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II. Die sieben Gesetze des Seelen- oder Gruppenlebens - Teil 3

Ein Mensch mit einer integrierten, intelligenten Persönlichkeit ist befähigt, die Arbeit eines Diensttuenden in dem aktiven Weltwerk zu übernehmen, vorausgesetzt, dass seine innere Schau nicht durch persönlichen Ehrgeiz getrübt ist oder dass seine Tätigkeit nicht in überstürzte und fieberhafte Geschäftigkeit ausartet. Es bleibt der Seele vorbehalten, einem ruhigen und friedfertigen Denker durch Ideenübermittlung den nächsten Schritt aufzuzeigen, der in der Weltentwicklung zu tun ist. So sieht es der Plan für die Menschheit vor.

Der Kraftstrom, der durch die Persönlichkeit strömt und dem Diensttuenden den nötigen Weitblick und das Kraftgefühl verleiht, das ihn für seine Mitarbeit befähigt, nimmt seinen Weg in den Gefühls- oder Astralkörper. Hier ist wiederum eine zweifache Auswirkung zu beobachten, die davon abhängt, in welchem Zustand sich dieser Astralkörper befindet und welches die innere Einstellung des Betreffenden ist. Der Kraftstrom mag die bestehende Verblendung vergrössern und die Illusion verstärken, so dass der Dienende von trügerischen, psychischen Erfolgen betört wird. Wenn das der Fall ist, berauscht er sich z.B. an der Vorstellung, dass er erstaunliche persönliche Kontakte habe; in Wirklichkeit kam er nur mit einer Gedankenform in Berührung, die von eines Meisters Gruppe ausging. Er verfällt der Täuschung, dass er ein auserwähltes Werkzeug und ein Sprachrohr der Hierarchie sei. Die Wahrheit ist, dass ihn die vielen Stimmen irreführten, weil die Stimme des Schweigens vom Lärm der Astralebene übertönt wurde. Er lebt in der Einbildung, [137] dass es ausser seinem Weg keinen anderen gäbe. Eine solche Illusion und trügerische Vorstellung ist heutzutage unter Lehrern und Mitarbeitern in der ganzen Welt gang und gäbe, weil so viele Menschen tatsächlich mit der Seele in Berührung kommen und daher von dem Wunsch beseelt sind, Dienste zu tun. Aber sie sind bei weitem noch nicht frei von Ehrgeiz, und sie streben eigentlich nach Würdigung ihrer eigenen Person, anstatt sich der Gemeinschaft der Weltdiener einzugliedern. Wenn sie jedoch die Falle der Verblendung umgehen und imstande sind, zwischen Wirklichem und Unwirklichem zu unterscheiden, dann wird der einströmende Kraftstrom sie mit wirksamer, selbstloser Liebe durchfluten und mit Hingabe an den Plan, mit Hingabe an diejenigen, denen der Plan helfen soll und mit Hingabe an Diejenigen, welche dem Plan dienen. Man überdenke einen Augenblick die Reihenfolge dieser Einstellungen und lasse sich davon entsprechend beeinflussen. Dann bleibt kein Raum mehr für eigene Interessen, für Selbstgeltung oder selbstsüchtige Bestrebungen. Der Dienende soll sich von nichts anderem leiten lassen als von der dringenden Notwendigkeit, den unmittelbar nächsten Schritt zu tun, um dem Notstand abzuhelfen, der gerade sichtbar geworden ist.

Wenn somit Herz und Hirn zusammenarbeiten (ob nun in selbstsüchtigem Bunde, um sich als hochaktive Persönlichkeit geltend zu machen oder in selbstloser Hingabe und Gesinnung, die sich der seelischen Führung unterwirft), wird die Kraft, die den Dienenden durchpulst, seinen Ätherkörper zur Tätigkeit anspornen. Der physische Körper wird darauf automatisch antworten. Infolgedessen ist es für den Dienenden dringend notwendig, auf der Astralebene eine Weile inne zu halten und dort in heiligem und beherrschtem Schweigen zu warten, ehe er dem Kraftstrom erlaubt, sich in die Zentren des Ätherkörpers zu ergiessen. Dieser Augenblick der Stille ist eines der Geheimnisse geistiger Entfaltung. Sobald die seelische Kraft oder Energie - entweder in ihrer ursprünglichen Reinheit oder aber verdorben und abgelenkt auf ihrem Weg in die physische Manifestation - den Ätherkörper erreicht hat, kann der Durchschnittsjünger nichts mehr unternehmen. Von diesem Augenblick an ist die Wirkung unausbleiblich. Das innere Denken und das Wunschleben bestimmen die Tätigkeit, die sich dann in der physischen Welt auswirkt. Wenn die Energie in ursprünglicher Reinheit durchbricht, so kommen die Zentren oberhalb des Zwerchfells in ständige [138] Vibration. Bricht sie aber verunreinigt mit Persönlichkeits-Tendenzen durch, so nimmt sie hauptsächlich den Weg zum Sonnengeflecht; dann tauchen alle astralen Illusionen auf, alle grandiosen Täuschungen und die trügerischen Bilder egoistischer Phänomene werden lebendig. (Ich wähle das Wort «egoistisch», um seine ursprüngliche psychologische Bedeutung zu kennzeichnen, die sich auf weltliche Objekte bezieht). Das kann man heutzutage bei Führern verschiedener Organisationen leicht feststellen.

b) Die unterschiedlichen Dienstmethoden der einzelnen Strahlen. Kann die Wissenschaft vom Dienen den Beweis erbringen, dass die sieben Strahltypen beim Dienen unterschiedliche Methoden anwenden?

Dieser Beweis wird im Lauf der Zeit absolut sicher erbracht werden. Es wird sich zeigen, dass jeder, der unter dem Einfluss eines bestimmten Strahls arbeitet und Dienste tut, seinen Beitrag in einer besonderen und ganz bestimmten Art und Weise leistet. Diese spezifischen Methoden sind für ihn die Linie des geringsten Widerstandes und folglich äusserst wirksam. Diese Methoden und Arbeitsverfahren werden die innere Struktur der kommenden Wissenschaft vom Dienen bilden; sie werden dadurch entdeckt werden, dass man die Strahlhypothese akzeptiert und die Methoden der einzelnen Strahltypen und -gruppen, die alle so deutlich unterschieden sind, beobachtet und überprüft. Alle diese verschiedenen Dienst-Methoden sind im Plan vorgesehen und bilden zusammengenommen ein harmonisches Ganzes. Der Strahl oder die Strahlen, die sich jeweils manifestieren, bestimmen auch die allgemeine Richtung des Weltdienstes. Jene Menschheitsdiener, deren Seelen-Strahl gerade in Aktion ist und die bestrebt sind, gute Arbeit zu leisten, werden feststellen, dass ihre Arbeit leichter vonstatten geht, wenn sie «mit dem Strom schwimmen» und in der betreffenden Periode der Linie des geringsten Widerstandes folgen. Ihre Arbeit wird leichter vorankommen als die anderer Jünger und Aspiranten, deren egoischer Strahl ausser Funktion ist. Diese Erkenntnis wird dazu führen, Zyklen und Zeiten sorgfältig zu analysieren, um unnötige Energieverschwendung zu vermeiden; man wird die Befähigungen und Neigungen der verfügbaren Dienstwilligen mit wirklichem Vorteil [139] ausnützen. Alle Arbeitsverteilung wird in Übereinstimmung mit dem Plan erfolgen. Es gehört mit zu den Aufgaben der Meister in der Hierarchie, die Strahlen in Betracht zu ziehen, die in oder ausser Aktion sind sowie jene Jünger und Dienstwilligen herauszufinden, die zu einer bestimmten Epoche auf diesem Erdenrund verfügbar sind.

Dass die Neue Gruppe der Weltdiener gebildet werden konnte, ist ein Anzeichen dafür, dass genug Menschentypen inkarniert sind, deren Seelenstrahl aktiv ist, und dass eine genügende Anzahl von Persönlichkeiten auf den Seelenkontakt reagiert, so dass eine Gruppe gebildet werden kann, die klar und eindeutig als Gruppe beeindruckbar ist. Das ist das erste Mal, dass eine solche Situation möglich geworden ist. Bis zu diesem Jahrhundert konnten nur hie und da einmal einzelne Menschen in verschiedenen Teilen der Welt beeindruckt werden und das geschah in weit auseinander liegenden Epochen. Aber heute kann eine ganze Gruppe reagieren, und ihre Zahl ist verhältnismässig schon so gross, dass auf diesem Planeten eine Gruppe von Personen gebildet werden kann, deren Strahlung so stark ist, dass ihre Auras miteinander in Berührung und Fühlung kommen können. Auf diese Weise kann eine Gesamtgruppe - in der inneren und äusseren Welt - wirksam in Aktion treten.

Es gibt heute, über den ganzen Erdball verstreut, Lichtzentren in genügender Zahl und es sind hinreichend Jünger und Aspiranten vorhanden, so dass (bildlich gesprochen) die feinen Lichtstrahlen, die wie kleine Fäden von jedem einzelnen ausstrahlen, sich treffen und miteinander verflechten können und so ein Netzwerk von Licht in der Welt bilden. Und das macht die magnetische Aura der Neuen Gruppe der Weltdiener aus. Jedes einzelne Gruppenmitglied ist für den Plan empfänglich, sei es, dass sein Seelenkontakt ihm eigenes Wissen vermittelt oder dass er intuitiv erfasst, dass das, was die Gruppe, zu der er sich hingezogen fühlt, als ihre unmittelbare Aufgabe ansieht, auch für ihn gut und richtig ist; er kann also mit dieser Gruppe zusammenarbeiten, wie es seinen eigenen Idealen entspricht. Jeder einzelne in dieser Gruppe arbeitet in der Umwelt, die seinem Strahl und seinem Strahltypus angepasst ist und dieser wiederum erhält seine besondere Note durch die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Rasse oder Nation. Die Arbeit geht um so besser voran, [140] wenn jedes einzelne Gruppenmitglied einem Notstand in seiner jeweiligen Umgebung abhilft und zwar in der Weise, wie es für ihn nach Gewohnheit, Temperament und Erziehung in diesem Milieu am einfachsten und besten ist. Das sollte man beachten.

Ich will nun die sieben Strahltypen schildern, wie sie sich betätigen und auswirken, aber ich fasse mich absichtlich sehr kurz. Eine ausführlichere Beschreibung könnte das Wirken und Sich-Äussern derer zu stark beeinträchtigen, die noch nicht genügend Kenntnisse besitzen, um ihre eigenen charakteristischen Strahlmerkmale beurteilen zu können; es könnte auch die bisherige Erfahrung jener Dienenden ungebührlich beeinflussen und entstellen, die schon ihren Strahl kennen (was bei einigen der Fall ist). sie könnten sich - mit bester Absicht - veranlasst sehen, die Strahlenqualitäten ihrer Seele beschleunigt in den Vordergrund zu stellen, noch ehe sie ihren Persönlichkeitsstrahl genügend kennen und unter Kontrolle haben. Andere Dienstbeflissene verwechseln häufig die beiden Strahlen und halten einen besonderen Strahltyp für den ihres Seelenstrahls, während es sich in Wirklichkeit um ihren Persönlichkeitsstrahl handelt, dem sie sich vorwiegend angepasst haben und von dem sie in der Hauptsache dirigiert werden. Zeigt dies nicht deutlich, wie vorsichtig die Lehrer der Wahrheit und Hüter künftiger Offenbarungen vorzugehen haben? sie müssen die Aspiranten vor einem verfrühten Wissen beschützen, das sie vielleicht theoretisch begreifen, aber noch nicht in die Praxis umsetzen können.

Erster Strahl. Wenn geschulte Jünger dieses Strahls Dienste tun, arbeiten sie in der Weise, dass sie dem Denken der Menschen sozusagen den Willen Gottes auferlegen. Sie tun das in der Weise, dass sie in die Gedankenwelt der Menschen machtvolle Ideen werfen und nachdrücklich die leitenden Prinzipien betonen, welche die Menschheit sich zu eigen machen muss. Wenn diese Ideen vom Aspiranten erfasst sind, bringen sie zwei Entwicklungen in Gang. Sie leiten erstens eine Periode ein, in der das, was veraltet ist und hinderlich im Wege steht, zerbrochen und zerstört wird. Darauf folgt eine zweite Periode, in der die neue Idee klar zutage tritt und hernach [141] von der denkenden Menschheit aufgegriffen wird. Diese Ideen sind Träger grosser Prinzipien und die Gestalter des Neuen Zeitalters. Diese Dienenden sind daher Gottes zerstörende Engel. Sie vernichten alte Formen, doch hinter allem wirkt als Triebkraft die Liebe.

Ein Durchschnittsaspirant des ersten Strahls arbeitet jedoch nicht so überlegt. Er erfasst wohl die Idee, derer die Menschheit bedarf, aber er trachtet darnach, sie vor allem als seine Idee hinzustellen, als etwas, was er selbst aufgegriffen und erkannt hat; und er ist ungeduldig bestrebt, diese Idee seinen Mitmenschen - zu ihrem Wohl, wie er meint- aufzudrängen. Unweigerlich zerstört er ebenso schnell wie er etwas aufbaut, und schliesslich geht er dabei selbst zugrunde. Viele verdiente Aspiranten und Jünger, die sich zurzeit für Dienstleistungen schulen, arbeiten in dieser beklagenswerten Weise.

Einige Meister der Weisheit mit ihren Jüngergruppen sind derzeit eifrig bemüht, gewisse notwendige Grundideen der Menschheit nachdrücklich zum Bewusstsein zu bringen. Ein gut Teil ihres Bemühens ist von zwei Jüngergruppen in die Wege geleitet worden, von denen die eine als Zerstörer, die andere als Neuverkünder wirken. Diese beiden Arbeitsweisen ergänzen sich und wirken sich als einheitliche Aktion aus. Die Idee, die in der Zukunft massgeblich sein soll, wird von der einen Gruppe in Wort und Schrift verkündet. Die andere Gruppe, (die der Zerstörer) greift die Idee auf, und geht daran, die veralteten Wahrheitsformen zu zerbrechen und für die neu aufgetauchte Idee Platz zu schaffen.

Zweiter Strahl. Dienende dieses Strahls sinnieren und meditieren über die neuen Ideen, die mit dem Plan zusammenhängen und machen sie sich zu eigen. Durch die magnetische Anziehungskraft der Liebe ziehen sie alle zu sich heran, die in ihrer Entwicklung jene Stufe erreicht haben, auf der sie das Mass und den Rhythmus des Plans begreifen können und dafür empfänglich sind. Sie können jene Menschen auswählen und schulen, die diese Idee tiefer in die Masse der Menschheit «hineintragen» sollen. Wir dürfen nicht vergessen, dass das derzeitige Wirken der Hierarchie und der Neuen Gruppe der Weltdiener in erster Linie mit Ideen zu tun hat. Die Jünger und Dienenden vom zweiten Strahl sind «emsig bemüht, [142] Wohnungen zu bauen für jene energieerfüllten Existenzen, deren Aufgabe es seit jeher war, die Gedanken der Menschen neu aufzuladen und auf diese Weise das kommende, bessere Zeitalter einzuleiten, das eine sorgfältigere Pflege der Menschenseelen ermöglichen wird.» So lautet der Alte Kommentar, dessen altertümliche Ausdrucksweise ich hier modernisiere. Die Dienenden dieses Strahls arbeiten und wirken durch ein Verstehen, das magnetische Kraft besitzt, Anziehung ausübt und mitfühlende Harmonie schafft; sie gehen weise und bedächtig vor, entsprechend ihrem Strahl, dem Strahl der Liebe. Ihr Einfluss nimmt heute ständig zu und wird überragend.

Dritter Strahl. Die Dienenden des dritten Strahls haben derzeit eine besondere Funktion zu erfüllen: sie sollen den Intellekt der Menschheit anregen, schärfen und inspirieren. Sie tun das, indem sie Ideen in einer Weise handhaben, dass sie von der Masse intelligenter Männer und Frauen, deren Intuition jedoch nicht erwacht ist, leichter verstanden werden können. Ich möchte dazu bemerken, dass wahrhaft Dienende sich grundsätzlich mit der Ausbreitung neuer Ideen befassen, nicht aber mit geschäftlichem Organisieren und Kritisieren, die Hand in Hand gehen. Der Aspirant des dritten Strahls nimmt Ideen auf, die dem hohen Bewusstsein der Grossen Wirkenden entstammen, für die der erste Strahl tätig ist; und diese Ideen werden von den Werkleuten des zweiten Strahls attraktiv gemacht (anziehend im esoterischen Sinn), und die intelligenten Typen des dritten Strahls passen diese Ideen dann durch ihre Denkkraft dem unmittelbaren Bedürfnis an und kleiden sie in entsprechende Worte. Darin liegt ein Wink für zahlreiche Persönlichkeiten vom dritten Strahl, die gegenwärtig auf verschiedenen Dienstgebieten arbeiten.

Vierter Strahl. Dieser Strahl ist zurzeit nicht aktiv und daher gibt es nur wenige Egos des vierten Strahls, die für den Weltdienst verfügbar sind. Es gibt indessen viele Persönlichkeiten auf dem vierten Strahl, und diese können viel lernen, wenn sie die Arbeitsmethoden der Neuen Gruppe der Weltdiener studieren. Die Hauptaufgabe des Aspiranten vom vierten Strahl besteht darin, die neuen Ideen mit den alten in Einklang zu bringen, damit keine gefährliche Lücke oder Unterbrechung entsteht. Sie sind es, die [143] einen «gerechten Ausgleich» zustande bringen und neue Vorstellungen den alten anzupassen wissen, so dass das wahre Ideenvorbild erhalten bleibt. Sie sind es, die von der Vergangenheit die Brücke zur Gegenwart schlagen, denn sie besitzen echte Intuition und haben daher die Fähigkeit, etwas zusammenzufügen und zu harmonischer Einheit zu verbinden; ihr Wirken kann somit ganz entschieden dazu beitragen, das wahre göttliche Evolutionsbild herauszuschälen und der Welt vorzuführen.

Fünfter Strahl. Die Diener auf diesem Strahl kommen rasch zu hervorragender Bedeutung. Sie sind diejenigen, welche die Äusserungen der Natur und die Formen erforschen, um die Ideen und treibende Kraft, die sich dahinter verbirgt, herauszufinden; dazu sind Ideen vonnöten, die sie auf ihre Richtigkeit oder Unrichtigkeit prüfen. Sie sammeln in ihre Reihen Menschen, deren Persönlichkeit diesem Strahl zugehört und schulen sie in der Kunst wissenschaftlicher Forschung. Sie spüren den spirituellen Hintergrund auf, der sich hinter der Formseite der manifestierten Schöpfung verbirgt, sie machen Entdeckungen über die Wege, die Gott mit dem Menschen und der Natur geht, sie arbeiten Erfindungen aus (die ja nur materialisierte Ideen sind), und sie finden die Bestätigung dafür, dass es einen grossen Plan gibt, der eine Gesetzmässigkeit erkennen lässt. Auf Grund all dieser Ergebnisse bereiten sie die neue Welt vor, in der die Menschen ein vergeistigtes Leben mit tieferem Bewusstsein führen werden. Jünger, die in dieser Richtung in allen Ländern arbeiten, sind heute viel aktiver als je zuvor in der Geschichte der Menschheit. Sie leiten die Menschen teils bewusst, teils unbewusst hin zu dem tieferen Sinn der Welt; ihre Entdeckungen werden schliesslich die jetzige Epoche der Arbeitslosigkeit beenden. Die Erfindungen und Verbesserungen, die sie machen, werden im Verein mit der ständig wachsenden Idee von der gegenseitigen Abhängigkeit aller Gruppen (das ist die Hauptbotschaft der Neuen Gruppe der Weltdiener) schliesslich die Lebensbedingungen für den Menschen derartig verbessern, dass eine Epoche des Friedens und der Ruhe eintreten kann. Ich sage nicht «eintreten wird», denn nicht einmal Christus kann den Zeitpunkt genau bestimmen, an dem Veränderungen stattfinden können oder die Reaktion voraussagen, welche die Menschheit in einer bestimmten Offenbarungsperiode zeigen wird.

Sechster Strahl. Die Tätigkeit dieses Strahls hat sich in den letzten zweitausend Jahren dahin ausgewirkt, die Menschheit in der Erfassung von [144] Idealen zu schulen, die ja die Grundrisse von Ideen darstellen. Jünger dieses Strahls haben die Hauptaufgabe, die bereits vorhandene Tendenz der Menschheit, Ideen zu erfassen, auszunützen und - unter Vermeidung der Felsen des Fanatismus und der gefährlichen Sandbänke oberflächlicher Wünsche - die Denker in der Welt zu schulen, das Gute, Wahre und Schöne so heiss zu ersehnen, dass die Idee, die sich in irgend einer Form auf Erden verkörpern soll, von der mentalen Ebene sich loslösen und in eine irdische Form kleiden kann. Diese Jünger und Diener ziehen bewusst das Wunschelement im Menschen heran, das sie in einer korrekten, wissenschaftlichen Art wachrufen. Ihre Methode ist deshalb wissenschaftlich, weil sie sich auf ein richtiges Verstehen des Menschenmaterials, mit dem sie es zu tun haben, gründet.

Viele Personen können nur durch eine Idee angespornt und aktiv gemacht werden; mit diesen kann der Jünger des ersten Strahls erfolgreich arbeiten. Andere wieder sind leichter durch ein Ideal zu erreichen, dem sie gern ihr persönliches Leben und ihre persönlichen Wünsche unterordnen. Mit diesen Leuten kann ein Jünger des sechsten Strahls leicht umgehen und zusammenarbeiten, und das sollte er auch immer versuchen. Er sollte sie lehren, wie man die Wahrheit erkennt, und er sollte ihnen das Ideal ständig vor Augen halten; dabei sollte er sie aber vor einem allzu ungestüm und fanatisch bezeigten Interesse zurückhalten, damit die Anstrengung im Lauf der Zeit nicht erlahmt. Man darf nicht vergessen, dass der sechste Strahl, wenn er der Persönlichkeitsstrahl eines Menschen oder einer Gruppe ist, grössere Zerstörungen anrichten kann als der erste Strahl, weil damit weniger Weisheit verbunden ist. Der sechste Strahl ruft Wünsche und Begierden wach und folgt damit dem Weg des geringsten Widerstandes bei der grossen Masse; er kann daher in der äusseren Welt viel leichter Wirkungen und Erfolge erzielen. Personen des sechsten Strahls müssen vorsichtig behandelt werden, denn sie sind zu einseitig und zu sehr von persönlichen Wünschen erfüllt; die Flutwelle der Evolution hat diesen Menschentypus sehr lange Zeit getragen. Andererseits ist die Methode des sechsten Strahls, Wünsche und Sehnsüchte zu erwecken, um einem Ideal eine physische Ausdrucksform zu geben, unentbehrlich. Glücklicherweise stehen heute viele Aspiranten und Jünger dieses Strahls zur Verfügung.

Siebter Strahl. Dieser Strahl steuert derzeit eine Kategorie von [145] aktiven und notwendigen Jüngern bei, die ein brennendes Verlangen haben, den Plan zu fördern. Ihr Arbeitsfeld liegt natürlich auf der physischen Ebene. Sie sind imstande, das wachgerufene Ideal systematisch auszugestalten. Dieses Ideal wird so viel von Gottes Idee in sich tragen, als es die jeweilige Epoche und Menschheit ersichtlich machen und in eine irdische Ausdrucksform bringen kann. Ihre Arbeit ist wirkungsvoll und notwendig und erfordert grosse Geschicklichkeit. Das ist der Strahl, der jetzt aktiv wird. Keiner der heutigen Strahlkämpfer im hierarchischen Kreuzzug kann ohne den Beistand der anderen erfolgreich arbeiten, und keine Gruppe kann es allein schaffen. Der Unterschied zwischen den Arbeitsmethoden der alten und neuen Zeit zeigt sich in der Idee der Führerschaft eines Einzelnen und der Führerschaft einer Gruppe. Im ersten Fall handelt es sich um einen Einzelmenschen, der auf eine neue Idee reagiert und sie seinen Zeitgenossen aufnötigt, im anderen Fall reagiert eine Gruppe von Menschen auf eine Idee. Daraus entwickelt sich Gruppenidealismus, der sich in eine ganz bestimmte Form verdichtet und so die zutage getretene Idee weiterträgt, ohne dass ein Einzelner die Vorherrschaft hätte. Das ist gegenwärtig die Hauptaufgabe eines Jüngers des siebten Strahls, und dafür muss er all seine Kraft einsetzen. Er muss jene mantrischen Machtworte aussprechen, die das Gelöbnis einer Gruppe sind und die Gruppenaspiration in Form einer organisierten Bewegung zum Ausdruck bringen, die etwas völlig anderes ist als eine «Organisation». Ein treffendes Beispiel für die Nützlichkeit eines solchen mantrischen Machtwortes, das eine ganze Gruppe ausspricht, ist der kürzlich gegebene grosse Anruf, der mit bemerkenswertem Erfolg benutzt wurde. Dieser Anruf sollte auch weiterhin angewendet werden, da er das Mantram ist, das den zur Wirkung kommenden siebten Strahl feierlich einführt. Das ist das erste Mal, dass solch ein Mantram der Menschheit dargeboten wurde.

All diese Strahlen arbeiten heute daran, eine spezifische Gruppenidee von sieben Meistern auszuführen, die durch ihre ausgesuchten und ausgewählten Dienstbeflissenen aktiv an dem Werk teilnehmen, das die einleitende Aktivität des siebten Strahls ist. Es hängt auch mit dem zunehmenden Einfluss des Wassermannzeichens zusammen. Die Meister und ihre grossen Gruppen von Jüngern, die [146] zusammen auf allen fünf Ebenen menschlicher Entwicklung sich betätigen, haben ihre akzeptierten Jünger, die unter Beobachtung stehenden, noch nicht angenommenen Jünger sowie die Aspiranten der Welt genau studiert. Sie haben davon eine bestimmte Anzahl ausgesucht, die in der äusseren Welt zu einer einheitlichen Gruppe verschmelzen sollen. Für diese Auswahl sind folgende Gesichtspunkte massgebend:

a) Empfänglichkeit für die Wassermann-Einflüsse.

b) Bereitschaft, in einer Gruppe und als integraler Teil dieser Gruppe zu arbeiten, ohne persönlichen Ehrgeiz oder Wunsch, ein Führer zu sein. Wenn ein solcher Wunsch besteht, wird dieser betreffende Jünger automatisch (wenn auch nur zeitweise) von dieser besonderen Aktion ausgeschlossen. Er kann deswegen noch immer gute Arbeit leisten, aber sie wird zweitrangig und mehr mit der alten Zeit verbunden sein, als mit der Arbeit der Neuen Gruppe der Weltdiener.

c) Eine Hingabe, die nichts zurückhält, was mit Recht gegeben werden kann.

d) Eine Harmlosigkeit, die, wenn auch unvollkommen, als Ideal vorhanden ist und vom Aspiranten ständig erstrebt wird.

Viele können an diesem Werk teilhaben. Ich habe hiermit das Gesetz des Dienens umrissen, in dem Bestreben, einen der stärksten esoterischen Einflüsse des Sonnensystems etwas klarer zu machen. Ich rufe alle zum Dienst auf, möchte aber daran erinnern, dass die hier angegebenen Erfordernisse für den Dienst erst dann erfüllt sind, wenn wir das Ziel der Meditation klarer erschauen und gelernt haben, uns den ganzen Tag über eine innere Einstellung zu bewahren, die auf spirituelle Fragen gerichtet ist. Wir müssen erst noch lernen, aus unserem Bewusstsein uns selbst als Hauptfigur unseres Lebensdramas auszulöschen. Dann - und nur dann - können wir unseren wirklichen inneren Möglichkeiten, Diener des Planes zu sein, gerecht werden.

4. Das Gesetz der Abstossung

Wir haben [147] hier ein höchst interessantes Gesetz zu betrachten. Es ist eines der wichtigsten göttlichen Gesetze, mit dem sich der Erdenpilger auf seinem mühseligen, äonen-langen Weg, zurück in die alte Heimat, auseinanderzusetzen hat. Es ist das vierte Gesetz, welches das Leben der Seele beherrscht und leitet.

                      Exoterischer                            Esoterischer                          Symbol                                     Strahl-Energie
                      Name                                       Name

Nr. 4. Gesetz der Abstossung.                  Das Gesetz aller                 Der Engel mit dem               Die zurücktreibende
                                                                       zerstörenden Engel.          flammenden Schwert.         Energie des ersten Strahls.

Bevor wir zu Einzelheiten übergehen, muss man wissen, dass dieses Gesetz ganz bestimmte Merkmale besitzt und grundlegende Wirkungen ausübt, die wir kurz aufzählen wollen:

1. Wenn sich die Energie betätigt, wirkt sie auseinandertreibend. Dieses Gesetz ist ein Werkzeug zerteilender Kräfte.

2. Wenn dieses Gesetz zur Wirkung kommt, verursacht es eine energische Zerstreuung oder Zurückweisung der Formaspekte des Lebens.

3. Es bewirkt einen Kontakt, der charakteristische Unterschiede macht. Das führt schliesslich zu «dem Weg göttlicher Weigerung», wie es esoterisch genannt wird.

4. Dessenungeachtet ist es ein Aspekt des Gesetzes der Liebe, des Vishnu- oder Christus-Aspekts, und betrifft eine geistige Einstellung der Seele, deren Urnatur Liebe ist.

5. Dieses Gesetz wirkt sich durch das Denkvermögen aus; es macht sich daher nur dann bemerkbar und seinen Einfluss fühlbar, wenn jemand sich auf dem Pfad der Jüngerschaft befindet.

6. Es ist die allererste Vorbedingung für wahre Selbsterkenntnis und enthüllt zugleich, dass es eine zerteilende oder zerstreuende Wirkung hat.

7. Es wirkt durch Liebe und zum Nutzen der Einheit, - der Form und der wesentlichen Existenz, die zuletzt die Form abstösst.

8. Es ist [148] ein Aspekt eines der grössten kosmischen Gesetze, des Gesetzes der Seele, welches das kosmische Gesetz der Anziehung ist; denn alles, was im Lauf der Zeit magnetisch angezogen wurde, wird automatisch und endlich von derselben Kraft wieder zurückgestossen, die es zuerst angezogen hatte.

Dieses Gesetz beeindruckt das Bewusstsein des Aspiranten vor allem mit der göttlichen Absicht und diktiert ihm jene höheren Impulse und spirituellen Entscheidungen, die ein Merkmal seines Fortschrittes sind. Die Qualität des ersten Strahls (als Unterstrahl des zweiten Strahls) wird hier sichtbar. Eine Form, eine Situation oder einen Zustand abzustossen und zurückzuweisen, das kann auch ein Zeichen und Beweis geistiger Liebe sein, die sich durch den Abstossungsvorgang betätigt. Das ist in dem uralten Symbol des Engels mit dem flammenden Schwert deutlich gemacht, der vor der Paradiespforte steht, um diejenigen abzuweisen, welche die Sicherheit dieses beschützten Platzes und seiner Seligkeit suchen, so, wie sie es in ihrer Vorstellung gern möchten. Dieser Engel tut dies mit liebendem Herzen und tat es seit undenklichen Zeiten. Dieser Seinszustand erkennender Wirklichkeit, den wir Paradies nennen, ist eine wesentliche Gefahr und voller Wagnisse für alle Menschen mit Ausnahme derer, die sich das Recht erworben haben, dort zu weilen. Der Engel beschützt den unvorbereiteten, dafür noch nicht gerüsteten Aspiranten, (nicht den Platz, den letzterer betreten möchte) und schützt ihn vor den Wagnissen und Gefahren jener Einweihung, die bestanden sein muss, bevor der Aspirant durch die fünf Abteilungen des Paradieses zu der Stätte kommen kann, wo Licht seine Heimat hat und wo die Meister der Weisheit leben und wirken. Dieser Gedanke liegt dem Logenbrauch zugrunde, einen Türhüter mit gezogenem Schwert vor dem Tor zum Logentempel zu postieren, um die Geheimnisse der Logengilde vor denen zu schützen, die noch uneingeweiht sind.

Da dieses Gesetz ein Aspekt des grundlegenden Gesetzes der Liebe ist, hat es mit der Psyche oder Seele zu tun. Daher besteht seine Funktion darin, die spirituellen Interessen des wahren Menschen zu fördern und die Macht des zweiten Aspekts, des Christus-Bewusstseins sowie [149] die Macht der Gottnatur darzutun. Das Gesetz «verwirft alles Unerwünschte, um das zu finden, wonach das Herz sich sehnt; so führt es den müden Pilger von einer Zurückweisung zur anderen, bis er richtig und untrüglich wählt und seine Grosse Entscheidung trifft.» Dieses Zitat ist dem Alten Kommentar entnommen.

Wir wollen unsere Ausführungen über die Wirkungsweise und Auswirkung des Gesetzes der Abstossung in drei Abschnitte teilen:

a) Das Gesetz der Abstossung im Hinblick auf die Funktion und Qualität des Verlangens.

b) Das Gesetz der Abstossung in seiner Auswirkung auf dem Pfad der Jüngerschaft und der Einweihung.

c) Das Gesetz der Abstossung, wie es «in sieben Richtungen vordringt und alles, womit es in Berührung kommt, in das Herz der sieben spirituellen Väter zurückzwingt.»

Dieses Gesetz wirkt durch die Seele in allen Formen. Es wirkt nicht, im wörtlichen Sinn, auf die Materie ein. Das ist nur insofern der Fall, als die Form eine Rolle spielt, wenn die Seele «sich zurückzieht» oder in okkultem Sinne die Form «von sich weist.» Unser Verständnis für die Auswirkung dieses Gesetzes wird daher weitgehend von dem Mass an Seelenkraft, das uns als Individuen bewusst wird und von dem Grad unseres Seelenkontaktes abhängen. Die erklommene Sprosse auf der Leiter der Evolution wird dafür bestimmend sein, wie wir dieses Gesetz handhaben (wenn ein derartiger Ausdruck gebraucht werden darf) und inwieweit wir imstande sind, auf dessen Einwirkung zu reagieren. Wenn es sich zeigt, dass wir ausserstande sind, seine Einwirkung irgendwie wahrzunehmen, so genügt das an sich schon, um den Stand unserer Entwicklung anzuzeigen. Solange unsere Denkkraft nicht rührig ist und solange wir nicht unser Denken klug benützen, gibt es keinen anderen Leitungsweg, durch welchen diese Energie einströmen und wirken kann. Man darf niemals vergessen, dass dieser energetische Einfluss oder dieses Gesetz unseres geistigen Seins den Willen, den Plan und die Absicht des göttlichen Lebens aufzeigt, das sich in einem Einzelmenschen oder in der Menschheit als Gesamtheit auswirkt. Solange noch Lein Lichtfaden da ist, der als Stromleiter fungiert, bleibt alles, was dieses Gesetz sagen und vermitteln kann, unbekannt, unverstanden [150] und ungenützt. Das sind die Gesetze, die ganz besonders für die Geistige Triade massgebend sind, für jene göttliche Dreiheit, die sich durch das Medium der Seele äussert, genau so, wie sich die drei Aspekte der Seele durch die Persönlichkeit manifestieren.

Daher kann nur derjenige die hier gemachten Angaben über dieses Gesetz verstehen, der geistig zu erwachen beginnt. Die ersten drei Gesetze, die wir bereits besprochen haben, haben mit den spezifisch geistigen Einflüssen zu tun, die von den drei Reihen der Blumenblätter ausgehen, aus denen die Ego-Lotosblume besteht. (Siehe Seite 944 Eine Abhandlung über Kosmisches Feuer).

1. Das Gesetz des Opfers: Die Blumenblätter des Opfers. Der Opferwille der Seele.

2. Das Gesetz des magnetischen Impulses: Die Blumenblätter der Liebe.

3. Das Gesetz des Dienens: Die Blumenblätter des Wissens.

Dieses vierte Gesetz der Abstossung wirkt sich durch das erste Gesetz des Opfers aus. Es übermittelt dem Aspiranten die Qualität, den Einfluss und die Tendenz der Geistigen Triade, welche die dreifältige Natur der Monade zum Ausdruck bringt. Der Einfluss der Triade wird in seiner vollen Stärke erst nach der dritten Einweihung wahrgenommen; dann wird die Macht des Geistes zum ersten Mal bewusst empfunden. Bis dahin wird hauptsächlich die zunehmende Herrschaft der Seele verspürt. Wir haben daher folgende Gesetze:

1. Das Gesetz der Abstossung. Viertes Gesetz: Atma. Spiritueller Wille. Dieser Einfluss kommt über die egoischen Blumenblätter des Opfers herein und bedient sich der Hilfe des Gesetzes des Opfers.

2. Das Gesetz des Gruppen-Fortschritts. Fünftes Gesetz: Buddhi. Spirituelle Liebe. Diese Qualität entströmt den Liebes-Blumenblättern des egoischen Lotos, unter der Mitwirkung [151] des Gesetzes vom magnetischen Impuls.

3. Das Gesetz der zunehmenden Reaktionsfähigkeit. Sechstes Gesetz: Manas. Die höhere spirituelle Denkkraft. Diese strömt über die Blumenblätter des Wissens und wird durch das Gesetz des Dienens unterstützt.

Diese höheren spirituellen Gesetze spiegeln sich in den drei niederen spirituellen Gesetzen wieder; sie finden über die Lotosblume des Ego und die Antahkarana hin zu dem niederen Bewusstsein. Diese Feststellung betrifft das zweite Postulat, das im Zusammenhang mit dem Gesetz der Abstossung von grundlegender Bedeutung ist. Das erste Postulat betrifft die bereits erwähnte Feststellung, dass erst ein Lichtfaden als Zuleitungsweg vorhanden sein muss, sonst bleibt alles, was dieses Gesetz sagen und vermitteln will, ungewusst und unverstanden.

Die sechs Gesetze geben uns den Schlüssel zu dem psychologischen Gesamtproblem eines jeden Menschen. Es gibt keinen Lebenszustand, der nicht auf eine bewusste oder unbewusste Reaktion auf die grundlegenden Einflüsse dieser natürlichen und spirituellen Gesetze zu beziehen wäre. Wenn die Psychologen die drei Grundgesetze des Universums und die sieben Gesetze (durch welche die Grundgesetze ihren Einfluss ausüben) akzeptieren würden, könnten sie das Wesen des Menschen viel rascher erfassen, als es heute der Fall ist. Die drei Grundgesetze sind, wie schon im Buch «Kosmisches Feuer», Seite 663 erwähnt:

1. Das Gesetz zweckmässiger Wirtschaftlichkeit; es lenkt in der Hauptsache des Menschen Instinktnatur.

2. Das Gesetz der Anziehung beherrscht den Seelenaspekt des Menschen und aller Lebensformen, von einem Atom bis zu einem Sonnensystem.

3. Das Gesetz der Synthese wird über den Menschen Macht bekommen, wenn er bis zu den Einweihungen vorgedrungen ist. Einstweilen bedeutet es für seine Entwicklung nicht viel.

Dann haben wir die sieben Nebengesetze, welche die evolutionäre [152] Entfaltung des Menschen als Person und als Seele leiten. Es sind die folgenden l. Das Gesetz der Vibration, das atomische Gesetz des Sonnensystems.

2. Das Gesetz der Kohäsion, ein Aspekt des Gesetzes der Anziehung.

3. Das Gesetz der Auflösung (des Zerfalls).

4. Das Gesetz der magnetischen Kontrolle. Es steuert die Persönlichkeit von der Monade aus und benützt hierfür die Wesensart der Seele.

5. Das Gesetz der Fixierung. Vermittelst dieses Gesetzes erhält das Denkvermögen die Vorherrschaft und stabilisiert sich.

6. Das Gesetz der Liebe; es wandelt die niedere Wunschnatur um.

7. Das Gesetz des Opfers und des Todes.

(Eine Abhandlung über Kosmisches Feuer, Seite 664).

Die sieben Gesetze betreffen die Formseite des Lebens. Zu diesen zehn Gesetzen müssen die sieben Gesetze der Seele, die wir hier studieren, hinzugenommen werden. Diese beginnen ihre Wirkung auf den Menschen erst dann auszuüben und seine spirituelle Entwicklung zu beschleunigen, wenn er sich der Disziplinierung auf dem Pfad der Bewährung und Läuterung unterworfen hat. Er ist dann so weit bereitet, um in die letzten Stadien des Pfades einzutreten.

Diese sieben Gesetze sind das Fundament für jegliches psychologische Verständnis, das auf Wahrheit beruht. Sobald der Mensch deren Einfluss besser versteht, gelangt er zur wirklichen Selbsterkenntnis. Er wird sich dann der vierten Einweihung unterziehen können, die ihn vom Zwang der Inkarnation befreit. Diese Wahrheit bildet die Grundlage der Freimaurer-Lehre und kommt in den ersten achtzehn Graden symbolisch zum Ausdruck. Man kann diese Grade in vier Gruppen einteilen: - Eintritt als Lehrling, Geselle im Handwerk (worauf der . . . Grad folgt), Meister-Maurer (gefolgt von dem ....) und die klassifizierten Grade, die im schottischen Ritus die Nummern vier bis siebzehn tragen. Diese siebzehn Grade sind eine Vorbereitung für den vierten Hauptgrad, den ein Mitglied erhalten kann, der ein Meister-Freimaurer ist. Dieser Grad kann nur von [153] einem Meister erworben werden, der im Besitz des Verlorenen Wortes ist. Er stand vom Tode auf; man liess ihn ein, er bestand die Prüfung und erhielt einen Rang; nun kann er sich weiter vervollkommnen. Darin liegt ein grosses Mysterium. Diese siebzehn Grade, die zum ersten grossen Schritt führen (den der erstandene Meister unternimmt) hängen innerlich mit den siebzehn Gesetzen zusammen, die wir nannten. Es bestehen bemerkenswerte Parallelen zwischen den folgenden vier Gruppen:

1. Die achtzehn Gesetze:

a) Die drei Hauptgesetze des Universums.

b) Die sieben Nebengesetze des Sonnensystems.

c) Die sieben Grundgesetze der Seele; zu diesen kommt, was man das grosse Gesetz der Gottheit Selber nennen könnte, das Gesetz, das Gottes ganze Zielsetzung in sich schliesst.

2. Die achtzehn Unterebenen, durch die der Mensch wandern muss:

a) Die sieben physischen Unterebenen.

b) Die sieben astralen Unterebenen oder Welten des Gefühls und Verlangens.

c) Die vier niederen mentalen Unterebenen.

3. Die achtzehn Grade der Freimaurer, vom Lehrlingsgrad bis zum vollendeten Eingeweihten des Rosenkreuzgrades.

4. Die achtzehn Kraftzentren, mit denen der spirituelle Mensch zu wirken hat:

a) Die sieben Zentren im Ätherkörper.

b) Die sieben Zentren im Astralkörper.

c) Die drei Reihen von Blütenblättern in der egoischen Lotosblüte.

d) Das «Juwel in der Lotosblüte», im Herzen der «Blume der Seele» - das achtzehnte Zentrum.

Ein rechtes Verstehen dieser symbolischen Beziehungen wird viel Licht auf den Weg werfen, den die in einem Körper lebende Seele durchwandern muss und es wird die Grundlage für alle wahren esoterisch-psychologischen Studien bilden.

a) Das Gesetz von Abstossung und Begehren

Dieses Kapitel, mit [154] dem wir uns jetzt zu beschäftigen haben, befasst sich ganz besonders mit dem Hauptproblem der Menschheit. Wir werden es jedoch nur ganz kurz streifen, da wir uns weniger mit dem Problem des Aspiranten als mit dem des Jüngers beschäftigen wollen. Dem ganzen psychologischen Problem der Menschheit - als Gesamtheit - liegt jene charakteristische Einstellung zum Leben und Dasein zugrunde, die wir Verlangen nennen. Was sich sonst noch an Triebkräften geringerer Intensität vorfindet, geht alles auf diesen Grundtrieb zurück oder dient ihm oder hat hier seinen Ursprung. Professor Freud nennt diesen Drang «Sexualtrieb», eine Bezeichnung, die indessen nur ein anderer Name für die triebhafte Anziehungskraft ist, die im Nicht-Selbst ruht. Andere Psychologen nennen diese Triebkraft, die des Menschen Leben beherrscht, sein «Wunschleben», und sie zählen alle damit verwandten charakteristischen Regungen, Gemütsreaktionen und Gedankeneinstellungen mit den zugrundeliegenden Wünschen, Gelüsten und Besitzsüchten zu den «Abwehrmassnahmen» oder «Auswegen», die dem Menschen aus den unvermeidlichen und schwierigen Situationen seiner Umgebung ein Entschlüpfen ermöglichen. Um diese Sehnsüchte und Wünsche erfüllt zu sehen, mühen sich die Menschen ab und setzen ihr ganzes Leben ein; und alles, was sie beginnen, entspringt dem Bestreben, der Wirklichkeit und ihren harten Forderungen Genüge zu leisten, den Herausforderungen des Lebens mit dem Verlangen nach Glück und himmlischer Seligkeit, und mit dem Anspruch auf schliessliche Erfüllung des erhofften Idealzustandes die Stirn zu bieten.

Das ganze Leben ist von irgendeiner Form eines inneren Dranges nach Befriedigung beherrscht. Dieser Drang ist charakteristisch für das Suchen und Streben des Menschen in jedem Stadium seiner Entwicklung, - sei es der instinktmässige Drang der Selbsterhaltung, der im Wilden als Nahrungssuche oder beim zivilisierten Menschen in wirtschaftlichen Problemen zum Ausdruck kommt, sei es der Trieb der Arterhaltung, der sich heute in Gelüsten eines verwickelten Geschlechtslebens Befriedigung verschafft, sei es die Sucht, populär, geliebt und geschätzt zu sein, sei es das Streben nach intellektuellen [155] Freuden und geistiger Wahrheitserkenntnis, oder sei es die tiefwurzelnde Sehnsucht nach Freuden des Himmels und ewiger Ruhe, die den Christen so gefangen nimmt, oder das Streben nach Erleuchtung, nach dem es den Mystiker verlangt, oder der «sehnliche Wunsch» des Okkultisten, mit der Wirklichkeit eins zu werden. All das ist Verlangen, das in irgendeiner Form zum Ausdruck kommt, und von diesen Antrieben wird die ganze Menschheit beeinflusst und beherrscht, entscheidend beherrscht würde ich sagen; das ist einfach eine Feststellung von Tatsachen.

Diese Erkenntnis, dass der Mensch einen so tiefgründigen Hang hat, der ihn beherrscht, machte Buddha zur Grundlage seiner Lehre. Sie kommt in den «Vier Edlen Wahrheiten» der buddhistischen Philosophie zum Ausdruck; sie lauten in kurzer Fassung:

Die Vier Edlen Wahrheiten

a) Existenz in der Erscheinungswelt ist von Leid und Kummer nicht zu trennen.

b) Die Ursache allen Leidens ist das Verlangen nach einem Dasein in der äusseren Welt.

c) Alle Leiden nehmen ein Ende, wenn das Verlangen, in einer äusseren Welt zu leben, erlischt.

d) Der Weg, der das Leiden beendet, ist der edle achtfältige Pfad.

Christus erkannte, wie dringend notwendig es sei, dass der Mensch von seiner eigenen Wunsch-Natur loskomme. Daher betonte er, dass man das Wohl des Nächsten und nicht sein eigenes im Sinne haben solle. Er empfahl ein Leben des Dienens und der Selbsthingabe, ein Leben in Selbstvergessen und Liebe zu allen Wesen. Nur auf diesem Weg können die Gedanken und «das Auge des Herzens» von den eigenen Bedürfnissen und deren Befriedigung zu den wichtigeren Forderungen hingelenkt werden, welche die ganze Menschheit betreffen.

Solange der Mensch noch nicht auf dem Pfad der Vollkommenheit wandelt, kann er das gebieterische Verlangen seiner eigenen Seele, [156] sich vom Streben nach äusserer, materieller und sinnlicher Befriedigung freizumachen und das Wünschen aufzugeben, nicht verstehen. Gerade dieses Verlangen zeigte an, dass die Seele «Fleisch werden» musste, um gemäss dem Gesetz der Wiedergeburt für eine gewisse Periode tätig zu sein. Je weiter die Läuterung des Menschen auf dem Probepfad voranschreitet, umso stärker und deutlicher wird dieses Verlangen, dem Wunschleben zu entsagen. Wenn er dann zum Jünger geworden ist, kann das Gesetz der Abstossung zum erstenmal wirksam werden und die menschlichen Reaktionen leiten und beherrschen. Anfänglich findet diese Kontrolle unbewusst statt. Wenn aber der Jünger eine Einweihung nach der anderen besteht und sein Verständnis zunimmt, wird diese Lenkung immer wirksamer und sie wird auch bewusster empfunden.

Es liegt nicht in unserer Absicht, uns in dieser Abhandlung mit dem Werdegang des unentfalteten und unentwickelten Menschen in bezug auf die Gesetze der Seele zu beschäftigen. Ich suche nur den Weg des hochintelligenten Menschen, der Weltaspiranten und Weltjünger klarzulegen. Der Fortschritt des unentwickelten und Durchschnittsmenschen lässt sich in den folgenden Feststellungen zusammenfassen; sie beschreiben in zeitlicher Reihenfolge die einzelnen Stadien des Fortschritts unter den Eingebungen seiner Wunsch-Natur:

1. Der Drang nach Erleben, physischer Existenz und Befriedigung der natürlichen Instinkte.

2. Dem Sammeln von Erfahrungen, dem verstandesmässigen Erfassen des Erlebten und dem Daseinsdrang folgt ein gesteigertes Verlangen nach willfährigerem Schicksal und grösserer Schicksalsgunst.

3. Zeitläufe folgen einander, in denen nur das Verlangen nach Befriedigung herrscht. Dann kommt eine Periode, welche die gesuchte Befriedigung gewährt; aber das ist nur eine Zeitlang der Fall und sofort werden neue Wünsche wach. Das ist die summarische Geschichte der Menschheit.

4. Dann sucht der Mensch, ständig und nachhaltig, Erfahrungen auf den drei Ebenen der menschlichen Evolution zu sammeln.

5. Wieder macht er Erfahrungen, aber dieses Mal als integrierte Persönlichkeit.

6. Was er ersehnt, wird [157] ihm erfüllt, bis Übersättigung erfolgt; zur gegebenen Zeit erhalten alle Menschen das, was sie verlangen.

7. Hierauf folgt die Willfährigkeit für innere spirituelle Belange, für Glück und Seligkeit. Der «Wunsch nach dem Himmel» wird nun stark.

8. Verschwommen kommt die Erkenntnis, dass zwei Dinge nötig sind: Läuterung und die Fähigkeit, richtig zu wählen; diese Fähigkeit ist das rechte Unterscheidungsvermögen.

9. Die Gegensatzpaare werden nun innerlich erschaut.

10. Danach folgt die Einsicht, dass ein enger Pfad zwischen diesen Gegensatzpaaren verläuft.

11. Dann folgt die Jüngerschaft und damit (während einer langen Zeit) das Abstossen und Zurückweisen des Nicht-Selbst.

Das ist die Geschichte des Menschen, kurz und unzulänglich dargestellt, - seine Suche nach Glück, Freude und Beseligung; oder vom Gesichtspunkt klarer Erkenntnisse aus: sein Fortschritt von einem Instinktleben zu einem intellektuellen Leben, vom gedanklichen Erfassen zum Stadium der Erleuchtung und, wenn er fortan von der grossen Illusion befreit ist, zum endlichen Einswerden mit der Wirklichkeit.

Wenn jemand ein Jünger ist, sind zwei Faktoren dafür bestimmend, wie schnell er das Gesetz der Abstossung wirksam machen kann. Der eine ist die Qualität seiner Motive. Nur der sehnliche Wunsch, Dienste zu tun, ist genügend wirksam, um die notwendige Neuorientierung zu erlangen und sich einer neuen Lebensweise zu unterwerfen. Der zweite Faktor ist die Bereitwilligkeit, koste es was es wolle, dem Licht, das in ihm und um ihn herum ist, gehorsam zu sein. Dienstwilligkeit und Gehorsam sind die grossen Methoden, die Befreiung bringen. Sie sind die treibenden Kräfte, die das Gesetz der Abstossung zur Wirkung bringen und so dem Aspiranten helfen, die langersehnte Befreiung zu erlangen. Dienstwerke machen ihn vom persönlichen Gedankenleben und von persönlichen Entschlüssen frei. Durch Gehorsam seiner Seele gegenüber gliedert er sich in das grössere Ganze ein und weist seine eigenen [158] Wünsche und Impulse zurück - im Interesse des grösseren Menschheitswohles und für Gott selbst. Gott ist der Grosse Dienende, der sein göttliches Leben dadurch bezeigt, dass er Liebe für die Menschheit in seinem Herzen trägt.

Und dennoch - wenn diese einfachen Wahrheiten ausgesprochen werden, und uns ans Herz gelegt wird, unseren Brüdern zu helfen und unserer Seele Gefolgschaft zu leisten, so kommt uns das alles so alltäglich und so uninteressant vor, dass wir kaum darauf reagieren. Würde uns jemand erzählen, dass der Gebrauch einer bestimmten Meditationsformel oder einer bestimmten Atemmethode, oder die regelmässige Konzentration auf ein bestimmtes Zentrum uns von dem Rad der Inkarnation befreien und uns mit dem spirituellen Selbst und seiner Welt wesensgleich machen würde, dann würden wir hocherfreut und bereitwilligst solche Anweisungen ausführen. Doch wenn man uns im Sinne der okkulten Wissenschaft anrät, Dienste zu tun und zu gehorchen, dann haben wir kein Interesse. Und doch ist zur Erweckung des Herzzentrums keine andere Methode so wirksam wie der Dienst an der Menschheit, und nichts ist so machtvoll, um in den beiden Kopfzentren eine Reaktion auf die Einwirkung der seelischen Kräfte zu erwecken und sie zu einem einzigen Feld seelischer Erkenntnis zu vereinen, wie Gehorsam. Wie wenig verstehen die Menschen die Wirkungskraft ihrer inneren Antriebe! Wenn der Drang, Wünsche zu befriedigen, der Grunddrang im Formleben des Menschen ist, so ist der Drang, seinen Mitmenschen zu dienen, ein gleich fundamentaler Antrieb der menschlichen Seele. Das ist eine der wichtigsten Aussagen dieses Kapitels. Diesem seelischen Impuls ist bisher selten Genüge getan worden. Immerhin sind Anzeichen vorhanden, dass ein solcher Drang, selbst in Menschen, die zu den unerwünschten Typen zählen, lebendig ist. In Augenblicken, wenn das Schicksal an die Tür klopft, wenn eine unmittelbare kritische Situation eintritt oder unübersteigbare Schwierigkeiten auftreten, dann erwacht im Menschen die Bereitwilligkeit, Dienste zu tun. Des Menschen Herz ist unverdorben, aber wie oft noch im Schlaf versunken .

Diene und gehorche! Das sind die Losungsworte im Leben des Jüngers. Sie wurden durch fanatische Propaganda verzerrt und brachten philosophische und theologische Formeln hervor; zwar steckt in diesen Formeln auch ein Wahrheitskern, doch wurden sie [159] dem Menschen in einer Weise dargestellt, dass er an persönliche Hingabe und Gehorsam den Meistern und Führern gegenüber dachte, anstatt in allem der Seele zu dienen und zu gehorchen. Die Wahrheit bricht sich jedoch immer mehr Bahn und muss am Ende siegen. Sobald ein Aspirant auf dem Bewährungspfad dieses Zukunftsbild (mag es noch so matt sein) innerlich erschaut hat, dann wird das Gesetz des Verlangens, das ihn seit undenklichen Zeiten beherrscht hat, langsam und sicher dem Gesetz der Abstossung Platz machen; und dieses wird ihn mit der Zeit von der Knechtschaft des Nicht-Selbst befreien. Dadurch wird er zu jener Urteilskraft und leidenschaftslosen Haltung kommen, die den Menschen kennzeichnet, der seiner Befreiung entgegengeht. Wir dürfen indes nicht vergessen, dass ein Aspirant, der seinen Scharfsinn nur auf die Entschlossenheit, frei zu werden, gründet und dessen beherrschte Gefühle ein hartes Herz verraten, sich in einem Gefängnis aus harten Wänden wiederfinden wird, die weit schwieriger zu durchbrechen sind als die gewohnte Kerkerhülle, in der ein selbstsüchtiger Durchschnittsmensch lebt. Solch spirituelles Verlangen, das nur der Selbstsucht entspringt, ist oft ein Hauptfehler der sogenannten Esoteriker, den man sorgsam vermeiden muss. Ein weiser Mensch wird sich daher befleissigen, zu dienen und zu gehorchen.

b) Das Gesetz der Abstossung auf dem Pfad der Jüngerschaft und der Einweihung.

Wenn der Aspirant den Scharfsinn (das geistige Gegenstück des Geruchssinnes, der als letzter der fünf Sinne in der Menschheit hervortreten wird) genügend entwickelt hat und er die Paare der Gegensätze wirklich kennt und einen Blick dafür bekam, was sie beide nicht sind, dann kann er auf den Pfad der Jüngerschaft übergehen und damit jene schwere Aufgabe beginnen, in Übereinstimmung mit den spirituellen Gesetzen, besonders mit dem Gesetz der Abstossung, zu wirken. Anfangs wird er den Einfluss dieses Gesetzes kaum bemerken. Es wird für ihn genau so schwierig sein, die verwickelte Situation zu durchschauen und die möglichen Auswirkungen dieses Gesetzes zu ermessen, wie es für einen durchschnittlichen Arbeiter, der nur eine mittelmässige Bildung besitzt und von esoterischen Fragen absolut nichts weiss, schwierig wäre, die Bedeutung einer [160] okkulten Wahrheit zu erfassen, wie z.B. die folgende: «Das Bauen der Antahkarana zwischen dem höheren und niederen Manas durch den göttlichen Agnishvatta, den Sonnenengel, der durch die egoische Lotosblume wirkt, ist die Aufgabe, die während des kontemplativen Stadiums der Meditation durchgeführt werden muss.» Diesen Satz kann jeder durchschnittliche Student des Okkultismus mit seinem Verstand leicht erfassen, doch der ungeschulte Mensch wird ihn völlig unverständlich finden. Für einen Jünger, der eben erst den Pfad der Jüngerschaft betritt, ist das Gesetz der Abstossung genau so schwierig zu erfassen. Er muss begreifen lernen, wie das Gesetz wirkt; dann muss er drei Dinge erlernen:

1. Er muss sich durch Dienstleistungen ständig dezentralisieren und so darangehen, seine Persönlichkeit in okkultem Sinn «abzustossen». Liebe zu allen Wesen muss sein Motiv sein, und nicht der Wunsch nach eigener Befreiung.

2. Er muss die Paare der Gegensätze verstehen lernen und beginnen den «edlen Mittelweg», von dem Buddha sprach, in esoterischem Sinn zu «isolieren», von anderen Wegen abzusondern.

3. Er muss die Worte Christi, der den Menschen einschärfte, «ihr Licht scheinen zu lassen», voll erfassen und so beginnen, den Lichtpfad aufzubauen, der ihn zum Lebenszentrum führt und ihm aus dem Dunkel ins Licht, vom Schein ins Sein und vom Tod zur Unsterblichkeit den Weg weist. Das ist der wahre Antahkarana-Weg, den der Jünger (symbolisch gesprochen) aus sich heraus weben muss, genau so, wie eine Spinne ihre Fäden wirkt.

Dienste zu tun, einen Begriff von dem WEG zu bekommen und einen richtigen Flucht- oder Befreiungsweg aufzubauen - das ist die Aufgabe, die auf dem Pfad der Jüngerschaft zu bewältigen ist. Dieses Ziel ist allen Studierenden der esoterischen Wissenschaften in dieser Zeit gesetzt - vorausgesetzt, dass ihr Wunsch stark genug ist, [161] und dass sie sich für selbstlose Arbeit zum Wohl der Mitmenschen schulen können. Wenn ihnen das gelingt und sie immer mehr der Erfahrung näher kommen, die nichts mehr mit den Gegensatzpaaren zu tun hat (wenn sie also «den Zentralen WEG» gewonnen haben), dann beginnt das Gesetz der Abstossung ohne Unterbrechung wirksam zu werden. Nach der dritten Einweihung wird dieses Gesetz beginnen, in der Beherrschung des Lebens das leitende Prinzip zu sein.