft des Denkvermögens so gesehen werden, wie sie dem innersten Wesen nach sind, führt schliesslich zu einer Krise, in welcher der Jünger eine Wahl zu treffen hat. Damit kommt er zur Hauptaufgabe seines Lebens. Diese besteht darin, sich von der Herrschaft der Formerfahrung freizumachen und sich für die grosse Bewusstseinserweiterung der Einweihung bewusst, schnell, entschieden und zielbewusst vorzubereiten.

Wenn die zweifache Krise vorüber ist und alles richtig gehandhabt wurde, was durch sie ausgelöst worden war, dann bricht das Licht durch; dadurch werden die Beziehungen zwischen Form und Seele offenbar. Diese beiden werden dann in einem nie zuvor erfassten Sinn als identisch erkannt, und ihre Beziehung zu einander erscheint in einem ganz anderen Licht als das theoretische Verhältnis, wie es in der üblichen okkulten und religiösen Arbeit hingestellt wird. Es ist klar, dass dadurch eine neue Wechselbeziehung und eine neue Art von Integration möglich wird. Die Denkweise des fünften Strahls mit ihren kritischen, analytischen und allzustark differenzierenden Tendenzen kann sich dann zu jener Geistesverfassung entwickeln, die man im Mittelalter «gesunden Menschenverstand» zu nennen pflegte.

Wenn all das so kommt, dann sind «Form» und «Leben» in der Tat eine organische Einheit. Der Jünger benützt dann seinen Körper nach Belieben als Werkzeug der Seele, um Gottes Pläne durchzuführen. Diese Pläne sind in voller Übereinstimmung mit dem Vorhaben der Hierarchie. Wir haben jetzt fünf Kennworte für Jünger auf den fünf Strahlen:

Erster Strahl                        Inklusivität.

Zweiter Strahl                      Zentralisierung.

Dritter Strahl                        Stillsein.

Vierter Strahl                        Standhaftigkeit.

Fünfter Strahl                       Loslösung.
 

Sechster Strahl

«Ich sehe eine Vision. Sie befriedigt das Verlangen; sie nährt und stimuliert ihr weiteres Anwachsen. Ich lege mein Leben auf den Altar des Begehrens - all das was ich sehe und fühle, was mich [372] anzieht und meine Bedürfnisse befriedigt - Bedürfnisse nach materiellen Dingen, nach dem, was die Gefühle nährt, was mein Denken befriedigt, was mein Verlangen nach Wahrheit und nach Dienstleistungen stillt und mich das Ziel erschauen lässt. Es ist die Vision, die ich sehe, der Traum, den ich träume, die Wahrheit, die ich festhalte, die tätige Form, die meine Bedürfnisse befriedigt, das, was ich erfasse und begreife. Meine Wahrheit, mein Frieden, mein befriedigtes Verlangen, mein Traum, meine Vision von der Wirklichkeit, mein engbegrenztes Ideal, mein beschränkter Begriff von Gott; - für alles dieses ringe und kämpfe ich und gebe mein Leben hin.»

Immer muss Liebe zur Wahrheit vorhanden sein. Verlangen und Aspiration, alles was nach materiellen Dingen strebt oder was sich aufschwingt zur Vision der Wirklichkeit, das muss stets seine Befriedigung finden. Dafür arbeiten die Menschen, treiben sich selbst an und ermüden andere. Sie haben die Wahrheit gern, in der Form, wie sie auslegen; sie lieben die Vision und den Traum, und sie vergessen, dass die Wahrheit durch das Denken eingeengt, gemindert wird, denn es ist beschränkt und starr, einseitig und nicht allumfassend; sie übersehen, dass die Vision nur den äusseren Rand des Mysteriums berührt und die Wirklichkeit verschleiert und verbirgt.

Das Wort geht aus von der Seele zur Form: «Renne doch nicht sogleich in einer Richtung. Der Pfad, auf dem du eilst, führt zum äusseren Kreis von Gottes Leben; die Richtung führt hinaus zu dem äusseren Rand. Bleibe im Mittelpunkt. Blicke nach allen Seiten. Gib dein Leben nicht für äussere Formen. Vergiss Gott nicht, der hinter der Vision lebt. Habe mehr Liebe für deine Mitmenschen.»

Der Jünger des sechsten Strahls hat vor allem die schwierige Aufgabe, sich von seiner Vision zu distanzieren, seine so angebetete Wahrheit, seine geliebten Ideale aufzugeben und von der Einbildung loszukommen, er sei ein hingebungsvoller Anhänger und Jünger, der seinem Meister, wenn es sein muss, bis in den Tod folgt, der aus lauter Liebe zur Form sich und seine Gefährten zwingt, sich für das einzusetzen, was ihm vorschwebt.

Wir müssen feststellen, dass diesem Menschen die umfassende Liebe des Jüngers vom zweiten Strahl mangelt, welche die Gottes-Liebe widerspiegelt. Er ist ständig mit sich selbst beschäftigt, mit seiner Arbeit, seinem Opfer, seinen Aufgaben, seinen Ideen und seinen Unternehmungen. Er, der Eiferer, verliert sich gänzlich in seinem Enthusiasmus. Er, der Idealist, wird von seiner Idee vorwärtsgetrieben. Er, der Anhänger, läuft blindlings hinter seinem Meister, dem erkorenen Ideal her; er verliert sich in einem Chaos ungezügelter [373] Aspirationen und in der Fata Morgana seiner eigenen Gedanken. Merkwürdigerweise besteht eine nahe Beziehung zwischen dem dritten und sechsten Strahl, ähnlich wie die zwischen dem ersten und zweiten Strahl, und wie die zwischen dem zweiten und vierten Strahl. Der vierte, fünfte, sechste und siebte Strahl haben untereinander keine solche Parallele. 1+1 macht 2, 2+2 macht 4, 3 plus 3 ist 6. Zwischen diesen Strahlpaaren fliesst eine besondere Energie, welche die Beachtung jener Jünger verdient, die sich dieser Beziehungen bewusst werden. Diese Beziehung und wechselseitige Beeinflussung wird erst auf einer verhältnismässig hohen Entwicklungsstufe wirksam.

Das Problem des Aspiranten vom sechsten Strahl besteht daher darin, sich von der Knechtschaft der Form (nicht von der Form an sich) freizumachen und ruhig und still im Zentrum zu verharren, genau so, wie es der Jünger des dritten Strahls lernen muss. Dort gewinnt er die Weite der visionären Schau und den Sinn für die richtige Grössenordnung. Diese beiden Eigenschaften fehlen ihm so lange, bis er im Zentrum festen Fuss fassen und dort alle erschauten Bilder, alle Wahrheitsformen, alle Träume über die Wirklichkeit in Übereinstimmung bringen kann, um hinter allem - Gott und seine Mitmenschen zu finden. Dann, und nur dann, kann ihm die Mitarbeit am Plan anvertraut werden.

Die Gleichschaltung, die durch dieses «friedvolle Stillestehen» bewirkt wird, ruft begreiflicherweise eine Krise hervor, mit welcher der Aspirant meistens sehr schwer fertig wird. Es ist eine Krise, die ihn scheinbar von Antrieben, Motiven, Empfindungseindrücken, von der Wertschätzung seitens seiner Mitmenschen und von jedem Lebenszweck entblösst. Die fixe Idee, stets auf «meine Wahrheit, meinen Meister, meine Idee, meinen Weg» zu pochen, verlässt ihn nun, aber es ist noch nichts anderes an deren Stelle getreten. Da er auf dem sechsten Strahl und demzufolge mit dem psychischen Leben der Astralwelt, der sechsten Ebene, verkettet ist, ist er besonders empfänglich für seine eigenen inneren Reaktionen und für die Ideen anderer, sofern dies ihn und seine Wahrheiten betrifft. Er kommt sich vor wie ein Narr und nimmt an, dass andere von ihm dasselbe denken. Die Krise ist daher ernst, denn sie muss eine völlig neue Anpassung des höheren, unpersönlichen Selbstes an das niedere, persönliche Selbst zustande bringen. Sein Fanatismus, seine Hingabe, sein wildes - sich und andere - Antreiben, seine vergeudete [374] Mühe und sein mangelndes Verständnis für die Gesichtspunkte anderer - alles das ist nun dahin, aber es ist noch nichts anderes an dessen Stelle getreten. Ohnmacht erfüllt ihn, und seine Welt schwankt unter seinen Füssen. Er soll still im Zentrum verharren, seine Augen auf die Seele richten und für eine kurze Zeit seine Tätigkeit einstellen, bis das Licht einströmt.

An dieser Stelle sei erwähnt, dass der Meister Jesus, als er am Kreuze hing, den Höhepunkt dieser Krise erlebte, wenngleich auf einer viel höheren Windung der Spirale, als es einem Jünger möglich ist. Obwohl er mit Gott und allen Gotteskindern in Harmonie war, kam das ganze Dilemma der Weltjünger und die seelische Pein! dieses Dilemma mit astraler Bewusstheit zu erkennen, über ihn, und er brach in die qualvollen Worte aus «Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?»

Wenn jedoch der Jünger angesichts seiner Ohnmacht standhaft bleibt, wenn er sich dem Leben im Mittelpunkt unterwirft, und wenn er dort gelassen und still, doch in wachsamer Bereitschaft verharrt, dann strömt das Licht herein und offenbart ihm alles, was er wissen muss. Er lernt das Haupterfordernis, die allesumfassende Liebe, und er gibt die enge, einseitige Einstellung auf, die er bisher als Liebe angesehen hatte. Dann sind ihm alle Visionen willkommen, die seine Mitbrüder aufrichten und trösten können; er begrüsst alle Wahrheiten, wenn sie anderen Denkern eine Offenbarung vermitteln; er lässt alle Träume gelten, wenn sie seine Mitmenschen anregen und ermutigen können. Er nimmt an all dem teil, doch behält er sein Gleichgewicht im Zentrum.

So kann nun die wesentliche Integration dieses Menschen in seine Gruppe stattfinden.

Das Problem des Jüngers auf diesem Strahl ist dadurch sehr erschwert, dass der sechste Strahl so viele Jahrhunderte lang der herrschende Strahl war; erst jetzt verliert er seine Wirksamkeit. Deshalb sind die idealistischen, fanatischen Gedankenformen, die [375] von den Enthusiasten dieses Strahls geschaffen wurden, so kraftvoll und so dauerhaft. Die heutige Welt ist in fanatischer Weise idealistisch eingestellt, und das ist eine der Ursachen der gegenwärtigen Weltsituation. Für den einseitig eingestellten Idealisten ist es schwer, sich von dem herrschenden Einfluss freizumachen, denn die dafür aufgewendete Energie stärke wieder den alten Enthusiasmus, von dem er loskommen möchte. Wenn er indessen die Tatsache erfassen kann, dass Hingabe, die sich durch das Mittel der Persönlichkeit manifestiert, Fanatismus erzeugt, und dass Fanatismus - oft von guten Idealen angespornt - separatistisch und häufig grausam ist, dass aber hierbei die vor Augen liegende Wirklichkeit übersehen wird, weil er einer selbstgeschaffenen Wahrheitsschau nachläuft, dann wird der Jünger vorwärts kommen und sein Problem lösen. Wenn er dann erkennen kann, dass Devotion eine Seelenäusserung aus Liebe, Allumfassung und Verstehen ist, dann wird er schliesslich lernen, sich von dem Idealismus anderer und von seinem eigenen freizumachen und mit dem Idealismus der Hierarchie übereinzustimmen, der die liebende Durchführung des Planes Gottes darstellt. Dieser Idealismus ist frei von Hass, frei von besonderer Betonung eines Aspektes oder eines Teiles, und er wird durch kein Zeitgefühl eingeengt und behindert.

Siebter Strahl

«Ich trachte die beiden zusammenzubringen. Der Plan ist in meinen Händen. Wie soll ich arbeiten? Worauf soll ich den Nachdruck legen? In weiter Ferne steht der Eine, der IST. Form, Tätigkeit, Substanz und Wunschverlangen sind bei der Hand. Kann ich diese in Verbindung bringen und auf diese Weise eine Form für Gott bilden? Wohin soll ich meine Gedanken, meine Kräfte aussenden, das Wort, das ich sprechen kann?»

«Ich, der Arbeiter im Bereich der Magie, stehe im Mittelpunkt. Ich kenne einige Regeln, einige magische Kontrollformeln, einige Machtworte, einige Kraftströme, die ich handhaben kann. Was soll ich tun? Es ist Gefahr vorhanden. Die von mir übernommene Aufgabe ist nicht leicht, aber ich liebe Macht. Es gefällt mir Formen entstehen zu sehen, die durch mein Denkvermögen erschaffen wurden, die ihre Arbeit tun, den Plan erfüllen und wieder verschwinden. Ich kann erschaffen. Ich kenne die Riten des Tempels des Herrn. Wie soll ich arbeiten?»

«Liebe nicht das Werk. Lass die Liebe für Gottes ewigen Plan dein Leben, deine Gedanken, deine Hand und dein Auge leiten. Arbeite dafür, dass der Plan und das Ziel eins werden und eine dauernde Stätte auf Erden finden. Arbeite mit am Plan; richte [376] dein Augenmerk auf den Anteil in dem grossen Werk, der dir gegeben ist.»

Das Wort geht aus von der Seele zur Form: «Bleibe im Zentrum des Pentagramms (des fünfzackigen Sterns), das auf der hohen Stätte im Osten leuchtet, inmitten des Lichts, das ewig scheint. Von jenem erleuchteten Zentrum aus sollst du arbeiten. Verlasse das Pentagramm nicht. Bleibe fest in dessen Mitte stehen. Ziehe dann eine Linie von allem, was ausserhalb des Pentagramms ist, zu dem, was sich innerhalb dessen befindet, und siehe wie der Plan Form annimmt.»

Es ist nicht möglich, mehr als diese Andeutungen zu geben. Dieser grosse und machtvolle Strahl kommt jetzt zur Wirksamkeit und bringt dem Menschen neue Energien von solcher Stärke, dass die heutigen Jünger bedachtsam handeln und vorgehen müssen. Sie hantieren buchstäblich mit Feuer. Die Kinder, die jetzt zur Inkarnation kommen, werden einmal ungefährdeter und richtiger mit diesen neuen Wirkungskräften umgehen können. In der Zwischenzeit bleibt noch viel zu tun übrig. Die Jünger des siebten Strahls können über die gegebene Formel nachsinnen und sie auf ihre eigene Art auslegen. Sie müssen sich vor allem bemühen, ihren Standort im Osten, innerhalb des schützenden Pentagramms einzunehmen. Wenn der Jünger vom siebten Strahl die Aufgabe erkennt, die durchgeführt werden soll, und sich darüber im klaren ist, auf welche Art die Arbeit gemäss dem siebten Strahl zu leisten ist, und wenn er die Tatsache würdigt, dass diese Formen auf Erden gerade durch magisches Wirken geschaffen werden müssen, damit sie den Geist Gottes zum Ausdruck bringen (was in unseren Tagen die Bildung ganz neuer Formen erheischt), dann wird er sich als Sachwalter und Mittler betrachten, der mitten im Bauprozess steht und die ihm zugeteilte Aufgabe erfüllt. Wenn dies richtig begriffen und gründlich durchdacht ist, wird es Gleichschaltung bewirken. Wenn diese Gleichschaltung erreicht ist, dann möge der Jünger daran denken, dass dies einen enormen Kraftzustrom bedeutet; Energien strömen aus den beiden in Übereinstimmung gebrachten Stellen, aus beiden Richtungen ein und treffen bei ihm zusammen, der seinen Standpunkt [377] mittwegs hat. Über diese Wahrheit sollte man tief nachdenken, denn gerade diese Tatsache ruft die Krise des siebten Strahls hervor. Es wird klar werden, was diese Krise bedeutet. Wenn der betreffende Mensch materialistisch eingestellt, egoistisch, ehrgeizig und lieblos ist, dann wird die einströmende Energie seine Persönlichkeit erregen und anspornen; er wird augenblicklich mit all seinen Trieben, mit seiner psychischen und intellektuellen Natur in einen heftigen Kampf geraten. Wenn alle drei Bereiche stimuliert werden, wird der Jünger häufig eine Zeitlang aus dem Zentrum gebracht und in einen Wirbel magischer Aktionen niederen Grades, wie sexuelle Magie und mancherlei Formen schwarzer Magie getrieben. Er ist von der Schönheit seiner Motive geblendet und wird von der erlangten Kraftfülle seiner Persönlichkeit irregeführt.

Wenn er jedoch vor der Gefahr gewarnt ist und weiss, was sich ereignen kann, dann wird er standhaft im Zentrum des mystischen Pentagrammes ausharren und dort so lange dulden und leiden, bis das Licht im Osten aufsteigt und seine Dunkelheit überstrahlt, da er sich noch immer in der Wegmitte befindet. Dann kommt es zur Enthüllung des Planes, denn das muss für einen Jünger des siebten Strahls immer die treibende Kraft sein. Er arbeitet auf Erden, dem äusseren Bereich der Manifestation und baut jene Formen auf, durch welche der göttliche Wille zum Ausdruck kommen kann. Auf religiösem Gebiet arbeitet er mit Jüngern des zweiten und sechsten Strahls zusammen. Im Bereich der Staatsführung bemüht er sich, jene Formen, Methoden und Wege zu finden, die dem ersten Strahl Möglichkeit geben, sich auszuwirken. Im Geschäfts- und Wirtschaftsleben arbeitet er mit den Energien des dritten Strahls und mit jenen Personen zusammen, die den Plan verwirklichen. Im Bereich der Wissenschaft unterstützt und fördert er den Schaffenden des fünften Strahls. Bauen und Erschaffen sind seine Wesensäusserungen, denn er bringt Gottes Plan in sichtbare Manifestation. Er macht jedoch mit sich selber den Anfang und ist bestrebt, in seiner eigenen Umgebung und irdischen Situation den Plan seiner Seele zum Ausdruck zu bringen. Solange er das nicht kann, ist er ausserstande, im Osten innerhalb des Pentagramms zu stehen und zu verharren.

In einer okkulten Schrift heisst es: «Das Pentagramm ist offen und [378] eine Stätte der Gefahr, wenn der Jünger in seinem eigenen Leben keine Ordnung kennt, und wenn er sich das Ritual der Seele nicht auferlegt und ihrem Rhythmus nicht gehorcht. Das Pentagramm ist geschlossen, wenn die Ordnung hergestellt ist und wenn das Ritual des inneren Meisters auferlegt wurde.» Die Darstellung fährt dann fort und es heisst: «Wenn ein Jünger durch das offene Pentagramm eintritt, so stirbt er. Wenn er ins geschlossene Pentagramm hineinkommt, dann lebt er. Verwandelt er das Pentagramm in einen Ring von Feuer, dann dient er dem Plan.»

b) Die Methoden der Verschmelzung und der Dualität.

Wir kommen nun zur Besprechung einer sehr praktischen Frage! welche die Weltjünger angeht, und ich möchte diese Sache schlicht und unkompliziert darstellen. Das Thema, das wir studieren wollen, betrifft die Methode der Verschmelzung, die mit Naturnotwendigkeit den Persönlichkeitsstrahl zur Vorherrschaft bringt. Nach einem ersten Überblick vollen wir kurz die Methode der Dualität besprechen. Diese Kürze in der Darstellung ist notwendig, weil nur Jünger mit einiger Erfahrung und Eingeweihte wirklich die Dinge verstehen werden, von denen ich spreche. Eine ausführliche Betrachtung der Dualitäts-Methode würde den Zweck haben, die Beziehung zu erläutern, die zwischen diesen beiden Strahlen manifestierender Energie bestehen sollte, die das sichtbare Wesen aus machen, das wir «Mensch» nennen. Daher wird es der Leser begreiflich finden, dass ich diese verwickelten Themen nur in der einfachsten Art und Weise behandeln kann. Unsere Ausführungen über die Integrations-Methoden waren zweifellos schwer verständlich und verhüllt in einer gänzlich symbolischen Sprache. Wir besprachen die Beziehungen, welche die fünf Strahlen zu einander haben: der Persönlichkeits- und Seelenstrahl sowie die drei Strahlen der Persönlichkeitsträger (bevor sie zu einer wirksamen, organischen Einheit geworden sind).

Es könnte hier nützlich sein, darauf hinzuweisen, dass die drei Worte: Integration, Fusion (Verschmelzung) und Dualität etwas völlig anderes besagen, wenn sie auf die Endstation der Evolution [379] bezogen werden. Man könnte zunächst folgendes sagen:

1. Die siebenfache Integrations-Methode kommt auf dem Bewährungspfad zur Anwendung.

2. Die Methode der Fusion wird auf dem Pfad der Jüngerschaft angewandt.

3. Die Methode der Dualität ist für den Pfad der Einweihung bestimmt.

Ich benütze diese drei Ausdrücke hier mit einer Einschränkung, nämlich nur in Beziehung zur sogenannten arischen Rasse oder besser gesagt zum arischen Bewusstsein. Dieses Bewusstsein bekundet sich nämlich als Denkkraft und Persönlichkeitskraft. Es ist auf einer gewissen Stufe in jedem Menschen und in jeder Rasse vorhanden. Man muss sich darüber klar sein, dass ich das Wort «arisch» nicht sinngleich mit «nordisch» gebrauche, sondern dass ich damit das intellektuelle Ziel der Menschheit beschreibe. Unsere westliche Zivilisation ist im Anfangsstadium des arischen Bewusstseins, doch haben einzelne Menschen zu allen Zeiten und in allen Rassen dieses Bewusstsein bekundet. Alle Menschen werden einmal in den Zustand arischen Bewusstseins hineinwachsen.

Unter der hier gemeinten Integration ist zu verstehen, dass fünf verschiedene Energiearten zusammengebracht werden und sodann einen einzigen Tätigkeitsbereich bilden:

1. Physische und Gefühls-Energie (also 2 Energien) werden zueinander gebracht und bilden schliesslich eine einheitliche Kraft.

2. Physische, Gefühls- und mentale Energie (3) kommen dann miteinander in Verbindung. Es entsteht ein einziger, mächtiger Kraftwirbel, der am Ende so in Übereinstimmung gebracht und vereinheitlicht wird, dass wir die vereinte Wesensäusserung Persönlichkeit (4) nennen. Im Lauf der Zeit wird aus [380] diesem Aggregat eine klar erkannte Wirkungskraft, und damit ist der vierfältige niedere Mensch vollständig.

3. Diese vier Energie-Arten werden dann mit dem Ego (der Seele) in Verbindung gebracht. Damit kommt ein anderer, höherer Energietypus zur Wirkung, und so integrieren, vereinigen sich und verschmelzen diese (5) Energien.

Wenn diese fünf Energien in der richtigen Weise miteinander verbunden sind, schaffen sie ein einziges aktives Kraftzentrum, durch das sich die Monade betätigen kann. Das Wort Monade bezeichnet hier die erste Differenzierung des Einen Lebens (wenn man einen solch paradoxen Ausdruck anwenden kann). Dieser Ausdruck ist nur vom Standpunkt des persönlichen Selbstes aus erlaubt, das noch begrenzt und im «Ich»-Bewusstsein eingekerkert ist.

Die Fusions-Methode betrifft die Herbeiführung eines engen Zusammenwirkens der obengenannten fünf Energieaspekte, die sich zur gegebenen Zeit in eine Einheit integriert haben. Es ist in Wirklichkeit eine Fusion der vier «Kräfte» mit der einen «Energie». Diese Verschmelzung bewirkt folgendes:

1. Eine Aktivität der Persönlichkeit, wenn - als Ergebnis der Integrations-Methode -

a) eine Reaktionsfähigkeit und eine Wechselwirkung zwischen den drei Teilen des niederen Menschen besteht;

b) die dominierende Eigenart des niederen Menschen allmählich hervortritt, die zur gegebenen Zeit erkennen lassen wird, auf welchem Strahl sich die Persönlichkeit befindet;

c) die höheren Aspekte des Persönlichkeitsstrahls wirksam zum Ausdruck kommen. Wenn dies der Fall ist, treten grosse Charakterschönheit und kraftvolles Wesen in Erscheinung.

2. Allmählich werden die Qualitäten der Persönlichkeits-Energie in seelische Qualitäten umgewandelt. Dann ist die Fusion der beiden Energien - Seele und Körper - vollendet.

Diese Fusions-Methode wäre für den Leser besser verständlich, [381] wenn man sie Umwandlungs-Methode nennen würde. Das ist jedoch nicht angängig, weil die hier gemeinte Umwandlung nichts zu tun hat mit einer Umwandlung schlechter Eigenschaften in gute, oder schlimmer Charakterzüge in bessere. (Das hätte unbedingt schon während der Bewährungszeit geschehen müssen). Hier handelt es sich um die Umwandlung der höheren Persönlichkeits-Aspekte in die der Seele. Wenn dieser Umbildungs-Prozess ziemlich weit fortgeschritten und zufriedenstellend verlaufen ist, dann kommt die Methode der Dualität zur Anwendung. Diese Dualität ist gänzlich verschieden von den Gegensätzen, die wir als höheres und niederes Selbst charakterisieren. Gemeint ist eine Dualität, die auf dem Pfad der Einweihung von jenen benützt oder verwertet wird, die das Empfinden eines Sonderseins nicht mehr kennen. Die umgewandelten und geläuterten Qualitäten und Attribute der Persönlichkeit werden von dem Eingeweihten für den Dienst in den drei Welten und zur Förderung des Planes nutzbar gemacht. Die seelischen Energien werden nur dann eingesetzt, wenn dies für das Wohl der Gruppe notwendig ist, und dann auch nur innerhalb der Grenzen des Reiches Gottes. Das letztere ist wiederum ein paradoxer Ausdruck, der nur vom Standpunkt des Bewusstseins des kleineren Denkvermögens sinnvoll ist.

Es ist demnach ersichtlich, dass wir es hier mit relativ hohen Stufen menschlicher Entwicklung zu tun haben. Was ich jetzt zu sagen habe, wird in höchst vereinfachten Sätzen Wahrheiten verhüllen, die nur zwei Gruppen von Aspiranten verstehen werden:

1. Angenommene Jünger, die den Sinn und die Bedeutung der Fusions-Methode begreifen können.

2. Eingeweihte, die von der Dualitäts-Methode Gebrauch machen.

Man muss sich darüber klar sein, dass wir es hier mit der uranfänglichen Dualität von Geist und Materie, und nicht mit der nächstfolgenden Dualität von Seele und Körper zu tun haben. Dieser Punkt ist von grösster Bedeutung und verdient sorgfältige Beachtung.

Der Mensch, der die Verschmelzungs-Methode anzuwenden [382] sucht, ist der Jünger, der sich der Macht der Persönlichkeit bewusst ist, weil seine Denkkraft die emotionelle Gefühlsnatur zu beherrschen beginnt, genau so, wie die emotionelle Natur seit langen Zeiten seine physischen Körper beherrscht hat. Gewissen fortgeschrittenen Menschen wird die Anwendung des Denkens zur «zweiten Natur»; auf dieser Stufe tritt es fast automatisch in Wirksamkeit. Das hat zur Folge, dass die Integration der drei Energien rasche Fortschritte macht. Gleichzeitig strebt der Mensch deutlich nach Seelen-Kontakt und nach seelischem Wissen, und es kommt oft vor, dass das Denken (wenn es der massgebliche Faktor der Persönlichkeit ist) plötzlich und dynamisch unter die Herrschaft der Seele kommt.

Das erklärt die grossen Schwierigkeiten im Leben jedes Jüngers während dieses Stadiums. Mehrere Prozesse spielen sich gleichzeitig ab:

1. Das Denken tritt immer stärker in den Vordergrund, es wird zunehmend klarer und brauchbarer.

2. Die drei Aspekte der niederen Natur arbeiten allezeit in enger Gemeinschaft, und jeder einzelne nimmt gleichzeitig an Kraftfülle zu.

3. Der Persönlichkeitsstrahl macht sich bemerkbar, und im selben Masse wächst die Kraft, sich in seiner Umgebung auszuwirken.

4. Dann und wann stösst der Seelenstrahl vor, und diese Stosswelle verursacht in den Anfangsstadien jene schwierigen Verwicklungen und Unruhen, die gewöhnlich sehr quälend sind.

Auf dieser Stufe kann daher die Methode der Fusion mit Nutzen angewandt werden, doch bleibt die klar erkannte Lauterkeit der Motive erhalten. Als richtig verstandene Motive gelten:

1. Das Motiv der Seelenherrschaft. Dieses Ziel muss in Fleisch und Blut übergegangen sein. Es muss ein lebendiger Widerhall auf den deutlich empfundenen Ruf der Seele sein.

2. Das Motiv, Dienste zu tun. Es resultiert aus dem Gefühl und [383] der Erkenntnis, dass die Menschheit in Not ist.

3. Das Motiv, am grossen Plan mitzuarbeiten. Dies resultiert aus der verständnisvollen Würdigung, dass ein Plan existiert und was er bezweckt. Damit sind wir wieder auf unsere drei Haupt-Themen zurückgekommen: Seelenherrschaft, Dienst und der Plan.

Man könnte daher meinen, dass diese Fusions-Methode auch siebenfach sei (so, wie die Integrations-Methode), doch dem ist nicht so. Es handelt sich um eine dreifache Methode, die auf der Tatsache fusst, dass letztlich alle Seelen in drei Hauptgruppen geteilt sind. (Das ist wieder so eine paradoxe Ausdrucksweise, wenn man über Seelen spricht; aber man muss das in Kauf nehmen, solange sich unsere modernen Sprachen als unzulänglich erweisen, den Erfordernissen der Seelenwissenschaft Genüge zu leisten). Die Aufteilung der Seelen in drei Gruppen ergibt sich aus den Haupteigenschaften des ersten, zweiten und dritten Strahls. Leben, das Eine Grosse Leben, manifestiert sich durch diese drei Haupteigenschaften, die ihrem Wesen nach Wille, Liebe und Intelligenz sind, und die den siebenfachen Erscheinungsformen ihr Gepräge geben.

Die Fusions-Methode mobilisiert diese drei Qualitäten in bezug auf die Seele, den Dienst und den Plan. Gleichzeitig wird dadurch das Denkvermögen erleuchtet, so dass die Seele und das Reich Gottes enthüllt werden. Ferner empfängt der emotionelle Gefühlskörper (der Astralkörper) mehr schöpferische und dynamische Vorstellungskraft, wodurch die Verbundenheit (der innere Zusammenhang) und die Verantwortlichkeit offenbar werden. Und endlich bringt diese Fusions-Methode auf dem Weg über das Gehirn Inspiration in den Körper, ins physische Leben, so dass die jeweils vorhandene Leistungsfähigkeit, am Plan verständnisvoll mitzuarbeiten, klar erkannt wird. Wir haben es also mit einer Methode zu tun, die dreierlei mit sich bringt:

1. Erleuchtung - durch Hervorrufung des Willens, des ersten [384] Aspekts der Göttlichkeit.

2. Vorstellungskraft - durch Erweckung der Liebe, des zweiten Aspekts, oder der Fähigkeit, auf die Weltseele in allen Formen zu reagieren.

3. Inspiration - durch Erweckung der Intelligenz, des dritten Aspekts.

Wenn wir diese drei Prinzipien sorgfältig studieren, erkennen wir, dass durch den angedeuteten Prozess der höhere Aspekt des persönlichen Selbstes, das Denkvermögen, zum tiefsten Kontaktpunkt und in die Kontrolle des physischen Körpers gebracht wird; wir werden sehen, dass durch diesen Prozess die Seele zur bewussten Herrschaft über den astralen Wunsch- und Gefühlskörper kommt, und dass der Willensaspekt (der höchste Aspekt der Göttlichkeit) zum Herrscher über das Denkvermögen wird.

Beim Studium dieser Fusions-Methode werden wir daher zweierlei im Auge behalten: Erstens, dass sie eine dreifache Methode ist, die von den Eigenschaften des ersten, zweiten und dritten Strahls bedingt und gestaltet wird. Zweitens, dass diese Methode - ganz gleich um welchen der drei Strahlen es sich handelt - Erleuchtung bringt, weil der Aspekt des Willens aufgerufen wird. Jetzt werden die Esoteriker erkennen, wie wichtig die Unterweisung über das Zentrum am Ende der Wirbelsäule ist. Dieses Zentrum wird durch einen Willensakt erweckt, also tatsächlich durch das Denkvermögen, indem es sich unter dem Einfluss des spirituellen Menschen, durch das Medium des Gehirns, kraftvoll betätigt.

Wir können weiter schliessen, dass durch diese Methode die Vorstellungsgabe derart angeregt wird, dass in zunehmendem Masse universale und allumfassende Liebe zum Ausdruck kommt, und dass das Herzzentrum sehr stark beeinflusst und zur vollen Wirksamkeit gebracht wird. Zum dritten können wir folgern, dass das spirituelle Leben des Jüngers, das sich ja in der Umwelt auswirkt, durch den vollen und bewussten Gebrauch der Intelligenz inspiriert und schöpferisch wird. Dadurch wird die Tätigkeit des Kehlzentrums vervollkommnet. Auf diese Weise kommen die drei Hauptzentren, die auf dem Pfad der Jüngerschaft erweckt werden, in volle, gleichmässige [385] und kontrollierte Funktion. Auf dem Pfad der Einweihung wird, als Ergebnis der vom Eingeweihten angewandten Dualitäts-Methode, das Erwachen und die ausgebildete Wirksamkeit der beiden Kopfzentren vollendet. Das eine Kopfzentrum, der tausendblättrige Lotos, ist ein Abbild des Geistes oder des Lebensaspekts; das andere Kopfzentrum, das Ajnazentrum, symbolisiert die Materie oder den Form-Aspekt. So wird das Werk durch die Evolution, auf dem Bewährungspfad und durch die Jüngerschaft vorangebracht und schliesslich auf dem Pfad der Einweihung vollendet. Wer die Strahlen versteht, dem eröffnet sich die Möglichkeit, nach einem neuen System die Zentren oder Chakras zu erwecken. Aber dieses System betrifft nur das Erwecken der innersten Region des Kraftlotos. Die in orientalischen und theosophischen Büchern gegebene Unterweisung bezieht sich in erster Linie auf das Erwecken der Zentren und deren rechte Beziehung zueinander, u. zw. während der Bewährungszeit des Aspiranten. Das, was ich hier aufgezeigt habe, ist bisher noch niemals so deutlich veröffentlicht worden; diese Unterweisung ist bis jetzt nur mündlich gegeben worden. Die äussere Hälfte des Zentrums - also die Hälfte der Lotosblätter - wird auf dem Bewährungspfad in grössere Tätigkeit versetzt. Die andere Hälfte kommt erst auf dem Pfad der Jüngerschaft in stärkere Schwingung; aber das Lotoszentrum wird erst dann intensiviert (obgleich das Eine Leben sowohl Seele wie Körper beherrscht), wenn die beiden folgenden Methoden der Verschmelzung und der Dualität erfolgreich durchgeführt wurden.

Hier erheben sich einige Fragen:

1. Welche Methoden sind es, welche die Verschmelzung auf den drei Hauptstrahlen bewirken?

2. Auf welche Weise entfalten diese Methoden

a) die Erleuchtung des Denkvermögens?

b) die schöpferische [386] Vorstellungskraft des Gefühlskörpers?

c) ein inspiriertes Leben?

Auf einen anderen Punkt soll hier noch hingewiesen werden. Jünger, die sich auf einem der kleineren Strahlen befinden, wenden gleichfalls eine der drei Hauptmethoden an. So benützen Jünger des vierten und sechsten Strahls die Methode des zweiten; Jünger des fünften Strahls verwenden die Methode des ersten Strahls. Interessant ist, dass die Persönlichkeit aller Aspiranten, welche die erste Einweihung mit ihrer grossen Bewusstseinserweiterung noch nicht erlebt haben, sich auf dem dritten Strahl befinden. Dieser Strahl ist - wie das Zentrum des Sonnengeflechts - ein grosser Umschlagplatz für Energien, sozusagen eine Ausgleichsstelle.

Die Methode des ersten Strahls muss also folgende Resultate zeitigen:

1. Der göttliche Wille, dessen Spiegelbild der Denk-Aspekt, und dessen Schatten das physische Gehirn ist, muss erweckt werden. Dadurch wird «Atma», wie es in theosophischen Büchern genannt wird, auf der physischen Erde in wirksame Tätigkeit gebracht. Atma ist die erste Differenzierung des monadischen Lebens, ausgestattet mit einer Qualität, die oft «spiritueller Wille» genannt wird.

2. Die Erweckung dieses Willens bewirkt eine Erleuchtung des Denkvermögens, die sich von der in der gewöhnlichen Meditation erlangten Erleuchtung unterscheidet, worüber in Büchern über Mystik viel geschrieben wurde. Diese letztere Erleuchtung ist ihrem Wesen nach ein Erwecken der Intuition, die dem Denkvermögen die Erleuchtung unmittelbaren Wissens bringt. Die Erleuchtung, die ich hier meine, steht - symbolisch gesprochen - in Beziehung zu dem Bewusstseinszustand des Schöpfers, als er bei der Schöpfung der sichtbaren Welt das grosse Fiat sprach: «Es werde Licht

3. Diese Erleuchtung, die von dem höchsten Aspekt ausgeht, den ein Mensch erfassen kann, folgt einem direkten Durchgangsweg [387] und strömt herab von

a) der Atma Ebene, dem Zentrum spirituellen Willens, der äusserst dynamisch und wirksam ist, aber selten erweckt wird, zu den Willens-Blumenblättern des egoischen Lotos; das habe ich in der Abhandlung über Kosmisches Feuer kurz besprochen. Diese Blumenblätter sind die Widerspiegelung dieses besonderen Energie-Aspektes in der Seele.

b) Von dieser Blätterrunde fliesst die Energie zum Denkkörper,

c) von dort zum Gehirn,

d) vom Gehirn - zur rechten und festgesetzten Zeit - zum Zentrum am Ende der Wirbelsäule, wodurch das Kundalini-Feuer geweckt wird.

Es ist interessant, dass die Jünger des ersten Strahls, welche die Fusions-Methode des ersten Strahls anwenden, schliesslich die charakteristischen Merkmale des zweiten Strahls hervorrufen; Erleuchtung, die verständnisvolle Liebe und harmonisierende Zusammenarbeit bewirkt, ist das Hauptmerkmal. Es ist seltsam genug, dass der Jünger des zweiten Strahls bei richtig angewandter Methode Ergebnisse erzielt, die dem dritten Strahl zugehören, von denen die schöpferische Imaginationskraft die hervorragendste Eigenschaft ist. Der Jünger des dritten Strahls fügt, durch Entwicklung der «Kraft zu inspirieren», seinen eigenen Eigenschaften noch Wirkungskräfte hinzu, die eindeutig dem ersten Strahl zugehören. Alle drei Jünger sind jedoch dem zweiten Strahl und seiner Wesensart unterworfen, der in diesem Sonnensystem die Ausdrucksform Gottes ist.

Die Fusions-Methode bringt den Jünger des zweiten Strahls zu folgenden Ergebnissen: