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3. Einige psychologische Probleme - Teil 2

Wenn einmal die modernen Psychologen das schöpferische Ziel, das der Menschheit gesteckt ist, in vollerem Umfang erfassen und alles daran setzen werden, die schöpferische Vorstellungskraft in einer mehr aufbauenden Weise zu entwickeln und zugleich den steuernden Willen zu schulen, dann wird viel erreicht werden. Wenn diese beiden Faktoren (bemerkenswerte Beweise für das Göttliche im Menschen) untersucht, wissenschaftlich entwickelt und nutzbar gemacht werden, dann werden sich alle Probleme solcher Fälle, wie man sie heutzutage in den Kliniken findet, von selbst lösen. Durch solche praktische Versuche werden wir den Menschen Ziel rascher verstehen lernen. Die psychologische Wissenschaft kann sich mit Bestimmtheit auf die dem Menschen eingeborene Fähigkeit [429] verlassen, die Anwendung schöpferischer Vorstellungskraft und zielstrebiger Absicht zu erlernen, denn man findet sie häufig schon bei Kindern. Zwei Ideale werden in der neuen Erziehung vorherrschen: die Entwicklung der Phantasie und die Schulung der Kinder, eine Wahl zu treffen; diese Schulung soll schon im Kinde das Streben nach einer planvollen Zielsetzung entwickeln. Der Sinn für Phantasie weckt und entfaltet die Vorstellungskraft, die Wahrnehmung des Schönen und die Begriffsbildung über innere Welten. Die Fähigkeit, eine Wahl zu treffen und sich zu fragen: warum, wozu und zu welchem Zweck? wird (wenn sie von Kindheit an verständig gelehrt wird) der Menschheit viel Gutes tun, besonders, wenn schon in den Jugendjahren die sich entfaltende Intelligenz für das allgemeine Weltbild und den Weltenplan interessiert wird. Daher sollten die folgenden Faktoren die Erziehung der Kinder, die jetzt geboren werden, massgeblich bestimmen:

1. der Sinn für Phantasie,

2. der Sinn, eine eigene Wahl zu treffen,

3. der Sinn für den grossen Zusammenhang, und

4. der Sinn für planvolle Zielsetzung.

Phantasie weckt die schöpferische Vorstellungskraft und öffnet der Gefühlsnatur konstruktive Auswege. Die Phantasie sollte indes nicht übers Ziel schiessen, sondern von der Einsicht geleitet sein, wie wichtig die Kraft richtiger Wahl und wie bedeutsam die Erkenntnis höherer Werte ist. Diese Kraft und Erkenntnis lassen sich ihrerseits in selbstloser Weise entwickeln durch gebührende Anerkennung der gegebenen Umwelt, in welcher der Mensch seine Rolle zu spielen hat; demgegenüber wird die ganze Skala von Reaktionen immer mehr von der Erkenntnis bezwungen, dass es eine planvolle Absicht gibt, die sich überall in der Welt auswirkt.

Das sind die grundlegenden Voraussetzungen, die bei den neuen Arbeitsmethoden der Psychologie berücksichtigt werden sollten, sobald die Psychologen bereit sind, die obigen Ideen zu akzeptieren oder sie wenigstens als Grundlage ihrer Versuche zu benutzen.

Dabei wird man die Erfahrung machen, dass jeder problematische [430] Fall ins richtige Geleise gebracht werden kann, da bei einer solchen Behandlung alle angeborenen und brachliegenden Fähigkeiten des Menschen aktiviert, harmonisch integriert und wirksam gemacht werden. Der Vorgang ist stets und unvermeidlich derselbe:

1. Eine Spaltung existiert.

2. Dann wird eine Dualität, entweder subjektiv oder im Wachbewusstsein wahrgenommen.

3. Es folgt eine Periode wilder Unrast mit vergeblichen Anstrengungen und mit Enttäuschungen, die manchmal zu unheilvollen Situationen, nervösen Zusammenbrüchen oder psychischen Störungen führt und in der Regel chaotische und höchst unerwünschte Zustände hervorruft.

4. Wenn die Art der Spaltung genau erkannt und bestimmt ist, setzt eine klug geplante Überbrückungs-Therapie ein, die Schritt für Schritt durchgeführt werden muss.

5. Dann folgen Zeitabschnitte, in denen Fusion und Integration klar erkannt werden, also eine echte Normalisierung zustande kommt. Hier würde ein analytisches Verfahren von Nutzen sein. In späterer Zeit wird die Psychoanalyse auf ihren richtigen Platz kommen und ihre Brauchbarkeit in der Weise bestätigen, dass sie dem seelisch Gestörten erklärt, das er bisher erreicht hat, anstatt die Einzelheiten seines scheinbaren Unglücks auszugraben. Es gibt kein wirkliches Unglück. Was als solches zutage tritt, ist nur ein unerkannter Höhepunkt der Krise, der sofortige Massnahmen erfordert. Unheil stellt sich erst dann ein, wenn man diesen kritischen Zeitpunkt ungenützt verstreichen lässt und seine Bedeutung nicht versteht. Dann vertiefen sich die Symptome der Spaltung, weil man nicht erkannt hat, dass eine Krise ein Zeitpunkt besonders günstiger Gelegenheiten ist.

6. Dann kommt ein deutlicher Rhythmus in Gang, der folgende Eigenschaften aufweist: schöpferische Vorstellungskraft, umsichtiges Wählen, Wertung der Beziehung des Teils zum grossen Ganzen und Anerkennen des Gruppenziels. Wenn sich diese Denk- und Lebensweise in einer Inkarnation oder in einer Reihe von Leben gründlich gefestigt hat, dann kommt es schliesslich zur

7. Integration.

Ich möchte [431] hier einen Augenblick innehalten und darauf hinweisen, dass das Fundament der neuen Psychologie unweigerlich auf der Voraussetzung aufgebaut werden muss, dass dieses eine, gegenwärtige Leben nicht die einzige Chance ist, um Integration und schliesslich Vollendung zu erlangen. Das grosse Gesetz der Wiedergeburt muss anerkannt werden; man wird dann finden, dass es an und für sich ein wesentlicher Befreiungsfaktor ist, und zwar in jedem beliebigen Krisenmoment oder in jedem wie immer gearteten Einzelfall, der ein psychologisches Problem darstellt. Viele Gemüter finden es beruhigend und hilfreich, zu wissen, dass in einer längeren Zeitspanne für sie weitere gute Möglichkeiten bestehen. Diese Auslegung ist für den Patienten wertvoll und aufschlussreich, zumal wenn er die Tatsache erfasst, dass es in seiner Vergangenheit Krisenmomente gegeben hat, durch die er, wie seine gegenwärtige Ausrüstung beweist, bereits Integration erlangt hat. Das gibt ihm in seiner gegenwärtigen Krise und in seinem schwierigen Konflikt die Garantie, dass er als Sieger hervorgehen wird. Das Licht, das dadurch auf seine inneren Beziehungen zu Menschen und seiner Umgebung geworfen wird, bestärkt ihn in seinem Vorhaben und macht ihm begreiflich, dass niemand sich der Verantwortung entziehen kann. Wenn dieses grosse Gesetz einmal in seiner wahren Auswirkung und Tragweite verstanden und nicht mehr in der jetzigen kindischen Art ausgelegt wird, dann wird jeder die Verantwortung für sein Dasein auf sich nehmen; in täglicher Anerkenntnis seiner Vergangenheit wird er den Zweck der Gegenwart zu verstehen suchen und seinen Blick in die Zukunft lenken. Das wird auch sehr viel dazu beitragen, die anwachsende Selbstmord-Tendenz, die in der Menschheit zu beobachten ist, zu verringern.

