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4. Krankheiten und Probleme der Jünger und Mystiker - Teil 2

Eine andere Schwierigkeit, welche die Spannung erhöhen kann, ist die Unfähigkeit des Durchschnittsmystikers, seine Gedanken von seinem körperlichen Zustand abzulenken. Jedem Gedanken folgt unvermeidlich Energie; die Gedanken scheinen sich mit aller Gewalt zu jener Körperregion hinzudrängen, die sich gestört zeigt, was die Situation nicht verbessert, sondern ganz gewiss verschlechtert. Für alle Mystiker gilt als beste Regel, die Gedanken von der Region, von der aus die Übertragung im Gang ist, fernzuhalten und auf die höhere zu richten. Ausgenommen sind solche Fälle, in denen esoterische Methoden angewandt werden, um den Vorgang zu erleichtern und zu beschleunigen. Dann kann der Mystiker, der die Vorschriften kennt, unter sachgemässer Anleitung und Führung versuchen, auf das betreffende Zentrum in der Wirbelsäule einzuwirken. Die Schul- und Lehrmethode hierfür will ich in einer späteren Unterweisung andeuten. Zunächst aber möchte ich mich mit den psychischen Störungen des Mystikers befassen, denn beide Störungen (die psychische und physische) kommen aus derselben Grundursache und lassen sich daher durch dasselbe Wissen beseitigen und überwachen, das eine korrekte okkulte und psychologische Grundlage hat.

Die Krankheiten, mit denen wir uns befassen, sind also die Folgen einer grossen Zahl von Ursachen, weshalb es nützlich sein dürfte, [547] wenn ich sie hier aufzähle. Ich erinnere nochmals daran, dass die Zentren aufwärts längs der Wirbelsäule und im Kopf ganz bestimmte Körperregionen beherrschen. Diese Regionen werden von den entsprechenden Zentren massgeblich beeinflusst, und eben deshalb muss man in diesen Regionen nach Anzeichen von Störungen suchen.

Allgemein gesprochen kann man Krankheiten in fünf Hauptgruppen einteilen. Wir wollen uns nur mit der letzten Gruppe befassen. Die fünf Krankheitskategorien sind folgende:

1. Erbliche Krankheiten:

a) Solche, die dem Planeten selbst anhaften; durch den Kontakt mit dem Erdreich und dem Wasser haben sie einen deutlich erkennbaren Einfluss auf die Menschheit.

b) Solche, die sich im Lauf vergangener Zeiten in der Menschheit selber entwickelt haben; sie pflanzen sich von einer Generation zur anderen fort.

c) Solche, die für eine bestimmte Familie charakteristisch sind. Sie werden auf ein Mitglied dieser Familie als Teil seines selbstgewählten Karmas weitervererbt. Seelen kommen in gewisse Familien, um eine solche Gelegenheit wahrzunehmen.

2. Krankheiten, die durch Tendenzen hervorgerufen werden, die im Menschen selber begründet sind. Diese sind von seinem astrologischen Zeichen abhängig - entweder von seinem Sonnenzeichen oder seinem aufsteigenden Zeichen. Davon wird in dem nächsten Band die Rede sein.

3. Ansteckende Krankheiten (epidemische oder endemische), von denen viele Menschen zu gleicher Zeit befallen werden, und in die der einzelne als Teil seines Gruppenkarmas verwickelt ist. Sie haben jedoch häufig keinen Zusammenhang mit seinem persönlichen Karma.

4. Erworbene Krankheiten und Unfälle, die eine Folge unvernünftigen Handelns oder törichter Gewohnheiten in diesem Leben sind. Diese schaffen in entscheidender Weise die Grundlage für des Menschen zukünftiges Karma. In bezug auf Unfälle mag hier eine interessante Bemerkung am Platze sein. Unfälle werden häufig durch Faktoren verursacht, die man als «Kraft-Explosionen» ansehen könnte. Diese werden [548] von einzelnen Menschen oder einer Gruppe von Menschen durch Hass, Eifersucht oder Rachsucht verursacht, - Eigenschaften, die wie ein Bumerang wirken und auf den Urheber zurückfallen.

5. Die Krankheiten der Mystiker. Mit diesen Erkrankungen befassen wir uns gegenwärtig. Allgemein gesprochen werden sie durch die Energie eines niederen Zentrums verursacht, das erwacht und in Tätigkeit tritt, und dessen Energie nun in ein höheres Zentrum übertragen wird. Das geschieht in drei Stufenfolgen, von denen jede einzelne ihre physiologischen Schwierigkeiten mit sich bringt:

a) Das Stadium, in dem die Energie des niederen Zentrums vor ihrem Emporsteigen ausserordentlich aktiv wird. Die Folge ist eine Überaktivität jener Körperorgane, die unter dem Einfluss des betreffenden Zentrums stehen. Blutstauung in den Gefässen, Entzündung und Organstörung sind die üblichen Rückwirkungen.

b) Im nächsten Stadium findet das «Emporheben» statt. Das höhere Zentrum wird stark aktiv, wogegen die Tätigkeit im niederen Zentrum nachlässt. In einem Zwischenstadium steigen und fallen die Kräfte und strömen zwischen den beiden Zentren hin und her; das ist die Erklärung für das unausgeglichene Leben des Mystikers in den Frühstadien seiner Entwicklung. Das gilt besonders beim Sonnengeflecht. Die Energie wird zunächst vom oberen Zentrum zurückgewiesen, so dass sie vom unteren Zentrum wieder absorbiert wird; sie wird aber immer wieder nach oben geschickt, bis sie schliesslich vom höheren Zentrum aufgenommen und umgewandelt werden kann.

c) Dann folgt jenes Stadium, in dem die Energie endgültig im höheren Zentrum einverleibt ist. Das bringt eine schwierige Zeit der Anpassung und Spannung mit sich, wiederum mit physischen Krankheiten, die aber dieses Mal in der Region auftreten, die von dem höheren Zentrum beherrscht wird.

Wenn z.B. die Sakralenergie zum Sonnengeflecht emporgehoben wird, so treten - wie bereits erwähnt - viele Darmbeschwerden auf. Wenn die Energie der geringeren Zentren, die sich unterhalb des [549] Zwerchfells (aber nicht entlang der Wirbelsäule) befinden, in das Sonnengeflecht emporgehoben wird, so treten häufig Gallenblasen und Nierenstörungen auf. Nach okkulter Auffassung ist jedes «Emporbringen» von Energie automatisch mit einem Gewebstod verbunden. Die Atome der betreffenden Organe sterben ab, und das ist das Vorstadium geschwächter Gesundheit, organischer Veränderung und des zellulären Zerfalls. Denn Tod ist nichts anderes als eine Aufspaltung und Abziehung von Energie. Wenn einmal die Wissenschaft die Übertragung von Energie aus einem niederen in ein höheres Zentrum verstehen wird, dann wird Licht über das ganze Problem des Sterbens kommen. Dann wird die wahre Wissenschaft vom Tod begründet werden und die Menschen von der Furcht vor dem Tod befreien.

Der Leser möge hier einen Augenblick innehalten und die folgenden Punkte sorgfältig überdenken:

1. Die Regionen, die von den fünf Zentren entlang der Wirbelsäule und von den beiden Kopfzentren beherrscht werden.

2. Die drei Hauptstationen der Übertragung: das Sonnengeflecht, das Kehlzentrum und das Ajnazentrum im Kopf. Das Herzzentrum und das höchste Zentrum im Kopf haben als Übertragungsstellen nur für den Eingeweihten Bedeutung.

3. Den unsteten und ständig sich ändernden Zustand, der durch die Erweckung, Übertragung und Konzentrierung von Energie im höheren Zentrum geschaffen wird. Diese drei Haupttätigkeiten sind von folgenden Zwischenstadien abhängig:

a) Von der aktiven Strahlung des niederen Zentrums.

b) Von der Empfänglichkeit des niederen Zentrums für die magnetische Anziehungskraft des höheren.

c) Von dem darauffolgenden Kräfteaustausch zwischen dem höheren und dem niederen Zentrum. Dieser besteht anfangs aus einer rhythmischen Abstossung und Anziehung; er ist somit ein Spiegelbild der Dualitäten, die im Lauf der menschlichen Entwicklung ihr Spiel treiben.

d) Es folgt die Konzentrierung der niederen Energie in dem höheren Zentrum.

e) Schliesslich wird das niedere Zentrum (oder werden die [550] niederen Zentren) von den höheren Energie-Brennpunkten und deren rhythmischem Wechselspiel beherrscht. Zwischen all diesen Stadien treten «Krisenmomente» von grösserem oder kleinerem Ausmass auf. Diese intensive innerliche Tätigkeit, die im inneren Leben der Menschheit ununterbrochen vor sich geht, hat gute und schlechte, psychische und physische Rückwirkungen. Die Kräfteübertragung aus dem Sakralzentrum in den Solarplexus, die heute massenweise erfolgt, ist die Ursache vieler körperlicher Schäden und Erschöpfungszustände. Da in der Menschheit die Übertragung der Sakralkraft in den Solarplexus nur sehr langsam vor sich geht, kommt es zu einer Situation, die zuweilen «Rassenselbstmord» genannt wird. Der rasche Rückgang der Geburtenziffer zwingt manche Regierungen dazu, Gegenmassnahmen zu ergreifen. Die obige Zusammenfassung der dreifachen Vorgänge, die sich im menschlichen Körper ununterbrochen abspielen, gibt eine Vorstellung davon, unter welchen Spannungen und Belastungen der einzelne Mensch leiden und arbeiten muss. Viele Beschwerden und Krankheiten in Körperzonen, die von einem besonderen Zentrum beherrscht und kontrolliert werden, lassen sich auf diese Weise erklären. Ich möchte die bisherigen Informationen noch mit folgenden sieben Punkten ergänzen:

1. Die intensive Tätigkeit des Sakralzentrums verursacht häufig Krankheiten und physiologische Anomalien der männlichen und weiblichen Genitalorgane. Diese Störungen sind zweifacher Art:

a) Jene, für welche die Menschheit normalerweise veranlagt ist, und die jedem Arzt, Chirurgen und Psychologen wohlbekannt sind.

b) Jene, die sich aus allzustarker Stimulierung ergeben, als Resultat erfolgreicher Bemühungen des Mystikers, aus den [551] höheren Zentren und aus Quellen, die ausserhalb seines Körpers liegen, Energie zu sich heranzuziehen.

2. Bei allen Übertragungen verursacht die entfaltete intensive Tätigkeit alle Arten von Spannungen und Reaktionen, die zu Blutstauungen, Entzündungen und Erkrankungen der stimulierten Organe führen. Das gilt heute besonders für das Sakral- und Solarplexus-Zentrum. Die Drüsen - grosse und kleine, endokrine und Lymphatische - in der Bauchgegend werden sehr stark in Mitleidenschaft gezogen. Sie werden überempfindlich oder (wie es in esoterischer Sprache heisst) «infolge des Energie-Entzuges unzulänglich», und das ist eine reiche Quelle für Störungen.

3. Die Tätigkeit des Sonnengeflechts, die in unseren Tagen ein Resultat dieses Übertragungsvorganges ist, ruft jene abnorme Spannung hervor, die für die ganze Menschheit so charakteristisch ist. Beim Durchschnittsmenschen wirkt sich diese Spannung im Verdauungssystem ober- und unterhalb des Zwerchfells aus. Beim fortgeschrittenen Menschen entsteht die Spannung in den höheren Zentren und wirkt schädlich auf das Herz und den Vagusnerv. Es soll darauf hingewiesen werden, dass viele Krankheiten, die dem körperlichen Gefüge der Menschenrasse angeboren sind und für welche der Einzelmensch im Voraus empfänglich ist, da sie typisch für diesen Planeten sind, durch die Stimulierung des Solarplexus zum Ausbruch kommen. Wenn die Menschheit mit der Zeit in ihrem Bewusstsein weniger astral und folglich der Solarplexus weniger aktiv und weniger vorherrschend wird, dann werden diese kritischen Zustände aufhören. Sobald das Herzzentrum und die höheren Zentren die Oberherrschaft haben, werden solche Krankheiten wie Krebs, Tuberkulose und die verschiedenen syphilitischen Leiden (die mit der uralten Betätigung des Sakralzentrums in Zusammenhang stehen) allmählich aussterben.

4. Zu einer Quelle nervöser Störungen wird für den Mystiker und fortgeschrittenen Aspiranten das Herzzentrum dadurch, dass es

a) die Energien aus dem Sonnengeflecht auf magnetischem Wege anzieht,

b) in ein [552] wechselseitiges Kräftespiel mit dem Solarplexus verwickelt wird.

Das Herzzentrum übt auf den Vagusnerv und das autonome Nervensystem (samt allen versorgten Körperteilen) eine mächtige Wirkung aus. Wir sind erst heute dabei, von diesen schwierigen anatomischen Beziehungen ein Bild zu bekommen und uns eine Meinung zu bilden. Klarheit darüber werden wir erst dann erhalten, wenn einmal - wenigstens als mögliche Hypothese - die Prämisse angenommen wird, dass Zentren existieren und dass sie sich durch dreierlei Aktivitäten gegenseitig beeinflussen. Die so wenig verstandene Thymusdrüse birgt in sich den Schlüssel zum Verständnis der Funktion und Steuerungsarbeit des Vagusnervs, - eine Feststellung, die noch nicht allgemein bekannt ist. Später wird von medizinischen Fachleuten ein genau kontrollierbares Verfahren ausgearbeitet werden, um die Thymusdrüse und deren Sekretion anzuregen, wodurch eine weitaus bessere Funktion des Nervensystems und des Vagusnervs, der das Nervensystem reguliert, erzielt wird. Ich kann gegenwärtig nur auf Möglichkeiten hinweisen, da die grundlegende Voraussetzung, nämlich die Existenz von Kraftzentren, noch nicht anerkannt ist. Es ist jedoch interessant, dass der plexus solaris als grosses Nervenzentrum medizinisch anerkannt ist, was darauf zurückzuführen ist, dass die Hauptmasse der Menschheit zurzeit in dieses Zentrum Kraft überträgt. Für die Massen ist dieser Plexus der Hauptempfänger von Kräften unterhalb und oberhalb des Zwerchfells und aus der Umwelt.

5. Die Tätigkeit des Kehlzentrums nimmt heute ständig zu, dank der schöpferischen Aktivität und genialen Erfindungsgabe (die einen höheren Antrieb mit sich bringt) und dank der idealistischen Grundideen der Weltintelligenz. Diese Regsamkeit ist in physiologischer Hinsicht die Ursache vieler Krankheiten der Atmungsorgane. Energie strömt zur Kehle, aber sie wird nicht in angemessener Weise verbraucht, und daher kommt es [553] zu Blutstauung und ähnlichen pathologischen Erscheinungen. Sonderbarerweise aber hängen sehr viele Störungen des gesamten Respirations-Apparates mit Gruppenzuständen zusammen. Darüber will ich später sprechen. Die Anhäufung von Energie in der Schilddrüse hat heute für diese Hauptkontrolldrüse ernste Folgen, deren Auswirkungen das Gleichgewicht des physischen Körpers stören und auch die Nebenschilddrüsen in Mitleidenschaft ziehen. Der Stoffwechsel mit all seinen Fernwirkungen kommt in Unordnung. Die Menschheit macht so rasche Fortschritte, dass dieses Zentrum in Kürze mit dem Solarplexus wetteifern wird, um das wichtigste Zentrum und die Haupt-Transferstation im Körper zu werden. Ich möchte diese Feststellung dem Leser ans Herz legen, denn sie ermutigt zu Hoffnung und Zuversicht. Dessenungeachtet deutet sie auch physiologische Veränderungen und mancherlei Probleme an, die damit verknüpft sind, und sie weist vor allem auf die vielen psychologischen Schwierigkeiten hin.

6. Die Tätigkeit des Ajnazentrums wird im nächsten Jahrhundert bedeutend zunehmen, und infolgedessen werden auch die damit verbundenen Probleme auftauchen. Die Nähe zur Hypophyse (der Hirnanhangdrüse) und die zunehmende Wechselwirkung zwischen

a) dem Ajnazentrum und der Hypophyse und

b) dem Zentrum auf dem Kopfscheitel (das mit der Epiphyse - der Zirbeldrüse - verbunden ist) und dem Ajnazentrum wird ernste Folgen für Gehirn und Augen haben. Das Ajnazentrum sammelt und speichert die aus den von fünf Zentren entlang der Wirbelsäule abgezogenen Energien und ist der Sitz der Kräfte der Persönlichkeit. Je nachdem wie die Persönlichkeitskräfte genützt werden und wie die steuernde integrierte Persönlichkeit diese Kräfte durch den Körper leitet, so werden die Organe des Körpers bedingt und beeinflusst werden. Der Solarplexus kann vom Ajnazentrum aus mit schlimmen Folgen stimuliert [554] werden. Das Herzzentrum kann durch Aufbürdung der Persönlichkeitskräfte in übermässige Tätigkeit versetzt, und seine Energie in höchst egoistischer Weise abwärts abgelenkt werden. Der Solarplexus kann so stark überbelebt werden, dass alle Kräfte der Persönlichkeit nach unten gelenkt und für selbstsüchtige und eigenwillige Zwecke eingesetzt werden können. Hierdurch wird zwar eine kraftvolle Persönlichkeit geschaffen, aber andererseits bleibt das spirituelle Leben dieses Menschen eine Zeitlang passiv. Wenn diese Unterbrechung stattfindet, werden alle die Kräfte des Körpers, die «erhöht» worden waren, wieder nach unten getrieben, und der Mensch tritt wieder in die Reihen der gewöhnlichen Sterblichen, die sich durch die unteren Zentren betätigen. Dies führt meistens zu einem ungeheueren Persönlichkeitserfolg. Wenn diese Umstellung stattfindet, fluten die - bisher im Ajnazentrum konzentrierten - Energien hinab in den Solarplexus oder ins Sakralzentrum, selten ins Herzzentrum. Das Herzzentrum hat die ihm allein eigene Fähigkeit, eine sogenannte «okkulte Isolierung» zu bewirken, denn es ist der Sitz des Lebensprinzips. Das Kehlzentrum wird in diesem Fall zwar auch angeregt, doch selten so weit, dass Schwierigkeiten entstehen. Ein solcher Mensch ist ein äusserst produktiver Denker, selbstsüchtig eingestellt und hat auf der Gefühlsebene des Sonnengeflechts einen Kontakt mit den Massen. Häufig hat er auch einen starken Sexualkomplex in irgend einer Form.

7. Über die Tätigkeit des Kopfzentrums ist noch sehr wenig bekannt. Ich kann darüber nur wenig sagen, was einen Nutzen hätte, denn man würde mir nicht zutrauen, dass ich die Wahrheit spreche. Dieses Zentrum ist der Zentralfaktor im Leben des Menschen, doch haben sich heute die niederen und höheren Kräfte des Körpers noch nicht dort festgesetzt. Ausser in Bluthochdruck (der sich unter den Fortgeschrittenen in der Welt immer mehr ausbreitet) und gewissen Formen von Gehirn-Affektionen und Nervenzerrüttungen tritt die Kraft dieses Zentrums in ausgesprochen psychischen Hochwirkungen [555] zutage. Damit will ich mich beschäftigen, wenn wir die Entfaltung der psychischen Kräfte, die Evolution der mystischen Schau und die Enthüllung von Licht und Kraft besprechen. Dieses Zentrum reguliert die Funktion der Zirbeldrüse und hat daher Einfluss auf gewisse Gehirnpartien. Indirekt wird auch der Vagusnerv beeinflusst. Bewusstsein und Leben, Empfindungsfähigkeit und Zielstrebigkeit - das sind die grossen Energien, die sich durch dieses Zentrum kundtun. Bekanntlich ist «Bewusstsein» eine Form von Energie, und «Leben» ist Energie an sich.

b) Entfaltung der psychischen Kräfte.

Es gibt viele Kräfte, welche die Erweckung der Zentren verursachen. An erster Stelle steht die Kraft der Evolution selbst, zu der sich der angeborene oder innewohnende, vorwärts treibende Drang nach grösserer Inklusivität gesellt, d.h.: im Bewusstsein immer umfassender zu werden und immer mehr einzubeziehen; dieser Drang steckt in jedem Einzelwesen. Dieser an zweiter Stelle stehende Aspekt des evolutionären Prinzips bedarf einer sorgfältigen Ausarbeitung. Wir haben uns allzulange mit der Entwicklung der Formseite der Natur beschäftigt, um den Körper für die Umwelt immer sensitiver zu machen und so einen immer besseren physischen Mechanismus aufzubauen. Aber diese zweifache Idee (oder sollte ich sagen Tatsache, denn das ist sie) verdient besondere Beachtung und Betonung. Die eine Tatsache betrifft die sich ständig weiterentwickelnde Fähigkeit, immer mehr einzubeziehen, und die zweite betrifft die Existenz einer inneren Wirkkraft, des höheren Selbstes, das diese stetig fortschreitende Entfaltung zustande bringt. Vom Standpunkt okkulter Forschung aus gibt es drei Grundideen, die diesem Glauben zugrunde liegen:

1. Die Tatsache eines inneren Bewohners, einer Wesenheit, die in der Form residiert und zuschaut, wie sich das Leben entfaltet, die sich der Umwelt immer mehr bewusst wird und die Fähigkeit erwirbt, inklusiv zu werden und schliesslich alles in einer Einheitsschau zu umfassen.

2. Die Tatsache einer innewohnenden Fähigkeit (die alle Lebensformen aller [556] Naturreiche besitzen), diese Inklusivität immer umfassender zu machen und diesen Entwicklungsprozess von einem Naturreich zum nächsten fortzusetzen.

3. Die Tatsache, dass die Menschheit ein Zentralpunkt ist, von dem aus diese Einbeziehungsfähigkeit bewusst entfaltet werden kann. Bis jetzt war die Entwicklung naturgemäss, normal und ein Teil des evolutionären Vorwärtsdrängens. Das bleibt auch weiter so, aber der Prozess kann beschleunigt werden (und das ist auch oft der Fall), sobald der Mensch beginnt, den Lauf seiner Gedanken zu beherrschen und (als der bewusste «innere Bewohner») auf vorgeschriebene Ziele hinzuarbeiten.

Ich wollte diese Punkte in gebührender Weise klarstellen, weil sie mit unserem Thema über die psychischen Schwierigkeiten des modernen Menschen deutlich zusammenhängen. Diese Schwierigkeiten nehmen rasch zu und verursachen viel Beunruhigung in den Reihen derer, die glauben, dass die Entwicklung der niederen psychischen Kräfte ein Hindernis für die wahre spirituelle Entwicklung sei. Gewisse Mystiker sehen jedoch diese niederen Kräfte als ein Zeichen göttlicher Gnade an und als Garantie für die Wahrheit ihrer Bemühungen. Andere hingegen nennen sie einen ganz deutlichen «Sturz aus Gottes Gnade». Daher scheint es mir, dass eine Analyse dieser Kräfte, ihre richtige Einordnung in das Entwicklungsgeschehen sowie ein besseres Verstehen der Unterschiede zwischen den höheren und niederen Kräften von wirklichem Nutzen sein könnte und in der Zukunft Studierende befähigen wird, mit grösserer Sicherheit und grösserem Wissen weiterzugehen. Sie werden auf diese Weise die Art der wahrgenommenen Kontakte viel genauer und sicherer erkennen und wissen, mit welchen Mitteln diese Kontakte angebahnt und erlangt werden können.

Der Hauptgedanke, den man sich einprägen möge, ist die Entwicklung der allumfassenden Einbeziehung. Diese Inklusivität ist die hervorragendste Eigenschaft der Seele oder des Selbstes, ob es sich nun um die Seele des Menschen handelt, oder um die Empfindungsnatur des kosmischen Christus, oder um die anima mundi, die Weltseele. Dieses Streben nach Inklusivität führt zur Synthese. Man [557] kann erkennen, dass diese bereits bis zu einem bestimmten Grad im Menschen entwickelt wurde, weil er all das in seine Natur einbezogen hat, was er in vergangenen Evolutionszyklen (in anderen Naturreichen und in früheren menschlichen Zyklen) gewonnen hat, wozu noch die potentielle Fähigkeit zu grösster Inklusivität in der Zukunft kommt. Der Mensch ist der Makrokosmos des Mikrokosmos. Was die anderen Naturreiche gewonnen haben, was sie als spezielle Eigenschaften ihr Eigen nennen, das gehört auch dem Menschen, da er all dies in Bewusstseinsinhalte umgewandelt hat. Er ist jedoch ein Teil eines weit grösseren Makrokosmos, in dem er eingebettet ist, und dieses grösseren Ganzen muss er sich immer stärker bewusst werden. Daher soll dieses wichtige Wort Einbeziehung das Denken all derer erfüllen, die diese Unterweisung über die psychischen Kräfte und deren Wirkung lesen.

Der nächste Grundgedanke, der unsere Aufmerksamkeit verdient, ist die Tatsache, dass ein Mensch die Macht hat, nach vielen Seiten hin inklusiv zu sein, so, wie man vom Mittelpunkt eines Kreises Linien zu jedem beliebigen Punkt der Peripherie ziehen kann. Man darf nicht vergessen, dass der Mensch während eines grossen Abschnitts seiner Laufbahn und in der wichtigsten Periode seiner menschlichen Lebenserfahrung der dramatische Schauspieler bleibt, der im Mittelpunkt der Bühne steht und nach seiner Auffassung die Hauptrolle spielt. Er ist sich seines Handelns und der Rückwirkungen auf dieses Handeln stets bewusst. Als der Mensch wenig mehr als ein Tier war, - in einem Stadium, das wir, wie schon erwähnt, «lemurisches Bewusstsein» und «früh-atlantisches Bewusstsein» nannten - lebte er ohne Gedanken dahin. Das Leben rollte wie ein Panorama vor seinen Augen ab. Er identifizierte sich mit den vorüberziehenden Begebenheiten und kannte keinen Unterschied zwischen sich und der Figur, die er in dem sich entfaltenden Bilde zu sein schien. Er sah einfach zu, spielte seine kleine Rolle, nahm Nahrung zu sich, pflanzte sich fort, reagierte auf Freude und Schmerz, doch selten - wenn überhaupt - dachte er nach oder stellte Erwägungen an.

Dann folgte die Periode, die uns allen so vertraut ist. Der Mensch wird zum dramatischen Mittelpunkt seines Universums: er lebt, er liebt, er plant und handelt, ist sich seiner Zuhörer und seiner Umgebung bewusst und bringt die charakteristischen Eigenschaften der [558] späteren atlantischen und gegenwärtigen arischen Periode nach bestem Vermögen zum Ausdruck. In kluger Weise ist er sich seiner Macht und einiger seiner Talente bewusst. Er betätigt sich wirksam als Persönlichkeit, und da sein Denkvermögen dirigiert (oder wenigstens damit den Anfang gemacht hat), beginnen die niederen animalischen Kräfte und der Psychismus aus dem atlantischen Zeitalter, die seine Kennzeichen waren, zu verblassen. Er verliert diese niederen Kräfte, aber er hat die höheren noch nicht entwickelt. Daher erregen heute solche alte Fähigkeiten, wie Hellsehen und Hellhören, so viel Aufsehen, und darum verurteilt die intelligente Welt diese Eigenschaften in Bausch und Bogen als ausgemachten Schwindel.

Sodann folgt das Stadium der Mystik. Fortgeschrittene Menschen, Aspiranten und Jünger werden sich ständig bewusst, dass es noch ein weiteres Naturreich gibt, das Reich Gottes, das sein eigenes Leben und eigene Phänomene besitzt. Sie stellen fest, dass es noch andere Kräfte gibt, die man entwickeln und benützen kann, wenn man den Wunsch dazu hat und gewillt ist, den Preis zu zahlen. Sie erkennen einen neuen und grösseren Daseinsbereich, den sie in ihr eigenes Bewusstsein einbeziehen können, wenn sie sich von diesem Reich erobern lassen.

Daraus kann man folgern, dass es in der Ausrüstung des Menschen zwei Kräftegruppen gibt - die niedere, die er wieder hervorholen kann, wenn es ihm wünschenswert erscheint, und die andere und höhere, die erst entwickelt werden muss. Diese beiden Kräftegruppen sind:

1. Die uralten Kräfte und Fähigkeiten, welche der Mensch in vergangenen Zeiten entwickelt und besessen hat; er verdrängte sie in den Hintergrund seines Bewusstseins und unter die Schwelle seines derzeitigen Gewahrseins, um seine Denkkraft zu entfalten und um auf diese Weise selbst ein Eroberer und eine Persönlichkeit zu werden.

2. Die höheren Kräfte und Fähigkeiten, die das Vorrecht der bewussten Seele sind. Das sind die «grösseren Kräfte», auf die sich Christus bezog, als er seinen Jüngern versprach, dass sie [559] eines Tages grössere Dinge tun würden, als er selbst getan habe.

Man darf indessen nicht übersehen, dass alle diese psychischen Kräfte, die Anlagen Kräfte und Fähigkeiten der Einen Universalseele sind, dass aber, in Zeit und Raum, einige davon Wesensäusserungen des Tierbewusstseins oder der Tierseele, einige der Menschenseele und einige der göttlichen Seele sind.

Die folgende Übersicht über die sich entwickelnden psychischen Kräfte, wie sie in das Bewusstsein dreier Naturreiche hereinwachsen und ineinander übergehen, mag hier von Nutzen sein. Man möge die angeführten Beziehungen sorgfältig studieren:

Kräfte im Tier                              Kräfte im Menschen                               Göttliche Kräfte

1. Die vier Haupt-Instinkte.        Die fünf Haupt-Instinkte.                        Die fünf umgewandelten Instinkte.

a) Selbsterhaltungstrieb.            Schöpferische Selbsterhaltung.              Unsterblichkeit.

b) Geschlechtstrieb.                    Sexuelle Betätigung.                                 Anziehung.                     
                                                     Menschliche Liebe.

c) Herden-Instinkt.                      Geselliges Zusammenleben.                     Gruppenbewusstsein.

d) Neugierde.                              Wissbegierde. Analytisches                       Evolutionsdrang.
                                                     Forschen. Selbstgefühl.                             Selbstbeherrschung.

2. Die fünf Sinne                          Die fünf Sinne                                            Die fünf Sinne

a) Tastsinn                                    Tastsinn. Kontakt.                                     Einsichtsvolles Begreifen.

b) Gehör                                        Gehör. Ton.                                                Resonanz auf das Wort.

c) Gesicht                                       Gesicht. Perspektive.                                  Mystische Vision.

d) Geschmack (keimhaft).             Geschmack. Unterscheidungsvermögen.   Intuition.

e) Geruch (scharfausgeprägt)       Geruch. Gefühlsmässiger Idealismus.        Geistiger Scharfsinn.

3. Niedere psychische Kräfte.       Die Gegenstücke im Menschen.                   Höhere psychische Kräfte.

a) Hellsehen                                   Erweiterung durch innere Schau.                Mystische Schau.

b) Hellhören                                   Ausweitung durch Hören.                             Telepathie.  Inspiration. [560]