Wie wir sehen, kommt das Zeitelement als helfender Faktor in unsere Probleme hinein. Wenn wir das Gesetz der Wiedergeburt oder das Gesetz der günstigen Gelegenheit (wie ich es lieber nennen möchte) von diesem Gesichtspunkt aus verstehen lernen, wird es einen unverkennbaren Nutzen haben. Vor allem wird es in das Denken des Psychologen und seines Patienten die Idee der Hoffnung, den Gedanken kommender Erfüllung und endgültigen Vollbringens hineintragen.

Ferner wird es für den Psychologen der Zukunft wesentlich und wichtig sein, dass er das innere Gefüge eines Menschen erkennt und anerkennt - seinen Gefühlskörper, seinen Gedankenkörper und [432] deren enge gegenseitige Beziehung durch das Medium des Vital- oder Ätherkörpers, der stets als Bindegewebe zwischen dem dichten physischen Körper und den anderen Körpern dient. Die Seele mit ihrer dreifachen Energie (Lebensenergie, die Willen oder planvolle Absicht, Liebe und Intelligenz ausdrückt), wirkt durch die sieben Hauptzentren, während der Gedankenkörper und Astralkörper sich durch viele andere Zentren betätigen, obwohl sich auch in diesen beiden Körpern sieben Zentren - Gegenstücke zu den Zentren im Ätherkörper - befinden, die Impulse weiterleiten. Die Integrationen, die durch die Evolution zu guter letzt zustande kommen, werden durch das Mittel all dieser Zentren erlangt. Durch Erhöhung der Vibration, durch die Aktivierung der Zentren und durch die darauf und daraus folgende Entwicklung des menschlichen Resonanzapparates beginnen sich neue Wege zur Wirklichkeit zu öffnen, zeigen sich neue Qualitäten des Bewusstwerdens, eine neue Empfänglichkeit für bisher Unerkanntes, und es treten neue Kräfte und Talente in Erscheinung.

Jeder Mensch ist daher in sich selbst eine Hierarchie, eine Widerspiegelung einer grossen Seinskette - ein Geschöpf, welches das Wesen des Universums reflektiert. Die Psychologie muss eines Tages folgendes anerkennen:

1. Das Selbst, die Seele, die integrierende Wirkkraft.

2. Das Gesetz günstiger Gelegenheiten, Wiedergeburt genannt.

3. Die innere Struktur des Menschen und deren Beziehung zu seiner äusseren greifbaren Form.

Es ist bemerkenswert, dass praktisch alle Lehren über Wiedergeburt oder Reinkarnation das Hauptgewicht auf die grob-stoffliche Seite, auf die Erscheinungsform gelegt haben, obwohl gelegentlich auf die geistigen und mentalen Errungenschaften hingewiesen wurde, die von einer Inkarnation zur anderen in der Schule des Lebens auf diesem Planeten erworben wurden. Was die wirkliche Natur des ständig zunehmenden Bewusstwerdens des inneren wahren Menschen ist, das wurde nur wenig beachtet. Dass in jedem neuen [433] Leben der Kontaktmechanismus immer stärker beherrscht wird und dass die Empfänglichkeit für die Umwelt zunimmt (die beiden einzigen bedeutsamen Faktoren, mit denen sich das Selbst befasst), dieser Gewinn wird selten, wenn überhaupt, betont. Dafür werden mit viel Phantasie Einzelheiten über Lebensumstände, Erklärungen über mögliche materielle Situationen, Beschreibungen von Orten, bevorzugte Kleidung und persönliche Beziehungen von Mensch zu Mensch zutage gefördert, und die «Wiederentdeckung früherer Inkarnationen» ist für gewöhnlich nichts anderes als ein Auflebenlassen dramatischer Episoden, die im wiederverkörperten Menschen das angeborene Gefühl nähren, eine Individualität zu sein, was meistens auch noch seiner Eitelkeit schmeichelt. Diese seltsame Dramatisierung ist verschiedenen Umständen oder Ursachen zuzuschreiben. In erster Linie der Tatsache, dass die Welt der Illusionen noch ein dominierender Faktor ist, selbst im Leben der besten Menschen; zweitens, dass der Schriftsteller oder Redner zufolge seiner Evolutionsstufe nicht imstande war, einen Lebenszyklus vom Standpunkt der Seele aus, sachlich und ohne einer Täuschung zu verfallen, zu überblicken. Wäre ihm dies möglich gewesen, dann würde er die sinnlich wahrnehmbaren Dinge bei der Beschreibung weggelassen oder wahrscheinlich gar nicht bemerkt haben; er würde nur von - spirituellen und mentalen - Werten gesprochen und all das betont haben, was das innere Leben der Gruppe betrifft. Die Art und Weise, wie man diese uralte Wiedergeburtslehre dargestellt hat sowie die falsche Betonung des Formaspekts unter Ausschluss der Seelenwerte haben in den Köpfen der Intelligenz und der wissenschaftlichen Forscher eine üble Einstellung zu dem ganzen Thema bewirkt. Trotzdem wurde auch viel Gutes geschaffen, denn die Wiedergeburtstheorie ist immer mehr ins Bewusstsein der Menschen eingesickert und wurde zu einem wesentlichen Bestandteil ihres Denkens; sie ist heute so populär, dass auch die wissenschaftliche Anerkenntnis nicht ausbleiben kann.

Wenn wir die innere Struktur des Menschen betrachten und jene Faktoren berücksichtigen, welche seine äussere Erscheinung und seine Qualität hervorrufen und bestimmen - woraus sich sein Verhalten und Auftreten ergibt -, werden unsere Psychologen die folgenden [434] Themen zu studieren haben; sie mögen mit dem niedrigsten Aspekt beginnen und ihre Ideen immer mehr erweitern, bis sie die höchsten Begriffe einbeziehen können. Diese Themen könnten wie folgt gruppiert und aufgezählt werden:

1. Der äussere Resonanzapparat reagiert auf Impulse, die sowohl aus der äusseren Umgebung als auch von den inneren seelischen Bereichen kommen. Diese Impulse kommen, wie die esoterischen Theorien lehren, auf dem Wege oder mittels:

a) Des Gehirns, von wo aus bestimmte Aspekte des Nervensystems gelenkt und kontrolliert werden, zunächst durch mentalen Einfluss, und dann bewusst durch die Seele.

b) Des endokrinen Drüsensystems, das sich durch Impulse betätigt, die über die sieben Zentren im Ätherkörper hereinkommen. Das Drüsensystem ist nichts anderes als die äussere Erscheinungsform oder das physische Gegenstück dieser Zentren. Die Drüsen beeinflussen den Menschen über den Blutstrom, sie selbst werden wiederum von den Zentren bedingt.

c) Des Sonnengeflechts, das bestimmte Aspekte des Nervensystems lenkt und steuert; das Sonnengeflecht ist in der Hauptsache das Instinkt- oder Tiergehirn.

d) Des Herzens, des Lebenszentrums.

2. Der Vital- oder Ätherkörper ist der hauptsächliche Energiespender. Er ist eine genaue Nachbildung, oder das Gegenstück zur äusseren Körperform und ist der wahre Vermittler zwischen den inneren Welten und dem äusseren Menschen. Die Nadis (winzige Energie-Leiter oder Kraftfäden) liegen jedem Nerv des menschlichen Körpers zugrunde; sie bilden an gewissen Nervenschnittpunkten oder Kreuzungen Zentren, die das Substrat oder die Antriebskräfte sind, die jedes Ganglion und jeden Nervenplexus im menschlichen Körper in Funktion bringen. Einigen dieser Zentren, grösseren und kleineren, kommt im Evolutionsgeschehen eine einzigartige Bedeutung zu. Hierzu gehören:

a) Das Kopfzentrum. Es ist [435] der Sitz der Seelen-Energie, das Zentrum, durch welches der bewusste spirituelle Mensch wirkt.

b) Das Herzzentrum. Es ist der Sitz des Lebens, des höchsten Prinzips, das sich durch den Menschen kundtut.

c) Das Sonnengeflecht. Es ist der Sitz des Instinktlebens, der Tierseele und der hochentwickelten Gefühlsnatur.

d) Das Zentrum am Ende der Wirbelsäule. Es ist das Hauptzentrum für Eingliederung und Zusammenbau, und es kommt zur Wirksamkeit, wenn zwei Hauptfusionen stattgefunden haben, nämlich erstens die Verschmelzung der drei Körper in eine harmonisch gleichgeschaltete Persönlichkeit, und zweitens, wenn Seele und Körper eins geworden sind.

3. Der emotionelle oder Gefühlskörper, oft Astralkörper genannt, strahlt Wünsche, Impulse, Aspirationen und jene Dualitäts-Konflikte aus, die den Jünger so oft plagen und behindern. Er ist auch der Sitz des schöpferischen Vorstellungslebens des Menschen. Dieser Körper besitzt zwar Kraftzentren (Gegenstücke zu den Zentren im Ätherkörper), aber er wird hauptsächlich mit Energien aus der Welt der Illusion und der Astralebene genährt und erfüllt. Der fortgeschrittene Mensch soll lernen, sich von dieser Ebene täuschenden Wahrnehmens zurückzuziehen.

4. Das Denkprinzip betätigt sich durch vier (und nur durch vier) Zentren.

5. Die Seele, der wahre geistige Mensch, das sich manifestierende Selbst, wirkt oder sucht zu wirken durch ihr sichtbares Werkzeug, den vierfachen niederen Menschen.

Wenn man diese Aufstellung sorgfältig studiert, wird einem klar, dass es sich bei den im Menschen bestehenden Spaltungen um zerrissene Beziehungen und Zusammenhänge handelt; diese zusammengehörigen Beziehungen sind angeboren oder grundsätzlich vorhanden. Wir finden:

1. Spaltungen, die im Menschen selbst liegen, und zwar [436] in einem der verschiedenen Erkenntnis- oder Wahrnehmungsbereiche:

a) Solche Spaltungen, die vom betreffenden Menschen oder seiner Umgebung nicht erkannt werden. In diesem Fall handelt es sich um einen unentwickelten Menschen, dessen klaffende Bewusstseinslücken verhältnismässig wenig Schaden anrichten, weder bei sich selbst noch bei den Mitmenschen. Diese Spaltungen sind einfach Anzeichen mangelnder Entwicklung.

b) Werden sie jedoch erkannt, dann rufen sie Störungen und Schwierigkeiten hervor, und der Betreffende braucht die Hilfe eines verständigen Psychologen. Genaue Informationen im Sinne der hier angegebenen Richtlinien können jenen Patienten erteilt werden, die zum intellektuellen Typus gehören. Der Psychologe hat es dann mit Menschen zu tun, die gewiss fähig und willens sein sollten, sich selbst zu helfen.

c) Hat der Mensch die notwendige Überbrückung und Einung zuwegegebracht, dann ist aus ihm eine vereinheitlichte Persönlichkeit geworden. So kann nun der Mystiker erscheinen. Das bedeutet, dass dieser Mensch einen Punkt erreicht hat, an dem die höhere Überbrückung zwischen seiner integrierten Persönlichkeit und der Seele möglich wird. Und schliesslich tritt ein Meister der Weisheit zutage, der ein Exponent des Christusbewusstseins mit dessen vereinigenden, erlösenden und aufbauenden Aspekten ist.

Das Einswerden der höheren mit der niederen Natur zeitigt Ergebnisse, die in ihren Auswirkungen durch des Menschen Strahl bestimmt sind. Dieser Strahleneinfluss lässt den Menschen sein richtiges Betätigungsfeld und seine richtige Ausdrucksmöglichkeiten in Politik, Religion oder Wissenschaft und auf anderen Gebieten göttlicher Entfaltung finden.

2. Spaltungen zwischen einem Menschen und seiner Umwelt. Das mag einen asozialen oder unpopulären Menschen ergeben, der voller Lebensangst ist oder in mancherlei anderer Hinsicht seine Unfähigkeit beweist, sich auf seine Umgebung einzustellen. [437] Es mangelt ihm an Verständnis und rechter Verbundenheit, er ist nicht imstande, die inneren und äusseren Lebensfaktoren richtig in Einklang zu bringen. Die Ursache dieser Spaltung ist für gewöhnlich irgendwo im Astralkörper zu suchen.

3. Eine Spaltung zwischen dem Menschen und seiner Lebensaufgabe, jener Tätigkeit im Leben, die ihm das Schicksal auferlegt hat und zu der ihn seine Veranlagung hinzieht. Die Schwierigkeit liegt hier in einer deutlichen Unterbrechung oder einem zerrissenen Zusammenhang zwischen der Verstandesnatur, welche die Ziele aufstellt, und der astralen Natur, welche die Impulse reguliert.

4. Eine Spaltung zwischen dem Menschen und seiner überschattenden (und langsam die Oberherrschaft gewinnenden) Seele. Das führt zu viel Kummer und Leid, zu ernstem Konflikt und schliesslich zum symbolischen «Tod der Persönlichkeit».

Hier müssen wir nochmals pausieren und darauf hinweisen, dass die derzeitigen Auffassungen über Tod, Stellvertretung, stellvertretendes Einswerden und Opfer im Neuen Zeitalter von den Vorstellungen über Auferstehung oder erwachtes Seelenleben, geistige Einheit, das Höherbringen von Energien und über das Dienen ersetzt werden, wodurch eine neue Note oder Sinnesart ins Menschenleben kommen wird, die Hoffnung und Freude, Kraft und Freiheit bringt.

b) Probleme der Integration

Wenn ein Mensch entweder aus eigener Kraft oder mit Hilfe eines akademischen Psychologen gewisse Spaltungen erfolgreich überbrückt oder geheilt hat, dann stellt sich sofort ein Gefühl des Wohlbefindens und das Verlangen ein, tätig zu sein. Das wiederum bringt besondere Probleme mit sich, als da sind:

Ein Machtgefühl, ein Empfinden von Stärke, das ihn - zum mindesten für eine gewisse Zeit - egoistisch, herrschsüchtig, selbstsicher [438] und sehr arrogant macht. Er weiss genau, dass sich vor ihm eine grössere Welt, ein weiterer Horizont und grössere Möglichkeiten aufgetan haben. Dieses geweitete Gefühl kann begreiflicherweise auch ernste Störungen und Schwierigkeiten nach sich ziehen. Ein solcher Mensch hat unter dem Einfluss dieser Bewusstseinserweiterung oft wunderschöne Motive und trägt sich mit den höchsten Absichten, aber was dabei herauskommt, ist nur Disharmonie in seiner Umgebung. Wenn diesen Tendenzen nicht Einhalt geboten wird, kann sich daraus ein ernster Fall von Egomanie (krankhafter Selbstüberschätzung) entwickeln. Egomanie ist ein ausgesprochenes Integrationsproblem. Alle diese Schwierigkeiten können umgangen und behoben werden, wenn man den Betreffenden dahin bringen kann, dass er sich als integralen Teil eines viel grösseren Ganzen empfindet. Das richtige Verständnis für das, was wichtig und wertvoll ist, stellt sich dann wieder ein und sein Machtgefühl wird in reckte Bahnen gelenkt.

Ferner kann sich als Folge der Integration, des erhöhten Wohlbefindens, des Gefühls gesteigerter Kraft und Leistungsfähigkeit eine Neigung einstellen, alles zu übertreiben, was den Menschen zu einem Fanatiker macht, wenigstens für eine gewisse Zeit. Wieder hat er die besten Motive der Welt im Sinn, wenn er einen jeden unbedingt auf den Weg drängen möchte, den er selbst ging, wobei er sich völlig der Erkenntnis verschliesst, dass andere eine andere Erziehung und Herkunft haben als er, zu anderen Strahlen gehören, auf einer anderen Evolutionsstufe stehen und andere Traditionen und vererbte Eigenarten besitzen. Damit bereitet er sich selbst und seinen Freunden grossen Verdruss. Ein Wissen, das noch zu dürftig ist, kann gefährlich sein; dies einzusehen, ist schon an sich ein Heilmittel für viele Krankheiten, insbesondere für solche seelischer Art. Dann lassen sich auch Fortschritte auf dem Weisheitspfad erzielen.

Zu einem weiteren Problem wächst sich das überentwickelte Gefühl einer inneren Führung oder Berufung aus, wenn man es so nennen will, obwohl sich die beiden Begriffe nicht decken, denn das Empfinden innerer Führung ist nicht so klar und deutlich wie das Erkennen einer Berufung. In den Schulen esoterischer Psychologie wird manchmal im Hinblick auf das Innewerden einer inneren Lenkung oder Führung folgender Satz gebraucht: «Das Überbrücken von Spalten oder Lücken veranlasst einen Menschen, [439] dauernd über die Brücke zu rennen.» Der Mensch erkennt jetzt bewusst gewisse Aspekte, wobei ihn dauernd die höheren Aspekte interessieren und anziehen. Wurde z.B. die Kluft zwischen dem Astral- und Denkkörper überbrückt und entdeckt der Mensch das riesige Gebiet mentaler Tätigkeit, das sich vor ihm aufgetan hat, so mag er für eine lange Zeit eine materialistisch-intellektuelle Einstellung haben; er wird dabei alle Gefühlseinwirkungen und psychischen Empfindungen so weit als möglich ausschalten und sich einreden, dass sie für ihn nicht existieren. Er wird sich dann intensiv gedanklich betätigen. Vom Standpunkt der Seele aus ist dies nur eine vorübergehende Angelegenheit, selbst wenn es eine ganze Inkarnation oder mehrere Inkarnationen lang fortdauern würde. Aber es kann unverkennbare psychologische Probleme auslösen und in des Menschen Lebensauffassung «blinde Punkte» schaffen. Viele Störungen lassen sich jedoch dadurch heilen, dass man den Menschen sich selbst überlässt, vorausgesetzt, dass seine Abnormität nicht zu gross ist. Sobald einmal die Tatsache der Seele zugegeben wird, wird sich immer stärker die Tendenz zeigen, die Menschen der zielbewussten Führung der eigenen Seele zu überlassen, vorausgesetzt, dass sie begreifen, was mit ihnen geschieht und dass sie unterscheiden können zwischen:

a) dem Aufwärtsdrängen des unterbewussten Selbstes in den durchlichteten Bewusstseinsbereich,

b) dem Wirken und der Kraft und den Erkenntnissen des unmittelbar bewussten Selbstes,

c) dem Herabströmen des überbewussten Selbstes, der Seele, die Inspiration, höheres Wissen und Intuition mit sich bringt.

Diese Bezeichnungen - unterbewusst, bewusst und überbewusst - bedürfen zum besseren Verständnis dieser Abhandlung der Erklärung; man [440] gebraucht sie so leichthin, und doch haben sie, je nach der psychologischen Richtung, der ein Student angehört, verschiedene Bedeutungen.

Ich verwende den Begriff Unterbewusstsein, um damit das gesamte Instinktleben der Formnatur zu kennzeichnen, also: alle ererbten Neigungen und angeborenen Veranlagungen, alle erworbenen und angesammelten charakteristischen Eigenschaften, (die aus vergangenen Inkarnationen stammen und häufig brach liegen, bis sie durch den Druck der Umstände plötzlich hervorgeholt werden), ferner alle die unausgesprochenen Wünsche und Triebe, die den Menschen zu Handlungen antreiben, und schliesslich die unterdrückten und unerkannten Begierden sowie jene unausgesprochenen Ideen, die wohl vorhanden sind, aber nicht erkannt oder erfasst werden. Die unterbewusste Region gleicht einem tiefen Tümpel, aus dem der Mensch, wenn er es wünscht, beinahe alles aus seinen vergangenen Erlebnissen hervorzuholen vermag, und der so lange aufgewühlt werden kann, bis er zum überschäumenden Siedekessel wird, der viel Unheil anrichtet.

Die Bezeichnung «das Bewusste» gilt nur für das, was ein Mensch selbst darüber weiss, wer er ist und was ihm derzeit eigen ist; das sind also die Qualitäten, Eigenarten, Talente, Neigungen und Kenntnisse aller Art, die des Menschen geistiges Hab und Gut bilden und über die er oder der Psychologe vollständig im Bilde ist. Diese «Lagerbestände» sind für jeden sichtbar in seinem Schaufenster ausgestellt und machen ihn zu der Figur, die er allem Anschein nach für den äusseren Betrachter ist.

Mit der Bezeichnung «Überbewusstes» meine ich jene Wirkkräfte und Kenntnisse, die zwar zur Verfügung stehen, mit denen der Mensch jedoch noch nicht in Berührung gekommen ist und die er noch nicht erkannt hat; sie sind daher für ihn von keinem unmittelbaren Nutzen. Es sind dies Weisheit, Liebe und abstrakter Idealismus, die zum inneren Wesen der Seele gehören, die aber noch kein Teil der uns verfügbaren Ausrüstung sind oder gewesen sind. Dereinst und zur gegebenen Zeit werden alle diese Kräfte und Anlagen vom Menschen erkannt und benützt werden. In den «Yoga Sutras» von Patanjali werden diese Kräfte, Erkenntnisse und Wahrnehmungen mit dem interessanten Namen «die Regenwolke erkennbarer Dinge» belegt. Diese «erkennbaren Dinge» werden schliesslich einmal in das Bewusstsein der menschlichen Natur herabsinken und zu [441] einem Bestandteil seines Erkenntnisvermögens werden. Wenn im Lauf der Zeiten und mit fortschreitender Evolution die menschliche Fähigkeit, Überbewusstes zu erfassen, zunimmt, werden diese «erkennbaren Dinge» zuletzt in das Unterbewusstsein hinabgleiten. Diesen Punkt kann ich vielleicht noch klarer machen, wenn ich darauf hinweise, dass ebenso, wie in unseren Tagen die Instinktnatur zum grossen Teil im unterbewussten Bereich zu finden ist, zur gegebenen Zeit auch das intellektuelle Element des Menschen (dessen er sich gegenwärtig immer mehr bewusst wird) in dieselbe Position verwiesen und unter die Schwelle des Bewusstseins absinken wird. Dann wird Intuition die Stelle des Intellekts einnehmen. Heute ist es den meisten Menschen nicht gegeben, sich die Intuition nach Belieben zunutze zu machen, weil diese Fähigkeit im Bereich des Überbewussten liegt.

Alle diese Entwicklungen im Bewusstseinsbereich - vom Unterbewussten zum direkt Bewussten und von da zum Überbewussten - sind im wesentlichen Integrationskrisen; sie rufen vorübergehend Situationen hervor, die einer Behandlung bedürfen. Ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass, wenn ein Mensch sich seines höheren Aspekts, der nach Integration verlangt, bewusst wird und dessen Art kennt und weiss, welche Rolle dieser Aspekt in seinem Leben spielen kann, er häufig von einem Minderwertigkeitsgefühl gequält wird. Das ist die Rückwirkung der niederen, bereits integrierten Aspekte gegenüber dem höheren Aspekt. Er empfindet ein Gefühl der Unzulänglichkeit. Ein Vergleich dessen, was er möglicherweise hätte erreichen können, mit dem tatsächlich Erreichten hinterlässt in ihm ein Gefühl des Versagens und Unvermögens. Der Grund dafür ist der, dass das visionär Erschaute zuerst zu überwältigend ist und ihn das Gefühl beschleicht, dass er diese Stufe nicht erreichen könne. Die Menschheit hat heute so viele Fortschritte auf dem Weg der Entwicklung gemacht, dass zwei Gruppen davon stark betroffen werden:

1. Die eine Gruppe erkennt die Notwendigkeit, die Spaltung [442] zwischen der emotionellen Natur und dem Denkvermögen zu überbrücken, und sie erreichte durch deren Integration die Intelligenzstufe.

2. Die andere Gruppe hat diese Spaltung bereits beseitigt und steht nun vor der Hauptaufgabe, die Kluft zwischen der Persönlichkeit und der Seele zu überbrücken. Zu diesen beiden Gruppen gehören derzeit sehr viele Menschen. Das Minderwertigkeitsgefühl ist sehr stark und verursacht vielerlei Schwierigkeiten. Wenn man jedoch die Ursache mit grösserem Verständnis anpackt und behandelt, so wird man finden, dass sich in kurzer Zeit ein klarer Ausblick auftut. Eine weitere wirkliche Schwierigkeit ist bei jenen Menschen anzutreffen, welche die gesamte niedere Natur integriert und ihre Persönlichkeitsenergien harmonisch vereinigt haben. Alle so vereinigten Energien haben eine besondere Qualität und der Zusammenschluss und die gegenseitige Beeinflussung dieser Qualitäten (von denen jede durch eine besondere Strahl-Energie geprägt wird) bestimmen den Charakter des betreffenden Menschen. Lange Zeit nach erreichter Integration beobachtet man oft mancherlei Konflikte, die sich im Charakter des Menschen und in seinem direktem Bewusstsein abspielen. Eine Energie nach der anderen will sich Geltung verschaffen und kämpft um die Vorherrschaft. Es könnte dem Leser zum besseren Verständnis dienen, wenn ich einen hypothetischen Fall mit Angabe der vorherrschenden Strahl-Energien schildere und daran erinnere, dass deren Fusion das erstrebte Ziel ist. In dem angenommenen F all hat der Betreffende seine Persönlichkeitsträger zu einem einheitlich wirkenden Ganzen verschmolzen und ist endgültig eine Persönlichkeit. Aber die Hauptfusion zwischen Seele und Persönlichkeit ist noch nicht vollzogen.

Haupt-Energien

Energie der Seele                      1. Strahl. Die Energie des Willens oder der Kraft.

Energie der Persönlichkeit      4. Strahl. Die Energie der Harmonie durch Konflikt

Neben-Energien.

Mentale Energie                         3. Strahl. Die Energie [443] der Intelligenz.

Astrale Energie                           6. Strahl. Die Energie der Hingabe. Idealismus.

Physische Energie                      1. Strahl. Die Energie des Willens oder der Kraft.

Hier haben wir ein fünffaches Energiefeld, in welchem alle Kraft-Elemente aktiv sind, ausser der Energie des Egos, der Seele. Die Energien sind endgültig vereint und verschmolzen. Gleichzeitig wächst die Erkenntnis, dass eine noch höhere oder umfassendere Fusion, eine endgültige Verbindung mit der Seele vonnöten ist. Der Evolutionsprozess war folgender: Am Anfang war der Mensch einfach ein Tier, das sich nur seiner physischen Energie bewusst war. Dann wurde die Gefühlsnatur mit ihren Wünschen, Forderungen und empfindsamen Regungen in seinen Bewusstseinsbereich mit einbezogen. Dann entdeckte er sich als Denker, und die mentale Energie machte sein Problem schwierig. Schliesslich erreichte er die Lebensepoche, die wir hier als angenommenen Fall betrachten. Interessant sind die folgenden Einzelheiten:

a) Sein physischer Körper gehört zum ersten Strahl. Sein Gehirn wird vom dritten Strahl beherrscht und gesteuert. Das ergibt die Fähigkeit für intellektuelle Leistungen von sehr verschiedener Art.

b) Sein Gefühlskörper wird von der Energie des sechsten Strahls beherrscht, kann daher schnell in eine fanatische Richtung gelenkt werden und ist leicht für Ideale entflammt.

c) Das ganze Problem wird dadurch noch weiter kompliziert, dass die Energien der Persönlichkeit, die dem vierten Strahl zugehören, schnell zum Durchbruch kommen. Das bedeutet, dass die Persönlichkeit zielbewusst die Erlangung von Harmonie, Einheit und einer geschickten Lebensführung anstrebt, und zwar durch einen intensiven Konflikt, der sich in dem [444] vierfachen Energiefeld, aus dem das niedere Selbst besteht, abspielt.

In unserem Beispiel haben wir es daher mit einem Menschen zu tun, der nach persönlicher Macht strebt, doch aus richtigen Beweggründen, da er wahrhaft idealistisch eingestellt ist. Er wird mit Intelligenz nach der Macht streben, aber er wird fanatisch kämpfen, um das Endziel zu erreichen, weil sein Persönlichkeitsstrahl und der Strahl seines Astralkörpers - der vierte und sechste - ihn dazu zwingen werden, und sein Körper des ersten Strahls sowie sein Gehirn werden ihn befähigen, einen scharfen Kampf zu führen. Gleichzeitig sucht aber auch die Seelen-Energie des ersten Strahls die Oberhand zu bekommen und wird es schliesslich auch erreichen, nämlich durch die mentale Energie des dritten Strahls, die das Gehirn des ersten Strahls beeinflusst. Die erste Folgeerscheinung des Seeleneinflusses wird die sein, dass sich alle Aspekte seiner Persönlichkeit verstärken. Die Störung wird im Mentalkörper oder im Gehirn auftreten und kann alle Abstufungen haben, angefangen von einer fixen Idee und gedanklichen Versteifung bis zur Geistesstörung (wenn die Stimulierung übermässig stark wird oder seine Erbanlagen nicht gut sind). er kann die in seinem Beruf erzielten Erfolge in einer überheblichen Art herausstellen, was ihn zu einer dominierenden, unerfreulichen Person macht; oder er kann die mentale Beweglichkeit des dritten Strahltypus besitzen, was ihn zu einem Projektemacher und Verfechter grosser Pläne macht, die sich niemals verwirklichen lassen. Bei dieser Analyse habe ich die Neigungen, die in früheren Inkarnationen aufgetreten sind und im Unterbewusstsein ruhen, ferner seine Erbanlagen und Umweltbedingungen ausser acht gelassen. Ich wollte nur das eine zeigen, dass der Zusammenprall von Energien im Menschen ernste Situationen verursachen kann; die meisten kritischen Situationen lassen sich aber durch rechtes Verständnis wieder in Ordnung bringen.

Es dürfte daher klar sein, dass eine der ersten Untersuchungen, die nach diesem neuen Gesichtspunkt auf psychologischem Gebiet angestellt werden sollte, darin bestehen müsste, folgende Tatsachen zu ermitteln:

1. Welche Haupt- oder Nebenstrahlen beeinflussen und bestimmen die Wesensart eines Menschen und rufen die Qualität [445] seines täglichen Lebens hervor?

2. Welche der fünf Energien ist zurzeit der bestehenden Schwierigkeiten die hervorstechendste, und durch welchen Körper oder Träger wirkt sie sich aus?

3. Welche von diesen Strahl-Energien sträubt sich gegen die ihr aufgedrungene Vorherrschaft eines anderen Strahls, wie oben erwähnt? Es können verschiedenartige Energien sein:

a) Wechselnde Aspekte der gleichen Energie, innerhalb des eigenen, speziellen Spielraumes.

b) Höhere Energien, die bestrebt sind, die niederen Energien zu kontrollieren, was eine Spaltung in des Menschen Natur anzeigt.

c) Die Energie, die den Fusionsprozess bewirkt und die niederen Energien zu einer funktionstüchtigen Persönlichkeit vereint.

d) Die Regulierung des Überbrückungsprozesses zwischen den beiden Hauptenergien. Das Einswerden von Seele und Persönlichkeit ist hiervon die Folge.

Das sind die grösseren Kampfgebiete. In jedem dieser Bereiche, in denen Energien aneinander geraten, gibt es auch kleinere Konfliktzentren. Diese entstehen häufig durch Umstände und Ereignisse in der Umgebung.

Wie würde nun, in Anbetracht dieser Faktoren, ein esoterischer Psychologe in unserem hypothetischen Fall vorgehen, also bei einem hochintelligenten Menschen mit guter Ausrüstung für sein tägliches Werk? Wie würde er sich mit diesem Menschen befassen und was würde er tun? Welche allgemein gültigen Prinzipien würde er her anziehen? Ich kann nur kurz einige andeuten, wobei ich daran erinnere, dass in dem angenommenen Fall der betreffende Patient mit dem Psychologen positiv zusammenarbeitet und selbst daran interessiert ist, dass richtige Resultate erzielt werden. Es wird des Psychologen Ziel und Aufgabe sein, auf folgende Fragen eine Antwort zu erhalten oder zu finden:

1. Aus [446] welchen Gründen möchten sie «wieder in Ordnung kommen»? Diese Redewendung aus der Umgangssprache, so alltäglich sie ist, hat eine tiefe Bedeutung, da sie die erkannte Notwendigkeit einer Koordinierung aufzeigt.

2. Wodurch wurden sie auf diese Notwendigkeit aufmerksam und was rief in ihnen den Wunsch hervor, sich einer seelischen Reformierung zu unterziehen?

3. Zur Klarstellung der inneren Konstitution des Menschen: welcher Träger bedarf einer Überbrückung? Wo ist das Spaltungsmoment und folglich der gegenwärtige Krisenpunkt zu finden? Ist die Störung eine Haupt- oder Nebenkrise?

4. Welche fünf Energien bedingen und prägen diesen Menschen?

5. Inwieweit stimmen Lebensgestaltung, Lebensberuf und die angeborenen, zusammenhängenden Wünsche dieses Menschen mit der Grund-Tendenz überein, die von der Energieart

a) des Seelenstrahls,

b) des Persönlichkeitsstrahls bestimmt wird?

So manche Schwierigkeiten, die Jünger durchmachen, liegen in diesem Ausdrucksbereich.

6. In welchem Zeitabschnitt des gegenwärtigen Lebens trat die Spaltung auf? Oder hat eine erfolgreiche Integration die schwierige Situation hervorgebracht? Besteht dieses Problem in einer

a) Spaltung, die überbrückt werden muss und dann zu einer Energieverschmelzung führt?

b) Integration, die das richtige Verständnis für das bisher Erlebte und Durchgemachte braucht, und die dann zu einer richtigen Anpassung der verschmolzenen Kräfte an die Umweltbedingungen führt?

7. Hat der Mensch den Punkt erreicht, dass er

a) als Persönlichkeit integriert werden sollte, sodass er wahrhaft mehr «Mensch» würde?

b) ein Mystiker werden sollte, den man lehrt, den höheren [447] Aspekt und dessen Beziehung zum niederen zu erkennen, in der Absicht, sie zu vereinen?

c) als Okkultist geschult werden sollte, um gedanklich einen solchen Bewusstseinszustand zu erreichen, dass die höhere und niedere Natur als Einheit zu wirken beginnt? Um dies zu erreichen, müssen die Kräfte der Persönlichkeit sich mit der Energie der Seele zusammenschliessen, und beide müssen dann zu einer einzigen göttlichen Ausdrucksform des «Teils innerhalb des Ganzen» verschmelzen.

8. Was muss nun grundsätzlich geschehen, um «den erhellten Bereich» des direkten Bewusstseins so zu gestalten, dass der unterbewusste Anteil des betreffenden Menschen «nach eigenem Belieben durch den Strahl des Denkvermögens erhellt werden kann», und dass das Denkvermögen selbst zu einem Scheinwerfer wird, der ins Überbewusste vordringen kann und so das Wesen der Seele enthüllt? Das sind tatsächlich Probleme der Bewusstseinserweiterung. Ein weites Feld psychologischer Forschung liegt vor uns hinsichtlich dessen, wie man das Denkvermögen als «Lichtpfad zwischen dem Unter- und Überbewusstsein benutzen und dennoch beide als strahlenden Lichtpunkt in der bewussten Natur vereinigen kann.»

Für Esoteriker ist dieses ganze Problem des Einswerdens eng mit dem Erbauen der Antahkarana-Brücke verknüpft. Dieser Name wurde dem Stromweg lebendiger Energie gegeben, der die verschiedenen menschlichen Aspekte mit der Seele verbindet. Hier liegt der Schlüssel zu der okkulten Wahrheit: «Bevor ein Mensch den Pfad betreten kann, muss er selbst zum Pfad werden». Sobald alle Spaltungen überbrückt, die verschiedenen Krisenpunkte überwunden und verschwunden und die erforderlichen Fusionen (die nur Stadien des ganzen Prozesses sind) vollzogen sind, findet die Vereinigung oder das Einswerden statt. Neue Energiefelder tun sich (448) auf, die erkannt und gemeistert werden müssen; und wiederum entfalten sich vor dem Auge des im Rang gestiegenen Pilgers neue Bewusstseinsbereiche.

Die grosse Leistung, die Christus auf diesem Planeten vollbracht hat, drückte der Heilige Paulus mit den Worten aus, dass er «in sich aus zweien, Einen neuen Menschen erschuf und damit Frieden machte.» (Epheser II, 15)

Die beiden Worte «Friede» und «guter Wille» enthalten zwei fundamentale Prinzipien, welche die Überbrückung zweier Spaltungen aufzeigen: die eine Dissonanz liegt in der psychischen Natur des Menschen, im besonderen zwischen dem Denkvermögen und dem Gefühlskörper, die miteinander Frieden schliessen müssen, und die andere besteht zwischen der Persönlichkeit und der Seele. Ist diese letztere Dissonanz aufgelöst, so ist der tiefe «Riss» geheilt; der Wille zum Guten hat die Kluft endgültig beseitigt. Damit wird nicht nur die Hauptspaltung im Einzelmenschen überbrückt, sondern es wird dadurch auch bald die grosse Fusion zwischen der Menschheit und dem grossen spirituellen Zentrum zustandekommen, das wir die geistige Hierarchie des Planeten nennen.

Die fast unbewusste Erkenntnis dieser Spaltungen und die Notwendigkeit, sie zu beseitigen, hat die Hochzeit und deren Vollziehung zum grossen mystischen Symbol der grösseren inneren Fusion gemacht.

Ich möchte nochmals darauf hinweisen, dass diese Spaltungen sich im Bewusstsein oder Bewusstwerden abspielen, aber nicht tatsächlich vorhanden sind. Das zu erfassen ist nicht so leicht, nicht wahr? Wir wollen darüber nachsinnen.

c) Probleme der Stimulierung

Wir kommen nun zu dem interessantesten Teil unserer psychologischen Studien, denn wir wollen jetzt auf die Folgen der Stimulierung näher eingehen.

Dieses Thema beansprucht derzeit besonderes Interesse, da die gesamte Menschheit zum Mystischen neigt und einen Drang zum Spirituellen verspürt; ferner sind (einige schlechte, viele gute) Ergebnisse der Meditations-Ausübung deutlich erkennbar, die unter [449] den Menschen zunimmt. Man muss die Folgen mystischen und spirituellen Höherstrebens und angewandter okkulter und intellektueller Meditation (im Gegensatz zu der mystischen Annäherung) im Auge behalten und zu verstehen suchen, andernfalls versäumen wir eine grosse günstige Gelegenheit, und es werden sich gewisse unerwünschte Entwicklungen ergeben, denen man später entgegentreten muss.

Meine Leser sind wohl nicht wenig erstaunt, wenn ich von der mystischen Tendenz der Menschheit spreche? Niemals zuvor war die Aspiration der Menschen so hoch und so weit verbreitet. Niemals zuvor haben so viele Menschen sich angetrieben gefühlt, den Pfad der Jüngerschaft zu betreten. Niemals zuvor haben sich Menschen in so grosser Anzahl vorgenommen, die Wahrheit zu ergründen. Niemals zuvor ist man der Hierarchie so entschieden und deutlich nähergekommen. Diese Situation rechtfertigt gewisse Reaktionen. Welcher Art sollten diese Reaktionen sein? Wie sollen wir die günstige Gelegenheit, die sich uns bietet, wahrnehmen, und wie sollen wir uns verhalten? Durch folgende Einsichten und Stellungnahmen: wir sollten entschlossen die Flut, welche die Menschheit zwingt, der Welt spiritueller Wirklichkeiten näher zu kommen, in einer solchen Weise ausnützen, dass sich wirkliche und nachweisbare Ergebnisse einstellen. Wir sollten einsehen und uns klarmachen, dass das, wonach Millionen von Menschen auf der Suche sind, des Suchens wert ist, und dass es sich da um Wirklichkeiten handelt, die bisher unbekannt waren. Wir sollten erkennen, dass der Tag der guten Gelegenheit jetzt für alle Jünger, Eingeweihten und Weltdiener angebrochen ist, denn die Zeit der Flut ist da; jetzt können die Menschen zum Guten beeinflusst werden, später vielleicht nicht mehr. Es gibt nicht immer entscheidende Wendepunkte, sie sind Ausnahmen und nicht die Regel.

Heute leben wir in einer aussergewöhnlichen kritischen Zeit. Im Hinblick darauf möchte ich etwas betonen, was sich mir aufdrängt. In solchen Krisenzeiten, die besondere Chancen mit sich bringen, sollte man sich klarmachen: erstens, dass es eine Zeit der Stimulierung ist, und zweitens, dass diese Zeit eine Krise sowohl für die Hierarchie wie für die Menschheit ist. Dieser letzte Punkt wird oft vergessen. Eine Krise der Hierarchie ist von grösster Bedeutung, weil sie relativ selten vorkommt. Demgegenüber treten Krisen in der Menschheit häufig und - in zeitlicher Hinsicht - fast regelmässig [450] auf. Dies ist jedoch nicht der Fall, soweit die Hierarchie in Frage kommt. Wenn daher eine menschliche und hierarchische Krise zusammentreffen, dann bieten sich besonders günstige Gelegenheiten, und zwar aus folgenden Gründen:

1. Die Mitglieder der Hierarchie konzentrieren infolge der Geschehnisse auf dem Planeten ihr Augenmerk gänzlich in eine bestimmte Richtung. Es erfolgt eine einheitliche Zusammenfassung aller Pläne und Bemühungen.

2. Diese Gelegenheiten sind so selten, dass, wenn sie sich ergeben, sie doppelt bedeutsam sind, nämlich in solarer und planetarischer Hinsicht.

3. Gewisse Kraftströme und Machtfaktoren ausserhalb des Sonnensystems wurden wegen der dringlichen Situation auf diesem Planeten zu Hilfe gerufen. Diese Dringlichkeit ist (vom Gesichtspunkt des Bewusstseins) so gross und gewichtig, dass der Sonnen-Logos es für angezeigt hielt, noch andere Wirkkräfte um Hilfe zu bitten. Und sie sind am Werk.

Wer diese Tatsachen mit der Neuorientierung und mit dem konzentrierten Interesse der Menschheit für das, was man «modernen Idealismus» nennt, in Verbindung bringt, der sieht darin ein höchst bedeutsames «Moment» oder Ereignis.

Die Menschen streben allenthalben nach Freiheit, nach gegenseitigem Verstehen, nach rechten Lebensbedingungen und Denkweisen sowohl für Gruppen wie für Einzelpersonen, und sie sehnen sich nach geordneten äusseren und inneren Beziehungen. Diese Tatsache wird allgemein anerkannt. Die Menschheit ist der ungesunden Lebensweise überdrüssig und müde, sie ist erbittert über die Ausbeutung der Wehrlosen, bekümmert über die zunehmende Unzufriedenheit und stark beunruhigt über die Zentralisierung von Macht in falschen und egoistischen Händen. Die Menschheit verlangt dringend nach Frieden, nach rechten Beziehungen, nach gerechter Zuteilung von Zeit sowie nach richtiger Einschätzung und Verwendung von Geld. Solche Anzeichen sind ungewöhnlich und von tiefgeistiger Art.

Was ist die Folge dieser Entwicklungen in der Welt der inneren geistigen Führung und in dem äusseren Lebensraum der Menschen? [451] Hauptsächlich und in erster Linie eine gemeinsame grosse Annäherung: Auf der einen Seite steht die Hierarchie mit ihrer Sehnsucht und ihrem Wunsch, für das Menschheitsproblem eine Lösung zu finden, die menschliche Notlage zu lindern und zu beheben und eine richtige spirituelle Regierung errichtet zu sehen, eine Regierung, die auf gerechter Verteilung der Werte basiert. Auf der anderen Seite steht der Mensch, entschlossen, rechte Lebens- und Umweltbedingungen zu schaffen, unter denen sich die Menschen entwickeln können und die es ihnen ermöglichen, wahre Werte wahrzunehmen und zu erkennen. In diesem Punkt sind sich Hierarchie und Menschheit einig. Dass viele Menschen noch zu wenig entwickelt sind, um diese geistigen Bestrebungen richtig aufzunehmen, ist unwesentlich,. sie arbeiten unbewusst auf dasselbe Ziel hin, das auch die Hierarchie verfolgt.

Wenn diese zwei verwandten Situationen gleichzeitig bestehen, dann resultiert daraus notwendigerweise eine gleichzeitige Resonanz, die (ebenso folgerichtig) eine Stimulierung bewirkt. Die Menschheit als Ganzes gesehen ist in genau derselben Situation wie ein einzelner Mystiker. Das muss man sich stets vor Augen halten, denn die Grundtendenz menschlicher Aspiration ist mystisch, nicht okkult. Daher passt das, was ich sage, für die ganze Welt und ist dafür die gelegene Zeit.

Ich möchte mich jedoch nur mit den Problemen des einzelnen Mystikers befassen und überlasse es meinen Lesern, die notwendigen Parallelen zu ziehen.

Es könnte von Nutzen sein, zunächst das Wort Stimulierung (Ansporn, Reiz-Impuls) zu definieren, und zwar vom okkulten Standpunkt aus und nicht in der Art eines Wörterbuches. Stimulierung ist die harte Nuss unseres Problems; trotzdem wollen wir es angehen und mit all seinen Auswirkungen und Verwicklungen zu verstehen suchen.

Ich habe ständig die Notwendigkeit betont, die Existenz von Energie anzuerkennen. In der okkulten (oder esoterischen) Wissenschaft [452] benützen wir das Wort «Energie», um die lebendige Aktivität sowohl der geistigen Bereiche als auch der spirituellen Wesenheit, der Seele, zu kennzeichnen. Wir gebrauchen das Wort «Kraft», um die Aktivität der Formnatur in den verschiedenen Naturreichen zu bezeichnen. Es ist äusserst wichtig, dies zu wissen und den Unterschied zu beachten.

Stimulierung kann daher als die Wirkung definiert werden, die eine Energie auf eine Kraft ausübt. Es ist die Wirkung der Seele auf die Form, die Wirkung der höheren Ausdrucksverleihung des Göttlichen auf die sogenannte niedere Ausdrucksform. Doch ist im Prinzip alles im gleichen Masse göttlich, in Zeit und Raum und im Verhältnis zur jeweiligen Evolutionsstufe und zum grossen Ganzen. Diese Energie übt die folgenden Wirkungen aus, die ich in verschiedener Weise beschreibe, um den vielen Kategorien von Denkern Klarheit zu bringen:

1. Die Rhythmus- und Vibrationsgeschwindigkeit nimmt zu.

2. Es wird die Fähigkeit entwickelt, die Zeit zu übertrumpfen und daher in einer Stunde unserer Zeitrechnung mehr zu leisten, als ein Durchschnittsmensch in zwei oder drei Stunden vollbringen kann.

3. Das Leben als Persönlichkeit erfährt eine Umwälzung, die - richtig verstanden - dazu führt, die karmischen Verpflichtungen klar zu erkennen und zu erfüllen.

4. Alle Reaktionen werden stärker. Dazu gehören alle Rück- und Nachwirkungen aus dem täglichen Leben und der Umwelt, aus geistigen Bestrebungen, aus dem Denkbereich und dem Reich der Seele, die im Leben des inkarnierten Menschen die grosse Wirklichkeit ist, auch wenn er es nicht weiss.

5. Die Lebensziele werden klar erkannt, und damit gewinnt die Persönlichkeit und das Leben als Persönlichkeit eine besondere Bedeutung.

6. Ein Zerstörungsprozess setzt ein, der Auswirkungen mit sich bringt, die augenscheinlich die Kraft der Persönlichkeit übersteigen, um allein damit fertig zu werden.

7. Es ergeben sich gewisse physiologische und psychologische [453] Probleme, die auf der Leistungsfähigkeit, auf angeborenen Schwächen oder Stärken sowie auf der Eignung der Empfangs- oder Aufnahmeorgane beruhen.

Man sollte hier beachten, dass jede Stimulierung auf der Reaktion (der Fähigkeit, wahrzunehmen und zu registrieren) der niederen Natur beruht, wenn diese mit der höheren in Berührung kommt. Sie beruht nicht auf der Reaktion der höheren Natur auf die niedere. Nach der Impulsaufnahme oder -wahrnehmung erfolgt eine Beschleunigung der Atome, aus denen die Träger der Persönlichkeit bestehen. Dann werden die Gehirnzellen, die bisher inaktiv waren, zur Tätigkeit angespornt, und ebenso werden die Körperzellen rings um die sieben Zentren herum, insbesondere in den organisch-physiologischen Gegenstücken dieser Zentren, belebt und angeregt. Dazu gesellt sich ein besseres Erkennen neuer Möglichkeiten und Chancen. Alles das mag sich entweder in unheilvollem Versagen oder in bemerkenswertem Fortschritt auswirken.

Das Nervensystem des Betreffenden reagiert auf all diese Anreize, weshalb die Wirkungen in erster Linie im Körper auftreten. Diese Wirkungen können entweder darin bestehen, dass die einfliessenden Energien in der richtigen Weise frei und verbraucht werden, dass also keine ernsten Folgen eintreten, selbst wenn unerwünschte Zustände bestehen. Oder aber die Wirkungen enthüllen eine solch schlechte körperliche Verfassung, dass die Energie, die durch das Tiernervensystem strömt, gefährliche Zellzerstörung anrichtet; dann können sich schlimme Folgen aller Art einstellen, darunter besonders:

Mentale Probleme.

Mit diesem Thema werden wir uns jetzt in erster Reihe befassen. Mentale Stimulierung ist verhältnismässig selten, wenn man die Gesamtbevölkerung der Erde in Betracht zieht. Trotzdem findet man sie häufig bei Menschen unserer westlichen Zivilisation und bei [454] der Elite der östlichen Zivilisation. Diese besonderen Probleme können zwecks grösserer Klarheit in drei Gruppen oder Kategorien eingeteilt werden:

1. Jene Probleme, die aus intensiver mentaler Arbeit entstehen, die eine übermässige gedankliche Konzentration bedingen und eine einseitige intellektuelle Einstellung und Versteifung mit sich bringen.

2. Jene Probleme, die sich aus Meditationsübungen ergeben, die erfolgreich zu Erleuchtung geführt haben. Letztere bringt dann ihrerseits wieder andere Schwierigkeiten mit sich, wie

a) Überaktivität des Denkvermögens, das zu viel erfasst und erfährt.

b) Enthüllung der Scheinwirklichkeit und Illusionswelt. Das führt zu Verwirrung und zur Entfaltung des niederen (medialen) Psychismus.

c) Überempfindlichkeit für die Phänomene des inneren Lichts, die der Ätherkörper wahrnimmt.

3. Jene Probleme, die eine Folge der höhergeistigen Entwicklung sind und eine Empfänglichkeit mit sich bringen für

a) Führung.

b) Mitarbeit mit dem Plan.

c) Seelenkontakt.

Diese letzten drei Problemgruppen - bezüglich feinfühliger Empfänglichkeit - sind für jeden Jünger Gegenstand sehr deutlicher und wirklicher Erfahrungen.

Die erste Gruppe der Probleme (die infolge intensiver mentaler Tätigkeit auftreten) ist ausgesprochen intellektueller Art. Sie reichen vom engstirnigen, verknöcherten Sektierertum bis zu jenem psychischen Symptom, das man fixe Idee nennt. Hier handelt es sich grösstenteils um Probleme selbstgeschaffener Gedankenformen, die den Menschen zum Opfer seiner eigenen Schöpfung machen. Dieser Typ ist dem Physiologiestudenten Frankenstein (in Mrs. Shelly's [455] gleichnamigem Roman) vergleichbar, der Monstren erschuf, die sich dann gegen ihn wandten. Dieselbe Tendenz zeigt sich in allen Geistesströmungen und kulturellen Schulen und trifft besonders auf den Führer-Typus und auf jenen Menschen zu, der in seinem Denken unabhängig und daher fähig ist, klare Gedanken zu bilden und dem Chitta (Gedankenstoff) freies Spiel zu lassen. Es wird daher notwendig sein, sich häufig mit diesem besonderen Problem auseinanderzusetzen, da die Anzahl der Denker ständig zunimmt. In dem Masse, wie die Menschheit zur mentalen Polarisation (Verlagerung des Schwerpunktes in die Gedankenwelt) übergeht, die ebenso stark sein wird wie die gegenwärtige astrale Verankerung, aus der sie sich entwickelt, wird es immer mehr notwendig werden, die Menschheit über folgende Punkte aufzuklären:

1. Über die Natur der mentalen Substanz.

2. Über den dreifachen Zweck des Denkvermögens: